M. Bloier, Die römische Ansiedlung von Pocking. Eine Bestandsaufnahme, in: M. Pfeil (Hrsg.), Römische Vici und Verkehrsinfrastruktur in Raetien und Noricum. Colloquium Bedaium Seebruck. 26.-28. März 2015 = Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Nr. 15 (München 2016), 90-98.

May 26, 2017 | Author: Mario Bloier | Category: Roman History, Roman Settlement, Roman rural settlements, Roman vicus, Roman Archaeology, COLLOQUIUM
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Bedaium

Mario Bloier

Die römische Ansiedlung von Pocking. Eine Bestandsaufnahme Topografische Lage Pocking liegt inmitten der „Pockinger Heide” auf einer Niederterrasse mit pleistozänem Flussschotter und -sanden1. Dank dieser Lage war und ist die Stadt, mit Ausnahme des Jahres 1954, normalerweise hochwasserfrei2. Mehrere Einzelfunde und eine größere Anzahl von Grabhügelfeldern unterschiedlicher Zeitstellung3 in der Umgebung belegen eine frühe Besiedlung4. Bisher konnten, abgesehen von zwei „Keltenschanzen“, keine vorgeschichtlichen Siedlungsspuren entdeckt werden. Bei einem heutigen Grundwasserspiegel von ca. 5 m unter der Oberfläche ist anzunehmen, dass kleinere bis mittlere Gebiete, besonders entlang der Rott, versumpft waren. Diese dürfte mit ihrem einst mäandrierenden Verlauf (Abb. 1) zugleich als Rückhaltebecken gedient haben. Entlang der Rott befinden sich alluviale Anschwemmungsbereiche, bevor sich

nördlich fruchtbare Lössflächen anschließen und das Gelände in die Ausläufer des tertiären Hügellandes übergeht. Südlich fällt das Gelände in mehreren Stufen5 zum Inn hin ab und steigt nach der Flussüberschreitung in die Hügel des Innviertels wieder auf.

Forschungs- und Grabungsgeschichte 1951 wurden bei der Anlage von Wasserleitungen entlang der „Hochstraße“, der heutigen Indlinger Straße, erste römische Funde6 geborgen. Rasch erkannte man, dass am damaligen Ostrand von Pocking „mit einer größeren röm. Siedlung gerechnet werden“7 könnte. Reinecke8 vermutete

1. Verlauf der Rott bei Pocking, Auszug aus dem Urkataster, Positionsblätter 1:25 000 (1817–1856). Ohne Maßstab

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Die römische Ansiedlung von Pocking

2. Luftbild von Pocking mit rot hinterlegten Bodendenkmälern, 2015. Links Bildmitte: römischer Siedlungsbereich an der Indlinger Straße; rechts Bildmitte: Teilstrecke einer Römerstraße. Ohne Maßstab

bereits 1919 eine „Römerstrasse […] wohl über Simbach– Braunau nach Ovilava [mit einer] Abzweigung zur Innmündung (Passau)“. Folglich sah Kellner in der Siedlungsachse einen Teil dieser „römischen Inntalstraße, […] an der dann die Siedlung als Straßendorf entstand“9. Problematisch erscheint hierbei die im Ortsteil Schlupfing auf Luftbildern ersichtliche Streckenführung eines Abschnitts der Römerstraße (Abb. 2). Als geradlinige Verlängerung würde sie die vermutete Siedlungsfläche nur tangieren, so dass von einer veränderten Streckenführung oder alternativen Anbindung10 der Siedlung ausgegangen werden muss. Neben der Lage „an“ der Inntalstraße kann sowohl die Lage im Bereich landwirtschaftlich günstiger Lössflächen als auch zwischen zwei schiffbaren Flüssen11 (Inn und Rott) sowie an dem zu vermutenden Rottübergang (Furt?) eine entscheidende Rolle für die Vicusanlage gespielt haben. Das Vorhandensein kleiner Toninseln im heutigen Stadtgebiet und größerer Vorkommen entlang der Rott und auch den Ausläufern des tertiären Hügellandes scheinen hingegen vorerst eine sekundäre, später jedoch entwicklungstechnisch immanente Rolle (Keramikproduktion) gespielt zu haben. Entsprechend den zuletzt bei Czysz12 dargelegten archäologischen Kriterien kann die „Ansiedlung bei Pocking“13 eindeutig als Vicus bezeichnet werden. Nicht näher eingegangen werden soll in diesem Zusammenhang auf die Frage der Provinzzugehörigkeit14 der Ansiedlung. Mit den ersten Funden begann das Interesse an der römischen Vergangenheit verhalten zu wachsen15. Begeisterte Lehrer16, allen voran W. Millauer (zugleich Heimatpfleger) und L. Gebauer17, besuchten mit ihren Schülern18 die

