Rez. zu A. Wolff (Hrsg.), Die Domgrabung Köln. Altertum, Frühmittelalter, Mittelalter. Kolloquium zur Baugeschichte und Archäologie. Studien zum Kölner Dom 2 (Köln 1996). In: Geschichte in Köln 46, 1999, 130-132.

May 24, 2017 | Author: Päffgen Bernd | Category: Church Archaeology
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Arnold Wolff (Hg.): Die Domgrabung Köln. Altertum - Frühmittelalter - Mittelalter. Kolloquium zur Baugeschichte und Archäologie, 14. bis 17. März 1984 in Köln. Verträge und Diskussionen. (Studien zum Kölner Dom, 2) Köln: Verlag Kölner Dom 1996, 272 S., 104 Abb., 125,- DM. Das Kölner Dom-Jubiläum 1998 gibt Anlaß, an dieser Stelle eine bereits etwas ältere, gleichwohl auch in Historikerkreisen nicht genügend bekannten Band zu besprechen. Der Rezensent durfte das Kolloquium als Doktorand erleben und erinnert sich als Zaungast lebhaft an die aufgezeigte Problematik zum spätrömischen Baubestand einerseits und die Kontroverse zur Datierung der Bauphasen VI bis VII andererseits. Die späte Drucklegung des von Georg Hauser redigierten Bandes war durch die Förderung der Düsseldorfer Landesregierung möglich und keineswegs nach zwölf Jahren obsolet, wie es Heinz Günter Horn in seinem Geleitwort anschaulich zum Ausdruck bringt. Nach Grußworten durch den Dompropst und das Präsidium der RheinischWestfälischen Akademie der Wissenschaften gab Hugo Borger eine »Einfuhrung in den forschungsgeschichdichen Kontext« (S. 19-25), d. h. die Mittelalterarchäologie im Rheinland und die Kölner Situation. Arnold Wolff bilanzierte die Geschichte der Kölner Domgrabung (S. 27-41). Die folgenden Beiträge galten Einzelthemen. Christoph B. Rüger beschäftigte sich mit der vorkirchenzeitlichen Nutzung des Domgeländes, für das Otto Doppelfeld einen Tempelbau in der Nord-Ost-Ecke der CCAA rekonstruiert hatte und eine Beziehung zur verschleppten Bauinschrift des Mercurius-Augustus-Tempels aus der Zeit 79-81 n. Chr. annahm (S. 43-51, mit epigraphischen Bemerkungen durch Brigitte und Hartmut Galsterer, S. 51-53). Die anschließende Diskussion und die Weiterbearbeitung bei gezielten Nachuntersuchungen der Domgrabung haben dazu gefuhrt, daß mittlerweile die Tempeldeutung zugunsten eines Vorratsgebäudes (horreum) innerhalb der zu Wohn- und Wirtschaftszwecken genutzten Insula erkannt werden konnte (vgl. G. Hauser, Fragen zu einem römischen Tempel unter dem Kölner Dom. Kölner Domblatt 58, 1993, S. 313-342, bes. 328-332 zur Deutung). Arnold Wolff erinnerte an die »Quellen zur Frühgeschichte der Kölner Kirche«, vor denen die Befunde zu sehen sind (S. 63-67). Methodisch richtungsweisend und kritisch abwägend ist das Referat von Josef Engemann, der die bisherige Gewißheit einer spätrömischen Bischofskirche auf einen möglicherweise zu einer Kirche gehörigen Fußboden reduzierte (S. 69-86, mit Diskussion 86-98). Tragfähiger erscheint die kirchliche Deutung über die beiden prominenten Grabbefunde, die um 535 intra muros angelegt wurden. Frauke Stein gab zum Vergleich eine Übersicht über die nachgewiesenen Grablegen der Merowinger-Familie und verglich die Kölner Topographie mit der von Metz und Paris (S. 99-118, mit Diskussion 118-124). Bewußt läßt die Autorin offen, ob die beiden Gräber der Königsfamilie oder der Schicht der sie imitierenden Amtsträger zugeordnet werden sollten. Das über den beiden Gräbern rekonstruierte Oratorium in Form eines kleinen Apsidensaals (Abb. 2, Bereitgestellt von | Universitaetsbibliothek der LMU Muenchen Angemeldet Heruntergeladen am | 17.01.17 14:01

