Karl Theodor Gustav Kersten (1908–1992) gehört neben Alfred Tode (1900–1996) und Herbert Jankuhn (1905–1990) zu den Gründervätern der archäologischen Denkmalpf lege Schleswig-Holsteins. Wichtige Fachkollegen wie Karl-Hermann Jacob-Friesen, Kurt Tackenberg oder Karl W. Struve charakterisieren ihn als besonders bef ähigten Vorgeschichtler, der f leißig, gründlich und von einem gewissen Fanatismus getrieben ist. K. Kerstens „Vorgeschichte des Kreises Steinburg“ wird als erste große Landesaufnahme in Deutschland angesehen. Am 8. August 1909 kommt K. Kersten in Stade, damals Provinz Hannover, als Sohn des Braumeisters Theodor Kersten zur Welt. Ab dem 6. Lebensjahr besucht er dort zunächst ein Jahr die Seminarschule Stade, dann zwei Jahre lang die Mittelschule und bis 1928 das humanistische Gymnasium Atheneum, das er mit dem Reifezeugnis abschließt. Schon als Schüler packt ihn die Begeisterung für die Vor- und Frühgeschichte, ausgelöst durch Willi Wegewitz, seinem Lehrer, dem er 1924 als Gymnasiast begegnet. Beide führen zwischen 1926 und 1933 zahlreiche Begehungen im Umland von Stade durch. Diese praktische Erfahrung weckt in dem Abiturienten den Entschluss, die Fächer Vorgeschichte, Geologie, Geographie und das damalige Modefach Rassenkunde zu studieren. Sein Studium absolviert er zwischen den Sommersemestern 1928 und 1934 in Hamburg, Berlin und Kiel. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits den Ruf eines sorgf ältigen Ausgräbers erworben und nimmt 1932 an der aufsehenerregenden Untersuchung eines älterbronzezeitlichen Totenhauses in Grünhof-Tesperhude LA 98, Kr. Herzogtum Lauenburg, teil.
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Gleichzeitig engagiert sich K. Kersten bereits als Student bei der Vermittlung der Vorgeschichte. Er wird am 23. September 1933 beispielsweise als Referent in einem Beitrag in der Holsteinischen Schulzeitung genannt, der die deutsche Vorgeschichte als nationale Wissenschaft sowie die Ziele und den Auf bau der Fachgruppe für deutsche Vorgeschichte des Kampf bundes für deutsche Kultur (KfdK) vorstellt. Kurz danach kommt es zur Einrichtung dieser Fachgruppe mit dem am Kieler Museum arbeitenden Prähistoriker Peter Paulsen als ihrem Leiter. Bereits im Folgejahr gibt die Fachschaft Vorgeschichte des Kampf bundes für Deutsche Kultur (1934) die Typentafelsammlung „Schleswig-Holsteins Vorzeit-Erbe“ heraus, an der K. Kersten mit dem Beitrag „Die germanische Bronzezeit (1800 –800 v. Chr.)“ beteiligt ist. Dieses Interesse an der Bronzezeit sollte sein ganzes Wissenschaftlerleben prägen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es in der Provinz SchleswigHolstein bereits eine formal bestehende archäologische Denkmalpf lege auf Basis des preußischen Ausgrabungsgesetzes von 1914. Gustav Schwantes hat als Leiter des Kieler Museums die Stelle des Vertrauensmannes inne. Diese Stelle entspricht der heutigen Funktion des Landesarchäologen. Allerdings schafft G. Schwantes es nicht, eine funktionierende Verwaltungsstruktur zu etablieren. Daher sieht G. Schwantes die vom KfdK getragene Entwicklung wohl zunächst mit sehr viel Wohlwollen und auch als Chance an, Denkmalpf lege, Landesaufnahme und Museum besser positionieren zu können. An dieser Stelle muss ein anderer Faden aufgegriffen werden. Anfang der 1920er-Jahre beginnt der mit K. Kersten einem Jahrgang