Ausgrabungen und stellten eigene Vermutungen und Baustellenbeobachtungen19 an. Das Interesse blieb jedoch auf Einzelpersonen 20 beschränkt und führte, anders als an vergleichbaren Orten, nicht zur Gründung eines historischen Vereins oder eines lokalen Museums21. Als Kellner die ersten Funde und Befunde vorlegte22 , schien es noch so, als ob die Forschungen zur römischen Ansiedlung, die bis zu diesem Zeitpunkt einzig bekannte im Landkreis und im südöstlichen Bayern 23, das Interesse der Archäologen geweckt hätte, doch sollte dies nur von kurzer Dauer sein. Bauvorgreifende Untersuchungen nördlich der heutigen Indlinger Straße, der Ausbau der Straße und Sondagegrabungen ergaben zu Beginn eine Vielzahl an Befunden. Pfostenlöcher, Balkengräbchen sowie Keller- und Abfallgruben zeichneten das Bild einer größeren römischen Siedlung. Auch lagen vereinzelte Hinweise auf „(mindestens zwei) Steinbauten mit Hypokaustheizungen“24 bzw. einen Tempel/Kultbau25 vor, die durch weitere Funde von Tuffsteinen und -fragmenten 26 bestätigt wurden. Belege für ton-, glas- und metallproduzierende bzw. -verarbeitende Werkstätten sowie für lokale Textilproduktion rundeten das Bild eines Vicus ab. Der Umfang und die hohe Zahl der verschiedenen Gewerbe ließen die Ansiedlung als handwerkliches Zentrum erscheinen, wie es in dieser Form bis dahin „nur von wesentlich größeren Orten oder bei Kastellen“27 vermutet und bekannt war. Die punktuellen Untersuchungen ergaben zu Beginn der 1960er Jahre ein unvollständiges Bild der Siedlung von vermutlich 400 × 200 m Ausdehnung beiderseits der Ind91

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linger Straße. Stolz wurde in der Folgezeit auf die römische Vergangenheit verwiesen, doch blieb es wissenschaftlich bei der Vorlage der Funde und Befunde durch Kellner – aus dem Forschungsansatz wurde rasch nur mehr ein Punkt auf historischen Karten 28 und eine Fußnote in der Stadtgeschichte29, die nun auch eine römische Besiedlung vom letzten Drittel des 1.30 bis um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.31 vorweisen konnte. Die zunehmende Bautätigkeit32 führte Anfang der 1990er Jahre – knapp 40 Jahre nach der Entdeckung der ersten Funde! – zu weiteren Grabungen. Auf Anregung der Kreisarchäologie Passau wurden diese mit Unterstützung der Stadt Pocking und des BLfD durchgeführt. Sie sollten „der Gefahr einer völligen Überbauung des vermuteten Siedlungsareals in den noch wenigen freien Flächen zuvorkommen“33 und so Funde und Befunde vor der endgültigen Zerstörung34 sichern. Nötig erschien dies auch aufgrund des mittlerweile verloren- oder zumindest zurückgegangenen Bewusstseins der Pockinger35 um ihre römische Vergangenheit. Bis Ende der 1980er Jahre gelang es nur an wenigen Stellen36, baubegleitende Untersuchungen durchzuführen und den 40 Jahre ruhenden Kenntnisstand etwas zu erweitern. So gelang es 196037 bei einer Grabung des BLfD, das bekannte ehemalige Siedlungsgebiet nach Osten auszudehnen. 197638 erfolgte entlang des Tassiloweges eine ehrenamtliche Baustellenbeob-

