Polysemie und der semantische Wertbegriff seit der kognitiven Wende in der Sprachwissenschaft De betekenis vertoont variabiliteit, zij vertoont niet minder duideli[j]k vastheid. […] Niet wat men “bij” het woord denkt, is de “betekenis”, doch wat men “in” het woord denkt. (Reichling 1935: 233–235)
1. Einführung 1.1 Historischer Hintergrund Zu den linguistischen Schlüsselbegriffen seit der kognitiven Wende in den 80er Jahren gehören Begriffe wie “Familienähnlichkeit”, “Prototypikalität”, “Kontinuum” (oder “unscharfe Grenzen”), “Holismus” (d.h. Sprache und Kognition), “Polysemie”, in den letzten Jahren vermehrt auch “korpusbasierte Analyse”.1 Im vorliegenden Beitrag steht der Begriff der “Polysemie” im Mittelpunkt. Unter anderen Nerlich (1992) und Geeraerts (2010) haben darauf hingewiesen, dass es zwischen der Kognitiven Linguistik und den psychologischen Sprachtheorien des 19. Jh.s mancherlei Übereinstimmungen gibt. Nicht nur teilen sie viele assoziationstheoretische Prämissen, sondern in den Theorien des 19. Jh.s spielt außer der Funktion von Metaphern insbesondere die Mehrdeutigkeit von Wörtern bereits eine wichtige Rolle. Vergleicht man die Bedeutungstheorien von Arsène Darmesteter, Michel Bréal, Otto Erdmann u.a. im 19. Jh. (s. Gordon 1982) mit den Bedeutungstheorien von G. Lakoff (1987), R. Langacker (1987, 1988) und J. R. Taylor (1995, 2002, 2006) am Ende des 20. Jh.s., dann fallen Parallelen auf, die sehr aufschlussreich sind. Für alle diese Autoren sind Sprachzeichen grundsätzlich polysem, “mehrdeutig”, und zwar nicht so sehr in dem Sinne, dass Sprachbedeutungen flexibel wären, so dass Sprachzeichen auf verschiedene Weisen und mit verschiedenen referenziellen Bezügen verwendet werden können, sondern so, dass einer Form grundsätzlich nicht ein einziger “semantischer Wert” entspricht, sondern vielmehr eine Reihe von miteinander verwandten Inhalten, ohne dass dabei von einer abstrakten, systeminternen, einheitlichen Bedeutung (einem “signifié” im Sinne von F. de Saussure) die Rede wäre.2 1) 2)
Vgl. u.a. Lakoff (1987), Langacker (1987), Taylor (2002), Croft/Cruse (2004), Geeraerts/Cuyckens (2007). Siehe u.a. Geeraerts (1993) und Croft (1998).
In den Sprachtheorien seit der Aufklärung im 18. Jh. lässt sich aber auch die Tradition eines “semantischen Wertbegriffs” verfolgen, die andere Akzente setzt. Diese Tradition fußt auf der Überzeugung, dass Sprachzeichen ein semantisches Potenzial besitzen, das einzelsprachspezifischer Natur ist und das die systematische Voraussetzung für den vielfältigen Gebrauch der Sprachzeichen in der Kommunikation bildet. Für diese Tradition gibt es bereits viel früher wichtige Ansätze, etwa in der mittelalterlichen Scholastik und der Suppositionslehre sowie in der Antike (z.B. Aristoteles, s. Coseriu 2003: §6), aber es sind doch v.a. Autoren wie Gabriel Girard, César Chesneau du Marsais, Nicolas Beauzée im 18. Jh., im 19. Jh. ferner Antoine Louis Destutt de Tracy, Wilhelm von Humboldt und August Friedrich Pott, auf die diese Tradition eines semantischen “Wertbegriffs” zurückgeht. 3 Dabei wird in den französischen Quellen seit der Aufklärung auch der Terminus “valeur” bereits explizit und vielfach verwendet, z.B. um die Gesamtheit der Ideen (oder Bedeutungen) zu bezeichnen, die mit einem Wort verknüpft sind. Ihren Höhepunkt erreicht die Tradition des “semantischen Wertbegriffs” freilich erst im 20. Jh. in der Sprachtheorie von F. de Saussure und den strukturalistischen Theorien von R. Jakobson, L. Hjelmslev, E. Coseriu u.a., als der Begriff der “valeur” im Lichte einer neuartigen Theorie der “Differenz” interpretiert wird. “Semantischer Wert” steht nicht länger einfach für ein semantisches Potenzial, das die systematische Voraussetzung des Sprachgebrauchs bildet, sondern wird im Lichte einer abstrakten, “strukturellen” Relationalität gedeutet. Einem Sprachzeichen wird nunmehr aufgrund einer strikten Unterscheidung zwischen der “Kenntnis einer Sprache” und der Realisierung dieser Kenntnis im Bezug auf die “Kenntnis der Welt”4 eine semantische Einheitlichkeit zugesprochen, die durch differenzielle Oppositionen im einzelsprachspezifischen System definiert wird.5 Im Gegensatz zu den Übereinstimmungen zwischen der kognitiven Linguistik und den psychologischen Sprachtheorien des 19. Jh.s ist das Verhältnis jener älteren Tradition eines “semantischen Wertbegriffs” zur gegenwärtig dominanten Polysemiehypothese in der kognitiven Linguistik bisher noch nicht eingehend untersucht worden. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf.
1.2 Fragestellung und Vorgehen Gibt es in den verschiedenen Ausprägungen der Polysemiehypothese seit der kognitiven Wende in den 80er Jahren Anzeichen für eine fortdauernde Präsenz des semantischen Wertbegriffs? Spielen Konzepte wie zugrundeliegendes semantisches Potenzial, Relationalität, Differenz und Einheitlichkeit in kognitiv-linguistisch orientierten Bedeutungstheorien überhaupt noch eine Rolle? Wie kommt man ggf. zurecht mit Aspekten “sprachlicher Bedeutung”, für die ehemals der semantische Wertbegriff konzipiert und begründet wurde? Und schließlich: Welcher ist der Beitrag der Kognitiven Linguistik zur historiographisch wichtigen (und nach wie vor relevanten) Diskussion
3) 4) 5)
Siehe Swiggers (1981, 1982, 1986) und ausführlich Haßler (1991). Siehe Jakobson (1959: 236) und Coseriu (1987: 177–188). Zu der dazu parallelen Unterscheidung zwischen Sprache und der “Kenntnis von der Sprache”, s. u.a. Itkonen (2003: 103) sowie Newmeyer (2003: 682–687; 2006a: 399; 2006b: 706).
Polysemie und der semantische Wertbegriff ___________________________________________________________________________
6S
HF LP
über die “Leistungen und Grenzen des semantischen Wertbegriffs” in der Sprachtheorie und linguistischen Semantik? In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit zwei Theorien, die vor dem Hintergrund der obigen Fragen besonders aufschlussreich erscheinen, der sog. “Konstruktionsgrammatik” Goldberg’scher Prägung (s. u.a. Goldberg 1995, 2003, 2006) und der funktional-typologischen Theorie der “semantischen Karten” (s. u.a. Haspelmath 1997, 2003). Es handelt sich um zwei z.Zt. prominente Bedeutungstheorien, die insofern kognitiv-linguistisch orientiert sind, als sie grundlegende Annahmen der Kognitiven Linguistik übernehmen und teilweise weiterentwickeln. Dazu gehören insbesondere der holistische Fokus auf Bedeutung, das Bestreben, eine “kognitiv realistische” Darstellung sprachlicher Phänomene zu liefern (s. Langacker 1987: 32), die Ablehnung allgemeiner Bedeutungen, die als einheitliche semantische Potenziale definiert werden, sowie die Überzeugung, dass die Hypothese allgemeiner Bedeutungen durch die Hypothese der gebrauchsbasierten strukturierenden Familienähnlichkeit ersetzt werden kann.
