Henryk M. Broder-Hurra, Wir Kapitulieren! Von Der Lust Am Einknicken GERMAN

June 10, 2018 | Author: Juan Strong | Category: Muhammad, Politics (General), Religion And Belief, Philosophical Science, Science
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Henryk M. Broder Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken Dieses ebook ist nicht zum Verkauf bestimmt! scanned by bloodronin Nochmals Korrektur gelesen ReinerZufall wjs Für mich, zum Sechzigsten »An appeaser is one who feeds a crocodile, hoping it will eat him last.« WINSTON CHURCHILL »Und dafür haben wir überlebt?« Um ein Haar wäre auch ich ein Terrorist geworden. Alle Voraus- setzungen waren gegeben. Meine Eltern hatten beide unter abenteuerlichen Umständen den Krieg überlebt, fielen sich nach der Befreiung in die Arme und setzten mich in die Welt. Sie waren in höchstem Maße traumatisiert und ich diente ihnen als Beweis, dass es ein Leben nach dem Überleben geben konnte. Entsprechend waren ihre Erwartungen, die ich nicht erfüllen konnte. Wollte ich keinen Spinat essen, bekam ich zu hören: »Was hätten wir dafür gegeben, wenn es im Lager Gemüse gegeben hätte!« Weigerte ich mich, mir die Haare schneiden zu lassen, erzählten sie, wie wichtig die Hygiene im Lager war und dass eine einzige Kopflaus den Tod bedeuten konnte. Kam ich nach Mitternacht nachhause, war eine Geschichte über die Sperrstunde im Ghetto fällig. Ging ich mit den falschen Bräuten aus - richtige gab es nicht, weil alle deutschen Väter in der SS gedient hatten -, schrien sie mich an: »Und dafür haben wir überlebt?« Aber auch nachdem meine Eltern mich einigermaßen in Ruhe ließen, hörten die Demütigungen und Erniedrigungen nicht auf. Beim Völkerball blieb immer ich übrig; die Mannschaft, die mich abbekam, konnte gleich einpacken. Bei den »Bundesjugendspielen« bekam ich nicht einmal einen Trostpreis fürs Mitmachen, und die ersten Erfahrungen mit den Mädels waren so verheerend, dass sie sogar den Liegesitzen in meinem Opel Kadett peinlich waren. Ich lief durch die Gegend, und das Gefühl, das mich antrieb, war Wut: auf meine hysterischen Eltern, die blöden Pauker und auf meine Freunde, die sich meine Armstrong-Platten ausliehen und dann die Mädchen nachhause brachten, mit denen ich zur Party gekommen war. Ich ärgerte mich dermaßen, dass ich eine Gastritis bekam, die mich erst verließ, als sich ersatzweise Asthma einstellte. Während andere noch den Umgang mit Kondomen lernten, wusste ich schon über psychosomatische Krankheiten Bescheid. Warum ich trotz alledem nicht auf die Idee gekommen bin, Terrorist zu werden, kann ich mir rückblickend schwer erklären. Ich sondern wegen der idealistischen Motive. Haben sie einmal bewiesen. der ihnen gezollt wird. Ein Terrorist kann mit Verständnis der Gesellschaft rechnen. frustriert und geladen wie ein Fass mit Dynamit auf der Bounty. die ihnen unterstellt beziehungsweise zu- gesprochen werden. Ich gebe zu. Jeder Sozialarbeiter hätte seine Freude an mir gehabt. Wer ein Auto klaut und damit einen Menschen an einer Kreuzung totfährt. wozu sie im Stande sind. sondern für »mildernde Umstände«.las »Die Verdammten dieser Erde« von Frantz Fanon und »Die Massenpsychologie des Faschismus« von Wilhelm Reich. das 7 . der sich nicht anders zu helfen wusste. Das ist kein sehr angesehener Beruf. damit. jemandem den Kopf abzuschlagen. jeder Therapeut wäre glücklich gewesen. dass ihm bei einer Festnahme nicht nur seine Rechte vorgelesen. sich auf Kompromisse einlassen und ihnen helfen. und ich wäre nicht in der Lage gewesen. als Journalist zu werden. Worum ich die Terroristen am meisten beneide. die Schriften von Horst Eberhard Richter und Margarete Mitscherlich kannte ich zum Glück nicht. der ist ein Verbrecher. Wer sich mit einer Bombe im Rucksack in einem Bus in die Luft sprengt und andere Passagiere mitnimmt. Das »M« in meinem Namen stand nicht für »Modest«. Nicht nur wegen der Aufmerksamkeit. Ich wäre der idealtypische Amokläufer gewesen: Kind einer dys- funktionalen Familie. mich an der Welt zu rächen. sondern die Gesellschaft für seine Taten verantwortlich ist. einsam. ein gedemütigter. mich behandeln zu dürfen. Was mir freilich fehlte. man dürfe sie nicht noch mehr provozieren. verzweifelter Mensch. erniedrigter. Es gab noch kein Internet und keine Videokameras. man müsse mit ihnen reden. die sie erfahren. weil mir schon im Biologieunterricht beim Sezieren eines Regenwurms schlecht wurde. ich bin ein wenig neidisch auf die Terroristen. verzweifelt. er rangiert sogar noch unter dem des Terroristen. blieb mir nichts anderes übrig. war der Drang. ist der Respekt. sondern auch um- gehend Mutmaßungen über seine Motive angestellt werden: warum er gar nicht anders handeln konnte und warum nicht er. betreten Experten den Tatort und erklären. Da ich nicht Terrorist werden konnte. der ist ein Märtyrer. verhandeln. Gesicht zu wahren. Davon handelt dieses Buch. Dieses Verhalten nennt man Appeasement. Nur so könne man sie zur Vernunft bringen und Schlimmeres verhüten. 8 . Das Plakat. Man musste schon sehr genau hinschauen. war die Welt noch weit- gehend in Ordnung. »Deeskalation beginnt zuhause« Vor zehn Jahren. wäre dazu angetan. Sie standen da. aus überzogener Für- sorge gegenüber einer kulturellen Minderheit. die Plakate aufzuhängen.nicht weil die Lehrer vor gewalttätigen Schülern kapituliert hatten. Die Türme des World Trade Centers dominierten die Skyline von Manhattan. um die ersten An- zeichen einer heraufkommenden Krise zu bemerken: In Berlin spielte die Theatergruppe »Rote Grütze« ein Aufklärungsstück mit dem Titel »Was heißt hier Liebe?« Es richtete sich naturgemäß an Jugendliche im kritischen Alter. sondern weil die Gebäude asbestverseucht waren. bis eine Schulrätin aus dem Bezirk Tiergarten eine Genehmigung des Berliner Landesschulamtes verlangte. die Intellektuellen vertrieben sich die Zeit mit Debatten. als wären sie einem bayerischen Biologiebuch entsprungen. im Frühjahr 1996. So genannte »Ehrenmorde« kamen nur im tiefsten Anatolien vor. . Das Landesschulamt handelte präventiv. in Deutschland neigte sich die Ära Kohl ihrem Ende zu. »die Gefühle islamischer Schüler« zu verletzen. die feinsinnige Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus war noch nicht erfunden und in Berlin sprach sich das Bezirksamt von Spandau für den Abriss von zwei Oberstufenzentren aus . die noch nicht in der permissiven Gesellschaft angekommen war. ob Francis Fukuyama mit seiner Behauptung vom »Ende der Geschichte« richtig lag und ob der Kapitalismus wirklich gesiegt oder der Sozialismus nur einen Probelauf verloren hatte. der amerikanische Präsident hatte ein Problem mit einer Praktikantin. nackt und voller Un- schuld. Um sie auf das Stück aufmerksam zu machen. Diese wurde verweigert. entschied die Behörde. Die Schulen hatten kein Problem damit. wurden an Schulen Plakate verteilt. auf denen ein Junge und ein Mädchen zu sehen waren. Weder hatten sich islamische Schüler über eine Verletzung ihrer Gefühle beklagt noch deren Eltern über die unsittliche Anmache beschwert. die Gefühle der Moslems nicht zu verletzten. um an Demonstrationen gegen den Einmarsch der Alliierten im Irak teilzunehmen. die noch nicht strafmündig aber schon wegen gefähr- licher Körperverletzung und Hehlerei aufgefallen und ohne zu zögern in der Lage sind. von Frauen in kurzen Röcken über Häresie und Religions- freiheit bis hin zu Karikaturen. Eltern. ohne sie gesehen zu haben. nachdem Zehntausende von Berliner Schülern den Unterricht schwänzten. Schüler aus durchaus intakten Familien mit »Migrations- hintergrund«. und das nur drei Jahre. »Nutten« und »Schweinefleischfresser« angepöbelt werden. eine Diskussion mit einer Lehrerin mittels eines gezielten Faustschlags für sich zu entscheiden. sondern um 1. so müssen die Lehrer heute froh sein. wo Schülerinnen mit deutschem bzw. die sich ihrerseits respektlos. die ihre Töchter weder am Schwimm. Rücksichtnahme und Toleranz die richtigen Mittel im Umgang mit Kulturen sind. Heute. Mitte September 2005 schreibt die Redaktion der dänischen 10 . Nur dass es inzwischen nicht um Berliner Schüler mit »Migrationshinter- grund« geht. rücksichtslos und intolerant gegenüber allem verhalten. wenn sie heute nur über ein Plakat zu einem Auf- klärungsstück entscheiden müssten. Das Thema heißt »Gewalt an den Schulen«. wenn die Schüler nur mit Schlagringen statt mit Messern zum Unterricht kommen. das gleich geblieben ist. Hieß es damals »No blood for oil« und »Gewalt ist keine Lösung!«. ob Respekt.5 Milliarden Moslems in aller Welt.noch am Verkehrsunterricht teil- nehmen lassen. das sie für dekadent. weil sie um deren Unschuld fürchten. den Kern der Aufklärung und der Demokratie. hat das Landesschulamt ganz andere Sorgen: Schulen mit einem achtzigprozentigem Anteil an »Schülern mit Migrationshintergrund«. Es geht um Meinungsfreiheit. Denn die Situation hat sich vollkommen geändert. Das Einzige. und um die Frage. zehn Jahre später. Das Landesschulamt und der Schulsenator könnten sich glück- lich preisen. ist die Entschlossenheit. provokativ und minderwertig halten. von denen sie sich provoziert fühlen. die chronisch zum Beleidigtsein und unvorhersehbaren Reaktionen neigen. christlichem Hintergrund in der Minderheit sind und deswegen als »Schlampen«. zur Zielscheibe von Hohn und Spott zu werden oder sich lächerlich machen zu lassen.5 Millionen christlichen Dänen leben. dass die Presse religiöse Themen nicht ab- fällig behandle. angesichts derer man sich damit abfinden muss. der der Muslimischen Bruderschaft nahe steht.« Die Karikaturen selbst sind von einer erschütternden Harmlosig- keit. wenn sie auf eine spezielle Rücksichtnahme auf eigene religiöse Gefühle bestehen. wie man reagieren sollte. wie er ihn sieht. Das ist unvereinbar mit einer westlichen Demokratie und Meinungsfreiheit. September erscheinen zwölf Karikaturen im Kulturteil von »Jyllands-Posten«. Vorausgegangen war eine Diskussion über die Grenzen der Meinungsfreiheit. Selbstzensur und Be- rührungsangst vor dem Islam in Dänemark. Am 30.Tageszeitung »Jyllands-Posten« die Mitglieder des dänischen Ver- bandes der Zeitungskarikaturisten an und lädt sie ein. um keinen Skandal zu provozieren. Ein fundamentalistischer Imam. wo etwa 200. Er schreibt unter anderem: »Einige Muslime lehnen die moderne. Ich gebe deren Darstellung zusammengefasst wider. Die einen möchten laut protestieren. Was dann passierte. So hatten die Übersetzer eines Buches der holländischen Islamdis- sidentin Ayaan Hirsi Ali darauf bestanden. Nur eine fällt aus dem Rahmen. vom dänischen Ministerpräsidenten Rasmussen ver- langte. säkularisierte Gesellschaft ab.000 Moslems inmitten von 5. an einem Wettbewerb teilzunehmen. der schon mit der Fest- 11 . als hätte der Zeichner eine Vorahnung gehabt. Sie zeigt nicht den Propheten Mohammed. Sie beanspruchen eine Sonderbehandlung. dafür zu sorgen. begleitet von einem Artikel des Kulturchefs Flemming Rose.« Der Abdruck löst zunächst eine Diskussion unter den in Däne- mark lebenden Muslimen aus. während ein dänischer Imam. anonym zu bleiben. Jeder soll den Propheten Mohammed so zeichnen. sondern einen kleinen Jungen namens Mohammed. der auf eine Tafel schreibt: »Die leitenden Redakteure von ›Jyllands-Posten‹ sind ein Haufen reaktionärer Provokateure. haben die »Jyllands-Posten«- Redakteure John Hansen und Kim Hundevadt in einem detaillierten Protokoll festgehalten. die anderen lieber nichts unternehmen. der auf die Muslime zurückfallen würde. Frauen seien »ein Instrument des Satans gegen Männer«. die ein paar Zacken schärfer sind: der Prophet als pädophiler Teufel. die der Scharia nicht zuwiderläuft. um den Geltungsbereich der Scharia über die islamischen Staaten hinaus zu erweitern. hat sie schon 1990 in einer »Deklaration der Menschenrechte« verkündet: »Alle haben das Recht. ist bis heute ungeklärt. der noch eine alte Rechnung mit Rasmussen zu begleichen hat. ihre Meinung frei auf eine Weise auszudrücken. Im Gepäck der Imame befindet sich eine Dokumentation.000 Moslems nach dem Freitagsgebet auf dem Rathausplatz von Kopenhagen. die empörten Botschafter zu einem Gespräch zu empfangen. Worauf Ägyptens Außenminister. Er stellt ein Komitee auf. Die ägyptische Botschafterin in Kopenhagen fordert im Namen ihrer moslemischen Kollegen in einem Brief an den dänischen Minister- präsidenten. Irgendjemand muss ein wenig nachgeholfen haben. um die Reaktionen zu optimieren. Die westlichen Staaten sollen genötigt werden. Im Herbst 2005 reist eine Delegation dänischer Muslime in die moslemische Welt. gewinnt den internen Machtkampf um die richtige Strategie. mit Schweineohren und beim Sex mit einem Hund. Woher die drei Zugaben stammen. die Rundreise wird von der ägyptischen Regierung gesponsert. ihre Form der Meinungsfreiheit der Scharia anzupassen. islamische Gelehrte in aller Welt mobilisiert und Demos organisiert werden. Oktober demonstrieren 3. um eine Schmähung des Islam zu verhindern. dazu drei weitere Zeichnungen.stellung aufgefallen ist. die zwölf Karikaturen aus »Jyllands-Posten« ent- hält. Allmählich kommt Leben in die Sülze. Die dänische Regierung soll verklagt. Journalisten zu maßregeln und weigert sich. Was die OIC will. wer sie gemacht beziehungs- weise gefunden hat und wie sie in die Dokumentation geraten sind. er soll die »notwendigen Schritte« unternehmen. Bei »Jyllands-Posten« treffen derweil die ersten Mord- drohungen ein. Am 14. es sei nicht seine Aufgabe. die Arabische Liga und die »Organi- zation of the Islamic Conference« (OIC) dazu bewegt. das die Ehre des Propheten wiederherstellen will. Prompt schreiben die 12 .« Man will die Gunst der Stunde nutzen. Rasmussen antwortet. sich einzu- schalten. Die Moslems feiern Eid al-Adha. dass die Dokumentation im Dezember 2005 beim Gipfeltreffen der OIC in Mekka verteilt wird. Doch je heftiger die Proteste ausfallen. Im Laufe eines einzigen Tages gebrauchen drei Sprecher des State De- partment Adjective wie »inakzeptabel«. der luxemburgische Außen- minister spricht nicht nur für sein Land. als er erklärt. verpasst. sollten klar verurteilt werden. 31 Prozent hielten es für einen Fehler.Zeitungen in den arabischen Ländern. Dänemark habe die Gelegenheit. Die Botschaft kommt bei den Moslems an. das Opferfest zum Abschluss der Pilgerfahrt nach Mekka. Noch im November fanden es 57 Prozent der Dänen richtig. Dass zeitgleich in Mekka 362 Pilger totgetrampelt werden. die Rede ist von 120 Zeichnungen und davon. »verletzend« und »anstößig«. Saudi-Arabien macht sich zum Vorreiter der beleidigten Massen. Über 100 Millionen Moslems in aller Welt werden per Satellit aufgerufen. falls die Regierung nicht doch noch »hart« gegen die Ur- heber der Mohammed-Karikaturen vorgeht. dass die dänische Regierung hinter allem stecke. Januar 2006 treffen sich die Außenminister der EU in Brüssel. Im Januar 2006 kommt es zu einer weiteren Eskalation. tut der antidänischen Stimmung keinen Abbruch. Am 30.« Auch die USA lassen ihren dänischen Verbündeten im Stich. ein kleines Land. Dänemark gerät immer mehr unter Druck und auch im Lande ändert sich die Stimmung. die österreichische Außenministerin geht noch weiter: »Äußerungen und Handlungen. das keinerlei entscheidende Bedeutung für die 13 . dänische Medien hätten Mohammed als Schwein dargestellt. Einige sind der Meinung. die Karikaturen zu drucken. die ganze Sache sei »eher ein dänisches als ein europäisches Problem«. die eine Religion auf anstößige Weise herabsetzen. Der ägyptische Außenminister sorgt dafür. Der Großmufti von Jerusalem sagt in einem Interview: »Dänemark ist ein leichtes Opfer. Einflussreiche Prediger drohen Dänemark mit einem Boykott. umso mehr Dänen äußern Verständnis für die Reaktionen der Muslime. sich der »Kampagne gegen den Propheten Mohammed« zu widersetzen. den Konflikt selbst zu lösen. in Nigeria werden dänische und norwegische Fahnen ver- brannt. In Damaskus werden die Botschaften Däne- marks und Norwegens angezündet. sind dagegen keinen Protest und keine Aufregung wert. wo sie leben und welcher Glaubensrichtung sie angehören. angefeuert von Imamen. in denen sie sich von 14 . dass die Proteste weitergehen. die den aufgehetzten Massen den letzten Kick geben. wo Moslems leben. die einen erheblichen Teil ihrer Produkte in moslemische Länder exportiert.« Ein anderer berichtet auf al- Dschasira von angeblichen Plänen extremistischer Dänen.« Der 3. die eine eigene Agenda haben. Millionen von Moslems. den Koran auf dem Rathausplatz von Kopenhagen verbrennen zu wollen. Es sieht aus. Sie sehen den »Tag des Zorns« als eine Chance. wo Dänemark liegt. in Teheran fliegen Brandbomben in die dänische Ver- tretung. ebenso in Algerien. Überall. auch nur einen Blick auf die Zeichnungen zu werfen. die Irren könnten böse werden! Die dänische Firma Arla Foods.die islamische religiöse Nation. das ihr zu schaffen macht: die dänischen Mohammed-Karikaturen. Deshalb macht sich niemand etwas daraus. Einer der Wortführer sagt es ganz ungeniert: »Die ganze Umma soll zornig sein und sich erheben. die keine Gelegenheit hatten. schaltet in 25 führenden arabischen Zeitungen Anzeigen. sind die Mohammed-Karikaturen Thema der Freitagsgebete. in Beirut brennt die dänische Botschaft ab. Solche Meldungen sind es. Nur nicht weiter provozieren. demonstrieren gegen die Kränkung des Propheten. Und wäre früher der Angriff auf eine Botschaft noch ein Kriegsgrund gewesen. als hätte die islamische Welt nur ein Problem. Die Opfer üben sich in Demut und bitten die Täter um Nachsicht. um ihren Zorn auch zu zeigen … Wir sind keine Nation von Eseln. wir sind eine Nation von Löwen. so bemühen sich nun die betroffenen Staaten um »Deeskalation«. die alle Muslime umfasst. und die nicht einmal wissen. Die vielen Menschen.arabischen Länder hat. die jeden Tag im Irak Opfer von Terroran- schlägen werden. die Umma zu formieren . unabhängig davon. Februar wird zum »Tag des Zorns« ausgerufen. »Europe you will pay . Aber sie haben das Potenzial. Ende April ver- langt Osama Bin Laden die Auslieferung der Zeichner. hat gezeigt.9/11 is on its way«. Ihre Forderung nach einer vorbehaltlosen Entschuldigung und neuen Regeln im Umgang mit islamischen Symbolen wurde nicht erfüllt. dass er der islamischen Offensive nichts entgegenzusetzen hat . Über 150 Todes- drohungen können nicht einfach ignoriert werden. Nur für die zwölf Zeichner der Karikaturen gibt es kein zurück zum normalen Leben.den Mohammed-Karikaturen distanziert. wie schnell und effektiv sie Massen mobilisieren können. Dabei hatte nicht eine englische Zeitung es gewagt. Der Karikaturenstreit. schreiben Hansen und Hundevadt. die nicht zum Selbstmord neigen. werden in Zukunft extravorsichtig auf- treten. eine der Karikaturen nachzudrucken. In den nächsten Jahren wird es mehrere ähnliche Kämpfe über Werte geben. sich noch explosiver zu entwickeln. der sonst bei jedem Hakenkreuz auf einer Hauswand »Wehret den Anfängen!« ruft. Sie müssen sich nicht genauso gewaltig abspielen. beweist wieder einmal. Nach einigen Wochen ebben die Proteste ab. wenn sie sich dem Thema Islam nähern. wie wenig Respekt die Vertreter des dekadenten Westens für die berechtigten Anliegen der gekränkten Moslems empfinden. Auf einer Islamisten-Demo in London wurden Plakate getragen. »Aber sie haben zugleich einen Viertelsieg errungen: Alle. die er vor ein islamisches Gericht stellen möchte. die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen. »hat vorerst mit einer Dreiviertelniederlage der Islamisten geendet«. dessen Gebrüll nur vom Band kommt. und der freie Westen. Die Demonstranten empörten 15 . »To hell with freedom!«. Dass sie ihm nicht trauen und das Angebot nicht annehmen. dass sie es mit einem Papiertiger zu tun haben.außer Angst. Die Moslems haben bewiesen. »Kill those who insult Islam!«.« Der Karikaturenstreit war objektiv ein Sturm im Wasserglas.« Und sie resümieren: »Der Karikaturenstreit war allerdings nur die erste Runde. Feigheit und der Sorge um seine Handelsbilanz. Nun wissen die Islamisten. subjektiv eine Machtdemonstration und im Kontext des »Kampfes der Kulturen« eine Probe für den Ernstfall. als Aufforderung begreift. Fritz Kuhn. und wir sollten nicht vergessen. dem wir in Zukunft werden Rechnung tragen müssen«. wenn nicht auch Jüngere ähn- lich geredet hätten. und auch die »Times« schrieb sich ihre Zurückhaltung schön: »Dies ist kein Appeasement sondern verantwortlicher Umgang mit dem Recht auf freie Rede.und Er- innerungsschwäche eines in die Jahre gekommenen Herren erklären. dessen Auftreten der beste Beweis dafür ist. Dort wurden antisemitische Karikaturen desselben Stils veröffent- licht …« Man könnte eine solche Feststellung mit der Seh. Grass gab sich nicht damit zufrieden. Günter Grass sprach von einer »bewussten und geplanten Provokation eines konservativen dänischen Blattes« und nannte die gewalttätigen Aus- schreitungen der Moslems eine »fundamentalistische Antwort auf eine fundamentalistische Tat«. der alles. dieser reinsten und abstraktesten aller monotheistischen Religionen«. der »Daily Telegraph« äußerte angesichts der Krawalle vor seiner Haustür »Respekt vor dem Islam. den Stürmer. die keine Trennung von Staat und Kirche kennen. Fraktionschef der Grünen.« Grass. was in der Welt passiert. er fällte gleich ein Grundsatzurteil: »Wir haben das Recht verloren. eine Äquidistanz zwischen den dänischen Karikaturisten und dem rasenden Mob herzustellen - wobei der Mob insofern in einer moralisch überlegenen Position war.« Auch die Reaktionen in Deutschland zeigten. unter dem Recht auf freie Meinungs- äußerung Schutz zu suchen. unsensibel. dass das Recht auf freie Meinungsäußerung jeden Unsinn abdeckt. empfahl außerdem. der »Observer« versprach: »Erhöhte islamische Sensibilität ist etwas. auf dem die Trommler und Fahnenschwenker der viel ge- rühmten »Zivilgesellschaft« ihre Runden drehen.sich vom Hörensagen. respektlos und falsch«. So lang sind die Zeiten der Majestäts- beleidigung nicht vorbei. wie Taube über ruhestörenden Lärm. sagte in 16 . weil er nur reagierte -. Der britische Außenminister Jack Straw nannte die Veröffentlichung der Karikaturen »unnötig. dass es Orte gibt. »sich die Karikaturen einmal näher anzuschauen: Sie er- innern einen an die berühmte Zeitung der Nazizeit. wie dünn das Eis ist. seine ungetrübte Urteilskraft zu beweisen. nachdem Demonstranten in Teheran Brandbomben auf die österreichische Vertretung geworfen und gerufen hatten: »Gott ist groß!« und: »Europa. allen gemeinsam war. es müsse nun geredet werden »über das Verhältnis der Meinungsfreiheit zu der Verantwortung. Mich haben sie an die antijüdischen Zeichnungen in der Hitlerzeit vor 1939 erinnert.« Kuhn. denn: »Manche fühlen sich durch die Karikaturen stigmatisiert. hat diesen unsäglichen Satz nie zurückgenommen oder wenigstens relativiert.« Union und SPD erklärten separat aber unisono. Der Be- weis kam etwas schmallippig daher: »Insbesondere die Leugnung des Holocaust ist in Europa weitgehend tabu. dass Moslems sich stigmatisiert und unter Generalverdacht gestellt fühlen. haben ihn dafür nicht zur Rede ge- stellt. die daraus erwächst«. der als ein intelligenter Realo seiner Partei gilt. Auch der junge CDU-Abgeordnete Eckart von Klaeden mahnte: »Wir dürfen keinen Beitrag zur Eskalation leisten.und Hilflosigkeit 17 . man müsse »den Dialog mit dem Islam verstärken«. in Deutschland steht sie sogar unter Strafe. Und die Grünen. »dass in Europa absolute Meinungsfreiheit herrscht und jede Äußerung erlaubt ist«.« Vielen »taz«-Kommentatoren auch. Sie mahnte »Besonnenheit statt Kulturkampf« an und stellte fest: »Deeskalation fängt zuhause an«. die Demonstrationen in Jakarta. So verschieden die Reaktionen im Detail auch ausfielen. Schande über dich!« Die »taz« widersprach der Auffassung. Claudia Roth.« Noch ein Schoppen »Kiechlingsberger Teufelsberg« mehr und Claudia Roth hätte behauptet. Europa. wenn die Vorsitzende der Grünen. Vielen Muslimen ist da nur schwer vermittel- bar. warum ihren Gefühlen nicht die gleiche Rücksicht entgegen- gebracht wird. in die gleiche Kerbe schlug. dass sie dem Gefühl der Macht. Damaskus und Teheran richteten sich nicht nur gegen die Karikaturen aus »Jyllands-Posten« sondern auch gegen den Muslimtest in Baden- Württemberg. Wie denn auch. In diesem Zusammenhang kritisierte sie den so genannten »Muslim- test« in Baden-Württemberg: »Dieser Test bewirkt. wenn das Dritte Reich durch unangemessene Vergleiche »verharmlost« wird.einem Gespräch mit der »Welt«. die als Erste auf die Barrikaden der virtuellen Empörung steigen. dass der Sturm bald vorbei sein möge. ist längst in vollem Gang. Kritische Geister. September (»Der Westen muss sich endlich fragen. vor allem. Wer als Reaktion auf Geiselent- führungen und Enthauptungen. auf weitere Abdrucke verzichtet werden. Denn es gehe um das Schicksal der Christen in islamischen Ländern. Die »Deeskalation im eigenen Haus«. nageln Fenster und Türen zu und hoffen. fanden plötzlich. was er falsch gemacht hat«). die als Unbeteiligte potenzielle Opfer radikaler Islamisten werden. Freilich: Was bei einer Naturkatastrophe die einzig richtige Option ist. seine allzeit ausbruchsbereite Aggressivität nicht auf eine Belastungsprobe stellen. wenn sie von Gewaltakten begleitet werden. Statt sich der bedrängten Christen in den islamischen Ländern anzunehmen und die Welt auf deren Leiden aufmerksam zu machen. weil sie auf keinen Widerstand treffen. dass diese immer entschlossener auftreten. Man sollte das Monster nicht reizen. hält es der deutsche Zweig der 18 . führt bei einer Auseinandersetzung mit Fundamentalisten nur dazu. auf Massaker an Andersgläubigen. Da sie gegen die Macht der Natur nichts ausrichten können.« Auch hier wieder dieselbe Godzillalogik. der hat es nicht besser verdient. Entsprechend dem Marschbefehl von Günter Grass nach den Terrorangriffen vom 11. die von einem Hurrikan bedroht werden. man müsse doch Rücksicht nehmen auf religiöse Empfindungen. die gestern noch mit Marx der Meinung waren. war die westliche »Zivil- gesellschaft« das Ziel der Appelle und nicht der Dschungel der Ge- fühle. Die Repräsentanten der Aufklärung reagierten wie Menschen. die Claudia Roth als In- dikation gegen den Terror empfiehlt. auf Ausbrüche kollektiver Hysterie mit der Forderung nach einem »Dialog der Kulturen« reagiert. dekadent und nicht einmal bedingt abwehrbereit. aus dem die Gotteskrieger ihre Kraft schöpfen. »Der Streit um die Meinungsfreiheit dürfe nicht auf dem Rücken derer ausgetragen werden.entsprangen. bunkern sie Vorräte. