„zur wohlverdienten Strafe, anderen aber zu einem abscheulichen Exempel\" - Richtstätten im Bottwartal

May 26, 2017 | Author: Jarek Piech | Category: Rechtsarchaeologie, Superstitions and Superstitious Belief, Pręgierz, Szubienica, Richtstätte, Archäologie, Execution sites, Archeology, Richtstättenarchäologie, Place of Execution, Archeology of law, Execution sites, Archeology, Richtstättenarchäologie, Place of Execution, Archeology of law
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Geschichtsblätter aus dem Bottwartal

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vom Historischen Verein Bottwartal (Hrsg.)

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„zur wohlverdienten Strafe, anderen aber zu einem abscheulichen Exempel" -

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Richtstätten im Bottwartal 4

In Baden-Württemberg wurde bisher nur eine Richtstätte näher untersucht, der Galgen von Ellwangen.3 Im Sommer 1990 wurde dem Landesdenkmalamt gemeldet, dass der Orkan „Wiebke" im Ellwanger Gewann „Galgenwald" Bäume umgewor¬ fen hatte und dadurch ein Fundament freigelegt wurde. Schnell stellte sich her¬ aus, dass hier zufällig die Reste der ehema¬ ligen Richtstätte zum Vorschein gekom¬ men waren. Freigelegt wurden dann die drei Bruchsteinfundamente, auf denen die mit Ziegeln gemauerten Galgensäulen standen. Innerhalb des Galgendreiecks befanden sich sieben Ganzkörperbestat¬ tungen, d.h. die Individuen wurden in Einzelgruben verscharrt (Abb. 1). In sechs Knochengruben fanden sich dagegen nur Leichenteile, die zum Zeitpunkt ihrer Verlochung überwiegend nicht mehr im ana¬ tomischen Verband waren. Im Sommer 2008 wurden auf dem Remswasen in Schwäbisch Gmünd bei Bauarbeiten menschliche Skelette ent¬ deckt.4 Die Bezeichnung Remswasen weist auf einen Verlochungsplatz für Selbstmör¬ der, Hingerichtete oder verendetes Vieh hin. Insgesamt konnten 18 Individuen nachgewiesen werden, die vermutlich ge¬ hängt und hier vom Scharfrichter ver¬ scharrt wurden. Merkwürdig ist, dass die Gmünder Richtstätten, Galgen und Köpf¬ statt, sich aber an einem ganz anderen Ort befanden.

jaroslaw Piech und Daniel Schulz

Auf Ludwigsburger Kreisgebiet konnten bislang rund 20 Standorte von Galgen er¬ mittelt werden. Die meisten dieser Richt¬ stätten waren für die württembergischen Amtsbezirke zuständig, einige wenige ge¬ hörten zu reichsritterschaftlichen Herr¬ schaften, die das Recht hatten eigene Gal¬ gen zu unterhalten. Die Galgen des Land¬ kreises waren schon Gegenstand einer Untersuchung, daher soll diese Studie ei¬ nen kleinräumigeren Einblick in die Richt¬ stätten des Bottwartals geben. 1 Das Bottwartal bildet den nordöstli¬ chen Winkel des Landkreises Ludwigsburg und den südlichen Zipfel des Landkreises Heilbronn. Die Region bildete die ehemali¬ gen württembergischen Ämter Bottwar mit der Amtsstadt Großbottwar und Beilstein, die südlich auf das Amt Marbach stoßen. Bereits 1950 bemerkte Willi Müller in einem Aufsatz, dass die Galgen an den Markungsgrenzen errichtet waren: „ Und tatsächlich können wir beobachten, dass nahezu alle Galgen in unserer engeren und weiteren Heimat auf heutigen oder ehemaligen Territorialgrenzen stehen. Gal¬ gen sind oder waren also eine Art Grenz¬ pfähle."2 Die Herrschaftsgrenze, bzw. die Grenze des Amtsbezirks sollte mit der Richtstätte, dem Symbol der Blutgerichts¬ barkeit, gezielt markiert werden, um Ver¬ brecher abzuschrecken. i 3

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Vgl. Piech 2005; Piech 2009, S. 607ff.; Piech 2010. Müller 1950, S. 35. Vgl. Piech 2008; Piech 2009 (Magisterarbeit zum Ellwanger Galgen und anderen Galgenstandorten in Württemberg). Vgl. Arnold/Wahl/Trautmann 2010.

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Leitern angefertigt, 26 Schuh hohe hohe eine 26 angefertigt,eine Leitern (auf ihr ihr zog Doppelleiter (auf Scharfrichter der Scharfrichter zog der Doppelleiter nach oben) und den Delinquenten den Delinquenten nach und eine eine 24 Schuh Schuh hohe hoheeinfache einfacheLeiter. Leiter.

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von Beilstein Beilstein enthalten gen von enthalten für den den ZeitZeit-

27 HStAS 1649/50, BI. und Kellereirechnung Beilstein, Bd. 718, 1649/50, Oberamts- und 302 Oberamtsff. Bl. U3r 113rff. HStASAA302 27

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27 Personen aus den herbei. 27 Personen aus den Sand herbei. und Sand und

1649 wurde für 19 wurde für 19 fl. fl. 37 kr. der 37kr. Beil¬ der Beilsteiner Galgen neu errichtet, vielleicht sososo¬ vom gar „alten Freuauf Galgenrain" Freu¬ den Freuden auf gar vom „alten Galgenrain" (Abb. 5). 5). Es denberg verlegt verEs wurde verlegt (Abb. ver¬ wurde verdenberg eindreischläfriger mutlichein dreischläfriger Galgen Galgen gebaut, gebaut, mutlich hölzerne Säulen dessen hölzerne Säulen in steinernem in steinernem dessen Sockel eingelassen waren.

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Amtsflecken halfen bei der Aufrichtung bei der Aufrichtung Amtsflecken des Hochgerichts. Die Schmiede Schmiede fertigten fertigten Hochgerichts. Die des und womitdie Säulen und 9 starke dieSäulen Klammem womit starke Klammern 9 wurden. Zwei Zwei verbunden wurden. „Zwerchhölzer" „Zwerchhölzer" verbunden Säulen eingemauert. Maurer haben die die Säulen eingemauert. Maurer Kalk nöüg. Zentner Kalk Dazu waren 33 Zentner nötig.

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