Süßmayr und die Lichterputzer: von gefundenen und erfundenen Quellen (Mozart-Jahrbuch 2006, 425-38)

May 30, 2017 | Author: Michael Lorenz | Category: Historical Musicology, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Xaver Süßmayr
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Michael Lorenz

Süßmayr und die Lichterputzer: von gefundenen und erfundenen Quellen

Die von Dan Leeson in seinem Aufsatz „Constanze’s Constancy and the Requiem’s Beginning“ im Mozart-Jahrbuch 2003/041 vorgestellte Hypothese, Franz Xaver Süßmayr sei homosexuell gewesen, entbehrt nicht eines gewissen Unterhaltungswerts. Leesons gedankliche Akrobatik, mit der er seine Idee zu untermauern versucht, hat ihren Wert schon darin, dass sie in schillerndem Kontrast zur Mozart-Forschung steht. Angesichts der von Leeson präsentierten Argumente und seinen an den Schamhaaren herbeigezogenen Interpretationen erfaßt einen fast Sehnsucht nach der Zeit, als Maynard Solomon seine Hypothesen zu Franz Schuberts Sexualleben publizierte und „kalte Rinden“ für Kondome gehalten wurden. Erst jetzt wird klar, wie originell Solomons Ideen waren.2 Alles in allem steht Leesons These jedoch auf zwei Beinen, die als schwankend zu bezeichnen, eine grobe Beschönigung wäre: 1) große Distanz zu den Primär- und Sekundärquellen sowie der Wiener Kultur und Sprache3, und 2) unbeirrbarer Glaube an angeblich in der Österreichischen Nationalbibliothek befindliche Primärquellen, die sich zwar schon im Verlauf der von Leeson initiierten Nachforschungen als Halluzination erwiesen, aber im Schwung enthusiastischen Wunschdenkens seinen vorgefaßten Ideen trotzdem als Basis dienen mußten. Dan Leeson, der sich in seinem Buch „The Mozart Forgeries“4 als „one of America's leading Mozart authorities“ bezeichnet, ließ sich von der Wichtigmacherei einer australischen HobbyForscherin hinter jenes Licht führen, das er nicht putzen konnte.

Das von Mozart in seinem Brief vom 2. Juli 1791 wohl auf Süßmayr gemünzte Epitheton „Lacci Bacci“ hat nichts mit Zweideutigkeiten, die in der Ungarischen Sprache während des 19. Jahrhunderts entstanden sein mögen, zu tun. In diesem ungarischen Ausdruck liegt wohl

Für freundliche Hinweise im Verlauf dieser Arbeit danke ich David Black und John Rice. 1

MJb 2003/04, S. 265-73. Leeson veröffentlichte seinen Aufsatz schon vor Erscheinen des MJb 2003/04 in nur unwesentlich veränderter Form in seinem Buch Opus Ultimum The Story of the Mozart Requiem, Algora Publishing, New York, 2004, S. 36-46 2 Maynard Solomon, „Franz Schubert and the Peacocks of Benvenuto Cellini“, in: 19th-Century Music, 1989, XII/1, S. 201. Zum weiteren Verlauf der Diskussion um “kalte Rinden und flötende Nachtigallen” vgl.. Michael Lorenz, „Baronin Droßdik und die verschneyten Nachtigallen. Biographische Anmerkungen zu einem SchubertDokument“, in: Schubert durch die Brille 26, Tutzing 2001, S. 47-88. 3 Die philologische Methode Leesons erinnert an CD-Beilagen, in denen das Wort „Schmecks!“ im Bandelterzett KV 441 mit „Try it!“ übersetzt wird. Philips Complete Mozart Edition, vol. 23. 4 Daniel N. Leeson, The Mozart Forgeries, iUniverse, Inc., New York 2004.

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der Ursprung des Wortes „Låtsch“ (gutmütige Person5, blöder Mensch6), das noch heute in Wien im Gebrauch ist. Eine etymologische Konnotation mit dem Wörtern „Badsi“ (Schlingel, Früchterl), „ladschad“ 7 (energielos) scheint ebenfalls möglich. „Lacci Bacci“ steht in Mozarts Brief nahtlos in jener Reihe der vier- oder mehrsilbigen reimenden Wortpaare, mit denen sich Mozart geradezu obsessiv beschäftigte, und die er in seinen Briefen regelmäßig zum besten gab: „Runzifunzi“, „Gaulimauli“ und „Schurimuri“8. „Knaller paller“9, „sind hind“10 und „lacci, tacci, lacci, tacci“11 (aber auch „Dumma tacci“ - also „tacci“ mit substantivischer Bedeutung). Ebenfalls in diese Wortgruppe, deren einziger Sinn der kreative Unsinn ist, gehören Namen wie „Nàtschibinìtschibi“, „Dinimininimi“ und „Pùnkitititi“.12 Als Mozart die Interpretation seiner Wortkreationen ganz dem Leser überließ („es ist wegen Plumpi–Strumpi – – du kannst dir dabey denken was du willst. – das ist eben die Comoditet“13), hatte er sicher nicht die exegetischen Galoppaden Dan Leesons im Sinn. Obwohl Leeson nun ein Wörterbuch aus dem Jahr 1960 und sogar Manuskripte der Ungarischen Nationalbibliothek bemüht, gelingt ihm nicht einmal der Nachweis, dass die Worte „laci bácsi“ im Ungarischen jemals die Bedeutung „homosexueller Mann“ hatten. Da „kosaras bácsi“ als Bezeichnung für alte homosexuelle Männer, oder das einzelne Wort „bácsi“ eben nicht mit „laci bácsi“ gleichzusetzen ist, bleibt Leesons einziger Anhaltspunkt Agnes Selbys persönliche Meinung. Leesons Vermutung ist letztlich haltlos, denn er kann keine aus dem 18. Jahrhundert stammende Quelle vorweisen, um die postulierte Bedeutung des Begriffs „Lacci Bacci“ zu belegen. Das Schwächeln seiner Quellen, die auch durch die Nennung belangloser Sekundärliteratur in den Fußnoten nicht an Beweiskraft gewinnen, zwingt Leeson zu

