Populismus oder agonale Demokratie? Bruchlinien der theoretischen Symbiose von Laclau und Mouffe

June 15, 2017 | Author: Marius Hildebrand | Category: Populism, Hegemony, Discourse Theory, Agonistic Democracy
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Populismus oder agonale Demokratie? Bruchlinien der theoretischen Symbiose von Laclau und Mouffe Marius Hildebrand / Astrid Séville

Populism or agonistic democracy? Frictions in the theoretical symbiosis of Laclau and Mouffe Abstract: Since the joint publication of Hegemony and Socialist Strategy the theory of Ernesto Laclau and Chantal Mouffe is generally received as a collaborative and symbiotic unity. However, this impression ignores the fact that the authors have drifted apart in both thematic and conceptual terms. Whereas Mouffe develops a normative theory of democracy which engages with pluralism and agonistic conflict, Laclau confines himself to the continuation of his political ontology eluding the ethico-political dimension of his work. This re-assessment highlights varieties of political conclusions drawn from postfoundationalist political thought. The analysis of the latent tension between Mouffe and Laclau then sheds light on the relationship between populism and democracy. Keywords: Hegemony theory, populism, agonistic democracy, discourse Schlagwörter: Hegemonietheorie, Populismus, agonale Demokratie, Diskurs

1. Einleitung Chantal Mouffes und Ernesto Laclaus Diskurs- und Hegemonietheorie gilt manchen „als einer der einflussreichsten Beiträge zur politischen Theorie der Gegenwart“ (Nonhoff 2007, S.  7). Ihr Theorieprogramm am Schnittpunkt zwischen Postmarxismus und Poststrukturalismus überführt die Diskurstheorie in eine allgemeine Sozialtheorie und fungiert als innovative Heuristik für die Analyse politischer Phänomene (Nonhoff 2006; Casula 2012; Laclau 1994). Laclau und Mouffe beziehen eine kritische Position gegenüber rationalitäts- und konsens­ orientierten Politik- und Demokratietheorien. Im Zentrum der politikwissenschaftlichen Rezeption im deutschsprachigen Raum steht vor allem Mouffes Entwurf eines agonalen Demokratiemodells; der maßgeblich von Laclau formulierte gemeinsame theoretische Rahmen erfährt hingegen weniger Aufmerksamkeit. Der Tod Laclaus im April 2014 stellt uns nun vor die Aufgabe, gleichermaßen das Erbe dieses politischen Theoretikers zu ermessen und zu diskutieren, wie wir zeitgenössische gesellschaftliche und politische Phänomene hegemonietheoretisch erfassen können. Der vorliegende Beitrag zielt darauf ab, Laclaus Werk in einer innovativen Lesart nicht nur im allgemeinen Feld politischer Theorie zu verorten, sondern auch innerhalb des Referenzrahmens zu beleuchten, den Laclau gemeinsam mit Chantal Mouffe entworfen hat. Seit der Koautorschaft von Hegemony and Socialist Strategy werden die Schriften Laclaus und Mouffes als symbiotische Beiträge zu einer gemeinsamen PolitikPVS, 56. Jg., 1/2015, S. 27-43

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und Gesellschaftstheorie gelesen.1 Diese politiktheoretische Entente wird sowohl in der ersten Rezeptionsphase, der Debatte um die Dekonstruktion des orthodox marxistischen Klassenessentialismus (Rüdiger 1996, S. 137-158), als auch in jüngeren Theorieanschlüssen an Laclau/Mouffe als allgemeine Sozialtheorie, Grundstein der cultural studies (Moebius 2009; Marchart 2008) oder als poststrukturalistische Politik- und Demokratietheorie stets reproduziert. Gegen eine solche ‚Normalrezeption‘ soll hier eine Lektüre plausibilisiert werden, die eine graduelle Entzweiung der Theorieeinheit Laclau/Mouffe zur Diskussion stellt. Laclaus und Mouffes Schriften, so die These, sind nicht nur durch unterschiedliche Themen und Kontexte motiviert; ihre jeweiligen Ergänzungen und Präzisierungen des hegemonietheoretischen Begriffsapparats reflektieren vielmehr zwei Varianten postfundationalistischen Denkens (Marchart 2010), die sich hinsichtlich ihres politisch-ethischen Standpunktes unterscheiden. Beide postulieren, dass soziale Ordnungen und die ihnen immanenten Identitäten nicht auf einen vor-diskursiven Grund zurückgeführt werden können, aber sie ziehen doch unterschiedliche Schlussfolgerungen aus diesem Paradigma. Während Laclau konsequent postfundationalistisch argumentiert, die hegemoniale Konstruktionslogik sozialer Kollektive fokussiert und auf das irreduzible Scheitern von Grenzziehungen und Sinnfixierungen vertraut, postuliert Mouffe auf Grundlage derselben Ontologie einen normativen Postfundamentalismus. Mit ihrer Hinwendung zur allgemeinen Demokratietheorie adressiert Mouffe im Unterschied zum streng ontologisch argumentierenden Laclau die ontische Frage, wie Identitäten stabilisiert und Grenzen gezogen werden müssen, um eine konstante Infragestellung politischer Begründungen im Rahmen eines radikaldemokratischen Pluralismus sicherzustellen. Um diese These der graduellen Entzweiung zu untermauern, gilt es zunächst, die für die Differenzierung relevanten Grundzüge der Diskurs- bzw. Hegemonietheorie zu rekonstruieren (2). Anschließend wird gezeigt, auf welche Weise das gemeinsame Begriffsinstrumentarium den unterschiedlichen thematischen Fortführungen zugrunde liegt (3), um darauf aufbauend die theoretische Einheit ­Laclaus und Mouffes zu problematisieren (4). Dabei wird die Differenz zwischen Laclau und Mouffe einerseits auf unterschiedliche thematische Schwerpunktsetzungen zurückgeführt, andererseits auf einer theoretisch-konzeptuellen Ebene verortet: Laclaus psychoanalytisch informierte Populismustheorie, die für strategisch-essentialistische Freund-Feind-Unterscheidungen offen ist, lässt sich gegen Mouffes Ausarbeitung einer normativen Demokratietheorie, die derlei Grenzziehungen ausschließt, konturieren. Sichtbar wird hierbei ein latenter Bruch zwischen der poststrukturalistisch gebrochenen Identitätspolitik Laclaus und dem politischen Pluralismus Mouffes. Ziel der Analyse ist es schließlich (5), das Theoriegebäude beider Autoren einer Dekonstruktion zu unterziehen, denn aus der im Wortsinne differenzierenden Re-Lektüre lässt sich ein Fazit formulieren, das die performativ demokratischen Potenziale des Postfundationalismus freilegt. 1 Mit nur einer Ausnahme: Wenman 2003. Wir argumentieren insofern durchaus in die Richtung Marc Anthony Wenmans, distanzieren uns jedoch von dessen rigider ‚Spaltung‘ der politischen Theorie Laclau/Mouffes. Für eine ausführliche Auseinandersetzung mit Wenmans Argumentation ist hier allerdings kein Raum.

