Roswitha Juffinger und Christoph Brandhuber: Familienbande – Der Fürsterzbischof und seine Familie, in: Juffinger Roswitha, Christoph Brandhuber, Walter Schlegel und Imma Walderdorff: Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun 1654 – 1668. Ein Bauherr für die Zukunft. – Salzburg 2008, S. 23–57.

September 28, 2017 | Author: Christoph Brandhuber | Category: History, Genealogy, Geschichte, 18th Century Studies in the Bohemian Lands, Genealogy-Family History
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Erzbischof Guidobald Graf von Thun 1654 – 1668 Ein Bauherr für die Zukunft

Impressum © Copyright by Residenzgalerie Salzburg 2008 ISBN 978-3-901443-32-9 Eigentümer und Verleger Residenzgalerie Salzburg Residenzplatz 1 5020 Salzburg / Österreich e-mail: [email protected] www.residenzgalerie.at Konzept Dir. Dr. Roswitha Juffinger Für den Inhalt verantwortlich sind die namentlich ausgewiesenen Autoren MMag. Christoph Brandhuber, Bad Ischl Dr. Roswitha Juffinger, Residenzgalerie Salzburg HR DI Walter Schlegel, Landeskonservator i. R. Mag. Ina Slama, Kunsthistorisches Museum Wien Mag. Gerhard Walde, Wien Mag. Imma Walderdorff, Rastenfeld Herausgeber Dr. Roswitha Juffinger, Residenzgalerie Salzburg Redaktion und Bildredaktion: Dr. Roswitha Juffinger Bearbeitung der historischen Fotografien für die Drucklegung Ulrich Ghezzi, Oberalm, Lisa Maria Griesebner, Anneliese Kaar Indexbearbeitung: Johannes Katsch Grafik, Layout und Satz Mag. Anneliese Kaar, Salzburg Druck Colordruck, Salzburg Umschlag Vorderseite: Philipp Harpff (Lebensdaten unbekannt), Salzburg von Norden, 1643; Kupferstich/Radierung, 820x950 mm, Detail, SMCA 1583/49 – 1586/49 Johann Heinrich Schönfeld (1609 – 1684), Erzbischof Guidobald Graf von Thun, 1654, Öl/Leinwand, 192x121,5 cm, nach der Restaurierung 2008, Detail, RG 19 Rückseite: Unbekannter Zeichner / Stecher, Das Einhorn wiegt als Wappentier der Thuns den Erd- und Tierkreis auf, Kupferstich, Paris Gille, Horizon Iuvaviensis, Salzburg 1654, Taf. XV. Utrique in Pretio.

Diese Publikation wird anlässlich der Ausstellung Erzbischof Guidobald Graf von Thun 1654 – 1668 Ein Bauherr für die Zukunft Residenzgalerie Salzburg, 15. 11. 2008 – 8. 2. 2009 präsentiert. Konzept, Organisation und Ausstellungsgestaltung Dir. Dr. Roswitha Juffinger, Residenzgalerie Salzburg Das Konzept der Ausstellung beinhaltet Teilbereiche des Publikationsbandes zu: – Präsentation des Salzburger Museumsleitplanes 2006: Guidobald Graf von Thun schafft die baulichen Voraussetzungen für einen Rundgang um den Domplatz; der Salzburger Museumsleitplan 2006 sieht vor, diesen Rundgang wieder zu ermöglichen – Präsentation von Bildern aus der ehemaligen Gemäldesammlung des Erzstiftes Salzburg – Dokumentation zur Provenienz von einzelnen Gemälden aus der ehemaligen Gemäldesammlung des Erzstiftes Salzburg Restauratorische Betreuung Mag. Gerhard Walde, Wien Fotopräsentation Ulrich Ghezzi, Oberalm Im Zusammenhang mit dem FWF-Forschungsprojekt zur „Salzburger Residenz“ findet eine Internationale Tagung: „Höfe und Residenzen geistlicher Fürsten“ Salzburg, 19. – 22. 2. 2009 Residenz / Toskanatrakt – Landkartengalerie, Churfürststraße 1, 5020 Salzburg, statt. Veranstalter: Land Salzburg / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien / Universität Salzburg www.residenzprojekt.at

Roswitha Juffinger / Christoph Brandhuber Walter Schlegel / Imma Walderdorff

Erzbischof Guidobald Graf von Thun 1654 – 1668 Ein Bauherr für die Zukunft

Die Residenzgalerie Salzburg dankt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / FWF und der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, für deren Unterstützung. In dieser Publikation werden Teilergebnisse der Forschungen von Mag. Imma Walderdorff und DI Walter Schlegel zum Projekt: Bau-, Ausstattungs- und Kulturgeschichte der ehemaligen fürsterzbischöflichen Residenz in Salzburg vom 16. Jahrhundert bis 1803 Leitung des Bereiches Kunstgeschichte: Ass. Prof. Mag. Dr. Ingonda Hannesschläger, Universität Salzburg; Leitung des Bereiches Baugeschichte: HR DI Walter Schlegel, Landeskonservator i. R. veröffentlicht. Das Forschungsvorhaben zur Salzburger Residenz wird vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützt. Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom Internationales Kolloquium im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rom und der Norden – Wege und Formen des künstlerischen Austauschs“, 25. 2. – 26. 2. 2008 Zwei Beiträge dieses Kolloquiums werden in der vorliegenden Publikation veröffentlicht: Die Forschungsergebnisse von Dr. Roswitha Juffinger, Salzburg: „Guidobald Graf Thun, Erzbischof von Salzburg (1654 – 1668), und seine Kunstsammlung – eine Rekonstruktion“ sowie eine Kurzfassung des Beitrages von Dr. Esther Meier, Dortmund: „Nosce te ipsum, Schönfelds Fünf-Sinne-Zyklus – ein anthropologischer Traktat“ Der Beitrag von Esther Meier „Nosce te ipsum. Schönfelds Fünf-Sinne-Zyklus“ erscheint in voller Länge in: Marburger Jahrbuch 35, Leipzig 2008

Die Residenzgalerie Salzburg sowie das Projekt-Team danken folgenden Institutionen bzw. den namentlich angeführten Kolleginnen und Kollegen für die Unterstützung bei der wissenschaftlichen Bearbeitung

Admont: Benediktinerstift Admont – Stiftsarchiv: Johann

Bergheim: Maria Plain, Superioratsgebäude: P. Winfried

Tomaschek

Bach­ler OSB

Antwerpen: Rubenianum: Nora de Porter, Viviane Verbraeken

Bozen: Südtiroler Landesarchiv: Christine Roilo

Universiteit Antwerpen – Bibliotheek Stadscampus – Historische Collecties: Goran Proot

Brixen: Diözesanarchiv Brixen: Eduard Scheiber Diözesanmuseum Hofburg Brixen: Johann Kronbichler

Artstetten: Schloss Artstetten: Brigitte Leidwein Brno: Moravsky´ zemsky´ archiv Brno: Lucie Kr˘ízˇová Arnsberg: Schloss Herdringen: Wennemar Freiherr von Fürs­tenberg Herdringen; Archiv: Michael Jolk

Castelfondo / Italien: Parrocchia di Castelfondo: Don Tullio Stolcis

Augsburg: Universitätsbibliothek Augsburg – Referat

De˘cˇin / Tschechien: Státní Oblastní Archiv v Litome˘ˇricích

Doku­mentenserver und Digitalisierung: Katharina Urch

– Pobocˇka De˘cˇin: Helena Smisˇková; Otto Chmelik



Roswitha Juffinger / Christoph Brandhuber

I. 1. Familienbande – Der Fürsterzbischof und seine Familie

I. 1. 1. Von Guidobalds Vorfahren

Panierherrnstand erhoben wurde. Sebastians Vetter Anton Maria von Thun (†1522), ein Rat Erzherzog Die Thuns stammen ursprünglich aus der Schweiz, Siegmunds „des Münzreichen“ von Österreich-Tirol, wo sie die in der Berner Landvogtei gelegene Stadt begründete gemeinsam mit seiner zweiten Gemahlin Thun am Thunersee besaßen. Ihre erste urkundliche Genovefa von Wolkenstein-Rodenegg, einer Enkelin Erwähnung fällt in das Jahr 1127, als ein Werner des bekannten Minnesängers Oswald von Wolkenvon Thun gemeinsam mit seinen zwei Brüdern in stein (†1445), die drei Hauptlinien Castel Thunn, Zusammenhang mit einem Rechtsstreit zwischen Castel Caldes und Castel Brughier.2 Nach dem AusThüring von Lützelflüh, dem sterben der Familie Niderthor verStifter des Klosters Trub, und lieh Christoph Kardinal Madruzdem Kloster St. Blasien genannt zo, der Fürstbischof von Brixen wird. Bereits sechs Jahre später und Trient, dem Lukas von Thun bezeugen Werner und Ulrich von (†1559) am 20. November 1558 das Thun eine von dem späteren KaiErbschenkenamt von Brixen. Am ser Lothar III. von Supplinburg 9. März 1603 erhob Kaiser Rudolf (1075 – 1137) ausgestellte SchutzII. zu Prag die Nachkommen aller urkunde des Klosters Interlaken. drei Linien in den Reichs- und 1191 zählen die Thuns zum „Obererbländischen Freiherrnstand, länder Adel“, der sich aus der zumal sie und ihre Vorfahren „nit Unterdrückung der Zähringer zu allain in iren bey Hof getragnen befreien suchte, jedoch von Her- Abb. I. 2 Wappen der Familien Thun, ansehenlich Diensten und Ambzog Berthold V. bei Grindelwald 1603, Aquarell auf Papier, 100x120 mm, tern, sondern auch wider gemainer vernichtend geschlagen wurden.1 Privatbesitz Christenhait Erbfeind dem Türggen, ungesparts Leibs, guets und Mit dem Beginn des 13. Jahrhunvermögens“ dem Haus ­ Österreich derts ist die Stammreihe gesichert, im 14. Jahrhundert blüht das Geschlecht bereits in bedeutende Dienste erwiesen haben.3 Bei dieser mehreren Linien in Südtirol. Anton von Thun Gelegenheit wurde eine Wappenbesserung vorge(†1448) wird am 21. Juni 1448 von Bischof Georg II. nommen, indem die Thuns ihr Wappen mit dem Haak von Themeswald mit dem Erbschenkenamt in der im Mannesstamm ausgestorbenen Familie CalTrient belehnt. Sein Sohn Viktor von Thun (†1487) des vereinigen durften, deren gleichnamiges Schloss besucht 1470 die Heiligen Stätten in Jerusalem und sie ererbt hatten. Das Thun’sche Wappen (Abb. I. 2) wird 1484 Hauptmann an der Etsch sowie Burggraf zeigt seither ein Geviert mit einem Herzschild, worin von Tirol. Die Linie stirbt mit Viktors Sohn Seba- ein silberner Querbalken in Rot zu sehen ist. Die stian (†1497) aus, der zu Worms am 7. Dezember Felder 1. und 4. weisen einen goldenen Schräglinks1495 von Maximilian I. in den erblichen Reichs- balken in Blau auf. Die Felder 2. und 3. sind gespalten

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Abb. I. 3 Unbekannter Zeichner / Stecher, Christoph Simon Graf von Thun (1582 – 1635), Kupferstich, in: Franz Christoph Graf von Khevenhüller (1588 – 1650), Annales Ferdinandei, Bd. 13/II, Leipzig 1721/1722, Nr. 36b, Universitätsbibliothek Augsburg 02/IV.14.2.58-13

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und zeigen vorne in Silber einen roten Adler aus der Spaltungslinie wachsend, hinten in Schwarz einen silbernen Querbalken. Auf dem Wappenschild sind drei gekrönte Helme zu sehen: Der erste Helm trägt zwei blaue je mit einem goldenen Band umwundene Hörner; der zweite Helm zeigt das Stammkleinod, ein nach vorwärts gekehrtes, wachsendes rotes Einhorn mit einem silbernen Gürtel; der dritte Helm ist dem 2. Feld nachgebildet.4 Aus der Linie zu Castel Brughier stammte Christoph Simon von Thun (1582 – 1635, Abb. I. 3), der als eines der bedeutendsten Familienmitglieder gilt. Er war ein erfahrener Kriegsmann, Großprior des Johanniterordens in Ungarn und Komtur zu Klein Öls (Oles´nica Mała), Eger und Bozen.5 Bald stieg er zum Geheimen Rat und Kämmerer Kaiser Ferdinands II. auf, der ihm die Erziehung seiner Söhne, des späteren Kaiser Ferdinands III. und Erzherzog Leopold Wilhelms, als „Ajo“ anvertraute. Als Ferdinand 1625 zum König von Ungarn gekrönt und im Jahr darauf für großjährig erklärt wurde, ernannte er Christoph Simon von Thun zu seinem Obersthofmeister.6 Nach der für die Habsburger siegreichen Schlacht am Weißen Berg kaufte Christoph Simon mehrere Güter, die der Kaiser von den böhmischen Aufständischen konfisziert hatte und begründete auf diese Weise den ausgedehnten Besitz seiner Familie in Böhmen: Am 2. Juni 1623 erwarb er die Herrschaft Klösterle / heute: Klášterec, noch im selben Jahr Choltic und am 2. August 1628 die Herrschaft Tetschen / heute: ­ Décˇín (Abb. I. 4). Zudem lieh er dem Kaiser 100.000 fl. und erhielt im Gegenzug die in Niedersachsen gelegene Grafschaft Hohenstein verpfändet.7 Auf den Gütererwerb folgte am 24. August 1629 zu Wien die Erhebung der Familie in den Reichsgrafenstand und die Verleihung des Rechts, sich nach sämtlichen erworbenen Herrschaften nennen zu dürfen. Die gräflichen Brüder Christoph Simon, Johann Cyprian und Georg Siegmund von Thun aus der Linie zu Castel Brughier durften sich überdies mit dem Titel „Hochund Wohlgeboren“ schmücken, während sich ihr Vetter Johann Arbogast aus der Linie zu Castel Cal-

des mit dem Titel „Wohlgeboren“ begnügen musste. Letzterer erwirkte erst mit dem Diplom vom 4. Februar 1632, sich gleich seinen Vettern „Hoch- und Wohlgeboren“ nennen zu dürfen. Christoph Simon von Thun, der zum Ansehen seiner Familie so viel beigetragen hatte, starb am 27. März 1635 in Wien. Da er bei seinem Lebensende erwogen hatte, in den Jesuitenorden einzutreten, fand er seine letzte Ruhestätte in der Gruft der Jesuitenkirche „Zu den neun Chören der Engel“ auf dem Platz „Am Hof“ in Wien. Bereits 1631 hatte er seinem Bruder Georg Siegmund die Herrschaft Hohenstein zu denselben Konditionen geschenkt, wie sie ihm der Kaiser überlassen hatte.8 Ein Breve von Papst Urban VIII. hatte dem Johanniterordensritter gestattet, über sein Vermögen frei verfügen zu dürfen. Christoph Simon setzte seinen Bruder Georg Siegmund sowie seinen Neffen Johann Siegmund, den Sohn seines inzwischen verstorbenen

