Olaf Wagener, Thomas Kühtreiber, Taktik und Raum. Vorwerke als Elemente des Burgenbaus im 15. und 16. Jahrhundert. In: Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verbindung mit dem Germanischen Nationalmuseum (Hg.), Die Burg zur Zeit der Renaissance. Nürnberg 2010, 111–126
Die Burg zur Zeit der Renaissance Herausgegeben von der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verbindung mit dem Germanischen Nationalmuseum
Olaf Wagener und Thomas Kühtreiber
Taktik und Raum. Vorwerke als Elemente des Burgenbaus im 15. und 16. Jahrhundert
Vorwerke, sowohl zum Schutz der Hauptburg als auch zur Sicherung von Zugängen, aber auch der Zugehörungen der Burg, lassen sich bereits seit dem hohen Mittelalter feststellen. Diese weisen unterschiedlichste Formen auf, konnten aus HolzErde-Befestigungen oder aus steinernen Bauten bestehen und lagen auch im Verhältnis zur Burg sehr unterschiedlich, so dass es durchaus nicht immer einfach ist, diese Vorwerke einem konkreten Zweck zuzuordnen. Doch wie ändert sich der Umgang mit dem Umfeld der Burg, wie ändern sich Gestalt und Lage der Vorwerke mit dem Aufkommen zunehmend effektiver werdender Feuerwaffen im 15. und 16. Jahrhundert?
1. Die Weiterentwicklung der Schildmauer Anhand zahlreicher Beispiele, von denen vorliegend nur zwei kurz vorgestellt werden sollen, lässt sich belegen, dass es eine mögliche Reaktion gegen das Aufkommen zunehmend effektiver Feuerwaffen war, sich hinter Mauermassen in Form einer Schildmauer zu verschanzen, ja, fast wirkt es, als würde sich die eigentliche Burg hinter der Schildmauer ducken:1 Ein beeindruckendes Beispiel für diese Entwicklung stellt die Burg Neu-Scharfeneck in der Pfalz dar. Die Burg mit einem dreieckigen Grundriss von maximal 150 m Länge und 60 m Breite liegt auf einem west-östlich ausgerichteten Bergsporn, von dem sie durch einen Halsgraben getrennt ist. Die ursprüngliche Burganlage, deren Entstehung zuletzt von Rolf Übel in die zweite
Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert wird, befand sich vermutlich auf und an dem Burgfelsen, der noch heute die Burganlage in Ost-West-Richtung teilt. Übel vermutet auch, dass bereits diese erste Anlage eine Schildmauer aus Buckelquadern besaß.2 Im Rahmen des nach der Wiedereinlösung der Burg durch Pfalzgraf Friedrich I. den Siegreichen 1469 erfolgten Ausbaus der Burg, welcher vermutlich 1472 abgeschlossen war,3 wurde die Schildmauer erweitert; die alte Schildmauer entspricht dem Mittelteil der heutigen Mauer. Nach den Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg erneut ausgebaut. Nun erhöhte man die Schildmauer und fügte ihr an beiden Seiten jeweils einen rondellartigen Anbau hinzu. Dadurch entstand eine 60 m lange, 20 m hohe und bis zu 12 m starke Mauer, die die Burg zur Angriffsseite hin völlig verbirgt. An offensiven Verteidigungsmöglichkeiten weist diese Mauer gerade einmal vier Kasematten für jeweils ein Geschütz auf sowie auf der Geschützplattform Platz für eine unbekannte Anzahl von Geschützen. Bezeichnend ist vielleicht auch die Tatsache, dass sich in der Schildmauer die Reste eines Tores aus der Zeit nach 1525 im Süden und eine später zugesetzte Tordurchfahrt im Nordturm befinden, so dass der Zugang zur Burg letztlich auf einer auf Pfeilern aufliegenden Holzbrückenkonstruktion südlich an der Schildmauer vorbeigeführt wurde.4 Ähnlich gestaltet sich das Verhältnis von Kernburg zu Schildmauer im Falle der Burg Wildenstein an der Donau, Schwäbische Alb. Die Burg selber wurde vermutlich im 13. Jahrhundert gegründet und befand sich seit Beginn des 15. Jahrhunderts in den Händen der Grafen von Zim111
mern. Während die Kernburg von etwa 60 m x 40 m Ausdehnung sich auf einem Sporn oberhalb der Donau erhebt, ist ihr im Süden ein Halsgraben vorgelagert. Auf einem weiteren, selbst durch einen Halsgraben geschützten Felsriegel wurde im Rahmen des Ausbaus der Burg zwischen etwa 1520 und 1550 eine Schildmauer von etwa 74 m Länge und 3 m Stärke errichtet. Diese weist wie Neu-Scharfeneck an beiden Enden bastionsartige Rundtürme mit Maulscharten auf, die Mauer trägt einen gedeckten Wehrgang. Beide Halsgräben werden von hölzernen Brücken überspannt. Im Süden der Kernburg, also hinter der Schildmauer, findet sich die äußerst massive Hauptbastion, die nochmals weitere Mauermassen der Angriffsseite zuwendet.5 Die Schildmauer von Wildenstein mag auch insofern einen Gegensatz zu Neu-Scharfeneck darstellen, als sie eben nicht direkt an die Burg angebunden ist, sondern ihr vorgelagert und durch einen Halsgraben von dieser abgetrennt, andererseits aber die Tordurchfahrt zur Hauptburg eben durch sie hindurchführt, so dass diese Schildmauer – bei aller gebotenen Vorsicht – durchaus auch Elemente von selbständigen Vorwerken und von Barbakanen aufweist. Burg Pöggstall im niederösterreichischen Waldviertel zeigt eine konsequente Weiterentwicklung der Schildmauer hin zu frühneuzeitlichen Festungselementen. Im 13. Jahrhundert gegründet, entwickelt sich die Burg im Spätmittelalter zu einem bedeutenden regionalen Herrschaftsmittelpunkt.6 1478 gelangt die Burg an die Herren von Rogendorf, welche die Burg in der Folge zu einem »Festen Schloss« aus- und umbauen. Neben dem reich dekorierten Arkadenhof prägen das heutige Erscheinungsbild vor allem die fortifikatorischen Bauelemente, welche nach übereinstimmender Bewertung7 mit Freiherrn Wilhelm von Rogendorf ab 1521 (Erhebung zur Reichsfreiherrschaft) bzw. vor 1547 (Erste Nennung des Rondells) in Verbindung gebracht werden. Überregional bekannt ist vor allem das der Kernburg südlich vorgelagerte und von dieser durch einen Graben getrennte, dreigeschossige Rondell mit 50 m Durchmesser, 112
welches in der Festungsforschung als eines der wenigen erhaltenen Beispiele der architektonischen Umsetzung von Dürers Festungslehre »Etliche vunderricht zu befestigung der Stett Schlosz und flecken« gilt.8 Da die Zuwegung zur Burg in geknicktem Verlauf durch das Rondell führt, ist es gleichzeitig auch als Barbakane anzusprechen. Barbakanen entwickelten sich im Spätmittelalter aus einfacheren Torzwingern, wie sie im Gebiet des Reiches seit dem Hochmittelalter fassbar sind und sind eine bauliche Reaktion auf die besondere Gefährdung von Toren durch die fortschreitende Belagerungstechnik. Durch das Abrücken von der Hauptbefestigung erlangen manche, wie das Beispiel Pöggstall zeigt, den Charakter von Vorwerken, wobei die hier erreichten Dimensionen ansonsten nur an Stadtbefestigungen anzutreffen sind,9 was diesen Bau über seine Zweckhaftigkeit hinaus zum repräsentativen Architekturbau erhebt. Weniger beachtet, aber entwicklungsgeschichtlich ebenso bedeutend ist das an der Bergseite der Burg unmittelbar vorgelagerte Bollwerk, das aus einem
