Zwei Bronzeschwerter aus Westanatolien/ Two Bronze Swords from Western Anatolia

June 14, 2017 | Author: Derya Yalçıklı | Category: Anatolian Archaeology
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DERYA YALÇIKLI

Zwei Bronzeschwerter aus Westanatolien Schlüsselwörter: Anatolien, Balïkesir, Bronzezeit, Waffen, Bronze – Keywords: Anatolia, Balïkesir, Bronze Age, Weapons, Bronze – Anahtar sözcükler: Anadolu, Balïkesir, Bronz Çaþï, Silahlar, Bronz

Archäologisches Material, das aus ungeklärten Fundzusammenhängen in die Museen kommt, kann zur Klärung der Kulturgeschichte einer Region beitragen, auch wenn dieser Beitrag begrenzter als derjenige von gesicherten Funde aus einer Ausgrabung ist. Dies können zwei Schwerter aus dem archäologischen Museum in Selçuk, die aus zwei verschiedenen Orten Kleinasiens stammen, verdeutlichen. Das erste Schwert wurde von Abidin Esmeray im Jahre 1994 in der Gegend von Balïkesir gefunden (Abb. 1, 1; 2, 1; 5) und dann dem archäologischen Museum Selçuk verkauft. Das zweite, 1974 in Bodrum bei Milas von Cengiz Baykal entdeckt, kam ebenfalls ins archäologische Museum von Selçuk (Abb. 1, 2; 2, 2; 5).

Ich möchte mich herzlich bei allen bedanken, die mir die Untersuchung des Materials und die Veröffentlichung dieser Arbeit ermöglicht haben: der Generaldirektion für Altertümer und Museen im Kultusministerium der Republik Türkei und dem Personal des Archäologischen Museums in Selçuk sowie der Archäologin Ümran Yürük. Abbildungsnachweis: Abb. 1, 1 = Foto ####. – Abb. 1, 2 = Foto ####. – Abb. 2, 1 = Zeichnung ###. – Abb. 2, 2 = Zeichnung ###. – Abb. 3, 1 = A. Ertekin – Ï. Ediz in: M. J. Mellink – E. Porada – T. Özgüç (Hrsg.), Aspects of Art and Iconography: Anatolia and its Neighbours. Studies in Honor of Nimet Özgüç (1993) Abb. 1. – Abb. 3, 2 = Ünal 1999 Abb. 2. – Abb. 3, 3 = Sandars 1961 Abb. 19, 7. – Abb. 3, 4 = Sandars 1961 Taf. 18, 2. – Abb. 3, 5 = Sandars 1961 Taf. 18, 4. – Abb. 3, 6 = Sandars 1961 Taf. 18, 3. – Abb. 4, 1–3 = Sandars 1961 Taf. 18, 5; 19, 1. 2. – Abb. 4, 4 = Sandars 1963 Taf. 27, 52. – Abb. 4, 5 = Sandars 1963 Taf. 27, 53. – Abb. 5 = Verfasser. Abgekürzt zitierte Literatur: Erkanal 1977 Müller-Karpe 1994

Sandars 1961 Sandars 1963 Ünal 1999

H. Erkanal, Die Äxte und Beile des 2. Jahrtausends in Zentralanatolien, PBF IX 8 (1977) A. Müller-Karpe, Anatolische Bronzeschwerter und Südosteuropa, in: O.-H. Frey – H. W. Böhme – C. Dobiat (Hrsg.), Festschrift für Otto-Herman Frey zum 65. Geburtstag. Marburger Studien zur Vor- und Frühgeschichte 16 (1994) 431–444. N. K. Sandars, The first Aegean swords and their ancestry, AJA 65, 1961, 17–29. N. K. Sandars, Later Aegean bronze swords, AJA 67, 1963, 117–153. A. Ünal, A Hittite Mycenaean Type B Sword from The Vicinity of Kastamonu, Northwest Turkey, Bulletin of The Middle Eastern Culture Center in Japan 11, 1999, ###–###.

