FRÜHMITTELALTERLICHE FUNDE AUS DEM EHEMALIGEN CÄCILIENSTIFT IN KÖLN THOMAS HÖLTKEN
E inleitung
Hospital verwaltung. Der Kirchenraum wurde 1831 profaniert; 1838 gab ihn das städtische Proviantamt Die Kirche St. Cäcilien, die heute das Museum für den Gottesdienst des Bürgerhospitals wieder frei. Schnütgenbeherbergt, gehört zu den zwölf großen Unmittelbar südlich von St. Cäcilien befindet sich die romanischen Kirchenbauten Kölns (Abb. 1)1. Diese Pfarrkirche St. Peter. Beide Anlagen bilden das einzige prachtvollen Anlagen des Hochmittelalters sind die heute noch erhaltene Ensemble von Stifts- und Pfarrletzten Relikte einer ehemals reichen und dichten kirche, eine ehemals typische Erscheinung im Kölner Sakrallandschaft, die im Mittelalter das Stadtbild Stadtbild5. dominierten. Diesen Eindruck hatten auch bedeutende Die ersten Ausgrabungen in diesem Areal, in den Schriftsteller und Geistliche dieser Epoche: in der Jahren 1948 und 1952, belegten, dass die Cäcilien erstenHälfte des 12. Jahrhunderts vermerkt der eng- kirche auf den Resten eines römischen Thermen lische Geschichtsschreiber Wilhelm von Malmesbury, bezirks angelegt wurde (Abb. 2; Abb. 3)6. Im Zuge des dass Köln die größte unter den deutschen Städten sei geplantenNeubaus „Kulturzentrum am Neumarkt“ und betont in diesem Zusammenhang die hohe Zahl wurden westlich der Kirche in den Jahren 2003 und ihrer schützenden Heiligen2. Otto von Freising (†1158) 2005 weitere archäologische Untersuchungen durchvermerkt in seiner Chronik, dass Köln „bekanntlich geführt7. In diesem Fall deckte die Untersuchungsalle Städte Galliens und Germaniens [...] an Reich- fläche den Bereich westlich der Thermen ab. Diese tum wie an Gebäuden durch seine Größe und seinen waren durch eine antike Nord-Süd-Straße begrenzt, Glanz“ überragt3. Dass dieses Urteil wesentlich durch die auf den cardo decumanus – die heutige Schildergasse die Architektur und Ausstattung der Kirchen geprägt – führte. Hier befand sich im Mittelalter der Immuwar, wird kaum zu bezweifeln sein. Rund 240 Stifte, nitätsbereich des ehemaligen Cäcilienstifts, über den Klöster, Klausen und Konvente sind historisch be- archäologisch kaum etwas bekannt ist. Besondere Aufkannt, denen eine Dunkelziffer unbekannter Einrich- merksamkeit erregten im Rahmen der Untersuchung tungen hinzuzufügen ist. Der mittelalterliche Bürger frühmittelalterliche Funde, die im Folgenden vorgelegt Kölns dürfte beim Durchstreifen seiner Stadt durchschnittlich alle 150 bis 200 m den Ort einer geistlichen Gemeinschaft passiert haben4. Dieses Bild änderte sich schlagartig mit dem Ein1 Rahtgens/Krudewig, St. Cäcilia. 2 marsch der französischen Revolutionstruppen im Jahr Wilhelm von Malmesbury, Gesta 425. 3 Haec civitas in Belgica Gallia super Rhenum posita omnibus Galliae 1794. Die neue Verwaltung verfügte im Jahr 1802 die Auflösung fast aller Klöster und Stifte, die wenige ac Germaniae urbibus, ex quo Treveris labi cepit, tam divitiis quam edificiis, magnitudine ac decore sui preferenda cognoscitur: Otto von Freising, Jahrespäter verkauft und vollständig abgerissenwur- Chronika 323; Übersetzung nach: Kohl, Chronik 69. 4 den. Auch das Cäcilienstift war von diesen Umwälzun Keussen 1910, 150–154*; Diederich, Stift. 5 Roessle, St. Peter 323. gen betroffen; der Kirchenbau blieb jedoch erhalten. 6 Spiegel, Thermen; Schäfer, Thermen. – Zu weiteren, jüngeNach der Aufhebung des Stifts wurde die Anlage ren Untersuchungen vgl. Spiegel, St. Cäcilien 209. 7 in ein Hospital umgewandelt. Im Jahr 1805 erfolgte Die Ausgrabungen liefen unter der Adresse Josef-Haubrichdie förmliche Schenkung der Stiftsgebäude an die Hof und erhielten die Fundberichtsnummer 2003.001.
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Abb. 1. Die Stiftskirche St. Cäcilien. Johann Peter Weyer, 1838.
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Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n werden sollen, da sie für die Frühgeschichte des Stifts und seiner Bewohner von Bedeutung sind8. Die Frage, wie Köln den Übergang von der Antike zum Mittelalter erlebt hat, wurde lange kontrovers diskutiert. Jahrelang sah sich die Archäologie mit der Tatsache konfrontiert, dass merowingerzeitliche Siedlungsfunde innerhalb der antiken Stadtmauern eine absolute Rarität waren. In der Zusammenschau und Kartierung frühmittelalterlicher Keramik im Kölner Stadtkern musste Walter Lung 1956 eine klare Fundlücke konstatieren (Aber nichts von alldem!)9. Dass die Kölner Archäologie trotz reicher Bestände aus römischer Zeit keine merowingischen Funde – wie z. B. die sonst allgegenwärtige Keramik – aus der Innenstadt vorweisen konnte, führte zwangsläufig dazu, das römische Stadtgebiet in fränkischer Zeit als weitgehende Wüstung anzusehen10. Die Auffindung zweier Gräber des Hochadels unter dem Kölner Dom in den Jahren 1959/60 bereicherten das Kölner Fundgut zwar um höchst qualitätvolles Material, brachte siedlungsgeschichtlich aber nur geringen Erkenntnisgewinn. Im Gegenteil, die Nennung eines Kölner Bischofs Carentinus (um 565) und die Grabfunde aus dem Dom, die einen merowingischen Sakralbau voraussetzen, ließen das Zerrbild einer weitgehend bevölkerungsfreien Ruinenstadt des 6. Jahrhunderts am Fuße eines Bischofssitzes entstehen11. Die historische Forschung konnte aus ihrem keineswegs üppigen Quellenmaterial zumindest gelegentliche Königsaufenthalte und bischöfliche Aktivitäten nachweisen. Als historische Wissenschaft für schriftlose bzw. schriftarme Epochen schien die Archäologie hingegen ihre Aufgabe nicht erfüllen zu können. Erst in den 1990er Jahren brachten die Ausgrabungen auf dem Heumarkt neuen Schwung in die Diskussion. Hier wurden auf einer rund 6.000 m² großenFläche merowingerzeitliche Grubenhäuser und Pfostenbauten freigelegt, die zusammen mit Fundenaus Keramik, Glas, Knochen und Metall eine intensive Nutzung des Areals belegen12. Die Intensität der Besiedlung nahm in der Karolingerzeit weiter zu. Aus dieser Periode konnten Gebäudereste des 8.–10. Jahrhunderts freigelegt werden, die sich durch eine Kombination aus Fachwerkwänden auf Sockelmauern auszeichnen. Ein durchaus ähnlicher Befund begegnete 2004–2009 bei den Ausgrabungen auf dem Kurt-Hackenberg-Platz. Auch hier fanden sich karolingische Hausreste mit vergleichbaren Konstruktionsmerkmalen13. Merowingische Befunde wurden zwar nicht aufgedeckt, aber verlagertes Fundmaterial dieser Zeitstellung lässt auf eine entsprechende Besiedlung im näheren Umfeld schließen.
Das systematische Inventar merowingerzeitlicher Fundstellen Kölns von Ellen Riemer aus dem Jahr 2006 liefert nunmehr ein recht präzises Bild, auf dessen Grundlage die fränkischen Siedlungsbereiche nachgezeichnet werden können14. In besonderem Maße hielten sich die Franken unmittelbar am Rheinufer auf, wie die Grabungen auf dem Heumarkt und dem Kurt-Hackenberg-Platz gezeigt haben. Hier wurde Handwerk betrieben und Waren über den Rheinstrom verhandelt. Die ökonomischen Vorteile, die die Rheinnähe bot, wog offenbar die periodische Gefährdung durch Hochwasser auf. Wahrscheinlich reichte die Nutzung des antiken Stadtareals nach Westen nicht wesentlich über den cardo maximus, die heutige Hohe Straße hinaus. Lediglich an den Kirchen St. Kolumba und St. Cäcilien ist frühmittelalterliche Aktivität feststellbar. Es stellt sich daher die Frage, worauf diese merowingische Siedlungsinsel an St. Cäcilien zurück zu führen ist. Elisabeth Maria Spiegel hat 1984 die Grabungsergebnisse aus den 1930er bis 50er Jahren, die vornehmlich das Kircheninnere von St. Cäcilien betreffen, zusammengestellt und bewertet15. Die heutige romanische Pfeilerbasilika liegt demnach am Westrand des römischen Thermenbezirks (Abb. 2). In der Spät antike entstand hier ein über 55 m langes, knapp 14 m breites, Nord-Süd-ausgerichtetes Gebäude, auf dessen Westseite eine Straße verlief; an seine Ostseiteschloss
8 Ich danke Marcus Trier, der mich auf die Bedeutung des Befundes aufmerksam gemacht hat. Besonderen Dank bin ich dem Grabungsteam unter der Leitung von Michael Horlemann für die gewissenhafte Ausgrabung und detaillierte Dokumentation verpflichtet. Michael Horlemann, Marion Euskirchen, Elisabeth MariaSpiegel (alle RGM) sowie Georg Hauser (ehem. Domgrabung Köln) danke ich vor allem für schier endlose Geduld bei zahlreichen Diskussionen zu einzelnen Beobachtungen. 9 Lung, Topographie 58. – Auch P. A. Tholen ging davon aus, dass „die merowingischen Franken innerhalb des römischen Köln anscheinend nicht gesiedelt haben“: Tholen, Kirchen 186 ff. 10 Die gleiche Fundlücke wurde auch bei den außerhalb der Stadtgrenzen gelegenen römischen villae rusticae festgestellt. So charakterisierte Fritz Fremersdorf die Franken als „frische Naturburschen [...], die sich in den ausgedehnten Steinbauten mit ihrem Großstadtluxus [...] gar nicht wohl fühlen konnten“: Fremersdorf 1955 GDV S. 1. – Aus heutiger Sicht dürfte diese Fundlücke vor allem darauf zurück zu führen sein, dass die merowingerzeitlichen Gefäße sich typologisch und technisch noch stark an der römischen Keramik orientieren und nicht erkannt wurden: Dietmar/ Trier, Colonia 57 f. 11 Steuer, Franken 59. 12 Trier, Stadt; zu weiterführender Literatur vgl. Höltken, Hausbefunde. 13 Berthold u. a., Ausgrabungen; Dietmar/Trier, Colonia 212–215. 14 Riemer, Funde, Abb. 1. 15 Spiegel, St. Cäcilien.
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Abb. 2. Römische Thermen und modernes Stadtkataster.
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Abb. 3. Kirchengründungen in Köln – rot: 6./7. Jh.; orange: 6./7. Jh. vermutet; blau: 9./10. Jh.; hellblau: 9./10. Jh. vermutet (1 Dom; 2 St. Kolumba; 3 St. Caecilia; 4 St. Maria im Kapitol; 5 St. Laurenz; 6 St. Alban; 7 Alt St. Urban; 8 St. Ursula; 9 St. Gereon; l0 St. Kunibert; 11 St. Pantaleon; 12 St. Severin; 13 Groß St. Martin; 14 St. Peter; 15 St. Maria Lyskirchen; 16 St. Johann Baptist; 17 St. Andreas; 18 St. Paul; 19 St. Lupus; 20 St. Johannis; 21 St. Maria Ablass).
