Hypersensibilität der Haut : differenzierte Befunderhebung – gezielte Therapie

August 28, 2017 | Author: Claude Spicher | Category: Neuroscience, Physiotherapy, Occupational Therapy, Pain, Chronic Pain, Physical Therapy, Allodynia, Allodynie, Mechanical allodynia, Static Mechanical Allodynia, Neuropathische Schmerzen, Somästhesie, Physical Therapy, Allodynia, Allodynie, Mechanical allodynia, Static Mechanical Allodynia, Neuropathische Schmerzen, Somästhesie
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Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Schulz-Kirchner Verlag, Idstein. Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gegen Entgelt möglich. [email protected]

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Hypersensibilität der Haut differenzierte Befunderhebung – gezielte Therapie

Durch die Schädigung peripherer Nerven kommt es zu neuropathischen Schmerzen. Je länger diese anhalten, desto häufiger entwickelt sich eine taktile Hypersensibilität, eine Allodynie. Periphere Nervenschäden verursachen jedoch auch eine – unter dem allodynischen Areal liegende – Hypoästhesie. Dies erfordert eine sehr differenzierte Befunderhebung sowie eine Behandlung unter der Devise: der üblichen Desensibilisierung eine entfernte vibrotaktile Gegenstimulation vorschalten.

Einleitung

IRENE INAUEN, dipl. ET, Praxis für Handrehabilitation, Lindenstr. 10c, CH-4310 Rheinfelden Kontakt: [email protected]

Kontakt: reeducation.sensitive@ cliniquegenerale.ch

Klagen Patienten über eine taktile Hypersensiblität, bedeutet dies, dass ihnen Berührungen Schmerzen verursachen, die normalerweise nicht Weh tun. Diese taktile Hypersensibilität kann einerseits Hinweis auf den Ort axonaler Läsionen sein oder andererseits auf ein allodynisches Gebiet hinweisen (Grass et al. 2008; Spicher et al. 2008).

Mechanische Allodynie und Hyposensibilität Die mechanische Allodynie (MA) ist definiert als ein Schmerz, ausgelöst durch einen Stimulus, der normalerweise in diesem Gebiet keinen Schmerz produzieren sollte (Merskey & Bogduk 1994). Die Behandlung und das Verschwinden eines Allodyniegebietes werden durch eine entfernte vibrotaktile Gegenstimulation in dieser Zone erreicht (Noël & Spicher 2007), wogegen der Ort der axonalen Läsionen, der nicht mehr als 3 mm2 umfasst, mit einer Desensibilisierung behandelt wird (Spicher et al. 1998). Physiologische Aktivierungsmechanismen und chemische Modulation (Woolf & Salter 2000) lassen das Territorium axonaler Läsionen von großen myelinisierten Fasern aß (Devor 1994) – paradoxerweise sensibel auf Berührung – vorerst hypoästhetisch werden. Die mechanische Allodynie ist auch ein Zeichen der Läsionen von afferenten Axonen: Es ist eine paradoxerweise hypersensible Hypoästhesie. Bei den neuropathischen Schmerzen müssen also diese stimulus-provozierten oberflächlichen Schmerzen von den tiefen stimulus-

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NADÈGE DESFOUX, dipl. ET, Somatosensorisches Rehazentrum, Clinique Générale, Hans-Geiler-Str. 6, 1700 Freiburg.