1 Balïkesir – 2 Bodrum

Abb. 2

1 Balïkesir – 2 Bodrum

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Form der Schwerter Das Schwert von Balïkesir Das 59,9 cm lange Schwert von Balïkesir (Inventarnummer 1/23/94) ist vollständig erhalten (Abb. 1, 1; 2, 1). Die zweischneidige Klinge des Schwertes verjüngt sich vom Griff an und läuft spitz aus. Sie ist 50,7 cm lang und 0,7 cm dick; im Zentrum befindet sich eine breite, flache Mittelrippe. Die Griffzungen sind um 0,7 cm nach außen gebogen; das Heft ist 7 cm lang. Die Randleisten sind von den Griffzungen zum Heft hin konkav weitergeführt, wo sie dann flach auslaufen. Am Heft sind die Leisten mit einer Höhe von 0,5 cm niedriger als an der Griffzunge. Von den fünf Nietlöchern mit 0,6 bis 0,7 cm Durchmesser entfallen drei auf die Griffzunge, zwei auf das Heftteil. Das Schwert von Bodrum Das Schwert von Bodrum (Inventarnummer 1/13/74) ist mit 53,7 cm Länge komplett erhalten (Abb. 1, 2; 2, 2). Die 38,7 cm lange und 0,8 cm dicke Klinge verjüngt sich ab dem Griff und endet in einer scharfen Spitze. Auf beiden Seiten der Klinge liegt in der Mitte eine Rippe mit rundem Querschnitt. In diese sind sechs Rillen eingetieft, seitlich der Mittelrippe liegen nochmals jeweils zwei Rillen, die jeweils ca. 1 cm tief sind. Diese Rillen enden am Griffansatz und laufen bogenförmig aus. Die insgesamt 12,7 cm breite, auf beiden Seiten hornartig gebogene Schulter wird gebildet aus 1,7 cm breiten Randleisten, die nach unten zur Schneide hin auslaufen und sich oben am 15 cm langen Griff fortsetzen. An der Griffplatte ist eine 0,6 cm dicke Zunge angesetzt, die zur Spitze hin schmaler wird. Pproduktionstechnik Die Schwerter sind aus Bronze gegossen und dann in Form geschmiedet worden. Die Schneiden sind scharf geschliffen. Die Griffleisten wurden umgeschlagen und gehämmert um ein organisches Heft zu fixieren. Am Schwert aus Bodrum wurde zu diesem Zweck ausschließlich das Metall an beiden Seiten der Schulter durch Hämmern umgeschlagen, während durch den Griff des Schwertes aus Balïkesir zusätzlich Nietlöcher geschlagen wurden, um ein Heft zu fixieren. Wie die hochgeschlagenen Ränder der Griffe zeigen, waren beide Schwerter an den Griffen mit Heften ausgestattet, die im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Aufgrund von anderen Beispielen1 kann davon ausgegangen werden, da² das Füllmaterial Holz oder Bein war. Die Griffzunge des Schwertes aus Bodrum ist lang und schmal ausgeführt. Auf das Heft war wohl ursprünglich ein halbkugeliger oder kugelförmiger Knauf aufgesetzt2.

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E. J. Forsdyke, BSA 28, 1926–1927, 282 Taf. 19, 2. Ünal 1999, 214.

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Abb. 3 1 Boþazköy – 2 Kastamonu – 3 Izmir – 4 Tell el Ajjul – 5 Ras Shamra – 6 Atchana

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Verbreitung der Schwerter in Anatolien 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. Die Schwerter3 vom Aslantepe4, die ans Ende des 4. Jts. v. Chr. datieren, stellen die frühesten aus Anatolien bekannten Beispiele aus Metall dar. Funde aus den Gräbern von Alacahöyük5 und Horoztepe6 im nördlichen Mittelanatolien und dem Fundkomplex von Soloi-Pompeiopolis7 in Südanatolien, zeigen, dass noch im 3. Jt. v. Chr in Anatolien Griffzungenschwerter weit verbreitet waren. 2. Jahrtausend v. Chr. Im 2. Jt. v. Chr. wurden Schwerter in Anatolien vermehrt verwendet. Griffzungenschwerter, die an das beginnende 2. Jt. v. Chr. datieren, wurden in Südanatolien, in der Umgebung von Sakçagözü8, in Mittelanatolien, in Kültepe9, und im Norden Mittelanatoliens in der Umgebung von Çorum10 gefunden. In der Mitte und zweiten Hälfte des 2. Jts. v. Chr. wurden alle Schwerter aus Bronze hergestellt. Beispiele dieser Zeit kennt man aus Ostanatolien (das Schwert aus Diyarbakïr11), Mittelanatolien (so ein Schwert mit Inschrift aus der Umgebung von Boþazköy12, Abb. 3, 1), Nordwestanatolien (das Buz Maþarasï-Schwert13, das in der Umgebung von Kastamonu gefunden wurde (Abb. 3, 2), sowie ein Schwert aus den Museen von Bolu14 und Tokat15). Weitere Schwerter stammen aus dem

