„Vom Scheitern der Komik“

June 22, 2017 | Author: Jenny Schrödl | Category: Anthropology, Theatre Studies, Comedy, Laughter, Theatre, Helmuth Plessner, Philosophy of laughter, Helmuth Plessner, Philosophy of laughter
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Vom Scheitern der Komik

Jenny Schrödl (Berlin) Erschienen in: Maske und Kothurn 4 (2006), S. 30-40. Haben Sie in letzter Zeit einmal gelacht? Jede und jeder von Ihnen wird dies wohl mehr oder weniger bejahen können. Lachen wie Komik sind ein wesentlicher Teil unserer Lebensrealität, ja wir können gar nicht anders, als dann und wann einfach mal zu lachen. Ob nun zu Hause oder im Büro, im Kino, im Theater oder im Kabarett – überall wird gelacht, auch wenn sich Formen des Lachens weitreichend unterscheiden ebenso wie die Lachanlässe und komischen Begebenheiten. Das Komische stellt ein Ereignis dar, das stets auf eine Wahrnehmungsform, eben auf das Lachen ausgerichtet ist. Die signifikante Wechselbeziehung von Komik und Lachen ist vielfach betont worden und gilt als unbestritten, während das, was die Komik und das Lachen selbst auszeichnet, wie sie funktionieren und welche Funktionen und Bedeutungen sie haben, sehr unterschiedlich und kontrovers bestimmt wurde. Eine Dimension des Komischen ist indes der Zusammenhang von Komik und Scheitern. Stolpern, Versprechen oder Fallen, jene Mißgeschicke, die sich konträr zu den avisierten Handlungen und Intentionen verhalten und zugleich eine Fremdbestimmtheit offenbaren,1 ob sie nun bewußt inszeniert oder unfreiwillig geschehen, gelten geradezu als Paradebeispiele des Komischen. Das Scheitern stellt aber nicht nur einen zentralen Topos des Komischen dar, sondern mit dem komischen Geschehen wird auch eine Verletzung und Kritik von sozialen, ästhetischen, moralischen und anderen Normen und Vorstellungen verbunden, also ein momentanes Aussetzen oder Versagen von normativen Werten.2 Allerdings, so scheint mir, haftet auch dem komischen Ereignis selbst etwas Krisenhaftes, etwas Scheiterndes an, können Komik wie Lachen selbst ins Schlittern, ja in eine Krise geraten. Denn so oft wie wir lachen müssen, können wir auch manchmal einfach nicht lachen, obgleich wir lachen sollten. Jede und jeder hat ebenso schon erlebt, daß Witze nicht ankommen, Ironie nicht bemerkt wird, kleine Späße, Lästereien oder Frotzeleien für manche gar nicht komisch sind, oder man sich schlicht und ergreifend dem Lachen verweigert, weil man sich dazu gezwungen sieht. Oder jene Situationen, bei denen das Komische plötzlich ins Unkomische kippt, einem das Lachen quasi im Halse stecken bleibt und eine Unsicherheit und Ungewißheit bezüglich der Situation aufkommt, ja die Komik selbst in Frage stehen kann. Im weiteren möchte ich dieser Krisenhaftigkeit der Komik folgen, wobei ich zunächst 1

auf die Instabilität und Dynamik des Phänomens eingehen werde, um mich dann mit verschiedenen

Formen

und

Erscheinungsweisen

des

Scheiterns

der

Komik

auseinanderzusetzen. Nähert man sich der Wechselbeziehung von Komik und Lachen als einem Ereignis, so läßt sich feststellen, daß es nicht nur eine befreiende, gar lustvolle Dimension besitzt, sondern auch von krisenhaften Momenten durchsetzt ist, von Momenten der Unterbrechung, des Entzugs, des Mißlingens und des Nicht-Verstehens. In diesem Sinne kann das Komische zunächst selbst als ein krisenhaftes oder konfliktives Geschehen betrachtet werden. Eine derartige Perspektive eröffnet Wolfgang Isers Reflexion über das Komische. Iser hat in seinen Überlegungen zur Komik das Komische als ein „Kipp-Phänomen“ begriffen, als ein dynamisches Geschehen, das sich wesentlich durch Momente des Zusammenbruchs von Positionen, Orientierungen, Wahrnehmungs- und Erkenntnisweisen auszeichnet.3 Die Krisenhaftigkeit der Situation bezieht er sowohl auf das Komische als auch auf das Lachen, das in seinen Augen ebenso das Anzeichen einer Krise darstellt wie das Zeichen ihrer Verarbeitung und Überwindung. Er geht davon aus, daß das Komische sich dadurch auszeichne, daß zwei oder mehrere Positionen bzw. Bereiche zusammentreffen und plötzlich in Erscheinung treten, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen oder die sich zumindest in Frage stellen. Iser spitzt diesen inkongruenztheoretischen Ansatz allerdings radikal zu: Er begreift das Komische nicht nur in der