3. Pocking, Grabung 1990, Töpferofen

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achtung und Fundbergung39, bei der eine weitere Kellergrube sowie ein weiterer Töpferofen festgestellt werden konnten. 198340 fand eine Grabung des BLfD an der Alemannenstraße statt, bei der neben einer Abfallgrube auch zwei „4 m lange, im Abstand von 3,5 m parallel verlaufende Balkengräbchen, als letzte Reste eines ehemaligen Hausbaus41, […] in NordSüd-Ausrichtung, etwa 20 m von der ehem. Römerstraße entfernt“, festgestellt wurden. Der Ausgräber interpretierte den Befund angesichts der reichen Funde als Werkstatt eines römischen Schmiedes, „dessen Geschäfte gut gingen und der es zu Wohlstand gebracht hatte“42. 199043 fand die erste bauvorgreifende Grabungskampagne auf einer freien Fläche entlang des Ratbotoweges (Abb. 4, links) etwas südöstlich des durch Kellner untersuchten Gebietes, statt. Neben mehreren Nord-Süd orientierten Pfostenstellungen und Balkengräbchen konnte im nördlichen Grabungsbereich ein kellerartiger Befund freigelegt werden, der aufgrund seines reichen und relativ geschlossenen Inventars zur Datierung44 des Siedlungsendes beitrug. Drei Brennöfen und mehrere Lehmgruben unterstrichen die Anwesenheit von Töpfereien. Besonders eine noch teilweise erhaltene Brennanlage (Abb. 3), bestehend aus zwei Öfen mit einer gemeinsamen Bediengrube, verstärkte die bereits von Kellner geäußerte Vermutung, dass die Produktion „sicherlich mehr als nur den Eigenbedarf des Ortes versorgt[e]“45 und auch in größerem Umfang Gebrauchskeramik46 und möglicherweise sogar Öllämpchen47 hergestellt wurden. Im selben Jahr wurden im Rathaus eingelagerte und vergessene und folglich nie in die Forschung eingegangene Lesefunde weiterer Formschüsselfragmente48 von 196349 wiederentdeckt. Sie runden das Bild einer Handwerkersiedlung ab, die erwiesenermaßen auch Reliefsigillata nach Rheinzaberner und Westerndorfer Tradition50 herstellte. Neben den bereits genannten Stücken enthielt der Fund auch zwei Gussformfragmente51 für sog. Thekenbeschläge. Das Wissen und Können zur Herstellung der Form und der Nachahmung zeichnet den Pockinger Bronzegießer als Meister seiner Kunst aus – zugleich waren sie der erste Beleg für Imitationen dieser Art von Thekenbeschlägen überhaupt52. Als weiteres Ergebnis der Grabung konnte die südliche Ausdehnung der Siedlung abgesteckt werden 53, indem die Funde knapp 90 m südlich der Indlinger Straße aufhörten. 199154 wurde eine Grabungsfläche entlang des Tassiloweges (Abb. 4 Mitte) geöffnet. Neben mehrphasigen Siedlungsspuren lieferten besonders 143 geborgene Münzen55 sowie die ersten Militariafunde56 neue Aspekte der Besiedlungschronologie. Ursprünglich war man von einem Siedlungsende in Zusammenhang mit den Alamanneneinfällen im zweiten Viertel des 3. Jahrhunderts ausgegangen57. Die Hälfte der neu geborgenen Münzen datiert jedoch in das 4. Jahrhundert – eine Zeit, in der Rom auf die stete germanische Bedrohung und den dadurch resultierenden Niedergang mit einer zunehmenden Militarisierung und Reorganisation des Militärs (Binnengarnisonen, Straßenwachttürme etc.) reagierte. Die These der Siedlungszerstörung im 3. Jahrhundert wird durch das Abbrechen der Münzreihe58 mit je einem

Die römische Ansiedlung von Pocking

4. Pocking, Grabungsflächen der Kreisarchäologie Passau 1990–1995

Nominal von Traianus Decius bzw. Trebonianus Gallus (beide 251/253) gefestigt. Besonders zwei verbrannte Münzen der Kaiser Maximinus Thrax und Gordianus III. legen eine Brandkatastrophe „in den 40er Jahren des 3. Jh. n. Chr.“59 nahe. Noch deutlicher, mit 81 spätrömischen Prägungen, wird aber eine Wiederbesiedlung60 nachweisbar. Über 60 % der Fundmünzen konnten der Zeit zwischen 316 und 340 zugewiesen werden. Sie unterstreichen eine in der Spätantike wiedererrungene bedeutende Rolle der Siedlung. 199261 wurde ein Gebiet etwas östlich der Grabung von 1991 erschlossen (Abb. 3, rechts). Dabei wurden zwei weitere Töpferöfen, baugleich mit den 1990 entdeckten, freigelegt. Als Überraschung stellten sich die Überreste eines Ziegelbrennofens62 dar. Hier wurden baukeramische Elemente wie Tubuli, Imbrices, Tegulae etc. in größerem Umfang hergestellt. Kellner bezog die „Häufung von Platten- und Hohlziegeln“63 auf das Vorhandensein von Steinbauten. Die Fundstelle (Pl.Nr. 120064) liegt jedoch nicht weit von der Fundstelle des Ziegelbrennofens (vermutlich Pl.Nr. 1192 ½) entfernt, so dass hier eher ein Zusammenhang mit dem entdeckten Ziegelbrennofen oder gar einer zweiten Produktionsstätte naheliegt65. Neben den Keramik- und Ziegelöfen konnten weitere Belege für das breite Spektrum des Produktions- und Handelsstandortes erbracht werden. Besonders der Fund von Gusstiegel- 66 und Gussformfragmenten sowie von in nächster Nähe geborgenen neuwertigen Fibeln und Fibelteilen67

bestätigen eine differenzierte Produktpalette, die offenbar nur durch (wenige) herausragende Importe68, wie beispielsweise einen Schlangenring69, ergänzt wurde. 1992 endete der Versuch, bauvorgreifend das römische Erbe weiter zu ergründen. Wie bereits in den 1950/60er Jahren war das Interesse an den Grabungen groß, und die Grabungsflächen wurden von nachfolgenden Lehrer- und Schülergenerationen besucht. Aber wie bereits damals schien sich das Interesse nach Abschluss der Grabungen in Wohlgefallen und später in eine weitere Randbemerkung der Geschichte zu verflüchtigen. Sporadisch folgten weitere baubegleitende Untersuchungen (Abb. 4 rechts oben), die aufgrund der meist kleinen Flächen aber nur wenig zur Erkenntnis beitragen konnten – lediglich ein vermeintliches Ausdünnen der Funde nach Osten hin schien greifbar zu sein. Anfang der 2000er Jahre stand in Pocking der Neubau der Stadtbücherei an. Bereits im Vorfeld70 war beabsichtigt, eine kleine Dauerausstellung zur Vergangenheit zu installieren. Bei den baubegleitenden archäologischen Untersuchungen konnten, abgesehen von der bereits 1951 gefundenen Münze71, keine weiteren Funde oder Befunde freigelegt werden. Hier fanden aber 200772 viele der archäologischen Zeugnisse der Vergangenheit eine neue Heimat, und der römische Vicus konnte für die Besucher wiederauferstehen (Abb. 5). 201173 gelang es, eine größere baubegleitende Untersuchung74 auf einer über Jahrzehnte unberührten Fläche durchzuführen und Spuren der römischen Besiedlung75 zu suchen. Aber obwohl das Areal gegenüber der heutigen Mit93

