Walter Schlegel: Die Baugeschichte der Salzburger Residenz 1668 - 1772, in: Juffinger, Roswitha (Hg.): Zentrum der Macht. Die Salzburger Residenz 1668 - 1803, Salzburg 2011, S. 10-59

July 26, 2017 | Author: Walter Schlegel | Category: Architecture, Architectural History, History of architecture, Architecture and Public Spaces
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ZENTRUM DER MACHT Die Salzburger Residenz 1668 – 1803

Impressum © Copyright by Residenzgalerie Salzburg 2011 ISBN 978-3-901443-37-4 Eigentümer und Verleger Residenzgalerie Salzburg Residenzplatz 1 5020 Salzburg / Österreich e-mail: [email protected] www.residenzgalerie.at Konzept Dir. Dr. Roswitha Juffinger Für den Inhalt verantwortlich sind die namentlich ausgewiesenen Autoren

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Roswitha Juffinger (Hg.)

ZENTRUM DER MACHT Die Salzburger Residenz 1668 – 1803

Residenzgalerie Salzburg

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Abb. 33 Residenz, Hauptfassade zum Residenzplatz mit Fenster im 2. OG nach Johann Lucas von Hildebrandt (1668 – 1745)

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Walter Schlegel

I. Die Baugeschichte der Salzburger Residenz 1668 – 1772

Im Zeitraum zwischen dem Regierungsantritt von Erzbischof Max Gandolph Graf von Kuenburg im Jahr 1668 und dem Tod des Erzbischofs Siegmund Graf von Schrattenbach 1771 wurde die fürsterzbischöfliche Residenz zwar keinen so großen Veränderungen unterworfen wie unter den Erzbischöfen Wolf Dietrich von Raitenau (reg. 1587 – 1612),1 Guidobald Graf von Thun (reg. 1654 – 1668),2 oder später unter Hieronymus Graf von Colloredo (reg. 1772 – 1812),3 doch hat vor allem die durchgreifende Neuausstattung des Inneren sowie die Neugestaltung der Hauptfassade unter Franz Anton Fürst von Harrach (reg. 1709 – 1727; Abb. 1a & b) zusammen mit oft nur kleineren Veränderungen den Bau erst zu jener fürstlichen Residenz geformt, wie sie heute als größtes historisches Monument im Zentrum der

Altstadt in Erscheinung tritt. Ihr reicher Bestand an Mobiliar, den erzbischöflichen Kunstsammlungen, der Bildergalerie, auch der Bibliothek und des zentralen Archivs wurde in und nach den napoleonischen Kriegswirren radikal reduziert, ein Vorgang, der sich auch zur Zeit der Zugehörigkeit des seit 1803 säkularisierten Erzstiftes zum Königreich Bayern sowie nach der Eingliederung in die Habsburger Monarchie im Jahr 1816 unvermindert fortsetzte. Die bauliche Entwicklung und Ausstattung der Residenz im Zeitraum von 1668 bis 1771 soll hier auf Grund neuer Erkenntnisse, die aus den schrittweisen Umbau- und Adaptierungsmaßnahmen seit etwa 1985 gewonnen werden konnten, sowie intensiver archivalischer Forschungen in den letzten Jahren vorgestellt werden.4

Abb. 1a

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Abb. 1b Johanna Sibylle Küsell (1646 – 1717), Salzburg, Residenzplatz, bez. „Der Haupt=Platz“ sowie „Johnna ­Sübylla Küsllen fe.“, um 1690, Kupferstich, 376x442 mm, Salzburg Museum 807/49, Detail Fassadengestaltung der Residenz durch Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau mit einfachen, geohrten Fenster­ faschen auf Doppelbänderungen aufsitzend; geringfügige Änderungen unter Guidobald von Thun ab 1667, Erscheinungsbild der Fassade bis Franz Anton von Harrach 1710

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I. I Max Gandolph Graf von Kuenburg 1668 – 1687

Nach dem überraschenden Tod von Erzbischof Guidobald Graf von Thun am 1. Juni 1668 blieb es seinem Nachfolger Max Gandolph von Kuenburg vorbehalten, in der Residenz die nicht fertig gestellten Baumaßnahmen weiterzuführen und zu vollenden. Grundsätzlich bediente er sich dazu weiterhin der am Bau zum Teil seit Jahren tätigen Hofhandwerker; auch die von seinem Vorgänger neu geschaffene Struktur des Hofbauamtes behielt er bei: Der Obrist-Waldmeister Johann Paul Waßner – ein in Verwaltungssachen und im Rechnungswesen erfahrener Beamter, aber kein Baufachmann – leitete als Baukommissär5 das Hofbauamt, ihm unterstanden sämtliche Hof-Handwerksmeister, die hofbefreiten Künstler und der Hofbaumeister.6 Das Amt des Hofbaumeisters war nicht besetzt, der letzte nachweisbare Inhaber dieser Stelle war Johann Baptist von den Drieschga im Jahr 1652.7 Der als „welscher Bildhauer“ bezeichnete Giovanni Antonio Dario, offiziell als hochfürstlicher Kammerportier bei Hof angestellt, konnte sich dank seiner Fähigkeiten schon unter Guidobald als Architekt8 profilieren. Er deckte neben seiner handwerklichen Tätigkeit als Bildhauer sämtliche Bereiche eines Hofbaumeisters ab, so die Erstellung von Plänen und Modellen, wie auch die Leitung und Überwachung erzbischöflichen Bauten, besaß aber keinerlei Befehlsgewalt über die anderen Hofhandwerksmeister. Die Fertigstellung der drei „Galerien“, der Dombögen9 sowie der neuen erzbischöflichen Kunstgalerie in der „Großen Galerie gegen St. Peter“ des neuen Konventtraktes von St. Peter entlang der S-Seite des Domplatzes, sowie Restarbeiten an den Fassaden der Residenz erfolgte mit Dario erst unter Erzbischof Max Gandolph. Hatte doch Johann Peter II. Spatz/Spätz/Spazio, Bildhauer und Stuckateur aus Linz, erst in der letzten Maiwoche des Jahres 1668 – also wenige Tage vor Gui-

dobalds Tod – mit den Arbeiten zur Stuckierung der Gewölbefelder in der „Großen Galerie gegen St. Peter“10 begonnen, während die Steinmetzen noch am Marmorfußboden sowie an den Stufen von der Galerie in den Hofbogen arbeiteten und eine Gruppe Steinbrecher gerade daranging, die massiven Mauern der Domtürme für die Verbindungstüren zwischen Dom und Dombögen zu durchbrechen.11 Die Abrechnung im Dezember 1668 über 6 Gulden an Dario für ein dem Spatz und seinen Gesellen für sechs Monate als Unterkunft „verlichenes“ Wohnzimmer spricht für das Ende der Arbeiten am Stuck.12 (S. XX, Abb. XX) Max Gandolph ernannte Dario im Jahr 1669 auf Grund seines Antrages in Zusammenhang mit der Errichtung der von ihm geplanten Seitenaltäre im Dom zum „Hofsteinmetzmeister“, womit ein gesichertes Einkommen und die Befehlsgewalt über die bei Hof arbeitenden Steinmetze verbunden war.13 Nach dem Ausscheiden Paul Wasners als Baukommissär Ende 1674 wurde im Februar 1675 der schon unter Erzbischof Guidobald vielseitig verwendete14 Michael Spingrueber zum neuen Baukommissär – wieder kein Baufachmann – eingesetzt.15 Ob sich Dario Hoffnungen auf die Nachfolge Wasners gemacht hatte, bleibe dahingestellt, er bewarb sich im März 1675 nach dem Tod des Hofmaurermeisters Hans Nußdorfer vergeblich um diese freigewordene Hofstelle.16 Enttäuscht und durch Intrigen gekränkt suchte sich Dario einen neuen Wirkungsbereich, den er beim Abt des Stiftes St. Florian in Oberösterreich fand. Notizen, wie jene über die zu jedem Regierungswechsel üblichen Reinigungs- und Reparaturarbeiten in der Residenz, so etwa über die „Säuber: und Abkherung der Spünweben und Staumb“ im Jahr 1668 belegen, dass der heutige Carabinierisaal damals als „großer Rittersaal“ bezeichnet und verwendet wurde.17 Die Auflistung der im Jahr 1669 von Meister 13

Abb. 2a Residenz, „Fischhaus“ oder Fischkalter hinter der Bogenhalle des Haupthofes. Im Flusssteinpflaster die heute abgedeckten Abflussrinnen.

Philipp Kirchpichler durchgeführten Schlosserarbeiten18 ergibt mit dem Vermerk „bey der Residenz verpuzung“ den Hinweis, dass die Fassaden der unter Guidobald zur Anbindung der nördlichen Dombögen abgeschrägten Südostecke der Residenz19 erst 1669 fertig verputzt wurden. Ob die Inschriftplatte oberhalb des südlichen Arkadenbogens im Haupthof, bezeichnet mit 1670,20 mit diesen Arbeiten zusammenhängt, ist derzeit nicht zu klären; die Anordnung der Wappen und Inschriftkartuschen (Sekundärverwendung ?) in den Fensterparapeten dieser Fassade erfolgte jedenfalls erst im Jahr 1689 unter Erzbischof Johann Ernst von Thun. (Abb. 13) Für den Fischkalter neben dem Herkulesbrunnen im Haupthof ließ Max Gandolph neue Wassergranter aus Untersberger Marmor anfertigen, deren Beckenränder durch Schmiedeeisengitter eingefasst wurden. Über den beiden in Raummitte freistehen14

den Becken gelangte ein Obelisk mit dem Wappen Kuenburg samt Inschrift und Jahreszahl 1672,21 dem Wappen des Erzstiftes und zwei ehemals wasserspeienden Masken zur Aufstellung. Eine in die Wand eingelassene Marmormaske versorgte einen weiteren Fischbehälter mit Wasser. (Abb. 2 a–c) Zu den alljährlichen Erhaltungsarbeiten berichtet ein Dekret aus 1680, dass zur Verhinderung der Vereisung der Rinnen in den Grabendächern je nach Dauer und Härte der Frostperiode jährlich 8 bis 10 Zentner Salzsteine in die Rinnen eingelegt wurden.22 Nicht unerwähnt soll bleiben, dass laufend Probleme mit dem notwendigen Wasserdruck für die Höhe der Fontäne des unter Erzbischof Guidobald errichteten Hof- (später Residenz-) brunnens auftraten. Nach mehrfachen vergeblichen Versuchen konnte schließlich 1682 der Hofbrunnenmeister Ruepp Kraimoser das Problem zufriedenstel-

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lend bereinigen. Durch den Austausch der bisher als Zuleitung verwendeten Rohre aus Lärchenholz durch Bleirohre konnte der Druck im Brunnen erhöht und zugleich Wasser zu Löschzwecken auf die Dächer der Residenz und des Neubaues geleitet werden, wofür der Erzbischof seinem Brunnenmeister zu besonderer „recompens“ 75 Gulden verehrte.23 Dario hatte mehrfach in die von ihm gestalteten Baudetails (Portale, Gitter, Brunnen, etc.) die das Kuenburg’sche Wappen bestimmenden Elemente, so die durch einen Wulst geteilte Kugel mit dem stilisierten, schmiedeeisernen Aufsatz einer „Helmzier“, sowie die senkrecht gestellten Scharniere, eingefügt.24 Beispiele dafür sind erhalten im Portalaufsatz der Türen im Verbindungsgang der nördlichen Dombögen,25 (Abb. 3 & 4) im Portal von der ehemaligen Kunstkammer in den Domturm, (Abb. 5) als Bekrönung des Obelisks im Fischkalter (Abb. 2 b, „Helmzier“ nicht erhalten), in den Schmiedeeisengittern beim Aufgang zu den Pfeilerorgeln im Dom (Abb. 6) oder am Wandbrunnen Darios in der Einfahrt zum Palais Kuenburg in der Sigmund Haffnergasse 16. Da sich das Fehlen eines leitenden Bausachverständigen auf Dauer negativ auswirkte und wiederholt Unstimmigkeiten und Beschwerden innerhalb der Hofbaumeisterei auftraten, ernannte Max Gandolph 1682 den aus Antwerpen stammenden Bildhauer Bartholomäus Opstal zum Hofbaumeister: „Demnach Wür Erheblichen Ursachen halber bemiessiget wordten, bey Unserer Paumaisterey ein ander Anstalt zumachen, und den Bathlme Obstall hiemit zu Unsern dermahligen Paumaistern solcher Gestalt declariren, das Er aller Gebeü anordtnungen machen, Ihme auch hierinfahls der gebührendte Volg gleist werdten …“ solle.26 Der ihm übergeordnete Baukommissär Michael Spingrueber stellte in einem Extrakt die Personalausgaben im Hofbauamt des Jahres 1680 jenen von 1686 gegenüber,27 woraus abzuleiten ist, dass Opstal bereits seit 1680 über das hochfürstliche Bauamt bezahlt worden war. Spingrueber bezeichnete ihn als „vermaint Paumaister“, dessen Sold von 25 Gulden im Jahr 1680 auf 40 Gulden 1686 erhöht worden war. In den von

Abb. 2b & c Residenz, „Fischhaus“ oder Fischkalter. Über den marmornen Grantern mit schmiedeeisernen Abschlussgittern der Obelisk mit dem Wappen von Fürsterzbischof Max Gandolph Graf von Kuenburg und den ehemals wasserspeienden Masken.

I. I Max Gandolph Graf von Kuenburg 1668 – 1687

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Abb. 3 Santino Solari (1576 – 1646), Nördliche Dombögen,

Abb. 4 Santino Solari (1576 – 1646), Salzburg, Dom, Sakristei-

Verbindungstür zwischen Dombögen und Rittersaal. Portal

türe, um 1627

von Dombaumeister Solari, um 1627, im Aufsatz Inschrift und Wappenelemente von Max Gandolph Graf von Kuenburg, 1670, Erhöhung durch eingefügte Sockel 1711

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Spingrueber vorgeschlagenen Sparmaßnahmen, seinem „unmaßgeblichen Entwurff, wie es vorterhin, ... auch mit der Besoldung billicher weisen … zehalten sein würde“, wurde an vorderster Stelle der Hofbaumeister genannt: „Der Obstahl ist khain practicirenter Pauverstandtiger, sondern nur ain Pilthauer, [der] auch neben diser Khunst mit Lebens Mitlen versechen [sei]“. Die Besoldung als Hofbaumeister könne ihm gestrichen werden, da er als Bildhauer ausreichend verdiene. In ähnlich radikaler Art führte Spingrueber die Liste fort; die monatlichen Personalkosten im Hofbauamt wären dadurch von 620 auf 534 Gulden reduzierbar. Es ist nicht überliefert, ob und wie weit dieser Vorschlag Spingruebers umgesetzt wurde. Ob Opstal daraufhin der Titel des Hofbaumeisters 1687 (?) entzogen wurde, oder ob er wegen dieser rufund rangschädigenden Zurücksetzung aus dem Amt schied, konnte auf Grund der spärlichen Aktenlage nicht geklärt werden. Sein Wirken am Salzburger Hof „dürfte kaum über den Tod seines Gönners Max Gandolph im Jahr 1687 hinausgereicht haben“.28

Abb. 6 Giovanni Antonio Dario (1630 – 1702), Salzburg, Dom, Schmiedeeisengitter beim Aufgang zu den Pfeilerorgeln, Elemente des Kuenburg’schen Wappens: Kugel, durch einen Wulst geteilt, und „Scharniere“, Detail

I. I Max Gandolph Graf von Kuenburg 1668 – 1687

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Abb. 5 Giovanni Antonio Dario (1630 – 1702), Südliche Dombögen; Portal Darios von der ehemaligen Kunstkammer (heute Kunst- und Wunderkammer, Dommuseum zu Salzburg) in den Domturm, im Aufsatz die geteilte Kugel mit „Helmzier“, seitlich „Scharniere“

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I. 2 Johann Ernst Graf von Thun 1687 – 1709

Im Jahr 1685 hatte Max Gandolph auf Grund einer hochdotierten Stiftung aus München mit dem Architekten Gasparo Zugalli einen Kontrakt zur Errichtung eines von Theatinern geleiteten Priesterseminars samt Kirche, heute Kajetanerkirche und –kloster, abgeschlossen.29 Zugalli sollte den Baukomplex für 3000 Gulden innerhalb von drei, maximal vier Jahren, so weit es die Bauarbeiten betraf, fertigstellen. Nahezu gleichzeitig wurde er vom Domkapitel mit dem Bau der Kirche St. Erhard im Nonntal (1685 – 1689) beauftragt, womit er – sehr zum Nachteil Opstals – zum wichtigsten Baumeister und Architekten dieser Jahre in Salzburg wurde. Johann Ernst, der jüngere Halbbruder von Erzbischof Guidobald von Thun, ließ aber kurze Zeit nach seinem Regierungsantritt den Bau der Theatiner einstellen. Der Grund lag wohl darin, dass sich Rektor und Professoren der salzburgischen Benediktiner-Universität gemeinsam mit dem Domkapitel beim Erzbischof mit ihrer Meinung durchsetzten, dass die Ausbildung der Priester ausschließlich Aufgabe der Universität wäre. Denkbar ist auch, dass Johann Ernst bereits damals die Errichtung eines eigenen, erzbischöflichen Priesterseminars anstrebte.30 Die dem Erzbischof in Zusammenhang mit dieser Baueinstellung in der Literatur nachgesagte, grundsätzliche Abneigung gegen alles „Welsche“31 kann nicht den Tatsachen entsprechen, denn er ernannte 1688 Zugalli als Nachfolger Opstals zum Hof- und Landschafts-Baumeister.32 Die „welschen“ Stuckateure, die Brüder Francesco und Carlo Antonio Brenno sowie Antonio Carabelli,33 die zugleich mit Zugalli aus der Kajetanerkirche entlassen worden waren, erhielten im Jahr 1689 ebenfalls einen ehrenvollen Auftrag, die Neuausstattung des Carabinierisaales in der Residenz, für deren Planung wohl nur Zugalli als Hofbaumeister in Frage kommt.