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Maria Hornung, Sigmar Grüner, Wörterbuch der Wiener Mundart, öbvhpt Verlagsgesellschaft 2002, S. 110. Franz Seraph Hügel, Der Wiener Dialekt, Wien 1873, S. 99. 7 Hornung/Grüner, Wörterbuch, S. 110 u. 555. 8 MBA IV/1022/ 63f. (Fotokopie der ISM, Original in Privatbesitz). Mozarts Namenskreationen führten oft zu kuriosen Interpretationen: a) „Anspielung auf Namensänderungen bei den Illuminaten“, Guy Wagner, Bruder Mozart, Wien 1996, S. 216. b) „Dies also das einzig dastehende Dokumentarergebnis vom phonetischen UrEinwirken einer vermeintlich zungenbrecherischen Tschecho-Dialektik auf Mozarts Trommelfellphänomen drastisch-komischen Abteils [...] Nebstbei ein herbes Verhören seines ansonsten im wesentlichen permanentest unfehlbaren Anomal-Ohres.“. Karl Maria Pisarowitz, „Mozart auf der Reise nach Prag“, in: Mitteilungen der ISM, Jg. 14, 1966, S. 16. c) „[...] Namensverulkungen [...], die mit der ungewohnten tschechischen Sprache zusammenhängen“. Paul Nettl, W. A. Mozart 1756-1956, Frankfurt 1955, S. 63, u. MBA, V, S. 423f. 9 MBA, IV/1182/34. 10 MBA II/364/4. 11 Quartett KV Anh. 5/571a „Caro mio Druck und Schluck“. NMA, III/9, S. 64. 12 Vgl. Anm. 8. Eine Manifestation dieser Wort-Echomanie sind die Bäsle-Briefe, besonders jener vom 5. November 1777 mit mehreren Reimpaaren. Vgl. Mozarts Bäsle-Briefe, hrsg. u. kommentiert von Joseph Heinz Eibl u. Walter Senn, Bärenreiter, DTV 1978, S. 30 13 MBA, IV/1157/26ff. Auf diese Phantasiebegriffe spielt Mozart auch am 11. Juni 1791 an: „– schlumbla! – Das ist wieder ein Wort zum Denken“. MBA, IV/1160/14. Auf die Gefahr, Dan Leeson zu kastrativen Assoziationen zu verleiten, sei hier auch auf den Stabreim „schnip – schnap – schnur – Schnepeperl“ verwiesen. MBA, IV/1182/35f. 6

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folgender Notlösung: „Variants of the words »Laci« and »bácsi« independently or in conjunction with other words took on sexual meanings that explicitly included homosexuality.“14

Mozarts Scherz in seinem Brief vom 2. Juli 1791: „[...] – eben waren ein paar Engeländer da [...] Sie wollen ihn [Süßmayr] Engagiren als lichter Putzer“15 führt Leeson zur irrigen Interpretation der Tätigkeit des „Lichterputzens“ als analer Sexualakt. Dieser Irrtum kann als symptomatisch für seine Distanz zu den Quellen des 18. Jahrhunderts bezeichnet werden. Um Mozarts hintergründigen Witz zu verstehen, muss man wissen, dass der heute veraltete Begriff „Lichter putzen“ (auch „Kerzenschneuzen“) nichts mit dem Reinigen einer Lampe („to clean the lamps“) zu tun hat. Er bezeichnet vielmehr das Abschneiden des Kerzendochts mit Hilfe einer speziellen Schere: „LICHTPUTZE, f. scherenförmiges gerät zum abschneiden des verkohlten dachtes an brennenden unschlittlichtern“16 In Goethes 1815 publizierter Gedichtsammlung „Sprichwörtlich“ heißt es: „Wüßte nicht, was sie Bessers erfinden könnten, Als wenn die Lichter ohne Putzen brennten.“17 Dass es sich bei einem „Leuchter Putzer“ nicht um einen Lampenreiniger handeln kann, ist schon aus Mozarts Brief vom 11. April 1781 ersichtlich, wo er nach einem Besuch des Theatinerklosters von einem „frater der eben auf dem Altar stund und leuchter Putzte“18 berichtet. Leeson ist nicht der erste, der im Zusammenhang mit Mozarts Lichterputzer-Witz nicht weiß, wovon die Rede ist. Auch Emily Anderson kannte den historischen Begriff nicht und übersetzte „lichter Putzer“ mit „to clean the lamps“.19 Das „englisch Lichterputzen“ wurde in Wien zu einem geläufigen Wort, nachdem im Fasching 1787 eine Gruppe von betrunkenen Engländern in der Stadt Lampen zerschlagen hatte. Diese Art von entschlossenem Vandalismus war den Wienern noch nie in den Sinn gekommen. Michael Kelly, der natürlich genau um den Begriff des „Lichtputzens“

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Leeson, MJb 2003/04, S. 269. MBA IV/1173/14-20. 16 Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 6, Leipzig 1878, Sp. 889. 17 Goethes Sämtliche Werke, J. G. Cotta, Stuttgart 1907-12, 4. Bd., S. 12. Vgl. Gustav Gugitz (Hrsg.), „Die Lichtputzschere und ihre Volkstümlichkeit. Mit Zugrundelegung zahlreicher Aufzeichnungen aus dem Nachlasse Emil Karl Blümml's“, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Bd. 60, Heft 4, Wien 1957, S. 280. Eine Nebenbedeutung, die mit dem Dialektbegriff des „Kerzelschlickens“ verwandt ist, findet sich bei Sonnleithner: „Lichtputzen, eine Putzscheere. Eine sogenannte Bethschwester wird an andächtige Lichtputzen genannt.“ Joseph Sonnleithner, Mundart der Österreicher oder Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten. Von A bis Z, Wien 1811, S. 96. 18 MBA III/588/15. „LICHTPUTZER, m. 2) mann der lichter putzt. bei der früheren talgbeleuchtung hatte jedes theater seinen lichtputzer als bedienten letzten ranges“. Grimm, Wörterbuch, Bd. 6, Sp. 889. 19 Emily Anderson, The Letters of Mozart and His Family, New York 1985, S. 958f. Leeson übernimmt stillschweigend Andersons Übersetzung. Leeson, MJb 2003/04, S. 270. 15

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wußte, hätte angesichts der Übersetzung „cleaning the lamps“ wohl herzlich gelacht. In seinen Reminiscences beschreibt er die nächtlichen Ereignisse im Karneval des Jahres 1787: The English were particularly respected and beloved – but alas! there were some half-dozen amongst them (who shall be nameless) who occasionally sacrificed to the jolly god, and, when treated with wine, would sally out into the street, and shew a great inclination to encourage the trade of lamp-mending [sic!], which, one night, they did so effectually, that they did not leave a lamp unbroken in the Graben-street, or the street adjoining. The art of lamp-smashing was not understood by the unaccomplished young men of Vienna, and great was their wonder and dismay that they should have lived so long in a state of ignorance; but the police, not wishing to have the science cultivated amongst their countrymen, intimidated the professors of the novel art that they must pay for what they had demolished, or upon a repetition of their valorous exploits, they should be sent to prison.20