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Kreisarchäologie, wieder seiner römischen Vergangenheit und einstigen Bedeutung bewusst. Der „Vicusweg“ verbindet die beiden heutigen Ost-West-Verbindungen Pockings und überbrückt die nunmehr fast 60-jährige Forschungsgeschichte.

Versuch einer Rekonstruktion

5. Pocking, „Rekonstruierter“ Vicus in der Dauerausstellung „Drehscheibe Pocking“, Gemälde von Brigitte Quast

telschule76 und somit nahe dem vermeintlichen Siedlungszentrum lag, konnten in diesem Bereich keine Befunde (mehr?) festgestellt werden; lediglich zwei Münzen sowie „einzelne graue Tonscherben bzw. Terra-Sigillata-Splitter“77 wurden geborgen. Bei der Namensgebung des Verbindungsweges wurde sich der Stadtrat, durch Empfehlung der

Aus den vorgestellten Grabungsergebnissen und chronologischen Entwicklungen lässt sich eine mindestens zweiphasige Bebauung des Vicusareals feststellen (Tab. 1). Dabei ist der Ausschnitt der Siedlung so lückenhaft, dass sich bei den Bauten kein vollständiger Grundriss abzeichnet. Geht man von den indirekt nachgewiesenen Steinbauten als zentralörtlichen Gebäuden aus, wurden bei den Untersuchungen und Grabungen entlang der Indlinger Straße nur die Ausläufer der Siedlung erfasst. Besonders die Grabungen der 1990er Jahre (Abb. 4) bilden mit ihren Befunden einen guten Ansatz für die Bebauung des untersuchten Areals. Aufgrund des Forschungsstandes existieren in Südraetien/Nordnoricum78

Jahr

Befund

1

Bericht Kellner

1957

Pfostenlöcher

2

Bericht Kellner

1957

Pfostenlöcher

3

Bericht Kellner

1957

Pfostenlöcher

1953?

Kellergrube (nachrichtl. Information)

4 5

Grabung Kreiner

1983

Abfallgrube; Balkengräbchen

6

Grabung Titze

1958

Keller mit Holzkasten

7

Grabung Wünsch

1960

Grube mit vielen Schlacken; Tonscherben; Knochen

8

Grabung Wünsch

1960

lt. W. Millauer „möglicher Fundort“ (Lesefunde)

9

Grabung Wünsch

1960

Kellergrube (Befundskizze)

10

Grabung Wünsch

1960

Kellergrube (Befundskizze)

11

Grabung Wandling

1990

Kellergrube; Balkengräbchen; Pfostenlöcher

12

Grabung Wandling

1990

13

Grabung Wandling

1990

Balkengräbchen; Pfostenlöcher

14

Grabung Wandling

1990

15

Grabung Wandling

1991

Balkengräbchen; Pfostenlöcher

1976

Grube; Töpferofen (Fundmeldung)

16 17

Grabung Titze

1958

Siedlungsgruben

18

Grabung Titze

1958

Siedlungsgruben

19

1963

Kellergrube (?) (nachrichtl. Information)

20

1962

Kellergrube (?) (nachrichtl. Information)

21

1960

Kellergrube mit Lehmbewurf (nachrichtl. Information)