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt hat »zur Besonnenheit im Streit um die Mohammed-Karikaturen« auf- gerufen. Jede Provokation müsse vermieden. Völlig zu Recht halten die islamischen Fundamentalisten den Westen für schwach. Religion sei Opium fürs Volk. nicht zu ver- letzen. in der er unter anderem sagte: »Der Westen sollte alle Provokationen unterlassen. die es sicher auch in Saudi-Arabien gibt. sorgte der Psychoanalytiker Horst-Eber- hard Richter für Deeskalation in der Etappe. Er gab »Spiegel online« ein Interview. Wir sollten die kulturelle Identität der islamischen Länder mehr achten … Für die Muslime ist wichtig. auch der Meinung wäre: »Wir müssen deeskalieren«. wohin Appeasement führt. Karikaturisten und Journalisten zur Zurückhaltung zu er- mahnen. Schöner und diplomatischer hätte es auch Altkanzler Schröder nicht sagen können. die Gefühle von Erniedrigung und De- mütigung hervorrufen. mag kein Risiko eingehen. Auch das PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland.« Was die 19 . Das ist so irre. »hineintreten in das Gespräch«. dass er nicht dazu kam. als ebenbürtig anerkannt und gewürdigt zu werden. wenn nicht sogar er. »den kritischen Dialog statt der vorsätzlichen Provokation zu suchen« - jedem das Seine eben. um die Gefühle der Gegner der körperlichen Züchtigung. seine Gastgeber zu bitten. Während Schröder in Saudi-Arabien Verständnis für die Gefühle der Muslime einforderte. noch Homosexuelle mit seinem Spott verschont. Schröder war so damit beschäftigt. wie Kofi Annan es empfiehlt.Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte für den besseren Weg. der weder Polen noch Frauen. und ruft dazu auf. Zu Besuch beim Dschiddah-Wirtschaftsforum in Saudi-Arabien bezeichnete er die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen als »großen Fehler« und rief die Europäer zu »größerem Verständnis für die Gefühle der Muslime« auf. die genau wissen müssten. Verständnis für die verletzten Gefühle der Moslems einzufordern. erinnert aber zugleich daran. Es verurteilt »aufs Schärfste die gewalttätigen Aus- schreitungen aufgeputschter Massen in verschiedenen Teilen der Welt«. »dass Freiheit auch freiwillig geübte Zurückhaltung einschließt«. und. dass man es für einen Witz von Harald Schmidt halten könnte. auf den hübschen Brauch der freitagnach- mittäglichen öffentlichen Hinrichtungen und Handamputationen zu verzichten. Islam-. wie es so seine Art ist. durch den sich gläubige Moslems in Hyderabad erniedrigt und gedemütigt fühlen könnten? Peter Scholl-Latour. eigene Abteile für Frauen in Bussen eingerichtet werden. dass er mich auf seinen postmortalen Exkursionen nicht dabei haben will. Welche Provokationen der Westen unterlassen sollte und wie eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe konkret aussehen könnte. Scholl-Latour äußerte Ver- ständnis für die Reaktionen der beleidigten Moslems (»Wer den Propheten Mohammed in einer Karikatur lächerlich macht …. Als Christ. be- hauptete in der »Bild«.« Auch Franz Josef Wagner fühlte sich dem beleidigten Propheten schon zu Lebzeiten solidarisch verbunden: »Wenn wir sterben. um seinen Respekt vor der kulturellen Identität der islamischen Länder zu bekunden? Oder würde es reichen.) Das »Neue Deutschland«.ich will Weiterreisen und nicht verlacht werden wie Mohammed.und Benimm-Experte.« (Als Jude bin ich Franz Josef Wagner sehr dankbar. »jegliche Darstellung des Propheten Mohammed« sei »von Anfang an im Islam sehr rigoros verboten worden«. wollen wir Weiterreisen. wie es im Iran der Fall ist? Soll für Ehebruch die Todesstrafe durch Steinigen eingeführt werden. im All- gemeingültigen stecken. schockiert mich das auch zutiefst. Horst- Eberhard Richter von Fall zu Fall darüber entscheiden zu lassen. als Buddhist . ob der Tatbestand der Provokation erfüllt ist. sagte Richter nicht. Sollen. wäre »eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe«. wie es die Scharia verlangt? Was könnte der Westen noch unternehmen. Er blieb. zum Beispiel dann. traditionell der Idee einer Erziehungs- 20 . was zwar nicht stimmt.islamischen Völker brauchten. wenn in Herne ein Wet-T-Shirt-Contest stattfindet. um auf gleiche Augenhöhe zu kommen. wie das in Saudi-Arabien der Brauch ist? Soll das Heiratsalter für Mädchen auf elf Jahre gesenkt werden. Orient. fordert die Moslems extrem heraus«) und kam dann auf seine Sensibilität zu sprechen: »Und als gläubiger Katholik sage ich: Wenn man im Fernsehen oder in der Zeitung die christliche Religion der- art verhohnepipelt. aber auch nicht von jedem »Bild«- Leser sofort überprüft werden kann. als Muslim. Buch- handlungen zu verwüsten. sich darüber zu empören. obwohl das für Muslime und Juden ein Gräuel ist. der sie dieses Mal aber teuer zu stehen kommen könnte. Man muss aber unterscheiden zwischen einem Recht und dem moralischen Gebrauch dieses Rechts. wenn ihre Forderung nicht erfüllt wird? Darf ein Hindu Amok laufen. darf auch jeder entscheiden. stellte in fröhlicher Umkehr von Ursache und Wirkung fest. so wenig sich jemand von uns dafür zu entschuldigen hat. dass er Schweinefleisch gegessen hat. muss solche Fragen mit einem klaren Ja be- antworten. führt zwangsläufig in das Reich des Absurden. denn in einer Welt. Weil wir keine Muslime sind.diktatur verpflichtet. welche Provokation er nicht hinnehmen mag. besitzen die Dänen zuweilen einen selt- samen Humor.« Die Diskussion darüber. Dürfen fromme Juden von Nicht-Juden den Verzicht auf Schweinefleisch verlangen? Und mit Sanktionen drohen. dass es tatsächlich existiert. gehe es um mehr als nur die Pressefreiheit: »Selbstverständlich hat Jyllands-Posten … das Recht auf freie Meinungsäußerung. dass sie das islamische Bilderverbot nicht beachtet. auch nicht in Bezug auf Mohammed. dass die Dänen sich nicht an ein islamisches Verbot halten. »Keine Zeitung braucht sich dafür zu entschuldigen.« Der »Vorwärts« der SPD. die die rechtspopulistische Zeitschrift Jyllands- Posten mit ihren fahrlässigen Mohammed-Karikaturen losgetreten hat«. aber im politisch- moralischen Sinne. wenn das kleine Königreich nach der kulturellen Großtat blasphemischer Mohammed-Bilder zum ›Schurkenstaat‹ für über eine Milliarde Muslime mutiert. Jyllands-Posten missbraucht die Pressefreiheit. welche blasphemischen Provokationen wir unterlassen sollten. »bei der seltsamen Fehde. weil die Schweizer die Heiligkeit und Un- antastbarkeit der Kuh nicht anerkennen? Wer Moslems das Recht einräumt. von dem nicht einmal feststeht. gab einem Anfall von Schadenfreude nach: »Wie wir gelernt haben. Und schließlich auch Analphabeten erlauben. in der sich jeder gekränkt und gedemütigt fühlen darf. der im Laufe seiner Geschichte öfter als jede andere deutsche Zeitung verfolgt und verboten wurde. gelten spezi- 21 . damit sie sich nicht gekränkt fühlen. nicht im rechtlichen. die schwullesbischen Straßenfeste in den europäischen Metropolen und das »Wort zum Sonntag« im Programm der ARD vom II. Kurzfristig dagegen muss man die »Arroganz« bekämpfen. ob man in 1ooo Jahren eine neue Eiszeit erleben oder unter Palmen am Nordpol sonnenbaden möchte. Ein Beleg für die Arroganz. um diese klare Aussage gleich wieder zu relativieren: »Doch ohne Not eine Religionsgemeinschaft zu be- leidigen. man kann es sich aussuchen. die es allein in der Bundesrepublik gibt. für einen Freiheitsgebrauch ohne Umsicht. oder bei den Moslems in aller Welt. 2. die keinen Respekt vor anderen Kulturen kennt. sagte der Gottes- mann nur wenige Minuten. die an etwas Anstoß nahmen. 2006. gesprochen von Burkhard Müller. Leiter des päpstlichen Rates »Justitia et Pax«. für die Provokation ohne Not. September »zu den schwer wahrnehmbaren Kleinzwischenfällen« der Geschichte kleingeredet hatte. schreibt der Theologe Richard Schröder. die sich »in den reichen und entwickelten Ländern entwickelt (hat). die an den Karikaturen keinen Anstoß genommen haben. ihre religiösen Gefühle zu verletzen. sagt Kardinal Renato Martino. »Der Islam ist eine großartige Religion«.« Bei wem? Bei ihren dänischen Lesern. »Allein dafür. sollte sich jene Zeitung ent- schuldigen. ist die Europäisierung des Islam.000 Moscheen. das sie nicht gesehen hatten? Der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk. Das ist eine überraschende Einsicht. nachdem in den »Tagesthemen« 22 . ist moralisch nicht zu rechtfertigen.fisch islamische Verbote für uns nicht«. der schon den II. während in Saudi-Arabien schon der Besitz einer Bibel ein un- kalkulierbares Risiko bedeutet. Weitere Belege der Arroganz sind der »Karneval der Kulturen« in Berlin.« Das ist das Tröstliche an philosophischen »Langzeitagendas«: Sie funktionieren wie die Voraussagen der Klimaforscher. sind die rund 2. ›Ohne Not‹ ist dabei entscheidend …« Eine »Provokation um der Provokation willen« sei moralisch nicht zu rechtfertigen. nicht die Islamisierung Europas. die keinen Respekt mehr vor anderen Kulturen kennt«. vor allem wenn sie von einem leitenden Mitarbeiter des Vatikans geäußert wird. rückte auch den Karikaturenstreit in die richtige Perspektive: »Was auf der Langzeitagenda steht. aber als Mittel der Massenerziehung gibt es nichts Besseres. er- klärten: »Man will doch nicht so enden wie dieser Filmemacher in Holland!« Keine Bedenken hatten die rheinischen Frohnaturen noch ein Jahr zuvor. riet gegenüber Moslems zur Zurückhaltung: »Es hat keinen Sinn. Es ist nicht der Respekt vor anderen Kulturen. die »Tod den Ungläubigen« schrien. wenn er sich selbst für verrückt erklären lässt. der sich in den vergangenen Jahren nicht scheute. Der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly. dass sie den Blick auf die Wirklichkeit ver- sperren? Aus Angst. umso eher verschaffen sie sich Gehör und Respekt. sondern das Wissen um die Rücksichts- losigkeit der Fanatiker. mit denen man es zu tun hat. auf dem eine Frau fest- gebunden ist. In Afghanistan dagegen äußert sich der Respekt vor anderen Kulturen unter anderem darin. Wenn das nicht eine auf die Spitze getriebene Form der Arroganz war. der das Verhalten der Menschen bestimmt. christliche Kirchen und deren Würdenträger zu verspotten. man wolle wegen der nicht absehbaren Folgen auf provokante Darstellungen des Islam verzichten. Ob es sich dabei um eine Gang aus dem Nachbarviertel handelt oder um eine fremde Kultur.brennende Fahnen. Andere Karnevalisten. man geht dem Ärger lieber aus dem Weg. dass ein zum Christentum konvertierter Moslem nur dann der Todesstrafe entkommt. auf islamkritische Motive im Jahre 2006 zu verzichten. die nicht namentlich genannt werden wollten. Tatsachen zu leugnen oder sie so zurechtzubiegen. erziehe hundert«. verwüstete Botschaften und Gotteskrieger zu sehen waren. Je wilder und brutaler sie auftreten. den Kölner Kardinal Meisner als einen Inquisitor zu zeigen. spielt dabei keine Rolle. »Bestrafe einen. 23 . hat schon Mao gesagt und mithilfe dieser Regel seine Macht konstituiert. die abgetrieben hat. Angst mag ein schlechter Ratgeber sein. Woher kommt die Entschlossenheit. blinde Wut zu erzeugen!« Der Präsident des Comitees Düsseldorfer Carnevals gab ungeniert zu. der einen Scheiterhaufen anzündet. Nach den Angriffen der Islamisten auf dänische Einrichtungen hielten es deutsche Karnevalisten für angebracht. auf dem Angela Merkel zu sehen war. die mithilfe einer Leiter Uncle Sam beziehungsweise George Bush anal penetriert. Die Gewiss- heit. Wie geschmackvoll oder geschmacklos diese Darstellung auch war. ohne eine einzige Fahne verbrannt zu haben. Dabei fiel auch der Satz: »Wenn Muslime zu Allah die Hände hoch falte/ doch im Sinne des Glaubens uns für Dumme nur halte …« Ein »zufällig vorbeikommender Muslim« griff darauf- hin nach dem Mikrofon und wetterte »lautstark gegen den angeblich ehrverletzenden und die Religion beleidigenden Vortrag« Nach diesem Vorfall waren die MCC-Leute so »besorgt«. reichte bereits. In Köln. sie wären dazu bereit und im Stande. Ihre 24 . 2006 wurden andere Prioritäten gesetzt. war der stellvertretende Bürgermeister der Stadt über den Sketch tief besorgt . Auch eine junge Schweizerin. es sei bedauerlich. dass der närrische Vortrag »aus dem Zusammenhang gerissen worden« sei.damit rücke man den Dschihad und die Hamas in ein schlechtes Licht. In Mainz hatten sich die militant friedliebenden Muslime durch- gesetzt. »vor einer größeren Gruppe friedliebender Muslime die Inhalte der Mainzer Fastnacht zu erklären«. Und in Karnevalistenkreisen wurde darüber diskutiert. man habe »be- sonnen« auf den Vorfall reagiert und bot sich an. Der Manager der »Römerpassage« betonte. »wie weit Satire gehen darf« und »ob religiöse Gefühle der Menschen schützenswerter sind« als die Meinungsfreiheit. dass der Kardinal ihnen nicht nach dem Leben trachten würde. Es gehöre zur Tradition der Mainzer Fastnacht. Großen Gratismut bewiesen auch die Mainzer Spaßmacher mit einem Wagen. wo auf der alternativen »Stunksitzung« ein Selbstmordattentäter persifliert wurde. Mitte Februar berichtete die »Mainzer Allgemeine Zeitung« von einem Vorfall in der Mainzer »Römerpassage«. man habe den Islam nicht beleidigen wollen. die an der Düsseldorfer Kunst- akademie studiert. dass sie umgehend einen dicken Schaumteppich ausrollten und Erklärungen abgaben. wo ein Aktivist des Mainzer Carneval Clubs seinen »Kokolores« unter das närrische Volk streute. dass »Toleranz gegenüber Andersdenkenden groß geschrieben« werde. die Jecken konnten sicher sein. beugte sich der Androhung von Gewalt. seinen Respekt vor dem Islam bewiesen und für Ruhe und 25 . dass nicht nur rechtliche Überlegungen eine Rolle gespielt hatten: »Die Bedeutung hat sich erheblich gesteigert durch die weltpolitische Lage«. der Ankläger und der Verteidiger im Richterzimmer auf einen Deal verständigt hatten.Skulptur mit dem Namen »Aggression« bestand aus einer Miniatur- Moschee. Mit dem kleinen Bauernopfer hatte das Schöffengericht von Lüdinghausen Schlimmeres ver- hindert. In Lüdinghausen. jede Kränkung der Muslime abzufangen. von Peter Scholl-Latour bis Roger Willemsen. Keine sehr geschmackvolle Aktion. fest entschlossen. wird in der Regel auch nicht härter bestraft. aber auch nicht geschmackloser als vieles. sagte der Übel- täter. noch bevor sie die Adressaten erreicht hatte. des Bedauerns und der Entschuldigung. wurde der Angeklagte wegen Verstoßes gegen den Paragrafen 166 StGB zu einer einjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. was auf der Kasseler Documenta folgenlos präsentiert wird. Nachdem sich der Richter. Die Verhandlung fand vor einem großen Aufgebot an Reportern aus dem In. So entstand innerhalb weniger Wochen eine Kultur der Angst. wie sie Deutschland noch nie erlebt hatte. nachdem alles vorbei war. zog sie die Skulptur aus der Werkschau der Akademie zurück.und Ausland statt. wurde die Anklage von einem Oberstaatsanwalt aus Münster vertreten. Von Franz Josef Wagner bis Harald Schmidt. es sei »ein deutliches Zeichen nach außen gesetzt worden«. kam es Ende Februar zu einem Prozess gegen einen 61-jährigen Rentner. Wer in Brandenburg einen Ausländer krankenhausreif schlägt. Bis auf den Verurteilten waren alle am Prozess Beteiligten zufrieden. nichts weiter«. die zur Be- währung ausgesetzt wurde. Der Richter gab zu. Um der Sache das nötige Gewicht zu geben. einer Kleinstadt bei Münster in Westfalen. deren Minarette wie Raketen aussahen. von Bischof Huber bis Kardinal Lehmann stand die formierte Gesellschaft wie ein Mann da. »Das Verfahren war ein Geschäft. von denen die meisten den Namen Lüdinghausen noch nie gehört hatten. der heilige Qur‘an« bedruckt und die Blätter verschickt hatte. Nachdem sie mehrere Drohanrufe erhalten hatte. der Toilettenpapier mit dem arabischen Schriftzug »Koran. und der Oberstaatsanwalt aus Münster erklärte. 000 Bälle an Kinder im Großraum Würzburg verteilen lassen.com: »We‘re sorry we gave you shelter when war drove you from your 26 . Sie hatte 30. auf denen . die auf einem 8 mal 24 Meter großen Superposter zur WM (»Die Welt zu Gast bei Freundinnen«) neben einer leicht bekleideten Blondine die Fahnen der Teilnehmernationen präsentierten.Ordnung in der Stadt gesorgt. die sich »in ihren religiösen Gefühlen verletzt« gefühlt hätten.die Fahnen aller 32 WM-Teilnehmer zu sehen waren. ließ die Ge- schäftsführung des Hauses die beiden Fahnen übermalen. Die Botschaft wurde verstanden. Worauf sich die Sparkasse Mainfranken umgehend bei der islamischen Gemeinschaft entschuldigte. darunter auch die des Iran und Saudi-Arabiens. Und Mohammed ist sein Prophet. Erstaunlicherweise wurde über sie in keiner deutschen Zeitung berichtet. Was die Würzburger Weltbürger nicht wussten. erklärte der Vorsitzende des Internationalen Islamischen Forums und der Islamischen Gemeinschaft in Würzburg.« Es darf im Wind flattern. den man auch als Nötigung und Verstoß gegen das Vermummungsverbot interpretieren könnte. tauchten vermummte und bewaffnete Gestalten in dem Etablissement auf. Eine öffentliche Entschuldigung fiel vollkommen aus dem Rah- men.wie auf dem Kölner Puff- Poster . obwohl sie sehr umfassend war. war. auf der Website www. dass weder Angehörige der Heilsarmee noch der Naturfreundejugend als Täter infrage kamen. Damit war der Beitrag der Polizei zur Auf- klärung des Vorfalls. Eine etwas andere Erfahrung machten die Betreiber eines Bordells in Köln. Eine Sprecherin der Kölner Polizei äußerte die »Vermutung«. haben wir als Muslime ein bisschen Probleme damit«. Um weiteren Ärger zu vermeiden.danishmuhammedcartoons. Zu lesen war sie nur im Internet. Kaum hing der optische Gruß an der Hauswand. Auch die Sparkasse Mainfranken kam noch einmal mit einem blauen Auge davon. »aber wenn damit rum- gekickt wird. dass es keinen Gott gibt außer Gott. bei den vermummten und bewaffneten Gestalten könnte es sich um Moslems gehandelt haben. dass auf der Saudi- arabischen Fahne das muslimische Glaubensbekenntnis steht: »Ich bezeuge. Immerhin war geklärt. bereits geleistet. car and school for your 10 kids … We’re sorry we huild you Mosques so you could worship your re- ligion in our Christian land … We’re sorry we never forced you to learn our language after staying 30 years! … And so … from all Danes to the entire Muslim world. phone. internet.home country … We’re sorry we took you in when others rejected you … We’re sorry we gave you the opportunity to get a good education … We’re sorry we gave you food and a home when you had none … We’re sorry we let you re-unite with your family when your homeland was no longer safe … We’re sorry we never forced you to work while WE paid all your bills … We’re sorry we gave you almost FREE rent. we just wanna say: FUCK YOU!!« 27 . HEEB artikuliert diese Haltung. »I am here to defend the right to offend!« Im Herbst 2005 kam die Zeitschrift »HEEB . Schwartzman. Wir stellen uns vor.opaque. die in direktem . dafür aber sehr bewusst »jüdisch« in der säkularen Bedeutung des Wortes sind. die nicht religiös. Adam zeigt auf sein Feigenblatt und sagt zu Eva: »You like serpents so much. Liebman und Deutsch. ein paar jüdische Fundamentalisten. Honikman.The New Jew Re- view« mit einer »Sex Issue« auf den Markt. um welches Thema es geht. kommt man beziehungsweise frau immer auf das »jüdische Penicillin« zu sprechen. Sabbatai Zwi und Rosa Luxemburg in die Gegenwart: Im Zuge der Revitalisierung alter Rituale wird auch der »blow job« zur »geheiligten Kunst jüdischer Weiblichkeit« erhoben. zugleich aber ständig ironisiert. Kernpunkt der »Sex Issue« ist ein zwölfseitiger Cartoon: »Dirty Pictures From The Holy Scriptures«. Baruchowitz. Feinstein. salty and slightly chunky. unabhängig davon. Im ersten Bild sieht man Adam und Eva unter einem Baum stehen. why don‘t you give mine a kiss?« Dann geht es über Maimonides. Die Autorin des Beitrags bringt auch ihre eigenen Erfahrungen ein: »The first time I tasted semen it reminded me slightly of my grandmothers chicken soup . während die Israeliten eine wilde Orgie feiern. damit sie »blow jobs« besser applizieren können. HEEB erscheint viertel- jährlich in New York. Lauter Juden (und Jüdinnen) der jüngeren Generation. Ein Artikel (»Bigmouth Strikes Again«) geht der Frage nach. im Impressum des Magazins stehen Namen wie Maxwell. Der Beitrag wird mit einem Comic illustriert: »The Hebrew Hummer: An Oral History«. ob jüdische Frauen deswegen von Natur aus großmäulig sind. König Salomon und Königin Saba in einer eindeutigen Situation. der mit den Gesetzestafeln im Arm vom Berg Sinai kommt. Abraham und Sara bei der primären Begegnung und Moses.« Die Hühnersuppe ist fester Bestandteil der jüdischen Folklore. Und jetzt stellen wir ein kleines Gedankenexperiment an. indem es das Jüdische betont. Zu sehen sind unter anderem David und Jonathan als schwules Liebespaar. gegen den Abdruck der zwölf Mohammed-Karikaturen in »Jyllands- Posten« Sturm gelaufen sind? Wieso ist keiner aufgestanden und hat den marodierenden Söhnen Allahs zugerufen: »Jungs. eine Vorstellung von Sasha Waltz in der Schau- bühne zu stürmen. ihre Tänzer mit oder ohne Kleider auftreten zu lassen. Derselbe Sturm der Entrüstung wäre auch ausgebrochen. Wie hätten in einem solchen Falle die Platzwarte des Feuilletons reagiert? Was hätte Ernst A. nachdem Moslems in der ganzen Welt. Hätte in einem solchen Fall Günter Grass voller Verständnis von einer »fundamentalistischen Antwort auf eine fundamentalistische Tat« gesprochen und die Reaktion der katholischen Jugend auf die nackte Provokation verteidigt? Hätte der SPD-»Vorwärts« ge- schrieben.Kontakt mit Gott stehen. was ihr bei euch zuhause macht oder nicht macht. ihre Vorstellungen anderen mit Gewalt aufzuzwingen. und was ihr mit euren Frauen und 29 . von Islamabad bis Lagos. Moslems. aber im politisch-moralischen Sinne«? Nein. Arier oder Vegetarier wären. von Jakarta bis London. so etwas wäre mit hundertprozentiger Sicherheit nicht passiert. sie würde allerdings diese Freiheit »missbrauchen. wenn ein katholischer Moraltheologe die katholische Landjugend dazu aufgerufen hätte. Fußballspielen oder Fernsehen abzuhalten. Ebenso inakzeptabel wäre es. die es wagen sollten. wie ihr eure Haustiere behandeln sollt. Warum aber ist es passiert. aber sie hätten kein Recht. Konsequenzen angedroht. hätten als Reaktion auf diese Provokation die Redaktion von HEEB gestürmt und verwüstet und allen. Christen. sich zu empören und zu protestieren. ist eure Sache. weil sie ihre Tänzer unbekleidet auftreten lässt. Ihr müsst kein Schweinefleisch essen und keinen Alkohol trinken. nicht im rechtlichen. ihre Nachbarn am Schabbat vom Auto- fahren. wir sagen euch nicht. wenn sie versuchen würden. die »Dirty Pictures From The Holy Scriptures« nach- zudrucken. egal ob es Juden. Grandits in der »kulturzeit« auf 3sat gesagt? Oder Günter Grass am Rande einer PEN-Tagung über »Schreiben in einer friedlosen Welt«? Sie und alle anderen wären außer sich gewesen. Sasha Waltz habe zwar die künstlerische Freiheit. Grandits und Grass würden sagen: Fromme Juden hätten das Recht. wird der »religiöse Glaube« wieder zu einem Gut erklärt. das sogar unter Moslems umstritten ist. Bean«) hatte schon vor dem Karikaturstreit frech postuliert. Hindus. nicht beleidigt zu werden«. zumal den religiösen Glauben beleidigen könnte. Genau 265 Jahre. Frankreichs Präsident. unmissver- ständliche Worte an die Adresse der Randalierer. Und die von Natur aus und berufshalber notorisch kritischen Intellektuellen. Aber sagt uns nicht. dass der amerikanische Präsident den Tag mit einem Gebet anfängt. Juden. was wir machen oder nicht machen dürfen. nachdem Voltaires »Mahomet« in Lille urauf- geführt. und dekretierte. Zarathustraner. was ihr wollt. wollen wir so genau lieber nicht wissen. finden es völlig in Ordnung.Töchtern anstellt. Die Gegenstimmen konnte man an den Fingern einer Hand ab- zählen. Die aus Somalia stammende und in Holland lebende Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali schrieb ein Manifest. das mit den Worten begann: »I am here to defend the right to offend. dass »alles. Erica Jong zu lesen und die Beatles zu hören. das von staatlichen Instanzen geschützt werden muss. wenn Peter Handke einen Preis nicht bekommen soll. Macht. vergaß einen Moment. Baha‘i. Niemand zwingt euch. was den Glauben anderer. und in Jahre. dass sich Christen. Der britische Komiker Rowan Atkinson (»Mr. Agnostiker und Atheisten an ein »Verbot« halten sollen. dass er die »Grande Nation« vertritt. die sich maßlos darüber auf- regen. wochen- lang zu toben und zu rasen? Habt ihr sonst nichts zu tun? Müsst ihr nicht zwischendurch mal arbeiten? Oder euren Kindern zuhause bei den Schulaufgaben helfen?« Aber niemand stand auf und sagte ein paar klare. Konfuzianer. Jacques Chirac. nachdem Oskar Panizza für seine Vatikan- Satire »Das Liebeskonzil« von einem königlich-bayerischen Gericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Buddhisten. die unter anderem auch Voltaire hervor- gebracht hat. wen wir zeichnen und was wir lesen dürfen. Ihr wollt euch über Jesus und Moses lustig machen? Bitte sehr! Wir lachen mit! Und im Übrigen: Wie könnt ihr es euch leisten. vermieden werden muss«.« Ein 30 . und die »Zensur« schreien. »das Recht zu be- leidigen« sei »sehr viel wichtiger als das Recht. 5 Milliarden Dänen auf der Welt und nur 5. mittelalterlichen Burg.weil man einer- seits »die Pressefreiheit verteidigen und praktizieren«. die sich zu Wort meldeten. wäre es zu keinem Karikaturenstreit gekommen.Salman Rushdie vorneweg -. Wie ist so etwas möglich? Wie kann man das Phänomen der vorauseilenden Kapitulation erklären? Erst einmal mit dem Argument der Zahl. den Lesern eine Information vorzuenthalten. warum die Redaktion beschloss. wagte es der Chef- redakteur der jordanischen Zeitung »Shihan«. der die islamische Welt so bitter entbehrt und ohne die der ganze Islam unangefochten verharren wird in seiner dogmatischen. dann waren es die zwar nicht vielen. totalitär und intolerant. kann er auf 31 . nachgegeben zu haben. der in Indien geborene. der mit einem Spreng- stoffgürtel bewaffnet auf einer Hochzeitsfeier in Amman ein Selbstmordattentat durchführt?