Magie, Mythos, Macht Gold der Alten und Neuen Welt. In: L. Wamser u. R. Gebhard (Hrsg.), Magie, Mythos, Macht Gold der Alten und Neuen Welt (München 2001) 10-27..

May 24, 2017 | Author: Rupert Gebhard | Category: Archaeology
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Magie, Mythos, Macht Gold der Alten und Neuen Welt Rupert Gebhard

>Golo Ist Eru KrNo ons Znus;

MorrEN NocH Rosr

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ABER DER Gersr ons MnNscHnN wrno

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Stort vrRzEHnt."

VERZEHREN ES

DIESEM KosTBARSTEN

(Pindar 5. Jh .v. Chr.)

Gold ist das faszinierendste aller Metalle - selten, wertvoll, von ewiger Dauer, mit dem Glanz der Sonne, reines Licht. Um Gold winden sich Mythen und Sagen, ihm wird gewaltige Wirkung zugeschrieben, sein Besitz bedeutet Macht, als Schmuck schn-reichelt es der Schönhelt und Würde seiner Träger. Andererseits findet sich die skeptische Bewertung, auri s ocro f ome s verfluchter Hunger nach Gold< [Vergil, Aneis), imner und überall auf der Welt. Die Gedanken der Menschen über Gold gleichen sich zu allen Zeiten. Unabhängig, ob es eine räumllche oder zeitliche Tradition gibt, entwickeln sich die Ideen über Gold anscheinend lmmer gleich. Eine Geger.rüberstellung von Goldobjekten aus ganz verschledenen Bereichen führt letztlich zu der Erkenntnis, dass die Vorstellungen über das Wesen des Goldes ein Spiegel des menschlichen Geistes sind,

seiner Entdeckung führt. Schon früh müs-

zahlreiche Berichte und Studien über

sen sich daraus Mythen gebildet haben. ng gi bt '

Gold. Die folgenden Abschnitte rnögen daher exemplarisch Aspekte der Geschichte

spielt darin immer auch Gold eine Rolle.

des Goldes aufzeigen, um dem Leser des

Die mythischen Zeitalter mit einern Leber.t

Buches und dem Besucher der Ausstellung die Werke zu erschließen.

Sei t es ei ne

I i

tera rj sche Ü berl ieferu

ln friedlicher

Glückseligkeit waren für viele Völker immer die >goldenenGold ist das Fleisch der GötterSich Drehende-Runde< symbolisiert das vergöttlichte Sonnengestirn zunächst in der ägyptischen und

herhitischen, zuletrt

MACHT

in der gesamren

Ikonographie des Vorderen Orients (Nagel

1986). Die Verbindung von Rad und

Bronzezeit entschlüsseln. Fleming Kaul konnte durch eine Analyse der Bilddar-

blechverkleidung und der Strahlenkranz. Fährt der Wagen also von rechts nach

slellungen auf Rasiermessern zeigen, dass

links, so symbolisiert dies den Weg der verdunkelten Sonne durch die Unterwelt. Die im Cegensatz zur Jungsteinzeit auf-

irn Norden Europas ein Mythos über den Lauf der Sonne existierte. Diese wurde am Morgen von einem Fisch aus dem

Sonne findet sich zugleicl.r in der Mythologie: Der indische Feuergott Agni fährt auf einem Wagen in den Himmel, der grie-

Meer an Bord der Sonnenbarke gebracht.

chische Sonnengotr Helios zielrr räglich übel den Hirnnel, feurige Räder beglelten die Apokalypse. Wohl direkt aus dieser Vorstellungswelt heraus entstanden, findet sich das Rad-, Spiral- oder Kreissymbol als Sonnenmotiv fast regelhaft auf Goldfunden des bronzezeitlichen Alteuropas. Der bronzezeitliche Sonnenwagen von Trundholm (14. Jh. v.Chr., Äbb. 5) vereinigt alle Vorstellungen, die über die

von links recht rechts) über das

Zeiten hinweg Bestand hatten. Eir.r goldenes Abbild der Sonne. zur Sreigerung geschmückt mit Symbolen ihrer selbst oder anderer Gestirne, wird auf einem Wagen von einem Pferd gezogerr. Der zugrunde

liegende Mythos 1ässt sich heute durch einen Vergleich mit der Ikonographie der

Bis zum Sonnenunlergang fährt diese Barke in Richtung des Sonnenlaufes (also Meer,

zum Teil gezogen von den Sonnenrossen. Am Abend verlässt sie das Schiff und wird von einer Schlange empfangen. Nachts reisen die Schiffe in der Unterwelt zurück zum Punkt des Morgens. Der Wagen von