In seinem Brief vom Juli 1791 erhöht Mozart diese Ironie noch um eine Stufe: nur Engländer, die es ausschließlich auf Sachschaden abgesehen haben, könnten jemals auf die Idee kommen, Süßmayr als Lichterputzer zu engagieren.21 Auch das von Mozart gebrauchte Wort „Schaberl“22 rückt Leeson in das Licht sexueller Anzüglichkeit. Er bemerkt zwar richtig, dass Emily Anderson mit diesem Begriff Übersetzungsschwierigkeiten hatte23, seine eigenen Probleme sind aber auch nicht als gering zu bezeichnen. Hier konnte Leeson auch Professor Sander Gilman („formerly the Henry R. Luce Distinguished Service Professor of the Liberal Arts in Human Biology and Chair of the Department of Germanic Studies at the University of Chicago, now Professor of the Liberal Arts and Medicine at the University of Illinois in Chicago” 24) nicht helfen, dessen germanistische Nachschlagewerke schon beim Begriff “Lichterputzer” versagt hatten. Ein „Schaberl“ ist einerseits der Diminuativ des Wortes Schabe, mit dem in Wien ein im Haushalt 20

Michael Kelly, Reminiscences, edited with an introduction by Roger Fiske, Oxford University Press, New York Toronto 1975, S. 138f. Paul Tausigs irrige Übersetzung „das Geschäft der Laternenputzer [sic] zu heben“ läßt auf Unkenntnis der Tätigkeit des Lichtputzens schließen. Paul Tausig, Aus dem alten Wien Mozarts. Nach der Schilderung Michael Kellys, Baden 1914, S. 76. Obwohl Kelly keine Namen nennt, ist klar, dass es sich bei den Vandalen um jene Engländer handelte, deren Namen und Eskapaden Kelly an andere Stelle zur Sprache bringt: „[...] many other fashionables; who were all young and full of vivacity – rather too lively to suit the temper of the phlegmatic Germans, who never heard of such a thing among themselves as a row; but at this period, they were initiated.” Kelly, S. 133. Von der Verhaftung dieser Herrschaften wurde wohl wegen ihrer adeligen Herkunft abgesehen. Stephen Storace, der auf der Hofredoute am 20. Februar 1787 dem Alkohol etwas zu eifrig zugesprochen hatte, wurde kurzzeitig in Haft gesetzt. HHStA, Kabinettsprotokoll Bd. 44, S. 220 u. Bd. 45, S. 152. 21 Am 5. Juli 1791 kommt Mozart noch einmal auf die Engländer zu sprechen: „als ich gestern Abends zur Krone kam, so fand ich den englischen Lord ganz abgemattet da liegen, weil er noch immer auf den Snai wartet.“ MBA, IV/1180/22-24. 22 In Mozarts Brief vom 25. Juni 1791. MBA IV/1170/22. 23 Leeson, MJb 2003/04, S. 271. 24 Ebd. Der Leser kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Titel der von Leeson konsultierten Fachleute die von ihnen schuldig gebliebenen Informationen kompensieren sollen.

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schmarotzendes Insekt, oder ein geiziger Mensch bezeichnet wurde. Durch Verballhornung und Bedeutungsaustausch ist andererseits eine Gebrauchsverwandtschaft von „Schaberl“ mit dem noch heute verwendeten Dialektwort „Tschapperl“ (einfältiger Mensch25) nicht von der Hand zu weisen. Dass eine etymologische Verwandtschaft zwischen dem heute vergessenen Wort „Dschabl“ und dem in Wien immer noch gebräuchlichen „Tschapperl“ bestanden haben muss, ist aus Briefen Süßmayrs und Haydns ersichtlich. Am 16. Juli 1802 schreibt Süßmayr an Anton Stoll: „An Ihre Fr. Gemahlin von mir, nicht Dschabl, lieben Bankat [sic] ein Feyertags Compl[iment] und vom Karl einen Handkuß der bey Abgehen seines vorigen Herrn herzlich weinte, nun aber wieder lachet.“26 und in seinem Brief vom 9. Februar 1790 aus Esterház an Marianne von Genzinger, in dem Haydn die bescheidene Kost in der Provinz beklagt, heißt es: „[…] stat der so guten und delicaten Pomeranzen, einen dschabl oder so genannten graß Sallat.“27 Der Begriff „Tschåperlsalat“ ist ein in Österreich noch heute gängiger Ausdruck für die ersten Salatblätter.28 Wir können davon ausgehen, dass Mozarts auf Süßmayr gemünzte Bezeichnung nicht als Kompliment gemeint war, aber schon die Tatsache, dass “Schaberl” heute in Teilen Österreichs ein verbreiteter Familienname ist, spricht gegen die Verwendung dieses Begriffs als sexuell konnotiertes Schimpfwort.

Leesons Hypothese verdankt ihre Entstehung nicht nur blühender Fantasie, sondern auch einem grundlegenden Problem, das sich als idealer Nährboden für kuriose Theorien erweist: der äußerst lückenhaften Erforschung von Franz Xaver Süßmayrs Biographie. Süßmayrs Werk wurde zum Thema sehr verdienstvoller Studien29, aber Johann Winterberger war der letzte, der anläßlich seiner Dissertation30 im Jahr 1946 gezielte Recherchen zu biographischen Primärquellen anstellte. Es gibt immer noch zahlreiche unpublizierte Quellen zu Süßmayr. Einige Fragen zu Süßmayrs Leben, deren Beantwortung im Rahmen dieser Arbeit nur angeschnitten werden kann, harren weiterhin jener seriösen Forschung, deren Ergebnisse aus dem Ärmel geschüttelten Hypothesen jederzeit vorzuziehen sind.

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Grimm, Wörterbuch, Bd. 11,1,2, Sp. 1441. Der Begriff „Dschabberlwasser“ ist ein heute üblicher Austriazismus für Limonade. 26 Wienbibibliothek (WB), I.N. 131013. Süßmayr bezeichnet sich hier selbst scherzhaft als „Bankert“. 27 Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, herausgegeben u. erläutert von Dénes Bartha, Kassel etc. 1965, S. 228. Für freundliche Hinweise danke ich Armin Raab, Joseph Haydn-Institut Köln. 28 Julius Jakob, Wörterbuch des Wiener Dialektes, Wien 1929, S. 196. 29 Erich Duda, Das musikalische Werk Franz Xaver Süßmayrs, Bärenreiter, Kassel 2000. Dudas Arbeiten werden von der neueren enzyklopädischen Literatur (New Grove, The Cambridge Mozart Encyclopedia) ignoriert. 30 Johann Winterberger, Franz Xaver Süßmayr. Leben, Umwelt und Gestalt, phil. Diss., Innsbruck 1946. Henry H. Hausners Buch von 1964 präsentierte keine neuen Erkenntnisse. Vgl. O.E. Deutsch, „Über Süßmayr“, in: ÖMZ 4/1965, S. 235f. Die von Winterberger genannten Primärquellen im HHStA waren nach 1946 nicht mehr Gegenstand der Forschung.