« Noch bevor ihm irgendjemand antworten konnte.5 Millionen Moslems. oder ein Muslim. beschämte mit seinem Appell »Entschuldigt euch nicht!« die auf Appeasement ge- trimmte europäische Intelligenz. Das kränkende Gefühl. »der mit Marketing mehr zu tun hat als mit Information und Dokumentation«. war er schon gefeuert. verknöchert. wenn ihm auf seiner Spur ein Schwerlaster entgegen- kommt. sich aber andererseits »aus dem Fahrwasser eines ›Journalismus‹ fernhalten« wollte. Es ist eine Freiheit. in Pakistan aufgewachsene und in den USA lebende Schriftsteller Ibn Warraq. unterschiedlicher Meinung zu sein. die Karikaturen nicht zu veröffentlichen . Gäbe es 1. während man also bei der FR stolz darauf war. die richtigen Fragen zu stellen: »Wer beleidigt den Islam eigentlich mehr? Ein Ausländer. um Freiheiten zu verteidigen. der den Propheten darstellt. fanatischen. Jeder Mopedfahrer weicht zur Seite aus. sogar zu beschimpfen und zu beleidigen. die von ihren europäischen Kollegen bereitwillig auf- gegeben wurden. Wenn es in den tollen Tagen des Karikaturenstreits etwas Tröstliches gab. »Ohne das Recht der freien Meinungsäußerung kann eine Demokratie nicht lange überleben - ohne die Freiheit zu diskutieren.« Und während ein Leitartikler der sozialliberalen »Frankfurter Rundschau« mühsam und gewunden erklärte.anderer Moslem. dafür aber sehr artikulierten Moslems . Sie haben für alles Verständnis. damit sie aufhören. In Wirklichkeit aber haben sie nur Angst vor deren Kraft. der einen viel längeren Bremsweg habe. Glaubt irgendjemand. Hinzu kommt. die Opfer der Globalisierung und die Invaliden des Fortschritts anstellen. was die Underdogs der Geschichte. Liegt es an uns. sie reagieren. Die Masse macht‘s. indem er sich in seine viel schlechtere Lage ver- setzt. denn nur so können sich die Appeaseniks aus der passiven Rolle der Adressaten befreien. für seinen Job schlecht bezahlt werde und auf einem Parkplatz übernachten müsse. dann müssen nur wir unser Verhalten ändern. die Firmen Nestle und Ferrero hätten auch dann Anzeigen in großen arabischen Zeitungen platziert. Und fragt sich: Was machen wir nur falsch. die von keinerlei Hemmungen gezügelt wird. könnten wir nichts 32 . Läge es an ihnen. oder er idealisiert sein Verhalten: Das sei er dem Fahrer des Lasters schuldig gewesen. uns anzugreifen. setzen sich nur zur Wehr. auch wenn die Kaufkraft des Einzelnen eher bescheiden ist. Da könne man es ihm nicht zumuten. wenn der arabische Markt so groß wie das Königreich Tuvalu in der Südsee wäre. dass 1.5 Milliarden Moslems einen Markt darstellen. dass sie uns so hassen? Es bleibt ihr auch nichts anderes übrig. dass sie für ihre Produkte keine Zutaten aus Dänemark ver- arbeiten.000 Menschen? Zum schlichten und doch so gewichtigen Argument der Zahl kommt noch eine Überlegung hinzu: Was war vorher da? Die Henne oder das Ei? Im Falle der Mohammed-Karikaturen würde das heißen: Haben die Karikaturisten auf die mörderischen Aktionen der Islamisten reagiert oder reagieren die Moslems auf die beleidigenden Karikaturen. bewohnt von knapp 12. wobei einige ein wenig über das Ziel hinausschießen? Die europäische Appease- ment-Fraktion neigt zu der zweiten Lesart: Wir provozieren. der bis drei zählen kann. den man nicht ignorieren kann. Entweder er sagt sich: Der Schwächere gibt nach.zweierlei Art überwinden. um sich von den dänischen Karikaturen zu distanzieren und daraufhin zu- weisen. zu viel Rücksicht auf andere zu nehmen … Der Mopedfahrer erhebt sich über den Trucker. Genau das tun die europäischen Gutmenschen mit den Objekten ihres Mitgefühls. machen. macht am deutlichsten immer wieder Günter Grass klar. Manche. einen Masochismus pflegt. ein letzter Versuch. Das wäre »eine große Geste«. sie sind die Folge«. eine Brücke. sich bei den Antisemiten anzubiedern. dass es ihn gibt. der Falle der Passivität zu ent- kommen. sondern daran. meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst. bauen wir uns. was der Jude macht oder unterlässt. Die Juden bewegten. wandelten und reformierten sich. Was wie eine noble Geste der Selbstbezichtigung aussieht. schrieb daraufhin Günther Latsch im »Spiegel«. dazu angetan. den Groll der Antisemiten zu entschärfen. dass sie so flexibel und so anpassungs- bereit waren. Zu welchen Exzessen die Freunde der Appeasement-Politik heute im Stande sind. Auf diese Weise haben auch die Juden lange versucht. Einige gingen sogar so weit. den G-Punkt seiner Klientel stimuliert«. dass der Sturm bald vorbeigeht und kein neuer aufkommt. weil der Antisemit sich nicht daran stört. nicht ihnen. Anlässlich der Bewerbung Lübecks zur Kulturhauptstadt Europas schlug er vor. nicht intolerant zu scheinen. die Be- ziehungen zu den Moslems und zugleich die Chancen Lübecks bei der Wahl zur Kulturhauptstadt zu verbessern. um zeitgleich mit ihren christlichen Mitbürgern den Gottesdienst zu besuchen. bis die Juden begriffen. sprachen ein besseres Deutsch als die meisten Deutschen. außer uns wie bei einem Hurrikan verbarrikadieren und beten. eine Lübecker Kirche zur Moschee umzu- widmen. Juden beziehungsweise Zionisten nicht zu mögen. von Noam Chomsky bis Uri Avnery. Mit der scheinlogischen Konstruktion: »Wir sind die Ursache. Sie legten die traditionelle Kleidung und ihre Dialekte ab. ist nur ein Akt der Verzweiflung. haben die Lektion noch nicht begriffen und bieten sich den Antisemiten weiterhin als Sachverständige und Zeugen dafür an. der der Selbstaufgabe nahe 33 . »die im Bestreben. Im Gegenteil. zuletzt dafür.G. richteten wohltätige Einrichtungen ein. sie hassten die Juden umso mehr. was die Juden (beziehungsweise inzwischen Zionisten) alles falsch machen und warum es politisch richtig und moralisch berechtigt ist. nur die Antisemiten rührten sich nicht von der Stelle. den Schabbat auf den Sonntag zu verlegen. »Wieder einmal hatte G. Es dauerte eine Weile. dass es ihnen nicht hilft. kommt.« Da es in der Bundesrepublik mehr als 2.000 Moscheen gibt, hätte G.G. wenigstens ein kleines Geschäft auf Gegenseitigkeit anregen können: Wir wandeln eine Lübecker Kirche in eine Moschee um, wenn zugleich eine Moschee in Riad in eine Kirche umgewandelt wird. Aber so weit mochte Grass nicht gehen, die Idee hätte ihm als Ausdruck »islamophober Arroganz« angekreidet werden können. Und so schlug er zwei Mücken mit einer Klappe. Er machte einen pompösen Vorschlag, von dem er genau wusste, dass er um- sonst und vergeblich war, und er sorgte für die Zukunft vor. Sollte es zu einem Terroranschlag in der Bundesrepublik kommen, wird Grass aufstehen und sagen: Hätte man damals auf mich gehört und eine Kirche in eine Moschee umgewandelt, wäre es nicht so weit gekommen! Wieder werden wir schuld sein, dass sie so handeln mussten. Und so wird, egal, was passiert, Günter Grass immer Recht behalten. Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass Appeasement für das Bemühen dasteht, sich in einer schier aus- weglosen Situation ein Minimum an Beweglichkeit zu bewahren. Nachgeben ist immer noch besser als Nichtstun. Das hat sicher auch der britische Außenminister Neville Chamberlain gedacht, als er 1938 mit Hitler das Münchener Abkommen aushandelte, bei dem die Tschechoslowakei dem Frieden geopfert wurde. Der Deal hielt nicht lange vor, ein Jahr später war der Krieg da, aber Chamberlain konnte sich damit trösten, wenigstens einen Versuch zu seiner Ver- hinderung unternommen zu haben. »Du hast keine Chance, aber nutze sie«, sagt Herbert Achternbusch. Das scheint auch die Maxime der Appeaser von heute zu sein. Freilich: Auch die Gegenseite probiert aus, wie weit sie gehen kann. Die Auseinandersetzung um das Kopftuch war so ein Test- lauf. Er endete wie der Ritt über den Bodensee: In einigen Bundes- ländern wurde den Lehrern an öffentlichen Schulen nicht nur das Tragen des Kopftuchs, sondern auch des Kruzifixes und der Kipa verboten. Auf den ersten Blick eine salomonische Entscheidung, die auf dem Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz beruht, auf den zweiten aber eine Absurdität im Interesse der Political Correctness. 34 Wenn das Tragen einer Kipa und eines Kruzifix eine unzulässige Provokation ist, dann hätte man sie verbieten müssen, bevor die Debatte um das Kopftuch losging. Ist sie es nicht, dann muss man über das Kopftuch und dessen Sinngebung reden, statt eine Generaldebatte um religiöse Symbole zu führen. Es käme auch niemand auf die Idee, die synchrone Entwaffnung sowohl der Polizei wie der Unterwelt zu verlangen, um fair zu allen zu sein und die Gefahr bewaffneter Auseinandersetzungen zu bannen. Im Januar 2006 forderten drei Moslem-Väter von Mädchen an einer Linzer Volksschule die Einführung des Kopftuchs - für Lehrerinnen. Die Forderung löste eine Welle der Empörung aus, Sprecher von Schulbehörden und Parteien nannten sie »Wahnsinn« und »inakzeptabel« und plädierten im Gegenzug für ein allgemeines Kopftuchverbot. Aber das war noch nicht alles. Die moslemischen Väter, zwei Bosnier und ein Tschetschene, weigerten sich, die Lehrerinnen mit »Sie« anzusprechen, weil diese eine solche Anrede »als Frauen nicht verdienten«. Darüber hinaus sollten ihre Töchter nicht an Gesangsauftritten teilnehmen, das sei »Prostitution«. Kein Lehrer habe das Recht zu fragen, warum ein Mädchen nicht am Schwimmunterricht teilnimmt. Und überhaupt, die Lehrer sollten froh sein, so viele islamische Kinder zu haben, »sonst müsste man die Schule zusperren«. Tatsächlich kommen an der betroffenen Schule drei Viertel der Kinder aus Familien mit einem »Migrationshintergrund«. Die Kinder aus Eingeborenen-Familien sind also in der Minderheit. Insofern war das Verlangen der drei Väter, die Lehrerinnen sollten sich den Bräuchen der Mehrheit anpassen und Kopftuch tragen, nicht un- billig und vermutlich die Folge eines Versäumnisses. Niemand hatte die Moslems bei ihrer Einreise nach Österreich darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich mit den österreichischen Sitten und Ge- bräuchen vertraut machen sollten. Und das Einzige, das sie im Laufe der Zeit begriffen hatten, war, dass man eine zu Zugeständnissen bereite Mehrheit unter Druck setzen kann, wenn man nur energisch genug auftritt. Der zuständige Landesschulrat warnte vor »radikalen Re- aktionen«, weil sie nur »die Gegenseite provozieren« würden. Es 35 müsse vielmehr »gemäßigt, aber deutlich Halt gesagt werden«. Die zuständige Schulinspektorin führte mit einem der Väter ein klärendes Gespräch, bei dem er sich »relativ einsichtig« gezeigt habe. Relativ einsichtig. Was wohl bedeuten könnte, dass er von seiner Forderung, auch die Lehrerinnen sollten Kopftuch tragen, abgerückt ist und nur noch darauf bestanden hat, dass seine Tochter vom Ge- sangs- und Schwimmunterricht freigestellt wird. Eine Gesellschaft, die Appeasement als Integrationspolitik ver- steht und keinesfalls die Gegenseite provozieren möchte, lädt dazu sein, sich erpressen zu lassen. Ein Redaktionsleiter des SWR be- richtete Anfang April in der »Neuen Zürcher Zeitung« darüber, »wie militante Milieus aufklärenden Journalismus behindern«, wobei die Ankündigung schon Teil des Problems war, denn mit »militanten Milieus« waren natürlich nicht radikale Müsliesser oder allein er- ziehende Lesben gemeint, sondern Moslems, die ihre sehr speziellen Vorstellungen von Meinungsfreiheit sehr rabiat artikulierten. Anlass und Hintergrund des NZZ-Artikels war eine Dokumentation »Terror gegen Christen«, die am 12. März in der ARD ausgestrahlt werden sollte. Es ging um die Lage der arabischen Christen im Heiligen Land, die sich zunehmenden Repressionen ausgesetzt sehen, diesmal nicht von den Israelis, sondern von ihren moslemischen Brüdern. Kurz vor der geplanten Ausstrahlung, so der SWR-Redakteur, hätten sich bei ihm »christliche Geistliche und Laien aus Bethlehem« gemeldet und ihn dringend darum gebeten, den Film nicht zu zeigen, da die interviewten Personen nun, nach dem Sieg der Hamas, »um Leib, Leben oder zumindest Besitz« fürchten müssten. Nachdem er »Kollegen aus Bethlehem, Jerusalem und Tel Aviv« angerufen und sich überzeugt hatte, dass die Befürchtungen be- rechtigt waren, wurde der Film zurückgezogen. In einer Presse- erklärung des SWR hieß es dazu: »Für uns besitzt der Schutz von Interviewpartnern, die vertrauensvoll mit uns zusammengearbeitet haben, oberste Priorität.« Dies, schrieb der SWR-Mann in der NZZ, sei »kein Einzelfall« gewesen. Er berichtete von zwei ähnlichen Fällen. In dem einen ging es um das Porträt einer deutschen Muslima (»Allahs deutsche 36 Nachdem ein Badenser Lateinlehrer die Arbeit einer Schülerin. auf seiner »Latein-Pagina« ins Netz gestellt hatte. wurde aus der geplanten »kritischen Bestandsaufnahme« ein »zeitloser Kultur- film«. wo man über den Karikaturenstreit diskutierte. solchen Aufwallungen nachzugeben. und von den Gemeinsamkeiten schwärmen. das führte ausgerechnet RTL 2 mit 37 . wo man sie hätte weit aufreißen müssen: vor dem Konflikt zwischen Kopten und Muslimen. in der auch ein Mohammed-Kupferstich aus dem 17. wurde auch die Mohammed-Zeichnung gezeigt. Nachdem die ägyptische Polizei das Rohmaterial beschlagnahmt und den ägyptischen Co-Produzenten zeitweise verhaftet hatte. sodass alle etwas davon haben und niemand sich beleidigt fühlt. Er ignorierte die Aufforderung und gab erst nach. ist ein Witz. das über solche Exzesse der praktizierten Harmlosigkeit hinausgeht. Als der Lehrer von seiner Erfahrung berichtete. allerdings so »verpixelt«. Dafür wurde er zum WDR nach Köln eingeladen. umgearbeitet und versteckt im Nacht- programm der ARD. die es zwischen Christen und Moslems geben soll. kann man sich nur noch zu einer gemeinsamen Geburtstagsfeier für den Propheten Mohammed treffen. wurde er von einer Organisation namens »Muslim & Recht« auf- gefordert. machte er aber genau dort die Augen zu. die Zeichnung von der Seite zu entfernen und sich zu entschuldigen. als der Ton der E-Mails schärfer und ultimativer wurde. Seitdem steht das senderinterne Kürzel »haf« nicht für »hart aber fair« sondern für »hart aber feige«.« Immerhin: Der Film »Terror gegen Christen« wurde Monate später doch noch gesendet. Unter solchen Bedingungen von einem »Dialog der Kulturen« zu sprechen. Alles.Tochter«). in dem anderen um »das spannungsreiche Verhältnis zwischen koptischen Christen und Muslimen in Ägypten«. Wie man es richtig machen muss. »Der Not und dem Materialmangel gehorchend. freilich ohne dass der Gegenstand der Debatte gezeigt wurde. ist gefährlich. dass man nichts erkennen konnte. Wenn die eine Seite immerzu beleidigt ist und die andere all- zeit bereit. am Palmsonntag in einer evangelischen Kirche in Bochum. Jahrhundert ab- gebildet war. in die Sendung »Hart aber fair«. der »auf gleicher Augenhöhe« geführt werden muss. hätte man eine junge Muslima in eine deutsche Familie schicken müssen. und Stefanie fühlt sich wohl bei ihnen. sie legt den Minirock ab und zieht ein Kopftuch zum langen Kleid an. die mit einer erstaunlichen Selbstsicherheit vor der Kamera agieren. Weil das aber nicht möglich ist. Stefanie hat sich für ihr »Experiment« eine besondere Zeit aus- gesucht. Damit sie das Kopftuch ablegen. und fastet dann bis zum Sonnenuntergang. die vom Islam kaum mehr weiß. Das 38 . cool und spannend. sondern einen Beitrag zur Integration von Ausländern leisten wollte. um mit den Osmans zu frühstücken. schreibt die »Welt«. Es sind herzliche Menschen. die Söhne sind zwar Machos. das lange Kleid gegen einen Mini- rock tauschen und ausprobieren kann. die der Mütter im Haushalt nicht mithelfen. Sie fühlen sich wohl in ihrem »Kairoer Barock« mitten in Berlin. seine Frau macht den Haushalt. Leider beruht der Film auf einem Gedankenfehler: Wenn man eine moslemische Familie nicht als Exoten vorführen. die Kinder gehen auf die Schule oder arbeiten. und die Töchter dürfen nicht allein in die Disko. wie es sich in einer deutschen Familie lebt. den Fastenmonat.30 Tage Moslem« vor. weil keine moslemische Familie sich auf so ein Experiment einlassen würde. die seit vielen Jahren in Berlin lebt.einer Dokumentation aus der Reihe »Das Experiment . aber davon abgesehen ist alles in Ordnung. Eine 26-jährige Studentin. kurzum: Sie lebt 30 Tage lang wie eine Muslima und findet alles aufregend. die ihren deutschen Gast mit orientalischer Gastfreundlichkeit empfangen. als dass die »Männer mehrere Frauen haben dürfen. Der Film ist nicht so kitschig. Sie steht im Morgengrauen auf. einer kinderreichen moslemischen Familie aus Ägypten. Am Ende fällt ihr der Abschied von den Osmans schwer. die sie je getroffen hat. Ramadan. das den Marktwert der Tochter ruinieren könnte. aber Frauen nur einen Mann«. dass die Osmans sympathische Menschen sind. zieht für 30 Tage bei den Osmans ein. Stefanie. Vater Mahmud arbeitet als Taxifahrer. wurde es andersherum inszeniert. »Diese Berliner Familie lebt in der besten aller Parallelwelten«. wie es die Inhaltsangabe vermuten lässt. sie gehören »zu den friedlichsten und liebevollsten Menschen«. was vor allem daran liegt. 39 . zeigte aber. vom Familienrat zum Tode verurteilt zu werden. Eine junge Muslima.30 Tage Moslem« wurde im Mai 2006 mit dem Civis Fernsehpreis ausgezeichnet . die ihr Elternhaus verlässt. »die das friedliche Zusammenleben in Europa fördern«.für TV-Beiträge. Die RTL 2-Dokumentation »Das Experiment . riskiert es dagegen.war zwar sinnlos. um »wie eine Deutsche« zu leben. wie Integration nach den Regeln des Appeasements funktioniert: Eine junge deutsche Frau zieht sich ein Kopftuch an und verwandelt sich in eine Muslima. der Islam und der Islamis- mus. in größeren Mengen gefährlich und schädlich.und Infor- mationsamt der Bundesregierung eine Ausstellung in Berlin organi- siert. an wen sich eine solche Ausstellung überhaupt richtet: An die friedliebenden Moslems (die man nicht immunisieren muss). eine militante Bewegung. statt sie des Landes zu verweisen. der Islamismus ist böse. dass wir sie kaum noch wahrnehmen. an die wir uns inzwischen so gewöhnt haben. dass es sich um eine Paarung wie »Alkohol« und »Alkoholismus« handelt: in kleinen Portionen sehr gut verträglich und anregend. weil das Bewusstsein benebelt wird. . weil diese - wie der Kölner Kalif Mehtin Kaplan . Ausstellungen über Islamisten zu veranstalten. Auf den ersten Blick keine schlechte Idee. Wohl aus dieser Überlegung heraus hat das Bundesamt für Vefassungsschutz in Zusammenarbeit mit dem Presse. die sich um eine saubere Trennung der beiden Termini bemühte: »Die missbrauchte Religion .Islamisten in Deutschland«. die den friedlichen Islam missbraucht. das sich angesichts der Nachrichten über die Aktivitäten der »Islamisten« ab und zu die Frage nach der eigenen Sicherheit stellt und darauf wartet. gehört die ständige Unter- scheidung zwischen »Islam« und »Islamismus«. »Ein persönliches. auch wenn man sich fragen könnte. Aber irgendwie hängen beide natürlich doch zusammen. sie sei dazu angetan. Bei der Eröffnung der Ausstellung hieß es.den ganzen Rechtsweg aus- schöpfen. was natürlich viel mühsamer ist. eine Religion des Friedens. als würde es sich in beiden Fällen vor allem um eine Frage der Dosierung handeln. Deswegen spricht man ja auch von »Alkoholmissbrauch«. Der Islam ist gut. Man könnte vermuten. Man könnte sich außerdem auch fragen. was viele Jahre dauern kann. Es scheint. inoffizielles und vertrauliches Gespräch« Zu den Übungen. ob es wirklich zu den Aufgaben der Bundesregierung gehört. wenn das nicht schon wieder eine Provokation wäre. an die gewaltbereiten Islamisten (die sich nicht immunisieren lassen) oder an das deutsche Publikum. dass sie von kompetenter Stelle beantwortet wird. Das ist eine besonders subtile Form der Appeasement- Philosophie. Als der französische Innenminister Sarkozy die Ver- anstalter der allnächtlichen Unruhen in den Pariser Vororten zu- treffend »Gesindel« nannte. sondern gleichzeitig auch die friedlichen und toleranten Anhänger der Religion Islam. mit dem man es zu tun hat. informieren. andererseits einer Dämonisierung des Islam entgegen- wirken. »sorgfältig zu differ- enzieren«. die auf das Konto der RAF gingen. das gilt auch für den Rest der Welt. sondern ihn wörtlich nehmen könnte. Wobei die Zahl der Toten. wenn man sie um die Antwort auf ein paar Fragen bittet. man würde friedliche und integrationsbereite Menschen in die Arme der Radikalen treiben. blieb ungesagt. der auf der Unterscheidung von »Terror« und »Terrorismus« bestanden hätte. der diese Worte sprach. Das Ganze erinnerte an das Gerede von der »kleinen radikalen Minderheit« vor gut dreißig Jahren. geradezu winzig war. eine Möglichkeit. bevor sie eingebürgert werden. die sich unter anderem in der Behauptung artikuliert. verglichen mit der mörderischen Bilanz der Islamisten heute. die RAF zu isolieren - mit dem Unterschied. bevor man sie ungeprüft verwirft. umso mehr muss man sich bemühen. da handelte er sich umgehend den Vorwurf ein. Je brutaler der Gegner ist. die man zumindest bedenken sollte. War der Koran seine Quelle oder der Jahresbericht des Amtes für Verfassungsschutz? Jedenfalls war mit keinem Wort die Rede davon. dass es damals niemanden gab. Man wolle einerseits über das »Gefahrenpotenzial«. anstatt die Situation zu deeskalieren. 41 .einen guten und umfassenden Beitrag »zur Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus« zu leisten.« Der Islamismus. »Der Islamismus bedroht nicht nur unsere freiheitlichdemo- kratische Grundordnung. dass der Islamis- mus den Islam nicht missbrauchen. statt von »sozial benachteiligten Jugend- lichen mit Migrationshintergrund« zu sprechen. sein Wissen nahm. Woher der Mann aus dem Innenministerium. darüber waren sich alle einig. er würde »Öl ins Feuer« gießen. das von radikalen Islamisten ausgeht. Und was für Baden-Württemberg gilt. missbrauche die Religion für seine Zwecke. als es galt. Die Autonomiebehörde könnte zusammenbrechen. und Sarkozy die Schuld an den Krawallen gaben. so korrupt sie auch sein möge. die Verpflichtungen eingehen und erfüllen kann«. die sich empört dagegen ver- wahrten. es gebe »für den Terror der Hamas keine Rechtfertigung«. Jetzt heißt es. und der Mann hätte vorgeschlagen. damit die Palästinenser nicht zu der viel radikaleren Hamas überlaufen. So wurde am Ende Yassir Arafat Milliardär und die Hamas übernahm die Autonomiebehörde. aber mit der Waffe in der Hand. Ich wartete nur darauf. woher all der Hass auf palästinensischer Seite kommt«. Die NZZ warnte vor einem Kollaps in den Autonomie- gebieten: »Zehntausende von Mitgliedern der palästinensischen Sicherheitskräfte ohne Geld in der Tasche. damit der Kollege an der Front die Chance bekäme. damit sie nicht Geld von den Mullahs nehmen müsse. dass auch der Porsche oder der Land Rover eines der Korrespondenten dem aufflammenden Zorn der Deklassierten zum Opfer fiel. tief durchzuatmen und seine Berichterstattung zu überdenken. dennoch »sollte sich Israel überlegen. Ein Irak-Szenario steht bereit. unterstützen müsse. schrieb der Kommentator der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung«. der diszipli- nierten und fähigen Organisation die Devisen der Schweizer Nationalbank anzuvertrauen. Noch schlimmer? Nachdem die Hamas einen Selbstmordanschlag in Tel Aviv als einen »Akt der Selbstverteidigung« gerechtfertigt hatte. dann würde nämlich alles noch viel schlimmer werden. werden auf der Straße stehen. so wurde uns lange Jahre vorgegaukelt. In den dazugehörigen TV-Berichten sah man dann vermummte Jugendliche vor abgebrannten Autos. oder aus purer Verzweiflung über den ins Stocken geratenen Friedens- prozess als lebende Bomben losziehen. dass man die PLO. 42 . man solle die Hamas unterstützen. Was die Palästinenser angeht. um die Welt auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen.« Der Kommentator empfahl. Es fehlte nicht viel. die sich in die Luft sprengen müssen. als »Gesindel« bezeichnet zu werden. »sich auf das Wagnis einzulassen: Im Gegensatz zur zerstrittenen und von Korruption zerfressenen PLO bietet die Hamas immerhin das Bild einer disziplinierten und fähigen Organisation. Die von der EU angedrohten Sanktionen würden nicht die Schuldigen treffen, konnte man in der »Sächsischen Zeitung« lesen. »Bestraft fühlen sich vielmehr zehntausende Palästinenser, die sich auf dem Stimmzettel für die Hamas entschieden haben. Viele von ihnen, die in der Enge der Flüchtlingslager ohne Perspektive leben, treibt das erst recht in die Arme islamistischer Fanatiker.« Für die einfache Frage, warum die bis dahin überwiesenen Milliarden nicht dazu genutzt wurden, die Flüchtlinge aus der Enge ihrer Lager zu holen und ihnen eine Perspektive zu geben, reichte der Platz nicht mehr. Der für Palästina zuständige Mann bei der »taz« sah die Hamas »mitten in einem tief greifenden Wandel, an dessen Ende die Niederlegung der Waffen und die Anerkennung Israels stehen könnten«. Darüber, wie lange so ein Prozess dauert und wie viele Menschen auf beiden Seiten er das Leben kosten könnte, machte der »taz«-Hellseher keine Angaben. Dafür hatte er Herzer- wärmendes aus der jüngsten Vergangenheit anzubieten: »Der letzte Anschlag innerhalb Israels, für den die Hamas verantwortlich zeichnete, fand im September 2004 statt; alle anderen Attentate gingen auf das Konto radikalerer Gruppen.