M. Wehmer, Keramik am Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit. Ein Überblick zur Entwicklung der Gefäßformen und Warenarten in Nordhausen während des 15. und 16. Jahrhunderts. Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Landkreis Nordhausen 40, 2015, 212–245.
Markus Wehmer Keramik am Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit. Ein Überblick zur Entwicklung der Gefäßformen und Warenarten in Nordhausen während des 15. und 16. Jahrhunderts1. Zum Forschungs- und Bearbeitungsstand in Nordhausen Im nördlichen Thüringen bietet die ehemals Freie Reichsstadt Nordhausen mit ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte die umfangreichsten Bestände zur Erforschung der archäologischen Hinterlassenschaften des Mittelalters und der Neuzeit. Durch Grabungen im Vorfeld von Baumaßnahmen konnten besonders während der letzten 20 Jahre mehrere hundert Befunde im Stadtgebiet wissenschaftlich untersucht werden, so dass mittlerweile neben unzähligen Kisten geborgenen Fundmaterials auch weit über 1000 nahezu vollständige Gefäße für künftige Bearbeitungen zu Verfügung stehen. Seit dem 10. Jahrhundert entwickelte sich die mittelalterliche Stadt auf den spornartigen Hochterrassen der Zorge um die bis 1188 bestehende königliche Burg und den Dom zum Heiligen Kreuz. Im Spätmittelalter wuchsen die drei Hauptsiedlungskerne Altstadt, Siedlung unter dem Hagenberge und die Flämische Siedlung um den Petersberg zusammen. Ein starker Befestigungsring umschloss seit dem 14. Jahrhundert die zahlreichen Kirchen, Bürger- und Handwerkerhäuser der Stadt. Trotz mehrerer Stadtbrände erhielt sich die mittelalterliche Siedlungsstruktur bis ins 20. Jahrhundert. Durch die nahezu vollständige Zerstörung im April 1945 fand die historisch gewachsene Stadtentwicklung ein jähes Ende. In der schwierigen Wiederaufbauphase waren archäologische Untersuchungen zunächst nur sehr begrenzt möglich. Dennoch fanden zwischen 1952 und 1960 Forschungsgrabungen und baubegleitende Rettungsgrabungen im Rahmen der Enttrümmerung statt, bei denen auch Brunnen und Latrinen des 15.-16. Jahrhunderts sorgsam dokumentiert und gegraben worden sind (Feustel 1957). Nachdem das eigentliche Ziel der vom Ministeriums für Aufbau und Arbeit finanziell geförderten Ausgrabungen, nämlich die Burg von Heinrich I. aus dem frühen 10. Jahrhundert archäologisch nachzuweisen, nicht erreicht wurde, ist die noch junge Disziplin der Stadtkernarchäologie in Nordhausen komplett eingestellt worden. Die großen Baustellen der 1980er Jahre im Rahmen des Wohnungsbaus wurden zumindest teilweise von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern kontrolliert. Dadurch konnten einige wenige Befunde dokumentiert und deren Inhalte geborgen werden, so etwa ein Brunnen aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Rautenstraße (Grönke 1985, 77– 82). Eine Auswertung aller überlieferten Funde und Befunde innerstädtischer
1 Dieser Beitrag beruht auf einem 2014 zum 47. Internationalen Symposium Keramikforschung in Wittenberg gehaltenen Vortrag. Eine um Forschungsgeschichte, Ofenkeramik und Zieglerware gekürzte Version dieses Textes wurde bereits für den Tagungsband beim Arbeitskreis Keramikforschung zum Druck eingereicht.
212
Abb. 1 – Blick über die nördliche Teilfläche der Grabung „Pferdemarkt“ in Nordhausen während der baubegleitenden Rettungsgrabung, März 2012. Foto: M. Wehmer.
Altgrabungen vor 1990 bietet eine leider unveröffentlichte Berliner Diplomarbeit (Streitwolf 1991). Erst mit den zahlreichen Neubauten und Sanierungsarbeiten der Nachwendezeit und dem Thüringischen Denkmalschutzgesetz von 1992 änderte sich die Situation. In den letzten zwanzig Jahren führte das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit Unterstützung der Stadt Nordhausen nahezu zwanzig systematische Ausgrabungen inner- und außerhalb der Stadtmauern durch. Dabei konnten vier Kirchen und mehrere Wohnquartiere teils großflächig untersucht werden. Der Publikationsstand zu den Befunden und teils sehr großen Fundmengen, aber auch zu wichtigen Einzelfunden, ist sehr unterschiedlich, muss aber insgesamt als unzureichend bezeichnet werden. Die erste größere Stadtkerngrabung der Nachwendezeit fand zwischen 1993 und 1994 in der Bäckerstraße statt. Vom umfangreichen Fundmaterial wurden bislang nur Fotos einer Dreiknubbenkanne und einer Ofenkachel im Rahmen eines Tagungsberichtes abgebildet (Grönke 1994, 84–85), einzig der Befund einer Filterzisterne wurde veröffentlicht (Grönke 1996, 23–28). Die Ausgrabung in der Pfaffengasse von 1996 bis 1997 wurde in einem knappen Vorbericht (Grönke 1997a, 51–54) und etwas umfassender mit Grabungsplan, Befundabbildungen und zahlreichen Zeichnungen von Funden des 14.-15. Jahrhunderts vorgelegt (Grönke 2000, 43– 50). Eine Kelleranlage aus der Grabung Domstraße 13-14 wurde in zwei Vorberichten bearbeitet. Neben der Beschreibung des Befundes (Grönke 1997b, 37–41) ist vor allem die Vorlage der wichtigsten Fundstücke des 15.-17. Jahrhunderts wie Glas, Keramik, Steinzeug und Fayence aus der Kellerverfüllung von Bedeutung 213
(Grönke 1998, 22–32). Einen Überblick zu den Ergebnissen der in den Jahren 1997 bis 1998 durchgeführten Untersuchung in den Parzellen Kranichstraße 1214 liefert ein weiterer Vorbericht (Müller 1998). Neben einem Grabungsplan, einigen Übersichts- und Befundfotos gibt es fotografische Abbildungen von Glasgefäßen und Irdenware, so beispielsweise von einem Henkeltopf, einem Grapentiegel und einer Standbodenkanne des 16. Jahrhunderts (Müller 1998, 163). Über die Freilegung im Quartier „Engelsburg“ im Jahr 2007 existiert ein Vorbericht mit Grabungsplan, Befundfotos und fotografischen Abbildungen von Siegburger Steinzeug des späten 14. Jahrhunderts sowie Irdenware des 14.-15. Jahrhunderts und einer Henkelschüssel aus Malhornware des 17. Jahrhunderts (Grönke/Müller 2009). Die Ausgrabung um die Marktkirche St. Nikolai aus den Jahren 2008 bis 2009, bei der auch Befunde des 15.-16. Jahrhunderts aus der südlichen Krämerstraße erfasst worden sind, wurde bislang mit einem Vorbericht zu den Baubefunden, Bestattungen und Grabbeigaben im Kirchenbereich (Sukalla 2009) sowie einer umfassenden Bearbeitung eines Münzschatzes aus dem frühen 16. Jahrhundert veröffentlicht (Lauerwald/Sukalla 2010). Mit 443 Befunden auf etwa 8000 m² Untersuchungsfläche bietet die Grabung am Pferdemarkt (Abb. 1), welche bauvorgreifend 2008 bis 2009 und baubegleitend im Jahr 2012 durchgeführt wurde, den größten Einblick in das Siedlungsgeschehen vor allem des Spätmittelalters, aber auch der frühen Neuzeit. Aufgrund der sehr großen Fundmenge und mangelnder Bearbeitungszeit ist bislang nur eine knappe Zusammenfassung der Grabungsergebnisse (Wehmer 2009a) und ein Vorbericht mit Befundfotos und Abbildungen einiger Kleinfunde und Ofenkacheln erfolgt (Wehmer 2009b). Zur baubegleitenden Grabung im Areal der ehemaligen Krämerstraße im Jahr 2011, welche die gesamte Lücke zwischen den bereits dokumentierten Flächen um die Marktkirche St. Nikolai und der Engelsburg schließt und unter anderem hunderte vollständige Gefäße lieferte, gibt es bislang keine Veröffentlichung, abgesehen von einer Grabungsmitteilung mit einem Foto von zwölf typischen Gefäßen (= Abb. 2) des 14.-15. Jahrhunderts (Wehmer 2012, 53). Einen guten Überblick zu den Untersuchungen im Bereich der Frauenberger Kirche, der Jacobikirche, der Marktkirche St. Nikolai und der Kirche auf dem Petersberg geben zwei Artikel mit weiterführenden Literaturangaben (Grönke 2010; Grönke 2012/2013 (2014)). Von 2 anderen wichtigen Grabungen und sonstigen kleineren Baubegleitungen sowie Fundbergungen gibt es keine veröffentlichten Informationen. Weitaus erfreulicher steht es um die Bearbeitung der historischen Quellen zur Geschichte Nordhausens während des 16. Jahrhunderts. Diese sind vom ehemaligen Stadtarchivar Peter Kuhlbrodt umfassend erforscht und 2015 monographisch vorgelegt worden (Kuhlbrodt 2015). Keramikentwicklung vom 10./11. bis ins frühe 15. Jahrhundert Während des Hochmittelalters gehört Nordhausen zum Verbreitungsgebiet der älteren Kugelbodenware. Befunde und Keramik aus der Zeit der Stadtgründung im frühen 10. Jahrhundert sind trotz zahlreicher Grabungen eine Seltenheit. Einige wenige Gruben (Timpel 1990, Taf. 2,1; 3), Grubenhäuser und ein erst 2014 ent-
2 „Domstraße 19“ im Jahr 2000, „Vor dem Vogel“ im Jahr 2002, „Flohburg“ im Jahr 2009, „Gumpertstraße“ im Jahr 2013, „Rosengasse“ im Jahr 2014.