1. Pöggstall, Schloss Roggendorf (Niederösterreich), Übersichtsplan.
die gesamte Breite der Burg deckenden Schildwall mit an den Enden flankierend vorspringenden Erdbasteien besteht. Erst durch diese bauliche Maßnahme konnte die siedlungsnahe, aber wehrtechnisch ungünstige Lage der Burg am Hangfuß einigermaßen ausgeglichen werden. Die hier vorgestellten Beispiele zeigen, dass man sich im 15. und 16. Jahrhundert teilweise in defensiver Manier darauf verließ, 2. Kollmitz (Niederösterreich), Luftbild von Südosten (1990). die verhältnismäßig kleine Kernburg mehr die einen neuralgischen Punkten besetzen sollten, oder minder vollständig durch eine Schildmauer um seine Besetzung durch einen Gegner zu veroder eben auch einen Wall von den möglichen hindern, oder sollte ein potentieller Angreifer von Angreifern abzuschirmen, wobei die eigene Feudiesem Vorwerk selbst unter Beschuss genommen erkraft offenbar hinter diesen Defensivgedanken werden können? Indikatoren für die Annahme eizurücktrat. nes »offensiven« Vorwerkes bieten beispielsweise feuerwaffen- und vorzugsweise kanonentaugliche 2. Das Vorwerk Scharten in größerer Anzahl, Schießkammern als Alternative zur Schildmauer oder auch Artillerieplattformen. Neben dem Vertrauen auf unmittelbar die Burg deckende Mauer- oder Wallmassen in Form einer Schildmauer oder eines frühen Bollwerks bietet sich als Alternative die Besetzung konkreter, die Burg gefährdender Punkte im Gelände durch ein Vorwerk an, eine Alternative, die im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit im Vergleich zu den früheren Jahrhunderten zunehmend häufiger genutzt wird.10 Doch auch hier lassen sich grundsätzlich verschiedene Konzeptionen erkennen: Zum einen ist zu differenzieren zwischen der Art der Ausgestaltung des Vorwerks, also ob dieses aus steinernen Bauten bestand oder ob es sich um eine Befestigung in Holz-Erde-Bauweise handelte. Die zweite Frage, die hier thematisiert werden muss, ist jene nach der Ausbildung des Vorwerks im Hinblick auf eigene Schussmöglichkeiten: Handelte es sich lediglich um defensive Bauwerke,
2.1 »defensive Vorwerke« Einen Übergangstypus von der Schildmauer zum Vorwerk stellen vorgeschobene Sperrmauern mit Flankentürmen oder Rondellen dar: Ein besonders frühes Beispiel dürfte die so genannte »Böhmische Mauer« vor der Burg Kollmitz (Waldviertel, Niederösterreich), darstellen. Diese wurde 350 m vor der auf einem Bergsporn errichteten Burg unter Bezugnahme auf die günstige örtliche Topographie erbaut. Die ca. 108 m lange, zinnengekrönte Mauer besteht aus einem zentral vorspringenden Torturm und zwei flankierenden Schalentürmen an beiden Enden. Vor selbiger ist noch eine Wall-Grabenanlage vorgelagert. Das spätmittelalterliche Zwickelmauerwerk, die Schalentürme sowie das Fehlen von entwickelten Schießscharten machen eine Errichtung um die Mitte des 15. Jahr113
3. Eppenstein (Steiermark), Grundriss der Burg.
hunderts wahrscheinlich.11 Ähnlich einzuordnen ist auch eine Reihe von Talsperrmauern, die wie im Fall von Merkenstein (Niederösterreich) und Alt-Scharnstein (Oberösterreich) nicht der Kontrolle einer Durchzugsstrecke dienten, sondern lediglich als Annäherungshindernis für die Burg fungierten. Typologisch betrachtet »einen Schritt weiter« ist die eventuell 148412, jedenfalls aber gegen Ende des 15. Jahrhunderts vermutlich an der Stelle eines Belagerungswerkes vor der steirischen Burg Eppenstein errichtete vorwerkartige Sperranlage.13 Diese vorgeschobene Befestigung wurde auf einer Erweiterung des die Burg tragenden Höhenrückens 114
an der Zugangsseite ungefähr 100 m westlich der Hauptburg errichtet und dürfte nach den erhaltenen Resten aus einer den gesamten Höhenrücken sperrenden Abschnittsmauer mit mindestens zwei Halbrondellen bestanden haben. Das südliche, größere Halbrondell erreicht mit einem Durchmesser von 17 m, einer Mauerstärke von drei Metern und mehreren, heute ausgebrochenen, vermutlich kanonentauglichen Scharten bereits beeindruckende Dimensionen, deren Festungscharakter durch zeittypisches Netzmauerwerk betont wird.14 Dem »klassischen Typ« additiv vorgelagerter Befestigungselemente entspricht hingegen die Burg Alt-Pernstein (Oberösterreich). Der seit dem späten 12. Jahrhundert quellenmäßig fassbare Sitz, auf einer felsigen Rückfallkuppe hoch über dem Talboden des Kremstales gelegen, ist heute vor allem durch die Ausbauten des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts geprägt.15 Im Vorfeld der Hauptburg sicherten zwei Torbauten den über zwei Trassen in den Sattel vor der Burg mündenden Zuweg. Während hinter der nordöstlich der Burg gelegenen Toranlage sich die Reste des 1521 und 1585 errichteten Meierhofs befinden, sind auf einem Felskamm oberhalb des südwestlichen Torbaus auf zwei kleinen Felskuppen jeweils ein runder und ein quadratischer Turm situiert. Der quadratische und zum Weg über Eck gestellte untere Turm wurde nur 50 m östlich der Burg bzw. 20 m östlich und 20 Höhenmeter oberhalb des Zuwegs errichtet, womit seine Funktion als Wegsicherung wahrscheinlich ist. Das an Putzfehlstellen erkennbare Bruchsteinmauerwerk sowie die einfach gestalteten Doppeltrichterscharten machen eine Errichtung noch im 14. oder frühen 15. Jahrhundert wahrscheinlich. Der 150 m östlich bzw. knapp 100 Höhenmeter oberhalb der Hauptburg gelegene Rundturm mit Hocheinstieg im Obergeschoß zeigt hingegen deutlich ausgeprägtes Zwickelmauerwerk, welches in dieser Region eher für das fortgeschrittene 15. Jahrhundert charakteristisch ist, womit der Bau als spätere Ausbaustufe anzusprechen ist. Talseitig schließt an den Turm ein ca. fünf Meter langer Maueransatz an, ob dies auf einen Mauerverlauf entlang des gesamten Felsrückens bis zum unteren Turm verweist, ist unsicher. Die Burg besitzt somit eine komplexe Verteidigungsstruktur im Vorfeld, welche insbesondere auf die topographische Situation im Bereich der Zuwegung Rücksicht nimmt, aber auch mit dem Meierhof die Eigenversorgung und Bevorratung beschützt.