2. Polysemie und “valeur” Bevor ich mich im nächsten Abschnitt den beiden Theorien zuwende, sollen zunächst die beiden zentralen Begriffe “semantischer Wertbegriff” (“valeur”) und “Polysemie” kurz erläutert werden. Unter “semantischer Wert” (“valeur”) verstehe ich eine systematische Bedeutungseinheit auf der Ebene einer spezifischen Sprache, wobei “Wert” zunächst darauf verweist, dass ein Sprachzeichen ein semantisches Potenzial besitzt, das die Voraussetzung für seine Anwendung bildet. Spätestens seit Saussure verweist der Begriff darüber hinaus auf die oppositionelle Struktur, wodurch Werte in einer langue systemintern und relational voneinander abgegrenzt sind. Demnach verweist “valeur” auf die hierarchisch verstandene semantische Funktionsfähigkeit von Zeichen, die von deren Aktualisierung im Sprachgebrauch und der damit einhergehenden Bezeichnung von Sachverhalten und Gegenständen im Diskurs (in “Texten”) unterschieden werden muss (s. Kabatek 2000: 188–191). Konstitutiv für einen solchen semantischen Wertbegriff sind systematische Relationen, womit die Überzeugung verbunden ist, dass sich “sprachliche Werte” von “nicht-sprachlichem Weltwissen” und Kontextwissensfaktoren unterscheiden lassen. Somit ist es eine Aufgabe der linguistischen Semantik, diese Unterscheidung aufzuklären und die Bedeutungsinvarianz in der großen semantischen Variation des Sprachgebrauchs zu bestimmen und zu definieren. In der jüngeren Geschichte ist gerade die kognitive Wende in der Linguistik einerseits mit einer dezidierten Kritik an einem solchen semantischen Wertbegriff und andererseits mit einem starken Plädoyer für Polysemie einhergegangen. Zwar gibt es auch unter kognitiven Linguisten gemäßigte Stimmen, z.B. unter den Vertretern der sog. “Zwei-Ebenen-Semantik” (“Zweistufenmodell”), die meinen, dass man grundsätzlich modular zwischen einer sprachlich-semantischen und einer kommunikativ-konzeptuellen Ebene unterscheiden müsse. Aber dieses Zweistufenmodell ist heute weniger verbreitet als der holistische Ansatz von Lakoff, Langacker und ihren Anhängern (“Einstufenmo___________________________________________________________________________ – 259 –
dell”), und außerdem geht man in beiden Modellen davon aus, dass man “sprachliche Bedeutungen” und “nicht-sprachliches Weltwissen” nicht voneinander trennen kann (Schwarz 1994: 12). Für kognitiv orientierte linguistische Ansätze ist Polysemie fundamental. Man geht davon aus, dass die Bedeutungen von Sprachelementen nicht über differenzielle Kontraste auf einer abstrakten langue-Ebene definiert werden können, wie Saussure und nach ihm die strukturellen Semantiker behaupteten (obwohl sich viele Vertreter der kognitiven Linguistik ausdrücklich auf Saussures Zeichenkonzept berufen).6 Auch werden keine einheitlichen semantischen Potenziale als Voraussetzungen für den Gebrauch von Sprachzeichen postuliert. Solche abstrakten langue-Bedeutungen sind laut kognitiven Linguisten allenfalls linguistische Konstrukte, denen in der semantischen Kompetenz der Sprecher letztlich nichts entspreche, weil sie zu “vage” seien (seit Jahrzehnten der klassische Einwand gegen das Postulat der Einheitlichkeit von Bedeutungen). Darüber hinaus könne man “sprachliche Werte” eigentlich überhaupt nicht von “nicht-sprachlichem Weltwissen” und pragmatischen Inhalten trennen, stärker noch, beide würden im Grunde miteinander zusammenfallen: In the cognitive grammar heresy, meaning is equated with conceptualization (interpreted quite broadly), to be explicated in terms of cognitive processing [...]. Linguistic semantics is properly considered encyclopedic in scope: the distinction between semantics and pragmatics is arbitrary. (Langacker 1988: 6) Language, then, is seen as a repository of world knowledge, a structured collection of meaningful categories that help us deal with new experiences and store information about old ones. (Geeraerts/Cuyckens 2007: 5)
Zugleich geht man davon aus, dass das Form-Bedeutungsverhältnis in der Regel keine 1-zu-1-Relation, sondern eine 1-zu-vielen-Relation ist. Eine der ersten kognitiven Analysen, die Polysemie konsequent in diesem Sinne operationalisierte, war die bekannte Analyse der Präposition over im Englischen, die Claudia Brugman in den 80er Jahren unter der Führung von G. Lakoff durchführte (Brugman 1988) und die seitdem mehrmals auch für andere Sprachen und andere Präpositionen wiederholt wurde. Statt der Annahme einer abstrakten, sog. “unterspezifizierten” oppositionellen Bedeutung, die allen Verwendungen der Präposition zugrunde liegt (vgl. Van der Gucht et al. 2007), schlägt Brugman ein radiales Netzwerk vor, das zeigt, dass die verschiedenen Verwendungen der Präposition over nicht einfach Verwendungen einer einzigen systematischen Bedeutung, sondern unterschiedliche miteinander zusammenhängende Bedeutungen darstellen. Sie kommt mit anderen Worten zum Schluss, dass over nicht eine, sondern mehrere Bedeutungen hat. Wie viele Bedeutungen genau, ist allerdings schwer zu sagen, das hängt davon ab, ob man bestimmte sog. “image schemas” für genügend verschieden hält, damit man behaupten kann, dass Polysemie im Spiel ist oder nicht,7 vgl.: (1) The board is over the hole./The bird flew over the yard./The bird flew over the wall./The bird flew over the hill. usw.
6) 7)
Siehe Langacker (1987), Taylor (2002), Ziem/Lasch (2013). Siehe Tyler/Evans (2001, 2003) und Taylor (2006).