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zugehörige A. Tode mit dem Auf bau der schleswigholsteinischen Landesaufnahme (s. a. Beitrag ANSH 2013, 9–15), die neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung damals wie heute eine grundlegende Voraussetzung für eine geregelte archäologische Denkmalpf lege darstellt. Da die Arbeit A. Todes als wenig erfolgreich galt, entwickelt die Provinzverwaltung 1932 die Überlegung, die bis dahin von den Kreisen finanzierte Landesaufnahme dem Kieler Museum anzugliedern. Am 14. Juli 1933 regen die Mitglieder der Kommission für Bildung und Heimatpf lege die Gründung eines Landesamtes für schleswig-holsteinische Vorgeschichte an. In der Folge kommt es zu einer weitreichenden Auseinandersetzung zwischen dem etablierten Wissenschaftler G. Schwantes und dem „Newcomer“ und Leiter der Landesaufnahme A. Tode, der bis zu einer von A. Tode erwirkten Unterlassungsklage geht. Dieser „Stellvertreterkrieg“ steht auch für die übergeordnete Auseinandersetzung zwischen Heinrich Himmler und seinem Ahnenerbe und Alfred Rosenberg und dessen Amt Rosenberg sowie zwischen deren Vasallen H. Jankuhn und Hans Reinerth. Bei deren „Gelehrtenstreitigkeiten“ geht es also neben Fachfragen immer auch um gesellschaftspolitische Meinungsführerschaft, Deutungshoheit und Wertinterpretation. Die Auseinandersetzung endet in Schleswig-Holstein schließlich mit der Entlassung A. Todes und der sich daraus ergebenden beruf lichen Perspektive für K. Kersten. Allerdings ist die Rolle, die K. Kersten in diesem Streit zwischen G. Schwantes und A. Tode spielt, nicht ganz klar. Etwa im Oktober 1935 f ällt die Entscheidung über das Landesamt für Schleswig-Holsteinische Vorgeschichte. Es wird auf Anordnung des Oberpräsidenten Hinrich Lohse aufgelöst und zum 1. Januar 1936 dem Kieler Museum zugeordnet. Parallel zu diesen Ereignissen verfolgt K. Kersten seine wissenschaftliche Karriere. Vom 15. Juni 1934 bis zum 28. Februar 1935 ist er als Stipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts wissenschaftlicher Mitarbeiter am Staatlichen Museum für Natur- und Vorgeschichte in Danzig. Daran schließt sich ab dem 1. März 1935 nahtlos seine Stelle als apl. Assistent am Kieler Museum an. Mit Dienstbeginn betraut ihn nach eigenen Angaben G. Schwantes mit der Fortführung der Landesaufnahme. Im Folgejahr promoviert er am 20. Januar an der Universität Kiel zu einem Zeitpunkt, als die archäologische Denkmalpf lege schließlich dem Kieler Museum zugeordnet wird. Mit der Ernennung zum planmäßigen Assistenten zum 4. März 1936 erhält K. Kersten den Status des Beamten auf Widerruf. Im darauffolgenden Jahr tritt er am 1. Mai in die N.S.D.A.P. ein und übernimmt zum 1. Oktober 1937 die Geschäftsführung der neuerrichteten Provinzialstelle für Vor- und frühgeschichtliche Landesaufnahme und Denkmalpf lege. K. W. Struve bewertet diesen Umbruch mit den Worten, K. Kersten habe die Landesaufnahme mit seiner Geschäftsübernahme in der ihm eigenen Zielstrebigkeit neu organisiert, und spielt auf die Auseinandersetzung mit A. Tode an, dessen Arbeit wiederum bis weit in
die Nachkriegszeit als nicht zielführend angesehen wurde. Im Gegensatz zu den durch Unterfinanzierung geprägten Aktivitäten A. Todes ab 1923 f ällt der beruf liche Einstieg K. Kerstens in eine Phase hoher öffentlicher Akzeptanz. Die Vor- und Frühgeschichtsforschung trifft nicht nur auf eine interessierte Öffentlichkeit, sondern sie erhält auch erhebliche finanzielle Zuwendungen, da sie sich zur Legitimationswissenschaft eignet. Neben der Einrichtung einer professionellen Landesaufnahme kommt es ebenfalls zu der Einführung der Publikationsorgane Offa sowie den Offa-Büchern. Es ist daher nicht verwunderlich, dass K. Kersten seine Arbeit z. B. in seinem Vortrag die „Vorgeschichtliche Landesaufnahme unter besonderer Berücksichtigung der