4. Wimberg (Niederösterreich). Ansicht der Burg mit den Turmvorwerken von Südosten (1985).
Ähnliche Verteidigungskonzepte lassen sich versteht Wimberg mit einem »defensiven« äußeren stärkt im Wald- und Mühlviertel, zwei MittelVorwerk und einem »offensiven« inneren Vorwerk gebirgsregionen im österreichisch-böhmischen am Übergang zur nächsten Gruppe. Grenzraum beobachten, so zum Beispiel auf Burg Wimberg (Niederösterreich).16 Die relativ kleine 2.2 »offensive Vorwerke« Kernburg entstand im 13. Jahrhundert am Ende eines von Westen nach Osten abfallenden Sporns Auch wenn eine genaue Abgrenzung der in diesem im Yspertal. Ihr wurden im späten 15. bzw. früBeitrag vorgestellten Kategorien letztlich nicht hen 16. Jahrhundert17 zwei Türme vorgelagert. Während der ca. 100 m vorgeschobene Rundturm möglich ist, so soll doch als »Übergangstypus« mit etwa 20 m Höhe, einem talseitig orientierdas Vorwerk der Burg Esch an der Sauer in Luten Hocheinstieg und fehlenden Fensteröffnungen xemburg vorgestellt werden: Die angeblich bereits noch den Charakter eines mittelalterlichen Bergim 10. Jahrhundert gegründete Burg erlebte bis in frieds18 hat , zeigt der gedrungene, zwei- bis dreidie Renaissance hinein mehrere Ausbauphasen.19 geschossige Turm auf hufeisenförmigem GrundSie befindet sich auf einem sich in nord-südlicher riss im unmittelbarem Vorfeld der Kernburg mit großen Schartenöffnungen im Obergeschoss und einfachen Maulscharten im Untergeschoss bereits eindeutige Elemente eines Artillerievorwerks. Das ursprünglich tonnengewölbte Untergeschoss weist außerdem einen Rauchabzug auf, möglicherweise eine Abzugsöffnung für den 5. Esch an der Sauer (Luxemburg). Ansicht der Burg mit vorgelagertem Turm (2007). Pulverdampf. Somit 115
Ähnlich experimentell, wenngleich offensiver präsentiert sich das Vorwerk der Burg Frankenstein im nördlichen Odenwald, die sich auf einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Bergsporn erstreckt. Während dieser nach Norden zu, wo sich die Vorburg befindet, abfällt, steigt der Berg im Süden der Burg nach einem flachen Sattel wieder an. Entsprechend ist die von Zwingeranlagen komplett umschlossene Burg an dieser Seite durch einen schmalen Halsgraben geschützt.20 Unmittelbar vor dem Halsgraben, etwa 10 m südlich der Zwingermauer, die hier einen 6. Frankenstein. Rechts die äußere Ringmauer der Burg, links der vorgelagerte Turm (2008). Durchgang aufweist, dessen Entstehung aber auch den Baumaßnahmen des 19. JahrhunRichtung erstreckenden, steilen, schmalen Felsderts geschuldet sein könnte, befindet sich der grat oberhalb des gleichnamigen Ortes, in einer quadratische »Pulverturm« von etwa 8 m Seitenschmalen Flussschleife der Sauer und ist von länge. Vor dem Turm befindet sich ein weiterer Nordosten zugänglich. An der schmalsten Stelle Halsgraben, und danach fällt das Gelände zu dem der Halbinsel ist der Burg südlich ein gewaltiger, erwähnten Sattel hin ab. Dieser Turm weist nur aus einem Felseinschnitt herausgearbeiteter Halseine verhältnismäßig geringe Mauerstärke auf, graben von etwa 30 m Breite und 20 m Tiefe vorund seine der Burg zugewandte Nordseite ist niedgelagert. Da das Gelände hinter dem Graben deutriger als die anderen Seiten, die zwei Stockwerke lich ansteigt, steht der Rundturm dort bereits auf bilden. Erschlossen wird der Turm, der an den höherem Terrain als die Hauptburg. Er ist lediglich drei der Burg abgewandten Seiten Maulscharten über einen schmalen Grat von Süden zu erreichen, im Erdgeschoss und eine fensterartige Öffnung an da der Fels zu den anderen Himmelsrichtungen der Angriffsseite im Obergeschoss besitzt, durch steil abfällt. Der Turm besteht aus Bruchsteineine in der Nordmauer befindliche, ebenerdige mauerwerk mit über einem Meter Mauerstärke, Pforte. Problematisch ist allerdings, dass die Burg, hat einen Durchmesser von etwa 7 bis 8 m, und ist die nach ihrem Erwerb durch die Landgrafen von lediglich zu ungefähr 7/8 geschlossen, während er Hessen 1662 zunehmend verfiel, im Rahmen von zur Burg hin eine durchgehende Öffnung im Rund Restaurierungen und Baumaßnahmen der Jahre aufweist. Da der burgseitige Zugang erst im ersten 1850 – 53 und 1892/93 erhebliche Eingriffe in Geschoss erfolgt, scheint das Erdgeschoss ohne eidie Substanz erlebte, die eine sichere zeitliche nen Innenraum massiv gemauert zu sein. Ersteres Zuordnung der einzelnen Details unmöglich maweist zwei grob nach Süden gerichtete Öffnunchen.21 In der bisherigen Literatur wird der Turm durchgängig dem 16. Jahrhundert zugeschrieben22 gen auf, die allerdings mehr an hochrechteckige bzw. als »bereits spätgotisch« bezeichnet.23 Die Fenster mit Rundbogenabschluss erinnern, als an Datierung ins 16. Jahrhundert scheint jedoch zu feuerwaffentaugliche Scharten. Im obersten, zweispät angesetzt, wenn man bedenkt, dass die so ten Geschoss befindet sich eine ähnliche, etwas genannte »Krautbütt« der nur wenige Kilometer größer dimensionierte Öffnung die frontal nach entfernten Burg Lichtenberg (s. u.) aus der Zeit Süden weist. Vermutlich wurde der Turm bereits um 1503 stammt. Weder die Ausbildung der gegen Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut. 116
Scharten, noch die Mauerstärke, die Grundrissform oder gar die Lage nur wenige Meter vor der Zwingermauer lassen Erfahrung im Umgang bzw. bei der Errichtung eines solchen Turmes erkennen. Eher schon wirkt der vorgelagerte Turm wie ein früher Versuch eines artillerietauglichen Vorwerks, und kann eventuell mit Ausbauten der Burg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden.24 Ein frühes Beispiel eines turmartigen Vorwerks stellt der so genannte »Wasserturm« vor Burg Falkenstein im ober7. Turm Kleinfrankreich im Vorfeld der Burg Berwartstein, Ansicht von Nord-Ost österreichischen Mühlviertel (2003). 25 dar. Der Turm wurde 1489 – datiert durch eine Inschrift auf dem Sturz des Hocheinstiegs Rotsandsteinquadern mit 14 m Durchmesser und – 70 m vor der auf einem Sporn des Haselgrabens 3,20 m Mauerstärke. Er weist in jedem der zwei im 12. Jahrhundert errichteten Kernburg über einer Stockwerke drei querrechteckige Schießscharten gefassten Quelle, welche wohl zur Wasserversorauf. Der in Spornlage angelegte Turm besaß einen gung der Burg diente, errichtet. Gleichzeitig wurde eigenen Bering mit Zisterne. Die erste urkundliche durch den Turm der bergseitige Zugang gesichert. Erwähnung erfolgte 1511, der Turm dürfte kaum Inklusive dem Kellergeschoss mit Quellfassung viel älter sein.27 weist der 13 m breite Turm sechs Geschosse auf 20 m Höhe auf, die durch eine Mauertreppe in der Im unmittelbaren Vorfeld des Schlosses Lichfünf Meter starken Mauer erschlossen werden. Mit tenberg im Odenwald, Hessen, befindet sich ein Ausnahme von Keller und Erdgeschoss besitzen artillerietauglicher Rundturm, die so genannte alle anderen Ebenen zwei bis vier Schießkammern »Krautbütt« (Pulverfass), der im Jahre 1503 erbaut mit einem ausgeklügelten System an Rauchabzugswurde.28 Dieser