Sprachkonzeption und Erkenntnistheorie im Übersetzungsdenken - Walter Benjamins - Mit Blick auf den Aufsatz \"Die Aufgabe des Übersetzers\"

July 16, 2017 | Author: Monica Pintucci | Category: Philosophy Of Language, Languages and Linguistics, Learning and Teaching, Meaning, Translation, Knowledge, Human nature, Knowledge, Human nature
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Durch das in Klammern hinzugefügte Adverb möchte ich eine dem Titel implizite Bedeutung hervorheben, und zwar die Distanz des Autors zur hier ausdrücklich kritisierten und als «tot» bezeichneten «traditionellen Theorie der Übersetzung».
Benjamin war nicht bloß Theoretiker, und hat dagegen sich selbst mit Baudelaire und Proust als Übersetzer beschäftigt hat.
Es ist tatsächlich schwierig, Benjamin kritisch einzuordnen": Zu den schon angeführten Etiketten" sollte man nämlich auch die von Übersetzer, Publizist, Dramatiker, 'Reiseberichter' und Aphoristiker hinzufügen.
Es ist eben die (schlechthin menschliche) Fähigkeit des Sprechens, die eine Reflexion über das Übersetzen rechtfertigt bzw. verlangt.
Im Übersetzer-Aufsatz ist die von Benjamin verwendete Sprache dicht , rätselhaft, schwierig, dunkel'.
S. Wellbery, David E. u.a., Eine Neue Geschichte der deutschen Literatur, S. 923.
S. Kleine Geschichte der Photographie (1931).
S. z.B. die Texte Gespräch mit Ernst Schoen (1929), Zweierlei Volkstümlichkeit (1931), Theater und Rundfunk (1932).
S. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936).
Benjamins Medientheorie ist von Schöttker als Medienästhetik" charakterisiert worden – und zwar als ein eigener Bereich der Ästhetik und Kunstwissenschaft.
Derrida, Jacques: »Des tours de Babel«. In: Ders.: Psyche. Inventions de l'autre. Paris: Gale 1998 [1987]. 203-236.
Im Einklang mit den Aussagen Benjamins – wie Drumbl hervorhebt -, schreibt Novalis: «Der lächerliche Irrtum ist nur zu bewundern, dass die Leute meinen, sie sprächen um der Dinge willen. Gerade das Eigentümliche der Sprache, dass sie sich bloß um sich selbst bekümmert, weiß keiner.» [Novalis, Schriften, Kohlhammer, Stuttgart 1965, II, 1. 672.]
Meine Hervorhebungen.
Zitiert wird nach: Walter Benjamin, »Die Aufgabe des Übersetzers«. In: Benjamin, Walter: Baudelaire Übertragungen - Kapitel 2. [Gutenberg Projekt-Spiegel Online: http://gutenberg.spiegel.de/buch/6569/2]
Der Leser hat keine Relevanz in der literarischen Übertragung", die sich eben bei Benjamin nicht als solche (= als Übertragung einer Mitteilung) charakterisiert.
Beyme: Auf dem Weg zum Meta-Symbolismus. Symbolistische Tradition bei Arendt und den Dichtern vom Prenzlauer Berg [s.
Literaturliste], S. 89.
Etwa im Sinne der idealistischen Werkauffassung geht Benjamin davon aus, «[d]ass eine Übersetzung niemals, so
gut sie auch sei, etwas für das Original zu bedeuten vermag».
Denn «Eine andere als zeitliche und vorläufige Lösung dieser Fremdheit, eine augenblickliche und endgültige, bleibt den Menschen versagt oder ist jedenfalls unmittelbar nicht anzustreben»: Deshalb ist jede Übersetzung nur ein Provisorium Mittelbar aber ist es das Wachstum der Religionen, welches in den Sprachen den verhüllten Samen einer höheren reift." Obwohl man häufig von dem Messianismus" Benjamins spricht, scheint er uns hier keine Theologie zu treiben: Wichtig ist bei ihm das Verhältnis von Sprache und Erkenntnis.

Vgl. das Konzept von "Sprachbewegung" bei Friedmar Apel [s. Literaturverzeichnis].
Im 2003 erschienenen Buch Mother Tongues stellt die Autorin eine unerwartete (und vielsagende) Relation zwischen Charles Baudelaire, Walter Benjamin und Sylvia Plath fest, und knüpft dabei an ihre frühe Studie über die Defigurationen lyrischer Sprache an. Hier ist auch eine vertiefende Auseinandersetzung mit Benjamins Übersetzer-Aufsatz zu finden.
Dieses Konzept hatte schon ihre Défigurations du language poétique (1979) geleitet, wo sie gezeigt hatte, dass die Prosagedichte Baudelaires als eine wiederholende - und in dieser Wiederholung die Einheit des lyrischen Ichs entstellende - Relektüre der Fleurs du mal angesehen werden sollen.
Mallarmé erkennt, dass Dichtung Entstellung der Sprache" heißt: "de plusieurs vocables refait un mot total, neuf, étranger à la langue".




Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Fachbereich: Germanistische Literaturwissenschaft
Übung: Walter Benjamins Medientheorie
Dozentin: Dr. Elke Dubbels
Grundkurs: Mediendifferenz im historischen Prozess" (Mastermodul D9, 15 LP)
Seminararbeit - Sommersemester 2012






Sprachkonzeption und Erkenntnistheorie
im Übersetzungsdenken Walter Benjamins
mit Blick auf den Aufsatz Die Aufgabe des Übersetzers











Verfasserin: Monica Pintucci (Programmstudentin)
Studiengang: M.A. Deutsch-Ital.-Studien 



Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung: Problemstellung und Zielsetzung S. 3
Schwerpunkte und Gliederung der Arbeit S. 4
Werkbiographischer Zusammenhang S. 4
Vertretene Thesen zum Konzept des Übersetzens: Kritische Erläuterung des Argumentationsgangs S. 9
Sprachverwandtschaft S. 11
Die Metapher des gebrochenen Gefäßes S. 13
4.3 Mauer oder Arkade? Natur und Vermögen der Übersetzung S. 14
4.4 Der Sinn und die Tangente S. 14

Schlussbemerkungen S. 15

Literaturverzeichnis S. 19

Vorwort
Die vorliegende Arbeit ist als schriftliche Ausarbeitung zur Übung Walter Benjamins Medientheorie entstanden, die im Sommersemester 2012 von Dr. Elke Dubbels an der Universität Bonn (Institut für Germanistik) gehalten wurde. Als Studienarbeit konzipiert und geleistet, beinhaltet auch die hier vorgestellte Endfassung des Textes einigen Hintergrund im Hinblick auf die Bandbreite der im Seminar behandelten Themen und versucht dabei, zu den bedeutendsten inhaltlichen Schwer- und Bezugspunkten anzuknüpfen
Ausschlaggebend für die Produktion meines Beitrags war zweifellos das Interesse der Dozentin für Benjamins Übersetzungsdenken als spezifische Seite der medientheoretischen Reflexion des Philosophen, wie es im berühmten Aufsatz «Die Aufgabe des Übersetzers» zum Ausdruck gebracht wird. Für Ihre Bereitschaft, mein Vorwissen und meine Erwartungen als Übersetzerin (beruflich) zu berücksichtigen und für Ihre Angaben zu den Anforderungen der Arbeit, zur Gestaltung der Struktur und der Schilderung einer Verfahrensweise für den wissenschaftlichen Umgang mit Benjamins Überlegungen zur Sprache und zur Übersetzung. Natürlich danke Ich Ihnen ebenso für Ihre wirklich positive Bewertung meiner Arbeit, und hoffe, dass diese leicht revidierte Fassung Sie nicht enttäuschen wird.

Einleitung: Problemstellung und Zielsetzung
Diese kurze einleitende Skizze setzt sich zum Ziel, durch einen allgemeinen Überblick in die sprachphilosophische Reflexion Benjamins über die Natur der Übersetzung bzw. in sein Übersetzungsdenken einzuführen. Ziel ist es dabei herauszuarbeiten, inwiefern Benjamins Überlegungen zur Sprache, zur Übersetzung und zum (menschlichen) Erkenntnisvermögen beim Argumentieren ineinander greifen.
Ausgangspunkt und Fokus der vorgeschlagenen sprach- und literaturwissenschaftlichen Analyse liegen im oben genannten Aufsatz aus den 20er Jahren, der die Kernthesen des Autors in Bezug auf Theorie und Praxis des Übersetzens in einer argumentierenden Konzeption zur Entfaltung kommen lässt und ausführlich darlegt. Diese Arbeit ergibt sich infolgedessen als eine kritisch kommentierte Beobachtung der Argumentation Benjamins und beschäftigt sich dementsprechend tiefgehend mit dem Konzept von Übersetzung und der Rolle, die Benjamin dem Übersetzer zuschreibt, wie die im betreffenden Essay enthaltenen Argumenten hervor heben.
Die vorgeschlagene sprach- und literaturwissenschaftliche Analyse ausführlich darlegt, untersucht und interpretiert Benjamins Kernthesen und Reflexionen zum Konzept >Übersetzung


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