« Das wird den Opfern des letzten von der Hamas gezeichneten Anschlags ein großer Trost sein, dass alle folgenden Anschläge von Gruppen exekutiert wurden, die noch radikaler sind. Wie aber kann man in einem solchen Fall die Radikalität noch steigern? Indem man öfter bombt? Stärkere Sprengsätze verwendet? Oder vor und nach jedem Anschlag für das Seelenheil der Getöteten betet? Nachdem die Hamas die Wahlen in den palästinensischen Ge- bieten »auf demokratischem Wege« gewonnen hatte, gab sie noch vor der Kabinettsbildung ihr Regierungsprogramm bekannt. Es be- stand im Wesentlichen aus drei Punkten: kein Frieden mit Israel, keine Anerkennung des zionistischen Gebildes, keine Verhand- lungen mit den Besatzern. Das war nicht nur überschaubar, sondern auch ehrlich. Europa freilich, das die palästinensische Autonomiebehörde mit ihren rund 160.000 militärischen und zivilen Mitarbeitern mit etwa 500 Millionen Euro jährlich finanziert, staunte, als habe es zum 43 ersten Mal etwas von der Existenz einer politischen Bewegung namens Hamas erfahren. Die Hamas müsse, hieß es aus Berlin, Paris, Brüssel und Wien, der Gewalt abschwören, Israels Existenz- recht anerkennen und die Abkommen erfüllen, die zwischen Israel und der PLO geschlossen worden sind. Und sehr bald wünschten sich alle den guten alten Arafat zurück, der zwar bis auf die Socken korrupt, dafür aber viel kooperativer war. Während sich die Europäer fragten, ob es wirklich eine so gute Idee war, »demokratische Wahlen« in den palästinensischen Ge- bieten zuzulassen, bewiesen die Hamas-Leute viel Sinn für Humor. Auf die israelische Ankündigung, man werde das Verbindungsbüro in Jericho schließen und jede Zusammenarbeit mit den palästi- nensischen Sicherheitsorganen beenden, sprach die Hamas von einer »Kriegserklärung« und drohte mit Gegenmaßnahmen. Eben noch setzte sie auf eine gute Zusammenarbeit mit Israel, und plötz- lich wollten die bösen Zionisten nicht mehr mitspielen. Ähnlich reagierte die Hamas auf die Ankündigung der EU, die Überweisung der Alimente vorläufig auszusetzen. Dies komme, erklärte ein Hamas-Sprecher, »einer Kollektivstrafe für das palästinensische Volk« gleich. Nun gehört es zu den Aufgaben und Pflichten einer jeden Regierung, für das Wohl des eigenen Volkes zu sorgen. Ist die Regierung dazu nicht in der Lage, spricht man von einem »failed State«. Die Palästinenser haben noch keinen richtigen Staat, aber ein »failed State« sind sie dagegen schon. Kein anderes Volk, keine andere Ethnie hat in den letzten Jahrzehnten pro Kopf so viel materielle Hilfe bekommen wie die Palästinenser, und nirgendwo ist das Geld so schnell im Sand versickert wie zwischen Ramallah und Gaza. Und niemand will wissen, wo es geblieben ist, am wenigsten die europäischen Geldgeber. Denn obwohl sich der Lebensstandard der Palästinenser von Jahr zu Jahr verschlechtert hat, ist das Geld gut angelegt. Es ist »Schutzgeld«, wie es überall auf der Welt von Kneipenwirten bezahlt wird, damit die Mafia sie in Ruhe lässt. Tatsächlich haben die Hamas, die Hisbollah, der Dschihad und die anderen »radikalen« Gruppen, die Palästina befreien wollen, darauf verzichtet, Ziele in Europa anzugreifen. Die EU bestreitet zwar 44 offiziell, dass es einen Zusammenhang zwischen den Zahlungen und dem Ausbleiben von Terroranschlägen gibt, aber wenn man mit EU-Vertretern unter vier Augen vor Ort spricht, geben sie un- umwunden zu, dass dies der Fall ist. Solange es nur die Israelis sind, die von Selbstmordattentätern heimgesucht werden, können die Europäer in aller Ruhe ihren Hobbys nachgehen: Palästina-Soli- Komitees organisieren, gegen die »Apartheid-Mauer« protestieren und Konferenzen über Wege zum Frieden im Nahen Osten ver- anstalten. Die Abwahl der »korrupten« Fatah und der Sieg der »disziplinierten« und zu allem »fähigen« Hamas haben die Europäer aus dem Tritt gebracht. Darauf bedacht, den Status quo zu erhalten, hatten sie es plötzlich mit einer Truppe zu tun, mit der nicht einmal die PLO zusammenarbeiten wollte. So stand die EU plötzlich vor der Wahl: weiter zu zahlen und sich damit dem Vorwurf auszu- setzen, die Vernichtung Israels zu finanzieren, oder nicht zu zahlen und das Risiko in Kauf nehmen, den Zorn der Hamas zu provozieren. Da traf es sich gut, dass Schweden den EU-Konsens auf eigene Faust durchbrach. Stockholm erteilte dem Hamas-Minister für Flüchtlingsfragen, Atef Odwan, ein Schengen-Visum, mit dem er nach Europa einreisen konnte. Hier sei ein kleiner Exkurs über Schweden erlaubt: Die schwedische Regierung lässt kaum eine Gelegenheit ungenutzt, sich von Israel zu distanzieren. Jüngste Beispiele: Im April 2006 sagte Schweden seine Teilnahme an einer europäischen Militärübung ab, weil Israel daran teilnahm. Im Mai änderte das Monopolunter- nehmen »Systembolaget«, das im ganzen Land 400 Geschäfte für alkoholhaltige Getränke betreibt, die Bezeichnung für Weine aus Israel. Aus »Made in Israel« wurde »Made in Israeli occupied Syrian territories«. Die staatseigene Firma bietet etwa 2.000 verschiedene Produkte aus 38 Ländern an, darunter fünf israelische Weine, die aus Golan-Trauben hergestellt werden. Israel hat die Golanhöhen im Sechstagekrieg 1967 erobert und 1980 Teile des Gebietes annektiert. Die Umetikettierung, erklärte ein Sprecher des Unter- 45 Imame sollten moslemische Kinder an den staatlichen Schulen in Glaubensfragen unterrichten. etwas schief läuft. Rund 70.und Sportunterricht an den Schulen sollte abgeschafft. Dass freilich auch in Schweden. für das man in Deutschland den Begriff »sozialer Brennpunkt« geprägt hat. als der Bezirksbürgermeister des Stadtteils Fosie in Malmö bekannt gab. fand in Absprache mit dem Außenministerium statt. Dieser erhob im Frühjahr 2006 die Forderung. wurde den Schweden zum ersten Mal bewusst. dass Menschen.vor- läufig. in- zwischen sind es 95 Prozent . spezielle Gesetze einzuführen. In einem Bericht der Schulbehörde hieß es: »Die Atmosphäre in der Schule wurde im letzten Jahr härter.nehmens. Der gemeinsame Schwimm. in der jeweiligen Heimat- sprache . die so lange in Schweden leben.anstelle des in Schweden üblichen neutralen Unterrichts über Religionen. dass die Mittelstufe einer Schule wegen »Gewalttätig- keit« geschlossen werden soll. Anfang der neunziger Jahre lag der Ausländeranteil bei 15 Prozent. Bosnien. mit Vorschlägen kommen.000 Moslems erklären. die in Schweden leben.000 von ihnen sind im »Sveriges Muslimska Förbund« organisiert. Danach sollten Moslems für das Freitagsgebet und für andere wichtige Feiertage arbeitsfrei be- kommen. das auf seine liberale Integrationspolitik stolz ist und sie dem übrigen Europa als Vorbild anbietet. Das Personal erzählt von fehlenden Normen.« Die Schule liegt in einem Viertel von Malmö. dem größten Interessenverband der Moslems. Damit war die Sache vom Tisch .Migranten aus Kroatien. die das Leben der Moslems erleichtern sollten. die völlig gegen unsere Grundsätze gerichtet sind«. körperlich ausgetragene Konflikte sind gewöhnliche Be- gebenheiten. Schwedens Haltung lässt sich mit Rücksichtnahme auf die etwa 400. Streit und Zerstörung gehören zum Alltag. Mafiastimmung und Ghettomentalität und berichtet von Bedrohung und Bestrafung unter den Schülern. Der Integrationsminister nannte die Forderungen »vollständig in- akzeptabel« und fand es »sehr traurig. 46 . besondere »Frauentage« in Schwimmbädern eingeführt und zinsfreie Bankkredite für den Bau von Moscheen bereitgestellt werden. In Berlin traf er. die Anerkennung des Existenzrechts Israels und die Rückkehr zur Road Map die zwingende Voraussetzung ist für die Wiederaufnahme der eingestellten EU-Zahlungen«. den offiziellen Standpunkt der EU zu vermitteln. was der Hamas-Minister geantwortet hat. die in einem Lokal in der Nähe des Brandenburger Tores geführt wurden. Man habe dem Minister »unmissverständlich gesagt. warum mussten dann die Ge- spräche »inoffiziell und vertraulich« geführt werden? Und warum wurde das Auswärtige Amt »vorab informiert«? 47 .« Das erklärt einiges. Hellmut Königshaus und Karl Addicks (beide FDP) und Detlef Dzembritzki (SPD). die nicht zu den bekanntesten des Hohen Hauses gehören. lasst das mal sein.vor allem Moslems. einem Hamas- Minister sagen. auf Vermittlung eines Freundes aus der deutscharabischen Gesellschaft. erfahren. sagte der SPD-Abge- ordnete. Doch zurück zur Hamas: Nachdem der Hamas-Minister für Flüchtlingsangelegenheiten. mit so viel Härte hatte er nicht gerechnet. während die beiden Freidemokraten eine gemeinsame Erklärung abgaben. mit drei MdBs zusammen. inoffizielles und vertrauliches Gespräch« ge- handelt. dem Irak und Nordafrika . konnte er ungehindert in die Bundes- republik einreisen. Atef Adwan. Was können drei Abgeordnete. es habe sich um »ein persönliches. das er noch nicht aus den offiziellen Verlaut- barungen der EU wüsste? »Also. Dafür enthält der letzte Satz der Erklärung eine relevante Enthüllung: »Das Auswärtige Amt war über das Gespräch vorab informiert.Somalia. in- offiziellen Gedankenaustausch« genutzt. Aus der Er- klärung der beiden Parlamentarier geht nicht hervor. Eigentlich sollte niemand etwas von den Unterhaltungen. das mit dem Terror könnt ihr nicht machen. ein Schengen-Visum von Schweden bekommen hatte. Wenn es aber nur darum ging. in der es unter anderem hieß. dass ein Gewaltverzicht. und so standen die drei Abgeordneten plötzlich unter Erklärungszwang. aber in Berlin sprechen sich diskrete Aktivitäten noch schneller herum als früher in Bonn. Er habe eine »spontane Möglichkeit« zu einem »privaten. dann gibt‘s wieder Kohle …« Da muss der Hamas-Mann ganz platt gewesen sein. das Einzige. ohne die Regierung damit zu kompromittieren. Weil das Ganze ein Versuchsballon war. Ich erkenne aber an.« Keiner der drei MdBs widersprach dieser Darstellung. und das waren gleich drei. mit dem Hamas-Mann zu reden. worüber sich die MdBs mit dem Hamas-Minister unterhalten hatten. Der Beirat der früher von Jürgen W. wenn ein Hamas-Minister Abgeordnete der Regierungskoalition trifft. der die Treffen ein- gefädelt hatte. das Wetter in Europa oder Joschka Fischers sukzes- sive Vielweiberei . dass »Israel in Palästina« steht. Insofern verurteile ich die Hamas nicht. dass die Palästinenser keine anderen nennens- werten Mittel außer Terror haben. Derweil kündigte der Beirat der Deutsch-Arabischen Ge- sellschaft an. nicht Palästina in Israel. Vermutlich so lange. um sich dagegen zu wehren. weil sie Mitglieder der Deutsch- Israelischen Gesellschaft (DIG) sind. Es kam nicht darauf an. über die Hamas zu reden. Man war sich offenbar einig. worauf es ankam. Man wollte sehen. er wolle »weitere Mitglieder der Hamas-Regierung nach Deutschland einladen«. mit einem Vertreter der Hamas zu reden. Die 48 . Welche Waffen haben denn die Palästin- enser. Im Falle der beiden FDP-Leute war das auch deswegen bemerkenswert. Möllemann geführten Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG). bis Israel nicht mehr in Palästina steht. wie die Öffentlichkeit reagiert. Israel steht in Palästina. was sie nicht davon abgehalten hat. die sich die Befreiung ganz Palästinas von den Zionisten zum Ziel gesetzt hat. dass die Bundesregierung die demokratisch legitimierte Hamas-Regierung auch so behandelt. war. Wir halten das Durchbrechen des Hamas-Regierungsboykotts für einen wesent- lichen Beitrag zum Nahost-Friedensprozess. machte aus seiner Freude über den Scoop kein Hehl: »Wir verlangen. um sich unter vertretbaren Verlusten zu wehren? Ich bin gegen Terrorattentate. dass die Palästinenser kaum andere nennenswerte Mittel haben. musste sich damit zufriedengeben. über Politik im Nahen Osten. Jeder Dammbruch fängt mit einem Haarriss an. Wer keine Gelegenheit hatte. Man kann dies als Appeasement verstehen. aber auch als Vorsorge für den Ernstfall. dass sie sich mit ihm getroffen hatten. man müsse »mit der demokratisch gewählten Hamas-Regierung« in den Palästinenser-Gebieten ver- handeln. Bei dieser Gelegenheit kritisierte Schröder auch die Politik der israelischen Regierung. 49 . denn Karikaturen sind dazu da. wie wir reagieren sollen«. der für die deutsche Wirtschaft im Nahen und Mittleren Osten tätig ist. Anlässlich seiner Er- nennung zum Ehrenvorsitzenden des Nah.« Auch Frau Beer überschritt in ihren Interviews alle Grenzen des Satzbaus und der Logik. der die Kids nur ausnutzen will. denn »das sind eben die Hände. um die Palästinenser nicht »in die Hände des Iran« zu treiben. dass es zeigt. würde zu weiteren Eskalationen bei- tragen«. aber »die Streichung der Mittel wäre genau der falsche Weg. weiter zahlen.grüne Europaabgeordnete Angelika Beer. Deren Pläne für eine »einseitige Grenz- ziehung« seien »nicht der richtige Weg« zu einer Lösung des Konflikts mit den Palästinensern. Man müsse »mit einer demokratisch gewählten Regierung reden« und brauche »ein wenig Geduld. sagte Schröder. dennoch war die Botschaft klar: Nur nicht provozieren. die sind überschritten worden. um mit der Hamas erst mal reden zu können und zu wollen«. um Eskalationen zu vermeiden. die sie ein wenig umständlich artikulierte: »Ich bin der Meinung. zu überprüfen. was Karikatur bedeutet und was sie provoziert. Wenn das nicht Appeasement ist. meldete sich aus Brüssel zu Wort. sie habe zwar »kein Patent- rezept. von der man lange nichts mehr gehört hatte. dann ist es Selbstentleibung im Zustand der Vollnüchternheit. um »vor Sanktionen gegen Palästina« zu warnen. dass die Bereitschaft in einer multi- kulturellen Welt. In einem anderen Interview erklärte sie. um zu provozieren. auch bei Journalisten. die wir nicht wollen«. Aber ich glaube.und Mittelostvereins in Berlin. Auch zum Karikaturenstreit hatte Frau Beer eine Meinung. dass wir die Pressefreiheit in Europa nicht einschränken sollten. sie bekommen das Zeug von mir als von einem. wo die Grenzen sind. Es dauerte nicht mehr lange bis sich auch Altkanzler Schröder für Gespräche mit der Hamas aussprach. Mit derselben Überlegung könnte ein Drogen- dealer seine Geschäfte mit einer Gang von Minderjährigen recht- fertigen: Es ist besser. das Präsident Abbas etablieren wollte. Sanktionen gegen das ebenfalls demokratisch ge- wählte Regime in Teheran zu erwägen. Schröders tiefer Griff in die Trickkiste der Geschäftsordnung des Bundestages. es sei denn. Nun ist der Vorschlag. Denn die Hamas sagt klar und deutlich. Extrem demokratisch war auch die Ablehnung eines Volksent- scheids über eine »Zwei-Staaten-Lösung«. war etwas anderes. Insofern haben Schröder und die Hamas ähnliche Vorstellungen von Demokratie - nur dass Schröder. sie durchzusetzen. so wie es ihre Art ist. man müsse mit der Hamas reden. den er Anfang 2005 in einem Interview mit der »Jüdischen Allgemeinen« gesagt hat: »Nie wieder darf es den Antisemiten gelingen. bewies sie gleich mit ihrer ersten Initiative. zu verletzen«? Es ist keine hypothetische Frage. als ihre frisch gewählten Abgeordneten das Ver- fassungsgericht ad acta legten. mit dem er seine Abwahl durchsetzen wollte. dass der Ölpreis auf über 100 Dollar pro Barrel steigen könnte. sogar als Kanzler. ihr distanziert euch jetzt von Israel oder wir drehen euch den Ölhahn zu?« Wie lange würde Schröder noch zu seinem Satz stehen. ist der Hinweis darauf. was Schröders Statement so pikant macht. um sich anschließend wieder wählen zu lassen. nicht die Macht hatte. dass die Hamas »demokratisch gewählt« wurde. zu bedrängen. Worum es Schröder bei seiner Ernennung zum Ehrenvor- sitzenden des Nah. Was die Hamas von der Demokratie hält. In einem solchen Fall wären »unabsehbare Folgen für die Weltwirtschaft zu erwarten«. er war auch dagegen. jüdische Bürger. war ebenfalls »demokratisch«. bis die Existenz Israels zur Disposition steht? Was würde passieren. wie es der Beirat der DIG getan hat. den Abbas durchführen wollte. mit der Hamas zu reden.und Mittelostvereins wirklich ging. was der Hamas nützt. er wird so begründet. Schröder verwies auf Schätzungen von Experten. nicht per se abwegig oder antiisraelisch. Womit wir bei der Frage aller Fragen angelangt wären: Wie hoch muss der Ölpreis steigen. nicht nur unseres Landes. wenn die Arabische Liga oder die OPEC eines Tages sagt: »Liebe Europäer. Er war nicht nur dafür. Sie könnte sich bald stellen. Demokratisch ist. was 50 . Er wäre nicht der Erste. der auch von einer deutschen Zeitung nach- gedruckt wurde. ebenso wie der iranische Präsident Ahmadinedschad. Verhandlungen worüber? Wie man fünf Millionen Zionisten zurück nach Europa schafft? Ob man Israel eine Frist setzen oder gleich mit der Dekonstruktion an- fangen soll? Was immer es sein könnte. »A World Without Zionism«. Nur die Europäer wollen es nicht wahrhaben. Ich wage sogar zu sagen. einander zu massakrieren. Auch das ist nicht neu. da diese der Schlüssel zu allen anderen Problemen ist. in Nordirland werden Katholiken nur noch Protestanten heiraten und umgekehrt. pflegen ihre Tagträume und freuen sich zwischendurch wie Hänsel und Gretel 51 .« Das glaube ich auch. Aber all das hält Frau Beer und Herrn Schröder und viele andere nicht davon ab. wird die ganze Welt be- friedet sein. Hanija wünscht sich. dass es in der Originalversion dieser Idee eine Welt ohne Juden sein sollte. denn: »Wir sind sicher. dass man die »jüdische Frage« vorrangig lösen muss. neu ist nur. die Sunniten und Schiiten werden aufhören. dass diese brutale Besatzung meines Volkes und meines Landes eines Tages enden wird und die Völker dieses Landes wieder in Frieden und Harmonie leben werden. Sobald Frieden in Palästina herrscht. der innerhalb der Hamas als »Pragmatiker« gilt. Schon möglich.sie möchte: den totalen Frieden. die UN werden ihre Truppen von allen Krisenherden abziehen. an seine eigenen Halluzinationen glaubt. Hanija und Ahmadinedschad meinen es ernst. die Reitermilizen in Darfour auf Kinderfahrräder umsteigen und die Türken die Armenier um Vergebung für den Genozid von 1915 bitten. Ver- handlungen mit der Hamas zu fordern. die Russen werden Wellness- reisen nach Tschetschenien anbieten. schreibt der palästinensische Ministerpräsident Ismail Hanija.com«. dass Ismail Hanija. der davon überzeugt ist. das palästinensische Volk sehe »mit Hoffnung und Optimismus in die Zukunft«. In einem Artikel für das Internetmagazin »Palestine- Chronicle. Der Wolf und das Schaf werden sich das gleiche Gehege teilen. dass der Frieden in Palästina sich dann über die ganze Welt ausbreiten wird und eine neue Ära des Friedens beginnen wird. Bei dem Anschlag in Dahab waren zwei Franzosen leicht verletzt worden. dass er sich sofort lobend über »diese bedeutende Entwicklung in der Außenpolitik der Hamas« äußerte. Von der Stellungnahme war der französische Außenminister so angetan. 52 .über ein gutes Wort von der Hexe. Nach dem Terroranschlag im ägyptischen Badeort Dahab am Roten Meer im April 2006 mit zwei Dutzend Toten und fast 100 Verletzten verurteilte ein Sprecher der Hamas das Blutbad als einen »Angriff gegen alle menschlichen Werte«. Das Volk darf zwar wählen. alle anderen reagieren nur und werden von ihm vor- geführt. aber es würde einen nicht wirklich wundern. der zwar »korrupt ist und zahlreiche Hinrichtungen und Mordattentate gegen politische Widersacher zu verantworten hat«. Norbert Blüm. Wenn Ahmadinedschad dann nach Aachen kommt. Fast jeden Tag lässt er sich etwas Neues einfallen.« Die besten Chancen auf einen Sieg hätte Haschemi Rafsandschani.« Seit er zum Präsidenten der Islamischen Republik gewählt wurde. . Franz Josef Strauß.»für seine einzigartige Begabung. Er hingegen bleibt ganz ruhig und plant schon die nächste Provokation. Spannung und Entspannung Der Aachener Karnevalsverein verleiht seit 1950 jedes Jahr den »Orden wider den tierischen Ernst«. Sport und Spiel. Edmund Stoiber und Friedrich Merz »für seine Anregung. einfache Lösungen für komplexe Probleme anzubieten« und »seinen unbändigen Spaß an der Provokation«. Kurz vor den iranischen Präsidentschaftswahlen schrieb der Iranexperte der »taz«. die Deutschen zu lieben. die Probleme der Nation zu erklären«). wenn die Aachener den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zum Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst 2007 ernennen würden . die Europäer und die Deutschen auf die Palme treibt. die Steuererklärung auf einem Bierdeckel zu machen«. (»dank seiner einfachen kölschen Art. eine Analyse der Lage. wird er auch eine Dankesrede halten: »Wie ich es lernte. So legt er die Themen fest und bestimmt das Tempo der Partie. die der von Ultrakonservativen besetzte ›Wächterrat‹ zugelassen hat. Ephraim Kishon. die er mit den Worten begann: »Die Wahlen im Iran sind eine Farce. Bahman Nirumand. aber nur jene Kandidaten. Zu den Preisträgern gehören unter anderem Konrad Adenauer. Kurzum: Er agiert. Und alle anderen auch. hält der einfache Mann aus dem Volke die ganze Welt in Atem. das die Amis. Der Preisträger für die kommende Karnevalsaison steht noch nicht fest. mit der er seinen »bildhaften Humor« bewiesen habe. um zum Ritter geschlagen zu werden. dennoch von vielen. sondern zwischen arm und reich«. die Studentenaufstände blutig niedergeschlagen. die ich nicht mehr 54 . ihre eigene. den Sieg davon- tragen wird. Vierzig Prozent der Iraner lebten unterhalb der Armutsgrenze. das Ergebnis. dass Ahmadinedschad gewählt wurde. Nachdem der amerikanische Präsident in einem Interview erklärt hatte. hätten die Europäer die Forderung der iranischen »Reformer« unterstützen sollen. so gut wie alle Reformzeitungen geschlossen. Sie hätten zu- gesehen. so Nirumand. warum Europa im Iran »eine Chance vertan« hat.« Kurz nach den Wahlen kommentierte der Iranexperte der »Süd- deutschen«. dann im zweiten Wahlgang. Was immer die Iraner machten. schuld waren die Amis und die Europäer. wenn nicht im ersten. denn. Statt vom Iran einen Ver- zicht auf die Urananreicherung zu verlangen. Es sei »keineswegs über- raschend«. Kermani kritisierte auch die Haltung der Europäer gegenüber dem Iran. Navid Kermani. für die meisten Iraker »war das weniger eine Wahl zwischen Reformern und Konservativen. Wenig später erklärte Bahman Nirumand in der »taz«. er wolle die Anwendung von Gewalt gegen den Iran nicht von vornherein ausschließen. dass er. dies wäre eine »Alternative zum unnachgiebigen und kriegerischen Kurs Washingtons« gewesen. und »nichts davon hat zu hörbarem Protest in Europas Außenministeri- en geführt oder die Europäer dazu bewegt. Außenminister Fischer sagte: »Eine mili- tärische Option wird eine Eskalation auslösen. »die gesamte Region zu einer atomwaffenfreien Zone zu erklären«. auf Annähe- rung ausgerichtete Iranpolitik zu überdenken«. ihr Recht. weil sie den Amis nicht widersprachen. Nur die Iraner konnten nix dafür. »Es wird allgemein damit gerechnet. tausende Dissidenten verhaftet« hätten. weil die anderen Kandidaten noch schlimmer wären. Rafsandschani da- gegen wäre der »reichste Mann des Landes«. Damit war der Kurs vorgegeben. bezeichnete Kanzler Schröder eine »mili- tärische Option« zur Verhinderung einer iranischen Atombombe als »hochgradig gefährlich«. die »Atomtechnologie weiterzuentwickeln« steht »juristisch betrachtet außerhalb jeden Zweifels«. »wie die Konservativen … das Ruder an sich gerissen.als »das kleinere Übel« gesehen wird. auf dem bewährten »No blood for oil«-Ticket wiedergewählt zu werden. man dürfe die Worte des Iraners nicht zu ernst nehmen. das sagt. Friedbert Pflüger erklärte: »Ein Land. Nur einer sprang dem bedrängten iranischen Präsidenten zur Seite: der in solchen Fällen stets einsatzbereite Direktor des Hamburger Orient-Instituts Udo Steinbach. denn es dauerte nicht lange und der iranische Präsident warf den Europäern wieder einen Knochen zu. Sie berichtete von »an- geblichen Drohungen« des iranischen Präsidenten gegen Israel. Außenpolitiker von Union und SPD forderten harte Reaktionen auf die Drohungen des iranischen Präsidenten. Auf einer Konferenz in Teheran (»The World Without Zionism«) forderte der iranische Präsident unter Berufung auf Ajatollah Ruholla Chomeini die Auflösung des Judenstaates: »Wie der Imam sagte. er wäre außenpolitisch noch »völlig unerfahren«.« Es war Wahlkampf und sowohl Fischer wie Schröder hofften.« Auch den Freunden Israels versprach er nichts Gutes: »Jeder.für kontrollierbar halte. es will ein anderes Land vernichten.« Die Welt war schockiert und verurteilte die Völkermordfantasien des iranischen Präsidenten. sondern die Frage. Immerhin: Die Bundesregierung war »not amused« und bestellte den iranischen Geschäftsträger in Berlin ins Außenamt ein. der Israel an- erkennt. Für die Bundesregierung erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes: »Sollten diese Äußerungen tat- sächlich gefallen sein. nahm aber das »angeblich« nach nur drei Tagen aus dem Programm. wird im Zornesfeuer der islamischen Nation verbrennen. muss Israel von der Landkarte getilgt werden. kann kein Partner der Europäischen Union und Deutschlands sein.Auch Bahman Nirumand. Er meinte. . ob Ahmadinedschad es wirklich so gesagt hatte. der diplomatische Protest sei nur der Anfang. in den sie sich verbeißen sollten. wie man sie verhindert. der eben noch 55 . sind sie völlig inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen.« Auch die »tagesschau« hatte subtile Zweifel. In Teheran musste diese Umkehr der Prioritäten eine große Heiterkeit ausgelöst haben. Nicht die iranische Atombombe war also das Problem.« Auch Gernot Erler forderte im Namen der SPD ein »härteres Vorgehen« gegen den Iran. wo ihm eine Protestnote überreicht wurde. Wie »unerfahren« Ahmadinedschad auch sein mag.« Das Problem werde sich von selbst erledigen. konnte sich Ahmadinedschads Ausfälle nur mit der mangelnden politischen Er- fahrung des 49-jährigen Fachmanns für Verkehrsplanung erklären: »Ich nehme an. von diesem Europa hatte er nichts zu befürchten. das einen Knallfrosch in der Wohnküche gezündet hatte. Denn Europa. Schritten und Sanktionen. Er hat mit bewundernswerter Ziel- genauigkeit genau die Stelle gefunden.« Derweil saß der iranische Präsident in seiner bescheiden möblierten Residenz und freute sich wie ein Kind. Man müsse das Problem an seiner historischen Wurzel packen. das zweimal im Laufe des letzten Jahrhunderts aus dem Dreck gerettet werden musste. Der österreichische Kanzler sprach von einer »un- geheuerlichen Entgleisung«. warnten aber vor übereilten Entscheidungen. Alle sprachen von der Not- wendigkeit von Maßnahmen. Europa war inzwischen aus einer kurzen Schockstarre aufgewacht und im Begriff. der deutsche Außenminister sagte. sich mit der neuen Situation zu arrangieren. auch das Dritte Reich habe sich in nur zwölf Jahren erledigt. Deutschland und Österreich sollten »eine. die sich als kontraproduktiv 56 . sein politischer Instinkt funktioniert. solche Äußerungen machten Verhandlungen über das iranische Atomprogramm »nicht einfacher«. damit ein jüdischer Staat dort entstehen könne. »Das Regime wird in zehn Jahren verschwunden sein. hätten Steinbach und Nirumand ständig schwere Verdauungsprobleme.einen Wahlsieg Rafsandschanis vorhergesagt hatte. Er wusste. das heldenhafte alte Europa. an der die Europäer am empfindlichsten sind: ihre eigene Geschichte. die Rivalen Ahmadinedschads haben ihn aufs Glatt- eis geführt. Frankreichs Staatspräsident zeigte sich »empört«. der britische Außenminister wiederholte die Standardformel: »Vollkommen inakzeptabel.