liegt auf einer isolierten Kuppe öffnungen. Unterhalb der obersten Plattform besaß knapp 200 m westlich des Schlosses und hat bei das Vorwerk zudem Wurferker. Demgegenüber ver15 m Höhe einen Durchmesser von 18,90 m und mitteln die Schartenöffnungen in Form einfacher etwa 5,80 m Mauerstärke. Im unteren Geschoss Rechteckscharten mit Giebelsturz und gedrungefinden sich vier – heute ebenerdige – in Nischen nen Schlüsselscharten einen wenig entwickelten liegende querrechteckige Scharten für HakenEindruck. Insgesamt steht der »Wasserturm« somit büchsen, in der Enge 57 x 57 cm, an der Mündung typologisch zwischen den bergfriedartigen Vor182 – 228 cm x 75 – 88 cm groß, sowie kleinere werken des Spätmittelalters und den gedrungenen Scharten in der Außenwand der in der MauerBatterietürmen der frühen Neuzeit. stärke befindlichen Treppenläufe. Im ersten Stock finden sich von den Maßen her ähnliche Scharten, In 300 m Entfernung von der Burg Berwartund in der Umfassung der Wehrplatte wechseln stein in der Pfalz, und diese 20 m überhöhend, sich kleinere Maulscharten und Luken unregelmäfindet sich auf einem benachbarten Bergrücken ßig ab. Beide Stockwerke weisen aus Backsteinen das Vorwerk »Kleinfrankreich«, eventuell an der gemauerte Kuppelgewölbe auf, die durch einen Stelle einer Belagerungsanlage des Jahres 1314 Rauchabzug entlüftet wurden. Der Turm besitzt errichtet.26 Es handelt sich um einen Rundturm aus 117
vorgelagert, die aufgrund ihrer Erscheinung und des Fehlens offensiver Verteidigungselemente grob ins ausgehende 14. oder beginnende 15. Jahrhundert datiert werden können. Der erste dieser Türme befindet sich nur etwa 50 m vor der Kernburg, auf einem diese deutlich überhöhenden Felsen und weist an der Angriffsseite ein bis zu 5 m starkes Mauerwerk auf. Seine 8. Sarmingstein (Oberösterreich). Lagekarte von Burg (grauer Punkt) und Vorwerken (schwarze Punkte). Grundrissform kann als siebeneckig rekonstruiert nicht nur einen Aborterker, sondern auch einen werden und er besitzt im erhaltenen Erdgeschoss Gusserker oberhalb des ebenerdigen, zum Ort lediglich einen winzigen quadratischen Innenhin ausgerichteten Eingangs.29 Ob der Turm mit raum. Der zweite Turm ist ähnlich konzipiert: Er Palisaden in die Befestigung von Ort und Schloss liegt etwa 300 m vor der Burg auf einem Felskopf einbezogen war, ist nicht mehr festzustellen. Noch des gleichen Bergspornes und überhöht diese im Jahre 1622, als das Schloss im Zuge des deutlich. Bei einem Durchmesser von 11 m hat Dreißigjährigen Krieges mit Erdverschanzungen er im Erdgeschoss ebenfalls nur einen winzigen umgeben wurde, versah man gleichzeitig auch Innenraum, offensive Verteidigungseinrichtungen den Turm mit Munition.30 Angeblich befanden wie Scharten lassen sich am erhaltenen Bestand sich bis ins 18. Jahrhundert hinein Geschütze im nicht feststellen.33 31 Im Zuge des Ausbaus im späten 15. und frühen Bollwerk. 16. Jahrhundert wurden die beiden der Burg vorÄhnlich ist auch die fortifikatorische Entwicklung gelagerten Türme in den neuen, artillerietauglibei der Burg Sarmingstein (Oberösterreich): chen Ausbau der Burg einbezogen: Der 70 m lange Hoch über der Donau gelegen, nimmt diese soBereich direkt vor der Kernburg wurde unter Einwohl hinsichtlich der Gesamtanlage als auch der beziehung des siebeneckigen Turmes mit einem Dimensionen eine herausragende Stellung ein. durch kleine Rondelle geschützten Bering umgeBaulich wie urkundlich ist die Burg ab der zweiten ben, und innerhalb dieses Bereiches wurden weiteHälfte des 13. Jahrhundert fassbar, doch liegen re Gebäude und eine große Zisterne errichtet. Der bezüglich ihrer späteren Geschichte erst wieder ab obere der beiden vorgelagerten Türme wurde zu der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gesicherte dieser Zeit zu einem artillerietauglichen Vorwerk Angaben vor, als die Herren von Prüschenk von mit beachtlichen Dimensionen ausgebaut. Das an Kaiser Friedrich III. mit der Verwaltung der Burg den Turm anschließende ovale Plateau von etwa beauftragt wurden sowie 1488 den Auftrag zum 14 x 20 m Ausdehnung wurde mit einem steilen Bau bzw. Ausbau der Burg Sarmingstein bekaWall mit innen liegender Futtermauer umschlosmen. Nach der Übergabe der Burg an das Stift sen, in der drei zungenartige Öffnungen erkennbar Waldhausen 1513 werden dann im Jahre 1534 sind. Umgeben wurde dieses Vorwerk an zwei Turm und Basteien im Auftrage Kaiser FerdiSeiten von einem tiefen Graben mit einer bis zu nands I. durch den Propst Konrad von Waldhausen fünf Meter hohen Kontereskarpe, die aus teilweise wieder instand gesetzt.32 Die Kernburg, die auch beachtlichen Steinformaten errichtet wurde.34 In diesem Zusammenhang erscheint auch die der älteste Bauteil der Burg sein dürfte, erstreckt Burg Waxenberg (Oberösterreich) erwähnenssich auf einem etwa 48 x 28 m großen Felskopf, wert, in deren Vorfeld sich ein viergeschossiger, der durch einen Halsgraben vom ansteigenden polygonaler Batterieturm befindet. Der so genannGelände abgetrennt ist. Ihr waren zwei Türme 118
te »Zehentturm« wurde am Zustieg zur in Gipfellage angelegten Wehranlage errichtet, wobei dieser zur Burgseite hin halbrund, zur potentiellen Angriffsseite hingegen keilförmig ausgeführt wurde. Der Turm weist in drei Geschossen gelegene, breite Schießkammern für kleine Geschütze und Handfeuerwaffen auf; der Zugang erfolgte über eine kleine Zugbrücke.35 Das Mauerwerk ist in so genannter »Netzmauerwerktechnik« aus großen Steinformaten, welche in Zwickelsteinen »schwimmen«, ausgeführt, was vor allem für festungsartige Bauten der 2. Hälfte des 15. und des 16. Jahrhunderts charakteristisch ist. Dass derartige Konzeptionen auch in Vorburg areale integriert werden konnten, zeigt die niederösterreichische Burg Schrattenthal. Die im 13. Jahrhundert urkundlich erstmals fassbare Burg wird im fortgeschrittenen 15. Jahrhundert, wohl durch Ulrich von Eitzing, einem ursprünglich rittermäßigem Karrieristen im Umfeld des habsburgischen Hofes, groß ausgebaut und in die ebenfalls neu errichtete Stadtbefestigung strategisch inte griert.36 Dabei wurde das in die östlich der Hauptburg situierte Vorburg führende Stadttor nicht nur mit einer polygonalen Bastion mit Schlüssellochscharten flankierend gesichert. Unmittelbar hinter dem Tor wurde ein 18,55 m breiter Rundturm mit 5,35 m Mauerstärke errichtet, welcher heute noch zweigeschossig erhalten ist, ursprünglich wohl über noch mindestens eine weitere Ebene verfügte. Im erhaltenen Bau sind neben dem Hocheinstieg mit Zugbrückenblende nur einfache Schartenöffnungen erhalten, welche aufgrund der Enge der Schießkammern, der Mächtigkeit des Mauerwerks und des dadurch eingeschränkten Schießwinkels kaum zur aktiven Verteidigung geeignet waren. Es ist aber davon auszugehen, dass sich auf dem massiven und durch Gewölbe im Inneren statisch gesicherten Baukörper eine Artillerieplattform befand, welche unmittelbar über den Mauerkranz der Stadtbefestigung ragte.