Polysemie und der semantische Wertbegriff ___________________________________________________________________________
6S
HF LP
Wichtig ist ferner, dass kognitive Analysen von Polysemen zwar auf einen “semantischen Wertbegriff” verzichten, in der Regel aber eine der Bedeutungen als “prototypische Bedeutung” betrachten, die daher z.B. nach Tyler/Evans (2001: 726, 735–736) als “proto-scene” die kognitive Mitte der radialen Kategorie eines Sprachzeichens wie der Präposition over bildet. Während Anhänger eines semantischen Wertbegriffs seit Saussure also davon ausgehen, dass eine Bedeutung einen ausgezeichneten hierarchischen Stellenwert hat, sofern sie die flexible Funktionalität eines Sprachzeichens (Morphem, Wort, Konstruktion) gleichsam unter eine semantisch homogene Haube bringt, die relational definiert ist, nehmen Vertreter der kognitiven Polysemiehypothese an, dass einem Sprachzeichen ein Netzwerk von verschiedenen Bedeutungen entspricht, das nicht hierarchisch im Sinne von zugrundeliegendem, invariantem Wert und konkreten Realisierungen zu verstehen ist, sondern vielmehr als eine Konfiguration von Inhalten konkreter Realisierungen unterschiedlichen Abstraktionsgrades, die nach Familienähnlichkeiten strukturiert sind und worunter eine Realisierung in der Regel einen ausgezeichneten Stellenwert besitzt (s. Sandra/Rice 1995: 96). Auch kognitive Linguisten verwenden übrigens oft den Begriff “semantic value”. Im ersten Band von Langacker’s Foundations of Cognitive Grammar (1987) z.B. ist über zwei Dutzend Mal von “semantic value” die Rede. Der Begriff ist aber terminologisch nicht fixiert und wird bald im Sinne der analytischen Sprachphilosophie (Frege, Carnap, Davidson), bald in einem allgemeineren Sinne verwendet, wodurch von “semantic value” einer Wortform (26), eines Wortes (28, 67), einer Wortgruppe (170, 449, 454), eines Satzes (146), einer Bezeichnung (165) und sogar einer bestimmten Situation die Rede ist (138). Ein Zusammenhang mit der Theorie der “valeurs” seit dem 18. Jh. oder Saussures “valeur”-Theorie ist nicht erkennbar. Daneben wird der Begriff “semantic value” auch von einigen kognitiven Linguisten verwendet, wenn sie z.B. auf die Monosemiehypothese J. R. Searles Bezug nehmen (s. Taylor 2006: 53).
3. Die Konstruktionsgrammatik Die Konstruktionsgrammatik (KxG) wurde seit den 80er Jahren entwickelt und stellt eine Fortsetzung des kognitiven Ansatzes von Charles Fillmore in der Syntax und Kasustheorie dar. Prominente Vertreter sind außer Fillmore die Linguisten Paul Kay, Adele Goldberg und Bill Croft. Inzwischen gibt es mehrere Varianten der Theorie, und nur mit erheblichen Einschränkungen kann man noch von “der” KxG sprechen. Die Hauptthese der inzwischen “klassischen” Variante der KxG, die mit dem Namen von A. Goldberg verbunden ist, lautet, dass das Lexikon und die Syntax keine getrennten Bereiche einer Sprache darstellen, sondern vielmehr ein Kontinuum bilden. Eine Sprache besteht demnach aus Konstruktionen — von Ein-Wort-Konstruktionen über mehr oder weniger feste Ausdrücke und Redewendungen bis hin zu abstrakten Argumentstrukturen wie z.B. dem intransitiven, transitiven und ditransitiven Satzbauplan (2), der transitiven Struktur mit einer lokativen Präpositionalphrase (3), usw.: (2) [SubjektNom + Verb + ObjektDat + ObjektAkk] Beispiel: Hans gab dem Jungen einen Brief. (3) [SubjektNom + Verb + ObjektAkk + ObjektLokative Präp] Beispiel: Paul wischte die Brotkrümel von der Sitzbank.
Strukturen wie die unter (2) und (3) existieren in der (mentalen) Grammatik als “templates” oder “patterns”, d.h. als Schemata. (2) und (3) z.B. sind Satzmuster, die lexikalisch nicht weiter spezifizierte Slots enthalten und als Vorlagen für neue Sätze dienen. Konstruktionen sind nicht nur formal bestimmbar, sie stellen sog. “formmeaning pairings” dar, d.h. Kombinationen von (ggf. abstrakten) Formen mit Bedeutungen, die ausdrücklich pragmatische Informationen mit einschließen. Goldberg nimmt immer dann eine Konstruktionsbedeutung an, wenn sie nicht kompositionell aus den Teilen “vorhersagbar” ist, später auch wenn eine Konstruktion im Sprachgebrauch häufig vorkommt und insofern kognitiv fest verwurzelt ist.8 Konzentrieren wir uns auf Bedeutungen von Argumentstruktur-Konstruktionen. Im Englischen nimmt Goldberg (1997: 383; vgl. 1995: 31–39) z.B. für das Muster (4) [Subject + Verb + Object + Oblique]
die folgende Konstruktionsbedeutung an: (5) ‘X CAUSES Y to MOVE Z’.
Diese Bedeutung trifft auf einen Satz wie Paul wiped the crumbs from the seat zu (vgl. Paul wischte die Brotkrümel von der Sitzbank), d.h. ‘Paul (X) VERANLASST, dass sich die Brotkrümel (Y) durch Wischen von der Sitzbank (Z) BEWEGEN’. Verben wie wipe, blow und sweep sind aufgrund ihrer Bedeutung und Valenz sozusagen dazu vorherbestimmt, in der Struktur (4) verwendet zu werden (Goldberg spricht in solchen Fällen von “elaboration” oder “fusion” der Konstruktion mit dem Verb). Die Konstruktion führt aber auch bei anderen Verben zu grammatischen Ergebnissen, z.B.: Pat sneezed the napkin off the table (vgl. Patrizia nieste die Serviette vom Tisch). Weil sneeze ein monovalentes Verb ist, behauptet Goldberg, dass die Bedeutung des Satzes nicht rein kompositionell erklärt werden könne. Die eigenständige Konstruktionsbedeutung ‘VERANLASSEN zu BEWEGEN’ des Satzmusters [Subject + Verb + Object + Oblique] bilde vielmehr die Grundlage dafür, dass das monovalente Verb sneeze in das Muster integriert werden könne (“coercion”). Dabei passe das Verb sich dem Muster an, bereichere es aber zugleich um die lexikalische Bedeutungskomponente durch Niesen.9 Welche Konsequenzen hat eine solche konstruktionelle Analyse für die Polysemiedebatte und das Konzept der “valeur”? Einerseits vertritt Goldberg (1995) in ihrem Modell den bekannten kognitiv-linguistischen Standpunkt, dass Sprachzeichen (für sie also sprachliche “Konstruktionen” generell) grundsätzlich polysem seien: “Constructions are typically associated with a family of closely related senses rather than a single, fixed abstract sense. […] the same form is paired with different but related meanings” (1995: 31, 33). Beispielsweise habe die ditransitive Konstruktion [Subjekt + Verb + Objekt1 + Objekt2] in der englischen Sprache sechs verschiedene Bedeutungen, u.a.: ‘erfolgreicher Transfer’ (John gave him a bicycle), ‘Weigerung eines Transfers’ (Joe refused Bob a raise in salary), ‘Ermöglichung eines Transfers’ (John allowed Billy a popsicle), ‘Intention eines Transfers’ (Sally baked her sister a cake), 8) 9)
Siehe Goldberg (2003: 219–220) und Stefanowitsch (2011). Für eine knappe Rekonstruktion der Goldberg’schen Argumentation, s. Croft (2003).