plötzlichen

Erscheinung

von

oppositionalen

Verhältnissen,

von

Gegensätzen,

Ausgegrenztem, Widersinnigem o.ä., sondern als ein Phänomen wechselseitiger Negation, als eine Konfiguration, in der sich Positionen wechselseitig negieren bzw. zum Kippen bringen. Demnach sieht es beim Ereignis des Komischen nicht nur so aus, daß, vom Standpunkt des Komikers aus gesehen, eine negierte Position in ihr Gegenteil kippt, was auch den Entlarvungseffekt der Komik ausmacht, sondern auch die negierende Position ihrerseits gekippt wird. So gesehen gibt es im komischen Geschehen nicht einfach eine negierte, bestrittene, abgewertete Position einerseits und eine Position andererseits, die zur Orientierung des entstanden Konflikts wird. Vielmehr als eine positive und eine negative Position entsteht die Negation jedweder Position. „Wechselseitige Negation heißt dann nicht mehr, daß die eine Position bestritten und die andere zur Orientierung der entstandenen Strittigkeit wird, sondern heißt, daß die gekippte Position nun etwas an der anderen zu sehen erlaubt, durch das die scheinbar triumphierende ebenfalls zum Kippen gebracht wird.“4 Iser begreift

das

Komische

als

dynamisch-ambigues

Phänomen,

als

Irritation

im 2

Wirklichkeitsgeschehen. In den Vordergrund rückt er die Instabilität und Prozessualität des komischen Phänomens sowie das Moment des Entzugs von Möglichkeiten der Positionierung, Erkenntnis, Kommunikation und Handlung wie des Bruchs mit Erwartungen und Vorstellungen. Die Situation des Zusammenbruchs, der Krisenhaftigkeit vollzieht sich zugleich auch beim Rezipienten, die Kippstruktur, wie Iser sagt, geht auf den Rezipienten über. Denn der Zusammenbruch der Positionen, der plötzliche Umschlag oder Wechsel, den jedes komische Ereignis auszeichnet, ereignet sich als ein Bruch im Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits- wie Erkenntnisgeschehen, als eine Falte oder Öffnung zu etwas anderem hin, das uns die Übersicht verlieren läßt, uns mehreren Feldern gleichzeitig aussetzt und uns so überfordert. Das Lachen ist als eine „Krisenantwort des Körpers“ zu verstehen, „die dort notwendig wird, wo kognitive bzw. emotive Vermögen in der Bemeisterung der Situation versagen.“5 Insofern zeigt die körperliche Mobilisierung – das Lachen – die Krisenhaftigkeit der Situation an, als daß sie auf einen Ausfall und ein Mißlingen von anderen Fähigkeiten verweist. Iser rekurriert hier auf Helmuth Plessners Vorstellung des Lachens, der es als einen dezidiert körperlichen Prozeß konzeptualisiert hat, der vor allem in solchen Momenten und Grenzsituationen

in

Gang

gesetzt

wird,

wenn

andere

Kommunikations-

und

Interaktionsformen ausbleiben oder scheitern – der Körper tritt so als ein antwortender hervor, er übernimmt die Aufgabe einer Antwort für die Person. So Plessner: „Er [der Körper; J.S.] weiß auch da noch eine Antwort zu finden, wo es nichts mehr zu antworten gibt. Er hat, wenn auch nicht das letzte Wort, doch die letzte Karte im Spiel, dessen Verlust sein Gewinn ist.“6 Plessner beschreibt damit das menschliche Vermögen, mit seinem Körper selbst dann noch (re-)agieren zu können, wenn uns nichts mehr zu sagen oder zu tun bleibt, wenn wir nichts mehr verstehen und einem Chaos ausgesetzt sind. In diesem Sinne stellt das Lachen auch einen Sieg über die Krise dar. Die Funktion des Lachens ist ambivalent: Es ist ebenso Bestätigung, Symptom der Krise als auch deren Bewältigung, Negierung und Verarbeitung, was auch seinen befreienden Charakter ausmacht. Kennzeichnend für das Lachen ist eine Gedoppeltheit – im Lachen läßt das Subjekt einerseits kurzzeitig los, wird vom Körper ergriffen und erlebt lust- und genußvoll, manchmal auch schmerzvoll, seine eigene Körperlichkeit, was man als eine Erfahrung der Nähe und Teilhabe von Körper und Welt bezeichnen könnte. Und das Lachen umfaßt andererseits die Möglichkeit einer Stabilisierung des Geistes, einer Erhebung und Loslösung vom Betreffenden, es ermöglicht, sich quasi in Distanz zum lachenden Körper zu befinden, was auch einen Moment des Gewahrwerdens und der Reflexivität von Körper, Selbst und Welt 3

