Mit dem Museum durch die Stadt – QR-Codes an historischen Gebäuden der Hansestadt Stade

June 30, 2017 | Author: Sebastian Möllers | Category: Museum, Denkmalpflege
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Methodenhandbuch Baukultur

Mit dem Museum durch die Stadt – QR-Codes an historischen Gebäuden der Hansestadt Stade Sebastian Möllers

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eit der Neueröffnung des Museums Schwedenspeicher 2011 bietet das Haus dem Besucher unter http://stadtgeschichte.museen-stade.de vertiefende Informationen zur Historie Stades an. Bereits im Zuge der Medienplanung 2010 wurde beschlossen, die gesamte Informationstechnik so auszulegen, dass zukünftig die Möglichkeit besteht, auch „außer Haus“ mit den Besuchern in Kontakt zu treten. Die webbasierte Grundstruktur erlaubt es nun dem Museum mit Hilfe von sogenannten QRCodes, zahlreiche Informationen auch außerhalb des Museums zu präsentieren. Im Museum selbst ist das Onlineportal über drei moderne Medientische im Bereich der Cafélounge abrufbar.

Abb 1: Außenansicht des Schwedenspeichers.

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Das gleiche Angebot kann allerdings über den Link von jedem Computer aus genutzt werden und dient somit auch der individuellen Vor- und Nachbereitung des Museumsbesuchs. Auch Schulklassen können dieses Angebot nutzen, um sich über den aktuellen Forschungsstand zur Stadtgeschichte zu informieren. Die Inhalte sind entsprechend der Aufbereitung im Museum in sechs Episoden unterteilt. Neben textlichen Informationen können wichtige Dokumente und Bilder, z.B. von magazinierten Exponaten oder Urkunden aus dem Stadtarchiv, eingesehen werden. Viele Informationen zur Entwicklung Stades können hier nachgelesen und recherchiert werden. Kinder und Jugendliche können sich gar in Begleitung des Außerirdischen Milo auf eine Reise durch die Geschichte aufmachen – multimedial wird hier der Spaß am Entdecken der Geschichte geweckt. Aber auch außerhalb des Museums ist die Hansestadt Stade ein Füllhorn historischer Kostbarkeiten: Fachwerk trifft auf barocke Fassaden, das Grab eines Bischofs kann besichtigt werden und vieles mehr. Die wichtigsten Baudenkmale Stades sind nun im Onlineportal des Museums den jeweiligen Episoden der Stadtentwicklung zugeordnet. Seit 2012 könFoto: Axel Hartmann nen diese Beschreibungen nun

Sebastian Möllers: Mit dem Museum durch die Stadt

Abb. 2: Medientische im Schwedenspeicher. Foto: Axel Hartmann

auch an den Häusern selbst abgerufen werden. Das Museum geht also mit seinen historischen Informationen hinaus in die Stadt, direkt an das Objekt, welches im Fall der Baudenkmale schwerlich ins Museum geholt werden kann. Die Inhalte werden damit einer breiten Öffentlichkeit angeboten. Dies wird technisch über sogenannte QR-Codes realisiert. QRCodes (QR = Quick Response) sind zweidimensionale Strichcodes, die mit einem Leser/Scanner gelesen werden können.

Abb. 3: Beispielcode Rathaus.

Foto: Axel Hartmann

Heute kann dies nahezu jedes Mobiltelefon, das mit einer Kamera ausgestattet ist. Der entschlüsselte Strichcode kann zu einem Text führen oder zu einem Website-Link, der es leicht macht, die entsprechende Seite direkt im Browser des Handys aufzurufen. Seit Internetflatrates ein Standard für SmartphoneNutzer geworden sind, ist eine öffentliche Nutzung möglich und sinnvoll. Seit fast zwei Jahren begegnen uns diese Codes auf zahllosen Printmedien und zunehmend auch im Museumsbereich oder im Kontext touristischer Angebote, wo vertiefende oder mehrsprachige Informationen hinterlegt sind. Wichtig ist dabei immer die Aufbereitung für eine mobile Nutzung, d.h. die Texte müssen kurz sein, das Layout der Seiten muss für mobile Browser optimiert werden, Bilddateien sollten kleine Formate haben, damit eine kurze Ladezeit der Seiten sichergestellt ist. An den Baudenkmalen in Stade wurden Tafeln aus Aluminium angebracht, die lediglich eine Fläche von 10x10cm haben und verdeckt montiert wurden. Der QR-Code wurde im Untereloxaldruck aufgebracht und ist damit extrem haltbar und witterungsbeständig. Es handelt sich um die denkbar zurückhaltendste Form einer modernen Denkmalbeschilderung, die in keiner Weise die Fassaden der Objekte beeinträchtigt, aber dennoch sehr umfassende und dazu noch stets aktuelle Informationen vorhält. Damit der Besucher die mit einem Code versehenen Denkmale dennoch einfach auffinden kann, wurden die Codes zunächst ausschließlich an den bereits mit roten Denkmalschildern gekennzeichneten 19 wichtigsten Gebäuden der Stadt angebracht. Zusätzlich gibt es auf den mobilen Internetseiten eine Online-Karte bzw. ein Google-Maps-Overlay, das den Besucher sogar GPS- gestützt zu den jeweiligen Gebäuden führt bzw. sämtliche codierten Gebäude in einer Übersichtskarte zeigt. Die ursprünglich museal aufbereiteten Inhalte bekommen so einen touristischen Mehrwert, gleichzeitig profitieren die Stader Bürger

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stationierte schwedische Garnison gebaut. Seit 1977 ist das Gebäude Museum, auf über 1650m² Ausstellungsfläche präsentiert es Ausstellungen zur Vorgeschichte der Region, zur Stadtgeschichte und ganz besonders zur Hansezeit.

Kurz und knapp Methodik Das Projekt setzt auf die Vermittlung durch neue Medien und verbindet in einzigartiger Weise das Museum mit den Denkmalen in der Stadt. Durch die redaktionelle Bearbeitungsmöglichkeit sind die Inhalte flexibel und können stets aktuell gehalten werden. Ein weiterer Aspekt ist die gewollt unauffällige Form der Beschilderung. Besonderheiten QR-Codes sind plattformunabhängig und können von einer Vielzahl verschiedener Endgeräte genutzt werden. Die Vermittlungsform spricht viele junge Menschen an, schließt aber auch die ältere Generation nicht per se aus. Abb. 4: Gebäude mit QR-Code.

Foto: Axel Hartmann

von dem Angebot. Spannend ist zudem die Tatsache, dass neue Erkenntnisse zu den Gebäuden jederzeit eingearbeitet werden können, die Inhalte bleiben dynamisch. Für das Museum ergibt sich die attraktive Möglichkeit, in der Stadt an den unterschiedlichsten Orten auf sich aufmerksam zu machen. Gleichzeitig positioniert es sich als zentrale und kompetente Anlaufstelle für jegliche historische Informationen in der Stadt. Zu den mit QR-Codes beschilderten Gebäuden gehört natürlich auch das Museum selbst. Der „Schwedenspeicher“ wurde Anfang des 18. Jahrhunderts als Provianthaus für die damals in Stade

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Praktische Hinweise Die Praxis zeigt, dass sehr viele Menschen der Generation 50+ souverän mit ihren Smartphones umgehen. Wichtig ist bei der Fertigung der kleinen Schilder die hohe zertifizierte Qualität des Untereloxaldrucks auf Aluminium, um Vandalismus vorzubeugen. Kontakt Museen Stade Wasser West 39, 21682 Stade Tel.: 04141 797730 E-Mail: [email protected] Homepage: www.museen-stade.de



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