Abb. I. 4 Mauritius Vogt (1669 – 1730) / Zeichner, Johannes Leon Blanck / Stecher, Ansicht von Tetschen / heute: Deˇcˇín, Kupferstich, Detail, in: Johann Friedrich Rüdiger, Mauritius Vogt und Johannes Leon Blanck, Nova Totius Regni Boemiae Tabula, Nürnberg o. J. [1712]

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Bruders Johann Cyprian, zu gleichberechtigten Erben seines großen Vermögens ein. Über die Aufteilung des Erbes entbrannte ein heftiger Streit, der sich über viele Jahre hinzog und erst nach dem Tod der beiden Kontrahenten beigelegt werden konnte. Schließlich gelang es dem Salzburger Fürsterzbischof Guidobald, dem Sohn des 1646 verstorbenen Johann Siegmund Grafen von Thun, am 19. September 1657 einen Vergleich zu erzielen, der am 22. Januar 1658 von Kaiser Leopold I. bestätigt wurde: Die böhmischen Besitzungen fielen an die Nachkommen des Johann Siegmund, die Tiroler Besitzungen hingegen an die Erben des Georg Siegmund Grafen von Thun. Die Grafschaft Hohenstein war damals bereits verloren: Im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden besetzt, hat sie später der Kurfürst von Brandenburg erobert. Infolge des Erbschaftsstreits war es den Thun nicht gelungen, die Grafschaft auf dem Westfälischen Friedenskongress zurückzufordern – was von dem niedersächsischen Besitz blieb, war allein der Name, an dem die Familie Thun-Hohenstein bis zum heutigen Tag festhält.9

Abb. I. 5 Unbekannter Zeichner / Stecher, Das Einhorn wiegt als Wappentier der Thuns den Erd- und Tierkreis auf, Kupferstich, Paris Gille, Horizon Iuvaviensis, Salzburg 1654, Taf. XV. Utrique in Pretio.

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I. 1. 2. Phantastischer Ursprung: Der genealogische Mythos der Thuns Mit der Erhebung in den Grafenstand musste die Familientradition umgedeutet werden, um dem höheren Prestige gerecht zu werden. Hochadelige Herkunft wagten die Thuns zwar nicht zu behaupten, doch fanden sie einen sehr zeitgemäßen und vielversprechenden Ausweg: die Sage von der römischen Abkunft ihrer Familie. Für das Grafendiplom wurden aus den bischöflichen Archiven von Trient und den Registraturen von Tirol beglaubigte Dokumente vorgelegt, wonach die „Voreltern“ der Thuns „auß der Statt Rom, von uhralten vornemben Geschlecht ihren Ursprung“ genommen hätten. Das Vorbild für diese Familientradition lieferten die Lodrons, welche sich als Besitzer der Herrschaft Laterano als direkte Nachfahren der antik-römischen „gens Laterana“, einer der einflussreichsten und vornehmsten Familien in der Umgebung des julischclaudischen Kaiserhauses betrachteten.10 Pikanterweise wurde dadurch Plautius Lateranus, einer der unzähligen Liebhaber der für ihre Ausschweifungen berüchtigten Valeria Messalina zum Ahnherrn der Lodrons. Nach der Hinrichtung der Kaiserin wurde er begnadigt, fand aber unter Nero den Tod, der nach seinem großen Reichtum gierte. Seine beiden Söhne, so will es die Lodron’sche Familienlegende wissen, seien dem sicheren Tod durch Flucht entronnen und hätten sich im Gebiet von Brixen niedergelassen. Gegenüber einem solchen Ansatz versuchten die Thuns nicht zurückstehen: Sie wollten zwar auch aus Rom stammen, aber nicht auf der Flucht vor einem tyrannischen Kaiser, sondern in Begleitung des heiligen Märtyrerbischofs Vigilius und seiner frommen Mutter Maxentia im Jahre 380 n. Chr. in das Gebiet der späteren Grafschaft Tirol gekommen sein.11 Die Herkunftslegende der Thuns musste durch ähnlich kühne genealogische Konstruktionen untermauert werden. Aufgrund der Ähn-

Die Familie Thun im 16. und 17. Jahrhundert Anton Maria von Thun († 1522) 1 ∞ 1471 Helena von Thumbritz († 1483) 2 ∞ 1484 Genovefa von Wolkenstein-Rodenegg († 1511)

2

2

2

CASTEL THUN

CASTEL CALDES

CASTEL BRUGHIER

Lukas (1485 – 1559) ∞ 1517 Barbara Botsch von Zwingenberg

Jakob (1494 – 1559) ∞ 1530 Margaretha von Spaur

Cyprian (1501 – 1573) 1 ∞ 1532 Helena von Cles 2 ∞ 1555 Anna Fuchs zu Fuchsberg 1

Viktor († 1572) ∞ Magdalena von Schroffenstein

Anton Jakob (1537 – 1569) ∞ 1564 Katharina Barbara von Annenberg († 1571)

Herkules (1561 –1615) 1 ∞ 1583 Euphemia Sidonia von Ortenburg (1557 – 1589) 2 ∞ 1592 Anna Dorothea Khuen von Belasi († 1617)

Johann Arbogast (1565 –1633) 1 ∞ Judith von Arco († 1629) 2 ∞ Magdalena Margaretha von Thun († 1659)

2

Wolf Dietrich (1593 – 1642) ∞ Margaretha Katharina von Thun

2

Siegmund (1537 – 1596) ∞ 1568 Anna Christina Fuchs zu Fuchsberg (†1590)

Johann Cyprian (1569 – 1630) ∞ 1593 Anna Maria von Preysing

1

Georg Siegmund (1573 – 1651) 1 ∞ 1597 Euphemia von Cles 2 ∞ 1605 Genovefa von Thun 3 ∞ 1625 Barbara von Firmian

2

3

Christoph Richard Barbara ∞ (1) Johann Siegmund (1604 – 1668) (1594 – 1618) (1594 – 1646)

Carl Cyprian (1619 – 1676)

Georg Vigil (1630 – 1692)

∞ Barbara Helena von Thun ∞ Veronika Sekunda Khuen von Belasi

1 ∞ Maximiliana von Arco 2 ∞ Anna Helena von Cles

1 ∞ Justina von Trapp 2 ∞ Anna Franziska von Hendl

2 ∞ Anna Margaretha von Wolkenstein 3 ∞ Margaretha Anna von Oettingen

Christoph Simon (1582 – 1635)

3

3

Christoph Johann Jakob Anton Simon (1640 – 1701) (1635 – 1712) ∞ Felicitas von Slucca

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GUIDOBALD (1616 – 1668)

Abb. I. 6 Stammtafel: Die Familie Thun im 16. und 17. Jahrhundert, Graphik: Christoph Brandhuber

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Abb. I. 7 Fassade des Palazzo Capizucchi, Rom, 2007

lichkeit der Wappen (goldener Schräglinksbalken in Blau) ging man von einer Blutsverwandtschaft mit der römischen Uradelsfamilie der Capizucchi aus (Abb. I. 7), als deren deutscher Familienzweig die Thuns fortan gelten wollten. Eine mögliche Verwandtschaft musste Guidobald, der nach dem Kardinalat strebte, umso erstrebenswerter erscheinen, da der Dominikanerpater und spätere Kardinal Raimondo Capizucchi (1615 – 1691, Abb. I. 8) als Maestro del Sacro Palazzo unbeschränkten Zugang und damit Einfluss bei Papst Alexander VII. Chigi hatte. Ein williger Genealoge, der die beiden Familien gekonnt in Verbindung zu bringen vermochte, war in Vincenzo Armanni (1608 – 1684, Abb. I. 9) bald gefunden, der aus Gubbio in Umbrien stammte. Sein Werk erschien knapp nach dem Tod des Salzburger Fürsterzbischofs, weshalb das Buch nicht Guidobald sondern seinem Halbbruder Wenzel, dem Bischof von Passau und Gurk, gewidmet ist.12 Bereits im November 1655 hatte Guidobald gehofft, seinen um fast 27 Jahre jüngeren Halbbruder Johann Ernst der Obhut der Capizucchi in Rom zur Verstärkung der vermeintlichen Familienbande anvertrauen zu können. Gegenüber Raimondo Capizucchi hob er die Vorzüge seines zwölfjährigen Halbbruders hervor, der „von sanfter ruhiger Art und guten

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Manieren sei und sich besonders mit Geist und Verstand für die Wissenschaften“ auszeichne.13 Doch Guidobald hatte die Rechnung ohne seine Stiefmutter, Margaretha Anna von Oettingen-Baldern, der leiblichen Mutter von Johann Ernst gemacht. Zunächst zögerte sie die Abreise ihres Sohnes hinaus, da er noch zu jung sei.14 Zwei Jahre später wollte sie ihren Sohn wieder nicht der angeblichen Verwandtschaft ausliefern, so dass Guidobald resignierend nach Rom schrieb: „Ich hätte Ihnen gerne einen Bruder zur Erziehung nach Rom gesandt, aber es ist unmöglich, meine Mutter diesbezüglich zu überreden.“15 Auch die Legende des Hl. Romedius brachten die Thuns mit sich in Verbindung. Dieser in Tirol besonders verehrte Heilige entstammte dem Grafengeschlecht von Thaur bei Innsbruck und lebte als frommer Einsiedler am Nonsberg. Den bereits erwähnten Bischof Vigilius soll er auf einem Bären

Abb. I. 10 P. A. Lublinski / Zeichner, Michael Rivola / Stecher, Hl. Romedius, Kupferstich, Amand von Friedenfels, Gloriosus Sanctus Romedius, Prag 1699, pag. 138

Abb. I. 8 Unbekannter Zeichner / Stecher, Raimondo Kardinal

Abb. I. 9 Francesco Allegrini (1587 – 1663) / Zeichner, Alber-

Capizucchi (1615 – 1691), Kupferstich, in: Vincenzo Armanni,

tus Clouwet (1636 – 1679) / Stecher, Vincenzo Armanni (1608

Della nobile, & antica famiglia de’ Capizucchi baroni Romani

– 1684), Kupferstich, in: Vincenzo Armanni, Della nobile, &

diramata da un medesimo stipite con quella de’ conti di Tun

antica famiglia de’ Capizucchi baroni Romani diramata da un

prosapia grande, e famosa della Germania, Rom 1668

medesimo stipite con quella de’ conti di Tun prosapia grande, e famosa della Germania, Rom 1668

reitend (Abb. I. 10) besucht haben. Die Romedius-Legende verband mit einer Thun’schen Familienchronik der Prämonstratenserpater Amand von

Friedenfels aus dem Kloster Strahov bei Prag, der sein Werk Guidobalds Halbbruder Romedius Constantin von Thun widmete.16

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I. 1. 3. Guidobalds Vater, Mutter und Stiefmütter Der Vater des Salzburger Fürsterzbischof, Johann Siegmund von Thun (1594 – 1646, Abb. I. 11), stammte aus der Linie Castel Brughier. Er war ein Sohn des Johann Cyprian von Thun (1569 – 1630) und der Anna Maria von Preysing. Er erlebte die Erhebung der Familie in den Freiherrnstand (1604) sowie in den Grafenstand (1629) und zog gemeinsam mit seinen Eltern von Südtirol auf die von seinem Onkel Christoph Simon erworbenen Güter in Böhmen. Nach dem Ableben seines Vaters wurde er bezichtigt, seine Mutter ungenügend zu versorgen. Johann Siegmund schrieb der Mutter, dass er immer wieder das Opfer von Verleumdungen werde, dabei habe ihm sein „herr Vater in sein Lebzeit und Todtbeth Weib und khind mit den Seinigen befohlen und recomandiert“. Dies hätte der Vater bestimmt nicht getan, wenn er ihn für deren „mißgönner und verfolger gehalten und ersehen“ hätte.17 Johann Siegmund stieg zum kaiserlichen Kämmerer, Geheimen Rat und schließlich zum Statthalter in Böhmen auf. Er starb am 29. Juni 1646 in Tetschen.18 Johann Siegmund von Thun war insgesamt drei Mal verheiratet gewesen. In erster Ehe heiratete er am 5. Februar 1612 in Malè seine entfernte Cousine Barbara Freiin von Thun. Die Mutter des Salzburger Fürsterzbischofs Guidobald entstammte der Linie Castel Caldes und wurde am 23. Februar 1594 in Castelfondo geboren. Sie war eine Tochter des „reichen Caldeser“ Johann Arbogast von Thun (1565 – 1633) aus dessen erster Ehe mit Judith von Arco (†1629).19 Barbara von Thun starb am 16. Januar 1618 in Castelfondo bei der Geburt ihrer gleichnamigen Tochter. Zehn Jahre lang blieb Johann Siegmund nach ihrem Tod verwitwet, bis er am 21. Februar 1628 Anna Margaretha, eine Tochter des Markus Oswald Grafen von Wolkenstein-Trostburg und der Anna Maria Khuen von Belasi ehelichte. Doch auch seine zweite Frau starb bereits am 7. Septem-

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ber 1635 im Kindbett.20 Johann Siegmund Graf von Thun heiratete nach ihrem Tod in dritter Ehe am 6. Juli 1637 in Prag Margaretha Anna, eine Tochter des Ernst Grafen von Oettingen-Baldern und der Katharina Gräfin von Helfenstein. Margaretha Anna schenkte Johann Siegmund in neun Ehejahren acht Kinder, von denen sechs das Kleinkindalter überlebten; die jüngste Tochter Maria Anna kam zwei Monate nach dem Tod ihres Vaters zur Welt. Nach dem Tod ihres Gemahls versuchte die junge Witwe ihren leiblichen Kindern ein größeres Erbe gegenüber ihren Stiefkindern zu sichern. Das Verhältnis des Salzburger Fürsterzbischofs zu seiner um zwei Jahre jüngeren Stiefmutter war deshalb denkbar gespannt. Nach wiederholten Geldforderungen verlangte Guidobald im Mai 1662 von seiner Stiefmutter die „aushendigung“ der Ausgabenbücher für zwei ihrer noch unmündigen Söhne. Margaretha Anna war jedoch geschickt genug, die Offenlegung der Rechnungsbücher „von einer Zeitt auf die andere zu verschieben“. Wenzel versuchte daher auf ihren ältesten Sohn Maximilian einzuwirken, dass dieser in Hinblick „auf den nuzen undt fromen gedachter beider brueder“ seine Mutter überreden helfe, „damit Ihr Hochfüstliche Gnaden auf das ehist die verlangte satisfaction erhalten“ möge.21 Über die Erziehung der zahlreichen Kinder konnten sich Guidobald und Margaretha Anna nicht einig werden. Die Kavalierstour ihrer Söhne durch Europa hatte Margaretha Anna gegen den Willen des Fürsterzbischofs durchgesetzt. Als ihre Söhne dann in ganz Europa Schulden hinterließen, wollte sie nicht allein dafür aufkommen. Wenzel zeigte Unverständnis, denn „hette sie die brueder in Burgund gelassen wie der Erzbischoff selbe vor sex iahren hirein schiken undt auf sein spesa undterhalten wollen, were nicht allein keiner aus der brueder weder heller noch kräuzer schuldig, sondern würden noch ein feines stück bar geldts gefunden haben“.22 Weil sich Margaretha Anna „in ihren Schreiben“ gegenüber ihren Stiefsöhnen stets „etwas hart erzeigte“ und der Fürsterzbischof solches Verhalten

