Anvertraubare professionelle Tätigkeiten in der PJ-Ausbildung; Entrustable professional activities in the internship;

April 27, 2018 | Author: Anonymous | Category: Documents
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Chirurg 2014 · 85:345–346 DOI 10.1007/s00104-014-2735-9 Online publiziert: 30. März 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Anvertraubare professionelle Tätigkeiten in der PJ-Ausbildung Leserbrief Y. Holzhausen, A. Maaz, H. Peters Dieter  Scheffner  Fachzentrum  für medizinische  Hochschullehre, Charité – Universitätsmedizin Berlin Kadmon und Kollegen haben in der Ok- toberausgabe in Der Chirurg ihr Vorha- ben beschrieben, „anvertraubare profes- sionelle Tätigkeiten“ (APT) als Ausbil- dungskonzept im praktischen Jahr (PJ) anzuwenden. Ziel der Autoren ist es, kur- rikulare Kontinuität zwischen dem Medi- zinstudium und der ärztlichen Weiterbil- dung herzustellen. Sie legen für die medi- zinische Ausbildung modellhaft die Ent- wicklung und Implementierung von APTs für das chirurgische PJ-Tertial dar. Wir haben diesen Artikel mit großem Interesse gelesen. Das Konzept der APTs, im Angloamerikanischen „entrustable professional activities“ (EPAs), wird zu- nehmend in der medizinischen Weiter- bildung eingesetzt [1–2]. Der Artikel von Kadmon und Kollegen ist im deutschen Sprachraum die erste publizierte Arbeit, die sich mit APTs im Medizinstudium beschäftigt. Wir finden den präsentierten Ansatz sehr gelungen und stimmen den Autoren zu, dass mittels der APTs in der PJ-Ausbildung eine sinnvolle Brücke zur ärztlichen Weiterbildung geschlagen wer- den könnte. Aus dem Text ergeben sich je- doch eine Reihe praxisrelevanter Fragen für die Entwicklung und Implementie- rung der APTs, die wir an dieser Stelle an die Autoren richten möchten. Die Autoren schreiben, dass die APTs in Kooperation deutscher Fakultäten ent- standen sind. Es wäre interessant zu er- fahren, welche Personen- bzw. Status- gruppen konkret beteiligt waren (z. B. Lehrstuhlinhaber, Stationsärzte oder PJ- Studenten bzw. neben Chirurgen auch nicht chirurgische Fachvertreter) und wie sich diese auf die genannten 15 APTs einigten. Welche Methode (z. B. Delphi- Methode) wurde angewandt? Wie haben sich die Beteiligten zudem auf den Um- fang und die Tiefe der APT-Beschreibung geeinigt? Zweitens erwähnen die Autoren sog. „Index-APTs“, die durch Prüfungssitua- tionen überprüft werden sollen. Wie ge- nau sind diese Prüfungssituationen cha- rakterisiert? Welches Bewertungssystem wird eingesetzt? Orientiert sich dieses an den von ten Cate und Scheele [3] be- schriebenen 5-stufigen Leistungsniveaus für EPAs? Des Weiteren stellt sich uns die Frage, ob die genannten APTs bereits an einer Universität implementiert wurden. Sollte dies der Fall sein, welche Erfahrungen wurden dabei in Bezug auf die Imple- mentierung und Akzeptanz von APTs gesammelt? Konnten Rückschlüsse (Stär- ken und Defizite) auf das vorangegangene Medizinstudium gezogen werden? Insgesamt erscheint das Konzept der „anvertraubaren professionelle Tätigkei- ten“ einen vielversprechenden kurrikula- ren Ansatz in der PJ-Ausbildung darzu- stellen. Antworten auf die hier formulier- ten Fragen könnten die Basis dafür ver- größern, für alle PJ-Fächer spezifische ATPs zu entwickeln, zu implementieren und die erreichte Kompetenz der Auszu- bildenden auch zu überprüfen. Literatur 1.   Chang A, Bowen JL, Buranosky RA et al (2013)  Transforming primary care training-patient-cen- tered medical home entrustable professional acti- vities for internal medicine residents. J Gen Intern  Med 28:801–809 2.   Hauer KE, Kohlwes J, Cornett P et al (2013) Identi- fying entrustable professional activities in internal  medicine training. J Grad Med Educ 5:54–59 3.   