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Abb. 4. Befundplan St. Cäcilien.
sich eine Platzanlage an16. Die erhaltenen Befunde lassen auf einen aufwändigen, mit Blendarkaden zur Straßenseite hin versehenen – nach Spiegel wohl mehrgeschossigen – Steinbau schließen. Aus nachrömischer Zeit stammt ein Laufhorizont (H 51,60 m ü. NN), von dem aus ein, wahrscheinlich in das 8. oder frühe 9. Jahrhundert zu datierender, trapezförmiger Sarkophag und andere Gräber ein gelassen wurden (Abb. 4)17. Der Sarkophag gehört zu einer Gruppe dünnwandiger, trapezoider Behältnisse, aus einem wahrscheinlich aus Frankreich stammenden Kalkstein18. Vergleichbare Kalksteinsarkophage sind intra muros aus dem Umfeld der Bischofskirche und aus St. Maria im Kapitol bekannt. Extra muros sind Parallelen aus St. Kunibert, St. Gereon, St. Pantaleon und St. Severin zu nennen. Die qualitativ hochwertige Ausführung, das wertvolle Steinmaterial sowie die
Beigaben in den Bestattungen werden mit spätmerowingisch-karolingischen Grablegen der Oberschicht in Verbindung gebracht19. Zwei Grabsteine, die 1951 als Spolien ausgegraben wurden und stilistisch in das 8./9. Jahrhundert datiert werden, mögen ebenfalls noch von diesem Friedhof
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Spiegel, St. Cäcilien 210. Das Fußende des Sarkophags 540 greift deutlich in die römische Mauer 503b ein, was möglicherweise auf Platzmangel durch eine ehemals dichte Belegung zurückzuführen ist: Spiegel, St. Cäcilien, Abb. 70. 18 Ristow, Sarkophage 312 f. 319 Anm. 91. 327 f. 19 Dies zeigen die münzdatierten (terminus post quem 760) Beigabenreste aus einem entsprechenden Sarkophag aus St. Gereon, die von einem reichen Waffengrab der Karolingerzeit stammen: Ristow, Sarkophage, Kat.-Nr. 28, 330 f. 16
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Abb. 5. Grabung 2003, Situationsfoto von Süden.
an St. Cäcilien stammen20. Weitere Gräber konnten östlich – vor dem Chor der heutigen Kirche – nachgewiesen werden. In diesen Zeithorizont gehört möglicherweise auch ein 11 m tiefer Brunnen (Abb. 4). Der mit schwarzem Schutt verfüllte Schacht beinhaltete neben römischer Keramik zwei anpassende Wandscherben einer rollstempelverzierten Flasche des 7. Jahrhunderts21. Dass die Gräber innerhalb bzw. im unmittelbaren Umfeld eines Sakralbaus lagen, kann als gesichert gelten22. Anders ist ein solcher Friedhof intra muros kaum zu erklären23. Auch der Brunnen scheint eine wie auch immer geartete sakrale Bedeutung gehabt zu haben, denn nach seiner Verfüllung wurde um den Schacht sorgfältig der Rechteckchor der nachfolgenden Kirche errichtet. Die auffällig zentrale Position lässt darauf rückschließen, dass der Brunnen bzw. seineLage einen wichtigen Bezugspunkt für den Neubau bildete, auch wenn er nicht mehr sichtbar war, da der zugehörige Kirchenboden über ihn hinweg zog24. Die spätmerowingisch-frühkarolingische Kirche, deren architektonische Erscheinung unbekannt ist25, wird durch einen 33,7 m langen, einschiffigen Bau mit Rechteckchor ersetzt, der in zwei Phasen gegliedert werden kann (Abb. 4). Die ältere Phase gründet bzw. nutzt die Mauern des spätrömischen Traktes als Westabschluss. Wesentliche Teile der antiken Mauern waren bei Errichtung der Saalkirche demnach noch sichtbar
bzw. bekannt. Die römischen Fluchten werden beibehalten, antikes Mauerwerk in den neuen Fundamenten weitergenutzt. Die römische Architektur war demnach 20 Bei vier weiteren Grabsteinen dieser Zeitstellung wird ebenfalls eine Herkunft aus St. Cäcilien vermutet. Die Funde befinden sich in der Domgrabung und in der Sammlung des Museums Schnütgen: Spiegel, St. Cäcilien 221 Anm. 75; Riemer, Funde 365. Ein Grabstein des 8./9. Jahrhunderts, der bei Grabungen der Jahre 1990/91 in der unmittelbar benachbarten Kirche St. Peter aufgedeckt wurde, gehört möglicherweise ebenfalls noch in diesen Zusammenhang: Spiegel, Untersuchungen 43. Vgl. auch: NistersWeisbecker, Grabsteine. 21 Doppelfeld, Scherben 23; Spiegel, St. Cäcilien 214; Riemer, Funde 312 Anm. 706. 364 f.; Abb. 61. 22 Ristow, Sarkophage 316. 23 Im Jahr 1967 wurde vom Römisch-Germanischen Museum ein bronzenes Perlrandbecken angekauft, das angeblich 1960 ca. 150 m östlich der Cäcilienkirche geborgen wurde. In diesem Fall dürfte es sich um eine Beigabe einer vornehmen Bestattung des 6. Jahrhundert handeln, die möglicherweise noch dem Gräber horizont zuzuordnen wäre und den Belegungsbeginn in das 6. Jahrhundert zurückdatiert. Die problematischen Fundumstände raten jedoch zur Vorsicht: Dietmar/Trier, Colonia 124 f. 24 Eine weitere, eher profane Erklärung ist nicht auszuschließen: Möglicherweise strebten die Handwerker beim Bau des Choresan, keine der Mauern über den Brunnen zu errichten, da seine lockere Verfüllung einen denkbar schlechten Baugrund bildete. 25 Über Form, Material und Größe der Kirche kann nur spekuliert werden. Pfostenstellungen einer reinen Holzkonstruktion wurden nicht aufgefunden. Möglich wäre ein Fachwerkbau auf römischen Mauerstümpfen oder vielleicht auch die liturgische Nutzung noch aufrecht stehender römischer Architektur.
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Abb. 6. Grabung 2003, Befundplan.
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Abb. 7. Grabung 2003, Befundplan mit Phasen.
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Abb. 8. Mauer 96, Graben 126, von Süden.
Abb. 9. Mauer 96, Profil.
noch weit ins Mittelalter prägend26. Wahrscheinlich in ottonischer Zeit werden der Chor der Kirche und der Westabschluss nach Westen erweitert und zwei Annexräume im Norden und Süden angebaut27. Neben dem durch die Brunnenverfüllung abzu leitenden terminus post quem liegt für die chronologische Einordnung der Saalkirche kein datierendes Fund material vor. E. M. Spiegel verweist auf eine historische Überlieferung des späten 15. Jahrhunderts (Sammelcodex von St. Cäcilien), die vom Ursprung der Cäcilienkirche berichtet und der zufolge der Saalbau am Ende des 9. Jahrhunderts errichtet wurde28. Der spätmittelalterlichen Erzählung entsprechend, hat der Kölner Erzbischof Willibert (870–889) das Frauen stift im Jahr 888 gegründet („monasterium [sancti] monialium [...] erigitur“), indem er eine bestehende Marien kirche, deren Dach abgebrannt war, wieder herstellte und diesezusätzlich mit den Patrozinien der JungfrauenCäcilia und Eugenia ausstattete29. Die Zeit nach der Stiftsgründung ist gekennzeichnet durch regelmäßige erzbischöfliche Zuwendungen.Erzbischof Wichfried (924–953) übergibt den Schwestern 929 Güter zur Sicherung des Lebensunterhalts30. Der Erfolg war nicht nachhaltig: als Wichfried 941 Abgesandte zum glänzend wiederhergestellten Cäcilienstift („nimis honorifice restauratum“) aussendet, berichten ihm diese, wie die Schwestern mit tränen erstickter Stimme klagten, dass ihre jährlichen Einkünftenicht ausreichten, das ganze Jahr hindurch davon zu leben. Daraufhin beschenkt Wichfried die Gemeinschaft erneut aus dem erzbischöflichen Kirchengut31. Auch sein Nachfolger Brun (953–965) unterstützt das Stift mehrfach durch Güter und finanzielle Hilfen32. Eine besondere Schenkung Bruns waren jedoch die Ge beine des Bischofs Eberigisil (um 590), die er nach St. Cäcilien überführen ließ33. Im Folgenden werden Befunde vorgestellt, die unmittelbar nordwestlich der romanischen Kirche im Jahr 2003 aufgedeckt wurden (Abb. 5)34. Leider waren
weite Teile der ursprünglich recht groß projektierten Grabungsfläche durch Öltanks und einen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg stark beeinträchtigt, so dass sich mittelalterliche Befunde auf einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt von 10×16,5 m Fläche beschränkten.
26 Das gleiche Phänomen begegnet bei der benachbarten KircheSt. Peter. In den Ruinen der spätantiken Thermen entsteht eine dreischiffige Basilika, deren Zeitstellung mangels Funde nicht sicher eingegrenzt werden kann. E. M. Spiegel hält eine Datierung in das 10./11. Jahrhundert für möglich. Doppelfeld, St. Peter; Spiegel, Untersuchungen 42; Spiegel, St. Peter; Vorromanische Kirchenbauten, Nachtrag 228. 27 Vorromanische Kirchenbauten, Nachtrag 218 f. 28 Es handelt sich bei der Schrift um eine notarielle Abschrift, die wohl auf einem älteren Text des 14. Jahrhunderts fußt (Schmale, Schriftquellen 171). 29 Wilkun, De origine, fol. 3 v; Oediger, Regesten 91 Nr. 269; Hegel, Domlegende 61 f.; Keussen, Ursprung, 63 f. – In der sogenannten Guntharschen Güterumschreibung des Jahres 866 (MGH DD Karol. 3 Lo II Nr. 25) wird die Cäcilienkirche nicht erwähnt, was jedoch nicht zwingend bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt eine Kirche noch nicht bestand. Die Güterumschreibung ist keineswegs als eine Bestandsliste Kölner Sakralbauten des Jahres 866 zu verstehen, vielmehr zählt sie lediglich diejenigen Anlagen auf, die der Erzbischof mit Gütern bedacht hat. St. Cäcilien war hiervon wohl nicht betroffen, wie auch St. Maria im Kapitol, das ebenfalls nicht genannt ist, aber wohl zu diesem Zeitpunkt bereits bestand (Diederich, Stift 37). Möglicherweise blieb St. Maria im Kapitol außen vor, da es als Gründung von Plektrudis eher den Charakter einer Eigenkirche denn einer Stiftskirche besaß (Keussen,Ursprung 25). Dies mag in ähnlicher Weise auch für die frühe Kirche unter St. Cäcilien gelten (Spiegel, St. Cäcilien 222 Anm. 76). 30 Oediger, Regesten, Nr. 323. 31 Oediger, Regesten, Nr. 328; Michel, Kanonissenstift 8. 32 962 und testamentarisch verfügt 965: Oediger, Regesten, Nr. 449 u. 476. 33 Oediger, Regesten, Nr. 408. 34 Trier, Müll 61–62; Höltken/Trier, Köln 174; Dietmar/ Trier, Colonia 123. – Nach Beendigung der Hauptkampagne 2003 wurden die Arbeiten 2005 in einem nördlich anschließenden Areal wieder aufgenommen. Die Ergebnisse von 2005 werden hier – da ausschließlich römische und neuzeitliche Befunde angetroffen wurden – nur gelegentlich behandelt.