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Moorey unterscheidet Schwerter und Dolche gleicher Form anhand der Länge. Solche, die eine Länge von mehr 36 cm haben, sind für Moorey Schwerter. Bei dieser Klassifizierung bewertet er die von 36 cm bis 50 cm als Dolche (»dirk«), solche, die länger als 59 cm sind, als Schwerter. (P. R. S. Moorey, Catalogue of the Ancient Bronzes in the Ashmolean Museum (1971) 66 Anm. 1). A. Palmieri, AnatSt 31, 1981, 104 Abb. 3. 1–4; M. Frangipane in: G. P. Carratelli – F. Berti – D. B. Ferreco – M. Frangipane – S. Lagona (Hrsg.), Scavi Archeologici Italiani in Turchia (1993) 67–68. R. O. A. Koæay, Ausgrabungen von Alaca Höyük 1936 (1944) 118–120 Taf. 81, 26; ders., Türk Tarih Kurumu Tarafïndan Yapïlan Alaca Höyük Kazïsï, 1937–1939’daki Çalïæmalara ve Keæiflere Ait Ïlk Rapor (1951) 70. 72. 75. 167. 170 Taf. 183, 1; 203. T. Özgüç – M. Akok, Horoztepe. Eski Tunç Devri Mezarlïþï ve Ïskan Yeri (1958) 31 Anm. 67 Taf. 18, 15. 16. 19. K. Bittel, ZA 12, 1940, 189 f. Taf. 4 Nr. S 3413. G. D. Summers, AnatSt 41, 1991, 185, Abb. 7, 8; Müller-Karpe 1994, 434–444 Abb. 3. a–b; 5, 1. Erkanal 1977, 36 Taf. 12, 28. Müller-Karpe 1994, 431–434 Abb. 2, 1. H. G. Güterbock in: C. Dobiat (Hrsg.), Studies in Honor of Benno Landsberger on His Seventy-Fifth Birthday (1965) 197 f.; K. Bittel, Die Hethiter, Die Kunst Anatoliens vom Ende des 3. bis zum Anfang des 1. Jahrtausends vor Christus (1976) 221 Abb. 255. A. Ünal – A. Ertekin – Ï. Ediz, Müze/Museum 4, 1990–1999, 50–52; A. Ertekin – Ï. Ediz in: M. J. Mellink – E. Porada – T. Özgüç (Hrsg.), Aspects of Art and Iconography: Anatolia and its Neighbours. Studies in Honor of Nimet Özgüç (1993) 719–725; A. Ünal in: M. J. Mellink – E. Porada – T. Özgüç (Hrsg.), Aspects of Art and Iconography: Anatolia and its Neighbours. Studies in Honor of Nimet Özgüç (1993) 727–730; Müller-Karpe 1994, 434–437 Abb. 3 a. b; M. Salvini – L. Vagnetti, PP 276, 1994, 215–236; A. Ünal, TTKY 6 Nr. 45, 1996, 59 Anm. 165; E. H. Cline, BSA 91, 1996, 137–153; H.-G. Buchholz, Journal of Prehistoric Religion 8, 1994, 20–23; P. S. Morris, Aegeum 18, 1998, 281–289; Ünal 1999, 209–221. Ünal 1999, 207–221. Müller-Karpe 1994, 441–442 Abb. 5, 1. T. Özgüç, Maæat Höyük Kazïlarï ve Çevresindeki Araætïrmalar (1978) 33 Abb. 82 Taf. 68, 8.

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Seengebiet in Südwestanatolien und befinden sich heute im Museum von Burdur16, andere sind aus Westanatolien (Panaztepe17), der Umgebung von Izmir18 (Abb. 3, 3), aus Bergama19 (Abb. 4, 4), Bodrum/Mumcular20 und Milet21 bekannt. Zu dieser Gruppe gehören schließlich noch die Funde von Æarköy22 und dem Schiffswrack von Uluburun23. Die Entwicklung der Form und Vergleich Schon seit frühester Zeit zeigen die anatolischen Schwerter eine Vielzahl verschiedener Herstellungstechniken und Formen. Bei der Entwicklung der Formen waren Dolche und Messer, die häufiger hergestellt wurden, Vorbild für die Fabrikation von Schwertern. Eine Besonderheit bei den Dolchen und Schwertern des 3. Jts. v. Chr. ist die Zunge am Griff, die als Zapfen für das Heft dient. Bedeutende Beispiele für diese Griffzungenschwerter sind die Schwerter von Alacahöyük24, Horoztepe25 und Soloi-Pompeipolis26. Dieses Merkmal tritt im 3. Jt. v. Chr. nahezu im gesamten Nahen Osten27 häufig auf. Archäologische Funde in Anatolien, vom Kültepe28, aus Çorum29 und Sakçagözü30 zeigen, daß die Herstellung der Schwerter mit Griffzunge bis in das beginnende 2. Jt. v. Chr. weiterführt wird. Die Schwert- und Dolchfunde vom Arslantepe aus dem 4. Jt. v. Chr.31 sind frühe Beispiele für Exemplare, deren Griff und Klinge aus einem Stück gefertigt wurden. Zu dieser Gruppe zählen auch die in das 3. Jt. v. Chr. datierenden Dolche vom Ïkiztepe32. Die Grabfunde von Enan zeigen, daß in der frühen bis mittleren Bronzezeit auch in Palästina diese Technik benutzt wurde33.

