Verrückte Kaiser? Zur Selbststilisierung und Außenwahrnehmung nonkonformer Herrscherfiguren in der römischen Kaiserzeit, in: C. RONNING (Hrsg.), Einblicke in die Antike. Orte – Praktiken – Strukturen (Münchner Kontaktstudium Geschichte Bd. 9), München 2006, 87-129

June 11, 2017 | Author: Christian Witschel | Category: Roman Emperors
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Verrückte Kaiser? Zur Selbststilisierung und Außenwahrnehmung nonkonformer Herrscherfiguren in der römischen Kaiserzeit ∗ 1. Der römische Principat und die Rollenbilder des Kaisers Die von Augustus kurz vor der Zeitenwende begründete Form der Alleinherrschaft im römischen Reich war ein eigentümliches Gebilde, das mit dem deutschen Wort ‚Kaisertum‘ nur unvollkommen umschrieben wird. Besser eignet sich daher der aus dem Lateinischen entlehnte Terminus ‚Principat‘ (von princeps = ‚der Erste, Anführer, führende Mann im Staat‘). Eine genauere Ausfüllung dieses Begriffes fällt allerdings nicht ganz leicht, zumal es für ihn keine streng juristische Umschreibung gab – und auch gar nicht geben konnte, da der Terminus, der durchaus in der römischen Tradition verankert war, offenbar bewußt offen gehalten werden sollte. 1 Der Principat war von seiner Genese her – auch wenn dies kaum so klar ausgesprochen wurde – zunächst einmal eine Form der Militärdiktatur, denn die Legionen und die Prätorianergarde bildeten die wichtigste Stütze der kaiserlichen Herrschaft. Gleichzeitig beruhte er aber auch auf einem (bisweilen brüchigen) Konsens mit der bisherigen Führungsschicht des Staates, den Senatoren, deren Mithilfe bei der Verwaltung des Reiches unentbehrlich war. Darüber hinaus trat der Kaiser dem Volk gegenüber als eine Art Vaterfigur ∗

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Die Vortragsform wurde weitgehend beibehalten; die Quellen- und Literaturverweise habe ich daher auf das Nötigste beschränkt. Mein Dank gilt Alexander Heinemann (Berlin) und Ralf von den Hoff (Freiburg) für wertvolle Hinweise sowie Armina Kropp (Heidelberg) und Christian Ronning (München) für die sorgfältige Redaktion des Textes. Zum römischen Principat vgl. allgemein J. Béranger, Recherches sur l’aspect idéologique du principat, Basel 1953; L. Wickert, s.v. Princeps, RE XXII 2, 1954, Sp. 1998–2296; Ders., Neue Forschungen zum römischen Principat, in: ANRW II 1, Berlin/New York 1974, 3–76. Zur Forschungsgeschichte (speziell der deutschen) vgl. I. Stahlmann, Imperator Caesar Augustus. Studien zur Geschichte des Prinzipatsverständnisses in der deutschen Altertumswissenschaft bis 1945, Darmstadt 1988; Dies., Von der Ideengeschichte zur Ideologiekritik. Lothar Wickerts Beitrag zum Verständnis des augusteischen Principats, Stuttgart 1991.

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auf. Von vielen Menschen wurde er deswegen als ein übermenschliches, ja göttliches Wesen angesehen und entsprechend verehrt.2 Bei einer solchen Ausgangslage verwundert es nicht, daß sich die moderne Forschung lange schwer damit getan hat, eine allgemein verbindliche Definition für diese Herrschaftsform zu finden. Behindert wurde sie dabei vor allem durch die Tatsache, daß viele Gelehrte versuchten, jeweils nur einen der oben genannten Punkte als konstitutiv für den Principat zu erweisen.3 So war man gerade in der deutschen Forschung im Gefolge von Theodor Mommsen lange bemüht, die staatsrechtlichen Grundlagen der Kaiserherrschaft herauszuarbeiten und sie somit als Fortsetzung republikanischer Traditionen zu begreifen.4 Dagegen stand das vor allem von dem britischen Althistoriker Sir Ronald Syme entwickelte Modell, das stärker die personenbezogenen Aspekte der augusteischen Herrschaft betonte.5 Inzwischen ist man aber immer mehr zu der Einsicht gelangt, daß eine einseitige Interpretation des Principats wenig fruchtbar ist. Ganz im Gegenteil scheint es geradezu typisch für diese Form der Alleinherrschaft gewesen zu sein, daß sie verschiedene Facetten aufwies, da einzelne Individuen oder bestimmte soziale Gruppen den Kaiser aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven sahen und dieser wiederum auf die divergierenden Erwartungshaltungen einging, indem er je nach Anlaß und

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Zu den ideologischen Grundvoraussetzungen des Principats vgl. H. Kloft, Aspekte der Prinzipatsideologie im frühen Prinzipat, Gymnasium 91, 1984, 306–326; A. Pabst, Comitia imperii. Ideelle Grundlagen des römischen Kaisertums, Darmstadt 1997, sowie D. Kienast, Augustus. Prinzeps und Monarch, 3. Aufl. Darmstadt 1999, 78–98. 204–319.

3

Zu den unterschiedlichen Ansätzen bei der Interpretation des Principats, die insbesondere von Theodor Mommsen und Ronald Syme geprägt wurden, vgl. H. Galsterer, A Man, a Book and a Method: Sir Ronald Syme’s Roman Revolution after Fifty Years, in: K. Raaflaub/M. Toher (Hg.), Between Republic and Empire. Interpretations of Augustus and His Principate, Berkeley/Los Angeles/Oxford 1990, 1–20; J. Linderski, Mommsen and Syme: Law and Power in the Principate of Augustus, in: Raaflaub/Toher, Between Republic and Empire, 42–53.

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Zu den republikanischen Aspekten des Principats vgl. die dezidierte und sicherlich über das Ziel hinausschießende, aber dennoch beachtenswerte Stellungnahme von H. Castritius, Der römische Prinzipat als Republik, Husum 1982.

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S. die deutsche Neuausgabe seines Meisterwerkes: R. Syme, Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom, Stuttgart 2003. Zu dem Buch von Syme vgl. die Beiträge in: A. Giovannini (Hg.), La révolution romaine après Ronald Syme. Bilans et perspectives, Entretiens sur l’antiquité classique 46, Genf 2000.

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Publikum einen jeweils anderen Aspekt seines Images besonders hervorhob. 6 Daraus entwickelten sich verschiedene Rollenbilder und Verhaltensmuster, die erst zusammengenommen ein einigermaßen zutreffendes Bild vom Principat ergeben. 7 Sie sollen im folgenden kurz vorgestellt werden. Wichtig war zunächst tatsächlich der konstitutionelle, auf die Traditionen der römischen Republik zurückgehende Aspekt des Principats. So war die Stellung des Herrschers seit Augustus durch ein kompliziertes, von Senat und Volksversammlung verliehenes Bündel an Vorrechten definiert, die ihn zwar in ihrer Gesamtheit aus der aristokratischen Führungsschicht eindeutig heraushoben und die mit der Zeit zu einer relativ einheitlichen monarchischen Machtstellung verschmolzen, aber trotz der teilweise doch recht gezwungen wirkenden staatsrechtlichen Konstruktionen immer noch einigermaßen mit den republikanischen Vorgaben vereinbar waren. Dieser Aspekt ist in der neueren Forschung etwas in den Hintergrund getreten, ja gar als verlogenes Spiel oder leere Fassade abgetan worden. 8 Das scheint mir jedoch nicht völlig gerechtfertigt zu sein, denn es ging hierbei vor allem um eine Rücksichtnahme auf die Gefühle und Einstellungen der wichtigsten Führungsgruppe im römischen Staat, nämlich der Senatoren und der durch sie gebildeten Körperschaft, des Senats. Letzterer hatte zwar im politischen Alltagsgeschäft während der Kaiserzeit nur noch wenig echte Mitspracherechte, aber er war weiterhin ein 6

Der britische Archäologe R. R. R. Smith hat darum zu Recht von der ‚Proteus-Natur‘ des römischen Kaisers gesprochen; s. Ders., The Imperial Reliefs from the Sebasteion at Aphrodisias, JRS 77, 1987, 88–138, bes. 88: „The political ideology of the early principate was distinctively Protean: the emperor was different things for different people and contexts“.

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Zu den verschiedenen Verhaltensmustern des römischen Herrschers vgl. die grundlegende Studie von A. Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche, Darmstadt 1970, bes. 25–38; gerade von ihm, der den Principat stark ‚autokratisch‘ bzw. ‚charismatisch‘ geprägt sieht, werden allerdings der Gestus der Mäßigung und die Rolle des civilis princeps zu sehr als reines Spiel ohne tiefere Bedeutung abgetan.

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So spricht Wickert, Princeps, Sp. 2070, von der „wohltätigen und notwendigen Lüge des Prinzipats“ (meine Hervorhebung). Eine ähnliche Bewertung findet sich in einer jüngst erschienenen, ausgezeichneten Studie zu den Herrschaftsmechanismen im frühen Principat: A. Winterling, Caligula. Eine Biographie, München 2003. Winterlings Grundthese zu den Beziehungen zwischen Herrscher und Senatsaristokratie lautet, hierbei habe es sich um eine doppelbödige, ja unehrliche Kommunikation gehandelt, die von beiden Seiten nicht wirklich ernst genommen, aber als Fassade aufrecht erhalten worden sei. Das Ganze sei deshalb im wesentlichen ein oberflächliches „Schauspiel“ (so explizit ebda. 18. 26. 96) gewesen.

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geachtetes Organ, dem gerade zur Legitimation der Kaiserherrschaft eine große Bedeutung zukam. 9 Der Kaiser war deswegen gut beraten, zur Stützung seiner eigenen Stellung Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Senatoren zu nehmen, und diese wollten in dem Herrscher eben zumeist keine gottähnliche Figur sehen, sondern einen primus inter pares, wie es der jüngere Plinius in seinem Panegyricus auf Kaiser Trajan beispielhaft formuliert hat: 10 Aus unsere Rede soll deutlich hervorgehen, wie sich die Zeiten geändert haben ... Wir wollen dem Kaiser niemals wie einem Gott oder einem göttlichen Wesen schmeicheln, denn wir reden nicht über einen Tyrannen, sondern über einen Mitbürger (civis), nicht über einen Herren (dominus), sondern über unseren Vater. Er sei einer von uns (unus ex nobis), hat er gesagt; und gerade dadurch zeichnet er sich aus und ragt noch mehr heraus, daß er uns als Gleichwertige behandelt und sich sowohl bewußt ist, daß er nur ein Mensch ist, als auch weiß, daß er den anderen Menschen vorsteht.

Gefragt war aus dieser Perspektive also ein bürgernahes Image – der Kaiser sollte den Senatoren möglichst von gleich zu gleich begegnen, ihre Namen kennen und sie wie gute Bekannte ansprechen. Zusammengefaßt wurde dies in dem Schlagwort vom civilis princeps, der bewußt auf ihm angetragene übermenschliche Ehrungen zu verzichten und damit seine Zurückhaltung und Bescheidenheit (moderatio) in immer wiederholten Gesten zur Schau zu stellen wußte. 11 Ebenfalls aus traditionellen römischen Wertvorstellungen erwuchs die Rolle des Kaisers als eine Art Über-Patron, die ihn mit verschiedenen Teilen der Gesellschaft verband, etwa als ‚Freund‘ (amicus) für einen engeren Kreis von Oberschichtangehörigen, aber auch von Dichtern und Künstlern; als echter patronus der zahlreichen kaiserlichen Sklaven und Freigelassenen, die die sog. familia Caesaris bildeten; als Schutzherr der stadtrömischen plebs und schließlich als ‚Vater des Vaterlandes‘ (pater patriae) für die gesamte Reichsbevölkerung. Ein besonderes Augenmerk galt hierbei der Bevölkerung 9

Vgl. P. A. Brunt, The Role of the Senate in the Augustan Regime, CQ 34, 1984, 423–444, und R. J. A. Talbert, The Senate of Imperial Rome, Princeton 1984, bes. 354–371.

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Plin. paneg. 2,3–4.

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Grundlegend zu diesem Aspekt der Principatsherrschaft ist die Studie von A. Wallace-Hadrill, Civilis princeps: Between Citizen and King, JRS 72, 1982, 32–48, der sich zu Recht dagegen ausspricht, die von Alföldi, Repräsentation, und anderen so stark betonte ‚autokratische‘ Rolle des Kaisers als die alleinig verbindliche anzusehen.

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der Stadt Rom, die ein beträchtliches Unruhepotential darstellte und deswegen durch die Bereitstellung von Lebensmitteln und die Veranstaltung glanzvoller Spektakel bei Laune gehalten werden mußte.12 Allgemein wurde vom Kaiser erwartet, daß er seinen immensen Reichtum einsetzte, um Einzelpersonen oder Gemeinschaften mit Wohltaten (beneficia) zu unterstützen, etwa durch die Schenkung von Geld, das Abhalten von Spielen oder durch die Errichtung von Bauwerken. Diese Freigebigkeit (liberalitas) gehörte zu den wichtigsten kaiserlichen Tugenden und wurde entsprechend oft verherrlicht. 13 Von der Entstehungsgeschichte des Principats her ist es verständlich, daß nicht nur diese zivilen Aspekte eine Rolle spielten, sondern daß der Herrscher auch als fähiger Heerführer auftreten mußte, um gerade bei den Soldaten, der wichtigsten Stütze seiner Herrschaft, entsprechenden Anklang zu finden, aber auch, um der uralten Expansionsideologie der römischen Oberschicht Genüge zu tun. Im Laufe der Zeit wurde diese Facette der kaiserlichen Selbstdarstellung immer wichtiger. Impliziert wurde dadurch, daß der Princeps jederzeit der Feinde des Reiches Herr werden konnte und dadurch dem Imperium den ersehnten Frieden sicherte. 14 Für viele, ja wahrscheinlich sogar für die meisten Reichsbewohner war der Kaiser durch all diese Leistungen für das Imperium Romanum in Krieg und Frieden schließlich weit mehr als ein normaler Mensch, nämlich ein übernatürliches Wesen, ja ein lebender Gott (deus praesens). In den Provinzen konnte man mit dem senatorischen Ideal des civilis princeps relativ wenig anfangen, und man verstand wohl auch fast nichts von den staatsrechtlichen Feinheiten, auf denen der Principat ursprünglich beruhte. Hier erschien der Princeps praktisch von Anfang als ein absoluter Monarch, der als das neue 12

Zu den Beziehungen zwischen dem Kaiser und der stadtrömischen plebs, die zumeist eine der stärksten Stützen seiner Herrschaft bildete, vgl. Z. Yavetz, Plebs and princeps, Oxford 1969; R. Gilbert, Die Beziehungen zwischen princeps und stadtrömischer plebs im frühen Prinzipat, Bochum 1976; M. Griffin, Urbs Roma, plebs and princeps, in: L. Alexander (Hg.), Images of Empire, Sheffield 1991, 19–46.

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Vgl. H. Kloft, Liberalitas principis – Herkunft und Bedeutung. Studien zur Prinzipatsideologie, Köln/Wien 1970; A. U. Stylow, Libertas und liberalitas. Untersuchungen zur innenpolitischen Propaganda der Römer, München 1972, sowie C. F. Noreña, The Communication of the Emperor’s Virtues, JRS 91, 2001, 146–168.

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Zur Rolle des Kaisers als Heerführer vgl. B. Campbell, The Emperor and the Roman Army 31 BC – AD 235, Oxford 1984. Zur zunehmenden Betonung der militärischen Qualitäten des Herrschers in der kaiserlichen Repräsentation s. auch T. Hölscher, Victoria Romana, Mainz 1967, bes. 166 f.