2.3 Vorwerke in Holz-Erde-Bauweise Dass mottenartige Anlagen, bzw. das, was sich dem heutigen Betrachter als solche darbietet, im Spätmittelalter als Vorwerke durchaus üblich waren, haben die Verfasser bereits an anderer Stelle aufzeigen können.37 Doch auch im Rahmen einer genaueren Betrachtung solcher Vorwerke in Holz-
Erde-Bauweise stellt sich die Frage nach der Differenzierung zwischen Vorwerken defensiven und offensiven Charakters. Als Beispiele für eindeutig defensiv ausgelegte Vorwerke, die lediglich der Besetzung eines neuralgischen Punktes dienen ohne auch nur den Raum und die Möglichkeit zu bieten, Artillerie aufzunehmen, seien hier Mstěnice und Hassbach angeführt. Die archäologischen Untersuchungen der Befestigungsanlagen der Ortswüstung Mstěnice durch Vladimir Nekuda wurden 1985 vorgelegt.38 Zur jüngeren Siedlungsphase des fortgeschrittenen 13. – 15. Jahrhunderts, welche sich aus einem Angerdorf in Tallage mit anschließender Wasserburg und Wirtschaftshof zusammensetzt, gehören auch zwei von Nekuda als vorgeschobene Befestigungen bezeichnete Kleinstbefestigungen.39 Beide liegen auf Anhöhen im Vorfeld von Siedlung und Niederungsburg, wobei Befestigung II unmittelbar oberhalb des ehemaligen Zugangs zum Dorf errichtet wurde. Die besser untersuchte Befestigung I weist ein mottenartig aufgeschüttetes Kernwerk von ca. 10 m Durchmesser auf, das von 2 Gräben und einem Wall umschlossen ist. Der Baubefund, bestehend aus zwei Palisadengräbchen, von welchen der Äußere ringförmig geschlossen, der Innere hingegen hufeisenförmig geöffnet war, zeigt auffällige Parallelen zum Tabor von Gars am Kamp. Auch der Wall war, wie verkohlte Reste zeigten, von einer Palisade gekrönt, welche wahrscheinlich lehmverputzt war. Die Funde von beiden Vorbefestigungen zeigen eine Benutzung im späten 14. und 15. Jahrhundert an, wobei der Fund mehrerer Prunkbolzen auf die Anwesenheit höherrangiger militärischer Personen hindeutet. Der Brandhorizont auf Befestigung I weist auf eine gewaltsame Zerstörung hin, welche von Vladimir Nekuda für das gesamte Dorf mit einem Feldzug König Matthias Corvinus’ gegen Třebič 1468 in Verbindung gebracht wird.40 Die Ausgrabungsergebnisse von Mstěnice zeigen jedenfalls, dass wir im 15. Jahrhundert mit der Neuerrichtung von Kleinstmotten als Vorwerke zu rechnen haben. Die Bezeichnung als »Vorwerk« zur Burg beruht hier in erster Linie auf der topographischen Lage – Überhöhung zur Niederungsburg – und in der Ausrichtung der einseitig offenen Palisadengräbchen. Die Ruinen der Burg Haßbach (Niederösterreich) liegen oberhalb des gleichnamigen Ortes auf einem Sporn, hinter dem das Gelände nach Süden stark ansteigt. Etwa 60 Höhenmeter ober119
halb der Burg, etwa 300 m Luftlinie in südwestlicher Richtung von dieser entfernt, befindet sich ein kegelstumpfförmiges Objekt von etwa 10 m Durchmesser und einer noch erhaltenen Höhe von etwa 1 m, das durch einen umlaufenden Graben und Wall vollständig umschlossen wird.41 Die Spuren und Reste verschiedener Befestigungen in der Umgebung der Burg werden mit einer Belagerung im Jahre 1470 in Zusammenhang gebracht.42 In diesem Kontext wurden Stellungen der Belagerer oberhalb der Burg ausgemacht, zwischen dieser und dem kegelstumpfförmigen Objekt, die sich zum einen eben gegen die Burg richten, die zum anderen aber auch auf einen Angriff gegen die weit nach oben vorgerückte Anlage schließen lassen, so dass es sich um ein Vorwerk der Burg Haßbach handeln müsste.43 Diese »Warte« könnte sowohl dem Zweck der Überwachung von zwei von der Burg nicht einsehbaren Straßen als auch der Sicherung des – wie die Funde und Befestigungsreste belegen – für eine Belagerung nur gar zu geeigneten Vorgeländes der Burg gedient haben.44 Diese Annahmen sind insofern vorsichtig zu beurteilen, als sie durch Schriftquellen nicht abgesichert sind. Dass eine Belagerung Hassbachs im Rahmen der Baumkircherfehde um 1470 stattgefunden haben kann, lässt der historische Kontext vermuten, eine Urkunde aus dem Jahr 1493 deutet auf eine Belagerung in den vorhergehenden Jahren hin.45 Die konkreten Abläufe der Kampfhandlungen sowie die Zuordnung der gefundenen Objekte können lediglich aus den Funden erschlossen werden,46 so dass festzuhalten ist, dass die Einschätzung der mottenähnlichen Struktur auf der Spitze des Hügels als Vorwerk der Burg Haßbach zwar wahrscheinlich, keinesfalls aber gesichert ist.47 Vor der Burg Liebenfels im Glantal (Kärnten) befinden sich zwei Erdbasteien, bei der glücklicherweise die Errichtungsumstände durch die Schriftquellen bestimmbar sind. Aus Jakob Unrests »Österreichischer Chronik« geht hervor, dass Liebenfels 1489 durch ungarische Truppen eingenommen wird. In diesem Kontext werden Baumaßnahmen durch die Ungarn wie folgt geschildert: »Die richten das geschlos wol zu; sie paweten zwo pastein ob dem geschloss auf die puhl und teckten die allten thurn und gantzen zwinnger und pawetten new stuben und guet Pehemisch zewn umb das geschlos.«48 Die Burg erstreckt sich zwischen zwei Bergfrieden auf einem west-östlich 120
verlaufenden Sporn, und hat ihren Zugang im Westen. Die beiden geschilderten Vorwerke lassen sich im Vorfeld der Burg lokalisieren.49 Knapp 100 m vor dem westlichen Bergfried befindet sich ein Hügel, der deutliche Spuren künstlicher Bearbeitungen und Versteilungen erkennen lässt, die jedoch nicht mehr zu einer Gesamtstruktur ergänzt werden können.50 Nördlich der Burg, am Rande eines tief eingeschnittenen Tales, an das sich eine weiter ansteigende Hochfläche anschließt, liegt das zweite Vorwerk. Unmittelbar gegenüber der Kernburg von Liebenfels und etwa 200 m Luftlinie von dieser entfernt, befindet sich ein hufeisenförmiger, zur Burg hin offener Wall mit vorgelagertem Graben. Der Wall ist noch circa 2 m hoch und hat eine Innenfläche von etwa 6 x 6 m. Es handelt sich anscheinend um eine mit der Burg in Verbindung stehende Vorbefestigung, die verhindern sollte, dass sich an diesem Punkt ein Feind festsetzen und die Kernburg bedrohen könnte. Es handelt sich in Verbindung mit den Schriftquellen um eine Bastei des späten 15. Jahrhunderts, die aufgrund des Fehlens jeglicher Reste von Inneneinbauten und von Steinen vermutlich nur aus Holz- und Erdwerken bestanden hat. Im Gegensatz zu Mstěnice und Hassbach haben wir es hier also eindeutig mit einem Vorwerk zur Aufnahme von Geschützen zu tun, auch wenn selbige ebenfalls wieder für die Burg neuralgische Punkte sichern, und nicht zwingend eine Position besetzen, die für sich genommen fortifikatorisch vorteilhaft ist. Die Wertschätzung derartiger Kleinbefestigungen in Holz-Erdebauweise für den frühen Festungsbau findet unter anderem Ausdruck in einer Jörg Kölderer zugeschriebenen Festungshandschrift, die für Kaiser Maximilian vermutlich im Rahmen des Krieges gegen Venedig um 1508/1510 gefertigt wurde.51 Diese enthält kolorierte Federzeichnungen zu Burgen und Talsperren aus dem Tiroler und Trientiner Raum und darüber hinaus Studien zum festungsartigen Ausbau Tiroler Burgen bzw. musterbuchartige Entwürfe, die einen einzigartigen Einblick in den Festungsbau um 1500 bieten. Von besonderer Bedeutung für die Frage nach der Bedeutung von Holz-Erdebefestigungen ist eine mit »Leichtenberg« bezeichnete Vogelschausicht einer mutmaßlich Südtiroler Burg (Lichtenberg bei Prad am Stilfserjoch?) sowie der vorgelagerten Siedlung. Die topographische Skizze zeigt,
dass Höhenburg und Talsiedlung beidseitig durch Fließgewässer sowie im Bildvordergrund durch die mit »moß« bezeichnete versumpfte Talniederung natürlich gesichert sind. Im Bildvordergrund stellt der Künstler ein großes, vorburgartiges Areal dar, welches auch die Talsiedlung integriert. Talseitig bildet ein in Insellage gelegenes kegelstumpfartiges Erdwerk mit hölzerner Ufersicherung am Wallfuß und einer Wehrbekrönung aus einem mit einem Schindeldach gedeckten Flechtwerk den Gegenpol zur Höhenburg. Dieses ist mit Verhagungen in Form spanischer Reiter – andernorts in dieser Handschrift als »Pfauenschwanz« bezeichnet – und Palisaden mit zwei halbrondellartigen weiteren Basteien verbunden, von welchen eine zur Sicherung des am Talrand verlaufenden Weges dient. Ei-
10. »DAS IST DAS STAINERNE … SCHLOSS«. Kolorierte Federzeichung; ÖNB cod. 2858, fol. 2r.