impliziert. Wie Plessner ausgeführt hat, stellt das Lachen einen Ausdruck der conditio humana, der „exzentrischen Position“ dar.7 Im Lachen kann die Person also immer auch die verstrickte, chaotische Situation zum Unernst erklären, sich quasi insoweit von dem Zusammenbruch lösen und befreien, als sie die geschwundene Distanz wiederherstellen kann, die zur Verarbeitung des Phänomens notwendig ist.8 Das Lachen läßt sich somit auch als eine Möglichkeit verstehen, mit Krisen umzugehen, als eine Form der (Über-)Lebensstrategie, was vielleicht auch begründet, warum wir in Situationen des Scheiterns oftmals lachen müssen und eben das Thema des Scheiterns als Paradigma und Garant des Komischen gilt. Das komische Geschehen stellt sich vor diesem Horizont als ein regelrechtes Zusammenbrechen der Positionen dar, als ein Bruch der Orientierung wie der Ordnung, als eine Krise des souveränen Standpunkts und der Erkenntnis, wie das Lachen aus einem NichtVerstehen, aus einem Aussetzen emotionaler und mentaler Fähigkeiten erschallt. Die Krisenhaftigkeit oder Negativität kann als ein konstitutives Moment des komischen Phänomens begriffen werden, das in stärkerer oder minderer Form bei jedem komische Ereignis erfahrbar ist. Sie äußert sich in verschiedenen Graden und Nuancierungen, wobei das herausplatzende, überfallartige Körper-Lachen, welches Iser und Plessner fokussieren, auf eine extreme Situation der Überforderung, Not und Krisenhaftigkeit verweist. Nicht jedes komische Ereignis beinhaltet eine derartige fundamentale Krise des Erkennens, Fühlens und Verstehens, die komischen Formen und Begebenheiten überfordern uns nicht in gleichem Maße, wie wir es auch nicht immer mit einem konvulsiven Körper-Lachen zu tun haben.9 Mit der Krisenhaftigkeit des Komischen im Sinne einer Negativität oder eines NichtVerstehens ist allerdings nicht einfach eine pure Abwesenheit oder ein reiner Mangel von Gedanken und Gefühlen gemeint, oder gar eine negative Wertung des Phänomens, als vielmehr eine Bewegung oder Dynamik, die eine vorübergehende, momentane Irritation im Wirklichkeitsgeschehen darstellt. Damit ist ein Überschuß oder Rest des Komischen benannt, etwas, das sich der Erkenntnis radikal widersetzt oder entzieht und das mithin nur negativ oder indirekt erfaßt bzw. markiert werden kann. Dieser Überschuß des Komischen zeigt sich in Form des plötzlichen Betroffen-Werdens, in der Überraschung, im Staunen, in der momentanen Ratlosigkeit und eben im Lachen und hat dabei auch zur Folge, daß wir die Ursache der Komik und des Lachens innerhalb einer Situation nie vollständig erfassen oder restlos erkennen können. In seiner Negativität entzieht sich das Phänomen Diskursivierungen wie Semantisierungen, es enthält einen Kern an Sprachlosigkeit, an Schweigsamkeit. Das komische Ereignis erscheint in seiner Struktur als ein Widerfahrnis, was bedeutet, daß wir für einen Moment der Situation, dem Anderen ausgesetzt sind, wir von etwas getroffen werden, 4