Der Fund einer bisher von der Forschung vernachlässigten kleinen Zeichnung eines Rundbogenportales als Beilage zum Voranschlag der beiden bürgerlichen Steinmetzen Hans Schwäbl und Hans Traxl, sowie dessen Ratifizierung durch den Erzbischof am 20. Dezember 168834 erfordert eine Korrektur der zeitlichen Zuordnung der Portale im Carabinierisaal:35 Lediglich die Marmorumrahmung des südlichen Portals, des Ausgangs zum kleinen Balkon an der Domplatzfassade, stammt von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau von etwa 1610/1611. (Abb. 12) Der gegenüber liegende Hauptzugang und ebenso die äußere Portalumrahmung im Stiegenhaus sind eindeutig dem Kontrakt von 1688, Arbeitsausführung 1689, zuzuordnen. Darin werden „zwey Porthall von Rothen Märbl stain schön sauber gemacht geschliffen und palliert ... dem Riß gemäß “ genannt. Dieser „Riß “ eines Rundbogenportals36 (Abb. 7) weist im Vergleich zum heutigen Bestand geringfügige Abweichungen in Höhe und Breite auf, doch stimmen wesentliche Details des Dekors mit der Zeichnung überein. Von den zwei Portalen betraf eines den Hauptzugang vom Stiegenhaus, (Abb. 8 & 9) das andere die Verbindungstüre zum Rittersaal (Abb. 10 & 11a); an beiden Orten sollte „aines in das ander“ gesetzt werden, womit jeweils der Einbau eines Doppelportales, je eines an der Wandinnen- und Wandaußenseite gemeint sein dürfte. Diese Annahme wird unterstützt durch die in einer Miniatur von etwa 1710 dargestellte Wandansicht des Rittersaales, wo an dieser Stelle ein Rundbogenportal abgebildet ist.37 (Abb. 20) Das Rundbogenportal wurde 1711 im Zuge der einheitlichen Neugestaltung der 4 Türen im Rittersaal von Johann Lucas von Hildebrandt durch ein rechteckiges Portal ersetzt. Für die Neugestaltung der Decke im Carabinierisaal der Residenz beauftragte Johann Ernst im Jahr 19

Abb. 7 Residenz, Carabinierisaal, Riss für „zwey Porthall von Rothen Märbl stain schön sauber gemacht geschliffen und palliert“, 1688, Tusche-Zeichnung, leicht getönt/dünnes Schreibpapier, 180x234 mm, SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV, Nr. 1f

1689 – wie bereits erwähnt – die Brüder Francesco und Carlo Antonio Brenno mit Antonio Carabelli. Der Carabinierisaal wurde damals als „Rittersaal“ genutzt. Auf Grund der im Dokument genannten Maße von 170x42 Schuh sowie der beschriebenen Details handelt es sich eindeutig um den Carabinierisaal. Erst unter Erzbischof Franz Anton von Harrach wurde entsprechend der sogenannten „Kammerordnung“ die zeremoniell festgelegte Abfolge der fürstlichen Suite in der Beletage vervollkommnet, wodurch die Funktion des Rittersaales aus dem heutigen Carabinierisaal in den östlich anschließenden Eckraum, den neuen „Rittersaal“, verlagert wurde. Die Stuckateure hatten sich an drei, bedauerlicherweise nicht erhaltene Risse zu halten, die dem „Contract“38 beigefügt waren. Die alte, getäfelte 20

Holzdecke sollte nach ehester Aufstellung eines Gerüstes durch die Hofbaumeisterei abgenommen werden, die Maurer sollten die Decke neu mit Holz schalen, mit Schilfrohr versehen und den Grundputz aufbringen. Darauf sollte die Stuckierung möglichst rasch begonnen werden, damit sie „disen Sommer und lengist im Monat Septembris verförttigt werde.“ Die Seitenwände seien möglichst zu begradigen und mit Wandsäulen samt Basen und Kapitellen, sowie Ober- und Untergesimsen zu versehen. Die Wandsäulen sollten nicht aus „aufgelaimten oder angenagleten“ Ziegeln, sondern wegen besserer Haftung aus liegenden, in die Wand eingebundenen „Goggeißlen“ – gebrannten Halb- und Formziegeln, hergestellt werden. Für die beiden bestehenden Portale, den rundbogigen Hauptzugang

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Abb. 8 Residenz, Carabinierisaal, Hauptportal Innenseite

Abb. 9 Residenz, Carabinierisaal, Hauptportal, Außen­ seite im Stiegenhaus

I. 2 Johann Ernst Graf von Thun 1687 – 1709

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Abb. 10 Residenz, Carabinierisaal, Ansicht gegen Osten

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Abb. 11a Residenz, Carabinierisaal, O-Portal mit Stuckmarmor-

Abb. 11b Residenz, Carabinierisaal, W-Portal mit Stuckmarmor-

fassade, 1690, mit Reduktion von hohem Rundbogen auf nied-

fassade, 1690, Inschrift: „I[oannes]E[rnestus] A[rchie]P[iscopus]

rigere Rechteckstüre im Rittersaal, Inschrift: „MDCXC“

S[alisburgensis]“

I. 2 Johann Ernst Graf von Thun 1687 – 1709

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Abb. 12 Residenz, Carabinierisaal, S-Portal, Rechtecksportal zum Balkon von 1610/1611 mit Erhöhung durch Rundbogen und Volutenbekrönung in Stuckmarmor 1690

von 168939 sowie das Rechtecksportal zum Balkon von 1610/1611, (Abb. 12) wurde in Hinblick auf die enorme Raumhöhe des Saales eine hochgezogene Bekrönung aus Stuckmarmor – „Märbl Arth“ vereinbart. Die beiden hohen Rundbogenfassaden der Portale an den Schmalseiten wären zur Gänze aus Stuckmarmor herzustellen. Bis zur Vollendung der Arbeit hatte die Hofbaumeisterei in festgelegten Raten insgesamt 1200 Gulden auszubezahlen. Nach Beauftragung im Dezember 1689 wurden die Portale 1690 hergestellt, wie die Jahreszahl im O-Portal40 belegt. (Abb. 11a & b) Die konkav gerundeten Leibungsflächen hinter der Stuckfassade des O- und W-Portales sowie die Lünettenflächen aus echtem Marmor wurden erst 1711 zur Reduktion der hohen 24

Bogenform im Carabinierisaal auf die deutlich niedrigeren, rechteckigen Marmorportale in Ritter- und Kaisersaal eingefügt. So gut wir über die Stuckarbeiten im Saal unterrichtet sind, so wenig wissen wir über die von Johann Michael Rottmayr geschaffenen Deckengemälde. Ein schriftlicher Auftrag ist nicht überliefert, nur ein Vermerk aus dem vor 1858 vernichteten Kassa-Journale des Hofzahlamtes von 1689 hält fest, dass Rottmayr für „sowohl zu Hof auf den Rittersaal – wieder als Carabinierisaal zu verstehen – als zu Mirabell verschiedene Stuckh in Fresco verfertigt“ 1700 Gulden erhielt.41 Die durchgreifende Befundung und Restaurierung der Decke in den Jahren 1995 – 1997 brachte ein paar technische Details zur Malerei zutage: Etliche Unzulänglichkeiten in der Technik der Freskomalerei im westlichen Seitenbild mit der Darstellung der „Kalydonischen Eberjagd“, welche in den anderen Freskoflächen der Saaldecke nicht mehr feststellbar waren, lassen den Schluss zu, dass Rottmayr im Saal mit der Eberjagd begonnen hat. Dieses Bild ist somit das erste und früheste Fresko in der Laufbahn Rottmayrs.42 Im Mittelbild tragen die Brustschilder der beiden Meeresrosse die Initialen Rottmayrs „J.M.R.“ und „1689“. Die ebenfalls bei Riedl43 genannte Zahlung von 400 Gulden an Rottmayr für „in die Radtstuben gemahlene Zwey Stukh“ im Jahr 1697 ist nicht verifizierbar, die beiden – möglicherweise – Leinwandbilder könnten aber ein Hinweis sein, dass bereits unter Erzbischof Johann Ernst die Neuausstattung der fürstlichen Suite in Angriff genommen worden war. Dem Kontrakt zwischen Hofbaumeisterei und dem Münchner „Stuckh: [Kanonen-] und Gloggengießer“ Jacob Schorer aus dem Jahr 168944 ist zu entnehmen, dass seit 1687 unter Mitarbeit eines Gürtlers, Messingdrechslers, Goldschmieds, Drechslers, Bildhauers, Messerschmieds und der erzbischöflichen Messinghütte Ebenau für das „Hochfürstliche Zimmer nach Hoff “ an einem Messing-Kamin mit Gesamtkosten von 1164 Gulden und 55 Kreuzer gearbeitet wurde. Leider ist dieses – von den enormen Kosten her gesehen – Prachtstück nicht mehr vorhanden.

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Abb. 13 Residenz, W-Fassade des Haupthofes mit Wappenanordnung von 1689. Historische Aufnahme des späten 19. Jh.s

Ebenfalls aus dem Jahr 1689 stammt die Anordnung der Wappen- und Inschrifttafeln über den drei Arkadenbögen des Haupthofes in den Fensterparapeten des Markus-Sittikus-Saales. Hier ließ Johann Ernst in der Mittelachse mit Einbeziehung seines Amtsvorgängers Max Gandolph ein Doppelwappen Kuenburg – Thun mit Inschriftband darunter „Hoc palatium splendidius reddiderunt &. commodius“ anbringen. Die über dem südlichen Bogen sitzende ovale Inschrifttafel bezieht sich auf Max Gandolph,45 die nördliche auf Johann Ernst.46 Im Gegensatz zu dem im Hauptgesimse sitzenden Wappen von Erzbischof Markus Sittikus, welches mit Fruchtgirlanden und „wehenden“ Bändern in den Dekor der Fassade eingebunden ist, sind diese drei Marmortafeln mit einfachen Eisenklammern an der Fassade montiert. (Abb. 13) Im Bereich des heute sogenan. „Wallistraktes“ setzte Johann Ernst im Jahr 1690 dem unter Erz-

bischof Paris Lodron 1626 errichteten Arkadengang als Umgrenzung des kleinen „Hofgärtls“ westlich anschließend an das Hofbogengebäude zwei Obergeschoße auf, wovon eine Wappentafel mit Inschrift an der Straßenfassade zeugt.47 Die Fensterumrahmungen mit den „Doppelohren“ wurden dem Hofbogen Wolf Dietrichs nachempfunden, jedoch nicht mehr in Untersberger Marmor, sondern aus billigerem Putz angefertigt. (Abb. 14) Die Abwendung von den in der Architektur bisher üblichen italienischen und französischen Vorbildern durch die von Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656 – 1723) entwickelte Formensprache des „deutschen“ Barock48 sollte an Salzburg nicht spurlos vorübergehen. Möglicherweise wurden die ersten Kontakte zu dem „kayserlichen Ingenieur und Ober Inspector aller kayserlichen Gebey“ über den Bruder Johann Ernsts, Maximilian Graf von Thun

I. 2 Johann Ernst Graf von Thun 1687 – 1709

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Abb. 14 Residenz, Wallistrakt, Wappentafel von Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun, 1690, an der Straßenfassade dokumentiert die Aufstockung der Trakte um das ehemalige „Hofgärtl“

(1638 – 1701),49 hergestellt. Sie fanden jedenfalls vor 1693 statt, denn in diesem Jahr wurde – zwar ohne ausdrückliche Nennung Fischers – ein Auftrag für die Steinmetzarbeiten am Nordportal des Hofmarstalls „dem Riß [Fischers] gemäß“ vergeben.50 Erzbischof Johann Ernst sollte für den kaiserlichen Hofarchitekten zum größten Auftraggeber werden: Nach Fischers Plänen wurden die Monumentalbauten der Dreifaltigkeitskirche mit Priesterseminar, der Kollegienkirche und des Ursulinenklosters samt Kirche errichtet, Bauwerke, die mit ihren Türmen und Kuppeln das Stadtbild grundsätzlich veränderten und bereicherten. Außerhalb der damaligen Stadtgrenzen entstanden das St. Johanns-Spital samt Kirche, das Schloss Kleßheim mit Nebengebäude und die Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal oberhalb von St. Martin bei Lofer. Im Vertrag vom 25. 6. 1694 zum ersten großen Bauvorhaben, dem Neubau der Dreifaltigkeitskirche samt Priesterhaus51 wurde vereinbart, dass Fischer sich „jedes [Jahr] dreymahl alher zu begeben und zuezusechen, auch mit diser occasion Ihren hochfürstlichen gnaden bey anderen Ihren 26

gepeuen mit guethem Rath an Hand zu gehen“ habe. Diese Regelung dürfte wohl – außer bei besonderer Dringlichkeit der Anwesenheit – bis zum Ende der Tätigkeit Fischers im Erzstift Salzburg beibehalten worden sein. Nach Hellmut Lorenz52 erhielt Fischer durch seinen Gönner „nahezu unumschränkte Gestaltungsmöglichkeiten in der Stadt. Selten hat in der Geschichte der europäischen Baukunst ein Architekt an einem Ort derart weitreichende Befugnisse erhalten – vergleichbar wären lediglich Andrea Palladio in Vicenza oder Karl Friedrich Schinkel in Berlin-Potsdam.“ Einer der zahlreichen fürstlichen Besuche am Salzburger Hof, der Aufenthalt der Herzogin Wilhelmine Amalia von Braunschweig-Lüneburg (1673 – 1742), der Braut Kaiser Josefs I., auf der Durchreise nach Wien im Februar des Jahres 1699 wurde in Form einer Festschrift dokumentiert,53 die neben detaillierter Beschreibung und Darstellung der im Carabinierisaal errichteten Triumphpforten eine Abbildung des „Geldauswerfens“ enthält. Darauf ist der Erker der ehemaligen erzbischöflichen Kapelle im schmalen Fassadenbereich der Residenz

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Abb. 15a Johann Baptist Mayr (1634 – 1703), „Zwey-Einiger Hymenaeus […]“, Salzburg 1699, S. 28: Kupferstich „Die Hochfürstl. Residenz gegen dem Mark-Platz“, Münzauswerfen anlässlich der Anwesenheit von Wilhelmine Amalie Herzogin von Braunschweig und Lüneburg und Kaiser Joseph I. im Jahr 1699, Salzburg Museum 40649-41 Detail mit Darstellung des Erkers der ehemaligen fürsterzbischöflichen kapelle im 2. OG, im schmalen Fassadenbereich der Residenz zum „Marktplatz“ (heute Alter Markt) Abb. 15b Residenz, W-Fassade des O-Traktes, der Erker der ehemaligen Kapelle im 2. OG wurde 1804 entfernt, Zustand 2011

I. 2 Johann Ernst Graf von Thun 1687 – 1709

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Abb. 16 Gesamtansicht von Abb. 15a

zum „Marktplatz“ (heute Alter Markt) – oberhalb des heutigen „Wetterhäuschens“ – zu sehen. (Abb. 15a & b) Weiters ist dokumentiert, dass aus Anlass dieses Besuches die Landkartengalerie als „der Herzogin Antecamera“ diente, von wo der Geldauswurf erfolgte.54 Der Geldauswurf kann im Widerspruch zur Abbildung nur aus der Landkartengalerie im 2. OG erfolgt sein, denn EG und 1. OG dieses Traktes bestanden 1699 noch aus einer zweigeschossigen, zum Innenhof hin offenen Wandelhalle, die als „grosse Galerie, wo die Statuen standen“ bezeichnet wurde; erst um 1800 wurde hier eine Geschoßdecke eingezogen. (Abb. 16) Franz Martin55 erwähnt, dass die Sehkraft Johann Ernsts schon 1695 so sehr beeinträchtigt war, dass er „kein Amt mehr, sondern nur noch Vespern halten konnte“. Bei wichtigen, im Normalfall dem Erzbischof vorbehaltenen, kirchlichen Obliegenheiten musste einer der Suffraganbischöfe die Pflichten des Erzbischofs wahrnehmen. Johann Ernst selbst versuchte wegen „andringenden Alters“ und seiner