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11. »das ist die groß daber«. Kolorierte Federzeichung; ÖNB cod. 2858, fol. 3r.
ne weitere Grafik, betitelt »das ist der stein ein schloß«, zeigt die Trientiner Burg Castel Pietra als eine nur mäßig erhöhte Burg in Talrandlage mit vorgelagerter weitläufiger Vorbefestigung am Talgrund, welche wiederum den Weg mit einschließt. Die zu »Leichtenberg«/Lichtenberg konzeptionell verwandten Wehranlagen sind als Mischkonstruktion mit Bauteilen in Massivbauweise und Holz-Erdekonstruktionen ausgeführt. Das Tor im Bildvordergrund ist in einen mottenartigen Kegelstumpf mit gedecktem Wehrgang integriert, welcher möglicherweise als barbakanenartiges Halbrondell nach innen offen ist. Einen ähnlichen Befestigungsbau zeigt die Vogelschau mit dem Titel »das ist die groß daber«, welche eine auf einem flachen Höhenrücken zwischen Gebirge und sumpfigem Talboden gelegene Befestigungskette, bestehend aus Verhagungen mit Spanischen Reitern und Palisadenreihen sowie mit 122
bastionsartig vorragenden Blockbauten an allen strategischen Punkten besteht. Dass es sich hierbei nicht um Holzverschalungen von Erdwerken handelt, indizieren die Maulscharten im Körper der im Grundriss polygonalen und im Aufriss kegelstumpfförmigen Anlagen. Bekrönt sind diese mit teilweise überdachten und mit maulschartenartigen Öffnungen versehenen Wehrgängen. Die große Innenfläche und kleine Häuschen in zwei Reihen legen nahe, dass es sich bei dieser Darstellung möglicherweise um ein Feldlager oder eine Talbefestigung mit integriertem Dorf handelt. Diese Darstellungen zeigen große Ähnlichkeiten mit einem heute in Krakau befindlichen Festungswerk, welches unter dem Namen »rei tormentariae« in der Literatur Eingang gefunden hat und welches nach derzeitigem Forschungsstand in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts geschaffen wurde. Dieses zeigt auch in stilistischer Hinsicht gut ver-
gleichbare Holz-Erde-Basteien und Blockhäuser und vermittelt einen guten Eindruck über die Bandbreite des Festungsbaus um 1500 von komplexen Linienanlagen bis zu selbständigen Bauten, welche in dieser Form auch als Vorwerke von Burgen denkbar sind52. Es kann somit festgestellt werden, dass die Errichtung mottenartiger Vorwerke im 15. und frühen 16. Jahrhundert durchaus auf der Höhe der Zeit war, da sie eine effektive Möglichkeit zur Eindämmung des Artilleriebeschusses darstellten. Dies gilt natürlich für reine Holzbauten, wie die Blockhäuser, nur eingeschränkt. Dennoch dürften sie als Schutz vor leichten Feuerwaffen eine beliebte, und vor allem auch kurzfristig errichtbare Lösung dargestellt haben. Auch dafür existieren zeitgenössische Bildquellenbelege, so unter anderem aus dem zwischen 1506 und 1527 (Drucklegung 1775) ent12. Hans Burgkmaier: Blockhaus vor Antwerpen: Holzschnitt (aus Der Weißkunig). standenen »Weißkunig«, einem illustrierten Prosawerk über das Leben Kaiser Maximilian I., auf einer exponierten Felsnadel errichteten Burg das unter seiner Mitwirkung am Innsbrucker Hof Scheuchenstein, mit einer Belagerung der Burg entstand. Zwei Holzschnitte von Hans Burgkmaier durch die Kaiserlichen rechnen musste,55 versuchte (1473 – 1531) zeigen derartige Bauten im Zuge mier, sie durch die Errichtung von drei Vorwerken auf litärischer Auseinandersetzungen, welche (fiktiv) in den die Burg umgebenden Felskuppen zu schützen Antwerpen und Zwyndrecht (Niederlande) verortet – vergeblich, wie sich am Ende herausstellen sollte: sind.53 Gerade im alpinen Gelände, wo der Einsatz von schweren Feuerwaffen aufgrund der TopograNun worn uor scheuhenstai dem gsloss phie nur beschränkt möglich war, dürfte sich der drei hoher, scharpfer uelsen gross, Blockbau bzw. das Blockhaus im 15. und frühen wer nun die selben innen het, 16. Jahrhundert als leichte Befestigung sowohl als der uesten er wol schaden tet. Vorwerk als auch als allein stehender Festungsbau darauff sy für den grawen einer gewissen Beliebtheit erfreut haben. Darauf drei taber heten pawen verweisen die mit der Bezeichnung »täber« ausUnd die nach natürfft wol peseczt, geführten Schilderungen derartiger Blockbauten das sie da uon nit wurden gleczt. im Vorfeld der Burg Scheuchenstein, Niederösdaz waz als man in dem ueld lag terreich, im Zuge einer im Rahmen des habsburuor urssendorff, an aim erchtag.56 gischen Bruderzwists von Michel Beheim für das Detailliert wird im Weiteren die langwierige ErJahr 1464 überlieferten Belagerung der Burg.54 Als oberung der »Täber« geschildet, worauf, die BeKling von Urschendorf, seinerzeitiger Besitzer der 123
fürchtungen des Burgherren wahr werden lassend, die Stellungen zur Belagerung gegen die Burg genutzt werden. Aus dieser Beschreibung wird ersichtlich, dass derartige Vorwerke in »Leichtbauweise« keineswegs nur Schutz vor leichten Feuerwaffen boten, sondern auch eine aktive Verteidigung mit Handfeuerwaffen ermöglichten, weshalb die einfache Kategorisierung in »offensive« und »defensive« Vorwerke gerade bei den Holzbefestigungen zu relativieren ist. Insgesamt erweisen sich das 15. und 16. Jahrhundert unter dem Eindruck entwickelter Kriegstechniken als Experimentierphase, wobei – und darauf hat zuletzt Stephan Hoppe explizit hingewiesen – dem passiven Schutz vor Beschuss weit mehr Augenmerk geschenkt wurde, als dies in der Literatur bislang gewürdigt wurde.57 Dies gilt insbesondere auch für die Rolle der HolzErde-Befestigungen.58 Zu überdenken ist in diesem Zusammenhang die von Elmar Brohl postulierte Vorreiterrolle des böhmisch-polnischen Raumes. Obgleich die innovatorische Rolle der Hussitenkriege für die Entwicklung von Defensivbauten unbestritten ist, zeigen gerade die hier angeführten Beispiele eine weitaus breitere geographische
Streuung vieler baulicher Phänomene schon im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Die Entwicklung des Befestigungswesens ist dementsprechend auch keineswegs linear, was nach Hoppe nicht Folge von Beharrungstendenzen einzelner Bauherren ist, sondern hier auch unterschiedliche mediale Wirkungen von Architektur zu bedenken sind, insbesondere im gleichzeitigen Nebeneinander von nichtbastionärer und bastionärer Befestigung im 16. Jahrhundert. Dies gilt auch für die Sicherung des taktischen Raums im Vorfeld einer Burg, wo nicht nur der tatsächliche Verteidigungseffekt, sondern auch die optische Wirkung in der Landschaft als Faktor eines Herrschaftsgestus mit zu berücksichtigen ist.
Abbildungsnachweis 1: Adalbert Klaar; 2: Luftbildarchiv des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Universität Wien; 3: F. Jäger, Eppenstein. Aus alter und neuer Zeit, Eppenstein 2004; 4: Leopold Mayböck; 5, 6: Olaf Wagener; 7: Uwe Welz; 8: Kartengrundlage: BEV; 9, 10, 11: IMAREAL, http:www.imareal.oeaw.ac.at/ realonline, Bildnummern 006656, 006651 und 006652; 12: Der weiss Kunig (wie Anm. 51), nach S. 144.