Abb. I. 11 Unbekannter Zeichner / Stecher, Johann Siegmund Graf von Thun (1594 – 1646), Kupferstich, in: Franz Christoph Graf von Khevenhüller (1588 – 1650), Annales Ferdinandei, Bd. 13/II, Leipzig 1721/1722, Nr. 36a, Universitätsbibliothek Augsburg 02/IV.14.2.58-13

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I. 1. 4. Geforderte Förderung: Der Fürsterzbischof und seine Geschwister

Abb. I. 12 Unbekannter Zeichner / Albertus Clouwet (1636 – 1679), / Stecher, Guidobald Thun, Kupferstich, in: Vincenzo Armanni, Della nobile, & antica famiglia de’ Capizucchi baroni Romani diramata da un medesimo stipite con quella de’ conti di Tun prosapia grande, e famosa della Germania, Rom 1668

auf die Dauer nicht tolerieren wollte, musste ihr ältester leiblicher Sohn Maximilian „neben anderen gueten läuthen“ wiederholt zwischen den Fronten verhandeln.23 Dem Stiefsohn Wenzel wollte sie gleichfalls die Auslagen für ihre Söhne nicht ersetzen und würdigte seine diesbezüglichen Schreiben mit „gar keiner andtwort“.24 Wenzel schrieb daher an seinen ältesten Halbbruder Maximilian, er solle auf seine Mutter einwirken, „damit sie mich zahle in widrigen fall müßte ich klagen, welches ich nicht gerhe thue“.25 Die streitbare Stiefmutter überlebte Guidobald um etliche Jahre, obwohl sich bereits im März 1668 die Zeichen einer „langwürigen krankheit“ bemerkbar gemacht hatten.26 Sie starb am 19. Juni 1684 und fand ihre letzte Ruhestätte im Prager Kapuzinerkloster.

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Fürsterzbischof Guidobald (Abb. I. 12) hatte zwei leibliche Geschwister und zehn Halbgeschwister aus der zweiten und dritten Ehe seines Vaters. Insgesamt überlebten also dreizehn Kinder des Johann Siegmund Grafen von Thun das Kleinkindalter (Abb. I. 13). Seinen Geschwistern gegenüber, für die er selbst in den vertrautesten Briefen stets „Ihre Hochfürstlichen Gnaden“ war, pochte Guidobald nach dem Tod des Vaters auf seine „authoritet“ als ältester Bruder, als Familienoberhaupt und vor allem als souveräner Landesfürst, dem größter Respekt zu zollen war. Eigenhändig schrieb er vergleichsweise selten an die Geschwister, er korrespondierte mit ihnen vor allem über den Halbbruder Wenzel. Wenn dieser ihn mit den Geldforderungen seiner Halbbrüder zu sehr bedrängte, schickte er ihn bisweilen fort: Dann hieß es, Wenzel solle sich „über acht tag widerumb anmelden“.27 Briefe, in denen er die Geschwister rügte oder Geldgeschenke zusagte, befahl er seiner Stiefmutter zu zeigen. Oft seufzte der Fürsterzbischof, er habe „bereidt vil 1000 fl der familie zum besten angewendt“, die Brüder aber würden „kein mass oder ordnung“ kennen.28 Gleichzeitig spielte er jedoch mit dem Gedanken, für die Familie „ein ansehniches guat zu erkauffen“, wofür „ein grossen summa gelts vonneten“ wäre.29 Er wollte für seine Familie sinnvoll und in Dauerhaftes, nicht in kostspielige Lustbarkeiten des Alltags investieren. Trotz allem war der Salzburger Fürsterzbischof ein Familienmensch und seinen Geschwistern in liebevoller Zuneigung gewogen. Er lud sie oft zu sich nach Salzburg ein und übernahm während ihrer Besuche sogar alle Auslagen für „Kostgeld und Zärrung“ ihrer Hofmeister, Küchenmägde und sonstigen Dienerschaft.30 Nach dem Tod des Vaters teilte Guidobald am 11. Oktober 1653 mit seinen Brüdern die übernom-

Der Fürsterzbischof und seine Geschwister Johann Siegmund Graf von Thun (1594 – 1646) 1 ∞ 5.2.1612 Barbara von Thun († 1618) 2 ∞ 21.2.1628 Anna Margaretha von Wolkenstein-Trostburg († 1635) 3 ∞ 6.7.1637 Margaretha Anna von Oettingen-Baldern († 1684)

1 Judith Anna * 1.8.1614 † 16.9.1669

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GUIDOBALD * 19.12.1616 † 1.6.1668

Christoph Simon * 17.11.1615 † 14.11.1643 ∞ Anna Barbara von Trauttmansdorff

2 Michael Oswald * 13.10.1631 † 31.1.1694 1 ∞ Elisabeth von Lodron 2 ∞ Anna Cäcilia von Thannhausen

Wenzel * 6.12.1629 † 6.1.1673

2

2 Johanna Katharina * 5.9.1635 † 23.8.1688

Anna Magdalena * 16.12.1633 † 31.1.1694 ∞ Joh. Maximilian von Herberstein

3

3 Franz Siegmund * 1.9.1639 † 3.5.1702

Maximilian * 19.8.1638 † 9.7.1701 1 ∞ Maria Franziska von Lodron 2 ∞ Maria Magdalena von Liechtenstein 3 ∞ Maria Adelheid von Preysing

3

3

3

Clara Franziska * 13.2.1642 † 17.3.1687 ∞ Ernst Ferd. von Suys

Romedius Constantin * 2.3.1641 † 1.5.1700 ∞ Barbara von Salm

3

Rudolph Guidobald *3.7.1644 † 1697

Johann Ernst * 6.7.1643 † 20.4.1709

Abb. I. 13 Stammtafel: Guidobald und seine Geschwister, Graphik: Christoph Brandhuber

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menen Landgüter in acht gleiche Teile auf.31 Später verzichteten Guidobald und Wenzel auf ihr Erstgeburtsrecht zugunsten von Michael Oswald, der den Mannesstamm der Familie fortsetzen sollte und daher entsprechend abgesichert werden musste.32 Anfang 1655 wollte der Fürsterzbischof ein großzügiges Stadtpalais für Michael Oswald in Prag (Abb. I. 14) erwerben, das ihm der kaiserliche Feldmarschall und Hofkriegsrat Walter Graf Leslie, einer der Verschwörer gegen Wallenstein, angeboten hatte.33 Das Inventar, darunter Möbel „aus Holtzwerckh, wie auch die Mandrazen und bethdekhen“, wollte der Fürsterzbischof nicht übernehmen, da „der brueder zu Erkhauffung so khostbarer Sachen mit den erforderten mittlen nit versehen“ sei.34 Für das Haus allein

gedachte er nicht mehr als 18.000 fl. zu bezahlen.35 Dieser Kaufpreis war dem Grafen Leslie jedoch zu gering und er versicherte dem Fürsterzbischof, dass er „in gantz Prag khain Behaußung antreffen oder khauffen wirdt, weliche so in bester weiß erhalten und gleich zu bewonen wäre“. Dem Fürsterzbischof würden überdies besonders die „Niderlandische Tapezereyen“ gefallen, die „khöstlich, schen und zu denen Zimmern mit vleis gemahlet“ worden seien.36 Er wolle sie dem Fürsterzbischof zu demselben Preis überlassen, wie er sie in den Niederlanden gekauft habe, was die „Khauffleith ausziglen“ beweisen werden.37 Am 9. Februar 1656 kaufte der Fürsterzbischof von dem Grafen Leslie dessen „in Prag habende Behausung auf der Khleinen Seite“, die „daselbst hart unter dem

Abb. I. 14 Matthäus Merian (1593 – 1650), Prag, Kupferstich, Detail, in: Matthäus Merian, Topographia Bohemiæ, Moraviæ et Silesiæ, Frankfurt 1650

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Königlichen Schloß gelegen“ war, „samt der Hoffstatt mit aller Zugehörung, Gärtten, Lußthaüßern, Brunquellen und dergleichen gantz nichts ausgeschlossen.“38 Den Kaufpreis in der Höhe von 22.000 fl. überwies der Fürsterzbischof in bar: Ein Sack mit Münzen im Wert von 12.000 fl., ein Sack Silberkronen zu 7.700 fl., ein Sack mit Silberkronen und Talermünzen zu 800 fl., zwei Säcke Silberkronen zu 1.100 fl, einen Sack mit 200 Reichstalern zu 300 fl., und ein „Säckhl mit Groschen“ zu 100 fl.39 Leslie bestätigte am 10. April 1656 den Erhalt der Kaufsumme. Bald darauf begann ein jahrlanger Streit wegen der vorhandenen Bauschäden und dem ständig verstopften Abwasserkanal der direkt über dem Haus liegenden Küche der Prager Burg. Eine letzte große Investition für seine Familie hat der Fürsterzbischof noch im Jahre 1667, acht Monate vor seinem Tod, vorgenommen, indem er 50.000 Reichstaler zum Kauf mehrerer kleiner Landgüter der Erben des kaiserlichen Generals Matthias Gallas Grafen von Campo und Herzogs von Lucera beisteuerte.40

Judith Anna Gräfin von Thun (1614 – 1669) Judith Anna wurde am 1. August 1614 in Castelfondo als älteste Tochter des Johann Siegmund Freiherrn von Thun und dessen erster Gemahlin Barbara von Thun getauft. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter bestimmte sie der Vater für den geistlichen Stand und ließ sie in das Erzfürstliche Regelhaus in Innsbruck eintreten. Dieses Damenstift des Dritten Ordens war von Anna Katharina Gonzaga von Mantua (1566 – 1621), der zweiten Gemahlin Erzherzogs Ferdinand II. von Österreich-Tirol (1529 – 1595) gestiftet worden. 26 Jahre hatte Judith Anna als Schwester Anna Magdalena im Innsbrucker Regelhaus gelebt, als zwei Jahre nach der Wahl ihres Bruders zum Fürsterzbischof von Salzburg das Verlangen in ihr reifte, in das Benediktinerinnenkloster auf dem

Salzburger Nonnberg (Abb. I. 15) einzutreten. Sie besuchte ihren Bruder in Salzburg und bat ihn mit Erfolg um Unterstützung in ihrem Vorhaben. In seinem Schreiben an die Subpriorin des Innsbrucker Regelhauses, Anna Aurelia Comperta, teilte Guidobald am 3. Oktober 1656 mit, dass seine „freundtlich liebe Schwester“ seit einiger Zeit den Wunsch hege, „auß gueten eifer zu der ehr Gottes und besserer verwahrung ihrer Seelen haÿl die übrige Zeit ihres lebens in einem strengern orden zuezubringen“. Ihre Wahl sei auf das Kloster Nonnberg in Salzburg gefallen, dessen Äbtissin „sÿe guetwillig und gern anzunemmen sich erkhlert“ habe. Als leiblicher Bruder wolle er alles unternehmen, um „solches gotselige Vorhaben zubefürdern“, indem er ihr „alle mögliche hilff und assistenz“ erweise. Er wolle daher die Subpriorin um ihre Zustimmung ersuchen: Sie möge ebenso an „anderen orten die licenz außwürkhen helffen“, die zur „erhaltung“ des guten Rufes notwendig sei. Er hoffe, Anna Aurelia werde „umb sovil weniger bedenkhen tragen, weilen man die erlassung meiner frauen Schwester Persohn ohne ainiches nachteil und schaden des Reglhauß begeret“. Zur Klärung aller Formalitäten habe er seinen Geistlichen Rat, P. Alphons Stadelmayr, den Rektor der Universität Salzburg, nach Innsbruck entsandt. Ihm habe er „alle notturft zuhandeln volkhommen gewaldt gegeben“.41 Die Subpriorin des Innsbrucker Regelhauses antwortete dem Fürsterzbischof am 18. Oktober 1656. Sie sei bereit den Wünschen des Fürsterzbischofs und seiner Schwester nachzukommen, auch wenn sowohl ihr als auch ihren geliebten Mitschwestern „diß anzuhören anfenkhlich ganz befremblich vorkhommen“ ist. Man wusste zunächst nicht, „waß hieriber für Considerationes zu schöpfen“ wären. Trotzdem wolle man „nit zweifflen“, dass „alles mit got, wie gnedigst angedeit worden, angefangen und geschlossen“ sei. Daher könne sie nicht „den geringisten aufhalt einwenden“, wo­mit die Schwester Anna Magdalena „volkomentlich entlassen“ sei.42 Noch am selben Tag gab Erzherzog Ferdinand Karl von Öster­ reich-Tirol seine Zu­stimmung zum Austritt Anna

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Abb. I. 15 Franz Anton Danreiter (1695 – 1760), Benediktinerinnenstift Nonnberg, um 1731, Kupferstich, 230x348 mm, RG 146

Magdalenas aus dem Erzfürstlichen Regelhaus. Mit seinem Schreiben an den Salzburger Fürsterzbischof „wegen abfiehrung dero geliebten Schwöster auß dem Reglhauß“ erteile seinen „Consens“ [Zustimmung], durch den er dem Fürsterzbischof, seinem „besonderen ­Freundt“, einen „Dienst beraithwillig“ erweisen wolle. Schließlich verlieh er der Hoffnung Ausdruck, dass die „wollgemainte intention“ der Schwester des Fürsterzbischofs „zu erwünschtem Endt geraiche“.43 Am Tage darauf unterzeichnete Anna Magdalena ihre Erklärung aus dem Regelhaus auszutreten, die von Rektor Alphons Stadelmayr bestätigt wurde. Mit Hilfe ihres „genedigen geliebten Herrn Bruedern“ reiche sie ihre „Entlass: und Quitierung“ ein, nachdem sie 26 Jahre lang „in dem Erzfürstlichen Reglhauß alhier zu Ÿnnsprugg“ als eine „Schwester des Heiligen Ordens unser lieben Frauen Dienerinnen“ gelebt hatte. Sie wolle zu ihrer „Seelen mehrern Hail“ in das „Frauen Closter auf dem Nunnberg zu Salz-

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burg“ eintreten und sei bereits „von der genedigsten Frauen Abbtissin und Convent daselbsten an: und aufgenommen“ worden. Daraus werde dem Regelhaus kein „Nachteil oder Schaden“ erwachsen, da sie alles, was sie „in merbemelts Reglhauß in Zeit meiner aldort gewesten unterbringung zue: und eingebracht, oder von meinetwegen dahin khomben“ dort „samtlich auf ewige Weltzeit“ zurücklasse. Dies geschehe „vermitlst Rath und Beÿstandts, des … zu solchem Ende und Abbeglaitung meiner Persohn genedigst abgeordneten Geistlichen Raths“, des Rektors Alphons Stadelmayr.44 Anna Magdalena verließ anschließend gemeinsam mit dem Rektor Innsbruck und reiste nach Salzburg. Persönlich geleitete sie der Fürsterzbischof am 22. Oktober 1656 in das Kloster auf dem Nonnberg.45 Hier fand am 6. November das obligate „Examen“ zum Ordenseintritt statt, welches neun Fragen umfasste und von Konsistorialdirektor Balthasar Zauchenperger, Abt Albert Keuslin von St.

