Prähistorische Pfahlbauten in Österreich - Teil eines neuen Weltkulturerbes

August 11, 2017 | Author: Henrik Pohl | Category: Archaeology, Prehistoric Archaeology, Cultural Heritage, Unesco, World Cultural Heritage
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www.pfahlbauten.at

Im Jahr 2011 wurden ausgewählte prähistorische Pfahlbausiedlungen um die Alpen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Dies gab den Anstoß, sich auch in Österreich diesem Thema wieder verstärkt zu widmen. Denn mit dem Status als Welterbe ist die Verpflichtung verbunden, für einen angemessenen Schutz und eine adäquate Sichtbar­ machung der heute unter Wasser liegenden Seeufersiedlungen zu sorgen. Das Kuratorium Pfahlbauten wurde – mit dem National Management in Wien und den beiden neuen Site Managements in Kärnten und Oberösterreich – mit dieser Aufgabe betraut. Österreich ist mit fünf Fundstätten aus dem 4. und 2. Jahrtausend v. Chr. an den insgesamt 111 Welterbestätten beteiligt: Vier in Oberösterreich und eine in Kärnten.

Monitoring:

Prehistoric Pile Dwellings of Austria – Part of a new World Heritage In the year 2011 a serial of 111 Prehistoric Pile Dwellings around the Alps has been inscribed as a UNESCO World Heritage. The new World Heritage property is a starting point for new discussions about scientific research and public involvement of the pile dwellings in Austria. Furthermore in conjunction of the World Heritage label goes along the responsibility of a permanent protection of the pile dwelling sites and their visualization for public. The association „Kuratorium Pfahlbauten“ is the national management body of the World Heritage sites of pile dwellings in Austria. In unison with the affiliated Site Management in Upper Austria and Carinthia the Kuratorium Pfahlbauten is in charge of the five Austrian World Heritage sites.

Bilder: © Kuratorium Pfahlbauten

Prähistorische Pfahlbauten in Österreich Teil eines neuen Weltkulturerbes

Öffentlichkeitsarbeit:

Die Hauptaufgaben des Site Managements Oberösterreich bestehen in der Prospektion, dem Moni­ toring und Schutz der fünf Welterbestätten in Österreich. Dafür wurde ein fünfjähriger Monitoringplan entwickelt. Außerdem sollen Basisdaten für die archäologische Forschung des Pfahlbauphänomens gewonnen werden. Denn der ostalpine Bereich, also das heutige Österreich mit den Zentren Salz­ kammergut und Kärnten, scheint für das Verständnis der jungsteinzeitlichen Besiedlung Europas besonders wichtig zu sein. Im Jahr 2013 konnten die ersten fünf prähistorischen Seeufersiedlungen begutachtet und in unterschiedlichem Ausmaß prospektiert werden. Mit der Einrichtung eines Monitoringsystems unter Wasser wurde begonnen. Konzepte zur Langzeitkontrolle der Unterwasserdenkmale mit standardisierten Methoden wurden entwickelt. So werden regelmäßige Betauchungen und Kontrollen der Erosionsmarker durchgeführt, aber auch neue Methoden entwickelt und z.B. Fisch- und Seegrundbeobachtungskameras eingesetzt. Auf diese Weise können Gefährdungen frühzeitig erkannt und zukünftige Maßnahmen zum Schutz dieser UNESCO-Welterbestätten rechtzeitig ergriffen werden. Im Sinne des Schutzes werden 2014 auch Konzepte für einen Einsatz von denkmalgerechten Ankerbojen erarbeitet und getestet.

Neben dem besonderen Schutz der UNESCO ist auch die Vermittlung des Welterbes eine zentrale Auf­ gabe. Aus diesem Grund wurden 2013 drei Pfahlbau-Info-Pavillons in den Welterbe-Standortgemeinden Oberösterreichs errichtet. Sie wurden abseits der Fundstellen aber direkt an den Seen errichtet und er­ zählen über das UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ aus drei verschiedenen Perspektiven:

Standort Seewalchen am Attersee: Der Pfahlbaupavillon in Seewalchen ermöglicht den BesucherInnen einen Blick auf die Urzeitmenschen. Ein Tag im Leben am See bietet viele neue Erkenntnisse über die gar nicht so wilden Menschen der Stein- und Bronzezeit.

Standort Attersee am Attersee: Die BesucherInnen werden zu einem Rundblick auf die urgeschichtliche Landschaft und das Leben in vier Jahreszeiten eingeladen. Aus der Perspektive einer Bewohnerin oder eines Bewohners der Pfahl­ bauten kann ein Jahr im Pfahlbaudorf erforscht werden.