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Über weite Teile der Untersuchungsfläche wurde ein ca. 0,50 m starkes Paket aus Brandschutt (110, 118, Die ältesten Architekturreste bilden zwei parallele, 151) angetroffen, das unmittelbar auf den o. g. Böden Ost-West-gerichtete Mauern (92 und 96) aus sauber 142 und 153 aufliegt, welche selbst durch die Brandverlegtenund vermörtelten Grauwacken, die in den einwirkung deutlich verziegelt sind. Besonders intensiv gewachsenen Lehm gesetzt worden waren (Abb. 6–9). war der Brand offenbar im Raum nördlich der Mauer Nördlich der Mauer 96 schließt sich auf Höhe ca. 96. In dem durch Gruben gestörten Areal östlich der 50,20 m ü. NN ein 6,20×4,00 m groß erhaltener Mauern 92 und 96 ist der Brandschutt in sekundärer Stampflehmboden an (142). Südlich von Mauer 96 Lage in eben diesen Gruben angetroffen worden (99, 109, 153; H 50,30–50,65 ü. NN) sowie südlich (Abb. 11). Sämtliche bisher genannten Befunde werden von Mauer 92 (98, H 50,41 ü. NN) liegen ebenfalls von diesem Zerstörungshorizont überdeckt, mit AusReste von Stampflehmböden und Laufhorizonten vor. nahme der Mauern 92 und 96, deren erhaltene Kronen Weiteröstlich fanden sich keine Baureste, da hier das noch 0,20–0,30 m über die Brandschicht herausragten. Areal durch Gruben und jüngere Überbauung stark Neben Holzkohle, Bruchstein- und Ziegelfragmenten gestört ist. Im Boden nördlich Mauer 96 zeichnen sich fanden sich Reste von Rotlehm mit Abdrücken von zwei Spuren von 0,20 m breiten Holzbalken ab (162 Flechtwerk sowie Putzreste. Dieser Abbruchhorizont und 164). Die Balken liegen parallel bzw. rechtwinklig lässt für die Bauten auf Fachwerk schließen. zur Mauer 96 und gehören wohl zu einer InnenglieDer jüngere Abschnitt der Phase 1 zeichnet sich derung. Der qualitativ hochwertige, weiße Mörtel und dadurch aus, dass ein großer Teil der Befunde vom die sorgfältige Bauweise der Mauern legen – ebenso Niveau des Brandschutts ausgehen bzw. diesen vorwie die zugehörige Gefäßkeramik – eine Datierung in aussetzen. Weitere Reste von Brandschutt wurden in römische Zeit nahe. der Grabungsfläche des Jahres 2005 angetroffen: hier Im Jahr 1964 wurden ca. 15 m westlich der Un- fand sich der 1,6 m lange verkohlte Rest eines 0,35 m tersuchungsfläche von 2003 mehrere Mauerköpfe im breiten Balkens oder Bretts eingebettet in verziegelProfil dokumentiert (Abb. 10)35. Die ähnliche Mauer- tem Lehm und überdeckt von Brandschutt. Der Betechnik aus vermörtelten Grauwacken und Tuffsteinen fund ähnelt auffällig der bereits nördlich von Mauer 96 sowie der Abstand zueinander lassen vermuten, dass es angetroffenen Situation und lässt vermuten, dass der sich um die Fortsetzungen der Mauern 92 und 96 der Phase 1 handelt bzw. zumindest um römische Mauern ähnlicher Gebäude, die dieselbe Bauflucht aufnehmen 35 FB1964.006. Mauern 10–13. bzw. vorgeben. 281
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Abb. 11. Brandhorizont zwischen Mauer 96 und Mauer 92, von Süden.
Abb. 12. Mauer 9, von Westen.
nachgewiesene Brand nicht nur ein einzelnes Gebäude betroffen hat, sondern darüber hinausging36. Rund 0,50 m nördlich von Mauer 96 wurde ein Ost-West-gerichteter, parallel verlaufender Ausbruchsgraben37 (126) angetroffen (Abb. 8), der sich weiter östlich durch einen kleinen, mit Ziegel und Lehm verfüllten Graben (106/127/129) fortzusetzen scheint. Auf der Sohle des östlichen Grabens sind zwei bis drei Lagen römischer Ziegel bzw. Ziegelbruchstücke unregelmäßighorizontal, verkantet oder hochkant verlegt38. Unmittelbar östlich der Mauerflucht 73/74/131 ist das Gelände auf einer Strecke von ca. 2,5 m um fast 3 m abgegraben, was auf eine ca. 5 m breite Graben anlage schließen lässt39. Die westliche Böschung des Grabens ist mit 0,40–0,60 m starken Brandschutt und einer darüber aufgetragenen, ca. 0,40 m starken Kies packung verfüllt; unterhalb der Brandschicht befindet sich auf der Sohle des Grabens (UKH 48,40 m ü. NN) ein 0,30 m starkes Lehm-Sand-Gemisch, das wohl noch aus der Phase 1 herrührt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Graben bereits zur Zeit der Phase 1 bestand und zu dem eingangs genannten antiken Straßenverlauf gehörte40. Ein kleiner Grauwackefundamentrest (131) am Ostrand der Grabungsfläche, der ebenfalls auf dem Brandschutt errichtet bzw. in diesen eingetieft wurde, gehörte wahrscheinlich zu einer antiken, die Straße begleitenden Portikus. Hierzu gehörte wohl das weiter südlich gelegene Ziegelfundament 73 sowie ein kleiner Fundamentrest im Südprofil der Grabung (188). Das Untersuchungsgelände ist stark von Gruben durchsetzt, die zum großen Teil der Lehmentnahme dienten und die rund 1,5 m starke anstehende Lehm decke zuweilen vollständig abgetragen haben.Die Grubenwände sind durchgehend steil, die Sohlen folgendem Relief des gewachsenen Sandes. Sämtliche Befunde gehen vom Horizont des Brand-
schutts, z. T. auch von einem höheren Niveau aus. Als Verfüllmaterialder Gruben dienten u. a. Brandschutt und verziegelterLehm. Wahrscheinlich wurden die Gruben nicht ausschließlich zur Lehmgewinnung angelegt, sondern dienten gleichzeitig auch der Entsorgung des durch den Brand entstandenen Bauschutts. Die Mauern der Phasen 1 bleiben von diesen Eingrabungen weitgehend unberührt, was darauf hinweist, dass die Architektur noch vollständig oder zumindest ruinös bestand. Weitere Gruben wurden ca. 20 m nördlich in Höhe zwischen 49,10 und 49,70 m ü. NN angetroffen41. Diese sind jedoch nicht mit Brandschutt verfüllt, sondern mit graubraunem Lehm. Funktion und Charakter der antiken Baureste lassen sich anhand des beschränkten Ausschnitts nur vage beurteilen. Nach Dimension, Material und Bautechnik sind die Fundamente nicht mit der Thermenarchitektur unter der Kirche St. Cäcilien zu verbinden. Die Strukturen auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind – zumindest im Bereich der Untersuchungsflächen – offenbar kleinteiliger und möglicherweise eher im privaten Milieu anzusiedeln.
Im nördlichen Grabungsareal ist der Brand jedoch nicht flächignachgewiesen und die Verziegelung des Lehms (3 cm) ist zudem nicht so stark wie im Süden. 37 Möglicherweise handelt es sich bei 126 aber auch um das Negativ eines heruntergefallenen Deckenbalkens oder einer umgestürzten Wand. 38 Nach E. M. Spiegel könnte es sich hierbei um Reste eines römischen Kanals handeln. 39 Der genaue Verlauf des Grabens ist unbekannt, da aus statischen Gründen in diesem Bereich die archäologischen Untersuchungen eingeschränkt waren. 40 Spiegel, St. Cäcilien 211 Anm. 16. 41 Bef.-Nr. 204, 206, 210, 211, 212, 213, 215, 217, 218, 224, 226, 227, 228, 229, 233, 234, 237, 238.
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Abb. 13. Mauer 70, Ostseite.
Abb. 14. Mauer 81.
Abb. 15. Mauer 106.
Phase 2 Bezeichnend für diese Phase ist die Anlage mehrerer Mauern aus römischen Ziegeln bzw. Ziegelbruchstücken (9/81, 93, 95/70, 123 und 106/127/129; Abb. 12–16) die vornehmlich in Lehmverband gesetzt sind. In drei Fällen befindet sich unter der untersten Ziegellage eine Stickung aus Grauwacke und Kalkstein (9/81, 73, 95/70); die Stickung95 zu Mauer 70 beinhaltet zudem Fragmentevon Basaltmahlsteinen und römischer Amphoren (Abb. 17). Die Kanten der Mauernsind meist unregel mäßig, demzufolge schwanken die Breiten oft. Die Mauerkronen dagegen bilden horizontal eine gleichmäßige Ebene, so dass eine Funktion als Sockel für einen hölzernen Aufbau aus Fachwerk wahrscheinlich ist. Als tragfähige Basis für einen massiven steinernen Aufbau scheinen diese Ziegellagen jedenfalls kaum in Frage zu kommen. Die durch die Mauern der Phase 1 vorgegebene Flucht wird auch in der Phase 2 beibehalten. Teilweise schließen die neuen Mauern an die der vorhergehenden Phase an (93/97 an 92). Da die Kronen der Mauern 92 und 96 (Phase 1) den Brandschutt überragen und zudem auf Höhe der Mauern 9/81 und 95/70
abschließen (ca. H 50,50 – H 50,80 m ü. NN), ist hier ein zusammenhängendes Gebäudeteil zu rekonstruieren, das ältere Bauglieder weiter nutzt. Es ergeben sich zwei Räume nördlich und südlich der Mauer 96, deren Ostwände durch die Ziegelmauern 9/81 und 93/95/70 gebildet werden. Reste von Fußböden oder Laufniveaus sind in dieserPhase nicht erkennbar. Es ist denkbar, dass nach Einplanierung des Brandschutts und nach Bereinigung der Fläche das Laufniveau unmittelbar auf der Oberfläche des Brandschutts lag. Durch den verziegelten Boden 142 der Phase 1 wurden mehrere 5 bis 9 cm starke Staken getrieben, ohne dass sich eine regelmäßige Anordnung oder Struktur erkennen ließe. Zwei weitere fanden sich südlich von Mauer 96 in Höhe des Bodens 153. Südlich von 106/127/129 wurden auf selber Höhe ebenfalls Stakenlöcher angetroffen. Die Beobachtung, dass einerder Staken (145) durch den verbrannten Balkenrest 162 (Phase 1) getrieben wurde weist darauf hin, dass die Anlage der Stakengruppen in die Zeit nach dem Brand zu datieren ist. Dass für die einzelnen Stakeneine Tiefe von lediglich 10 cm gemessen werden konnte, lässt darauf schließen, dass diese ehemals
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Abb. 17. Mauer 70 und Mauer 95, Profil.