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Ebenda 441. Erstes Schwert: Y. E. Ersoy, BSA 83, 1988, 59. 61–67 Abb. 3, 1 Taf. 5; Zweites Schwert: A. Erkanal, KST 23.1, 2002, 307–308. Erstes Schwert: Sandars 1961, 27–28 Abb. 19, 7; Zweites Schwert: Müller-Karpe 1994, 439–440 Abb. 1, 9; 2, 3. Sandars 1963, 140–141. 153 Abb. 27. 52. Müller-Karpe 1994, 440–441 Abb. 1, 11; 2, 4; M. Akyurt in: A. Erkanal u. a. (Hrsg.), In memoriam Ï. Metin Akyurt – Bahattin Devam Anï Kitabï. Studies for Ancient Near Eastern Cultures (1995) 6–8 Abb. 3 Taf. 1 c. B. Niemeier – W.-D. Niemeier, AA 1997, 203–205 Abb. 2. N. S. Harmankaya in: Halet Çambel için Prehistorya Yazïlarï (1995) 222–224 Abb. 2 a. b; 3 a. C. Pulak, AJA 92, 1988, 22. R. O. A. Koæay, Ausgrabungen von Alaca Höyük 1936 (1944) 118–120 Taf. 81, 26; ders., Türk Tarih Kurumu Tarafïndan Yapïlan Alaca Höyük Kazïsï, 1937–1939’daki Çalïæmalara ve Keæiflere Ait Ïlk Rapor (1951) 70. 72. 75. 167. 170 Taf. 183, 1; 203. T. Özgüç – M. Akok, Horoztepe. Eski Tunç Devri Mezarlïþï ve Ïskan Yeri (1958) 31 Anm. 67 Taf. 18, 15. 16. 19. K. Bittel, ZA 12, 1940, 189 f. Taf. 4 Nr. S 3413. R. M. Maxwell-Hyslop, Daggers and Swords in Western Asia. A Study from Prehistoric Times to 600 B. C. Iraq (1946) 4–7; G. Phillip, Metal Weapons of the Early and Middle Bronze Ages in Syria-Palestine, BAR 526 (1989) 109–112; D. B. Stronach, AnatSt 7, 1957, 89–103. Erkanal 1977, 36 Taf. 12, 28. Müller-Karpe 1994, 431–434 Abb. 2, 1. G. D. Summers, AnatSt 41, 1991, 185 Abb. 7. 8; Müller-Karpe 1994, 434–444 Abb. 3 a. b; 5, 1. A. Palmieri, AnatSt 31, 1981, 104 Abb. 3, 1–4; M. Frangipane in: G. P. Carratelli – F. Berti – D. B. Ferreco – M. Frangipane – S. Lagona (Hrsg.), Scavi Archeologici Italiani in Turchia (1993) 67–68. Ö. Bilgi, BeitrAllgA 9–10 (1990) 135–136 Abb. 14. 181–185. Phillip a. O. 103. 389 Abb. 26. 923.