das sich unseren Erwartungen, Wahrnehmungen, Gefühlen und Gedanken entgegenstellt oder sperrt, das uns mithin schwanken und lachen läßt. Wie Klaus Schwind über das Lachen sagt: „Das ‚Zwischen’ ist ihm zu eigen: Es ist ein Oszillieren zwischen Realem und Irrealem, zwischen Wahrgenommenem und Vorgestelltem, jene Lücke, in die die Energie in der Beziehungssetzung einfließt, um die ambivalente Relation zum ‚Anderen’ virtuell aufzubauen.“10 Das Lachen stellt dezidiert eine Verfassung der Lust, des Vergnügens, der Fröhlichkeit dar, wobei es aus Momenten des Entzugs, des Nicht-Verstehens, des Scheiterns von bestimmten Fähigkeiten resultiert. Es kann als körperliche (Re-)Aktion auf das Unfaßbare, Unverständliche oder Ungewohnte verstanden werden. Einerseits ist das Lacherlebnis so gesehen mit einem Erkenntnisverlust verbunden, wobei es andererseits wiederum Assoziationen, Ideen, Gefühle anstoßen und wecken kann. Das Lachen vor dem Horizont einer Un- oder Gegensinnigkeit oder eines Bruchs mit einer Erwartungsnorm kann sogar eine differente (moralische, ästhetische, soziale o.a.) Haltung oder ein innovatives Denken nach sich ziehen, es kann zum Ausgangspunkt von anders- oder neuartigen Positionen, Wertungen, Denk- und Fühlweisen werden. Erinnert sei hier nicht zuletzt an Michel Foucaults Lachen, das im Zusammenhang mit der chinesischen Enzyklopädie von Borges erklingt. Darin werden Tiere nach Kategorien geordnet, die für unser abendländisches Verständnis keine darstellen. Es erscheinen Tiere und Lebewesen nebeneinander – beispielsweise „Milchschweine“, „Fabeltiere“ oder „herrenlose Hunde“ –, die unserem kulturellen Wissen zufolge nicht in dieselbe Ordnung gehören und somit unsere Ordnung sprengen, die uns widersinnig, komisch erscheinen und zum Lachen bringen.11 Ein Lachen, welches man sich als herausplatzendes und ohrenbetäubendes Gelächter vorstellen kann, das Gedärme, Gedanken und Wände erschüttert und vibrieren läßt, ein Lachen, das Zeichen einer Krise der Ordnung der Dinge und Erkenntnis ist, wie es zugleich Anzeichen ihrer Verarbeitung ist. Das Foucaultsche Lachen realisiert sich von der dezidiert chaotisch erscheinenden und fremd anmutenden Un-Ordnung einer Enzyklopädie her, es erscheint vom Scheitern des Verstehens her, vom Nicht-Verstehen und ist zugleich Anlaß für eine neuartige Sicht auf die Ordnung der Dinge und des Wissens. Nun stellt das komische Ereignis zwar immer auch eine krisenhafte Situation dar, die allerdings letztlich im Lachen wiederum gelöst wird. Sind nicht aber auch Situationen vorstellbar, bei denen sich die Komik nicht durch das Lachen auflöst, Situationen, bei denen es gar nicht zum Lachen kommt oder bei denen das Lachen sogleich wie es aufkommt wieder abbricht, gewissermaßen im Halse stecken bleibt? Oder auch umgekehrt: Gibt es nicht 5

Momente, in denen das Lachen zur Krise wird, in denen der oder die Lachende innerhalb einer ernsten Gemeinde auffällig und anstößig wirkt? Wären wir hier nicht an einem Punkt, bei dem es weniger um die latente Krisenhaftigkeit des komischen Ereignisses geht, sondern vielmehr darum, daß Komik wie Lachen selbst in eine Krise geraten, also auf dem Scheiterhaufen oder vor dem Richter stehen? Derartige Krisen- und Scheitersituationen des Komischen sind, wie anfangs angedeutet, gar nicht so ungewöhnlich und selten, wie es zunächst den Anschein erwecken mag. Formen des Mißlingens von Komik kommen ebenso häufig vor und erscheinen ebenso vielfältig und hybrid wie ihre gelungenen Formen. Ein Witz beispielsweise kann mißlingen, weil er falsch erzählt wird, die Pointe glatt vergessen oder an verfrühter Stelle offenbart wird; er kann aber auch aus dem Grunde nicht zum Lachen anregen, weil er vor einem Publikum aufgeführt wird, das keinen gemeinsamen Wissenshorizont teilt. Humor und Komik spielen oftmals mit einem geteilten Wissen und wer dieses nicht hat, wird auch nicht lachen können. Andere Formen des Mißlingens der Komik lassen sich eher an der Person festmachen, die sich einen Spaß erlaubt: Zum Beispiel der Mitarbeiter in einer Teambesprechung, der einen Witz über seinen Chef reißt, während derselbe anwesend ist. Helga Kotthoff hat am Beispiel von Humor in Arbeitsverhältnissen erläutert, daß der Komiker immer auch einen autoritären, einen privilegierten Rang und Status erhält, wodurch Komik auch dazu genutzt wird, Hierarchien und Machtverhältnisse zu bestätigen; in diesen Fällen, daß eben eher Chefs oder die hierarchisch übergeordneten Personen sich als Witzemacher und Komiker gegenüber den Untergeordneten inszenieren.12 Wird das Verhältnis nun umgedreht, wie im Falle unseres Mitarbeiters, steht nicht nur einfach die Komik des Witzes zur Debatte, sondern zugleich auch das hierarchische Verhältnis auf dem Spiel, was eben dazu führen kann, daß dem Komiker lauter ernste und erschrockene Minen entgegenstarren, sein komischer Akt so mißlingt, er in seine Schranken verwiesen und die hierarchischen Verhältnisse wieder in Ordnung gebracht werden. Wird die Komik oftmals mit einem Grenzgängertum in Zusammenhang gebracht, so ist damit nicht gesagt, daß dieses auch immer gelingt, daß sie nicht selbst wiederum Werten, Maßstäben, Normen und Grenzziehungen ausgesetzt sein kann, die sie bewußt oder unbewußt für Momente außer Kraft oder zumindest destabilisieren sollte. Die Komik mit subversiven oder affirmativen Ambitionen scheint stets und immer wieder auf sehr wackeligen Füssen zu stehen. In eine Krisensituation kann aber nicht nur der Komiker oder die Komikerin geraten, sondern auch der oder die Lachende. Auch das Lachen ist bestimmten regulierenden und normierenden Grenzziehungen ausgesetzt. Der befreiende und lustvolle Aspekt des Lachens 6