Peter und Rektor Alphons Stadelmayr vorgenommen wurde. Die Schwester des Fürsterzbischofs wurde nach Namen, Alter und Herkunft befragt. Anschließend gab sie an, bisher zwei Gelübde abgelegt zu haben, nämlich das des Gehorsams und das der Keuschheit. Sie habe im Regelhaus zu Innsbruck, in der Schwesterngemeinschaft ohne Klausur gelebt. Von dort sei sie ausgetreten „aus verlangen des rechten klösterlichen Lebens“, indem sie das dritte Gelübde abzulegen be­gehre. Sie habe schon seit „vielen Jahren den Antrieb“ dazu gehabt und wolle nun „mit hilf“ ihres Bruders den Wunsch in die Tat umsetzen. Mit Gottes Beistand wolle sie die „Regl zuhalten“ versuchen, die strenge „clausur“ achten und „mit andern wol auskhummen“.46 Sie erhielt das Ordenskleid und legte im Jahre darauf, am 13. November 1657, die Ordensgelübde in Anwesenheit ihres Bruders ab. Im Kloster Nonnberg führte sie den Ordensnamen „Maria Josepha“. Bereits 1658 wurde sie zur Priorin ernannt, als welche sie die Äbtissin Maria Johanna Franziska Freifrau von Rehlingen besonders in den Fragen der Kloster­ disziplin unterstützte.47 Weil Maria Josepha ihr Vermögen im Regelhaus zurücklassen musste, vereinbarte Guidobald mit der Äbtissin auf dem Nonnberg, dass er „dem Closter jerlich 100 Taller Bestandiges Costgelt“ reichen lassen werde. Beim Tod des Fürsterzbischofs im Jahre 1668 hatte „das Closter nichts als allein 500 fl., so auf die notwendige Einrichtung verbraucht worden, empfangen“. Äbtissin und Konvent hatten sich bei Lebzeiten des Fürsterzbischofs „wegen getragnen schuldtigen respects nichts zufordern getraut“, weshalb das versprochene „Costgelt von verwichenen 12. Jahren mit 1800 fl. noch völlig in ausstandt“ war. Als die Äbtissin jedoch erfuhr, dass die „gesambten gräflich Thunischen Herrn Erben“ zur Aufteilung der Hinterlassenschaft des verstorbenen Fürsterzbischofs „alhier zue Salzburg eine Zusammenkhunfft“ planten, trat sie am 21. November 1668 mit einem demütigen „Memorial“ an Maria Josephas Geschwister heran. Ihre Schwester sei 1656 „auß sonderen zue

unseren lieben Closter Nunberg gesuchten Vertrauen, und zu Irer Seelen ... Haill, dan auch auf Verlangen“ von ihrem „Herrn Bruedern“ aus dem Innsbrucker Regelhaus ausgetreten. Zuvor habe sie einen Verzicht geleistet, demzufolge „man an das Reglhauß zu ewigen Zeiten nichts mer fordern, oder begern“ könne. Seither lebe sie auf dem Nonnberg „beÿ gueter gesuntheit“, welche die göttliche „Allmacht noch vill Jar genedigelich conservieren wolle“. Bei ihrem Ordens­ eintritt habe der Fürsterzbischof dem Kloster Nonn­ berg ein jährliches Kostgeld „darumben genedigist zuraichen versprochen, allderwaillen daß Reglhauß“ von Maria Josephas „dahin eingebrachten Vermögen unßerem Closter nichts“ abtreten wollte. Zumal der verstorbene Landesfürst seinem Versprechen bei Lebzeiten nicht nachgekommen war, mögen seine Erben das versprochene „Costgelt“ an das Kloster Nonnberg „entrichten, und bezallen“.48 Als das Schreiben nicht die erhoffte Wirkung zeigte, griff Maria Josepha persönlich zur Feder und bat in einem Schreiben vom 12. Mai 1669 ihren Halbbruder Wenzel, den Fürstbischof von Passau und Gurk, um Unterstützung. Wenzel antwortete, er erfahre aus ihren Zeilen erstmals, wie sich Guidobald gegenüber dem Kloster „erclert solle haben“, und dass 1.800 fl. „Costgelt zuerlegen“ wären. Obwohl er „von solcher erclerung“ nichts gewusst habe, wolle er zur Bezeugung seiner „guethen affection“, jedoch „ausser aller Schuldtigkheit“, 300 fl. binnen Jahresfrist bezahlen. Er stelle es „der fr. schwester vernunfftigen nachgedenkhen anheimb“, ob sie ihre Forderungen „auch an die übrigen gebrüder“ zu richten gedenke.49 Maria Josepha schrieb am 30. Mai 1669 dem Halbbruder Michael Oswald, der seiner „Gnädigen hochgeehrten Frau Schwester“ am 19. Juni aus Prag antwortete. Zunächst, so schreibt er, bedanke er sich, dass seine Schwester „zu wissen verlangt, wie Ich mich sambt den Meinigen befinden thue“. Seine Familie sei „wohl auf“, doch aufgrund „der Jüngsten Haimbsuchung, so unß Gott der allmächtige Lezthin zugeschickt“, tief betrübt, indem er „unßer jüngstes Töchterle zu sich genohmmen hat“. Dass sein Brud-

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er Wenzel der „hochgeehrten Frauen Schwester 300. fl. versprochen“ habe, darüber freue er sich ganz außerordentlich. Dies umso mehr, da er selber aufgrund „unglaubigen vielfältigen Gelts außgab“ keinen Beitrag leisten könne. Sofern ihn Gott aus seinen „Schulden und anderwerttigen so schwehren außgaben helffen“ werde, wolle er sich aber „gar gern“ mit einem finanziellen Zuschuss „einstellen“. Er lebe in der Hoffnung, seine „hochgeehrte Frau Schwester“ werde die „Ihr angeführte ganz wahrhaffte Entschuldigung nicht in Üblen aufnehmen“. Abschließend lasse er sich und seine Familie „in dero Gnad, Lieb und andächtigen Gebett befehlen“.50 Am 11. September 1669 hat Maria Josepha ein „Catar“ befallen, der ihr „von dem Haubt auf die Prust gefallen“ ist. Sie wurde bald von „grosser Hiez“ und „Durst“ gequält und ihr „harter auswurff“ war „bisweillen mit Pluat und Gallen“ durchsetzt. Die Äbtissin ließ den Hausarzt des Klosters, den Stadt­ arzt Dr. Rupert Streicher rufen, der „alle thuenliche mietl und hilff“ anwandte. Streicher hat Maria Josepha sogleich „ein Ader öffnen lassen, aber gar schwarz und verprents Pluat gefunten“. Fünf Tage später, am 16. September 1669, ist Maria Josepha, nachdem sie „mit hechster Andacht“ die Sterbesakramente empfangen hatte, „von diesem zergenkhlichen Jamerthall, ausser Zweifl, in die ewigwehrende Himblische Freiden abgefordert“ worden. Vom „gedultig verstendigen Ende“ Maria Josephas wurden die Halb­ geschwister Wenzel in Passau, Michael Oswald in Klösterle, Maximilian in Tetschen, Johanna Katharina in Wien und die Stiefmutter Margaretha Anna in Prag durch ein Schreiben der Äbtissin unterrichtet. Sie bemerkte zudem, dass sie „den todten leichnam“ gemäß dem „Ordensgebrauch in der Closter Cappellen offentlich“ aufbahren und am Nachmittag des 18. Novembers in der Chorfrauengruft „zum geweichten Ertreich“ beisetzen lassen werde.51 Fürsterzbischof Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg gab der Schwester seines Amtsvorgängers das letzte Geleit.52 Die Dommesnerei erhielt für das Läuten „der grossen Gloggen“ während der Begräbnisfeierlichkeiten 5

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fl., die drei Gottesdienste samt dem „Cläg Opfergelt“ kosteten 13 fl. 12 kr. Vom 19. September datiert ein Kondolenzschreiben des Fürstbischofs von Passau an die Äbtissin: Er habe aus ihrem Schreiben das Ableben seiner Halbschwester „mit traurig gemieth [Gemüt] vernommen“, dass Maria Josepha „nach außgestandtner 4. tägiger Khrankheit undt Empfangung der Heyl: Sacramenten“ verschieden ist. Obwohl ihm „diser Todt­ fahl billich zu Herzen gehet“, so müsse er dennoch Gott „alleß anhaimb stellen“.53 Anfang des Jahres 1671 erinnert die Äbtissin abermals an das noch ausständige Kostgeld und betont, der Fürstbischof von Passau habe einst „auß gueter Affection und ausser aller Schuldigkheit“ 300 fl. zu bezahlen versprochen. Da sie keine Antwort erhielt schrieb sie im Mai erneut nach Passau, da sie „in Zweifl“ sei, ob ihr „Schreiben zu dero Hochfürstlichen Gnaden mechte geliefert worden sein“.54 Erst im August sendet Wenzel an Maria Johanna Franziska einen „freundlichen Grueß in genaigter Willfährigkheit“, die er seine „besonders liebe Frau Abbtissin“ nennt. Er habe ihr Schreiben erhalten, bleibe bei seiner „vorigen Erkhlerung“ und die Äbtissin möge überlegen, „ob sye solche zu acceptiren“ gewillt sei. Gleichzeitig wolle er aber dadurch den „Brüdern Ihre Freygebigkheit, darzue sich ainer oder der andere auß gueten Willen erbotten“, nicht mindern.55

Christoph Simon Graf von Thun (1615 – 1643) Christoph Simon wurde am 17. November 1615 in Castelfondo getauft. Er war der älteste das Kleinkind­ alter überlebende Sohn seines Vaters, des Freiherrn und späteren Grafen Johann Siegmund von Thun, aus dessen erster Ehe. Christoph Simon wurde gemeinsam mit seinem um ein Jahr jüngeren Bruder Guidobald erzogen und studierte mit diesem an der Jesuitenuniversität Graz. Anschließend schlug er die militärische Laufbahn ein und heiratete Anna Barbara, eine Tochter des Ehrenreich Adam Freiherrn

von Trauttmansdorff und der Rosina Barbara von Urschenbeck. Unter dem Oberbefehl von Matthias Gallas (1584 – 1647), dem Grafen von Campo und Herzog von Lucera, zog Christoph Simon nach ­Schlesien ins Feld gegen die Schweden. Im Herbst 1643 konnte Graf Gallas wegen „Leibes Unpäßlichkeit“ dem kaiserlichen Heer nicht folgen und musste sei­ ner Gesundheit wegen in der Stadt Brieg (Brzeg) sein Krankenlager aufschlagen; eilig ließ er zur Heilung seines Leidens einen angesehenen Arzt aus Breslau holen. Am 14. November 1643, nur wenige Tage vor seinem 28. Geburtstag, erhielt Christoph Simon von Thun die Einladung von Gallas zum gemeinsamen „Frühmal“, an dem auch ein Obrister namens Gabo teilnahm. Thun und Gabo sind „über der Tafel“ in einen heftigen Streit geraten. Nach „vollendeter Mahlzeit“ ist Thun aufgestanden und hat im Vorbeigehen dem „Obristen etwas heimlich in ein Ohr gesagt“. Darauf gingen beide nach draußen, setzten sich auf ihre Pferde und wechselten im Duell „auff dem Ring zu Briege Kugeln“. Da ergab es sich, dass Thun „die Pistol am ersten Ritt“ versagte und ihm Obrister Gabo „durch den Schenckel“ schoss. Als nun der Graf wendete und vermeinte, seinen Gegner „mit der zweyten Pistoln“ zu treffen, da ist ihm Gabo „abermals fürkommen“. Diesmal hat er „den Graffen durch den Kopff geschossen, also daß er von stundt an todts verblieben“, während der Obrist selber „nicht im wenigsten verwundt worden“. Gabo ergriff nun Furcht vor der Strafe und er beschloss, „sich vermittelst der Flucht ausser Gefahr zu begeben“. Am ersten Tor wurde ihm „der Paß verwaigert“, worauf ihm das zweite Tor ungehindert zu passieren gelang. Sein Sekretär wurde jedoch von der Wache angehalten. Da versuchte Gabo den Wachtposten „mit blossem Dägen zu schrecken, welches ihm dann übel bekommen“. Ein Feldwebel hatte nämlich sofort befohlen, „Fewer zu geben“, worauf Gabo von zwei Musketieren „vom Pferd herunter geschossen“ wurde. Graf Gallas ist von diesem Vorfall „zum hefftigsten bewegt worden“. Am 20. November wurden die Leichen der beiden Kontrahenten nach Glatz (Klodsko) überge-

führt; Thuns Leichnam wurde von seinem Verwandten, dem Grafen Johann Arbogast von Annenberg,56 „daselbst behalten und in der Kirchen in ein Capell beygesetzt“, während man Gabos sterbliche Überreste nach Prag brachte.57

