Neues in altem Gewand. Die Gräber von Franziskus und Chiara in Assisi, in: Altenberg und die Baukultur im 13. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Altenberger Dom-Vereins 10), hg. v. Altenberger Dom-Verein/Norbert Nußbaum/Sabine Lepsky, Regensburg 2010, S. 85–102.
Neues in altem Gewand: die Gräber der Heiligen Franziskus und Klara in Assisi
Bekanntlich verschwinden die Krypten seit dem späten 12. und vor allem im Verlauf des 13. Jahrhunderts aus den abendländischen Kirchen. Diese Entwicklung wird von der Forschung in erster Linie mit einem Wandel der Reliquien- und Heiligenverehrungspraxis, dem Wunsch nach Sichtbarmachung und Zurschaustellung des Heiligsten sowie dem Bedürfnis nach unmittelbarem, sinnlichem Erlebnis der Reliquie erklärt. So wurden nach Wallrath „die Gebeine der Kirchenheiligen und Märtyrer nicht mehr in der Gruft im Erdgrab belassen, sondern in die Oberkirche überführt, um dort ebenso wie die übrigen Reliquien den Gläubigen zur Verehrung gezeigt zu werden“.1 Dass sich ein eindeutiger Schnitt jedoch schwerlich ziehen lässt, dass vielmehr Traditionen von Raumdisposition und Funktionszusammenhängen, die fest mit der Krypta verbunden waren, über ihre Verbreitungszeit hinaus nachwirkten, soll anhand von S. Francesco in Assisi gezeigt werden (Abb. 1). In der Hauptkirche des noch jungen Reformordens der Franziskaner vereinen sich Repräsentationsbedürfnis, Anspruch und Ordensideal mit Sehgewohnheiten und traditioneller Heiligenverehrung in einem Bau. Die Klosterkirche ist ihrem Bautypus nach eine T-förmige Saalkirche. Sie besitzt ein Langhaus mit vier Jochen, an das sich die Vierung mit dem Querhaus und dem Chor anschließt. Der Bau erhebt sich über einer Unterkirche mit den gleichen Ausmaßen. Die Anlage wurde wahrscheinlich 1228, im Jahr der Heiligsprechung des Franziskus begonnen und 1253 geweiht. Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts wurden an das Langhaus der Unterkirche Kapellen angebaut. Während sich die Bauskulptur im Gewand 85
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1 Assisi, S. Francesco, Längsschnitt, Grundrisse von Ober- und Unterkirche
der französischen, von Reims aus beeinflussten Hochgotik zeigt,2 folgt die Architektur einem Schema, das in der gleichzeitigen Baukunst in Frankreich keine Rolle spielt – und schon gar nicht in der Monumentalarchitektur. Angesichts dieses Phänomens fragte bereits Wolfgang Krönig 1938: „Am Anfang einer architektonischen wie architekturgeschichtlichen Würdigung von S. Francesco in Assisi muss die Frage stehen: warum wählte man die Form der einschiffigen Kirche, als man mit der Grabeskirche des hl. Franz zugleich die erste Monumentalkirche des Ordens errichtete?“3 86
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Die Versuche einer typologischen Herleitung der Gestalt S. Francescos reichen sehr weit. So versuchte vor allem Wolfgang Schenkluhn in dem Bau eine Synthese aus dem Querhaus von Alt-St. Peter und französischen Doppelkapellen wie der Ste-Chapelle zu lesen.4 Weit vor ihm waren es in erster Linie Wolfgang Krönig und Renate Wagner-Rieger, die Vorbilder für den Typus suchten. Krönig verwies dabei auf Südfrankreich, aber auch besonders auf die Kathedrale von Angers, weil es den einschiffigen Wölbbau in Italien vorher nicht gäbe.5 Wagner-Rieger bezog sich bei ihrer Suche auf eine große Reihe italienischer Bauten, die mit einigen Variationen den Typus der T-förmigen Saalkirche aufnehmen.6 Doch einige der von ihr genannten Beispiele, wie Sta. Maria in Vescovio im Latium oder die Abteikirche von Fruttuaria in der Nähe von Turin erwiesen sich nach Untersuchungen jüngerer Zeit als veränderte Basiliken und müssen daher aus der Betrachtung ausscheiden.7 Die von Krönig genannten grundsätzlichen Übereinstimmungen im Formenapparat von Assisi und Angers sind nicht von der Hand zu weisen. Doch während der spätromanische Bau von Angers bereits viele Elemente der französischen Gotik vorwegnimmt, übernimmt S. Francesco – wie gesagt – französische Elemente nur in der Bauskulptur, folgt in der grundsätzlichen Anlage der Architektur aber den lokalen Bautraditionen.8 Es lohnt sich daher, diesen von der Forschung bislang übersehenen Umstand näher zu beleuchten. Der Bautypus findet sich vor allem im 11. und 12. Jahrhundert oftmals bei Abteikirchen. Ein gehäuftes Auftreten findet sich dabei in Mittelitalien, vor allem in der Toskana, aber auch in Umbrien und den Marken; das gilt unter anderem für die toskanischen Bauten Sto. Stefano in Vicoduoedecim bei Podere Le Pievi, S. Rabano in Alberese, S. Michele Arcangelo in Vico Alto, SS. Trinità in Spineta oder die ehemalige Pieve S. Simone in Radiocondoli, die alle aus dem 12. Jahrhundert stammen. Als Beispiel aus dem beginnenden 13. Jahrhundert kann die Abteikirche S. Bruzio in Magliano in der Toscana angeführt werden.9 Die ehemalige Abteikirche Sta. Maria in Farneta,10 wohl im ersten Drittel des 11. Jahrhunderts entstanden, ist ebenfalls eine T-förmige Saalkirche mit drei Apsiden, die direkt an das Querhaus anschließen. Im jeweils östlichen Drittel der Querhausstirnwände befinden sich halbrunde Apsiden, die sich aus den trikonchalen Chören der Krypta herleiten. Der Chor der Kirche ist durch die Krypta nur leicht gegenüber dem Langhaus erhoben, so dass sich keine nennenswerten Niveauunterschiede im Kirchenraum ergeben. Anders in der 1034 geweihten Abteikirche von S. Salvatore al Monte
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2 Fonte Avellana, Klosterkirche, Krypta nach Nordost