Tiundhohn ist, wie Fleming Kaul meint, eine Art pädagogisches Modell. Dazu ist auszu[ühren. dass nur diejenige Seite der Scheibe rnit einem Coldblech belegt ist. die rnan bei einer Bewegung in Richtung

kommende vermehrte Darstellung der Sonne in der Bronzezeit lst vor dem Hintergrund von Anderungen in der Glaubensvorstellung zu sehen. Die Vorstellungen der Zeit über die täglich wiederkehrende Sonne spiegeln sich in Psalm 19, 6: >Doch ihre Botschalt geht in die ganze Welr hi

naus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. Dolt hat er IGott] der Sonne ein Zelt gebaut. Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam; sie frol.rlockt wie ein

Held und läuft ihre Bahn. Am Ende des Himmels geht sie auf und läuft bis ans andere Ende.<

des Himmelsverlaufes der Sonne sieht. Das so sich zeigerrde Tagesgesrirn zeich-

net sich ganz außen durch einen Strahlenkranz aus. Auf der Rückseite ist dle Scheibe zwar ähnlich dekoriert wie auf der Vorderseite, es fehlt jedoch die Gold-

Lichtmetaphysik des Mittelalters Gold ist der Inbegriff eines Stoffes zur Darstellung der Sonne und des Lichtes. Hervorragendes Beispiel ist die symboli-

t3

MACTE. MYTHos,

M,rcur

Triumph der Sonne

der mittelalterlichen Kirche als Ausdruck einer umfassenden Lichtmetaphysik: Das Licht ist sche Verwendung

von Gold

ir-r

Go1d, Sonne und Licht sind eine Einheit,

wie die Sonne das Symbol Christi ist. Gott selbst ist das Ur licht, lumen de lumine, und so wie Cott

die stets wiederkehrt. Neben dem mittelalterlichen Radfenster entsteht das zweite große christliche Sonnenzeichen am

die causa printa für das Sein ist, ist das Licl.rt die causa primo für die materielle Welt [Bor.raventura). Seinen Höl.repunkt erfährt dabel das Licht ln der Auferste-

Höhepunkt der Barockzeit: Die Sonnenmonstranz und daneben die Sonnenglorie der barocken Altäre. Es ist die Darstellung des Mysteriums: Chrlstus in der Hostie

hlrng: )Verstehe also, dass Gott das Licht schuf, als Christus auferstand< (Augustinus). Die Stadt der Apokalypse ist folglich eine Lichtstadt, in der sic1.r die Seligen in Lichtgestalt ir.r der Klarhelt Gottes sättigen. >Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und thre Leuchte ist das Lamm.( [Offu 21, 23].

und der unslchtbar

das Syrnbol Gottes, so

Abb. 6 Sonnenmonstranz aus der Allerheiligen-Hofkirche München, Gold, um 1600. (Schatzkammer der Residenz, München).

Kathedrale von St. Denis, die quasi als ,Urmodell< der gotischen Kathedrale gilt. Zeichenhaft trägt diese auf threr Westfassade das Sonnensymbol, ein Radfenster.

Die großen Radfenster waren ursprüng-

lich ganz vergoldet oder zumindest itl goldgelber Farbe gefasst. Die Türflüge1 der Kirche waren mit purem Gold belegt. Das

Programm des Erbauers, Abt Suger, wird durch die Inschrift über dem Hauptportal deutlich, ganz die Lichtmetaphysik der Zelt aufgreifend: >Nobile claret opus

/

Sed

opus quod nobl1e claret / clarificet mentes / ut eant per lumine vera / ad verum lun.ren, ubl Christus janua vera./Quale sit

intus in his

/

determinat aurea porta:

/

Mens hebes ad verum per materialia sur-

Neues Jerusalem erbaut. Über ihrem goldenen Tor erhob sich das riesige Bild der

Sonne, das sich dem Besucher erst enthüllte, wenn er in das Innere des Himmlischen Jerusalem eingegangen tst. Die Schaffung eines Lichtraumes gibt es bereits in der frühchristlichen Basilika mit ihren Goldmosaiken und dem golde-

nen Dachgebälk. Zur Lichtmetaphysik Christus als die >wahre Sonne< - kommt hier, wie unten noch gezeigt wird, zugleich noch die Ti'adition antiker Tempelausschmückung. Der im 4. Jahrhundert bei den Mosaiken entstandene goldene Bildhintergrund, der in der Buch- und Tafelmalerei und auch bei figürlichen Altarretablen bis in das Späte Mittelalter gebräuchlich ist, muss an dieser Stelle als

der Grundsteinlegung bezeugen, wurde

elndeutiger Tell der mittelalterllchen Lichtmetaphysik genannt werden. Im Bereich der Ikonenmalerei sind die Goldgründe

dle Kathedrale von St. Denis eindeutig als

bis heute obligatorisch.