Wenzel Graf von Thun (1629 – 1673) Wenzel wurde am 6. Dezember 1629 zu Tetschen als erster Sohn des Johann Siegmund Grafen von Thun aus zweiter Ehe mit Anna Margaretha von Wolkenstein-Trostburg geboren.58 Im Jahre 1642 verschaffte ihm sein Halbbruder Guidobald ein Kanonikat in Salzburg, zu dem er am 13. Januar 1643 aufschwor.59 Mit dem 24. Januar 1651 begann er das Studium der beiden Rechte an der Jesuitenuniversität zu Ingolstadt.60 1656 wurde er Domherr zu Passau, am 27. März 1664 wählte ihn das dortige Domkapitel als Nachfolger Erzherzog Karl Josephs von Österreich zu seinem neuen Fürstbischof. Anlässlich der feierlichen Bischofsweihe gratulierte ihm die Salzburger Benediktineruniversität am 12. April 1665 mit der von Paris Gille verfassten Schrift Suffragium deorum conspirantium (Abb. I. 16).61 Bereits wenige Monate später erfolgte Wenzels Wahl zum Bischof von Gurk, am 22. September 1666 wurde er zum Dompropst in Salzburg gewählt. In der Familie trat Wenzel als Mittler und Binde­ glied zwischen dem Salzburger Fürsterzbischof und dessen wesentlich jüngeren Halbgeschwistern auf. Er unterhielt mit seiner Verwandtschaft eine ausgedehnte Korrespondenz, aus der man viel über den Familienalltag der Thuns erfährt. Stets versuchte Wenzel die Geschwister bei Guidobald „nach möglichkeit“ zu unterstützen und sorgte, wenn sie wieder einmal zuviel forderten, für eine „glückliche aussprach“.62 Daneben wurde er nicht müde, seine Brüder zu ermahnen, dass sie sich nach Guidobalds Tod ohne brüderliche Unterstützung ihrem „Standt gemeß erhalten“ können müssten – nicht zuletzt deshalb, weil seine eigenen Mittel als Fürstbischof

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Abb. I. 16 Burkhard Schramman (tätig zw. 1636 – 1674) / Zeichner, Paul Seel (? – 1695) / Stecher: Titelkupfer, in Paris Gille, Suffragium deorum conspirantium, Salzburg 1665

von Passau nach dem verheerenden Brand seiner Residenzstadt allzu knapp bemessen waren. Als Wenzel von seinem Halbbruder Maximilian ersucht wurde, er möge einen „iungen Edlknaben“ als Pagen an seinem Hof aufnehmen, antwortete er: In Anbetracht der „unerschwinklichen schulden“ könne er seinem Bistum ein Einkommen nur wünschen, dass ihm erlaube, „nicht allein Edlknaben sondern andere mehr fürstliche bediente erhalten“ zu können. Die schreckliche „Feuersbrunst“ habe die Stadt Passau „in ein solchen trüebselighen standt“ versetzt, dass er gezwungen sei, „einen hofstatt so mehr einem privat cavaglier als einem fürsten“ gleiche zu unterhalten.63 Wenzel freute sich sehr, wenn ihn seine Geschwister zum Taufpaten ihrer Kinder wählten. Als er 1666 von

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Maximilian „zu einem gevatter bey seinem erwartenden erben“ erbeten wurde, bedauerte er, „in vil weeg verhindert“ zu werden, sich bei der Taufe „persönlich einzustellen“. Für seine Schwägerin erhoffte er eine „glückliche endtbindung“.64 Als dann eine kleine Tochter geboren war, wünschte er seinem Halbbruder, „das über das Jahr ein iunger Max nachfolge“.65 Dass des Bruders „iüngstes dochterle an der frais gestorben“ ist, bedauerte Wenzel wenige Monate später auf­richtig. Er versicherte sein „treuherziges mitleiden“ und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass „dieser verlust widrumb mit einem iungen sohn ersezt werde“.66 Mit Maximilian tauschte der Passauer Fürstbischof bisweilen Gaumenfreuden aus: Ein von Kardinal Ernst Adalbert von Harrach erhaltenes „fas Wein“ überließ Wenzel seinem Halbbruder: „habe in mein Keller die Verordnung getan, wan der Herr Graf solches wirdt abhollen lassen, das man es auf iedes begehren ausfolge“, schrieb er an Maximilian.67 Dieser überraschte im Gegenzug den Passauer Fürstbischof bisweilen mit köstlichem Lachs: „Wegen des überschickten vordreflichen Lax“ bedankte sich Wenzel überschwänglich und bemerkte, denselben „in gesundt des Herren Grafen und seiner lieben geselschaft verzehren“ zu wollen.68 Aber nicht nur kulinarische Freuden wurden vermittelt und ausgetauscht sondern auch Porträts. Als Maximilian die Braut Kaiser Leopolds I., die Infantin Margarita Teresa von Spanien, auf ihrem Brautzug nach Wien geleiten durfte, ersuchte ihn Wenzel um Beschaffung von Gemälden des Brautpaares „in volliger statur“, damit er sie über seine „thüren in den Zimer“ aufhängen könne.69 Bereits im Juli 1669 begann Fürstbischof Wenzel im Alter von kaum vierzig Jahren zu kränkeln. Er unternahm eine Trinkkur, die ihm jedoch „den kopf dergestalten eingenommen“ hat, dass er künftig „aigenhendig nicht [mehr] schreiben“ konnte.70 Am 6. Januar 1673 starb er und fand seine letzte Ruhestätte im Passauer Dom. Sein Herz verfügte er in der Schlosskapelle zu Klösterle, bei seinem leiblichen Bruder Michael Oswald beizusetzen. Im Stephans-

Abb. I. 17 Wenzel Thun (1629 – 1673), Detail des Grabdenkmals im St. Stephansdom, Passau

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dom zu Passau erinnert an ihn auf der linken Seite des Hochaltars ein beeindruckendes Grabdenkmal

(Abb. I. 17), das folgende lateinische Inschrift trägt:

SISTE GRADVM VIATOR. WENCESLAVS EX S.R.I. COM: DE THVNN EPS PASSA: & CVRGEN: S.R.I. PRINCEPS PRÆPOSITVS SALISBVRGENSIS HIC QVIESCIT. PRINCEPS EXCELSI ANIMI MAGNÆ PRVDENTIÆ INDEFESSI LABORIS & PROBATÆ VITÆ DE ECCLESIA TOTAQ. DIOECESI PRÆCLARE MERITVS QVAM ECCLESIASTICÆ DISCIPLINÆ LEGIBVS EXEMPLISQ. FIRMAVIT, CVRIAM EPISCOPALEM INCENDIO DEFORMATAM RESTITVIT, BASILICAM CATHEDRALEM CVM TVRRIBVS EODEM INFORTVNIO PENÈ COLLAPSAM EX FVNDAMENTIS ELEGANTI STRVCTVRA REÆDI FICARE COEPIT OPVS IN INSIGNEM ALTITVDINEM IAM ASSVRGENS RELINQVERE IMPERFECTVM MORS PRÆPROPERA COEGIT ECCLESIASTICÆ LIBERTATIS IVRIVMQ. EPISCOPALIVM STVDIOSISSIMVS ASSERTOR PACIS TAMEN AMANS OMNEM DISSIDŸ FOMITEM EXTINXIT. CVIVS VITA EXEMPLO MAGNA ADMIRATIONI FVIT HVIC IANVARIVS ÆTERNITATIS IANVAM APERVIT, DVM E VITA DECEDERET VIII IDVS EIVSDEM ANNO SALVTIS

NIMITAS IN MORTE

M.D.CLXXIII. ÆTATIS SVÆ XLIII. REGIMINIS IX. TV PRO DEO & ECCLESIA IN VITA INDEFESSO FAVE & VOVE POST MORTEM REQVIEM ÆTERNAM. „Halt’ ein den Schritt, Wanderer! Wenzel, aus des Heiligen Römischen Reiches Grafengeschlechte von Thun, Bischof von Passau und Gurk, des Heiligen Römischen Reiches Fürst, Propst zu Salzburg ruht hier: Ein Fürst von erhabener Sinnesart, großer Klugheit, unermüdlicher Arbeitskraft und anerkannter Lebensführung, um die ganze Kirche und Diözese höchst verdient, die er durch die Gesetze und Beispiele der Kirchendisziplin gefestigt hat. Die durch den Brand verwüstete Bischofsresidenz hat er wiederaufgebaut, die Kathedralbasilika, die durch dasselbe Unheil nahezu eingestürzt war, mit ihren Türmen von den Fundamenten in geschmackvoller Bauweise wiederzuerrichten begonnen. Das Werk, das sich bereits in beachtliche Höhe erhob, hat ihn unvollendet zurückzulassen gezwungen ein allzu schneller Tod. Obwohl ein überaus eifriger Verteidiger der Freiheit der Kirche und der bischöflichen Rechte, liebte er dennoch den Frieden und löschte jeden Zündstoff für Zwiespalt. Sein Leben diente zum Beispiel, seine Hochherzigkeit im Tode zur Bewunderung. Ihm hat der Januar die Tür zur Ewigkeit eröffnet, als er aus dem Leben schied am achten Tag vor den Iden desselben [Monats, d. i. 6. Januar], im Jahre des Heils 1673, im 43. seines Alters und 9. seiner Regierung. Du sei dem um Gott und die Kirche im Leben rastlos sich Mühenden gewogen und wünsche ihm nach dem Tode die ewige Ruhe!“ 71

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Michael Oswald Graf von Thun (1631 – 1694) Michael Oswald wurde am 13. Oktober 1631 als Sohn des Johann Siegmund Grafen von Thun und seiner zweiten Gemahlin Anna Margaretha von Wolkenstein-Trostburg geboren. 1654 wurde er kaiserlicher Kämmerer, 1687 stieg er zum Geheimen Rat auf. Wie sein Vater bekleidete Michael Oswald das einflussreiche Amt des Statthalters in Böhmen. Bei der Erbteilung mit seinen Geschwistern fiel ihm die Herrschaft Klösterle zu. Kurz vor dem Beginn der Feierlichkeiten anlässlich der Bischofsweihe seines Halbbruders Guidobald heiratete Michael Oswald am 14. September 1654 im Salzburger Dom Elisabeth, eine Tochter des Christoph Grafen von Lodron und der Katharina Gräfin von Spaur; die Braut war eine Nichte des Salzburger Fürsterzbischofs Paris Graf Lodron. Nur zwei Töchter aus dieser Ehe überlebten das Kleinkindalter: Eleonora Barbara Katharina (1661 – 1723), die 1679 Anton Florian Fürst von Liechtenstein (1656 – 1721) heiratete, und Maria Magdalena (1665 – 1708), die gegen den Willen ihres Vaters mit dem Feldmarschall Franz Joseph Graf von Serényi (†1703) vor den Altar trat und deshalb enterbt wurde. Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin verheiratete sich Michael Oswald mit der um 43 Jahre jüngeren Anna Cäcilia Gräfin von Thannhausen (1674 – 1721), einer Tochter des Johann Joseph Ignaz Grafen von Thannhausen und der Anna Eleonora Gräfin von Wetzhausen. Michael Oswald starb jedoch kurz nach der Hochzeit am 31. Januar 1694 in Prag und fand seine letzte Ruhestätte in Klösterle.72 Die junge Witwe heiratete ein Jahr nach seinem Tod den auch als Gemäldesammler bedeutenden Vizekönig von Neapel, Alois Thomas Raymund Fürst von Harrach (1669 – 1742), der ein jüngerer Bruder des Salzburger Fürsterzbischofs Franz Anton Fürst von Harrach war.

Anna Magdalena Gräfin von Thun (1633 – 1702, Abb. I. 18) Die am 16. Dezember 1633 geborene Anna Magdalena von Thun stammte aus der zweiten Ehe ihres Vaters mit Anna Margaretha von WolkensteinTrostburg.73 Als junges Mädchen kam sie an den Wiener Kaiserhof und wirkte in den Jahren 1652 bis 1656 als Hofdame der Eleonora Gonzaga von Mantua, der dritten Gemahlin Kaiser Ferdinands III.74 Als solche reiste sie mit der Kaiserin nach Prag und zum Reichstag nach Regensburg. Dort nahm sie 1653 an einem Fastnachtspiel teil, bei dem sie dem jungen König Ferdinand IV. als Gemahlin zugelost wurde und gemeinsam mit ihm ein Paar „alte Teutsche“ zu verkörpern hatte. Insgesamt nahmen 57 Personen an diesem Spiel teil, das man „Wirtschaft“ nannte. Es hob in der Inszenierung einer „verkehrten Welt“ für einen Tag die strenge Rangordnung bei Hofe auf. Der Kaiser und die Kaiserin fungierten als Wirt und Wirtin, Humprecht Jan Graf von Czernin gab mit der Marchesa Maria Margaretha de Aldegatti ein italienisches Bauernpaar und Octavio Fürst von Piccolomini trat an der Seite der Maria Katharina Gräfin von Khevenhüller als Indianer auf.75 Anna Magdalena von Thun heiratete am 18. Juni 1656 in der Wiener Augustinerkirche Johann Maximilian Graf von Herberstein, der als Geheimer Rat und Landeshauptmann der Steiermark Karriere machen sollte. Sie starb am 28. Februar 1702 während eines Salzburg-Aufenthaltes bei ihrem jüngeren Halbbruder Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun, der sie in der Thun’schen Familiengruft unter der Franziskuskapelle (Abb. I. 19) der Salzburger Franziskanerkirche bestatten ließ. Die Familiengruft ist mit folgender Inschrift versehen:

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ARCHIEPISCOPUS ET PRIN: CEPS SALISBURGENSIS

&C. &C. ut cum ipse quotidie æternos annos in mente haberet, suis quoque in memo: riam revocaret,

MORTEM ETIAM IN ALIENA TER: RA THUNIANIS INSIDIAS STRUERE,

MEMORIÆ ÆTERNÆ

et, dum sine animo permanendi

HANC

hospitantur,

MORTIS MEMORIAM

IN HAC TUMBA

PRO SUA FAMILIA FIERI FECIT

DOMICILIUM FIGERE.

J OANNES E RNESTUS EX COMITIBUS DE THUN

ARCHIEPISCOPUS ET PRIN:

„Zum ewigen Gedenken hat dieses Denkmal des Todes für seine Familie errichten lassen

CEPS SALISBURGENSIS

Johann Ernst aus dem Grafengeschlechte von Thun, Fürsterzbischof von Salzburg usw. usw.,

&C. &C.

auf dass er, da er sich selbst täglich auf die ewig dauernden Jahre besann, auch den Seinen in

ut cum ipse quotidie æternos annos

Erinnerung rufe, dass der Tod den Thuns auch in der Fremde nachstellt und ihnen, während

in mente haberet, suis quoque in memo:

sie ohne Absicht zu bleiben in der Fremde weilen, eine Heimstätte in diesem Grab

riam revocaret,

bestimmt.“76

MORTEM ETIAM IN ALIENA TER: RA THUNIANIS INSIDIAS STRUERE,

et, dum sine animo permanendi hospitantur, IN HAC TUMBA

DOMICILIUM FIGERE.