Amiata.11 Auch hier hat der Grundriss die Form eines T´s. Die drei Chöre der Krypta entwickelten sich ursprünglich über trikonchialem Plan, wobei die einzelnen Konchen wahrscheinlich im Außenbau nicht in Erscheinung traten, sondern in der Mauerstärke verborgen blieben. Ob das auch für die drei Chöre der Kirche galt, ist unklar. Im Unterschied zu Farneta verbirgt sich die Krypta hier allerdings nicht unter dem Chor, sondern hebt das Sanktuarium mitsamt dem Querhaus deutlich über das Langhausniveau an. Dieser verhältnismäßig einfache Bautypus war nicht auf die Toskana beschränkt und lässt sich auch nicht nur im 11. Jahrhundert nachweisen. Die umbrische Abteikirche Sta. Croce di Fonte Avellana (Abb. 2) entstand Ende des 12. Jahrhunderts und wurde 1197 geweiht.12 Sie übernimmt denselben Bautypus und weist wie die Kirche auf dem Monte Amiata einen stark erhöhten Chorbereich auf. Im Unterschied zu den beiden älteren toskanischen Beispielen wird die Krypta aber nicht durch kleinteilige Räume oder enge Säulenstellungen gegliedert, sondern besitzt stattdessen drei weite, kreuzgratgewölbte Joche, die durch Gurtbögen voneinander getrennt sind. Die Wölbung der Apsis wird durch eine Kalotte gebildet, in die ursprünglich drei, heute nur noch zwei Fenster einschneiden. An diesem Beispiel und seinem Wechsel von einem regelmäßigen Raster kleiner Gewölbe hin zu einem einzigen, weitgespannten ist wahrscheinlich am deutlichsten zu erkennen, wie sich ein Bautypus im Laufe der Zeit den unterschiedlichen Bautechniken und -gepflogenheiten anpassen konnte. Diese wenigen Beispiele zeigen bereits deutlich, dass 88
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S. Francesco im Grundriss dem traditionellen, regionalen Bautypus folgt. Da außerdem zu vermuten ist, dass die Kirche in Assisi ursprünglich um ein Joch kürzer geplant war,13 rückt das zunächst geplante Erscheinungsbild von S. Francesco in seinen Proportionen damit noch näher an das der älteren Klosterkirchen heran. Doch während einige der genannten Beispiele eingeschossig sind, also keine Krypta aufweisen, andere nur im Chor durch eine Krypta zwei übereinanderliegende Räume besitzen, ist das besondere Merkmal von S. Francesco die über die gesamte Grundfläche reichende Zweigeschossigkeit. Jürgen Wiener erwähnt einige ältere Literaturbeispiele wie den RdK-Beitrag von Günter Bandmann zur Doppelkirche, stellt aber gleichzeitig fest, dass „diese typologischen Reihen nicht mehr für Assisi aussagen, als dass es Doppelkirchen schon vorher gab. Keines der vielen Beispiele erklärt Assisi mit Notwendigkeit.“14 Darin zeigt sich eines der Probleme typologischer Untersuchungen, die für einen Kirchenraum dieser Größe einen entsprechenden Vergleichsfall suchen. Gleichzeitig besteht der Bedarf, die Funktionen zu klären und gleichzeitig einen Raumtypus benennende Begriffe wie Krypta und Unterkirche mit funktionalen Inhalten zu füllen. Tatsächlich sagen die beiden raumbeschreibenden Bezeichnungen nichts über eine Nutzung oder Funktion aus, die Abgrenzung zwischen den Typen ist fließend, da diese nur über die Größe des Raums definiert werden können. Wie in den meisten der älteren Kirchen mit Krypta nimmt die Unterkirche von S. Francesco das Heiligengrab auf. Dies zeigt im Übrigen deutlich, dass Unterkirchen und Krypten mit identischen Funktionen gefüllt werden konnten und daher auch vergleichend betrachtet werden sollten. Doch ein wesentlicher Unterschied zu fast allen Krypten besteht darin, dass die Unterkirche in Assisi ausschließlich von außen zugänglich ist – wenn man von den für den Betrachter nicht wahrnehmbaren Wendeltreppen in den Apsistorrioni einmal absieht – und hier, dass wohl auch nie eine offensichtliche Verbindung zwischen oben und unten hergestellt werden sollte. Das zeigt sich neben dem Fehlen großer Treppenanlagen zur Vermittlung zwischen Kirchenraum und Krypta, wie sie sonst in zahlreichen Fällen – etwa der Kathedrale von Trani15 – vorkommen, auch daran, dass das Grab in der Oberkirche nicht erfahrbar ist. In den meisten Bauten mit einem Heiligengrab besteht hingegen die Möglichkeit, das in der Krypta liegende Grab durch eine Sichtöffnung in den Altarstufen zu betrachten. Das ist in S. Francesco nicht gegeben. Erst bei der Darstellung des Baus in einem gezeichneten Schnitt wird dem modernen Betrachter deutlich, dass
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3 Assisi, Sta. Chiara, Grundriss
es eine vertikale, über die beiden Geschosse reichende Verbindung zwischen Grab, Altar der Unterkirche und dem der Oberkirche gibt. Die Sichtverbindung gehört aber zu den wichtigsten, geradezu unverzichtbaren architektonischen wie funktionalen Bestandteilen einer Krypta. Ihre Aufgabe besteht in erster Linie darin, das Heiligengrab aufzunehmen und ihm ein angemessener Rahmen zu sein.16 Im Unterschied zu S. Francesco gab es ursprünglich unter Sta. Chiara keine Krypta. Diese wurde erst im 19. Jahrhundert, als man nach dem Heiligengrab gesucht hat, angelegt.17 Die zwischen 1257 und 1265 errichtete Kirche der hl. Klara von Assisi entspricht dem Bautypus von S. Francesco, weshalb sie in der Literatur bislang in der Regel nur als sogenannte kleine Schwester der Franziskuskirche und bis auf die Monographie von Marino Bigaroni und Hans-Rudolf Meier kaum in der Forschung Erwähnung gefunden hat.18 Im Unterschied zu der doppelgeschossigen Anlage von S. Francesco, nimmt Sta. Chiara nur den Grundrisstypus auf (Abb. 3), bleibt aber eingeschossig – der Nonnenchor befindet sich in der südlich anschließenden Cappella di S. Giorgio, während in S. Francesco die Oberkirche wohl als Mönchskirche anzusprechen ist. Das Grab der hl. Klara liegt im Zentrum der Vierung und damit an gleicher Stelle wie das Franziskusgrab in der wenig älteren Kirche. 90