Polysemie und der semantische Wertbegriff ___________________________________________________________________________
6S
HF LP
usw. Die Bedeutungen der Konstruktion stellen eine radiale Kategorie dar, deren “central sense” mit Verben wie give, pass und hand charakterisiert wird. Andererseits vertritt Goldberg die Meinung, dass das Verb sneeze in einem Satz wie Pat sneezed the napkin off the table im Grunde keine andere Bedeutung habe als im normal zu erwartenden intransitiven Satz Pat sneezed. Goldberg konzediert also, dass ein Verb als funktionelle Einheit in dem Maße flexibel ist, dass es in unterschiedlichen Argumentstruktur-Konstruktionen verwendet werden kann, ohne dabei seine zugrundeliegende Bedeutung zu ändern (s. auch Goldberg 2003: 221). Das ist plausibel: Wenn eine syntaktische Konstruktion selber Träger einer Bedeutung ist und nicht nur als Projektion eines Verbs mit seiner Bedeutung und Valenz zustande kommt, dann braucht sich an der Bedeutung des Verbs nichts zu ändern, wenn es in verschiedenen Konstruktionen realisiert wird. Wie denn sonst lässt sich erklären, dass in einem “kreativen” Sprachgebrauch wie Pat sneezed the napkin off the table genau diese Argumentstruktur-Konstruktion die intendierte Satzbedeutung ‘etwas vom Tisch niesen’ erhält (vgl. Willems 2011: 20)? Zugleich meint Goldberg aber, dass die Verwendung unterschiedlicher Verben in ein und derselben Konstruktion dafür sorgt, dass die Konstruktion selber polysem sei. Das erscheint widersprüchlich. Zwar weist Goldberg (1995: 10–12) auf die Zirkularität hin, die droht, wenn man Verben als polysem einstuft, nur weil sie in verschiedenen Satzmustern verwendet werden, die Zirkularität wird aber offensichtlich auf eine andere Ebene, nämlich diejenige der Satzmuster, verlagert. Zu Recht weist Kay (2005: 73) darauf hin, dass Goldbergs Analyse dadurch eigentlich “redundant” ist. Croft (2003) geht noch einen Schritt weiter. Weil die sechs Konstruktionsbedeutungen, die Goldberg für die ditransitive Konstruktion im Englischen postuliert, jeweils mit den lexikalischen Bedeutungen der Verben (oder Verbklassen) übereinstimmen, die in der Konstruktion verwendet werden (give, refuse, allow, bake usw.), stelle die semantische Variation der Konstruktion keine “true polysemy” dar (Croft 2003: 55–56), zumal jedes Verb jeweils nur mit einer Variante der Konstruktionsbedeutung vorkommt. Es dürfte klar geworden sein, dass eine kohärente Unterscheidung zwischen Verb und Argumentstruktur-Konstruktion nicht möglich ist, wenn die Bedeutungen von Wörtern in syntaktischen Kombinationen teilweise in die Bedeutung des Verbs transportiert werden. Die funktionelle Variabilität von Verben im Verhältnis zu derjenigen von Argumentstruktur-Konstruktionen kann man nur dann befriedigend erläutern, wenn es gelingt, ihr Verhältnis zueinander nicht-zirkulär zu bestimmen. Goldberg entwickelt jedoch keine Methode, die es erlauben würde, festzustellen, wie viele Bedeutungen man für eine Konstruktion annehmen muss. Weshalb die ditransitive Konstruktion z.B. genau sechs verschiedene Bedeutungen hätte, wird nicht erläutert, geschweige denn, dass Kriterien genannt würden, die es gestatten, zu bestimmen, wann man es mit einer zu unterscheidenden Bedeutung oder aber nur mit einer Variante einer der bereits postulierten Bedeutungen zu tun hat. Die Zahl der Bedeutungen hängt letztlich davon ab, welche Verben man zusammen nimmt und zu einer einzigen Verbklasse zählt, was aber weitgehend arbiträr ist (Sandra 1998).10 Nicht wider Er10) Vgl. auch Croft (2003: 55–59).
warten verzichtet Goldberg in neueren Publikationen (s. etwa Goldberg 2006) oft auf genaue Festlegungen von Polysemien. Eine Erklärung für diese Sachlage bietet die Annahme, dass ein semantischer Wertbegriff zumindest in Goldbergs früher KxG eine Rolle spielt, wenn auch nur implizit. Goldberg anerkennt zwar nirgends ausdrücklich, dass sie einen solchen semantischen Wertbegriff voraussetzt, Aussagen wie die folgenden sind jedoch aufschlussreich: The meanings of verbs do not necessarily change when these verbs are used in different syntactic patterns. (Goldberg 1995: 18)11 Although the particular implementations vary, there appears to be a growing consensus that it is necessary to distinguish a verb’s ‘core’ semantics from the semantics of the expression when the verb appears in different argument structure arrays. (Goldberg 1997: 384)
Die Ansicht, die semantische Flexibilität in Argumentstruktur-Konstruktionen lasse sich am besten, und zwar gemäß dem Prinzip der “parsimony” (Goldberg 1992: 47), anhand einer Verteilung der Semantik über lexikalische Verbbedeutung und schematische Konstruktion beschreiben, hat Goldberg inzwischen erheblich nuanciert (s. Croft 2003: 60). Auch Croft (2003) setzt in seiner alternativen Erklärung der semantischen Variation der ditransitiven Konstruktion im Englischen keinen semantischen Wertbegriff voraus, zumal er die — umstrittene und letztlich ebenfalls zirkuläre — These vertritt, dass man die Bedeutung von Verben nur im Hinblick auf die Konstruktionen definieren könne, in denen sie verwendet werden (Croft 2003: 64). Immerhin setzt die Feststellung, dass die wortartspezifische “verbale” Bedeutung eines Verbs den Bezug auf eine Argumentstruktur-Konstruktion mit einschließt, voraus, dass Verben auch lexikalische Bedeutungen besitzen, die gerade nicht von Konstruktionen abhängen (ausgenommen eventuell das Verb sein und seine Entsprechungen in anderen Sprachen, in der Verwendung als Kopula). Vom Standpunkt eines semantischen Wertbegriffs gilt es hervorzuheben, dass jedwede Einschränkung auf ein paar miteinander zusammenhängende “Bedeutungen”, egal wie viele man annimmt, auf der Intuition einer semantischen “Zone” (Coseriu 1988: 188) beruht, die durch einen einheitlichen semantischen Wert abgrenzbar ist. Tatsächlich handelt es sich in Sätzen mit und ohne Koerzion wie Patrizia nieste die Serviette vom Tisch und Patrizia nieste jeweils um “dasselbe Verb”, und insofern hat es auch eine einheitliche Bedeutung. Der im obigen Zitat angesprochene Begriff einer “Kernbedeutung” ist in diesem Zusammenhang übrigens ebenfalls interessant, zumal ähnliche Begriffe ebenfalls Tradition haben (man denke nur an die bereits erwähnten Bedeutungstheorien des 19. Jh.s, aber z.B. auch an Beauzées “sens fondamental”, s. Haßler 1991: 54). “A verb’s ‘core’ semantics” ist freilich nicht als “semantischer Wert” (“valeur”) auszulegen,12 und in der kognitiven Linguistik handelt es sich dabei in der Regel um die Bedeutung, die man entweder am häufigsten in Texten realisiert findet oder die am stärksten im sog. “mentalen Lexikon” verwurzelt (“entrenched”) ist, oder auch beides zusammen, die zugleich prototypischste und häufigste Verwendung eines Sprachzeichens (s. Stefanowitsch 2011). 11) Vgl. auch Goldberg (1992: 46–47, “same meaning”) und Goldberg/Jackendoff (2004: 534). 12) Siehe dazu bereits Reichling (1935: 341–343).