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Zentrum des römischen Reiches rasch allseits Anerkennung fand.15 Eine in der Antike durchaus übliche Form des Umgangs mit einer solch herausragenden Figur war es nun, ihr mit göttlichen Ehren und kultischer Verehrung zu begegnen. Dies gilt insbesondere für den griechischen Osten, wo der Herrscherkult seit den Tagen der hellenistischen Könige eine lange Tradition hatte. Aber auch im Westen des römischen Reiches, selbst in Italien, verbreitete sich dieses Phänomen sehr rasch, und zwar bereits unter Caesar und Augustus.16 Entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung galt diese kultische Verehrung nicht nur den bereits verstorbenen und vergöttlichten Kaisern (divi), sondern – zumindest außerhalb der Metropole Rom – von Anfang an auch dem lebenden Herrscher; manchmal ihm allein, manchmal – so von Augustus ausdrücklich erwünscht – in Verbindung mit dem Kult der Göttin Roma. Wichtig zu betonen ist dabei, daß die kultische Verehrung des Kaisers meist spontan entstand und nicht von oben dekretiert werden mußte. Da es sich jedoch hierbei auch um eine Angelegenheit von hoher politischer Relevanz handelte, bürgerte es sich zumindest bei bedeutenderen Kulten und außergewöhnlicheren Ehrungen ein, daß man vor ihrer endgültigen Inkraftsetzung beim Kaiser um eine Bestätigung nachfragte. Das gab diesem wiederum die Gelegenheit, modifizierend einzugreifen und dabei Rücksicht auf die Gefühle vor allem der Senatoren zu nehmen, also in gewisser Weise die stark divergierenden Vorstellungen vom civilis princeps und vom deus praesens in Einklang zu bringen. So wurde es zumindest für die ‚guten Kaiser‘ (principes boni), denen etwas an der Meinung der Senatoren lag, zur Regel, daß sie in einem demonstrativen Bescheidenheitsgestus scheinbar zu weit gehende göttliche Ehrungen ablehnten oder wenigstens soweit abänderten, daß die konservativen Schichten Roms daran nicht zu sehr Anstoß nehmen konnten. Jeder Reichsbewohner sah in dem Herrscher also etwas anderes, da für die einzelnen Bevölkerungsgruppen die verschiedenen Aspekte des Principats von 15

Vgl. hierzu F. Millar, State and Subject: the Impact of Monarchy, in: Ders./E. Segal (Hg.), Caesar Augustus. Seven Aspects, 2. Aufl. Oxford 1990, 37–60.

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Zum Kaiser als Gott oder gottähnlichem Wesen sowie zum römischen Kaiserkult vgl. die folgenden grundlegenden Arbeiten: S. R. F. Price, Rituals and Power. The Roman Imperial Cult in Asia minor, Cambridge 1984; D. Fishwick, The Imperial Cult in the Latin West I–II, Leiden 1987–92; M. Clauss, Deus praesens. Der römische Kaiser als Gott, Klio 78, 1996, 400–433; Ders., Kaiser und Gott. Herrscherkult im römischen Reich, Stuttgart/Leipzig 1999; I. Gradel, Emperor Worship and Roman Religion, Oxford 2002, sowie zuletzt die Beiträge in: H. Cancik/K. Hitzl (Hg.), Die Praxis der Herrscherverehrung in Rom und seinen Provinzen, Tübingen 2003.

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unterschiedlicher Bedeutung waren. Sehr schön kommt dies in der Darstellung des Geschichtsschreibers Herodian zum Ausdruck, der berichtet, wie die Menschen auf den Tod des allseits geachteten Kaisers Marc Aurel im Jahre 180 n. Chr. reagierten: 17 Alle aber priesen ihn wie mit einer einzigen Stimme, die einen als gütigen Vater, andere als guten König, wieder andere als fähigen Feldherren oder aber als weisen und anständigen Herrscher – und keiner heuchelte dabei.

Den unterschiedlichen Rollenerwartungen gerecht zu werden, war eine der wichtigsten Aufgaben des römischen Kaisers, um sicherzustellen, daß seine Herrschaft allgemein akzeptiert wurde. Dabei galt es vor allem, nicht in eine Richtung zu überziehen, d. h. zu sehr auf die Vorstellungen einer bestimmten Gruppe einzugehen, sondern die ganz unterschiedlichen Images gegeneinander auszutarieren. Man kann dies als ein theaterhaftes ‚Spiel‘ zwischen dem Kaiser und seinen Untertanen ansehen, muß aber dabei immer bedenken, daß die Einhaltung der ‚Spielregeln‘, die durch die unterschiedlichen Erwartungshaltungen der einzelnen Bevölkerungsteile definiert wurden, für die Kaiser von höchster, ja elementarer Bedeutung war – man darf dies also nicht leichtfertig als reine Scharade abtun, sondern muß gerade hierin eines der wesentlichen Charakteristika des römischen Principats sehen. Gut zu zeigen ist das am Beispiel der beiden ersten römischen Kaiser: Augustus war ein Meister dieses ‚Spiels‘ und schuf dadurch für die neue Herrschaftsform trotz mancher fortdauernder (geistiger) Widerstände sehr schnell eine breite Akzeptanz. Der erste Princeps selbst hat durchaus gesehen, worauf es dabei ankam, denn er soll auf dem Sterbebett seine Freunde gefragt haben, ob er das Theaterstück seines Lebens angemessen gespielt habe, und forderte sie schließlich nach Art eines Schauspielers auf, ihm dafür Beifall zu spenden. 18 Ganz anders sein Nachfolger Tiberius: Trotz sicherlich ernst gemeinter Ansätze gelang es ihm nicht, einen echten Zugang zu den wichtigsten Bevölkerungsgruppen zu finden, da ihm die öffentliche Meinung gleichgültig war – ob sein bekannter Ausspruch „sie mögen mich hassen, so lange sie Respekt haben“ (oderint dum probent) 19 authentisch ist, kann zwar nicht mehr geklärt werden, die Einstellung des Kaisers trifft er aber auf jeden Fall recht gut. Das schuf schnell Unverständnis und dann Mißtrauen gerade im Senat, was 17

Hdn. 1,4,8.

18

Suet. Aug. 99,1.

19

Suet. Tib. 59.

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schließlich in zahlreichen Majestätsprozessen gipfelte, die Tiberius sicherlich so nicht gewollt hat, denen er aber zunehmend hilflos gegenüberstand. Gerade die Meinung der Senatoren spielte aber eine ganz entscheidende Rolle für die Ausprägung des Kaiserbildes vor allem mit Blick auf die Nachwelt. Aus ihren Kreisen bzw. aus solchen, die ihren Vorstellungen nahe standen, kamen nämlich fast alle Autoren und Historiographen der römischen Kaiserzeit. Sie maßen mit einem stark ausgeprägten Rasterdenken die einzelnen Kaiser rückblickend in hohem Maße an dem Kriterium, inwieweit sie sich konform zu den Erwartungen des Senats an einen ‚guten Kaiser‘ verhalten hatten. Nun sticht aus der langen Reihe römischer Kaiser eine kleine Schar von Gestalten hervor, die sich von den teilweise eher langweiligen, da normkonformen principes boni dadurch deutlich abhoben, daß sie sich exzentrisch verhielten und bewußt gewisse Grenzen der von Augustus etablierten Principatsordnung überschritten. Hierzu zählen in erster Linie Caligula, Nero, Domitian und Elagabal. 20 Zur Charakterisierung dieser außergewöhnlichen Herrscher griffen schon die antiken Autoren auf das bewährte Muster einer ‚Konstruktion des Bösen‘ zurück, die mit zahlreichen Versatzstücken der traditionellen Tyrannentopik arbeitete. 21 So wurden die in Frage stehenden Kaiser fast durchgehend als exzeptionell grausam, sexuell pervertiert und schließlich als geisteskrank dargestellt.22 Es liegt auf der Hand, daß dies eine Form der Verarbeitung von Situationen war, in denen häufig gerade die gesellschaftlichen Gruppen, aus denen die meisten der Autoren stammten, eine wenig glückliche Rolle gespielt hatten. Gleichzeitig konnte durch eine solch schablonenhafte Einordnung die alleinige Schuld für die Entartung des Principatssystems – das im Grundsatz von fast allen akzeptiert wurde – in der Persönlichkeit der angeblich verrückten Kaiser gesucht werden. Das durch solche antiken Beschreibungen vorgeprägte Bild der nonkonformen Herrscher Roms hat die spätere Wahrnehmung derselben weitgehend bestimmt, vor allem nachdem am Ende des 19. Jh.s Ludwig Quidde am Beispiel 20

Zur Geschichte dieser Kaiser vgl. allgemein K. Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit von Augustus bis Konstantin, 3. Aufl. München 1995; M. Clauss (Hg.), Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, 2. Aufl. München 2001.

21

Dazu zuletzt: M. Sommer, Elagabal – Wege zur Konstruktion eines ‚schlechten‘ Kaisers, SCI 23, 2004, 95–110.

22

S. beispielsweise zu Caligula Phil. leg. 93; Tac. ann. 13,3,2; Suet. Cal. 50,2; vgl. dazu P. Schrömbges, Caligulas Wahn. Zur Historizität eines Topos, Tyche 3, 1988, 171–190; Winterling, Caligula 7–11.

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des Caligula seine eigentlich auf Wilhelm II. zielende These vom ‚Caesarenwahnsinn‘ entwickelt hatte.23 In der populären Vorstellung hält sich dieses Bild immer noch sehr zäh, wie sich an entsprechenden Filmen und Büchern bis in die jüngste Zeit erkennen läßt.24 Auch die moderne Geschichtswissenschaft hat lange an dem Interpretationsansatz des ‚Caesarenwahns‘ festgehalten. 25 Seit einer Weile läßt sich aber in der altertumswissenschaftlichen Forschung eine deutliche Umorientierung ausmachen. Die ‚verrückten‘ Kaiser Roms sind wieder vermehrt in das Blickfeld der Althistoriker geraten, wie verschiedene wichtige Arbeiten der letzten Jahre gezeigt haben – ich nenne hier nur die Bücher von Aloys Winterling zu Caligula, Edward Champlin zu Nero und Olivier Hekster zu Commodus. 26 Dabei sind erhebliche Fortschritte erzielt worden. In der Regel geht es nun nicht mehr um eine einseitige Verdammung oder auch Apologie der sogenannten ‚schlechten‘ oder ‚verrückten‘ Kaiser. Denn es unterliegt wenig Zweifeln, daß diese tatsächlich keine vorbildlichen Herrscherfiguren im Sinne eines modernen Humanitätsideals waren. Heute wird vielmehr verstärkt danach gefragt, inwieweit hinter den vielfach äußerst ungewöhnlichen Maßnahmen dieser Kaiser so etwas wie ein politisches Konzept zu erkennen ist, das über das Ausleben rein persönlicher Vorlieben oder Marotten hinausreichte. Ein solches Konzept kann nun in der Tat für alle der in Frage stehenden Herrscher herausgearbeitet werden, wenn man sich darauf einläßt, die einseitig verzerrten Bewertungsmuster unserer Quellen nicht unbesehen zu übernehmen, sondern versucht, sich in die Perspektive der Kaiser hineinzudenken und dadurch ihren Handlungen einen Sinn zu geben – auch wenn uns dieser nicht 23

L. Quidde, Caligula. Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn, Leipzig 1894.

24

Gut zu sehen ist dies erneut am Beispiel des Caligula, so in einem kürzlich im ZDF ausgestrahlten Beitrag des History Channel über diesen Kaiser; oder in der populären Darstellung von S. Barber/J. Reed, Caligula: Divine Carnage. Atrocities of the Roman Emperors, London 2001. Der Aktualitätsbezug solcher Deutungsmuster wird an folgendem Beispiel deutlich: Am 23.9.2005 fragte die BILD-Zeitung im Gefolge der letzten Bundestagswahl: „Ist Schröder im ‚Caesarenwahn‘?“.

25

Teilweise wird diese Vorgehensweise noch in jüngster Zeit verteidigt, etwa von Z. Yavetz, Caligula, Imperial Madness and Modern Historiography, Klio 78, 1996, 105–129, der das Konzept der „imperial madness“ für durchaus gerechtfertigt hält.

26

Winterling, Caligula; E. Champlin, Nero, Cambridge (Mass.)/London 2003; O. Hekster, Commodus. An Emperor at the Crossroads, Amsterdam 2002. Vgl. dazu meine Rezensionen: SEHEPUNKTE (http://www.sehepunkte.historicum.net) 4, 2004, Nr. 10 (zu Winterling und Champlin); C. Witschel, Kaiser, Gladiator, Gott – Zur Selbstdarstellung des Commodus, SCI 23, 2004, 255–272 (zu Hekster).

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immer moralisch begrüßenswert erscheint. Es kann daher mit gutem Grund postuliert werden, daß keiner der genannten Kaiser ‚verrückt‘ im Sinne einer mentalen Deformation oder eines Krankheitsbildes war. Vielmehr haben offenbar alle aus ihrer Sichtweise durchaus rational gehandelt.27 Es läßt sich sogar herausarbeiten, daß die meisten von ihnen ein mehr oder minder ausgefeiltes Programm verfolgten, das einzelne ihrer Maßnahmen miteinander verband und bisweilen mit bemerkenswerter Stringenz durchgeführt wurde. Von diesen Erkenntnissen ausgehend scheint die Zeit reif für einen systematischen Vergleich zwischen den einzelnen Herrscherfiguren. Ein erster Versuch in diese Richtung soll hier vorgestellt werden. Aus Platzgründen kann dabei nur ein – allerdings zentraler – Aspekt etwas ausführlicher beleuchtet werden, nämlich der der Selbststilisierung und der Außenrepräsentation der ‚verrückten‘ Kaiser. Das Thema hat zudem den Vorteil, daß uns auf diesem Gebiet in der Regel eine ausreichende zeitgenössische Parallelüberlieferung zur Verfügung steht, die helfen kann, die einseitige Tendenz der postum entstandenen biographischen und historiographischen Hauptquellen (d. h. vor allem von Sueton, Tacitus, Cassius Dio, Herodian und der Historia Augusta) zumindest teilweise zu korrigieren. Hierbei zu nennen sind in erster Linie Werke der sogenannten ‚Hofkunst‘, 28 Kaisertitulaturen und -inschriften, Kaiserporträts und andere bildliche Darstellungen des Herrschers sowie die Münzprägung. Zudem bietet sich bei der Betrachtung dieser Quellengruppen die Gelegenheit, in Ansätzen auch die Ansichten breiterer Bevölkerungskreise über den jeweiligen Kaiser in die Diskussion einzubeziehen. Die Fragestellung ist darum auf drei Ebenen zu entfalten: Zunächst in den Blick genommen werden soll das persönliche Auftreten der Kaiser, das ihnen die direktesten Möglichkeiten zur Präsentation ihrer Vorstellungen bzw. ihres Herrscherideals vor einem breiteren Publikum bot. Zur Rekonstruktion dieser 27

S. etwa Champlin, Nero, 236: „I have assumed that his actions were rational – that is, he was not crazy ...“.

28

Der Begriff ‚Hofkunst‘ ist nicht ganz unproblematisch, denn er könnte eine Organisationsstruktur (etwa mit fest angestellten ‚Hofkünstlern‘) suggerieren, die wir zwar aus späteren Epochen recht gut kennen, die es aber in dieser Form am Hofe der römischen Kaiser (zu diesem vgl. A. Winterling, Aula Caesaris. Studien zur Institutionalisierung des römischen Kaiserhofes in der Zeit von Augustus bis Commodus, 31 v. Chr. – 132 n. Chr., München 1999) vermutlich nicht gegeben hat. Er scheint mir aber dennoch einigermaßen gut geeignet zu sein, um die spezifische Ausprägung der im engeren Umkreis des Kaisers entwickelten Vorstellungen über den Herrscher, die sich von den nach außen verbreiteten Idealen teilweise nicht unerheblich unterschieden, begrifflich zu fassen.