LAURENCE NOËL, dipl. ET, diplôme inter universités de rééducation et d’appareillage en chirurgie de la main, CCOM 10, avenue Baumann, 67400 Illkirch, France Kontakt: laurence.noel @chru-strasbourg.fr

CLAUDE J. SPICHER dipl. ET, zert. HT SGHR, Mitarbeiter der Universität Freiburg, Departement für Medizin, Abteilung Physiologie, Ch. du Musée 5, CH-1700 Freiburg Kontakt: [email protected]

unabhängigen Schmerzen unterschieden werden (Woolf & Mannion 1999). Wenn das allodynische Gebiet bei einer mechanischen Allodynie verschwunden ist, ist immer eine darunterliegende Hypoästhesie (Spicher et al. 2008) zu finden, die durch eine periphere nervale Schädigung begründet ist: Die taktile Hypersensibilität ist demnach also eine schmerzhaft gewordene Hypoästhesie und nicht eine Hypersensibilität. Der Zugang zur darunterliegenden Hypoästhesie ist durch diese Hyper-

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sensibilität eingeschränkt, was folglich die Rehabilitation basierend auf der Neuroplastizität des somästhetischen Systems und die Reduktion des spontanen neuropathischen Schmerzes verhindert (Degrange et al. 2006a; Clément-Favre et al. 2009). Ergotherapeutische Aufgabe ist es, das allodynische Gebiet durch eine entfernte Behandlung aufzulösen, um dann die darunterliegende Hypoästhesie zu behandeln. Zu Beginn der Behandlung muss der kutane Nerv, an dem die vibrotaktile Gegenstimulation auf Distanz durchgeführt werden soll, umfassend festgelegt werden.

Gegensätzliche Behandlungstechniken erforderlich Die Behandlungstechniken für jeden dieser Fälle sind demnach völlig gegensätzlich. Noch zu viele Therapeuten propagieren eine Desensibilisierung der allodynischen Zone. Dieses Vorgehen ist kontra-therapeutisch. Die Desensibilisierung ist nur für die punktuelle Behandlung am Ort der axonalen Läsionen reserviert. Das Ziel dieses Beitrags ist es, die Hypersensibilität von einem Ort der axonalen Läsionen in der sensitiven Semiologie zu unterscheiden und schließlich die effektivste Behandlungstechnik herauszustellen. Zwei Nachweise erlauben die Erfassung der mechanischen Allodynie: Die Allodynografie und die Regenbogen Schmerz-Skala werden vorgestellt, ebenso die Methode zur Erfassung eines Ortes der axonalen Läsionen.

Prospektive Studie zum peripheren neuropathischen Schmerzsyndrom

 Patienten 1.000 Patienten, behandelt im Zentrum für somatosensorische Rehabilitation der Clinique Générale in Freiburg/ Schweiz, vom 1. Juli 2004 bis 8. Mai 2009, die ein peripheres neuropathisches Schmerzsyndrom oder ein CRPS hatten, wurden in die prospektive Studie eingeschlossen (Desfoux et al. 2008). Kein Patient wurde ausgeschlossen. Bei diesen1.000 Patienten wurden 1807 Läsionen erfasst (Tabelle 1). Die Patienten konnten eine oder mehrere positive diagnostische Erfassungen der axonalen Läsionen aufweisen. Aus diesem Grund sprechen wir nicht von der Anzahl der Patienten, sondern von der Anzahl der Läsionen. Tab.1: Aufteilung der verschiedenen chronischen neuropathischen Schmerzsyndrome:

Stadium II: simple Allodynie

 Methoden Erfassung der Hautsensibilität Bei einem hypersensiblen Gebiet handelt sich entweder um ein allodynisches Gebiet oder aber um einen Ort der axonalen Läsionen. Zur Unterscheidung, Quantifizierung und Qualifizierung der Hautsensiblität wurden drei Methoden verwendet: Allodynografie, Regenbogen Schmerz-Skala und die Suche nach dem Ort der axonalen Schädigung mittels Vibration. Die Allodynografie Die Allodynografie erfasst den quantitativen Umfang der mechanischen Allodynie. Sie erlaubt eine Visualisierung des Hautareals, in dem eine schmerzhafte Wahrnehmung besteht (Noël et al. 2005; Spicher 2003-2006; Spicher et al. 2008). Ziel: Kartografieren des allodynischen Hautareals. Die Allodynografie basiert auf einem definierten, wissenschaftlichen Prinzip: Bei der Präsenz mehrerer Parameter müssen alle willkürlich festgelegt werden außer einem, den man variieren lässt. In diesem Fall:  Der Stimulus ist willkürlich auf die Applikation mit 15,0 Gramm festgelegt: Markierung 5.18. Der unveränderliche Schmerz ist gemeinsam mit dem Patienten anhand einer visuellen Analog-Skala (VAS) auf einer Linie von 3 bis (?) 10 oder dem Wert des Ruheschmerzes + 1 cm festgelegt, und  die Variable ist die Lokalisation des Stimulus. Material:  Millimeterpapier im Format A4 bzw. A3.  Der Ästhesiometer (Semmes-Weinstein) von 15,0 Gramm: Markierung 5,18  Eine visuelle Analog-Skala (VAS), die vom Patienten verstanden wird. Vorgehen: Position: Die zu untersuchende Extremität wird stabil gelagert, notfalls mit Unterstützung der Hand des Untersuchers. Art der Stimulation  Der durch den Therapeuten applizierte Druck auf den Ästhesiometer entspricht dem geringsten Druck, der nötig ist, um das Nylon-Filament zu biegen.  Der Stimulus auf der Haut ist anfänglich kurz. Wenn man sich dann der betroffenen Zone nähert, muss der Stimulus 2 Sekunden betragen und das Intervall zwischen den Fragen 10 Sekunden (muss mental mitgezählt werden).

Stadium III: intermittierende Neuralgie Stadium IV: persistierende Neuralgie Stadium V: CRPS (Degrange et al. 2006b) Anzahl = 1807 axonale Läsionen

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Erklärung des Vorgehens für den Patienten Der Ästhesiometer wird dem Patienten gezeigt und auf einem gesunden Hautareal exemplarisch appliziert. Es wird ihm erklärt, dass man den Ort sucht, der einen leichten Schmerz verursacht, korrespondierend zur Stopp-Linie auf der VAS (3/10). Der Patient wird gebeten, mit dem Finger der Linie auf der VAS zu folgen; beginnend mit „kein Schmerz“

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bis „Stopp“, wenn die Schmerzen anfangen. Er antwortet mit einem „Stopp“, wenn der Stimulus einen Schmerz von 3/10 oder Ruheschmerz + 1 cm provoziert. Lokalisation Auf der Longitudinalachse der Extremität wird von proximal nach distal der erste allodynische Punkt gesucht, indem man Zentimeter für Zentimeter vorwärts geht. Solange der Patient beim Weiterschreiten des Ästhesiometers nicht „Stopp“ sagt, wird fortgefahren. Sagt er „Stopp“, geht der Stimulus zurück von distal nach proximal, um einen weniger schmerzhaften Punkt zu finden.

Abb. 1: Kartografie der Allodynografie 15,0 Gramm des Ramus cutaneus antebrachii posterior, nervus radialis mit einer VAS von 3/10 cm am 03.10.2008, auf der dorsalen Ansicht des linken Vorderarmes: Die mit Pfeilen markierten Punkte zeigen jeweils den ersten Punkt, welcher bei Applikation von 15,0 Gramm Schmerzen auf der dorsalen Ansicht des linken Vorderarmes auslöst.

Der Stimulus geht dann wieder vorwärts von proximal nach distal, aber diesmal Millimeter um Millimeter, um den ersten allodynischen Punkt auf dieser Achse zu finden. Der erfasste Punkt wird auf dem Papier eingezeichnet, zusammen mit einem Pfeil, der die Testrichtung und Testachse festhält. Das gleiche Vorgehen auf derselben Achse wird nun von distal nach proximal und vice versa angewendet. Schließlich wird ein Polygon gezeichnet, das die 4 Punkte miteinander verbindet: Das ist das allodynische Gebiet bei 15,0 Gramm und einer VAS von 3/10 cm (Abb. 1). Zur Optimierung der Genauigkeit ist es möglich, während des Vorgehens mit dem Patienten nochmals die Unterscheidung von „der Schmerz beginnt“ bis „Stopp“ durchzuführen: Der Schmerz wird gespürt, der auf der visuellen Analog-Skala mit 3/10 cm bzw. Ruheschmerz + 1 cm markiert wurde. Die Regenbogen Schmerz-Skala Die Regenbogen Schmerz-Skala erfasst den qualitativen Umfang der mechanischen Allodynie. Sie ermöglicht es, die Intensität der Allodynie festzustellen und eine Behandlungsprognose zu stellen (Noël et al. 2005; Spicher, 2003-2006; Spicher et al. 2008).