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In der Regel liegt das Grab, so wie es auch in den Kirchen mit Krypta und vor allem in S. Francesco und Sta. Chiara zu beobachten, in einer vertikalen Achse unter dem Hauptaltar der Oberkirche. Die Form seiner „Präsentation“ ist hier wie dort sehr ähnlich: Das Grab befindet sich im Boden, im zentralen Joch der Krypta, hier also in der Vierung; der Kryptenaltar steht direkt darauf, ein Geschoss darüber in der Oberkirche der Hochaltar. Durch diese über mehrere Geschosse reichende, vertikale Verbindung wird das Heiligengrab in der Krypta zum Sepulchrum des Hochaltars der Oberkirche. Zusätzlich schafft und sichert es Authentizität und suggeriert nicht nur eine Tradition des Bestattungsorts, sondern betont oft auch gleichzeitig die Bedeutung und Tradition der Stadt, deren Patron der Heilige häufig bereits ist oder nun wird. Zu diesem Zweck werden Heilige in die neu errichtete Kirche transloziert, Viten verfasst, das neu geschaffene Grab aufwendig ausgestaltet und zur Schau gestellt.19 Im 11. Jahrhundert waren die Beisetzung in der Krypta und das Verfassen einer Vita oft gleichbedeutend mit einer offiziellen Heiligsprechung. Das zeigt sich deutlich an dem Beispiel des hl. Dominikus von Sora, der in dem von ihm gegründeten Kloster beigesetzt wurde, wo kurz nach seinem Tod über dem Grab eine Kirche entstand.20 Die Kirche war ursprünglich Maria geweiht, doch bereits im 12. Jahrhundert wechselt das Patrozinium zugunsten von Dominikus.21 Entgegen solcher durch Bischof oder Konvent initiierten Kulte hatte der Papst die Kanonisation im 13. Jahrhundert inzwischen monopolisiert.22 S. Francesco scheint an ältere Fälle der Kultbegründung anzuknüpfen, indem nur zwei Jahre nach Franziskus’ Tod mit dem Bau der Klosterkirche begonnen wurde. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Kirche seit ihrer Planung als Grabeskirche für den neuen, zunächst wohl in S. Giorgio bestatteten Heiligen vorgesehen war,23 denn die Beisetzung in der Krypta bzw. in der Kirche legitimierte spätestens seit dem 11. Jahrhundert den Kult, machte also gleichsam heilig. Durch die Lage des Grabes senkrecht unter dem Hauptaltar wurde nicht nur das Heiligengrab zum Sepulchrum des darüberstehenden Altars, sondern die gesamte Krypta, die in der Regel unter dem liturgischen Chor der Oberkirche liegt, gleichzeitig Teil des Chors. Mit dieser Aufwertung des Raums ist eine Bedeutungssteigerung des Grabes verbunden: War die Bestattung nicht-heiliger Personen im Chor auch im 13. Jahrhundert üblicherweise untersagt, konnten und sollten hier aber durchaus kanonisierte Heilige beigesetzt werden. In S. Francesco wird durch architektonische Motive, die den Gläubigen geläufig waren, also auf eine für den Zeitgenossen unmissverständliche
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Weise darauf hingewiesen, dass es sich um ein Heiligen- und nicht etwa ein Normalgrab handelte. Daher dürfte kaum bezweifelt werden, dass die Positionierung des Heiligengrabes unter dem Altar durch seine sinnliche Erfahrbarkeit und die unmittelbare Verständlichkeit der Aussage wesentlich publikumswirksamer war als die offizielle und für den Gläubigen viel abstraktere Aufnahme des Franziskus in den Heiligenkalender. Der Besitz der Heiligengebeine sowie die nicht nur auf traditionelle Weise, sondern auch in einer hinsichtlich des Bautypus alten Kirche erfolgte Bestattung dienten zusätzlich der Anspruchssteigerung und -festigung des Klosters. Doch warum hat man in Assisi keine Krypta gebaut, die nur unter dem Chor liegt, sondern eine Unterkirche, die keine direkte Verbindung zur Oberkirche besitzt? Ein etwas entferntes Beispiel, das bei näherer Betrachtung interessante Analogien aufweist, mag dabei weiterhelfen: Im apulischen Trani befindet sich eine doppelgeschossige Kathedrale, deren Neubau Ende des 11. Jahrhunderts begonnen wurde.24 Den Anstoß dafür gab wahrscheinlich die seit rund zehn Jahren im Bau stehende Pilgerkirche S. Nicola in Bari, was in Trani allerdings durch die Schaffung eines neuen Heiligen überspielt wurde. Während die Verehrung des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra in Apulien bis ins 9. Jahrhundert zurück reicht, hatte die alte, Maria geweihte Kathedrale von Trani mit dem Grab des heiligen Bischofs Leucius von Brindisi bislang kein vergleichbares Kultzentrum aufweisen können. Dies sollte nun mit einem neuen Heiligen entstehen. Nikolaus von Trani, der fromme Narr Gottes, der Kyrie eleison-singend durch Süditalien Richtung Rom pilgerte, war, so berichtet seine Vita, auf den Stufen der alten Kathedrale zusammengebrochen;25 ihm wurde ein Krankenlager eingerichtet, in dem er die letzten drei ihm verbleibenden Tage verbrachte. Dort besuchten ihn zahlreiche weitere Pilger, die seinen Segen erhofften. Nachdem er verstorben und in der Kathedrale aufgebahrt worden war, haben sich Gläubige auf den Leichnam gelegt, um von ihren Leiden geheilt zu werden. Schon bald ereigneten sich am Grab, das sich unmittelbar neben der alten Kathedrale befand, erste Wunder.26 In der Querhauskrypta der gerade errichteten Kathedrale erhielt Nikolaus ein neues Grab unter dem Altar. Damit sollte der Besitz seiner Reliquie die Kathedrale von Trani deutlich gegenüber der als Konkurrenz empfundenen, unwesentlich älteren Gründung von S. Nicola in Bari aufwerten.27 Während es in der Regel nicht üblich war, Krypten ständig zugänglich zu halten, brach man in Trani mit dieser Gewohnheit. Unter dem gesamten Mittelschiff verläuft eine langgestreckte dreischiffige Langhauskrypta, an deren Ostabschluss ein Marien92