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Wovon

bestritt

Süßmayr

6

vor

seiner

Anstellung

als

Kapellmeisteradjunkt

am

Kärntnertortheater seinen Lebensunterhalt? Was die berufliche Tätigkeit Süßmayrs vor 1794 betrifft, erging sich die Literatur in Spekulationen, während Primärquellen unbeachtet blieben. Bereits ab November 1790 ist Süßmayrs Tätigkeit als Substitut am Burgtheater nachweisbar. Anfang Dezember dieses Jahres erhielt er 26 fl. „für geleistete extra Dienste“ und im Jahr 1791 betrug sein Einkommen am Burgtheater 43 Gulden.31 Weitere Dienste als Pianist und Geiger sind zu vermuten. Nachweisbar ist bisher Süßmayrs Substitutendienst in der Hofkapelle zu Pfingsten 1791 für den in Laxenburg beschäftigten Geiger Franz de Paula Hofer.32 Diese Dienste wurden Süßmayr mit großer Wahrscheinlichkeit von Antonio Salieri vermittelt. Bereits im November 1791 gab Graf Ugarte die Anweisung, „den Teyber zur Aushilf des Weigl und einstweilen den Siessmayer anzustellen“.33

War Süßmayr tatsächlich Mozarts Schüler? In einem oft zitierten Brief aus dem Jahr 1797 an den Abt von Lambach gibt Süßmayr an, seine Operette „Der rauschige Hans in der Gruebn“ sei 1788 „unter der Leitung des seeligen, unsterblichen Mozart“ entstanden.34 Einerseits ist es möglich, dass Süßmayr seinen Ruf als Komponist aufpolieren wollte35, andererseits ist zu konstatieren, dass dieser Brief im Stiftsarchiv Lambach weder in der Korrespondenz des Abtes Julian Ricci, noch im Konvolut Personalia Maurus Lindemayr zu finden ist.36 Constanze Mozart, die natürlich stets bemüht war, den künstlerischen Wert des Requiems zu legitimieren, bezeichnete Süßmayr in einem Brief an André ebenfalls als Schüler ihres ersten Gatten.37 Es ist allerdings zu bedenken, dass ihr Erinnerungsvermögen im Alter manchmal stark durch Fantasie getrübt war. Dem Schauspieler Franz Eduard Hysel erzählte sie 1835,

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Bibliothek des Österreichischen Theatermuseums M 4000, Burgtheater 1789-94. Winterberger erwähnt zwar Süßmayrs Tätigkeit am Burgtheater ab 1792, nennt aber keine Quelle. Winterberger, S. 104. 32 ONB, 7/140-1. Han Autogr. Quittung über 4 fl. vom 30. Juli 1791. Dieses bereits 1946 von Winterberger (S. 76) genannte Dokument wurde 1973 von Angermüller (ohne Signatur) noch einmal publiziert. Rudolph Angermüller, „Süßmayr, ein Schüler und Freund Salieris“, in: Mitteilungen. d. ISM, 21. Jg., 1/2, 1973, S. 19f. 33 HHStA, Kab. Kanzlei, Bd. 78e, Nr. 614. Für den Hinweis auf die die betreffende Eintragung in der Personenkartei von Gustav Gugitz gilt mein Dank David Black. 34 Winterberger, S. 125 35 Die Selbstbezeichnung „Schüler Mozarts“ war unter Musikern nicht selten. Es sei hier nur an Ignaz von Seyfried erinnert, der in seinen Memoiren andeutet, Unterricht bei Mozart genommen zu haben. David Buch, “Three Posthumous Reports Concerning Mozart in his Late Viennese Years”, in: Eighteenth-Century Music 2/I, 2005, S. 127. Beethovens Freund Nikolaus Zmeskall von Domanovecz bezeichnete sich in seinem Testament ebenfalls als Schüler Mozarts (freundliche Mitteilung von Anna Schirlbauer). 36 Mein Dank für freundliche Hilfe gilt Mag. Christoph Stöttinger, Stiftsarchiv Lambach. 37 MBA IV/1404/26.

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dass bei Mozarts Tod „nur 12 Kreuzer im Hause gewesen“ seien.38 Diese Aussage wird durch die Quellen des Jahres 1791 widerlegt.

Wer war das Kind, das ab 1802 in Süßmayrs Haushalt lebte? In zwei Briefen erwähnt Süßmayr einen Knaben, den er „mein Karl“ nennt und dessen Identität bisher nie Gegenstand von Recherchen war. Am 16. Juli 1802 berichtet Süßmayr seinem Freund Anton Stoll von einem Ausflug nach Hernals:

[…] daher setzt ich mich auch gleich nieder um Ihnen zu berichten, daß ich gestern meinen Karl bey Hrn v Peternel in der Joseph Stadt aufführte, und ihn selben so wie er mir, bestens empfahl. Von da aus begleitete ich ihn nach Herrnhals in sein eigen Haus, da wir aber das herrschäftliche Haus, wie rechts daneben das neu angelegte Gärtchen passieren mußten; so führte mich Hn v Peternel in selbes, weil es mir so sehr gefiel, um es zu besichtigen. Während wir hineingiengen, schaute die Gräfinn v: Altan selbst, die eigenliche Besitzerinn jener Herrschaft (x Hagen und Brunerstorf), von der selber Inspector und Karl Unterthan ist, beym zum Fenster her auf uns herab. Peternell sagte hochderselben, daß wer ich seye, und daß der Knab von Ihrer Herrschaft seye. Sie ließ, während wir beyde das Gärtchen besahen, den Karl zu sich herauf kommen; und beschenkte ihm vor Freuden mit einem Gulden. […] 9 Uhr war es, fuhren wir, ich und mein Monsieur Charles en Chevalier mit Peternell[s] equipage nach Haus. Heute führte ich ihn in 2 Orten auf, worunter bey Hrn v Salieri, dem ich ihn in Gnaden empfahl. […] Nun genug, ich muß zum Speisen gehen, ich kann nicht mehr schreib[en]; sonst fängt meine Wirtschäfterin zum Fluchen und Sakramentiren an, und jagt mir zulezt den Apetit aus dem Haus. Der Karl ist auch schon hungrig.“39

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Franz Eduard Hysel, Das Theater in Nürnberg von 1612 bis 1863, Nürnberg 1863, S. 279. WB, I.N. 131013. Dieser Brief wurde bisher nicht publiziert.

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Abbildung 1, Süßmayrs Brief an Anton Stoll (Wienbibliothek, I.N. 131013)

Am 26. Juli 1803 gratuliert Süßmayr Anna Stoll zum Namenstag. Er schreibt: „Doch werden wir, meine Schwester, der Karl, der gestern zu Laxenburg die allerhöchste Gnad hatte, mit den übrigen Hofkapell Knaben zu singen, zu Mittag uns erinnern und gut essen und trinken auf das Wohlleben unserer vielgeliebten Freundinn Stoll.40 Karl, dessen Alter ungefähr auf zwölf Jahre geschätzt werden kann, stammte aus der Herrschaft Brunnersdorf (Prunéřov) und Hagensdorf (Ahnikov) im böhmischen Erzgebirge und war offenbar ein Ziehkind, das

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WB, I.N. 131012. Duda veröffentlichte diesen Brief ohne Kommentar. Erich Duda, Das musikalische Schaffen des Komponisten Franz Xaver Süßmayr, Dipl.-Arb., Wien 1994, S. 3f.

