„Spanische Vizekönigreiche in Amerika“ bzw. Mexiko, in der Frühen Neuzeit
Woehrlé, Christophe chez Christelle BIRY 15, rue du Rempart Est F- 67390 MARCKOLSHEIM (Dez.2012)
Monarchien im Vergleich: England - Frankreich – Spanien Dozent : Dr Dorothea Nolde Student : Christophe Woehrle – Histraba Student Datum : Dezember 2012
INHALTVERZEICHNIS „Vizekönigreiche in Amerika“ bzw. Mexiko in der frühen Neuzeit I.
Einleitung
II.
Die Entstehung des Königreichs Neuspanien und der Ämter der Vizekönige 1. Spanische Eroberung (1519-1521) 2. Mendoza (1535-1550) 3. Vizekönigreich Neuspanien u. die Vizekönige (1550-1803) Die Macht des Vizekönig Auswirkungen der Vorgänge in Europa, auf Neuspanien 1. Die Inquisition a. Die Grundlagen in Europa und die Nachwirkungen auf die Neue Welt. b. Die Spaltung Spaniens/Portugals und die Folgen c. Die Betroffenen und das Ende der Verfolgung 2. Der Erbfolgekrieg 3. Die Unabhängigkeitswelle
S.9 S.9 S.10 S.11 S.12
IV.
Wirtschafts-, Justiz- und Militärverwaltung in Neu-Spanien 1. Wirtschaftsverwaltung a. Die Karibik b. Neuspanien, Knotenpunkt des Welthandels c. Die Plaza Mayor de Mexico, Ort des Welthandels 2. Justizverwaltung in Neuspanien a. Die Audiencias b. Die Corregidores c. Die Alcades Mayores d. Der Consejo de Indias 3. Militärverwaltung
Vizekönigreich und Kirche Bergbaugesellschaften Schlussbetrachtung Quellen und Literaturverzeichnis Anhang
S.18 S.19 S.20 S.23 S.26
III.
S.2
S.4 S.4 S.6 S.7 S.8 S.9 S.9
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I. Einleitung Nachdem Christoph Kolumbus versucht hatte, den König von Portugal zu überzeugen, sein Projekt Indien vom Westen her zu erreichen, zu unterstützen, wandte er sich an die katholischen Könige Spaniens und fand dort seine Unterstützung. Im Oktober 1492 erreichte er die Inselgruppe der Bahamas und gründete dort die erste Kolonie des spanischen Königreichs in der Neuen Welt. Kolumbus wurde hierauf zum Gouverneur und Vizekönig mit Privilegien ernannt. Zwischen 1519 und 1521 eroberte Hernãn Cortés das Mexiko der Azteken, während Pizarro zwischen 1532 und 1534 im Peru der Inkas eindrang. Wegen der schnellen Ausdehnung der Neuen Welt bemerkten die Könige Spaniens schnell, dass sie die neuen Gebiete unterteilen müssen, um diese besser verwalten zu können. So bildeten sie Vizekönigreiche und ernannten Vizekönige, die sich zu jenem Zeitpunkt noch nicht vom Gouverneur unterschieden. Das erste war Nueva España, dessen Territorium sich über das gesamte heutige Mexiko, beinahe ganz Mittelamerika (von Mexiko über die südliche Grenze von Costa Ricas), mehrere Staaten der USA (Kalifornien, Arizona, Neues Mexiko, Texas) sowie über die Philippinen ausdehnte. Der Name Nueva España wurde von Cortés ausgewählt, als er dem König von Spanien schrieb: „Dieser Name ist mir leicht eingefallen, Neues Spanien des Ozeanes. So habe ich dieses Land genannt und hoffe dass Eure Majestät es genehmigen werde.“1 Man kann allerdings mit der Gründung Nueva Españas noch nicht von einem Vizekönigreich sprechen, ebenso wie die neuen Machthaber vor der Ernennung des Vizekönigs vielmehr als spanische Repräsentanten betrachtet werden müsse. Ab dem 13. August 1521 mit der Ernennung Cortés zum Hauptvertreter der spanischen Krone in Neuspanien, folgten 17 Gouverneure binnen 14 Jahren. Erst ab Karl V. wurden Vizekönige eingesetzt, die ihre Macht über einen längeren Zeitraum ausüben konnten. Der erste Vizekönig war Don Antonio de Mendoza (1495-1552), der über 15 Jahre über das Territorium der Nueva España herrschte.2 Die Ernennung der Vizekönige erlaubte eine gewisse Unabhängigkeit von Spanien, welche aber, wegen einer Sonderregelung bezüglich der Ämter, nicht zur Geltung kam. Trotzdem wurden die Königreiche stets von der Zentralmacht geführt und die Gegebenheiten in Spanien selbst hatten immer eine Auswirkung auf die Territorien der Neuen Welt. Am Beispiel der eigenen Verwaltung orientiert, musste sich die spanische Krone nun auch in den neuen Gebieten eine entsprechende Organisation aufbauen. Dies geschah jedoch ohne jegliche Rücksichtnahme auf die individuellen Gegebenheiten des weit entfernt liegenden Landes.
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DUVERGER, Christian – Cortés – Fayard – Paris, 2010 – S.210. AITON, Arthur Scott - Antonio de Mendoza. First Viceroy of New Spain - Duke University Press Durham, 1927.
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An dieser Stelle kann man sich folgende Frage stellen: „Inwiefern kann der Vizekönig als ein Fortsatz der spanischen Krone in der Neuen Welt angesehen werden und inwieweit erlaubte er sich, eine unabhängige Macht auszuüben?“ Wenn man von "spanisches Amerika" spricht, greift man auf einen modernen Begriff zurück, der die Gebiete der kastilischen Krone in der Neuen Welt zu umfasst. Die Spanier selbst gaben diesen Territorien sehr lange den offiziellen Namen "Indien, Inseln und Festland der Ozeanischen See", (Indias, islas y tierra firme del mar Oceano), oder vereinfacht „Ostindien“ oder kurz: „Indien“. Es handelt sich hier nicht nur um die Form des Wortes, da Indien keine einzelne spanische Kolonie darstellt, sondern eine Menge von "neuen Königreichen" die im Prinzip mit den Königreichen der iberischen Halbinsel vergleichbar sind. Die nationalistische und volkstümliche Auffassung der Geschichte Mexikos knüpft eine Linie zwischen dem aztekischen Reich und der errungenen Unabhängigkeit, als ob es sich bei dem Zeitraum zwischen Eroberung (1519) und Unabhängigkeit (1821) des Landes nur um eine Nebensächlichkeit für die Bildung der mexikanischen Nation handle. Weiter Begriffe werden gegenwärtig von der Forschung debattiert, wie zum Beispiel: Indios, Mestizos, Iberisch, Mulatos in Spanisch- Amerika. Die amerikanische Geschichtswissenschaft interessiert sich seit den letzten Jahrzehnten besonders für die Geschichte der ehemaligen Kolonien und wirft neue Fragen auf diesem Gebiet auf. Zur Beantwortung der in dieser Arbeit gesetzten Fragestellung, wurde sich schwerpunktmäßig auf folgenden drei Werken gestützt: PEREZ, Joseph - Histoire de l'Espagne – Librairie Arthème Fayard, 1996. RUHL, Klaus-Jörg - IBARRA GARCIA, Laura - Kleine Geschichte Mexikos von der Frühzeit bis zur Gegenwart, 2. aktualisierte Auflage - Beck, München, 2007. HASSIG, Ross - Mexico and the Spanish Conquest - Longman - London, 1994. Zuerst soll die Eroberung der Territorien in der Neuen Welt durch die Spanier genauer beleuchtet werden, um die Einführung der Ämter Gouverneur und Vizekönig präziser erläutern zu können. Im Anschluss soll untersucht werden, wie die Ereignisse, die sich in Europa anspielten, in den Gebieten der neuen Welt empfunden wurden und wie sie sich dort auswirkten. Ferner soll auf die interne Organisation des Königsreichs Neuspanien näher eingegangen werden, um verstehen zu können, wie die spanische Krone mit Hilfe der Verwaltung ihre Macht in den Bereichen Wirtschaft, Justiz und Militär ausübte. Da auch die Kirche in Neuspanien eine wichtige Rolle spielte, soll anschließend die Beziehung zwischen Vizekönigen und geistliche Oberhäuptern untersucht werden. Zuletzt sollen die Bodenschätze Neuspaniens betrachtet werden, da sie eine sehr wichtige Rolle für Spanien spielten.