Sachsenburgen in Schleswig-Holstein“ am 30. Juni 1938 auf der 11. Jahrestagung der „Vereinigung der Freunde der germanischen Vorgeschichte“ vorstellt, 1939 der Druck der Landesaufnahme des Kreises Steinburg erfolgt oder er die minutiös geplante Exkursion der ersten Jahrestagung des SS-Ahnenerbes u. a. auch zum Germanengrab nach Itzehoe zwischen dem 3. und 5. Juni 1939 mitplant bzw. führt. In diese Phase f ällt die öffentlichkeitswirksame Ausgrabung am Itzehoer Galgenberg sowie K. Kerstens Meldung zur Luftwaffe und die Vorbereitung seines Eintritts in die allgemeine SS. Insgesamt kann in dieser Zeit seit Anfang der 1930er-Jahre bei K. Kersten vor dem Hintergrund seiner Sozialisierung und seines
beruf lich-wissenschaftlichen Werdegangs inhaltlich kaum zwischen von politisch geförderter wissenschaftlicher Arbeit und von wissenschaftlicher Überzeugung getragenem politischem Engagement unterschieden werden. Anfang des Folgejahres 1940 schlägt H. Jankuhn K. Kersten für den Einsatz in Dänemark vor, da dieser als hauptberuf lich tätiger Prähistoriker f ließend dänisch spricht. Allerdings machte er sich Sorgen über eine aus den ihm zugewiesenen Aufgaben resultierenden Überbelastung. Daher wird sein Aufenthalt so organisiert, dass er die Dienstgeschäfte in Kiel periodisch aufnehmen kann. Von einer Vorbesprechung in Berlin f liegt K. Kersten, versorgt mit einem Begleitschreiben an SS-Oberführer Paul Kanstein, nach Kopenhagen. Da er dort im Wesentlichen mit administrativen Aufgaben beauftragt ist, d. h. keinerlei Forschung und Ausgrabungen durchführen darf und etwaige Schäden seitens der Truppe verhindern soll, hat K. Kersten deutlich weniger eigene Spielräume als der in Norwegen agierende H. Jankuhn. Auch erfolgte K. Kerstens Aufnahme in die SS noch nicht. Dirk Mahrsarski bewertet die Zusammenarbeit mit den dänischen Behörden als weitgehend erfolgreich, da K. Kersten in Zivil auftritt und in Jütland sogar entsprechend dem deutschen Vorbild einen Vertrauensmann für die Kontrolle der archäologischen Denkmale anwerben kann. In der Rückschau schildert K. Kersten diese Phase stark zusammenfassend als einen Akt der Unterstützung, der auf Wunsch der dänischen Kollegen, insbesondere dem Direktor des dänischen Nationalmuseums (Kopenhagen), Poul Nørlund, geschehen sei. Parallel hierzu scheint es in der Provinzverwaltung erneut Überlegungen zu geben, die Provinzialstelle für Vor- und frühgeschichtliche Landesaufnahme und Bodendenkmalpf lege vom Kieler Museum abzukoppeln. Der Landeshauptmann Wilhelm Schow bietet die damit verbundene Leitungs-
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Am 12. März 1942 wird K. Kersten habilitiert und zusammen mit H. Jankuhn, auf Anweisung von H. Himmler vom 24. April 1942, am 20. Juli 1942 als „Sonderführer“ in den persönlichen Stab Reichsführer SS (RFSS) aufgenommen. Zuvor hatte K. Kersten seit 1942 erfolglos um die Aufnahme in die Allgemeine-SS gebeten. Grund hierfür waren fehlende Unterlagen und eine verzögerte Bearbeitung. In dieser Zeit bemühte er sich auch um einen Waffenschein und eine Dienstpistole. Dieses, sowie K. Kerstens Berufung zum Sonderführer RFSS, ist wohl im Zusammenhang mit dem Engagement des SS-Ahnenerbes in den eroberten Gebieten in Südrussland und dem Kaukasus zu sehen, das im off iziellen Sprachgebrauch der Denkmalpf lege, im Kern aber der Annektierung der dortigen Kulturgüter diente. Am 1. August 1942 erreichen H. Jankuhn und K. Kersten das für sie zuständige Kommando der Waffen-SS Division Wiking in Staro-Breschewo und am 9. August den Divisionsgefechtsstand an der Front. Am 18. August 1942 wird das