« Es fehlte bloß der Hinweis. Und wieder reagierten die europäischen Politiker wie aufgescheuchte Hühner. in den es sich selbst geritten hatte. Ahmadinedschad forderte die Verlegung Israels nach Europa. wo die Juden hingehören. zwei oder egal wie viele ihrer Provinzen« abgeben. Wenn Experten ihre Worte wiederkäuen müssten. wenn sich ein Wolf ihrem Gehege nähert. »wieder über die ganze Welt wandern zu müssen. was passieren würde. dass der Mann untragbar ist.erweisen könnten. Alle Kommentatoren taten so. wie es ihm passt. Wie klar. dass es möglicherweise doch nicht zehn Jahre dauern würde. »Nach der jüngsten Propaganda-Attacke wächst die Gefahr eines israelischen Militärschlags«. um von den Europäern ernst genommen zu werden? »Der Westen verliert die Geduld mit dem Iran«. wenn dieser Wurmfortsatz aus der Region und der moslemischen Welt entfernt worden ist«. dass sie bereits seinen Sturz vorbereiten. als wäre über Nacht eine neue. Denn wer könnte besser als er die Welt psychologisch auf einen möglichen militärischen Angriff auf den Iran vorbereiten?« Und er orakelte. was für einen starken Eindruck die westliche Drohung im Iran hinterlassen haben muss: »Ahmadinedschad droht mit Ende des 57 . legten die Israelis schon den Finger an den Abzug. wenn sowohl der Iran wie Israel Atomwaffen einsetzen würden: »In Israel würde nichts übrig bleiben. eindeutig und unmissverständlich muss einer seine Mordpläne verkünden. und unternahmen nichts. bis sich das Problem erledigt habe: »Die Konservativen … haben längst gemerkt. und 2001 erklärt. Gerüchte besagen. Sie lassen ihn ins Messer laufen. titelte die »Welt« auf Seite 1 Mitte Januar 2006. während die moslemische Welt nur einen Schaden erleiden würde. Ein Hinweis der Israelis auf das eigene militärische Potenzial und die Versicherung: »Es wird keine zweite Endlösung geben« veranlassten »FOCUS ONLINE« zu der Überschrift: »Israel droht Iran mit Selbstverteidigung«. Langsam rückte der Iran als Gefahrenquelle in den Hintergrund und Israel nach vorne.« Die Juden sollten sich schon mal darauf einstellen. der legt sich jede Wirklichkeit so zurecht. Vier Tage später erfuhren die Leser. Während die Iraner nur mal kurz auf die Pauke gehauen hatten. Bahman Nirumand kommentierte: »Gäbe es den iranischen Präsidenten Ahmadine- dschad nicht. müssten ihn Israel und die USA erfinden. völlig un- gewohnte Situation eingetreten. Dabei hatte Haschemi Rafsan- dschani schon 1988 gesagt. hieß es in der »taz«.« Wer über ein so brisantes Geheimwissen wie Nirumand verfügt. die Islamische Republik müsse sich »natürlich atomar bewaffnen«. Sonst hatte Fatima keinen Wunsch.« Zugleich sah man in den Zeitungen das Bild einer von Kopf bis Fuß schwarz gekleideten Iranerin. Nirumand fühlte aber auch diesmal den Sand unter dem Pflaster knistern und schrieb: »Die Drohkulisse gegen Iran hat dazu geführt. verlautbarte. Das war eine klare Warnung. aber keine Drohung. Dennoch schrieben die »taz« und die »Süddeutsche Zeitung« gleichlautend: »Israel droht Teheran mit Militärschlag«. die Geheimwaffe der Grünen. das jüdische Volk aus- zulöschen: Sie haben nur Zerstörung über ihr eigenes Volk ge- bracht«. die iranische Zivilgesellschaft müsse weiter gestärkt werden. Claudia Roth. Dachten die Westler noch über Sanktionen nach. es führe »kein Weg an Diplomatie vorbei. nachdem der israelische Ver- teidigungsminister dem iranischen Präsidenten empfohlen hatte. Mal trieb er sie vor sich her. einen Blick in die Geschichte zu werfen. um zu sehen. obwohl sie diese mehrheit- lich ablehnt.« Worauf der deutsche Außen- minister entschieden vor »einer Militarisierung des Denkens« warnte und empfahl.von 58 . während der »Tagesspiegel« sich nicht definitiv festlegen wollte: »Israel droht Teheran mit Gewalt«. um den Mullahs den politischen Nährboden zu entziehen«. dass die Bevölkerung sich mehr und mehr mit den Forderungen der Regierung Ahmadinedschad solidarisiert. »die diplomatischen Lösungen nach Kräften (zu) nutzen und aus(zu)schöpfen«. die versuchen. Kurz vorher hatten iranische Fachleute die Siegel von Atomanlagen entfernt. Wie dies . Der unerfahrene Amateurpolitiker Ahmadinedschad spielte mit den Politprofis der Welt Katz und Maus. Das war. »was mit Tyrannen wie ihnen passiert. die auch Bahman Nirumand hätte verstehen können: Ihr habt es schon öfter versucht. die ein Schild in den Händen hielt: »nuclear energy is our obvious right«. war er schon einen Schritt weiter: »Die islamischen Staaten sollten ihr wirtschaftliches Potenzial nutzen. versucht es lieber nicht noch einmal. für dessen Erfüllung sie ihr Leben hinzu- geben bereit war. in denen Uran angereichert werden kann. mal rannte er ihnen davon. und sie ent- hielt eine Botschaft. um den Feinden die Hände abzuhacken.›Weltfriedens‹«. wird eine zweite multinationale Kommission sich eine ent- sprechende Bestrafung für die Deutschen überlegen müssen«. »Wir müssen ein Verhandlungsergebnis erzielen. Es war.Deutschland aus . Kinder.« Zu diesem Zeitpunkt. Ende Januar 2006. je absurder sich der Iran benahm. den Iran anzugreifen. dass der Gedanke im Raum schwebte wie der Duft von Kardamon in einem orientalischen Kaffeehaus. Ahmadinedschad sei ein bezahlter Agent der Israelis und/oder der Amerikaner. bekannt. als dessen Präsident Ahmadinedschad selbst. So wurde mit jeder Verlegenheitsphrase die Drohkulisse dem Iran gegenüber täglich größer und größer. die Spielstunde ist vorbei. ab in die Heia. umso mehr nahm das Verständnis 59 . sagte Mohammed Ali Ramin.geschehen sollte. »wissenschaftlicher Berater« des Präsidenten. »Falls diese Kommission tatsächlich herausfindet. hatte man im Iran längst ein ganzes Programm zur nationalen Genesung ausgearbeitet. Und Katajun Amirpur fragte in der »taz« nach: »Warum reagiert dann der Westen so panisch?« Ihre Antwort wies in die bekannte Richtung: »Vielleicht. eben noch wegen der Äußerungen Ahmadinedschads zu Israel ganz außer sich. trat Katajun Amirpur auf die Notbremse. der zehn Jahre in Deutschland gelebt und studiert hatte. als hätten alle einen Joint zu viel geraucht. wollte sie freilich nicht verraten. Und niemand stand auf und sagte: »Genug geblödelt. den Iran zu demütigen.« Nur einen Lidschlag entfernt von der Vermutung. Der britische Außenminister Straw. dass die Deutschen sechs Millionen Juden ermordet haben. Zunächst sollte eine internationale »Holocaust-Konferenz« statt- finden. gab Mohammed Ali Ramin. was man ohnehin schon längst vorhatte. weil man einen neuen Buhmann braucht? Mit Ahmadinedschad kann man jedenfalls eine Drohkulisse aufbauen . schlug einen versöhn- lichen Ton an und warnte davor. das es beiden Seiten erlaubt.um dann umzusetzen.« Im Gegenteil. mit erhobenem Kopf und nicht erniedrigt aus den Ge- sprächen zu kommen. Und man muss sagen: Niemand könnte den Israelis oder den Amerikanern derzeit einen besseren Vorwand liefern. dann eine »Wahrheitsfindungskommission« ihre Arbeit auf- nehmen. Es reichte. dass sie diese Signale »törichterweise als Beleg für iranische Atomwaffenambitionen werteten«. sie wollten nur ihre Cafés mit atombetriebenen Kaffeemaschinen ausrüsten. hatten sich den Blick auf die Wirklichkeit nicht nehmen lassen. die gegen Israel ge- richteten Gebärden »vor allem innenpolitisch motiviert« und tadelte westliche Politiker dafür. freute sich der ehemalige Chef der Atomverhandlungskommission. die müsse »vom Tisch«. die Iraner hatten keine »Atomwaffenambitionen«. ein umfassendes Programm zur Herstellung des vollständigen atomaren Brennstoffkreislaufs durchzuführen. der es wissen musste. Derweil gab der ehemalige Chef der iranischen Atomverhandlungsdelegation be- kannt. die Kontakte zu Pakistan hatten. »Der Westen provoziert den Iran.für seine Politik zu. befand Andreas Zumach in der »taz«. unter ihnen Maryam Rajavi. Acht Jahre westlicher Konzessionen. Nur ein paar Exiliraner. »Wir haben viel Zeit gewonnen«. nannte Ahmadinedschads Äußerungen zum Holocaust »dümmlich«. den Westen vor »Appeasement« gewarnt und dazu aufgerufen hatte. sondern ihre natürliche Folge. Erst im Jahre 2003 sei die Internationale Atomenergie Agentur dem Iran auf die Schliche gekommen und habe die vollständige Offenlegung des Atomprogramms verlangt. einer Koalition aus Oppositionsgruppen im Exil. Nein. Das Material und das Knowhow habe man sich auf dem Schwarzmarkt besorgt.« Der damalige SPD-Vorsitzende Platzeck lehnte jede Diskussion über eine militärische Option ab. über Zwischenhändler. um den ver- meintlich ›gemäßigten‹ früheren Präsidenten Mohammed Chatami 60 . warnte ein Sprecher der SPD-Fraktion: »Eine Militarisierung der deutschen Außenpolitik ist der falsche Weg und mit der SPD in der großen Koalition nicht zu machen. der Iran habe schon in den achtziger Jahren damit begonnen. So viel entwaffnende Ehrlich- keit von einem. die Präsidentin des Nationalen Wider- standsrates. statt zu deeskalieren«. »Krieg ist nicht die Alternative zur Nachgiebigkeit. machte auf die Anhänger der Deeskalationstheorie keinen Eindruck. »den Anfängen zu wehren«. Nachdem Kanzlerin Merkel bei der Münchener Sicherheits- konferenz Anfang Februar endlich Klartext geredet. die mein Land beherrschen. Nun müsse gehandelt werden. »trotzdem bietet sich da die Chance. 70 Jahre später. 70 Jahre nachdem das Appeasement der Welt gegenüber einem Tyrannen zum Krieg geführt hat. haben Chameini die Gelegenheit gegeben. 1936 war die Welt zu Gast bei einem Diktator. wollte man von solchen Analogien nichts wissen. muss die Welt sich mit den religiösen Faschisten. wenn Ahmadinedschad kommt«. die dem Iran den direkten Zugriff auf Atomwaffen … verwehrten«.und dazu gibt es einfach keine Alternative. was passieren würde. um zu verhindern. dass sie aus der Vergangenheit gelernt haben und nicht nur um die Holocausttoten der Vergangenheit trauern. den Dialog fortzuführen . Wäre das nicht eine großartige Gelegenheit für Deutschland und die Deutschen gewesen. in der SPD-Fraktion für Innenpolitik zu- ständig. sicher ein großes Problem für uns. sondern jedem die rote Karte zeigen.zu stärken. Werner Thissen. die extremsten Fraktionen an die Macht zu bringen und alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. »Heute. versprach Schäuble. der ganzen Welt zu beweisen. der mit einen neuen Holocaust liebäugelt? Stattdessen kam es zu einer wochenlangen absurden Debatte darüber. meinte Wolfgang Schäuble am Rande einer Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll zum Thema »Fußball unterm Hakenkreuz«. 2006. sagte der Erzbischof von Hamburg. wegen seiner unmöglichen Äußerungen. einen Besuch des iranischen 61 . gab das Oberhaupt einer Diktatur seine Absicht bekannt. wenn Ahmadinedschad tatsächlich zur WM kommen sollte.»Die Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung« -.« Falls der iranische Präsident wirklich kommen sollte. zu der Fußball-WM nach Deutschland zu kommen. schreibt Maryam Rajavi. werde er »ihn auf seine Äußerungen an- sprechen«. wir sollten gute Gastgeber sein.« .»Er kann natürlich zu den Spielen kommen«. wo man aus jedem nichtigen An- lass »Nie wieder 33!« und »Wehret den Anfängen!« ruft und mit Vor- liebe einen Satz aus dem Talmud zitiert . auseinandersetzen.« Doch gerade in Deutschland. dass 2006 das 1936 unserer Generation wird. »Es ist. sah ebenfalls keine Chance. Dieter Wiefelspütz. »mein Rat ist. verstrich unbeachtet. Auch die Umweltorganisation Greenpeace Deutschland erklärte sich mit dem Iran solidarisch. dass die Iraner schon in der ersten Runde rausfliegen. es war der erste direkte Kontakt seit dem Ab- bruch der diplomatischen Beziehungen 1979. was ihm später Ärger bereitet. »Es wäre dringend notwendig. sofort gegen die USA einzuschreiten. die Urananreicherung zu stoppen. die gebührend gefeiert wurde.Präsidenten bei der Fußball-WM zu verhindern. gab der Iran bekannt. Der Sicherheitsrat sollte nichts tun. sein Land schere sich »einen Dreck« um UN-Resolutionen. man habe Uran für Kernkraftwerke erfolgreich angereichert. Eine Sensation. »Wir können die Tür nicht zumachen. »dass sich die Dinge sportlich regeln«. ging Teheran wieder in die Offensive und ließ durch den Sprecher des Außenministeriums erklären: »Eine Intervention des Sicherheitsrates wäre ein Schritt von der Ko- operation zur Konfrontation. sagte die Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland. womit niemand gerechnet hatte: Ahmadinedschad schrieb einen achtzehn Seiten langen Brief an George W Bush. Während der Sicherheitsrat sich noch immer nicht über eine Resolution einigen konnte. dass Deutschland die US-Regierung endlich öffentlich dazu drängt.« Er hoffe. Eine Frist des UN-Sicherheitsrates. Amerika müsse von seinen Drohungen einer militärischen Intervention gegen den Iran abgebracht werden. soll heißen. dass in dem Brief nichts stand außer den bekannten 62 . Ahmadinedschad erklärte. stellte sich heraus. die Islamische Republik werde »mit niemandem über ihr absolutes Recht auf Nutzung der zivilen Atomtechnologie verhandeln«.« Und dann. passierte etwas. ihrer Verpflichtung aus dem Nichtverbreitungsvertrag nachzukommen und selbst atomar abzurüsten«. Die Welt hielt den Atem an. Als nach zwei Tagen eine englische Übersetzung vorlag. wenn er anklopft. Während Schäuble und Wiefelspütz stellvertretend für die politische Klasse ihre Ohnmacht bekundeten. Anfang Mai. Westliche Atomstaaten müssten glaubwürdig handeln und ihre eigenen Atomwaffenarsenale ab- bauen. Zugleich forderte Teheran die UN auf. Und Bahman Nirumand fand endlich den »Schlüssel zur Lösung des iranischen Atomkonflikts«.« Ahmadinedschad hatte es wieder einmal geschafft. Er gab den Ton und das Tempo an. Und so ging es weiter. die Gründung Israels sei widerrechtlich erfolgt und der Krieg im Irak mit Lügen begründet worden. Es war ein Spiel auf Zeit. »Nichts könnte gefährlicher sein als der Eindruck in großen Teilen der islamischen Welt. Auch wer ihn nicht mochte. dem alle entgegen- kommenden Autos im letzten Moment ausweichen. das Thema statt im Sicherheitsrat lieber bei der Inter- nationalen Atomenergie Agentur zu behandeln. Mal stellte sich der Iran stur. Der kleine Schönheitsfehler dieser Idee lag freilich darin. mit dem die NATO auf den 63 . Iran sollte das Recht »auf Urananreicherung auf niedriger Ebene und unter verschärfter Kontrolle zugestanden« werden. dass Teheran sie nicht zur Kenntnis nahm.Phrasen. September seien mit Hilfe von Geheimdiensten durchgeführt worden. einmal mehr. mal gab er sich konziliant und machte von sich aus Vorschläge. Die Welt atmete tief durch und der außen- politisch völlig unerfahrene Experte für Verkehrsplanung freute sich wie ein Geisterfahrer auf der Autobahn. Der Liberalismus und die Demokratie west- lichen Stils hätten versagt. ihn für dieses Kunststück zu bewundern. Banalitäten und Plattitüden zur Lage der Welt. Originell waren nur Ermahnungen. die Anschläge vom 11. gespickt mit Zitaten aus dem Koran. damit »würde man Radikal- islamisten vom Schlage eines Ahmadinedschad den Wind aus den Segeln nehmen«. wie zum Bei- spiel den. konnte nach diesem Scoop nicht umhin. jede Provokation zu unterlassen.« Altkanzler Helmut Schmidt. Und: »Schon die Drohung mit der atomaren Option erhöht die Ge- fahr einer Ausbreitung von Atomwaffen. dass repressive und grausame Regierungen nicht über- leben. Es ging. die Ahmadinedschad an die Adresse der USA richtete: »Die Geschichte lehrt uns. der Westen betreibe eine antiislamische Politik«. warnte der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher. darum. denn derweil wurde die Arbeit an der Urananreicherung fort- gesetzt. einer der treibenden Köpfe hinter dem »Doppelbeschluss« von 1979. wie »wir mit dem Iran umgehen« sollten. um das atomare »Gleichgewicht des Schreckens« wieder herzustellen. hieß es. wo Schmidt einen großen Teil seiner Zeit verbringt. das Problem mit einer europäischen Initiative zu lösen. März beschlossen die EU- Außenminister ein europaweites Einreiseverbot für Lukaschenko und 30 Spitzenfunktionäre des Landes. Helmut Schmidt hatte keinen Grund zur Besorgnis und antwortete deswegen auf die Frage. Seltsam an dieser formaljuristisch sicher korrekten Argumentation war nur.Einmarsch der Russen in Afghanistan reagierte und kräftig nach- rüstete. wie gelassen man reagieren sollte. schickte er einen seiner zehn Vertreter. Alexander Lukaschenko. passierte. war vollkommen friedlich. war ebenfalls der Meinung. war die bange Frage. Ein Staatsoberhaupt. unkontrollierten Temperament und seinen aggressiven Reden«. ihm die Einreise zu verbieten. brauche kein Visum. Die Lage am Brahmsee. Die iranische Atompolitik bedeute »keine akute Bedrohung des Friedens«. dass diesmal nicht einmal der Versuch unternommen wurde. Statt selber zur WM zu kommen.« Was blieb. es gebe keine Handhabe. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete. er hatte keinem Land mit Vernichtung gedroht. falls Ahmadinedschad mit seinem »ungezügelten Temperament« zur WM anreisen sollte. niemand verlangte. folgendermaßen: »Wir sollten gelassener sein. und insbesondere Washington sollte sich zurücknehmen. Als Reaktion auf die Präsidentenwahlen vom 19. Und schon passierte es. wie das zur gleichen Zeit gegenüber dem Staatsoberhaupt von Weißrussland. gefährlich sei allenfalls Ahmadine- dschad »mit seinem ungezügelten. sie wollten nur spielen. den weitgehend machtlosen und unbekannten Mohammed Aliabadi. darunter der Justizminister und Mitglieder der Wahlkommission. der Besuch sei »parteiüber- greifend als Chance für eine Entspannung der belasteten Be- 64 . man sollte die Iraner lassen. Schleswig-Holstein sollte von der Landkarte getilgt werden oder schlug eine Umsiedlung der Einwohner vom Nord-Ostsee-Kanal an den Suezkanal vor. Dabei soll Lukaschenko nur die Wahlen ein wenig manipuliert haben. War das sein Fehler? Ahmadinedschad war smarter. spürte Schmetterlinge im Bauch. retroaktiven Mut zu beweisen. den Bütikofers Parteifreunde Trittin und Kuhn kurz vorher von sich gegeben hatten. Ruprecht Polenz (CDU). den er Aliabadi für die Heimreise mitgeben wollte: »Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit. Auf einer Demo in Leipzig. wie es sich der Sicherheitsexperte der SPD-Fraktion. 65 . gewünscht hatte: auf die sportliche Art.« Der SPD-Fraktionsvize Walter Kolbow dachte schon über den Proviant nach. wo die iranische Elf gegen die angolanische Aus- wahl spielte. Ganz zum Schluss ergriff der Chef der Grünen. sollte man sie nutzen … Die Parallelität der sportlichen und politischen Präsenz ist eine Gelegenheit.« Und der neueste Außenexperte der Grünen. und die Frage. ohne freilich auf den Stuss einzugehen. nannte er den iranischen Präsidenten einen »Islamofaschisten«. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. Außerdem stand zu diesem Zeitpunkt schon fest.ziehungen begrüßt worden«. »Der Besuch ist eines der Signale der Entspannung. ob man einen Holocaustleugner. nach Teheran Signale zu senden. das Berliner Holocaustmahnmal zu besuchen? Hatte er Angela Merkel auf einen Drink in die Paris Bar eingeladen? Hatte er ein Exemplar des Tagebuchs von Anne Frank in Farsi bei sich? Dann klärten sich die Dinge so. Parteiübergreifend bedeutete in diesem Fall: Sprecher von CDU. SPD und Grünen wollten die Chance nutzen. die Gelegenheit. sagte: »Wenn sich informelle Kontakte am Rande der WM ergeben. konnte unentschieden zu den Akten gelegt werden. in dem die Mullahs das Sagen haben. Dieter Wiefelspütz. Die Vorsehung meinte es wieder einmal gut mit den Deutschen. Reinhard Bütikofer. Jürgen Trittin. Juden- hasser und Völkermordankündiger willkommen heißen muss.« Und was waren die anderen? Hatte Aliabadi den Wunsch geäußert. den Sport mit der Politik zu verbinden und (Aliabadi) das eine oder andere mit auf den Weg zu geben. nur weil er der Repräsentant eines Landes ist. Nur der bayerische Ministerpräsident Stoiber und sein Innen- minister Beckstein hatten sich eindeutig verhalten und den iranischen Präsidenten von Anfang an zur Persona non grata erklärt. Die Iraner flogen schon in der Vorrunde aus dem Turnier. dem Iran den kleinen Finger als Appetizer zu reichen. dass die Iraner nachhause reisen und Ahmadinedschad nicht nach Deutschland kommen würde. Nach etlichen Kompromissangeboten und Fristen.und Mausspiel in die nächste Runde. Auch auf der großen Bühne ging das Schattenboxen weiter.« Der iranische Atomchefunterhändler Ali Laridschani hatte kurz- fristig ein Treffen mit dem EU-Außenminister Javier Solana ab- gesagt. das niemand mehr weh tat . So konnte Bütikofer noch ein Tor ehrenhalber schießen. signalisierte der Iraner »weitere Verhandlungsbereitschaft« und die Europäer vernahmen »positive Signale«. So ging das Katz. weil er es empörend fand. und ein halbes Jahr. Die Maus fletschte die Zähne und die Katze zog die Krallen ein. meldete die dpa Anfang Juli: »EU drängt Iran zu rascher Antwort. dass die Vorsitzende des »Nationalen Widerstandsrats« des Iran eine Pressekonferenz im Europaparlament in Straßburg geben durfte. die der Iran souverän verstreichen ließ. 66 . der Westen würde »die Geduld mit dem Iran« verlieren. nachdem die »Welt« gemeldet hatte. Als das Treffen unter Druck der EU wenig später doch stattfand.am wenigsten ihm selbst. Oma war eine Nervensäge. sie hatte aber auch Manieren. aber ein harmloser Mensch. wenig später auch in Dijon. um umgehend Empathie mit dem Täter.« Der Satz reichte. die sich bald über große Teile des Landes ausbreiteten. das war mal die Oma aus Schlesien. Wer einen »Migrationshintergrund« hat. Gesetz und Ordnung reicht der Hinweis auf den »Migrationshintergrund« gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit. Nie wäre sie auf die Idee gekommen. Kritik am Verhalten des Opfers (»Ein Provokateur. der sich nach etwas sehnte. War sie schlecht gelaunt. Rouen. Kindergärten und Geschäfte angezündet. die sich auf der Flucht vor der Polizei in einem Transformatorenhäuschen ver- steckten und dabei tödliche Stromschläge erlitten. zum Beispiel wenn er einen Filmemacher auf offener Straße abschlachtet. der braucht nur noch in ganz extremen Fällen einen Anwalt. Sie saß den ganzen Tag in der Küche rum und ver- breitete Schuldgefühle. Auslöser war der Tod zweier Jugendlicher. Heute dagegen bedeutet »Migrationshintergrund« eine Art Frei- fahrtschein für alle Fälle. Bei minderen Vergehen gegen Recht. Daraufhin brannte es zuerst in Clichy-sous-Bois. Nacht für Nacht wurden hunderte von Autos abgebrannt. weil sie selbst als Kind Haus und Hof verlassen musste. Einer ihrer Lieblingssätze war: »Das macht man nicht. dass sie uns so hassen? Diese Frage war es. um sich im Leben zurechtzufinden. besser und sauberer war. das Essen aus dem Fenster zu werfen oder ihre Enkel zu schlagen. nachdem Ende Oktober 2005 in dem Pariser Vorort Clichy-sous- Bois Unruhen ausbrachen. dann in den »Banlieues« rund um Paris. die in ganz Frankreich diskutiert wurde. Denn Oma hatte zwar einen »Migrationshintergrund«. der vor nichts und niemand Respekt hatte«) und die bewährte Frage zu evozieren: Was tun wir ihnen an. Schulen. Frankreich hatte . das es nicht mehr gab. War sie dagegen guter Laune.»Ausländer bevorzugen Schulen ohne Ausländer« Was heute der »Migrationshintergrund« ist. erzählte sie Geschichten von früher: dass in Ratibor alles schöner. schaute sie stumm aus dem Fenster. Le Havre und Marseille. die ihr Quartier in Paris aufgeschlagen hatten. das Vereinsleben zu stärken und Beratungsstellen zur Stabilisierung des sozialen Gefüges einzurichten. was die Institutionen des Staates symbolisiert«. die so viel Geschick beweisen. Die Jugendlichen. In einer grotesken Umkehr von Ursache und Wirkung wurde Sarkozy für die Unruhen verantwortlich gemacht. so konnte man es überall lesen und hören.seine »Intifada«. weswegen sie dazu neigten. Er hatte die Brandstifter kurzerhand »Gesindel« genannt und angekündigt. Bei der Verbreitung ihrer Forderungen waren ihnen die vielen Journalisten behilflich. er sei. »alles anzugreifen. mit Benzin über- gossen und schwer verletzt wurde. Ein Sprecher der Polizeigewerkschaft warf ihm vor. und die Franzosen. die sich aus einem brennenden Bus retten wollte. und die Polizei soll verschwinden. Wir werden weitermachen. dass eine 56-jährige behinderte Frau. Der bekannte Soziologe Michel Wieviorka beklagte ein »Ver- sagen des republikanischen Integrationsmodells«. wenn es darum geht. anderen mit guten Ratschlägen zu helfen. Opposi- tionspolitiker forderten den Rücktritt des Innenministers. in so genannten »Problemvierteln«. waren erst einmal ratlos.« Warum der Jugendliche nicht gleich gefordert hatte. darunter auch die RTL-Reporterin 68 . auf diese Weise könne kein Dialog zu Stande kommen. Worauf sich die Krawallmacher in ihrer Ehre gekränkt fühlten. bis Sarkozy zurücktritt. wo Familien keine Orientierungshilfen mehr geben könnten. blieb vor- läufig sein Geheimnis. die randalierenden Jugendlichen fühlten sich seiner Meinung nach »ungerecht be- handelt und von der Gesellschaft verachtet«. Zugleich geriet Innenminister Nicolas Sarkozy in den Fokus der Kritik. formulierten zwei »politische« Ziele: Sarkozy muss weg. einen seiner Freunde zum Innenminister zu ernennen. die Randalierer »aufzustacheln«. Wahrscheinlich war er auch dafür mitverantwortlich. Wieviorkas Kollegen empfahlen. als »Brandstifter und Kriegschef« mitverantwortlich für das Geschehen. ihnen mit »null Toleranz« zu begegnen. »Le Monde« zitierte einen Jugendlichen aus einem der Vororte mit dem Satz: »Das ist erst der Anfang. erklärte ein grüner Abgeordneter. Chinesen. »Jede Nacht Bagdad«. »In Frankreich verbucht man diese Unruhen unter ihrem sozialen Aspekt und begreift sie als ein Aufbegehren der Jugendlichen aus den Vorstädten gegen ihre Lage. Das Problem aber ist. der das Öl ins Feuer goss. Vietnamesen. »Ein bisschen wie Bagdad«. analysierte die »taz« die Situation und vergaß nicht zu erwähnen. gegen die Diskriminierung. Die »taz« brachte das Ge- schehen auf die dialektische Formel: »Es sieht aus. Sarkozy dagegen war der Scharfmacher. Kannibale und Koksdealer wäre noch schlimmer gewesen. Sehen Sie.