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Ab dem 2. Jt. v. Chr. wurde bei der Herstellung von Dolchen, Messern und Schwertern eine neue Technik entwickelt. Bei dieser wurden die Ränder des Griffs ausgehämmert und hochgezogen, der so entstandene Hohlraum wurde mit verschiedenen Materialien gefüllt, wodurch der Name »Einlegegriff« entstand. Diese Grifform entstand in Syrien und Palästina34 und verbreitete sich in sehr kurzer Zeit mit einigen Abwandlungen in den umliegenden Regionen35. Eine einfache Variante dieser Technik wurde ab der mittleren Bronzezeit in Anatolien angewendet, wie die Beispiele aus Boþazköy36, Alacahöyük37 und Aliæar38 zeigen. Erkanal weist diese seinem Typ 10 t39 zu, da bei diesen Exemplaren die Schulter hochgezogen ist. Ein anderer Grifftyp mit Einlegearbeit, Sandars’ Typ B, Erkanals Typ 11, tritt in Anatolien ab der mittelhethitischen und hetitischen Großreichszeit auf. Die Funde von Alacahöyük40 und der Dolch von Ortaköy/Æapinuva41 sind wichtige Vertreter dieses Grifftyps. Dolche und Messer mit eingelegten Griffen aus der hethitischen Stadt Boþazköy42 sowie aus Alacahöyük43 und Troia44 zeigen, daß im 2. Jahrtausend v. Chr. diese Geräte auch im täglichen Leben benutzt wurden. Außer den oben aufgeführten Beispielen, deren Griffe und Klingen von der Form her dem Schwert aus Balïkesir (Abb. 2, 1) ähneln, bieten auch andere Schwerter aus Kastamonu45 (Abb. 3, 2), Boþazköy46 (Abb. 3, 1) und Izmir47 (Abb. 3, 3) gute Vergleiche. Die Schwerter aus Kastamonu und Boþazköy unterscheiden sich in der Form des Griffe, da bei diesen der Absatz nicht am Rand des Griffes, sondern an der Schulter liegt. Die engsten Parallelen zum Schwert von Balïkesir mit den erhöhten Griffrändern und dem ausladenden Heft sind das Schwert aus Izmir und der sehr fragmentarisch erhaltene Dolch aus Alacahöyük48.

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Maxwell-Hyslop a. O. 33–35; Erkanal 1977, 37–39. Maxwell-Hyslop a. O. 31–47; Sandars 1961, 22–28; Sandars 1963, 118–144; Phillip a. O. 122–126; P. Calmeyer, Datierbare Bronzen aus Luristan und Kirmanshah (1969) 59–66; I. Motzenbäcker, Sammlung Kossnierska. Der digorische Formenkreis der kaukasischen Bronzezeit (1996) 42–44. R. M. Boehmer, Die Kleinfunde von Boþazköy, WVDOG 87 (1972) Taf. 4, 54; Erkanal 1977, 36–37 Taf. 13, 33. R. O. A. Koæay – M. Akok, Ausgrabungen von Alaca Höyük. Vorbericht über die Forschungen und Entdeckungen von 1940–1948 (1966) Taf. 133; R. O. Arïk, Les fouilles d’Alaca Höyük. Rapport préliminaire sur les travaux en 1935 (1937) Taf. 61; Erkanal 1977, 36–37 Taf. 13, 29–31. H. H. Von der Osten, The Aliæhar Höyük, Seasons of 1930–32. Part II (1937) Abb. 287; Erkanal 1977, 36–37 Taf. 13, 32. Erkanal 1977, 36–37. R. O. A. Koæay, Ausgrabungen von Alaca Höyük 1936 (1944) 33. 67; Koæay – Akok a. O. Taf. 133; Erkanal 1977, 37 Taf. 13, 34–36. A. Süel, Ortaköy-Æapinuwa: Bir Hitit Merkezi. Türkiye Bilimler Akademisi Arkeoloji Dergisi (Tüba-Ar) 1 (1998) 45 Taf. 22. Boehmer a. O. Taf. 15, 259. 265; K. Bittel – R. Naumann, Boþazköy-Hattusa, Ergebnisse der Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts und der Deutschen Orient-Gesellschaft in den Jahren 1931–1939 (1952) Taf. 10, 4. Koæay – Akok a. O. 196. C. W. Blegen – J. L. Caskey – M. Rawson, Troy III: Sixth Settlement. Princeton (1953) Taf. 297, 37; 780. Ünal 1999, 207–221. A. Ünal – A. Ertekin – Ï. Ediz, Müze/Museum 4, 1990–1999, 50–52. Sandars 1961, 27–28 Abb. 19, 7. Erkanal 1977, Taf. 13, 34.