214
deckter Graben3 enthalten die typischen Schrägränder der älteren Kugelbodenware. Sie lassen sich zwar bedenkenlos ins 11. bis 12. Jahrhundert stellen, aber bieten nur mit Vorbehalten einen archäologischen Beleg für die Gründungszeit der Burg.
Abb. 2 – Typische Gefäße des späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts aus verschiedenen Befunden der Grabung Krämerstraße, Nordhausen. Foto: TLDA / W. Streitberger.
Zahlreicher sind hingegen die Befunde des 13.-14. Jahrhunderts, welche neben einer generell größeren Eingrabungstiefe auch eine deutlich höhere Fundmenge mit einer meist hohen Anzahl unbeschädigter oder restaurierbarer Gefäße in der Verfüllung aufweisen. Es handelt sich überwiegend um jüngere Kugelbodenware – meist harte Grauware, seltener rote oxidierend gebrannte Ware. Die Tendenzen der Keramikentwicklung sind analog den Verhältnissen in Südniedersachsen: „Bis zur ersten Hälfte oder Mitte des 15. Jahrhunderts war der Kugeltopf, seit dem zweiten Viertel des 13.Jahrhunderts durchgängig mit einer Riefenzone versehen (...), das gängige Kochgefäß“ (Stephan 1982, 91). Kugelbodentöpfe sind chronologisch weniger empfindlich als andere Gefäßformen. Es ist ein recht großer Variantenreichtum bezüglich Grundform, Riefung und Randgestaltung festzustellen. Zumindest in Nordhausen halten sich typologisch ältere Formen ohne Deckelfalz und ohne markante Riefung noch sehr lange neben typologisch jüngeren Formen. Eine feinchronologische Datierung von Inventaren des 13.-14. Jahrhunderts fällt deshalb zum momentanen Bearbeitungsstand noch schwer und ist allein über die Vergesellschaftung mit Importgefäßen zu bewerkstelligen. Rot engobiertes Faststeinzeug, zumeist in Form von Röhrenkannen mit Wellenfuß, seltener in Form von Krügen und Mündelbechern, charakterisiert Befunde des späten 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die genaue Herkunft von 3
Gefäßen dieser Warenart, ob aus Südniedersachsen oder Bad Schmiedeberg, ist viel diskutiert und lässt sich wohl nur auf naturwissenschaftlichem Weg lösen. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts löst älteres Siegburger Steinzeug in Form von schlanken Zylinderhalskrügen und Trichterbechern mit Wellenfuß (Abb. 2) das rot engobierte Faststeinzeug ab; Zusammenfunde beider Warenarten sind selten4 und unterstreichen das zeitliche Aufeinanderfolgen der beiden Importwaren im Verbrauchermilieu. Nur gelegentlich tritt ab Mitte des 14. Jahrhunderts braunes Steinzeug aus Südniedersachsen auf, meist in Befunden, welche auch Siegburger Steinzeug enthalten. Spätestens im frühen 15. Jahrhundert bricht die bis dahin sehr intensive Versorgung mit Siegburger Steinzeug vollkommen ab, da jüngere Formen wie Trichterhalskrüge oder Gefäße mit Auflagen in Nordhausen fehlen. Waldenburger Steinzeug schließt im 15. Jahrhundert nach und nach die entstandene Versorgungslücke. Dreiknubbenkannen aus reduzierend gebrannter Irdenware (Abb. 2, obere Reihe, 2. von rechts) kommen wohl schon im 13. Jahrhundert auf, sind für das 14. Jahrhundert typisch und erscheinen auch noch im 15. Jahrhundert. Vierpassbecher und Becher mit kleiner Schnepfe (Abb. 2, vordere Reihe) sind typische Gefäße des entwickelten 14. Jahrhunderts, da sie häufig mit Siegburger Steinzeug vergesellschaftet sind. „Obgleich Grapen verschiedenster Formgebung schon seit etwa 1200 bekannt waren, lösten sie erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Kugeltöpfe ab“ (Stephan 1982, 91). Während die frühesten Grapen noch dieselbe Grundform und Halsriefung der gleichzeitigen Kugelbodentöpfe aufweisen, entsteht frühestens am Ende des 14. Jahrhunderts ein neuer Typ von Grapen. Er weist einen glatten Gefäßkörper mit plastischer Leiste über dem unteren Henkelansatz auf (Abb. 2, obere Reihe, Mitte; Abb. 3) und ist zunächst immer reduzierend gebrannt. Der Datierungsansatz wird unterstützt durch den Fund eines reduzierend gebrannten, dunkelgrauen Grapens (Grönke/Müller 2009, 65). Dieser wurde in einer Kel5 lerverfüllung , vergesellschaftet mit einem Zylinderhalskrug und einem Trichterbecher aus Siegburger Steinzeug sowie einer rundbodigen Topfkachel mit quadratischer Mündung, entdeckt und kann deshalb dem späten 14. bis frühen 15. Jahrhundert zugewiesen werden. In diesen Zeithorizont datieren weitere gefäßreiche Befunde der Grabungen Pferdemarkt6 und Krämerstraße7, welche noch unveröffentlicht sind. Keramikentwicklung im 15. Jahrhundert Grapen Im Verlauf des 15. Jahrhunderts entwickelt sich der Grapen mit plastischer Leiste zu einer bauchig-gedrungenen Form weiter und ab etwa der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint er nur noch in weißer oder hellgelber (Abb. 3), selten in hell-
4 In Befund 40 der Grabung Krämerstraße, einem verfüllten Brunnenschacht des späten 14. Jahrhunderts, fanden sich neben dutzenden Gefäßen aus dunkelgrauer Irdenware auch 10 Zylinderhalskrüge und zwei Trichterbecher aus Siegburger Steinzeug neben zwei Röhrenkannen aus weinrot engobierten Faststeinzeug. 5 Grabung Engelsburg, Befund 13. 6 Pferdemarkt Befund 422. 7 Krämerstraße Befund 16 und Befund 40.
216
grauer Irdenware. Die ovale Eindruckstelle (Daumenabdruck) am oberen Ansatz des Fußes (wie bei Abb. 3) tritt nun sehr häufig auf. Grapen dieser Form wurden während des 15. Jahrhunderts unter anderem im Reinhardswald hergestellt (Stephan 1982, 98, Abb. 26) und gehören auch in anderen thüringischen Städten, wie beispielsweise Erfurt, zum typischen Geschirr des 14./15. Jahrhunderts (Lappe 1990, 277, Abb. 2.4; 278, Abb. 3.3; 280, Abb. 5.4). In Wismar wird dieser Gefäßtyp in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert (Kaute u. a. 2005, 74, Abb. 14). In Sachsen-Anhalt bezeichnet man sie als „Dreibeintöpfe mit glatter, durch eine Rippe betonter Schulter und Rundboden“ (Stephan 2007, 150). Die unter dem Material aus Luthers Elternhaus in Mansfeld befindlichen dunkelgrauen, aber auch oxidierend gebrannten Grapen wurden dort in die Zeit um 1500 gestellt (Stephan 2008a, 109, Abb. 61). Selbst in Anbetracht einer langen Nutzungszeit der Mansfelder Gefäße erscheint die vorgeschlagene Datierung nun, in Kenntnis der zahlreichen Nordhäuser Befunde, als etwas zu jung. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts entwickelt sich ein weiterer Grapentyp, der durch Drehriefen vom Hals bis zum Ansatz der Füße gekennzeichnet ist (Abb. 20) und eine grüne Innenglasur (Abb. 18b) aufweisen kann. Im benachbarten Südniedersachsen ging man ebenfalls „im späten 15. Jahrhundert (...) zur Produktion helltoniger bleiglasierter lrdenware über...“ (Stephan 1982, 98). Auch in Hessen setzte sich „etwa gleichzeitig mit dem Aufkommen der glasierten lrdenware (...) der Grapen (...) als Kochtopf durch; der Kugeltopf verschwand (...)“ (Stephan 2000, 242). Die für Chemnitz klar herausgearbeiteten Ergebnisse lassen sich ebenfalls gut auf Nordhausen übertragen: die gelbe Irdenware, zum Teil glasiert, nimmt zwei Drittel des keramischen Materials ein, während die graue Irdenware stark an Bedeutung verliert (Fassbinder 2005 (1998), 176). Kugelbodentöpfe Der Kugelbodentopf als dominierende Gefäßform des Hoch- und Spätmittelalters durchlebt während des 15. Jahrhunderts einen letzten Entwicklungsschub, um spätestens nach dem zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts endgültig zu verschwinden. Der Inhalt einer Latrine aus der Krämerstraße (Befund 55) illustriert beispielhaft den Wandel in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Reduzierend gebrannte, eher kleinformatige Kugelbodentöpfe, wie sie für das 14. Jahrhundert charakteristisch sind, werden unverändert auch im frühen 15. Jahrhundert hergestellt (Abb. 5). Neu hinzu kommen hin und wieder Kugelbodentöpfe mit mehrzeiliger Rollstempelverzierung in Form von keilförmigen Eindrücken (Abb. 6). Ein solcher fand sich auch in der Verfüllung eines Kellers in der Pfaffengasse, dessen Inventar dem 14.-15. Jahrhundert angehört (Grönke 2000, 47, Abb. 5.2). Sehr selten treten in dieser Zeit gemündelte kleine Kugelbodentöpfe auf. Ein weiterer Kugelbodentopf aus Befund 55 ahmt die Proportionen der Grapen mit plastischer Leiste nach (Abb. 7). Das recht große, gedrückt-bauchige Gefäß aus gelboranger Irdenware besitzt neben der umlaufenden Leiste auch den charakteristisch verdickten Rand zeitgleicher Grapen. Die spätesten Kugelbodengefäße besitzen eine hellrote oder