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4 Trani, Kathedrale, Langhauskrypta nach Osten (2008)
altar errichtet wurde (Abb. 4). Wenigstens diesen Bereich konnten Laien begehen, ob sie auch bis in die Querhauskrypta vordringen durften, ist indes ungewiss. Allerdings befindet sich hinter dem Altar ein großer rundbogiger Durchbruch, der eine Sichtverbindung zwischen beiden Räumen ermöglicht und somit eine Situation herstellt, die den verbreiteten Anlagen von Sichtöffnungen in den Altarstufen nahekommt. Die Notwendigkeit, die Querhauskrypta direkt zu betreten, bestand somit nicht und wäre auch sehr ungewöhnlich. Gegenüber den üblichen Gepflogenheiten, das Grab durch ein Sichtfenster von der Oberkirche aus zu betrachten, wie in S. Pietro (seit 1261 S. Francesco) in Ravenna, bietet die Langhauskrypta in Trani jedoch die Möglichkeit, dem verehrten Grab noch näher zu kommen, sich fast auf eine Ebene mit ihm zu begeben und somit noch besser der Heilswirkung des neuen Heiligen versichern zu können. Wollen wir der Vita glauben, so war der Pilger Nikolaus bereits zu Lebzeiten hoch verehrt, ganz so, wie es auch auf Franziskus von Assisi zutrifft. Auch in S. Francesco ist nicht sicher, wie nah Gläubige dem Grab kommen durften. Im westlichen Langhausjoch der Unterkirche ist, wie Irene Hueck nachweisen konnte, wohl kurz nach der Vollendung der Kirche und ihrer malerischen Ausstattung der große Lettner errichtet worden, der nicht nur das Betreten des Chors, sondern auch das Betrachten des Heiligengrabes erheblich einschränkte, so dass er wohl schon vor 1300 wieder abgerissen
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wurde, wahrscheinlich um das Grab besser erreichbar zu machen.28 Hueck rekonstruiert für diesen Lettner einen Durchgang in seiner Mittelachse, wie es bei Schrankenanlagen in Italien üblich war.29 Dieser ermöglichte wie die rundbogige Öffnung in Trani das Betrachten des Heiligengrabes, zu bestimmten Anlässen wohl auch das Betreten des Chors in der Unterkirche.30 Doch gerade der Vergleich mit Trani lässt den auffälligsten Unterschied der Unterkirche von S. Francesco zu den Kryptenanlagen früherer Kirchen deutlich werden: Neben ihrer imposanten Größe ist es vor allem der Verzicht auf die ostentative Anspruchsarchitektur, als die eine Krypta mit den verwendeten kostbaren, häufig antiken Säulen und Kapitellen angesehen werden muss, wie dies aus den Krypten der Kathedrale von Otranto, von S. Miniato al Monte in Florenz oder der Krypta von S. Marco in Venedig bekannt ist. Dies mag durch die veränderte Bautechnik und die Wahl eines weiten und hohen Gewölbes zu erklären sein, wie es auch schon die Krypta von Fonte Avellana zeigt,31 kann aber auch auf eine bewusste Entscheidung für eine dem Anschein nach sparsame Bauausführung zurückgeführt werden. Denn die Bettelordenskirche in Assisi zeigt diesen Reichtum zunächst nicht in der Architektur – als T-förmige Saalkirche stellt sich der Bau wie gezeigt beinahe nahtlos in die Tradition der regionalen und überregionalen Klosterarchitektur des 11. und 12. Jahrhunderts. Ihr Reichtum besteht im Besitz des Heiligengrabes. Dieses wird dem Gläubigen aber auf die gleiche Weise präsentiert, wie es schon seit mindestens zwei Jahrhunderten der Fall gewesen ist: durch den Blick in die (Schein-)Krypta. Offensichtlich sollte die Hauptkirche des Ordens zwar im Stile der Reformarchitektur gebaut werden, die auf eine aufwendige Krypta verzichten musste. Die mit einer Heiligenverehrung verbundenen Sehgewohnheiten sollten dennoch genutzt und in die Inszenierung des Grabes einbezogen werden. Andernorts findet man Altäre, die eine vergleichbare Wirkung erzielen sollten, wie beispielsweise am Seitenaltar in Sta. Maria Maggiore in Tuscania aus dem späten 12. Jahrhundert, wenngleich dort eine Fenestella lediglich ein kleines Altarsepulchrum und kein Heiligengrab anzeigt. Häufiger tritt vor allem bei Gräbern bedeutender „neuer“ Heiliger der Fall der moderneren Variante eines im Chor errichteten Sarkophags auf, wie in S. Domenico in Bologna, dessen Arca seit 1267 als Auftrag an Nicola Pisano wohl durch Giovanni Pisano und Fra Guglielmo ausgeführt wurde.32 Dadurch wird deutlich, dass in Assisi eine gezielte Retardierung der Formen beabsichtigt war, durch die Franziskus und bald darauf auch Klara in den Kreis der alten Heiligen gerückt wurden. Dadurch, dass Sta. Chiara im 94
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5 Lorenzo Carpinelli, Sta. Chiara, ursprüngliche Grabanlage, Schnitt und Ansicht, um 1850. Die Zeichnung entstand anlässlich des nachträglichen Krypteneinbaus
Gegensatz zu S. Francesco nur eingeschossig ist, wird der Verzicht auf die Krypta im ursprünglichen Bauzustand hier deutlicher fassbar, da die Unterkirche von S. Francesco vor allem aus heutiger Sicht häufig als Krypta wahrgenommen wird. Sowohl in S. Francesco als auch in Sta. Chiara wurde der ursprüngliche Befund durch den nachträglichen Einbau der Krypta empfindlich gestört; im Fall von Sta. Chiara ist der Originalzustand allerdings durch einige Stiche von Giovanni Battista Mariani aus dem Jahr 1820 und vor allem durch den Architekten Lorenzo Carpinelli aus den 1850er Jahren anschaulich dokumentiert (Abb. 5).33 In den Altarstufen beider Anlagen
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6 Assisi, Sta. Chiara, Altar