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2. Der gemeinsame Theoriesockel: Postfundationalismus und politische Ontologie Laclau und Mouffe verbinden die Hegemonietheorie Antonio Gramscis, die Genealogie Michel Foucaults sowie das Programm einer (post-)strukturalistischen Zeichentheorie zu einer Sozial- und Politiktheorie, die einen außerdiskursiven Referenzpunkt als Fundament des Sozialen und des Politischen verabschiedet. Anstatt soziale Ordnung von einer „privilegierten epistemologischen Stelle“ (Laclau u. Mouffe 2006, S. 28) abzuleiten – sei es von den Interessen zweckrational handelnder Individuen, eines objektiven Klassengegensatzes, einer sprachimmanenten, konsensorientierten Vernunft oder von einem kontrafaktischen, vermeintlich neutralen Schleier des Nichtwissens – zeichnet sich das postfundationalistische Denken Laclau/Mouffes dadurch aus, dass es soziale Ordnung als Sedimentierung antagonistisch organisierter Diskurse begreift. Als Kernstück ihrer Theorie kann der Antagonismusbegriff gedacht werden. Er bezeichnet weder eine simple dialektische Negation noch unveränderliche Alteritätsschemata, denn dies würde eine essentialistische Grenzziehung zwischen zwei vorgängigen, gegensätzlichen Einheiten implizieren, die dem differenztheoretischen Paradigma des (Post-)Strukturalismus zuwiderliefe. Antagonismus meint stattdessen eine temporäre, flexible Grenzziehung, nach der Freund und Feind voneinander unterschieden und erst durch diese Unterscheidung performativ hervorgebracht werden. Indem das Soziale mit dem Diskursiven identifiziert wird, jeder Diskurs sich nur durch kontingente Grenzziehungen gegenüber einem antagonistischen Außen als Totalität konstituieren und das Flottieren der Signifikanten temporär anhalten (arretieren) kann, muss das Soziale als eine entscheidungsund machtimmanente Stabilisierung von Sinn verstanden werden. Folglich werden Gesellschaftsordnungen, kollektive Identitäten, Wissensbestände und Deutungsschemata nicht auf vorpolitische Substrate reduziert, sondern als Konsequenzen historischer Entscheidungen rekonstruiert. Einerseits gründen für Laclau und Mouffe kollektive Identitäten auf der Verwerfung eines antagonistischen ‚Gegenübers‘, andererseits ist die Ablehnung bestimmter Alternativen kontingent, denn es könnte auch ein anderes ‚Gegenüber‘ zur Differenzierung der eigenen Identität dienen. Daher gilt es, die Konstruktion von Antagonismen als radikal kontingent, aber zugleich notwendig zu verstehen, denn die Grenze zwischen ‚uns‘ und ‚ihnen‘ ist zwar unentscheidbar, doch muss sie gezogen werden, weil Bedeutung bzw. Identität aus (post-)strukturalistischer Perspektive nur relational – qua Differenz – hergestellt werden kann. Diskurse und die in ihnen artikulierten Identitäten formieren sich angesichts eines verworfenen Anderen – und können sodann innerhalb diskursiver Grenzen als äquivalent artikuliert werden. Das antagonistische Außen ist also die notwendige Bedingung von Identität und verweist zugleich auf ihre Unabschließbarkeit. Blickt man aus dieser Perspektive auf Politik, kann diese weder auf ein ideologisches Überbauphänomen eines sozioökonomisch determinierten Grundes von Gesellschaft oder auf ein gesellschaftliches Teilsystem neben anderen noch auf eine Folgeerscheinung oder Aggregation individueller oder vorpolitisch geprägter Präferenzen reduziert werden. Laclau und Mouffe postulieren stattdessen einen 29

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Primat des Politischen. Das a priori offene Politische stellt keinen spezifischen Funktionsbereich dar, sondern wird als konstitutives Ordnungsprinzip des Sozialen gedacht. Für Laclau wie für Mouffe ist das Politische die ontologische Kondition von Gesellschaft, ein leerer Platz der Unentscheidbarkeit und des Antagonismus, während politische Praxis, d. h. empirische Politik, durch die Etablierung von Hegemonien Bedeutungen und Identitäten stiftet und institutionalisiert.2 So muss Politik als hegemonialer Versuch, partikulare Projekte als universal zu artikulieren, von dem Politischen analytisch getrennt werden. Die Begriffe des konstitutiv offenen Sozialen und Politischen einerseits und der Gesellschaft und Politik als Stabilisierungsversuche andererseits lassen sich demnach auf zwei Ebenen verorten: Das Soziale und Politische stellen einen ontologischen Hintergrund, einen allgemeinen Horizont von Potenzialitäten dar, während Gesellschaft und Politik ontische Fixierungen von Bedeutungen, Identitäten, Gruppen und politischen Projekten realisieren.3 Entscheidend für demokratische Politik ist nach Laclau und Mouffe, dass sie offen bleibt für das Politische, das über das Bestehende hinausgeht und so Infragestellungen und Veränderungen ermöglicht. Folgende Pointen des gemeinsamen Theoriegebäudes sollten demnach festgehalten werden: Erstens ist jeder Diskurs, jede Politik und jede Gesellschaft eine kontingente, reversible und prekäre Schließung durch Antagonismen; dabei ist die Konstruktion von Antagonismen niemals beendet, sondern läuft kontinuierlich fort. Zweitens liefert die Hegemonietheorie im Unterschied zu anderen antiessentialistischen Sozialphilosophien ein Konzept politischen Handelns, das „den Abstand zwischen strukturaler Unentscheidbarkeit und dem Aktuellen zu theoretisieren“ (Mouffe 1999, S. 15; vgl. Laclau 1999, S. 137-139) vermag. Drittens steht daher die Neubeschreibung von Gesellschaft, Kultur und Identität, die mit der politischen Ontologie der Hegemonietheorie einhergeht, ganz im Zeichen eines dezisionistischen, konfliktzentrierten Konstruktivismus:4 Geteilte Selbstbeschreibungen, Wahrnehmungs- und Deutungsschemata, die andernorts als vorpolitischer Kitt von Gemeinschaft und Gesellschaft begriffen werden, werden nach ihrem verworfenen Anderen befragt und als Kristallisierungen kontingenter ­ Grenzziehungen gedacht.