Abb. 16. Mauer 129.
von einem höher gelegenen Niveau bzw. von Höhe der Schuttpackung ausgingen. Die chronologische Einordnung der Phase 2 ist schwierig, da unter den wenigen Funden ausschließlich römisches Fundmaterial begegnet. Das Konstruktions merkmal der Fachwerkwände auf Steinsockeln in Lehmverband ist von den Handwerkersiedlungen am Rheinufer bekannt42. Diese Technik findet sich nicht nur in Köln, sondern an mehreren Fundstellen wo germanische Siedler sich in romanischen Gründungen festsetzten43. Die Bauweise der Mauern darf – mit gebotener Vorsicht – dahingehend gewertet werden, dass die Phase 2 bis in fränkische Zeit hineinreicht44. Phasen 3 und 4 Sämtliche Mauer- und Bodenreste der Phasen 1 und 2 werden durch die Anlage zweier frühmittelalterlicher Latrinen (71, 184) gestört. Die jüngere (71; Abb. 18) ist nahezu kreisrund und besitzt mit einem Durchmesser von 4 m und einer erhaltenen Tiefe von 4 m (OKH 50,79 m ü. NN; UKH 46,80 m ü. NN) beachtliche Ausmaße45. Auf Höhe 48,12 m wurden weitere Reste einer Latrine (184; Abb. 19) angetroffen (Dm 2,40–
2,80 m), die zum großen Teil durch Latrine 71 abgegraben wurde; lediglich die letzten 0,50 m bis zur Sohle (UKH 46,30 m ü. NN) waren ungestört. Beide Gruben wurden ohne weitere Befestigung bzw. Aussteifung abgetieft und sind mit schwarzem, humosen Erdmaterial verfüllt. Im Folgenden sollen die Funde aus den beiden Latrinen näher betrachtet werden, da sie einen wichtigen Fixpunkt zur Datierung der Bauphasen bilden. Nahezu das gesamte Spektrum der Keramik stammt aus den Produktionszentrum des rheinischen Vorgebirges um die Ortschaften Pingsdorf, Badorf, Walberberg sowie aus Mayen46. Die Gefäße aus diesen Töpfereien sind von zahlreichen Fundorten Mittelund Nordeuropas bekannt und in der Forschung zum
Trier, Mittelalter 96; Höltken/Trier, Köln 176–178. Zu den Parallelen vgl. Höltken, Hausbefunde 475–478; Berthold u. a., Ausgrabungen. – Fachwerkbauten auf Sockelmauern sind bereits aus römischer Zeit in Köln bekannt (Fremersdorf, Denkmäler 4) und kein ausschließlich frühmittelalterliche Architektur kennzeichnendes Merkmal. Hinweise auf diese Bauform bietet unmittelbar vor Ort der Lehmversturz der Phase 2. Die unsorgfältige und reich mit Spolien durchsetzte Ausführung der Sockel in Lehm- oder Erdverband auf dem Heumarkt und dem Kurt-Hackenberg-Platz sowie der Verband in frühmittelalterlichen Schichten sichern hier eine Datierung in fränkische Zeit. 44 Eine ungebrochene Siedlungskontinuität ist damit noch nicht belegt. Hierzu sind eine vollständige Bearbeitung der römischen Befunde sowie eine Vorlage der Funde unabdingbar. Beides ist in der hier vorliegenden Arbeit nicht vorgesehen. 45 Die Mauern bzw. Mauerreste 96 (Phase 1) und 95 (Phase 2) wurde bei Anlage der Latrine 71 durchgetrennt, ragten teilweise aber noch als kurze Stümpfe in den Latrinenschacht hinein. Der östliche Teil von Mauer 96 wurde bereits durch das Abtiefen der Latrine 184 abgebrochen (eine unmittelbare stratigrafische Verbindung von 96 und 184 ist zwar nicht vorhanden, das betreffende Mauerstück muss aber bei einem angenommenen senkrechten Latrinenschacht entfernt worden sein). Latrine 184 dürfte auch die Mauern 9 und 70/95 gekappt haben. 46 Die Definition der hier verwendeten Warengruppen und Formen orientiert sich am Sortierungsschema der Kölner Heumarktgrabung (Tab. 6): Höltken, Keramikfunde.
284
42 43
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
Abb. 19. Latrine 184.
Abb. 18. Latrine 71.
Inbegriff der „karolingischen Keramik“ geworden. Mit Sicherheit wurde ein Großteil der Produkte über den Kölner Handel exportiert und die Kölner Stadtbewohner bedienten sich aus dem reichhaltigen Angebot vor ihrer Haustür. Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass über 90 % des Geschirrs der Karolingerzeit von Kölner Fundorten wie dem Heumarkt aus der nur 15 km entfernten Töpfereiregion am Vorgebirge stammen. Auch das Fundmaterial der Grabung bei St. Cäcilien wird durch Vorgebirgswaren dominiert. Mayener Ware ist in vergleichsweise geringen Mengen vertreten. L atr ine 71 Latrine 17 barg insgesamt 1.316 Scherben (Taf. 1–5), mehr als die Hälfte davon (725) stammen jedoch aus römischer Zeit und werden im Folgenden in der Betrachtung ausgeklammert (Tab. 1). Unter den übrigen frühmittelalterlichen Fragmenten ist Badorfer Ware mit 72 % überproportional vertreten. Verhältnismäßig gering ist der Anteil weiterer karolingischer Keramik wie der Mayener und Walberberger Ware, die 17 % der Fundeausmachen. Weitere 6 % fallen
auf merowingische Gattungen der rauhwandigen und geglätteten Waren. Chronologisch bedeutsam ist ein geringer Anteil z. T. bemalter Pingsdorfer Ware (3 %; Taf. 4, 26.31 und Taf. 5, 4.6–7) sowie einige Fragmente handgemachter, schwarzgrauer Gefäße (1 %; Taf. 4, 1–3). Die Zusammensetzung der einzelnen Waren entspricht dem Spektrum der Phase IV vom Kölner Heumarkt (letztes Viertel 9. Jahrhundert bis um 900)47. Die typologischen Elemente der Gefäße bestätigen diesen Zeitansatz (Tab. 3): bezeichnend ist hier die große Zahl an Flaschen, Kannen und Töpfen mit flächiger, mehrzeiliger Rollstempelverzierung auf Randlippe, Hals und Schulter, oft in Kombination mit einem Stauchungsring am Hals-Schulter-Umbruch (R18 und R23; Taf. 2,13–17. 23–24). Typisch sind auch Amphoren- und Flaschenränder mit Deckelfalz (R25; Taf. 2,25–27) und steilwandige Schalen der Form R30 (Taf. 3,1–3). Das Fragment einer Reliefbandamphore mit steilem, angesetzten Rand und drei- und vierzeiliger Rollstempel verzierung auf den applizierten Leisten(Taf. 3,26) bestätigt ebenso den spätkarolin gischen Zeitansatz.
285
Höltken, Keramikfunde 531 f.
47
T hom as Höl tken
2
1
6
5
4
3
7
9
8
11
10
14
12
13
16
15
17
18
20
21
Taf. 1. M. 1:3.
Taf ##. —M.: 1:3.
286
19
22
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
1
3
2
5
9
4
6
8
7
10
11 12
13
14
18
17
21
25
16
15
20
19
22
26
23
27
Taf. 2. M. 1:3. Taf ##. —M.: 1:3.
287
24
T hom as Höl tken
1
2
3
4
5
6
8
7
9
12
11
10
13
16
14
15
18
17
20
21
22
19
23 24
26
25
Taf ##. —M.: 1:3.
Taf. 3. M. 1:3.
288
27
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
2
1
3
4
5
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11
16
14
13
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7
10
9
8
17
6
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21
20
25
24
27
26
29
22
32
30 31
Taf ##. —M.: 1:3.
Taf. 4. M. 1:3.
289
33
28
34
T hom as Höl tken
4 2
1
7
6
11
17 16
19
23
10
9
13
15
18
22
8
12
14
5
3
21
20
24
Taf. 5. M. 1:3.
290
25
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
Roll stempel
bemalt
376
80
18
WALB
42
3
MAY
47
2
2
5
2
1
PING
14
2
7
GR1
4
MWB
6
MWD
12
Ware
Summe
BAD
BAD/PING
MWDFH
2
MWDG
11
MWDM
1
röm.
Auffällig hoch ist die Zahl der Gefäße mit Rollstempelverzierung (17,5 %; Tab. 1). Dies ist zum einen chronologisch begründet, da diese Zierweise zum Ende der Karolingerzeit wesentlich zunimmt. Im Vergleich zu spätkarolingischen Komplexen der Heumarktsiedlung – wo Rollstempelverzierung in der Phase IV an 9 % der Gefäße anzutreffen ist – scheint das Gefäßspektrum der Bewohner der hier untersuchten Siedlungsfläche Kölns einen auffallend hohen Anteil verzierter Gefäße zu beinhalten. Bei St. Cäcilien war demnach qualitativ hochwertigeres Geschirr in Gebrauch als an anderen Kölner Fundorten,was letztlich auch auf eine höhere soziale Stellung der Nutzerschicht deutet48. Neben den Funden aus Keramik enthielt die Latrine einen 2,6 cm großen silbernen Brakteaten (Abb. 20). In seinem Zentrum ist ein Portrait im Profil mit der Umschrift COSTIC + PI.CV I C wiedergegeben49. Es handelt sich bei dem Fund um die Nachahmung eines merowingischen Triens des Münzmeisters Piontus, der Ende des 7. Jahrhunderts bzw. um 700 in Coutance (lat. Costancia) in der französischen Normandie tätig war50. Es ist durchaus denkbar, dass der Schmuckbrakteat aber wesentlich später zu datieren ist als seineMünzvorlage. In diesem Zusammenhang ist auf karolingische Münzfibeln des 9./10. Jahrhunderts zu verweisen, die gerne spätmerowingische Münzbilder wiedergeben51.
Die ältere Latrine 184 lässt sich aufgrund einer weitaus geringeren Fundzahl schlechter datieren
2
71
3
Tab. 1. Warenzusammensetzung Latrine 71.
Ware
Summe
BAD
4
WALB
2
MAY
7
MWB
3
MWD
5
MWDM
1
röm. Sonst./unbest.
330 22
Tab. 2. Warenzusammensetzung Latrine 184.
(Taf. 5,14–25). Von den insgesamt 374 geborgenen Gefäßfragmenten sind rund 90 % römisch (Tab. 2). In das 7./8.Jahrhundert wird hingegen das Schulterfragment eines Knickwandtopfesmit mindestens zwei Zeilen langrechteckiger, diagonaler Einzelstempel
Heege, Hambach 116; Höltken, Keramikfunde 539. Schäfke/Trier, Mittelalter 85 f. 50 Schäfke/Trier, Mittelalter 86; Crinon/Chwartz, triens. 51 Die Bestimmung des Brakteaten übernahm Bernd Päffgen, München, dem ich sehr danke. Seine ausführliche Expertise ist hier stark verkürzt wiedergegeben worden. 48 49
L atr ine 184
1
725
Sonst./unbest.
Abb. 20. Silberbrakteat aus Latrine 71.
Wellen linien
291
T hom as Höl tken
GR1 H1a
BAD
WALB
MAY
MWD
MWDFH
MWDM
MWB
Sonst.
3
R01
2
R04
1
R05
2
R07
10
3
1
R08a
3
1
1
R08b
2
R10a
4
1
4
R10b
1
R12
1
R15
1
R16
1
R17
6
R18
7
R19
1
2
1
1
2 1
R20a R20c
MWDG
1 1
3
R21
1
R23
2
R25
4
R30
4
R31
1
R32
1
RBA4
1
RBA5
1
Bandhenkel
2
Standboden
1
Linsenboden
9
Tülle
5
Sonst.
10
2 1 4
1
1
3
1 3
1
1
1
Tab. 3. Latrine 71. Kombination Form-Ware.
(Taf. 5,18)52 datiert. Ein zweites Bruchstück eines Knickwandtopfes aus geglätteter Ware und Einzelstempelmuster lässt sich innerhalb der Merowingerzeit nicht präzise einordnen (Taf. 5,19)53, ebenso wie sechs Wandscherben rauhwandiger Ware. Zeitlich scheint die Nutzungsdauer der Latrine noch in karolingische Zeit hinein zu reichen; dies deutet sich jedenfalls durch mehrere Fragmente Badorfer, Walber berger
52 Entspricht dem Typ Kwt2C (Knickwandtopf mit gerader Oberwand und Einzelstempeln mit mehrzeiligen Rollstempeleindrücken, ohne Rillen) nach Müssemeier u. a., Chronologie 59. Vgl. z. B. Junkersdorf Grab 478, 480 und 481 (La Baume, Junkersdorf, Taf. 31) und Müngersdorf Grab 10 (Fremersdorf, Müngersdorf, Taf. 5). 53 Beide Bruchstücke geglätteter Ware stammen aus Mayen.
292
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
Schwein
Schaf/Ziege
Rind
Sonstige
Cäcilien 71
51,0
31,6
8,4
9,0
Cäcilien 184
54,0
28,0
11,0
7,0
Heumarkt 4187 (5. Jh.)
38,5
9,6
51,1
0,8
Heumarkt 4188 (5. Jh.)