Anmerkungen 1 Zu Schildmauern allgemein vgl. auch Alexander Antonow: Burgen des südwestdeutschen Raums im 13. und 14. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Schildmauer (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br., 40). Bühl/Baden 1977 sowie Burkhard Jäger: Die Schildmauer im Burgenbau des Westerwaldes und des Taunus. Diss. Gießen 1987. 2 Rolf Übel: Neu-Scharfeneck. In: Pfälzisches Burgenlexikon. Bd. 3: I – N (Beiträge zur pfälzischen Geschichte 12.3), hrsg. v. Jürgen Keddigkeit, Ulrich Burkhart u. Rolf Übel. Kaiserslautern 2005, S. 755 – 771, hier: S. 769. Eine ausführliche Darstellung auch der Restaurierung und der Wiederentdeckung der Burg bei Rolf Übel: Burg Neuscharfeneck bei Dernbach, Kreis Südliche Weinstraße. Landau 1998. 3 Übel 2005 (wie Anm. 2), S. 759. 4 Übel 2005 (wie Anm. 2), S. 769 – 771. 5 Günter Schmitt, Burgenführer Schwäbische Alb Bd. 3: Donautal, Biberach 1990, S. 187 – 196. 6 Siehe dazu zuletzt zusammenfassend Gerhard Reichhalter/ Andreas Zajic: Pöggstall I. In: Falko Daim/Karin Kühtrei-
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ber/Thomas Kühtreiber (Hg): Burgen Waldviertel-WachauMährisches Thayatal. St. Pölten 2009, S. 360 – 364. 7 Vgl. Anm. 6 sowie: Renate Holzschuh-Hofer: Pöggstall (NÖ.), Schloß. In: Artur Rosenauer (Hrsg.): Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich. Bd. 3: Spätmittelalter und Renaissance. Wien 2003, S. 274; Rudolf Hauptner:, Dürer‘sche Befestigungsbauten im nördlichen Niederösterreich. In: Das Waldviertel 51/2, 2002, 155 – 177, hier: 165f. 8 Ebda. 9 Vgl. u.a. die ehemaligen Rondell-Barbakanen von Wiener Neustadt (Niederösterreich): Erwin Reidinger/Werner Jobst: Archäologische Bauforschungen in Wiener Neustadt. Bericht über die Ausgrabungen am Neunkirchner Tor 1995 – 1997. In: Carnuntum-Jahrbuch 1999, 2000, S. 23 – 76; Dresden (Ende 15. Jahrhundert): Jens Beutmann: Vorstadt, Graben, Tiefgarage. Ausgrabungen im Schatten der Dresdner Frauenkirche. In: Archaeo. Archäologie in Sachsen 1, 2004, S. 11 – 13; Košice (Slowakei): Marcela Durišova: (Befestigung der Stadt Kosice). In: Archaeologia historica 29, 2004, S. 249 – 260.; Pecs (Ungarn, um 1530): Balazs Bodo: Die Barbakane von Pecs.
Angaben zur Geschichte der Burgtore der Bischofsburg. In: Burgenkundliche Studien zum 80. Geburtstag von Gyula Novaki. Budapest 2006, S. 33 – 42; ein frühes Beispiel einer massiven Barbakane, um 1460 datiert, stellt das Marientor in Naumburg an der Saale dar: Thomas Biller: Das Marientor in Naumburg an der Saale. Ergebnisse der Bauforschung 1996 – 1998. In: Burgen und frühe Schlösser in Thüringen und seinen Nachbarländern. (Forschungen zu Burgen und Schlössern, 5), München/Berlin 2000, S. 105 – 114. 10 Vgl. Thomas Kühtreiber/Olaf Wagener: »… sie paweten zwo pastein ob dem geschloss auf die puhl.«. Vorwerke / vorgeschobene Befestigungen im deutschsprachigen Raum, in: Castellologica Bohemica 11, 2008, S. 113 – 164. 11 Reichhalter/Kühtreiber/Kühtreiber 2001 (wie Anm. 6), S. 231 – 232. 12 Herwig Ebner: Burgen und Schlösser im Ennstal und Murboden (Steiermarks Burgen und Schlösser, 1). 2. Aufl., Wien 1976, S. 31f. 13 Ausführlich dazu bei Kühtreiber/Wagener 2008 (wie Anm. 10). 14 Ebner 1976 (wie Anm. 12), S. 31f.; Kurt Woisetschläger/ Peter Krenn (Bearb.), Steiermark (ohne Graz) (DehioHandbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs). Wien 1982, S. 89f. 15 Wilhelm Götting/Georg Grüll: Burgen in Oberösterreich (Schriftenreihe der oberösterreichischen Landesbaudirektion, 21). Wels 1967, S. 116. 16 Walter Pongratz/Gerhard Seebach: Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten (Niederösterreich III/2). Wien 1972, S. 135 – 137; Reichhalter/Kühtreiber/Kühtreiber 2001 (wie Anm. 6), S. 429f. 17 Nach Ausweis der Mauerwerksstruktur, bestehend aus zeitspezifisch charakteristischem Netzmauerwerk. 18 Derartige Türme finden sich auch integriert in Vorburgen, so z.B. auf Burg Prandegg (Oberösterreich), vgl. Götting/Grüll 1967 (wie Anm. 15), S. 148 – 170, hier bes. S. 154 – 155. 19 John Zimmer: Die Burgen des Luxemburger Landes. 2 Bde., Luxemburg 1996, Bd. 2, S. 69 – 74. 20 Zusammenfassend zu Burg Frankenstein vgl. Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald. Ein Führer zu Geschichte und Architektur. Regensburg 2005, S. 56 – 59. Walter Scheele: Burg Frankenstein. Mythos, Wahrheit, Legende. Frankfurt a.M. 2001, wird wissenschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht und konzentriert sich auf den letzten Punkt des Untertitels. Friedrich Battenberg: Burg und Herrschaft Frankenstein in vormoderner Zeit. In: Archiv für hessische Geschichte 60, 2002, S. 7 – 28, bietet historische Ansichten aus dem frühen 19. Jahrhundert, geht ansonsten aber entgegen seines Titels kaum auf die Burg selber ein. 21 Vgl. Hessen (Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler), bearb. v. Magnus Backes, 2. Aufl. München u. Berlin 1982, S. 660; Biller 2005 (wie Anm. 20), S. 56, datiert den ersten Ausbau auf 1835. 22 Backes 1982 (wie Anm. 21), S. 660; Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 3. Aufl., Gudensberg-Gleichen 2000, S. 525. 23 Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Brensbach o. J. [1998], S. 74. 24 Eine solche Datierung vertritt auch Biller 2005 (wie Anm. 20), S. 59.