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II. Die Entstehung des Königreichs Neuspanien und der Ämter der Vizekönige 1. Spanische Eroberung (1519-1521) Der Gouverneur von Cuba, Vellazquez, beauftragte Cortés mit einer Spedition trotz seines Misstrauens. Als Cortés an der Rio Grijalva Mündung landete, wurde er von den Maya angegriffen. Als Ergebnis der Auseinandersetzungen bekam Cortés zwanzig Frauen als Geschenk zugesprochen, unter anderen „Malinche“, seine spätere Dolmetscherin und Geliebte.3 Die erste Begegnung mit den Azteken machte Cortés in San Juan de Ulua, dem heutigen Staat Veracruz. Dort wohnte ein Volk, die Totonaken. Die Einheimischen waren von den Spaniern beeindruckt und schenken ihnen Gold und Silber, dass für sie einen geringer Wert als Jade hatte. Dies weckte zum ersten Mal die Goldgier der Spanier. Cortés wurde ferner aufmerksam auf die Unstimmigkeiten zwischen Totonaken und Azteken, welche erstere unterdrückten. Als er erwähnte, dass er Kaiser Moctezuma treffen will, fürchteten die Totonaken schwere Vergeltung, weshalb sie sich als Untertanen des Spanischen König erklärten und baten Cortés eine große Logistik, durch die zu Verfügung gestellten Trägern, an.4 Cortés musste sich nicht nur von den Azteken fürchten, sondern auch vor seinen eigenen Truppen, indenen Velazquez Männer immer mehr Widerstand leisteten, mit der Überzeugung, Cortés überschreitet Velazquez‘ Vorschriften. Zu dieser Zeit gründeten Cortés und seine Anhänger die Stadt Villa Rica de Vera Cruz und dank eines juristischen Geniestreich konnte Cortés sich erfolgreich von Velazquez trennen und seine Gegner streng bestrafen.5 Cortés traf folgende Entscheidung:" Da ich befürchte, während die Schiffe am Anker liegen, dass meine Gegner sich weigern und mich alleine lassen, [...] lasse ich mir die Idee einfallen, dass die Schiffe nicht mehr in Ordnung seien, lies ich sie an der Küste werfen."6 Auf dem Weg zum Aztekenkaiser stießen Cortés und seine Männer auf die Tlaxkateken, welche starken Widerstand leisteten, obwohl sie selbst Gegner der Azteken waren. "Als sie den Kampf begannen, was für ein Steinhagel, und die Pfeile! [...] Der Feind lässt uns keine Ruhe! Und was für eine Tapferkeit im Kampf von Mann zu Mann".7 Die technische Oberhand der Spanier reichte aus, um die Tlaxkateken zu unterwerfen, und schließlich erklärten sich auch diese zu Vasallen der spanischen Krone. Am 8. November traf Cortés auf Kaiser Moctezuna. Obwohl dieser alles in die Wege leitete, um dies zu verhindern, traf er im Axayacatl Tempel eine entscheidende Aussage, welche von Bernal Diaz del Castillo überliefert wurde: 3
GRUNBERG, Bernard - Histoire de la conquête du Mexique - L'Harmattan - Paris, 1995 - S.35. THOMAS, Hugh - The Conquest of Mexico - Pimlico - Londres, 1993 - S.207. 5 BUSSIERRE, Marie Théodore - L'Empire Mexicain: histoire des Toltèques, des Chichimèques, des Aztèques et de la conquête espagnole - Plon - Paris, 1863 - S. 225. 6 CORTES, Hernãn (Übersetzung von Désiré Charnay) - La conquête du Mexique - La Découverte Paris, 1996 - S.75. 7 DIAZ DEL CASTILLO, Bernal (Übersetzung Denis Jourdanet) - La Conquête du Mexique - Actes Sud - Arles, 1996 - S.205. 4
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"[...]sicherlich waren wir diejenigen, die seine Vorfahren prophezeit hatten, nämlich jene Menschen die vom Osten kommen sollten, um über die Region zu herrschen, und dass es auch keinen Zweifel daran gibt, dass wir diese Menschen waren [...]"8 Cortés wollte, dass sich die Azteken vollständig unterwerfen und dafür griff er auf Terror zurück. Nachdem die Azteken eine Garnison an der Küste getötet hatten, ließ er den Kaiser einsperren und die Verantwortlichen wurden öffentlich bei lebendigem Leib verbrannt. Im Jahr 1520 verlangte er, dass Moctezuma alle Würdenträger sammeln und sich vor Ihnen als Vasall des spanischen Königs erklären solle. Alle Adeligen taten es ihm gleich.9 Cortés glaubte zu jener Zeit, sein Ziel bereits erreicht zu haben: das aztekische Reich mit Hilfe Moctezumas kontrollieren zu können. Am 24. Juni 1520 wurden Cortés und seine Truppen im Tempel eingemauert, da die Azteken sich gegen die Unterdrücker erhoben, nachdem zahlreiche hochrangige Oberhäupter von den Spaniern am Toxatl-Fest getötet wurden, als ein Leutnant von Cortés vermutete sie wollten eine Verschwörung anzetteln.10 Cortés versuchte zu handeln, aber die Azteken antworteten, dass "sie alle entschlossen sind zu sterben, um mit den Spaniern fertig zu werden. Schau, sagten sie, die Straßen, die Plätz und die Häuser sind von Menschen überfüllt: wir haben gezählt, dass wenn wir 25.000 von uns gegen einen Spanier verlieren, würden wir dennoch siegen, ihr seid so wenige gegen uns!"11 In der Nacht flüchteten die Spanier, aber schnell wurden sie aufgefunden und an der Noche Triste kamen viele um, nur sehr wenige konnten sich retten. Indem die verbündeten Tlaxakalteken ihn unterstützten, konnte Cortés wieder zu Kräften kommen und belagerte Tenochtitlan während 75 Tagen. Durch eine Pockenepidemie, von der die Spanier verschont blieben, und weil er die Stadt verhungern ließ gelang es Cortés, die Siedlung Stück für Stück zu besiegen. "Die Menge der verstorbenen Indianerkrieger ist unkalkulierbar [...]".12 Die Spanier zählten nur hundert Tote.13 Cortés errichtete die Stadt Mexiko neu mit der Plaza Mayor, dem Münster San Francisco, dem Franziskanerkloster und dem Gouverneurspalast und 13 neuen Kirchen. Eine Festung mit 70 Kanonen sollte die Stadt verteidigen. Cortés wurde von seinen Gegner, unter anderen Diego Velasquez, Panfilo de Narvaez und Juan Rodriguez de Fonseca, angezeigt, da er Velasquez‘ Flotte versenkte, die Macht des Gouverneurs von Cuba usurpierte, und da er Unsummen bei der Wiedererrichtung Mexikos verschleuderte. Karl V. hingegen erklärte ihn für völlig unschuldig und er wurde am 15 Oktober 1522 zum Gouverneur und Oberrichter Nueva Españas ernannt.14
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DIAZ DEL CASTILLO, Bernal (Übersetzung Denis Jourdanet) - La Conquête du Mexique - Actes Sud - Arles, 1996 - S.314. 9 EWAN, Colin Mc / LÒPEZ LUJÀN, Leonardo - Moctezuma : Aztec ruler - British Museum Press London, 2009 - S.229. 10 HASSIG, Ross - Mexico and the Spanish Conquest - Longman - London, 1994 - S.92. 11 CORTES, Hernãn (Übersetzung von Désiré Charnay) - La conquête du Mexique - La Découverte Paris, 1996 - S.158. 12 DIAZ DEL CASTILLO, Bernal (Übersetzung Denis Jourdanet) - La Conquête du Mexique - Actes Sud - Arles, 1996 - S.745. 13 THOMAS, Hugh - The Conquest of Mexico - Pimlico - Londres, 1993 - S.528. 14 DUVERGER, Christian – Cortés – Fayard – Paris, 2010 – S.28.