git

/

Et demersa prius hac visa luce resur-

git.< Wle auch die symbolischen Akte bei

T4

Altar thronende

fi'üheste Beisplel ist die ganz ar.rs Gold gefertigte Sonnenmonstranz der Allerheiligen-Hofkirche in München (Abb. 6). GoId ist als Symbol des barocken, >heliozentrischen< Chrlstentums in großern Maß in der Dekoralion der Kirclrenräume einge-

Nichts vereint die Darstellung dieses >Neuen Jerusalemu besser als die gotische

an-r

Christus. Die Sonnenmonstranz ist eine bildgewaltige Darstellung, itt deren Zentrum die Hostie auf der Lunula steht. Das

setzt, wenngleich freilich zumeist nur in Form dünnster Blätter. Der Glanz der Kirche wird jedoch nocl.r übertroffen durch das große, profane Sonnenheiligtum der Neuzeit, Versailles, in dessen Mittelpunkt der irdische König steht, der selbst die Sonne ist: der >Roi soleilEl Doradodiademartigen( Bleche wurden sicher als Brustschmuck getragen. Die sechs Buckel und die Schleifer.rringe können dagegen Blrl zrr eirrer Art Haube gelrört haben, über deren Aussehen es jedoch

keinerlei Anhaltspunkte gibt. Dle Coldobjekte waren als Teil eines Schatzes in einem Behälter vergraben worden. Ein nä-

herer Funktionszusanrmerrhang. wie er etwa bei einem Grabfund anzutreffen Die goldenen Hüte

wäre, fehlt somit abermals.

In die Kategorie der in ihrer Größe übersteigerten Objekte gehören auch die spät-

bronzezeitllchen Goldkegel (Kot. 45 47). Nach der derzeit vorherrschenden Meinung waren sle vermutliclr zeremonielle Kopfbedeckur-rgen. Der besondere Ornamentkanon der in Zonen gereihten Verzie rungen deutet ar.rf eine solare und lunare Zahlenmystik hin (vgl. Beitrag Menghin). Damit erschöpft sich im Weser-rtlichen unsere Kenntr-ris dieser Objekte. Festzuhalten bleibr jedoch, dass der Trägel oder die Trägerin dieser Hüte mit einer Aureole umgeben den-r Irdischen entrückt waren. Da die Kegel irnmel ejnzeln gefunden

Ornate für die Götter

Nur einem glücklichen Zufall verdankt der Goldfund von Bernstorf selne Erhaltung (Äbb. 11; Kot. 40) . Er wurde nacl.r Rodungsarbeiten 1998 im Beleich einer bronzezeitlichen Burg er.rtdeckt. Der Schatz umfasst zahlreiche Goldbleche mit einem Cesantgewicl-rt von nur 140 Cramn. Das herausragende Stiick ist ein kronenartiges Diadem, das begleitet wird von einer Nadel, einem Blustblech mit sieben An-

hängern, einem vermutlichen Armband sowie einem Blechgürtel. Zahlreiche feir-re

Mecre, Myruos, MACHT

Abb.

10

Ornat vom Bullenheirner Berg (I{aI. 43), 12.-9.Jh.v.Chr

Befestigungslöcher deuten darauf hin, befestigt waren. Die Fragilität der Gold-

sowie den Phidias-Werken des Zeus in Olympia und der Athena Parthenos in Athen. Für die Verkleidung der Athena

,'.".i^ hlonhp zrrrinor zrr Lr!rrr dom q.hl"." JLilluJSr udJS

Parthenos wurde ca.

dass die Objekte einst auf einer Unterlage 51tr

einst auf einem Gewand befestigt waren, das nicht von einem Menschen getragen wurde, sondern entsprechend mediterranen Vorbildern a1s Bekleidung eines Kultbildes gedient hatte. Von mykenischer bis in dle klassische Zeit sind in Griechenland für viele figürliche Kultbilder die Wei hrrngen vornehmer Gewänder bezeugt. Fine Ilmsetzrrrro snlchcr Goldornate in der darstellelrden Kunst findet in denjeni-

serr Bereiclrerr

srrr. in denen Kuitbilder

Cegenstand realistischer Darstellung werder.r.