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Abb. 4 1–3 Mykene – 4 Bergama – 5 Siana

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Weitere Vergleiche für das Schwert aus Balïkesir finden sich außerhalb Anatoliens, wie die Exemplare vom Tell el Ajjul49 (Abb. 3, 4), aus Atchana50 (Abb. 3, 6), Ras Shamra51 (Abb. 3, 5) und Mykenae52 (Abb. 4, 3) zeigen, die sich aber in Details von den anatolischen Schwertern unterscheiden. Sie besitzen z. B. Leisten an den Griffrändern, die kurz vor dem Ende des Griffes aufhören, wodurch das dreieckige Heft verschiedene Formen annimmt53. Ein Beispiel dafür ist das Stück aus Mykene, das von Sandars als Typ B bezeichnet wird (Abb. 4, 1–3). Bei einigen Schwertern aus Anatolien, wie bei dem aus Izmir, ist oberhalb der Schneide ein Niet angebracht, welcher bei dem Schwert von Balïkesir nicht zu sehen ist. Die engsten Parallelen zu diesem zeigt daher das Schwert vom Tell el Ajjul (Abb. 3, 4), das in der Höhe der Schulter drei Niete aufweist und dessen Schneidebahn sich entlang der geraden Mittelrippe verjüngt. Im Unterschied zu dem Schwert aus Balïkesir, besitzen das Schwert aus Izmir und der Dolch aus Alacahöyük eine Mittelrippe mit Rillen, bei dem Schwert von Mykene (Abb. 4, 3) geht dagegen die Rippe in das Heft über, jene aus Atchana (Abb. 3, 6) und Ras Shamra (Abb. 3, 5) weisen einen ähnlichen viereckigen Querschnitt auf. Obwohl die Details bei den Schwerter verschieden sind, ähneln sie sich in den allgemeinen Formen und werden daher auch zu einem Typ zusammengefaßt. Schwerter und Dolche mit Einlegearbeiten an den Griffen sind, wie die Beispiele aus Boþazköy, Kastamonu und Alacahöyük zeigen, vor allem in Nord- und Mittelanatolien verbreitet. Das Schwert von Bodrum, dessen Griff mit einer Einlegearbeit versehen war (Abb. 1, 2; 2, 2) besitzt Parallelen zu einem Fund aus Bergama54 (Abb. 4, 4). Ein weiteres Schwert dieses Typs wurde auf Rhodos, in der Nähe von Siana, gefunden55 (Abb. 4, 5). Dieses weist ganz ähnliche, hornförmige Schultern auf; die Griffplatte mit den hochgezogenen Rändern und die spitz zulaufende Griffzunge, an die der Griff aufgesetzt wird, zeigen so eine große Nähe zu dem Schwert aus Bodrum. Das Exemplar aus Bodrum besticht durch seine Größe, es ist mit 50 cm rund 15 cm länger als alle anderen bekannten Beispiele. Bei den Schwertern aus Bergama und Siana verlaufen die Schneidebahnen gerade und parallel, sie verjüngen sich erst zur Spitze hin. Die Schneidebahn des Schwertes aus Bodrum wird dagegen schon ab dem Heft kontinuierlich bis zur Spitze hin schmaler. Die Klingen von Bergama und Siana haben einen viereckigen Querschnitt, die Klinge des Schwertes aus Bodrum zeigt dagegen mit den Rillen auf der Oberseite einen gestaucht halbkreisförmigen Querschnitt. Das Schwert aus Bodrum ist ein typisches Exemplar für Sandars’ »Typ H« und den »SianaTyp«. Ergebnis Die beiden Schwerter mit eingelegten Griffen aus Westanatolien zeigen unterschiedliche Formen. Ihre Gestaltung und Fundorte können wichtige Ergebnisse liefern.

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Sandars 1961, Taf. 18, 2. Ebenda Taf. 18, 3. Ebenda Taf. 18.4. Ebenda Taf. 18, 5. Sandars 1961, Taf. 18, 5; 19, 1. 2. Sandars 1963, Taf. 27, 52. Ebenda Taf. 27, 53.

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Karte

Die im 3. Jt. v. Chr. hergestellten einteiligen Dolche und Schwerter hatten einen wichtigen Einfluß auf die Entwicklung für die Schwerter des 2. Jts. s. Chr., bei denen die Klinge zusammen mit dem Griff gefertigt wurde. Im 2. Jt. v. Chr. wurden Griffe mit Einlegearbeiten nicht ausschließlich bei Schwertern, sondern auch bei Messern und Dolchen verwendet, die im täglichen Leben benutzt wurden. Dies zeigt uns, daß diese Produktionsweise in Anatolien sehr verbreitet und beliebt war. Technisch gesehen war der Einlegegriff, der aus einem Stück hergestellt wurde, haltbarer als die Schwerter mit Griffzunge. Diese Herstellungsweise ist gegen Ende der mittleren Bronzezeit über Palästina und Syrien, wo sie im 2. und 1. Jt. v. Chr. verstärkt angewendet wurde, nach Anatolien gekommen. Die Schwerter mit Einlegearbeiten am Griff aus Boþazköy, Kastamonu und Balïkesir, sowie der Dolch aus Alacahöyük zeigen die Verbreitung dieser Grifftechnik in Anatolien. Das Schwert aus Balïkesir unterstützt die Ansicht von A. Ünal, daß dieser Typus eine anatolische Gruppe sei56. Das Schwert von Balïkesir ähnelt den Schwertern vom Tell el Ajjul und aus Izmir sehr; das Exemplar aus Balïkesir ist dabei das am besten erhaltene Beispiel der bis heute in Anatolien gefundenen Schwerter. Diese Schwerter werden von Sandars als »Typ B« bezeichnet57. Sandars entwickelte seine Klassifikation, da das Repertoire anatolischer Schwerter begrenzt war, unter Zuhilfenahme von ägäischen Beispielen. Durch die vielen Neufunde der letzten Jahre, die in Anatolien in Boþazköy, Kastamonu, Bolu, Panaztepe und Milet neue Schwerter erbrachten, wird diese Typologie bald veraltet sein. 56 57