für den Einzelnen kann wiederum umschlagen in eine peinliche und unbehagliche Situation, es kann zum krisenhaften Moment innerhalb einer Gesellschaft werden. So beschreibt Franz Kafka einen regelrechten Lachanfall oder Lachkrampf, der ihn heimsuchte, als er in einer feierlichen Unterredung mit dem Präsidenten war. In zyklischen Formen umkreist Kafka dieses Lachen, das er zunächst noch als einen Husten vor dem sprechenden Präsidenten verschleiern konnte, das sich jedoch alsbald so steigerte und derart herausbrach, daß es weder aufhaltbar war noch unbemerkt noch unsanktioniert blieb: Als er [der Präsident] also jetzt mit schwingenden Handbewegungen etwas ... Läppisches daherredete, wurde es mir zuviel, die Welt ... verging mir völlig und ich stimmte ein so lautes, rücksichtloses Lachen an, wie es vielleicht in dieser Herzlichkeit nur Volksschülern in ihren Schulbänken gegeben ist. Alles verstummte, und nun war ich endlich mit meinem Lachen anerkannter Mittelpunkt. Dabei schlotterten mir natürlich vor Angst die Knie während ich lachte [...]. Mit der rechten Hand meine Brust schlagend, zum Teil im Bewußtsein meiner Sünde..., zum Teil, um das viele verhaltene Lachen aus der Brust herauszutreiben, brachte ich vielerlei Entschuldigungen für mein Lachen vor, die vielleicht alle sehr überzeugend waren, aber infolge neuen, immer dazwischenfahrenden Lachens gänzlich unverstanden blieben. Nun war natürlich selbst der Präsident beirrt, und nur in dem ... Gefühl alles möglichst abzurunden, fand er irgendeine Phrase, die mein Heulen irgendeine menschliche Erklärung gab... Dann entließ er uns eilig. Unbesiegt, mit großem Lachen, aber todunglücklich stolperte ich als erster aus dem Saal.13

In dieser Szenerie bekommt das Lachen den Status eines Lapsus oder eines Mißgeschicks, da es sich in einer ernsthaften Situation abspielt, die keinerlei Lacher, außer vielleicht solche, die vom Redner intendiert waren, zuläßt. Mithin bricht Kafkas Lachen mit dem normativen Gefüge der festlichen Rede und Situation, was sich auch in seinen Versuchen, das Lachen zu unterbinden oder zu verschleiern, und in seiner Scham und seinem Gram zeigt. In seiner Beschreibung stellt Kafka ein Körper-Lachen vor, wobei er auf seinen dynamischambivalenten Charakter verweist, auf die körperliche Kraft und Dynamik im Lachvorgang, die sich dem Willen und der Intention des Subjekts entzieht, ihn seinen Körper intensiv erleben läßt, die das Subjekt jedoch schlichtweg in den Abgrund reißt und der Situation bis zu einem gewissen Grad ausliefert. Jenes Lachen also, das in der abendländischen Kultur stets auch als gefährlich, abgründig oder unangemessen imaginiert wird. Kafka stellt aber nicht nur eine Situation der Krise des Lachens dar, da es als unangenehm und unangemessen geschildert wird und mithin eine negative Wertung erhält, sondern er entwirft damit auch eine 7