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2) Mendoza (1535-1550). Juan de Zumàrraga, Bischof von Mexiko hatte dem Kaiser angekündigt, dass es nötig wäre, einen Vizekönig zu ernennen, der über genügend Prestige und Autorität verfügen sollte, um die Anarchie in Mexiko zu bekämpfen. Vor Ankunft dieses Vizekönigs wurde die Ordnung durch den vom Bischof von Santo Domingo eingesetzten D. Sebastiàn Ramirez de Fuenleal wiederhergestellt. In diesem neuen Gebiet, erst seit kurzer Zeit besetzt, war noch alles zu erreichen. Vom Vizekönig wurde verlangt, dass er die Erforschung des Territorium und der Nachbarmeere fortsetzen solle. Er sollte dadurch auch die Organisation der kolonialen Verwaltung und die ökonomische Bewirtschaftung weiter vorantreiben. Außerdem hatte er den materiellen und moralischen Schutz der Einheimischen zu berücksichtigen. Daneben hatte er noch weitere komplexe Probleme zu meistern, z.B. das Grundrecht, die Steuer, die Münzprägung.15 Im 16. Jahrhundert wurden dann in den Gebieten, die „wegen ihrer Bevölkerungsstruktur, der naturgeographischen Ausstattung und der wirtschaftlichen Nutzung für Spanien am wichtigsten waren“16 zwei Vizekönigreiche gegründet: 1535 wurde mit der Ankunft des Vizekönigs Antonio de Mendoza das Vizekönigreich Neuspanien (spanisch: Virreynato de la Nueva España) mit der Hauptstadt des heutigen Mexiko-Stadt etabliert. Das Gebiet reichte vom Norden Mexikos bis ins heutige Venezuela. Diesem folgte Luis de Velasco (1550-1564) nach. Die Vizekönige (virreyes) waren auf unbestimmte Zeit genannt. Ihr Mandat, theoretisch für einige Jahren gedacht, sollte mit dem Tode des Vizekönig zu Ende gehen oder auf eigenen Wunsch des Souveräns. Sie hatten jegliche politischen Kompetenzen des Königtums inne. Sie wurden vom Hof, einer Eskorte und von einer Leibgarde begleitet. Häufig wurden sie aber vom spanischen König für drei Jahren gewählt, aber ihr Amt wurde auf fünf, sieben oder sogar zehn Jahren verlängert, je nachdem, ob man mit ihrem Verhalten mehr oder weniger zufrieden war.17 Mendoza stammte aus einer Familie von Offizieren und Staatsdienern. Er hatte für die Krone als Botschafter in Ungarn engagiert gedient.18 Als er in Neuspanien ankam, fand er eine frisch eroberte Kolonie mit Widerstand seitens der Indianer und Rivalitäten unter den Siedlern vor. Mendoza gelang es dort, innerhalb seiner 15-jährigen Amtszeit eine stabile Verwaltungsordnung aufzubauen.19 Mendoza trieb die Missionierung der unterworfenen Bevölkerung voran und finanzierte mehrere Expeditionen in den Norden des Kontinents. Er gründete die erste Universität des Landes, wo auch die erste Druckerei Mexikos installiert wurde. Er galt als gemäßigt und gerecht. 1550 15
ROBERT, Richard - Bulletin Hispanique, Band 31, Nummer 31-3 - Bordeaux, 1929 - S.279. KÖNIG, Hans-Joachim - Verwaltung der Kolonialreiche - In: Jaeger (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit, (Bd. 6) – 2007 - S. 930 17 MONSEGUR, Jean de - Mémoires du Mexique: le manuscrit de Jean de Monségur (1709) Chandeigne, Paris, 2002 - S.90. 18 REDONDO, Augustin - Autour des parentés en Espagne aux XVIe et XVIIe siècle - La Sorbonne, 1987 - S.33 19 EDELMAYER, Friedrich - Hispanoamerika im 16. Jahrhundert - In: Edelmayer/Grandner/Hausberger (Hrsg) - Die neue Welt. Süd- und Nordamerika in ihrer kolonialen Epoche. Berlin, 2001 - S. 67. 16
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nahm Mendoza den Auftrag an, Vizekönig in Peru zu werden, wo er im Jahre 2552 starb.20 (3) Vizekönigreich Neuspanien und die Vizekönige (1550-1803) Neuspanien wurde von der Hauptstadt Mexico durch einen vom spanischen König ernannten Vizekönig verwaltet. Das Gebiet war ursprünglich in vier Audiencias unterteilt, nämlich Mexico, Guadalajara, Guatemala und Santo Domingo. Ab 1583 kam Manila noch hinzu. Jede Audiencia wurde von einem Gouverneur verwaltet und erhielt einen Gerichtshof. Der Gouverneur hatte mit dem Titel Generalhauptmann die Militärgewallt inne und es standen ihm so Truppen zur Verfügung, in denen Einheimische und auch Fremde engagiert waren. Die katholische Kirche spielte eine Hauptrolle in der Betreuung der Einheimischen.21 Die Regierung der Vizekönige dauerte meistens nicht lange, manchmal nur wenige Monate oder Jahre. Nur fünf von Ihnen herrschten länger als zehn Jahre: Antonio de Mendoza von 1535-1550, Luis de Velasco von 1150-1564, Martin Enriquez de Almanza von 1568-1580, Rodrigo Pacheco y Osorio von 1624 bis 1635 und Juan de Acuña von 1722-1734. Die bedeutendsten Vizekönige waren laut Bennassar, Antonio de Mendoza, Luis de Velasco, Antonio María de Bucareli y Ursúa et Juan Vicente de Güemes Padilla Horcasitas y Aguayo.22 Die Gesellschaft Neuspaniens war in Kasten, also sozialen Gruppen eingeteilt, die gleichzeitig dem wirtschaftlichen Status und den ethnischen Gruppen entsprachen.23 Die Spanier die in Spanien geboren waren, also die Peninsularischen, die man Hidalgos nannte und die zu dem Kleinadel Spaniens zählten. Dies war zwar nur eine Minderheit, die aber die Macht und die hohen Ämter konzentrierte.24 Die Kreolen bildeten die gebildete und ökonomisch aktivste Gruppe, ein zwanzigstel von ihnen war reich (manche sogar adelig) aber die meisten waren landwirtschaftliche Betriebsleiter, Händler, Unternehmer, Beamten, Kleriker oder Berufssoldaten. Trotzdem kamen sie nicht zu hohen Ämter, da diese nur für Spanier vorgesehen waren, deshalb erhielten sie keinen Einfluss in der Politik.25
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GARCIA PURON, Manuel - México y sus gobernantes, Band 1 - Joaquín Porrua - Mexico City, 1984 - S.94. 21 GUTIERREZ, Harim B - Historia de México : El proceso de gestación de un pueblo - Pearson Educación - Madrid, 1997 - S. 299. 22 BENNASSAR, Bartolomé - La América Española y la América Portuguesa: Siglos XVI-XVIII Ediciones Akal - Madrid, 1987 - S.96. 23 KATZEW, Ilona - Casta Painting: Images of Race in Eighteenth-Century Mexico, Racial Ideology and the Sistema de Castas - Yale University Press - New Haven, 2005 - S.39. 24 ESCALANTE, Pablo - Nueva Historia Mínima de México - El Colegio de México - México, 2005 - S. 139. 25 ESCALANTE, Pablo - Nueva Historia Mínima de México - El Colegio de México - México, 2005 - S. 139.
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Die Einheimischen Indianer, die Indigenas, die damals Indios genannt wurden, machten etwa die Hälfte der Bevölkerung aus.26 Die andere Hälfte der Bevölkerung war von Mestizen gebildet, den Castas. Diese wurden nochmals in verschiede Kasten unterteilt: Mestizos von spanischem Vater und indianischer Mutter - Castizos oder Mulatros von spanischem Vater und schwarzer Mutter. Es gab noch mehrere wie z.B. Moriscos, Chinos, Lobos, Gibaros, Albarazados, Cambujos, Zambaigos, Calpamulatos, Salta atràs, Tente en el aire, no te entiendo. All diese wurden nur von den höheren Schichten als Mischlinge betrachtet, um diese ethnisch vielfältige Gesellschaft besser zu verstehen und ihren Rang in ihrem Selbstinteresse zu schützen.27 Die Macht des Vizekönigs Der Vizekönig, vom König von Spanien gewählt, übt gerichtliche, wirtschaftliche, militärische, und administrative Mächte aus, um die Ordnung und die Verteidigung Neuspaniens garantieren. In der Theorie mit weitreichenden Vollmächten ausgestattet wurde er von Madrid streng überwacht und durch die örtlichen Mächte seiner Bürger ebenso beschränkt. Als Beamter ist er von derjenigen Macht abhängig, die ihn ernennt. Der Vizekönig blieb immer ein Ausländer in der Provinz, die er regierte und wurde häufig versetzt, wodurch vermieden wurde, dass er dort Fuß fassen kann und die örtlichen Interessen gegen diejenigen der Krone aufzubringen. Durch die örtlichen Versammlungen überwacht, wie die Audiencia, wurde er außerdem durch den Besuch eines königlichen Agenten inspiziert, und bevor er sein Amt verlassen konnte, musste er eine gründliche Untersuchung seiner Verwaltung abwarten und an Ort und Stelle bleiben bis die Ergebnisse feststanden. Ohnehin war sein Gebiet derartig groß, dass er sich auf weitere Gouverneure, die Corregidores, bis Ende des 18. Jahrhunderts. stützen müsste, danach auf Verwalter. Die Vizekönige durchreisten im Laufe ihrer Karriere das gesamte Reich. Solche, die zum Beispiel in den Philippinen angefangen hatten, von Lima nach Mexiko gingen, um ihre Karriere in Neapel zu beenden schlossen sich in ihrer Pension dem Rat von Indien an.28
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CIFUENTES, Bárbara - Lenguas para un pasado, huellas de una nación: Los estudios sobre lenguas indígenas de México en el siglo XIX - Plaza y Valdes, 2002 - S. 32. 27 SABAU GARCIA, María Luisa - México en el mundo de las colecciones de arte: Nueva España UCOL - Cordoba, 1994 - S.194. 28 MEYER, Jean in: Encyclopaedia Universalis, Vol.27 - Paris, 2002 – S.295.