Bei griechischen Götterbildern fand

die sogenannte Coldelfenbeintechnik [id. )chryselephantine Techniknach der Krone griffenUnd sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich unter ihnen wohne. Wie ich dir ein Vorbild der Wohnung und alles ihres Geräts

verfügbar. Seine Verwendung wurde Ausdruck des Glaubens, die Prestigesymbole wurden zum Wohl elner wachsenden Kir-

che ejngeselzt. Von größter Bedelttung waren dabei die Schenkungen Konstantins, der damit eine Ausstattung der Kirchen ganz in der Tiadition der Ausstattung paganer Gotteshäuser einleitete. Die Stiftungen Konstantins gingen, wie der llber PontificoLis bezeugt, an die christlichen Gemeinden a11er großen Städte im Reich.

ge von Gott kamen und eine ihnen angemessene Verwendung erfahren mussten.

Der Prozess der Übergabe des Goldes an die Kirche ist direkt eine Replikation der bürgerlichen römischen Praxis der Schenkung von Schätzen oder Gebäuden. Die Füllung der Kirchen mit Schätzen geschah

aufgrund einer sehr materiellen Vorstel-

lung der Kommunikation mit Gott, die sich vermeintlich nach der Höhe der Gabe bemaß. Über solche Schenkungen gibt es elne Fülle literarlscher Zeugnisse, viele Kirchen wurden extrem reich und deren

Patrozinium entsprechend bedeutsam. Der Liber Pontlflcalls beschreibt das Werk

Konstantins und seiner Nachfolger: allein die Lateranbasilika hatte an Altären und Geräten mehr als 6 000 Pfund Silber und 460 Pfund Cold. Die größte Materialmenge machten die Verkleidungen für A1tar,

Sie umfassten Grundbesitz ebenso wie Geldmittel und Gebäude mit luxuriöser,

Ciborium, Ambo und Türen aus. Für ansich ausrechnen, dass bei einer Blechdicke von 1 mm 12 000 Pfund Silber oder bei

Religion. Gold und Purpur waren die Elitesymbole schlechthin im Römischen Reich. Von der Republik bis in die frühe Kaiserzeit fand durch die Eroberungen in Spanien, Nordafrika, Gallien, Britannien

goldglänzender Ausstattung. Von den Kirchenausstattungen dieser Zeit ist fast nichts mehr original erhalten, einen Eindruck vermitteltoft nur rroch die Überlieferung. Eine der berühmtesten Kirchen der Spätantike war das >Goldene Oktagon< in Antiochia, benannt nach seinem goldenen Dach, dessen Bau im Jahre 327 begonnen und 341 geweiht wurde. Das

und auf dem Balkan eine beträchtliche Goldmehrung im Römischen Reich statt.

Cebäude stand nahe des kaiserlichen Palastes und diente sowohl als Sitz des

Noch in republikanischer Zeit waren Gold-

Patriarchen als auch für die Auftritte des

ringe die den Rittern vorbehaltenen Standesabzeichen, bereits in der frühen Kaiserzeit verbreitete sich Gold als Schmuck allgemein in der Bürgerschicht. Vergoldete hölzerne und elfenbeinerne Kassetten-

Kaisers.

Die Verwendung des Coldglanzes unterstrich für alle dle Außergewöhnlichkeit der neuen Religion. Zur Darstellung des erhabenen Status wurde die antike profa-

decken fanden sich nicht nur im berühm-

ne Verwendung des Goldes übernommen.

ten Goldenen Haus (Domus Aurea) des Kaisers Nero, sondern auch ln vorneh-

Zugleich konnte man aber auch den spätantiken Christen erklären, dass diese Din-

zeisen werde. qo sollr ihr's machen,,

'-^o!jlj

(Ex 25, B-9).

Diese biblische Tladition mischte sich mit profanen Repräsentationen des Staats-

kultes und der Inszenierung römischer

dere Kirchen, etwa die Hagia Sophia, 1ässt

einer Dicke von 3 mm 36 000 Pfund Silber verwendet wurden. Aber nicht nur die Ausschmückung der Gotteshäuser war Seprägt von antiken Tia-

ditionen. Auch die Ikonographie bediente sich der Symbole der klassischen Alten

Welt, etwa der Übernahme des Nimbus. Die Idee geht auf eine alte Vorstellung zu-

rück, die Licht und Geist in Verbindung brachte und so durch d ie Darsrellu ng eines Lichtes um den Kopf ein Zeichen für besondere Spiritualität fand. Die Darstel lung eines Nimbus war in der Kunst eine besondere Betonung der Macht einer Per-

son, auch der göttlichen Macht. Der römische Kaiser Gallienus [3. Jh.n.Chr.] versuchte seinem Haupt dadurch besonderen Glanz zu verleihen, dass er nicht

23

MacrE, MvrHos, Macur

nur die übliche goldene Strahlenkrone

Der Wert des Goldes

Die Gier nach Gold

Eine wirtschaftliche und machtpolitische Bedeutung bekommt Gold durch Thesaurierung und Verwendung als Mtinzmetall.