217
rotbraune Farbausprägung8 und sind immer sehr groß. Einige wenige tragen sogar eine grüne Innenglasur (Abb. 8) und datieren dadurch in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Kannen Auch die reduzierend gebrannten Dreiknubbenkannen des 14. Jahrhunderts le9 ben im 15. Jahrhundert fort , charakteristisch sind nun aber recht spitz ausgezogene Standknubben10. Eine oxidierend gebrannte Dreiknubbenkanne mit großen grünen Glasurflecken (Abb. 9) markiert den Wandel der Brenntechnologie in der Mitte des 15. Jahrhunderts und stellt den Endpunkt in der Entwicklung dieser Gefäßform dar. Während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts werden reduzierend gebrannte Standbodenkannen (Abb. 10) neu ins Formenrepertoire der Nordhäuser Töpfer aufgenommen, ab der Mitte des 15. Jahrhunderts treten dann hochschultrige, oxidierend gebrannte und stets unglasierte Kannen (Abb. 11) auf, welche auch im 16. Jahrhundert noch häufig vorkommen (Abb. 31). Schüsseln Noch in der Tradition des 14. Jahrhunderts stehen einige reduzierend gebrannte Schüsseln, zum Teil mit Ausguss, welche in geringer Zahl in Befunden der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vorkommen. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erscheinen oxidierend gebrannte Schüsseln mit grüner Innenglasur. Diese sind entweder sehr breit mit deutlich ausgeprägter Fahne (Abb. 12) oder eher kleinformatig, gehenkelt und mit Drehriefen auf der Außenseite versehen (Abb. 13; Abb 18c). Auch in Zwickau kennt man die kleine Schüssel mit Henkel als neuen Gefäßtyp des ausgehenden Spätmittelalters (Beutmann 2012, 177). Beutelbecher („Hessische Krausen“) Eine Leitform des 15. Jahrhunderts im Nordhäuser Keramikspektrum sind beutelförmige Becher mit Linsenboden, welche in der thüringischen Literatur meist als „Hessische Krausen“ bezeichnet wurden (Schirmer 1938, 36; Timpel 1968, 246; Stoll 1985, 18). Die sehr dünnwandigen, faststeinzeugartig-hart gebrannten und mit feinem Sand gemagerten Trinkgefäße kommen regelmäßig in Befunden des 15. Jahrhunderts vor; selbst kleine Fragmente sind im meist sehr umfangreichen Fundmaterial sicher zu erkennen. Eine „Hessische Krause“ aus der Grabung Pfaffengasse wurde bereits veröffentlicht (Grönke 2000, 46, Abb. 4,2), eine identische Krause mit deutlich erkennbaren Drehriefen konnte auf der Grabung Krämerstraße aus Befund 40 – spätes 14. / frühestes 15. Jahrhundert – geborgen werden (Abb. 14). Die Variante mit glattem Gefäßkörper und einer schräg gekerbten plastischen Leiste mittig auf dem gebläh11 tem Mundstück ist ebenfalls belegt . Ein identisches Gefäß vom Dresdener Altmarkt wird in das Ende des 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts gestellt (Krabath 2012, 70, Abb. 49.1). Auch in anderen sächsischen Städten gehören Krausen zum 8
In Befund 55 z.B. Inv.-Nr. 11/194-98. Inv.-Nr. 11/194-92 aus Befund 55 der Grabung Krämerstraße. So bei den Dreiknubbenkannen Inv.-Nr. 11/194-72 und 11/194-91 aus Befund 55 der Grabung Krämerstraße. 11 Grabung Pferdemarkt, Befund 177, Inv-Nr. 08/370-742. 9
10
218
typischen Trinkgeschirr dieser Zeit (Beutmann 2012, 182, 184 Abb. 7,6). Die mit Hohlpfennigen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts gefüllte "Hessische Krause" aus Domnitz präzisiert den Datierungsansatz (Dräger 2008, 210-211, Abb. C102). Das genaue Produktionszentrum dieser in Mitteldeutschland weit verbreiteten Gefäße ist bislang nicht bekannt. Gesichtskrüge Ein schlichter Gesichtskrug12 (Abb. 15) ist eines der frühesten Importstücke aus Waldenburger Steinzeug; ältere Formen fehlen bisher. Gesichtskrüge werden in Waldenburg allgemein vom späten 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert hergestellt (Scheidemantel/Schifer 2005, 107–112), während die Form des birnförmigen Kruges mit Wellenfuß der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zugewiesen wird (Scheidemantel/Schifer 2005, 98). Ein gut vergleichbarer Gesichtskrug stammt aus der Stralsunder Badenstraße (Möller 2008, 544), aber auch in vielen anderen Thüringer Städten (Lappe 1985, 249, Abb. 2,1; Spazier 2008, 102, Abb. 4; Montag 2008, 96, Abb. 2,7; Rupp 2001, 282, Abb. 4,10), in Polen (Romanowicz 2011, 121, Abb. 4.4) und Südskandinavien sind die Exportschlager aus Waldenburg keine Seltenheit. Gesichtsfragmente weiterer Waldenburger Steinzeugkrüge des 15. 13 Jahrhunderts sind in Nordhausen von der Grabung Krämerstraße und nochmals 14 von der Grabung Kranichstraße 12-14 bekannt. Ein Inventar der Zeit um 1500 Der Befund 88 (Abb. 16) der Grabung am Pferdemarkt kann beispielhaft für Inventare der Zeit um 1500 herangezogen werden. Es handelt sich um eine Fasslatrine, aus deren Verfüllung elf nahezu vollständig erhaltene Gefäße (Abb. 17), zwei Topfdeckel und 192 weitere Keramikscherben geborgen wurden. Die vier – bis auf einige Glasurspritzer – unglasierten Henkeltöpfe mit Standboden aus weißer oder hellgelber Irdenware15 (Abb. 17; Abb. 19) gehören zu einer Gefäßform, welche in der Mitte des 15. Jahrhunderts einsetzt und bis ins frühe 17. Jahrhundert in Gebrauch war16. Das Fehlen einer Innenglasur ist bei diesem Typ charakteristisch. Ein Henkeltopf aus unglasierter Irdenware vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg (Kluttig-Altmann 2014a, 191, Abb. 20) gleicht einem der Henkeltöpfe aus Befund 88 (Abb. 19) beinahe zum Verwechseln. Ganz ähnlich ist ein oxidierend gebrannter, innen allerdings gelb glasierter Henkeltopf mit tief liegendem Bauchumbruch aus einem Schacht in der Ossenreyerstraße 21 in Stralsund. Dieser gehört aufgrund der Beifunde bereits ins frühe 16. Jahrhundert (Schäfer 2002, 232, Abb. 2F). Ein unglasierter Grapen aus orangegelber bis hellgrauer, ungleichmäßig gebrannter Irdenware17 steht noch in der Tradition des späten 15. Jahrhunderts, der 12
Grabung Kranichstraße 12-14, Befund 15, Inv.-Nr. 1196/99. Grabung Krämerstraße, Befund 16, Inv.-Nr. 11/194-177. Grabung Kranichstraße 12-14, Inv.-Nr. 950/99. 15 Inv.-Nr.: 08/370-104, 08/370-107, 08/370-171, 08/370-172. 16 Der Befund 39 der Grabung Krämerstraße enthielt dutzende unbeschädigte Henkeltöpfe dieses Typs, wenngleich in orangegelber Irdenware. Aufgrund einer zwischen 1620-22 geprägten Münze (3 Flitter, Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel), welche sich zwischen den Gefäßen befand, kann die Entsorgung dieser Henkeltöpfe nicht vor 1620 stattgefunden haben. 17 Abb. 17, obere Reihe Mitte, Inv.-Nr. 08/370-169. 13 14
219
220
221
222
223
224
225