23,3
10,9
65,9
0
Heumarkt 2351 (vor 957)
37,0
24,9
36,4
1,1
Tab. 4. Vergleich der Anzahl von Tierknochen von Schwein, Schaf/Ziege und Rind in St. Cäcilien und auf dem Heumarkt (in Prozent).
und Mayener Ware an, sowie durch Randstücke zweier Kugeltöpfe (R07, R08a; Taf. 5,14–15). Angesichts der schwierigen Bergungsumstände ist aber nicht auszuschließen, dass diese Fragmente noch aus der Verfüllung der jüngerenLatrine 71 stammen54. Zwei aneinanderpassende Scherben eines sehr grob gemagerten, graubraunen Gefäßes mit Glasur- bzw. Glasschlusen auf der Außenseite gehören möglicherweise zu einem Glashafen (Taf. 5,25). Es besteht daher die Möglichkeit, dass auf dem Gelände – vielleicht auch nur temporär – Handwerk ausgeübt wurde55.
Da bereits in den untersten Schichten von Latrine 71 Scherben der jüngeren Keramikgattungen – wie der Pingsdorfer Ware – nachgewiesen sind60, ist mit einerzügigen Verfüllung, eventuell auch mit einem absichtlichenZuschütten mit umliegendem Erdreich, zu rechnen. Zwischen Anlage und Aufgabe der Latrinemögen demnach nur wenige Jahre vergangen sein. Auch wenn das Fundspektrum beider Latrinen zeitlich recht weit auseinander liegt, spricht die nahezu deckungsgleiche Lage beider Schächte dafür, die Latrine 71 als unmittelbaren Nachfolger von Latrine 184 anzusprechen61. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass es noch weitere Kloaken – außerhalb der untersuchten Fläche – gegeben hat. T i er knochen Beide Latrinen greifen so massiv in die Bauten Beide Latrinen enthielten über 3.200 Tierknochen56, der Phasen 1/2 ein, dass eine Nutzung der Räume in die durch H. Berke untersucht wurden und deren dieser Zeit auszuschließen ist62. Die Frage, ob die GeZusammensetzung wichtige Hinweise auf die bäude anlässlich der Anlage der Gruben niedergelegt Ernährungsweiseder Bewohner liefert57. Zum wurden oder ob sie bereits schon längere Zeit nicht Vergleichkönnen die osteologischen Untersuchungen mehr bestanden, lässt sich nicht beantworten. Es hat zur frühmittelalterlichen Handwerkersiedlung auf dem KölnerHeumarkt herangezogen werden58. Besonders hervorzuhebenist das Verhältnis von 54 Dies ist jedenfalls für ein kleines bemaltes Bodenfragment Schwein, Schaf/Ziege und Rind, also den häufigsten rheinischer Produktion anzunehmen (Taf. 5,24). Fleischlieferanten (Tab. 4). Rindfleisch spielte im Cäci 55 Südlich der Kirche St. Ursula liegen ebenfalls Hinweise für lienkloster nur eine untergeordnete Rolle, wohingegen frühmittelalterliche Handwerksbetriebe vor: Dietmar/Trier, die Handwerkervom Heumarkt große Mengendieses Colonia153 f. 56 900 Knochen aus Latrine 184 und 2329 Knochen aus Fleisches zu sich nahmen. Wahrscheinlich wurdenvorLatrine 71. nehmlich alte Tiere geschlachtet und das zähe Fleisch 57 Berke, Tierknochen – Im Gegensatz zur Gefäßkeramik sind als Suppe verköstigt. Bei St. Cäcilien dagegen wurden Tierknochen aus römischer Zeit nur in geringen Mengen in den mit Vorliebe Schwein, Schaf und Ziegegegessen. Latrinen enthalten, so dass das Fundmaterial fast ausschließlich Auch das Alter der geschlachteten Tiere ist auffal- das58frühmittelalterliche Spektrum wiedergibt. Kokabi, Heumarkt. lend: so liegen überdurchschnittlich viele Knochen 59 Trier, Müll 62. 60 von Jungtieren, wie Spanferkel, Milchlämmern und Aus dem unteren Bereich 1,7 m über der Grubensohle Stubenküken, vor. WenigeKnochen von Gänsen, wurdensieben Scherben bemalter Vorgebirgsware geborgen 5,1.4.9–10). Rehen, Auerochsenund Pferden sowie Grätenvon (Taf. 2,25; 61 Es ist aber nicht auszuschließen, dass mit Anlage der Latrine Süßwasserfischen vervollständigen die Speisekarte. 71 noch weitere, älteren Anlagen vollständig abgegraben wurden. 62 In der Verfüllung der Latrine 71 lagen Teile von Mauer Die Bewohner bei St. Cäcilienbevorzugtendemnach versturz aus vermörtelten Grauwackeplatten (179). Die Größe das zarte Fleisch junger Tiere, was auf einen gewissen der Steine gleicht denen der Mauer 96 und es scheint, dass ein 59 Wohlstand schließen lässt . Teilstücke von Mauer 96 während der Verfüllung in die Latrine abgerutscht ist.
293
T hom as Höl tken
römisch
Kirche St. Cäcilien
Grabung 2003
Thermen
Phase 1
römisch/merowingisch
Phase 2
spätmerow./frühkarol.
Bestattungen (Kirche)
Phase 3
spätkarolingisch
Bau I
Phase 4/5
ottonisch
Bau II
Phase 5
Tab. 5. Phasengliederung Kirche St. Cäcilien und Grabung 2003.
zumindest den Anschein, dass der Bau der Kloaken keinerlei Rücksicht auf die Mauern der Phase 1–2 genommen hat. Demnach wurden die Latrinen wohl in eine bereits bestehende Ruine gesetzt. Der eigentliche Wohnbereich dürfte sich in der Phase 3–4 an anderer, bislang unbekannter Stelle befunden haben63. Besonders auffällig ist die außergewöhnliche Größebeider Latrinen. Die jüngere besitzt mit 4 m Tiefe ein Fassungsvermögen von rund 45 m³, die ältere– bei einer angenommenen gleichen Tiefe – immerhin 20 m³. Sie überschreiten damit zeitgleiche Anlagen in Köln um ein Vielfaches64. Da ein Mensch durchschnittlich rund 50 Liter Fäkalien im Jahr hinterlässt, würde es im Falle der spätkarolingischen Latrine mit 45.000 Liter Fassungsvermögen rund 900 Jahre dauern, diese zu befüllen. Es handelt sich daher bei beiden Anlagen um Gemeinschaftslatrinen. Die archäozoologische Analyse der Tierknochen, die Größe der Latrinen und die Zusammenstellung der Gefäßkeramik weisen somit auf die Anwesenheit einer größeren, wohlhabenden Gemeinschaft. Die Vermutung ist daher naheliegend, hier die Hinterlassenschaftenvon Stiftsdamen zu sehen.
Abb. 21. Mauern 7, 13, 18, von Norden.
Phase 5 Nach Verfüllung der Latrine 71 folgt die jüngste Bebauungsphase. Es handelt sich um Mauern aus Grauwacke, Tuff, Sandstein und vereinzelten römischen Ziegeln in weißer Mörtelbindung. Die Mauern (Mauer 10 und 13; Abb. 21; Abb. 22) orientieren sich weiterhin an der durch die Phasen 1/2 vorgegebenen Bauflucht. Die am Ostrand der Grabung angetroffenen Mauern (10, 11, 12; UKH 50,15 m ü. NN) sind in der Regel 0,80–0,90 m tiefer fundamentiert als die übrigen. Die bereits angesprochene Böschung, die in Zusammenhang mit der (ehemaligen) römischen NordSüd-Straße zu sehen ist, scheint demnach auch noch in der Phase 5 wirksam bzw. bekannt gewesen zu sein, so dass in diesem Areal die Gebäudeteile tiefer fundamentiert wurden. Die einzelnen Mauern der Phase 5 weisen bezüglich ihrer Unterkanten deutliche Höhen-
Abb. 22. Mauern 7, 10, 13, 19, von Osten.
unterschiede von bis zu 1 m auf, was wahrscheinlich nicht nur auf die unterschiedliche Beschaffenheit des Untergrundes zurückzuführen ist. Vielleicht sind die unterschiedlichen Gründungstiefen das Produkt einer
63 Auf der Heumarktsiedlung wurden die Latrinen stets außerhalb des unmittelbaren Wohnbereiches angelegt. An der Wende von der Karolinger- zur Ottonenzeit zeichnet sich sogar ein regel rechter abgeschiedener Latrinenbezirk ab: Höltken, Hausbe funde 478. 64 Die Latrinen auf dem Kölner Heumarkt besitzen ein durchschnittliches Fassungsvermögen von 1–2 m³.
294
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
Abb. 23. Mauern 10, 11 und 19, von Norden.
Abb. 24. Ziegelplattenboden 17 an Mauer 10, von Süden.
Abb. 25. Mauern 1–4, Profil.
längeren Bauentwicklung und decken zeitlich wahrscheinlich das gesamte Hoch- und Spätmittelalter sowie auch die frühe Neuzeit ab. Auch hier verhinderte der kleine Grabungsausschnitt, dass nennenswerte Mengen datierbarer Funde geborgen werden konnten, die eine präzisere zeitliche Ansprache der Architekturreste ermöglicht hätten. Die Nord-Süd-gerichtete Mauer 11 bildet bau stratigrafisch das älteste Mauerstück. Verputzspuren an der Westseite belegen einen dort vorhandenen Innenraum; der Übergang vom Fundament zum Aufgehenden liegt bei H 50,80 m ü. NN. Mauer 10 ist später angesetzt und besitzt beiderseits Putzreste (der Putz beginnt auf der Nord-Seite ab H 51,18 m ü. NN). Da die westliche Putzseite von Mauer 11 durch Mauer 10 überdeckt wird, ist Mauer 10 als deutlich jüngerer Einbau (und nicht nur als Bauabschnitt) anzusprechen (Abb. 23). Mauer 10 wird weiter westlich durch Mauer 7 fortgesetzt, an die die Mauer 13 und 18 angesetzt sind. Die Unterkante der Mauern 7, 13 und 18 liegt bei H 51,00 m ü. NN. Auf derselben Höhe finden sich weiter südlich Reste eines wahrscheinlich zugehörigen Laufniveaus (78). Im Zuge einer weiteren Umbauphase wird auf die Mauern 7 und 10 eine Ausgleichs-
schicht aus 2,90 m langen, 1,30 m breiten und 0,10 m hohen Sandsteinblöcken (19) gelegt, an die südlich Reste eines Ziegelplattenbodens auf H 51,80 m ü. NN anschließen (17; Abb. 24). Der südliche Verputz oberhalb der Ausgleichsschicht 19 streicht sichtbar an den Ziegelboden an, von dem aber nur noch geringe Reste (0,82×0,15 m) erhalten sind. Möglicherweise reichte der Ziegelboden nach Süden bis an die 4,40 m lange Mauergruppe 1/2/3/4, derenUnterkanten zwischen 51,60 und 51,75 m ü. NN liegen (Abb. 25). Die Mauern sind nur sehr fragmentarisch erhalten und zeugen von mehreren Umbaumaßnahmen. Zum Bau der stratigrafisch jüngsten Mauer dieser Gruppe (Mauer 3) verwendeteman neben Schiefer,Tuff und Grauwacke auch spätmittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Ziegel. Auch wenn der Gebäudegrundriss der Phase 5 aufgrund der kleinen Untersuchungsfläche nicht ermittelt werden kann, lassen die wenigen, aber noch deutlich an der Struktur der Phase 2 orientierten Mauerzüge wiederum eine kleinteilige Raumstruktur vermuten. Für die Baureste liegen lediglich wenige Scherben römischer Keramik vor; die Lage über der Verfüllung der Latrine 71 hingegen belegt eine Datierung in spät-
295
T hom as Höl tken
Abb. 26. Ausschnitt aus dem Mercatorplan von 1571.
karolingisch-frühottonische Zeit bzw. später, wahrscheinlich nach dem überlieferten Datum der Stiftsgründung im Jahr 888. Historische Bildquellen zum Cäcilienstift sind erst ab dem 16. Jahrhundert verfügbar. Der Mercator plan von 1571 zeigt den romanischen Kirchenbau von Osten(Abb. 26); die Gebäude im Westen der Immunitätsind weitgehend schematisch wiedergegeben. Zwischen St. Cäcilien und St. Peter ist eine freie Platzflächedargestellt. Dies gilt auch für das Stadtpanoramades AntonWoensam von 1531, das sein Gewicht gleichfalls auf ausgewählte Architektur legt65. Ein Stadtplan des Jahres 1702 aus anonymer Hand66 und der Stadtplan des Franz von Hogenberg67 von 1572 geben nördlich der Cäcilienkirche eine rechteckig angeordnete,klausurartige Gebäudezeile wieder. Erste gesicherte Anhaltspunkte zur Lage der Stiftsbebauung zeigt der Plan des Jahres 1752 von Johann Valentin Reinhardt (Abb. 27). Demnach schlossen sich westlich und nördliche der Kirche großzügig dimen sionierte Klausurgebäude an.