Der Wandel des Goldes im Lauf der Zeit zu einem Wertgegenstand führt zu elner neuen Bewertung: Gold wurde der Schlüssel zur Macht.

trug, sondern sich auch noch Coldspäne ins Haar streute. Der Nimbus war zunächst

traditionell aus Gold. Durch die Verwendung des Goldgrundes war [Ian später zu abweichenden Lösungen gezwungen, bis-

weilen erschien er dann blau, auch mit goldenen Sternen, silbern oder er setzte sich durcl.r die Struktur ab Die Übernahne des Goldes ir.r der

Diese Thesaurierung fand zunächst in Tempel-, später auch in Staatsschätzen statt. Goldreichtum herrschte zunächst in

Zwangsläufigkeit, obwohl sie dem prinzi-

Agypten und in den Reichen des Vorderen Orients. Der spätere Reichtum der Mykenischen Kultur in Griechenland war bls zu den Zelten Homers vergangen. Hellas war his zrr dpn Pelserkliepert artn att Cold.

piellen Anspruch auf Besitzlosigkeit widersprach. Berelts die Kirchenväter betrachteten die Reichtumsanhäufung der

Reiche Goldvorkommen waren fern und nur durch Kauf oder Kriegszüge zu bekommen, beispielhaft genannt sei nur die

Kirche mit Sorge. Hieronirnus sprach

Sage vom Goldenen Vlies. Als die Sparta

davon, dass Christus nackt vor der Tür stirbt, während man die heiligen Texte aufs prächtigste verschönert: >inficitur membrana colore purpureo, aurum liquescit in litteras, gemmis codices uestiuntur et nudes ante fores earum Christus

ner im 6. Jahrhundert v. Chr. das Cesicht der Statue des amyklaiischen Apollon vergolden lassen wollterr. war in ganz Crie clrenland das nötige Gold nicht zu bekom men. Man musste sich an Kroisos wenden. Die Goldrnenge stieg erst an, als nach den phokischer.r Kriegen, bei denen der Tem pe1 von Delphi beraubt wurde, das von dort stammende Gold in Urnlauf gelangte. Diodor [XVI, 56] gibt das Cold der Kroisosgeschenke mit 4000 Talenten [ca. 100 Tonnen) an. Noch mehr stieg die Cold menge nach den Feldzügen Alexanders

cl-rristlichen Kirche erschien aufgrund der

hier beschriebenen Traditionen fast als

emoritur< [Hieronimus, Epistulae 22, 32) .

Man unternahrn jedoch nicht viel dagegen, vor allen weil zum Unterhalt der Gotteshäuser eine entsprechende finanzielle Ausstattung notwendig war. In der Folpezeir p.rh es.immer wieder Ansätze, zu einer besitzlosen Urkirche zu-

rückzukehren. A1s Beispiel sei nur Franz von Assisi genannt. Einen Bruch mit den spätantiken Traditionen gab es im Crunde genommen erst durch die Reformation

mit ihren radlkalen Konsequenzen: Holzkelche statt Goldkelche, Zerstörung der Bildwerke. Die Antwort der Gegenreformation bestand in einem noch größeren und aufwer-rdigeren Goldglanz der Cottes häuser.

des Großen an.

Einher nrit der Miinzprägung geht die herrschaftliche Cewinnung des Goldes. Die bereits in der Frühzeit der Goldprägung beginnende Koppelung zwischen

dern Münzwert und der CesamtSoldrrenge ist eine wesentliche Eigenscha[l

In der Bibel war Gold zunächst nicht negativ belegt. Gold war ein Metall Cottes - >Aber alles Silber und Cold samt dem ehernen Geräte soll dem HERRN geheiligt sein, dass es zu des HERRN Schatz kom me.< (Jos 6, 19) - und sein Besitz war an erkannt: >Abram aber war sehr reich an Silber und Gold.< (Gen 13, 2j; >Des Goldes aber, das Salomo in einen Jahr bekam, war an Gewicht sechshundertsechsundsechzig Zentner.( (1. Kön 10, 14). Vie1.r,

Das Motiv der Coldgier findet sich in allen Kulturen, sobald sein Besitz einen politischen Machtfaktor darstellt. Neben den antiken Hochkulturen kehrt es auch bei den barbarischen Randvölkern wleder',

die ihrerseits begannen, Gold als Maß für Macht- und Kaufkraft zu benutzen. Bestes

