Von der Ordnung der Mimik. Bedrohliche Leidenschaften in der antiken Bildkunst

July 25, 2017 | Author: Caterina Maderna | Category: Classical Archaeology, Iconography, Art History, Mimesis, History Of Emotions, Classical philology, Facial expression, Affect/Emotion, Classical Reception Studies, Ancient Greek and Roman Art, Classical Greek Philosophy, Facial Expressions and Emotions, Passion, Greek and Roman Mithology, Bill Viola, Roman Archaeology, Classical philology, Facial expression, Affect/Emotion, Classical Reception Studies, Ancient Greek and Roman Art, Classical Greek Philosophy, Facial Expressions and Emotions, Passion, Greek and Roman Mithology, Bill Viola, Roman Archaeology
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Sonderdruck Neue FolgeBand zo, zoog

Von der Ordnung der Mimik BEDROHLICHE LEIDENSCHAFTENIN DER ÄNTIKEN BILDKUNST

Von CaterinaMaderna

>... nicht sind bei Verstand, die der Zorn ergrtffen, alssolchesgänzhchabstreiften.2>Der Tod zeigte sich da in brauchstdu nur geradeihr Verhalten zu betrachten; denn jederlei Gestalt[...], nichts,was esnicht gegebenhätteund wie bei RasendensichereÄnzeichen sind die tollktihne noch darüber hinaus.Erschlug doch der Vater den Sohn, und drohendeMiene, die finstere Stirn, dasgrimmige Ge- manche wurden von den Altären weggezerrt oder dort sicht, der hastigeGang, die unruhigen Hände, die wech- selbstniedergeschlagen,einige auch eingemauertim Heischnellesund heftigesAtmen, so gibt ligtum des Dionysos,daß sieverhungerten[...] Und den selndeGesichtsfarbe, es bei ZürnendendieselbenMerkmale: es brennen,flak- bisher gültigen Gebrauch der Namen ftir die Dinge verkern die Augen, starkeRöte im ganzen Gesicht ..., die tauschtensienach ihrer'Willkrir; unbedachtesLossttlrmen Lippen beben, die Zähne fletschen, werden zusammen- galt als Täpferkeit und gute Kameradschaft,aber vordengepreßt,es sträubensich und richten sich auf die Haare, kendes Zögern als aufgeschmückteFeigheit; Sittlichkeit der Atem gepreßtund pfeifend, der sich selberverdre- als Deckmantel einer ängstlichenNatur, Klugsein bei henden Gelenke Knacken, Stöhnen und Brüllen ... der jedem Ding als Schiaffheitzu jeder Tät; tolle HitzbltiBoden von den Füßen gestampft, der ganzeKörper er- tigkeit rechnete man nr Mannes Art, aber behutsames 'Weiterberaten 'Wort nahm man als ein schönes zur schüttert[...], scheußlichanzusehenund schrecklichdas Antlitz der sich selbstEntstellendenund Aufblahenden. Verbrämungder Abkehr [...].Saufen< auch im literarischenBild >mit offenem schaft über die Kentauren war mithin zugleich ein Mund, statt gebtihrlichDen Menschenwird Euthymia zuteil durch Mäßigung der Lust und dcs LcbensAr.rsgewogcnheit (:ymnrctria!). Mangel r-rndÜberfluß dagegen pflegcn umzuschlagenund große Bewegungen in der Scelehervorzurufen.Die in großcmPendelschlag sicirbewegendenSeelensind weder wohlbeständig,noch wohlBereitsHeraklit hattegefolgert,daßder /ogos gemut.(43 des

8 Herakles im KamPf gegenAntaios' Attisch schwarzfiguriger Kelchkrater des luphronios, ausgehendes6' Jh' v' Chr' Paris. Mus6e du Louvre

'Weltgesetzes, die Harmonie im Gleich- seinereigenen,nicht vom Verstand dazttberufenen Irallgemeinen orga)leiten läßt.a6l,ine besonders gewicht der Gegensätze,alsein nach Ziel und Maß ge- kenntnis (autognotos der notlvendigen Bindung irraDarstellung eindringliche beMenschen des stimmter Einklang auch die Seele des Menschen gestaltete Ratio die an Antriebe tionaler stimme.aaDer in der zweiten Halfte des 7.Jahrhunderts Tlagödie uraufgeführten v. Chr. in seiner 43r v.Chr. geboreneStaatsmannSolon glaubte an e1n )un- Euripides perLeidenschaften, und IrregeleiteteGefuhle sichtbaresMaß desErkennens,dasdie Grenzen der Dinge >Medeiamächtige und unabweisbare LeidenschaftenStaates< selbsteine potentielle Affizierbarkeit des Menschen durch die in Kunst und Dichtung nachahmend gestaltetenEmodonen, ervra durch heftiges Wehklagen der Helden, oder durch übermäßiges Lachen fürchtete: >[Jnd ebenso steht es doch wohl auch mit der Liebeslust,dem Zorn, wie überhauot mit allen begehrlichen,schmerzlichenund freudigen Regungen der Seele,die ja doch bekanntlich alle unsere Handlungen begleiten. Hier wirkt die dichterischeNach'W'eise ahmung in gleicher auf uns. Denn sie nährt und tränkt diesefüebe, die doch absterbensollen, und macht sie zu Herren in uns statt zu [Jntergebenen,wie es doch der Fall sein müßte, wenn wir nicht schlechter und un9 Theseus im Kampf gegen Sinis. Atrisch schwarzfigurige Schale, glückseliger,sondern besserund gltickseligerwerden solfitihes 5.Jh. v. Chr. München, Staatliche Anrikensammlunsen len.rechtenMitte( befindlichen Gesichterndes Guten die Mienen desBösen,Bedrohlichenoder Grenzwertigeir in der Frühzeit noch in einem eher schlichten bildlichen Gegensatzvon mimischer Ruhe versusmimischerBewegung gegenüber.Im Verlauf der Jahrhunderte definierten sich,parallel zu dem auch sonstsichtlichzunehmenden Interessean der Beschaffenheit,Kategoriz9 Achill und Chiron. sierung und Schilderungvon Gefuhlen, entsprechende rotfigurige Amphora, spätes6.Jh. v. Chr. Attisch Nikosthenische jedoch nicht seltenerheblichdifferenGegenbilderdann Patis,Mus6e du Louvre zterter, indem eine moralische Bewertung positiver und negativerEmotionen mit unterschiedlichenformalen Gestaltungsprinzipienverknüpft wurde: Hier mit einer in entsprechendauch formal einmal auf diese,einmal auf sich gleichgewichtig ausbalanciertenmimischen Bewe- jene Weise bildlich geschildertwurden. So etwa bei den desAnt- Kentauren,unter denen esja durchausauch einige liegung, bei der die harmonischeGeschiossenheit litzes im ganzengewahrt blieb, dort mit einer erheblich benswerteVertreter gab, oder vor allem bei den Satyrn tiefer greifendenund nicht seltenakzentuiert ungleich ge- und Silenen,welche,zum Gefolge des Dionysosgehorig wichteten Dynamik, in der dasGesichtsichtlich>ausden sowie als mögliche Verkörperung des männlichen >alter ego


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