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Süßmayr und seine Schwester Maria Anna 1802 bei sich aufnahmen. Karl war Süßmayr vielleicht von Joseph Peternel vermittelt worden, der als Wirtschaftsinspektor dieser Herrschaft Angestellter von Maria Anna Gräfin von Althann, geb. von Martinitz war. Peternel (geboren ca. 1752 in Görz41) betrieb im Haus Josephstadt 130 eine Bleiplattenfabrik 42 und besaß in Hernals zwei Häuser. Er starb am 26. März 1806.43 Süßmayrs Ziehsohn scheint ein guter Sänger gewesen zu sein, denn der Anlaß seiner Mitwirkung bei einem Konzert in Laxenburg am 25. Juli 1803 war mit großer Wahrscheinlichkeit die Aufführung von Ferdinando Paers großer Kantate „Arianna consolata“.44

Wen wollte Süßmayr heiraten? Süßmayrs Heiratspläne, werden von Dan Leeson mit dem leicht abgegriffenen Argument, „der soziale Druck könne bei homosexuellen Männern eine Heirat zur Folge haben“45 beiseite geschoben. Das mag natürlich auch auf Süßmayr zutreffen, aber aus wissenschaftlicher Sicht ist jenes Szenario als plausibler zu bewerten, das von den Primärquellen unterstützt wird. Mozart scheint jedenfalls von Süßmayrs Neigung zum weiblichen Geschlecht gewußt zu haben, denn sonst hätte er in seinem gefälschten SüßmayrBrief vom 12. Juli 1791 kaum „Herrn von Schroll“ gebeten, „meiner lieben Theres einen Handkuß auszurichten“.46 Dass Süßmayr große Pläne hatte und um die Hand einer Postmeisterstochter aus Strengberg anhalten wollte, wird schon 1927 in Walther Lehners Dissertation erwähnt.47 Der Beleg für Süßmayrs amouröses Vorhaben ist die folgende Passage aus seinem an Franz Glöggl adressierten, heute im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde befindlichen Brief vom 27. Oktober 1802:

[…] Meiner künftigen Gattinn einer meinigen Landsmannin wird nicht – – vergessen!!!“ [verso] 41

Pfarre St. Michael, Trauungsbuch Tom. J, fol. 20. WStLA, Merkantilgericht, Fasz. 3, 1. Reihe, lit. BP, Nr. 465. Peternel erwarb das Haus Hernals 105 (heute Jörgerstraße 50, Neubau) am 14. März 1802. WStLA, Grundbuch 209/7, fol. 272r u. 279v. Er besaß auch die Häuser Josephstadt 130 und 131 (heute Josefstädterstr. 34 u. 32). Hans Rotter, Die Josefstadt, Wien 1918, S. 221. 43 WStLA, Merkantilgericht, Fasz. 3, 1. Reihe, lit. BP, Nr. 380, und Magistratisches Zivilgericht, A2, Fasz. 2 5218/1806. Der ursprüngliche Verlassenschaftsakt WStLA, Patrimoniale Verwaltung und Justiz, A1, Domkapitel Fasz. 10/684 ist nicht erhalten. 44 Paer erhielt für diese Kantate am 28. Juli von der Kaiserin Geschenke im Gesamtwert von über 2.000 Gulden. John Rice, Empress Marie Therese and Music at the Viennese Court, Cambridge University Press, 2003, S. 310. 45 Leeson, MJb 2003/04, S. 270. Leesons Methode des „heterosexuelle Absichten beweisen das Gegenteil“ erinnert an das legendäre Argument Maynard Solomons, Franz Schubert habe mit der brieflichen Mitteilung, dass von acht Mädchen im Hause „beynahe alle hübsch“ seien und „man zu thun hat“, nur „die Familie beruhigen wollen“. Solomon, “Franz Schubert and the Peacocks of Benvenuto Cellini”, S. 195. 46 MBA IV/1188/17. 47 Walther Lehner, Franz Xaver Süßmayr als Opernkomponist, Phil. Diss. Wien 1927, S. 7. Erneut publiziert in: Studien zur Musikwissenschaft, Bd. 18, 1931, S. 68. 42

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Jetzt erlauben Sie mein Freund, ein paar andere amorose Worte mit Ihnen zwischen unsern 4 Augen zu sprechen!! Wenn Sie in Strengberg Halt machen; konnten [sic] Sie wohl mir zu lieb beym Hen Postmeister Gescheider eine Visite abstatten wenn Sie diese doch für gut auch halten; dort von mir  ([links am Rand eingefügt]  nebst eigener Empfehlung) indifferent einen Discours, dessen Ihnen Innhalt Sie schon wissen, einzukleiden. Er und seine Frau, die Schwest[er] des P. Leander zu Kremsmünster, sind liebe Leute, Weil er, nemlich der Hr Postmeister alldort, Gescheider auch wirklich sich nennt; so glaub ich auch daß es bey selber Familie für meinen künftigen Stand gescheider seyn mag. Ich wäre dahin sehr genug geneigt. Sie können sich auf der Reise indeß das ganze Gespräch dort ausdenken, und mir nach d[er] Hand darüber Nachricht geben. Reisen Sie glücklich, und seyn Sie mein Freund! Vielleicht sehn wir uns wied[er] künftigen August [1]803. [links am Rand vertikal] An Ihre Fr. Liebste mein herzlichstes Compl[iment]48

Schon drei Monate vorher deutet Süßmayr in einem Brief an Stoll die kommenden freudigen Ereignisse an: „Unter uns ich komm erst im September zurück. Vielleicht werd’ ich Ihnen von Schwannenstadt aus erfreuliches berichten können.“49 Glöggl sollte offenbar in Süßmayrs Auftrag in Strengberg die Chancen für eine Verlobung sondieren. Winterberger beschäftigte sich bereits 1946 mit der Familie des Postmeisters Gschaider, konnte Süßmayrs Auserwählte jedoch nicht identifizieren.50 Die aus Kremsmünster stammende Maria Cäcilia Gschaider, geb. Öttl (ca. 1759 - 22. September 180951), eine jüngere Schwester des Pater Leander Öttl52, heiratete am 7. Juni 1785 in Strengberg den Postmeisterssohn Karl von Öttl53, mit dem sie zwei Töchter hatte: 1) Maria Elisabetha, getauft am 8. Dezember 178654 und 2) Maria Cäcilia getauft am 16. November 1788.55 Nach dem Tod Karl Öttls am 18. September 1794 heiratete Cäcilia Öttl den k.k. Postmeister Joseph Gschaider (gest. 3. August 180956). Dieser Ehe entstammte nur die Tochter Maria Josepha Gschaider, die am 20. März 1798 getauft wurde57 und daher mit Süßmayr nichts zu tun hat. Falls Süßmayr seine Zukünftige wirklich in der Familie Gschaider gefunden zu haben glaubte, gab es mangels anderer Kandidatinnen nur eine Braut, um deren Hand er bei ihrem Vormund, dem k.k. Postmeister anhalten konnte: Elisabeth Öttl, die ältere der beiden Stieftöchter Joseph Gschaiders. Allerdings ist aufgrund des jugendlichen Alters dieser Dame anzunehmen, dass Süßmayr fürs erste nur eine Verlobung ins Auge gefaßt hatte und eine Heirat allenfalls Teil langfristiger Pläne war. 48

Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde, Süßmayr. Winterberger zitierte diesen Brief, vergaß aber, den Fundort der Quelle anzugeben. Winterberger, S. 127. 49 WB, I.N. 131013. 50 Winterberger, S. 128f. 51 Pfarre Strengberg, Sterbebuch II, S. 241. Für freundliche Hilfe danke ich Pfarrer Johannes Pölzl. 52 Zu P. Leander s. Altman Kellner, Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster, 1968, S. 357. 53 Pfarre Strengberg, Trauungsbuch Tom. III, S. 100. Der Adel Karl von Öttls ist nicht belegt. 54 Ebd., Taufbuch IIb, S.184. 55 Ebd., S. 192. 56 Ebd., Sterbebuch II, S. 244. 57 Artur Maria Scheiber, „Gschaider“, in: „Ortsgebundene Genealogie der Pfarrgemeinde Strengberg“, (Manuskript) 1953.

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Was geschah mit Süßmayrs zweitem Testament? Süßmayrs zivilrechtlich im Rang eines Testaments stehendes „Schangungs-Instrument inter vivos“ vom 1. November 1802 (WStLA, Magistratisches Zivilgericht, A 10, 502/1803), das vor 1924 aus dem Archiv des Wiener Landesgerichts, oder zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Archiv der Stadt Wien gestohlen wurde und sich heute im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde befindet58, war nicht die einzige letztwillige Verfügung des Komponisten. Er hinterließ auch ein zweites, mit 22. November 1802 datiertes mündliches Testament59, das ebenfalls „privatisiert" wurde. Da es nicht autograph war, hielt es der neue Besitzer offenbar für wertlos und es ist heute verschollen.

Abbildung 2, Süßmayrs Testamente betreffende Eintragung (WStLA, Mag. Zivilgericht, B4/4, 1803, lit. S)

Während der letzten Jahre seines Lebens bewohnte Süßmayr mit seiner jüngeren Schwester Maria Anna eine aus Zimmer, Kammer und Küche bestehende Wohnung60 im Haus Stadt CNr. 1269 auf der Wasserkunstbastei. Die meisten Angaben zu diesem Gebäude in der

58

Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde, Süßmayr. Dieses Dokument, das die Originalsignatur des Magistratischen Zivilgerichts trägt, befand sich 1973 im Besitz von Rudolf Ofner. Angermüller, „Süßmayr“, S. 21. 59 Ein mündliches Testament ist eine von Zeugen beeidete Aussage des Testators. Die dieses Testament betreffende Eintragung im Verzeichnis des Magistratischen Zivilgerichts lautet: „Sÿsmayer Franz Xav: Kappelmeister 502 [1803] 43298 Mündl: Test: ddo 22 9b: [1]802“. WStLA, Mag. ZG, B 4/4, 1803, lit. S. Die Testamente Süßmayrs wurden am 26. September 1803 ex offo kundgemacht. 60 „Eine Kuchel, ein Zimmer und eine Kammer Stukadort [sic]“. Hausschätzung vom 14. Mai 1805. WStLA, Mag. ZG, A2, 536/1805. Maria Anna Süßmayr diente während der 1830er-Jahre als Köchin bei der Familie des N.Ö. Landschaftsbuchhalters Johann von Feyrer im Haus Stadt 103. WStLA, KB Stadt 103, fol. 84 u. 119. Am 13. Jänner 1840 wurde sie in das Versorgungshaus „Bäckenhäusl“ aufgenommen, wo sie am 29. März 1851 starb. WStLA, Versorgungshaus Währingerstr., B 7/2, fol. 185.

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Süßmayr-Literatur61 sind falsch oder unvollständig. Bei der Bezeichnung „Dratisches Haus“ handelt es sich um einen Fehler des Totenbeschauers 62 aus dem Jahr 1803, denn der richtige Name dieses Hauses auf der Bastei lautete nach dem Besitzer Franz Tragi „Tragisches Haus“. Der Kleidermacher Franz Tragi (gest. 25. April 1805) bzw. seine Frau Barbara besaßen dieses Gebäude von 1793 bis 1806.63 In diesem Haus starb Süßmayr am 17. September 1803 um vier Uhr nachmittags.64

Werfen wir nun einen Blick auf eine andere Sorte von Quellen. Leeson vermutet, dass die Abreise Süßmayrs aus Wien im Dezember und seine Ankunft in Kremsmünster am 17. Dezember 1791 Constanze Mozart daran hinderten, Süßmayr unmittelbar nach Mozarts Tod mit der Fertigstellung des Requiems zu betrauen. Die Quellen zu Süßmayrs Aufenthalten in Baden und Kremsmünster, auf die Leeson sich beruft und auf die er von der australischen Hobbyforscherin Agnes Selby hingewiesen wurde, erweisen sich jedoch als problematisch, da sie alle nicht existieren. Sie sind ein Konglomerat aus Phantasie, Erinnerungslücken, und Selbys unstillbarem Drang, sich in Internetforen als Forscherin zu produzieren. Biographische Gerüchte und Erfindungen, deren Entstehung früher Jahrzehnte dauerte65, entwickeln sich im Zeitalter des World Wide Web und seinem durch globale Kommunikation begünstigten Treibhausklima innerhalb weniger Jahre zur vollen Blüte. In einem Mozart gewidmeten Diskussionforum im Internet ist jeder Teilnehmer ein Experte, jede halbwegs seriös vorgebrachte 61