Beispiel sind hierfür die Kelten, die ihr Gold nicht nur aus den Flüssen gewannen. Für die Verschonung Roms erpressten sie 1000 Pfund Gold. Große Mengen erbrachte für sie auch die P1ünderung Delphis. In spälerer Zeit war für die ga1 lischen Häuptlinge der Besitz von Gold wichtig, denn wie wir aus den Berichten Caesars wissen, benötigten sie dies als Bestechungsgeld für ihre Wahl. f)ic errvr zrrr olpielrpn ZeiL einsetzende Goldgier im römischen Bürgertum führte nach Meinung der rörnischen Schriftsteller

der Münzsysteme, die in der römischen Kaiserzeit durclr die Einführung des Arrreus seit Caesar für Jahrhunderte festge-

zu einem beklagenswerten moralischen

schrieben war [v91. Beiträge Ziegaus und Dieck).

Gold docl-r ganz aus dem Leben entfernt werden< fPlinius, Naturkunde, 33. Buch).

Verfall. In geradezu dramatischen Worten

schrieb folglich Plinius: >Oh könnte das

MAcrE, Myrtros, MacHr

fremden Landen. Ja ich kann gar nicht genug erzählen von den Dingen, die ich da vor mir gehabt habe.< (Thausing 1970

l1972l).

ffi Abb.

1

2

Decke der Kirche Santa Maria Maggiore, Rom

Dirrer war einer der wenigen Zeirgenossen, die den ästhetischen Wert der Schätze zu wür'diger-r wussten. Die Eroberer der Neuen Welt ließen nach Entferrren der Edelsteine fasr das gesamle Cold und Silber einschmelzen. Originale der Zeit, wie der Ring aus Oaxaca (Kat. 1481 gehören heute zu den größten Ra ritäten in den Kunstkammern der Für stenhäuser. Ganz selten ist uns neben der

profanen Funktion als gemünztes Meta11 eine weitere Verwendung des geraubten Coldes bekanr)r. So soll der Überlieferung nach die prächtige Deckenvergoldung der'

Kirche Santa Maria Maggiore Eroberung einer Neuen Welt

sel geschickte Gold sah Albrecl.rt Dürer am 27. B. I 520. Er notieLtc itr scitt Troe-

Ahnlichen Moralvorstellungen entspreclrend wird bis in die heutige Zeir die Er-

buch: >Auch sah ich die Dinge, die man dem König aus dem neuen Goldland gebracht hat: eine garrz golderre Sorrne. eine garrze

oberung der Neuen Welt als fragwürdiges Unternehmen gesehen, das als Triebfeder

die Cier nach Gold hatte. begleiret von blindwütigem Morden und sinnloser Zerstörung.

1519 eroberte Hernän Cort6s ohne Autorisierung der Königin von Spanien die Hauptstadt des Aztekenreiches Tenochtitlän. Angetrieben war er von der Coldgier. Nach seiner Ankunft in Mexiko mit 600 Mann sagte er zu Montezuma: >lch und nelne Gefährten leiden an einer Krankheit des Herzens, die nur mit Gold geheilt werden kann.< Die Geschenke des Montezuma, mit denen dieser glaubte, einen Angriff auf die Hauptstadt zu verhindern, bewirkten genau das Gegenteil. Das zu seiner Rechtfertigung an den Sohn des spanischen Königs Karl

V nach

Br'üs-

Klafter breit. desgleichen einen ganzen silbernen Morrd, eberrso groß, desgleichen zwei Kanmern voll Rüstungen der Leute dort, desgleichen allerlei Wunderliches von ihren Waffen, Harnischen und Gescl-rossen; gar seltsame Kleidur-rg, Bettgewand r-rnd allerlei wundersame Gegenstände zu menschlichem Gebrauch, was da viel schöner zu sehen ist als Wunderdinge. Diese Sachen sind alle so kostbar pewespn d.rqs mrrr sic hundefLtausettd Gulden wert schätzte. Ich aber habe all' nein Lebtag nichts gesehen, das rnein

in

Rom

(Abb. 12) aus dem ersten Gold der Neuen Welt gernacht sein, ein Geschenk der spanischen Könige, die die Schutzherren die ser Kirche waren. Auf der Jagd nach dem Gold brachten die Eulopäer nicht nur die Indianer, sondern auch oft gegenseitig sich selbst um.