Tabelle 1. Liste der Befunde, die zu Streifenhäusern ergänzt werden könnten

94

Die römische Ansiedlung von Pocking

6. Pocking, Versuch einer Rekonstruktion der Parzellierung des Vicus

äußerst wenige großflächige Grabungen (mit entsprechenden Auswertungen!) zu zivilen Siedlungen79. In letzter Zeit entstanden, ausgehend von besser erforschten Gebieten, landschaftsarchäologische Untersuchungen, die aufgrund der erarbeiteten Parameter auch Rückschlüsse auf weniger erforschte Gebiete und Siedlungen erlauben. So ergaben die Arbeiten von Wendt/Zimmermann80, unter Einbeziehung älterer Forschungen und Schätzungen für den Pockinger Vicus eine errechnete Größe von 8 ha81 mit einer Zahl von 112 Haushalten. Daraus lässt sich, je nach Personen pro Haushalt, eine theoretische Einwohnerzahl zwischen 560 und 1120 rekonstruieren. Um eine Vergleichsbasis zu erhalten, werden in die Überlegungen auch Beispiele aus verschiedenen Militärvici82 mit einfließen, die teilweise eine differenziertere und normiertere Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte83 haben als zivile Vici, jedoch in ihren Grundzügen und -funktionen einander ähneln84 und aufgrund des erhöhten Forschungsinteresses eine bessere Dokumentations- und Publikationslage besitzen. Betrachtet man die Befunde der Grabung am Ratbotoweg (Abb. 4 Mitte), so zeigt sich hier eine eindeutige NordSüd-Orientierung der Fluchten von Pfosten- und Balkengräbchen. Sieht man die Kellergrube des nordwestlichsten Grabungsbereiches als nördlichen Abschluss eines Gebäudes – wie nicht nur aus Walheim85 belegt –, so könnten die Pfostenstandspuren bzw. die Balkengräbchen die Gebäudeumrisse darstellen. Als klassische Vicusbebauung erscheinen Streifenhäuser, wie sie u. a. aus den zivilen Vici von Walheim und Pons Aeni86 bekannt sind: eng aneinanderliegende bzw. aneinandergebaute langrechteckige Häuser mit einer Breite von 10–15 m und einer Länge von 35–40 m87. Im rückwärtigen Teil findet sich ein umfriedeter Garten-/Arbeitsbereich mit vergleichbaren Ausmaßen. Ähnliches kann bei Kastellvici festgestellt werden, wo Breiten von 6–12 m und Längen von 12–40 m88 sowie Parzellengrößen89 von bis zu 60 m Länge belegt werden können. Würde man dies konsequent mit einer durchschnittlichen Breite von ca. 10 m90 und einer Lage der (Keller-)gru-

ben außerhalb des Gebäudes vollziehen, so würden sich hier maximal vier nebeneinander, wohl sogar aneinander gebaute Streifenhäuser rekonstruieren lassen (Abb. 6,11–14). Problematisch erscheint jedoch, dass der doppelkammerige Ofen (Abb. 3) dann zu nahe an einem rekonstruierten Streifenhaus wäre, weshalb die Standspuren wohl eher als Schutzbau denn als Wohngebäude zu interpretieren sein dürften. Die östlich anschließenden Gruben und Standspuren sind erneut einem Wohngebäude zuzuordnen, so dass hier, am vermeintlich südöstlichen Siedlungsrand, eine lockere Bebauung zu vermuten ist. Deutlich unterscheidet sich jedoch das Töpferdorf Rapis, das als Vergleich herangezogen werden könnte, von den sonstigen bekannten Vicusbebauungen durch die Anwesenheit „des kurzen Streifenhaustyps“91, die hier jedoch der Topografie geschuldet scheint und wohl eine Ausnahme von der Regel bildet. Ergänzt man diese durch die Befunde Kellners92 , so erschließen sich etwas westlich und gegenüber der vermeintlichen Durchgangsstraße weitere zwei bis vier Parzellen (Abb. 6,1–4), die jedoch entweder leicht nach Nordwesten gedreht erscheinen oder direkt in der Flucht der Stirnseiten der vorher beschriebenen stehen würden. Letzterer Variante widersprechen weitere Streifenhausbefunde an der Alemannenstraße (Abb. 6,5.6), der Maximilianstraße (Abb. 6,7.8) sowie der Herzog-Otto-Straße (Abb. 6,9.10) die in ihrer Flucht ebenfalls etwas nach Nordwesten gedreht erscheinen. Dadurch ergäbe sich eine erweiterte Zwickelsituation, die beim derzeitigen Kenntnisstand als Freifläche (Platz?) gedeutet werden kann. Ergänzt werden diese möglichen Standorte durch nachrichtlich oder durch Fundmeldungen übermittelte Kellergruben. So an der Baustelle des späteren Gymnasiums (Abb. 6,21), der jetzigen Mittelschule (Abb. 6,17.18), der jetzigen AWO (Abb. 6,19) sowie von Privathäusern (Abb. 6,15.16.20). Auffällig erscheint hier die abweichende Orientierung. Die südlich der Indlinger Straße belegten Streifenhäuser sind Nord-Süd orientiert, wohingegen die nördlich gelegenen leicht nach Westen gedreht scheinen. Ob es sich hierbei um eine Dokumentationsproblematik oder eine chronologische Entwicklung handelt, konnte in diesem Zusammenhang nicht geklärt werden. Äußerst auffällig erscheint jedoch die deutliche Ost-West-Orientierung (parallel zur Durchgangsstraße) von Nr. 15 sowie die Ansiedlung „in zweiter Reihe“ von Nr. 16. Eine Unterscheidung an verschiedenen Handwerksbetrieben nördlich und südlich der Durchgangsstraße erscheint bisher lediglich aufgrund der vermehrt im südlichen Bereich belegten Töpferöfen möglich. Die geborgenen Hinweise auf Glas- und Metallproduktion bzw. -verarbeitung geben bisher kein schlüssiges Bild. Lediglich die Kellergruben der Streifenhäuser Nr. 6 und 8 scheinen auf einen Schwerpunkt der Metallverarbeitung hinzudeuten. Die hohe Anzahl an Töpferöfen93 zu beiden Seiten spricht für eine Konzentration auf keramische Erzeugnisse. Die Frage nach Zulieferern bzw. Absatzmärkten der Produkte aus dem Vicus kann bisher lediglich theoretisch er95