Ten Cate O, Scheele F (2007)  Competency-based  postgraduate training: can we bridge the gap  between theory and clinical practice? Acad Med  82:542–547 Korrespondenzadresse Prof. Dr. H. Peters Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische  Hochschullehre, Charité – Universitätsmedizin  Berlin, Campus Mitte, Charitéplatz 1,  Virchowweg 23, 10117 Berlin [email protected]  Interessenkonflikt.  Y. Holzhausen, A. Maaz und  H. Peters geben an, dass kein Interessenkonflikt be- steht. Erwiderung M. Kadmon1, P. Ganschow1, S. Gillen2, H.S. Hofmann3, N. Braune3, P.O. Berbe rat4 1  Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplanta- tionschirurgie, Universität Heidelberg 2  Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts  der Isar, TU München 3  Abteilung für Thoraxchirurgie,  Universitätsklinikum Regensburg 4  TUM MeDiCAL, Medizindidaktisches Centrum für  Ausbildungsforschung und Lehre, Fakultät für   Medizin, TU München Wir danken den Autoren des Leserbrie- fes für ihr Interesse an dem Konzept der Zum Beitrag Kadmon et al (2013) Der kompetente Chirurg  – Brückenschlag zwischen der Ausbildung  im praktischen Jahr und der chirurgischen  Weiterbildung. Chirurg 84:859–868 Leserbriefe 345Der Chirurg 4 · 2014 | APTs in der PJ-Ausbildung und nutzen gerne die Gelegenheit, auf die darin aufge- worfenen Fragen einzugehen und in eine Diskussion zu Umsetzungsmöglichkeiten und -hürden zu treten. Die APTs für das chirurgische PJ-Ter- tial wurden in einer Kooperation der Chi- rurgischen Universitätsklinik Heidelberg, der Chirurgischen Klinik der TU-Mün- chen sowie der Abteilung für Thoraxchi- rurgie des Universitätsklinikums Regens- burg durch die Autoren erarbeitet. Aus- gangspunkt war die Gründung der Chi- rurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL) der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), die sich in einem ihrer Arbeitskreise der Weiterentwicklung der Ausbildung im praktischen Jahr wid- met [1]. Die beteiligten Personen sind be- sonders qualifiziert in Ausbildungsfragen, z. B. durch die Absolvierung eines Master- studiengangs Medical Education (MME), und kommen aus allen ärztlichen Status- gruppen vom Assistenzarzt in Weiterbil- dung bis zum Lehrstuhlinhaber. Der Ent- wicklungsprozess orientierte sich vorran- gig an der Definition konkreter Lernum- gebungen im klinischen Alltag einer chi- rurgischen Ausbildungsklinik, an studen- tischen Evaluationen der beteiligten Kli- niken, an den Erfahrungen der Autoren sowie an rechtlichen Rahmenbedingun- gen. In einem zweiten Schritt wurden in der Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung eines PJ-Musterlogbuches des Medizini- schen Fakultätentages (MFT) designierte Fachvertreter der inneren Medizin und Allgemeinmedizin in den Entwicklungs- prozess integriert. Weitere APTs für die- se beiden Fachbereiche wurden entwickelt und die Empfehlungen der internistischen und allgemeinmedizinischen Kollegen zu den chirurgischen APTs berücksichtigt. Dieser Prozess, der in ein PJ-Musterlog- buch auf der Basis des APT-Konzepts für die Pflichttertiale des PJ sowie für das PJ Allgemeinmedizin münden soll, ist noch nicht abgeschlossen – ein Zwischenstand wird im Rahmen der diesjährigen MFT- Tagung im Juni in Frankfurt berichtet. Die Evaluation der ärztlichen Hand- lungskompetenzen stellt ein zentrales Ele- ment und gleichzeitig die größte Hürde für die Implementierung des APT-Kon- zeptes dar. Lediglich eine Subgruppe an APTs, die anhand ihres Wichtigkeitsgra- des definiert werden kann (sog. Index- APTs), sollte in einer strukturierten Prü- fungssituation geprüft werden [2]. Die üb- rigen APTs können durch kontinuierli- che Beobachtung durch verschiedene be- teiligte Personengruppen (Oberärzte, As- sistenzärzte, Pflegende etc.) bewertet, in Teambesprechungen konsentiert und in Form von Feedbackgesprächen an den PJ- Studierenden