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III. Auswirkungen der Vorgänge in Europa, auf Neuspanien 1. Die Inquisition a. Die Grundlagen in Europa und die Nachwirkungen auf die Neue Welt Die Inquisition hat als Ursache ein spezifisches Problem in Spanien unter der Macht von Ferdinand und Isabella von Kastilien. Dabei handelt es sich um die Anwesenheit tausender konvertierter Juden auf der iberischen Halbinsel. Deswegen hatte diese Inquisition, erst in den Jahren 1636-1649 starke Auswirkungen auf Neuspanien. Zwischen 1478 und 1502 ergriff das spanische Königspaar drei Maßnahmen: zuerst erhielten sie vom Papst den Auftrag, auf die Inquisition, eine Art religiöse Rechtfertigung, zurückzugreifen ; anschließend vertrieben sie die Juden und verlangten dann von den Muslimen aus Kastilien, sich zum Katholizismus zu bekehren. Diese Maßnahmen hatten nur ein Ziel, die Glaubenseinheit in Spanien zu erreichen.29 Als Cortés in Neuspanien ankam, hatten die Kleriker, die ihn begleiteten, keine Inquisitionsmacht. Deswegen verlangte er, dass die Krone ihm Mönche und keine Laien schicken sollte, um die Bekehrung der Einheimischen zu ermöglichen. Die Rechtgläubigkeit der Spanier in Neuspanien stellte eine Besorgnis für die Metropole dar. 1523 wurden in der Kolonie zwei Edikte ausgestellt, das Erste für die Juden und die Ketzer, welches wir dank Bernal Diaz del Castillo, Konquistador und Historiker, kennen: "Man gab einen Erlass heraus, dass die Nachkommen- von Juden und Muslimen, die von der Inquisition lebendig verbrannt wurden innerhalb von sechs Monat Neuspanien zu verlassen". Zwei Menschen verließen Mexiko, ein Kauffmann und ein Schreiber. Das zweite Edikt verlangte, dass jeder, der in Neuspanien lebte, den Glauben nie durch seine Wörter oder Taten, verletzen solle, ansonsten käme er unter ein Inquisitionsverfahren. Ab 1536 wurde die Inquisitionsmacht in Mexiko an Zumarraga übergeben, womit die bischöfliche Inquisition in Mexiko anbrach. Nachdem aber dieser wegen des Prozesses von Don Carlos heftig umstritten war, kam ein königlicher Schuldschein heraus, dass dem Vizekönig ab dem 10. Juni 1540 der Auftrag gegeben wurde, die Einheimischen wegen Abgötterei zu bestrafen.30 b. Die Spaltung Spaniens/Portugals und die Folgen Als am 1. Dezember 1640 Portugal seine Unabhängigkeit erhielt, wurde in Neuspanien die Situation für manche sehr kompliziert. Dom João, König von Portugal, rief die "Nation" auf, sich gegen die Spanier zu erheben, um die niederländischen Kolonien zurückzuerobern. Seien sie in Madrid, Amsterdam 29
PÉREZ, Joseph - Brève histoire de l'Inquisition en Espagne - Librairie Arthème Fayard, 2002 - S.7-
8. 30
GRUNBERG, Bernard - L'inquisition Apostolique au Mexique: Histoire d'une institution et de son impact dans une société coloniale (1521-1571) - L'Harmattan, 1998 - S.17-18; S.25,26.
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oder Lissabon, das portugiesische Volk sollte die Nation finanziell unterstützen, für ihren militärischen Einsatz unterstützen. Für die Jüdische Bevölkerung in Amerika stellte dies eine enorme Herausforderung dar. Seit April 1635 wurden in Lima bereits Mitglieder der portugiesischen Elite verhaftet, sowie Manuel Batista Pérez, der reichste Sklavenhändler aus Glaubensgründen verbrannt. Nach der Unabhängigkeit verschlimmerte sich die Situation noch weiter und in Neuspanien wuchs die Angst vor diesen portugiesischen Juden und vom Bischof de Puebla. Juan de Palafox y Mendoza agierte stark gegen diesen. Jährlich zwischen 1646 und 1649 wurden mehrere hundert Menschen aus Glaubensgründen in Mexiko verbrannt. Am 11. April 1649, hörten einhundertundacht Juden dieses Urteil, dreizehn von ihnen wurden auf den Scheiterhaufen gebracht. Unter ihnen befand sich Tomas Treviño de Sobremonte, Kauffmann in Asien und strenggläubiger Jude, der bis zum Ende dem Katholizismus ablehnte. Diese vierjährige Verfolgung löschte das gesamte portugiesische Handelsnetz in Spanisch-Amerika aus. c. Die Betroffenen und das Ende der Verfolgung 1659 wurden „nur“ noch vier Juden unter den 32 Opfern gezählt mit fallender Tendenz in den Folgejahren. 1712 jedoch wurde noch ein Jude verbrannt, und 1788 wurde Rafael Gil Rodriguez, ein Kleriker, verurteilt. Die Inquisition wurde noch ohne große „Erfolge“ über mehrere Jahre fortgesetzt und schließlich im Jahre 1820 abgeschafft. Insgesamt sechzig Autodafé wurden durchgeführt. In den Mexikanischen Archiven findet man 1.553 Akten über die Inquisition, von 1521-1820, die aus verschiedenen Orten stammten, ein Beweis dafür, dass die Conversos im ganzen Land und auch in jeder Schicht der Gesellschaft tätig waren.31 Aber nicht nur Juden wurden von der Inquisition verfolgt, auch Indianer, also Einheimische. Die Bekehrung der Einheimischen und die Bewachung ihres christlichen Verhaltens waren so unerprobt, dass es einer Untersuchung der Idolatrie und Praktiken der Urbewohner benötigte. Eine wichtige Aufgabe für die spanische Macht und die Kirche bestand darin, dass hauptsächlich die Neuankömmlinge in Übersee von einer Übernahme des fremden Kultes abgehalten werden mussten. Bis zum Jahre 1571 kümmerte sich die Inquisition kaum um die heidnische Kultur der Einheimischen, weil das auch nicht der Zweck ihrer Gründung war. Seitdem wechselte die spanische Monarchie ihren Kurs und gründete die bischöfliche Gerichte. So kann man sagen, dass die ersten fünfzig Jahre unwirksam waren.32 In seiner Studie zeigt Solange Alberro in einer achtzehn Jahre dauernden Forschung über die Inquisition in Mexiko in welchem Ausmaß sich das Mutterland Spanien von der Kolonie unterschied. Zuerst die geographische Lage (ein Brief hatte 4 Jahre gebraucht um von Mexiko nach Yukatan zu kommen), welche von Süd-Amerika bis in die Philippinen 31
PALOMINO, Michael - Persecution of the Jews: The inquisition of the church against the Jews 1481-1834 in: Encyclopaedia Judaica 1971, vol. 8 - Jerusalem, 1971 - S. 458. 32 GRUNBERG, Bernard - L'inquisition Apostolique au Mexique: Histoire d'une institution et de son impact dans une société coloniale (1521-1571) - L'Harmattan, 1998 – S. 44
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reichte. Der starke Anteil der Indianer an der Bevölkerung (80%), die in diesem Gebiet unterworfen war. Eine Gesellschaft wo Schwarze, Mulatten, Spanier, Portugiesen, Juden und Einheimische, aneinandergrenzten und sich gegenseitig anzogen.33 Vielleicht sollte man die Inquisition in Neuspanien deshalb eher als Evangelisierung bezeichnen, wenn es um die Einheimischen geht. 2. Der Erbfolgekrieg Als Philipp auf den spanischen Thron kam, fand er den Handel mit seinen Kolonien in einem bedauernswerten Zustand vor. Die Lage verschlimmerte sich während des Erbfolgekriegs weiter. England und Holland übten ihre Macht auf der See und fingen jede Kommunikation zwischen den südlichen Kolonien Amerikas und ihrer Metropole ab. Dies führte Spanien dazu, den Franzosen den Handel mit Peru zu ermöglichen. Die spanischen Waren kamen nicht mehr in diesen Kolonien an. Nach dem Erbfolgekrieg musste diese ausländische Hilfe verboten werden. Noch schlimmer war es, das Philipp, Großbritannien erlaubte, Sklaven in die spanischen Kolonien zu bringen, was als assiento bezeichnet wurde und erlaubte, dass jedes Jahr ein Schiff von 500 Tonnen englischer Waren nach Porto Bello geschickt wurden. Dies ermöglichte der englischen Kommission Agenten in Cartagena, Panama, Vera Cruz, Buenos Aires, und anderen Orten unterzubringen.34 1740 kam es wieder zum Krieg zwischen Spanien und England, nachdem sich Spanien vom assiento befreien und gegen 100.000 Pfund Sterling wieder freien Handel mit den Kolonien treiben konnte. Ab dieser Zeit entstand ein regelmäßiger Handel zwischen Sevilla und Cádiz mit den Kolonien, womit der Schmuggel, der während des Erbfolgekriegs herrschte, völlig verschwand.35 Nach dem Erbfolgekrieg erhielt Philipp V. Spanien und die Kolonien zugesprochen, wohingegen er an den englischen König Gibraltar und Menorca abgeben musste. Sizilien wurde an den Herzog von Savoyen abgetreten. Dem Kaiser übergab er die Niederlande, Mailand, Toskana, Sardinien und das Königtum Napoli. Es entstand ein neues europäisches Gleichgewicht, nicht mehr von Spanien und Frankreich beherrscht, sondern künftig von Großbritannien. 36 Obwohl die Kolonien nicht die Ursache des Erbfolgekriegs waren, führte dieser unvermeidbar zum zweiten Franzosen- und Indianerkrieg, weil Spanien als Alliierter Frankreichs auftrat, und somit gegen England kämpfen musste. Dieser Krieg hieß auch Queen Anne's War und galt als Spiegel des europäischen Krieges. 37 33
POULAT, Emile - Alberro, Solange - Inquisition et société au Mexique, 1571- 1700, vol. 74, n° 1 Archives des sciences sociales des religions, 1991 - pp. 219-220. 34 LOUVILLE, Charles - Auguste d'Allonville, Marquis de - Mémoires secrets sur l'établissement de la Maison de Bourbon en Espagne, Extraits de la correspondance du Marquis de Louville, Gentilhomme de la Chambre de Philippe V, et chef de sa maison française - Paris, Maradan, 1818 - S.317. 35 RAGON, François - Histoire générale du 18e siècle - Paris, 1836 - S.539-544. 36 BOTTINEAU, Yves - Les Bourbons d'Espagne, 1700-1808 - Editions Fayard, 1993 – S.225. 37 TAYLOR, Alan - Writing Early American History - University of Pennsylvania Press, 2005 - S.74.