Szenerie, die die Leser und Leserinnen des Textes dezidiert zum Lachen animiert. In den Bruchstellen und Übergängen von Repräsentation und Präsenz, im Zwischen von Text und Leser situiert Kafka eine Komik und eröffnet einen Raum des Genusses und der Lust, der das Lachen in actu rehabilitiert. Umgekehrt kann aber auch das Nicht-Lachen zu einer Qual werden. Auffällig an Momenten, in denen niemand lacht, obgleich alle lachen sollten, erscheint stets ein unbehagliches, beklemmendes Gefühl. Wer im letzten Jahr Anke Engelkes Show Anke Late Night auf SAT1 gesehen hat, mag dieses erlebt haben. In der Stille, in der Sekunde nach der Pointe, wenn eben niemand lacht, macht sich ein stetig anwachsendes unbehagliches, ja nahezu schreckliches Gefühl breit, das dem Mißlingen des Witzes geschuldet ist. Man empfindet derartige Situationen als schlimm, bedrohlich, furchtbar, schrecklich oder auch peinlich, eine Art Starre und Angespanntheit stellt sich ein und man hofft inständig, daß die Situation schnell vorbeigehe oder irgendwie noch gerettet werde, so daß sie sich endlich auflöse. Während das Lachen, wie bereits ausgeführt, sich dadurch auszeichnet, daß es eine befreiende, ausgelassene, ja lustvolle Wirkung hat, da es die krisenhaften Momente des Geschehens bewältigt und auflöst, so bleiben die Nichtlachenden in einer konfliktiven Beklemmung und Starre verhaftet oder stecken. Das Unbehagen an der Komik wäre so gesehen nur die andere Seite der Komik selbst. Anhand dieser sehr verschiedenen Beispiele, die keinerlei repräsentativen Status besitzen, zeigt sich deutlich, inwieweit das Komische permanent vom Scheitern oder Mißlingen bedroht ist, ja von ihm begleitet wird wie ein Schatten. Ein Scheitern des Komischen tritt dann ein, wenn der Lacherfolg abbricht oder ganz ausbleibt, so wie man in gewissem Sinn von einer Krise des Lachens dann sprechen kann, wenn es keinen komischen Anlaß gibt, der auch für andere in der Situation, und nicht nur für den Lachenden, nachvollziehbar ist – also letztlich dann, wenn die Wechselbeziehung zwischen Komischem und Lachenden unterbrochen, aufgehoben oder gestört ist. John L. Austin hat im Rahmen seiner Sprechakttheorie eine Vorstellung vom Scheitern oder Mißlingen von Handlungen und Akten, eine Lehre der Unglücksfälle, entwickelt, die sich auf das Verfehlen der Realisierung eines Systems richten, die den Vollzug des Handelns und Geschehens abbrechen, normative Gefüge durchkreuzen und auflaufen lassen.14 Sein Ausgangspunkt sind sprachliche Äußerungen und Vollzüge, die er als performative Phänomene bestimmt, das heißt, daß sie sich nicht in einem System von wahr/falsch beurteilen lassen, sondern nur nach dem Grad des Gelingens oder Mißlingens, was jeweils 8

von der spezifischen Wiederholungsweise normativ bestimmter Regeln und Praktiken abhängig ist. Das Sprechen konzeptualisiert er dabei als ein Tun, als ein Handeln, das einen wirklichkeitskonstituierenden Status besitzt – es kann neue Wirklichkeiten schaffen und eine eigene Wirksamkeit entfalten, die reale Konsequenzen nach sich zieht. Sie zeichnen sich durch Selbstreferenzialität, Handlungs- und Wahrnehmungsvollzug und Wiederholbarkeit aus und sind eingebettet in die Regel- und Normsysteme einer jeweiligen Zeit und Kultur. Performative Äußerungen, wie ein Richterspruch oder eine Taufe, um Beispiele zu nennen, an denen Austin die performativen Akte erläutert, beziehen ihre Wirksamkeit und ihr Gelingen aus der Wiederholungspraxis von normativ bestimmten Handlungen und diskursiven Zuschreibungsprozessen, die in einem bestimmen kulturellen Kontext jeweils Gültigkeit beanspruchen. Letztlich wertet Austin allerdings gerade alle möglichen Formen des Mißlingens von Handlungen dezidiert auf und begreift sie als konstitutiv in Bezug auf eine Handlungs- und Kommunikationswelt. Austin entwickelt im Verlauf seiner Ausführung mit Akribie und Witz immer neue Versionen des Mißlingens und Scheiterns, entwickelt Szenarien und untersucht Fälle, „in denen etwas schiefläuft und die Handlung – Heiraten, Wetten, Taufen, Vermachen oder was es gerade ist – deshalb mindestens zu einem gewissen Grade ein Mißerfolg ist.“15 Mit seiner Verfolgung verschiedenster Beispiele von Brüchen und Pannen im Handeln macht er implizit darauf aufmerksam, daß das Scheitern eines Aktes nicht einfach ein Sonderfall, eine Ausnahme darstellt, sondern vielmehr ein Regelfall. Dies schließt eine Vorstellung von der Handlungs- und Kommunikationswelt ein, die sich nicht allein durch ein Gelingen, durch den affirmativen Vollzug und die Realisierung der Regeln, Normen und Gesetze auszeichnet, als vielmehr auch durch ihr Mißlingen, durch Brechungen und Störungen im Vollzug des Handelns. Auch beim Komischen handelt es sich um ein performatives Phänomen, um Handlungen und Akte, die über einen Inszenierungs- und Aufführungscharakter verfügen und sich durch Prozessualität, Handlungsvollzug, Wiederholbarkeit und Wahrnehmung auszeichnen. Komische Inhalte, Formen und Strategien sind dezidiert an die Norm- und Regelsysteme einer jeweiligen Zeit und Kultur gebunden bzw. situativ und kontextuell bedingt. Der Inhalt des Komischen, die Art und Weise seiner Produktion, Darstellung und Erscheinungsform, zum Beispiel Ironie, Witz, Spott, Groteske, Blödelei, Farce, Parodie etc., sowie die komische Person selbst ist abhängig vom jeweiligen sozialen, ästhetischen, medialen, politischen, wissenschaftlichen o.a. Kontext, der auch das Publikum und mit ihm den jeweiligen Sinn für Humor der einzelnen Subjekte einschließt, der als Resultat oder Effekt sozialer Bezüge 9