Information

erscheint

glaubhaft

und

die

Versuchung,

sich

einen

Lehner, Franz Xaver Süßmayr, S. 68. Winterberger, Süßmayr, S. 132, u. Erich Duda, „Franz Xaver Süßmayr eine Erinnerung“, in: Wiener Geschichtsblätter, 60. Jg, Heft 2, 2005, S. 35. Stadt CNr. 1269 des Jahres 1803 war nicht identisch mit dem 1818 an Stelle dreier Vorgängerbauten errichteten Haus CNr. 1191, das anläßich der Niederlegung der Wasserkunstbastei abgerissen wurde. Harrer-Lucienfeld verwechselte das Haus Stadt 1191 mit dem „Hambergerschen Haus“ CNr. 1193, in dem 1790 Haydn gewohnt hatte. Paul Harrer-Lucienfeld, Wien. Seine Häuser, Menschen und Kultur, (Typoskript) Wien 1956., Bd. V, S. 419. Dieser Irrtum wurde von Hausner übernommen. Henry H. Hausner, Franz X. Süßmayr, Wien 1964, S. 116. 62 WStLA, Totenbeschauprotokoll Bd. 116, lit. S, fol. 119r. 63 WStLA, Grundbuch 1/24, fol. 68v u. 69r u. Grundbuch 101/8, fol. 19, sowie Mag. ZG, A2, 536/1805 u. A2, 14/1806. Die heutige ungefähre Adresse lautet Seilerstätte 17/Fichtegasse 1. Die von Brauneis für das Jahr 1791 mit Stadt 954 angegebene Wohnadresse Süßmayrs ist erst 1796 durch den Hof- und Staatsschematismus nachgewiesen. Walther Brauneis, „Mozarts Begräbnis“, in: Zaubertöne. Mozart in Wien 1781-1791, Katalog zur 139. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Wien 1990, S. 546. 64 Pfarre St. Stephan, Bahrleihbuch 1802/03, fol. 304. Die Annahme, Süßmayrs Tod sei schon am 16. September erfolgt, aber erst am 17. ins Totenbeschauprotokoll eingetragen worden, ist irrig. Helmut Kretschmer, Sabine Nikolay, „Süßmayer“, in: Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien, Wien 1997, Bd. 5, S. 402. 65 Ein typisches, noch von Robert Eitner (Quellenlexikon, Bd. 9, S. 324) herrührendes Gerücht ist der angebliche Alkoholismus Süßmayrs, für den es keinen wie immer gearteten Beweis gibt. Leesons Behauptung „prior to his [Süßmayr’s] death on September 17, 1803 from tuberculosis aggravated by alcoholism” (MJb 2003/04, S. 270) fügt sich nahtlos zu Aussagen wie „Sussmayr enjoyed his stay with Pater Pasterwitz, both of them devotees to "Tokay" a wine grown at Kremsmunster Abbey[sic!]. What else they were devoted to, is hard to say, but Sussmayr never married and although his sister tried to interest him in a lady, it came to zero.” Dan Leeson, www.openmozart.net, 1. Dezember 2002.

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vertrauensseligen Kreis von Bewunderern heranzuziehen, ist groß. Die Gutgläubigkeit mancher Mozart-Fans im Internet kennt keine Grenzen. Da ein mit rezenten Internet-Usancen nicht vertrautes Publikum angesichts der hier beschriebenen Vorgangsweise Zweifel befallen könnten, ist es notwendig, die Entstehung jener fiktiven Süßmayr-Quellen, die zur Basis von Leesons Theorie wurden, detailliert zu dokumentieren. Natürlich ist der Forscherdrang mancher Mozart-Enthusiasten nicht a priori zu verurteilen, sobald aber fiktive Erkenntnisse in wissenschaftliche Publikationen zu sickern beginnen, empfiehlt es sich, Dichtung und Wahrheit strengstens voneinander zu trennen. Am 28. Dezember 2000 veröffentlichte Agnes Selby auf dem Internetforum www.openmozart.net folgende Nachricht:

While working on my book, “Constanze. Mozart's Beloved“, I came across archival evidence at the Vienna National Library, in the archives of Kremsmunster Abbey wherein Sussmayr arrived at the Abbey on 17 December, 1791 in the company of Pater Pasterwitz. It had been Sussmayr's custom to spend Christmas at Kremsmunster where he organised the Christmas festivities. It is also the reason why Constanze could not find him, when pressured for the completion of the Requiem by Count Walsegg's representative and why the Requiem was first handed over to Joseph Eybler who signed for it on 21 December, 1791. Eybler found himself incapable of completing the Requiem and it was then given to Sussmayr on his return from Kremsmunster. I have not been able to find in the archives his departure date from the Abbey.66

Selby fügte diesen Angaben auch Informationen über Süßmayrs Aufenthalt in Baden im Sommer 1791 hinzu, deren Details sie „Akten der Badener Polizei“ entnommen haben wollte, die sich ebenfalls in der Österreichischen Nationalbibliothek befänden.67 Diese Angaben erscheinen einem Laien durchaus glaubhaft, der Fachmann merkt jedoch sofort, dass die Existenz eines „Kremsmünsterer Stiftsarchivs“ und von „Akten der Badener Polizei“ in der Österreichischen Nationalbibliothek extrem dubios ist.68 Auch meine Nachforschungen in

66

Da der Betreiber von openmozart.net Christophe Thiébaud dieses Forum mittlerweile geschlossen hat, sind nur noch wenige Postings im Cache von Google zu finden. Die hier verwendeten Zitate stammen aus meinem privaten digitalen Archiv. 67 „My studies in the Vienna archives where all Baden records about the comings and goings to and from Baden record that on every occasion Sussmayr was in Baden he travelled with Pater Pasterwitz and not with Constanze.” “I checked the Baden records at the Viennese National Library. These are records of people coming and leaving Baden. I took as my point of departure the dates of Constanze's presence in Baden.” “Sussmayr seems to have led a good life, e.g. his trips to Baden. These may have been paid for by Pater Pasterwitz in whose company he travelled. (List of Arrivals and Departures. Baden police file in Archives, Austrian National Library, Vienna).“ Agnes Selby, Postings auf openmozart.net, 12. Juni 2001, 26. u. 27. November 2002. 68 Akten der Badener Polizei aus dem Jahr 1791 sind im Allgemeinen Verwaltungsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs nicht vorhanden. Kurlisten sind erst ab dem Jahr 1806 erhalten. Die Polizei in Baden erhielt erst 1809 ein eigenes Kommissariat. Selbys Bericht über einen Bibliothekar, der ihr „Bücher aus dem Depot geholt habe“ spricht gegen das AVA als Aufbewahrungsort. Nachdem sich Leesons Suche nach den Polizeiakten als erfolglos erwiesen hatte, verlegte Selby im Herbst 2006 den angeblichen Fundort dieser Dokumente kurzerhand in das Stadtarchiv Baden: „Police files from Baden indicate the arrival of Pasterwitz and Sussmayr on at least three occasions and staying together at a hotel in the township. These files are available to researchers in the