« Nur wenige trauten sich.Autos und Gebäude. in Frankreich gibt es auch andere Einwanderer. titelte die »Frankfurter Allgemeine«. Alain Finkielkraut gab der israelischen Zeitung »Ha‘aretz« ein Interview. dass die meisten dieser Jugendlichen moslemische Schwarze und Araber sind.Antonia Rados. deren Infrastruktur zerstört wurde. Portugiesen -. als ließe sich weniger das Scheitern von ›Multikultur‹ oder ›Integration‹ als viel- mehr deren vorübergehendes Gelingen studieren. die romantischen Scheuklappen abzu- legen und Klartext zu reden. umso feinsinniger und ver- ständnisvoller wurden die Betrachtungen zu den Ursachen der Ge- walt. An einem einzigen Krawallwochenende gingen nach Polizei- angaben 2. gegen die Arbeitslosigkeit. Deshalb besitzt diese Revolte einen 69 .400 Objekte in Flammen auf . deren Lage schwierig ist . Sarkozy sei »ein bekennender Wirt- schaftsliberaler und Bewunderer der angelsächsischen Politik«. während die Intellektuellen über den rasenden Mob räsonierten wie Hobbypyromanen über die Schönheit des Feuers. was in den Banlieues rund um Paris passierte. um die Welle der Gewalt zu stoppen. Nur Kinderschänder. die schon von der Front im Irak berichtet hatte. die »Süddeutsche«. in dem er alle heiligen Kühe. war das Ergebnis des »Versagens seiner Politik und seiner aggressiven Sprache«. an die ein guter europäischer Multikulturalist glauben muss. Sie begleitete eine Gruppe von Randalierern beim Autoabfackeln und stellte sie als »deklassierte Jugendliche« vor. von der Bushaltestelle über den Kindergarten bis zum Krämerladen. organisierten Bürgerwehren. aber die nehmen an den Ausschreitungen nicht teil. Und je länger die Zerstörungswut tobte. Nur die Bewohner der Vororte. schlachtete. entschuldigen. der sich gegen die Kolonialzeit richtet. »Welche Verbindung gibt es zwischen Armut und Verzweiflung und der Zerstörung von Schulen.« Dass man die Krawallmacher heute »wie Rebellen oder Revolutionäre behandelt«. Er sagte. etwas anderes zu sagen. fällt halb Frankreich über Finkielkraut her. Ich bin ›farbenblind‹. die sich jedem Beobachter auf- drängten. Es werde »keine Rückkehr zur Ruhe« geben. diese Leute wären Weiße gewesen. ist es Faschismus. sondern nur um einige und dass die Religion eine Rolle spielt. man will ihn wegen »Anstiftung zu Rassenhass« anklagen und aus der Öffentlichkeit verbannen. ist es eine Rebellion. Solche Taten sind schlechte Taten. nur ein paar 70 .‹ Aber wenn ein Araber eine Schule ansteckt. Finkielkraut sprach von einem »Pogrom gegen die Republik«. von einem »retrospektiven Hass«. da gibt es etwas in Frankreich: ein Nichtwahrhabenwollen.und niemand traut sich. »wie nobel die Motive auch sein mögen«. »nicht als Religion. wies Finkielkraut auf den Unterschied zwischen Migranten und Migranten hin. dass man mit der Kolonialisierung auch versuchte. Was er sagte. Er warnte davor. wenn er sie nur wahrnehmen wollte. dessen Ursprung bei den Soziologen und den Sozialarbeitern liegt .« Statt vom »Migrationshintergrund« zu reden. Wenn ein Weißer das tut. rechtfertigen. dass er einen allgemeinen Konsens verletzte. das habe ihn tief erschrocken. dass es »nicht um alle Schwarzen oder alle Araber« geht.klaren ethnisch-religiösen Charakter. Sofort hätte jeder gesagt: ›Faschismus wird nicht toleriert. war nicht so wichtig wie die Tatsache. Lauter Selbstverständlichkeiten. sondern »eine Rückkehr zu regelmäßiger Gewalt«. die Wahrheit zu opfern.« Als »Le Monde« Teile des Interviews nachdruckt. »Wir vermitteln nicht länger. sondern als Fundament der Identi- tät«. den Wilden Bildung und Zivilisation zu bringen. wie in Rostock in Deutschland. der Brandstiftung? … Stellen Sie sich nur mal vor. Er muss sich erklären. Und da trat er ins nächste Fettnäpfchen. Am Ende resümierte er: »Ich habe verloren …. egal welche Hautfarbe dahinter steht …« Finkielkraut benahm sich wie das Kind in Hans Christian Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Was Schiffauer damit sagen will. sieht die Debatte »mit großem Unbehagen. dass der Staat (oder wer auch immer) mehr Geld für seine Projekte bereitstellen sollte. um die Situation der Männer zu erforschen. sind »de- klassierte Jungs«. bevor auch er die »Islamophobie« entdeckte. Die jungen Männer. »antimoslemische Hetze«. die hinter die erste und zweite zurückfällt. Der Sozio- loge Michal Bodemann.« Ungeachtet der Tatsache. wenn sie gewalttätig werden«.und Sozialanthropo- logie. dass es eben die dritte Generation ist. Niemand will sich mit dem brandschatzenden »Gesindel« anlegen. nennt die sich häufenden Berichte über »Ehrenmorde« und andere Ver- brechen »Gruselgeschichten«. die ihre Schwestern umbringen. Er spricht von einem »Desintegrationsproblem« und empfiehlt »Männerforschung« zu betreiben. die einen »Ethnizitätsdiskurs pflegen: Wir sind super. die Heimat von Voltaire. Er spricht von »Anpassungsproblemen vor allem von Menschen aus traditionellen Milieus« und rät zur Geduld: »All die hier dramatisierten Probleme sind aus anderen Einwandererländern hin- länglich bekannt und verschwinden nach der ersten oder zweiten Generation. Professor für Kultur. die einen Ethnizitätsdiskurs 71 . ist minimal. »denn es sind ja die Männer. Zola und Sartre. wir sind Türken«. Werner Schiffauer. das Land. sich mit seinen Ansichten zu solidarisieren. knick ein. der sich lange mit dem Antisemitismus be- schäftigt hat. die »mit einer erstaunlichen Ignoranz und Hysterie … kolportiert« werden. ist. das den Amerikanern die Freiheitsstatue geschenkt hat. wir sind den Deutschen überlegen. Frankreich. die Gefahr.Freunde verteidigen sein Recht auf Meinungsäußerung. bei Finkielkraut dagegen muss man nur mit scharfen Worten rechnen. In Deutschland ist die Situation nicht anders. Migrationsforscher und Gerichtsgutachter in so genannten Ehrenmordprozessen. die mit ihrer Situation nicht klarkommen. Das von Finkielkraut konstatierte Nichtwahrhabenwollen. Kaum einer geht so weit. dass er sich mit einem Molotowcocktail Respekt ver- schafft. denn mit dem Etikett ›Ehrenmord‹ wird auch eine Lust am Schaudern bedient«. ist keine französische Spezialität. das von Soziologen und Sozialarbeitern ausgeht. sich vom »Herdentier« zum »Individuum« zu emanzipieren. in der (sie!) eigene Erlebnisse und Einzelfälle zu einem gesellschaftlichen Problem auf- gepumpt werden …« Keleks »Analysen« seien »nichts mehr als die Verbreitung billiger Klischees über ›den Islam‹ und ›die Türken‹. als 60 tatsächliche. warum sie scheitern. selbst er- nannte und bis dato unbekannte »Migrationsforscher« in der »Zeit« einen offenen Brief an die deutsch-türkische Soziologin Neda Kelek schrieben. nachdem ihr Buch »Die verlorenen Söhne. heißt es in dem Manifest der 60. die ihre Aufgabe in erster Linie darin sehen. weil sie alles nachmachen. in dem sie das Sklavendasein moslemischer »Importbräute« in Deutschland beschrieb. statt ein eigenes Gewissen zu entwickeln. sondern weil sie es nicht lernen. schreibt Kelek. ausgegrenzt und sozioökonomisch benachteiligt werden. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes« erschienen war.pflegen. Wie die Gegenwart dieser Branche aussieht. das Bild des »edlen Wilden« zu verteidigen. die von Zuwendungen lebt. wurde am Rande des Karikaturenstreits klar. der Anfang Februar in der »Zeit« er- schien. Nicht weil sie von der deutschen Gesellschaft diskriminiert. angebliche. die über ihre Erfahrungen mit ihrer Religion geschrieben haben. In ihrem Appell (»Ge- rechtigkeit für die Muslime!«). »um reißerische Pamphlete. was ihnen die Väter vor- leben und weil sie immer darauf achten. Bei den »verlorenen Söhnen« ging es darum. »Bei diesen Werken handelt es sich um eine Mischung aus Erlebnis- berichten und bitteren Anklagen gegen den Islam. als die mit Migranten befassten Gutmenschen verdauen konnten. angereichert durch schwülstige Episoden aus Keleks Familien- 72 . Ähnlich wie »Event- manager« und »Konkursverwalter« ist auch »Migrationsforscher« ein Beruf mit Zukunft. zwei weitere moslemische Autorinnen. den man ihnen dringend erklären muss. der durchweg als patriarchale und reaktionäre Religion betrachtet wird«. was die anderen über sie sagen. Das war mehr. Ein Jahr zuvor hatte Kelek schon mit ihrem Buch »Die fremde Braut« für Aufsehen gesorgt. sondern auch Ayaan Hirsi Ali und Seyran Ates an. greifen sie nicht nur Neda Kelek. Denn rund um das Themendoppel »Migration/Integration« ist eine »cottage industry« entstanden. den Schuldigen zu benennen. was mit ›den Türken‹ oder ›dem Islam‹ zu tun hat. die Ver- breitung der »Klischees über den Islam« schüre nur »einen General- verdacht gegen Muslime« und leiste »einem Kampf der Kulturen und Religionen Vorschub«. natür- 73 . die sich von der Öffentlichkeit nicht genug beachtet fühlen. Ihr Ziel sei es. »am Buchmarkt einen Erfolg zu landen und sich dabei selbst als authentische und vorgeblich wissenschaftlich legitimierte An- sprechpartnerin zu allem. so angetan. kann das nur »die Gesellschaft« sein. ›türkische‹ oder ›islamische‹ Verhaltensweisen zu deuten«. dass in Deutschland nicht über Phänomene an sich. Und so wie die Dinge nun mal liegen.geschichte«. wenn es darum geht. warnte vor »politischer Demagogie« und »wissenschaftlicher Scharlatanerie« und forderte »dringend eine Versachlichung der Dis- kussion«. sondern nur über die Art ihrer Wahrnehmung diskutiert wird. die sie als »billige Klischees über den Islam und die Türken« abqualifizieren. wobei es darauf ankommt. sie machten deutlich. Frau Roth. Was die Autoren aber noch mehr aufregt als authentische Er- lebnisberichte. während Neda Kelek für ihre »unseriösen Pamphlete« sogar den Geschwister-Scholl-Preis bekommen hat und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge beraten darf. Claudia Roth. obwohl sie »differenzierte wissenschaftliche Forschung« betreiben. Der Brief der 60 Migrationsforscher verströmt aus jeder Zeile den Neid von Leuten. dass sie ihn sogleich auf ihre Homepage setzte. sonst bei jeder Demo gegen die Verletzung von Menschenrechten in Ozeanien ganz vorn dabei. nicht zufällig werde Kelek »von der taz bis zur ZEIT gerne konsultiert. in Szene zu setzen«. möglichst schnell auf den Punkt zu kommen. dass Kelek damit jenseits der universitären Forschungsgruppen wahrgenommen wird. Was für eine Schweinerei! Von diesem Ausbruch akademischen Futterneids war die Chefin der Grünen. Sie teile die Bedenken »ausdrücklich«. Deeskalation beginnt ja bekanntlich daheim. So schreiben die 60 »Migrations- forscher« in ihrem Manifest »Gerechtigkeit für die Muslime«. das heißt. ist die Tatsache. Ersatzweise auch »die Politik«. So hanebüchen solche Beiträge zur wissenschaftlichen Leitkultur auch waren. sie könnten sie auch gleich nebenan. Die Eltern sagen. die sich der Sache der Schwarzen annahmen. indem sie zum Beispiel ihre Kinder arrangiert verheiraten und so aus dem Integrationsprozess dieser Gesellschaft herausreißen.lich gebe es »arrangierte Ehen« als Folge von »Heiratsmärkten« zwischen den Herkunfts. Die Mädchen lernen kein eigenständiges Denken. Und sie widersprach immer wieder der Unterstellung. wären die türkischen Jungs nicht ge- zwungen. nämlich als »Ergebnis der Ab- schottungspolitik Europas gegenüber geregelter Einwanderung«. gut auskennt. wie sie Therapeuten aufbringen. Auch sie selbst reproduzieren ihre Lage. Was gibt es Wichtigeres als das Recht auf selbstbestimmtes Leben und Freiheit?« Solche Selbstverständlichkeiten brachten die »Migrations- forscher« noch mehr in Rage. was für sie gut oder nicht so gut sein könnte. Kelek selbst reagierte auf die Attacken mit Argumenten und einer Ruhe.« Es gebe unter den Muslimen »keinen Konsens darüber. Sie erzählte. bei Rudis Resterampe. Darin kommt ein Rassis- mus zum Ausdruck. sondern zum Vorwurf gemacht. Dass Kelek selber Türkin ist und sich in dem Milieu. wo es langgeht. dass sie mit dreizehn Jahren »Vom Winde verweht« gelesen und sich mit Scarlett O‘Hara identi- fiziert hat. So wie man früher Schwarze als »weiße Neger« beschimpfte. man müsse solche Märkte nicht gut finden. sollte aber »ihren Ent- stehungskontext begreifen«. »In den meisten türkischen Familien gibt es so gut wie keine Bücher.und den Einwanderungsländern. die Objekte ihrer Fürsorge wollen sich nicht helfen lassen und entwickeln eigene Ideen darüber. »Das ist zu einfach. der das Verhalten der Gutmenschen auch heute bestimmt: Wehe. nur weil sie anderer Meinung waren als die Weißen. dass sich vor allem die 74 . sich ihre Jungfrauen aus Anatolien zu holen. wie der Islam in einer modernen Welt gelebt werden kann«. über das sie schreibt. wenn Europa sich nicht so blöde anstellen und alle Grenzen aufmachen würde. entfällt auch der Ansatz. Dann ist Schluss mit der multikulturellen Solidarität. Gewiss. denn wenn die Gesellschaft nicht der Alleinschuldige ist. die mit Verhaltens gestörten Kindern zu tun haben. finden. wurde ihr nicht zugutegehalten. die »Migranten« seien Opfer dieser Gesellschaft. indem sie auf ver- wandte Phänomene in der Vergangenheit hinwies: »Diejenigen. wie nestwarm und solidarisch es in der türkischen Community zugeht. die alle mit dem deutschen Grundgesetz kollidieren«. und deswegen legte Kelek noch einmal nach. wir haben aus ihnen edle Wilde gemacht und sie unter Naturschutz gestellt. Freilich. sind dieselben. die in den Achtzigern den Dissidenten aus dem Osten erklärt haben. es seien zudem »Praktiken. Und sie fand es seltsam. was für eine groß- artige Angelegenheit der Kommunismus sei … Genauso ist es heute. wie es eine einzige Frau mit einer ganzen Kompanie von »Migrationsforschern« aufnahm und sie mit einer einzigen Frage ins Aus beförderte: »Was haben alle diese Migrationsforscher all die Jahre mit ihren Mitteln und ihren Stellen getan. wie sie vorlaut waren. Ehrenmorde sind in unserer Gesellschaft unter Migranten nun mal Fakt und kein Vorurteil«. und was haben sie übersehen. mit der gleichen Vehemenz für das gleichberechtigte Verhältnis zwischen Mann und Frau zu kämpfen - zumindest wenn es dabei um Muslime geht. und dieselben Leute weigern sich. Polygamie.Gesellschaft ändern müsse. dass so viele Probleme nicht erkannt wurden?« Wären die Migrationsforscher so ehrlich gewesen. Aber es hat uns Spaß gemacht. Forschungs- projekte zu realisieren. Wir haben das Schicksal der Migranten romantisiert.« Es war das reine Vergnügen zu sehen. »Fälle von Gewalt gegen Frauen. ein solches Geständnis wäre zu viel des Guten gewesen. hätten sie antworten müssen: Wir haben wissenschaftliches Appeasement getrieben. wir haben vor der Wirklichkeit kapituliert. die in ihrem Leben noch keinen Schritt tiefer in diese Gesellschaft vorgedrungen sind als bis zum Tresen ihres netten Gemüse- händlers. da verteidigen Leute die türkisch-muslimische Lebensform. »mit welchen Widersprüchen« ihre Gegner sich abgefunden hätten: »Da wird für die gleichgeschlechtliche Ehe gestritten und gekämpft. Zwangsver- heiratungen. so beschrieb Kelek die Situation. Seminare abzuhalten und Konferenzen zu besuchen. wenn die Lage der Migranten verbessert werden soll. denn wir hatten die Mittel. die mir heute vorschwärmen.« 75 . den Unterricht. dass allein in Berlin etwa 4. der seine eigenen Versäumnisse reflektierte. »sprunghaft angestiegen« und es häuften sich Abmeldungen vom Schwimm.und Sportunterricht und von Klassenreisen. also Mord. die mit Kopf- tüchern zur Schule kommen. ist zu hören. Auch sei die Zahl der Mädchen.000 moslemische Grundschüler Unterricht von Lehrern erhalten. erscheint unglaublich. im Knast sitzen. Vorsichtig. Er sah und hörte sich im islamischen Milieu um und fand vieles. was den professionellen »Migrationsforschern« entgangen war. die so ein Abenteuer wagten. und bei Zuwiderhandlung getötet werden dürfen. sie verdient nicht den 76 . dass sie sich keiner Schuld bewusst sind. Mit Staunen stellte er fest. Sie erzählen von einem Alltag der Unterdrückung. konnte man an den Fingern einer Hand abzählen. in der sich Frauen nicht aussuchen dürfen. Gefangenschaft. auf die nur ein Name passt: Sklaverei. die er selbst vor fünf oder zehn Jahren als absurd verworfen hätte: »Es zeigt sich. Eine Kultur. formulierte Schneider eine Erkenntnis. die wegen ›Ehr‹-Delikten. Der Schriftsteller Peter Schneider war einer der wenigen.« Solche Texte. Isolation. mit wem sie ihr Leben ver- bringen wollen. dazu noch von einem »Altlinken«. Serap Cileli und Seyran Ates und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: »In den Büchern der drei moslemischen Dissidentinnen liest man nun.« Schneider las die Bücher von Neda Kelek. was ihre Kultur von ihnen fordert. Ausbeutung und brutaler körperlicher Züchtigung moslemischer Frauen und Mädchen in Deutschland. zu kontrollieren. Verätzung oder Verstümmelung von Frauen. Die andere Seite besteht in der aktiven Ver- weigerungshaltung eines Teils der moslemischen Gemeinschaft. wie es seine Art ist. dass die jahrzehntelang verschleppte Integrationspolitik in Deutschland nur eine Seite des Problems darstellt. die von der Islamischen Föderation eingestellt und vom Land Berlin bezahlt werden. ohne dass der Schulsenator die Möglichkeit hätte. Was sie berichten. »Von muslimischen Strafgefangenen. Renee Zucker kam zu ähnlichen Einsichten wie Peter Schneider. ist nicht nur mit unserer nicht zu vereinbaren. Sie hätten etwas getan. was Deutsche wie ich nicht wussten und nicht so genau wissen wollten. der oft auf arabisch oder türkisch abgehalten wird. wie Neda Kelek in der Türkei geboren. Würde er sich aber mit derselben Intensi- tät um die verletzte Menschenwürde der »Importbräute« sorgen. Robert Misik. ist einfach zu erklären. einen der Ge- fangenen von Guantanamo bei sich zuhause aufzunehmen. »Der Islam sexualisiert nicht nur die Geschlechter. die in die Hände der Radikalen »getrieben« werden . um ihm bei der Rückkehr ins normale Leben zu helfen. weil man dafür nichts anderes tun muss. hätte er bald deren Männer.« Unklar blieb. Medien und Wissenschaft nie um eine kommode Ausrede verlegen und allzeit bereit ist.« Aber der Mainstream der Kulturarbeiter.« Zafer Senocak. dass ihm das nicht gut bekäme. Erstens macht es viel mehr Spaß. die alles verstehen und alles auf gesellschaftliche Ursachen zurückführen. in dem sie sich bewegen. sich für die Befreiung Palästinas und der Gefangenen von Guantanamo einzusetzen. darf sich darum auch nicht ›weigern‹. Hinzu kommt. beide Augen zuzudrücken. dass solche Aktionen garantiert folgenlos sind. sondern ist Barbarei. von der Islamophobie zu sprechen . als auf die Straße zu gehen und ein Poster in die Luft zu halten. Da unterschreibt er lieber eine Resolution gegen Zwangsprostitution und genießt 77 . Bad und Küche zu teilen. sondern auch den Raum. Warum die Riege der Gutmenschen aus Politik. das Gebot für Frauen. der schon als Marxist auf die Welt gekommen und es bis heute geblieben ist. Brüder und Väter am Hals. So entsteht eine strenge Geschlechtertrennung. ging noch einen Schritt weiter und sprach von der »muslimischen Libido- diktatur«. die vom »Gehorsam der Frau und der strengen Einhaltung der Regeln« lebt. sich zu ver- hüllen.schließlich treibt diese ja die Moderaten in die Hände der Radikalen. brachte eine neue Allzweckwaffe aus dem Arsenal des dialektischen Materialis- mus in Stellung: den Begriff »Islamophobie«: »Wer den Islamismus bekämpfen will. in letzter Konsequenz ihre Verbannung aus dem öffentlichen Leben.und nie umgekehrt. warum es immer die Moderaten sind. Kein Demonstrant wäre gehalten. mit ihm Tisch. erwies sich als immun gegen solche Analysen.Namen Kultur. Ein letzter Rest seiner längst erloschenen Wirklichkeitswahrnehmung signalisiert ihm. zwischen zwei Margaritas das Gefühl. sondern darum. die sich um einbrechende Umsätze und Gewinne sorgten. der übrig geblieben ist. etwas zu tun. soviel Ihr wollt. wir lassen uns nicht beein- drucken und nicht erpressen. jede Entschuldigung eines Politikers oder Firmenmanagers. Allen ge- meinsam war. war eine Aufforderung an den rasenden Mob. nicht nur als eine Kundgebung der Solidarität. kamen im Frühjahr 2006 drei mediale Großevents zusammen: der Karikaturenstreit. Wie der Genosse Zufall es wollte. Öl ins Feuer zu gießen. die von Frau Schimmel mit großem Verständnis kommentiert wurde. findet sich also auch in der »Mehrheitsgesellschaft«. so zu tun. in dem davor gewarnt wurde. die Dis- kussion um Ehrenmorde und andere Familienverbrechen in »Migrantenfamilien« und die Entdeckung. sondern auch als Warnung an den islamistischen Volks- sturm: Ihr könnt toben. man agiert wie der Kapitän der »Titanic«. dem man nicht gewachsen ist. die Mohammed- Karikaturen nachdrucken sollen. Wenn man kaum noch etwas zu verlieren hat. Man könnte natürlich den kleinen Spielraum. dass es an vielen deutschen Schulen zugeht wie in einem Piranhabecken. Wissend. der das Bord- orchester aufspielen lässt. Konferenzen zum Dialog der Kulturen. weiter zu machen. jeder Artikel. was der Börsenverein von der Todesfatwa gegen Rushdie hält. gemeinsame Gottesdienste zu Mohammeds Geburtstag. statt »Jyllands-Posten« allein zu lassen. organisiert Straßenfeste. dass sie erstens um das Thema »Gewalt« kreisten und 78 . sich ganz toll engagiert zu haben. entscheidet man sich für aktive Ignoranz. dass es ein Problem gibt. Es geht also nicht darum. kurzum. kann man sich mehr Mut erlauben. um den Passagieren den Untergang so angenehm wie möglich zu gestalten. als ob man etwas täte. auch anders nutzen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hätte vor Jahren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels statt an die »Islamkennerin« Annemarie Schimmel an den von Islamisten bedrohten Salman Rushdie ver- leihen und damit demonstrieren können. Die »aktive Verweigerungshaltung«. Die deutschen Zeitungen hätten. die Schneider in einem Teil der moslemischen Gemeinschaft ausgemacht hat. Jede Konzession. um im Notfall Hilfe holen zu können. In dem Brief hieß es. Er habe. Lehrer würden ignoriert und oft auch attackiert. Die Belastung sei unerträglich geworden. Die Rütli-Schule war nur die Spitze eines Eisbergs. die Stimmung sei geprägt von Zerstörung.zweitens nichts als Ratlosigkeit evozierten. Selbst der Berliner Schulsenator war oder tat überrascht. wie sie immer wieder in unregelmäßigen Abständen ausbrechen. Ende März wurde bekannt. sich der Mehrheit anzupassen. die Lehrer am Rande ihrer Kräfte. Der »Notruf aus Neukölln« löste eine Diskussion über die Zu- stände an deutschen Schulen mit einem hohen Anteil an »Migrantenkindern« aus. liegt auf der Hand. ein geordneter Unterricht finde nicht mehr statt. liegt knapp unter 20 Prozent. staunte ein Kommentator des Berliner »Tagesspiegel«. die Schule am Ende der Sackgasse an- gekommen. Wer unter solchen Umständen den Ton auf dem Schulhof angibt und wer ein »Integrationsproblem« hat. also ohne »Migrationshintergrund«. ihre völlig in Gewaltexzessen ver- sinkende Schule komplett aufzulösen«. Der Anteil der Kinder deutscher Herkunft an der Rütli-Schule. erklärte er. der »türkischer Herkunft« bei 26 Prozent. als alle angenommen hatten. Es war eine jener redundanten Debatten. damit es nicht noch schlimmer wird. mal über die Leitkultur. dass die Rektorin der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln im Auftrag der Lehrerkonferenz einen Brief an den Schulsenator geschrieben und ihn gebeten hatte. »Das hat es selbst in Berlin noch nicht gegeben: Verzweifelte Lehrer fordern die Behörden auf. mal über den Patriotismus und mal eben über die Gewalt an den 79 . in bestimmte Klassen gingen sie nur noch mit Handys. indem sie bewusst gebrochen Deutsch sprechen. Gewalt und menschenverachtendem Verhalten. der Anteil der Kinder »arabischer Herkunft« dagegen bei 35 Pro- zent. um weniger aufzufallen. von den Vorgängen erst aus der Zeitung erfahren. Die Schüler deutscher Herkunft werden als »Schweinefleischfresser« beschimpft. sie versuchen. Alle fragten: Wie konnte es so weit kommen? Was ist nur schief gelaufen? Und was muss jetzt unternommen werden. die Schule aufzu- lösen. der größer war und tiefer reichte. einem so genannten »guten« Viertel. um das Kollegium zu stabilisieren. die ihre Kinder nicht dazu erziehen. die nicht nur Schüler attackieren. Aber diesmal war ein Detail anders. die Schüler nach Waffen gefilzt. An der Rütli-Schule wurden »polizeiliche Eingangskontrollen« ein- gerichtet. Wer uns schief kommt. gaben acht Berliner Hauptschulleiter eine Erklärung ab. um unter den Schülern zu vermitteln. gewaltbereiter Jugendlicher. in unserer Kultur ist das so. Man sprach nicht nur über den »Migrationshintergrund«. Dortmunder Lehrer suchten vergeblich nach Alternativen gegen das »Gesetz der Faust« und lokalisierten das Problem in den Familien. In einem Bericht aus einer Hamburger Schule (»Es zählt die Gang«) sagten Emin.« Im ZDF-Journal richtete eine Kopftuch tragende Schülerin eine Warnung an die Deutschen: »Ohne uns seid ihr nichts!« Wie die Sache mit dem Respekt und der Quittung auch außerhalb der sozialen Brennpunkte funktioniert. erzählte ein Anwohner einer Berliner Zeitung. Nur einen Tag. »Konflikte ohne Gewalt zu lösen«. Zehn bis fünfzehn »mutmaßlich arabische Männer mit Messern und Totschlägern« stürmten eine zehnte Klasse. der bekommt die Quittung. dazu zwei Schulpsycho- logen abkommandiert. »jetzt jagen die Araber die Türken«. sondern streckenweise keinen geordneten Unterricht ermöglichen. um einen 80 . Okan und Bülent Sätze. »Früher haben die Türken die Afrikaner gejagt«. die Türkisch und Arabisch sprechen. In Rheinland-Pfalz würden an 66 Prozent aller Schulen Sozialarbeiter eingesetzt. wie man sich als echter Mann behaupten muss. nachdem die Zustände an der Rütli-Schule be- kannt wurden. es wurden auch die beteiligten Ethnien beim Namen genannt.« Auch aus anderen. bislang als friedlich eingeschätzten Regionen der Republik kamen Alarmmeldungen. So wurde der Begriff »Multikulti« mit neuem Leben gefüllt. erlebten die Lehrer einer Hauptschule in Berlin-Charlottenburg.Schulen. wie sie Neda Kelek bei ihren Interviews immer wieder gehört hat: »Unsere Väter haben uns ein- geflößt. in der es unter anderem hieß: »Die Situation an den Berliner Hauptschulen ist geprägt von Hoffnungslosigkeit desillusionierter. und zwei Sozialarbeiter. wer uns nicht genügend Respekt erweist. In Kreuzberg kann es vor- kommen. nicht nachvollziehen. Der Lehrer. der diese Geschichte dem »Tagesspiegel« erzählte. sich zuallererst mit seiner Gang rumschlagen müssen. nicht mit Namen genannt zu werden. Und er könne den wissenschaftlichen Streit darüber. ob die so genannten »Killer- spiele« langfristige Auswirkungen auf das Verhalten von Jugend- lichen haben. bestand darauf.schwarzen Schüler zur Rechenschaft zu ziehen. kommt es zu einem permanenten Wettbewerb der Ideen. den Schüler in einem Nebenraum einzuschließen. berichtete der »Tagesspiegel«. 