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3. Die Unabhängigkeitswelle Die Unabhängigkeitswelle in Zentral- und Lateinamerika begann im Jahr 1776 mit der Unabhängigkeit der vereinigten Staaten. Die Entstehung einer Demokratie in Nord-Amerika forderte zudem die Französische Revolution. Die Schwarzen in Haiti benutzten ihre Emanzipierung, um gegen die Metropole für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen und erreichten diese im Jahre 1804 nach dreizehn Jahren Blutbad.38 Als 1808 Napoleon die Bourbonen aus Spanien verjagte, setzte er seinen Bruder auf den Thron. In den amerikanischen Kolonien nutzte man die Lage, um sich von der spanischen Macht zu entfernen. Mehrere Militärjunten kamen in den Großstädten im Jahr 1810 an die Macht (Siehe Anhang 3). Am 16. September im Dorf Dolores rief der Pfarrer: «¡Viva la Virgen de Guadalupe! ¡Viva Fernando VII! ¡Abajo el mal gobierno!», (Hoch lebe die heilige Guadeloupe! Es lebe Fernand der VII. Nieder die schlechte Regierung!) Im Jahr darauf wurde er von den Autoritäten gehängt. In der Geschichte bleibt dies trotzdem eine der ersten Unabhängigkeitsbewegungen in Neuspanien.39 1814, kamen die Bourbonen zurück und retteten ihre Macht über die Kolonien. Nur im Norden des Vizekönigreich von Rio de la Plata bildete sich ein neues Land namens Paraguay. Die Junta in Buenos Aires blieb aktiv und 1816 erklärte sie die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Rio de la Plata, das spätere Argentinien (Siehe Anhang 3). Zwischen 1817 und 1822 setzten sich Bolivar und San Marin in Lateinamerika ein und ermöglichten die Gründung neuer Länder wie Kolumbien, Chile, Bolivien und Peru. 40 Der Unabhängigkeitskrieg dauerte von 1810 bis 1821, geleitet von den Kreolen, also Spanier, die in Neuspanien geboren waren. Die wichtigsten Protagonisten in diesem Krieg waren unter anderen José María Morelos, Vicente Guerrero, Agustín de Iturbide und Antonio Lopez de Santa Anna. Die Ankunft einer liberalen Regierung in Spanien überzeugte die Kreolen, die sich die Vorzüge der Spanier aneignen wollten, die Unabhängigkeit zu verkünden. 1821, elf Jahren nach Kriegsbeginn, drängt in der Hauptstadt die Armada von "Trigarante". Am 24. August 1821 wurde das Cordoba-Abkommen bestätigt und der Staat Mexiko gegründet. 1824 wurde0 Mexiko zu einer Republik.41
38 STEWARD, Theophilus Gould - The Haitian revolution, 1791 to 1804 or Side lights on the French Revolution.- New York, Russell & Russell, 1971 - S.268-308. 39 BLAIR, Kathryn S. - Breve relato de la historia de México de los Olmecos al siglo XXI - Punto de lectura, 2007 - S.104. 40 PELLISTRANDI, Benoit - Les relations internationales de 1800 à 1871 - Armand Colin, 2010 S.165. 41 EWALD, Ursula - Das Land, seine Geschichte und Kultur - Kohlhammer, 1994 - S.115
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IV. Wirtschafts-, Justiz- und Militärverwaltung in Neuspanien 1. Wirtschaft a. Die Karibik. Bis zum ersten Drittel des 17.Jahrhunderts übte Spanien eine Hegemonialmacht über Neuspanien und die Karibik aus. Da die Karibik immer mehr von den anderen Machten angestrebt war, gab es eine direkte Rückwirkung auf die Organisation in Neuspanien. Spanien erlebte einen Niedergang, weil es verschuldet war, weil die Silberbergwerke aus Amerika nicht mehr liefern und weil es in seine Kolonien nicht mehr exportieren konnte. Außerdem war sein Territorium so groß, dass es nur schwierig zu überwachen war und Piraten wie Korsaren der fremden Mächte immer häufiger angriffen. Die Pax Hispanica ging zu Ende (Siehe Anhang 1.). Die fremden Ansiedlungen ermöglichten eine bessere Organisation der Korsaren um die mit Silber beladene spanischen Schiffe anzugreifen. Spanien musste deswegen seine Abwehr verbessern, was den Großteil seines Vermögens und mexikanisches Silber verbrauchte, und schließlich zur Abschwächung Spaniens führte.42 b. Neuspanien, Kreuzweg des Welthandel Neuspanien enthielt zahlreiche Silberbergwerke im Norden, unter anderen San Luis Potosi und Guanajuato. Was es aber wirklich zu seinem Reichtum brachte, waren seine Handelsgeschäfte und besonders seine günstige geographische Lage. Im Zentrum der Handelswege, mitten im Fluss zwischen Atlantik und Pazifik. Aus dem Pazifik kamen wertvolle Waren nach Veracruz, wie unter anderem Stoffe, Porzellan und Gewürze. Veracruz war zugleich der Ausfuhrhafen von europäischen Waren, wie zum Beispiel Silber, das nach Cádiz und Sevilla verschickt wurde. Mexiko war nicht nur für die See ein Knotenpunkt, sondern auch für das Festland. Die Waren aus Asien wurden in Massen von Acapulco, Puebla und Jalapa nach Mexiko und Veracruz übers Festland gebracht und dann nach Europa verschifft 43 (Siehe Angang 2). c. Die Plaza Mayor de Mexico, Ort des Welthandels. Die Plaza Mayor war der Hauptmarkt der Stadt Dieser Markt war zweigeteilt, mit einerseits einem gedeckten Markt, El Parìan. Hier fand man alle Waren aus dem Ausland, außerdem edle Waren wie spanische Liköre, Tabak, Seidenwaren, Goldschmuck, chinesisches Porzellan, usw. Die Krämer waren alle 42
KRUMPEL, Heinz - Barock und Moderne in Lateinamerika - Peter Lang, Frankfurt am Main, 2008 S.47. 43 SCHMITT, Eberhard - Der Aufbau der Kolonialreiche, Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion, Band 3 - Verlag C.H.Beck, München, 1987 - S.151.