Polysemie und der semantische Wertbegriff ___________________________________________________________________________
6S
HF LP
4. Semantische Karten
Martin Haspelmath (2003: 213) meint, es gehöre zu den Vorteilen der Theorie der “semantischen Karten” (SK) (auch “kognitive Karten”, auf English “semantic maps”), dass man keine Entscheidung zu treffen brauche, ob grammatische Morpheme nun polysem oder monosem seien. Es genüge, dass die Theorie eine Methode bereit stelle, mittels der man die “Multifunktionalität” grammatischer Morpheme erfassen könne. Diese Methode besteht darin, dass man im Schnitt ein Dutzend Sprachen aus verschiedenen Sprachfamilien miteinander vergleicht, um festzustellen, wie bestimmte grammatische Funktionen formal ausgedrückt werden. Das Ergebnis wird daraufhin räumlich dargestellt als eine SK, auf der gezeigt wird, welcher der Bezeichnungsumfang spezifischer Morpheme ist und wie die einzelnen Bezeichnungsfunktionen miteinander zusammenhängen. (Auch von der Theorie der SK gibt es inzwischen mehrere Varianten.) Der Ansatz ist insofern also onomasiologisch, man stellt Typen in der Bezeichnung fest und stellt die Frage, wie diese Typen in verschiedenen Sprachen mit Morphemen und deren Bedeutungen verknüpft werden können. Eine bekannte SK umfasst u.a. die folgenden grammatischen Funktionen: ‘direction’, ‘recipient’, ‘purpose’, ‘experiencer’, ‘predicative possessor’, ‘external possessor’, ‘beneficiary’ und ‘judicantis’. Diese Funktionen stellen nur einen Ausschnitt einer noch komplexeren Gruppierung von verwandten Funktionen dar,13 entscheidend aber ist, dass sie cross-linguistisch eine stabile Verteilung auf der SK aufweisen. Haspelmath (2003: 211–219) erläutert das an den folgenden grammatischen Morphemen:14 (6)
Die wichtigste Erkenntnis der Methode ist die Konfiguration der SK, wie sie exemplarisch aus dem Diagramm in (6) hervorgeht. Die Knoten sind so angeordnet, dass die Funktionen, die einander ähneln, auch nahe beieinander stehen. Auf diese Weise kön13) Welche und wie viele Funktionen auf einer SK repräsentiert werden müssen, ist grundsätzlich
eine empirische Frage, s. Haspelmath (2003: 217).
14) Es geht mir im Folgenden um die Prinzipien der semantischen Analyse, die dieser SK zugrunde
liegen, nicht um ihre Vollständigkeit oder Richtigkeit. Dass das Beispiel Fehler enthält, ist offensichtlich, z.B. weil man im Fr. mit der Präposition à auch ‘purpose’ (z.B. cela sert à faire du vin, mettre un grand prix à démontrer que … sowie die vielen lexikalisierten Fügungen vom Typ boîte aux lettres, pressoir à vin/huile/pommes usw.) und ‘external possessor’ (z.B. l’inévitable Ribery qui manque de casser la jambe à un joueur lyonnais) bezeichnen kann.
ne gezeigt werden, wie ein “konzeptueller/begrifflicher Raum” verwandter Funktionen (“conceptual space”, auch “mental” oder “cognitive map”, Haspelmath 1997, 2003) kognitiv strukturiert sei, und zwar ohne Rücksicht auf eine spezifische Sprache: “The configuration of functions shown on the map is claimed to be universal” (Haspelmath 2003: 213). Spezifische Sprachen können anhand eines oder mehrerer grammatischer Morpheme entweder die gesamte SK oder auch nur Teile davon bezeichnen, jedoch immer dergestalt, dass die bezeichneten Funktionen jeweils aneinander anschließende Abschnitte auf der SK darstellen, vgl. etwa die Bezeichnungsbereiche von englisch to (to Leipzig; give something to Adam; this seems outrageous to me; I left to get home in time), französisch à und fr. datif sowie dem deutschen Kasus Dativ. Bezeichnet ein Morphem etwa den Knoten ‘direction’ und den Knoten ‘experiencer’, dann lässt sich universell vorhersagen, dass dasselbe Morphem auch den dazwischen liegenden Knoten ‘recipient’ bezeichnet. Das Ergebnis der SK-Methode ist laut Haspelmath (2003: 231–233) jeweils “a reasonably limited list of ‘atomic’ constituents of conceptual space, the functions”. SKen “provide objective evidence for which meanings or functions are perceived as similar by speakers”, sie veranschaulichen also so etwas wie “the geography of the human mind” (Croft) (Haspelmath 2003: 233), obwohl sie immer nur die relative Nähe und den relativen Abstand zwischen Funktionen aufzeigen, nicht “the exact nature of the relations within semantic space” (233). Nach Haspelmath besitzt die SK-Methode mehrere Vorzüge gegenüber anderen Methoden. Einerseits gegenüber dem “general-meaning approach” des Strukturalismus, weil SKen spezifische Funktionen auflisten und strukturieren, während die strukturelle Suche nach allgemeinen Bedeutungen (d.h. “semantischen Werten”) zu Funktionen führe, die so abstrakt und vage seien, dass sich damit für die linguistische Beschreibung nichts anfangen lasse, zumal man damit nicht erläutern könne, was sich Sprecher denken, wenn sie die Bedeutungen von Sprachzeichen denken (231). Andererseits bestehe auch ein Vorteil gegenüber der Prototypentheorie, weil es sich bei SKen erübrige, eine zentrale, prototypische Bedeutung zu postulieren. SKen lassen in vielen Fällen aber Rückschlüsse auf diachronische Entwicklungen zu. Beispielsweise lässt sich an der unter (6) veranschaulichten SK der (von Präpositionen und Kasus bezeichneten) “dative-functions“ der Übergang der konkreten Funktion direction zur abstrakten Funktion purpose im Sinne der Grammatikalisierungstheorie ablesen (die umgekehrte Entwicklung ist ausgeschlossen). Man kann nun parallel zu den obigen Ausführungen zur KxG wiederum die These aufstellen, dass die SK-Methode nur scheinbar ohne Rekurs auf einen “semantischen Wertbegriff” auskommt und in Wahrheit einen solchen Begriff voraussetzt. Was wird in einer SK eigentlich dargestellt? Es wird behauptet, dass es sich um “a coherent chunk of a universal network” (Haspelmath 2003: 214) handle. Tatsächlich sind die darin repräsentierten Funktionen sog. deskriptive Konzepte, die den Vergleich verschiedener Sprachen miteinander ermöglichen und insofern “universell” sind (s. Haspelmath 2010). Eine SK ist ja eine onomasiologische Konfiguration und nicht einzelsprachspezifisch. Die Tatsache aber, dass die verschiedenen Funktionen überhaupt in ein und derselben SK erfasst werden, setzt voraus, dass jede einzelne Funktion unter das semantische Potenzial eines grammatischen Morphems irgendeiner der in Betracht gezogenen Sprachen fällt. Der Anschein, dass keine “semantischen Werte” im Spiele ___________________________________________________________________________ – 266 –
HQ
Polysemie und der semantische Wertbegriff ___________________________________________________________________________
6S
HF LP