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örtert werden. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten liegt es nahe, dass die Produkte wohl entlang der Inntalstraße, im Osten bis zu den Kastellen von Passau94 verhandelt wurden. Im Westen, Norden und Süden erscheinen bisher keine größeren Absatzmärkte, so dass wohl vorwiegend die Bedürfnisse von Villae rusticae bedient wurden. Für diese bot der Vicus zugleich die Möglichkeit, ihre Produkte zu vermarkten. Ähnlich theoretisch, wie bereits die Zahl der Vicusbewohner ermittelt wurde, erschließt sich auch die Zahl der Pocking umgebenden Villae rusticae. Moosbauer führt 13 Villenstandorte95 auf. Bezieht man das bei Wendt/ Zimmermann 2008 erörterte Verhältnis von ländlichen zu „urban-dörflichen“96 Siedlungen ein, so ließe sich auf eine ländliche Besiedlung von ca. 187–373 Personen, auf verschiedene Villae verteilt, schließen. Bei einer „minimalen Bewohnerzahl [von] zehn bis 15 Personen“97 ergäbe dies rein rechnerisch 15–30 Villenstandorte um Pocking. Nach über 50-jähriger archäologischer Arbeit am Ort harren die Funde des römischen Vicus von Pocking bis heute einer abschließenden Auswertung und Publikation. Abgesehen von kurzen Vorberichten und Einzelauswertungen fehlt der Versuch einer Gesamtdarstellung, die im Rahmen dieses Beitrages nicht möglich erscheint, jedoch als Desiderat wieder einmal ins Bewusstsein gerufen werden soll.

Anmerkungen 1 K rah 1987, 1–6 bes. 4 Abb. 3. 2 Die faktische Überflutung verhinderte lediglich ein Bahndamm. 3 So schon W. Titze in einem Grabungsbericht zu Pocking (06.04.1957; OA Pocking); siehe zuletzt: Bloier 2010, bes. 145 Abb. 2. 4 Ob diese, zusammen mit dem keltischen Bronzeanhänger (u. a. Wandling 1992b, 98 Abb. 8 bzw. Wandling 1996, 90 Abb. oben) als Hinweis auf eine frühe „Siedlung der einheimischen Bevölkerung [gesehen werden kann, die möglicherweise als] Kristallisationskern von vici“ (Czysz 2013, 289) betrachtet werden können, erscheint bisher spekulativ. 5 K rah 1987, 5 Abb. 4. 6 Bayer. Vorgeschbl. 21, 1956, 303. 7 Ebd. 8 Reinecke 1919, 14. 9 K ellner 1960, 133. 10 Möglich erscheinen hier u. a. eine Art Stichstraße oder eine bogenartige Anbindung an die Hauptstrecke. 11 Czysz 2013, 290 Tab. 7. 12 Czysz 2013, 268 f. 13 So K ellner 1960. 14 Zur Diskussion siehe Ulbert 1971 sowie Fischer 1993, 539; Fischer 2002, 20 f. bzw. Moosbauer 1997, 115–119. 15 So auch W. Millauer in einem Schreiben an das BLfD vom 01.08.1957 (OA Pocking), in dem er erwähnt, dass „das Interesse an der Geschichte von Pocking in vielen Teilen geweckt [wurde und er beabsichtige] um bei der geschichtlichen Wahrheit zu bleiben […] eine Gesamtzusammenstellung [eines Vortrages von H.-J. Kellner] jeder Lehrkraft, der Gemeinde, dem Kreisheimatpfleger“ auf Kosten der Gemeinde Pocking zu übergeben, bzw. K ellner 1957, 11. 16 So auch weitere Lehrer und Lehrerinnen aus Notizen und Anmerkungen in den OA Pocking. 17 Nachdem im Oktober 1951 die ersten Funde zu Tage traten, veranlasste L. Gebauer Schulkinder, „den Grabenaushub abzusuchen“ (K ellner 1957, 12).