ursprünglich deutlich abgesetzte Boden des komplett scheibengedrehten Gefäßes wurde stark nach außen gewölbt, um einen rundbodigen Grapen herzustellen. Der ganz ähnliche gelbe Grapen (Abb. 17, obere Reihe rechts; Abb. 18b) wurde bereits innen grün glasiert, ebenso ein sehr kleiner Grapen aus gelber Irdenware (Abb. 17, Mitte; Abb. 18a). Für Letzteren gibt es ein sehr gutes Vergleichsstück aus der Zeit um 1500 aus Luthers Elternhaus (Schlenker 2008b, 173, Abb. C15 Mitte). Ein ebenfalls oxidierend gebrannter, innen allerdings gelbbraun glasierter 18 Grapen (Abb. 17, obere Reihe links), veranschaulicht bereits das Erreichen des 16. Jahrhunderts. In Wolmirstedt befand sich ein solcher im Inneren gelb glasierter Grapen mit Drehriefen und langem Kragenrand in einem auf 1507 (Fälldatum) dendrodatierten Holzfass (Deffner 2004, 243-244, Abb. 3.1), ein identisches Gefäß aus Zwickau wird ebenso in die Zeit um 1500 gesetzt (Beutmann 2012, 175, Abb. 1.9). Auch aus Göttingen sind vergleichbare innen gelb glasierte Grapen bekannt, werden dort aber um 1600 datiert (Arndt/Ströbl 2005, 168, Katalognummer 32), was sicherlich auf die lange Laufzeit dieser Gefäßform zurückgeführt werden kann. Während die innen grün glasierte Henkelschüssel (Abb. 17, rechts; Abb. 18c) eine typische Form des späten 15. Jahrhunderts darstellt, leitet eine orangefarbe19 ne unglasierte Schüssel mit Ausguss (Abb. 17), die als Milchsatte gedient haben mag, klar ins 16. Jahrhundert über. Eine orangefarbene Schüssel mit mehrfach gewelltem Rand und grüner Innenglasur20 (Abb. 17, unten) gleicht zwar in der Grundform noch den breiten Schüsseln aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Abb. 12), die Art der Randgestaltung findet sich aber auch bei Gefäßen des 16. Jahrhunderts. Zwei gelbe oxidierend gebrannte Topfdeckel mit unsymmetrisch abgeschnittenem Knauf und einem Grat an der Innenseite des Deckelrandes21 (Abb. 17, unten links) sind die frühesten Vertreter eines Deckeltyps, welcher in Nordhausen während des gesamten 16. Jahrhunderts vorherrschend ist. Glasgefäße aus der Latrinenverfüllung wie ein Kuttrolf mit zwiebelförmigem Gefäßkörper und ein bläulicher Kreuzrippenbecher stützen die Datierung in die Zeit um 1500. Das auffällige Fehlen von grün glasierten Blattnapfkacheln, welche sonst in den meisten Befunden ab dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts vorkommen, stützt den Datierungsansatz für Befund 88 in die Jahrzehnte um 1500. Irdenware des 16. Jahrhunderts Während des 16. Jahrhunderts nimmt nicht nur die Anzahl der bekannten Gefäßtypen, sondern auch der Reichtum der Verzierungen, die Vielfalt der Glasurfarben und die Kunstfertigkeit der Bemalungen deutlich zu. Das Nordhäuser Material aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zeigt viele Übereinstimmungen mit den Gefäßtypen aus Einbeck, welche durch die Stadtbrandschichten auf die Zeit unmittelbar vor 1540 datieren (Heege 2002, 260, Abb. 547). 18
Grapen Typisch für das entwickelte 16. Jahrhundert sind komplett geriefte Grapen mit langgezogenem Rand und konischen, auf der Außenseite tief gekehlten Füßen (Abb. 30). Eine gelbe bis braune Innenglasur ist nun üblich, grüne Glasur tritt zunehmend seltener auf, aber auch unglasierte Grapen sind noch immer häufig anzutreffen. Diese Gefäßform hält sich nahezu unverändert bis weit ins 17. Jahrhundert. Grapen mit Tülle, Pfannen und Bräter Grapen und Pfannen mit Grifftülle gehören zwar zu den bekannten Formen des 16.-17. Jahrhunderts, sie sind jedoch im Fundmaterial stark unterrepräsentiert und meist nur fragmentarisch erhalten. Ein innen gelb glasierter Grapen des 16. Jahrhunderts mit Grifftülle aus Altgrabungen der 1950er Jahre ist bei Feustel abgebildet (Feustel 1957, Taf. 24c), eine vollständige Dreibeinpfanne des 16. Jahrhunderts aus der Kranichstraße 12-14 findet sich bei Müller (Müller 1998, 163, Abb. 1). Ganz ähnlich steht es um die zumeist braun glasierten Bräter, von denen zwar einige klar erkennbare Bruchstücke unter dem frühneuzeitlichen Fundmaterial vertreten sind, sich aber bislang kein Einziger in größerem Umfang restaurieren ließ. Glasierte Teller Teller mit gelber bis gelbbrauner Innenglasur (Abb. 21), ähnlich denen aus Luthers Elternhaus in Mansfeld (Schlenker 2008a, 183, Abb. C41), sind als neuer Typ für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts kennzeichnend. Ein vergleichbarer gelbbraun glasierter Teller vom Marktplatz in Halle wird vom Bearbeiter bereits dem ausgehenden 15. bis frühen 16. Jahrhundert zugewiesen (Herrmann 2008, 132–133). Auch in Zwickau sind spätestens um 1500 glasierte Teller nachweisbar (Beutmann 2012, 177). Henkeltöpfe Unglasierte Henkeltöpfe bleiben auch während des gesamten 16. Jahrhunderts in Gebrauch (Abb. 29). Die Farbe der Henkeltöpfe ist nun aber nicht mehr wie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hellgelb, sondern in der Mehrzahl gelborange bis orangerot. Auch die Profilierung verändert sich von eher bauchig (Abb. 19) zu deutlich hochschultrig (Abb. 28). Schulterlastige unglasierte Henkeltöpfe (der Form A1 nach Eva Blanc) erscheinen in Chemnitz besonders während der dortigen Keramikphasen IV und V, da heißt von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis ins 3. Viertel des 16. Jahrhunderts (Blanc 2005, 39; 76-77; 87 Abb. 21.1, 27.1). Die orangefarbenen, unglasierten Henkeltöpfe aus einem verfüllten Brunnen in der Halleschen Gustav-Anlauf-Straße 14 (Befund 96) ähneln denen aus einer Kellerverfüllung der Nordhäuser Krämerstraße (Befund 39) sehr. Sie werden vom Bearbeiter in das 16./17. Jahrhundert gestellt (Trimpert 2006 (2007), 180-181, Abb. 10), was der Datierung in Nordhausen gut entspricht. Ein roter oder rotbrauner Bemalungsstreifen auf Höhe des Henkels (Abb. 28; Abb 27) ist eine neu hinzugekommene Verzierungsart, welche sich in Nordhausen bis in 18. Jahrhundert halten soll. 227
Glasierte Henkeltöpfe und Tassen Während des 16. Jahrhunderts, schwerpunktmäßig aber in der zweiten Jahrhunderthälfte, erscheinen kleine, bauchige, gehenkelte Töpfe mit gelber bis gelbbrauner Innenglasur (Abb. 25; Abb. 26). Sie weisen immer einen sehr hellen oxidierend gebrannten Scherben mit feinen, scharfkantigen Drehrillen auf und sind nie mit Bemalungsstreifen versehen. Charakteristisch ist der sehr lange Trichterrand, der in einer beidseitig zugespitzten Randlippe mündet (Abb. 26). Die Glasur ist regelhaft über die Randlippe hinaus auf den oberen Außenrand aufgetragen, Spuren von Hitzeeinwirkung fehlen. Obwohl es sich bei diesem Gefäßtyp formal um einen Henkeltopf handelt, wird die Funktion wohl eher als Tasse anzusprechen sein. Identische Gefäße gibt es recht häufig auch in Erfurt, wie die Suche nach Vergleichsstücken im Gefäßmagazins des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie ergab. Zwei kugelbauchige, kleine Henkeltöpfchen mit deutlich abgesetztem Standfuß, gelbbrauner Innenglasur und einem rotbraunen Bemalungssteifen in Schulterhöhe (Abb. 27) erscheinen in Befund 39 der Grabung Krämerstraße und gehören somit ins späte 16. Jahrhundert. Beide Gefäße sind auf der dem Henkel abgewandten Seite stark angerußt, weshalb es sich bei ihnen um Behältnisse zum Erwärmen von Flüssigkeiten handeln könnte. Tassen im streng typologischen Sinn erscheinen ebenfalls als neue Form im 16. Jahrhundert. Eine flache Tasse mit leicht einziehendem Rand und gelbbrauner Innenglasur (Abb. 22) befand sich in der Verfüllung von Befund 30, Grabung Pferdemarkt. Häufiger anzutreffen ist der Typ des schlanken Henkeltöpfchens mit abgesetztem Rand (Abb. 23; Abb. 24), der immer hellgelb oxidierend gebrannt und innen grün glasiert ist. Charakteristisch sind bei dieser Tassenform eine oder mehrere Drehrillen auf Höhe des unteren Henkelansatzes. Kannen und Krüge Auch im 16. Jahrhundert gibt es noch Standbodenkannen aus unglasierter, gelboranger Irdenware (Abb. 31), welche sich von denen des 15. Jahrhunderts (Abb. 11) durch einen gerieften Gefäßkörper unterscheiden. Nur einige wenige 22 Krüge aus Irdenware besitzen eine gelbbraune oder grüngelbe Innenglasur . Offensichtlich erfüllten ab Mitte des 16. Jahrhunderts Waldenburger Steinzeugkrüge die Funktion von Schankgefäßen. Vorratsgefäße Größere Vorratsgefäße sind in Nordhausen während des 15. bis 16. Jahrhunderts, mit Ausnahme der weitmundigen Waldenburger Steinzeugtöpfe, so gut wie nicht bekannt. Ein unglasierter, orangefarbener Doppelhenkeltopf (Abb. 35) aus einem Befund des späten 16. Jahrhunderts ist ein seltener Nachweis dieser Gefäßgattung. Der Doppelhenkeltopf besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Vorratsgefäß aus dem Vogtland (Bundszus 2008, 247, Abb, E33).