Abb. 2: Kartografie der Regenbogen Schmerz-Skala 3,6 Gramm des Ramus cutaneus antebrachii posterior, nervus radialis mit einer VAS von 3/10 cm am 15.10.2008, auf der dorsalen Ansicht des linken Vorderarmes: Die mit Pfeilen markierten Punkte zeigen jeweils den ersten Punkt, welcher bei Applikation von 3,6 Gramm Schmerzen auf der dorsalen Ansicht des linken Vorderarmes auslöst.

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Je mehr ein kleiner Ästhesiometer als schmerzhaft empfunden wird, desto schwerwiegender ist die Ausprägung der Allodynie. Dieser Nachweis erlaubt es, die Schmerzintensität in verschiedene Grade einzuteilen. Während die Allodynografie das Gebiet der schmerzhaften Hautwahrnehmung bei einer Applikationsintensität von 15 Gramm identifiziert, hält sich die Regenbogen Schmerz-Skala an dieses Gebiet und erfasst dessen Schmerzhaftigkeit. Sie ist die unverzichtbare Ergänzung zur Allodynografie. Die Regenbogen SchmerzSkala ist das beste uns bekannte Werkzeug, um den verletzten Nervenast zu bestimmen und auch, um die Zone für die vibrotaktile Gegenstimulation festzulegen. Jeder Farbe der Skala ist die Applikationsstärke zugeteilt: Rot = 0,03 Gramm bis Violett = 15,0 Gramm. Das Vorgehen ist gleich wie bei der Allodynografie, jedoch beginnend mit dem kleinsten Ästhesiometer, der als schmerzhaft empfunden und im Innern der allodynischen Zone erfasst wird. Anschließend wird mit dem nächststärkeren Ästhesiometer getestet, um schließlich den Grad des Schmerzes zu definieren.

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Die Suche nach dem Ort der axonalen Läsionen (Spicher et al. 1998;  Spicher et al. 1999; Spicher 2003). Ziel: Lokalisationsbestimmung des Ortes der axonalen Läsionen

Tab. 2: Verteilung der mechanischen Allodynie für die verschiedenen chronischen neuropathischen Schmerzsyndrome; Anzahl = 660 axonale Läsionen mit mechanischer Allodynie (MA)

Chronisches neuropathisches Schmerzsyndrom

Verteilung der MA

CRPS II (Stadium V)

58% Anzahl = 80

Persistierende Neuralgie (Stadium IV)

47% Anzahl = 345

Intermittierende Neuralgie (Stadium III)

21% Anzahl = 187

Zu testendes Gebiet : Entlang des Verlaufes des verletzten Nervs.

Simple Allodynie (Stadium II)

Anzahl = 57

Art der Stimulation Die Suche nach dem Ort der axonalen Läsionen beginnt von proximal nach distal mittels eines breiten und in den Abständen angenäherten Zick-Zacks. Mit dem Kopf des Vibrationsgerätes und einer Amplitude von 0,1 mm beim VibradolTM, der auf 100 Hz festgelegt ist (oder 1 V, 160 Hz beim alten VibralgicTM und 4 %, 100 Hz bei dem neuen VibralgicTM) wird auf dem Verlauf des verletzten Nervs vorangegangen. Der Patient wird gebeten „Stopp“ zu sagen, sobald er eine Reaktion im Sinne eines „leichten elektrischen Stromimpulses“ (VAS 3/10) wahrnimmt. Wenn keine Reaktion wahrgenommen wird, wiederholen Sie den Test mit 0,2 mm. Wenn wieder keine Reaktion wahrgenommen wird, wiederholen Sie den Test mit 0,3 mm. Sollte noch immer keine Reaktion verspürt worden sein, wiederholen Sie den Test schließlich mit 0,4 mm. Übertragen Sie den genauen Ort der axonalen Läsionen auf Ihre Zeichnung.