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„Augenblödigkeit“ bereits 1702 einen Koadjutor seiner Wahl in der Person des Wiener Fürstbischofs und salzburgischen Domherrn Franz Anton von Harrach zu bestellen, dies gegen den heftigen Widerstand des Domkapitels, welches um seine freie Wahlmöglichkeit bangte.56 Nach jahrelangem Tauziehen mit wechselweiser Unterstützung durch Kaiser und Papst wurde Franz Anton schließlich am 19. 10. 1705 vom Domkapitel zum Koadjutor bestellt.57 In dieser Funktion weihte er in Vertretung des Erzbischofs am 20. 11. 1707 die neu erbaute Kollegienkirche.58 Es ist schwer zu entscheiden, wer von den beiden, Erzbischof oder Koadjutor, welche Entscheidungen in den verschiedenen Bereichen traf. Martin berichtet, dass Johann Ernst die Regierungsgeschäfte – obwohl bereits weitgehend erblindet – erst 1708 übergab; praktisch wurde dieser Schritt allerdings erst wenige Tage vor seinem Tod vollzogen.59 Feststeht, dass bereits unter Johann Ernst mit Fischer von Erlach erste Maßnahmen gesetzt worden waren, um den Bereich der erzbischöflichen Repräsentations-

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Abb. 17a & b Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656 – 1723), Residenz, „Schöne Galerie“, Profildetails eines Portales mit für Fischers Türumrahmungen typischem, tief hinterschnittenem Rundstab

und Wohnräume auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. Franz Wagner60 weist dazu auf das von Johann Michael Rottmayr geschaffene große Mittelbild im Gesellschaftszimmer hin, gemalt etwa 1689,61 welches wahrscheinlich für einen anderen Raum (?; wegen der Größe des Bildes käme nur der Rittersaal in Frage) vorgesehen und laut Inschrift „Joh. Michael Rottmayr invenit Renovato anno 1711“ erst im Jahr 1711 am heutigen Ort angebracht wurde. Zusätzlich könnte das im Deckenfresko Rottmayrs in der Schönen Galerie62 dargestellte Abbild der Fassade des von Fischer von Erlach erbauten Palais Trautson in Wien63 auf den Einfluss Fischers um 1708 hindeuten. Franz Wagner hat nachgewiesen, dass die tief hinterschnittenen Rundstäbe der Marmorportale (Abb. 17a & b) in der „Schönen Galerie“, im Gesellschaftszimmer, Steinsaal und im Bereich des ehemaligen Kaisersaales, sowie bei den ursprünglichen Außentüren zum Markus-Sittikus-Saal im Vergleich mit Portalen in der Dreifaltigkeits- und Ursulinenkirche eindeutig die Handschrift Fischers belegen.64 Diese Portale wurden allerdings – erhöht – erst

unter Erzbischof Franz Anton Fürst von Harrach, wie im Folgenden ausgeführt, eingebaut. Johann Ernst von Thun bezahlte die Kosten für die enorme Bautätigkeit aus seiner „Privatschatulle“, seinem ererbten, beträchtlichen Anteil aus dem Thun’schen Familienvermögen. Für diese Stiftungen sind keinerlei Baurechnungen erhalten, doch ist in einem Nachsatz zur Auflistung der Ausgaben für die während seiner Regierung an- und verkauften Güter und Objekte zu der hohen Summe von über 14.000 Gulden festgehalten, dass „dißes alleinig ohne die cosstbahre Haubtgebey, des Priesster Collegy, St. Johanns Spitall, Kürchen im Frauengarthen [Kollegienkirche] und des Ursuliner Closters, so a parte, nöben denen Fundationen vill dausent Gulden erfordert, Auch alles wie oben gemelt zu gemain nuzen und wolfahrt angesechen und wobey sovil hundert Armer leith von Zeit zu Zeit [Arbeit] erhalten“ haben.65 Johann Ernst hat demnach mit seinen Bauwerken nicht nur – was ihm sehr wichtig war – zu seiner persönlichen Glorie beigetragen, sondern auch, gezielt oder unbewusst, für zahlreiche zusätzliche Arbeitsplätze gesorgt.

I. 2 Johann Ernst Graf von Thun 1687 – 1709

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I. 3 Franz Anton Fürst von Harrach 1709 – 1727

In der Nacht vom 20. auf den 21. 4. 1709 starb Johann Ernst Graf von Thun, worauf der seit 1705 zum „Coadiutor cum futura successione“ bestellte Franz Anton unmittelbar und ohne Wahl durch das Domkapitel die Nachfolge als regierender Fürst­ erzbischof antrat. Er hatte die Zeit als Koadjutor zum Teil in Salzburg, zum Teil in Aschach an der Donau und in Wien bei seinem kunst- und bauverständigen Bruder Alois Thomas Raimund Graf von Harrach verbracht.66 Über Graf Alois hatte Franz Anton die Qualitäten des kaiserlichen Hofarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt früh schätzen gelernt. Es überrascht daher nicht, dass der Erzbischof die Weiterführung der Arbeiten zu Umgestaltung und Neuausstattung der fürstlichen Suite in der Salzburger Residenz sehr bald dem vom Hause Harrach vielbeschäftigten Hildebrandt67 übertrug, der damit Johann Bernhard Fischer von Erlach in Salzburg ablöste. Fischer hatte noch restliche Arbeiten an bisher nicht fertiggestellten Baustellen Johann Ernsts, hier vor allem in Kleßheim, zu erledigen. Er war jedenfalls im Juni 1709 in Salzburg,68 wohl um den neuen Erzbischof, in der Hoffnung weiterhin mit Aufträgen bedacht zu werden, zu hofieren. Seine Bemühungen brachten nicht den erwünschten Erfolg: Er wurde in Ehren und mit Überreichung eines fürstlichen Präsents69 entlassen. Franz Anton stellte ihm am 6. 7. ein Schiff zur Heimreise nach Wien zur Verfügung.70 Dass Fischer von Erlach über seine Entlassung nicht allzu traurig war, hat sich in einem Schreiben vom 13. 7. 1709 überliefert: „Gestert ist der herr Fischer bey mir gewesen, mit einer solchen freid als ich ihn nie gesehen, hatt mir auch sein regal [Präsent] von Ihro hfstl. gnaden gewißen ... .“71 Franz Anton vertraute in Fragen der Architektur und des Geschmacks voll und ganz seinem in Bau- und Kunstfragen versierten Bruder Alois, der 30

mit Hilfe seines Kammerdieners und Harrach’schen Bauverwalters Friedrich Koch in Wien im Namen des Erzbischofs Kontakte mit Künstlern und Handwerkern einfädelte, Verhandlungen führte, Pläne einforderte und begutachtete, Termine abstimmte, Honorare aushandelte und teilweise Aufträge vergab. Der umfangreiche Briefwechsel zwischen Erzbischof, seinem Bruder und Friedrich Koch bietet einen detaillierten Einblick in das erzbischöfliche Baugeschehen.72 Ergänzungen dazu liefern Eintragungen im Tagebuch Franz Antons,73 vor allem aber die mit 1. 7. 1709 beginnenden „underthenigisten Erinnerungspuncta,“ wöchentliche Berichte des hochfürstlichen Bauinspektors Raymund Antony Menrad Freiherr von Rehlingen an den zu dieser Zeit in Aschach bei seinem Bruder Alois weilenden Erzbischof über die laufenden Maßnahmen an Residenz, Schloss Kleßheim und anderen erzbischöflichen Vorhaben.74 In Salzburg fehlte eine im Bauwesen, dessen Verwaltung und Organisation erfahrene Person. Der seit 1708 als Hofbauverwalter eingesetzte Franz Mader75 hatte scheinbar das Vertrauen seines neuen Herrn nicht gewinnen können, er dürfte nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Franz Anton ließ schon am 2. 5. 1709 – auf dem Weg über seinen Bruder und dessen Haushofmeister Paul Charlier – vertraulich bei Friedrich Koch anfragen, ob er bereit wäre, als hochfürstlicher Hofbauverwalter mit Titel und Rang des ersten Kammerdieners in salzburgische Dienste zu treten.76 Koch stimmte zu, seine Übersiedlung nach Salzburg verzögerte sich allerdings durch eine ihn mehrere Monate behindernde Krankheit.77 Die für Erzbischof Franz Anton vordringlichsten Maßnahmen in der Residenz betrafen die durchgreifende, der Mode der Zeit gemäße Adaptierung der im 2. OG gelegenen fürstlichen Räume. Die unter Erzbischof Wolf Dietrich um 1610/1611 eingebauten

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Holzkassettendecken mit ihren vergoldeten Zierleisten und teils auf eingefügter Leinwand bemalten Kassettenfeldern waren in den rund 100 Jahren ihres Bestandes empfindlich nachgedunkelt, Fenster und Türen wurden als zu eng und klein empfunden, Öfen und Kamine sollten neben prunkvoller neuer Gestaltung die Beheizbarkeit der Räume sicherstellen, und – ein besonderes Anliegen Franz Antons – sein privater Bereich mit Retirade, Hauskapelle und Schlafraum sollte wohnlicher gestaltet werden. Erste Kontakte mit Johann Lucas von Hildebrandt wurden noch in der Zeit Franz Antons als Koadjutor geknüpft, denn bereits am 18. 5. 1709, also sehr bald nach dem Regierungswechsel am 20. 4., berichtete Koch an Graf Alois, dass er mit dem Maler Martino Altomonte wegen der Malerei in der Salzburger Residenz verhandelt habe; ein Plan Hildebrandts müsse noch korrigiert werden, die Risse zu den Öfen habe Hildebrandt aber noch nicht geliefert.78 Mit diesem Brief ist nachgewiesen, dass Hildebrandt Pläne der Residenz schon vor dem Regierungswechsel, als Fischer von Erlach noch federführend in Salzburg wirkte, in Händen hatte und dass ebenso bereits Kontakte mit Altomonte in Wien hergestellt worden waren. Es wird wohl ungeklärt bleiben, ob Erzbischof Johann Ernst von den Kontakten zu Hildebrandt unterrichtet war, oder ob es sich um einen Alleingang des Koadjutors handelte. Genauere Informationen über das bauliche Konzept bietet das elf Tage später von Koch an Graf Alois übermittelte Schreiben:79 „ … Von den anderen Risen zu Ihro hf. Gnaden zimmer ist dato nichts gemacht, außer der Ney Curgirte riß, nemlich die erweitterung der tihr und fenstern ...“ bei den Öfen gehe nichts weiter, der Stuckateur arbeite an den Rissen für Audienzzimmer und Ratstube. Damit wurde erstmals als Teil der Gesamtplanung die Erweiterung der Türen und Fenster genannt. Dieser „neu korrigierte Riß“ Hildebrandts ist mit größter Wahrscheinlichkeit ident mit dem in der Plansammlung des Salzburg Museum entdeckten Blatt,80 ohne Beschriftung, ohne Datum, den Grundriss der Räume „Ritterstuben, Ratstuben, Anticamera, Audi-

entz Zimmer, Retirada“ darstellend, sowie – unbeschriftet – die ehemalige Hauskapelle mit Anschluss der Mauern zum heute sogenannten „Schlafzimmer“; darüber ein Schnitt der Raumfolge vom Rittersaal bis zum Audienzzimmer. Als Maßstab sind „Saltzburgerische Schuch“81 eingeschrieben, ein Hinweis darauf, dass der Riß nicht in Salzburg gezeichnet wurde, hier wäre die Betonung des heimischen Längenmaßes nicht nötig gewesen. Die Vermutung, dass dieser Plan aus dem Atelier des Johann Lucas von Hildebrandt in Wien stammt, liegt nahe. (Abb. 18) Der Riss zeigt, mit roter Markierung gekennzeichnet,82 die geplanten baulichen Maßnahmen. Insgesamt 87 Dokumente, Schreiben des oben erwähnten Briefwechsels sowie amtliche Schriftstücke beschäftigten sich ab 18. 5. 1709, der ersten Erwähnung des „Jean Lucca“, des Altomonte und des noch nicht namentlich genannten Stuckateurs Alberto Camesina, bis Jahresmitte 1711 mit den Veränderungen in den fürstlichen Räumlichkeiten. Auffallend ist, dass neben wiederholten Anfragen, wann endlich Hildebrandt und Koch nach Salzburg kämen, vorrangig über Stuck, Malerei und Öfen berichtet wurde, über bauliche Maßnahmen dagegen kaum. Ebenso fällt auf, dass der Bauinspektor Raymund Anton Menrad Freiherr von Rehlingen in seinen wöchentlichen Berichten83 an den bei seinem Bruder in Aschach weilenden Franz Anton die von Koch vorangetriebenen Arbeiten des Stuckateurs und der Maler nicht erwähnte, obwohl er sämtliche Abrechnungen darüber zu prüfen hatte. So sehr Maler und Stuckateur in Wien in ihren Vorbereitungen voranschritten, so sehr ließ sich trotz vielfachem Drängen Hildebrandt Zeit mit Entwürfen für die Öfen. Koch kündete deshalb an, er „werde einen andern mehres Erfahrenen gedachte ris machen lassen“, und ein zweites Mal „werde von einem andern“ Pläne für die Öfen anfertigen lassen.84 Auch wenn der Name des „anderen“ erst später genannt wird, kann es sich nur um den in Wien ansässigen „kayßerlichen Comedien Teatral Ingenieur“ Antonio Beduzzi85 handeln. Die Wertschätzung des zwischenzeitlich offenbar unpässlichen Beduzzi kommt noch einmal

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Beheizungsmöglichkeit angesehen werden, er wurde jedenfalls nicht verwirklicht. Der heute sogen. „Blaue Salon“ ist als private Hauskapelle des Erzbischofs gekennzeichnet: in dem bis 1804 existierenden seichten Erkervorbau ist der Altar als Bestand eingezeichnet. Die mächtige Trennwand zum heutigen Schlafzimmer soll-

Grundriss und Schnitt der Prunkräume im 2. OG des O-Traktes, nicht bezeichnet,

wohl 1709; Umbauplan mit den geplanten Veränderungen von Türen, Fenstern,

Öfen und ehemaliger Kapelle, unveröffentlicht, Salzburg Museum, Planmappe 207,

Nachlass Laschensky 2671-49

ersetzt werden sollte. In der Retirade ist vorgesehen, anstelle von zwei gekoppelten Fenstern zwei getrennt situierte Fenster auszubrechen. Dass der an die Retirade anschließende Bereich gegen Westen nur noch mit Maueransätzen angedeutet ist, kann als Hinweis dafür gelten, dass zum Zeitpunkt der Planerstellung 1709 nur der darin dargestellte Teil zur Sanierung vorgesehen war. Überlegungen zur Transferierung der Hauskapelle sind durch die zart mit Bleistift eingetragene neue Situation des Altares im Zwischenbereich gegen die Galerie erkennbar.

inneren Leibungskanten mit großteils Abarbeiten der Leibungsflächen wird auf ein

einheitliches Maß von 7,5 Schuh gebracht.

Die Türen sollen eine größere Dimension erhalten, wie dargestellt, um etwa 1

Schuh breiter. Die drei Verbindungstüren vom Rittersaal bis zum Audienzzimmer

sollen einseitig gegen die Innenwand um 1 Schuh erweitert werden, um eine mit

den Fensterachsen korrespondierende, einheitliche Linie der Enfilade zu erreichen.