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S. 101, Mauern 210 und 805-807) ist nach neuesten Erkenntnissen in dieser Form nicht haltbar, so daß davon auszugehen ist, daß die beiden Bestattungen in den bestehenden Estrich 214 eingetieft wurden (Phase Va), der zu einer Kirche oder deren Vorhof (Atrium) gehört haben kann. Leider nicht mitgedruckt wurde der Vortrag von Hans Rudolf Sennhauser, der sich den im Chorbereich freigelegten liturgischen Einbauten widmete und diese in die spätantik-frühmittelalterlichen Zusammenhänge einordnete (S. 125 f. als Zusammenfassung, Diskussion S. 126-128). Mittlerweile kann die Anschauung einer Zweiphasigkeit dieses Ambos nicht mehr vertreten werden (bislang als Phase Vb-Vc definiert). Der Ambo wurde in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts über den Gräbern und Estrich 214 errichtet und zeigt ein aufwendiges Kirchengebäude an, das gleichzeitig einen neuen Fußboden erhielt (Estrich 244). Zur Ausstattung der Kölner Bischofskirche der Merowingerzeit ist ein solcher Ambo gut vorstellbar. Seine besten Parallelen besitzt er innerhalb des Rheinlandes in St. Ursula in Köln und St. Severus in Boppard (vgl. C. Krause, Neue Untersuchungen zum frühchristlichen Ambo unter dem Kölner Dom. Kölner Domblatt 62, 1997, S. 177-206). Auch das Baptisterium am Domchor hat eine eingehendere Behandlung erfahren, so daß es sicherer eingeordnet werden kann. In profanem Kontext entstanden wurde das umgebaute Becken im 5.-6. Jahrhundert mit einen Rechteckbau versehen. Wohl im späten 6. oder 7. Jahrhundert entstand ein Neubau mit kreuzförmigen Grundriß. Als dritte Bauphase des Baptisteriums entstand ein Rechteckbau mit Annexen, der im 9. Jahrhundert abgerissen wurde (vgl. S. Ristow: Das Baptisterium im Osten des Kölner Domes. Kölner Domblatt 58, 1993, S. 291-312). Der nächste Teil des Kolloquiums galt den karolingerzeitlichen Bauphasen. Günther Binding stellte die bisherigen Datierungen der Bauphasen VI und VII in Frage, in dem er Bau VI in das 2. Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts und Phase VII erst nach der Mitte des 10. Jahrhunderts datierte (S. 129-139). Willy Weyres bilanzierte den Stand zu Bau VII und vertrat wiederum dessen Datierung durch die überlieferte Weihe des Jahres 870 (S. 139-155). Als Historiker faßte Franz-Josef Schmale im Zusammenhang mit der Datierungsdiskussion den Kenntnisstand zu den Schriftquellen des 8. bis 10. Jahrhunderts zur Kölner Bischofskirche zusammen, stellte das Weihedatum 870 in Frage und legte dar, daß die Weihe auch 873 stattgefunden haben könnte (S. 155-171). Anschließend fand die Diskussion der drei Beiträge gemeinsam statt (S. 173-193). Aus heutiger Perspektive bleibt der vorgotische alte Dom (Phase VII) als karolingischer Bau zu sehen, dessen Bauherr Gunthar aufgrund von Zeitwidrigkeiten aus der Überlieferung verschwand (vgl. G. Häuser, Abschied vom Hildebold-Dom. Die Bauzeit des Alten Domes aus archäologischer Sicht. Kölner Domblatt 56, 1991, S. 209-228). Der letzte Teil des Kolloquiums fokussierte stärker das Fundmaterial. G. Häuser entwickelte eine Übersicht zum Fundmaterial der Domgrabung und seiner Problematik (S. 195-213, Diskussion 213-216). Lothar Bakker stellte die Grundzüge der Entwicklung der spätrömischen und merowingerzeidichen Gefäßkeramik im Rheinland dar (S. 217-235, Diskussion 235-238). In einem nicht zum Druck eingereichten Referat stellte Konrad Weidemann die chronologische Entwicklung der karolingischen Keramik im Rheinland dar (S. 239). Uwe Lobbedey stellte die in der Stiftskirche St. Walburga in Meschede vermauerten Schallgefaße vor (Seit 239-247). Bereitgestellt von | Universitaetsbibliothek der LMU Muenchen Angemeldet Heruntergeladen am | 17.01.17 14:01