96

18 Unter diesen der spätere Stadtkämmerer sowie der Vater des Verfassers. 19 Fundmeldung W. Millauers: Bayer. Vorgeschbl. 24, 1959, 235 f. bzw. diverse Fundmeldungen, Berichte zu Baustellenbeobachtungen etc. (OA Pocking). 20 Am 19.09.1955 erkundigte sich sogar der in München lebende und lehrende Wilhelm Diess beim BLfD über „den Stand dieser Ausgrabungen [da sie ihn] im besonderen interessieren, da es sich um [seine] engste Heimat handelt“ (OA Pocking). 21 Erst 2007 entstand in der Stadtbücherei die Dauerausstellung „Drehscheibe Pocking. Spuren der Geschichte“ Vorher gab es lediglich eine kleine vorgeschichtliche Schauvitrine in der jetzigen Mittelschule sowie eine Vitrine mit einer Auswahl der römischen Funde im Rathaus. 22 K ellner 1957; K ellner 1960. 23 Siehe hierzu u. a. Czysz 2013, 168 Abb. 2. 24 K ellner 1960, 133. 25 K ellner 1957, 16: „Auch einen Tempel oder religiösen Mittelpunkt muss es gegeben haben, da sonst das Auftreten eines solch seltenen Schlangengefäßes wohl kaum erklärt werden kann.“ 26 So in den OA Pocking, u. a. im Bericht zur Grabung von 1983. 27 K ellner 1960, 135. 28 Ähnlich bei Fischer 1993, 539. 29 K aiser 1996b, 205; K rah 1987, 7. 30 Wandling/Ziegaus 1993, 126. 31 K ellner 1960, 142. 32 K rah 1987; K aiser 1996a; K aiser 1996b; K aiser 1994; K rah 1996. 33 Wandling 1989, 111. 34 Scheinbar unbeobachtet (K rah 1987, Beil. Abb. 9) wurden von den 1950er bis in die 1980er Jahre, nahe den ersten „offiziell“ dokumentierten römischen Funden mehrere private (u. a. zwei Kaufhäuser), wie auch öffentliche Bauten (Hauptschule/jetzt Mittelschule: 1963/64?; einstiges Wilhelm-Diess-Gymnasium/jetzt Polizei: 1960, 1965–67, 1971; „neue“ Post/jetzt ZSP: um 1973) errichtet. Eine entsprechende Beobachtung im Bereich des vermeintlichen Siedlungszentrums (zuletzt Fischer 2002, 98 Abb. 143) hätte heute drängende Fragen nach Siedlungsfläche, dem Vorhandensein von Steinbauten etc. klären können – so gingen sie jedoch, wie vielerorts (siehe u. a. Czysz 2013, 270 f.), verloren. Einzelne Fundmeldungen (OA Pocking) ergaben nur partielle Informationen, der rasche Baufortschritt (z. B. neue Volksschule) und Fehlinformationen (z. B. neue Oberrealschule) verhinderten genauere Untersuchungen. 35 Wandling 1994, 248. 36 OA Pocking. 37 OA Pocking. 38 OA Pocking. 39 Dabei wurden die Funde jedoch „auf eine völlig unsachgemäße Weise aufgemacht [, so dass] mindestens 3 Objekte in ihrem Befund zerstört wurden“ (OA Pocking). 40 OA Pocking bzw. Passauer Neue Presse vom 27.10.1983 (o. S.). 41 Hierbei handelt es sich wohl um eine Außen- sowie eine Innenwand. 42 Grabungsbericht; OA Pocking. 43 Wandling 1989; Wandling 1992a; Wandling 1992b. 44 Wandling 1989, 112; Wandling 1992a, 94. 45 K ellner 1960, 133. 46 K ellner 1960, 134; K ellner 1962, 118; Wandling 1992a, 94; Wand ling 1992b, 65 Abb. 44. 47 K ellner 1960, 133 f. bzw. Bayer. Vorgeschbl. 21, 1956, 303 bzw. Taf. 41,A.2. 48 Wandling 1989, 113 bzw. 112 Abb. 81; zum älteren Stück siehe u. a. Kellner 1962, 116 f. 49 Fischer (1993, 540) führt an, dass die Funde „beim Bau der Pockinger Hauptschule“ von ehrenamtlichen Helfern geborgen wurden. Neben den Formschüssel- und Gussformfragmenten soll der „Fund“ ebenfalls eine Menge an Fehlbränden norischer Keramik und Bauteile von Töpferöfen enthalten haben. 50 K ellner 1962, 116–118; Wandling 1992a, 94; Wandling 1992b, 66 bzw. 65 Abb. 45. 51 Wandling 1996, 92 Abb. rechts unten.