Im Carabinierisaal sind beidseits des Portals zur Ritterstube die zwei heute noch

existierenden Kamine geplant, ihre Rückwand ist in der Zeichnung extrem dünn

angedeutet. Der Ansatz der nördlichen Längswand des Carabinierisaales ist im Plan

Die eingefügten, weinroten Ziffern in den einzelnen Räumen beziehen sich auf die Tabelle in der Ausklapptafel mit den wechselnden Raumbezeichnungen zwischen 1709 und 2011.

das neue Maß verbreitert. Die beiden offenen Kamine, gekennzeichnet mit A und

B, dürften Auswahlvorschläge darstellen, zur Ausführung gelangte nur der Kamin

B, dessen Rahmenprofil im Gegensatz zu Kamin A im Plan kräftig rot eingerandet

Anmerkung der Redaktion:

Vom Rittersaal, hier als „Ritterstube“ bezeichnet, bis in die – noch – Kapelle sind

neue Kamine und Öfen geplant. Im Rittersaal werden die vier Türen ebenfalls auf

nicht eingetragen.

geplant, womit der in einer halbrunden Wandnische nahe dem Altar stehende Ofen

Die Fensteröffnungen sollen von 4,5 auf 5,5 Schuh verbreitert werden, die Weite der

te entfernt werden. An ihrer Stelle ist eine in Raumachse situierte Kaminnische

ist. Der in der Raumecke mit C bezeichnete Ofen könnte als Variante für eine dritte

Abb. 18 Johann Lucas von Hildebrandt (1668 – 1745) – Zuschreibung, Residenz,

bei Koch zum Ausdruck, nachdem Jean Lucca endlich einen Plan für einen Ofen geschickt hatte: „ ... winsche nur daß der andere zur gesundheit komen tette, welchen ich angeredt, glaube etwaß besers als dieses von ihm zu bekommen“.86 Beduzzi meldete im voraus Bedenken an, dass er im Gegensatz zu Hildebrandt „von denen [Öfen] garnichts [halte], welche von der mauer frey stehen, sondern [er befürworte jene] so sich bey der Mauer wohl schließen“.87 Ende Juli 1709 erklärte Altomonte, dass er „mit der retirada und Cabinet sich getrau dißen winter durich fertich zu sein, und die andere 2 namlich das Audientz zimmer und die Rattstuben den khinftigen sommer“ bearbeiten könnte. Er schlug vor, die großen Mittelbilder in Wien anfertigen zu dürfen, die kleinen Seitenbilder würde er an Ort und Stelle malen, doch „seiner meinung nach beffindet ehr vor beßer wie auch schöner, wan soliche von öhlfarb gemacht wurden, welches man mitler zeit gleichwohl waschen und saubern khan.“ Die Kosten für die vier Räume mit insgesamt 3800 Gulden seien so hoch, weil die nötige Leinwand alleine um 200 Gulden koste, da sie, um Wülste der Nähte zu vermeiden, in dieser Größe eigens angefertigt werden müsse.88 Abgesehen von Schwierigkeiten auf Grund von Irrtümern bei Raummaßen und Kosten, die wohl aus dem schriftlichen „Dreiecksverhältnis“ Koch – Graf Alois – Erzbischof herrührten, trat Johann Michael Rottmayr, damals in Wien ansässig, als Konkurrent Altomontes bei der Erstellung der Deckengemälde auf, wodurch der Planungsablauf noch etwas verzögert wurde. Koch hielt fest, dass „der selbe sich auch dießes vor die greste Ehr schetze etwas alda mahllen zu khenen, will auch gleich etwas zeichnen.“89 Rottmayrs Bemühen galt dem Auftrag für Rittersaal und Audienzzimmer, welch letzteres allerdings längst dem Altomonte zugesichert worden war. Koch tat sein Bestes, um die beiden Kontrahenten zu beruhigen, „werde mich auch befleisen selbe in gueder harmonie zu erhalten“.90 Da Rottmayr aus den ihm von Koch zur Verfügung gestellten Planunterlagen ersehen hatte, dass insgesamt 6 Räume erneuert werden sollten, bat er wie schon zuvor nochmals Graf Alois, sich beim 34

Erzbischof dafür zu verwenden, dass er zusätzlich einen dritten Raum zugeteilt erhielte.91 Mit einer handschriftlichen Notiz zu den „Erinnerungspuncta“ vom 29. August befiehlt Franz Anton seinem „lezt aufgenummenen Maurer- und Stainmezmaister [Sebastian Stumpfegger] [für] den obrigen stockh von meinem Schlaff zimmer angerechnet, bis an den Kayser Sall, worunder verstanden der Marco Sitico Sall, wie auch die Gallerie, und wo die Fürstin Lonqual wohnet, wie auch die königlichen Zimmer, wie auch wo mein Hr. Brueder gewohnt hat, ein grundtris zu legen, auch das solcher bey meiner ankumbft verferttiget seye“.92 Dieser Anordnung zur Erstellung eines neuen Grundrissplanes weiterer Raumfolgen der Beletage, soweit sie nicht Teil der bisherigen Planung waren, muss der Entschluss zur Ausweitung der Erneuerungsarbeiten auf das gesamte Geschoß mit dem Appartement im Stockwerk darüber vorangegangen sein; ausgenommen war nur der Carabinierisaal, der bereits 1689 mit Stuck und Malerei neu ausgeschmückt worden war. Mit der Erweiterung der Neugestaltung auf letztendlich 9 mit Malerei auszustattende Räume wurde der Aufgabenbereich für Rottmayr und Altomonte aufgeteilt. Rottmayr eroberte mit Rittersaal, Audienzzimmer, Schlafzimmer mit Kapelle, „Schöner Galerie“ und Gesellschaftszimmer den größeren Anteil, Altomonte blieben Ratstube, Antecamera, Retirade und Kabinett. Es ist nicht nachweisbar, ob das ikonographische Programm des Alexanderzyklus93 für Stuckreliefs und Bilder in den Räumen vom Rittersaal bis zum Schlafzimmer auf ein Konzept Rottmayrs zurückgeht; Altomontes erste – nicht überlieferte – Konzepte kamen jedenfalls nicht zur Ausführung. Der Stuckateur scheint für seine Entwürfe zur Ausgestaltung der Plafonds mit Anordnung der Malereifelder freie Hand gehabt zu haben. Koch berichtet darüber am Beispiel des Rittersaales, dass der Stuckateur in seinem Riß vorschlug, in der Deckenfläche fünf Felder für Malerei auszuteilen, in den Ecken plane er vergoldete Reliefs.94 Eine ähnliche Vorgangsweise ist für die übrigen Räume anzunehmen. Ungeklärt ist, ob sich die Maler an Größe und Form der vom Stu-

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ckateur vorgesehenen Deckenfelder halten mussten, oder umgekehrt. Aus geringfügigen formalen Änderungen entstünden laut Koch jedenfalls keine Probleme, „dan dieße Mahller khenen so thane historien auß dem runden inß oval oder aber auß dem oval in das runde ordiniren.“95 Mit ähnlichen Korrekturmöglichkeiten auf Grund falscher übermittelter Maße – die Vorbereitungen der Künstler wurden basierend auf Briefen zur Gänze in Wien abgewickelt – beruhigte Koch, denn „wahn nicht eine Klaffter oder halbe [fehle], denen ornamenten dadurch khein hindernus ferursachet, ursachen das dieße leite ihre arbeit allezeit zu erweitern oder zu schmellern wisen“.96 Beduzzi lieferte im Herbst 1709 Entwürfe für Öfen, wovon der eine für das Audienzzimmer wegen seiner besonderen skulpturalen Ausformung im keramischen Aufsatz hervorzuheben ist: Ein knieender, weiss gefasster Atlant (Herkules ?) trägt einen blauen Globus. (S. XX, Abb. XX) Friedrich Koch berichtete sehr positiv von diesem Riß, „welcher wohl außgeführt und etwaß fürstliches ist“ und fügte sarkastisch an, dass man diesen Riß dem Hildebrandt zeigen und diesen fragen sollte, ob er so etwas überhaupt zusammenbrächte, „dan ich glaube daß [k]einer zu wienn ist der schönere riß machet als wie er der diesen ferfertiget.“97 Beduzzi wurde daraufhin im erweiterten Planungsabschnitt mit dem Prunkkamin in der Schönen Galerie, sowie mit der Gestaltung des Altares in der neuen Kapellenische im Schlafzimmer beauftragt.98 Parallel zu all den bis ins Detail dokumentierten Vorbereitungen zur Adaptierung der Fürstenräume finden sich kurze Notizen der Hofbaumeisterei über die Hofgärten, heute die beiden Höfe des sogenannten „Toskanatraktes“. Franz Anton hatte knapp nach seinem Regierungsantritt Johann Georg Lieglsteiner zum Kammerdiener und neuen Hof- und Lustgarten-Direktor ernannt,99 der in der zweiten Jahreshälfte 1709 bis zur Rückkehr des Erzbischofs aus Aschach die völlige Neuanlage der Hofgärten erledigen sollte. Am 8. 7. 1709 berichtete Freiherr von Rehlingen an den Erzbischof, dass im größeren Garten (heute sogen. „Dietrichsruh“) mit

15 Tagwerkern begonnen wurde, das Areal umzugraben,100 leider sehr behindert durch das anhaltende Regenwetter. Im kleineren, nördlichen Teil mussten vor Beginn der Neuanlage Schäden am Boden der Galerie, wo die Statuen standen,101 verursacht durch einen eingebrochenen Kanal, wie auch im Bereich der kleinen Grotte in der Sala Terrena behoben werden.102 Der Hofbauinspektor Rehlingen schrieb von neu anzuschaffenden Blumengeschirren, „umb solchen garten noch vor Zuruckkunfft Euer hf. Gn. p.p. völlig mit florirenden Blumb-gewächsen zu besezen,“ andererseits von dem für die Auskleidung der Grotte nötigen Röhren-Tuff, der per Schiff auf der Salzach aus dem Tuff-Steinbruch in Tittmoning herangeschafft werden sollte.103 Die an drei Stellen herausgebrochenen Marmorplatten der Wandverkleidung neben der Grotte (bestand in der Sala Terrena ursprünglich eine marmorverkleidete Sockelzone?) musste ebenfalls saniert werden. Mit seinem Gartendirektor Lieglsteiner hatte Franz Anton Probleme: Er klagte seinem Bruder, „ ... bekhenne das ich auf meinen gartten director allweil weniger halten thue, indem er mir schon etliche ris gemacht hat, zu dem kleinen gartl [nördlicher Gartenhof], wo die blumen sollen hinthuen, wo die Salla Terena ist, welche mir alle sehr übell gefallen.“104 In diesem Dokument wird erstmals der über Fischer von Erlach für die Gartengestaltung in Kleßheim beigezogene „Treet“, der am Kaiserhof und in Adelsfamilien in Wien vielbeschäftigte französiche Gartenarchitekt Jean Trehet, erwähnt, der schließlich Entwürfe für die salzburgischen Hofgärten ausarbeiten sollte.105 Aus den Hofbauamts-Rechnungen ist ersichtlich, dass 1709 der Gärtner zu Laufen, Johann Caspar Vogl „zur anleg: und außzierung des Gartens“ eine größere Menge von gelbem Sand um die beträchtliche Summe von 30 Gulden und 46 Kreuzer überschickte.106 Es müssen Pläne existiert haben, als im Herbst 1709 begonnen wurde, im Hofsteinbruch am Untersberg den für Fenstergewände und Sohlbänke benötigten Marmor zu brechen und die Stürze sowie Einfassungen für das „Gartengschür“ aus „Naglstein“ (Konglomerat aus dem Hofsteinbruch

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Abb. 20

Abb. 21a

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Abb. 19 Residenz, Rittersaal, 2011 Seite gegenüber: Abb. 20 Residenz, Rittersaal, undatiert, aber etwa zum Jahreswechsel 1710/1711 entstanden, Miniatur, oval, ca. 120x100 mm, Schloss Rohrau, Graf Harrach’sche Familiensammlung, Detail Anfang August 1710 beginnen die Stuckateure, oberhalb des Kamins das hochfürstliche Wappen zu „pohsiren“, im Frühjahr 1711 wird das Rundbogenportal zum Carabinierisaal durch eine Rechteckstüre nach Plan des Johann Lucas von Hildebrandt ersetzt Abb. 21a Residenz, 2. OG, Rittersaal, Detail von Abb. 18, Bestandsplan von 1709 Abb. 21b Residenz, 2. OG, Rittersaal, Detail von Bestandsplan 2008

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Abb. 22 Johann Lucas von Hildebrandt (1668 – 1745), Residenz, Rittersaal, eines der vier Portale nach Plan von Hildebrandt, 1711

in der Riedenburg) vorzubereiten. Der benötigte Rotmarmor wurde in Adnet bestellt.107 Dass die Planvorlagen von Hildebrandt stammten, ist belegt durch den Ende Oktober 1709 geschlossenen Kontrakt mit dem Hoftischlermeister Balthasar Kölbl,108 zur Herstellung der Türen, Verkleidungen und Futter aus Nußbaumholz, sowie durch den im Jänner 1710 an die drei bürgerlichen Steinmetzmeister Johann Schwäbl sowie Andreas und Gregor Götzinger vergebenen Auftrag zur Anfertigung von vier neuen Marmorportalen im Rittersaal,109 beide Male mit der Bedingung „nach dem Riß des Jean Lucca“ zu arbeiten. (Abb. 19–22) Der Erzbischof zog am 4. 2. 1710 aus seinen Wohnräumen aus, um keine Arbeiten zu behindern, „und hebt man schon an groß abzubrechen, allein kan man noch nicht mauern, weillen es zu kalt 38

ist, und machet uns die haubt mauer in dem schlaff zimer große Ungellegenheit, wie nicht weniger die dopelte fenster in meiner retirada, wo man unden in das hinter Zimer anfangen muß zu brechen, welches uns auch vill mieh und zeit khosten wirdt.“110 Die „Hauptmauer“ im Schlafzimmer ist im Plan in ihrem Ansatz eingezeichnet; sie ermöglichte eine das Schlafzimmer nicht tangierende Verbindung zwischen Retirade und Galerie; ihr Abbruch brachte scheinbar statische Probleme mit sich. In der Retirade wurden gemäß dem Plan die in Raumachse liegenden, gekoppelten Fenster durch zwei neue, nahe den Raumecken ersetzt, womit in der Außenfassade nahezu gleichmäßige Abstände der Fensterachsen erreicht wurden. Als Folge dieser Maßnahme wurden im Geschoß darunter die Fenster in gleicher Weise abgeändert, (Abb. 23) wodurch sich dort die

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beiden, nunmehr in den Ecken sitzenden Fensternischen mit dem im Raum verbliebenen Tonnengewölbe ungewöhnlich überschneiden.111 In die westliche Längswand der Retirade wurde ein prunkvoller Kamin gesetzt, bekrönt von einem Portrait des Erzbischofs, gemalt von dem von den Harrachs vielfach beschäftigten Frans von Stampart. (S. XX, Abb. XX–XX) Den privaten Charakter dieses Raumes verstärkte Franz Anton durch eine Portraitreihe Harrach’scher Familienmitglieder.112 Der westlich anschließende, heute sogen. Blaue Salon war die alte Privatkapelle der Erzbischöfe. Der Altar stand in einer nach Westen orientierten Nische, deren Tiefe sich aus der enormen Mauerstärke und dem hier angefügten, seicht aus der Fassade vorspringenden Erker113 ergab.(Abb. 15a) Nach der mit der Ausweitung der Adaptierungsmaßnahmen zusammenhängenden Verlegung der Kapelle in eine Seitennische des Schlafzimmers wurde nach entsprechendem Korrigieren der Lage der Türen die über drei Räume laufende O-W-Enfilade auf die Achse des Erkerfensters ausgerichtet. Der Erzbischof hielt dazu in einem Brief an seinen Bruder fest: „ ... Man thut gar fleisig arbeitten, und kan die haubt mauer in dem schlaff zimer ohne schaden abgebrochen werden, wie ingleichen die 2 fenster in der rettirada, ... ich khume alle nachmittag hinüber und schaue zue, es seint die gerüste in allen zimern vor die Stucador schon gemacht, ... und wird man heut oder morgen anfangen die fenster zu brechen, und solche hecher zu machen, ...“,114 und nochmals: „ ... Wegen des gebeu gehet es zimblich gutt von statten, und glaube das vill meiner gegenwarth dazue contribuiret, in der antecamera ist die ausschallung, und anlegung der rohr peden schon fürthig, welche man in die anlag auch vortfahret, das also die Stucadorn zu ihrer ankhunbft nicht gehindert werden.“115 Am 23. 3. 1710 wurde in Wien der Vertrag zwischen Graf Alois und Stuckateur Alberto Camesina geschlossen,116 er sollte für insgesamt 3360 Gulden die aufgelisteten Räume, Ritterstube, Ratstube, Antecamera, Audienzzimmer, Retirade, Kabinett und Schlafzimmer „mit der schensten Stuccator

Abb. 23 Residenz, N-Fassade gegen den Alten Markt, im EG haben sich die eng sitzenden Fenster als Rest der bis 1711 darüber in allen Geschoßen vorhandenen, gekoppelten Fenster erhalten

arbeith auf die neueste Facon“ zieren und insgesamt 5 Öfen verfertigen. Die Stuckateure reisten bereits Anfang April nach Salzburg, sie transportierten mit der selben „Landgutschen“ – es muss sich um mehrere Kutschen gehandelt haben – zur Freude des Erzbischofs Deckenbilder Altomontes und Rottmayrs von Wien nach Salzburg, die sogleich montiert wurden und allgemeinen Beifall fanden. Sofort nach seinem Eintreffen begann Camesina mit der Arbeit an den von den Leuten der Hofbaumeisterei vorbereiteten, in kalkweiss strahlenden Plafonds, die bei Franz Anton bereits Begeisterung ausgelöst hatten: „ ... sie können nicht glauben wie liecht jetzt die zimer heraus khumen, absonderlich meine rettirada, welche ehe vor so finster war.“117 Nach einer Probe Camesinas im Kabinett sollte erst entschieden werden, ob auch in anderen Räumlichkeiten Marmorierungsarbeiten