2 Laclau und Mouffe folgen in dieser Unterscheidung den französischen Philosophen Paul Ricoeur und Claude Lefort, die zwischen le politique (das Politische) und la politique (Politik) differenzieren. Vgl. z. B. Lefort 1990. Für eine über Laclau/Mouffe hinausgehende Auseinandersetzung mit postfundationalistischen Theoretisierungen des Politischen vgl. Marchart 2010. 3 Zur politischen Ontologie Laclaus vgl. Laclau 1990a, S. 36-39; sowie Laclau 2007, S. 148-149. Politik wird als „das Ensemble der auf einem unentscheidbaren Terrain […] getroffenen Entscheidungen“ (Laclau 2007, S. 148) begriffen und als eine konkrete, sachgebiets-übergreifende Praxis der „Desartikulation/Reartikulation“ (Mouffe 2005b, S. 29) des Sozialen vorgestellt. 4 Der Charakterisierung als dezisionistisch erfolgt in Anlehnung an Michael Th. Grevens (1992) Plädoyer für einen demokratischen Dezisionismus. Diejenigen, die die Hegemonietheorie als linkes Rezidiv des Schmitt’schen Dezisionismus lesen, vernachlässigen, dass Laclau und Mouffe das Soziale differenztheoretisch denken und insofern, anders als Schmitt, nicht von einer Politisierung eines vor-gängigen Kollektivs ausgehen können (Mouffe 2008, S. 64-67; Baschek 2010, S. 45; Flügel-Martinsen. 2003; Hetzel 2009)

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3. Differente Fortführungen: Populismus und agonale Demokratie Auf der Grundlage dieses gemeinsamen Theoriesockels arbeitet Laclau nach Hegemony an der Präzisierung und Komplettierung der Hegemonietheorie, um die „reziproke Kontaminierung“ (Laclau 1999, S. 136) des Partikularen und des Universellen zu theoretisieren. Die zwei wichtigsten Innovationen bestehen in der – von Slavoj Žižek nahegelegten – Integration der psychoanalytischen Subjekttheorie Jacques Lacans und der Einführung des leeren Signifikanten als dem neuen Herzstück der Hegemonietheorie.5 Verbunden werden diese beiden Denkfiguren in einer Populismustheorie, die das marginalisierte Phänomen Populismus zur politischen Erscheinung par excellence erhebt. In Hegemony führen Laclau und Mouffe einen streng diskurstheoretischen, an Foucault geschulten Subjektbegriff ein – Subjekte gehen aus den Subjektivationen antagonistisch organisierter Diskurse hervor, die ihnen einen Platz in einer symbolischen Ordnung zuweisen. Um zu erklären, warum sich Subjekte mit autoritären Positionierungen identifizieren und ihnen mitunter leidenschaftlich verhaftet sind, konzipiert Laclau das Subjekt seit New Reflections (Laclau 1990a) als vordiskursive „psychische Apparatur“ (Reckwitz 2006, S. 346). Da sich die Unabschließbarkeit des Sozialen auch im Subjekt niederschlägt, so das von Žižek inspirierte psychoanalytische Argument, sei das Subjekt mit der Erfahrung eines inkommensurablen Mangels (dem ‚Realen‘) konfrontiert, den es nicht etwa passiv erdulde, sondern dem es mit einem unstillbaren Begehren nach Fülle, nach einer nicht-blockierten, vollständigen Identität antworte (Laclau u. Zac 1994, S. 35). Diese Verschiebung in der Konzeption des Subjekts bleibt bei Laclau nicht ohne Konsequenzen für die Rolle, die hegemonialen Diskursen zugedacht wird: Hegemoniale Diskurse oktroyieren nicht nur bestimmte Subjektpositionen, sondern liefern attraktive Projektionsflächen. Das heißt: Subjekte identifizieren sich nicht mit einem hegemonialen Diskurs, weil ihre Anerkennung als vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft an die diskursive subjugation gebunden ist,6 sondern weil ein Diskurs den unaufhebbaren Mangel der Subjekte adressiert oder gar dessen Kompensation in Aussicht stellt.7 Dies erklärt, weshalb ein Subjekt seine Identität begehrt und es das antagonistische Außen, das die volle Verwirklichung seiner Identität hemmt, verachtet und auszulöschen versucht. Das Außen wird zur externen Projektionsfläche interner Frustrationserfahrungen angesichts der unvermeidlich scheiternden Verwirklichung von Identität (Reckwitz 2006, S. 347). Das Konzept des leeren Signifikanten schließt zwar nicht unmittelbar an diese Überlegungen an, lässt sich aber sehr wohl in Verbindung mit der psychoanalytisch informierten Reformulierung des Subjektbegriffs setzen. Wenngleich mithilfe 5 Zur Integration der strukturalistischen Psychoanalyse vgl. Laclau 1990b, insb. S. 93-96, sowie Laclau u. Zac 1994; zum Konzept des leeren Signifikanten Laclau 2007, S. 65, sowie Hetzel 2004, S. 204-207. 6 Der auch bei Foucault vorfindliche Begriff verdeutlicht das Ineinandergreifen von Subjektivierung und Disziplinierung. 7 Denn im Unterschied etwa zu Butler führt Laclau die Tatsache, dass viele Menschen der eigenen Identität leidenschaftlich verhaftet sind, nicht darauf zurück, dass die Kultivierung dieser Identität die Bedingung der gesellschaftlichen Anerkennung als vollwertiges, normales Subjekt ist. Zum Verhältnis von Butler und Laclau vgl. Diestelhorst 2007; Moebius 2009, S. 161.