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Kremsmünster im Jahr 2002 zeigten, dass im Stiftsarchiv keine Aufzeichnungen über Süßmayrs angeblichen Aufenthalt im Jahr 1791 vorhanden sind. Auf Fragen nach dem genaueren Namen der Sammlung, oder Signaturen des Bestandes antwortete Selby stets mit Ausflüchten und dem Hinweis auf Erinnerungslücken und das „mangelnde Sitzfleisch“ anderer Forscher.69 Die von Dan Leeson veranlaßte Suche nach diesen Archivalien brachte ein wenig überraschendes Ergebnis: diese Quellen existieren nicht. Es ist nicht ersichtlich, warum sich Leeson trotzdem nicht von dieser Fiktion losreißen wollte und sie für der Präsentation seiner Hypothese zu Hilfe nahm. Wendet man das Augenmerk auf die tatsächlich existierenden Wiener Primärquellen, so wird bald klar, dass Selbys Angaben Fiktion sind und Süßmayrs Aufenthalt und seine damit verbundenen musikalischen Aktivitäten im Dezember 1791 nur für Wien nachweisbar sind. Ab 1790 wurde Süßmayr als substituierender Cembalista in den Hoftheatern verwendet. Kurz nach Weihnachten befand er sich in Wien und erhielt für Extradienste während der letzten Woche des Jahres 1791, also für die Teilname an Aufführungen zwischen 26. und 29. Dezember 1791 zehn Gulden.70 In den Paßanweisungsprotokollen des Magistratischen Konskriptionsamts für das Jahr 1792 scheint Süßmayr nicht auf.71

Wir erkennen, dass Leesons Gedankengebäude aus Mangel an Quellen zum Einsturz verurteilt ist. Da Süßmayrs Abwesenheit von Wien ab dem 13. Dezember 1791 nicht bewiesen werden kann, ist auch keinerlei Zusammenhang mit Constanze Mozarts Ärger gegeben, für den Leeson diese Abwesenheit verantwortlich machen will. Was diesen Aspekt anbelangt ist die Beweislage klar. Etwas seltsam mutet es dagegen an, dass Leeson die Frage

Baden city archives.“ Vgl. http://www.classicalmusicguide.com/viewtopic.php?f=8&t=14684&p=142768 (23. November 2006). Im Stadtarchiv Baden sind diese Akten nicht vorhanden (freundliche Mitteilung von Dr. Rudolf Maurer). 69 “Records pertaining to this are in Vienna. I am sorry, I do not remember the section in the archives as my research concerned Constanze and the biography I was writing about her.” Selby, 26. November 2002. Resonanzen dieser Diskussion finden sich noch im Archiv eines weiteren Mozart-Forums: http://www.mozartforum.com/Discussion%20Archive/2004April.htm (Februar 2006). Hier zeigt sich auch, dass sich Agnes Selbys erfundene Quellen nicht auf Süßmayr beschränken. Im Zusammenhang mit Mozarts Exequien will sie von einer „St. Thomas Church“ brieflich eine detaillierte Liste der von Schikaneder bezahlten Sängerhonorare erhalten haben. Diese Liste existiert in der Pfarre St. Michael nicht. Im August 2004 berichtete Selby von einem australischen Dissertanten, der in Prag das „Lichnowsky-Archiv“ erforsche und seine Erkenntnisse „bei einem Kongress im Mozart-Jahr“ vorstellen werde. Dieser Student ist ebenfalls Fiktion. 70 KHM, Theatersammlung M 4000, 24.-30. Dezember 1791. Von 22. bis 26. Dezember hatten die Theater geschlossen. Es ist aufgrund der Quellenlage auch anzunehmen, dass Süßmayr den Abend des 4. Dezember 1791 nicht an Mozarts Krankenlager, sondern im Orchester des Burgtheaters bei einer Aufführung von „La Molinara“ verbrachte. Ebd., 3.-9. Dezember 1791. 71 Diese Protokolle existieren erst ab Februar 1792. In den Büchern dieser Behörde scheint nur Süßmayrs Bruder Georg auf, der im Jahr 1798 einen Paß von Wien nach Schwanenstadt beantragte. WStLA, Konskriptionsamt B 4/1, fol. 573.

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nach Süßmayrs Sexualität überhaupt ins Spiel brachte. Für sein Hauptargument, dass Süßmayr unter normalen Bedingungen Constanzes erste Wahl als Vollender des Requiems gewesen sein muss, ist sie nämlich völlig irrelevant. Der Versuch, Constanze Mozart vom Verdacht einer sexuellen Beziehung mit Süßmayr reinzuwaschen, könnte noch als plausibler Grund für Leesons Überlegungen angehen, aber der schon vor Jahrzehnten geäußerte Verdacht, der am 26. Juli 1791 geborene Franz Xaver Mozart sei das Resultat eines Ehebruchs gewesen72, ist ohnehin so spekulativ, dass er gar nicht widerlegt werden muss. Die Vermutung, Süßmayrs sexuelle Präferenzen seien für die Entstehungsgeschichte von Mozarts Requiem von Relevanz gewesen, muss in die Kategorie jener Ideen eingereiht werden, die Mozarts Logenbruder Heinrich Watteroth „Hirnblasen“ zu nennen pflegte. 73 Folgt man nämlich den Bahnen der Leeson’schen Logik und denkt die von ihm vorgebrachten Argumente konsequent zu Ende, so wird klar, dass Mozart sich dem Verdacht, homosexuellen Neigungen gefröhnt zu haben, nicht mehr entziehen kann. Die Beweise (nach Leesons Maßstäben) sind alle vorhanden: Mozart hatte engen Verkehr mit einem homosexuellen Musikerkollegen (Süßmayr), er bediente sich eines Insider-Vokabulars aus raffinierten Codewörtern („Lichterputzer“, „Lacci Bacci“, „Schaberl“), das unter homosexuellen Männern im 18. Jahrhundert offenbar gängig war, er heiratete ganz offensichtlich wegen des immensen sozialen Drucks (wie Rock Hudson und Leonard Bernstein) und zu guter Letzt besaß er auch noch ein Exemplar der Acht Fugen von Georg Pasterwitz74, eines Priesters, dessen „sexuelle Beziehung zu einem jungen Knaben“ (wie uns Leeson versichert) „zu jener Zeit nicht unwahrscheinlicher war als heute.“75 Das sollte genügen.

Erstmals veröffentlicht in: Mozart-Jahrbuch 2006, (Kassel: Bärenreiter, 2008), 425-38.

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Z.B. Dieter Schickling, „Einige ungeklärte Fragen zur Geschichte der Requiem-Vollendung“, in: MJb 1976/77, S. 268 73 Carl Friedrich von Kübeck, Tagebücher des Carl Friedrich Freiherrn Kübeck von Kübau, Wien 1909, Bd. I/1, S. 70. 74 WStLA, Hauptarchivs-Akten, Persönlichkeiten M 14, fol. 9r. 75 Leeson, MJb 2003/04, S. 272.



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