„Zum ewigen Gedenken hat dieses Denkmal des Todes für seine Familie errichten lassen Johann Ernst aus dem Grafengeschlechte von Thun, Fürsterzbischof von Salzburg usw. usw., auf dass er, da er sich selbst täglich auf die ewig dauernden Jahre besann, auch den Seinen in Erinnerung rufe, dass der Tod den Thuns auch in der Fremde nachstellt und ihnen, während sie ohne Absicht zu bleiben in der Fremde weilen, eine Heimstätte in diesem Grab bestimmt.“76

Abb. I. 18 Johann Ulrich Mayr (1630 – 1704)?, Anna Magdalena Herberstein, geb. Thun (1635 – 1702), sign. „MAIR 1658“, Öl/Leinwand, 135x200 cm, Schloss Herberstein, St. Johann bei Herberstein

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Abb. I. 19 Franziskuskapelle, gestiftet von Erzbischof Johann Ernst Thun um 1690, Grablege der Familie Thun, Stuck von Ottavio Mosto, Gemälde und Wandmalerei von Johann Michael Rottmayr (1654 – 1730), 1693

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Johanna Katharina Gräfin von Thun (1635 – 1688) Johanna Katharina wurde am 5. September 1635 als jüngste Tochter des Johann Siegmund Grafen von Thun aus zweiter Ehe mit Anna Margaretha von Wolkenstein-Trostburg geboren. Ihre Geburt kostete der Mutter das Leben. In jungen Jahren trat sie infolge der Hochzeit ihrer älteren Schwester Anna Magdalena deren Nachfolge als Hofdame der Kaiserin Eleonora Gonzaga an. Knapp zwei Jahre später erfolgte im Februar 1658 ihr Eintritt in das Karmeliterinnenkloster St. Jakob zu Wien. Zu ihrer feierlichen Einkleidung durfte sie an der Seite der Kaiserin in einer Hofkarosse fahren.77 Johanna Katharina starb als Karmeliternonne am 23. August 1688 in Wien.78

Maximilian Graf von Thun (1638 – 1701) Maximilian wurde am 19. August 1638 als erstes Kind des Johann Siegmund Grafen von Thun aus dessen dritter Ehe mit Margaretha Anna Gräfin von Oettingen-Baldern geboren. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Franz Siegmund begann er am 5. November 1655 das Studium beider Rechte in Ingolstadt.79 Bei der Aufteilung des väterlichen Erbes war Maximilian die Herrschaft Tetschen zugefallen, doch brachte er seine Finanzen bald in Unordnung, da er dem Glücksspiel frönte. Seinem älteren Halbbruder, dem Salzburger Fürsterzbischof, bereitete er nicht wenig Verdruss, als er die Freyle Franzel, seine Schwägerin Maria Franziska Emerentia Gräfin von Lodron, heiraten wollte, in die er sich verliebt hatte. Wegen seiner Schulden war er kaum dazu imstande, die hohen Ansprüche der Lodrons, die ihre Tochter gut versorgt wissen wollten, zu erfüllen. Auf Vermittlung von Wenzel erklärte sich Guidobald Ende November 1662 bereit, Maximilian jährlich „zwey tausendt gulden an die handt zu geben“, jedoch nur unter der Bedingung, dass „der Herr Brueder sich des

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Spielens entäußern undt die Zeidt so sonsten in diesem verzehrt worden ad studium historicum [zum Studium der Geschichte] anlegen thue“. Aus dem Geschichtsstudium erwachse ihm nämlich „nicht allein mehr nuzen sondern auch mehr reputation [Anerkennung] bey denen ministris“, was seiner Karriere am kaiserlichen Hof nur von Vorteil sein könne.80 Überschwänglich bedankte sich Maximilian bei seinem Halbbruder Wenzel für dessen erfolgreiche Intervention, worauf dieser antwortet, dass „solches gar zu viel undt nicht vonnetten gewesen“ wäre.81 Kaum hatte Guidobald die 2000 fl. zugesagt, schon bedrängte ihn Wenzel „mit der bitt aufs wenigst den halben Theil an den versprochenen 2000 fl.“ gleich nach Prag an Maximilian zu überweisen. Er traf Guidobald jedoch in schlechter Stimmung an und wurde abgewiesen: Oswald Graf von Spaur hat dem Fürsterzbischof nämlich „in keiner besen intention ein übles Spil verursachet“, indem er ihm erzählte, der Graf von Trauttmansdorff habe ihm anvertraut, wenn Maximilian „seine freile dochter nehmen wollte“, so stünden 30.000 fl. in bar und „darzu noch ein landtguet“ als Mitgift zu erwarten. Da rief der Guidobald seufzend aus: „meine Brueder wollen alle nach gusto heirathen! Wie missen sie thun wan ich nicht Erzbischof were worden?“82 Guidobald zögerte zudem, da der Halbbruder Rudolph Guidobald als Kapuziner in Prag „noch nicht [seine] profess“ abgelegt hatte und daher „noch wol [aus dem Kloster] heraus kommen durfte“.83 Wenzel sollte den Halbbruder Maximilian „nochmals erinnern“, in Hinkunft „die spesen also anzustellen damit die ausgaben die einkünften nicht übersteigen“. Andernfalls wolle der Fürsterzbischof die 2.000 fl. „widerumb einziehen“.84 Maximilians Vorschlag, die Halbbrüder – und bei dieser Gelegenheit wohl auch die Freyle – in Salzburg zu besuchen, wurde aus Kostengründen abgelehnt: Guidobald entschied, er „sollte solches geldt lieber auf die Wiener reis anwenden“, um am Kaiserhof Kontakte zu pflegen.85 Da Maximilian gehorchte, wurde bald darauf der Freiherr von Plaz als Sonderkurier des Fürsterzbischofs

nach Wien abgesandt, um die ersten 1.000 fl. zu überbringen.86 Ein weiterer Hinderungsgrund für die Eheschließung war die nahe Verwandtschaft zwischen den Thun und Lodrons. Dasselbe Problem bestand bei der Eheschließung von Michael Oswald mit Elisabeth von Lodron. Wenzel führte in seinem Schreiben an Maximilian die genealogischen Details an: „dieweilen unsers Herrn Vattern Frau Mueter undt der Frau Grefin von Mirabel 87 Frau Muetter zwei leibliche schwestern gewesen, von geschlecht Preising, dahero mier mit ihnen in dritten grad verwandt“.88 Für die Eheschließung war also eine päpstliche Dispens notwendig, die Maximilian auf Wenzels Anraten nicht durch den apostolischen Nuntius erwirken sollte: „dan es würde ihme wenigst auf die 5000 fl kosten, ungeacht es den Brueder Michel, welchen ich es ausgebracht, nicht mehr den 200 ducaten gestanden“ hat.89 Wenzel wollte sich mit Guidobald beraten, wie die Dispens am günstigsten zu erlangen sei. Schließlich meldeten die Lodrons aufgrund der schlechten finanziellen Lage des Grafen Maximilian Bedenken gegen eine Eheschließung an, die nun der Fürsterzbischof persönlich zu zerstreuen suchte. Er erbat sich im Mai 1663 von den Lodrons das Versprechen, ihre Tochter bis zum nächsten Oktober keinem anderen Mann zur Frau zu geben. Bis dahin hätte der Halbbruder Rudolph Guidobald seine Profess im Prager Kapuzinerkloster abgelegt, wodurch Maximilian „auch mehr mittel bekommen werde, gedachte freyle zu versichern“.90 Die „Gräfin von Mirabel“ ging auf das Angebot ein und versprach, in den nächsten fünf Monaten „mit dem Freyle Maria Franziska kein weitere disposition vorzunehmen“. Dann aber müsse Maximilian beweisen, dass „er die freyle ihren standt gemäß undtherhalten undt selbe gebührenden massen versichern“ könne.91 Der Bruder der „freyle“, Franz Nikolaus Graf von Lodron, werde nach Regensburg kommen, da er vom Kaiser den Auftrag habe, für den bevorstehenden Türkenkrieg Truppen zu werben. Bei dieser Gelegenheit werde es zu einem

Familientreffen kommen, bei dem man die Details besprechen könne. Wenzel wollte diese Gelegenheit nützen, um bei dem jungen Graf von Lodron ein gutes Wort für Maximilian einzulegen. Zunehmend beunruhigte ihn, dass er in den letzten Monaten den Lodrons „gewiß 6 oder 7 mal geschrieben aber nicht mehr dan 2 mal andtwordt bekommen“ habe.92 Es wurden unverzüglich Pläne entworfen, wie der Halbbruder nach der Hochzeit seine Finanzen in Ordnung bringen könne: So wurde Maximilian geraten, „4 oder 5 Jahr zu Tetschen sich aufzuhalten, bey welcher gelegenheit die schulden könnten abgezahlt werden“. Denn das Leben auf dem Land komme bei weitem billiger als das Leben in der Stadt. Obwohl man „in Stetten freilich viel lustiger“ lebt, so müsse Maximilian schon jetzt an die Ausgaben denken, die sich durch den erhofften „menlichen leibserben“ bald einstellen würden. Und Wenzel resümierte treffend: Es helfe eben alles nichts, Maximilian sei ein „armer Cavaglier“ auf Freiersfüßen.93 Der Fürsterzbischof erklärte sich bereit den Halbbruder abermals finanziell zu unterstützen, verlangte jedoch, dass „die Frau Muetter zu Prag auch etwas herschiese“. Als ihm Wenzel zu bedenken gab, wie geizig das „Weibliche geschlecht“ sei, antwortete er, „sie sey eine Muetter“, er hingegen „aber nur ein Stief Brueder“.94 Zudem habe er dem Grafen während seiner Kavalierstour über 17.000 fl. zukommen lassen, der Halbbruder Franz Siegmund hätte übrigens auf Malta bereits 24.000 fl. verprasst und auch Michael Oswald und Romedius Constantin würden unentwegt fordern. Im Juni 1663 hat sich „die Frau grefin von Mirabel“ ein Schreiben an den Fürsterzbischof gesandt, mit dem sie „auf die zeigung des H. Bruedern mittel“ bestand. Wenzel riet Maximilian dazu, sich ehestens zum Bruder Rudolph Guidobald ins Prager Kapuzinerkloster zu begeben, um ihn persönlich zur Überlassung seines Erbanteils zu bewegen. Der Ruf der gesamten Familie stehe auf dem Spiel, wenn die Heirat aus finanziellen Gründen nicht zustande käme. Mitte Oktober 1663 leistete Rudolph Guido-

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bald den gewünschten Verzicht und verfasste ein Testament Gunsten von Maximilian. Der Bräutigam sollte sich nun im Auftrag des Fürsterzbischofs bei seiner Mutter erkundigen, wieviel sie ihm als „beyhilf“ zur Hochzeit geben wolle – er selber gedenke, dieselbe Summe zu schenken, und zusätzlich die Witwenpension der Braut in der Höhe von jährlich 1000 fl. garantieren. „So bald die Frau Muetter sich darüber erklärt“, schrieb Wenzel an Maximilian, „möchte der Herr Graf herauf kommen undt werden alsdan Ihr Hochfürstlichen Gnaden ihme gerne sehen“.95 Anfang Dezember 1663 sandte Wenzel seinen Kammerdiener nach Salzburg, der die Bitte vorzubringen hatte, der Fürsterzbischof möge dem Bruder „mit den verlangten 4000 fl an die Handt“ gehen.96 Der Kammerdiener erhielt vom Fürsterzbischof jedoch nur die „ordinari andtwort“: Er habe „zu dieser Hochzeit“ bereits über 17.000 fl. beigesteuert, „die Frau Muetter solle auch so viel thuen“.97 Immerhin, „nach langen anhalten undt bitten“ hat sich Guidobald bereit erklärt, dem Bruder „2 röck“ zu kaufen und zu senden: „wirdt dafür ein dankbriefel vonnötten sein“, legte Wenzel seinem Halbbruder nahe.98 Im Dezember 1663 sah sich Wenzel erneut dazu veranlasst, Maximilian zu ermahnen, „seine sachen dergestalten anzustellen damit er keine schulden machen derfe“. Denn in „diesen schweren zeitten“ sei es zu schwierig, dieselben zurückzuzahlen. Maximilian möge ihm „diese treuste brüderliche ermahung in Üblen nicht aufnehmen“.99 Zu Guidobalds Leidwesen musste noch der Brautschmuck besorgt werden. „Was das Kleinod von schmaragt anlangt“, schrieb Wenzel an seinen Halbbruder Maximilian, „haben Ihr Hochfürstlichen Gnaden zwar anfangs ein inclination [Neigung] darzue erzeigt, welche Ihnen aber bald widerumb vergangen“, als das Kleinod „auf 1000 duggaten geschäzt worden“ ist. Hätte der Fürsterzbischof diesen Schmuck gekauft, wäre von Maximilian verlangt worden, das bereits erhaltene „diamantene Halsgeheng“ samt dem „diamantenen contrafect Kastel“ wieder zurückzu-

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schicken. Neuerlich betonte Guidobald, nicht für den gesamten Brautschmuck aufkommen zu können, Maximilian habe schließlich eine reiche Frau Muetter.100 Wenig später beunruhigte sich Maximilian über die Lieferung „der zwey rök“, die ihm Guidobald versprochen hatte. Wenzel erkundigte sich beim „Kaufman“, der ihm sagte, er habe „solche in einem Kistel neben noch anderen röken, des Herrn Grafen leuthen eingehendiget“. Leider sei aber des Grafen „paggi“ zu „nichts nuz“, da er zu Regensburg und Salzburg „verschiedene kleine sachen entführt, auch den tag ehe er von hier abgereist und die ganze nacht gespilt“ habe.101 Nach Eintreffen der sehnsüchtig erwarteten päpstlichen Dispens wurde die Hochzeit auf den 24. Februar 1664 festgesetzt. Wenzel wünschte „göttlichen Segen auch landwürige glückliche und fruchtbarliche beywohnung“.102 Gleichzeitig bat er, ihn wegen seines Fernbleibens von den Hochzeitsfeierlichkeiten bei der künftigen Schwägerin „bester maßen zu entschuldigen“. Der Bruder möge nicht vergessen, den Salzburger Obersthofmeister, Johann Franz Grafen von Preysing, und den Vizedom von Burghausen zur Hochzeit einzuladen.103 Man vereinbarte das Treffen von Braut und Bräutigam in Linz, wo man das vom Fürsterzbischof versprochene „silberstuk“ in Empfang nehmen wollte. Leider erkrankte die Braut und Wenzel hoffte, „des herrn Bruedern anwesenheit werde die beste medicin sein“.104 Für die Zeit nach der Hochzeit lud Guidobald das Brautpaar „auf 14 tag nacher Salzburg“ ein. Bis auf „zwey mentscher“ und einen „Camerdiener“, die gemeinsam mit dem Brautpaar bei „hoff“ wohnen dürften, sollte „das übrige gesindt wie auch die pferdt“ im Hofmarstall „logieren“.105 Nach dieser unter schwierigen Bedingungen geschlossenen ersten Heirat trat Maximilian Graf von Thun noch zwei Mal vor den Altar. Am 11. August 1680 heiratete er im niederösterreichischen Wilfersdorf Maria Magdalena (1659 – 1687), eine Tochter des Hartmann Grafen von Liechtenstein und der Sidonia

Elisabeth Gräfin von Salm-Reifferscheid. Nach deren Tod verband sich der Graf am 25. November 1688 mit Maria Adelheid, einer Tochter des Johann Maximilian Grafen von Preysing und der Anna Maria Gräfin von Törring, zum dritten Mal ehelich.106 Maximilian wurde kaiserlicher Kämmerer, Geheimer Rat und Ritter des Goldenen Vlieses, in Salzburg diente er seinem jüngeren Bruder Johann Ernst als Obersthofmarschall. Er starb am 9. Juli 1701 in Salzburg. Seine sterblichen Überreste wurden in der Loretokapelle zu Tetschen begraben; 1885 wurden sie in die Tetschener Kreuzkirche umgebettet.