Sonderkommando Jankuhn aufgeteilt und K. Kersten bricht von Chadyschensk nach Rostow auf. Dort ist er mit der Bergung und Verschickung der von den Sowjets zurückgelassenen und in einer armenischen Kirche versteckten vorgeschichtlichen, naturgeschichtlichen und geologischen Sammlung betraut, die von den Mitarbeitern des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg (ERR) übersehen wurden. Auch hier dokumentiert er sein über die praktische Tätigkeit hinausgehendes Engagement für SS-Ahnenerbe in den Berichten an den Geschäftsführer von SS-Ahnenerbe Wolfram Sievers. K. Kersten tritt die Rückreise an und trifft am 2 4. Oktober 1942 in Berlin ein, bevor die Feldmission am 1. Dezember 1942 abgebrochen wird. In dieser Zeit hatte es hat wohl dauerhafte inhaltliche Differenzen mit
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H. Jankuhn gegeben, der K . Kersten im Schreiben vom 5. Oktober 1942 an seinen Vorgesetzten W. Sievers, der inzwischen zum Generaltreuhänder für die Sicherung deutschen Kulturgutes in den angegliederten Ostgebieten avanciert ist, eine „auffällig von Elitedenken und Unmenschlichkeit geprägte Arbeitsethik“ eines „Herrenmenschen“ attestiert. K. Kersten spiele stets „die gekränkte Leberwurst“, h alte sich für in seiner freien Menschenwürde unterdrückt und zudem den Auftrag für mehr oder weniger unsinnig. Im Mai 1943 hält K. Kersten die Probevorlesung „Formenkreis der älteren Bronzezeit in Norddeutschland“, bevor das Sonderkommando Jankuhn am 1. Juni 1943 erneut in Marsch gesetzt wird. Und so arbeitet er von Anfang Juni bis August 1943 in der besetzten Ukraine im „Schatten“ des I. und III. SS-Panzerkorps. In dieser Zeit beobachtet K. Kersten z. B. die Ausgrabungen auf dem Gräberfeld bei Nikolskoje und kolportiert in dieser Zeit aus Wolgograd/Stalingrad die Zerstörung des vorgeschichtlichen und mineralogischen Museums durch die Berg- und Hüttengesellschaft Ost. Im Nachgang auf dessen Rückkehr nach Deutschland wendet sich H. Jankuhn erneut an W. Sievers und versucht, sich abermals auf Kosten K. Kerstens zu profilieren, indem er seinen eigenen Wagemut an der Front herausstellt. Nachdem K. Kersten 1943 bereits kommissarischer Leiter des Kieler Museums geworden ist, avanciert er am 1. August 1944 zu dessen Direktor. Nach dem 15. Oktober 1944 tritt er in die Leibstandarte 7. K.p. SS-Panz. Ausb. und Ers. Bat. I, Spreehagen und Erkner bei Berlin ein und erhält etwa zeitgleich mit Schreiben vom 7. Oktober 1944 vom Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung die Lehrbefugnis. In seiner Würdigung unterschlägt K. W. Struve dieses alles und bezieht sich nur auf die Rettung der vom Krieg bedrohten Museumsbestände, um die K. Kersten bemüht war und was K. W. Struve als Meisterleistung wertete. Entgegen seiner Weisung, nur Teilbestände zu sichern, habe er das gesamte Fundgut gerettet. Ab 1943 bis Kriegsende ist K. Kersten mit Unterstützung von Sören Telling um die mit dem Ausbau der Verteidigungsinfrastruktur notwendigen Rettungsgrabungen beschäftigt. Ab Oktober 1944 rückt das Danewerk hier in den Fokus der Anstrengungen. Dabei urteilt K. Kersten, dass S. Telling die von ihm erteilten Aufgaben mit sehr viel Mut umgesetzt habe. „Es galt, sich gegen höhere Parteidienststellen durchzusetzen, deren Funktionäre teilweise die Aufsicht über die Erdarbeiten am Danewerk übernommen hatten.“ Nach Kriegsende setzt das sich in der Bewertung K. Kersten manifestierende, von Christian Hufen als kollegiales Schweigen im Fachbereich bezeichnete Fokussierung auf den Mythos der rein wissenschaftlichen Lebensleistung im Schutz der SS ein.