Die römische Ansiedlung von Pocking

52 Das Gussformfragment liefert nach modernen Maßstäben den Beleg für „die erste bekannte Fälschung eines Schweizer Markenproduktes“ überhaupt (Fischer 1993, 542). Doch auch dies blieb nur eine wissenschaftliche Randbemerkung. 53 Wandling 1989, 113; Wandling 1992a, 95. 54 Wandling 1992a, 95–99; Wandling 1994. 55 Wandling 1992a, 98; Wandling/Ziegaus 1993; Wandling 1994, 240– 242. 56 Wandling 1992a, 95 Abb. 5; Wandling 1992b, 68 Abb. 49. – Fischer (1993, 539) sieht bereits für die mittlere Kaiserzeit Anzeichen für eine Militärpräsenz (Garnison). Schon 1961 berichtete Millauer über den Fund einer „Lanzenspitze“ (OA Pocking). 57 K ellner 1960, 142. 58 Wandling/Ziegaus 1993, 129; 139. 59 Wandling/Ziegaus 1993, 139. 60 Aufgrund der fehlenden Funde zwischen der ersten Zerstörung der Siedlung und dem Beginn des 4. Jahrhunderts geht die Forschung von einem Siedlungsabbruch mit Wegzug der Bevölkerung in sichere Gebiete (so u. a. Fischer 1993, 539) oder der Möglichkeit eines innerörtlichen Umzuges, an eine bisher unbekannte Stelle (so Möglichkeit 2 bei Wandling/Ziegaus 1993, 140) aus. Inwieweit dies mit der von Fischer (1993, 359) vermuteten militärischen Garnison zusammenhängen könnte, muss hier offen bleiben. 61 Wandling 1994, 244–248. 62 Wandling 1996, 91 Abb. rechts oben. 63 K ellner 1960, 133. 64 K ellner 1960, Taf. A. 65 Die Grabungen von 1991, auf dem Pl.Nr. 1200 benachbarten Grundstück (bei K ellner 1960, Taf. A ohne Nummer, jedoch eindeutig zwischen Pl.Nr. 1200 und Pl.Nr. 1207 liegend) ergaben keine Hinweise auf die von K ellner 1960, 133 vermuteten Steinbauten. Die These eines weiteren Ziegelbrennofens würde die Beobachtungen Millauers bei Aushubarbeiten zur jetzigen Mittelschule vom 14.11.1963 (OA Pocking) stützen. 66 Wandling 1996, 91 Abb. rechts Mitte. 67 Wandling 1994, 246 Abb. 5. 68 Wandling 1994, 245 f. 69 Wandling 1996, 92 Abb. links unten. 70 Wandling 2007b, 24. 71 K ellner 1957, 12; K ellner 1960, Taf. A, links unten. 72 Wandling 2007a; Wandling 2007b; Hild 2010. 73 OA Pocking; E-2015-63-1_0-1. 74 H anusch 2011. 75 Unpubliziert; freundliche Mitteilung W. Wandling. 76 M-2015-63-1_0 vom 02.05.–30.06.2011; H anusch 2011, Abbildung. 77 OA Pocking. 78 Zur Diskussion siehe Ulbert 1971. 79 Abgesehen von den wenigen relativ gut erforschten Vici, wie u. a. in Walheim sowie den Töpfersiedlungen Rapis und Pons Aeni. Dies monierte bereits K ellner (1957, 11), als er bemerkt, dass wir uns „Gänzlich im Dunkeln bewegen[, wenn] wir uns schließlich mit der Frage nach der zivilen Bevölkerung dieses Landstrichs“ beschäftigen. 80 Wendt/Zimmermann 2008. 81 Wendt/Zimmermann 2008, 217 Tab. 15 bzw. Czysz 2013, 351 Abb. 52. 82 Als Musterbeispiele dienen hier verschiedene Kastellvici, wie Ruffenhofen und Weißenburg. 83 So deuten die u. a. bei Sommer (1988, 584 f.) angesprochenen Veränderungen der Besiedlung in Kastellvici eindeutig einen Zusammenhang zwischen Vicani und Besatzungstruppen an, die durch „Bevölkerungsveränderungen [und neue] ,Flächennutzungspläne‘ “ hervorgerufen wurden. Bei zivilen Vici entfällt diese militärische Komponente, wobei auch hier Brände entscheidend für eine Parzellenveränderung oder „phasenweise Entwicklung sein können“. 84 So auch Jütting 2000, 109: „Beide Vicustypen […] weisen in Anlage und Architektur keine wesentlichen Unterschiede auf“; Czysz 2013, 266 f. 85 Kortüm 2005, 159 Abb. 170 bzw. 162 f. Abb. 173 f. 86 Fassbinder /Pietsch 2004, 101 Abb. 105. 87 Kortüm 2005, 162 Abb. 173 bzw. Fassbinder /Pietsch 2004, 102. 88 Sommer 1988, 570 f. Abb. 35; Sommer 2009, 104–107; Sommer 2014, 17; Czysz 2013, 313 Abb. 33; K irch 2015, 17 Abb. Mitte.

89 Sommer 2009, 107. 90 Zu den Haus- bzw. Parzellengrößen siehe Sommer 1988, 580–583 bzw. 571 Abb. 35. 91 Czysz 2013, 340 bzw. 336 Abb. 45 f.; Czysz/Sorge 2000; Czysz 1997; Czysz 1987. 92 K ellner 1957, 12 f.; K ellner 1960, Taf. A. 93 Insgesamt konnten bei der Durchsicht der OA und Publikationen Belege bzw. Hinweise auf mindestens drei Ziegel- sowie mindestens 15 Töpferöfen gefunden werden. 94 Ob die weiter nördlich gelegenen Donaukastelle (u. a. Quintana) zum Absatzgebiet gehörten, erscheint in gewissem Umfang möglich. 95 Moosbauer 1997, 142 f.; siehe auch Czysz 2013, 295 Abb. 18 (unteres Rottal am rechten Bildrand, Mitte). 96 Wendt/Zimmermann 2008, 218. 97 Wendt/Zimmermann 2008, 202.

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Abbildungsnachweis: M. Bloier: Abb. 6 Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Bayern/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Bayerischer Denkmal-Atlas: Abb. 1, 2 Kreisarchäologie Passau: Abb. 3, 4, 5



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