Wenig bekannt ist, dass auch Franken darin verwickelt waren. 1534 wurde Philipp von Hutten, ein Bruder des Bischofs von Eichstätt, Moritz von Hutten, im Auftrag des Handelshauses Welser Gubernalor von Venezuela. Zwei große Erkrrndungsritte führten ihn auf der Suche nach dern Goldland >Eldorado< bis zu den An-

den und zurn Rio Negro. An Pfingsterr 1546 wurde er von dem Spanier Carveso-

le bei der heutigen Stadt Barquisineto

Denn ich sah darunter wunderbare, kunst

überfallen, weil dieser bei ihrn Gold vermutete. Ein Epitaph von Loy Hering mit der DarstellLrng des blrrrigen Ereignisses

volle Sachen und verwundere mich über die subtilen Ingenia der Menschen in

befindet sich in der Wallfahrtskirche Maria Sondheim (Lkr. Main-Spessart).

Herz so erfreut l-rätte, wie diese Dinge.

25

Macrr, Myruos,

MACHT

Das ganze Gold der Welt

Die Menge des unmittelbar bei der Eroberung der Neuen Welt geraubten Goldes mehrte die bis dahin vorhandene Coldmenge Europas wohl nicht einmal rm I prnTpnl Dcr orö(19 Scltalz aller Konquistatoren, den Franzisco Pizarro mit nur 180 Soldaten für die angebliche Frei-

lassung des Inkaherrschers Atahualpa erpresste, betrug >nur< 5,5 Tonnen. Hinzu kamen nach der Eroberung von Cuzco noch einrnal 1,1 Tonnen in Form von Möbel-

und Wandverkleidungen, Waffen, Sonnenscheiben, Geschirr, Kleidungszubehör, Tier- und Menschenstatuen. Diese von Pizarro erbeuteten 6,6 Tonnen Gold dürften den Großteil des irn Inkareich vorhandenen, nicht vergrabenen Goldes dargestellt haben.

reicht. Allein die römischen Bergwerke in Spanien erbrachten jährliche Erträge von 20000 römischen Pfund, was etwa 6,5 Tonnen entspricht. Seit etwa der Mitte des 1.

Jahrtausends vor Christus steht die Ge-

winnung überwiegend im Zeichen seiner wirtschaftlichen und politischen Bedeutung. Die prlmäre Funktion von Gold war Münzmetall. Der Besitz von Gold verlieh Staat die Möglich-

in der Römerzeit dem

keit freier Handlung, dem Privatmann Sozialprestige. Dies setzte einen Kreislauf in Cang, der durch einen ständigen Bedarf an neLlem Gold angetrieben wurde. Die

wichtigsten Mittel zu seiner Deckung waren Raub, Abgabenforderungen und die bereits erwähnte intensive Gewinnun8. Der Hunger nach Cold setzt sich bls in

die Jetztzeit fort. Von der Goldgier als

über 100 000 Tonnen, das entspricht einem

Triebfeder für die Eroberung Amerikas bis hin als Sujet in Filmen, das im Falle von James Bond immerhin zugleich noch my-

thische Erinnerungen weckt: )Das ist Gold, Mister Bond. Schon mein ganzes Leben lang lrabe ich seine Falbe geliebr, seinen Clanz, seine göttliche Schwere.

Mir

ist jedes Unternehmen willkommen, das meinen Vorrat vergrößert...(. Eine ent-

hundert wurden insgesamt etwa 1200 Tonnen gefördert, von 1500-1800 etwa

scheidende Wende hat sich jedoch in der iüngsten Vergarrgenheit ereigl)er. als unter dem amerikanischen Präsidenten Nixon 1971 die Währung von den Goldreserven

200 Tonnen.

entkoppelt wurde. Wirtschaftlich wird

Von 500 v.Chr. bis 1500 wurden etwa 7300 Tonnen gefördert, wobel hier vor

Cold seit dieser Zeit anders beurteilt. Für die Menschen, so scheint es, treten danit

allern die römische Goldförderung zu

wieder die alten Werte in den Vordergrund, freilich geprägt von rationalem

des 20. Jahrhunderts gefördert. Im 19. Jahr,

einem großen Zuwachs führte.

Die Coldausbeute der Römer war in der Antike einmalig und wurde erst wiedel naclr der Eroberung Arnerikas er-

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Goldes sitzt in seiner mystischen Gegen wart, besteht im Vergnügen, es in der Hand zu haben.< (Henry Miller).