132 Günter Krause führte mittelalterliche Keramikfunde aus Duisburg vor (S. 250-255). Schlußworte sprachen Arnold Wolff und Kurt Böhner (S. 257-260). Im Anhang sind ergänzende schriftliche Stellungnahmen der Teilnehmer abgedruckt (S. 261-272). Die im Mai 1946 im kriegszerstörten Kölner Dom begonnenen Ausgrabungen haben die Sichtweise der vorgotischen Bischofskirche nachdrücklich verändert und bei allen offenen Fragen sicher bereichert. Wer sich für den Zeitraum des 4. bis 10. Jahrhunderts interessiert, tut gut daran, den Kolloquiumsband in Ergänzung zu dem von Hansgerd Hellenkemper herausgegebenen Sammelband »Die Ausgrabungen im Dom zu Köln. (Kölner Forschungen, 1) Mainz 1980« zu benutzen. Die Kölner Domgrabung hat Beachtliches geleistet und zur Schaffung einer konservierten Grabungszone von 3200 Quadratmetern gefuhrt, die von jährlich mehr als 15000 Besuchern besichtigt wird. In den Zeiten knapper Mittel bleibt zu wünschen, daß die traditionsreiche Einrichtung weiter bestehen bleibt und vor allem die wissenschaftliche Auswertung der Grabungsbefunde sowie des geborgenen Fundstoffes weiter vorangetrieben werden kann. Bernd Päffgen, Titz

Das Historische Archiv des Erzbistums Köln: Übersicht über seine Geschichte, Aufgaben, Bestände, erstellt von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Historischen Archivs des Erzbistums Köln. Redaktion: Toni Diederich und Ulrich Heibach. (Studien zur Kölner Kirchengeschichte, 31), Siegburg: Verlag Franz Schmitt 1998, 504 S., 64,- D M . Glaubt man der Legaldefinition des Hessischen Archivgesetzes von 1988, sind Archive »Häuser der Geschichte«; Beständeübersichten bilden, so könnte man daraus schließen, deren Grundriß, Bauplan und Innenarchitektur ab. Ohne solche Gesamtüberblicke kommen nach Toni Diederich »selbst die erfahrensten Archivare« (S. 13) kaum mehr aus, »wenn man von der Maxime ausgeht, daß in einem Archiv nicht gesucht, sondern ermittelt werden sollte« (ebd.). Eine Beständeübersicht ist demnach eine »publizierte oder interne, strukturierte Aufzählung der Bestände eines Archivs mit Erläuterungen über Laufzeiten und Betreffe« (A. Menne-Haritz), die für Archivare und Archivbenutzer gleichermaßen wegweisend ist. Die zitierte Formulierung läßt kaum erkennen, daß es sich dabei mehrheitlich um archivische Großprojekte handelt, die ein Archivarsteam über Jahre hinweg in Atem halten können. Die Bereitstellung eines solchen Informations- und Arbeitsinstrumentes (in seiner Eigenschaft als »oberste Stufe der Rechercheutensilien« (S. 13)) ist für Diederich, den Leiter des AEK, »weiterhin eine klassische Aufgabe, ja geradezu ein nobile officium für alle Archive« (ebd.). Seit rund 15 Jahren gibt es geradezu eine Welle von publizierten Beständeübersichten, welche die Einzelprofile der deutschen Archivlandschaft deutlicher als je zuvor hervortreten lassen. Exemplarisch seien hier nur die Bestandsübersichten des Stadtarchivs Düsseldorf (1987), des Westfälischen Wirtschaftsarchivs Dortmund (1990), des HStAD (1994), der älteren Bestände des HAStK (1994), der Staatsarchive Münster und Detmold (1990, 1994) sowie des Stadtarchivs Münster (1998) erwähnt, um zu Bereitgestellt von | Universitaetsbibliothek der LMU Muenchen Angemeldet Heruntergeladen am | 17.01.17 14:01



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