Paolo Parisi, 2013, Kannibalismus in Märchen und Sagen, München, GRIN Verlag, http://www.grin.com/de/ebook/231048/kannibalismus-in-maerchen-und-sagen
Kannibalismus in Märchen und Sagen Paolo Parisi
Paolo Parisi Institut catholique de Paris
Paolo Parisi, 2013, Kannibalismus in Märchen und Sagen, München, GRIN Verlag, http://www.grin.com/de/ebook/231048/kannibalismus-in-maerchen-und-sagen
Inhalt
1.
Einführung …………………………………………………………………………..S.3
2. 2.1. 2.2. 2.3.
Kategorien von Kannibalismus ……………………………………………………...S.4 Kannibalismus in Ausnahmesituationen ……………………………………………..S.4 Kannibalismus institutionalisiert in Kultur …………………………………………..S.4 Kannibalismus als Metapher in der Vorstellungswelt der Märchen und Sagen …….S.5
3. 3.1. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.3. 3.2.4.
Kannibalismus in Märchen und Sagen ………………………………………………S.6 Kannibalismus in Ausnahmesituationen …………………………………………….S.6 Kannibalismus institutionalisiert in Kultur ………………………………………….S.7 Endokannibalismus ……………………………………………………………….…S.7 Exokannibalismus …………………………………………………………………..S.7 Exokannibalismus im Zusammenhang mit Raub ……………………………………S.8 Menschenfressende Riesen …………………………………………………...…..…S.8
4. 4.1. 4.2.
Kannibalismus als Metapher in der Vorstellungswelt der Märchen und Sagen …...S.10 Kannibalismus als Metapher für eine Tyrannei …………………………………….S.10 Kannibalismus als Verdeutlichung von psychischer Gewalt ………….…………....S.11
Paolo Parisi, 2013, Kannibalismus in Märchen und Sagen, München, GRIN Verlag, http://www.grin.com/de/ebook/231048/kannibalismus-in-maerchen-und-sagen
1. Einführung Unter Anthropophagie versteht man das Verzehren von menschlichem Fleisch. Es handelt sich dabei um eine Sonderform des Kannibalismus, die ausschließlich den Menschen betrifft. Im Folgenden seien die beiden Begriffe als Synonym verwendet. Kannibalismus ist in der menschlichen Kultur normalerweise nicht üblich und gehört wie das Inzesttabu zu einem allgemeingültigen Tabu. Bereits in der Antike sind Fälle von Kannibalismus überliefert, so bei Herodot (IV, 106), wo von Androphagen die Rede ist. „Sie sind Nomaden und tragen eine der skythischen ähnliche Kleidung, haben aber ihre eigene Sprache, sie allein unter diesen Völkern verzehren Menschenfleisch“ (Herodot: IV, 106). Es wurden nur jene Märchen in Betracht gezogen, in denen Kannibalismus vorsätzlich praktiziert wird, nicht solche, in denen bspw. jemandem, der es nicht bemerken soll, Menschenfleisch aufgetischt wird. Es bleiben natürlich noch viele Erzähltypen und solche die Varianten aufweisen, in denen Kannibalismus nebenbei vorkommt. Diese wurden nicht berücksichtigt. Märchen in denen Kannibalismus vorkommt, gehören sicherlich zu den älteren Märchen.1 Röhrich sieht bspw. Reste älterer Kulturstufen in den Märchen. Hierzu gehört neben den Initiationsriten auch die Erzählung von der Altentötung (AaTh 981). Diese „scheint einen unmittelbaren Realitätsbezug zu urtümlichen Gepflogenheiten wandernder oder nomadisierender Völker, aber generell auch zu allen Notsituationen zu haben, in denen es ratsam war, die Alten zu beseitigen, um selber überleben zu können“ (Wehse 1990: 22). Im Folgenden wird das Thema Kannibalismus in Sagen und Märchen ausgearbeitet, indem mit dem Kapitel Kategorien von Kannibalismus begonnen wird, das wiederum in seinen Unterkapiteln „Kannibalismus in Ausnahmesituationen“, „Kannibalismus institutionalisiert in Kultur“ (wir werden Endo- von Exokannibalismus unterscheiden), „Kannibalismus als Metapher in der Vorstellungswelt der Märchen und Sagen“ das Phänomen erläutert. Diese Unterkapitel werden dann im zweiten Kapitel wieder aufgenommen, in welchem ausschließlich auf das Phänomen des Kannibalismusʻ in den Sagen und Märchen eingegangen wird.
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„Peuckert glaubt, daß man als Wiege der Märchenüberlieferung die Kultur des Neolithikums im östlichen Mittelmeerraum voraussetzen muß“ (Wehse 1990: 21). Märchen seien wenigstens 4000 Jahre alt und können auch mit der Megalith-Kultur in Verbindung gebracht werden (vgl. ebd.: 23). Es gibt zwei Hauptrichtungen der Altersbestimmung: 1. Märchen gehen zurück bis auf frühe und prähistorische Zeiten, 2. Märchen sind als Spätform der Dichtung anzusehen (vgl. Wehse 1990: 26).