Durchschnitt

37%

Material:  Ein Vibrationsgenerator: ein VibradolTM oder ein VibralgicTM.  Millimeterpapier Vorgehen: Lagerung: Die zu untersuchende Extremität ist stabil gelagert, bei Bedarf mit Unterstützung der Hand des Untersuchers.

Ergebnisse Prävalenz der mechanischen Alloydynie Von 1.807 erfassten axonalen Läsionen (Tabelle 1) zeigten 660 axonale Läsionen eine positive Allodynografie: 444/1807 = 37% (Tabelle 2). Mit anderen Worten: Ein Drittel der axonalen Läsionen, die zu einem neuropathischen Schmerzsyndrom führen, zeigen eine mechanische Allodynie. Bei den 1.807 erfassten axonalen Läsionen wurden 47 Desensibilisierungsbehandlungen durchgeführt, jedoch 660 vibrotaktile Gegenstimulationsbehandlungen. Daher ist bei einem Patienten, der neuropathische Schmerzen mit einer taktilen Hypersensibilität aufweist, die Wahrscheinlichkeit 12 mal größer, dass diese mit einer Allodynie verbunden ist, als dass sie im Zusammenhang mit einem Neurom steht: hypersensibler Ort der axonalen Läsionen.

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100%

Es zeigt sich auch: Je unablässiger die Schmerzen werden, desto wichtiger ist der Teil der mechanischen Allodynie in Bezug auf die festgestellten axonalen Läsionen. 21% der axonalen Läsionen verbunden mit einer intermittierenden Neuralgie zeigten eine positive Allodynografie, 47% jener, die mit einer persistierenden anhaltenden Neuralgie und 58% für jene, die mit einem CRPS einhergehen. Je mehr die Schmerzen also persistieren, desto mehr ist die hyposensible Haut allodynisch.

Diskussion Wenn Patienten von einer Hypersensibilität sprechen (Woolf 1983), dann ist dies in der Regel ein Hinweis auf eine mechanische Allodynie. Die Patienten empfinden einen Schmerz bei Berührung oder auf Druck. Im Allgemeinen beklagen sich Personen, die eine mechanische Allodynie aufweisen, über ein mehr oder weniger ausgebreitetes schmerzhaftes Hautgebiet, während jene mit axonalen Läsionen sich über einen schmerzhaften Punkt beklagen, der Ursprung der Schmerzen (stechend, elektrisierend) ist. Es ist wichtig bei einem Patienten, der Schmerzen bei Kontakt oder Reibung auf einem Bereich seines Körpers ausdrückt, differentialdiagnostisch nach einer möglichen Allodynie zu suchen, bevor systematisch eine Desensibilisierung am Ort der axonalen Läsionen durchgeführt wird. Wenn bei der Suche nach einem Ort der vermuteten axonalen Läsionen die Vibrationen als unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden werden und eine diffuse Lokalisation aufweisen, muss ebenfalls an eine mögliche mechanische Allodynie gedacht werden. 