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der Psychoanalyse Jacques Lacans ein unendliches Streben des Subjekts nach einer illusorischen vollen Identität konstatiert wird, wird innerhalb des Symbolischen bzw. Diskursiven entschieden, auf welches Objekt sich jenes Begehren der Subjekte richtet. Hierauf antwortet das Konzept des leeren Signifikanten, denn um eine subjektiv begehrte „abwesende Fülle zu inkarnieren“ (Laclau 2007, S. 214), muss ein Diskurs die Einheit der gemeinsam artikulierten Elemente symbolisieren – eine universalisierende Operation, die nur durch ein „Jenseits aller Differenzen“ (Laclau 2007, S. 214) gelingen kann. Folglich muss eines der Elemente seine partikulare Bedeutung abstreifen und sich in einen leeren Signifikanten verwandeln, der eine Äquivalenzkette bündelt und ihr politische Konturen verleiht, indem er sie gegen ein Außen in Stellung bringt. Auf der semantischen Ebene vollzieht sich dieser Übergang vom Partikularen zum Universellen durch eine Entleerung. Der Slogan ‚Freiheit für Nelson Mandela‘ beispielsweise beinhaltete nicht nur die Freilassung eines politischen Aktivisten, er verwandelt sich in einen vagen Bezugspunkt, der allgemeine politische Prinzipien wie Gleichheit, Freiheit, Solidarität oder Gerechtigkeit bis hin zu konkreten Forderungen nach besserer Gesundheitsversorgung und dem Zugang zu Bildung repräsentiert (Marchart 2005, S. 267). Im Anti-Apartheid-Diskurs verkörperte der Signifikant ‚Mandela‘ nicht nur die Interessen einer Person und seiner Nächsten, er steht für das Schicksal aller politisch Verfolgten, für Demokratie, Gleichheit, Freiheit und schließlich für das Potenzial eines souveränen Volkes, dessen volle Verwirklichung durch das Apartheidsystem blockiert ist. Das Mandela-Beispiel verdeutlicht, dass es sich bei der Konstruktion eines leeren Signifikanten nicht um eine Abstraktionsleistung handelt, die die Differenzen der gemeinsam artikulierten Elemente aufheben würde; es ist keineswegs kausal bedingt oder logisch zwingend, sondern prinzipiell kontingent, dass Mandela die genannten Elemente des Anti-Apartheiddiskurses vereint.8 Die Kontingenz, die der Konstitutionslogik politischer Kollektive zugrunde liegt, bildet auch den Ausgangspunkt für Laclaus erneute Auseinandersetzung mit dem Populismus (Laclau 2005). Im Unterschied zu konventionellen Ansätzen der Populismusforschung, die das Phänomen als Pathologie moderner Gesellschaften als Krisenindikator der repräsentativen Demokratie oder gefährliche Abweichung von einer zur Norm erklärten liberaldemokratischen Rationalität marginalisieren, entwirft Laclau ein formales, streng deskriptives Populismuskonzept. Die folgenschwere Entscheidung seiner Populismuskonzeption besteht darin, Populismus nicht als oberflächliches Symptom tieferliegender sozialer Missstände, sondern als einen performativ wirksamen Diskurs zu begreifen, der auf eine Vereinfachung bzw. eine bipolare Organisation des politischen Raumes abzielt. Somit bezeichnet Laclaus Populismusbegriff weder eine inhaltlich definierte Ideologie noch eine demagogische Mobilisierungsstrategie. Es handelt sich um eine „transzendentale Matrix eines offenes Kampfes“ (Žižek 2006, S. 554), um einen Modus der For8 Ähnliches gilt etwa für die Solidarnosc-Bewegung im Kampf gegen die Sowjetherrschaft oder Juan und Eva Peron im Kampf gegen das oligarchische Caudillo-System, beides Beispiele Laclaus (2005); aber auch für erfolgreiche politische Leitbegriffe wie Nation, good governance, Demokratie oder Gerechtigkeit, von denen ähnliche Integrationsleistungen vollzogen werden.

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mierung einer popularen Identität. Populistische Politik verbindet dabei drei Operationen: Erstens die Konstruktion einer Äquivalenzkette aus disparaten Forderungen, Signifikanten, Traditionen, Identitäten und sozialen Gruppen zur Stiftung einer umfassenden politischen Einheit; zweitens den dazu in Stellung gebrachten Antagonismus gegenüber einem Außen, auf dessen Bedrohung die Kohärenz der gemeinsam artikulierten Momente gründet; drittens die Subsumption dieser Momente unter einen leeren Signifikanten, der in vielen Fällen dem Namen des Führers der Bewegung entspricht und die Utopie einer begehrten, aber notwendig scheiternden, antagonistisch blockierten Fülle verkörpert.9 Im Unterschied zu Laclau, der Populismus konsequenterweise als eine empirische Verdichtung des Politischen betrachtet10 und neben dem Peronismus insbesondere die lateinamerikanischen Linkspopulismen als Beispiele für seine These insinuiert (Laclau 2010), äußert sich Mouffe lediglich zum europäischen Rechtspopulismus (Mouffe 2005a, 2007a). Mouffe porträtiert ihn als Krisenindikator eines post-politischen Kosmopolitismus, der sich, inspiriert durch Autoren wie Anthony Giddens und Ulrich Beck, insbesondere in der sozialdemokratischen Politik des ‚Dritten Weges‘ niedergeschlagen habe. Mouffe kritisiert, dass die politischen Akteure dem Politischen zu entfliehen versuchen würden, indem sie sich von einer Politik der Mitte leiten lassen würden, die vorgebe, den politischen Links-Rechts-Gegensatz qua Vernunft aufzuheben. In der Folge würden grundlegende Fragen des Zusammenlebens nicht mehr politisch debattiert und entschieden, sondern als rational oder moralisch, administrativ oder juristisch zu lösende Probleme geframed. In diesem postpolitischen Umfeld würden rechtspopulistische Parteien die antagonistische Dimension des Sozialen mittels ethnonationalistischer Deutungsschemata wiederbeleben, die den Normen liberaldemokratischer Lebensformen zuwiderlaufen würden. Mouffes Erklärung des Aufstieges rechtspopulistischer Parteien schließt an ihre Demokratietheorie an, auf die sie sich nach dem gemeinsamen Werk Hegemony konzentriert. Aus der Auseinandersetzung mit Carl Schmitts Begriff des Politischen und seiner Parlamentarismuskritik entwickelt sie eine scharfe Kritik am Kosmopolitismus und an deliberativen, konsensorientierten Demokratiemodellen.11 Anstatt zu versuchen, anhand moralischer, vermeintlich neutraler Bewertungsmaßstäbe rationale Urteile über Legitimität und Illegitimität zu treffen, komme es für demokratische Gesellschaften darauf an, die Unentscheidbarkeit des Politischen und den kontingenten und machtgeladenen Charakter sozialer Ordnung präsent zu halten. Daher plädiert Mouffe dafür, (potenziell totalitäre) Antagonismen in demokratische Agonismen zu überführen. Die Vertiefung eines 9 Dieser Aspekt ließe sich in Verbindung mit dem Heartland-Begriff bringen, den der Politologe Paul Taggart als grundlegenden Zug populistischer Politik begreift (Taggart 2004, S. 275). 10 Der Populismus reflektiert sowohl die antagonistische Verfasstheit des Sozialen als auch das Begehren nach einer unerreichbaren, vollen Identität. Die Analyse seiner Funktionslogik liefert für Laclau daher einen privilegierten Zugang zur ontologischen Verfasstheit des Politischen. Denn einerseits entsteht das populare ‚Wir‘ erst im Zuge der binären Spaltung des sozialen Raums und der damit einhergehenden Freund-Feind-Unterscheidung; andererseits wird die volle Verwirklichung, die Selbst-Identität dieses popularen Kollektivs durch dasselbe antagonistische ‚Sie‘ verhindert. 11 Zu Mouffes Kritik des Kosmopolitismus vgl. Mouffe 2007a, S. 48-84; zur Kritik des deliberativen Demokratiemodells vgl. Mouffe 2008, S. 85-106.

