Zwei Altfunde bandkeramischer Brunnen aus Mitteldeutschland. In: H. Koschik (Hrsg.), Brunnen der Jungsteinzeit. Internationales Symposium in Erkelenz 27. bis 29. Oktober 1997. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 11 (Köln/Bonn 1998) 73–84
Linienbandkeramik zwischen Saale und Pleiße bildet die Gestaltung flaschenförmiger Gefäße mit einem Kranz aus kleinen Knubben direkt unter dem Hals (Gefäß 0). Ein Vergleichs stück liegt derzeit nur aus Altenburg vor (Litt 1983, Taf. 13 B: 2). Eindeutig lassen sich die beiden Befunde aus Rehmsdorf und Zipsendorf als linienbandkeramische Brunnen interpretieren. Bei beiden Anlagen handelt es sich um Holzkonstruktionen, die durch pleistozäne Schichten bis in die tertiären Braunkohlenflöze eingetieft waren. Im Bereich der Braunkohle wurden die Kästen gegen das Eindringen von wohl verschmutztem Wasser von der Seite her abgedichtet. In Zipsendorf erfolgte diese Dichtung mit Hilfe von Moos, das zwischen die Kastenhölzer gestopft worden war, und in Rehmsdorf wurde zwischen Kasten und Braunkohle eine dichtende lehmartige Masse eingebracht. Der untere, in die Braunkohle eingelassene Teil der beiden Brunnen ist wohl nur als Sammelbecken für das Wasser anzusehen, während die wasserführenden Schichten sicherlich in den höheren Ablagerungen, vor allem den Kiesen und Sanden, zu suchen sind. Die Notwendigkeit, in Rehmsdorf und Zipsendorf Brunnen anzulegen, hatten K. Tackenberg (1937) und H. Quitta (1969) mit klimabedingten Trockenphasen besonders während der jüngeren Linienbandkeramik zu erklären versucht, was für den Rehmsdorfer Brunnen auch durchaus akzeptabel ist. Dagegen fällt es schwer, sich vorzustellen, daß das Flüßchen Schnauder, an dem der Zipsendorfer Brunnen lag, periodisch trockenfie!. Außerdem datiert dieser Befund nicht in die jüngere Linienbandkeramik, für
Abb.l: Rekonstruktionsversuch des Brunnenkastens von Rehmsdorf nach der verbalen Beschreibung.
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Spalt- und Rundhölzer Holzpfahl
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Lehmartige Masse Braunkohle
die diese Trockenphasen im besonderen angenommen werden. Es gibt sicherlich viele Gründe, die zur Anlage von Brunnen in der Linienbandkeramik geführt haben. Für die Klärung dieser Fragen wären umfangreiche Angaben zu Struktur, Lage und Ausdehnung der zugehörigen linienbandkeramischen Siedlungen, wie sie jedoch für beide Brunnen fehlen, notwendig. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage, ob sich die Brunnen innerhalb von Erdwerken befunden haben. Ihre Bedeutung könnte so in einer von außerhalb gelegenen Fließgewäs77
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