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‚temporären‘ Selbstdarstellung sind wir allerdings im Bereich der Alten Geschichte wiederum im hohen Maße auf die oft problematischen Ausführungen der literarischen Quellen angewiesen, da eine zeitgenössische und gleichsam neutrale Berichterstattung hierzu in der Regel nicht vorliegt. Sodann muß die Aufmerksamkeit auf die Außenrepräsentation des Kaisers gerichtet werden. Untersucht werden dabei zuerst vor allem diejenigen ‚Medien‘, die in seiner unmittelbaren Umgebung konzipiert wurden oder die von ihm zumindest in einem gewissen Maße beeinflußt werden konnten und somit als ‚offiziöse‘ Äußerungen zu gelten haben. Hierzu zählen einerseits im Umkreis des Kaiserhofes entstandene Dichtungen und Kunstwerke (etwa Kameen) zumeist panegyrischen Charakters; 29 andererseits die in Rom ausgebrachte und vom Herrscher mehr oder minder stark mitgestaltete Reichsprägung,30 die von der kaiserlichen Kanzlei festgesetzte offizielle Titulatur des Herrschers 31 sowie die standardisierten Kaiserporträts, deren Prototypen ebenfalls in Rom, und zwar vermutlich zumeist in enger Rücksprache mit dem Herrscher, angefertigt wurden. 32 Bedeutsam ist schließlich – auf der dritten Ebene – die Reaktion der 29

Vgl. zur kaiserzeitlichen Panegyrik zusammenfassend M. Mause, Die Darstellung des Kaisers in der lateinischen Panegyrik, Stuttgart 1994, sowie die Beiträge in: M. Whitby (Hg.), The Propaganda of Power. The Role of Panegyric in Late Antiquity, Leiden 1998. Zur Bildsprache der Kameen, die sich in ihren Grundaussagen vielfach mit den panegyrischen Passagen der Dichter und Redner verbinden läßt und die zunächst vor allem der ‚inneren‘ Kommunikation am Hofe über die Person des Herrschers diente, vgl. etwa H. Jucker, Der große Pariser Kameo. Eine Huldigung an Agrippina, Claudius und Nero, JDAI 91, 1976, 211–250; P. Zanker, Augustus und die Macht der Bilder, München 1987, 232–239.

30

Zu den wichtigsten mit der kaiserzeitlichen Münzprägung zusammenhängenden Problemen vgl. die ausgezeichnete Studie von R. Wolters, Nummi signati. Untersuchungen zur römischen Münzprägung und Geldwirtschaft, München 1999; ferner G.M. Paul/M. Ierardi (Hg.), Roman Coins and Public Life under the Empire, Ann Arbor 1999.

31

Die Entwicklung der wesentlichen Elemente der Kaisertitulatur ist bequem zusammengestellt bei D. Kienast, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, 2. Aufl. Darmstadt 1996.

32

Die Mechanismen der Porträtherstellung sind allerdings aus den schriftlichen Quellen nicht im Detail bekannt, so daß die moderne Forschung diesbezüglich verschiedene Modelle entwickelt hat, die sich vor allem dadurch unterscheiden, welche Rolle dem Herrscher selbst bzw. der kaiserlichen Zentrale bei der Konzeption und Verbreitung neuer Porträttypen beigemessen wird; vgl. zu den verschiedenen Standpunkten H. Jucker, Trajanstudien zu einem Chalzedonbüstchen im Antikenmuseum, Jahrbuch der Berliner Museen 26, 1984, 17–78; M. Pfanner, Über das Herstellen von Porträts.

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Reichsbevölkerung in Rom, Italien und den Provinzen auf diese von der Zentrale ausgehenden Vorgaben sowie deren lokale Rezeption, bisweilen auch Antizipation, die sich in der Errichtung von Kaiserbildnissen und -inschriften in allen Teilen des Imperium Romanum besonders gut fassen läßt. Daraus ergeben sich folgende weiterführende Fragen: Welche Facetten ihres Images versuchten die Herrscher bei ihren eigenen Auftritten und selbstgestalteten Inszenierungen besonders herauszustreichen? Was wurde davon in der Außendarstellung des Kaisers durch die oben genannten ‚offiziösen Medien‘ – deren ‚Macher‘ aber wiederum einen gewissen Gestaltungsspielraum besaßen und somit auch eigene Erwartungen an den Herrscher einfließen lassen konnten – an größere Bevölkerungskreise weitervermittelt? Und welche dieser Botschaften wurden dann von den Rezipienten aufgegriffen oder eventuell gar von unten angeregt?

2. Die Selbststilisierung der ‚verrückten‘ Kaiser Roms Zunächst also zu der ersten Ebene der Betrachtung: Hierbei scheint es mir von großer Wichtigkeit, noch einmal das Modell der verschiedenen kaiserlichen ‚Rollen‘ in die Diskussion einzubringen. Wie schon oben herausgearbeitet wurde, wies der Principat und damit auch die Figur des Princeps seit Augustus zahlreiche Facetten auf, die wiederum mit unterschiedlich gelagerten Erwartungshaltungen in den maßgeblichen Bevölkerungsgruppen korrespondierten und in bestimmten Handlungs- bzw. Kommunikationskontexten abgerufen werden konnten. Ich nenne hier noch einmal schlagwortartig die wichtigsten dieser Rollenbilder: Das des civilis princeps, des patronus und pater patriae, des imperator sowie des deus praesens. Augustus hatte es – wie gezeigt – verstanden, diese durchaus divergierenden Aspekte gegeneinander auszubalancieren, und damit Maßstäbe für seine Nachfolger gesetzt. Diesem Beispiel relativ getreu zu folgen war zwar der einfachste und vielleicht auch klügste Weg, aber dennoch nicht die einzig mögliche Option für einen späteren Kaiser. Denn es war trotz des prägenden Vorbildes des Augustus durchaus nicht von vorneherein aussichtslos, wenn ein Princeps den Versuch wagte, nur eine

Ein Beitrag zu Rationalisierungsmaßnahmen und Produktionsmechanismen von Massenware im späten Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit, JDAI 104, 1989, 157–257, und J. Fejfer, The Roman Emperor Portrait: Some Problems in Methodology, Ostraka 5, 1998, 45–56.

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der angesprochenen Rollen gegenüber den anderen wesentlich stärker hervorzuheben oder sogar ein gänzlich neues Herrscherideal für sich zu ‚erfinden‘, um dadurch gezielt einzelne Bevölkerungskreise – vor allem außerhalb des Senates – anzusprechen. Ein Experimentieren mit der augusteischen Principatsordnung lag jedenfalls keineswegs völlig außerhalb des Denk- und Machbaren. Gerade für diese Option einer eher einseitigen Bevorzugung eines bestimmten Images haben sich tatsächlich alle der hier behandelten Kaiser entschieden, teilweise auch in Form eines komplexeren Programms. Ich möchte letzteres im folgenden für die einzelnen Herrscher kurz skizzieren, wobei ich es (zugegebenermaßen etwas schematisch) auf seine wichtigsten Bestandteile reduziere. Wir finden also – in chronologischer Reihenfolge – zuerst Caligula 33 , der sich in der späteren Phase seiner Regierungszeit als ein dezidiert gegen den Senat und die Senatoren gerichteter Anti-Princeps stilisierte:34 Denn er [Caligula] wünschte ganz und gar nicht den Eindruck zu erwecken, daß irgend etwas, was ihm Ehre bringe, in den Händen der Senatoren liege; man könnte sonst glauben, sie seien stärker als er und in der Lage, ihm wie einem niedriger Stehenden Gefälligkeiten zu erweisen. Er [Caligula] verkündete auch, daß er (nach Rom) zurückkehren werde, aber nur für die, die wünschten, daß er komme, also für den Ritterstand und das Volk. Denn für den Senat werde er nicht länger Bürger und Princeps sein (nam se neque civem neque principem senatui amplius fore). Er untersagte auch allen Senatoren, ihm entgegenzugehen.

Caligulas bevorzugte Rolle war vielmehr diejenige eines ‚Gott-Kaisers‘, der öffentlich in der Gestalt verschiedener Gottheiten auftrat, wobei dieses ‚Schauspiel‘ meiner Meinung nach durchaus ernst gemeint war, denn Caligula scheint von seiner eigenen Göttlichkeit überzeugt gewesen zu sein: 35 33

Zu Caligula vgl. neben Winterling, Caligula, auch A. A. Barrett, Caligula. The Corruption of Power, London 1989.

34

Cass. Dio 59,23,3–4 und Suet. Calig. 49,1.

35

Phil. leg. 93–95. Zweifel an der Ernsthaftigkeit solcher Auftritte äußert hingegen Winterling, Caligula; er sieht darin lediglich „karnevaleske Inszenierungen“ (ebda. 144. 152). Insgesamt sei Caligulas Betonung seiner Göttlichkeit nur eine weitere Facette der „doppelbödigen Kommunikation“ zwischen Herrscher und Untertanen (ebda. 142 f.) und somit nicht „ernsthaft“ gemeint gewesen, da weder die Aristokratie noch der Kaiser wirklich daran „geglaubt“ hätten, daß letzterer ein Gott sei (ebda. 152). Hiermit scheint mir jedoch ein wichtiger Bestandteil der Wahrnehmung römischer Kaiser von Winterling zu sehr rationalisiert worden zu sein.

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Gaius’ Wahnsinn, seine verrückte und abartige Sucht, nahmen ein solches Ausmaß an, daß er begann, sich über die Halbgötter zu erheben, noch höher zu steigen und sich an Kulte von Gottheiten heranzumachen, die man für größer und rein göttlicher Herkunft hält, des Hermes, des Apollon und des Ares. Zuerst wollte er Hermes sein. Er bekleidete sich mit Heroldstab, Flügelschuhen und Mäntelchen ... Darauf legte er, wenn er es für angebracht hielt, diese Attribute ab, verwandelte sein Äußeres und verkleidete sich in Apollon ...

War schon dies zwar keine absolute Neuheit;36 in der Verdichtung der kaiserlichen Auftritte aber durchaus aufsehenerregend, so ging Caligula bei der Organisation des Kaiserkultes offenbar noch einen Schritt weiter, denn er förderte die kultische Verehrung seiner eigenen Person in starkem Maße und scheint sie bisweilen sogar eingefordert zu haben; und dies nicht nur in den Provinzen, wo der Kaiserkult bereits eine gewisse Tradition hatte, sondern auch in Rom selbst, wo bislang im offiziellen Staatskult lediglich die verstorbenen Herrscher als divi verehrt worden waren: 37 Einen Teil des Palatins ließ er [Caligula] zum Forum hin ausbauen; den Tempel des Castor und Pollux ließ er zu dessen Vorhalle umgestalten und stellte sich oft zwischen die göttlichen Brüder; wenn er dann in ihrer Mitte stand, ließ er sich von den Besuchern anbeten. ... Er stiftete auch einen Tempel allein für sein Numen, bestellte eigens Priester und ließ streng ausgesuchte Opfertiere darbringen. ... Gerade die reichsten Leute versuchten, eines der Priesterämter zu erhalten ... In Nächten, in denen Luna ihren vollen Umfang erreicht hatte und leuchtete, lud er sie regelmäßig zu Umarmung und Beilager ein; bei Tage plauderte er in einem Vieraugengespräch mit dem Kapitolinischen Iuppiter ...

36

Auch Augustus war bereits einmal im Kostüm eines Gottes, nämlich des Apollon, aufgetreten, aber eben nicht in voller Öffentlichkeit, sondern im Rahmen einer nach außen abgeschlossenen Tischgesellschaft (s. Suet. Aug. 70).

37

Suet. Cal. 22,2–4. Der Charakter des Caligula-Kultes in Rom ist allerdings in der Forschung durchaus nicht unumstritten. Zu den gegensätzlichen Positionen vgl. Clauss, Kaiser und Gott, 89–94 (der nach Cass. Dio 59,28,2, wo ein vom Senat beschlossener Tempel erwähnt wird, annimmt, Caligula sei bereits zu Lebzeiten Staatsgott in Rom gewesen), und Gradel, Emperor Worship, 149–159 (der sich eher auf die zitierte Passage aus Sueton stützt, wonach der von Caligula betriebene Kult seiner eigenen Person im ‚privaten‘ Rahmen auf dem Palatin stattfand). Vgl. ferner C. J. Simpson, The Cult of the Emperor Caligula, Latomus 40, 1981, 489–511; Ders., Caligula’s Cult: Immolation, Immoraliy, Intent, in: A. Small (Hg.), Subject and Ruler: the Cult of the Ruling Power in Classical Antiquity, Ann Arbor 1996, 63–71.

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Der zweite der Reihe, Nero 38 , gab sich in erster Linie als ‚Künstler-Kaiser‘ und versuchte, als Schauspieler, Sänger, Wagenlenker und Kämpfer in den Spielstätten Roms Popularität bei der plebs zu gewinnen, während er sich gleichzeitig demonstrativ von den Senatoren abwandte:39 Am meisten aber legte er sich ins Zeug, um den Beifall der Masse (popularitas) zu erhaschen. ... Noch etwas hatte er sich fest vorgenommen: Mit Apollon konnte er sich im Gesang, mit dem Sol im Wagenrennen messen, das war ja die Meinung der Leute; also wollte er nun die Taten des Hercules nachahmen ...

Daß gerade Neros Auftritte als Sänger und Schauspieler trotz aller (späteren) Kritik aus senatorischen Kreisen bei den von ihm bevorzugt angesprochenen ‚Zielgruppen‘, der stadtrömischen plebs und der Provinzialbevölkerung insbesondere des griechischen Ostens, tatsächlich erheblichen Anklang fanden, konnten auch die ihm feindlich gesinnten antiken Autoren nicht verbergen, obwohl sie versuchten, dies als Beifall des gemeinen Pöbels zu diskreditieren: 40 Da er großen Wert darauf legte, auch in Rom als Sänger aufzutreten, verlegte er den ursprünglichen Termin der Neronischen Spiele vor; allen, die laut verlangten, seine göttliche Stimme zu hören, antwortete er, er werde ihnen wunschgemäß in seinen Gärten die Gelegenheit dazu geben; als aber die Bitten des Volkes (vulgus) auch noch von seiten der Abteilung der Prätorianergarde, die gerade zu dem Zeitpunkt auf Wache war, unterstützt wurden, versprach er, er werde liebend gerne auftreten ... ... und man friedete im Vaticanischen Tal einen Platz ein, auf dem er Rosse lenken konnte, nicht jedoch vor den Zuschauern jeden Standes. Bald aber wurde das Volk von Rom sogar eingeladen und spendete Beifall; der Pöbel (vulgus) ist ja vergnügungssüchtig und freut sich, wenn die Neigung des Herrschers in die gleiche Richtung geht.

38

Neben Champlin, Nero, ist insbesondere auf folgende Aufsatzsammlung zu Nero hinzuweisen: J. Elsner/J. Masters (Hg.), Reflections of Nero. Culture, History and Representation, London 1994.