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demokratischen Pluralismus sei schließlich darauf angewiesen, dass Wir-Sie-Unterscheidungen nicht als stabil-identitäre, moralisch, ethnisch oder religiös begründete Freund-Feind-Gegensätze, sondern als bewegliche Positionsdifferenzen zwischen politisch Andersdenkenden konstruiert werden, deren Vorstellungen der guten Ordnung zwar miteinander konkurrieren, die sich aber nicht das Recht absprechen, für ihre Ziele zu streiten (Mouffe 2008, S. 103-106). Dieser demokratische Streit respektive agon wird durch die Verfassungsprinzi­ pien der liberalen Demokratie flankiert: Freiheit und Gleichheit fungieren bei Mouffe als konfligierende Regulative demokratischer Politik.12 Mouffe intendiert somit, die Unauslöschbarkeit des Antagonismus in ein normatives Demokratiemodell zu überführen, das mit der konventionellen Stabilitäts-, Friedens- und Rationalitätszentrierung des politologischen Mainstreams bricht. Sie legt ein Modell agonaler, konfliktiver Demokratie vor, in dem sich ‚Feinde‘ als legitime Gegner gegenüberstehen.13 Schließlich soll Raum für die hegemoniale Konstruktion eines demos gelassen werden. Hierzu konzipiert Mouffe mittels der hegemonietheoretischen Begriffe des Antagonismus und der Äquivalenzkette eine staatsbürgerschaftliche Kommunalität, die Differenzen nicht negiert, marginalisiert oder überwindet, sondern anerkennt, antagonistisch integriert und insofern mit der Pluralität von Lebensformen vereinbar macht. Wenngleich das ‚Volk‘ in der modernen Demokratie als substanzieller Körper abwesend ist, bildet es als umkämpfter Identifikationspunkt den symbolischen Brennpunkt liberaldemokratischer Politik.14 4. Die Verve des Radikalen und die Sorge der Pluralistin Kontrastiert man nun diese beiden Fortführungen des hegemonietheoretischen Projekts, lässt sich eine argumentations- und erkenntnisleitende Differenz konstatieren: Angesichts der bei Laclau und Mouffe fundamentalen Annahme, dass Entscheidungen mit einem konstitutiven Außen konfrontiert sind, d. h. im Moment der Identifikation mit einer Subjektposition Alternativen verworfen werden müssen, plädiert Mouffe für ein Modell agonaler Demokratie. Für Laclau jedoch folgt aus demselben Umstand keineswegs, dass die Legitimität eines Anderen als politischer Widerpart anerkannt werden solle und man sich ihm gegenüber verantworten müsse. Im expliziten Gegensatz zu Jacques Derrida, Simon Critchley (und im Anschluss an beide: Stephan Moebius), die eine (post-)strukturalistische Epistemologie mit einer an Emmanuel Lévinas geschulten ‚Bejahung des Andere‘ supplementieren, indem sie aus der konstitutiven Offenheit des Sozialen die Prinzipien von Freundschaft und Verantwortung und das Gebot, sich einer démocratie à venir zu verpflichten, deduzieren (Derrida 2000; Critchley 2008; Moebius 2006, 2003), mahnt Laclau zu Zurückhaltung: Aus den Prämissen des Poststrukturalismus, aus Kontingenz und Antagonismus, resultiere keineswegs das zwingende, normative 12 Mouffe verortet im unauflösbaren Spannungsverhältnis zwischen Freiheits- und Gleichheitsrechten die Möglichkeiten unterschiedlicher politischer Projekte. 13 Mouffe knüpft mit ihrem Modell agonaler Demokratie nur noch bedingt an Carl Schmitt an ­(Sigglow 2012, S. 179-181). 14 Vgl. dazu auch den Volksbegriff Jacques Rancières (Rancière u. Höller 2007).

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Gebot, sich einer Ethik der Freundschaft und Anerkennung zu verpflichten. Im Gegenteil: Aus der Erfahrung von Offenheit und Kontingenz lasse sich genauso gut ein Begehren nach Schließung und Fixierung ableiten (Laclau 2007, S. 117-120). Insofern ist die strategische Essentialisierung politischer Identitäten bei Laclau durchaus eine legitime und politisch notwendige Option und steht keineswegs im Widerspruch zu einer sozialistisch-radikaldemokratischen Strategie. Mit seiner Absage an eine poststrukturalistisch begründete Normativität bezieht Laclau eine konsequent post-fundationalistische Position. Er erteilt jeder Form eines präskriptiven Normativismus eine Absage, da ein solcher es erlauben würde, Rückschlüsse über eine wünschenswerte Institutionalisierung von Demokratie zu ziehen. Aus der Unhintergehbarkeit des Antagonismus folge nun einmal nichts für die ontische Beschaffenheit sozialer und politischer Ordnung, lediglich die Konfrontation hegemonialer Projekte mit der Kontingenz ihres eigenen Grundes sei die unmittelbare Konsequenz. Laclau postuliert, dass sein Denken der Kontingenz ethisch und politisch leer sei (Laclau 1999, S. 134-135). Aus der Unentscheidbarkeit lässt sich keine universale Ethik ableiten.15 In Anbetracht dieses ‚Defizits‘ lässt sich mit Slavoj Žižek eine Bruchlinie der Hegemonietheorie identifizieren, entlang derer sich die poststrukturalistische Ethisierung von Kontingenz und Offenheit und eine hegemonietheoretische Herrschaftsstrategie, die auf Schließungen und Verdinglichungen angewiesen ist, scheiden.16 Entlang dieser gleichsam tektonischen Bruchlinie der Hegemonietheorie positionieren sich Laclau und Mouffe schlussendlich in unterschiedlicher Weise: Versucht Mouffe mit ihrem agonistischen Demokratiemodell einen normativen Rahmen zu entwerfen, der sicherstellen soll, dass Offenheit und Kontingenz konfliktiv verhandelt werden, marginalisiert Laclau insbesondere in On Populist ­Reason das ethische Moment von Dekonstruktion und Hegemonie und rückt deren instrumentelle Aspekte in den Vordergrund. Laclau beschränkt sich auf eine „Produktion von Leere“ (Laclau 2005, S. 167); für ihn kann eben auch ein populistisches Projekt das Politische aktualisieren. In einem demokratischen Regime muss nicht notwendig der Ort der Macht leer bleiben, wie etwa Claude Lefort (1990) postuliert. Laclau besteht vielmehr darauf, dass sich die Subjekte, die diesen Platz provisorisch besetzen und die Identität eines Volkes repräsentieren, entleeren, d. h. sich von ihrer partikularen Identität befreien und in polysemische Signifikanten verwandeln (Laclau 2005, S. 169). Daher kann und muss ihm zufolge radikale und plurale Demokratie auch als populistisches Projekt verstanden werden, das die politischen Akteure selbst verfolgen und ausfüllen – und nicht etwa von einem objektiv urteilenden Gesellschaftstheoretiker limitiert wird. Laclaus Populismustheorie vermag es zwar, die Funktionsweise politischer Diskurse, die Konstruktion kollektiver Identitäten und die Affizierung eines ‚charismatischen‘ Führers zu explizieren. Ihr blinder Fleck besteht indes darin, dass sie der verdinglichenden Identitätspolitik insbesondere rechtspopulistischer Diskurse 15 Daher fällt Critchley das Verdikt, bei Laclau liege ein „normatives Defizit“ vor (Critchley 2004). 16 Žižek nimmt den latenten Widerspruch zwischen der Sicherstellung von Offenheit, der Kennzeichnung und dem Bewusstsein von Kontingenz einerseits und politisch notwendigen Kontingenzverschleierung zur effektiven Herrschaftsausübung andererseits ins Visier (Žižek 2005, S. 179-192).