verstanden werden kann. Die Komik stellt sich also immer auch eine Wiederholungspraxis dar, ein Zitieren der jeweils geltenden Normen des Komischen, während das Scheitern des Komischen zunächst einmal eine verfehlte oder mißlungene Aktualisierung von Normen und Werten des Komischen bedeutet. Szenerien des Scheiterns der Komik können auch auf die Konditioniertheit und Konstruiertheit des Phänomens verweisen, diese können nämlich gerade dann signifikant und offenbar werden, wenn der komische Akt schiefläuft oder mißlingt, da im Ausfall, im Scheitern normative Kräfte offensichtlich werden, die sonst kaum wahrnehmbar oder erkennbar sind und die so den normativen Kontext, wenn nicht gar spezifische Werte, Regeln und Grenzen des Komischen in der einer bestimmten Situation und Gemeinschaft, zumindest anzeigen. Allerdings sind wir den tonangebenden Systemen, Ordnungen und Diskursen nicht zwanghaft unterworfen, haben aber auch keine völlige Freiheit, in dem, was und wen wir zum Witz machen, dem Spott aussetzen oder parodieren. Und das Komische ist uns, wie bereits ausgeführt, immer auch ein Stück weit entzogen: Denn wir können ebensowenig auf Kommando herzhaft lachen, wie wir auf Befehl und mit reiner Willenskraft komisch sein oder zum Komiker werden können, genauso wie wir oftmals unfreiwillig zum Lachen anregen. Beim Phänomen des Komischen spielen und wirken Ereignishaftigkeit und Handlungsvollzug, Einmaligkeit und Wiederholbarkeit, Emergenz und Intentionalität zusammen. Ein Scheitern der Komik kann aber auch eine Form der Kritik oder Verschiebung der normativen Gefüge des Komischen beinhalten – kann also durch eine verstörende oder fehlschlagende Rezitation die Form des Komischen, das System der Komik selbst, verschoben, dekonstruiert und in Frage gestellt werden, wie es Austin für performative Akte bereits anlegte und in der Performativitätstheorie der letzten Jahrzehnte theoretisiert wurde.16 Derartige Subversionen der Ordnung des Komischen finden sich insbesondere in den Künsten und im Theater. Dort findet man bewußt inszenierte Mißlingensakte bestimmter komischer Formen und Techniken, wird eine Verschiebung des Komischen ins Unkomische, des Lachens ins Nichtlachen innerhalb eines theatralen Geschehens praktiziert, die sich gegen eine spezifische Tradition und Ordnung des Komischen wendet und diese erkenntlich macht – eine „Artistik des Mißlingens“17, die eine innovative, subversive Kraft des Scheiterns der Komik bezeichnet, indem sie einen utopischen Raum des gänzlich Anderen öffnet. Wenn man sich gegenwärtige postdramatische Theaterformen anschaut, so könnte man meinen, daß das Theater kein Ort des Lachens mehr sei. Was es zumindest kaum zu geben scheint (oder was inszenierungsstrategisch geschickt unterbunden und unterlaufen wird), ist 10

das kollektive, ansteckende Gelächter, das den gesamten Theaterraum erschüttert. Wenn man heute, zumindest in Berlin, im Theater sitzt, hört man vielfach einzelnes Gelächter oder Gekicher, auch mal ein aufbrausendes Lachen, abgebrochene Lacher oder Insiderlacher, die, sobald sie aufkommen, gleich wieder verschwinden – es scheint sich so eine differenzierte Lach- und Nichtlachgesellschaft im Theaterraum zu etablieren. Gelingen und Mißlingen der Komik in verschiedensten Formen gehen hier Hand in Hand, werden zur Erfahrung gemacht wie zu Bewußtsein gebracht. Ein Theater, das diesen Zusammenhang herausstellt, ist das Theater René Polleschs. In Polleschs Inszenierungen reizen die mechanisierten Aktionen und Sprach- wie Sprechakrobatiken der SchaupielerInnen durchaus zum Lachen, teilweise sogar zu einem kollektiven Lachen, doch zugleich bleibt einem im Verlauf der Aufführungen stets auch das Lachen im Halse stecken. Was Pollesch in seinen Inszenierungen immer wieder zur Disposition zu stellen scheint ist eine bestimmte Form des Komischen, die er, indem er sie wiederholt und aufruft, zugleich verschiebt und kritisch befragt. Was hier auf dem Spiel steht, ist eine Komik des Entertainments, eine Komik der Oberfläche von reißerischen Possen, unsinnigen Aktionen und blödsinnigen Labereien, die konterkariert, unterbrochen, zugespitzt und übertrieben wird. Die Ästhetik des Entertainments kippt schließlich in eine Ästhetik der Erschöpfung, so daß einem im wahrsten Sinne der Worte das Lachen vergeht.

