Literaturauszug aus Peter Milling: Kybernetische Überlegungen beim Entscheiden in komplexen Systemen

May 24, 2017 | Author: Manfred Bundschuh | Category: Complex Systems Science, Complexity, System Dynamics Modeling, System Dynamics, Modelling, Systemtheorie, Kybernetik, Systemtheorie, Kybernetik
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Gedanken zum Nachdenken zusammengestellt von Manfred Bundschuh, aus: Peter
Milling: Kybernetische Überlegungen beim Entscheiden in komplexen Systemen,
in:
Peter Milling (Hrsg.): Entscheiden in komplexen Systemen, S. 11 – 26,
Reihe Wirtschaftskybernetik und Systemanalyse, Band 20, Tagungsband der GWS
Jahrestagung vom 29. und. 30. September 2000 in Mannheim, Duncker &
Humblot, Berlin 2002, ISBN 3-428-10683-0

Die zentralen Merkmale des System- Dynamics- Ansatzes bilden die
Informations- Rückkopplung, die Verwendung von (formalen) Modellen und das
Streben nach verbesserten policies" zur Systemsteuerung.

Die Informationsrückkopplung ist das zentrale Bauelement sozialer Systeme.

Nur ein System, dessen verhaltensrelevante Merkmale verstanden werden, ist
zuverlässig zu kontrollieren.

Das führt zum Einsatz von Modellen und zur Simulation bei der
Modellanalyse. Alle rationalen Entscheidungen basieren auf Modellen – seien
sie implizit-mentaler oder explizit-formaler Natur. Für die Kybernetik
bedeutet diese Aussage nur eine andere Formulierung des Conant-Ashby-
Theorems Every good regulator of a system must be a model of that system"

Mentale Schlussfolgerungsprozesse verfügen über bemerkenswerte Stärken in
ihrer Heuristik. Sie vermögen sehr wohl zu unterscheiden, welche Faktoren
relevant sind und welche nicht; sie weisen aber auch erhebliche Schwächen
dadurch auf, dass sie unscharf formuliert und nur schwer zu kommunizieren
sind. Außerdem verändern sie sich ständig, ohne dass dies den am
Entscheidungsprozess Beteiligten deutlich wird.

Insbesondere das konstitutive Element der Kybernetik, die
Rückkopplungsstruktur, schafft besondere Schwierigkeiten, ihre
Verhaltenskonsequenzen intuitiv zu erkennen.

Der menschliche Geist ist offensichtlich nur begrenzt in der Lage, die
Dynamik von rückgekoppelten Systemen zu erfassen. Er ist geschult, linear-
isolierend zu denken und zu argumentieren. Wenn vergangene Entscheidungen
sich auf die Prämissen künftiger Entscheidungen auswirken, ergeben sich
Schwierigkeiten.

Daraus folgt ein Plädoyer für den Einsatz formaler Modelle bei der
Unterstützung von Entscheidungen einer gewissen Komplexität.

System Dynamics sieht die Realität als mehrstufige Hierarchie und bietet
Gestaltungshinweise zu ihrer Abbildung. Das zentrale Bauelement bildet die
geschlossene Systemgrenze.

Zwei Variablen sind notwendig aber auch hinreichend, um Systeme abzubilden:
Zustandsgrößen und Flussgrößen. Zustandsgrößen sind die Akkumulation oder
Integration der Flussgrößen. Deren Substruktur stellt die letzte Ebene der
Systemhierarchie dar. Sie lässt sich untergliedern in eine Zielgröße, in
eine beobachtete Zielerreichung – tatsächlicher und beobachteter
Systemzustand sind beileibe nicht immer identisch – und eine daraus
resultierende Zielabweichung. Aus dieser Diskrepanz wiederum ergibt sich
eine Aktion, um Ziel- und Istwert anzugleichen.

Modelle sollen einen bestimmten Zweck erfüllen, und nach dieser
Zweckerfüllung sind sie zu beurteilen; es kommt also bei der Beurteilung
der Modellqualität darauf an, was mit dem Modell erreicht werden soll.

Bei der sinnvollen Verwendung formaler Modelle muss die Modellstruktur die
bedeutsamen Zusammenhänge erfassen und deren Verhaltenswirkungen erklären:
Die Struktur beeinflusst das Verhalten. Nur wenn aus den Einflussfaktoren
heraus erklärt werden kann, warum ein bestimmtes Verhalten eintritt, ist es
nachzuvollziehen. Nur dann kann verstanden werden, warum und wie eine
Maßname bestimmte Konsequenzen verursacht.

Eingreifende Maßnahmen in das System müssen in Realität und Modell
korrespondieren.


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