39

Suet. Nero 53. Zu Neros Auftritten als Schauspieler und Sänger vgl. C. E. Manning, Acting and Nero’s Conception of the Principate, G&R 22, 1975, 164–175; C. Edwards, Beware of Imitations: Theatre and the Subversion of Imperial Identity, in: Reflections of Nero, 83–97, sowie S. Alcock, Nero at Play? The Emperor’s Grecian Odyssey, in: ebda., 98–111.

40

Suet. Nero 21,1 und Tac. ann. 14,14,2. Vgl. ferner Suet. Nero 20,2–3. 25. 53,1; Tac. ann. 16,4; Cass. Dio 61,18,1 f. 63,20–21 sowie zu Neros Popularität im Osten des Reiches Suet. Nero 22,3 und u. Anm. 84 f.

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Nero wurde also augenscheinlich von der Masse immer wieder aufgefordert, seine Bemühungen fortzusetzen und seine zuerst semiprivaten Auftritte in die volle Öffentlichkeit zu verlegen. Weiterhin gedachte Nero, der durchaus so etwas wie ein umfassendes Herrschaftsprogramm verfolgte, in der Gestalt derjenigen Götter, denen er sich durch seine Leidenschaften besonders nahe fühlte – also des Apollon und insbesondere des Sol, dem einige seiner zentralen Inszenierungen galten 41 – als jugendlicher Erneuerer des Reiches ein ‚goldenes Zeitalter‘ einzuläuten, an dem die gesamte Bevölkerung teilhaben sollte. In diese Richtung zielte auch ein weiteres Projekt Neros, der ganz bewußt den Luxus seiner Lebensführung herausstrich und mit Hilfe seiner als ‚Villa in der Stadt‘ konzipierten, gewaltigen Palast- und Parkanlage, der domus aurea, die Welt des aristokratischen otium nach Rom zu verpflanzen suchte. 42 Bei Nero ist erneut auffällig, wie stark die nonkonformen Herrscher Roms in den von ihnen gewählten Stilisierungen aufgingen: Wie kaum ein anderer römischer Kaiser hat Nero in ‚Rollen‘ gelebt, hat gar sein ganzes Leben als eine Art Theaterspiel inszeniert. Sehr viel nüchterner und zumindest teilweise traditionsgebundener trat Domitian auf. 43 Er war jedoch nicht weniger zielstrebig in der Etablierung ei-

41

Vgl. hierzu M. Bergmann, Die Strahlen der Herrscher. Theomorphes Herrscherbild und politische Symbolik im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit, Mainz 1998, 133–230; R. R. R. Smith, Nero and the Sun-god: Divine Accessories and Political Symbols in Roman Imperial Images, JRA 13, 2000, 532–542.

42

Zur domus aurea vgl. M. Bergmann, Der Koloß Neros, die Domus Aurea und der Mentalitätswandel im Rom der frühen Kaiserzeit, Mainz 1994; E. Champlin, God and Man in the Golden House, in: M. Cima/E. La Rocca (Hg.), Horti Romani, Rom 1998, 333–344; L. F. Ball, The Domus Aurea and the Roman Architectural Revolution, Cambridge 2003. In der Forschung ist umstritten, ob die domus aurea nach außen abgeschlossen oder für weitere Bevölkerungskreise zumindest teilweise zugänglich war. Ersteres wird zwar von späteren, dem Nero feindlich gesinnten Quellen des öfteren behauptet (s. Suet. Nero 31,1–2: Tac. ann. 15,42,1; 15,53,1; Mart. epigr. spect. 2), hätte aber den Intentionen eines ‚Volks-Kaisers‘ kaum entsprochen und ist daher wohl abzulehnen; so zu Recht Champlin, Nero 205 f. und bes. 209: „People were meant to look. Privacy was not an issue“.

43

Zu Domitian vgl. K. Christ, Zur Herrschaftsauffassung und Politik Domitians, in: Ders., Römische Geschichte und Wissenschaftsgeschichte II, Darmstadt 1983, 1–27; B. W. Jones, The Emperor Domitian, London/New York 1992. Auch bei Domitian sind allerdings die aus der Quellenlage resultierenden Probleme immer im Auge zu behalten; vgl. R. Urban, Historische Untersuchungen zum Domitianbild des Tacitus,

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nes eigenen Herrscher-Images, das er in der Rolle des ‚Feldherren-Kaisers‘ und autokratischen Herrschers fand, der sich vor allem über seine militärischen Erfolge (insbesondere durch seinen Sieg über die Germanen im Chattenfeldzug von 83), 44 seine daraus resultierende Beliebtheit bei den Soldaten und eine stark überhöhte Stellung als ein die normalen Menschen überragender Regent zu legitimieren versuchte. Zum Ausdruck kam der Machtanspruch Domitians unter anderem in der großen Palastanlage,45 die er auf dem Palatin errichten ließ und die seinen übermenschlichen und distanzierten Status – in entsprechende Architekturformen übersetzt – den Besuchern des Komplexes, etwa bei den großen kaiserlichen Gastmählern, eindringlich vor Augen führte. 46 Eine solche Stilisierung, die kaum zu dem Wunschbild eines ‚bürgernahen‘ Princeps paßte, brachte Domitian wie zu erwarten die Mißbilligung vieler Senatoren ein, die zwar zunächst seine Stellung nicht wirklich gefährden konnten, nach seinem Tod jedoch zur Verdunklung seines Ansehens maßgeblich beitrugen. Commodus wagte erneut den Schritt in die öffentlichen Spielstätten Roms, um sich dort den Massen in einer für einen Kaiser ganz unüblichen Rolle zu präsentieren. 47 Er gab sich nämlich als ‚Gladiator-Kaiser‘, der vor aller Augen die heroische Auseinandersetzung mit dem Tod suchte und durch die Auftritte in der Arena – also an einem Ort, der gerade bei der plebs ungeheure Popularität genoß – seine kaiserliche virtus unter Beweis stellte: 48 München 1971; R.P. Saller, Domitian and His Successors. Methodological Traps in Assessing Emperors, AJAH 15, 1990 [2000/01], 4–18. 44

Dazu K. Strobel, Der Chattenkrieg Domitians. Historische und politische Aspekte, Germania 65, 1987, 423–452.

45

Vgl. P. Zanker, Domitians Palast auf dem Palatin als Monument kaiserlicher Selbstdarstellung, in: A. Hoffmann/U. Wulf (Hg.), Die Kaiserpaläste auf dem Palatin in Rom. Das Zentrum der römischen Welt und seine Bauten, Mainz 2004, 86–99.

46

Zur Wirkungsweise der neuen Palastanlage s. das Zeugnis der Dichter: Stat. silv. 3,4,47–49 und insbesondere 4,2,18–37 sowie Mart. epigr. 8,36; dazu auch R. H. Darwall-Smith, Emperors and Architecture: a Study of Flavian Rome, Brüssel 1996.

47

Zu Commodus vgl. neben Hekster, Commodus, vor allem M. Zimmermann, Kaiser und Ereignis. Studien zum Geschichtswerk Herodians, München 1999, 43–150, und F. Saldern, Studien zur Politik des Commodus, Rahden 2003.

48

Hdn. 1,15,2–3. 7. Eine positive Interpretation von Commodus’ Auftritten als Gladiator hat Hekster, Commodus 137–162, zu geben versucht; er folgt hierbei vor allem den Thesen von T. Wiedemann, Emperors and Gladiators, London/New York 1992,

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Als nun der Tag des Schauspiels gekommen war, fand sich im Colosseum kein freier Platz mehr ... Hirsche, Gazellen und andere Tiere mit Hörnern tötete er [Commodus], indem er in der Arena gegen sie anstürmte, ihnen nachrannte oder ihren Lauf abschnitt, und zwar mit ganz zielsicheren Würfen. Löwen und Panther jedoch erlegte er von einem geschützten Umlauf aus. ... Bis dahin war Commodus – auch wenn seine Taten trotz seines Mutes und seiner Treffsicherheit alles andere als kaiserlich waren – beim einfachen Volk recht beliebt. Als er dann aber nackt in die Arena stieg, um mit Waffen Gladiatorenkämpfe auszufechten, sah das Volk ein solches Schauspiel mit Unwillen [weil er mit einem entehrenden Auftritt die kaiserliche Würde in den Dreck zog].

Der Gladiator Commodus fand sein göttliches Pendant in dem im Kampf stets siegreichen Hercules, dem er sich zunehmend anzugleichen versuchte, bis hin zur weitgehenden Identifikation des Kaisers mit der Gottheit 49 als ‚Unbesiegbarer Römischer Hercules‘ (Hercules Romanus Invictus): 50 Die Löwenhaut und die Keule ließ er auf der Straße vor sich hertragen, und in den Theatern ruhten sie auf einem vergoldeten Stuhl [während Commodus manchmal selbst in der Gestalt des Hercules in der Arena auftrat]. Commodus ließ sich als Hercules und Sohn des Iuppiter anreden und legte die römische Tracht bzw. die kaiserliche Kleidung ab, um sich das Löwenfell umzulegen und eine Keule in den Händen zu tragen. Der Senat nannte den Commodus Hercules und Gott ... Commodus empfing Statuen in der Gestalt des Hercules, und ihm wurden Opfer dargebracht wie einem Gott.

Als Hercules Conditor wollte Commodus ferner zum Neugründer Roms werden, um damit ein goldenes Commodianisches Zeitalter (saeculum aureum Commodianum) einzuläuten. Commodus fand sein bevorzugtes Publikum

bes. 169–180. Es verbleiben allerdings gewisse Zweifel, ob damit die Ambivalenz einer solchen Rolle nicht doch etwas unterschätzt wird; vgl. Witschel, Commodus, 265–267. 49

Diese starke Hercules-Identifikation war durchaus eine Neuerung des Commodus, denn Hercules hatte bislang als Schutzgott oder Identifikationsfigur für die römischen Kaiser nur eine untergeordnete Rolle gespielt; vgl. dazu die Übersicht bei O. Palagia, Imitation of Herakles in Ruler Portraiture. A Survey, from Alexander to Maximinus Daza, Boreas 9, 1986, 137–151, sowie S. Ritter, Hercules in der römischen Kunst von den Anfängen bis Augustus, Heidelberg 1995, 227–230.

50

Cass. Dio 72(73),17,4; Hdn. 1,14,8 und HA v.C. 8,9; 9,2. S. ferner Cass. Dio 72(73)15,2. 6; HA v.C. 8,5.

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beim Volk von Rom sowie bei den Soldaten (s.u.), während er aus seiner Geringschätzung der Senatoren keinen Hehl machte. 51 Die vielleicht extravaganteste Persönlichkeit unter den ‚verrückten‘ Kaisern Roms war schließlich Elagabal, der sich der römischen Öffentlichkeit als ein orientalisch aufgemachter ‚Priester-Kaiser‘ vorstellte und einen fremden Kult, nämlich den des Hauptgottes seiner Heimatstadt Emesa, in Rom einzuführen versuchte. 52 Diese Gottheit trug den Namen Elahabagal und wurde in Emesa in Form eines schwarzen Steines verehrt. 53 Gleichzeitig wurde letzterer als Symbol der Sonne angesehen, so daß der Gott in der römischen Welt unter dem Namen des Deus Sol Elagabalus auftrat.54 Elagabal war bereits in Emesa Priester des Gottes gewesen; in diesem Kontext soll er sowohl bei den Einwohnern der Stadt wie auch bei den in der Umgebung stationierten Soldaten erhebliche Popularität bzw. Bewunderung genossen haben.55 Diese Rolle wollte er dann, als er zum Kaiser erhoben worden war, auch nach Rom übertragen. Angeblich schickte Elagabal bereits vor seinem Eintreffen in der Hauptstadt ein Gemälde an den Senat, das ihn in der Tracht eines syrischen Priesters bei einem Opfer vor dem heiligen Stein zeigte und in der Curia aufgehängt werden sollte. 56 Vor seiner eigenen Ankunft in Rom im (Spät)Sommer 219 und auch noch für einige Zeit danach hielt man aber zunächst relativ weitgehend an den etablierten Normen fest. Erst im Laufe des Jahres 220 wurden der Kult des Elagabal und die damit verbundene Rolle des Kaisers als Priester immer deutlicher herausgestellt.57 Die neuartige Stili51

S. hierzu nur die bei Cass. Dio 72(73),21,1–2 überlieferte Episode.

52

Zu Elagabal vgl. – neben Sommer, Elagabal – R. Turcan, Héliogabale et le sacre du soleil, Paris 1985; M. Frey, Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal, Stuttgart 1989.

53

Hdn. 5,3,2–5. Zu den lokalen Wurzeln des Kultes vgl. F. Millar, The Roman Near East, 31 BC – AD 337, Cambridge (MA)/London 1993, 300–309.

54

S. etwa RIU V 1104 und VI 1490 aus Pannonia inferior oder AE 1994, 1285 aus Germania inferior.

55

Hdn. 5,3,8–10.

56

Hdn. 5,5,6–7; dazu H. R. Baldus, Das ‚Vorstellungsgemälde‘ des Heliogabal. Ein bislang unerkanntes numismatisches Zeugnis, Chiron 19, 1989, 467–478; kritisch hingegen Zimmermann, Kaiser und Ereignis, 224–232, 318 f., der das Gemälde für eine Erfindung Herodians hält.

57

Vgl. Frey, Untersuchungen, bes. 80–86; H. R. Baldus, Zur Aufnahme des Sol Elagabalus-Kultes in Rom, 219 n. Chr., Chiron 21, 1991, 175–178.

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sierung des Herrschers wurde jetzt mit großer Konsequenz durchgeführt: Elagabal trat nun in Rom, wo er für ‚seinen‘ Gott zwei Tempel erbauen ließ, in aller Öffentlichkeit als syrischer Priester auf und präsentierte sich in entsprechender, unrömischer Gewandung, die sich durch besonderen Luxus auszeichnete. 58 Auch Mitglieder der Oberschicht hatten an solchen Zeremonien teilzunehmen: 59 ... und erbaute dann für seinen Gott [den Sol Elagabalus] einen sehr großen und prachtvollen Tempel, um den herum er zahlreiche Opferaltäre errichtete. ... An den Altären führte er unter vielfältigen Klängen von Musikinstrumenten Kulttänze auf, und Tänzerinnen seiner (syrischen) Heimat tanzten mit ihm zusammen, liefen um den Altar herum und trugen Zimbeln und Tympana in den Händen. Ringsum standen der gesamte Senat und die Ritter als Zuschauer wie im Theater. Das Eingeweide der Opfertiere schleppten und die Rauchopfer über ihren Köpfen schwenkten nicht etwa irgendwelche Opferdiener, sondern die Kommandanten der Prätorianer und die Männer in höchsten Ämtern, bekleidet mit bis zu den Füßen und Händen reichenden Gewändern phönikischer Tracht, in der Mitte mit einem einzigen Purpurstreifen.

An der Vorrangstellung des neuen Gottes vor allen anderen römischen Göttern wurde kein Zweifel gelassen, was zusammen mit der dezidiert ‚orientalischen‘ Ausgestaltung des Opferrituals und den persönlichen Auftritten des Kaisers in diesem Rahmen einen deutlichen Bruch mit der Norm darstellte, obwohl die Aufnahme fremder Kulte in Rom eine lange Tradition besaß:60 Das Ärgernis bestand hierbei nicht darin, daß er einen fremden Gott in Rom einführte oder auf ganz ungewöhnliche Art auszeichnete, sondern daß er ihm einen Platz vor Iuppiter selbst einräumte und veranlaßte, daß er selbst zu seinem Priester bestellt wurde ... Außerdem ließ er sich wiederholt in Barbarenkleidung, wie sie die syrischen Priester tragen, sogar in der Öffentlichkeit sehen.