Dieselbe Gebäudeanordnung geben zwei Zeichnungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert wieder, welchemit dem Ausgrabungsbefund verknüpft werden können (Abb. 28; Abb. 29)68. Der Verlauf der Mauern der Phase 5 deckt sich mit den Eintragungen auf einem Plan des 18. sowie auf einem Plan von Martin Rinckert aus dem frühen 19. Jahrhundert69. Demzufolge handelt es sich bei den ergrabenen Baubefunden um Reste der westlich vorgelagerten Stiftsbebauung
Krings, St. Cäcilien 238 Abb. 80. Meynen/Schäfke, Köln 78. 67 Spiegel, St. Cäcilien 223 Abb. 74; Meynen/Schäfke, Köln 64. 68 Leider fehlen bei beiden Plänen Erläuterungen zu den mit Zahlen beschrifteten Gebäuden und Räumen; lediglich einige vereinzelte Notizen ermöglich die Benennung der Funktion: Gückel, Kloster 105. 69 Krings, St. Cäcilien, Fig. 76. 78. – Zum Einhängen beider Pläne konnte lediglich die bestehende Kirche St. Cäcilien bzw. derenWestfront als Bezugspunkt verwendet werden. Daraus resul tiert eine Ungenauigkeit von bis zu 1,5 m. In den Abb. 28–29 sind beide Pläne um diesen Wert nach Nordwesten verschoben worden, um eine Deckungsgleichheit zu erlangen.
296
65 66
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
Abb. 27. Ausschnitt aus dem Stadtplan des J. V. Reinhardt von 1752.
von St. Cäcilien. Die Mauern 7/10/19 bildeten die nördlicheund die Mauern 1/2/3/4 die südliche Wand einer Passage, aus der der Kreuzgang hervorging, welcher bis in die 1840er Jahre bestand70. Der Gang besaß zeitweise – zumindest in Teilbereichen – einen Boden aus rotorangefarbenen Ziegelplatten (17). Dieser liegt exakt auf derselben Höhe wie ein Boden aus römischen,quadratischen und runden Hypokaustpfeilerplatten (Boden 594) im nördlichen Seitenschiff von St. Cäcilien, den E. M. Spiegel in ottonische Zeit datiert71.Ein ähnlicher Zeitansatz ist für den Ziegel boden im Kreuzgang durchaus vorstellbar72. Weitere Reste dieses Atriums/Kreuzganges wurden 1954 unmittelbar nordwestlich der Cäcilienkirche im Rahmen einer Beobachtung durch die Baudenkmalpflege aufgedeckt (FB1954.003). Es fanden sich zwei Mauerstümpfe aus Basalt, Grauwacke und Tuffstein, bei denen es sich um die östlichen Fortsetzungen der Mauern 7/10 und 1/2/3/4/15 handeln dürfte (Abb. 10)73. Die lichte Breite hat sich bei den Befunden des Jahres 1954 – sofern auf die eher skizzenhaften Planunterlagen Verlass ist – auf 3 m verjüngt. Über die Funktion der nördlich an die Mauern 7/10 anschließenden Gebäudereste (11, 13 und 18) kann nur spekuliert werden. Hinsichtlich ihrer Mauertechnik sind sie der Zeit vor dem 18./19. Jahrhundert zuzuordnen. Die neuzeitlichen Planunterlagen zeigen den Kreuzgang von einer Häuserzeile umschlossen, in
dem sich im Nord- und Südflügel beheizbare Zellen für die Chorfrauen befanden74. Ob diese Funktion auch auf die mittelalterlichen Räume übertragbar ist, sei dahingestellt. Spätestens mit der Anlage des Ganges der Phase 5 war die ehemalige römische Straße überbaut bzw. außer Funktion gesetzt. Hierzu hat ebenso die in ottonischer Zeit erfolgte westliche Erweiterung der Cäcilienkirche beigetragen. Das Zusetzen antiker Straßen durch früh- und hochmittelalterliche Kirchenbauten begegnet in Köln auffällig häufig. In ähnlich umfassender Weise wurden römische Verkehrsachsen beim Bau von St. Aposteln, St. Georg und in Zusammenhang mit frühmittelalterlicher Bebauung unter dem Kölner Dom außer Funktion gesetzt75.
70 Zwischen 1843 und 1847 wurden die Klosterbauten im Westender Kirche abgebrochen. Dies betraf auch den Kreuzgang, dessen spätgotische Fenster 1823 in Auswahl schließlich in den Kölner Dom gelangten; die übrigen wurden versteigert: Krings, St. Cäcilien 245 f. 71 Spiegel, St. Cäcilien 215. 228 72 Abgesehen von dem terminus post quem, der durch die Latrine 71 gegeben ist, ist dies der einzige datierende Anhaltspunkt. 73 Spiegel, St. Cäcilien 209. 74 Gückel, Kloster 106. 75 Schäfer, Straßenerschließung; Schäfer, St. Aposteln; Back, Befunde 36; Abb. 13.
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Abb. 28. Klosterbauten und Kirche im 18. Jahrhundert und Grabungsbefund 2003, HAStK Plan Nr. 1/146.
Rund 40 m südwestlich der Grabung des Jahres 2003 wurden von Otto Doppelfeld 1939 Reste eines römischen Stadthauses mit Badeanlage freigelegt76. Da ein großer Teil der Dokumentation und der Funde im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, beschränken sich die Informationen hauptsächlich auf wenige Fotos und Tagebucheintragungen. Der Ausgräber benennt fränkische Umbauphasen römischer Architektur sowie einen fränkischen Brunnen (Nr. 64), der innerhalb des antiken Bades angelegt wurde77. Unter den Funden hebt Doppelfeld rotbemalte Pingsdorfware und Reliefbandamphoren hervor78. Die erwähnten „Stücke von Reliefbandamphoren und Kugeltöpfen“, die Doppelfeld in karolingische Zeit datiert, waren nach heutigem Stand der Keramikforschung auch noch im 10./11. Jahrhundert in Gebrauch. Die „rotbemalten Pingsdorfer Scherben“ dürften sogar aus nachkaro lingischer Zeit stammen. Die von Doppelfeld „nachweislich in fränkische Zeit“ reichende Umbauphase dürfte demnach die (spät)karolingisch-ottonische Zeit umfassen und wahrscheinlich mit der hier definierten Phase 5 korrespondieren79.
Schluss Die archäologischen Ergebnisse der Ausgrabungen westlich der Cäcilienkirche – auf dem ehemaligenStiftsareal – liefern eine nahezu lückenlose Sequenz der Nutzung von der römischen Zeit bis in das Mittelalter.Der romanische Kirchenbau des 12. Jahrhunderts (Tab. 5) steht auf der westlichen Seite einer ehemaligen römischen Thermenanlage. Auf derenWestseite befand sich eine – bislang noch nicht archäologisch nachgewiesene – antike Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich bürgerlicheWohnbebauung (Phase 1), die durch ein oder mehrere Schadensfeuer stark beschädigt wurde. Es gibt Hinweise, dass in merowingischer Zeit der Bezirk westlich der Thermen durch fränkische Siedlerin Besitz genommen wurde. Hier entstanden nun Fachwerkbauten, welche teilweise die römische Architektur weiternutzen (Phase 2). In
Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n
Abb. 29. Klosterbauten und Kirche Anfang des 19. Jahrhunderts, Zeichnung von Martin Rinckert; dazu eingetragen der Grabungsbefund 2003, HAStK Plan Nr. 150.
spätmerowingisch-frühkarolingischer Zeit ließ sich am Randbereich der weitgehend intakten Thermen eine monastische Gemeinschaft nieder, deren Kirche durch Grabsteine und prominente Bestattungen nachgewiesen ist. Der – wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt ruinöse– römisch-merowingische Siedlungsbereich im Westen diente als Kloake (Phase 3) und kennzeichnete daher den Randbereich des Klosters oder Stifts. Die Anlage oder Aufgabe der karolingischen Latrine 71 (Phase 4) und die darauf folgende Umstrukturierung des Areals ab der folgenden Phase 5 dürfte in Zusammenhang mit der – nach der o. g. Quelle des 15. Jahrhunderts (Sammelcodex von St. Cäcilien) überlieferten – Stiftsgründung durch Erzbischof Willibert im Jahr 888 zu bringen sein. Es entstand eine neue Kirche, an die sich im Westen – in spätkarolingischer oder ottonischer Zeit – ein Kreuzgang oder Atrium anschloss (Phase 5). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war die römische Straße aufgegeben. Von den römischen Thermenbauten hingegen scheinen noch Teile sichtbar und nutzbar gewesen zu sein. Die historische Forschung hat schon früh Zweifel am Wahrheitsgehalt der spätmittelalterlichen Erzählung vom Ursprung der Cäcilienkirche angemeldet,
die laut Hermann Keussen „den Stempel der tendenziösenMache deutlich an der Stirne trägt“80. Besonders kritisch blicken die Augen der historischen Forschung auf diese Überlieferung, da sie offensichtlich zur Untermauerung umstrittener Rechtsansprüche zugunsten des Cäcilienstifts diente. Demnach handelt es sich bei der zu St. Cäcilien gehörigen Peterskirche um die älteste Bischofskirche, die unter Betreiben der Erzbischöfe Hildebald und Willibert an die Stelle des heutigen Domes verlegt wurde81. Zwar sind die Angaben zur frühen Bischofskirche historisch und archäologisch mittlerweile als Konstrukt entlarvt, hinsichtlich der Stiftsgründung von St. Cäcilien im Jahr 888 sind die ausgegrabenen Befunde jedoch gut mit der Erzählung in Einklang zu bringen82.
Keussen, Ursprung 62. Hegel, Dom-Legende; Keussen, Untersuchungen 41–44; Schmale, Schriftquellen 171. 82 Auch die umstrittene Aussage der Schrift, dass der Vorgänger bau des heutigen Domes – der sogenannte Alte Dom – unter Erzbischof Hildebald gegründet wurde, hat sich bewahrheitet: Keussen, Ursprung 63; Hauser, Vorgeschichte 231.