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Spanier und die teuren Produkte, nur für eine Minderheit zugänglich. El Baratillo, bezeichnete andererseits den Zentralmarkt, wo sich frische Waren aus dem Tal Mexikos verkauften, wie Gemüse, Fisch, Fruchte und auch Agavenspirituosen. Ferner fand man hier Textilwaren, Waffen und Schmuggelwaren. Hier bewegte sich die städtische Bevölkerung. In Spanien selbst hingegen war die Plaza Mayor ein geschlossener Platz. Die amerikanische Plaza Mayor konnte durchaus offen sein. In Mexiko, zum Beispiel, und in den Städten von Puebla, Tlaxcala oder Guadalajara die von Bogengängen geschmückt waren, ähnelten der Plaza Mayor von Madrid und Salamanca. Ein offener Platz ist in Mexiko auffindbar, sowie auch in Santiago de Compostela in Spanien. Diese offenen Plätze unterschieden sich von den geschlossene durch zwei Besonderheiten. Zuerst durch Kreuzwege und keine Hindernisse für Kutschen, man könnte daher den Verkehr auf der mexikanischen Plaza Mayor mit dem Place de la Concorde in Paris vergleichen. Zweitens handelte es sich nicht um Monumentalbauten innerhalb, der Platz wurde vielmehr von riesigen Gebäuden umkreist. Die mexikanische Plaza Mayor war auf einer Seite von dem Münster verkantet, auf einer anderen Seite vom Palacio Nacional und auf einer weiteren von der Stadtverwaltung. Der letzte Teil ist nur von gewöhnlichen Gebäuden besetzt. Dies zeigt, dass, in Anbetracht der Institutionen, sich die Plaza Mayor in Amerika von der spanischen unterschied. In Spanien war sie ein Stadtplatz, in Amerika wo die politische und soziale Lage anders aussah, war sie ein Staatsplatz, der von den Hauptorganen der Regierung umgeben war. In den Großstädten Neuspaniens war eine Seite meistens vom Münster besetzt, während man auf den anderen Seiten die Residenz, die Stadtverwaltung, das Gericht, das Gefängnis und manchmal in der Mitte, den Pranger vorfand.44 2. Justizverwaltung in Neuspanien. Die spanische Krone entwickelte in den Königreichen Neuspanien und Peru eine besondere Justizverwaltung a. Die Audiencias Der vollständige Name der königlichen Audiencia war Real Audiencia y Chancilleria. Sie war ein Gerichthof im Sinne eines Landesgerichts, das schon in Kastilien unter König Heinrich II. eingerichtet wurde. Ab 1511 wurde in Amerika die erste in Santo-Domingo gegründet, in Mexiko im Jahr 1527. Diese Gerichtshöfe wurden von einem Präsidenten geleitet, meistens dem Vizekönig selbst oder einem Gouverneur. Unter ihm standen drei oder vier oidores, im Allgemeinen die Ältesten. Die Richter, die man als alcades del crimen bezeichnete, waren auf Kriminalfäll spezialisiert. Es tagten dort außerdem ein 44
RICARD, Robert - La Plaza Mayor en Espagne et en Amérique espagnole in - Annales Economies, Sociétés, Civilisations, Band 2, Nummer 4 - La Sorbonne, 1947 - S.437.
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Staatsanwalt und mehrere Beamte, die man alguaciles nannte. Ab den 18. Jahrhundert wurde für jede Audiencia ein Finanzverwalter eingesetzt. Man kann die Audiencias gut mit den französischen Parlamenten vergleichen, welche die Justiz des Königs in den Berufungsprozessen verwalteten. In Amerika spielten sie eine Hauptrolle in der Polizeiverwaltung. Sie verurteilte Zivilpersonen und Verbrecher, nicht aber Geistliche, Soldaten oder Händler. Sie unterstand dem Indienrat, wenn es sich um Rechtsangelegenheiten über 6 000 Goldpesos handelte und war mächtiger als die geistlichen Gerichte, da sie selbst gegen diese handeln konnte. Die Audiencias konnten zusammen handeln und neue Gesetze herausgeben. Wenn der Gouverneur oder Vizekönig abwesend war, übernahm sie die Macht. So besaß der Vizekönig bezüglich der Rechtsprechung eine Vollmacht auf seinem Gebiet. Um diese Audiencias noch effizienter in einem großen Territorium wie Neuspanien zu verwalten, wurden dann auch Provinzen gegründet.45 b. Die Corregidores In diese spanische Verwaltungsordnung wurden auch den Einheimischen einige Gebiete übertragen. Diese wurden einerseits von einer Zivilverwaltung und andererseits von den Klerikern geleitet. Die Zivilverwaltung wurde von den corregidores geführt. Diese sind theoretisch dafür vorgesehen, die Indianer zu schützen und zu evangelisieren und die königlichen Steuern einzutreiben. Im Allgemeinen handelte es sich jedoch hierbei um Gewaltherrscher, die die Indianer ausbeuteten, vor allem mit der Hilfe von Nachkommen einheimischer Lokalherrscher, den Kaziken. Andere Indianer wurden von Missionaren verwaltet, die der Überzeugung waren, in Neuspanien eine reine Christlichkeit aufbauen zu können. Aber es wurde ihnen schnell klar, dass das größte Hemmnis dabei, die Spanier selbst waren. Wie konnten die Einheimischen in diesen Menschen einen Bruder sehen, der ausplündert, ausnützt, seine Frau und Tochter wegnimmt und gar nicht das Leben führt, wie es die Kleriker empfehlen? So gründeten die Mönche Reservate die für "Weiße" verboten waren. Die Ausbeutung ging weiter, nur war sie fortan nicht mehr zivil sondern geistlich.46 c. Die Alcades Mayores Die Alcades Mayores waren ursprünglich Provinzrichter, später wurde Ihnen die Verantwortung zuteil, den Tribut der Einheimischen einzunehmen, sobald dieser sich in einen steuerlichen Abzug wandelte. So enthielten diese Ämter nicht nur eine Justizmacht, sondern auch eine Finanzverwaltungsmacht. Diese Steigerung der königlichen Macht in Amerika war untrennbar von einer Ausweitung des Finanzwesens im regionalen Bereich. Die Alcades Mayores 45
RUHL, Klaus-Jörg - IBARRA GARCIA, Laura - Kleine Geschichte Mexikos von der Frühzeit bis zur Gegenwart, 2. aktualisierte Auflage - Beck, München, 2007 - S.-83-85 46 PEREZ, Joseph - Histoire de l'Espagne - Fayard, 1996 - S. 322-323
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besaßen eine starke Wirtschaftstätigkeit und handelten in ihrem Bezirk wie Anspruchsberechtigte im Namen ihrer Vollmachtgeber aus der Hauptstadt. Ihre privilegierte Stellung zwischen Lieferanten und Verteilern in den Provinzen ermöglichte ihnen den ein oder anderen für ihren persönlichen Schutz und zur Kollaboration zu gewinnen. Die Beziehungen schrieben sich in reiflich ausgearbeitete persönliche Strategien ein.47 Schließlich kann man sagen, dass die Alcades Mayores über eine Macht sowohl in Gerichtssachen, Finanzsachen als auch in Wirtschaftssachen verfügten. Dies führte unumgänglich zu Missbräuchen hauptsächlich zu Lasten der Urbewohner. Nicht selten wurde ein solcher Machtinhaber verurteilt durch effektives Mittel der spanischen Regierung: den Indienrat. d) Der Consejo de Indias Der Indienrat wurde errichtet um die Kolonien von "Indien" zu verwalten, also das spanische Amerika und die Philippinen, damals als Ostindien bezeichnet. Dieser Rat war in Gerichts-, Regierungs-, Kriegs- und Religionssachen tätig. Im Alkazar Palast von Madrid zwar in der Nähe des Königs, blieb er doch weit von den ostindischen Territorien entfernt.48 Diese Entfernung war ein Hindernis für den König. Als der Indienrat Karls V. ihm empfahl, verkündete dieser Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1526. Die spätere Aussage bei der Valladolid-Kontroverse zeigte, dass dieses Dekret in Indien nie zum Tragen kam. Die Kontroverse von Valladolid war die Auseinandersetzung zwischen dem Dominikaner Bartolomé de Las Casas und dem Weltpriester und Humanisten Juan Ginés de Sepúlveda in der spanischen Stadt Valladolid und diskutierte über die Versklavung von Indianern 1550-1551.49 Der Indienrat sollte die Gebiete regieren. Die ganze Verwaltung der Kolonien gehörte ihm, er sollte den König beraten indem er Consulta verfasste, die, nachdem sie vom König angenommen wurden, zu Gesetzen werden sollten. Der Rat sollte ferner die Namen für die Ämter festlegen (oidores, coregidores, ...). Schließlich musste er die Gesetze, die aus den Kolonien stammten, untersuchen. Was die Religion angeht, war er gewissermaßen allmächtig und verhandelte mit Rom. Er legte sein Wort bei der Ernennung von Bischöfen und Domherren beim König ein und erlaubte die Wanderung von Orden nach Amerika, sowie die Stiftung von Kirchen, Bistümern und Klöstern.50 Außerdem, wie es noch in der Militärverwaltung zu sehen sein wird, hatte er einen Kriegsrat in sich. Auch konnte er über die Justiz 47
BERTRAND, Michel - Grandeur et misères de l'office: Les officiers de finances de Nouvelle Espagne, XVIIe-XVIIIe siècles - Publications de la Sorbonne, 1999 - S.255 48 GIRARD, Albert - Le Conseil des Indes au XVIe siècle in: Annales d'histoire économique et sociale, Band 10, n°51 - EHESS, 1938 - S.262-264. 49 DA SILVA, Gilberto - Am Anfang war das Opfer: René Girard aus afroindiolateinamerikanischer Perspektive - Hamburg, 2001 - S.154-155. 50 GAUDIN Guillaume - L'Empire des papiers de Juan Diez de la Calle, commis du Conseil des Indes Espace, administration et représentations du Nouveau Monde au XVIIe siècle - Histoire des mondes modernes - Thèse de doctorat, Université Paris Ouest Nanterre La Défense, Ecole doctorale Milieux, cultures et sociétés du passé et du présent - Paris, 2010 - S.175.