2006 dürften es nicht weniger werden. Alles in allem wurden im Jahre 2005 genau 849 Fälle von Gewalt an Berliner Schulen gemeldet. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann will gewalt- tätige Computer. Ein 15-jähriger deutscher Schüler wurde eine Woche lang von der Polizei zur Schule begleitet. Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth sprach sich für »verbindliche Elternkurse« aus. die die Festnahme verhindern will. so der CDU-Politiker. nachdem er von einem 13-jährigen arabischen Mitschüler bedroht und von dessen Clique verprügelt worden war. Ein anderer Fall machte die Grenzen der Polizeigewalt deutlich. Auch von diesem Vorfall hatte der Schulsenator nichts erfahren. Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm schlug die Einführung einer »Schnupperknast«-Regelung vor. »auch 81 . wie man das Problem wieder in den Griff be- kommen könnte. die einen Jugendlichen mit »Migrations- hintergrund« festnehmen wollen. Dem Lehrer gelang es rechtzeitig. Die Täter. worauf sich das Überfallkommando einen anderen Schüler schwarzer Haufarbe griff und ihn verprügelte. Gewalttätige Schüler sollten der Schule verwiesen und für einige Tage in Jugend- arrest genommen werden. Warum die Polizei den deutschen Schüler auf dem Schulweg schützte.und Videospiele verbieten. »die seit Jahren den Kiez terrorisierte«. Er traue der Selbst- kontrolle der Hersteller nicht. statt die seit Jahren ihr Unwesen treibende Gang von der Straße zu holen. dass Polizisten. Über die Frage. blieb ungeklärt. wobei nicht alle so spektakulär wie die in Neukölln und Charlottenburg waren. gehörten einer bekannten arabischen Gang an. Bis der »Tagesspiegel« Mitte Mai mit einer überraschenden Geschichte erschien: »Ausländer bevorzugen Schulen ohne Ausländer«. die 82 . dass niemand ihnen den roten Teppich zum Empfang ausrollt. eine Inszenierung von Claus Peymann am Berliner Ensemble zu ver- stehen. in der Arbeit und Lernen zu den primären Tugenden gehören. mehr Gebote und Verbote. Warum schaffen es dann die Vietnamesen (wie die meisten anderen Asiaten). Man kann wohl ohne große empirische Studien davon ausgehen. dass die Vietnamesen ebenso wie die Türken und alle anderen Migranten nicht mit einem Business-Class-Ticket in Deutschland einschweben. um ihre Kinder an Schulen mit einem möglichst kleinen Anteil an Ausländern zu schicken. Hauptsache mehr. So lief die Diskussion in den eingefahrenen Bahnen: Mehr Staat. mehr Anreize. Hier stößt eine Kultur des Fleißes und der Betrieb- samkeit mit einer Kultur der Scham und der Schande zusammen. bestrafen lassen. im Wok kochen und natürlich auch dazu neigen. mehr Geld. unter- einander zu heiraten? Vielleicht weil sie aus einer Kultur kommen. die sich weigerten. damit es ihren Kindern im sozialen Fortkommen besser geht als ihnen«. mehr Dialog. dass sie aus kleinen Verhältnissen kommen und enorme Schwierigkeiten überwinden müssen. mehr Fordern und Fördern. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller wollte diejenigen Migranten. bevor sie in der Lage sind. die auch vor einem kostspieligen und schwierigen Umzug nicht zurückschrecken. während es bei den Moslems aus der Türkei und den arabischen Ländern (natürlich mit Abstufungen) vor allem die Ehre. sich zu integrieren. zuhause ihre Muttersprachen sprechen. Sie würden alles unternehmen. schon die zweite Generation der Vietnamesen sei »sprachlich und kulturell in Deutschland verortet«. des- wegen seien die vietnamesischen Kinder »meistens sehr leistungs- stark«. obwohl auch sie in Ghettos und »Parallelgesellschaften« leben. an »Integrationskursen« teilzunehmen. der Respekt und die Unter- werfung sind. mehr Sozialarbeiter. Unter den türkischen Migranten gebe es »immer mehr Bildungsbewusste. mehr Verständnis.für deutsche Familien«. Vor allem unter Migranten aus Vietnam habe Bildung »oberste Priorität«. Und dann ist da noch der legitime und revolutionäre Widerstand der Palästinenser gegen Vertreibung und Völkermord. weil es doch vor allem junge Menschen. was seltsam anmuten muss. normale Menschen. Es kommt darauf an. die sich auf Friedensdemos in PACE-Fahnen hüllen.« Was wirklich passiert ist: Ein 12-jähriger türkischer Junge. Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. sie sterben für eine ge- rechte Sache. »Gewalt ist keine Lösung!« und »No blood for oil« schreien. die ihm all das einreden. weil es die einfachste Art ist. man sollte nicht alle Friedensfreunde unter den Generalverdacht des Pazifismus stellen. Hinzu kommt.in Wirklichkeit ist er aber vor allem das Opfer der sozialpädagogisch dilertierenden Kapitulanten. dessen Terror Tausende von Irakern das Leben gekostet hat. dass ein vietnamesischer Vater. dass fast jeder Täter das Opferprivileg für sich reklamiert. Gäbe es den irakischen Aufstand nicht. Schüler und Lehr- linge sind. Einer der Wortführer des militanten Pazifismus in der Bundesrepublik begründet dies so: »Der irakische Widerstand mag grausam. nihilistisch und primitiv sein. stünden Bushs Truppen wahrscheinlich schon in Teheran. Kaum denk- bar.auf jede »Provokation« beleidigt und aggressiv reagiert. das Verhalten mit dem Satz rechtfertigt: »Er musste sich nur verteidigen. Er ist ein Opfer seiner Erziehung. Am Rande der Demos gegen den Krieg im Irak wird für den »irakischen Widerstand« gesammelt. was seine Mutter als ein »Versehen« er- klärt: »Mein Sohn hat nicht absichtlich geschlagen.« Oder in Berlin- Friedrichshain. dessen Sohn einen Lehrer an- gegriffen hat. wegen gewalttätigen Verhaltens schon öfter auf- gefallen. der Gesellschaft. die auf einem Markt einkaufen oder in einem Café die Zeitung lesen wollten. Doch er hat die amerikanischen High-Tech-Hunnen in ihrem Vormarsch auf- gehalten. wer bombt und tötet. das Neda Kelek beschreibt und das dazu geführt hat. Aber das Bild führt in die Irre. der Umstände . mit dem Phänomen fertig zu werden. Übrigens der 83 . Deren Blut darf vergossen werden.« Es ist diese Weigerung. dass sich in den letzten Jahren eine Kultur der Gewalt und der Gewaltakzeptanz etabliert hat. schickt mit einem einzigen gezielten Faustschlag die 62- jährige Lehrerin zu Boden. wenn Amis in kleine Stücke zerlegt werden. gefangen in einem Käfig aus Tradition und Repression. »Man hat das Gefühl«. sondern aus ihrer Gruppenzugehörigkeit. und sogar in der ARD und im ZDF ist ge- legentlich von »Widerstandskämpfern« die Rede. fragt nach ihren Motiven. »die Muslime wollen im Verbund mit den Nationalisten ausprobieren. Wohl deswegen weisen Kommentatoren bei jedem An- schlag darauf hin. Sie demonstrieren gegen die Mohammed-Karikaturen. Und die Gesellschaft bringt ihnen viel Verständnis entgegen.um den Faktor 9. Die Kids jubeln. schickt Sozialarbeiter los und vergibt Forschungsaufträge an Migrationsforscher. schreibt Neda Kelek. gegen die eigenen Eltern zu rebellieren. Dieselben Leute wundern sich dann über türkische Jugendliche. so bleibt der Hausfrieden erhalten. toben sie ihren Frust an der eigenen Lage und ihren Hass gegen die »Gesellschaft« auf der Straße aus. sondern sich kräftig vermehrt hat . und klatschen Beifall. So führt eine direkte Linie von der al Qaida im Irak und der Intifada in Palästina zu den Jugendlichen mit »Migrationshinter- grund« in Neukölln und Moabit. wird am ehesten gehört.sie machen es auf dem Schulhof und in der U-Bahn. Den Eltern ist das recht. ob und wie sie dem Westen die Stirn bieten können. die ihre Mitschüler »Nutten« und »Schweinefleischfresser« schimpfen. Das Ergebnis der gebündelten Anstrengungen ist so dünn. die sich ihren extra Kick im »Tal der Wölfe« holen. speist sich nicht aus Erfolg oder Leistung. dass die Palästinenser keine anderen Mittel haben. bei dem die Bevölkerung nicht dezimiert wurde. um sich gegen das an ihnen begangene Unrecht zu wehren. Auf deutschen Universitäten gibt es Vorlesungen und Seminare über die »Ethik des Terrors«. Das erstaunliche Selbstbewusstsein der moslemischen Jugend- lichen.einzige Völkermord in der Geschichte. dass es in eine Pita passen würde: Gewalt ist geil! Und wer am lautesten schreit. Osama Bin Laden zeigt der ganzen Welt den Stinkefinger . feiern im Kino schon mal einen Sieg gegen die Amerikaner«. wenn es Juden an den Kragen geht. die sich in Cafés und Bussen in die Luft sprengen. wenn eigentlich nur Terroristen gemeint sein können. 84 . Unfähig. In einem solchen Falle könnte die Universität die Sicherheit des Professors nicht garantieren. Der grüne Abgeordnete Hans-Christian Ströbele schlägt die Einführung eines muslimischen Feiertages und zum Ausgleich die Streichung eines christlichen Feiertages vor. In Holland ist man schon einen wichtigen Schritt weiter. die »Islamisierung des europäischen Anti- semitismus« sei eine der »erschreckendsten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte«. van der Horst von der Universität Utrecht gemaßregelt. Derweil veranstaltet der Zentralrat der Juden gemeinsam mit der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion ein Symposium über »Antisemitismus. Die Rektoren der holländischen Universitäten (mit Ausnahme der Rijksuniversiteit Groningen und der Vrije Universiteit Amsterdam) einigen sich Anfang Juli darauf. die Terroristen könnten ja noch böser werden. Die Ermordung des Filmemachers Theo van Gogh durch einen fanatischen Moslem war allen noch in frischer Erinnerung. Zudem be- stünde die Gefahr. Das liberale Holland nahm das Diktum gelassen hin. die von der Rektorenkonferenz gebilligt wurde. und die EU arbeitet an einem politischen Wörterbuch für den Hausgebrauch ihrer Büro- kraten. in dem der vieldeutige Begriff »Dschihad« nicht mehr vor- kommen soll und das diskriminierende Wort »Terrorist« vermutlich auch nicht. »einzelne Gruppen der Gesellschaft gegeneinander aufzuhetzen«. gab der Utrechter Rektor an. Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit« und gibt damit dem Phantombegriff »Islamophobie« den Anschein des Realen. die Vorlesung wäre »unwissenschaftlich« und dazu geeignet. Seine Vorlesung wurde vom Rektor der Uni Utrecht zensiert. der Judenhass der Nazis sei von der »islamischen Welt angenommen« worden. Als erster wurde der Historiker Pieter W. die akademische Freiheit zu be- grenzen. so als wäre auf der Prinsengracht ein geparktes Auto rückwärts ins Wasser ge- rollt. dass moslemische Studenten die Veranstaltung stören könnten. die Sätze über den islamischen Antisemitismus gestrichen. Nur nicht provozieren. Er wollte in seiner Abschiedsvor- lesung sagen. Als Begründung seiner Maßnahme. 85 . um kritische Äußerungen über den Islam zu unterbinden. In Amerika gehören Op-Eds zur Debattenkultur. »Ihr liebt das Leben. in der »New York Times« kommen rechte und linke. auf seinen älteren Bruder zu hören und nach Afghanistan zu gehen. der ihm auch beim Schreiben des »New York Times«-Artikels geholfen und ihn aus dem Französischen übersetzt habe. wurde er von der pakistanischen Polizei verhaftet. wie er im Jahre 2001. Die Freunde seines Bruders sollten sich um ihn kümmern. erfuhr er »mit Schrecken« von den Anschlägen des 11. September. »für einen Traum von einem Urlaub«. Am 14. »ein Gefangener der Angst und meiner eigenen Dummheit«. In dem Op-Ed für die »New York Times« beschreibt Benchellali. das Gegenstück zum »Editorial«. Juni erschien in der »New York Times« unter der Über- schrift »Detainees in Despair« (Verzweifelte Gefangene) das Op-Ed eines bis dahin unbekannten Kolumnisten: Mourad Benchellali. In einer Fußnote am Ende des Artikels wurde erklärt. Op-Eds sind namentlich gezeichnet. mitten in der Wüste. zusammen mit Antoine Audouard. aber stattdessen brachten sie ihn an einen Ort. der sich als ein al-Qaida-Trainingscamp erwies. damals 19. Da sei er zwei Monate ge- blieben. Er habe den Fehler gemacht. konservative und liberale Stimmen in den Op-Eds zu Wort. das die Linie der Zeitung wiedergibt. von Frankreich aus in ein al-Qaida- Lager kam. eine Kolumne oder ein Kommentar. als er in einer Moschee . Nachdem es ihm gelang. Als es dann Zeit wurde. wieder nachhause zu fahren. die Grenze zu überqueren. zusammen mit einer Gruppe von Leuten. die wie er »auf der Suche nach einem Abenteuer nach Afghanistan ge- lockt worden waren« und nun nichts anderes als endlich heim- wollten. um wen es sich handelt: Benchellali habe ein Buch über seine Erfahrungen in einem al-Qaida-Lager und im Guantanamo-Camp geschrieben. die Editorials sind es meistens nicht. Da die Grenze nach Pakistan gesperrt war. wir lieben den Tod!« Ein Op-Ed ist ein »Opposite Editorial«. musste er Afghanistan über den Hindukusch verlassen. was du sagst«. die ihn dann nach Guantanamo brachten. Er habe in Guantanamo einige Dschihadisten getroffen. dass es völlig egal ist. der Experte für chemische Verbindungen. Überhaupt stand in dem Text wenig. »deren Seelen voller Hass waren«. kitschige und larmoyante Art. das ihn in Paris wegen seines Ausflugs nach Afghanistan erwartet. mit welchen Übungen er sich im al-Qaida-Camp die Zeit vertrieben hatte. Einmal. sah er nur »Verzweiflung. Ein paar Tage darauf wurde er den Amerikanern übergeben. aber in den meisten Gesichtern. das dazu angetan war. schreibt Benchellali. Das Schlimmste in dieser Zeit. Die höchste Strafe von zehn Jahren habe der Angeklagte Menad Benchellali bekommen. auf eine geschwätzige. Sein Vater. vielleicht weil er nicht einem Verfahren vorgreifen wollte. Was hatte er sich für den »Traumurlaub« vorgenommen? Konnte er das Camp. ich war nicht antiamerikanisch und bin es heute noch immer nicht«.« Mourad Benchellali verlor kein Wort darüber. Chellali Benchellali. Der Artikel endet mit den Worten: »Es ist ein System von maßloser Grausamkeit. das Gefühl. wo er zweieinhalb Jahre gefangen gehalten wurde . in das er sich verlaufen hatte. Die fünf Hauptangeklagten seien zu Strafen von acht bis zehn Jahren verurteilt worden. nicht eher ver- lassen? Hat er seinen Bruder und dessen »Freunde« hinterher zur Rede gestellt? Der ganze Text war. nichtssagend. meldete AP aus Paris. da das Op-Ed in der »New York Times« er- schienen war. Leiden. die Unschuldigen gehen zu lassen und die Schuldigen zu bestrafen. ohne Verhandlung. sonst nichts. ohne Urteil. »war die Verzweiflung. sei zu 18 Monaten mit 87 . heißt es weiter in dem Op-Ed.ohne Anklage. das nicht in der Lage ist.einen Tee zu sich nehmen wollte. »Ich bin ein stiller Moslem«. Nicht- Verstehen-Können und stummen Wahnsinn«. nachdem er einen Lügen- detektortest bestanden hatte und hoffte. ein Gericht habe 25 Angeklagte wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung mit terroristischer Zielsetzung verurteilt. sein Verhalten zu erklären. bekam er eine Packung Süßigkeiten. ein Imam. »ich habe gegen niemand Krieg geführt. Am selben Tag. daraufhin entlassen zu werden. an die er sich erinnern könne und die ihn seither im Schlaf verfolgen. dass eben jenem Mourad Benchellali einen Tag zuvor die Ehre zuteil wurde. Was Craig nicht einmal erwähnte. der sich im Wesentlichen auf die AP-Meldung vom Vortag stützte.« Einen Tag nach der AP-Meldung und nach dem Op-Ed von Mourad Benchellali erschien in der »New York Times« vom 15. 6. darunter der Eiffelturm.und von welchen Zielen eines Anschlages bei den Vernehmungen die Rede war: die russische Botschaft. Auch Mutter Hafsa und ein weiterer Sohn. Die Ver- teidigerin eines der Angeklagten sah die Sache anders: »Sie wurden verurteilt. dass Menad Benchellali einen jüngeren Bruder namens Mourad hat. eine Polizeistation und der Eiffelturm. dass er mit den Aktivitäten seines Vaters. Hafed. was alles in ihrem Besitz gefunden wurde - unter anderem das hochwirksame Gift Rizin . in die seine Familie ver- strickt war. weil sie Moslems sind. Smith (»25 Sentenced for Plotting Paris Terror Attacks«). dass er nur einen Abenteuer- urlaub in Afghanistan verbringen wollte. die Anschläge auf verschiedene Ziele geplant hatten. seien angeklagt und verurteilt worden. die der Staatsanwalt beantragt hatte. dass er zufällig und gegen seinen Willen in ein al-Qaida-Trainingscamp geraten ist und un- schuldig von den Amis zweieinhalb Jahre festgehalten wurde. Craig erwähnte in seinem Bericht auch. Die Benchellali-Familie sei der Mittelpunkt des Verfahrens gewesen. Aber auch dann wäre es nicht verkehrt gewesen.Bewährung verurteilt worden. war der Umstand. über seinen Fall in der »New York Times« schreiben zu dürfen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde rekapituliert. dass Mourad Benchellali das schwarze Schaf seiner Familie ist. wie die Gruppe aufgeflogen ist. Nun kann man nicht mit hundertprozentiger Sicherheit aus- schließen. der von den Amerikanern in Guantanamo festgehalten und vor zwei fahren frei- gelassen wurde. ein Bericht ihres Korrespondenten Craig S. seiner Mutter und seines Bruders nichts zu tun hat. ohne auch nur mit einem Wort auf seine familiären Bindungen und die terroristischen Aktivitäten hinzuweisen. Ein Pariser Gericht habe 25 An- geklagte zu Strafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren ver- urteilt. wenn die »New York 88 . weit weniger als die sechs Jahre. in dem Terroristen ausgebildet werden. Simpson. der frei- 89 . Warum aber geht einer in ein al-Qaida-Camp? Weil er sich einen All-inclusive-Aufenthalt im Club Med nicht leisten kann? Weil bei der Heilsarmee die Suppe gerade ausgegangen ist? Weil er beim RTL-Dschungelcamp abgewiesen wurde? Die Vorstellung. Eine Panne bei der schon ein Weile von Pech und Pleiten ge- plagten Qualitätszeitung vom Times Square. The article made clear that Mr. warum die »New York Times« einen Text von Mourad Benchellali abgedruckt hat. Andererseits übersteigt die Idee. Benchellali‘s article was about the treatment of detainees at Guantanamo. be- vor sie jemand ein Op-Ed schreiben lässt. als ob man die Feuerwehr auf- fordern würde. Nor was it about his guilt. man könnte dem Terror nur mit rechtsstaatlichen Mitteln beikommen. To give an example: If a man accused of rob- bery wants to complain that he hasn‘t received a speedy trial or that he was mistreated in prison. sich bei ihren Einsätzen an die Straßenverkehrs- ordnung zu halten und auf keinen Fall eine rote Ampel zu überfahren. Schon in Fällen wie dem von O. do we need to say that his sister and mother were criminals. bis seine Schuld be- wiesen wurde. in einem ordentlichen Verfahren vor einem ordent- lichen Gericht. ohne ihre Leser über die Hintergründe zu informieren.Times« ihre Leser über diese Zusammenhänge aufgeklärt hätte. so was kommt in den besten Redaktionen vor. antwortete der zuständige Redakteur David Shipley: »Mr. Familienbande her - der Junge könnte unschuldig sein. It was not about the crimes of his family. In Deutschland zum Beispiel reicht der Besuch eines Camps. ist ein Albtraum. Gefragt. Es ist. ein Unschuldiger könnte jahrelang festgehalten werden. which he admits and for which he will have to answer at trial. Man könnte diese Geschichte sogar zu Gunsten der »New York Times« interpretieren. den sie nicht einmal als Pförtner ins Haus lassen wurde. Ein Verdächtiger gilt so lange als unschuldig. which he is not implicated in. J. too?« Man könnte sagen. Al-Qaida-Trainingscamp hin. die Grenze zum Irrealen. für eine Verurteilung nicht aus. Benchellali went to a Qaeda training camp and that he was sent there by his brother. während die Angeklagten gegen das Unrecht protestieren. Dieses allumfassende Verstehenswollen muss etwas mit dem Sexappeal zu tun haben. Allgemein gilt: je schlimmer das Verbrechen. worin eigentlich die Demütigung liegt. die in toto gedemütigt wird. eher ein Versuch zu verstehen. schreibt ein Leser des Berliner »Tagesspiegel« zu einem Be- richt über die Aktivitäten von al Qaida. werden die Grenzen eines fairen Verfahrens klar.um amnesty international die Gelegenheit zu geben. Dass Terroristen im Grunde ihrer Seelen fehlgeleitete Idealisten sind. Ich weiß.« Dass die arabische Welt eine Einheit ist.gesprochen wurde. George Bush und Donald 90 . Michael Berg. die arabische Welt so unendlich gedemütigt wird. dass sich niemand die Mühe macht zu er- klären. ich hätte Bomben geschmissen. gilt inzwischen als so selbstverständlich. »Ich wurde als Jugendlicher über Jahre sehr gedemütigt. wird es den so genannten Terrorismus geben … Das soll keine Recht- fertigung sein. Gegenüber Terroristen »fair« zu sein. der von Gewalt und Gewalttäter ausgeht und dem sogar die Opfer und deren Angehörige erliegen. auch bei der Möglichkeit. obwohl niemand daran zweifelte. die nur ein wenig über das Ziel hinausschießen. worüber ich rede«. dass er buch- stäblich Blut an den Händen hatte. »wenn es diese Möglichkeit damals gegeben hätte. Schon deswegen wünsche ich mir. bis die Rollen vertauscht werden und die Ankläger sich rechtfertigen müssen. dass er ganz von allein aus dem Gebüsch zurückschallt. machte sein Vater. ein faires Verfahren anzumahnen. sich selbst dabei zu töten … Will sagen: Solange die islamische. das verhandelt werden soll. dass Osama Bin Laden lebend erwischt und vor ein Gericht gestellt wird . dieser Unsinn wurde inzwischen so oft und so laut in den Wald hineingerufen. käme einem Verzicht auf eine Verfolgung gleich. umso größer die Skrupel der Bedenkenträger. Heißen die Angeklagten Saddam Hussein oder Slobodan Milosevic. dass man sie verstehen und sich in ihre Situation versetzen muss. Nachdem der 26-jährige Amerikaner Nicholas Berg im Frühjahr 2004 im Irak von der Terrorgruppe Sarkawis entführt und ermordet wurde. das ihnen widerfährt. dann muss man nur bis zehn zählen. auf verdeckte Ermittlungen zu verzichten und im Verfahren alle Quellen offen zu legen. « Nur einer freute sich nicht. der Präsident Afghanistans. Sie töten ihren besten Freund … Er war dort. sagte er dem Sender ABC. sagte der Brite Paul Bigley. dass er uns nicht fehlen wird«. dass ein so gefährlicher Mann nicht mehr unter uns ist. Diese Person ist für furchtbare Verbrechen verantwortlich gewesen. »Ich denke. Möge er in der Hölle schmoren«. die Welt von der Bedrohung durch den Terrorismus zu befreien«. Dennoch richtete sich der Zorn von Vater Berg nicht gegen Sarkawi. doch habe die US-Regierung seinen Sohn auf dem Gewissen. was sie taten. was er ver- dient hat. Ich denke.Rumsfeld für den Tod seines Sohnes verantwortlich. die Nachricht von dem Verlust eines jeden menschlichen Wesens ist eine Tragödie. stellte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer fest. »Dies ist ein Mann mit jeder Menge Blut an den Händen. »Der Mann war ein Tier und er hat das bekommen. nicht um irgendjemanden zu verletzen. »Sarkawis Tod ist nicht das Ende des Terrorismus in der Welt. erklärte Hamid Karzai.« Warum Nicholas Berg in den Irak gereist war. um den Leuten zu helfen. Ich übertreibe wohl nicht. Fest stand nur. unter welchen Umständen er entführt und ermordet wurde. »Nicholas starb für die Sünden von George Bush und Donald Rumsfeld«. dass er enthauptet und die »Hinrichtung« auf Video aufgezeichnet wurde. Michael Berg. sondern gegen Bush und Rumsfeld. im Juni 2006. Sarkawi bei einem gezielten Angriff der Amerikaner getötet wurde. Er ist aber ein wichtiger Schritt. Und es war wahr- scheinlich Sarkawi persönlich. der das Urteil gefällt und vollstreckt hatte. Sogar der nette Kofi Annan war verhalten erfreut: »Es lässt auf- atmen. Zuvor hatte er schon gegenüber CNN gesagt: »Die (Leute von) al Qaida wussten nicht. Auch über die Zeit vor seinem Verschwinden gab es wider- sprüchliche Informationen. Vater von Nicholas Berg. wenn ich sage. schwankten die Reaktionen zwischen Freude und Erleichterung. dessen Bruder Ken 2004 von Sarkawis Gruppe verschleppt und enthauptet wurde. Als zwei Jahre später. konnte nicht geklärt werden. »die al-Qaida-Leute sind wahrscheinlich so schlecht wie sie«. Sein Tod wird zu einer neuen Welle der 91 . Sarkawis Tod ist eine doppelte Tragödie. FOCUS ONLINE: Wirklich? Keine Genugtuung darüber. Alle zwölf Minuten stirbt ein Mensch im Irak durch Gewalt. sagte er im CNN. dass es nicht Sarkawi war. dass der Mörder Ihres Sohnes bei einem amerikanischen Bomben- angriff getötet worden ist? BERG: Ein Fernsehjournalist des Senders ABC weckte mich um 4:37 Uhr mit der Nachricht auf.Rache anspornen«. Ich bin so oft belogen worden. wenn der Krieg noch fünf Jahre länger dauert. Von George Bush. Das ist Wahnsinn! Jeder tote Iraker wird von Familienmitgliedern und Freunden gerächt werden. Seine Familie und seine Freunde werden ebenso trauern. was am Tod des Terroristen tragisch war. Im Übrigen weiß niemand wirklich. vom FBI. als Sie erfuhren. jetzt habt ihr noch einen Menschen getötet. in voller Länge für alle Zeit festgehalten zu werden: FOCUS ONLINE: Was war ihr erster Gedanke. dass der Mörder Ihres Sohnes tot ist? BERG: Wirklich! Der Tod Sarkawis löst nur eine neue Welle der Gewalt aus. Ich traue denen alles zu. zu einer 92 . wie wir um Nick getrauert haben. von Ministern der Bush-Regierung. Die Kämpfe nehmen an Heftigkeit zu und es gibt mehr und mehr Tote. vielleicht ist Sarkawi schon lange tot und war irgendwo auf Eis ge- legen. Vielleicht war es Sarkawi. da konnte man bei »FOCUS ONLINE« nachlesen.