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nichts entgegenzuhalten vermag. Ihre Denkfiguren projizieren die Vorstellung eines universellen Strebens nach einer (unmöglichen) vollen Identität. Denn die für den Fall der Entmachtung der alten Eliten und der eigenen Machtübernahme in Aussicht gestellte volle Verwirklichung der Identität des Volkes stellt die Akzeptanz neuer Antagonismen zur Disposition. Die eschatologische Illusion einer harmonischen und selbstidentischen Gesellschaft evoziert somit ein Verlangen nach der Entmündigung und – im extremen Fall – nach der Auslöschung politisch Andersdenkender, die als ‚Feinde des Volkes‘ die mögliche Verwirklichung dieses postpolitischen Mythos blockieren. Wenngleich Laclaus politisches Denken darauf insistiert, dass eine Identität stets unvollkommen, ja ‚blockiert‘ ist und die Vorstellung einer post-antagonistischen Fülle einem totalitären Phantasma entspricht, weigert er sich doch, diesem Phantasma jegliche Legitimität abzusprechen: „[T]he place of power cannot be entirely empty. […] Between total embodiment and total emptiness there is a gradation of situations involving partial embodiments” (Laclau 2005, S. 166). Dass sich diese partielle Verkörperung durch einen liberaldemokratischen Diskurs vollzieht, der seine Kontingenz ausstellt, ist aus Laclaus Sicht keineswegs in der Theorie angelegt. Der leere Ort kann genauso durch einen plebiszitären Autoritarismus oder durch einen ethnonationalistischen Diskurs hegemonisiert werden, deren leere Signifikanten durch die Person des Führers oder die vermeintliche Organizität eines Volkskörpers kompensiert und durch den Ausschluss eines identifizierbaren parasitären Anderen stabilisiert werden. Exakt diesen Bedrohungen der Demokratie sucht Mouffes agonistischer Pluralismus entgegenzutreten, indem essentialistische Freund-Feind-Unterscheidungen inkriminiert werden. Diese Differenz zwischen Laclau und Mouffe lässt sich ferner anhand des Surplus verdeutlichen, das Mouffes normatives Votum für einen Antagonismus-sensiblen Pluralismus gegenüber altbekannten liberalen Modellen politischer Streitkultur wie beispielsweise bei Ralf Dahrendorf behauptet. Ihr Pluralismusbegriff liegt quer sowohl zu einem multikulturellen Diversitätsdenken als auch zu einem empirisch beobachtbaren, faktischen Pluralismus, auf den etwa Rawls’ Gerechtigkeitstheorie und Habermas’ deliberative Demokratietheorie reagieren. Mouffe geht es gerade nicht um das bloße Faktum, dass es in modernen Gesellschaften konfligierende Vorstellungen (des guten Lebens) gibt, die sich unterschiedlichen, ‚selbst identischen‘ Lebensstilgruppen zuordnen lassen. Sie streitet vielmehr für die Persistenz eines politischen Pluralismus, den sie durch die scheinbare Objektivität gesellschaftlicher Konsense und die „Rationalitätszumutungen moderner Politik“ (Buchstein u. Jörke 2003, S. 476) gefährdet sieht. Ihr Pluralismusbegriff bezeichnet ein axiomatisches Prinzip – die „Legitimität von Konflikt und Teilung“ (Mouffe 2008, S. 34). Die normative Pointe des agonistischen Pluralismus liegt folglich darin, dass ein jeder in einer Demokratie jedes faktische und mögliche Arrangement von Freiheits- und Gleichheitsrechten in Frage stellen können soll. Damit ist Mouffes agonales Demokratiemodell sowohl auf eine politische Kultur, die Offenheit, Kontingenz und Widerspruch anerkennt, angewiesen als auch auf konkurrierende politische Projekte, die den agon mit alternativen politischen Programmen beleben und nicht lediglich darum wetteifern, das bessere Personal zur Lösung objektiver Probleme und unstrittiger Ziele der Gesellschaft zu stellen. 36

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Notwendigerweise überführt Mouffe daher die formale und konzeptionelle Theoriearchitektur der Hegemonietheorie in das Ideal eines „vibrierenden“ (Mouffe 2007b, S. 41) pluralistischen Gemeinwesens, um dessen Identität distinkte hegemoniale Projekte ringen. Sie setzt also auf ein pluralistisches Ethos und legt ihr normatives Modell als kritischen Maßstab an gegenwärtige Politik an: Die in ihren Augen gute Ordnung hält den politischen Charakter von Gesellschaft präsent, indem sie Institutionen und Arenen schafft, welche die Desartikulation und Reartikulation gesellschaftlicher (Herrschafts-)Verhältnisse forcieren. Mouffes politisches Projekt der radikalen und pluralen Demokratie strebt nicht zuletzt eine Reaktualisierung und Radikalisierung des liberal-demokratischen Bezugsrahmens an; es geht mithin darum, den radikal emanzipatorischen Charakter der demokratischen Revolution (Lefort 1990) zu erneuern und eine demokratische Äquivalenzkette zu stiften. Diese differenten ‚Fortführungen‘ von Mouffe und Laclau setzen demnach auf unterschiedlicher Ebene an: Laclau interessiert sich primär für die hegemoniale Konstruktion politisch handlungsfähiger Kollektive und die ontologische Verfasstheit des Politischen; allen Versuchen, spezifisch demokratische oder gar ethische Prinzipien von Poststrukturalismus und Dekonstruktion abzuleiten, steht er ablehnend gegenüber. Mouffe hingegen fokussiert die ontische Frage nach der spezifischen Differenz demokratischer Wir-Sie-Grenzen. Sie legt ein normatives Demokratiemodell vor, in dem sie mit dem Axiom des unhintergehbaren Agonismus die Kontingenz der modernen Gesellschaft gleichsam subvertiert (Greven 2010, S. 81). Doch statt die diskursive Selbstverständigung über demokratische Praxis zu beschränken, setzt Mouffe auf die Forderung nach Pluralismus und Offenheit. Ihr Modell agonaler demokratischer Praxis rekurriert nicht auf eine universalistische Ethik oder Begründung im Sinne einer Aussage über ein transhistorisch Gutes oder Richtiges. Das Postulat der agonalen Demokratie wird stattdessen an einen an sich bereits kontingenten liberal-demokratischen Diskurs rückgebunden. Folglich stellt Mouffe eine offene, eben postfundationalistische Ethik, die Kontingenz und Unentscheidbarkeit normativ auszeichnet, bereit. Versuche einer Gründung ethischer Werte in außer-diskursiven Essenzen sollen unmöglich und Schließungen von gesellschaftlichen Deliberationsprozessen über Gut und Schlecht, Richtig und Falsch verhindert werden. Man kann daher resümieren: Während Mouffe eine Demokratietheorie verfasst, die Pluralismus und Agonalität normativ auszeichnet, interessiert sich Laclau für die Ontologie des Politischen und weicht damit der ethisch-politischen Dimension seines Werks aus (Wenman 2003, S. 582). Laclau warnt davor, einen normativen Inhalt als universal zu deklarieren und so das offene Ethische zu schließen – dies ist schließlich die Aufgabe politischer Diskurse und leerer Signifikanten. Laclau betont, dass sich vom dekonstruktiven Axiom der Unentscheidbarkeit keine Aussagen über das normativ richtige Verhältnis zwischen politisch Andersdenkenden ableiten lasse. Er formuliert keine allgemeine Ethik der Demokratie – im Gegenteil: Seine Reaktualisierung des Begriffs radikaler Demokratie in On Populist Reason (Laclau 2005) reduziert diese auf eine opportune Strategie, auf eine Herrschaftstechnologie, um heterogene demokratische Kämpfe in einer popularen, demokratischen Gegenhegemonie zu vereinigen. Mouffe hingegen ver37