25 Götting/Grüll 1967 (wie Anm. 15), S. 25 – 38, bes. S. 29 – 31. 26 Henri Schoen : Quelques sites de guerre de sappe médiévale des Vosges et du Wasgau. In: Revue d’Alsace 122, 1996, S. 127 – 136, hier S. 128. 27 Rolf Übel: Kleinfrankreich. In: Pfälzisches Burgenlexikon. Bd. 3: I – N (Beiträge zur pfälzischen Geschichte 12.3), hrsg. v. Jürgen Keddigkeit, Ulrich Burkhart u. Rolf Übel. Kaiserslautern 2005, S. 200 – 204. 28 Reinhard Gutbier: Das Bollwerk von Lichtenberg im Odenwald und der Dicke Turm der Burg Friedberg. In: Der Odenwald 17, 1970, S. 55 – 62, hier S. 57. Biller 2005 (wie Anm. 20), S. 206 – 210. Vgl. allgemein zu Schloss Lichtenberg auch Hans H. Weber: Schloß Lichtenberg im Odenwald und seine Umgebung (Schriftenreihe des Museums Schloß Lichtenberg, 4). Fischbachtal 1983; G. Ulrich Großmann: Hessische Renaissanceschlösser. Nürnberg 2005, ergänzt 2009: forschung. gnm.de/ressourchen/schloesser/index/htm. (alphabetisch unter Lichtenberg), zuletzt eingesehen am 12.07.2010. 29 Gutbier 1970 (wie Anm. 28), S. 56f. 30 Weber 1983 (wie Am. 28), S. 85. 31 Steinmetz 1998 (wie Anm. 23), S. 181. 32 Herbert Erich Baumert/Georg Grüll: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Bd. 1: Mühlviertel und Linz. Wien 1988, S. 161; Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Linz 1970, S. 208. 33 Thomas Kühtreiber/Patrick Schicht: Artikel »Sarmingstein«. In: http://www.ebidat.de (18.10.2008). 34 Kühtreiber/Schicht (wie Anm. 33). 35 Zur Geschichte vgl. Götting, Grüll 1967 (wie Anm. 15), S. 269 – 272. 36 Gerhard Reichhalter/Karin Kühtreiber/Thomas Kühtreiber: Burgen Wienviertel. Wien 2005, S. 347 – 351. 37 Kühtreiber/Wagener 2008 (wie Anm. 10), passim. 38 Vladimir Nekuda: Mstěnice. Zaniklá středověká ves. Bd. 1, Brno 1985. 39 Nekuda 1985 (wie Anm. 38), S. 244. 40 Nekuda 1985 (wie Anm. 38), S. 249. 41 Hans P. Schad’n: Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich (Prähistorische Forschungen, 3). Horn/Wien 1953, S. 74, äußert sich zu dieser Anlage wie folgt: »In der Nähe der Ruine Hasbach liegen zwei kleine runde Erdhügel, ganz zerworfen, die von seichten Gräben umgeben sind. In der Mitte stand ein Blockhaus, dessen verkohlte Reste von P. W. Leeb aufgefunden wurden, als er vor Jahren die Hügel durchgrub. Die Erdwerke stammen aus dem 15. Jahrhundert und rühren möglicherweise von Täbern her, die von umherziehenden Rotten angelegt worden sind. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es sich um Vorwerke des Schlosses handelt, etwa um Wachtposten.« Die von Schad’n angeführten Funde liegen im Schlossarchiv Steyersberg, die Datierung kann durch die Autoren bestätigt werden. 42 Wolfgang Haider-Berky: Die Belagerung von Haßbach – Die Rekonstruktion der Kampfhandlungen um die Burg Haßbach im Jahre 1470 auf Grund archäologischer und historischer Quellen. In: Unsere Heimat 70, 1999, S. 160 – 184; Wolfgang Haider-Berky: Die Belagerung und Zerstörung der Burg Hassbach im Jahre 1469/70 In: Der Aufstieg eines Kaisers: Maximilian I., von seiner Geburt bis zur Alleinherrschaft 1459 – 1493, hrsg. v. Kulturamt der Stadt Wiener Neustadt Stadtmuseum, Wiener Neustadt 2000, S. 43 – 48.
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43 Oben auf dem Berg bzw.: am Rand des Steinbruchs liegt die Motte, und zwischen der Motte und der Burg liegen die Verschanzungen der Belagerer. In diesen Stellungen – und zwar jeweils nur an den der mittleren Stellung zugewandten Seiten – hat ein Sondengänger Bolzen u. ä. »gefunden«. 44 Haider-Berky 1999 (wie Anm. 42), S. 168. 45 Maximilian Weltin: Haßbach. Geschichte. In: Karin Kühtreiber/Thomas Kühtreiber/Christina Mochty/Maximilian Weltin: Wehrbauten und Adelssitze Niederösterreichs. Das Viertel unter dem Wienerwald : Bd. 1 (Sonderreihe der »Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde«, 1). St. Pölten 1998, S. 103 – 106, hier S. 105. Zum historischen Kontext vgl. Roland Schäffer: Die Baumkircherfehde (1469 – 1471). In: Andreas Baumkircher und seine Zeit (Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, 67), hrsg. v. Burgenländischen Landesmuseum, Eisenstadt 1983, S. 151 – 182. 46 An dieser Stelle muss ausdrücklich darauf verwiesen werden, dass eine Kartierung der Ausrichtung der aufgefundenen Pfeilspitzen beispielsweise nicht erfolgt ist. 47 Es handelt sich bei dieser Warte jedenfalls um eine deutlich bescheidenere Anlage als z.B. bei dem »Tanzboden« in Deutschlandsberg, vgl. Olaf Wagener/Thomas Kühtreiber: Die Motte vor der Burg – Vorgängeranlage, Vorwerk, Belagerungsanlage? In: Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 23, 2007, S. 327 – 347. 48 Karl Grossmann (Hrsg.): Jakob Unrest Österreichische Chronik (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum germanicarum, Nova Series, 11). Weimar 1957, S. 184. 49 Franz X. Kohla: Kärntens Burgen, Schlösser, Ansitze und wehrhafte Stätten. Ein Beitrag zur Siedlungstopographie (Kärntner Burgenkunde, 1). 2. vermehrte Aufl., Klagenfurt 1973, S. 187f.; Hermann Wiessner: Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser um Friesach, St. Veit, Wolfsberg (Kärntens Burgen und Schlösser, 1), 2., erw. Aufl., Wien 1973, S. 76 – 78. 50 Kohla 1973 (wie Anm. 47), S. 187. 51 Österreichische Nationalbibliothek cod. 2858; Franz Unterkircher: Inventar der illuminierten Handschriften: Inkunabeln und Frühdrucke der Österreichischen Nationalbibliothek. Teil I: Die Abendländischen Handschriften. (Museion. Veröffentlichungen der Österreichischen Nationalbibliothek Neue Folge, Zweite Reihe: Allgemeine Veröffentlichungen,
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2). Wien 1957, S. 87; Franz Unterkircher (Red.): Maximilian I. 1459 – 1519. Ausstellung Österreichische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung Albertina, Kunsthistorisches Museum (Waffensammlung). Wien 1959, S. 39, Kat.Nr. 115; Erich Egg (Red.): Maximilian I. Innsbruck, Katalog zur Ausstellung, Innsbruck 1969, S. 122, Kat.-Nr. 477. 52 Janusz Bogdanowski: Erdbasteien in Malopolska (Kleinpolen) im Licht des Traktats Rei tormentariae (15. – 16. Jh.). In: Elmar Brohl (Hrsg.): Militärische Bedrohung und bauliche Reaktion. Festschrift für Volker Schmidtchen. Marburg 2000, S. 33 – 44; für die Übernahme im mitteldeutschen Raum um 1500: Elmar Brohl, Polnische Einflüsse auf den frühen Festungsbau in Mitteldeutschland um 1500. In: ebd. S. 14 – 32. 53 Der weiss Kunig. Eine Erzählung von den Thaten Kaiser Maximilian des 1./Von Marx Treitzsaurwein auf dessen Angeben zusammengetragen, nebst den von Hannsen Burgmair dazu verfertigten Holzschnitten, hrsg. von der Kaiserl.-Königl. Hofbibliothek, Wien 1775. Neudruck Weinheim 1985. 54 Michael Beheim’s Buch von den Wienern 1462 – 1465 zum ersten Mahl nach der Heidelberger und Wiener Handschrift, hrsg. v. Theodor v. Karajan, Wien 1898, S. 387 – 409, bes. 390 – 400; zur Burg vgl. Felix Halmer: Burgen und Schlösser zwischen Baden, Gutenstein, Wiener Neustadt (Niederösterreichs Burgen und Schlösser, I/2). Wien 1968, S. 116 – 118. Die Lage und Unzugänglichkeit wird deutlich bei Otto Piper: Österreichische Burgen. Bd. 2. Wien 1903, S. 196f. 55 Maximilian Weltin: Urschendorf-Geschichte. In: Karin und Thomas Kühtreiber/Christina Mochty/Maximilian Weltin: Wehrbauten und Adelssitze Niederösterreichs. Viertel unter dem Wienerwald 1. St. Pölten 1998, S. 275 – 277. 56 Beheim Buch von den Wienern (wie Anm. 53), S. 392, Z. 8 – 17. 57 Stephan Hoppe: Artilleriewall und Bastion. Deutscher Festungsbau der Renaissancezeit im Spannungsfeld zwischen apparativer und medialer Funktion. In: Jülicher Geschichtsblätter 74/75, 2006/2007 (2008), S. 35 – 63. 58 Sogar der Festungstrakt Specklins des späten 16. Jahrhunderts widmet den Erdwällen noch breiten Raum: Daniel Specklin: Architectura von Vestungen, Wie die zu unsern Zeiten mögen erbawen werden [...]. Straßburg 1589. Reprint Portland 1972.
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Report "Olaf Wagener, Thomas Kühtreiber, Taktik und Raum. Vorwerke als Elemente des Burgenbaus im 15. und 16. Jahrhundert. In: Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verbindung mit dem Germanischen Nationalmuseum (Hg.), Die Burg zur Zeit der Renaissance. Nürnberg 2010, 111–126 "