Schüsseln und Siebgefäße Unglasierte, trichterförmige Schüsseln mit steiler Wandung, Ausguss und umgelegtem Rand (Abb. 32), die als Milchsatten anzusprechen sind, stellen eine weitere Leitform des 16. Jahrhunderts dar, welche sich bis ins 17. Jahrhundert hält (Abb. 33). Wenngleich dieser Gefäßtyp seine Vorläufer im Spätmittelalter hat und beispielsweise auch in Chemnitz schon im 15. Jahrhundert erscheint (Form E1 nach E. Blanc), ist die orangefarbene Variante mit abgesetzter Schulter (Form E2 nach E. Blanc) aber charakteristisch für die Zeit vom Beginn bis zum dritten Viertel des 16. Jahrhunderts (Blanc 2005, 45; 76-77). Auch aus Leipzig (Kluttig-Altmann 2006, 296) und Zwickau (Beutmann 2012, 176, Abb. 2.10, 2.11) ist dieser Gefäßtyp aus der Zeit um 1500 bekannt, ebenso im zeitgleichen Befund 88 vom Nordhäuser Pferdemarkt (Abb. 17). Eine weitmundige Schüssel mit Ausguss findet sich auch unter den Funden aus Luthers Elternhaus in Mansfeld (Stephan 2007, 140, Abb. 2). Kleine Näpfe aus orangeroter Irdenware, meist mit 3 Sieblöchern versehen (Abb. 34), gehören zusammen mit konischen Schüsseln zu den obligatorischen Gefäßen der häuslichen Milchverarbeitung während des 16. Jahrhunderts. Die auch als Quarknapf oder Käseförmchen bezeichneten Siebgefäße haben seit dem 23 frühen 15. Jahrhundert Vorläufer aus dunkelgrauer Irdenware , sind aber bis weit ins 17. Jahrhundert – ebenso wie in den Niedersachsen und Sachsen – häufig vertreten (König/Rabe 1995, 218, Abb 6; 223; 224; Blanc 2005, 47, 76, 88, Tabelle 14). Während einige größere Siebgefäße mit gewelltem Rand und flächig durchlochter Wandung durchaus auch für die Käseherstellung gedient haben könnten, gibt es ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen neuen Typ von „Siebgefäßen“. Die konischen Gefäße mit zumeist dreifach durchlochtem Boden, gewelltem Rand und einer gekniffelten plastischen Leiste im oberen Drittel (Abb. 36) sehen heutigen Blumentöpfen nicht nur ähnlich, sondern wurden aller Wahrscheinlichkeit nach auch schon in der Renaissancezeit als Pflanzgefäße verwendet. Ein eben solches Gefäß mit doppelt gewelltem Rand und einer gekniffenen Bauchleiste gibt es auch aus dem Abfallschacht Predigerstraße 8/9 (Rumpelgasse) in Erfurt (Lappe 1990, 280, Abb. 5.8). Malhornware Die Malhornware der Renaissancezeit ist in Nordhausen bisher ausschließlich durch Teller und wenige Schüsseln vertreten, andere Gefäßformen fehlen. Ein mit der Jahreszahl „1561“ und einem Kranich als Hauptmotiv versehener Teller (Abb.39) aus Befund 39 der Grabung Krämerstraße zählt zur frühesten datierten Malhornware. Die älteste bekannte Jahreszahl auf eindeutig der Werrakeramik zugeordneter Ware ist bislang „1568“ (Stephan 1992, 43). Ein malhornverzierter Teller aus der Wasserburg Göltzsch bei Rodewisch aus den 1560er Jahren – die letzte Zahl ist leider nicht erkennbar – weist formale Ähnlichkeiten mit dem Nordhäuser Teller auf, wie z.B. die Farbfassung und die erhaben aufgetragene Punktverzierung (Bundszus 2012, 248, Abb. 6.1). Ein weiterer undatierter Teller dieser frühen Malhornware mit einem gleicharmigen Kreuzmotiv in dick aufgetragener 23
gelber Bemalung auf gelbbraunem Grund und ebenfalls erhabener Punktverzierung24 lässt sich aus einem anderen Nordhäuser Befund aus der Mitte des 16. Jahrhunderts anführen. Diese früheste Malhornware hat recht wenig mit der etwas später einsetzenden Werraware gemein und steht eher in der Tradition der einfachen gelbbraun glasierten Teller aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ein konkreter Produktionsort beziehungsweise eine Herstellungsregion kann vorerst nicht benannt werden. Heiligenstadt im thüringischen Eichsfeld kann als Ursprungsort der gesamten Werrakeramik wahrscheinlich gemacht werden (Stephan 1992, 39). Der dort entdeckte Werkstattbruch von sgraffitoverzierter Malhornware der Zeit kurz vor und um 1600 (Stephan 1990/1991) besitzt die größte Übereinstimmung mit einigen Tellern aus Nordhausen (Abb. 40; Abb.42; Abb. 44). „Abgesehen von einem Objekt wirken die Zeichnungen und Malereien soweit erkennbar als von einem guten Handwerker vorzüglich ausgeführt“ (Stephan 2003, 111). Die in Nordhausen nachgewiesenen Motive Hirsch, Vogel, Fische, Erbsenschoten, Engel, Kreuzigungsszenen und Personen in renaissancezeitlicher Kleidung gehören zum typischen Bildbestand der Werraware (Stephan 1992, 41–42). Weserware ist hingegen verhältnismäßig einfach bemalt, als Motiv kommt neben geometrischen Mustern gelegentlich der Hirsch vor (Stephan 1992, 50). „Unter dem Rand und am Übergang zum Spiegel sind zumeist spiralisierende Farbstreifenzonen aufgetragen (...)“ (Stephan 1992, 51). Gerade die Schüssel mit springendem Hirsch und der Jahreszahl „1590“ aus Stade (Stephan 1992, 51, Abb. 62.2) besitzt vom Motiv eine frappierende Ähnlichkeit mit einem Teller aus Befund 166 der Grabung Pferdemarkt (Abb. 41). Nicht nur die Darstellung des Hirsches, auch die Handschrift der Jahreszahl „1588“ auf dem Nordhäuser Teller lässt an eine Herstellung durch ein und denselben Töpfer denken. Malhornware, welche in Clausthal-Zellerfeld und Wieda im niedersächsischen Südharzgebiet gefunden wurde, ähnelt in vielen Details weiteren bemalten Tellern aus Nordhausen. Ein rötlicher Scherben, einfache Maldekore in gelb oder gelbgrün und – wenn überhaupt vorhanden eher nachlässig ausgeführter – Sgraffitodekor kennzeichnet die Teller, welche sich weder eindeutig der Werraware noch der Weserware zuordnen lassen, sondern ein eigenständiges Gepräge im Kontaktgebiet beider Warenarten zeigen (Stephan 1987, 116–118). „Mutmaßlich entstammen diese Gefäße Werkstätten im näheren Umkreis des Ostharzes (...)“ (Stephan 1987, 117). Töpfer aus Ellrich oder Nordhausen können zwar durch keinerlei Produktionsabfälle als Urheber dieser Malhornwarenart nachgewiesen, aber aufgrund der geringen Entfernung zu den Fundorten auch nicht zwingend ausgeschlossen werden. Ein Teller aus der Glashütte im Weinglastal bei Wieda aus dem frühen 17. Jahrhundert (Stephan 1987, 82, Abb. 71) mit drei wirbelartig angeordneten Fischen lässt sich sehr gut mit dem Teller aus Befund 74 vom Pferdemarkt in Nordhausen (Abb. 45) vergleichen. Ein stark stilisierter Hirsch (Abb. 43) ist von ähnlicher Malqualität, ebenso ein weiterer Teller mit einem Vogelmotiv aus der Domstraße 13-14 (Grönke 1998, 27). Zwei motivgleiche, aber mit unterschiedlichen Fahnendekoren versehene Teller aus Befund 166 vom Pferdemarkt gehören an den Übergang vom 16. zum 17. 24
Jahrhundert. Das Bildmotiv, ein winkender Mann in spanischer Mode mit Feder am Hut, Halskrause und Melonenhosen (Abb. 46), ist von der Weserware bekannt, ebenso wie die mittel- und dunkelbraune Grundierung des Tellers, welche in dieser Art bei der Werrakeramik nicht vorkommt. Vielleicht handelt es sich bei diesen Stücken ebenfalls um Produkte des oben beschriebenen mutmaßlichen Werkstattkreises im Kontaktgebiet. Steinzeug Nahezu das gesamte Formenspektrum des Westsächsischen / Waldenburger Steinzeugs aus dem 16. Jahrhundert, welches im Garten des Lutherhauses in Wittenberg geborgen werden konnte (Holesch 2012, 339, Abb. 2), ist auch aus Nordhausen bekannt. Feldflaschen Feldflaschen aus Waldenburger Steinzeug, häufig als „Pilgerflaschen“ veröffentlicht, sind auch in Nordhausen sehr oft anzutreffen. „In Waldenburg fand vermutlich eine Massenproduktion im 16. Jahrhundert statt“ (Scheidemantel/Schifer 2005, 117). So enthält allein der ins frühe 16. Jahrhundert zu datierende Befund 79 vom Pferdemarkt sieben zumeist unbeschädigte kleine Feldflaschen (Abb. 47a, b). Auch unter den Funden im Lutherhaus Wittenberg befinden sich viele vergleichbare Waldenburger Feldflaschen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Holesch 2008, 295, Abb. E 139). „Bislang fehlt der eindeutige Nachweis einer Waldenburger Feldflaschenproduktion bereits für das 14./15. Jahrhundert“ (Scheidemantel/Schifer 2005, 118). Die großen Feldflaschen aus Befund 68 (Abb. 47c) und Befund 55 der Grabung Krämerstraße befanden sich vergesellschaftet mit dunkelgrauen Kugelbodentöpfen, dunkelgrauen und hellgelben Grapen mit plastischer Leiste und rundbodigen Topfkacheln mit quadratischer Mündung. Beide Befunde stammen also aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und scheinen die Herstellung von Waldenburger Feldflaschen zumindest für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts wahrscheinlich zu machen. Die gut verschließbaren und nahezu bruchfesten Feldflaschen dürften eher für Branntwein als für Wasser Verwendung gefunden haben, denn in Nordhausen wurde bereits vor 1507 bornewyn, der Vorläufer des heute so bekannten Doppelkorns, destilliert. Rollstempelverzierte Krüge Ein hellgelber, rollstempeldekorierter Krug mit durch zwei Leisten profiliertem konischem Hals (Abb. 48a) befand sich im umfangreichen Material von Befund 30 der Grabung Pferdemarkt. Er ist statt des häufigen XII-Musters mit dem VIISparren-Muster verziert (Scheidemantel/Schifer 2005, 75). Ein formal ähnlicher Krug, allerdings ohne Rollstempelverzierung, ist aus einer Latrine in Leipzig bekannt und wird vom Bearbeiter in die zweite Hälfte des 16. oder den Beginn des 17. Jahrhunderts gestellt (Kluttig-Altmann 2007, 102, Abb. 4 rechts). Aus Befund 166 vom Pferdemarkt stammt ein zum Trinkgeschirr gehörenden brauner Krug mit durch Leisten profilierter Fuß- und Halspartie (Abb. 48b). Er ist mit zwölf Reihen XII-Rollstempelmuster verziert und gehört zu den typischen Produkten der Waldenburger Töpfer in der Mitte bzw. zweiten Hälfte des 231