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sucht, eine dekonstruktive Logik als ethischen Horizont von demokratischer Politik zu etablieren; sie formuliert ein politisches sowie politiktheoretisches Modell, das Handlungsanforderungen aufstellt – und fordert einen schwierigen Balanceakt zwischen dekonstruktiver Ethik und hegemonialer Politik. Im Unterschied zu Laclau verfolgt sie ein politisches Projekt im Gewand einer politischen Theorie: Sie füllt das leere Universale normativ mit einer partikularen Ethik, die auf einer wechselseitige Anerkennung von Differenzen insistiert. Mouffe nutzt also das hegemonietheoretisch begründete Paradoxon von Unentscheidbarkeit und Entscheidung nicht nur dafür, die politische Verfasstheit des Sozialen offenzulegen, sondern argumentiert zudem für die politische Verbindlichkeit eines ethischen Bezugsrahmens, der das Politische in einem demokratischen agon konfliktiv prozeduralisieren soll. Anstelle universeller Bewertungsmaßstäbe, anhand derer Normen, Institutionen und Gesetze auf ihre Legitimität hin befragt werden könnten, liefert Mouffes poststrukturalistisch gebrochener Dezisionismus eine Ethik, die um ihren politischen Charakter weiß. Diese Ethik oktroyiert nicht – sie formuliert weder unumstößliche Sittlichkeitsgebote noch allgemeingültige Moralgrundsätze – und kann dennoch realpolitische Konsequenzen zeitigen, weil sie eine konfliktive Auseinandersetzung mit dem Anderen postuliert. 5. Jenseits der Differenz: Die performative Dimension der Hegemonietheorie Bis hierhin wurde Laclaus Sozialontologie jenseits einer (politischen) Normativität verortet. Doch lässt sich nicht bereits aus den epistemologischen Annahmen der Hegemonietheorie ein nur konsequentes Plädoyer für ein radikaldemokratisches Programm ableiten? Wenn die politische Theorie ein Bewusstsein dafür stiftet, dass Macht, Konfliktualität und Ausschluss nicht transzendiert werden können, sondern konstitutiv für das Soziale sind, kann diese theoretische Perspektive als Voraussetzung für eine implizite Ethik einer Anerkennung von Kontingenz betrachtet werden. Denn nur wenn die Kontingenz und Offenheit des Sozialen in Erinnerung gehalten und nicht dauerhaft beschränkt werden, kann sich demokratische Politik als umkämpfte Selbstinstituierung von Gesellschaft entfalten; nur wenn Konsense als Effekte von Macht verstanden werden, kann sich Demokratie radikalisieren und die Ausschlüsse, durch die sie sich konstituiert, reflektieren. Begreift man hernach die Frage nach einer impliziten Normativität bei Laclau als Frage nach einer ethischen Dimension in der Ontologie von Herrschaft, besteht Laclaus politisches und ethisches Bekenntnis bereits in der pragmatischen Entscheidung, Politik und Gesellschaft hegemonietheoretisch zu lesen – und das Augenmerk auf die vielfältigen Ausschlüsse, auf denen soziale Ordnungen basieren, zu legen, und damit Kritik, Infragestellungen und neue Artikulationsweisen sozialer Verhältnisse anzuregen. Auf einer politisch-strategischen Ebene weist diese Entscheidung politischen Projekten den Weg, die eine Vielzahl heterogener Forderungen und subalterner Positionen gemeinsam artikulieren,17 ohne von 17 Laclau weist dem gesellschaftlichen „underdog“ daher eine zentrale Stellung zu: „[H]istorical ­actors will be the outsiders of the system – those we have called the heterogeneous – who are decisive for the establishment of an antagonistic frontier” (Laclau 2005, S. 151).