Bei allen Unterschieden zwischen den einzelnen Herrscherfiguren, die aus diesen Bemerkungen ersichtlich geworden sein dürften, läßt sich doch eine Reihe von wichtigen Gemeinsamkeiten unter ihnen ausmachen. Zunächst ist festzuhalten, daß auch bei den nonkonformen Kaisern Roms die Ausrichtung 58

S. dazu etwa Hdn. 5,5,3. Zu beachten ist allerdings, daß selbst Elagabal zumindest zu Anfang seiner Regierungszeit auf Münzen auch als Opfernder in römischer Tradition dargestellt wurde und somit die Behauptung Herodians (5,5,4), er habe griechische und römische Kleidung gänzlich abgelehnt, so nicht richtig sein kann.

59

Hdn. 5,5,8–10.

60

Cass. Dio 79(80),11,1–2.

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auf ein neues Image in der Regel nicht sofort bei Regierungsbeginn der zumeist sehr jungen Herrscher erfolgte, sondern erst nach einer längeren Phase des zumindest äußerlichen Festhaltens an den konventionellen Formen der Principatsherrschaft. Nach dieser eher unauffälligen Anfangszeit ist dann zumeist ein ‚Umbruch‘ auszumachen, der allerdings in unseren Quellen biswielen überbetont erscheint,61 da die Neuorientierung in der engeren Umgebung des Herrschers oft schon längere Zeit vorbereitet worden war, bevor sie an die breite Öffentlichkeit getragen wurde. Keiner der hier angesprochenen Kaiser hat aber offenbar selbst nach diesem ‚Umbruch‘ jemals ernsthaft versucht, den Rahmen der Principatsordnung gänzlich zu verlassen, auch wenn bei allen die Frontstellung gegenüber dem Senat sehr deutlich wird. 62 Es läßt sich vielmehr feststellen, daß auch die ‚verrückten‘ Kaiser trotz all ihrer Exzentrizitäten häufig Strömungen aufgriffen, die in der römischen Gesellschaft schon vorhanden waren bzw. dort eine – wenn auch teilweise problematische – Tradition besaßen, so daß ihre Normbrüche keineswegs aus dem Nichts kamen. Unklar bleibt zudem an nicht wenigen Punkten, ob die Kaiser wirklich so weit gegangen sind, wie es ihnen in den literarischen Quellen unterstellt wird. Das gilt etwa für die Selbstvergottung und den Kult des Caligula, 63 die angeb61

Hinzu kommt ein gewisser Schematismus gerade bei Sueton, der die Regierungszeit der von ihm behandelten Kaiser gerne strikt in eine ‚gute‘ und in eine ‚schlechte‘ Phase unterteilt und diesen dann die jeweiligen Taten des Herrschers – bisweilen unter Mißachtung der realen Chronologie – zuordnet. Sehr deutlich wird dies etwa bei Caligula; s. hierzu Suet. Cal. 22,1: „Bis zu diesem Punkt haben wir gleichsam über den princeps Caligula gesprochen, nun aber müssen wir im Rest unserer Schrift über das Monster berichten“.

62

Selbst die den Kaisern feindlich gestimmten literarischen Quellen unterstellen zwar, einige der ‚verrückten‘ Kaiser hätten mit dem Gedanken einer Auflösung der Principatsordnung gespielt (s. etwa Suet. Nero 37,3), lassen aber andererseits recht deutlich erkennen, daß es zu einem solchen radikalen Schritt letztlich doch nicht kam; s. beispielsweise Suet. Cal. 22,1: „Er [Caligula] war nicht weit davon entfernt, plötzlich das Diadem [als Zeichen einer Königsherrschaft hellenistischen Stils] zu ergreifen und die Struktur des Principats in die einer (absoluten) Monarchie zu verwandeln“.

63

Zur kultischen Verehrung des Caligula in Rom s. Anm. 37. Auch bei Vorgängen, die sich in den Provinzen ereigneten, ist gegenüber den Aussagen der literarischen Quellen Vorsicht angebracht, denn in einigen Fällen kann man recht sicher nachweisen, daß eine kultische Verehrung, die angeblich von Caligula selbst „befohlen“ worden sein soll, zunächst von seiten der Untertanen initiiert worden war, so in Alexandria (vgl. Winterling, Caligula, 148) oder in Milet (s. IvDidyma 148 gegen Cassius Dio 59,28,1; dazu L. Robert, Le culte de Caligula à Milet et la province d’Asie, Hellenica 7, 1949, 206–238).

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liche Abgeschlossenheit der domus aurea des Nero 64 oder die Anrede als ‚Herr und Gott‘ für Domitian. 65 Diese Reihe ließe sich leicht fortsetzen; sie zeigt jedenfalls die Problematik auf, vor der der Althistoriker steht, wenn er mit dem vorhandenen Quellenmaterial die Motive und Handlungen dieser Herrschergestalten zu erschließen sucht. Macht man jedoch gewisse, methodisch gut begründbare Abstriche an den evidenten Übertreibungen bzw. Verzerrungen der literarischen Quellen, so zeigt sich noch deutlicher, daß auch die sog. ‚verrückten‘ Kaiser keineswegs alle Normen gesprengt haben. In der Gesamtsicht bleibt aber dennoch die Tatsache bestehen, daß diese Kaiser immer wieder die moralischen Grenzen der römischen Ordnung ausreizten und diese wenn nötig auch überschritten. Das stellte naturgemäß ein ambivalentes Verhalten dar, da es die Protagonisten trotz aller (kurzfristigen) Erfolge bei bestimmten Bevölkerungsteilen bei anderen sozialen Gruppierungen angreifbar machte; gerade auch deswegen, weil eben zumeist nicht klar war, wieviel an Neuerungen die Untertanen zu verkraften bereit waren. Über kurz oder lang scheiterten denn auch diese Experimente zunächst – alle fünf ‚verrückten‘ Kaiser wurden ermordet bzw. in den Selbstmord getrieben. Danach war es um so leichter möglich, auf die in den meisten Fällen ausgesprochene damnatio memoriae eine noch schärfere literarische Verdammung dieser Herrscher folgen zu lassen. Am Ende dieses Aufsatzes wird trotzdem noch einmal zu fragen sein, ob das Scheitern der ‚verrückten‘ Kaiser bei der Einführung neuer Repräsentationsformen tatsächlich ein endgültiges und absolutes war.

3. Die Außendarstellung der ‚verrückten‘ Kaiser und ihre Rezeption durch die Bevölkerung des Reiches Zunächst möchte ich aber auf die oben angesprochene zweite und dritte Ebene bei der Ausformung des Herrscherimages eingehen – also auf die Außenrepräsentation der Kaiser in den ‚offiziösen‘ Medien und deren Rezeption in breiteren Bevölkerungsschichten. Beide Ebenen können, da sie vielfach miteinander verwoben waren, gemeinsam behandelt werden; dies soll wiederum in einem knappen chronologischen Durchgang geschehen. Bei Caligula, dem ersten der Reihe, ist auffällig, wie wenig von seinen spezifischen Herrschaftsvorstellun64

Zu dieser Problematik s. Anm. 42.

65

S. Anm. 91.

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gen (also etwa die starke kultische Überhöhung seiner Person) in die offizielle Außendarstellung aufgenommen wurde: Die Münzprägung des Caligula ist in ihrer Thematik äußerst monoton,66 seine (offizielle) Kaisertitulatur zeigt keinerlei Auffälligkeiten, und auch die Porträttypen fügen sich völlig in den Rahmen des iulisch-claudischen Herrscherbildnisses ein. 67 Hätten wir alleine diese Quellen, so wüßten wir praktisch nichts über Caligulas außergewöhnliche Selbststilisierung. Etwas mehr können wir über die Reaktionen der Bevölkerung auf Caligulas Herrschaftsanspruch aussagen. Hinzuweisen ist dabei zunächst auf die begeisterte Begrüßung, die dem neuen Princeps nach Ausweis einiger literarischer und epigraphischer Quellen zu Beginn seiner Herrschaft zuteil wurde und die schnell Züge einer spontanen kultischen Verehrung annahm: 68 So kam Caligula an die Macht, und das römische Volk, man könnte auch sagen die gesamte Menschheit, bekam den auf das sehnlichste erwarteten Princeps, der von dem größten Teil der Provinzialbevölkerung und der Soldaten, die ihn zumeist schon als Kind kennengelernt hatten, aber auch von der gesamten stadtrömischen plebs ... herbeigewünscht wurde. Als er daher [nach dem Tod des Tiberius] von Misenum aufbrach ... schritt er zwischen Altären, Opfertieren und brennenden Fackeln einher, in einem dicht gedrängten und äußerst frohgemuten Zug von Menschen, die ihm entgegen kamen. Diese belegten ihn mit Namen voll günstiger Vorbedeutung; sie redeten ihn als ihren „Stern, Hühnchen, Püppchen oder Ziehsohn“ an. ... Es herrschte eine solch große öffentliche Freude, daß in den nächsten nicht einmal ganz drei Monaten mehr als 160.000 Opfertiere getötet worden sein 66

Vgl. hierzu W. Szaivert, Die Münzprägung der Kaiser Tiberius und Caligula (Gaius), 14/41, Wien 1984; H. M. v. Kaenel, Die Organisation der Münzprägung Caligulas, SNR 66, 1987, 135–156. Auffällig ist lediglich, daß sogar Münzen ausgebracht wurden, die nicht nur einen Rückbezug zu dem Divus Augustus herstellten, sondern in der Legende auch das gute Auskommen des Kaisers mit Senat und Ritterstand hervorhoben (RIC I² Calig. 56). Allerdings ist nicht klar, ob dieser Typus nur im ersten Regierungsjahr des Caligula geprägt wurde oder auch später noch Verwendung fand.

67

Zu den Porträts des Caligula vgl. zusammenfassend D. Boschung, Die Bildnisse des Caligula, Berlin 1989.

68

Suet. Cal. 13–14; s. ferner Phil. leg. 10–12. 18 f.; SIG³ 797 = IGR IV 251 sowie SIG³ 798: In dieser Inschrift aus Kyzikos wird Caligula, wohl zu Beginn seiner Regierungszeit, ho neos Hēlios Gaios Kaisar Sebastos Germanikos genannt. Diese Benennung ist insofern interessant, als die Sol-Identifikation für Caligula selbst (anders als später für Nero) keine Rolle gespielt zu haben scheint. In den Provinzen wurde sie jedoch – offenbar ohne Einfluß aus Rom – mehrfach vorgenommen, wie auch lokale Münzprägungen zeigen, die Caligula (zum ersten Mal bei einem lebenden Kaiser!) mit der Strahlenkrone vorführten: Bergmann, Strahlen der Herrscher, 127–129.

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sollen. ... Zu der ungeheuren Liebe der Bürger, die ihm entgegengebracht wurde, kam noch eine ebenfalls bemerkenswerte Beliebtheit bei den Auswärtigen.

Es ist ziemlich sicher, daß solche Vorfälle für die spätere Ausformung von Caligulas Herrschaftsvorstellung von nicht zu unterschätzender Bedeutung waren. Inwieweit dann sein Konzept der starken kultischen Überhöhung der eigenen Person wiederum allgemein aufgegriffen wurde, ist nicht so leicht zu klären. Immerhin berichten einige Quellen ausdrücklich, daß die Anregung zur Vergottung Caligulas nicht nur vom Herrscher selbst ausging, sondern auch aus der Bevölkerung kam, und zwar keineswegs ausschließlich von den niederen Schichten: 69 Und trotzdem kamen all die Ehrungen, die man ihm als Gott erwies, nicht nur aus der Masse, welche stets irgend jemandem zu schmeicheln gewohnt ist, sondern auch von seiten hoch angesehener Männer.

Die meisten der von der Einwohnerschaft des Reiches errichteten Inschriften 70 und Bildnisse des Caligula, die auf uns gekommen sind, zeigen allerdings keinerlei Besonderheiten in diese Richtung. Gerade bei den wenigen erhaltenen lebensgroßen Statuen, die vermutlich im öffentlichen Raum aufgestellt waren, fällt zudem auf, daß von den Stiftern zumeist die ‚bürgerlichste‘ Form der Darstellung des Kaisers, nämlich diejenige in der Toga, gewählt wurde,71 und 69

Cass. Dio 59,27,2; s. auch ebda. 26,5; ferner Suet. Cal. 22,2. Der demütige Fußfall (Proskynese) vor Caligula soll von dem Senator L. Vitellius bei seiner Rückkehr von der Statthalterschaft in Syrien (wohl im Jahre 39) eingeführt worden sein: Suet. Vit. 2,5; Cass. Dio 59,27,2–6.

70

Die für Caligula errichteten Statuenbasen mit entsprechenden Widmungsinschriften lassen sich jetzt leicht überblicken in dem Katalog von J. M. Højte, Roman Imperial Statue Bases. From Augustus to Commodus, Aarhus 2005, 288–294. Sehr wenige unter diesen weisen Besonderheiten auf; auch nicht im sog. ‚inoffiziellen‘ Teil der Titulatur, wo die Stifter größere Freiheiten hatten, eigene Vorstellungen über den Herrscher einfließen zu lassen. Einige Male wird zwar Caligula im Osten des Reiches als theos bezeichnet (so in IvDidyma 148 aus Didyma oder in AE 1995, 1459 = SEG 45, 1645 aus Sardis). Diese Inschriften gehören aber erkennbar in den Kontext des Kaiserkultes, wo zumindest in den östlichen Reichsteilen eine solche Benennung durchaus nichts Ungewöhnliches war; vgl. dazu S. R. F. Price, Gods and Emperors: The Greek Language of the Roman Imperial Cult, JHS 104, 1984, 79–95.

71

Vgl. Boschung, Bildnisse des Caligula, 107 Kat. 1 (Einsatzkopf für eine Togastatue capite velato; gef. auf der Agora von Gortyn/Kreta als Teil einer Statuengruppe), 108 f. Kat 7 (Einsatzkopf, zu einer Togastatue capite velato gehörig; gef. in Jesi als Teil einer Statuengruppe); 109 Kat. 8 (Togastatue capite velato; gef. auf der Agora

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nicht die eigentlich näherliegende im sog. ‚Iuppiter-Kostüm‘, also halbnackt 72 und mit den Attributen des höchsten Gottes, dem sich Caligula so nahe verbunden fühlte. Solche Darstellungen wurden hingegen in größerer Zahl unter seinem Nachfolger Claudius konzipiert 73 – und dies trotz dessen demonstrativer Abwendung vom Herrschaftsstil des Caligula! Bei den kleinformatigen Caligula-Bildnissen, die eher aus dem privaten Bereich stammen dürften, lassen sich hingegen einige interessante Neuerungen feststellen, die auf eine Überhöhung des Herrschers abzielten und somit belegen können, daß dessen Selbststilisierung zumindest in gewissen Kreisen auf einige Zustimmung gestoßen zu sein scheint. 74 Bei Nero ist sehr deutlich eine chronologische Entwicklung auszumachen. In der ersten Phase seiner Regierung wurde unter dem Einfluß mächtiger Berater wie Seneca bekanntlich eine strikt senatskonforme Politik betrieben, was sich auch in den offiziellen Medien widerspiegelte.75 Allerdings scheinen in der

von Gortyn); 109 f. Kat. 11 (Togastatue; wohl aus Rom stammend); 113 Kat. 22 (Einsatzkopf für eine überlebengroße Togastatue capite velato; gef. in Fontvielleit bei Arles). 72

Es gibt allerdings zwei halbnackte Hüftmantelstatuen aus Gabii und Aenona (Dalmatia), die ursprünglich Caligula darstellten, später jedoch in ein Bildnis des Claudius bzw. des Augustus umgearbeitet wurden: D. Boschung, Gens Augusta. Untersuchungen zur Aufstellung, Wirkung und Bedeutung der Statuengruppen des julisch-claudischen Kaiserhauses, Mainz 2002, 45 Nr. 6.1; 61f. Nr. 14.1.