sind, entsteht dadurch, dass die SK die Kombination der möglichen bzw. häufigsten bzw. profiliertesten Verwendungen einzelner Morpheme und ihrer semantischen Potenziale in mehreren Sprachen bildlich darstellt. Und dann kann man feststellen, dass es in der Bezeichnung mittels dieser Morpheme in mehreren Sprachen Überlappungen gibt, die darüber hinaus eine gerichtete Struktur aufweisen, so dass die SK übereinzelsprachlich ist bzw. übereinzelsprachspezifische Gültigkeit besitzt. Übereinzelsprachlich bedeutet aber nicht dasselbe wie außersprachlich. Die unterschiedliche Aufteilung des konzeptuellen Feldes unter den verschiedenen Morphemen in verschiedenen Sprachen weist vielmehr darauf hin, dass unterschiedliche Sprachen über zum Teil identische, zum Teil verschiedene, auf jeden Fall aber onomasiologisch vergleichbare semantische Werte verfügen, die durch unterschiedliche Formen und Kategorien (z.B. Präpositionen und Kasus) ausgedrückt werden. Letztlich sind es somit die semantischen Werte von fr. à, dem fr. datif, engl. to und dem dt. Dativ, die die strukturierte Konfiguration der unterschiedlichen Funktionen auf der SK vorgeben und begründen. Eine SK kommt also nicht ohne Rekurs auf die einheitlichen “semantischen Werte” der Morpheme aus, die unter sich das Begriffsfeld von Funktionen aufteilen. Obwohl die Knoten onomasiologisch ermittelte Funktionen bezeichnen, können die Funktionen selber nur aufgrund einheitlicher einzelsprachlicher “Werte” miteinander verknüpft werden. Beispielsweise gibt es zwischen den Funktionen ‘direction’, ‘recipient’ und ‘experiencer‘ keine andere Verbindung als gerade diejenige, die Präpositionen wie engl. to oder fr. à und womöglich noch viele andere Morpheme in anderen Sprachen darstellen und die von den Funktionen verschieden sind, die etwa mittels engl. at, into oder in, fr. en usw. bezeichnet werden. Das erklärt auch, weshalb die SKen im Prinzip “offene” Listen darstellen: Es können im Prinzip immer noch andere Bezeichnungen festgestellt werden, die unter die Bedeutungen von Morphemen in anderen Sprachen fallen. Das ist auch der allgemeine linguistische Sinn der onomasiologischen Herangehensweise in der linguistischen Semantik (s. Coseriu 1987: 97). Während also Goldbergs konstruktionsgrammatischer Ansatz teilweise zirkulär ist, indem für die einzelnen Verben und Konstruktionen “semantische Werte” vorausgesetzt, zugleich aber theoretisch abgelehnt werden, ist der Ansatz der SK — ungeachtet der Verdienste auf dem Gebiet des Sprachvergleichs und der Sprachdidaktik — nicht so sehr zirkulär als vielmehr teilweise blind (im Kantischen Sinne): Der Rekurs auf begriffliche “semantische Werte” von Morphemen wird vorausgesetzt, bildet aber seinerseits keinen Gegenstand des empirischen Modells. Der Rekurs braucht dadurch offenbar auch nicht eigens legitimiert zu werden und das Konzept der “valeur” bzw. des “semantischen Werts” wird aus den Analysen ausgeklammert, so dass es als nicht weiter definiertes Konzept auch in der Theorie der SK allenfalls ein Schattendasein fristet. Streng genommen aber sind die Knoten auf SKen Bezeichnungsfunktionen, die in den Sprachen festgestellt werden, sofern sie aufgrund der Kenntnis sprachlicher Bedeutungen abgegrenzt werden, sie stellen keine “grammatischen Bedeutungen” dar.15
15) Vgl.: “Semantic maps describe the grammatical meaning(s) of a gram in a very concrete way …”
In den beiden besprochenen Theorien lassen sich interessante Spuren des semantischen Wertbegriffs ausfindig machen, obwohl der Begriff selber und sein Stellenwert in den Analysen implizit bleiben. Während die Konstruktionsgrammatik ausdrücklich relativ einheitliche Verbbedeutungen annimmt,16 ohne diese Option theoretisch weiter zu begründen, wird der semantische Wertbegriff in semantischen Karten vordergründig ausgeklammert, auf einer tieferen methodologischen Ebene aber nach wie vor vorausgesetzt. Damit ist eine Lage in der modernen Linguistik benannt, die für semantische Untersuchungen seit der kognitiven Wende in den 80er Jahren kennzeichnend sein dürfte. In seinen Inquiries into truth and interpretation (1984) schrieb Donald Davidson noch: Language is the instrument it is because the same expression, with semantic features (meanings) unchanged, can serve countless purposes. (Davidson 1984: 108)
Ende der 90er Jahre lehnte James Pustejovsky — der Begründer der sog. Theorie des “generativen Lexikons” (Pustejovsky 1995), in die mancher kognitiv-linguistische Standpunkt Eingang gefunden hat — Davidsons Standpunkt ausdrücklich ab, mit der Begründung, es sei genau umgekehrt: Language is the instrument it is since the same expression can serve countless purposes because the semantic features (meanings) change in context (Pustejovsky 1998: 291, Hervorhebung im Original).
Pustejovskys Standpunkt führt zu theoretischen und methodologischen Problemen, weil es kaum mehr möglich sein dürfte, den Begriff der Bedeutung unter solchen Voraussetzungen ohne Zirkularität zu definieren. Man fragt sich, ob das zumindest teilweise nicht dadurch kommt, dass der Problemkreis um den “semantischen Wertbegriff” bzw. die “valeur” von Sprachzeichen ausgeklammert wird. Einige (kognitive) Linguisten vertreten die Ansicht, dass dieser Problemkreis am besten einer anderen Disziplin, nämlich der Psycholinguistik, überlassen wird (u.a. Sandra/Rice 1995 und Sandra 1998). Ob dies der richtige Schritt ist, ist beim heutigen Kenntnisstand über die mentalen Prozesse der Sprachproduktion und -rezeption aber nicht ausgemacht. Außerdem erscheinen bestimmte Tests, die dazu entworfen wurden, die Monosemieund Polysemiehypothese gegeneinander abzuwägen, methodologisch mangelhaft, z.B. wenn man einer Präposition dadurch die semantische Einheitlichkeit absprechen zu können glaubt, dass man Informanten 20 Sätze (vom Typ unter (1)) sortieren lässt, in denen die Präposition mit unterschiedlichen Bezeichnungsfunktionen gebraucht wird (Sandra/Rice 1995: 107–111). Aus den Ergebnissen geht unzweideutig hervor, dass der Test keine Rückschlüsse über die Bedeutung der Präposition erlaubt, sondern von den Informanten verlangt, Satzbedeutungen zu gruppieren, in denen die Bedeutung der Präposition lediglich ein, und nicht einmal der wichtigste, Faktor ist. Für eine adäquate Auslegung des “semantischen Wertbegriffs” ist es daher notwendig, dass die “valeur” und die Realisierung einer Bezeichnung aufgrund dieser “valeur” sauber auseinandergehalten werden, weil der Sprachgebrauch ja nicht auf sprachliche “valeurs”, sondern auf die bezeichneten Sachverhalte und Gegenstände ausgerichtet ist (s. Willems 2011). 16) Vgl. dazu kritisch Welke (2011: 195–198).