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apriorisch übergeordneten Gemeinsamkeiten oder tieferliegenden Essenzen auszugehen, die den artikulatorischen Praktiken notwendig zugrunde lägen. Auf einer ethischen Ebene stellt sich Laclau mit der Hegemonietheorie in erster Linie gegen rationalistische Verdinglichungen sozialer Verhältnisse und gegen all jene post-politischen Fantasien, die ein harmonisches Ende von Geschichte in Aussicht stellen. Laclaus Demokratiebegriff, sein Verständnis der ontologischen Grundlage und der ‚Essenz‘ von Demokratie, konvergiert schlussendlich mit dem von ­Mouffe – ist aber nicht identisch. Laclau beschränkt sich darauf, sedimentierte Identitäten als Effekte von Politik zu lesen und für radikaldemokratische Reartikulationen zu öffnen. Auch Mouffe verfolgt dieses Ziel, kapriziert sich jedoch auf agonale Politik, um einen normativen Rahmen zur dauerhaften Repolitisierung diskursiver Schließungen zu schaffen. Wie aus dieser Rekonstruktion ersichtlich, richtet sich nicht nur Mouffes, sondern auch Laclaus Denken in erster Linie gegen eine technokratische, governanceund output-zentrierte Vereinnahmung von Politik und Demokratie. Sowohl für Laclau als auch für Mouffe kann Demokratie nur auf der postfundationalistischen Grundlage gedacht und verwirklicht werden – Demokratie muss ohne Grund vorgestellt werden (Hetzel 2004). Das impliziert, dass eine tiefgreifende Demokratisierung moderner Gesellschaften nur möglich ist, wenn all jene Begründungen von Ordnung herausgefordert werden, die das Politische zu eliminieren versuchen, indem sie einen unanfechtbaren Letztgrund an den Anfang von Gesellschaft und Politik setzen.18 So lässt sich zum Schluss dieser Re-Lektüre argumentieren, dass die politische Theorie Laclaus und Mouffes performativ radikaldemokratisch ist, denn ihre poststrukturalistische Konzeptualisierung des Hegemoniebegriffs führt dazu, gegen eine Politik zu opponieren, die ihre Kontingenz und Machtimmanenz negiert. Bereits die theoretischen Prämissen legen ein normatives Postulat der Visibilisierung von Alternativen nahe. Demnach regt nicht nur Mouffes, sondern auch Laclaus Denken dazu an, das totalitäre Phantasma von Homogenität, Einheit und Harmonie zu verabschieden und politische Institutionen zu schaffen, die Antagonismen Raum geben, die Offenheit und Kontingenz von Gesellschaft ausstellen und die Repolitisierung sozial sedimentierter Entscheidungen katalysieren. Der gegenüber Laclau und Mouffe erhobene Relativismus-Vorwurf trifft daher ins Leere. Ihm entgeht, dass Postfundationalismus und radikale Demokratie auf einem „ethical a priori“ (Aronowitz 1989, S. 52) fußen: Kontingenz und Unentscheidbarkeit sind für eine politische Theorie des Poststrukturalismus selbst nicht kontingent, sondern grundlegend (Devenney 2004, S. 138); sie werden als axiomatischer Ausgangspunkt von Politik und Gesellschaft gesetzt bzw. ontologi18 Denn nur unter der Voraussetzung, dass argumentative Rede nicht als Wahrheitssuche, sondern als phronesis (zum aristotelischen Konzept der phronesis Laclau 1989, S. 79), als pragmatische und machtgeladene Konstruktion einer kontextgebundenen Plausibilität, gedacht wird, kann Demokratie als eine unabschließbare und konfliktive Selbstinstituierung von Gesellschaft gedacht werden. Und nur dann „können die Menschen sich [einerseits] als die wahren Schöpfer wieder­ erkennen und nicht länger als die passiven Empfänger einer prädeterminierten Struktur; andererseits kann, da alle sozialen Akteure ihre konkrete Endlichkeit erkennen müssen, sich niemand für den wahren Weltgeist halten“ (Laclau 2007, S. 42).

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siert.19 Denn nur wenn der Mangel einer zeitlosen Kausalität, einer Sinnhaftigkeit oder eines vordiskursiven Gemeinwesens erfahren wird, kann Politik sich entfalten und demokratisieren. Allerdings macht gerade die Debatte um eine Bruchlinie innerhalb dieses Denkens deutlich, dass aus einem Bewusstsein der Kontingenz des eigenen Wissens und Handelns nicht zwingend eine Verpflichtung zur Selbstreflexion erfolgt; die Erfahrung von Kontingenz impliziert keine präskriptive Ethik oder politische Tugendlehre, und aus ihr folgt nicht zwingend ein ethischer Imperativ der Verantwortung oder des öffentlichen politischen Streits. Sie führt nicht per se zu politischem Widerstand und Gerechtigkeit, sondern kann Selbstreflexion als einen Weg dorthin ermöglichen. Die hegemonietheoretische Artikulation der Kontingenz als Bedingung einer demokratischen Ethik unterliegt selbst der Kontingenz – sie ist eine politische, normative Stellungnahme. Literatur Aronowitz, Stanley. 1989. Postmodernism and Politics. In Universal Abandon? The Politics of Postmodernism, Hrsg. Andrew Ross, 46-62. Edinburgh: Edinburgh University Press. Buchstein, Hubertus, und Dirk Jörke. 2003. Das Unbehagen der Demokratietheorie. ­Leviathan 31: 470-495. Baschek, Niklas. 2010. Anfeindungen. Carl Schmitts „Begriff des Politischen“ aus Perspektive der Systemtheorie Niklas Luhmanns. Darmstadt: Büchner. Casula, Philipp. 2012. Hegemonie und Populismus in Putins Russland. Bielefeld: transcript Verlag. Critchley, Simon. 2004. Is there a normative deficit in the theory of hegemony? In Laclau. A critical reader, Hrsg. Simon Critchley und Oliver Marchart, 113-122. London/New York: Routledge. Critchley, Simon. 2008. Unendlich fordernd. Ethik der Verpflichtung, Politik des Widerstands. Zürich/Berlin: diaphanes. Derrida, Jacques. 2000. Politik der Freundschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag. Devenney, Mark. 2004. Ethics and politics in discourse theory. In Laclau. A critical reader, Hrsg. Simon Critchley und Oliver Marchart, 123-139. London/New York: Routledge. Diestelhorst, Lars. 2007. Umkämpfte Differenz. Hegemonietheoretische Perspektiven der Geschlechterpolitik mit Butler und Laclau. Berlin: Parodos Verlag. Flügel-Martinsen, Oliver. 2003. Politik der Emanzipation? Ein Literaturessay. Berliner Debatte Initial 14. 111-118. Greven, Michael Th. 1992. Über demokratischen Dezisionismus. In Sprache und politische Kultur in der Demokratie. Hans Gerd Schumann zum Gedenken, Hrsg. Dieter Emig, Christoph Hüttig und Lutz Raphael, 193-206. Frankfurt a. M./Berlin/Bern/New York/ Paris/Wien: Peter Lang Verlag. 19 Dieses Apriori lässt sich daran erkennen, dass der Poststrukturalismus den Moment des leeren Universalen als eine Folge der Moderne betrachtet: Im Zuge der Demokratie hätten Diskurse über transzendentale Legitimität ihre Geltung verloren. Doch mit Žižek lässt sich kritisieren, dass sie mit diesem geschichtstheoretischen Modell den eigentlich entscheidenden Vor-Moment der Hegemonietheorie nicht in den Blick bekommen: Die Entscheidung der Theorie für eine politisch leere Mitte ist selbst eine Hegemonie, die eine Fülle oder den Diskurs der Unsichtbarkeit der Macht der versöhnten Gesellschaft ausschließt (Heil 2006, S. 247).

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Autorenangaben Marius Hildebrand, M.A., Universität Hamburg, Fachbereich Soziologie, Allende-Platz 1, 20146 Hamburg, [email protected] Astrid Séville, M.A., Geschwister-Scholl Institut für Politikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München, Oettingenstraße 67, 80538 München, [email protected]

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