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Literatur Clement-Favre S, Grass A & Spicher CJ. Chronisch neuropathischen Schmerz vermindern mittels somatosensorischer Rehabilitation. e-News for Somatosensory Rehabilitation. 2009, 6, 57-69 http://www.unifr.ch/neuro/rouiller/somesthesie/somato.enews.php (07.03.2010) Grass A, Aeschbacher D, Waldburger M, Freund P & Spicher CJ (2008). Rasche Verminderung neuropathischer Schmerzen eines CRPS mit mechanischer Allodynie mittels somatosensorischer Rehabilitation. e-News for Somatosensory Rehabilitation. 2008, 5, 69-95 http://www.unifr.ch/neuro/rouiller/somesthesie/somato.enews.php (07.03.2010) Spicher CJ. Handbook for somatosensory rehabilitation. Montpellier, Paris: Sauramps Médical, 2006. Englische Übersetzung von: Spicher C. Manuel de rééducation sensitive du corps humain, Genève, Médecine & Hygiène, 2003 Spicher CJ, Kohut G & Scherler V. Gebrauch von mechanischen transkutanen Vibrationen in der Behandlung von peripheren neurologischen und schmerzhaften Verletzungen: methodologische Ansicht. Info-Contact, Bulletin de la Société suisse de rééducation de la main. 1998, 9, 11-17 Woolf CJ & Salter MW. (2000). Neuronal plasticity: increasing the gain in pain. Science. 2000, 288, 1765-1768

Zusammenfassung

Weiterführende Literatur Degrange B, Jörn-Good U, Mathis F & Spicher CJ. Chronische neuropathische Schmerzsyndrome: Ein neuer Behandlungsansatz aus der somatosensorischen Rehabilitation. Die Korrelation zwischen dem McGill Schmerz-Fragebogen und der Schwelle der Druckempfindung untersucht bei 123 Patienten. e-News for Somatosensory Rehabilitation. 2006a, 3, 41-60 http://www.unifr.ch/neuro/ rouiller/somesthesie/somato.enews.php (07.03.2010) Degrange B, Joern-Good U, Teuscher A, Mathis F, Waldburger M & Spicher CJ. Das Komplexe Regionale Schmerzsyndrom, CRPS Typ II: Ein neuer Behandlungsansatz aus der somatosensorischen Rehabilitation. Ergotherapie. 2006b, 12, 26-30 Desfoux N, Noël L & Spicher CJ. Vos patients souffrent d’hypersensibilité tactile. In: P. Signorino, Hrsg. Ergothérapie tous azimuts l’activité, un défi au quotidie. Actes de la 6ème Journée d’Etude en Ergothérapie. Bruxelles: ULB, 40-49 Devor M. The pathophysiology of damaged peripheral nerves. In WALL P.D. & MELZACK R, Hrsg. Textbook of Pain. 3. Auflage. Edinburgh: Churchill Livingstone, 1994, 79-100 Merskey H & Bogduck, N, Hrsg. Classification of chronic pain: descriptions of chronic pain syndromes and definitions of pains terms. 2. Auflage. Seattle: IASP Task Force on Taxonomy, 1994

EMPFEHLUNG Inhaltsverzeichnis und Leseprobe:

www.schulz-kirchner.de

Ergotherapie trifft Lebenswelt Herbsttagung DVE Fachkreise Neurologie und Orthopädie 2009 Birthe Hucke, Martina Pohlmann (Hrsg.) 148 S., 1. Aufl. 2009 ISBN 978-3-8248-0642-3 (E-Book: ISBN 978-3-8248-0750-5) EUR 22,95 [D], DVE-Mitglieder EUR 18,95 [D] Erhältlich über den Buchhandel oder direkt beim Verlag: Schulz-Kirchner Verlag GmbH Postfach 12 75 · D-65502 Idstein, Tel. +49 (0) 6126 9320-0, Fax +49 (0) 6126 9320-50, E-Mail: [email protected]