73

Vgl. hierzu den Katalog von C. Maderna, Iuppiter, Diomedes und Merkur als Vorbilder für römische Bildnisstatuen. Untersuchungen zum römischen statuarischen Idealporträt, Heidelberg 1988.

74

So eine kleinformatige Büste des Caligula auf einem Blätterkelch aus dem Tiber in Rom (Boschung, Bildnisse des Caligula 114 Kat. 27); sowie zwei weitere Miniaturbüsten auf einem Globus; gefunden bei Colchester bzw. in Rom/Mittelitalien (ebda. 114 Kat. 28; 120 Kat. 48). Hinzu kommt eine Darstellung auf einem Kameo, die als eine Angleichung des Kaisers an Iuppiter verstanden werden kann (ebda. 92; 116 Kat. 34). Weniger auffällig sind in diesem Zusammenhang die insgesamt vier Bildnisse des Kaisers mit dem Eichenkranz, da dieser kaum als direkte Anspielung auf Iuppiter zu interpretieren ist, sondern viel eher als corona civica (ebda. 87 f.).

75

Daß am Anfang von Neros Regierungszeit nach außen demonstrativ die Zusammenarbeit mit dem Senat und das Vorbild des Augustus beschworen wurden, berichten etwa Tac. ann. 13,4–5 und Suet. Nero 10,1. Die Münzprägung der frühen Regierungsjahre bestätigt dieses Bild. Besonders auffällig ist dabei, daß bis ca. 62 in ungewöhnlicher Weise die Bezeichnung ex S(enatus) C(onsulto) auch auf die Edelmetall-

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engeren Umgebung Neros am Hofe bereits zu dieser Zeit ganz andersartige, viel stärker überhöhende Darstellungen des neuen Herrschers formuliert worden zu sein, die diesen als jugendlich-schönen Apollon-Sol von beeindruckender Sangeskraft vorführten: 76 „Oh nehmet ihr Parzen“, sprach da Apoll, „oh nehmt nichts hinweg [vom Lebensfaden des Nero]! In des irdischen Daseins enge Umgrenzung bannet nicht IHN, der mir ähnlich von Antlitz, ähnlich an Schönheit, gleich aber an Gesangeskunst“. ... „Solch ein Kaiser ist nahe! So wird jetzt Rom seinen NERO schauen. So lieblich erstrahlt in milderem Glanze sein Antlitz und unter wallendem Haar sein schöngestalteter Nacken!“

Hiermit wurden Dinge aufgegriffen, die Nero augenscheinlich besonders am Herzen lagen, in dieser Zeit aber noch nicht öffentlich propagiert wurden. In der zweiten Phase, d. h. nach 59 (und noch stärker nach 64), als Nero sich von seinen Beratern zu Abb. 1: lösen begann und einen kompletten Wandel in seiner Vergoldeter Bronzekopf nach außen getragenen Selbstdarstellung vollzog, des Nero im 4. Bildniswurden diese in Hofkreisen bereits vorbereiteten typus (Slg. A. Guttmann) Kaiserbilder nun auch in die offiziellen Medien aufgenommen. Am konservativsten war dabei noch die Münzprägung, die vor allem stark auf Neros Verdienste um den populus verwies, 77 daneben allerdings münzen gesetzt wurde, wo sie sonst keinen Platz hatte. Damit sollte wohl das besonders gute Einvernehmen zwischen Nero und dem Senat betont werden. Mit der ‚Wende‘ von 62/64 fiel dann dieses Element weg. 76

Sen. apocol. 4,1–2. Vgl. ferner Calp. ecl. 1,42–53; 4, 87–91. 137–146 sowie zu den bildlichen Darstellungen die ausführliche Diskussion von Bergmann, Strahlen der Herrscher, 133–171. Gegen diese Deutung wendet sich mit Vehemenz E. Champlin, The Life and Times of Calpurnius Siculus, JRS 68, 1978, 95–110; Ders., Nero, 113– 116; Ders., Nero, Apollo, and the Poets, Phoenix 57, 2003, 276–283. Er möchte die in Frage stehenden Passagen entweder in nachneronische Zeit datieren (so die Gedichte des Calpurnius Siculus; ebenso Carm. Einsidl. 1,15–34; 2,22–24; Anth. Gr. 9, 178 [Antiphilos von Byzanz]) oder in ihnen spätere Interpolationen sehen (so die laudes Neronis in der Apocolocyntosis), was mich jedoch nicht zu überzeugen vermag.

77

Vgl. hierzu auch C. Perassi, Edifici e monumenti sulla monetazione di Nerone, in: J. M. Croisille/Y. Perrin (Hg.), Neronia VI. Rome à l’époque néronienne, Brüssel 2002, 11–34.

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auch einige individuellere Akzente setzte, so die Darstellung des Kaisers mit der Aegis und der Strahlenkrone, die unter anderem auf seine Nahbeziehung zu Sol verwies. 78 Im Bereich des Kaiserporträts läßt sich in dem dritten und vierten Bildnistypus des Nero ein deutlicher Bruch mit der iulisch-claudischen Bildnistradition beobachten,79 der in der aufwendigen Haargestaltung 80 und der Feistheit des Gesichtes auf Neros luxuriöse otium-Welt abhob 81 (Abb. 1). Gerade diese neue Mode wurde von der Bevölkerung aufgegriffen und erwies sich dort auch über den Tod des Kaisers hinaus als durchaus langlebig.82 Während also Neros Luxusgehabe und seine Sol-Rolle sowohl dargestellt wie auch rezipiert wurden, 83 konnte man offenbar die für ihn so bedeutsamen 78

Zu der Strahlenkrone und der Aegis bei den Kaiserporträts auf den Aversen der neronischen Aesprägung nach 62/64 s. RIC I² p. 156 f. Die Strahlenkrone war zwar zuvor bereits für den Divus Augustus verwendet worden, wurde hier aber erstmals in der Reichsprägung dem lebenden Monarchen beigegeben. Auf den Reversen einiger Typen der Edelmetallprägung ist Nero ferner ganzfigurig, in Toga und mit der Strahlenkrone dargestellt, in den Händen einen Zweig und eine Victoria-Statuette auf einem Globus haltend; bzw. mit Szepter und Patera neben einer weiblichen Figur, der Kaiserin (RIC I² Nero 44–47); vgl. dazu Bergmann, Strahlen der Herrscher, 174–181. Schließlich ist auf die Darstellung eines Kithara spielenden Apollon auf neronischen Assen zu verweisen (RIC I² Nero 73–82), in denen schon antike Autoren eine Anspielung auf die öffentlichen Auftritte des Kaisers als Sänger zu erkennen glaubten (so Suet. Nero 25,2), obwohl nicht sicher ist, ob hiermit tatsächlich Nero selbst gemeint war (vgl. die Diskussion bei Bergmann, Strahlen der Herrscher, 185–189). Insgesamt entfernten sich solche Darstellungen relativ weit von der sonst in bezug auf die Überhöhung der Kaiser eher zurückhaltenden Bildsprache der Münzen.

79

Zu den Porträttypen des Nero vgl. U. W. Hiesinger, The Portraits of Nero, AJA 79, 1975, 113–124; H. Born/K. Stemmer, Damnatio memoriae. Das Berliner Nero-Porträt, Mainz 1996. Der dritte Bildnistypus, der erstmals die aufwendig gestaltete Frisur des Kaisers vorführte, ist offenbar im Jahr 59 entstanden; der vierte, der die Neuansätze zu Ende führte, wohl im Jahr 64.

80

S. hierzu auch Suet. Nero 51,1; Cass. Dio 62(63),9,1.

81

Dazu zuletzt: R. M. Schneider, Gegenbilder im römischen Kaiserporträt: Die neuen Gesichter Neros und Vespasians, in: M. Büchsel/P. Schmidt (Hg.), Das Porträt vor der Erfindung des Porträts, Mainz 2003, 59–76.

82

Vgl. P. Cain, Männerbildnisse neronisch-flavischer Zeit, München 1993.

83

S. hierzu ferner ein exzeptionelles Zeugnis, das in die engere Umgebung des Kaisers zurückführt: Der kaiserliche Sklave und Hofangestellte Eumolpus stiftete einen Altar für Sol und Luna (CIL VI 3719 = 31033 = ILS 1774). Auf der Vorderseite befindet sich eine Reliefbüste des Sonnengottes, dessen Bildnis Züge des Nero aufweist. Diese Art der weitgehenden Verschmelzung von Kaiser und Gottheit war ungewöhnlich;

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Auftritte als Schauspieler, die ihm eine große Popularität einbrachten, in den Medien nur sehr indirekt andeuten, jedoch nicht explizit darstellen. Insgesamt ist jedoch Neros Selbststilisierung in den zeitgenössischen Zeugnissen viel deutlicher zu greifen als die des Caligula; und wir haben genügend Hinweise darauf, daß zumindest einzelne Elemente davon in weiten Bevölkerungskreisen Anklang fanden. Dies gilt vor allem für den von Nero besonders geförderten griechischen Osten. So gibt eine Inschrift, die in der kleinen Stadt Akraiphia in Boiotien gefunden wurde, den Wortlaut von Neros ‚Freiheitserklärung‘ für Griechenland wieder und feiert dann den Kaiser mit folgenden Wendungen: „Herr der gesamten Welt, größter Imperator ..., die neue Sonne (neos Hēlios), die den Griechen erstrahlt“ sowie „Zeus der Befreier (Eleutherios) und Philhellene“. 84 Die Behörden der Stadt beschlossen weiterhin, für Nero entsprechende kultische Ehrungen einzurichten. Die große Popularität Neros im Osten dauerte im übrigen selbst über seinen Tod hinaus an. 85 Domitian läßt sich in diesem Zusammenhang recht rasch abhandeln. Der eine zentrale Bestandteil seiner Herrschaftsauffassung war seine militärische Sieghaftigkeit. Diese gehörte – wenn auch kaum in dieser Übersteigerung – zum traditionellen Tugendkanon eines römischen Herrschers und konnte darum ohne größere Probleme in der Münzprägung 86 stark akzentuiert sowie in eivgl. dazu die ausführliche Diskussion von Bergmann, Strahlen der Herrscher, 194– 201. 84

IG VII 2713 = Syll.³ 814 = ILS 8794. Zu Nero als Helios s. auch IGR III 345 (Sagalassos) und AE 1961, 22 = SEG 18, 566 (Prostranna); außerdem eine (verlorene) Reliefplatte aus dem Sebasteion von Aphrodisias, auf der Nero laut Inschrift (SEG 31, 919) neben Helios dargestellt war. Interessant ist ferner die – bei den bekannten Vorlieben des Kaisers naheliegende – Benennung des Nero als neos Apollōn in einigen Inschriften des Ostens; so in IG II² 3278 und in AE 1971, 435 (beide Athen).

85

Das lange Nachleben von Neros Popularität insbesondere im Osten des Reiches zeigte sich auch nach seinem Tod an dem mehrmaligen Auftreten eines falschen Nero, der jeweils großen Zulauf fand; s. Suet. Nero 57; D. Chr. or. 21,10; Tac. hist. 1,8,1; dazu ausführlich Champlin, Nero, 6–35.

86

Zur Münzprägung unter Domitian vgl. I. Carradice, Coinage and Finances in the Reign of Domitian A.D. 81–96, Oxford 1983; Ders., Coin Types and Roman History: the Example of Domitian, in: M. Price/A. Burnett/R. Bland (Hg.), Essays in Honour of R. Carson and K. Jenkins, London 1993, 161–175. Die Verherrlichung von Domitians Sieghaftigkeit vor allem gegen die Germanen stellte – neben der Abbildung seiner Lieblingsgöttin Minerva – das Leitthema der unter diesem Kaiser ausgebrachten Münzbilder dar.

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nem neuartigen Element der Kaisertitulatur, dem Siegerbeinamen Germanicus, 87 aufgegriffen werden. Daß sie bei den dadurch in erster Linie angesprochenen Soldaten auf große Zustimmung stieß, geht aus den Reaktionen auf die Ermordung Domitians im Jahre 96 klar hervor, die zudem erneut zeigen können, wie unterschiedlich einzelne Bevölkerungsgruppen das Verhalten eines Herrschers wahrnahmen, der sich von den etablierten Normen der augusteischen Ordnung entfernt hatte:88 Das Volk nahm die Nachricht von Domitians Ermordung mit Gleichgültigkeit auf, während bei den Soldaten große Verbitterung entstand. Sie versuchten sogar, seine Aufnahme unter die divi durchzusetzen ... Im Senat dagegen herrschte solche Freude, daß alle Mitglieder rasch in die Curia strömten und sich dort nicht zurückhalten konnten, den Toten mit den schmachvollsten und bittersten Sprechgesängen zu verunglimpfen.

Das zweite wichtige Element, die offenbar zumindest am Hof zugelassene bzw. erwünschte Überhöhung des Autokraten Domitian, findet sich dagegen vor allem bei Dichtern wie Statius und Martial, die den Herrscher immer wieder in die Nähe der Götter rückten und ihn bisweilen sogar über diese stellten. Aufgegriffen wurde in diesem Rahmen auch die für Domitian so wichtige Ideologie des Siegers über die Reichsfeinde. 89 Solche Passagen standen unverkennbar in der panegyrischen Tradition, wie sie seit Augustus von Personen, die in der engeren und weiteren Umgebung des Kaisers tätig waren, gepflegt und nun von den Dichtern der flavischen Zeit auf neue Höhen geführt wurde. 90 Deutlich wird hierbei, daß alle möglichen Varianten ausgereizt wurden, 87

Vgl. P. Kneissl, Die Siegestitulatur der römischen Kaiser. Untersuchungen zu den Siegerbeinamen des ersten und zweiten Jahrhunderts, Göttingen 1969, 43–57.

88

Suet. Dom. 23,1.

89

Vgl. etwa Stat. silv. 4,2,14–16 und Mart. epigr. 2,2; als Auswahl entsprechender Lobpreisungen Domitians bei den Dichtern s. ferner folgende Passagen: Stat. silv. 1,4,4–5; 1, 6,46–48; 4, 3,128–129; Mart. epigr. 1,6; 6,83; 7,2,6; 7,5,3. 5; 9,91; dazu F. Sauter, Der römische Kaiserkult bei Martial und Statius, Stuttgart/Berlin 1934.

90

Inwieweit die Literaten im Umkreis Domitians als ‚Hofdichter‘ zu klassifizieren sind, in welchem Abhängigkeitsverhältnis sie – wenn überhaupt – zum Herrscher standen und welche Rolle letzterer als Patron (und Auftraggeber?) der Dichter gespielt haben könnte, wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Zu dieser Problematik vgl. A. Hardie, Statius and the Silvae. Poets, Patrons and epideixis in the Graeco-Roman World, Liverpool 1983; R. R. Nauta, Poetry for Patrons: Literary Communication in the Age of Domitian, Leiden 2002; S. Lorenz, Erotik und Panegyrik. Martials epigrammatische Kaiser, Tübingen 2002; J. Leberl, Domitian und die Dichter. Poesie als Medium der Herrschaftsdarstellung, Göttingen 2004.