1

Vgl. Stierle, Karlheinz. „Komik der Handlung, Komik der Sprachhandlung, Komik der Komödie.“ Das Komische. Hg. Wolfgang Preisendanz und Rainer Warning. München: Wilhelm Fink, 1976. S. 237-268. 2 Auf die Dimension der Infragestellung gültiger Ordnungen durch das Komische und das Lacherlebnis hat zum Beispiel Joachim Ritter in seiner Lachtheorie abgehoben. Ritter begreift das Komische als ein Ineinanderspiel zweier Bereiche, wovon einer derjenige ist, der eigentlich in der je dominierenden Ordnung ausgeschlossen oder als sekundär abgewertet ist, bei dem also das Ausgegrenzte oder Verdrängte einer Kultur plötzlich in Erscheinung tritt, das im Lachen nun positiv besetzt und anerkannt wird und das damit eine Relativierung geltender Werte und Normen einschließt. (Ritter, Joachim. Über das Lachen.) 3 Iser, Wolfgang. „Das Komische: Ein Kipp-Phänomen.“ Das Komische. Hg. Wolfgang Preisendanz und Rainer Warning. München: Wilhelm Fink, 1976. S. 398-402. 4 Ebd. S. 399f. 5 Ebd. S. 400. 6 Plessner, Helmuth. „Lachen und Weinen.“ S. 76. Philosophische Anthropologie. Hg. Günter Dux. Frankfurt/Main: S. Fischer, 1970. S. 11-171. 7 Ebd. S. 41-55. 8 Vgl. Iser. S. 402. 9 Iser spricht in diesem Zusammenhang von unterschiedlichen Konstellationen und Formen des Komischen, die je nach dem wie hoch oder wie niedrig der Grad der Überforderung ist wirksam werden. „Wird durch Formen des Komischen die Überforderung der kognitiven bzw. emotiven Vermögen herabgesetzt, so nimmt gleichzeitig das Herausplatzen des überfallartigen Lachens in der Reaktion des Rezipierenden ab.“ (Iser 1976. S. 401.) 10 Schwind, Klaus. „Komisch“. S. 334, Spalte 2. Ästhetische Grundbegriffe. Hg. Karlheinz Barck u.a. 1. Aufl. Stuttgart: Metzler 2001. S. 332-384 11 Foucault, Michel. Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften. S. 17ff. Übs. Ulrich Köppen. 7. Aufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1988. (0rig.: Les mots et les choses. Paris : Edition Gallimard, 1966.)

11

12

Kotthoff, Helga. „Lachkulturen heute. Humor in Gesprächen.“ S. 65ff. Humor in den Medien. Hg. Walter Klingler, Gunnar Roters und Maria Gerhards. 1. Aufl. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft, 2003. S. 4573. 13 Zit. in Kranz, Gisbert. „Kafkas Lachen.“ S. 4f. Kafkas Lachen und andere Schriften zur Literatur 1950-1990. Hg. Elmar Schenkel. Köln/Wien: Böhlau Verlag, 1991. S. 1-16. 14 Austin, John L. Zur Theorie der Sprechakte. Übs. Eike von Savigny. 2. Aufl. Stuttgart: Reclam, 1979. (Orig.: How to do things with Words. Oxford: Oxford University Press, 1962.) 15 Ebd. S. 36. 16 Vor allem Judith Butler hat im Rahmen ihrer Geschlechtertheorie auf das Potential der Subversion und Destabilisierung der Ordnung durch verschobene, verstörende, mißglückte Rezitationen von Normen aufmerksam gemacht und sie als Entwürfe anders- oder neuartiger Identitätskonzeptionen verstanden. (Vgl. Butler, Judith. Das Unbehagen der Geschlechter. Übs. Kathrin Menke. Erstausgabe. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1991. Orig.: Gender Trouble. London/New York: Routledge, 1990.) 17 Iser ist derartigen Mißlingensakten im Theater Becketts nachgegangen und entdeckt dabei Inszenierungstechniken und -strategien, die gewissermaßen eine Dekonstruktion der Komik vor dem Horizont abendländischer Komik- und Komödientradition provozieren. Hat die Komik der Komödie immer auch die Funktion einer Wiederherstellung der Ordnung, einer Lösung des komischen Konflikts, so verunsichere Becketts Theater gerade diese Dimension, in dem er komischen Situation vorspielt, die als bald ins Unkomische kippen und so abgebrochene Lacher oder gar kein Lachen mehr nach sich ziehen. Die ZuschauerInnen in Becketts Theater sehen sich so in einen Grenzraum hineingezogen, der sie weder lachen noch weinen läßt, sondern sie selbst als komische Figur avisiert. (Vgl. Iser, Wolfgang. Die Artistik des Mißlingens. Erstickendes Lachen im Theater Becketts. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1979.)

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