“RISING” – Ausstellungen in Dublin erinnern an den irischen Osteraufstand von 1916

June 13, 2017 | Author: M. Barget | Category: Post-Colonialism, Irish History, Independence, Irish War of Independence, Easter Rising 1916
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“RISING” – Ausstellungen in Dublin erinnern an den irischen Osteraufstand von 1916 by Monika Barget - January 15, 2016

Der irische Osteraufstand von 1916 ist in der Dubliner Innenstadt täglich gegenwärtig. Straßennamen und Denkmäler erinnern an die hingerichteten Aufständischen und ihre Ideale. Fast könnte man glauben, die Rebellion von 1916 sei ein Triumph gewesen. Aber der Aufstand war nicht nur blutig und militärisch erfolglos, sondern ist in der historischen Forschung auch moralisch heftig umstritten.

Unnötig, amateurhaft geplant und vor allen Dingen gegen den Willen der Mehrheitsbevölkerung in die Tat umgesetzt – so sehen Kritiker den Versuch der Irish Volunteers, der Irish Citizen Army und vor allem des Militärrats der Irish Republican Brotherhood (Gälisch: Bráithreachas Phoblacht na hÉireann), die britische Herrschaft über Irland zu beenden und mit Waffengewalt die Unabhängigkeit des Landes zu erzwingen.

Der gut ausgerüsteten britischen Armee waren die irischen Aufständischen in der Tat deutlich unterlegen. Insgesamt wurden 450 Kämpfer und Zivilisten auf beiden Seiten getötet, 2614 Personen wurden verwundet. Mehr als 3000 Männer und 79 Frauen wurden als mögliche Rebellen verhaftet und verhört. Im Mai 1916 begannen mehrere kriegsrechtliche Verfahren, in denen rund 90 Todesurteile gefällt wurden. Fünfzehn zum Tode Verurteilte wurden schließlich erschossen. Doch wieso hat eine gescheiterte Revolte weiterhin einen so hohen Stellenwert in der irischen Erinnerungskultur?

Denkmal für James Connolly, Gewerkschaftsführer und Unabhängigkeitskämpfer, hingerichtet 1916

Fest steht, dass die dramatischen Ereignisse von 1916 viel zu einer medialen Verdichtung der politischen Kontroversen ihrer Zeit beigetragen haben. Im

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Frühjahr 1916 wurde nicht nur geschossen – es wurde auch diskutiert, geschrieben und polemisiert. Der Aufstand von 1916, der am Ostermontag, dem 24. April, begann, dauerte gerade einmal sechs Tage. Die britische Armee zwang die Rebellen zur Kapitulation. Trotzdem veränderte er Irlands Geschichte für immer.

Obwohl der Aufstand für viele Iren und vor allem für Dubliner Bürger unvorhergesehen oder sogar unerwünscht war, so trugen die Ereignisse doch dazu bei, den Rückhalt der republikanischen Kräfte und vor allem der bewaffneten Irish Volunteers in der Bevölkerung zu stärken.

Die Unabhängigkeitserklärung der ‘provisorischen Regierung der Irischen Republik,’ die kurz vor der Besetzung des Zentralpostamtes von Freiheitskämpfer Patrick Pearse verlesen wurde, fasste die Grundlagen einer neuen demokratischen Verfassung zusammen und ist bis heute ein zentraler Text für die politische Identität der Republik Irland geblieben. Neben religiösen und bürgerlichen Freiheitsrechten versprach diese Proklamation, dass sich die selbst ernannte Übergangsregierung um ‘das Glück und den Wohlstand der gesamten Nation und aller ihrer Glieder’ bemühen werde. Das schloss nicht zuletzt die Frauen ein, denen das gleiche allgemeine Wahlrecht zugesichert wurde wie den Männern. Deshalb erinnern im 100. Jubiläumsjahr dieses wichtigen Ereignisses auf dem Weg zur irischen Unabhängigkeit vor allem in der irischen Hauptstadt Dublin öffentliche und private Einrichtungen an die gesellschaftlichen Hintergründe, die politischen Folgen und die individuellen menschlichen Schicksale, die mit dem bewaffneten Widerstand gegen die britische Herrschaft verknüpft waren.