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an Wänden oder Gesimsen durchgeführt werden sollten.118 Nun endlich zeichnete sich ab, dass Lucas von Hildebrandt und Friedrich Koch (auch Antonio Beduzzi ?) nach monatelanger Erwartung in absehbarer Zeit nach Salzburg kommen würden. Noch am 24. 4. ersuchte Franz Anton seinen Bruder, Jean Lucca zu drängen, „den das neuste gebey [hier könnte die Ausweitung des Umbaues auf das gesamte Geschoß samt 3. OG erstmals genannt sein] auf ihmb warttet“ und nochmals am Ende des Briefes „und erwartte mit Verlangen den Jean Lucca.“119 In diesem Brief wurde ein wichtiges Detail für den Ausbau festgehalten: „ich habe in denen oberen zimern die Fenster auch gresser machen lassen, und thue die Jenigen so unden waren hinauff ... ,“ und mit einem Seitenhieb auf Hildebrandt vermerkte er „ich winschde wohl, das [ihm] hiesiges conveniret, dan es ihmb doch nichts nuzet, weillen er khein residentz gemacht hat,“ ob es ihm gefällt oder nicht, er war ja nicht hier.120 Franz Anton verlegte Ende April seinen Wohnbereich in den Hofbogentrakt am Domplatz „wo mein Vorsteher [Vorgänger] gewohnd hat“ und ermöglichte damit, dass von der Galerie über Gesellschaftszimmer, Steinsaal, bis zum Apostelzimmer121 mit Bauarbeiten begonnen werden konnte.122 Dann endlich die „Erlösung“: Die lange erwarteten Hildebrandt und Koch trafen nach gemeinsamer Reise in Salzburg ein. Innerhalb weniger Tage wurde Koch nach Ablegung des Glaubensbekenntnisses und Diensteides zum Leib-Kammerdiener und Bauverwalter ernannt,123 worauf ihm der Erzbischof mit Dekret vom 1. 5. 1710 die in Aussicht gestellten Modalitäten seines Dienstes als Hofbauverwalter bestätigte:124 „Franz Anton von Gottes Gnaden Ertzbischoff von Salzburg ... . Demnach wir unsern LaibCammerdiener und Pauverwalter, getreuen, lieben, Friedrich Koch zu jährlicher Besoldung Sechshundert Gulden, dan täglich ain Viertel Österreicher Wein, sambt der gewöhnlichen prodt-portion, benebens auch das Quartier in dem Neupau gndgist assignirt und ausgeworfen haben ... .“ Koch übernahm damit Koordi40

nation und Leitung der Baustelle in der Residenz, die bisher der Hof-Steinmetz- und -Maurermeister Sebastian Stumpfegger, allerdings ohne wesentliche Entscheidungsgewalt, betreut hatte. Als Dank und Gegenleistung für die permanente Unterstützung finanzierte Franz Anton 1709 seinem Bruder Alois in dessen Schloss in Aschach an der Donau den Bau des nach Riss Hildebrandts geplanten neuen Turmes. Vom Bauholz bis zur Blecheindeckung, der vergoldeten Aufsatzkugel, der Turmuhr und den beiden Glocken wurden alle Materialien per Schiff von Salzburg nach Aschach geliefert; Handwerker, so der Hofzimmermeister Georg Hueber mit seiner Mannschaft, wurden ebenfalls entsandt, um das Werk zu vollbringen.125 Einen wesentlichen Teil der umfassenden Maßnahmen stellte die Vergrößerung und Neubearbeitung der Türen in der Beletage dar. Die aus der Zeit Wolf Dietrichs zu Anfang des 17. Jh.s stammenden Türgewände aus Adneter Marmor wirkten mit ihren – bis auf wenige Abweichungen eingehaltenen – lichten Maßen von 4,5x8 Schuh (etwa 1,3x2,4 m) in Hinblick auf die neue Raumausstattung als zu klein, weshalb schon im Plan von 1709 (Abb. 18) vorgesehen war, sie auf ein Maß von 5,5x10 Schuh (1,53x2,96 m) zu vergrößern. Im Vertrag zur Herstellung der vier Türen des Rittersaales aus 1710126 war vorgeschrieben worden, dass „die alten Stain sovill möglich darzue gepraucht und angewendt werden sollen,“ auch „sollen die gwänger [Gewände] alwo sye aneinander gestückht, ganz sauber und schen aufeinander gekhüttet werden, auch müssten die alten Stain, so gepraucht werden Sauber den Neuen gleich gepolliert,“ und weiters „sollen in den 2 alten Gesümben auch der Modloder das Laubwerch gleich den anderen Zweyen eingehaut und gemacht werden.“ Im August des Jahres 1710 wird von der „aufsezung der marmorstainenen Thürverkleidungen in dem Rathzimmer und Ritterstuben“ berichtet.127 Die neuen Mamorportale weisen in den Seitenteilen ein verlängerndes Einsatzstück auf, überwiegend 61 bis 65 cm hoch und meist im oberen Bereich eingesetzt. (Abb. 24) Ausnahmen davon sind die vier Portale des Rittersaales, wo jeweils ein

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Abb. 25 Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656 –

Abb. 27 Antonio Beduzzi (1675 – 1735), Residenz,

1723), Residenz, Marmorportal Fischers

Marmorportal Beduzzis

Abb. 26 Johann Lucas von Hildebrandt (1668 – 1745), Residenz, Marmorportal Hildebrandts

Werkstück in Höhe von 63 cm unten eingesetzt wurde, (Abb. 25&26) sowie die von Franz Wagner128 als Werk Beduzzis identifizierten Marmorportale in Ratstube, Antecamera und Audienzzimmer, welche anstelle einer Verlängerung des Werkstückes einen – wiederum 63 cm – hohen, profilierten Sockel aufweisen.129 (Abb. 27) Auffallend ist, dass bei etlichen Einstückelungen und Stürzen vor allem an untergeordneteren Stellen, z. B. bei den Zugängen zu Heizkammern, eine deutlich andere Marmorqualität in Farbe und Struktur verwendet wurde. (Abb. 28) Als Erklärung für die Stückelung bietet sich an, dass die für die neuen Türen zu kurzen Seitenteile der Wolf-Dietrich-Portale, soweit noch brauchbar, auf die neuen Profile umgearbeitet – wie dies in dem Kontrakt für die Türen des Rittersaales von 1710 konkret vorgeschrieben war – und durch Einsatzstücke auf die neue, einheitliche Höhe in der Beletage gebracht wurden. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch das Portal Wolf Dietrichs auf dem Zwischenpodest der Haupttreppe, dem Eingang zur Silberkammer, wenn auch nur geringfügig, erhöht. (Abb. 29) Die

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Abb. 28 Residenz, Verbindungsraum, d.h. Zugang zu Heizkammern, zwischen Kaisersaal und Grünem Salon: Stückelung der Seitenteile der Portale, Stürze und eingesetzte Teile aus hellerem Marmor

Abb. 24 Residenz, Portal vom Kaisersaal zum Weißen Saal – deutlich sichtbare Erhöhung der Seitenteile, dahinter die marmorne Leibungsplatte ohne Stückelung

profilierten Marmorplatten in den Leibungsflächen wurden aus einem Stück gearbeitet und nicht gestückelt. Die von Fischer von Erlach herrührenden Marmorportale, die Hildebrandt einzufügen hatte,130 mussten ebenfalls nachträglich erhöht werden. (Abb. 25) Hölzerne Portalrahmungen mit Annäherung der Profile an die Marmorportale Fischers in der Retirade, im Schlafzimmer und beidseits des Weißen Saales sind den Umbaumaßnahmen unter Erzbischof Colloredo zuzuordnen. (Abb. 30a & b) Die konkav gebauchten, marmornen Leibungsflächen der Portale an den Schmalseiten des Carabinierisaales wurden 1711 – wie weiter oben dargelegt – als Reduktion der hohen Rundbogen auf die kleinere Rechtecksform der neuen Türen in den angrenzenden Sälen eingefügt. Auch das „Solari-Portal“ von den Dombögen in den Rittersaal musste durch Einfügung niedriger Sockel an die neue Türhöhe angepasst werden.131 (Abb. 3) 42

Abb. 29 Residenz, Zugang zur ehemaligen Silberkammer, Zwischenpodest der Hauptstiege, Detail einer kleineren Einstückelung im Portal von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau

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Abb. 30b Türbeschlag aus der Zeit von Erzbischof Hieronymus Graf von Colloredo

Abb. 30a Residenz, Schlafzimmer, Holzportal mit Nachahmung der Profile Fischer von Erlachs, aus der Zeit von Erzbischof Hieronymus Graf von Colloredo, über dem Portal Supraporte von Andreas Nesselthaler (1748 – 1821), Hafen mit Schiffen und Gebäuden, Öl/Leinwand, 100x150 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum GG 8527

Der Bericht des Freiherrn von Rehlingen vom 14. 8. 1710132 an den in Wien weilenden Erzbischof zeugt von größter Betriebsamkeit, denn die kalte Jahreszeit mit dem alljährlichen Baustopp bei den Außenarbeiten rückte näher: Das Hauptportal der Residenz wurde von den Steinmetzen entsprechend der Skizze Johann Lucas von Hildebrandts133 „bis under die Capitellen der alda sich befindenden 4 run-

den Saülen bißhero durch die Stainmez yberhauet: und renovirt, auch arbeithet der [Matthias Wilhelm] Weissenkhürchner unaußsezlich an denen dahin gehörigen Schnirglen, Statuen und Wappen, und vermeint auf bestimbte Zeit vor dem [29. 9., Michaeli-] ­Marckht darmit fertig zu werden,“ die beiden Postamente, auf denen die Statuen sitzen sollten, wurden im Untersberger Steinbruch verfertigt. (Abb. 31–33) Im Portalaufsatz findet sich Inschrift und Jahreszahl 1710.134 Die Beschriftung der Skizze mit „Residenz Portall alhier Ao: 1713“ kann nur eine spätere Einfügung sein.135 In dem Dokument vom 14. 8. ist überdies festgehalten, dass das bekrönende Wappen Harrachs auf dem Portal von Michael Bernhard Mandl/ Mändl gearbeitet wurde, „ ... das der Mändl an der gräfl: Harrachischen Wappen zwar fleissig arbeithe, aber seiner Meinung nach vor 4 Wochen darmit nit fertig werden khönne“. Weissenkirchner arbeitete zugleich an den vier Stuckreliefs im Appartement der Schwester des Erz-

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Abb. 31 Johann Lucas von Hildebrandt (1668 – 1745), Residenz, Hauptportal, Salzburg Museum 2249-49 Hildebrandt skizzierte in eine vorhandene Zeichnung seinen Entwurf für die neue Portalbekrönung. Bemerkenswert, dass er die beiden wappenhaltenden Löwen mit dem Paris Lodron’schen Bretzelschweif beibehielt, die Portalbekrönung wurde 1711 fertig gestellt, die spätere Einschreibung „1713“ ist nicht korrekt.

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Abb. 32 Residenz, Residenzplatz, Hauptportal, Detail

bischofs, der Rosa Angela Fürstin von Longueval, in der Raumfolge entlang der Churfürststraße im 2. OG, die Reliefs wurden abschließend, wie dazumal üblich, von Maurern geweißt (S. XX, Abb. XX).136 Für die durch das Ausbrechen größerer Öffnungen notwendige Neugestaltung von Fensterumrahmungen137 verfasste Hildebrandt den Plan,138 wobei nicht anzunehmen ist, dass lediglich die Fenster der Beletage von Hildebrandt stammen, es muss wohl ein Gesamtplan existiert haben. Die Bearbeitung geschah von Hängegerüsten aus; der Bereich Audienz­zimmer und Antecamera (5 Fenster) war bereits fertig, das Hängegerüst sollte zu den Fenstern von Ratstube und Rittersaal verschoben werden. Dass die neuen Fensterumrahmungen zumindest im 2. OG durch Alberto Camesina ausgeführt wurden, bestätigt seine Endabrechnung vom 17. Mai 1711, in welcher er „vor die außwendigen Fenster einfassungen in der facciata“ für die 19 Stück 114 Gulden, für die

„Spoletten oder inwendige ornamenten ober der Fenster“ 36 Gulden verrechnete.139 (Abb. 33) In den kleinen Lichthof, im Westen an das Gesellschaftszimmer anschließend, wurde ein schmaler Dienergang auf „eisene Stangen und Stizen“ eingehängt, um eine Verbindung zu den Wohnräumen in Richtung des großen Gartenhofes („Dietrichsruh“) zu schaffen, ohne dass die Dienerschaft den MarkusSittikus-Saal betreten musste. (Abb. 34) In der neuen Türnitz im 1. OG unter dem Rittersaal musste das einsturzgefährdete Gewölbe erneuert werden, im Raum nebenan wurde eine neue Mundküche mit offenem Herd und Rauchschürze eingerichtet;140 im Raum exakt darunter hat sich ein offener Herd bis heute erhalten. (Abb. 35 & 36) Die Arbeiten in den Fürstenzimmern wurden vorangetrieben, in der Kapelle, der Retirade und in der Galerie werkten die Stuckateure, die Zimmerer hatten die Herstellung der Blindrahmen für die

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Abb. 34 Plan Hagenauer 2. OG, Einbau des „Dienerganges“ im Lichthof westlich des Gesellschaftszimmers

Deckengemälde nahezu abgeschlossen; Rottmayr arbeitete am Mittelstück des Audienzzimmers, dagegen konnte Altomonte nur kleinere Arbeiten erledigen, da im Kabinett die Malerei so schlecht trocknete und er auf die große Leinwand für die Retirade wartete, die mit den bestellten Öfen per Schiff aus Wien geliefert werden sollte. Neben der Galerie wurde in den Räumen der Bibliothek, des Archivs und des Billardzimmers fleißig verputzt, geweißt und gesäubert, der Erzbischof hatte sich hier für einen „ordinari hilzenen fueßpoden“ entschieden. In den Gärten wuchs wegen des anhaltenden Regenwetters das Gras in den Rasenflächen so schnell, dass Sensen und Sicheln zusätzlich angeschafft werden mussten. Franz Anton hatte während eines Wienaufenthaltes bei Prinz Eugen dessen Luster „mit Tropfen 46

von Kristall und Goldgeäst“ mit solchem Wohlgefallen gesehen, dass er sich für seine Residenz ähnliche Prunkleuchter, auch an den Wänden, wünschte. Ob die Bemühungen seines Bruders Johann Joseph Philipp141 wegen annehmbarer Kosten und Anfertigung der Luster in der Manufaktur in Mailand erfolgreich waren, ist nicht überliefert. Im Jahr 1711 wurden die Stuckaturen in den 5 Räumen des Appartements im 3. OG sowie im sogen. „Apostelzimmer“ vollendet.142 Die durchgreifenden Erneuerungsarbeiten Franz Antons in der Residenz wurden bis auf kleinere Ergänzungen im Sommer des Jahres 1711 abgeschlossen. Von den drei meistbeschäftigten Künstlern sind die Honorare in einer detaillierten Aufstellung mit Angabe aller ausbezahlten Raten überliefert:143 Michael Rottmayr von Rosenbrunn, inzwischen zum Kammermaler Ihrer Römischen Kaiserlichen

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Abb. 35

Abb. 36a

Abb. 36b Abb. 35 Residenz, S-Trakt, 1. OG, Küchenherd in der „Mundkuchl“ neben der neuen Türnitz, eingebaut 1710, abgebrochen 1939, Aufnahme von 1939 Abb. 36a & b Residenz, S-Trakt, EG, im Raum exakt unter der „Mundkuchl“ des 1. OG hat sich ein offener Herd erhalten – heute: Universität Salzburg, Seminarraum, Aufnahme von 2011

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Abb. 37a & b Residenz, Hauptportal, Marmor-Bänke, auf denen Erzbischof Franz Anton abends gerne gesessen sei, um sich mit den Bürgern zu unterhalten. Durch das vielfache Übereinanderschichten der Asphaltbeläge wurden die Schmuckformen der Bank links völlig überdeckt und beschädigt

Majestät ernannt: Johann Martin Altomonte, Maler: Alberto Camesina, Stuckateur:

5560 Gulden 3750 Gulden 5885 Gulden

Mit der Beendigung der Arbeiten in der Residenz wandte Erzbischof Franz Anton nach kurzer Zwischenphase sein Interesse dem Sommersitz der Erzbischöfe, dem Schloß Mirabell, zu. Nach Verbesserungen im Garten und der Errichtung einer freistehenden Sala Terrena begann im Jahr 1721 der Um- und Erweiterungsbau des Schlosses nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt, der seine Anweisungen brieflich an den Bauverwalter Friedrich Koch richtete. Ein reichhaltiger Schriftwechsel ist dazu erhalten, wieder mit dem Drängen, dass Hildebrandt nach Salzburg kommen sollte und die noch ausständigen Pläne endlich übermitteln möge.144 Die Vorgangsweise erinnert sehr stark an die Residenz, nur mit dem Unterschied, dass der Hofbauinspektor Raymund Antoni Menrad Freiherr von Rehlingen mit 13. 4. 1711 als Frater Raimondo della Madre di Dio in das Barfüßerkloster der Karmeliter Santa Maria della Scala in Rom eingetreten war.145 Koch war damit zum alleinverantwortlichen Bindeglied zwischen Erzbischof und Hildebrandt geworden.