Franz Siegmund Graf von Thun (1639 – 1702) Franz Siegmund, ein weiterer Sohn des Johann Siegmund Grafen von Thun aus dritter Ehe mit Margaretha Anna Gräfin von Oettingen-Baldern wurde am 1. September 1639 in Prag geboren und studierte gemeinsam mit seinem Bruder Maximilian ab dem 5. November 1655 beide Rechte zu Ingolstadt.107 Er wurde kaiserlicher Kämmerer, Geheimer Rat und trat in den Malteserorden ein, zu dessen Großprior er in Böhmen aufstieg. Franz Siegmund erwarb sich als kaiserlicher Feldmarschall hohe Verdienste und wurde zum Hofkriegsrat ernannt. Lange Zeit war er als Admiral des Malteserordens und der päpstlichen Flotte auf der Insel Malta stationiert, von wo aus er einen Briefwechsel mit seinem Bruder, dem Salzburger Fürsterzbischof Johann Ernst, unterhielt. Johann Ernst sandte ihm „vom Kaltenhausner Keller zwei Fässer Rot- und Weißwein und Tokaier“ nach Malta und durfte sich im Gegenzug über Levantiner Wein, fünf Vögel aus Ägypten, einen Vogel Strauss, den er dem späteren Kaiser Joseph I. schenkte, und fünf Berberpferde freuen.108 Franz Siegmund Graf von Thun starb am 3. März 1702 in der italienischen Hafenstadt Livorno.109

Romedius Constantin Graf von Thun (1641 – 1700) Romedius Constantin wurde am 2. März 1641 als dritter Sohn des Johann Siegmund Grafen von Thun und der Margaretha Anna Gräfin von Oettingen-Baldern geboren. Bei der Aufteilung des väterlichen Erbes fiel ihm die Herrschaft Choltic zu. Als kaiserlicher Kämmerer und Geheimer Rat gelang ihm gleich seinem Vater Johann Siegmund und seinem Halbbruder Michael Oswald der Aufstieg zum Statthalter in Böhmen. Sein Halbbruder Wenzel sprach sich im November 1665 gegen eine Heirat von Romedius Constantin aus, da dieser eine Dama zu undtherhalten nicht mittel genug habe.110 Trotz des brüderlichen Widerstand heiratete Romedius Constantin am 25. November 1669 in Prag Barbara Franziska, eine Tochter des Carl Grafen von SalmNeuburg und der Elisabeth Gräfin von Tübingen. Er starb am 1. Mai 1700 in Salzburg.111 Romedius Constantin ist der Widmungsempfänger der 1699 erschienenen Thun’schen Familiengeschichte Gloriosa domus comitum de Thun, die der Prämonstratenserpater Amand von Friedenfels aus dem Prager Kloster Strahov verfasst hat.

Clara Franziska Gräfin von Thun (1642 – 1687) Die am 13. Februar 1642 geborene Clara Franziska war die einzige das Kleinkindalter überlebende Tochter des Johann Siegmund Grafen von Thun aus der dritten Ehe mit Margaretha Anna Gräfin von Oettingen-Baldern. Sie heiratete am 27. Juni 1666 in Prag den kaiserlichen Feldmarschalleutnant Ernst Ferdinand Graf von Suys. Sie starb bereits am 17. März 1687.112

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Johann Ernst Graf von Thun (1643 – 1709) Der spätere Salzburger Fürsterzbischof wurde am 6. Juli 1643 in Castelfondo als Sohn des Johann Siegmund Grafen von Thun und der Margaretha Anna von Oettingen-Baldern geboren. Sein Halbbruder Guidobald verschaffte ihm ein Kanonikat in Salzburg, zu dem er am 27. Oktober 1662 aufschwor. Im Februar 1663 trat Johann Ernst in Begleitung des Benediktinerpaters Roman Müller die Reise nach Salzburg an, um erstmals seiner Residenzpflicht nachzukommen. Wenzel hoffte, ihm bald „auch zu einem Passauischen canonicat“ verhelfen zu können.113 Doch bereits im April klagte Wenzel über seine in den geistlichen Stand gedrängten jüngeren Halbbrüder, dass man sich „weder auf des Bruders Hans Ernst noch des Capuziner bestendikeit in ihren Streben“ verlassen könne. Besonders Johann Ernst gebe Anlass zur Sorge, da er bereits so kurz nach dem Antritt seines Salzburger Residenzjahres „gegen einen bekanten sich haben verläuten lassen, wan der Brueder Romedi mit ihme kämpfen wolle, er ihme sein Canonicat gern entgegen geben würde“. Wenzel erkannte, dass dem jüngeren Halbbruder „das Pfaffenleben noch nicht allerdings recht eingehet“. Trotzdem habe er ihm ein Kanonikat in Passau verschafft: „Gott gebe“, so seufzte der Halbbruder, dass „er es lang genißen möge undt sich also verhalte, wie es einem edlen pfaffen wol anstehet“.114 Maximilian sollte die Mutter um die Bezahlung der Aufschwörungsgelder für Johann Ernst bitten, die Wenzel bereits vor einem halben Jahr aus seinem „eigenen Sekel bahr bezahlt“ hatte.115 Auch für Johann Ernst setzte die Mutter eine Kavalierstour durch Europa gegen den Willen des Fürsterzbischofs durch. Bald häufte er in ganz Europa Schulden an. Probleme ergaben sich zusätzlich durch die unterschiedlichen Währungen. Die „Saxische“ und „lignizischer groschen so hiesiger ohrten gar nicht angenommen werden“, mussten durch Wenzels Vermittlung ebenso wie die „alte

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Kayserlichen Groschen bey künftigen Linzer Ostermarkt nacher Linz überschiket“ werden, „woselbst solches geldt widerum könte ausgewexelt werden“.116 Zu Jahresende 1666 wurde Wenzel erneut mit hohen Geldforderungen der Kaufleute konfrontiert, die er für Johann Ernst begleichen sollte. Insgesamt war Johann Ernst den Kaufleuten in Frankreich innerhalb von 16 Monaten über 9.700 fl. schuldig geblieben. „Wan er also fort fahret“, befürchtete Wenzel, werde er sein Gut „Bodenbach in Kürzen“ veräußern müssen. Wenzel bat daher Maximilian, ihm „aufs wenigst ein par tausendt gulden von des brueders geldter zu überschiken, damit ich des bestendigen anläufs von denen Kaufleuthen vorbauete“.117 Doch Maximilian musste Wenzel ersuchen, „wegen erlegung des geldts vor den brueder Hans Ernst bis in die fasten hinein zuzuwarten“. Der Bischof von Passau ließ „nun den Kaufläuten zuesprechen“, damit diese sich „bis auf solche zeidt“ gedulden.118 Johann Ernst machte inzwischen weiter Schulden, doch wollte Wenzel „mit ybermachung seiner Geldtern“ in Zukunft nichts mehr zu tun haben, wovon er Maximilian „bey zeithen“ benachrichtigte, „damit, wan der brueder Graf Hans Ernst noch mehrere Wechßl vonnöthen haben würde, er solche für Ihme mögliche einrichten lassen möge“.119 Wenzel zeigte sich Anfang Juni 1667 verärgert, dass ihn das letzte Schreiben von Johann Ernst vor vier Wochen aus Barcelona erreicht habe: „wo er sich iezt aufhalt, ist mier nicht wissendt“, schrieb Wenzel an Maximilian, „es scheinet das er noch nicht wisste wie hart das geldt von denen armen undterthanen zu erpressen“ ist, „weillen er so gar kein reflexion auf die ausgaben macht“.120 Am 29. Dezember 1679 wurde Johann Ernst Fürstbischof von Seckau, am 30. Juni 1687 erfolgte seine Wahl zum Salzburger Fürsterzbischof. Als solcher entfaltete er eine überaus rege Bautätigkeit und ging daher als „der Stifter“ in die Landesgeschichte ein. Er starb am 20. April 1709. Sein Herz wurde in der Dreifaltigkeitskirche beigesetzt, die Eingeweide

Abb. I. 20 Unbekannter Maler, Erzbischof Johann Ernst Thun (1643 – 1709), Anfang 18. Jh., Öl/ Leinwand, 161,3x100,8 cm, aus: Serie der Salzburger Erzbischöfe, KHM GG 8494

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in der Kirche des St. Johanns-Spitals. Der Leichnam des Fürsterzbischofs fand seine letzte Ruhestätte im Salzburger Dom. Sein Grabdenkmal auf der rech-

ten Seite des Maria Schnee-Altars trägt folgende Inschrift:

CONTEMPLARE VIATOR RARAS VIRTUTES RARI PRINCIPIS IOANNIS

ERNESTI

ARCHIEPISCOPI & PRINCIPIS SALISBURGENSIS, SEDIS APOSTOLICÆ LEGATI, EX COMITIBUS DE THUN &c &c QUEM VIRTUS EXTULIT, SOLLICITUDO FREGIT, ZELUS DOMUS DOMINI COMEDIT. REXIT ECCLESIAS SECCOVIENSEM IX. METROPOLIT. SALISBURGENSEM XXII ANNIS. IN ECCLESIASTICIS ALTER PAULUS, IN POLITICIS VERUS CHRISTIANUS, IN UTROQUE IANUS. VIR IMMACULATUS, CUI NEC SUI FUERUNT DOMINATI, NEC ULLUM VITIUM, LIBERALIS ET PROFUSUS IN PAUPERES, SANCTAM SUPELLECTILEM ET PIAS FUNDATIONES INCURIUS SUI SUÆQUE COMMODITATIS ET MUNDI. DIC. PRINCIPI. AVE. AMEN. „Betrachte, Wanderer, die seltenen Tugenden eines seltenen Fürsten, des Johann Ernst, Fürsterzbischofs von Salzburg, des Apostolischen Stuhles Legaten aus dem Grafengeschlechte von Thun usw. usw., den Tugend heraushob, Sorge zerbrach und Eifer für das Haus des Herrn verzehrte. Er lenkte die Kirche von Seckau neun Jahre, die Metropolitankirche von Salzburg 22 Jahre; in kirchlichen Belangen ein zweiter Paulus, in politischen ein wahrer Christenmann, in beiden jedoch ein Janus; ein Mann ohne Makel, von dem weder die Seinen beherrscht wurden noch ihm selbst irgendein Laster eignete; freigebig und großzügig gegenüber den Armen, bei heiliger Gerätschaft und frommen Stiftungen; unbekümmert um sich selbst, um seinen Vorteil und um die Welt. Sprich für den Fürsten ein ‚Ave’! Amen.“ [Chronogramm: 1709]121

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Rudolph Guidobald Graf von Thun (1644 – 1697)

I. 1. 5. Die weitere Verwandtschaft

Als jüngstes das Kleinkindalter überlebende Kind des Johann Siegmund Grafen von Thun und seiner dritten Frau Margaretha Anna von Oettingen-Baldern wurde am 3. Juli 1644 Rudolph Guidobald geboren. Er entschloss sich in das Prager Kapu­ zinerkloster einzutreten. Der Verzicht auf sein Erbe ermöglichte die Hochzeit seines verschuldeten Bruders Maximilian. Der Halbbruder Wenzel drängte auf eine schnelle Verzichtsleistung, da er befürchtete die Kapuziner könnten Rudolph Guidobald „zu erbauhung eines oder anderen Closters oder stiftungen verschidenen Bybliotheken“ verleiten. Daher müsse der Verzicht auf das Erbe „in solcher geheimb“ gehalten werden, dass „es die capuziner nicht merken“.122 Wenzel ermahnte noch Anfang Oktober 1663 seinen Halbbruder Maximilian, „der Herr Graf wolle doch sehen das der Brueder Rudolph keine ihm nachteilige disposition mache“.123 Er müsse „die Capuziner tractieren“, zu welchem Zweck ihm der Salzburger Fürsterzbischof Guidobald 100 fl. senden werde.124 Mitte Oktober 1663 erhielt Wenzel die Mitteilung, dass Rudolph Guidobald ein Testament zu Gunsten von Maximilian abgefasst hätte. Er meldete sofort Bedenken über die Gültigkeit an, da Rudolf erst zwanzig Jahre alt war und Zweifel bestanden, ob er in Böhmen als volljährig galt. Daher wollte sich Guidobald „mit einem der böhmischen rechten khundigen advocaten“ beraten.125 Dieser scheint jeden Zweifel an der Rechtsgültigkeit zerstreut zu haben. Rudolph Guidobald trat als Bruder Johannes Maria in den Kapuzinerorden zu Prag ein. Er starb im Jahre 1697.126