gibt es heute noch eine kleine bauzeitliche Fenestella, durch die man in einen leeren Raum blicken kann. Hier wurde möglicherweise ein Licht aufgehängt. Erst dahinter und ohne Verbindung zu dieser kleinen Kammer befindet sich die eigentliche Confessio mit dem Heiligensarkophag; im Fall des Franziskusgrabes liegt die kleine Kammer ebenfalls unter der obersten Altarstufe. In ihrem Boden befindet sich ein senkrechter Schacht, der in die ehemalige Grabkammer geführt hat.34 Durch diesen (fast) vollständigen Verschluss des Grabes wird gewährleistet, dass es unangetastet ist und bleibt. Gleichzeitig ermöglicht die Hintereinanderstaffelung der einzelnen Räume, dass sich das Heiligengrab, obwohl die Sichtöffnung ein Stück vor dem Altar liegt, senkrecht unter diesem befindet und auf diese Weise zum Sepulchrum des Altars wird. Im Fall von Sta. Chiara kennzeichnet eine Inschrift in der Altarstufe oberhalb der Fenestella den Ort als Grab der Heiligen: HIC IACET STA. CHIARA. Um dies lesen zu können, muss man allerdings unmittelbar bis zu den Stufen gehen können (Abb. 6).35 Damit 96
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jedoch das Grab bereits aus größerer Entfernung entdeckt und als solches erkannt werden konnte, bediente man sich älterer Motive. Denn auch die meisten Krypten bergen nicht nur ein Heiligengrab, sondern besitzen, wie oben erwähnt, in ihrer Westwand eine Sichtöffnung vom Langhaus auf das Grab. Ihr Vorhandensein hebt die Notwendigkeit auf, die Krypta zu betreten und ermöglicht dennoch eine räumliche Annäherung an das Grab. Anschaulich verdeutlicht dies die Anlage des Doms von Ivrea, von dessen oberem Chorumgang Sichtschächte radial in den zentralen Raum der Krypta geführt sind, so dass der dort stehende Altar gesehen oder wenigstens erahnt werden kann.36 In S. Pietro in Ravenna kann man aus dem Mittelschiff kommend direkt an die im ausgehenden 10. Jahrhundert errichtete Krypta herantreten und durch ein zentrales Fenster hineinschauen.37 In der Domkrypta von Ravenna, wo es mit einem zentralen Fenster aus dem Langhaus in die Krypta eine nahezu identische Situation gegeben hat, sind zusätzlich Reste von Glasampullen gefunden worden, die die Vermutung nahelegen, dass in den Krypten Lampen aufgehängt wurden.38 Diese Sichtöffnungen und die damit verbundene Inszenierung mit Licht, aufsteigendem Weihrauch oder Ähnlichem waren im 11. und 12. Jahrhundert für den Gläubigen eines der offensichtlichsten Zeichen für ein Heiligengrab. Die damit verbundene Architektur der Krypta war ihm in der Regel nicht zugänglich. Der Verzicht auf die zumeist keinem konkreten liturgischen Zweck dienende und damit als reine Aufwandsarchitektur anzusehende Krypta in den beiden Kirchen S. Francesco und Sta. Chiara ist wohl nur zu einem geringen Teil dem Ordensideal der Armut geschuldet, sondern vielmehr der Tatsache, dass die Idee der Krypta im Verlauf des 12. Jahrhunderts an Bedeutung verloren hatte. Dennoch waren die älteren Kryptenanlagen bekannt, und man bediente sich in Assisi des Motivs der Fenestella, um damit auch architektonisch das Grab unter dem Altar als Heiligengrab zu kennzeichnen. Die Rolle der Krypta als abgeschlossener Raum, der das wichtigste Heiligtum der Kirche birgt, hatte sich, wie bereits erwähnt, im Verlauf des 12. Jahrhunderts geändert. Nun konnten hier auch hohe Würdenträger beigesetzt, in manchen Fällen sogar regelrechte Gruppenbestattungsräume eingerichtet und der Krypta somit den Charakter einer Gruft verliehen werden, wie bei der Mönchsgrablege in S. Salvatore al Monte Amiata, der Gemeinschaftsgrablege der Grafen von Challant mit den Bischöfen von Aosta in der dortigen Domkrypta oder der Grablege der Familie Sindolfi in der Krypta des Doms von Giovinazzo.39 Vorausgegangen war dem häufig
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die Hebung der Gebeine in den Chor der Oberkirche, so in St. Severin in Köln, wo der Kirchenpatron nach dem Umbau des Chors wohl 1237 in einem hochgelegenen Durchschlupfsarkophag beigesetzt wurde,40 oder wie im Magdeburger Marienstift, wo bereits 1188 der Kopf des hl. Norbert auf den Kreuzaltar erhoben wurde, der Leib allerdings weiterhin in der Krypta bestattet blieb.41 Es kam auch zu Translationen in andere Gotteshäuser, wie im Fall von Tuscania, wo die Gebeine der drei Märtyrer Secundianus, Marcellianus und Verianus wahrscheinlich im 16. Jahrhundert zunächst nach Sta. Maria della Rosa und dann in den neuen Dom S. Giacomo innerhalb der Stadtmauern gebracht wurden.42 Durch die Entfernung der Gebeine bestand nun nicht mehr die Notwendigkeit, die Krypta dauerhaft zu verschließen. Einige Fälle zeigen, dass dem unteren Raum in Neubauten sogar vollkommen andere Funktionen zugeordnet werden konnten, wie der in der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtete Bau von S. Valentino in Ferentino zeigt, unter dessen Chor wohl gleichzeitig das Oratorio di S. Filippo e Giacomo eingerichtet wurde – diese untere Kapelle hat wahrscheinlich den Templern gehört, die obere Kirche war Pfarrkirche von Ferentino.43 In S. Francesco erfolgte offensichtlich eine räumliche Trennung von Kloster- und Pilgerkirche. Wie in Trani rechnete man mit großem Pilgerzustrom, der in der Unterkirche Platz finden konnte und so die liturgischen Feiern des Konvents nicht störte. Dies ist ein Punkt, der Krypten häufig zugeschrieben wird: Sie dienen dem Laien und Gläubigen, sich dem verehrten Grab nähern zu können, ohne dass Abläufe der Liturgie unterbrochen würden. Möglicherweise ist jedoch S. Francesco in Assisi die erste Kirche, mit der Ausnahme von Trani, in der eine solche Idee verwirklicht wurde.