232
233
234
235
236
237
16. Jahrhunderts (Scheidemantel/Schifer 2005, 80–82). Ein identischer Krug ist bei Horschik abgebildet und wird dort in die Zeit um 1540 datiert (Horschik 1978, 106). Die von D. Scheidemantel vermutete „...chronologische Parallelisierung mit den rollstempelverzierten Krügen mit durch zwei Leisten profiliertem konischen Hals“ (Scheidemantel/Schifer 2005, 81) kann durch die Nordhäuser Funde bekräftigt werden. Weitmundige Töpfe mit abgesetztem Rand Die zur Vorratshaltung und nicht zum Kochen benutzten weitmundigen Töpfe mit abgesetztem Rand (Abb. 49) erscheinen ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in zahlreichen Nordhäuser Befunden (Scheidemantel/Schifer 2005, 140–141). Einfache Kappendeckel, welche gelegentlich in zeitgleichen Befunden vorkommen25, dienten offensichtlich zum Verschließen dieser weitmundigen Töpfe (Scheidemantel/Schifer 2005, 141). Grapen aus grob gemagertem Steinzeug Einige Grapen aus grob gemagertem Steinzeug fanden den Weg von Waldenburg bis nach Nordhausen (Befund 30, Pferdemarkt), sie sind allerdings stark fragmentiert und kaum zu restaurieren. Charakteristisch ist ein neben der groben Oberfläche ein abgeplatteter Boden und eine verhältnismäßig dicke Wandungsstärke. Vergleichbare Gefäße sind von der Mitte bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in Gebrauch (Scheidemantel/Schifer 2005, 136–140). Kleingefäße Alle Varianten der Kleingefäße, welche zumeist in Waldenburg getöpfert wurden, kommen in Nordhausen vor. Die hochschultrigen Becher bzw. Flaschen erschei26 nen bereits in Befunden des späten 15. Jahrhunderts bzw. der Zeit um 1500 , während konische Becher mit mittiger Gurtrille und gedrückt-beutelförmige Becher ab dem 16. Jahrhundert weit verbreitet sind (Scheidemantel/Schifer 2005, 148– 152). Die Verwendung als Apothekenabgabegefäße bzw. Salbtöpfchen könnte die häufige Entsorgung vollkommen unbeschädigter Steinzeugkleingefäße erklären. Bienenkorbhumpen und Wappenkrüge Für das letzte Viertel des 16. Jahrhunderts und das frühe 17. Jahrhundert lassen sich auch in Nordhausen Bienenkorbhumpen und Kannen mit Bildnis- und Wappenapplikationen nachweisen, für welche die Herstellung in Waldenburg nicht gesichert ist und deren genauer Herstellungsort bislang unbekannt bleibt (Schwedt u. a. 2004; Scheidemantel/Schifer 2005, 165). Aus dem Keller in der Domstraße 14 sind auflagenverzierte Steinzeuggefäße bekannt, darunter ein pokalartiges Gefäß (Grönke 1997b, 39, Abb. 1) und zwei vollständige Kannen mit Wappenmedaillons und religiösen Motiven (Grönke 1998, 26). Aus einer Kellerverfüllung vom Pferdemarkt stammt das Bruchstück eines Bienenkorbhumpens (Abb. 50) mit dem recht häufigen Motiv des Pelikans, welcher seine Jungen mit dem eigenen Blut nährt.
25 26
Beispielsweise in Befund 30 der Grabung Pferdemarkt . Als Beispiel sei Inv.-Nr. 08/370-142 aus Befund 79 der Grabung Pferdemarkt genannt.
238
Ofenkeramik Ofenkacheln sind in Befunden des 15. bis 16. Jahrhunderts von großer Bedeutung, einerseits aufgrund ihrer relativen Häufigkeit, andererseits als Hilfsmittel zur Datierung von Fundkomplexen. Topfkacheln Nach den Topfkacheln mit Rundboden und runder Mündung des 13.-14. Jahrhunderts erscheinen Ende des 14. bis Anfang des 15. Jahrhunderts Topfkacheln mit Rundboden und quadratischer Mündung (Roth Heege 2012, 229; HallenkampLumpe 2006, 42–43). In der Mehrzahl sind diese Kacheln noch dunkelgrau und reduzierend gebrannt, im Verlauf des 15. Jahrhunderts wird die Form gedrungener und die Ofenkacheln werden häufig hellgrau bis hellgelb oxidierend gebrannt (Abb. 51a). Topfkacheln mit Standboden und quadratischer Mündung (Abb. 51b) scheinen sich typologisch und chronologisch an die Variante mit Rundboden anzuschließen, sind aber oft mit den rundbodigen Topfkacheln mit quadratischer Mündung vergesellschaftet. Sie sind besonders für das frühe 15. Jahrhundert charakteristisch (Roth Heege 2012, 232) und meist noch reduzierend gebrannt. Schüsselkacheln Schüsselkacheln mit Standboden und quadratischer Mündung (Roth Heege 2012, 243) sind in Nordhausen während der zweiten Hälfte des 15. und des frühesten 16. Jahrhunderts vertreten (Abb. 51c). Diese Kachelform stellt eine stark gedrungene Weiterentwicklung der Topfkacheln mit Standboden dar und weist häufig, analog zu den Kacheln des gleichen Typs aus Westfalen und Niedersachsen, eine Rillenverzierung im Spiegel auf (Hallenkamp-Lumpe 2006, 64). Schüsselkacheln mit Standboden und quadratischer Mündung sind in Nordhausen fast immer oxidierend gebrannt und unglasiert. Blattnapfkacheln Mit dem Erscheinen der Blattnapfkachel im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts (Stephan 1991, 38–56) verschwinden alle älteren Kachelformen (Roth Heege 2012, 262). In Nordhausen wird die weiß engobierte (Abb. 51d) und anschließend zumeist grün glasierte Blattnapfkachel (Abb. 52) zu der Leitform des 16. Jahrhunderts – es gibt kaum einen Befund aus dieser Zeit, in dem sich nicht einige Bruckstücke finden lassen. Auf Blattnapfkacheln aus Nordhausen kommen verschiedenste Eckmotive vor. Sehr häufig ist das „Efeublatt“ (Abb. 51d; Abb. 52), gefolgt von (sächsischen) Wappen, Eicheln und Halbkugeln. Blattnapfkacheln aus Mansfeld besitzen die gleichen Merkmale und Eckverzierungen wie jene
aus Nordhausen und datieren in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts (Gutjahr 2008, 275–276). Die Eckmotive aus Wittenberg (Stephan 2008b, 58, Abb. 57 und 58) scheinen deutlich variantenreicher zu sein. In Frankfurt (Oder) wurde der Beginn der grün glasierten Blattnapfkacheln bereits an das Ende des 15. Jahrhundert gestellt, was etwas zu früh erscheint; diese Form soll sich dort bis ins dritte Viertel des 16. Jahrhunderts halten (Huth 1975, 153–154). Der durch H.-G. Stephan etwas großzügiger gefasste Datierungsrahmen gilt auch heute noch uneingeschränkt: „Blattnapfkacheln sind charakteristisch für das gesamte 16. und frühe 17. Jahrhundert“ (Stephan 1991, 39–40). Blattkacheln Quadratische Blattkacheln mit spätgotischen Motiven aus der Zeit vor 1500 sind bislang äußerst selten in Nordhausen nachgewiesen, so beispielsweise im Befund 55 der Grabung Krämerstraße. Während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind quadratische Blattkacheln mit angesetztem Napf, dekoriert mit Wappen und Bildmotiven der Renaissance, gelegentlich mit den viel häufigeren Blattnapfkacheln vergesellschaftet. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts dominieren hochrechteckige Blattkachelformen (Roth Heege 2012, 263) das Fundspektrum. Polychrom bemalte Ofenkacheln sind in Nordhausen verhältnismäßig selten vertreten (z.B. in Befund 39 der Grabung Krämerstraße). Zieglerware Neben zahllosen Dachziegeln und Backsteinen, welche zumeist stark fragmentiert in die Abfallgruben gelangten, stellten die Nordhäuser Ziegler auch Gegenstände für den Haushalt her. Flache Deckel aus Zieglerware mit ritzverzierter Oberseite erscheinen regelmäßig in Nordhäuser Befunden des 16. Jahrhunderts (Feustel 1957, Taf. 25A). Ein solcher Deckel aus Befund 30 der Grabung Pferdemarkt (Abb. 37) weist einen Dekor aus einem radialen Tannenzweigmotiv und Kreuzen sowie drei konzentrischen Kreisen auf, der Rand ist auf der Oberseite schnittverziert, die Randkante senkrecht beschnitten. Der Deckel kann als Kluttig-Altmanns Typ 2, Zieglerdeckel ohne Randphase (Kluttig-Altmann 2015, 44), bestimmt werden. Der Anwendungsbereich solcher Deckel liegt im Umfeld der häuslichen Herdstelle, sehr wahrscheinlich wurden sie zum Ausdrücken der Glut oder zum Verschließen einer Heizungsöffnung verwendet, wie schwarzgerußte Unterseiten nahe legen; neuerdings wird auch die Verwendung als Deckel für Metallgrapen diskutiert (KluttigAltmann 2015, 64–71). Vergleichbare stempel- und ritzverzierte Deckel aus Zieglerton sind auch in großer Zahl aus Einbeck (Heege 2002, 265, Abb. 560), Wittenberg (Kluttig-Altmann 2014b, 143) und vielen anderen Städten bekannt. Einen bislang unikalen Gegenstand stellt ein Trog aus Zieglerware (Abb. 38) aus Befund 30 der Grabung Pferdemarkt dar, welcher auf der Außenseite durch Ritzverzierung beschriftet ist. Unter der Buchstabenfolge „ISVA“ befindet sich die Jahreszahl 1578. Zwei kerbschnittverzierte Fragmente von Bratspießhaltern würde man eigentlich als Formtypen des 15. bis 16. Jahrhundert ansprechen. Da es sich bei dem Ersten
240
aber um ein Fundstück aus einem Grubenhaus des 13./14. Jahrhunderts27 und beim Zweiten um einen Lesefund28 handelt, kann eine gesicherte chronologische Zuweisung nicht erfolgen. Ausblick Diese Zusammenstellung von besonders typischen Gefäßformen soll erstmals einen Überblick zu den grundlegenden Tendenzen im Nordhäuser Verbrauchermilieu während des 15. und 16. Jahrhunderts liefern. Selbstverständlich kann in diesem Rahmen keine vollständige Vorlage aller seltenen Formvarianten oder importierter Einzelstücke erfolgen. Alle angegebenen absolutchronologischen Datierungen sind als grobe Richtwerte zu verstehen und werden durch nachfolgende Bearbeitungen eine Präzisierung erfahren. Die Materialvorlage einiger besonders aussagekräftiger Befunde ist in Vorbereitung. Der für die Archäologie des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit außerordentlich wichtige Fundort Nordhausen kann künftig als Bindeglied zwischen den besser bearbeiteten Nachbarregionen dienen und wird noch viele neue Erkenntnisse zu den verschiedensten archäologischen Fragestellungen liefern.