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als Obergericht herrschen, wenn in den Kolonien bei einem Prozess Berufung bei der Audiencia eingereicht wurde. 3. Militärverwaltung in Neuspanien. Weil das Vizekönigtum Neuspaniens so ausgedehnt war, wurde es, wie gezeigt wurde, in fünf Audiencias geteilt. Die Audiencia der Hauptstadt Mexiko war zentral und vom Vizekönig präsidiert. Im Norden des Gebiets, in der Nueva Galicia, war die Audiencia in Guadalajara, in Zentralamerika in Guatemala (Stadt), für die Karibik und Florida in La Havana und in Manila für die Philippinen. Bei allen wurde ein Präsident eingesetzt, der als Generalkapitän seine Macht ausübte. Dieser Gebietsgouverneur hatte in sich eine militärische Macht sowie Truppen, in welchen sich auch Indianer verpflichteten.51 Der Marquis de Croix wurde in Frankreich geboren und machte eine hervorragende Karriere in Spanien. Nach seiner Teilnahme in den italienischen Kampagnen wurde er zum Gouverneur in verschieden Provinzen Spaniens und im Jahre 1765 zum Vizekönig Mexikos ernannt. Dort kämpfte er gegen die Korruption seiner Vorgänger und wurde von Karl III. zum Generalhauptmann des spanischen Heeres befördert, was nur sehr selten vorkam. Anhand seiner Korrespondenz, die von seinem Urenkel veröffentlicht wurde, kann man ableiten, wie stark die militärische Macht des Generalkapitäns in dieser Epoche war (Siehe Anhang 4.).
51
RUHL, Klaus-Jörg - IBARRA GARCIA, Laura - Kleine Geschichte Mexikos von der Frühzeit bis zur Gegenwart, 2. aktualisierte Auflage - Beck, München, 2007 – s.83-84.
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V. Vizekönigreich und die Kirche Es wäre reduzierend, die Kirche als eine homogene Institution zu betrachten. Unterschiedliche geistliche und weltliche Orden haben spezifische Einflüsse ausgeübt, die alle zur Verwestlichung der Indianer und zur „Besiedlung“ ihrer Vorstellungswelt beigetragen haben. Für die Franziskaner war die Begegnung mit den Indianern ein geistliches und kulturelles Abenteuer. Ihr unerschütterlicher Glauben in der Menschlichkeit der Indianer und besonders in der Möglichkeit aus diesen Gotteskinder zu machen, veranlasste sie sich zu widersetzen, wenn man die Einheimischen versklaven oder hispanisieren wollte. Die Beziehung zu den Indianern hatte sie selbst nahe ans Indianerleben herangeführt, so aßen sie wie sie, beherrschten ihre Sprache und machten sich zu Berichterstattern ihrer Geschichte und Kultur, sie waren die ersten Ethnographen. Die Methoden der Franziskaner zur Evangelisierung waren an die Realitäten des Landes angepasst, man schulte zuerst die Kinder der einheimischen Adelschicht, man benutzte die einheimische Sprache und ihre rhetorischen Ressourcen. Die Kultusorte, Kultuspraktiken oder sogar einheimische Götter wurden eingegliedert. Aus der christlichen Religion wurden manche Aspekte absichtlich beiseite gelassen, wie zum Beispiel die Trinität, die stark an Polytheismus denken lässt oder den Tod Jesu, der einem Menschenopfer gleicht. Dieses Verfahren führte zu Massenbekehrungen der Indianer, aber man muss sich auch bewusst sein, dass dieser christliche Gott nur angenommen wurde, weil er im Heidenpantheon eintrat.52 Der Marienkult spielte in Neuspanien eine wichtige Rolle im Zusammenschluss der verschiedenen dortigen Bevölkerungsschichten. Besonders wichtig war der Marienkult der Jungfrau von Guadalupe, die schrittweise zum Emblem der Mexikaner wurde. Unter ihr Schutz hatte der Pfarrer Miguel Hidalgo feierlich für die Unabhängigkeit verkündet.53 Als Papst Alexander VI. die Bulle „Inter Caetera“ 1493 ausstellte, verlangte er von den spanischen Königen, dass sie die Einheimischen zum katholischen Glauben bekehren. Diese Schenkung machte aus der Evangelisierung nicht nur eine moralische Pflicht, sondern eine rechtliche Verpflichtung, eine Verpflichtung einem bestimmten Ergebnis, das als Grund der Eroberung erschien.54
52
DUVERGER, Christian - La conversion des Indiens de Nouvelle Espagne - Paris, Ed.du Seuil, 1987 - 270 S. 53 RAGON, Pierre - Les saints et les images du Mexique: XVIe-XVIIIe siècle - L'Harmattan, 2003 S.341. 54 PUJOL, Hervé - La christianisation de la Nouvelle-Espagne ou le rêve d’une église indienne : la praxis de l’évangélisation in Cahiers d’études du religieux - Recherches interdisciplinaires, 2012 - S. 8.
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VI. Bergbaugesellschaften Ende des 16. Jahrhunderts haben sich im Zentrum Neuspaniens die Silberbergwerke vermehrt und ermöglichten die Gründung von Bergbaustädten, wie Guanajato, San Luis Potosi und Zacatecas. Diese Gründungen spielten eine doppelte Rolle in der Ausdehnung der Kolonie, weil sie erstens die Edelmetalle produzierten, welche die Krone begehrte und zweitens zwang sie zur Schaffung einer territorialen Verwaltung dieser großflächigen Gebiete.55 Die Entstehung dieser reales de minas bildete eine nördliche Grenze, die immer weiter nach Norden wanderte. Ab sofort musste man die Verbindungen zwischen diesen Städten und der Hauptstadt Mexiko aufbauen und sie sichern. Dies vollzog sich mit der Absicherung der Straßen und Städte und der Entdeckung neuer Fundorte im 17. und 18. Jahrhundert. Im Zentrum dieses Raums befand sich Zacatecas, das schnell zu einer Art Hauptstadt des Bergbaus in Neuspanien avancierte und als die "Mutter“ des Nordens angesehen wird.56 Die Wichtigkeit der Güter aus Zacatecas brachten die Vizekönige dazu, Neugalizien zu erobern, um die Gegend gegen die Chichimeken zu sichern.57 Außerdem waren diese Bergbaustädte das Symbol für den Mischling und bildeten eine Art "Mischwelt". 58 Die Bergbaugesellschaften Neuspaniens im 18. Jahrhundert wären sicherlich ein idealer Rahmen, um die Entstehung und Entwicklung einer Mischlingsgesellschaft zu studieren. Zu jener Zeit gab es in Neuspanien 3 000 Bergbauwerken die Ende des 18. Jahrhunderts 50 000 Familien beschäftigte, was etwa einem Fünftel der mexikanischen Bevölkerung entsprach. Über die Hälfte der Bevölkerung, darunter ein großer Prozentsatz von Mestizen und Kreolen, wohnte in den sechs Provinzen, in denen 80 Prozent des mexikanischen Silbers erzeugt wurden. Der arme südliche Teil hatte einen kleineren Prozentsatz an weißer und halbblütiger Bevölkerung, während die Einheimischen weiter in ihren traditionellen Gemeinschaften lebten.59
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POWELL, Philip - La guerra chichimeca 1550-1600 - Mexico, Fondo de cultura económica, 1977 S.85. 56 BAKEWELL, Peter - Mining and society in Colonial Mexico, Zacatecas, 1546-1700 - Cambridge, 1971 - S.26. 57 POWELL, Philip - La guerra chichimeca 1550-1600 - Mexico, Fondo de cultura económica, 1977 S.30. 58 ROCHE, Daniel - Les circulation dans l’Europe moderne. XVIIe – XVIIIe siècle - Paris, Pluriel, 2010 - S.194. 59 KIRCHHOF, Paul - Heritage of Conquest - Illinois, 1952 - S.17-30