Anmerkungen 1 Wallrath, Rolf, Zur Bedeutung der mittelalterlichen Krypta. Chorumgang und Marienkapelle. In: Vorträge der ersten Deutschen Kunsthistorikertagung auf Schloss Brühl 1948, Berlin 1950, S. 54–69. – Wallrath, Rolf, Zur Entwicklungsgeschichte der Krypta. In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins e. V. 22, 1940, S. 273–292.
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2 Wiener, Jürgen, Die Bauskulptur von San Francesco in Assisi, Dissertation, Würzburg 1989, Werl 1991. 3 Krönig, Wolfgang, Hallenkirchen in Mittelitalien. In: Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte 2, 1938, S. 1–139, hier S. 39. 4 Schenkluhn, Wolfgang, San Francesco in Assisi: ecclesia specialis. Die Vision Papst Gregors IX. von einer
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Erneuerung der Kirche, Darmstadt 1991. Krönig 1938 (wie Anm. 3), S. 40. Wagner-Rieger, Renate, Einschiffige Benediktinerkirchen des Mittelalters in Italien. In: Arte in Europa: Scritti di Storia dell’Arte in Onore di Edoardo Arslan, Mailand 1966, S. 237–248. Klein, Almuth, Funktion und Nutzung mittelalterlicher Krypten am Beispiel Italien, Dissertation, Basel 2008, Wiesbaden (vorauss. 2010). – Aebischer, Piero, S. Maria in Vescovio: la Cripta dell’„Antiqua Ecclesia Cathedralis Sabinorum“. In: Palladio 8, 1995, S. 15–30. – Ders., Una Planimetria Inedita della Cattedrale di S. Maria di Vescovio. In: Studi Romani 43, 1995, S. 87–92. – Pejrani Baricco, Luisella, La Chiesa Abbaziale di Fruttuaria alla Luce degli Ultimi Scavi Archeologici. In: Mercando, Liliana; Micheletto, Ed Egle (Hrsg.), Archeologia in Piemonte, Bd. 3: Il Medioevo, Turin 1998, S. 187–208. – Dies., I Risultati dell’Indagine Archeologica sulla Chiesa Abbaziale di Fruttuaria. Prime Considerazioni. In: Dal Piemonte all’Europa. Esperienze Monastiche nella Società Medievale, Turin 1988, S. 587–606. Wiener 1991 (wie Anm. 2), S. 35, S. 274–279. Moretti, Italo; Stopani, Renato (Hrsg.), Romanico Senese, Florenz 1981, S. 87–156, Abb. 170–171, Abb. 173–174, Abb. 176–177. Scartoni, Rita, La Chiesa Abbaziale di Farneta: Contributo all’Interpretazione di Alcuni Aspetti dell’Architettura dell’XI Secolo in Italia Centrale. In: Arte Medievale 5, 1991, S. 49–65. – Felici, Sante, L’Abbazia di Farneta in
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Val di Chiana, Arezzo 1967. – WagnerRieger 1966 (wie Anm. 6), S. 239. Ascheri, Mario; Kurze, Wilhelm (Hrsg.), L’Amiata nel Medioevo. Atti del Convegno per la Celebrazione del 950° Anniversatio della Consacrazione della Chiesa dell’Abbazia di S. Salvatore, Abbadia San Salvatore 29. Mai – 1. Juni 1986, Rom 1989. – Kurze, Wilhelm; Prezzolini, Carlo (Hrsg.), L’Abbazia di San Salvatore al Monte Amiata. Documenti Storici – Architettura – Proprietà, Florenz 1988. Simi Varanelli, Emma, Spiritualità ed Arte di Fonte Avellana. In: Simi Varanelli, Emma (Hrsg.), Le Abbazie delle Marche: Storia e Arte, Atti del Convegno Internazionale, Macerata, 3.–5. April 1990, Rom 1992, S. 397– 409, hier S. 403 (Pubblicazioni della Facoltà di Lettere e Filosofia 66). Schenkluhn 1991 (wie Anm. 4), S. 80–88. Wiener 1991 (wie Anm. 2), S. 35. – Bandmann, Günter, Doppelkapelle, -kirche. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte 4, Stuttgart 1958, Sp. 196–215. – Weiterführend nennt er Nessi, Silvestro, La basilica di S. Francesco in Assisi e la sua documentazione storica, Assisi 1982, S. 97–98. – Hertlein, Edgar, Die Basilika von S. Francesco in Assisi. Gestalt – Bedeutung – Herkunft, Florenz 1964, S. 140–142. – Hacker-Sück, Inge, La Ste-Chapelle de Paris et les chapelles palatines du moyen âge en France. In: Cahiers archéologiques 13, 1962, S. 217–257. – Angelis d’Ossat, Guglielmo de, Le chiese medioevali a due piani e la basilica di S. Francesco d’Assisi. In: Atti del II convegno nazionale di storia dell’architettura, Assisi 1937, S. 179–186.