Literaturverzeichnis ARNDT, B.; A. STRÖBL 2005: Gutingi. Vom Dorf … zur Stadt. neueste Ergebnisse der stadtarchäologischen Arbeit (Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen 23). Göttingen. BEUTMANN, J. 2012: Zur technologischen und formalen Entwicklung der spätmittelalterlichen Gebrauchskeramik zwischen Dresden, Leipzig und Zwickau. Ein Überblick. In: SMOLNIK, REGINA (Hrsg.): Keramik in Mitteldeutschland - Stand der Forschung und Perspektiven. 41. Internationales Hafnerei-Symposium des Arbeitskreises für Keramikforschung in Dresden, Deutschland, vom 21. September bis 27. September 2008 (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie), 173–185. Dresden. BLANC, E. 2005: Frühneuzeitliche und neuzeitliche Bodenfunde aus Chemnitz. Die stratifizierten Fundkomplexe von der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Grabung Chemnitz-Rathauspassagen (C-03). Dissertation. Tübingen. BUNDSZUS, M. 2008: Grosser Doppelhenkeltopf. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators , 246–247. Stuttgart. BUNDSZUS, M. 2012: Renaissancezeitliche Keramik von der Wasserburg Göltzsch in Rodewisch im Vogtland. In: SMOLNIK, REGINA (Hrsg.): Keramik in Mitteldeutschland - Stand der Forschung und Perspektiven. 41. Internationales Hafnerei-Symposium des Arbeitskreises für Keramikforschung in Dresden, Deutschland, vom 21. September bis 27. September 2008 (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie), 245–258. Dresden. 27 28
DEFFNER, A. 2004: Ein Handwerkerbereich des 15. und 16. Jh. in Wolmirstedt, Ohrekreis. Vorbericht. In: Archäologie in Sachsen-Anhalt 2, 243–245. DRÄGER, U. 2008: Hohlpfennigfund von Domnitz. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators , 210–211. Stuttgart. FASSBINDER, F. 2005 (1998): Archäologische Untersuchungen zur Frühgeschichte der Stadt Chemnitz : die Grabungen 1994 - 1995. Dissertation. Tübingen. FEUSTEL, R. 1957: Stadtkernforschung Nordhausen. In: Ausgrabungen und Funde : Nachrichtenblatt der Landesarchäologie 2, 141–144. GRÖNKE, H.-J. 1985: Ein mittelalterlicher Brunnen in der Rautenstraße von Nordhausen. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen 10, 77–82. GRÖNKE, H.-J. 1994: Bodendenkmalpflegertagung 1994 in Nordhausen Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr. In: Heute und einst : Jahrbuch des Landkreises Nordhausen, 84–85. GRÖNKE, H.-J. 1996: Eine mittelalterliche Filterzisterne aus der Bäckerstraße in Nordhausen. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen 21, 23–28. GRÖNKE, H.-J. 1997a: Ausgrabungsergebnisse in der Pfaffengasse 1996/97. In: Fünftes Jahrbuch Landkreis Nordhausen 5, 51–54. GRÖNKE, H.-J. 1997b: Ein mittelalterlicher Keller in der Domstraße 13/14 und seine Besonderheit, Teil 1. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen 22, 37–41. GRÖNKE, H.-J. 1998: Mittelaterliche Funde aus der Kelleranlage Domstraße 14 in Nordhausen, Teil 2 23, 22–32. GRÖNKE, H.-J. 2000: Ausgrabungen im mittelalterlichen Stadtkern von Nordhausen, Pfaffengasse. In: Ausgrabungen und Funde im Freistaat Thüringen 5, 43–50. GRÖNKE, H.-J. 2010: Spurensuche in zerstörten Kirchen Nordhausen. In: Harz-Zeitschrift 62, 206–223. GRÖNKE, H.-J. 2012/2013 (2014): Kirchenarchäologie in Nordhausen, Lkr. Nordhausen. In: Alt-Thüringen 43, 103–114. GRÖNKE, H.-J.; W. MÜLLER 2009: Filterzisterne, Keller, Brunnen - Funde aus der Erde der Engelsburg. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 34, 59–66. GUTJAHR, M. 2008: Blattnapfkachel. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators , 274–276. Stuttgart. HALLENKAMP-LUMPE, J. 2006: Studien zur Ofenkeramik des 12. bis 17. Jahrhunderts anhand von Bodenfunden aus Westfalen-Lippe (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 42). Mainz. HEEGE, A. 2002: Einbeck im Mittelalter. Eine archäologisch-historische Spurensuche (Studien zur Einbecker Geschichte 17). Oldenburg. HERRMANN, V. 2008: Die Keramik- und Sonderfunde der Grabung. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Der Marktplatz von Halle. Archäologie und Geschichte (Archäologie in SachsenAnhalt Sonderband), 128–137. Halle. HOLESCH, N. 2008: Feldflasche. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators , 294–296. Stuttgart. HOLESCH, N. 2012: Steinzeug aus Wittenberg. Provenienz und Typologie der Funde aus dem Garten des Lutherhauses. In: SMOLNIK, REGINA (Hrsg.): Keramik in Mitteldeutschland - Stand der Forschung und Perspektiven. 41. Internationales Hafnerei-Symposium des Arbeitskreises für Keramikforschung in Dresden, Deutschland, vom 21. September bis 27. September 2008 (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie), 337–348. Dresden. HORSCHIK, J. 1978: Steinzeug. 15. bis 19. Jahrhundert. Von Bürgel bis Muskau. Dresden.