rückgemeldet werden. Kli- nische Prüfungssituationen ebenso wie das Bewertungssystem sind derzeit in Be- arbeitung. Das Leistungsniveau wird sich an den von ten Cate und Scheele [3] be- schriebenen 5 Stufen orientieren. Um ein konkretes Beispiel auszuführen: An der Chirurgischen Universitätsklinik Heidel- berg sollen etwa im Lernumfeld einer chi- rurgischen Normalstation die APTs „sta- tionäre Aufnahme eines Patienten für einen elektiven Eingriff “ und „postope- rative Visite“ in Form eines strukturier- ten MiniCex bewertet werden, während die „Betreuung eines postoperativen Pa- tienten“ oder der „Umgang mit postope- rativen Komplikationen“ durch kontinu- ierliche klinische Beobachtung bewertet und in Feedbackgesprächen rückgemeldet werden soll. Um letztere verantwortungs- voll umzusetzen, ist die Implementierung eines Mentorensystems auf dem Weg. Eine flächendeckende Umsetzung der APTs an den beteiligten Kliniken ist bis- her nicht erfolgt. An der Heidelberger Chi rurgischen Klinik erfolgte 2013 die Umsetzung der APTs auf einer „Pilotsta- tion“ in den Lernumgebungen Normalsta- tion und Operationssaal. Um dies zu er- möglichen, wurden die PJ-Studierenden und die Assistenzärzte eingehend in das Konzept eingewiesen, die verantwortliche Stationsärztin war durch einen MME-Stu- diengang und die eingehende Beschäfti- gung mit dem Konzept qualifiziert. Die Erfahrung zeigte, dass die spezielle Be- treuungssituation im Operationssaal die Umsetzung von APTs begünstigt, die kli- nische Beobachtung und das Feedback mit Verantwortungsübergabe stellt eine geringe Hürde dar. Bei flächendeckender Umsetzung ist allerdings eine sorgfältige Schulung der klinischen Ausbilder erfor- derlich. Dagegen stellt auf der Normalsta- tion die größte Hürde die Präsenz der PJ- Studierenden auf Station dar. Der zeitauf- wendige Einsatz unserer Studierenden im Operationssaal ermöglicht oft nicht aus- reichend die strukturierte Verantwor- tungsübernahme für die ärztliche Tätig- keit am Patienten. Diese Hürde dürfte in konservativen Fächern weniger ausge- prägt sein – in den operativen Fächern sollten Wege gefunden werden, wie PJ- Studierende ausreichend im Lernumfeld einer Station ausgebildet werden können. Wir glauben, dass gerade die Vorlage eines Musterlogbuches aus der Arbeits- gruppe des MFT (s. oben) eine Diskus- sionsbasis für alle Fachbereiche bilden wird. Eine ganze Reihe von übergeordne- ten APTs wird alle Fachbereiche betreffen, sodass interdisziplinär an deren Kompe- tenzentwicklung gearbeitet werden und am Ende des PJ ein hohes Leistungsniveau mit weitgehender Selbständigkeit erreicht werden kann. Diese stellt dann eine gute Voraussetzung für eine sichere Patienten- versorgung beim Berufseinstieg dar. Korrespondenzadresse M. Kadmon Klinik für Allgemein-, Viszeral- und  Transplantationschirurgie,   Universität Heidelberg,   Im Neuenheimer Feld 110,   69120 Heidelberg [email protected]  Interessenkonflikt.  M. Kadmon, P. Ganschow, S. Gil- len, H.S. Hofmann, N. Braune und P.O. Berberat geben  an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur 1.  Walcher F, Kadmon M, Albrecht D (2011) Deutsche  Gesellschaft für Chirurgie Mitteilungen 1/11:67– 68. http://www.dgch.de/fileadmin/media/texte_ pdf/2011-01_DGCH-Mitteilungen.pdf. Zugegrif- fen: 10. Jan. 2013 2.  Mulder H, Cate O ten, Daalder R, Berkvens J   (2010) Building a  competency-based  workplace  curriculum around entrustable professional ac- tivities: the case of physician assistant training.  Med Teach 32(10):e453–e459. doi:10.3109/ 0142159X.2010.513719 3.  Cate O ten, Scheele F (2007)  Competency-based  postgraduate training: can we bridge the gap  between theory and clinical practice? Acad Med  82:542–547 346 Leserbriefe | Der Chirurg 4 · 2014


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