Ünal 1999, 218–219. Sandars 1961, 22–28.

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Aufgrund der ägäischen Funde datiert Sandars seinen »Typ B« in die Zeit zwischen Mittelminoisch III (Mittelhelladisch III) und Späthelladisch III A 258. Das Schwert aus Boþazköy gehört wegen seiner Inschrift in das 15. Jh. v. Chr.59 und bildet damit auch einen Datierungsansatz für das ähnlich hergestellte Schwert aus Kastamonu. Mit seinen hochgezogenen Rändern am Griff bildet das Schwert aus Balïkesir einen entwickelteren Typ und wird daher in das 14. bis 13. Jh. v. Chr. verwiesen. Ünal sucht das Produktionszentrum für diesen Schwerttyp in Nordwest- oder Mittelanatolien60, eine These, die durch das Schwert von Balïkesir gestützt wird. In der Umgebung von Balïkesir sind nur wenige archäologische Arbeiten durchgeführt worden, die Befunde des 2. Jts. v. Chr. erbrachten. Daher ist es nicht sicher, aus welchem Zentrum das Schwert kommen könnte. Wie das Schwert aber zeigt, scheint die Region für Mittel- und Westanatolien bedeutend gewesen zu sein; hier könnten sich vielleicht eine wichtige Siedlung des 2. Jts. v. Chr. oder Gräber befunden haben. Nach der Typologie von Sandars handelt es sich bei dem 50 cm langen Schwert aus Bodrum um einen Dolch (»dirk«), das damit dann aber wohl das längste Beispiel dieser Gruppe stellt. Aufgrund seiner Länge wurde es aber sicher als Schwert gebraucht und sollte daher auch eher als solches angesprochen werden. Das Schwert von Bodrum und die von der Form her ähnlichen Exemplare aus Westanatolien und von Rhodos zeigen, daß diese Form in der Region sehr verbreitet war. Die genaue Datierung dieses Schwerttyps ist unklar, da kein Stück aus einer gesicherten archäologischen Grabung stammt. Sandars datiert diese Schwerter nach den Funden von Ras Shamra und Atchana in das 13. bis 12. Jh. v. Chr.61. Das nach Sandars aus einem mykenischen Grab stammende Schwert aus Siana auf Rhodos wird wie auch die Funde aus Westanatolien in die mykenische Zeit datiert. Die im Grab von Müsgebi nahe Bodrum gefundenen Waffen und Keramik lassen sich mit mykenischem Material verbinden und gehören daher ebenfalls in die Zeit Späthelladisch III A 2 bis III B62. Das Schwert aus Bodrum stammt wahrscheinlich auch aus dieser Gegend und kann daher wie die Funde von Müsgebi in das 13. bis 12. Jh. v. Chr. datiert werden, was auch mit Sandars’ Zeitsetzung für diesen Schwerttyp übereinstimmt63. Während das Schwert aus Bodrum ein weiteres Zeichen für die Beziehungen im 2. Jt. v. Chr. von Mykene, der Ägäis und Anatolien ist, kann das Schwert aus Balïkesir (wenn es wirklich in dieser Gegend gefunden wurde) als Hinweis gewertet werden, daß in Anatolien (vielleicht in Nordwestanatolien) Waffen produziert wurden. Es zeigt sich, daß die anatolischen Schwerter typologisch in ägäisch beeinflußte bzw. ägäische Formen und indigene Formen unterteilt werden können. Die Neufunde ergeben, daß in Anatolien die Produktion von der Frühzeit der Dolche und Schwerter bis in das zweite Viertel des 2. Jts. v. Chr. ununterbrochen weitergeführt wurde,

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Ebenda 27 f. Ünal 1999, 217. Ebenda 218. Sandars 1963, 140–142. S. Günel, Panaztepe II, M.Ö. 2. Bine Tarihlendirilen Panaztepe Seramïþïnin Batï Anadolu ve Ege Arkeolojisindeki Yeri ve Önemi (1999) 143 Anm. 187. Sandars 1963, 140–142.