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T hom as Höl tken Die ältere Latrine 184 wiederum deutet auf eine bereits im 7./8. Jahrhundert bestehende Gemeinschaft hin, die sich möglicherweise an einer Kirche angesiedelt hatte, welche laut der Schrift über den Ursprung von St. Cäcilien im Jahr 888 dort bereits bestand. Das damit postulierte Stift oder Kloster aus der Zeit vor 888 fußt einerseits auf den Angaben des Sammel codex, der als Vorgänger eine bereits bestehende Marienkirche benennt83. Das andere Standbein ergibt sich aus den archäologisch nachgewiesenen, teils aufwendigen Bestattungen und Grabsteinen, sowie aus der Gemeinschaftslatrine (Phase 3) und ihrem außergewöhnlichen Fundmaterial. Das Marienpatrozinium wird auf archäologischem Weg kaum zu klären sein. Unbekannt ist auch, ob in der Frühzeit hier männliche oder weibliche Kleriker ansässigwaren. Zur Norm in Liturgie und Lebens führung der Gemeinschaft bzw. zur Frage, ob die Bewohnerihren Dienst an einer Kloster- oder an eineran einer Stiftskirche verrichteten, liefert das Fundmaterial dagegen handfeste Anhaltspunkte. Die Untersuchung der Knochenreste und der Gefäßkeramik aus den beiden Latrinen (Phase 3/4) deutet darauf hin, dass sich die Bewohner seit dem 7./8. bis ins 9./10. Jahrhundert aus höheren sozialen Schichtenzusammensetzten und regelmäßig Fleisch konsumierten. Während die Benediktinerregel das Essen von Fleisch untersagte, war den Kanonikern hingegen nicht nur persönlicher Besitz, sondern u. a. auch der Verzehr von Fleisch (carnibus vesci) durchaus erlaubt84. Archäologisch spricht also nichts dagegen, hier schon in der Frühzeit vornehme Stiftsdamen bzw. Sanctimonialen nobler Herkunft zu sehen. Die Unterbringung adeligerTöchter in Damenstiften war oft eine reine Versorgungsmaßnahmeund eine Zwischenstation im Lebenslauf. Da die Kanonissenim Gegensatz zu Nonnen kein Gelübde ablegen mussten, konnten sie zu einem späteren Zeitpunkt zwecks Heirat wieder aus dem Stift ausscheiden. Auf die eingangs gestellte Frage, warum sich geradean dieser Stelle eine geistliche Gemeinschaft nieder ließ, soll abschließend noch eingegangen werden:Es ist sicherlich kein Zufall, dass historische und archäologische Quellen den fränkischen Aufenthalt in Köln vornehmlich an den Stellen nachweisen, die in der Antike zu den religiösen und politischen Zentren zählten. Öffentliche Bauten befanden sich spätestens seit der Mitte des 5. Jahrhunderts in fränkischer Hand, da die neuen Stadtherren – zumindest in der eigenen Auffassung – die Rechtsnachfolge der römischen Administration angetreten hatten. Die Franken besetzten demonstrativ wesentliche Bereiche der repräsentativ gestalteten Rheinfront. Zu nennen
ist das Praetorium, aus dem wahrscheinlich die von Gregor von Tours im 6. Jahrhundert benannte aula regia wurde,der fränkischeHerrschersitz. Im Süden der Stadt gründetePlektrudis – die Gattin Pippins des Mittleren– an der Stelle des Kapitolstempels eine Kirche,die spätereAnlage St. Maria im Kapitol85. Im Norden befand sich die frühmittelalterliche Bischofs kirche im Umfeld ehemaliger (?) luxuriöser antiker Wohnbebauung. Die Thermen gehörten gleichfalls zu den Filetstücken öffentlicher römischer Bauten. Über Nutzung und Verteilung des Grunds verfügteauch hier in letzter Instanz der König. Dieser hat selbst – oder über den Weg der Schenkung an fränkischeElitenoder an bischöfliche Hand – die Stiftung einerKirche und die Ansiedlung zugehöriger Kleriker ermöglicht. Dass die frühen Sakral bauten inmitten römi scher Groß architektur gesetzt wurden, hatte noch weitere Vorzüge. Antike Gebäudeteile konnten weiterverwendet oder zur Gewinnung von Baumaterial recycelt werden. Die abgeschiedene Lage in deutlicher Entfernung zu den ehemaligen römischen Hauptverkehrsachsen dürftezudem den monastischen Tugenden entsprochen haben. Abkürzungen: B BDm Dm L MDm OKH T UKH unbest.
Breite Bodendurchmesser Befund-Durchmesser Länge Mündungsdurchmesser Höhe Oberkante Tiefe Höhe Unterkante unbestimmbar
Rahtgens/Krudewig, St. Cäcilia 171; Keussen, Ursprung. MGH LL Conc. 2, Teil 1, 397, Kap. 115. – Auf der Aachener Reichssynode des Jahres 816 wurde die benediktinische Regel für die monachi der Klöster verbindlich. Die 755 durch Bischof Chrodegang von Metz in seinem Bistum aufgesetzte regula canonicorum wurde in Aachen weiterentwickelt und reichsweit für die canonici festgelegt. 85 So jedenfalls berichten spätere, im Hochmittelalter verfasste Quellen: Keussen, Untersuchungen 16. – Zwischen Praetorium und dem Kapitol befand sich das römische Zentralheiligtum. SeineNutzung in fränkischer Zeit ist bislang unbekannt. Bei Ausgrabungenim Jahr 1972 westlich der Kirche St Alban konnte in diesem Bereich Siedlungstätigkeit spätestens ab dem 8. Jahrhundert nachgewiesen werden. Besonders hervor zu heben sind zwei imposante steinerne zwei- und dreischiffige Hallen des 10./11. Jahrhunderts, deren Ausmaße und Architekturform womöglich in den Zusammenhang einer größeren Palastanlage gehören. Auch an dieser Stelle scheint das Gelände nach Ende der römischen Herrschaft in die Hände der fränkischen Könige oder Bischöfe gelangt zu sein: Hellenkemper, Innenleben; M. Roehmer, ungedr. Manuskript 1998.
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Fr ühmittelalterliche Fu nde au s d em ehem al i g en Cäci l i ens ti f t i n Köl n Auswa hlka ta lo g der B efu nde 1 Mauerblock; OKH 52,04; UKH 51,68; 1,10×0,90 m; Grauwacke u. Tuffe; vermörtelt; sitzt auf Mauer 15 auf. 2 Mauer; OKH 52,06; UKH 51,74; 3,35×0,42 m; Tuff u. Grauwacke; vermörtelt. 3 Mauer; OKH 52,11; UKH 51,60; 3,35×0,42 m; Ziegel („Klosterziegel“), Schiefer, Tuff u. Grauwacke; vermörtelt; N-Seite verputzt; Mauer 2 ist vorgeblendet. 4 Mauer; OKH 52,06; UKH 51,60; 3,38×0,40 m; Tuff u. Grauwacke; vermörtelt; gegen Mauer 1. 6 Mauer; OKH 51,62; UKH ca. 51,10; ca. 4 m lang; 0,5 m breit; Grauwacke, Tuff, röm. Ziegel, Spolien (Basalt); vermörtelt; steht auf Brandschicht; unter Mauer 3; über 93; nur im Profil vorhanden. 7 Mauer; OKH 51,80; UKH 50,98; 4,18×0,90 m; fast ausschließlich Grauwackequader (wie Mauer 18), etwas röm. Ziegel, Trachyt, Sandstein u. Tuff; vermörtelt; in offener Baugrube errichtet (hervorquellender Mörtel auf beiden Seiten). 9 Fundament; OKH 50,76; UKH 50,29; 2,80×0,70 m; in Teilbereichen vermörtelt; im nördlichen Teil in Humus-/ Lehmverband mit einzelnen Grauwacken; im unteren Bereich (Fundamenthöhe) trocken gesetzte röm. Ziegel; Baugrube vorhanden; unter Sockelmauer 81; gestört durch Latrine 71. 10 Mauer; OKH 51,55; UKH 50,17; 2,10×0,70 m; Grauwacken u. Tuffe; vermörtelt; gegen Mauer 11 gesetzt; ohne Fundament auf schwarze, humose, schutthaltige Erde gesetzt; Verputz auf der Süd- und der Nordseite. 11 Mauer; OKH 51,62; UKH 50,15; 1,38×0,61 m; Tuffe, röm. Ziegel u. Grauwacke; vermörtelt; Verputzspuren auf der Westseite. 12 Mauer; OKH 50,67; UKH 50,16; 1,90×0,65 m; Grauwacke, röm. Ziegel und zwei Sandsteinspolien, davon eine Säulentrommel; trocken gesetzt; reicht unter das N-Ende von 11, d. h. Mauer 11 ist jünger. 13 Mauer; OKH 51,65; UKH 51,01; 3,28×1,23 m; vorwiegend Grauwacke; dazu wenige röm. Ziegel, Kalksandsteinspolien; Tuffe; vermörtelt; gegen 7 gesetzt. 15 Mauer; OKH ca. 51,72; Tuff, Grauwacke, Sandstein, römische Ziegel; vermörtelt; unter Mauern 1 und 2; nur teilweise freigelegt. 17 Ziegelplattenboden; OKH 51,83; 0,82×0,15 m; auf der S-Seite von Mauer 19 gegen diese verlegt; auf den Sandsteinen (19) liegen Grauwackeplatten, die bündig an die Ziegelplatten reichen; von den Ziegeln ausgehend streicht Verputz an die nördlich anschließende Wand; die in einem Mörtelbett verlegten orangeroten Ziegel sind 6 cm stark und habenan der Schmalseite eine Länge von 13 cm (das Maß der Längsseiten war nicht abzugreifen). 18 Mauer; OKH ca. 51,50; UKH ca. 51,00; 1,65×0,55 m; vermörtelt; unterer Bereich aus massiven Grauwacke quadern (wie Mauer 7), im oberen Bereich besteht die Mauerdagegen aus Grauwackeabschlägen, Tuffen und röm. Ziegel;der obere Teil von 18 reicht über Mauer 7, der untere Teil von 18 stößt stumpf dagegen. 19 Sandsteinblöcke mit glatt bearbeiteter Oberfläche auf Mauer 10 (jüngere Ausgleichsschicht); darunter Grauwackeplatten; OKH 51,91; UKH 51,56; 2,90×1,30 m; vermörtelt 49 gewachsener Lehm; OKH 49,39; 2,01×0,78 m. 51 grabenähnliche Grube zu 53; OKH 49,40; UKH 48,99; jünger als 52.