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Franz Anton ernannte als Nachfolger seines nicht sehr geschätzten Gartendirektors Johann Georg Lieglsteiner mit Dekret vom 1. 8. 1713 Matthias Diesel zum „Cammerdiener und Inspector all Unserer Hoff- und Lustgärtten“ mit der jährlichen Besoldung von 450 Gulden und allen gewöhnlichen Vergünstigungen bei Hof (Wein- und Brotzuteilung, Quartier).146 Matthias Diesel scheint im Umgang etwas schwierig gewesen zu sein, wie Friedrich Koch nach dem Weggang Diesels im Jahr 1718 an Graf Alois berichtete.147 Leider ist nicht erwähnt, ob es noch die Residenz oder eher Mirabell betraf, doch am 11. 12. 1719 wurden dem Kaiserlichen Ingenieur Anton Beduzzi „zu einem recompens 100 Ducaten in Specie, dan zu bestreittung seiner Raiscössten 100 fl in Silbergelt gdist verwilliget ... .“ Der Vollzug dieser Anordnung zur Auszahlung wird allerdings erst mit 29. 10. 1720 von Friedrich Koch bestätigt.148 Nur sein Leibzwerg, Franz von Meichelböck, war anwesend, als Erzbischof Franz Anton Fürst von Harrach, ein beliebter und leutseliger149 Landesfürst (Abb. 37a & b) am 18. 7. 1727 in dem von ihm erweiterten und neu gebauten Schloss Mirabell starb; sein Herz wurde in die dem Hl. Johannes Nepomuk geweihte Schlosskapelle verbracht.150

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I. 4 Leopold Anton Eleutherius Freiherr von Firmian 1727 – 1744 Jakob Ernst Graf von Liechtenstein 1745 – 1747 Andreas Jakob Graf von Dietrichstein 1747 – 1753 Die umfassenden Maßnahmen seines Vorgängers zur zeitgemäßen Ausstattung der Residenz dürften ein Grund gewesen sein, warum Erzbischof Leopold Anton keine größeren Veränderungen an und in der Residenz durchführen ließ. Lediglich die üblichen Erhaltungsarbeiten, wie Dachinstandsetzungen, Re­paraturen in Küchen (besonders anfällig waren die viel benutzten Pastetenöfen), an überheizten Zimmeröfen, ausweißeln von Räumen, immer wieder genannt unter „abstauben und weissen“, etc., wurden durchgeführt. Dazu gibt eine Bauinschrift im Gesimse des Karabinierisaales, „1728 H G P“, Rätsel auf, weil archivalisch von diesem Jahr keinerlei Arbeiten im Saal überliefert und die Initialen überdies derzeit nicht zuzuordnen sind.151 (Abb. 38) Die Ausbreitung des Lutherischen Glaubens hoffte Leopold Anton durch das am 31. 10. 1731 erlassene Emigrationsedikt steuern zu können. Die daraus resultierende rigorose Vertreibung der Protestanten in den Jahren 1731/1732, wovon vorrangig die bäuerliche Bevölkerung sowie die Knappen aus den Bergwerken betroffen waren, verursachte einen wirtschaftlichen Niedergang, von dem sich das Erzstift nicht so schnell erholen sollte. Sparmaßnahmen wurden in der fürstlichen Hofhaltung notwendig, spürbar betroffen war der Bereich der Hofbaumeisterei, wo mit Jahresbeginn 1740 jede Bauführung bis auf weiteres untersagt wurde, sogar Reparaturen bedurften einer besonderen Genehmigung.152 Mit einer weiteren Verfügung wurde 1742 der Personalstand der Hofbaumeisterei überprüft und „zumahlen bey iezig hart Betrengt- und Gelt-Losen Zeiten“ drastisch verringert.153 Die „geldlosen“ Zeiten hinderten den Erzbischof nicht daran, ein Fideikommiss zur Absicherung seiner Familie zu errichten, für welche er ab 1736 das Schloss Leopoldskron zu erbauen begann. Planverfasser war der 1736 zum Hofbau-Inspektor

ernannte Mathematikprofessor Pater Bernard Stuart. Wegen seiner oftmaligen Abwesenheit wurde ihm der gelernte Stuckateur Johann Kleber mit dem neuen Titel eines Hofunterbaumeisters zur Seite gestellt, der den Bau des Schlosses sowie die übrigen Hofbauten zu betreuen hatte. Das Schloss erhielt schließlich Laktanz Freiherr von Firmian übertragen, der kunstsinnige Neffe des Erzbischofs. Stuart, der dem an Uhren aller Art interessierten Erzbischof besonders schöne Exemplare beschaffte und selbst konstruierte,154 fiel 1741 in Ungnade, worauf Johann Kleber zu seinem Nachfolger, zum hochfürstlichen Bauverwalter ernannt wurde.155 Zusätzliche Belastungen der Staatsfinanzen ergaben sich durch den Österreichischen Erbfolgekrieg 1741 – 1745, in welchem Firmian zwar versuchte, neutral zu bleiben, was aber nicht hinderte, dass kaiserliche, französische und bayerische Truppen mehrfach durch das Land zogen. Die monatlichen Aufwendungen für die Truppen und deren Einquartierungen beliefen sich auf rund 60.000 Gulden, dazu wütete eine eingeschleppte Viehseuche.156 Der am 22. 10. 1744 verstorbene Erzbischof hinterließ seinem Nachfolger ein Land mit enorm hohen Staatsschulden. Erzbischof Jakob Ernst Graf von Liechtenstein regierte das Erzstift nur knappe zwei Jahre in einer Zeit größter finanzieller Probleme, so überrascht es nicht, dass er in der Baugeschichte der Residenz kaum aufscheint. Allerdings geht auf ihn eine Verordnung über die Dachrinnen zurück, welche das Aussehen der Hausfassaden wesentlich veränderte: Anstelle der aus den Grabendächern weit hinausragenden Dachrinnen, aus denen das Regenwasser ungehindert auf die Straßen plätscherte, sollten „Stiefelrinnen“, Ableitungsrohre entlang der Fassade, angebracht werden.157 Für die Hofgebäude bedeutete dieses Dekret den sukzessiven Abbau der sogenann49

bespannen und zur Beleuchtung zwei Luster aufhängen.159 In der Zeit der Sedisvakanz nach dem Tod des Erzbischofs am 12. 6. 1747 – das Domkapitel führte die Regierungsgeschäfte bis zur Wahl des neuen Erzbischofs – wurde erstmals auf die Baufälligkeit der an der Ecke Churfürststraße – Sigmund Haffnergasse an die Residenz angrenzenden Hofhäuser, Hofkanzlerhaus, etc., hingewiesen,160 die allerdings erst unter Erzbischof Hieronymus Colloredo dem Erweiterungsbau der Residenz weichen mussten.161

Abb. 38 Carabinierisaal, Bauinschrift im Gesimse „1728 HGP“, daneben klein „1689“

ten „Drachenköpfe“, jener in Blech getriebenen Vorköpfe, wie sie sich als letzter Rest an den nördlichen und südlichen Dombögen erhalten haben. (Abb. 39 & 40) Aus den Rechnungen des Hofbauamtes 1745 erfahren wir von Herstellung und Versetzen von Konglomeratpfeilern aus dem Steinbruch in der Riedenburg für die Residenz – „pfeiller Stuckh nach Hoff “ – , nur ist der Ort des Einbaues bisher nicht lokalisierbar. Klarer ist die Nachricht von der Vergrößerung des Tores samt Einsetzen von zwei hölzernen Flügeln „bei der eisernen Thür“, dem Einfahrtsportal in den Wallistrakt. Gleichzeitig wurden Türen aus Nußholz angefertigt, darunter für das Portal in den Karabinierisaal.158 Im Jahr 1746 lässt der Erzbischof die Wände im Carabinierisaal zwischen den weißen Pilastern mit rotem Damast 50

Die Finanzprobleme bedrückten weiterhin das Erzstift, dem neu gewählten Erzbischof Andreas Jakob Graf von Dietrichstein war es nicht möglich, die zur Erreichung des Palliums nötigen Taxen aufzutreiben, weshalb das Pallium erst zwei Jahre später in Salzburg einlangte, nachdem Kaiserin Maria Theresia dafür in Rom bezahlt hatte.162 Das Gebot, keine neuen Gebäude oder größere Reparaturen ohne die ausdrückliche Zustimmung der Hofkammer und Absegnung durch den Erzbischof einzuleiten, wurde 1748 wiederholt, auch kleinere Arbeiten, wie ausweißen, verputzen, Türen und Fenster neu anschlagen oder ändern, mussten zur Genehmigung vorgelegt werden. Die bei Hof angestellten Maurer, Zimmerer, Tagwerker und Handlanger wären genauer zu kontrollieren, sollten Ungereimtheiten auftreten oder einer „faull und nachläßig seyn, oder gar die mehrere arbeitzeit außbleiben und falsche Schichten angeben wollen“, sollte dieser sofort entlassen werden.163 Im Jahr 1750 trug das Hofbauamt das Ansuchen vor, dringend notwendige Fensterreparaturen im Dom und im Carabinierisaal vornehmen zu dürfen. Im Dom sollten über dem Franziskus-Altar die schadhaften runden durch sechseckige Butzenscheiben ersetzt werden. Für den Carabinierisaal dagegen wurde vorgeschlagen, anstelle der runden Scheiben „des Schenneren Ansechens halber, Taflen“, also großflächigere, rechteckige Scheiben verwenden zu dürfen.164 Im Voranschlag des Glasermeisters Sebastian Hörl wurden die Kosten gegenübergestellt: Für die

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Abb. 40 Südliche Dombögen, Wasserspeier, sogen. „Drachenkopf“; ursprünglich an der gesamten Residenz angebracht, sind diese lediglich an den nördlichen und südlichen Dombögen erhalten geblieben

Abb. 39 Franz Anton Danreiter (1695 – 1760), Domplatz, bez. „Der Thumb oder Haupt-Kirche zu Saltzburg […]“, um 1731, Kupferstich, 231x350mm, RG 146b Deutlich sichtbar sind die an der S-Fassade der Residenz und an der Fassade von St. Peter angebrachten Wasserspeier, sogen. „Drachenköpfe“, wie sie einst die gesamte Residenz zierten

I. 4 Leopold Anton Eleutherius Freiherr von Firmian 1727 – 1744

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10 unteren, großen Fenster wären 2500 durchsichtige Sechseckscheiben mit 1400 Haftern nötig, für die oberen 1800 Scheiben und 500 Hafter mit Kosten von 199 Gulden. Sollten dagegen Glastafeln Verwendung finden, bräuchte man unten 240, oben 16 mit insgesamt 1680 Haftern, mit Kosten von 205 Gulden und 36 Kreuzer. Im Dom wurden die Arbeiten genehmigt, im Saal mit dem Vorbehalt, dass sie nur bei äußerster Dringlichkeit gestattet seien, wenn ja, dann sollten nicht die teureren Glastafeln verwendet werden.165 Im Saal geschah jedenfalls nichts. Im Protokoll einer Feuerbeschau wurden diverse Mängel aufgelistet, so vor allem, dass das Brenn-

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holz zu nahe an den Öfen lagere, die Ofentürl zum Teil aus Holz bestünden; für die durch Überheizen wiederholt beschädigten Öfen zum Beispiel im Gesellschaftszimmer wurde lapidar festgestellt, dass entweder „der ofen zu khurz, oder das holz zu lang“ sei.166 Das einzige Bauwerk, welches das Wappen Dietrichsteins ziert, ist das Mechanische Theater im Lustgarten zu Hellbrunn, das er neben zahlreichen Reparaturen an den vernachlässigten Grotten 1749 bis 1752 errichten ließ. Bei seinem Tod am 5. 1. 1753 war das Erzstift trotz aller Sparmaßnahmen noch mit rund 636.000 Gulden verschuldet.167

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I. 5 Siegmund Christoph Graf von Schrattenbach 1753 – 1771

Schrattenbach war wie seine Vorgänger bemüht, die Situation der Staatsfinanzen zu verbessern, doch die ihm nachgesagten Untugenden, Unbildung, schlechte Umgangsformen, Jähzorn, mangelnder Verstand und große Einfalt, verhinderten wohl zusammen mit unvorhersehbaren Belastungen während seiner Regierungszeit einen greifbaren Erfolg. Neben mehreren Missernten schlugen sich die von Kaiser und Reich aufgezwungenen Ausgaben für den Siebenjährigen Krieg, 1756 – 1763, schmerzhaft zu Buche. Salzburg musste ein Truppenkontingent mit 780 Mann stellen und die Mannschaft sowie die zahlreichen Pferde für die Dauer des Krieges finanziell versorgen.168 Sehr bald nach dem Regierungsantritt Schrattenbachs listete der Bauverwalter Johann Kleber die in der Residenz dringenden Reparaturen auf:169 Das Marmorpflaster in der Sala Terrena war eingesunken, der Untergrund müsse saniert werden, Schäden am Mauerwerk durch schlechte Ableitung der Dachwässer seien dringend zu beheben und im Durchgang zum Markus-Sittikus-Saal sei ein Teil des Deckenputzes abgefallen. Über die Schadensbehebung existiert keinerlei Nachricht. Nicht viel später übermittelte der Abt von St. Peter eine Beschwerde wegen eindringendem Wasser und die Setzungen durch die im EG der „Großen Galerie gegen St. Peter“ untergebrachten Eiskeller der Hofhaltung.170 Er habe bereits auf seine Kosten Schließen im Gebäude einbauen müssen, weitere Auslagen seinen dem Kloster nicht zuzumuten. Im Protokoll der Begutachtung durch das Hofbauamt wurden die Schäden im Bereich der beiden Dombögen dokumentiert. (Abb. 41) Schuld habe demnach die schon vor Jahren festgestellte Absenkung der Domfassade, „massen durch solche nicht allein beide angebaute Thum Galerien bei der Mitte abgesprenget sondern auch die daran gebaute alte Konst Cammer in etwas hat weichen miessen, wie

folglich auch die Closter Peterische Maur dadurch in etwas gelitten hatte“. Mit den Eiskellern hätten die Setzungen jedenfalls nichts zu tun, das eindringende Wasser könne nur von der im Garten des Klosters dem Trakt entlang fließenden Alm herrühren.171 Wieder wurden Sparmaßnahmen angeordnet, indem die bei Hof beschäftigten Handwerker und Helfer während des Winters abgebaut werden sollten; dazu die schriftliche Randnotiz des Erzbischofs: „Seind sowohl Winter- als Sommers-Zeit täglich zuvill leuth aufgestellet gewesen, also dieses in Zuekhomfft zu remedieren“172. Im Carabinierisaal wurde die seit 1750 angemahnte Reparatur der Fenster, wie oben erwähnt, noch immer nicht vollzogen, wieder ging es um die Art der Verglasung und darum dass die alten Fensterbeschläge instandgesetzt werden und nur unbrauchbare Teile erneuert werden sollten, „weilen die Schubridln tauglicher zum aufmachen seynd, alß die Reiberln“.173 Zusätzlich seien die Fensterstöcke zu erneuern. Die Hofkammer entschied am 13. 5. 1755, dass der „Carabiner Saal aber khönfftiges Jahr“, also um ein weiteres Jahr verschoben, in Angriff zu nehmen sei.174 Unter dem neuen Hofbauverwalter Wolfgang Hagenauer175 wurden in der zweiten Jahreshälfte 1760 die Fassaden des Haupthofes und die Vorhalle, den „Pögen beyn Prunn“, und dem Gewölbe der Haupteinfahrt instandgesetzt, neu verputzt, mit „abreiben der Capitelien, Schafft Gsimbser und Thürgwänger, butzen der Marmorstainen Wappen, auch außbössern des Kupfer ob denen Gsimbsern“. Für die Arbeiten an den Steinteilen wurde die Mannschaft des hochfürstlichen Steinbruchs im Frauengarten, neben dem Hofmarstall im Bereich des späteren Neutors, beigestellt.176 Im Jahr 1761 wurde die von Franz Anton von Harrach im Appartement des 3. OG eingebaute Kapelle177 als schon nicht mehr bestehend erwähnt: 53

Abb. 41 Südliche Dombögen, deutliche Setzungsschäden in Sturz und Sohlbank des Fensters sowie im Quadermauerwerk