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um Domitian als Schützling der Götter, als Gott unter anderen Göttern oder sogar als Herren der Götter vorzuführen. Man kann davon ausgehen, daß der Kaiser selbst solche Lobpreisungen geschätzt hat und durch sein persönliches Auftreten ein ‚Klima‘ schuf, das die Dichter zu immer weiteren Versuchen, der Verherrlichung des Herrschers neue Facetten abzugewinnen, geradezu herausforderte. Damit steht aber noch keineswegs fest, daß eine solche Überhöhung Domitians auch über die Hofkreise hinaus üblich oder gar verbindlich war. Besonders klar zeigt sich die Problematik im Falle der Anrede des Kaisers als ‚Herr und Gott‘ (dominus et deus), die unter Domitian weit verbreitet gewesen sein soll. Dabei handelte es sich um eine Formel, die die Macht des Herrschers sowie seine Distanz zu den normalen Menschen betonte und dadurch eine bewußte Abkehr vom Ideal des civilis princeps darstellte, was durchaus zu Domitians Herrschaftsauffassung passen würde. Es ist daher sehr wohl denkbar, daß eine solche Anrede des Kaisers in seinem direkten Umfeld gängig war und dort auch gerne gehört wurde. Sie wurde aber nach allem, was wir wissen, in der Außendarstellung Domitians – entgegen dem Zeugnis des Sueton und anderer antiker Autoren 91 – nicht ausführlicher thematisiert. In der Öffentlichkeit scheint Domitian eine solche Bezeichnung, die ihm – wie schon anderen Kaisern vor ihm 92 – von der Bevölkerung angetragen wurde, sogar aus91

Suet. Dom. 13,1–2 berichtet folgendes: „Und er [Domitian] hörte es gerne, daß man ihm im Amphitheater am Tag, an dem er eine öffentliche Speisung veranstaltete, zurief: ‚Unserem Herren und unserer Herrin, Glück‘. ... Er zeigte sich von gleicher Arroganz, als er eine Verfügung im Namen seiner Prokuratoren diktierte; er begann nämlich so: ‚Unser Herr und Gott befiehlt, daß folgendes zu geschehen habe‘. Seitdem war es üblich, daß man ihn sogar in Briefen und im Gespräch so nannte“. Ähnliche Behauptungen finden sich bei D. Chr. or. 45,1; Cass. Dio 67,4,7; Eutr. 7,23,2; Aur. Vict. Caes. 11,2. In der Überlieferung ist aber zu erkennen, daß diese Begriffe vor allem aus Hofkreisen an den Kaiser herangetragen wurden, unter anderem erneut von den Dichtern, wo sich die Anrede als dominus recht häufig findet: A. Martin, Princeps, dominus, dux. Les dénominations impériales dans les poèmes de Martial, in: F. Decreus/C. Deroux (Hg.), Hommages à J. Veremans, Brüssel 1986, 201–207. So versuchte sich ein des Hochverrats verdächtigter Mann zu retten, indem er während einer privaten Audienz bei Domitian die Proskynese vollführte und ihn mehrmals ‚Herr‘ und ‚Gott‘ nannte, was damals offenbar schon recht üblich war (Cass. Dio 57,13,3–4). Domitian scheint also – im Gegensatz zu früheren Kaisern wie Tiberius – diese Anreden bei Hofe geduldet, ja sogar gerne gehört zu haben, was ihm später wiederholt vorgeworfen wurde (so von Plin. paneg. 24,2). Ob er sie aber von sich aus eingefordert hat, bleibt unklar.

92

So geschehen bereits unter Augustus: Suet. Aug. 53,1.

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drücklich abgelehnt zu haben, wenn wir dem Zeugnis des Statius trauen dürfen: 93 [Der Kaiser sitzt als Spielegeber im Theater] ... unzählige Stimmen erhoben sich zum Himmel, um die Festspiele des Kaisers zu feiern, und mit liebevoller Zuneigung lobten sie ihn als (ihren) ‚Herren‘ (dominus); dies alleine verbot ihnen jedoch Domitian.

Auch in offiziellen Dokumenten kann diese Formel kaum Verwendung gefunden haben, denn auf Münzen und Inschriften taucht sie mit wenigen, aus dem jeweiligen Kontext erklärbaren Ausnahmen nicht auf.94 Bei Domitian läßt sich somit erneut beobachten, daß gezielte Normüberschreitungen in den auf ein breiteres Publikum ausgerichteten Medien selbst unter denjenigen Kaisern, die dem augusteischen Vorbild bewußt nicht folgen wollten, eher zurückhaltend oder auch gar nicht vorgeführt wurden. Ein wesentlich interessanteres Bild ergibt sich in bezug auf Commodus. Dessen neuartige Stilisierung als Hercules Romanus Invictus wurde in umfassender Form erst spät, d. h. um die Mitte des Jahres 192, proklamiert. 95 Aber wie schon bei Nero finden sich einige Hinweise darauf, daß es sowohl in der engeren Umgebung des Kaisers als auch in den Provinzen bereits zu gewissen Vorwegnahmen dieser neuen Darstellungsformen gekommen war, ehe sie zum offiziellen Herrschaftsprogramm des Commodus erhoben wurden.96 Die Neuerungen des Jahres 192 wurden dann in den offiziösen Medien konsequent und umfassend umgesetzt – wesentlich stärker noch als bei Nero. Man kann

93

Stat. silv. 1,6,75–84 (hier: 81–84). Vgl. dazu L. Thompson, Domitianus dominus: a Gloss on Statius Silvae 1.6.84, AJPh 105, 1984, 469–475; anders, aber wenig überzeugend K. Scott, The Imperial Cult under the Flavians, Stuttgart/Berlin 1936, 102– 112.

94

Vgl. W. Eck, Gnomon 53, 1981, 347, sowie das Material bei A. Martin, La titulature épigraphique de Domitien, Frankfurt a. M. 1987. Zu den beiden einzigen inschriftlichen Belegen für Domitian als dominus s. InscrIt III 1, 7 = ILS 3546 und CIL VI 23454. Beide Inschriften sind jedoch von kaiserlichen Freigelassenen bzw. Sklaven gestiftet worden, für die eine solche Anrede normal war; dazu Martin, Titulature, 194–196.

95

Die meisten diesbezüglichen Maßnahmen erfolgten vermutlich im August oder September 192; vgl. die Diskussion bei Witschel, Commodus, 258–260.

96

Dazu Witschel, Commodus, 261–265.

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dies insbesondere an den revolutionären Veränderungen in der Titulatur des Commodus und an der Umbenennung aller Monatsnamen sehen: 97 Schließlich empfingen sämtliche Monate neue Namen, die auf Commodus Bezug nahmen, so daß sie nun wie wie folgt benannt waren: „Amazonius, Invictus, Felix, Pius, Lucius, Aelius, Aurelius, Commodus, Augustus, Herculeus, Romanus, Exsuperatorius“. … In Briefen an den Senat pflegte er jetzt folgende Titulatur zu verwenden: „Imperator Caesar Lucius Aelius Aurelius Commodus Augustus, Pius Felix, Sarmaticus, Germanicus maximus, Britannicus, der Befrieder des Erdkreises (pacator orbis), der glückliche und unbesiegbare römische Hercules (invictus Romanus Hercules)“ ...

Zahlreiche weitere Institutionen erhielten den Beinamen Commodus bzw. Commodianus. 98 Ebenso auffällig ist die breitgefächerte Präsentation der Hercules-Assimilation bzw. Identifikation des Commodus auf den MünAbb. 2: 99 Porträtbüste des Commodus zen und in ausgesuchten Bildwerken, von als Hercules; Rom, denen die berühmte Büste des Commodus mit Musei Capitolini Inv. 1120 dem Löwenfell, die im Bereich einer kaiserlichen Gartenanlage in Rom gefunden wurde und heute im Konservatorenpalast aufbewahrt wird, den besten Eindruck vermittelt 100 (Abb. 2). Wie bei Nero war allerdings ein weiterer zentraler Be97

Cass. Dio 72(73),15,3. 5. Vgl. dazu die Anmerkungen von P.J. Sijpesteijn, Commodus’ titulature in Cassius Dio LXXII 15, 5, Mnemosyne 41, 1988, 123 f.

98

Cass. Dio 72(73),15,2. Auch dieser sog. ‚Commodianismus‘ mußte aber keineswegs einer unwilligen Bevölkerung von oben aufgezwungen werden, sondern war in nicht wenigen Bereichen bereits vor seiner offiziellen Propagierung im Jahre 192 eingeführt worden; vgl. dazu Witschel, Commodus, 264.

99

Zur Münzprägung unter Commodus vgl. H. Chantraine, Zur Religionspolitik des Commodus im Spiegel seiner Münzen, RQA 70, 1975, 1–31; M. R. Kaiser-Raiß, Die stadtrömische Münzprägung während der Alleinherrschaft des Commodus. Untersuchungen zur Selbstdarstellung eines römischen Kaisers, Frankfurt a. M. 1980.

100

K. Fittschen/P. Zanker, Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom I. Kaiser- und Prinzenbildnisse, Mainz 1985, 85–90 Nr. 78; vgl. dazu jetzt ausführlich R. von den Hoff,

Verrückte Kaiser?

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standteil von Commodus’ Selbststilisierung, nämlich das persönliche Auftreten des Kaisers als Gladiator in der Arena, offenbar nicht in direkter Form ansprech- oder darstellbar. 101 Immerhin ist darauf hinzuweisen, daß mit dem letzten Porträttypus des Commodus, der offenbar ebenfalls im Sommer oder Frühherbst 192 konzipiert wurde, eine deutliche Umorientierung in der Repräsentation des Kaisers verbunden war: Commodus wurde nun nicht mehr mit langen Haaren und Bart dargestellt, wie es der antoninischen Tradition entsprochen hatte, sondern mit einer neuartigen Kurzhaarfrisur, wie sie auch Soldaten und Athleten trugen. 102 Diese könnte sehr wohl als ein Verweis auf sein Gladiatorentum verstanden worden sein.103 Trotz ihrer teilweise radikalen Neuheit war die Selbststilisierung des Commodus als Gladiator und Hercules offenbar keineswegs unpopulär. 104 Gerade das einfachere Volk scheint die Auftritte des Kaisers in der Arena bejubelt zu haben. Einige Quellen behaupten zwar, die Beliebtheit des Kaisers bei der plebs habe gegen Ende seiner Regierungszeit rapide abgenommen, aber es bleibt sehr unsicher, inwieweit diese Darstellungen das Richtige treffen. 105 Be-

Commodus als Hercules, in: L. Giuliani (Hg.), Meisterwerke der antiken Kunst, München 2005, 115–135. 101

Es gibt allerdings eine – unsichere – Überlieferung zur Umwandlung des neronischen Colossus durch Commodus in ein Bildnis seiner selbst in Gestalt des Hercules (vgl. Hekster, Commodus, 122–124); auf der Basis des Standbildes soll eine Inschrift angebracht worden sein, die explizit auf die herausragenden Taten des Kaisers als Gladiator verwies (Cass. Dio 72[73],22,3; Hdn. 1,15,9; HA v.C. 17,10). Da jedoch in den erhaltenen Commodus-Inschriften keinerlei Hinweise auf seine Auftritte in der Arena zu finden sind, bleibt diese Nachricht dubios.

102

Dieser auf den Münzen des (Spät)Jahres 192 gut belegte Porträttypus wurde auch für rundplastische Bildnisse übernommen, wie zwei Köpfe des Commodus in Mantua und Rom zeigen: Fittschen/Zanker, Katalog, 87.

103

Vgl. Hekster, Commodus, 128 f.

104

Zur Beliebtheit des Commodus bei der plebs s. etwa Hdn. 1,13,7 oder HA v.C. 15,6. Erstmals soll Commodus bei einem Auftritt im Amphitheater von Lanuvium (wohl im Jahre 190) vom dortigen Publikum als Romanus Hercules angerufen worden sein – vermutlich in einer durchaus spontanen Aktion (s. HA v.C. 8,5 mit Witschel, Commodus, 260 f.).

105

So in der oben bei Anm. 48 zitierten Passage Hdn. 1,15,7: Commodus sei zunächst beim Volk beliebt gewesen, habe sich aber dann dessen Unwillen zugezogen. Ähnliche Behauptungen finden sich in Hdn. 1,14,7 und Cass. Dio 72(73),20,2. Zur Quellenkritik vgl. Zimmermann, Kaiser und Ereignis, 125–134, bes. 127 f.

120

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merkenswert ist weiterhin, daß die Neuerungen in der Repräsentation des Kaisers, die zumeist erst gegen Mitte oder gar Ende des Jahres 192 – mithin wenige Monate vor der Ermordung des Commodus – eingeführt worden waren, noch in relativ weitem Umfang rezipiert wurden, und zwar bis in die entlegensten Winkel des Reiches, wie eine Inschrift aus Dura Europos am Euphrat zeigen kann: 106 Pro salu/te Com(modi) / Aug(usti) Pii F(elicis) / et victo/riam(!) d(omini) n(ostri) / imp(eratoris), pac(atoris) / orbi(s), invict(i) / Rom(ani) Her[c(ulis)]; / Ael(ius) Tittia/nus, dec(urio) coh(ortis) / II Ulp(iae) eq(uitatae) Com(modianae), / Genio Dura / votum solvit / (ante diem) XVI Kalendis Piis, / Flacco et Claro / co(n)s(ulibus)

An diesem kleinen Altar, den ein Offizier einer Auxiliartruppe gestiftet hatte, sind mehrere Dinge bemerkenswert: Zum einen die Weihung für das Heil des Commodus und für den Sieg des Kaisers, des „Friedensbringers“ und „Unbesiegten römischen Hercules“, denn damit wurde die seit Mitte 192 gültige, offizielle Titulatur des Commodus (s.o.) recht getreu wiedergegeben. Das zeigt wiederum, daß die Aufnahme dieser Neuerungen durch die Bevölkerung ziemlich rasch erfolgt sein muß, obwohl sie allem Anschein nach nicht von oben gesteuert wurde. Einige weitere Inschriften bestätigen diesen Eindruck. 107 Noch auffälliger ist aber die Datumsangabe auf dem Altar: Verwendet wird hier einer der neuen, auf Commodus Bezug nehmenden Monatsnamen, nämlich Pius, und zwar noch am 17. März 193, d. h. zweieinhalb Monate nach der Ermordung des Kaisers, von der man augenscheinlich zu diesem Zeitpunkt im abgelegenen Dura Europos noch nichts erfahren hatte. Zumindest in der Armee scheint somit die neuartige Selbststilisierung des Commodus als unbesiegbarer Kämpfer auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein, und es verwundert darum nicht, wenn wir wiederholt davon hören, daß die Soldaten dem Kaiser auch nach dessen Tod ein ehrendes Andenken bewahrten.108 Auch bei Commodus kann also wieder festgehalten werden, daß seine Experimente zur Etablierung einer neuen kaiserlichen Rolle nicht von vorneherein zum Scheitern verurteilt waren. Das macht dann auch die Tatsache etwas besser verständlich, daß das Nachleben des Commodus keineswegs durchgehend 106

M. P. Speidel, Commodus the God-Emperor and the Army, JRS 83, 1993, 109–114.

107

So CIL XIV 3449 = ILS 400, eine Ehreninschrift aus Trevi in der Nähe von Rom, gestiftet vom ordo decurionum Commodianor(um); und IAM II 363 aus Volubilis (Mauretania Tingitana); vgl. Witschel, Commodus, 270.

108

Cass. Dio 73(74),12,1; Hdn. 2,2,5; 2,6,10–11.