Polysemie und der semantische Wertbegriff ___________________________________________________________________________
6S
HF LP
Insofern greift auch die wiederholte Kritik an der angeblichen Abstraktheit oder Unterspezifizierung einheitlicher semantischer Werte zu kurz, ist doch die Anschaulichkeit kein Merkmal von Bedeutungen, sondern von Akten der Bezeichnung, in denen die Bedeutungen auf Sachverhalte und Gegenstände hin aktualisiert werden (vgl. Geeraerts 1983: 192–198). “Semantische Werte” in der Nachfolge Saussures als relationale, systeminterne und einheitliche Potenziale zu definieren, bedeutet nicht, dass man ihren sozialen Stellenwert, ihre Historizität und ihren variablen Referenzbezug verkennen darf (s. Haßler 1991: §4). Und schon gar nicht bedeutet es, dass “the understanding of meaning” lediglich auf “the identification of possible contrasts” (Bybee 1988: 248) beruhe (s. Coseriu 1983: 138–144). Solche verabsolutierenden Interpretationen des “valeur”-Begriffs sind nicht ergiebig. In seinem zu wenig beachteten Buch Het woord (1935: 223– 262) gelang es Anton Reichling, die “Plastizität” (232) und Variabilität (233) der einheitlichen Bedeutungen von Sprachzeichen — Reichling spricht u.a. auch von “plooibaarheid” (‘Biegsamkeit’) (1935: 233; vgl. ³1966: 53) — so zu definieren, dass der traditionelle Polysemiebegriff Bréals, Erdmanns u.a. problemlos darauf bezogen werden kann. Im Anschluss an Bühler (1934) machte Reichling den intersubjektiven Gebrauchszweck von Sprachzeichen und deren damit notwendigerweise einhergehende Variabilität zum Ausgangspunkt seiner bedeutungstheoretischen Überlegungen (1935: 225–233). Demzufolge bezeichnet “Polysemie” bei Reichling eine Ebene der Semantik, die zu einheitlichen Bedeutungen in keinem Gegensatz steht, sondern diese Einheitlichkeit in einem dynamisch verstandenen Sinn einschließt: Nennt man z.B. einen Jungen zu einem bestimmten Anlass einen Affen, dann nimmt das Wort Affe keine andere Bedeutung an als diejenige, die es als Wort im Lexikon besitzt und das die systematische Vorbedingung eben dieses Gebrauchs ist, denn es ist die einheitliche Bedeutung von Affe in der deutschen Sprache, die genau den Bereich abgrenzt, in dem das Wort seinen metaphorischen Bezug auf den Jungen erhalten kann (s. Reichling 1935: 231–232, 259; vgl. 1937: 313–315). Es ist somit unbestreitbar, dass man mit verabsolutierenden Interpretationen des “valeur”-Begriffs in der empirischen Sprachwissenschaft nicht weiter kommt. Genauso unergiebig wäre es aber, wenn man verkennen würde, dass ein konsistenter “semantischer Wertbegriff” für eine kohärente Beschreibung der flexiblen Funktionalität und semantischen (auch historischen) Variabilität von Morphemen, Wörtern und Konstruktionen nach wie vor unerlässlich ist.
Literatur Bühler, Karl (1934): Sprachtheorie. Jena: Fischer. [Neudruck Stuttgart: Fischer 1982 (UTB 1159)]. Bybee, Joan L. (1988): “Semantic substance vs. contrast in the development of grammatical meaning”. Proceedings of the fourteenth annual meeting of the Berkeley Linguistics Society, 247–264. Brugman, Claudia (1988): The story of Over. New York: Garland. Coseriu, Eugenio (1983): “Pour et contre l’analyse sémique”. Proceedings of the XIIIth International Congress of Linguists. Ed. by Shirô Hattori, Kazuko Inoue. Tokyo, 137–148. ——— (1987): Formen und Funktionen. Studien zur Grammatik. Tübingen: Niemeyer. ——— (2003): Geschichte der Sprachphilosophie. Tübingen, Basel: Francke.
Croft, William (1998): “Linguistic evidence and mental representations”. Cognitive Linguistics. 9,2: 151–173. ——— (2003): “Lexical rules versus constructions. A false dichotomy”. Motivation in language. Ed. by H. Cuyckens, T. Berg, R. Dirven und K.-U. Panther. Amsterdam: John Benjamins, 49–68. Croft, William / Cruse, D. Alan (2004): Cognitive Linguistics. Cambridge: CUP. Davidson, Donald (1984): Inquiries into truth and interpretation. 2nd ed., Oxford: Clarendon Press, 2001. Geeraerts, Dirk (1983): “Lexicografie en linguïstiek: Reichling gerehabiliteerd”. Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde. 99: 186–206. ——— (1993): “Vagueness’s puzzles, polysemy’s vagaries”. Cognitive Linguistics. 4: 223–272. ——— (2010): Theories of lexical semantics. Oxford: OUP. Geeraerts, Dirk / Cuyckens, Hubert (2007): “Introducing Cognitive Linguistics”. The Oxford Handbook of Cognitive Linguistics. Ed. by Dirk Geeraerts, Hubert Cuyckens. Oxford: OUP, 3–21. Goldberg, Adele (1992): “The inherent semantics of argument structure. The case of the English ditransitive construction”. Cognitive Linguistics. 3,1: 37–74. ——— (1995): Constructions. Chicago: University of Chicago Press. ——— (1997): “The relationships between verbs and constructions. Lexical and syntactical constructions and the construction of meaning. Ed. by M. Verspoor, K. Dong Lee, E. Sweetser. Amsterdam: John Benjamins, 383–398. ——— (2003): “Constructions: a new theoretical approach to language”. Trends in Cognitive Sciences. 7,5: 219–224. ——— (2006): Constructions at work. Oxford: OUP. Goldberg, Adele / Jackendoff, Ray (2004): “The English resultative as a family of constructions”. Language. 80,3: 532–568. Gordon, W. Terrence (1982): A History of Semantics. Amsterdam: John Benjamins. Haspelmath, Martin (1997): Indefinite pronouns. Oxford: OUP. ——— (2003): “The geometry of grammatical meaning: Semantic maps and cross-linguistic comparison”. The new psychology of language, Vol. 2. Ed. by Michael Tomasello. Mahwah, NJ: Lawrence Erlbaum, 211–242. ——— (2010): “Comparative concepts and descriptive categories in cross-linguistic studies”. Language. 86,3: 663–687. Haßler, Gerda (1991): Der semantische Wertbegriff in Sprachtheorien vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Berlin: Akademie Verlag. Itkonen, Esa (2003): What is Language? Turku: University of Turku. Jakobson, Roman (1959): “On linguistic aspects of translation”. On Translation. Ed. by R.A. Brower. Cambridge, MA: Harvard University Press, 232–239. Kabatek, Johannes (2000): “Einheitlichkeit der Bedeutung, Designat und integrale Linguistik”. Linguistica romanica et indiana. Hrsg. v. Bruno Staib. Tübingen: Gunter Narr, 187–205. Kay, Paul (2005): “Argument structure constructions and the argument-adjunct distinction”. Grammatical constructions: Back to the roots. Ed. by M. Fried, H. C. Boas. Amsterdam: John Benjamins, 71–98. Lakoff, George (1987): Women, fire, and dangerous things. What categories reveal about the mind. Chicago, London: University of Chicago Press. Langacker, Ronald (1987): Foundations of Cognitive Grammar. Vol. 1: Theoretical Prerequisites. Stanford: Stanford University Press. ——— (1988): “A view of linguistic semantics”. Topics in Cognitive Linguistics. Ed. by Brygida Rudzka-Ostyn. Amsterdam: John Benjamins, 49–90.