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V. Schlussbetrachtung Ein Reich wie Spanien, mit so weit voneinander entfernten Reichsteilen konnte nicht vom König allein beherrscht werden. Deshalb benötigte dieser eine Möglichkeit seine Macht in den Provinzen auszuüben, ohne das Risiko einzugehen, dass sich ein von ihm eingesetzter Gouverneur mit persönlichen Machtträumen gegen ihn stellt oder sich sogar gegen ihn erhebt. Die Organisation dieser Vizekönige war so aufgestellt, dass es nie zum Widerstand kam. Wenn ein Vizekönig sein Amt nicht entsprechend ausübte, wurde er vom spanischen König entlassen und die Kraft seiner Untergebenen war ausreichend, dass er es nicht verhindern konnte. Eine wirksame Erfindung für die Ausdehnung der Macht des spanischen Königs auf die neu eroberten Gebiete der Neuen Welt waren diese Vizekönige in der Tat. Dieses Amt wurde auch von dem französischen, portugiesischen und englischen Monarchen genützt. Die Kolonien und die Monarchien erlaubten die Entstehung dieses Amtes welches in der Moderne Fortbestand haben sollte. Als die Monarchien von den Republiken ersetzt wurden, verschwanden folglich auch die Vizekönige. Der letzte Vizekönig von Neuspanien endete im Jahre 1821, als Mexiko unabhängig wird. Neuspanien sollte keine unabhängige Siedlung sein, sondern ein gleichgestellter Teil Spaniens nach dem Beispiel der anderen Königtümer der Halbinsel. Aragon, Galizien und Katalonien, waren schon für den spanischen König ein Übungsgebiet für dieses Verwaltungssystem. Im Gegenteil zu Portugal, wollte Spanien die Territorien behalten. Deswegen musste auch so schnell wie möglich eine Verwaltung eingeführt werden. Da es den Konquistadoren noch nicht bewusst war wie weit sich dieses Land ausdehnte, gründete Cortés mit Genehmigung seiner spanischen Majestät Neuspanien, das zu dieser Zeit noch kein Königreich oder Königtum bildete. Als Cortés zum ersten Mal Neuspanien betrat und die Azteken unterwarf, bekam er von der Krone das Amt eines Gouverneurs oder Oberrichters und hatte die Macht über Zivilverwaltung, Justiz und Militärwesen. Velasquez, der auf Kuba das gleiche Amt besaß wie Cortés, sah in ihm einen direkten Gegner und versuchte ihn auszuschalten, was ihm aber nicht gelang. In den Jahren 1535, als die Kirche sich schon auf dem Land zu Bekehrung der Indianer eingesetzt hatte, herrschte die Anarchie. Der Bischof von Mexiko bat den König einen Vizekönig in Neuspanien einzusetzen, der über Prestige verfügen und Autorität ausüben sollte. Die Krone schickte Antonio de Mendoza im Amt eines Vizekönigs mit dem Auftrag, das Territorium und die Nachbachmeere weiter zu erforschen und so die Organisation der Verwaltung weiter aufzubauen. Nach der Amtszeit Mendozas war Mexiko Zentralpunkt der Macht des Vizekönigs in Neuspanien. Aber die Ausdehnung des Gebietes war so weitläufig, dass der Vizekönig, um eine noch bessere Macht ausüben zu können, das Territorium nochmals in vier teilte. Ab 1583 wurde es in fünf Provinzen oder Audiencias geteilt. Jede Audiencia wurde von einem Gouverneur verwaltet und erhielt die Macht über die Justiz in seinem Gebiet. Diese Gouverneure wurden nicht vom Vizekönig ernannt, sondern vom König selbst und vom Indienrat, der über diese ganzen neuen Gebiete, eine Machtbrücke zwischen König und Vizekönige bildete. 20
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Der Vizekönig herrschte über ein Land, das von Kasten, verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen bevölkert war. Immerhin, im Bild von Cortés, besitzt der Vizekönig in seiner Hand weiter die Macht über Militär, Verwaltung und Justiz und dazu noch die Wirtschaft. Da alles er aber stets überwacht wurde und häufig Personalwechsel vorgenommen wurden, hatte die Krone eine Garantie gegen Ehrgeiz und Emporkömmlinge. Obwohl dieses Gebiet weit entfernt von Europa lag, hatten die Tatsachen in Spanien bzw. auf dem alten Kontinent, eine bedeutende Auswirkung auf die Neue Welt. Dies ist mit der Inquisition leicht zu aufzeigen. Diese hatte schließlich am Anfang nur eine interne Ursache, als in Spanien die Juden verfolgt wurden, doch kam sie bis nach Amerika, wo ab 1540 der Vizekönig den Auftrag bekam, die Einheimischen wegen Abgötterei zu bestrafen. Autodafé und Conversos waren in Neuspanien keine Seltenheit. Auch im Erbfolgekrieg, der seine Ursache ebenfalls nur in Europa fand, wurden die Kolonien zum Spiegel des europäischen Krieges. Natürlich blieben die europäischen Revolutionen nicht ohne Auswirkung auf die Neue Welt und lösten die Unabhängigkeitswelle aus. Der Vizekönig, wie aufgezeigt wurde, übte eine Vollmacht über verschiedene Bereiche der Politik in der neuen Welt aus, darunter die Wirtschaft als einer der bedeutendsten in Neuspanien. Nicht nur die Kolonie selbst, sondern die gesamte Halbinsel Neuspaniens wurde sehr schnell zum Kreuzweg und Ort des Welthandels. Auch auf Justiz und deren Verwaltung spielte der Vizekönig eine Hauptrolle. Hierfür wurde diese Verteilung der Verwaltung in mehrere Unterteile getrennt, in denen jeder sich alleine regierte, aber immer unter der Macht des Vizekönigs und des spanischen König stand. Hier spielte insbesondere der Indienrat zwischen Vizekönige und Könige ebenfalls eine wichtige Rolle und setzte sich als Brücke zwischen den beiden Ämtern fest. Außerdem hatte der Vizekönig auf das Militär großen Einfluss. Aber nicht nur der Vizekönig hatte in den Kolonien einen solchen Einfluss, sondern auch die Kirche und ihre Orden, wie auch die Bergbaugesellschaften, die im 18. Jahrhundert eine Mischlingsgesellschaft bildeten und die Hälfte der damaligen Bevölkerung zählte. Man kann sagen, dass der Vizekönig auf sein Gebiet eine „absolute“ Macht ausübte, indem er auf Zivilverwaltung, Wirtschaft, Justiz und Militär herrschte. Jedoch, im Vergleich mit den bereits bestehenden Königtümern und Vizekönigtümern in Spanien, hatte der König genügend Erfahrung, um zu verhindern, dass der Vizekönig sich von seiner Macht entfernen würde. Das Vizekönigreich Neuspanien wurde so verwaltet, wie jedes andere Königtum der Halbinsel. Mit regelmäßigen Wechseln der Vizekönige, Kontrolle und Ernennung der Untergeordneten des Vizekönigs durch den König selbst, aber auch Ernennungen von Bischöfen, usw., konnte der König immer wissen, was in seinen Vizekönigtümern entwickelte und zugleich, mit dem Indienrat die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. Im Fall von Cortés, den Karl V. nicht als Vizekönig einsetzen wollte und ihm nur als Gouverneur erlaubte zu herrschen, sieht man, dass der Autorität der Könige in diesen Kolonien nie widersprochen oder diese gefährdet wurde. Wenn die Vizekönige sich nicht sachgemäß verhielten oder zu viel Ehrgeiz zeigten wurden sie abgesetzt und ersetzt. Iturrigaray, Gastón de Peralta, Francisco Javier de Elío und Félix María Calleja del Rey gehören alle zu 21
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abgesetzten Vizekönige der spanische Krone. Der Vizekönig war somit lediglich der Fortsatz der spanischen Königsmacht in der neuen Welt und konnte nie zum Alleinherrscher auf diesen Gebieten werden.
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Anhang 1.
WOEHRLE, Christophe 2012 nach ELLIOTT, John H. - Empires of the Atlantic World, Britain and Spain in America 1492-1830 - Yale University Press, London, 2007.
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Anhang 2.
WOEHRLE, Christophe 2012 nach ELLIOTT, John H. - Empires of the Atlantic World, Britain and Spain in America 1492-1830 - Yale University Press, London, 2007.
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Anhang 3.
Ausdehnung der Unabhängigkeit Welle in den Kolonien. WOEHRLE, Christophe nach POSADA, Edgar Vieira - Développements régionaux d'espaces sous-nationaux, transfrontaliers et transnationaux : une option pour l'intégration de l'Amérique Latine - Facultad de Ciencia Politica y Relaciones Internacionales - Pontificia Universidad Javeriana, 2006 - 490 Seiten. 28
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Anhang 4.
Correspondance du Marquis de Croix, Capitaine Général des Armées de S.M.C, Vice-Roi du Mexique, 1737-1786 - Nantes, 1891 – S.210-211
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