Am 4. Februar 2016 wird im National Photographic Archive in Temple Bar, mitten in Dublins beliebtem Touristenviertel, die Ausstellung ‘RISING‘ der Irischen Nationalbibliothek eröffnet. Diese Ausstellung wird zahlreiche Originalfotografien zeigen, präsentiert aber auch Zeitungsberichte und illustrierte Propagandadrucke. Eine Auswahl der Exponate ist bereits jetzt auf der Homepage zu sehen.

In Kooperation mit dem Nationalmuseum wurden zudem Augenzeugenberichte von Schauspielern nachgesprochen, die als Audiodokumente in der Ausstellung zu hören sind. Ein Originaldruck der Oster-Proklamation ist seit 2007 im Besitz des National Museum of Ireland. Zu den geschichtswissenschaftlichen Kontroversen um die Rechtmäßigkeit und Bedeutung des Osteraufstandes schreiben die Kuratoren der Ausstellung ‘RISING’:

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“The morality and political legacy of the 1916 Rising have long been matters of debate. Some maintain that the Rising was unnecessary and that a republic could have been achieved by purely democratic means. They claim that the limited form of Home Rule already enacted (but suspended for the duration of the war) was a basis for further advance in an evolving process. They deplore the loss of life and national trauma resulting from the Rising, from the ensuing War of Independence (1919-21), and from the Civil War (1922-23). They further argue that the Rising made the Ulster unionists more averse to sharing power with nationalists, thus making the partition of the country in 1921 all the more inevitable. Others, however, believe that the 1916 Rising was the catalyst that inspired the country to abandon Home Rule as a worthless halfmeasure and to strive for complete independence from Britain. These accord the 1916 leaders iconic status as the founding fathers of the present Irish Republic.”

“Revolution 1916 – Dublin, the city that fought an Empire”

Zu dieser differenzierten Sicht auf die eigene Landesgeschichte gehört auch die Erkenntnis, dass der lange Kampf um die irische Unabhängigkeit keineswegs nur die britischen Inseln betraf. Während in Irland um Home Rule und einen politischen Ausgleich mit dem protestantisch geprägten Norden gerungen wurde, war Großbritannien zugleich in den Ersten Weltkrieg verwickelt, für den es Soldaten aus allen Regionen des Empires rekrutierte. Wie irische Nationalisten auf diesen Konflikt reagierten, und welche zusätzlichen Belastungen der internationale Krieg für das zerrüttete Irland bedeutete, erklärt die Sonderausstellung ‘WW I: Exploring the Irish Experience‘ im Nebengebäude der Nationalbibliothek. Die gut ausgewählten Dokumente und ansprechend gestalteten Infotafeln erinnern selbst an das wenig bekannte Schicksal deutscher Kriegsgefangener in Irland und machen die umfassende Krise des expansiven Nationalismus im frühen 20. Jahrhundert deutlich. Deshalb beschränkt sich die Erinnerung an die Umbrüche dieser Zeit mit Recht nicht nur auf die Museen. Auch politische Parteien, digitale Medien und Künstler befassen sich in diesem Jahr intensiv mit Krieg, Gewalt und Widerstand.

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Am 29. Februar sowie am 1. und 4. März wird in Dublin das Theaterstück Pull Down a Horseman, aufgeführt, das 1966 von Eugene McCabe geschrieben wurde und geheime Vorbereitungen für den Osteraufstand thematisiert. Alle Termine und weitere Spielorte in der Republik Irland und in Belfast werden im Laufe des Jahres auf der Homepage der Dublin Lyric Players veröffentlicht.

Zentrale Orte des Osteraufstandes können bei einem geführten Stadtrundgang in Dublin besichtigt werden. Seit 1996 wird die ‘1916 Rebellion Walking Tour‘ für Einzelpersonen und Gruppen angeboten.

Darüber hinaus widmet die Irish Volunteers Commemorative Organisation dem Osteraufstand ein besonderes Programm. Ihre Ausstellung ‘Revolution 1916,’ die ab dem 27. Februar im Ambassador Theatre in Dublin zu sehen sein wird, konzentriert sich vor allem auf Militaria und die Entstehungsgeschichte der politischen ‘Sinn Féin’ Bewegung. Eine Liste aller staatlichen Gedenkveranstaltungen hat das Büro des Taoiseach unter dem Titel 1916 Commemorations herausgegeben.



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