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negativ geprägt war, sondern einige spätantike Autoren ihn sogar als ‚guten‘ Herrscher darstellten. 109 Ähnlich wie bei Commodus ist schließlich bei Elagabal dessen Rolle als orientalischer Priester des Sonnengottes gleichen Namens in den offiziellen Medien während der Schlußphase seiner Regierung, also ab dem (Spät)Jahr 220, recht breit umgesetzt worden. So wurde auf Münzen mehrfach der heilige Stein dargestellt.110 Außerdem gibt es Münztypen (und zwar durchaus auch aus der stadtrömischen Prägestätte), die auf dem Revers den Kaiser als Priester in der einheimisch-syrischen Tracht zeigen und ihn als sacerdos dei Solis Elagabali oder ähnlich benennen. 111 Zudem wurde ab dem Spätjahr 220 diese Bezeichnung auch in die offizielle Titulatur des Kaisers aufgenommen, 112 wie mehrere Militärdiplome beweisen, in denen Elagabal als sacerdos amplissimus dei invicti Solis Elagabali erscheint, wobei diese Bezeichnung noch vor dem althergebrachten Titel des pontifex maximus angeführt wird. 113 Weniger deutlich sind die Veränderungen im Porträt, aber es läßt sich immerhin feststellen, daß der zweite Bildnistypus des Elagabal, der vermutlich im Jahre 220 konzipiert wurde,114 deutlich individuellere Züge aufweist als der erste, auch wenn hiermit offenbar keine dezidiert ‚orientalische‘ Darstellung des Kaisers beabsichtigt war. Rätselhaft bleibt ein Attribut, das seit Anfang 221 auf einigen der Münzporträts des Elagabal vorgeführt wurde, sich jedoch an den erhaltenen rundplastischen Bildnissen nicht finden läßt. 109

So insbesondere Drac. satisf. 187–190; dazu B. Baldwin, Commodus the Good Poet and Good Emperor: Explaining the Inexplicable, Gymnasium 97, 1990, 224–231; Hekster, Commodus, 184–195.

110

M. Thirion, Le monnayage d’Elagabale, 218–222, Brüssel/Amsterdam 1968, Nr. 243–245. 358a–365. Zu der Parade des heiligen Steines auf einem reich geschmückten Wagen s. ferner Hdn. 5,6,6–8.

111

Dazu R. Krumeich, Der Kaiser als syrischer Priester: Zur Repräsentation Elagabals als sacerdos dei Solis Elagabali, Boreas 23/24, 2000/01, 107–112.

112

Die neue Titulatur ist erstmals auf Meilensteinen des Jahres 220 belegt (s. AE 1975, 775 = AE 1999, 1422). Elagabal dürfte demnach den neuen Titel in den letzten Monaten des Jahres 220 angenommen haben; vgl. G. Alföldy, Die Bauinschriften des Aquäduktes von Segovia und des Amphitheaters von Tarraco, Berlin/New York 1997, 74 f.

113

CIL XVI 139–141; RMD I 75; RMD IV 307/08; AE 2000, 1203. 1849. Die Titulatur ist ferner auf kaiserlichen Bauinschriften zu finden, so in AE 1997, 882 (Tarraco) oder in RIB 1465 (Chesters).

114

Vgl. Fittschen/Zanker, Katalog, 115–17 Nr. 98.

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Es handelt sich um ein längliches, nach vorne gebogenes Gebilde, das am Vorderkopf des Kaisers angebracht war (Abb. 3). Dieses ist verschiedentlich als Horn oder auch als menschlicher Finger gedeutet worden; jüngst hat man jedoch vorgeschlagen, hierin die Spitze eines Stierpenis zu sehen, was auf die orientalische Aufmachung des Priesterkaisers verweisen soll. 115 Tragkräftige Parallelen hierfür lassen sich allerdings nicht anführen. Diese Fülle von Verweisen auf die orientalische Priester-Rolle des Kaisers in den nach außen gerichteten Medien verwundert nun doch etwas, da es sich hierAbb. 3: bei um Themen handelte, die in der römiDenar des Elagabal (Av.) mit Porträt schen Welt keine wirklichen Vorläufer des Kaisers; besaßen und die daher um so neuartiger Privatsammlung Berlin auf die Betrachter gewirkt haben müssen. Sie sind denn auch allem Anschein nach in breiteren Bevölkerungskreisen nur sparsam rezipiert worden. Immerhin zeugen einige Inschriften davon, daß die neuartige Titulatur des Elagabal zumindest vereinzelt aufgegriffen wurde.116 Insgesamt scheint jedoch seine Selbststilisierung relativ wenig Anklang gefunden zu haben. 117 Auch seine anfängliche Popularität insbesondere bei den Soldaten soll rasch zurückgegangen sein.118 115

E. Krengel, Das sogenannte ,Horn‘ des Elagabal – Die Spitze eines Stierpenis. Eine Umdeutung als Ergebnis fachübergreifender Forschung, JNG 47, 1997, 53–72.

116

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Inschrift AE 1985, 976 aus Altava (Mauretania Caesariensis). Diese berichtet davon, daß die possessores Altavenses dem deus Sol Elagabalus im Jahre 221 einen Tempel errichteten, und zwar für das Wohl des regierenden Kaisers, dessen Name hier allerdings ohne die neuen Titulaturelemente erscheint. Letztere sind hingegen genannt in einigen Ehreninschriften aus Mittelitalien: CIL X 5827 = ILS 473; CIL XI 3774; AE 2001, 938.

117

Beachtenswert ist immerhin eine Inschrift (Dei Solis invicto magni Elagabal[i] // Dei Sol(is) / Dei Sol(is)) auf einem Bleirohr aus einer Villa in der Nähe von Rom (C. Bruun, Kaiser Elagabal und ein neues Zeugnis für den Kult des Sonnengottes Elagabalus in Italien, Tyche 12, 1997, 1–5). Sie scheint auf einen ,privaten‘ Kultort für den Gott Elagabal hinzuweisen, der im Besitz eines römischen Oberschichtangehörigen war.

118

S. etwa Hdn. 5,8,1; vgl. auch HA v.Hel. 5,1; 15,1; Cass. Dio 79(80)19,2.

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4. Schluß Generell ergibt sich der Eindruck, daß die außergewöhnlichen Handlungen und Vorstellungen der ‚verrückten‘ Kaiser im Laufe der Zeit bis in das frühe 3. Jh. vermehrt in Wort und Bild darstellbar geworden sind. Während wir über Caligulas Verhaltensweisen aus den offiziellen Medien nur sehr wenig erfahren, könnten wir wichtige Grundzüge der Selbststilisierung des Commodus oder des Elagabal auch ohne das Vorhandensein literarischer Berichte einigermaßen sicher rekonstruieren. Dies war allerdings eine schrittweise und langwierige Entwicklung, zumal nie alle Facetten der ungewöhnlichen Selbststilisierungen der ‚verrückten‘ Kaiser nach außen getragen wurden. Teilweise scheinen die Kaiser selbst verhindert zu haben, daß Lobpreisungen oder Darstellungen, die sie in ihrer engeren Umgebung schätzten, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, wie wir es im Falle der Anrede ‚Herr und Gott‘ für Domitian gesehen haben. Auch die kultische Verehrung des Caligula könnte sich in ihren extravaganten Formen im wesentlichen im ‚privaten‘ Rahmen abgespielt haben. Einige andere der neuartigen Stilisierungen waren in den Massenmedien wie Inschriften und Münzen augenscheinlich höchstens andeut-, aber nicht wirklich umsetzbar, so die Rollen des Nero als Sänger oder des Commodus als Gladiator. Hieran zeigt sich eine gewisse Eigenständigkeit derjenigen Personen, die für die Konzeption von Kaiserbildern verantwortlich waren. Sie konnten offenbar sehr wohl (mit)entscheiden, welche Aspekte des kaiserlichen Images an eine breitere Öffentlichkeit vermittelt werden sollten und bei welchen man dies – ungeachtet der allseits bekannten Vorlieben des Herrschers – besser unterließ. Trotz der zunehmenden Akzeptanz außergewöhnlicher bzw. normüberschreitender Auftritte und Aktionen einzelner Kaiser waren offenbar bis zuletzt nur diejenigen Phänomene darstellbar, bei denen es Anknüpfungspunkte an bereits vorhandene Formen der Herrscherrepräsentation gab, etwa bei der Identifikation einzelner Kaiser mit bestimmten Göttern wie Sol oder Hercules. Man kann hier also von einer Art ‚gefilterten‘ Verbreitung und Wahrnehmung von neuartigen Herrschaftsformen sprechen. Das Modell einer ‚Propaganda‘, die in allen Teilen vom Herrscher selbst entworfen und dann in einem strikt kontrollierten Vorgang und in einheitlicher, nicht veränderbarer

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Form weitervermittelt worden sein soll, scheint hingegen auf diese Phänomene nicht anwendbar zu sein. 119 Was die Akzeptanz der Neuerungen in der Bevölkerung anbelangt, so war sie offensichtlich sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Gerade die jeweils besonders angesprochenen ‚Zielgruppen‘ scheinen sie aber zumeist positiv aufgenommen und in einem recht breiten Umfang rezipiert zu haben. Dabei ist noch einmal deutlich herauszustellen, daß die Darstellung dieser Kaiser – wie im übrigen auch diejenige der ‚guten‘ Herrscher – zumeist nicht in einem eindimensionalen Prozeß entstanden ist bzw. nur in eine Richtung (vom ‚Sender‘ zum ‚Empfänger‘) verbreitet wurde. Vielmehr wurden bei der Ausarbeitung neuer Repräsentationsformen von den Kaisern häufig Anregungen aufgegriffen, die zunächst in ihrer engeren Umgebung oder sogar weiter entfernt davon entwickelt worden waren. Dieses dynamische ‚Wechselspiel‘, das vorhandene Erwartungshaltungen in der Bevölkerung einbezog und auf diese reagierte, trug offenbar entscheidend zur Wirkungsweise kaiserlicher Selbstdarstellung innerhalb der Strukturen eines kaum kontrollier- oder steuerbaren, vormodernen Riesenreiches bei – und das gilt in hohem Maße auch für die ‚verrückten‘ Kaiser, deren Stilisierungen in der Regel keineswegs selbstverliebte Auftritte waren, in denen sie ohne Rücksicht auf die Folgen ihre privaten Vorlieben auslebten, sondern wohl durchdachte Inszenierungen, die sie sehr bewußt auf ein bestimmtes Publikum ausrichteten. Jedenfalls läßt sich kaum behaupten, daß diese teilweise ganz außergewöhnlichen Repräsentationsformen ohne jeden Erfolg bei der Bevölkerung geblieben wären – gerade das Gegenteil scheint häufig der Fall gewesen zu sein, wenn man etwa das Nachleben des Nero oder des Commodus in den Blick nimmt. Das bringt mich zu der abschließenden Frage, ob nämlich die ‚verrückten‘ Kaiser in ihrem Versuch, die augusteische Principatsordnung anders zu definieren und neuartige Elemente der Selbststilisierung einzuführen, tatsächlich gänzlich gescheitert sind. Auf der einen Seite ist es sicherlich richtig, daß zentrale Elemente ihrer Selbstdarstellung von den Nachfolgern zurückgenommen oder gar demonstrativ abgelehnt wurden; vor allem diejenigen, die besonders eklatant gegen die etablierten Normen verstoßen hatten. Auf der anderen Seite lassen sich aber bei fast allen der hier behandelten Herrscher von ihnen eingeführte Elemente ausmachen, die ihren Tod in der einen oder anderen Weise überdauert haben – einige davon eher untergründig, d. h. im Privatbereich 119

Vgl. hierzu meine noch unveröffentlichte Münchener Habilitationsschrift: Propaganda für den Princeps? Mechanismen der kaiserlichen Repräsentation im Imperium Romanum.

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oder in der inoffiziellen Ansprache des Herrschers, andere aber durchaus auch in den offiziellen Medien.120 Das waren zwar häufig die etwas weniger spektakulären Elemente der Repräsentation, also solche, die nicht von vorneherein Anstoß vor allem bei den Senatoren erregen mußten, aber selbst das Scheitern der zentralen Selbstdarstellungs-Komplexe der ‚verrückten‘ Kaiser hatte für die Gesamtentwicklung des Principats eine wichtige Funktion, da es die Grenzen aufzeigte, die in der römischen Welt nicht so einfach überschritten werden konnten. Langfristig gesehen haben also die ‚verrückten‘ Kaiser mindestens ebenso sehr zur Ausprägung der Principatsideologie beigetragen wie viele der principes boni, die sich nicht selten damit begnügten, dem bewährten augusteischen Modell zu folgen.

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So etwa die Darstellung des lebenden Kaisers mit der Strahlenkrone seit Nero, die Neudefinition des Auftretens im kaiserlichen Palast durch Domitian (vgl. Zanker, Domitians Palast) oder einige neuartige, unter Commodus eingeführte Titulaturelemente, die auch in der Folgezeit beibehalten wurden (s. Witschel, Commodus, 271 f.).

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Vergoldeter Bronzekopf des Nero im 4. Bildnistypus; Berlin, Sammlung Axel Guttmann (hier nach einem Abguß). Aus: H. Born/K. Stemmer, Damnatio memoriae. Das Berliner Nero-Porträt, Mainz 1996, 19 Abb. 9. Abb. 2: Porträtbüste des Commodus als Hercules; Rom Musei Capitolini Inv. 1120. Aus: L. Giuliani (Hg.), Meisterwerke der antiken Kunst, München 2005, Frontispiz. Abb. 3: Denar des Elagabal (Av.) mit Porträt des Kaisers; Privatsammlung Berlin. Aus: E. Krengel, JNG 47, 1997, 60 Abb. 13.

Bibliographisches Verzeichnis Quellen: Übersetzungen zu den im Wortlaut zitierten antiken Autoren (teilweise von mir verändert oder überarbeitet): Cassius Dio, Römische Geschichte. Übersetzt von O. Veh, Zürich/München 1985/87. Herodian, Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel. Griechisch und deutsch von F. L. Müller, Stuttgart 1996. Historia Augusta I – Römische Herrschergestalten von Hadrianus bis Alexander Severus. Eingeleitet und übersetzt von E. Hohl, Zürich/München 1976. Historische Inschriften zur römischen Kaiserzeit von Augustus bis Konstantin. Übersetzt und herausgegeben von H. Freis, Darmstadt 1984. Philonis Alexandrini legatio ad Gaium. Edited with an Introduction, Translation and Commentary by E. M. Smallwood, Leiden 1961. Plinius der Jüngere, Pangyrikus – Lobrede auf Kaiser Trajan. Herausgegeben, übersetzt und mit Erläuterungen versehen von W. Kühn, Darmstadt 1985. Senecas Apocolocyntosis – Die Satire auf Tod, Himmel- und Höllenfahrt des Kaisers Claudius. Einführung, Analyse und Untersuchungen, Übersetzung von O. Weinrich, Berlin 1923. Statius I – Silvae, Thebaid I–IV. With an English Translation by J. H. Mozley, Cambridge (Mass.)/London 1928 (ND 1982). C. Suetonius Tranquillus, De vita Caesarum, De viris illustribus. Herausgegeben und übersetzt von H. Martinet, Düsseldorf/Zürich 1997. P. Cornelius Tacitus, Annalen. Herausgegeben von E. Heller, 3. Aufl. Düsseldorf/Zürich 1997.

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127

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Christian Ronning (Hg.)

Einblicke in die Antike Orte – Praktiken – Strukturen

Berichtsband des 9. Münchner Kontaktstudiums für Geschichtslehrerinnen und -lehrer, München 28.9. – 30.9.2005

München 2006



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