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15 In Trani führen aus den Seitenschiffen der Basilika Treppen in die Krypta hinab. Wegen ihrer besonderen Anlage durch eine Aufteilung in Langhausund Querhauskrypta befindet sich in einem Zwischengeschoss ein Vestibül, in dem sich die Treppe teilt und in die jeweiligen Bereiche der Krypta überleitet. Siehe Kappel, Kai, S. Nicola in Bari und seine architektonische Nachfolge. Ein Bautypus des 11. – 17. Jahrhunderts in Unteritalien und Dalmatien, Dissertation, Mainz 1995, Worms 1996, S. 303. – Ronchi, Benedetto, La Cattedrale di Trani, Fasano 1985. – Schwedhelm, Sabine, Die Kathedrale San Nicola Pellegrino in Trani und ihre Vorgängerkirchen. Studien zur Geschichte des „Romanico Pugliese“, Dissertation, Tübingen 1972, Augsburg 1972, S. 48. 16 Vgl. Klein 2010 (wie Anm. 7). 17 Gleiches gilt auch für die unter der Unterkirche von S. Francesco liegende Krypta, die zunächst eine ähnliche Gestalt erhalten hat, wie die Krypta von Sta. Chiara, dann aber in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in den heutigen Raum verwandelt wurde. In ihrer heutigen Erscheinung als Nischensaal mit einem Trikonchos, der das als Grabeshöhle gestaltete Sepulchrum Franziskus’ rahmt, wurde in der Gestaltung des Grabes auf den Gedanken des Franziskus als alter Christus verwiesen. Die Architektur übernimmt die Form von Triklinien in spätantiker Palastarchitektur und nobilitiert den Raum. Ihre Mauern aber sind aus rauem Kleinquaderwerk gebildet, was der Krypta, die ja immerhin der neueste Bauteil der Kirche ist, ein altertümliches und mystisches Erscheinungsbild gibt. Dies veranschaulicht deutlich das bis
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heute herrschende Bild von der Krypta, unter der man sich immer einen dunklen, geheimnisvollen Raum vorstellt, dessen Nutzung aber weitgehend unklar ist. Vgl. dazu auch: Clemens-Schierbaum, Ursula, Mittelalterliche Sakralarchitektur in Ideologie und Alltag der Nationalsozialisten, Dissertation, Bonn 1993, Weimar 1995. Bigaroni, Marino; Meier, Hans-Rudolf; Lunghi, Elvio, La Basilica di S. Chiara in Assisi, Ponte San Giovanni; Perugia 1994. – Meier, Hans-Rudolf, Santa Chiara in Assisi, Architektur und Funktion im Schatten von San Francesco. In: Arte Medievale 4, 1990, S. 151–178. Vgl. Klein 2010 (wie Anm. 7). Howe, John, Church Reform and Social Change in Eleventh-Century Italy. Dominic of Sora and his Patrons, Philadelphia 1997, S. 57. – Auch Tuzii berichtete schon im 18. Jahrhundert, dass Giovanni, Bischof von Sora, den Heiligen nach dessen Tod durch die Mönche in einem Marmoraltar in der Krypta habe bestatten lassen. Siehe Tuzii, Francesco, Memorie Istoriche Massimamente Sacre della Città di Sora, Rom 1727, S. 56. – Zur Krypta siehe auch: Zimmermann, Alfons, Kalendarium Benedictinum: die Heiligen und Seligen des Benediktinerordens und seiner Zweige, 4 Bde., Metten 1933–1938, Bd. 1, S. 116–117: „C. Leib des Hl. ruht in interessanter Krypta unter dem Hochaltar des jetzigen Priorats S. Domenico zu Sora; Reliquien sind auch in Foligno, wo am 2. So nach Ostern die Translation gefeiert wird.“ Vgl. auch Trani: Nikolaus † 1094, Baubeginn und Kult ab 1097/99;
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Valdicastro: Romuald † 1023/27, Bau vor 1026, Kult ab ca. 1032. Vgl. Klauser, Renate, Zur Entwicklung des Heiligsprechungsverfahrens bis zum 13. Jahrhundert. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 71, 1954, S. 85–101. – Schimmelpfennig, Bernhard, Afra und Ulrich. Oder: Wie wird man Heilig? In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 86, 1993, S. 23–44. Schenkluhn dagegen stellt in Frage, ob sein Grab von Anbeginn dorthin oder in den Dom gelangen sollte. Siehe Schenkluhn 1991 (wie Anm. 4), S. 182. Vgl. Anm. 15. De S. Nicolao Peregrino, Trani in Apulia Patrono. Vita Italice, hrsg.v. Antonius Paulus. In: Acta Sanctorum, quotquot toto orbe coluntur, vel a Catholicis Scriptoribus celebrantur, […], begr.v. Bollandus, Johannes, Henschenius, Godefridus, 68 Bde., 2. Juni I, Antwerpen; Brüssel 1643– 1940, teilweiser Nachdruck Brüssel 1961–1970, S. 255. Cioffari, Gerardo, Nicola Pellegrino. Un Santo Greco nella Puglia dell’XI Secolo. In: Nicolaus. Studi Storici 5, 1994, S. 5–70. Klein 2010 (wie Anm. 7). Hueck, Irene, Der Lettner der Unterkirche von San Francesco in Assisi. In: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz 28, 1984, S. 173–202, hier S. 176. – In ecclesia beati Francisci apud Assisium, dum præsente Romana curia prædicaret dominus episcopus Hostiensis, qui postmodum summus Pontifex exstitit Alexander, quidam lapis ponderosus & magnus, incaute super pulpitum excelsum & lapideum derelictus, præ nimietate pressuræ impulsus, super caput cujusdam cecidit mulieris. Existimantes igitur