Der Leibkammerdiener Ignaz Benedikt Eyblinger bewohnte diesen Raum, er bat vergeblich um Genehmigung, eine Zwischendecke einziehen zu dürfen, weil er „wegen ubermässiger Höhe, besonders deren Fenster, wo vor Alters eine Capelln geweßen seyn mag“, den Raum nicht erwärmen könne. Wie sehr die Einsparungen bis in die unmittelbare Nähe des Fürsten reichten, belegt eine Notiz über schadhafte Vorhänge im Markus-Sittikus-Saal: Es durften nur die völlig ruinierten Vorhänge erneuert werden, die alten Teile aber sollten zum Ausbessern der weniger schadhaften herangezogen werden.178 Trotz aller Sparmaßnahmen gelang es Schrattenbach, zwei für die Stadt wichtige Werke umzusetzen: 1766 konnte er das „Siegmunds“- später „Neutor“, 54

den für die künftige Stadtentwicklung gegen die Riedenburg entscheidenden Durchstich durch den Mönchsberg, eröffnen. In der Mitte des Domplatzes ließ er die 1766 bis 1771 von Wolfgang und Johann Baptist Hagenauer geschaffene Mariensäule errichten, ein Monument, welches als „Colonna“ bereits unter Erzbischof Guidobald von Thun im Plan des Giovanni Antonio Dario markiert war, aber nun erst, etwa 100 Jahre später, verwirklicht wurde. Nach dem Ableben des Erzbischofs am 16. 12. 1771 wurde nach einer durch Intrigen und Interventionen verlängerten Sedisvakanz am 14. 3. 1772 Hieronymus Franz Joseph Graf von Colloredo-Wallsee zum Nachfolger auf dem Thron des Fürsterzbischofs gewählt.179

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Schlegel, 2009, S. 27–51; Schlegel, 2011, S. 333–370. Schlegel, 2008, S. 205–256. Siehe Walderdorff XXX. Dieser Beitrag behandelt vorrangig die Bautätigkeit an der Residenz, sonstige Baumaßnahmen sowie das allgemeine Wirken der Fürsten bleibt hier unberücksichtigt. Erste Nennung als Pau Commissario: SLA, HK-Prot. 1650, 368, fol. 704v, Schreiben vom 16. Oktober 1650. Hofhandwerksmeister, wie Hofmaurermeister, Hofzimmermeister, Hofbrunnenmeister, Hofschlosser, etc., wurden vom Erzbischof per Dekret ernannt, mussten das Glaubensbekenntnis und den Pflichteid ablegen und genossen einen Beamtenstatus mit festgelegter Besoldung und diversen Privilegien. „Hofbefreite“ Künstler,wie Bildhauer, Stuckateure, Goldschmiede, Tafelmaler, wurden als Kammerdiener, Kammerportier, etc., an den Hof genommen, womit sie den Zwängen der bürgerlichen Zünfte entzogen waren. Sie wurden mit Wochenlohn oder jeweils für ihr einzelnes Werk bezahlt; zusätzliche Privilegien (Freiquartier, Verpflegung, Speisen an der Hoftafel, Brennholzbezug, etc.) wurden aus besonderer Gnade verliehen. Willomitzer, 1985, S. 24 schreibt zwar, dass seit dem Tod Santino Solaris 1646 kein Hofbaumeister mehr ernannt wurde, Drieschga wird jedoch in 2 Urkunden ausdrücklich als Hofbaumeister bezeichnet (SLA, HK-Prot. 1650, fol. 211 vom 23. März 1650 und SLA, HK-Prot. 1652, fol. 704 vom 27. September 1652. Wagner, 2004, S. 474/475. Hiller Stefan, Nobilitas et religio – Zur Baugeschichte und Bedeutung der Dombögen, in: Neuhardt, Johannes (Hg.): Dommuseum zu Salzburg.– Salzburg 1974, S. 11–25; Schlegel, 2008, S. 208–235, 247. SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV Nr. 8, „Contract von Stukator Arbeiten“ vom 12. April 1668. SLA, HBA-Rechnungen 1668, HS 1, Wochenrechnungen vom Ende Mai bis Dezember1668. SLA, HBA-Rechnungen 1668, HS 1, Dezember 1668. Max Gandolph ließ daraufhin über Portal und Balkon des St. Peter-Traktes sein Wappen anbringen. SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. D/II, Nr.1: Max Gandolph hat Dario auf seine Bitte hin mit Dekret vom 27. April 1669 „bey Verförtigung der altären in Thumb und zu ander dergleichen arbeith ... für ain Maister [Steinmetzmeister !] vor: und aufstellen [lassen], ... auf daß Er mit der arbeith und obsicht mehrers bey der Stöll verbleiben solle, … .“ Děčin, Státní Oblastní Archiv v Litoměřicích – Pocočka Děčin, FA-Thun Hohenstein, Klösterle F VII/2, 1. Oktober 1661. Guidobald setzte seinen „Cammerdiener, Hofkastner und getreuen lieben Michael Spingrueber“ als Gewaltträger „an seiner Statt“ zum Vormund über seine jüngeren Brüder ein. SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. D/I, Nr. 1, Dekret vom 10. Februar 1675. SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. D/II, Nr. 1, Ansuchen vom 20. März 1675. Dario war nie Hofbaumeister, wie Martin, 1966, S. 135, und Willomitzer, 1985, S. 65 (Tabelle), fälschlich anführen. Als Hofbaumeister hätte er sich niemals um den dem Hofbaumeister untergeordneten Dienst als Hofmaurermeister beworben. SLA, HBA-Rechnungen 1668, Woche vom 4. bis 11. August 1668.

18 SLA, HK, HBA 1695, Lit. G, Aufstellung über geleistete Hofarbeit vom 4. Februar 1679, Beilage: „Extract Lit.A, De Anno 1669, Nr.50.“ 19 Schlegel, 2008, S. 228–234. 20 „Maximilianus Gandolphus ex comit. De Kuenburg D[ei] g[ratia] Archiepus. Et Pnps. Salisb. S. Sedis Apost. Legat. &c. MDCLXX.“ 21 „M[aximilianus] G[andolphus] A[rchiepiscopus] S[alisburgensis] S[anctae] S[edes] A[postolicae] L[egatus] A. MDCLXXII.“ 22 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. S/I, Dekret vom 5. Jänner 1680: (...) damit selbige Tachrünnen destoweniger verfriehren und schaden verursachen, dann auch zu Rainigung der Wasserrünnen unentberlichen vonnethen. 23 Riedl, 1858, S. 78, Notiz aus 1682. 24 Erstmals dokumentiert durch: Wagner, 2004, S. 475−477. 25 Wagner, 2004, S. 476/477. Wagner weist nach, dass diese Türen von Santino Solari (etwa 1627) stammen, von Max Gandolph hierherversetzt und „gebessert“ wurden. 26 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. D/I Nr. 2, Dekret vom 12. Februar 1682. Opstal ist seit 1663 in Salzburg nachweisbar, wo er in einer Werkstätte im „Berchtesgadner Hof“ in Salzburg am Hochaltar für die Stiftskirche in Berchtesgaden arbeitete. 27 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. D/I Nr. 1, Extrakt von 1686; Faszikel außen falsch beschriftet „1680“. 28 Willomitzer, 1985, S. 28. 29 ÖKT, Bd. IX, 1912, S. 109. Giovanni Gasparo (Caspar) Zugalli, ein geborener Graubündner, war der Neffe des Enrico Zugalli, der in München die Theatinerkiche erbaut hatte. Ob Gasparo Zugalli als Bedingung des Stifters, des bayrischen Kämmerers und Revisionsrates Georg Freiherr von Lerchenfeld, oder als „Hausarchitekt“ des Theatinerordens nach Salzburg mitgebracht wurde, bedürfte weiterer Nachforschungen. 30 Martin, 1966, S. 144/145. 31 Erstmals Martin, 1966, S. 145. 32 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.D/I Nr.2: Ernennungsdekret vom 24. Dezember 1688; SLA, GH, XXIX/1a: Diensteid und PflichtenRevers am 1. Jänner 1689. 33 Siehe zum Deckenstuck des Carabinierisaales: Bstieler XXXX. 34 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.C/IV Nr. 1f, Ratifikation vom 20. Dezember 1688. 35 Durch den späten Fund der Portalskizze sind die beiden jüngsten Beiträge von Walter Schlegel zur Bautätigkeit Wolf Dietrichs (Schlegel, 2009, S. 47 und Schlegel, 2011, S. 356/357) bezüglich des Hauptportals zu korrigieren. 36 Dieses Blatt stellt den ältesten erhaltenen, bislang unveröffentlichten Detailplan der Residenz dar. 37 Eine von 4 Miniaturen aus der Graf Harrach’schen Familiensammlung in Schloß Rohrau; siehe dazu Bstieler XXX. 38 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.C/IV Nr. 8: Kontrakt mit „Francisco und Carl Anthoni Brenni beede gebrüedern, dan Antoni Carabelli“ vom 10. 5. 1689. 39 Im schmiedeeisernen Lünettengitter des Hauptportales ist die Jahreszahl 1689 eingearbeitet. 40 Inschriften: W-Portal zum Kaisersaal: „I[oannes]E[rnestus] A[rchie] P[iscopus]S[alisburgensis]“; O-Portal zum Rittersaal: „MDCXC“. 41 Riedl, Johann: Archivalische Notizen aus der hochf. ZahlmeistereiCassa-Journale des Erzstiftes, in: Jahresbericht des vaterländischen

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Museums Carolino Augusteum 1858, S. 72–81, hier S. 76. 42 Lux, Margaretha, und Ernst Lux: Johann Michael Rottmayr im Carabinierisaal – der Beginn seiner Freskomalerei, in: Barockberichte 34/35.– Salzburg 2003, S. 403–411. 43 Anm. 41, Riedl, 1858, S. 76. 44 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.C/IV Nr.1c, Kontrakt vom 20. August 1689. 45 Siehe Fußnote 21. 46 „IOANNES ERNESTUS EX COMIT[IBUS] DE THUN D[EI] G[RATIA] ARCHIEP[ISCOP]US & P[RI]N[CE]PS SALISB[URGENSIS] S[ANCTAE] SEDIS APOST[OLICAE] LEGAT[US] & c MDCLXXXIX.“ 47 Analoge Inschrift wie Fußnote 46, jedoch: „ANNO M.DC.XC F.F.“ Die Ausführung des Wappens ist bemerkenswert, weil der Löwe des Erzstiftes im oberen Bereich als einziger Teil des flachen Wappenreliefs nahezu vollplastisch hervortritt. 48 Sedlmayr, Hans: Johann Bernhard Fischer von Erlach.– Wien 1956, S. 39: Fischer als Begründer des „Reichsstils“. 49 Maximilian Graf von Thun, hochfürstl. salzburgischer Obersthofmarschall. Vielleicht spielten auch familiäre Kontakte eine Rolle: Maximilian war in 2. Ehe mit Maria Magdalena von Liechtenstein verheiratet; die fürstliche Familie Liechtenstein war Fischers früher wichtiger Auftraggeber; dazu Anm. 48, Sedlmayr, 1956, S. 27. 50 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV Nr.1m. 51 ÖKT, Bd. IX, 1912, S. 161. Kontrakt zwischen Erzbischof Johann Ernst und Fischer von Erlach. 52 Lorenz, Hellmut: Architektur, in: Brucher, Günter (Hg.): Die Kunst des Barock in Österreich.– Salzburg/Wien 1994, S. 11–79, hier S. 50. 53 Mayr, Johann Baptist Mayr, Zwey-Einiger Hymenaeus ... .– Salzburg 1699. Salzburg Museum, Salisburgensia 40648 und 40649. 54 Anm. 53, Mayr, 1699, S. 28: „Nach der Tafel seynd Ihro Majest. in Ihro Durchl. der Hertzogin Antecamera zum Fenster gangen / und haben gnädigst gesehen / wie noch auß einem auff dem Platz gerichteten Brunnen / roth- und weisser Tyroler- und Osterreich. Wein auß 4. Rohren öffentlich gerunnen. Darauff liessen Ihro Hoch-Fürstl. Gn. der Königl. Majest. zu Ehren fünfferley Müntz von Gold und Silber / in ihrem Werth 1500 fl außtragend / unter das häuffige versamblete Volck außwerffen.“ Die Herzogin bewohnte die Suite im 2. OG entlang der heutigen Churfürststraße, anschließend an die Landkartengalerie. Zur Zeit Harrachs wurden diese Räumlichkeiten für dessen Schwester Rosa Angela Fürstin von Longueval adaptiert. Siehe Bstieler XXXXXXXXXXXX. 55 Martin, 1966, S. 143. 56 Martin, 1966, S. 160. 57 Brandhuber / Rainer, 2010, S. 212. 58 Die Weihe einer Kirche bedeutete keineswegs das Ende aller Arbeiten; die Anbringung von Stuckatur oder die Errichtung von Seitenaltären verzögerte sich oft jahrelang, wodurch vielfach die Nachfolger des ursprünglich auftraggebenden Erzbischofs für die vollkommene Fertigstellung zu sorgen hatten. Zwei Beispiele seien genannt: Salzburger Dom – Weihe 1628, Seitenschiff-Altäre um 1670; Kollegienkirche – Weihe 1707, Querschiff-Altäre 1725 und 1727. 59 Martin, 1966, S. 161. 60 Wagner, 1992b, S. 210.

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61 Hubala, 1981, S. 160. 62 Bezeichnet „1711“. 63 Wagner, 1992b, S. 210; zitiert nach Prange, Peter: Das Palais Trautson in Wien – stilistische und typologische Probleme. Magisterarbeit Universität München 1988, S. 41: Die Darstellung zeigt einen Zwischenzustand der Fassadenplanung für das Palais vor 1708. 64 Wagner, 1992b, S. 206–207. 65 SLA, HK, CD 1687–1689, Lit.G, „Verzaichnuß“ undatiert, jedoch ohne Zweifel 1709, am Ende der Regierung Johann Ernsts verfasst. 66 Interessant erscheint, dass Franz Anton als katholischer Würdenträger durch seinen Bruder Alois über eine Gräfin von Zeil „die [verwandte] Lutherische Gräffin von Lamberg“ mit einer Pension von halbjährlich 25 Gulden unterstützte (Wien, ÖStA, AVA, FA. Harrach, Kt. 454.2, fasz. Finanzielles, Verrechnungen 7. Juni 1707 bis 31. Dezember 1708), sie dürfte Anfang Dezember 1708 „lezt verstorben“ sein. 67 Grimschitz, Bruno: Johann Lucas von Hildebrandt.– Wien 1932, S. 12. 68 Wien, ÖStA, AVA, FA Harrach, Kt. 760, 19. Juni 1709. Friedrich Koch, Wien, an Alois Thomas Raimund Graf von Harrach, Aschach: „ ... habe auch mit dem Jan Luca wie auch stuckator meister von wegen der nacher Saltzburg reiß geredt ... , weillen ich aber wohl gewust, daß der herr Fischer zu saltzburg sich anjetzo einfindet, und dieße zwei [Fischer und Hildebrandt] khein guet beysamen tetten, also glaubte ich beser gethan zu haben, gedachten Jan Luca alhir zulaßen ... . Er selbsten ginge auff kheine weiß hienauff ... .“ 69 Waren die über das Hofbauamt in der Woche vom 29. 6. bis 6. 7. 1709 als außgeworffene Raiß Cossten verrechneten 100 Gulden (SLA, HBA-Rechnungen 1709, HS 2) eventuell dieses Abschiedsgeschenk ? 70 SLA, HBA-Rechnungen 1709, HS 2, Auszug der Woche vom 6. bis 13. Juli: Der Schiffmeister Christoph Fink erhält wegen Abfiehrung Herrn Fischer von hier auf dem Wasser nacher Wien als Fuhrlohn 40 Gulden. 71 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, 13. Juli 1709, Koch an Graf Alois. 72 Schriftwechsel auszugsweise je nach Forschungsschwerpunkt wiedergegeben in: Hubala, 1981, S. 114–116; Skamperls, 2000, S. 603– 608 (Dokumente); siehe auch Bstieler XXXXXXXXXXXX. 73 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, HS 311; Brandhuber / Rainer, 2010, 205–262. 74 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. A/I, Nr. 3. 75 SLA, HK, Juramente und Bestallungen, Fasz. 53, Glaubensbekenntnis und Pflichteid am 20. 11. 1708. 76 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 62, 2. Mai 1709, Graf Alois an seinen Haushofmeister Paul Charlier in Wien: „ ... und behandeln Sie diese Sache so geheim,und daß man nicht merkt, dass dieser Vorschlag von mir kommt, noch weniger von Ihrer Hoheit ... .“ 77 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, Briefe Franz Antons an Bruder Alois: 19. 12. 1709: „ ... verneme gern, das sich der Friedrich besser befinde ... “; 10. 4. 1710: „ ... Das sich der Friedrich allweil besser befinde, freut mich zu vernemen ... “; 17. 4. 1710: „ ... ich finde auch besser, das der Friedrich mit dem Jean Lucca heraufreise, und thut man in unterschidlichen sachen auf ihmb wartten ... .“ 78 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, 18. 5. 1709, Koch – noch in Wien – an Graf Alois. 79 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, 29. 5. 1709, Koch an Graf Alois.