Polysemie und der semantische Wertbegriff ___________________________________________________________________________
6S
HF LP
Nerlich, Brigitte (1992): Semantic theories in Europe, 1830–1930. Amsterdam: John Benjamins. Newmeyer, Frederick J. (2003): “Grammar is grammar and usage is usage”. Language. 79,4: 682– 707. ——— (2006a): “On Gahl and Garnsey on grammar and usage. Language. 82,2: 399–404. ——— (2006b): “Grammar and usage. A response to Gregory R. Guy”. Language. 82,4: 705–706. Pustejovsky, James (1995): The Generative Lexicon. Cambridge, MA: MIT Press. ——— (1998): “Generativity and explanation in semantics. A Reply to Fodor and Lepore”. Linguistic Inquiry. 29,2: 289–311. Reichling, Anton (1935): Het woord. Een studie omtrent de grondslag van taal en taalgebruik. Nijmegen: J.J. Berkhout. ——— (1937): “Het handelingskarakter van het woord”. De nieuwe taalgids. 31: 308–321. ——— (³1966): Verzamelde studies over hedendaagse problemen der taalwetenschap. Zwolle: W.E.J. Tjeenk Willink. Sandra, Dominiek (1998): “What linguists can and can’t tell you about the human mind”. Cognitive Linguistics. 9: 361–378. Sandra, Dominiek / Rice, Sally (1995): “Network analysis of prepositional meaning: mirroring whose mind — the linguist’s or the language user’s?”. Cognitive Linguistics. 6: 89–130. Schwarz, Monika (1994): “Kognitive Semantik — State of the Art und Quo vadis?”. Kognitive Semantik / Cognitive Semantics. Ergebnisse, Probleme, Perspektiven. Hrsg. v. Monika Schwarz. Tübingen: Gunter Narr, 9–24. Stefanowitsch, Anatol (2011): “Argument structure: Item-based or distributed?”. Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik. 59,4: 369–386. Swiggers, Pierre (1981): “Sur l’histoire du terme ‘valeur’ en linguistique”. Revue roumaine de linguistique. 26,2: 145–150. ——— (1982): “De Girard à Saussure: sur l’histoire du terme ‘valeur’ en linguistique”. Travaux de linguistique et de littérature. 20,1: 325–331. ——— (1986): “Le mot comme unité linguistique dans la théorie grammaticale au dix-huitième siècle”. Indogermanische Forschungen. 91: 1–26. Taylor, John R. (1995): Linguistic Categorization. Oxford: Clarendon Press. ——— (2002): Cognitive Grammar. Oxford: OUP. ——— (2006): “Polysemy and the lexicon”. Cognitive Linguistics: Current Applications and Future Perspectives. Ed. by Gitte Kristiansen, Michel Achard, René Dirven, Francisco J. Ruiz de Mendoza Ibáñez. Berlin: Mouton de Gruyter, 51–80. Tyler, Andrea / Evans, Vyvyan (2001): “Reconsidering prepositional polysemy networks. The case of over”. Language. 77: 724–765. ——— (2003): The Semantics of English Prepositions. Cambridge: CUP. Van der Gucht, Fieke / Willems, Klaas / De Cuypere, Ludovic (2007): “The iconicity of embodied meaning: Polysemy of spatial prepositions in the cognitive framework”. Language Sciences. 29: 733–754. Welke, Klaus (2011): Valenzgrammatik des Deutschen. Eine Einführung. Berlin: de Gruyter. Willems, Klaas (2011): “Meaning and interpretation. The semiotic similarities and differences between Cognitive Grammar and European structural linguistics”. Semiotica. 185: 1–50. Ziem Alexander / Lasch, Alexander (2013): Konstruktionsgrammatik. Konzepte und Grundlagen gebrauchsbasierter Ansätze. Berlin: de Gruyter.
Metasprachliche Reflexion und Diskontinuität Wendepunkte — Krisenzeiten — Umbrüche INHALT: Gerda Haßler: Metasprachliche Reflexion und Diskontinuität — Wendepunkte, Krisenzeiten, Umbrüche. Zur Einleitung / Tim Denecker: uernaculum linguae uniuscuiusque idioma. Languages in contrast in St. Jerome’s exegetical works / Gonçalo Fernandes: Notes on 14th- and 15th-century linguistic studies in Portugal / Cordula Neis: Sperone Speronis Dialogo delle lingue im Kontext neuzeitlicher Sprachtheorien / Anja Hennemann: Die (meta-)sprachliche Reflexion über Norm und Normierung in ausgewählten Grammatiken des Spanischen. Nebrija (1492), Correas (1626, 1630) und die Real Academia Española / Josef Eskhult: Albert Schultens (1686 –1750) and primeval language. The crisis of a tradition and the turning point of a discourse / Boris Djubo: Der Bruch mit der traditionellen deutschen Grammatik in der russischen Grammatikschreibung (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts) / Friederike SpitzlDupic: Diskontinuitäten in der sprachtheoretischen Behandlung der ‘articuli(e)rten Laute’ in allgemeingrammatischen Texten / Kathleen Plötner: Die Logik des Raumes in Metaphertheorien des 18., 19. und 20. Jahrhunderts / Rolf Kemmler: Crates Mallotes (1800) or Gulliver’s ideas on early 19th-century Latin and Portuguese grammar / Ricardo Cavaliere: Political crisis and linguistic thought discontinuity. The case of the Brazilian 19th-century grammars / Toon Van Hal: Die Rolle des Altindischen bei der Gründung der Sprachwissenschaft als akademischer Disziplin. Revolution oder Kontinuation? / Johanna Wolf: Von der Messbarkeit der Sprache. Die Diskussion um Organizität und Genealogie als Wertskalen der Sprachforschung im 19. Jahrhundert / Tommaso Pellin: Rescuing China. Grammar as the keystone of a new Chinese culture in the first decades of the 20th century / Pierre Swiggers: Continu et discontinu — la linguistique et les (autres) sciences. Un bilan, anno 1929 / Klaas-Hinrich Ehlers: Vertriebenen-Linguistik. Geschichte und Profil der germanistischen Forschung zu den sprachlichen Folgen der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg / Jörn Albrecht: Der »alte« und der »neue« Saussure. Kontinuitäten und Brüche in der Saussure-Rezeption / Camiel Hamans: How Generative Grammar landed in Europe / Klaas Willems: Polysemie und der semantische Wertbegriff seit der kognitiven Wende in der Sprachwissenschaft / Michael Link: Die Rhetorik des Bruchs. Wie Kognitive Linguistik der ersten und zweiten Generation ihren Anspruch auf Innovation in Szene setzte / Ana Agud: Reduktionismus vs. Holismus in der Geschichte von Sprachtheorie und Sprachwissenschaft / Kanavillil Rajagopalan: Language in our postmodern times and the pressing need to find novel ways of conceptualizing it — INDEX NOMINUM
ISBN 978–3–89323–017–4
Comments
Report "Polysemie und der semantische \'Wertbegriff\' seit der kognitiven Wende in der Sprachwissenschaft (2015) "