Im Rahmen des Wiederauf baus und dem damit einhergehenden wiederkehrenden Zivilleben bekommt K. Kersten zum 1. Dezember 1950 eine freie Planstelle der Besoldungsgruppe A2 a zugeteilt. In diese Zeit fallen auch die aufgeführten fachlichen Bewertungen, die im Zusammenhang mit dessen Bemühungen um eine außerplanmäßige Professur zu sehen sind. Dieses Verfahren wurde jedoch mit Schreiben vom 10. Mai 1951 vom Landesminister für Volksbildung an den Dekan der phil. Fakultät der Universität Kiel mit der Zurückstellung der außerordentlichen Professur ausgesetzt, da die Voraussetzungen noch nicht vorlägen. Neben seinen akademischen Ambitionen kann K. Kersten den Umzug des Kieler Museums nach Schleswig politisch durchsetzen und mit den von ihm getragenen Entscheidungen zur Ausstellung auch weiterhin entscheidend zur Popularisierung der Archäologie beisteuern und 1958 zusammen mit Hans Hingst am Denkmalschutzgesetz mitwirken. Dabei bleibt die Arbeit an der Landesaufnahme weiterhin ein wichtiger Lebensinhalt K. Kerstens. Bereits 1951 legt er die „Vorgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg“ und 1958 mit Peter La Baume die „Vorgeschichte der Nordfriesischen Inseln“ vor. Nach seiner Pensionierung führt er mit Genehmigung des zuständigen Ministeriums die Landesaufnahme sogar in Teilzeitstelle fort.
LITERATUR Ulf Ickerodt, Sie wollten nur forschen – und die normative Kraft des Faktischen. Das Itzehoer Germanengrab zwischen unbequemen Denkmal und inszeniertem Erinnerungsort. Steinburger Jahrb. 59, 2015, 21–64. Dieser Artikel ist ein überarbeiteter Auszug aus dem o. g. Beitrag. Dort finden sich die Hinweise auf die benutze Literatur
Von dänischer Seite wird K. Kersten der Orden des Ritters vom Danebrog durch den dänischen König im Jahr 1957 verliehen. Der damalige Direktor des dänischen Nationalmuseums und Reichsantiquar, Dr. phil. Poul Nørlund, würdigt K. Kersten 1946: „Es war daher von großem Nutzen, daß der Leiter des Kieler Museums, Dr. K. Kersten, den deutschen Militäreinheiten in Dänemark als archäologischer Sachverständiger beigeordnet wurde, und ich will hier gerne meine Anerkennung für die taktvolle Art aussprechen, mit der er die Aufgabe löste, um so mehr, da ich in keiner Weise überströmend freundlich ihm zu dieser Zeit begegnete, als er fungierte.“ (zitiert nach Struve 1978). K. Kersten hat wohl die Widerstandskämpfer, die ihre Zusammenkünfte heimlich im Keller des Nationalmuseums abhielten, diskret über den Direktor gewarnt. Im Gegensatz zur Rolle H. Jankuhns, der sich sicherlich aufgrund seiner fachlichen und praktischorganisatorischen Fähigkeiten sowie seiner Verwaltungskenntnisse über das Engagement bei SS-Ahnenerbe SS in der NS-Kulturverwaltung etablieren konnte, ist der Lebensweg von K. Kersten durch eine starke Fokussierung auf die Vorgeschichtsforschung und hier auf die archäologische Landesaufnahme geprägt. Dass er allerdings auch noch lange nach dem Dritten Reich dessen ideologischen Grundlagen verhaftet ist, verrät seine Sprache, wenn er vom Danewerk als Pilgerort der dänischen Nation oder das Archäologische Landesmuseum als das Heiligtum unseres nordischen Stammes bezeichnet.
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