Standort Mondsee am Mondsee:

Ziele:

1. Erfassung der Ausdehnung und Lage der Pfahlfelder. Verifizierung folgender Eckdaten: Position, Größe sowie aller in der Fläche beobachtbaren Eigenschaften. 2. Feststellung des Erhaltungszustandes, inklusive einer Gefährdungsanalyse, Vorschlag von Maßnahmen. Setzten von Erosionsmarkern. 3. Verständnis der Geomorphologie: Lage der Station in Bezug auf Ufer-Flachwasserzone. 4. Stratigrafisches Verständnis: Erfassen von Kulturschichten, Entnahme von Kernproben, Beprobung von Pfählen.

Den BesucherInnen wird die Sicht der Wissenschaft auf das Phänomen Pfahlbauten gezeigt und dessen Wandel über die Jahrhunderte. Aus dem Blickwinkel der ForscherInnen können die Pfahlbauten und die Entwicklung des Geschichtsbildes genauer betrachtet werden. Ziel ist es an allen Welterbe-Pfahlbaustationen Österreichs sichtbare Zeichen zu installieren und besuchbare Orte des Welterbes zu schaffen. Weitere Projekte und Aktivitäten zur Öffentlichkeitsarbeit rund um das Welterbe Pfahlbauten finden Sie unter: www.pfahlbauten.at

Welterbestationen Österreichs im Überblick Mondsee:

Abtsdorf III:

Die Seeufersiedlung „See“, am Abfluss des Mondsees gelegen, hat seit langem eine herausragende Bedeutung in der Pfahl­bau­ forschung und ist besonders für ihre charakteristische Keramik der Mondsee-Gruppe bekannt. Die Untersuchungen dieser jetzt überfluteten, neolithischen Siedlung (3700–3200 v. Chr.) konnte die phantastische Erhaltung der Spuren urgeschichtlichen Lebens klar belegen. Doch zeigen sich auch zukünftige Prob­ lemfelder, da die Siedlung großflächig durch Erosion bedroht ist. Strömung, Wellengang und andere Faktoren drohen die schüt­ zende Deckschicht immer mehr abzutragen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit dieser schädlichen Entwicklungen werden in den nächsten Jahren beobachtet und dokumentiert, so dass ggf. Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können.

Litzlberg-Süd:

Weite Flächen sind mit Seegras und einer dicken Seekreideschicht bedeckt und schützen damit die darunter liegenden Siedlungsschichten gut. Erst die Kernproben brachten Aufschluss über den darunter liegenden Siedlungshorizont inkl. Kulturschicht, Pfähle und Keramik. Nach bisherigem Wissensstand kann die Station „Litzlberg-Süd“ als einphasige Siedlung (ca. 3700–3200 v. Chr.) bezeichnet werden. Eine Gefährdung zeigt sich durch markante Störungen der Deckschicht durch Ankerbojen der Segelschiffe.

Die sehr kleinräumige Pfahlbaustation Abtsdorf III zeigte sich in einem gut geschütztem Zustand. Weite Flächen sind mit Arm­ leuchteralgen und einer dicken Seekreideschicht bedeckt. Erst in den Sedimentkernen zeigten sich Kulturschicht und Pfähle dieses neolithischen Dorfes (ca. 3700-3200 v. Chr.).

Abtsdorf I:

Die Seeufersiedlung Abtsdorf I befand sich auf einem Gelände­ sporn, der in den Attersee ragte. Dort fand man schon oberfläch­ lich die Hinterlassenschaften der Menschen, die an diesem Ufer vor ca. 3500 Jahren siedelten. Die aufgefundene Keramik und C-14 Proben datieren in die Bronzezeit (Mitte 2. Jahrtausend v. Chr.). In den Bojenkratern fanden sich auch Spuren der Pfahlbausied­ lung, wie Pfähle oder Keramik.

Keutschacher See:

Die Siedlung im Keutschacher See (ca. 3950-3700 v. Chr.) ist sehr wichtig für das Verständnis der Entwicklungen in einer Makroregion der Pfahlbauten zwischen dem Ljubljansko Barije in Slowenien, dem Friaul in Italien und dem Österreichischen Bereich südlich der Alpen. Die komplizierten Erhaltungs­ bedinungen des Fundortes auf einer Untiefe inmitten des Sees werden in Zukunft viel Aufmerksamkeit und gezielte Schutzmaßnahmen erfordern.

Kontakt: Mag. Henrik Pohl Kuratorium Pfahlbauten, Site Management Oberösterreich Nußdorfer Straße 15, 4846 Attersee M: +43 (0)699 19 276 046, [email protected]

Helena Novak Naturhistorisches Museum Wien, Prähistorische Abteilung Burgring 7, 1010 Wien Office Tel. +43 (0)1 52 177 295, [email protected]



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