242
HUTH, E. W. 1975: Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Frankfurt (Oder) und ihr Kulturbild vom 13. bis zum frühen 17. Jahrhundert auf Grund archäologischer Befunde. Berlin. KAUTE, P.; G. SCHINDLER; J. HEROLD; C. SCHÄFER; H. SCHÄFER 2005: Die Ausgrabung in der Papenstraße 2a und Dankwartstraße 39 bis 47 in der Hansestadt Wismar unter besonderer Berücksichtigung eines Ziegelschachtes aus dem 15. Jahrhundert. In: SCHOKNECHT, ULRICH (Hrsg.): Von Marktbuden und Ziegelschächten (Archäologische Berichte aus MecklenburgVorpommern), 54–89. Waren. KLUTTIG-ALTMANN, R. 2006: Von der Drehscheibe bis zum Scherbenhaufen. Leipziger Keramik des 14. bis 18. Jahrhunderts im Spannungsfeld von Herstellung, Gebrauch und Entsorgung (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte 47). Dresden. KLUTTIG-ALTMANN, R. 2007: Leipziger Keramik des 14.–18. Jahrhunderts. In: Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (Hrsg.): Archäologie der frühen Neuzeit (Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit), 101–106. Paderborn. KLUTTIG-ALTMANN, R. 2014a: Auf breiter Basis. Fundanalysen aus Wittenberg. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Mitteldeutschland im Zeitalter der Reformation. Interdisziplinäre Tagung vom 22. bis 24. Juni 2012 in Halle (Saale) (Forschungsberichte des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle), 177–192. Halle. KLUTTIG-ALTMANN, R. 2014b: Gewusst, wo?! Die Erfassung der mittelalterlich-neuzeitlichen Funde Sachsen-Anhalts für eine Auskunft-Datenbank. In: Archäologie in Sachsen-Anhalt 7, 139–151. KLUTTIG-ALTMANN, R. 2015: Zieglerdeckel aus Wittenberg im überregionalen Kontext. Die Suche nach der Funktion einer besonderen Fundgruppe. In: MELLER, HARALD; RALF KLUTTIGALTMANN; SASKIA GRESSE (Hrsg.): Fokus: Wittenberg. Die Stadt und ihr Lutherhaus. Multidisziplinäre Forschungen über und unter Tage (Forschungsberichte des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle), 41–92. Halle an der Saale. KÖNIG, A.; H. RABE 1995: Jost Ziegenhirt, ein höxterscher Bürger der Spätrenaissance im Spiegel archäologischer und archivalischer Quellen. In: GRUNSKY, EBERHARD; BENDIX TRIER (Hrsg.): Zur Regionalität der Keramik des Mittelalters und der Neuzeit. Beiträge des 26. Internationalen Hafnerei-Symposiums, Soest 5.10.-9.10.1993 (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen), 209–226. Bonn. KRABATH, S. 2012: Die Entwicklung der Keramik im Freistaat Sachsen vom späten Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert. Ein Überblick. In: SMOLNIK, REGINA (Hrsg.): Keramik in Mitteldeutschland - Stand der Forschung und Perspektiven. 41. Internationales HafnereiSymposium des Arbeitskreises für Keramikforschung in Dresden, Deutschland, vom 21. September bis 27. September 2008 (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie), 35–171. Dresden. KUHLBRODT, P. 2015: Nordhausen – Eine Reichsstadt im Zeitalter der Reformation. Alltagsleben – Kriminalität – Krieg – Politik – Spionage – Wissenschaft (Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung 30). Nordhausen. LAPPE, U. 1985: Ein Fund früher Steinzeuggefäße von Erfurt. In: Ausgrabungen und Funde 30, 247-250, Tafel 40. LAPPE, U. 1990: Keramik- und Glasfunde aus einem mittelalterlichen Abfallschacht in Erfurt. In: Alt-Thüringen 27, 265–290. LAUERWALD, P.; P.-M. SUKALLA 2010: Der Münzschatzfund zwischen der früheren Krämerstraße 14 und 15 bei der Marktkirche St. Nikolai in Nordhausen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 35, 97–104.
243
MÖLLER, G. 2008: "…so sende ic to 1 tunne, dar es inne 13 dosin potte…". Anmerkungen zum Keramikhandel im Ostseeraum des 13. bis 17. Jahrhunderts aufgrund der schriftlichen Quellen. In: BIERMANN, FELIX; U. MÜLLER; THOMAS TERBERGER (Hrsg.): Die Dinge beobachten… , 537–554. Rhaden. MONTAG, T. 2008: Ein seltenes Steinzeuggefäß aus Neustadt/Orla, Saale-Orla-Kreis. In: Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen 4, 95–98. MÜLLER, W. 1998: Die archäologische Stadtkerngrabung in der Nordhauser Kranichstraße 12 bis 14 von Oktober 1997 bis April 1998. In: Heute und einst : Jahrbuch des Landkreises Nordhausen 6, 159–165. ROMANOWICZ, P. 2011: Naczynia kamionkowe z Siegburga i Waldenburga w późnośredniowiecznym Stargardzie. Steinzeuggefäße aus Siegburg und Waldenburg im spätmittelalterlichen Stargard. In: Stargardia 6, 111–123. ROTH HEEGE, E. 2012: Ofenkeramik und Kachelofen. Typologie, Terminologie und Rekonstruktion im deutschsprachigen Raum (CH, D, A, FL) (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 39). Basel. RUPP, M. 2001: Archäologische Untersuchungen im ehemaligen Karmeliterkloster Zum Heiligen Kreuz in Jena. In: Alt-Thüringen 34, 246–283. SCHÄFER, H. 2002: Vorreformatorische Kacheln und weitere Funde aus dem Ziegelschacht in der Ossenreyerstraße 21 in Stralsund. In: Archäologische Berichte aus MecklenburgVorpommern 9, 229–238. SCHEIDEMANTEL, D.; T. SCHIFER 2005: Waldenburger Steinzeug. Archäologie und Naturwissenschaften (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte / Sachsen Landesamt für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte 44). Dresden. SCHIRMER, E. 1938: Die deutsche Irdenware des 11. - 15. Jahrhunderts im engeren Mitteldeutschland (Irmin 1). Jena. SCHLENKER, B. 2008a: Auftrageteller. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators , 182–183. Stuttgart. SCHLENKER, B. 2008b: Grapen. Der Kochtopf der Zeit. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators , 172–173. Stuttgart. SCHWEDT, A.; H. MOMMSEN; E. HÄHNEL; A. BECKE 2004: Neutronanaktivierungsanalysen an sächsischer Keramik zur Herkunftsbestimmung von Siedlungsware aus Freiberg. In: Keramos, 51–76. SPAZIER, I. 2008: Zwei Steinzeug-Importe vom Elisabethplan, Stadt Eisenach. In: Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen 4, 99–104. STEPHAN, H.-G. 1982: Die mittelalterliche Keramik in Norddeutschland (1200 bis 1500). In: WITTSTOCK, JÜRGEN (Hrsg.): Aus dem Alltag der mittelalterlichen Stadt. Handbuch zur Sonderausstellung vom 5. Dezember 1982 bis 24. April 1983 im Bremer Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte (Focke-Museum) , 65–122. Bremen. STEPHAN, H.-G. 1987: Die bemalte Irdenware der Renaissance in Mitteleuropa. Ausstrahlungen und Verbindungen der Produktionszentren im gesamteuropäischen Rahmen (Forschungshefte / Bayerisches Nationalmuseum München 12). München. STEPHAN, H.-G. 1990/1991: Heiligenstadt als Herstellungszentrum reich verzierter Keramik der Renaissance. In: Die Kunde : Zeitschrift für Ur- und Frühgeschichte N. F. 41/42, 575– 601. STEPHAN, H.-G. 1991: Kacheln aus dem Werraland. Die Entwicklung der Ofenkacheln vom 13. bis 17. Jahrhundert im unteren Werra-Raum (Schriften des Werratalvereins Witzenhausen 23). Witzenhausen. 244
STEPHAN, H.-G. 1992: Keramik der Renaissance im Oberweserraum und an der unteren Werra. Beiträge der Archäologie zur Erforschung der Sachkultur der frühen Neuzeit (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters: Beiheft 7). Köln. STEPHAN, H.-G. 2000: Mittelalterliche Töpferei in Niederhessen. In: Fundberichte aus Hessen 32/33 (1992/1993), 207–279. STEPHAN, H.-G. 2003: Archäologische Funde der Werraware in Heiligenstadt. In: EichsfeldJahrbuch 11, 103–112. STEPHAN, H.-G. 2007: Keramische Funde aus Luthers Elternhaus. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Luther in Mansfeld. Forschungen am Elternhaus des Reformators (Archäologie in Sachsen-Anhalt Sonderband), 139–158. Halle. STEPHAN, H.-G. 2008a: Archäologie der Reformationszeit. Aufgaben und Perspektiven der Luther-Archäologie in Sachsen-Anhalt. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators , 108–114. Stuttgart. STEPHAN, H.-G. 2008b: Luther-Archäologie: Funde und Befunde aus Mansfeld und Wittenberg. Gedanken und Materialien zur Erforschung der Lebenswelt des Reformators und zur Alltagskultur Mitteldeutschlands im 16. Jh. In: MELLER, HARALD (Hrsg.): Luthers Lebenswelten (Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle), 13–77. Halle (Saale). STOLL, H.-J. 1985: Die Münzschatzgefäße auf dem Gebiet der DDR von den Anfängen bis zum Jahre 1700 (Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte 12). Weimar. STREITWOLF, P. 1991: Das mittelalterliche Nordhausen aus archäologischer Sicht. Diplomarbeit. Berlin. SUKALLA, P.-M. 2009: Archäologische Ausgrabungen an der ehemaligen Marktkirche "St. Nikolai". In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter 18, 12–14. TIMPEL, W. 1968: Ein Münzfund von Kella, Kr. Heiligenstadt. In: Alt-Thüringen 10 (1968/69), 244–250. TIMPEL, W. 1990: Mittelalterliche Keramik im westlichen Thüringen, 8.-12. Jahrhundert. II: Katalog und Tafeln (Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte 24). Weimar. TRIMPERT, H. 2006 (2007): Vorgeschichtliche Halloren und mittelalterliche Kammmacher. Die Stadtkerngrabung in der Gustav-Anlauf-Straße 8-14 in Halle (Saale). In: Archäologie in Sachsen-Anhalt 4/I, 173–186. WEHMER, M. 2009a: Händchen halten am Pferdemarkt. In: Archäologie in Deutschland, 61. WEHMER, M. 2009b: Vorbericht über die archäologische Ausgrabung am Pferdemarkt in Nordhausen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 34, 188–200. WEHMER, M. 2012: Pestbrunnen im Stadtkern. In: Archäologie in Deutschland 28, 52–53.
245
Comments
Report "M. Wehmer, Keramik am Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit. Ein Überblick zur Entwicklung der Gefäßformen und Warenarten in Nordhausen während des 15. und 16. Jahrhunderts. Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Landkreis Nordhausen 40, 2015, 212–245. "