Walter Schlegel

80 Salzburg Museum, Planmappe 207, Nachlass Laschensky, Inv. Nr. 2671/49, Zeichenpapier Wasserzeichen Ccc, 557x383 mm (unveröffentlicht). Dr. Imma Walderdorff ist herzlichst zu danken für ihre Hilfe und Ausdauer bei Sichtung des Planbestandes. Der Fund dieses Planes aus dem Jahr 1709 stellt insofern eine Sensation dar, weil er – abgesehen von dem Blatt mit dem Rundbogenportal von 1688 – der älteste Grundriss eines wichtigen Teiles der Residenz ist! Die bisher als älteste Plandarstellungen eingestuften Grundrisse (EG und 2. OG) von Wolfgang Hagenauer stammen aus dem Jahr 1787. 81 1 Salzburger Schuh = 0,296 m. 82 Die rote Kennzeichnung neuer Einbauten und Abänderungen war in Bauplänen bemerkenswerterweise schon damals üblich, sie wurde erst durch die digitale CAD-Bearbeitung von Plänen in unseren Tagen abgelöst. 83 In dieser Bauphase 9 Berichte „Erinnerungs-Puncta“ zwischen 8. 7. und 6. 10. 1709 erhalten. 84 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Briefe Kochs an Graf Alois vom 25. 5. und 11. 6. 1709. 85 Rizzi, Wilhelm Georg: Antonio Beduzzi und Johann Lucas von Hildebrandt, in: alte und moderne Kunst, XXIV, 1979, Heft 166/167. Derselbe: Antonio Beduzzi und Salzburg, in: Barockberichte 5/6, 1992, S. 215–219. 86 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 29. 5. 1709. 87 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 31. 7. 1709. 88 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 29. 7. 1709. 89 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 13. 8. 1709. 90 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 13. 8. 1709. 91 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 774, Rottmayr an Graf Alois vom 24. 8. 1709. 92 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.A/I Nr. 3, „Erinnerungspuncta“ vom 28. 8. 1709. 93 Skamperls, 2000, S. 569–608. 94 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 4. 9. 1709. 95 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 7. 9. 1709. 96 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 18. 9. 1709. 97 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 760, Koch an Graf Alois vom 4. 9. 1709. Zu diesem Ofen siehe Bstieler: XXX. 98 Anm. 85, Rizzi, 1992, S. 215–219. 99 SLA, HK, Hofzahlamt 1709 Lit. E, 18. 5. 1709, Dekret zur Bezahlung Lieglsteiners. Die Besoldung wurde mit jährlich 400 Gulden festgelegt, dazu die übliche Wein- und Brotration; er wurde verpflichtet, einen Lehrjungen aufzunehmen, für dessen Kost und Logis ihm zusätzlich 50 Gulden zugesichert wurden. 100 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. A/I, Nr. 3, „Erinnerungs-puncta“ vom 8. 7. 1709, Pkt. 2. 101 Zweigeschossige offene Bogenhalle im Trakt unter der Landkartengalerie.

102 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. A/I, Nr. 3, „Erinnerungs-puncta“ vom 1. 8. 1709: „Primo: In dem hf. Residenz-Garten würd man diese Wochen in dem grösseren Theill mit dem neugemachten Parterre fertig, wan es doch das immerdar anhaltende Regenwetter nit verhindert, ingleichen ist auch auf der khleineren seithen mit dem Umbgraben der anfang gemacht, und So bald die maurer in der Gallerie alda, under denen Pögen, die yber dem außgesezten Graben ligende verfaulte aichene Döckhl völlig außgewexlet, und das marmorstainene pflaster widerumb zuegelegt haben werden, So auch diese wochen zum endt khommet, würd die gdigst resolvirte Verenderung bey der grotta in der Sala terrena, alwo interim das Bergl albereit weckhgenommen, und auch andere praeparatoria gemacht werden ... “. 103 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.A/I Nr. 3, „Erinnerungs-puncta“ vom 22. 8. 1709. 104 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, 26. 12. 1709, Franz Anton an Graf Alois. 105 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, 30. 1. 1710, Franz Anton an Graf Alois: „ ... hierbey schückhe einen riß von meinem hoffgartl, mein gartten director hat mir etliche gemacht so mir nicht gefallen, also were es mir lieb, wan der Treet ihmb wolte die mieh nehmen, einen zu machen.“ Ob Trehet einen Plan lieferte, wird nicht erwähnt. 106 SLA, HBA-Rechnungen 1709, HS 2, Wochenrechnung 20. bis 27. 7. 1709; Gelber Sand aus dem Bruch beim „Schlössl“ am Haunsberg ? 107 SLA, HBA-Rechnungen 1709, HS 2, September bis Dezember 1709. 108 SLA, HK, HBA 1708, Lit. H, 31. Oktober 1709: „ ... wegen Verfertigung der in das neu zuerichtende Hochfürstl. Appartament in alhiesiger Residenz zu machen habenden neuen Thüren auch zugehörigen Verklaidtungen und Futter ... , nach dem hierzue von dem Herrn Giovan Lucca empfangenen Riß von nußbaumenen auß getrückhneten und untadlhafften Holz ... “. 109 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV, Nr. 1f, Kontrakt vom 18. 1. 1710. 110 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, 2. 2. 1710, Franz Anton an Graf Alois. 111 Im EG blieben die ursprünglichen, eng aneinander sitzenden Fenster erhalten. 112 Brandhuber, Christoph: Recreatio Principis. Fürsterzbischof Franz Anton Fürst von Harrach und seine „Retirade“, in: ÖZKD, 2009, S. 118–125. 113 SLA, HBA-Protokoll, 25. Woche 1804: Der Erker in dem schmalen, rückspringenden Fassadenteil gegen den heutigen „Tomaselli“Garten wurde wegen Baufälligkeit im Jahr 1804 abgetragen. 114 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, 20. 2. 1710, Franz Anton an Graf Alois. 115 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, 2. 3. 1710, Franz Anton an Graf Alois. 116 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV, Nr.8, 23. 3. 1710; Kontrakt. 117 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, 3. 4. 1710, Franz Anton an Graf Alois. 118 Das Kabinett blieb der einzige Raum mit Marmorierungen im Gesimse. 119 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 73, 24. 4. 1710, Franz Anton an Graf Alois. 120 Im Zuge der Restaurierung der Hauptfassade 1986/1987 wurden hinter den Stuckumrahmungen der Fenster des 2. OG die zwecks

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Fenstervergrößerung Franz Antons grob abgearbeiteten Konglomeratteile der Fenster Wolf Dietrichs um 1610 festgestellt. Im 3. OG saßen seit Wolf Dietrichs Aufbau ebenfalls hochrechteckige, aber etwas niedrigere Fenster, wie der Kupferstich von Johanna Sibylle Küsell um 1690 zeigt (siehe Abb. 1). 121 Entstanden durch Vergrößerung des ehemals Wolf Dietrich’schen Leibzimmers im Trakt nördlich der Franziskanerkirche. „Apostelzimmer“, weil hier die österliche Fußwaschung stattfand. 122 Siehe Fußnote 119. 123 SLA, HK, Juramente und Bestallungen, Fasz. 53, 28. 4. 1710. 124 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.D/I, Nr. 2, Dekret vom 1. 5. 1710. 125 SLA, HBA-Rechnungen 1709, HS 2, Wochenabrechnungen von September bis Dezember 1709. Der Bildhauer Simon Fries erstellte die Modelle für die 2 Glocken, gegossen in Salzburg von Benedikt Eisenperger; die Turmuhr verfertigte der Hofuhrmacher Jeremias Sauter, Räder lieferte dazu die verwitwete Träxlerin Eva Leitner; etc.; die Transporte besorgte der Schiffmeister Christoph Fink. Auch Graf Alois reiste per Schiff – mit dem erzbischöflichen „Leibschiff“? – von Salzburg nach Aschach. 126 SLA, HBM, Alte Bauakte, Lit. C/IV, Nr. 1f; siehe Fußnote 109. 127 SLA, HBM, Alte Bauakte, Lit. A/I, Nr. 3, 14. 8. 1710, „ErinnerungsPuncta“ Rehlingens. 128 Wagner, 1992b, S. 205–208. 129 Ganz seltene Ausnahmen in Form von Seitenteilen aus einem Stück finden sich z. B. im Portal zwischen Gesellschaftszimmer und Steinsaal, nicht gestückelt wurde auch die Türe vom Kaisersaal in den Verbindungsgang zum Trakt an der Franziskanerkirche. 130 SLA, HBM, Alte Bauakte, Lit. A/I, Nr. 3, 22. 1. 1711; laut Wagner, 1992b, S. 208, noch ein Auftrag von Erzbischof Johann Ernst. Portale Fischers: Schöne Galerie 4 Stück, Gesellschaftszimmer 3, Steinsaal 3, ehemaliger Kaisersaal 1, sowie die ehemaligen Außentüren des Markus-Sittikus-Saales 2. 131 Siehe Fußnote 130. 132 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. A/I, Nr. 3, Pkt. 13, 14. 8. 1710, „Erinnerungs-Puncta“. 133 Erstmals als Einfügung Hildebrandts in eine ältere Zeichnung nachgewiesen durch: Rizzi, Wilhelm Georg: Johann Lucas von Hildebrandt – Ergänzende Forschungen zu seinem Werk, Diss. TH Wien 1975, S. 88. 134 „Franciscus Antonius Archieps et Princeps Sallisburg. S. S. A. L. de Harrach hoc palatium intus et foris ornatius commodiusque redegit anno dni MDCCX.“ 135 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit.A/I, Nr.3 vom 14. 8. 1710. Unter Punkt 2 der Rubrik „Betreffendt den dermahligen Standt des hf. Residenz-Gebeus“ steht ausdrücklich, dass Weissenkirchner bis zum Markt im Herbst 1710 mit den „Schnirglen, Statuen und Wappen“ des Portales fertig sein möchte, also nicht erst 1713. 136 Siehe Beitrag Bstieler XXX. 137 Vergrößerung der Fenster von 1,40x2,50 m (heute im 3. OG) auf 1,58x3,09 m in der Beletage. Festzuhalten ist, dass die Umrahmungen der 5 Fenster der N-Fassade gegen den Alten Markt überwiegend nicht in Stuckmörtel, sondern in einem Mörtelmaterial ausgeführt sind, welches der Baupraxis der Zeit um 1920/1930 entspricht (Befundung 1986 durch Doz. Dr. Manfred Koller, Leiter der Werkstätten des Bundesdenkmalamtes Wien); die Erneuerung dürfte im Zuge der etappenweisen Fassadenrenovierung um 1930 erfolgt sein.

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138 Formal den 3 Jahre später ausgeführten Fenstern des Palais DaunKinsky in Wien, Freyung, sehr nahe. 139 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV, Nr. 8, 17. 5. 1711, „Specification“. Die Herstellung der formal einfacheren Fensterumrahmungen im 1. und 3. OG oblag den Maurermeistern. Zu Camesina: Bstieler, 2010. 140 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. A/I, Nr. 3. 14. 8. 1710, Unter: „Betreffendt den dermahligen Stand des hf. Residenz-Gebeus, Pkt. 3“. 141 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 77, 19. 12. 1710, Johann Josef Philipp von Harrach an seinen Bruder Graf Alois. 142 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV, Nr. 8, 17. 5. 1711. Dazu: Beitrag Bstieler XXX. Brandhuber, 2010, S. 401–433. 143 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. C/IV, Nr. 8, 1711 (ohne genaues Datum) „Extract“. 144 ÖKT, Bd. XIII, 1914, S. 161–186. 145 SLA, GA XXV. R 10/3; Wagner, Franz: Berichte: Nachrichten zur Geschichte des Residenzgartens, in: Barockberichte 5/6.– Salzburg 1992, S. 214. 146 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. I/I, Nr. 2, 1. 8. 1713, Bestellungsdekret. 147 Wien, ÖStA, AVA, FA-Harrach, Kt. 83, Nr. 60, 11. 2. 1718, Koch an Graf Alois: „ ... der GartenInspector ist von hier weck gereist, um einen Dinst anderwerts zu bekomen, welchen ich ime winsche, darzue aber auch einen andern humor“. 148 SLA, HK, Hofzahlamt 1720/3 Lit. A, 11. 12. 1719, Dekret HK an Hofzahlamt. 149 Martin, 1966, S. 176: „Man erzählte sich, er sei abends gern auf den Bänken vor der Residenz gesessen und habe sich mit den Bürgern unterhalten.“ 150 SLA, GA, I/32, 18. Juli 1727. 151 Inschrift oberhalb des Kapitels des 1. Wandpilasters östlich des Portales zum Balkon. 152 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. Z/II, Nr. 2, HK-Dekret vom 30. 12. 1739. 153 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. Z/II, Nr. 2, HK-Dekret vom 24. 12. 1742. 154 Husty, Peter: Die Uhren des Erzbischofs Leopold Anton Freiherr von Firmian, Zeit und Zeitmessung am Hof eines Salzburger Landesfürsten, in: Barockberichte 10.– Salzburg 1995, S. 345–359; Frieß, Peter: Die Himmelsmechanik der Firmian-Uhr von P. Bernard Stuart, in: Barockberichte 10.– Salzburg 1995, S. 363–373; Koller, Manfred, Michael Loichtl, Monika Zehetner: Zur Technik und Restaurierung des Gehäuses der Firmian-Uhr in der Salzburger Residenz, in: Barockberichte 10.– Salzburg 1995, S. 375–384. 155 SLA, HK, HBA 1741/1, Lit. A, „bemeltem Kleber verlichener BauVerwalter Dienst.“ Kleber war mit einer Tochter des Friedrich Koch verheiratet. 156 Ammerer, Gerhard: Von Franz Anton von Harrach bis Siegmund Christoph von Schrattenbach – Eine Zeit des Niedergangs, in: Dopsch/Spatzenegger (Hg.), Geschichte Salzburgs, Bd. II/1.– Salzburg 1988, S. 245–323. 157 SLA, HK, HBA 1745/1, Lit. F, 22. 5. 1745, „Decretum: Einer hf. Hof Cammer würdet zur Nachricht und des ehisten Vollzugs halber hiemit bedeuttet, was gestalten S.hf.Gn p.p. dero gdgst. Befehl anhero gelangen lassen, Crafft dessen bey denen hf. Häußern in der Statt alhier die über die Gässen außhangende hölzerne Rünnen alsobald abgenohmen, und statt deren sogenannte Stifl-Rinnen hergestellet werden sollen.“

Walter Schlegel

158 SLA, HBA-Rechnungen 1745, HS 4, Wochenrechnungen vom 15. 5. bis 4. 12. 1745. 159 Martin, 1927, S. 59. 160 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. H/II, Nr. 3, 9. 9. 1747. 161 Siehe Beitrag Walderdorff XXX. 162 Martin, 1966, S. 207. 163 SLA, HK, HBA 1748/3, Lit. F, Dekret vom 6. 1. 1748. 164 SLA, HK, HBA 1756/1, Lit. C, Ansuchen vom 25. 6. 1750, dazu Beilage Nr. 9: „Yberschlag“. 165 SLA, HK, HBA 1756/1, Lit. C, Dekret vom 23. 8. 1750. 166 SLA, HBM, Alte Bauakte Lit. F/I, Nr. 2, „Feyer Defect Notata“ vom 8. 2. 1751. Die Öfen waren als „Hinterlader“ von anliegenden Heizkammern aus zu heizen, weshalb längere Hölzer verwendet und beim Abbrennen jeweils nachgeschoben wurden; offensichtlich wurden allzu lange Hölzer verwendet. 167 Ammerer, siehe Fußnote 156, S. 305. 168 Ammerer, siehe Fußnote 156, S. 307. 169 SLA, HK, HBA 1753/3 Lit. G, „Anfrags-Punkte“ vom 20. 6. 1753. 170 SLA, HK, HBA 1753/6 Lit. E, 10. 8. 1753.

171 SLA, HK, HBA 1753/6 Lit. E, Protokoll vom 25. 8. 1753. Es ist bemerkenswert, dass diese Eintiefung der Domtürme bereits so früh tragend wurde, dieses Phänomen ist heute noch wirksam. Die Setzungrisse und -verschiebungen sind an beiden Dombögen, besonders aber am südlichen innen und außen deutlich sichtbar. 172 SLA, HK. HBA 1755/8 Lit. A, Nr. 1 vom 9. 12. 1754. 173 SLA, HK. HBA 1755/8 Lit. A, Bericht HBM an HK vom 12. 2. 1755. 174 SLA, HK, HBA 1755/8 Lit. A, Dekret der HK vom 13. 5. 1755. 175 SLA, HK, Juramente und Bestallungen, Fasz.53: „Glaubens-Bekantnus und Aydts-Pflicht“ am 23. 1. 1760. 176 SLA, HBA-Rechnungen 1760, HS 5, Rechnungen aus den Wochen vom 19. 7. bis Jahresende 1760. 177 SLA, HK, HBA 1761/3 Lit. A, 10. 10. 1761, Bericht HBA an HK. Diese bisher nur ein Mal und indirekt erwähnte „untere und obere“ Kapelle lag über dem Blauen Salon, d.h., im Museumspädagogischen Raum der heutigen Residenzgalerie Salzburg. 178 SLA, RSV II/13.12, vom 14. 6. 1763. 179 Siehe den Beitrag Walderdorff XXX.

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