Guidobald förderte nicht nur seine Geschwister sondern daneben zahlreiche weitere Familienmitglieder aus seiner weitverzweigten Verwandtschaft. Für seinen Vetter Johann Jakob von Thun (1640 – 1701) übernahm der Fürsterzbischof in den Jahren 1657/58 zwei hohe Schneiderrechnungen. Zur Herstellung der kostbaren, mit „gultenen Knöpf“ besetzten Kleidung war feinstes mährisches Tuch, gefärbte Seide mit schmalen Bändern sowie Schleifen aus fein gesponnenem Gold verwendet worden.127 Über den Regensburger Bürger Cornelius Lebmacher ließ Guidobald seinem jungen Vetter Christoph Anton Simon von Thun (1635 – 1712) im April 1664 einen Wechsel in Madrid zukommen.128 Weitere 1000 Reichstaler ließ der Fürsterzbischof seinem jungen Vetter 1667 in Brüssel durch Augsburger Händler hinterlegen.129 Guidobald kam sogar für den Lakai auf, der den jungen Grafen auf seiner Kavalierstour begleitete. Ein besonderer Günstling des Fürsterzbischofs war Georg Vigil Graf von Thun (1630 – 1692), den Guidobald zu seinem Oberststallmeister und Leibgardehauptmann ernannte. Er übernahm im Dienste des Fürsterzbischofs mehrere Gesandtschaften an den Wiener Kaiserhof und die Tiroler Habsburger.130 Am 12. Juni 1665 erhielt er ein Gnadengeschenk in der Höhe von 600 fl.131 (Abb. I. 21)

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Die Bischöfe aus dem Hause Thun Nicht weniger als zwölf Bischöfe stammten aus der Familie Thun. Einzig die Schönborns erreichten auf dem Gebiet der Reichskirche gleich viele Episkopate. Anton Maria von Thun

Lukas

Cyprian

Viktor

Siegmund

Herkules

Wolf Dietrich

Johann Cyprian

Christoph Richard

Georg Siegmund

Johann Siegmund

Georg Vigil

SIEGMUND Johann RUDOLPH GUIDOBALD WENZEL Maximilian JOHANN JAKOB ALPHONS Vigil JOSEPH Fürsterzbischof/ Fürstbischof/ ERNST MAXIMILIAN Fürstbischof/ Fürstbischof/ Salzburg Passau und Fürsterzbischof/ Fürstbischof/ Brixen und Seckau Gurk Salzburg Gurk Trient

DOMINIKUS ANTON Fürstbischof/ Trient

Franz Augustin Gaudens

PETER MICHAEL VIGIL Fürstbischof/Trient

THOMAS JOHANN Fürstbischof/Passau

Johann Franz Joseph

Franz Xaver Alphons

Johann Joseph Franz

Johann Vigil

LEOPOLD LEONHARD Fürstbischof/Passau

EMANUEL MARIA Fürstbischof/Trient

Abb. I. 21 Stammtafel: Die Bischöfe aus dem Hause Thun, Graphik: Christoph Brandhuber

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Alphons Franz

Joseph Johann Anton

JOSEPH MARIA Fürstbischof/ Passau

1 Siebmacher, Bd. 30, S. 177

Capizucchi baroni Romani diramata da un medesimo sti-

2 Thun-Hohenstein, Stammtafel I, Abb. I. 6

pite con quella de’ conti di Tun prosapia grande, e famosa

3 ÖStA, AVA, Thun(n), Christoph Simon von, Hercules,

della Germania.– Rom 1668.

Johann Arbogast, Hannß Cyprian, Georg Sigmund, Brü-

13 Thun Tetschen A 3 IV. Nr. 5: „… Conte Johan Ernesto di

der u. Vettern, Erbschenken der Städte Trient und Brixen,

dolce et quieta maniera et buoni costumi con un particolar

Best. des Panierherrnstandes vom 7. XII. 1495, Frhrstd. f. d. Reich u. d. Erblande, Wappenvereinigung mit jenem des † Geschlechtes Caldes, Prag 9. III. 1604

genio, et spirito alle lettere …“ (Salzburg, 25. 11. 1655) 14 Thun Tetschen A 3 IV. Nr. 5: „Circa il particolare del Conte mio fratello vorrei ch’egli si trovasse hormai in Roma per servire

4 Siebmacher, Bd. 30, S. 177

alla P.V. R.ma, ma essendo tanto giovanetto, la Sig.ra Contissa

5 Thun-Hohenstein, Stammtafel V, Abb. I. 6

Madre non inclina di lasciarlo partir avanti, che siano termi-

6 Schreiber, Leopold Wilhelm, S. 17 7 Siebmacher, Bd. 30, S. 177

nati li due anni.“ (Salzburg, Jan. 1656) 15 Thun Tetschen A 3 IV. Nr. 5: „…Havrei volontieri mandato

8 Thun-Hohenstein, Stammtafel V, Abb. I. 6

un fratello per esser educato in Roma sotto la direzzione di V

9 Siebmacher, Bd. 30, S. 177

P R. ma, ma è impossibile di presuader la mia madre a tal

10 Im italienischen Raum war Francesco Sansovino einer der

effetto…“ (Salzburg, 12. 10. 1658)

ersten, der den vermeintlich antiken Ursprung der Lodrons

16 Friedenfels, Amand von: Gloriosus Sanctus Romedius ex

publizierte. In den österreichischen Erblanden gewann die

comitibus de Thaur Andek, & Altae Guardiae Dominis,

kurze Erwähnung des kaiserlichen Hofhistoriographen

Vallis Annaniae in Tyroli Apostolus, Magnus Thaumatur-

Wolfgang Lazius (1514 – 1565) in seinem großen Werk De

gus, & Anachoreta, quem similem fecit Dominus in gloria

gentium aliquot migrationibus Bedeutung. Beide Werke

sanctorum, & beatificavit illum in gloria, nec non gloriosa

waren auch in Salzburg bekannt und P. Joseph Mezger

domus comitum de Thun, illo Aggaei Prophetae condeco-

(1635 – 1683) verwendete sie für das Kapitel Origo et anti-

rata vaticinio.– Prag 1699.

quitas Lodroniae familiae in seiner berühmten Historia Salis-

17 Thun Tetschen A3 II Nr. 1.

burgensis. Hier wird als Stammvater des Geschlechts der in

18 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 6

den „Annalen“ des Cornelius Tacitus († um 120 n. Chr.)

19 Thun-Hohenstein, Stammtafel IV, Abb. I. 13

erwähnte Plautius Lateranus angegeben, „den Kaiser Nero,

20 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

begierig nach seinem gewaltigen Reichtum, unter dem Vor-

21 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Salzburg, 12. 5. 1662

wand der Pisonischen Verschwörung töten ließ.“ Seine Söhne

22 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 16. 2. 1666

seien aus Furcht vor Neros Grausamkeit (metu Neronianae

23 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 30. 11.

crudelitatis) aus Rom geflohen und hätten sich im Gebiet

1662

des heutigen Brixen niedergelassen. In Rom erinnert aber

24 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 16. 9. 1663

noch heute die Basilika und der Palast auf dem Lateran an

25 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 16. 9. 1663

die bedeutende Familie – soweit die Familientradition in

26 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 24. 3. 1668

Mezgers Historia Salisburgensis.

27 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 16. 12.

11 ÖStA, AVA, Thun, Christoph Simon Freiherr von, kais.

1662

geh. Rat, Obersthofmeister, Johann Cyprian, Georg Sig-

28 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 1. 1. 1663

mund, Brüder, Johann Arbogast, Vetter, Rat und Kämmerer

29 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 1. 1. 1663

des Erzherzogs Leopold, Gfstd., „Hoch- und Wohlgeboren“

30 Thun Klösterle S III Nr. 6: 13. 9. 1664 (für Anna Magda-

für die drei Ersteren, für den Letzteren nur „Wohlgeboren“,

lena) und 4. 8. 1665 (für Maximilian)

priv. denominandi, Wien 24. VIII. 1629, Intimation 7. XII.

31 Thun Klösterle G III.

1629 und 22. II. 1630

32 Thun Klösterle F VII Nr. 2

12 Armanni, Vincenzo: Della nobile, & antica Famiglia de’

33 Thun Klösterle H I Nr. 1

55

34 Thun Klösterle H I Nr. 1: Guidobald an Walter Graf Leslie; Salzburg, 17. 3. 1655 35 Thun Klösterle H I Nr. 1: Guidobald an Walter Graf Leslie; Salzburg, 9. 4. 1655 36 Thun Klösterle H I Nr. 1: Walter Graf Leslie an Guidobald; 14. 4. 1655 37 Thun Klösterle H I Nr. 1: Walter Graf Leslie an Guidobald; 4. 9. 1655

Kasten V, Fach 85, Schreiben der Äbtissin Maria Johanna Franziska von Rehlingen vom 16. 9. 1669 52 Esterl, S. 135 53 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen, Kasten V, Fach 85, Schreiben des Passauer Fürstbischofs Wenzel Graf von Thun an die Äbtissin Maria Johanna Franziska Freifrau von Rehlingen vom 19. 9. 1669 54 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen,

38 Thun Klösterle H II Nr. 4

Kasten V, Fach 85, Schreiben der Äbtissin Maria Johanna

39 Thun Klösterle H III: Copia Kaufbrief Haus von Leslie an

Franziska von Rehlingen vom 22. 5. 1671

Guidobald

55 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen,

40 Thun Klösterle S III Nr. 6; 30. 9. 1667

Kasten V, Fach 85, Schreiben des Passauer Fürstbischofs

41 TLA, Regelhaus, Anna Magdalena von Thun, Schreiben

Wenzel Graf von Thun an die Äbtissin Maria Johanna

Fürsterzbischof Guidobald Graf Thun an Subpriorin Anna Aurelia Comperta vom 3. 10. 1656 42 TLA, Regelhaus, Anna Magdalena von Thun, Schreiben der Subpriorin Anna Aurelia Comperta an den Salzburger Fürsterzbischof Guidobald Graf Thun vom 18. 10. 1656 43 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen,

Franziska Freifrau von Rehlingen vom 6. 8. 1671. 56 Er war der zweite Gemahl von Christoph Simons Tante Anna Elisabeth von Thun vgl. Thun-Hohenstein, Stammtafel XI 57 Theatrum Europaeum, Bd. 5, S. 188 58 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13.

Kasten V, Fach 85, Schreiben des Erzherzogs Ferdinand

59 SLA, Domkapitel-Prot. 1643, S. 113

Karl von Österreich-Tirol an Fürsterzbischof Guidobald

60 Pölnitz, Sp. 746: Wenceslaus comes de Thun, canonicus cathe-

Graf Thun vom 18. 10. 1656 44 TLA, Regelhaus, Anna Magdalena von Thun, Austrittserklärung vom 19. 10. 1656

dralis ecclesiae Salisburgensis, vtriusque iuris studiosus. 61 Gille, Paris: Suffragium deorum conspirantium in illustrissimum et reverendissimum dominum dominum Wenc-

45 Esterl, S. 135

eslaum e comitibus de Thun nuper electum episcopum

46 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen,

Passaviensem, ad solemnissimam inaugurationem die XII.

Kasten V, Fach 85, Examen einer in das Closter zu Nunberg

Aprilis anno M.DC.LXV. a Musis Benedictinis Salisburge-

tretenden Gräfin Thun

nibus decantatum.– Salzburg 1665.

47 Esterl, S. 135

62 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Passau, 1. 4. 1662

48 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen,

63 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 22. 4. 1664

Kasten V, Fach 85, Schreiben der Äbtissin Maria Johanna

64 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 6. 2. 1666

Franziska von Rehlingen an die Thun’schen Erben vom 21.

65 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 6. 3. 1666

11. 1668

66 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 21. 8. 1666

49 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen, Kasten V, Fach 85, Schreiben des Passauer Fürstbischofs

68 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 13. 4. 1669

Wenzel Graf von Thun an seine ältere Halbschwester Fr.

69 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 22. 11. 1666

Maria Josepha von Thun OSB, vom 20. 5. 1669

70 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 27. 7. 1669

50 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen,

71 Übersetzung: Christoph Brandhuber

Kasten V, Fach 85, Schreiben des Michael Oswald Grafen

72 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

von Thun an seine ältere Halbschwester Fr. Maria Josepha

73 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

von Thun OSB vom 19. 6. 1669

74 Keller, Hofdamen, S. 327

51 Archiv Nonnberg, Vermögenssachen der Klosterfrauen,

56

67 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 5. 7. 1664

75 Keller, Hofdamen, S. 151

76 Übersetzung: Christoph Brandhuber

103 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 13. 2. 1664

77 Keller, Hofdamen, S. 328

104 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 3. 2. 1664

78 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

105 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 14. 1. 1664

79 Pölnitz, Sp. 805: Maximilianus comes de Thun etc. iuris

106 Thun-Hohenstein, Stammtafel, Abb. I. 13

vtriusque studiosus.

107 Pölnitz, Sp. 805: Franciscus Sigismundus comes de Thun etc.

80 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 29. 11. 1662

iuris vtriusque studiosus.

81 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 30. 11. 1662

108 Martin, Barockfürsten, S. 161

82 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 16. 12. 1662

109 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

83 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 1. 1. 1663

110 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 10. 11. 1665

84 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 12. 2. 1663

111 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

85 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 12. 2. 1663

112 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

86 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 25. 3. 1663

113 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 26. 2. 1663

87 Als Graf bzw. Gräfin von Mirabell werden Christoph Graf

114 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 18. 4. 1663

von Lodron und seine Gemahlin Katharina Gräfin von

115 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 4. 11. 1663

Spaur bezeichnet, da der sogenannte Lodron’sche Sekun-

116 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 27. 2. 1666

dogeniturpalast bei Schloss Mirabell liegt.

117 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 30. 12.

88 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 9. 5. 1663

1666

89 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 22. 4. 1663

118 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 28. 1. 1667

90 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 27. 5. 1663

119 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 14. 5. 1667

91 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 3. 6. 1663

120 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 4. 6. 1667

92 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 3. 6. 1663

121 Übersetzung: Maximilian Fussl und Christoph Brandhuber

93 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 3. 6. 1663

122 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 27. 6. 1663

94 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 13. 6. 1663

123 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 1. 10. 1663

95 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 4. 11. 1663

124 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 1. 10. 1663

96 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 9. 12. 1663

125 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 16. 10. 1663

97 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 6. 12. 1663

126 Thun-Hohenstein, Stammtafel XI, Abb. I. 13

98 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 9. 12. 1663

127 Thun Klösterle G III 1 – 19

99 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 9. 12. 1663

128 Thun Klösterle S III Nr. 6; 20. 4. 1664

100 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 16. 11. 1663

129 Thun Klösterle S III Nr. 6; 22. 10. 1667

101 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 31. 12. 1663

130 Thun-Hohenstein, Stammtafel VII, Abb. I. 6

102 Thun Klösterle T I Nr. 9 (2. Teil): Regensburg, 9. 2. 1664

131 Thun Klösterle S III Nr. 6; 12. 6. 1665

57



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