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derya yalçikli

istmitt

und diese bis in die erste Hälfte des 1. Jts. v. Chr. intensiv genutzt wurden. Auch die Abbildungen, Schriftquellen und einige archäologische Funde aus dem 2. Jt. v. Chr. stützen diese Kontinuität64. Mit den in den letzten zehn Jahren in Mittel-, Nord- und Nordwestanatolien ans Tageslicht gekommenen Funden wird diese Lücke zusätzlich geschlossen. Es ist nicht sicher, ob das Schwert aus Balïkesir ein Produkt der hethitischen Schmiede ist, aber es zeigt, daß in Anatolien beständig Schwerter hergestellt und benutzt wurden.

Zusammenfassung: Zwei Schwerter, die in der Regionen Balïkesir und Bodrum gefunden wurden und im Efes Museum aufbewahrt werden, haben zu wichtigen Erkenntnissen geführt. Das aus der Gegend von Balïkesir stammende Schwert hat Ähnlichkeit mit Beispielen aus Kastamonu, Boþazköy, Izmir, Tell el Ajjul, Atchana, Ras Shamra und Mykenae. Das BalïkesirSchwert ist das am besten erhaltene seiner Art in Anatolien und datiert ins 14.–13. Jh. v. Chr., während das aus der Gegend um Bodrum stammende, zweite Schwert Ähnlichkeit mit Beispielen aus Bergama und Siana auf Rhodos hat. Dieses Schwert kann in den Zeitraum ca. 13.–12. Jh. v. Chr. datiert werden. Das Schwert aus Bodrum zeigt einmal mehr die Beziehungen zwischen der Ägäis und Anatolien, während das Balïkesir-Schwert zu den wenigen Beispielen indigener Waffen der Region gehört. Two Bronze Swords from Western Anatolia Abstract: Two swords – one from Balïkesir and the other from Bodrum – both housed in the Ephesus Museum, reveal significant information. That from the neighborhood of Balïkesir displays similarity to swords known from Kastamonu, Boþazköy, Izmir, Tell el Ajjul, Atchana, Ras Shamra and Mycenae. Dating from the 14th or 13th century B. C., this example from Balïkesir is the best preserved of those yet found in Anatolia. The sword from the Bodrum area, on the other hand, most closely resembles swords known from the area of Bergama and from Siana on Rhodes; it can be dated to the 13th or 12th century B. C. Whereas the sword from Bodrum once again emphasizes the connections between Anatolia and the Aegean, the sword from Balïkesir stands out as one of the few examples we have of weapons indigenous to the region. Batï Anadolu’dan iki tunç kïlïç Özet: Efes Arkeoloji Müzesi’nde korunan, Balïkesir ve Bodrum civarïnda bulunduþu bildirilmiæ olan iki kïlïç, önemli sonuçlara ulaæïlmasïnï saþlamïætïr. Balïkesir civarïnda bulunduþu bildirilen kïlïca benzeyen örnekler arasïnda Kastamonu, Boþazköy, Ïzmir, Tell el Ajjul, Atchana, Ras Shamra ve Mykenae kïlïçlarï yer alïr. Balïkesir kïlïcï, bu tip kïlïçlarïn Anadolu’da ele geçen en saþlam örneþini oluæturmakta olup, M.Ö. 14.–13. yy. yüzyïllara tarihlenebilir.

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Ünal 1999, 220–221.

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Bodrum civarïndan geldiþi belirtilen ikinci kïlïcïn, benzerlerini Bergama ve Rodos Adasïnda Siana yakïnïnda bulunan örnekler oluæturur. Bu kïlïç yaklaæïk M.Ö. 13.–12. yüzyïllara tarihlenebilir. Bodrum kïlïcï M.Ö. II. binde Anadolu-Ege arasïnda bilinen iliækilerin varlïþïnï desteklerken, Balïkesir kïlïcï Anadolu’da az bilinen silah örneklerinin varlïþïnï ortaya koymaktadïr. Bu kïlïçlar sayesinde Anadolu’da ele geçen kïlïç sayïsï artmïætïr.



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