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Hypersensibilität der Haut: differenzierte Befunderhebung – gezielte Therapie Bei 1.000 Patienten, die von 2004 bis 2009 im Zentrum für somatosensorische Rehabilitation in Freiburg (Schweiz) behandelt wurden und ein peripheres neuropathisches Schmerzsyndrom oder ein regionales Schmerzsyndrom (CRPS) hatten, wurden eine Allodynografie, die Suche nach dem Ort der axonalen Läsionen und die Erfassung der therapeutischen Prognose durch die Regenbogen-Schmerzskala durchgeführt.. Die differenzierte Befunderhebung ermöglichte die gezielte Behandlung einer Allodynie sowie der darunter liegenden Hyposensibilität. Die Behandlung der Allodynie erfolgte als vibrotaktile Gegenstimulation auf Distanz, die Behandlung der Hyposensibilität hingegen direkt punktuell am Ort der axonalen Läsionen. Schlüsselwörter:  taktile Hypersensibilität  Ort der axonalen Läsionen  Desensibilisierung  Allodynografie

Summary

Skin Hypersensibility Detailed assessment – targeted therapy For the one thousand patients who were treated at the somatosensory rehabilitation center in Fribourg (Switzerland) and found to be suffering from either peripheral neuropathic pain syndrome or complex regional pain syndrome, an allodynograph was carried out to pinpoint axonal lesions and a therapeutic prognosis was formulated using the rainbow pain scale. This detailed assessment made it possible to treat the allodynia and the underlying hyposensibility. The allodynia was treated using vibro-tactile counter-stimulation at a distance; however, the hyposensibility was treated directly at the point of the axonal lesion. Key words:  tactile hypersensibility  location of axonal lesions  desensitization  allodynograph

Teilhaben –

Das Gesundheitsforum

Noël L, Spicher CJ, Degrange B & Rouiller EM. Une esthésiographie intestable signe des lésions axonales ou comment cartographier une hypoesthésie douloureuse. In Izard MH., Nespoulous R, Hrsg. Expériences en ergothérapie. 2005,18, 127-135 Noël L & Spicher CJ. L’hypoesthésie douloureuse parasite souvent nos traitements : Définitions, évaluation, rééducation. Premières Journées Européennes et Francophones d’Ergothérapie. Paris, 2007 http://www.ifeadere.com/journeeseuropeennesfrancophones.htm (07.03.2010) Spicher CJ, Kohut G & Miauton J. At which stage of sensory recovery can a tingling sign be expected? A review and proposal for standardization and grading. Journal of Hand Therapy. 1999, 12, 298-308 Spicher CJ, Mathis F, Degrange B, Freund P & Rouiller EM. Static mechanical allodynia (SMA) is a paradoxical painful hypo-aesthesia: observations derived from neuropathic pain patients treated with somatosensory rehabilitation. Somatosensory and Motor Research. 2008, 25, 77-92 Woolf CJ. Evidence for a central component of post-injury pain hypersensitivity. Nature. 1983, 306, 686-688 Woolf CJ & Mannion RJ. Neuropathic pain: aetiology, symptoms, mechanisms, and management. Lancet, 1999, 353, 1959-1964

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Résumé

Hyperesthésie cutanée : Diagnostic différencié – thérapie ciblée Patients en traitement entre 2004 et 2009 dans un centre de rééducation somatosensitive à Fribourg (Suisse), et souffrant d’un syndrome neupathique périphère de la douleur, ou d’un syndrome de la douleur portant sur un territoire (CRPS), ont subi une allodynographie, c’est à dire la recherche de l’endroit de la lésion axonale, ainsi que la saisie du pronostic thérapique au moyen de la „scala de la douleur arc en ciel“. Le diagnostic différencié a permis le traitement ciblé d’une allodynie ainsi que de l’hypotesthésie attenante. Le traitement de l’allodynie eut lieu sous forme de stimulation contraire vibrotactile à distance; le traitement de l’hypoesthésie par contre a pu se faire directement de façon ponctuelle à l’endroit de la lésion axonale. Mots clefs:  hypoesthésie tactile  endroit de la lésion axonale  désensibilisation  allodynographie

Spicher C.J. et al. Hypersensibilität der Haut ... Et Reha 49. Jg., 2010, Nr. 4: 16-20, Hrsg. DVE

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