Gedanken und Dinge

seine Thesaurlerung und Verwendung als

Die Weltgoldmenge beträgt heute etwas

Würfel von etwa 18 m Kantenlänge. Das jährlich hinzukommende neu geförderte Cold beträgt heute etwa 2 000 Tonnen. Dies entspricht zum Vergleich der Menge an Erz, die weltweit stündlich zu Eisen umgeschmolzen wird. Rund 35000 Tonnen Gold lagern in den Kellern der Notenbanken. Über 80 Prozent des heute vorhandenen Goldes wurde nach Beginn

tisch mit der Anzahl von Eseln, mit der er gleichgesetzt werden kann. Der Wert des

Bei vielen der in der Ausstellung und Pu-

blikation gezeigten Goldobjekte wissen wir nicht, welche Vorstellungen rnit ihnen verbunden waren, da uns zeitgenössische

Interpretationen nicht überliefert sind. Aus diesen Gründen wurden hier bewusst

exzeptionelle Werke, wie zum Beispiel die

goldene Tugendrose (Abb. 13: Kat. 80), integriert. um die Bandbreire möglicher, für uns heute nlcht mehr erschließbarer Deutungen darzustellen. Da zahlreiche der präsentierten Werke nicht nur rein profaner Schmuck sind, sondern mit religiösem Denken verbunden sind, sei dieser Punkt hier noch kurz ausgeführt. Die Deutung aller religiösen Außerungen war Cegenstand einer der großen Wissenschaftsdiskussionen im 20. Jahrhundert, die sich in zwei Hauptströmungen teilen lässt, dem Funktionalismus und dern Phänomenologismus. Zu erinnern ist hier vor allem dn die 1ql2 von Emile Durkheim im Buch >Die elementaren Formen des reli-

giöserr Lebens, eingeführre grundsätzliche Tlennung der Dinge in zwei Klassen:

das Profane und das Sakrale (Heilige). Obwohl, wie Ednund Leach (1978) bemerkte, dieser reine Dualismus - das heißt die Trennung aller Dlnge in nur zwei Be-

reiche ohne Berücksichtigung der vor-

nicht gleich 36 Dollar für die Unze,

handenen Zwischenstufen - eine >scholastische llh-rsion< ist, so hilft doch diese

oder wie viel immer, er ist auch nicht iden-

Überlegung in vielen Fällen weiter. Dies

Wissen der Gegenwart. >Der Wert des Gol des ist

Macm, MyrHos, Macsr

insbesondere, wenn man hinzufügt, dass es der Mensch ist, der selbst die Objekte in das Sakrale überführt. Dies geschieht in Ritualen. In Ritualen wird das Heilige >ak-

tiviert(, wobei die Dinge ihre profane

Be-

deutung nicht verlieren müssen. Es kann ein ständiger Wechsel zwischen profan und sakral bestehen. Im Wesentllchen lassen sich dle sakralen Objekte dieser Ausstellung vier Kategorien zuordnen: Amulette, Insignien, Ge-

räte und Bilder. Welche Eigenschaft ein Objekt hat, kann aus dem Objekt selbst heraus nicht erschlossen werden, nur aus seinem Funktionszusarnmenhang. Auch die Archäologie beobachtet solche Funktlonszusammenhänge. Es leuchtet ein, dass desl.ralb Objekte aus Gräbern und Opferfunden am ehesten interpretierbar sind. Die große Schwierigkeit bei der Rekonstruktion religiöser Außerungen oder Cedanken besteht jedoch darin, dass diese viele Ausdrucksformen haben können. Zum Beisplel gibt es folgende ideen des Votivs: eine reale Gabe des Gegenstandes oder seines Abbildes oder gar

fellos einer der ganz wenigen Stoffe, dessen Auswahl fast immer eine Bedeutung

eines symbolischen Ersatzes; eine Umset-

hat. Man geht daher sicher nicht fehl,

zung in besondere Materialien wie etwa Wachs; auf Zettel geschriebene Außerun-

gen oder auch nur gesprochene Worte, wobei bei all diesen Ideen noch ein verschiedener Anlass,

nänlich der Dank oder

die Bitte, hinzukommen kaln.

Berücksichtigt man also, welcl.r be, scheiderren Raum Objekre als Außerungen des menschlichen Denkens einneh-

Abb.

13

Papstrose (Kat. 80), Mitte 15. Jh.

Gestalten immer bestimmte Werte zugeschrieben wurden. Gold ist dabei zwei-

Gegenstände aus Gold stets als etwas Besonderes anzusehen.

Lit.: Alva 1993. - Braun 1932. Bonn 2000. Denecke 1971. - Elbern 1963. - El Dorado 1994.

-

Haselberghe 1972.

1978.

- Janes 1998. -

Leach

- Nagel

1986 a. - Nagel 1986 b. - ReichelDolmatoff 1988. - Sedlmayer 1977. - Sedlmayer 1979. Sicän 1997. - Thausing 1970 llg72l.

Wurster

1991.

men, so erscheint es fast als vermessen, wenn man in einigen Fällen der Interpretationen besondere Schlüsse nur aufgmnd der Verwendung eines besonderen Materials wagt. Hier hat jedoch die Volkskunde gezeigt, dass Stoffen ebenso wie den

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