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circumstantes, perfecte ipsam jam mortuam, & caput ejus totaliter conquassatum, cooperuerunt eam pallio, quo erat amicta, ut, sermone finito, educeretur extra ecclesiam lugubre funus. Ipsa vero se beato Francisco, ante cujus jacebat altare, fideliter commendavit. Et ecce, prædicatione finita, mulier coram omnibus adeo surrexit incolumis, ut nullius in ea læsionis vestigium appareret. Acta Sanctorum (wie Anm. 25), 4. Oktober II, De S. Francisco confessore, fundatore Ordinis Minorum, Assisii in Umbria. Vita altera auctore S. Bonaventura, ex editione Sedulii, collata cum editione Suriana, Romana, Waddingiana & codice nostro Ms., S. 787–788. Hueck 1984 (wie Anm. 28), S. 187. Hueck 1984 (wie Anm. 28), S. 176. Simi Varanelli 1992 (wie Anm. 12). – Gibelli, Alberto, Monografia dell‘antico monastero di S. Croce di Fonte Avellana, i suoi priori ed abbati, Faenza 1895. Vgl. Poeschke, Joachim, Die Skulptur des Mittelalters in Italien, Bd. 2: Gotik, München 2000, S. 69–71. – Neue Ergebnisse dazu wohl bei: Schwartz, Frithjof, Lux tamen vultus eius non cadebat in terram. Das frühe Grabmal des Dominikus in Bologna und die Grabmäler der Ordensmeister bis zum frühen Quattrocento. Strukturen bei der Anlage und Ausstattung von Dominikanerkirchen. Vortrag zur Tagung Ordensheilige, Gründergestalten und Legenden. Die Rolle der Bildmedien in religiösen Gemeinschaften des Spätmittelalters, Justus-Liebig-Universität Giessen, 17.–18. Oktober 2007. Bigaroni; Meier; Lunghi 1994 (wie Anm. 18), S. 28, S. 30–33. Die Ursprünglichkeit dieses Schachts ist allerdings nicht mit letzter Sicherheit
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verbürgt. Einen vergleichbaren Fall stellt S. Nicola in Bari dar; auch hier führt ein senkrechter Schacht aus dem Kasten des Altars in das eigentliche Grab. Dadurch konnte sogenanntes Manna, wohl aufsteigendes Grundwasser oder vom Meer eindringendes Wasser, aus der Grabkammer geschöpft und an die Gläubigen verteilt werden. Dieser Brauch lässt sich allerdings nicht vor das 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Krypta wurde im 17. Jahrhundert umgebaut und der Fußboden wegen erneuter Überschwemmungen mehrfach angehoben; eine weitere mit einer Erneuerung verbundene Anhebung des Fußbodens um 26 cm fand 1892 statt. Siehe Kappel 1996 (wie Anm. 15), S. 106–110. Auch der Altar wird zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert mehrere Umgestaltungen erfahren haben. Wie in S. Nicola hat der Schacht in S. Francesco wohl der Schaffung von brandea gedient, kann aber durchaus auch erst im 19. Jahrhundert entstanden sein.
35 Heute ist die Öffnung in der Regel nicht zu sehen, da sie permanent von einem Teppich verdeckt wird. 36 Klein 2010 (wie Anm. 7). 37 Mazzotti, Mario, La Cripta della Chiesa Ravennate di S. Francesco dopo le Ultime Esplorazioni. In: Corso di Cultura sull’Arte Ravennate e Bizantina 21, 1974, S. 217–230. 38 Mazzotti, Mario, Cripte Ravennati. In: Felix Ravenna, 23, 1957, S. 28–63. – Mazzotti, Mario, La Cripta della Basilica Ursiana di Ravenna. In: Felix Ravenna 55, 1951, S. 5–49. 39 Kappel 1996 (wie Anm. 15), S. 253. 40 Kosch, Clemens, Kölns romanische Kirchen. Architektur und Liturgie im Hochmittelalter, Regensburg 2000, S. 51–57. 41 Wallrath 1940 (wie Anm. 1), S. 285. 42 Klein 2010 (wie Anm. 7). – Vgl. auch Thümmler, Hans, Die Kirche S. Pietro in Tuscania. In: Kunstgeschichtliches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana 2, 1938, S. 263–288. 43 Kraft, Jost, Die Krypta in Latium, Dissertation, München 1977, München 1978, S. 141–142.
A LT E N B E R G und die Baukultur im 13. Jahrhundert Herausgegeben vom Altenberger Dom-Verein e. V. in Zusammenarbeit mit Norbert Nußbaum, Universität zu Köln Schriftleitung: Sabine Lepsky
Kathedralen auf Säulen. Zur Frage nach einer möglichen Verbindung zwischen Saint-Etienne in Châlons-en-Champagne und Altenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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MARC CAREL SCHURR
Sedletz und Altenberg: zwei „Zisterzienserkathedralen“? . . . . . .
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MARKUS THOME
Renovatio als Strategie der Traditionssicherung. Die Sanktuariumsneubauten in Heilsbronn, Heiligenkreuz und Amelungsborn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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ACHIM TODENHÖFER
Zeichen der Herrschaft. Zur Bedeutung des reduzierten Zweiturm-Motivs an Westfassaden anhaltischer und märkischer Bettelordens- und Zisterzienserkirchen im 13. Jahrhundert . . .
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REINHOLD ELENZ
Die mittelalterliche Architekturfarbigkeit der Zisterzienser am Beispiel der Abteikirche Marienstatt . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Report "Neues in altem Gewand. Die Gräber von Franziskus und Chiara in Assisi, in: Altenberg und die Baukultur im 13. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Altenberger Dom-Vereins 10), hg. v. Altenberger Dom-Verein/Norbert Nußbaum/Sabine Lepsky, Regensburg 2010, S. 85–102. "