52 gewachsener Lehm; OKH 49,40; 1,82×0,54 m. 53 Füllung von 51; mittel- bis dunkelbrauner Lehm; OKH 49,40; UKH 48,99; 2,10×2.32 m; Lehm. 54 gewachsener Lehm; OKH 49,12; 1,77×2,46 m. 59 Grube; dinkelgrau-grüner humoser Sand; OKH 49,38; UKH 48,87; 1,70×1,73 m; schneidet 54. 61 Ausbruchsgrube, Ost-West; verfüllt mit loser, schwarzhumoser Erde, OKH 51,00; UKH 50,45; reicht bis unter Mauer 13. 64 Grube; hell- bis mittelgrauer Lehm OKH 49,12; UKH 47,68; 2,12×1,70 m; schneidet 49; wird von 59 geschnitten 70 Ziegelmauer; OKH 50,83; UKH 50,38; 1,00×0,40 m; röm. Ziegelplatten in Lehmbindung; über bzw. zu Mauer 95; geschnitten von 71. 71 Grube/Latrine; OKH 50,79; UKH 46,80; 4,0×4,5 m; Verfüllung aus schwarzer, lockerer, humoser Erde sowie Bauschutt; schneidet 70, 93, 95, 96, 81, 99, 109 und 184; wird von 7 und 18 überbaut; im unteren Bereich Verfüllt mit Lehm (teilweise verbrannt/verziegelt; wie 109/110). 73 Mauer; Ziegelfundament; OKH 50,16; UKH 49,06; 1,27×0,64 m; Steine (Kalkstein u. Grauwacke) im unteren Bereich (trocken bzw. mit Sand verfüllt; Stickung (?); darauf vermörtelte röm. Ziegel; in Baugrube in den gewachsenen Lehm gesetzt. 74 Mauer/Schuttlage aus römischen Ziegelbruchstücken; OKH 50,76; UKH 49,94; in den Zwischenräumen Kies. 76 7 cm starke Brandschicht auf 78; OKH 51,07; UKH 51,00; 1,24×0,43 m; unmittelbar auf 76 liegt roter römischer Wandputz. 78 Laufhorizont, schwarz geschmaucht; OKH 51,00; UKH ca. 50,90; 1,61×1,14 m; unter 76. 79 Ausbruchsgrube; OKH ca. 50,69; UKH 50,07; 1,37×1,01 m; verfüllt mit Mörtelbrocken, Grauwacke abschlägen, Ziegelbruch u. Tuffbrocken; unter 100; Funde: 2. Hälfte 14. Jh. 81 Fundament; OKH 50,49; UKH 49,93; ca. 3,50×ca. 0,80 m; Grauwacke; im Süden in Lehmverband, im Norden vermörtelt;Baugrube vorhanden; unter Mauer 9; auf Brandhorizont 109 gesetzt bzw. in diesen leicht eingetieft; schneidet 110, geschnitten von 71. 92 Fundament; OKH 50,82; UKH 49,83; ca. 5,00×0,70 m; Grauwacke, vermörtelt. 93 Fundament; OKH 50,88; ca. 3,00×ca. 2,00m; röm. Ziegelund wenige Grauwacken; z.T. mit Mörtel und Lehm; unter Mauer 6. 95 Steinlage unter bzw. zu Ziegelmauer 70 (dazwischen Mörtellage zu 95; darüber schwaches Lehmband); OKH 50,56 (Mörtellage); UKH 50,05; 3,9×0,7 m; Grauwacke; verbaut sind auch ein Mahlsteinfragment aus Basaltlava sowie röm. Amphorenscherben; gestört durch Grube 71. 96 Mauer; OKH 50,60; UKH 49,77; 1,26×0,50 m; Grau wackeplatten; vermörtelt; wohl zu 179. 97 Schuttschicht; OKH 50,80; 1,65×0,77 m; Tuffe, Grauwacke, röm. Ziegel u. Mörtelbrocken; möglicherweise Schutt von Mauer 92. 98 Laufhorizont (?); OKH 50,41; 5,03×0,37 m; 2 cm starkes, dunkelgraues, sandig-lehmiges Band. 99 Laufhorizont; OKH 50,56; UKH ca. 50,55; 1,16×0,14 m; ca. 1 cm starkes sandig-lehmiges Band; von 71 durchstoßen; zieht gegen die unterste Lage von Mauer 70. 103 Grube; OKH 50,43; UKH 50.23; 0,50×0,60 m lange
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T hom as Höl tken Grube; dunkler, stark verschmutzter Sand; geschnitten von 71; schneidet 102. 105 Graben; OKH 50,93 (im Südteil); UKH 49,93; 5,00×0,68 m; feste, schwarzbraune Erde mit Schuttresten; in 109 eingetieft. 106 Ziegelpackung; 106, 127 und 129 gehören zusammen; OKH 50,29; UKH 50,11; 1,17×0,60 m; röm. Ziegel; zieht ursprüngl. über Graben 105. 107 Grube; OKH 50,50; UKH 49,12; 1,07×0,50 m; lockere,lehmig-humose Verfüllung; in 109 eingetieft; von Brandschutt 110 überdeckt; von Graben 105 gestört. 108 Grube; OKH 50,32; UKH 49,17; nahezu kreisrund; 0,92×0,84 m; verschmutzter, sandiger Lehm; in 109 ein getieft. 109 Brandhorizont; OKH 50,29; UKH 49,97; 3,11×1,64 m; nach Osten abfallend; liegt unmittelbar auf dem gewach senen Lehm auf; geschnitten von 81 und 105. 110 Brandschutt; OKH 50,47; UKH ca. 50,20; 6,60×3,04 m; rotbraunes, lehmiges Erdmaterial, fest verdichtet, röm. Ziegelbruch, Holzkohle, verziegeltem Lehm mit Abdrücken von Geflecht; darunter angeziegelter Lehmhorizont 142; gestört durch Baugrube zu 81. 120 Ziegelfundament (?); OKH 50,45; UKH 50,20; 0,80×0,62 m; Konglomerat aus röm. Ziegelfragmenten in Kies; darunter ein Lehmziegel; in umliegenden Brandschutt eingetieft; gehört wahrsch. zu 121. 121 Ziegelfundament (?); Grube; OKH 50,65; UKH 50,36; 0,68×0,64 m; Konglomerat aus röm. Ziegelfragmenten in Kies; in den umliegenden Brandschutt abgetieft; gehört wahrsch. zu 120. 123 Ziegelpackung; OKH 50,43; UKH 49,97; 0,85×0,40 m; röm. Ziegelbruchstücke in Lehmverband in einer Grube. 125 mod. Störung. 126 Vertiefung; OKH 50,47; 4,02×0,69 m; über 110; Ausbruchsgraben oder Negativ eines heruntergefallenen Deckenbalkens oder einer umgestürzten Wand. 127 Lehmversturz; 106, 127 und 129 gehören zusammen, OKH 50,44; UKH 50,13; 3,25×0,47 m; große Mengen unbemalter röm. Wandputz, etwas bemalter Wandputz; mögl. Reste einer Lehmwand auf 106/129. 129 Ziegellage; 106, 127 und 129 gehören zusammen; OKH 50,30; UKH 50,11; 1,80×0,53 m; röm. Ziegelbruchstücke; unter 127; jünger als 130. 130 Brandschuttstreifen; OKH 50,38; UKH 50,15; 3,28×0,89 m; durch 71 geschnitten; zieht unter 129; stört 109. 131 Fundament; OKH 50,15; UKH 50,01; 0,85×0,73 m; Grauwacke; Bindemittel: Kies/Mörtel; über Brandschutt 109; darunter Pfosten 140. 140 Pfostengrube zu Pfosten 141; OKH 50,12; UKH ca. 49; 0,88×0,80 m; Verfüllung aus verschmutztem Lehm; schneidet 109. 142 verbrannter Stampflehmboden; OKH 50,18; UKH 50,11; 6,17×3,99 m; unter 124; über 160. 151 Brandschutt; OKH 50,55; liegt auf 153; wohl identisch mit 110. 153 verbrannter Stampflehmboden; OKH 50,65; UKH 49,90; 2,75×1,10 m; unter 151; eingetiefte Pfosten 180 u. 181. 158 Pfosten; OKH 50,21; UKH ca. 50,00; 0,20×0,18 m; graubraune Verfüllung; unter 109. 159 Pfosten; OKH 50,28; UKH 50,05; Dm 0,11 m; grauschwarze, lehmige, humose Verfüllung; unter 109.
160 Lehmhorizont; OKH 50,11-50,15; 5,65×4,00 m; Reste von Brandspuren (aus darüberliegenden Schichten durch geglüht ?); unter 142. 161 Pfosten; OKH 50,30; Dm 0,33 m; in Lehm-/Brand horizont 160 eingetieft. 162 Balkenabdruck; OKH 50,10; 1,60×0,30 m; zu 164; in Lehmhorizont 160 eingetieft; Verziegelungsspuren. 164 Balkenabdruck; OKH 50,11; 0,86×0,20 m; gegen 96; 0,85×0,20 m; zu 162. 165 Pfosten; OKH 50,13; UKH ca. 50,00; 0,17×0,13 m; in Lehm-/Brandhorizont 160 eingetieft. 173 Pfosten; OKH 49,81; UKH 49,11; Dm 0,38 m; unter Mauer 81. 176 Grube zu Pfosten 165; OKH 50,13; UKH 49,90; Dm 0,35 m; verfüllt mit verschmutztem Lehm. 178 Pfosten; OKH 49,54; UKH ca. 49,00; Dm 0,17 m; unter 73. 179 Mauerversturz; OKH 49,43; UKH 48,81; 2,38×1,15 m; Grauwackeplatten; in Grube 71; wohl Versturz von 96. 184 Grube; OKH 48,12; UKH 46,30; ca. 2,6×2,3 m; steile Wandung; Verfüllung aus dunkelbrauner bis schwarzer, tonigerErde mit lehmig-sandigen Bändern mit Bauschutt; geschnitten von 71.
1 Scherbe; Ware: BAD; Form: R08a; Taf. 5,15. 1 Scherbe; Ware: MWD; Form: Standboden; Taf. 5,16. 1 Scherbe; Ware: MWD; Form: Standboden; Taf. 5,17. 1 Scherbe; Ware: MWB; beige/helltonig; Mayen; Knickwandtopf; auf der Schulter Einzelstempel; geglättet; Taf. 5,18. 1 Scherbe; Ware: MWB; gelbtonig; Mayen; Knickwandtopf; auf der Schulter Einzelstempel; geglättet; Taf. 5,19. 2 Scherben; Ware: MWD; Wellenlinienritzdekor; Taf. 5,20. 1 Scherbe; Ware: WALB/MWDG; rotorange Irdenware; mehrere Einzelzeilen Rollstempelverzierung auf der Schulter; Taf. 5,21. 1 Scherbe; Ware: BAD/WALB; doppelzeilige Rollstempelverzierung auf der Schulter; Taf. 5,22. 2 Scherben; Ware: MAY; Flasche ?; horizontale Rillen; Taf. 5,23. 1 Scherbe; Ware: BAD/PING; Form: flacher Standboden; sehr fragmentarisch; Bemalungsreste; wahrscheinlich aus jüngerem Kontext verlagert; Taf. 5,24. 2 Scherben; Ware: grob gemagerte Ware; Tiegel (?); auf der Außenseite Glasurschlusen; innen keine Rückstände; 2 passende Scherben; Taf. 5,25. Literatur Aten u. a., Heumarkt: N. Aten/G. Frasheri/F. Kempken/ M. Merse, Ausgrabungen auf dem Heumarkt in Köln. Zweiter Bericht zu den Untersuchungen von Mai 1997 bis April 1998. Mit Beiträgen von B. Schmidt/P. Grootes/K.H. Knörzer/B. Päffgen/G. Quarg. Kölner Jahrb. 31, 1998, 481–596. Back, Befunde: U. Back, Archäologische Befunde zum Alten Kölner Dom und seinen Vorgängerbauten. In: U. Back/Th. Höltken/D. Hochkirchen, Der Alte Dom zu Köln. Befunde und Funde zur vorgotischen Kathedrale. Studien zum Kölner Dom 12 (Köln 2012) 9–91. Berke, Tierknochen: H. Berke, Tierknochen aus frühmittel alterlichen Gruben am Cäcilienkloster in Köln. Unpubl. Manuskript (2003). Berthold u. a., Ausgrabungen: J. Berthold/D. Hupka/ F. Kempken/R. Nehren, Ausgrabungen im Rahmen des Baus der Nord-Süd-Stadtbahn Köln. Kurt-HackenbergPlatz und Domhof. Unpubl. Abschlussbericht (Köln 2011). Crinon/Chwartz, triens: P. Crinon/B. Chwartz, Un triens inédit de Coutances (Manche). Bulletin de la Société Française de Numismatique 50, 1995, 1088–1089. Diederich, Stift: T. Diederich, Stift – Kloster – Pfarrei. Zur Bedeutung der kirchlichen Gemeinschaften im Heiligen Köln. In: H. Kier/U. Krings (Hrsg.), Köln: Die Romanischen Kirchen. Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg. Stadtspuren 1 (Köln 1984) 17–78. Dietmar/Trier, Colonia: C. Dietmar/M. Trier, Colonia – Stadt der Franken. Köln vom 5. bis 10. Jahrhundert (Köln 2011). Dodt, Badeanlagen: M. Dodt, Römische Badeanlagen in Köln. Kölner Jahrb. 34, 2001, 267–331. Doppelfeld, Lehrgrabung: O. Doppelfeld, Lehrgrabung an der Cäcilienkirche. Kölner Domblatt 2, 1949, 208 f. Doppelfeld, Grabung: O. Doppelfeld, Grabung im Hofe des Bürgerhospitals. Bonner Jahrb. 146, 1941, 422–423.
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