‹ Jeder wollte. FOCUS ONLINE: Sie glauben also.000 Menschen. wie ich es über den Tod eines jeden Menschen bin. es wird immer so weitergehen. um jetzt der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. FOCUS ONLINE: Glauben Sie. vom Außenministerium. Es ist ein Teufelskreis. dass ich mich über den Tod Sarkawis freue. entstanden aus Rachegefühlen und genährt von Rachegefühlen. Das sind insgesamt 350. Ich dachte: ›Ihr Schweine. Das Interview mit Michael Berg verdient es. Das Wort von der »Tragödie« war noch nicht verhallt. doch ich war sehr traurig darüber. wer Nick getötet hat. dass Sarkawi zum Märtyrer wird und die Aufständischen im Irak neuen Zulauf erhalten? BERG: ES ist doch schon jetzt so. der Ihrem Sohn die Kehle durchgeschnitten hat? BERG: Ich weiß es nicht. dass ich dieser Regierung nichts mehr glaube. in der Bushs Popularität am Tiefpunkt ist. Sende- masten und -anlagen wiederaufzubauen. FOCUS ONLINE: Eine gewagte Theorie … BERG: Wieso? George Bush hat uns belogen. FOCUS ONLINE: Haben Sie noch Hoffnung für das Land? BERG: Ja. Aber Sarkawis Körper und sein Kopf sahen sehr gut erhalten aus … Egal. so groß wie Basketbälle. Soll ich ihm wirklich glauben? Sehen Sie sich die Fotos von dem Bombenabwurf auf Sarkawis Haus an. wenn die Leute. FOCUS ONLINE: Garantiert die Truppenpräsenz nicht die . als es um die Massenvernichtungswaffen ging. Er hat damals das Land destabilisiert. Er wollte mithelfen. Seit Bushs Angriff auf die souveräne Nation Irak. Das Haus ist vollständig zerstört. Vielleicht hat es Sarkawi nie gegeben. Alle aus- ländischen Soldaten sollten aus dem gesamten Nahen Osten ver- schwinden. Mein Sohn Nick war ein Anhänger von George Bush. dass dann der Hass ausgestorben ist. Vielleicht dauert es eine oder zwei Generationen. Es sind nur Trümmer übrig. es ist jetzt instabiler denn je. Er hat das amerikanische Volk immer wieder belogen. Er hat uns belogen.Zeit. wenn die USA und ihre Verbündeten ihre Truppen aus dem Irak abziehen? BERG: Das Land versinkt seit 2003 im Chaos.Demokratisierung des Landes? BERG: Für mich ist es keine Demokratie. ich sage nur. Wir haben die Kontrolle über Bagdad außerhalb der Green Zone verloren. Es wird alles immer schlimmer. als es um Ver- bindungen des Iraks zu den Terroranschlägen von 2001 ging. Jetzt sofort. 93 . dies mit Gewehren im Anschlag tun. Dann hört dieses Morden auf. dass unsere Soldaten Frieden herstellen können. er glaubte daran. Irak ist meilenweit von der Demokratie entfernt. die Infrastruktur zu reparieren. 60 oder 80 Jahre. aber ich bin der festen Überzeugung. ich habe Recht behalten. Das Land ist doch schon lange im Bürgerkrieg. Wir müssen sofort alle unsere Soldaten aus dem Irak abziehen. die die Wahlen abhalten. Ich war da völlig anderer Meinung und ich denke.wenn auch langsame . FOCUS ONLINE: Kommt es zum Bürgerkrieg. So könnte er geheilt werden. dass Berg das Ur-Bedürfnis nach Rache in einen positiven Impuls umgewandelt hat und seine »ganze Energie in den Kampf für den Frieden« investiert. wenn er seines Amtes enthoben würde. Unbesiegbaren fertig zu werden. Wir sprechen jetzt etwa 25 Minuten. Es gibt doch diese Austauschprogramme für Highschoolschüler. auch für Nick. Es wäre ihm eine Genugtuung gewesen zu sehen. Ich will nicht. was ich will. Bush wird von Hass getrieben und von geschäftlichen Interessen. Er sollte eine Meile zum nächsten Trinkwasser laufen müssen und auf dem Boden schlafen. Es ist noch nicht zu spät für ihn. Er will sich für die Erniedrigung seines Vaters durch Saddam Hussein rächen. Alle zwölf Minuten stirbt ein Mensch im Irak durch Gewalt. So etwas sollte Bush tun. ich will den sofortigen Abzug. Im Kino würde der »Terminator« jetzt loslaufen. 94 . Es ist seine Art. mit dem Unfassbaren. Ich denke. Sarkawi hat einige hundert Menschen umgebracht. es wäre am besten. Das sind zwei Menschen. Er ist verantwortlich für 150. dessen Sohn ermordet wurde: Es ist bedauerlich. sonst wäre ich vielleicht losgezogen. Bei allem Verständnis für die Gefühle eines Vaters. was Sie von Präsident Bushs Irakpolitik halten … BERG: Bush ist der wahre Täter. dass Sarkawi dieses Interview nicht mehr erlebt hat. dass ich nichts mehr zu verlieren habe. Doch so investiere ich meine ganze Energie in den Kampf für den Frieden. Seine Politik muss man in diesem Licht betrachten. wäre Amok gelaufen.000 Tote im Irak. dass noch mehr Menschen sterben. FOCUS ONLINE: ES ist wohl müßig zu fragen. Das ist alles. Die anderen Parteien wollen den langsamen Abzug der Soldaten. Unerreichbaren. Er sollte einige Zeit im Sudan leben. Zwei Menschenleben sind wertvoll. FOCUS ONLINE: Warum kandidieren Sie bei der bevorstehenden Kongresswahl in ihrem Wahlbezirk im US-Bundesstaat Delaware für die amerikanischen Grünen? BERG: Als Nick getötet wurde. in einer Hütte mit fünf Möbelstücken. bei denen sie für einige Zeit in anderen Kulturen leben. Ich bin Pazifist. hätte einige Menschen getötet. wurde mir klar. um es den Schurken heimzuzahlen. dass alles gut ist und dass Deutschland gut ist«. Sogar die beiden netten Ingenieure aus Leipzig.im wahren Leben muss die Aggression umgeleitet werden. mit dem nicht einmal sie gerechnet hatten. bei dem die Bankangestellten. bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. die über die Bundesregierung herfiel. die 99 Tage um ihr Leben bangen mussten. denen sie ihre Befreiung zu verdanken haben. kaum sind sie befreit. dankten allen. Das Phänomen hört auf den Namen »Stockholm-Syndrom«. denn die Entführer haben »immer gesagt. sagten sie: »So richtig gedroht haben die nicht.« Der Begriff geht auf einen Banküberfall in Stockholm im Jahre 1973 zurück. ob die Entführer ihnen gedroht hätten. Es kann sogar darin münden. In Abstufungen kann man es bei fast allen Opfern von Ent- führungen beobachten. So war es bei der italienischen Journalistin Giuliana Sgrena. dass sie uns mit- genommen haben. Zudem kündigte Frau Osthoff an. eine größere Angst vor der Polizei als vor den Geiselnehmern hatten. dass er Deutschland ferngehalten hat vom Irak-Krieg«. die ihren Entführern ein Führungs- zeugnis ausstellte. so war es bei Susanne Osthoff. sich nach ihrer Freilassung bei den Gangstern bedankten und diese später im Gefängnis besuchten. Zuerst flehen sie in Videobotschaften um ihr Leben. um die »Archäologin« aus der Gewalt ihrer Entführer zu befreien. Es war nur so unmissverständlich. die als Geiseln ge- nommen worden waren. dass Opfer mit den Tätern Mitleid fühlen. ob- wohl oder weil diese tief in die Portokasse gegriffen hatte. Dies kann dazu führen. Wikipedia definiert es so: »Unter dem Stockholm-Syndrom versteht die Wissenschaft ein psychologisches Phänomen.« Auch sonst zeigten sich die Entführer von ihrer guten Seite: »Die 95 . haben sie über die Entführer nur Gutes zu berichten und/oder greifen diejenigen an. noch am Leben zu sein«. zeigten sich nach ihrer Befreiung er- staunlich frei von bösen Gefühlen. sie werde in den Irak zurückkehren. Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke waren »sehr froh. die zu ihrer Befreiung beigetragen hatten. Auf die Frage. auch »dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder. dass Täter und Opfer sich ineinander verlieben oder kooperieren. Der Iran hat gegen- über Europa diese Waffe zur Perfektion entwickelt. sie haben oft im Koran gelesen. ist es nicht mal klar. mit ihr zu drohen. Den meisten Menschen. uns von ihrer Religion zu überzeugen. Ob das mehr in die kriminelle oder religiöse Richtung ging.« Und auf die Frage. müssen ihre Taschen leeren und Schuhe ausziehen.« Die Bundesregierung konnte sich damit trösten. sich 96 . Das waren Leute.haben alle mit großem Engagement fünf Mal am Tag gebetet. Aber fanatisch waren die nicht. also eigentlich Entwicklungshilfe geleistet hatte. Die haben signalisiert: Wir akzeptieren auch andere. Wir hatten das Gefühl. Seit dem ersten Ölboykott arabischer Staaten gegen die USA und dem ersten autofreien Sonntag in Deutschland am 25. die ihre Kriegskasse auffüllen wollen. ob sie misshandelt wurden. die sich für ihr Land eingesetzt haben«. Nun werden nicht nur Individuen als Geiseln genommen. Nie. antworteten die Leipziger Ingenieure: »Nein. dass ihre Religion gut ist …« Mit etwas gutem Willen könnte man die Entführung auch als eine Einladung zu einem Kurs »Der Islam in Theorie und Praxis« verstehen.« Wobei der Lage entsprechend offen bleiben musste. ihre religiösen Pflichten erfüllt. das waren sehr einfache Menschen. mit einer extrem intensiven individuellen Betreuung der Teilnehmer. sondern einfachen Menschen unter die Arme ge- griffen. ob als Gäste oder als Geiseln. dass sie als Geiseln genommen werden. November 1973 funktioniert die »Ölwaffe« wie die Atombombe: Es reicht. Auf die Frage. will ich jetzt nicht beurteilen. so weit es ging. dass sie nicht Lösegeld bezahlt. Sie zahlen eine Sicherheits- gebühr. worauf Nitzschke er- gänzte: »Dieses Gefühl hatte ich eigentlich auch. Sie haben uns Informationsmaterial in englischer Sprache gegeben. um Geld und geldwerte Leistungen von den jeweiligen Regierungen zu erpressen. so etwas machen nur »einfache Menschen«. Und sie haben uns. gaben die Befreiten diese Einschätzung: »Im Nachhinein würde ich sagen. sagte Bräunlich. das waren schon welche. was das für Typen waren. über das Gute im Islam erzählt. »Sie haben schon versucht. von denen sie fest- gehalten wurden. die für ihr Land kämpfen wollten. wir wurden nur festgehalten. die heute einen Flug buchen. Wir mussten ständig sagen. in jeder Talkshow hören kann. So überlegen einige. weil man immer und überall mit einem Anschlag rechnen muss. Für den smarten Kopfrechner aus Ostberlin setzen Terror und Gegenterror erst mit der alliierten Intervention im Irak ein. dann ist die Ursache des Terrorismus die »Verbitterung«. was konkret heißt: »Rückzug aus Irak und Afghanistan.« Wenn alle diese Vor- bedingungen erfüllt sind. Nimmt man den Abgeordneten.alles. gefoltert und getötet wurden. sie sind dumm. wird der Terror nicht aufhören. sind sowohl diesem als auch dem Kampf gegen ihn unvergleichlich mehr Menschen zum Opfer gefallen als jemals zuvor. Eine solche Erklärung. der als unabhängiger Kandidat ins Parlament gewählt wurde und die Labour das Fürchten lehrt. um jeden Tag Millionen von Menschen den Willen der Terroristen auf- zuzwingen. auf jedem Kirchentag.« Solche Fragen sind nicht zynisch. Schluss mit der Hilfe des Westens für korrupte Könige und Marionettenpräsidenten im Mittleren Osten. auf jeder Demo. die verfolgt. Schluss mit der Rückendeckung für General Ariel Scharon.abtasten lassen und dumme Fragen beantworten .der islamistisch genannte Terror oder der Kampf gegen ihn?« Und antwortet: »Seit der amerikanische Präsident dem Terror den Krieg erklärt. »muss man den Sumpf der Un- gerechtigkeiten trockenlegen«. hunderttausende von Menschen. auf jeder NGO-Konferenz. sagt der britische Unter- hausabgeordnete George Galloway. was bisher mehr Menschen- leben gekostet hat . wörtlich. wird Osama Bin Laden zum gestrandeten Wal«. ist zum einen vollkommen verbohrt. Und damit der Terror aufhört. »wenn die Verbitterung über Britannien in der islamischen Welt beseitigt wird. und solange die Gründe für die Verbitterung nicht aus dem Weg geräumt werden. die man inzwischen überall in Europa. Unterstützung der Palästinenser im Kampf um Gerechtig- keit. Auch hier reicht die unausgesprochene aber allgegenwärtige Drohung aus. der zu den klügeren seiner Zunft zählt. fragt: »Ist es zynisch zu fragen. Ein Ostberliner Autor. 97 . ob sich die Anstrengungen überhaupt lohnen. Denn in dieser Rechnung sind die irakischen Opfer des Saddam-Regimes nicht enthalten. Und überhaupt: Die Leute.« Soweit bekannt. dann war Hitler gar nicht so übel. statt an den Symptomen herumzudoktern. die zur Verbitterung führen. Denn die Liste der globalen Ungerechtig- keiten. Lüders etc. Scholl-Latour. dass der Terrorismus eine Gefahr ist. wären heute sowieso tot. denn so können sie immer wieder die Forderung wiederholen. Stein- bach. Terrorverstehern wie Galloway. macht eine andere Grund- satzkiste auf: »Der Kapitalismus tötet täglich mehr Menschen. man kommt schlecht an sie ran und deswegen dreht sich der Hund weiter fröhlich im Kreise und schnappt nach seinem Schwanz. hat man eine ausgeräumt. welche Ungerechtigkeit eigentlich die Terroristen immer wieder dazu bringt. die Hitler umgebracht hat. hat Hitler eigenhändig niemand getötet. von der sie angetrieben werden. Nimmt man sie wörtlich. der man sich stellen muss. Einerseits wird dem Terrorismus pauschal Legitimation verliehen. Hat man ihnen den Zugang zum Frühstücksbuffet verboten? Durften sie am Strand nicht mit ihren Waffen spielen? Ist der Anblick der Mädchen im Bikini so unerträg- lich? Andererseits wird der Kampf gegen den Terror damit zur »mis- sion impossible« erklärt. tauchen immer zwei neue auf. müsste man den Kapitalismus heute so angehen wie seinerzeit Hitler. Der linke Bürgermeister von London. als Reflex auf Ungerechtigkeiten. Man kann sich in die Befindlichkeit der Terroristen hineinversetzen und die Verbitterung nachvollziehen. und so wird es den Terroristen nie langweilig. ist lang. Ferienorte am Roten Meer zu überfallen. wie Galloway »a pain in the ass« der Labour. Sie klingt bombastisch . wobei man sich nicht mehr fragen muss. Man kann auf vielen Wegen vor der Einsicht davonlaufen.die Basis ist die Grundlage des Funda- ments -. Nimmt man sie symbolisch. auch nicht. als Hitler getötet hat. aber auf die Faktizität dieser Gleichung kommt es nicht an. ist aber eine hohle Blase.unseren täglichen Völkermord gib uns heute -. Ken Livingstone. man müsse die Ursachen bekämpfen. Man kann zum Kampf gegen die Ursachen aufrufen und sich mit 98 . Wie das aber so ist mit den Ursachen .zum anderen extrem praktisch. die Klimaanlage abstellen und seinen Whiskey ohne Eis trinken. oder man überlegt ernsthaft. um dem American Way of Life aus dem Weg zu 99 . Es ist kein Geheimnis. Man kann Kosten-Nutzen-Berechnungen anstellen. der American Way of Life sei der einzig gültige Weg. tritt zum Islam über und einer besonders militanten Gemeinde bei. um den Terrorismus zu stoppen. dass der Kampf gegen den Terror mehr Opfer kostet als der Terror selbst.dieser großen Geste zufrieden zurücklehnen. was man tun könnte. betont er. Und der Gedanke. In der Politik wird noch beraten. sie sehen überall die Bereitschaft zu vorzeitiger Kapitulation. der niedergerungen werden muss. Um ihr zu entgehen. Bush ist ebenfalls ein Extremist. »dass wir ernten. tertium non datur: Man kapituliert sofort. gegenüber sich selbst. man gewinnt Zeit. »Ihr liebt das Leben. Man kann auf das viel größere Übel verweisen. dieser Way of Life solle auch noch in den Rest der Welt exportiert werden. Eine nüchterne Ana- lyse der Lage würde zwei Optionen ergeben. John le Carre würde auf den Gebrauch eines Deos verzichten. die damit enden. die irgendwo sitzen und den nächsten Anschlag planen. in der Kultur wurden die Kapitulationserklärungen schon unterschrieben. hat etwas regelrecht Obszönes an sich. die der britische Spion und Schriftsteller John le Carre gibt. dass Osama Bin Laden und seine An- hänger die Europäer für einen Haufen korrupter Angsthasen halten. wie man sich ohne allzu viel Gesichts- verlust informell ergeben könnte. welchen Notausgang man nimmt. wofür man leider einige Grundsätze des befriedeten Zusammenlebens opfern müsste. den Kapitalismus. Mr. rufen sie uns zu und freuen sich über jedes »No Blood for Oil«-Plakat. Er behauptet doch immer wieder. Egal.« Die Vorstellung. was wir gesät haben« und dass es Extremismus und Fundamentalismus überall gebe. das auf einer Anti- Kriegsdemo getragen wird. Für mich ist das ein fundamentalistisches Statement. Wohin die Gotteskrieger auch schauen. Nicht gegenüber den Terroristen. nein. »Die gibt es genauso bei den religiösen Rechten wie im Zionismus. wir lieben den Tod«. ist jede Illusion recht. Diese Alternative ist so grauenhaft wie die Wahl zwischen Galgen oder Guillotine. In fast allen Interviews. 1926 in Berlin als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. »die Amerikaner seien heute mit den Nazis zu vergleichen«. 100 . und die Leute. dass sie sich. Der Unterschied bestehe darin. hat viel Tragisches an sich. den Idealen der Freiheit und des Individualismus verpflichtet fühlen? ZADEK: Die Nationalsozialisten hatten auch ihren Idealismus und glaubten. wo er sich mit spektakulären Regie- arbeiten einen Namen machte. damit künftige Generationen sich eine Vorstellung davon machen können. die Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen«. ohne dass es Frösche vom Himmel regnete. Jahrhunderts von einem Intellektuellen gesagt werden konnte. DER SPIEGEL: Weinen Sie den Terrorherrschern in Afghanistan und im Irak wirklich Tränen nach? ZADEK: Krieg erzeugt . Manchmal lässt er auf sich warten. »dass die Nazis vorhatten.gehen. was zu Beginn des 21. Europa zu besiegen. Gestehen Sie den US-Politikern nicht mal zu. emigrierte mit seiner Familie 1933 nach London und kam 1958 nach Deutschland zurück. Das »Spiegel«-Gespräch gehört zu den Dokumenten. bei aller Machtgier. nachdem die Nazis England im Krieg bezwungen haben. die man atombombensicher aufheben sollte. Ziemlich zu Anfang der Unterhaltung erklärt Zadek. immer das Richtige zu machen. Im Sommer 2003 gab Peter Zadek dem »Spiegel« ein Interview. Der Regisseur. Es kommt zu folgendem Wortwechsel zwischen den »Spiegel«-Leuten und Zadek: DER SPIEGEL: Die Gleichsetzung von Amerikanern und Nazis finden wir aberwitzig. aber es wurde noch besser. Noch tragischer ist nur die Vor- stellung. der gesagt habe. Peter Zadek hätte sich um die Aufnahme in die Hitler- jugend beworben.wie jede Aggression . Das war zweifellos ein starker Einstieg.irgendwann einen Gegenschlag. Heute lebt Zadek in Italien und in- szeniert ab und zu auf deutschen Bühnen. die an ihn glauben. deshalb haben Sie auf die Kürze vielleicht Recht. er stimme mit seinem Freund Harold Pinter überein. Wie schön: Saddam Hussein ist weg! Aber der ist natürlich nicht weg. Wir werden immer verhasster. DER SPIEGEL: Haben Sie in den USA selbst auch nur negative Erfahrungen gemacht? ZADEK: Ich war nie dort: Mir ist Amerika zutiefst zuwider. Ich kritisiere nichts. er habe nicht geglaubt. aber wenn er Saddam gewesen wäre. dann hätte er »diese Waffen garantiert benutzt«. die den Zorn gegen Amerika ebenfalls auf sich ziehen. Zadek steigerte sich von Frage zu Frage. Dann sagt Zadek. und sie wird zunehmen. wenn man sie einen Antiamerikaner nennt? ZADEK: Nein. Tennessee Williams zum Bei- spiel oder Elia Kazan. Leider gehören wir als Macht des Westens zu den Kräften. was die Amerikaner mit der Welt tun. Aber dann siegte das Musical über das Theater. Sie lehnen die amerikanische Kultur grundsätzlich ab? ZADEK: Nein. Es gibt in der ganzen Welt eine große Gegen- bewegung zu Amerika. die auch eine Kulturscheiße ist«. DER SPIEGEL: Sie halten allen Ernstes George W. auch wenn ich natürlich ein paar amerikanische Freunde habe. Bush für einen gefährlicheren Mann.sind auch nicht weg. dass er Schröder die Hand schütteln darf«. was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe. was er über den US-Präsidenten zu sagen hatte. war noch das Freundlichste. von Antwort zu Antwort: Bush sollte »froh sein. Von da ist es nicht mehr weit zum »geistigen Widerstand … gegen diese Scheiße. und aus Hollywood kam nur noch schreckliches Zeug. DER SPIEGEL: Heißt das. dass viele Leute heute einen 101 . Worauf die »Spiegel«-Leute die Gretchen-Frage stellten: DER SPIEGEL: Man tut Ihnen also kein Unrecht. dass es im Irak Massen- vernichtungswaffen gegeben habe. in den Fünfzigern waren amerikanische Schrift- steller und Regisseure meine Helden. ich finde es feige. als Saddam es war? ZADEK: Ja. Ich kritisiere das. die Alliierten hätten Hitler und den Nazis nicht in den Arm fallen dürfen beziehungsweise mit ihnen reden sollen. Wer so etwas sagt. DER SPIEGEL: Halten Sie auch die kriegerische Beteiligung der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler für falsch? ZADEK: Auch dieser Krieg hätte nicht stattfinden dürfen. solange sie einen nicht bei der Theater.« Nach den 60 Millionen Toten fühlte ich mich gewissermaßen gerechtfertigt. auch unter meinen jüdischen Freunden. DER SPIEGEL: Hätten Sie Hitler. Und mit diesen Interessen kann man umgehen. In diesem Sinne bin ich Antiamerikaner. Das war am Ende des Zweiten Weltkriegs. seit ich 18 Jahre alt bin. als ich sagte: »Diesen Krieg so wenig wie jeden anderen. um den Despoten bei Laune zu halten. um zu einem Interessenausgleich zu kommen. den Krieg in England zu überleben. dass Leute nicht mehr im Stande sind. Es darf gefoltert und ge- 102 . solange man die Nerven und die Geduld behält. Die Regierung Bush ist mehr oder weniger demokratisch gewählt worden. Hat man Derartiges schon mal gelesen? Es gehört schon eine be- sondere Chuzpe dazu. der sich von der Geschichte be- stätigt wähnt: Es darf keinen Krieg geben! Aber Despoten.Unterschied machen zwischen dem amerikanischen Volk und der amerikanischen Regierung. seine Mordbanden und KZ- Schergen durch Lichterketten beseitigen wollen? ZADEK: ES ist immer dieselbe Frage: Durch was entsteht Krieg? Krieg entsteht dadurch. Alle Leute haben Interessen. die Ansicht zu vertreten. Zadek ist nur ein besonders extremes aber kein ausgefallenes Beispiel für den militanten deutschen Pazifismus. und ich habe damit nur Feinde gehabt. Diese Haltung habe ich vertreten. während auf dem Kontinent die Juden gejagt wurden. als Jude. mit- einander zu reden. Man darf also durchaus gegen die Amerikaner sein. der das Glück hatte. und sie hatte bei ihrem Feldzug im Irak die Mehrheit der Amerikaner hinter sich. der würde auch Saddam Tee und Butterkekse ans Bett bringen. Diktatoren und Tyrannen darf es geben. Krieg produziert im Endeffekt nur Katastrophen.und Trauerarbeit stören. wie Günter Grass immer wieder bekennt. Lautverschieber. Dabei spielt es keine Rolle. denn dann kann man sich als Gutmensch bei einer ai-Spendengala in Szene setzen und ein Ende der Folter und des Mordens verlangen. indem sie nach Gründen für die »Verbitterung« der Terroristen suchen. wozu ein Ausritt in die Geschichte gut ist: um retroaktives Engagement simulieren zu können und sich der Gegenwart nicht stellen zu müssen. Aber irgendwann muss das Kaninchen mit der Wimper zucken. dessen Drohung. Angesichts der von den USA in der Ver- gangenheit begangenen Sünden war das eine Petitesse. von Griechenland bis Chile. ob sich einer als 18-jähriger vor deutschen Raketen ducken musste oder als 16-jähriger Soldat wurde und noch bis zum bitteren Ende an den Endsieg glaubte. Wörtermacher und Nachredner unterdrückter Schreie«. Grass hat auf dem PEN- Kongress in Berlin im Mai 2006 (»Schreiben in friedloser Welt«) eine flammende Rede gehalten. Grass war derart damit beschäftigt.mordet werden. Das Kaninchen spielt auf Zeit. Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen der Amerikaner aufgelistet hatte. wie Grass seine Kollegen be- zeichnet hatte. dass er keinen Satz. so wie die Friedensfreunde auf Zeit spielen. Beispielhaft hat er bewiesen. um von der Schlange nicht bemerkt zu werden. und dann schlägt die Schlange zu. das sich tot stellt. die zu einem guten Teil aus einer Ver- beugung vor Harold Pinter bestand. ihm unmöglich ent- gangen sein konnte. kein einziges Wort über den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad verlor. Wieder einmal zeigte es sich. Pinter rechnete mit den USA ab und Grass lobte ihn dafür: »Harold Pinter hat das Unrecht benannt.« Und die in Berlin ver- sammelten »Silbenstecher. von Indonesien bis Haiti. der seinerseits in einer Nobel- preisrede vom Dezember 2005 sämtliche Verfehlungen. was ›Schreiben in friedloser Zeit‹ bewirken kann. Israel von der Landkarte zu tilgen. die er souverän beschwieg. Zadek ist das Kaninchen. Das 103 . Pinter zu preisen und die USA zu verdammen. aber es darf nichts gegen Folterknechte und Mörder unternommen werden. dankten es ihm mit minutenlangen Ovationen. das würde nur den Frieden ge- fährden. Im Dienste der guten Sache darf man auch die eigenen Halluzinationen argumentativ einsetzen. 1939 beim Überfall auf den Sender Gleiwitz. gibt es gratis dazu. noch größeres Unheil zu stoppen: »Nun steht bereits der nächste Krieg ins Haus. wenn dies gewollt wäre. er weist auf einen echten Fall aus der jüngsten Geschichte hin. Ja. wäre der Zweite Weltkrieg sicher verhindert worden.« 104 . »Fast die Hälfte der US-amerikanischen Bürger ver- langt inzwischen eine neue Untersuchung zum 11.ein voller Atomkrieg werden: damit er nicht so teuer wird wie im Irak. die die laufende Fuß- ball-WM zum Anlass nahmen. September 2001. Denn auch kurz vor dem Ausbruch des letzten Golf- krieges veröffentlichte Mey eine Anzeige gegen den Krieg. um Deutschland im nächsten geplanten US-Krieg mit auf das große Kriegsschiff zu zwingen? Würden wir auf eine Inszenierung hereinfallen wie zu Beginn des Irak-Krieges?« Mey stellt Fragen über Fragen. Doch solche Differenzen im einstelligen Bereich kann man vernachlässigen. unterzeichnet von Rein- hard Mey und zwei Dutzend seiner Freunde. Wäre Leichtmatrose Mey damals schon an Bord gewesen. Am 16. wenn es darum geht. weil die bisher gegebenen Erklärungen nicht stimmen. bleibt des Liedermachers Geheimnis. die un- gehört verhallte. so sind die Deutschen schon einmal auf das große Kriegsschiff gezwungen worden. wenn ein echtes oder geheimdienstlich manipuliertes Attentat eine Panik im Lande auslösen würde? Doch was wäre. »Was wäre zum Beispiel. Und die Antwort kennt ganz allein der Wind. Er begnügt sich nicht mit wilden Spekulationen wie aus einem Roman von John le Carre. Er soll .« Wie ein Krieg im sechsten Jahr sein kann. Oder auch nicht. der mit einem Ereignis begründet wurde. das noch keine fünf Jahre her ist.wie in Wirtschaftskreisen zu hören ist . Juni erschien in der »Welt kompakt« eine halbseitige Anzeige. Der damit begründete Krieg in Afghanistan nimmt kein Ende und ist nun schon im sechsten Jahr. auf ein sinistres Szenario aufmerksam zu machen. etwas unternommen zu haben.schöne Gefühl. Diesmal will es der engagierte Liedermacher besser machen. 105 . Capucci wurde 1977 bei dem Versuch. Meys mutiger Appell gegen den drohenden preiswerten Atom- krieg endet mit einem Wort des griechisch-katholischen Alt- patriarchen von Jerusalem »im Exil«.bevor es zu spät ist. hätten Reinhard Mey & Friends ganz leicht heraus- finden können. festgenommen und nach einer Fürbitte des Vatikans ausgewiesen. in seinem Dienstwagen Waffen für die PLO zu schmuggeln. Bischof Hilarion Capucci: »Wir sollten uns die Friedenshand zwischen Christen und Moslems reichen .« Was Hilarion Capucci unter Handreichung versteht und warum er im Exil lebt. wenn sie seinen Namen gegoogelt hätten. von den Israelis erwischt. Seitdem lebt er in Rom. ein Mann des Friedens und des christlich-moslemischen Dialogs. »Macht es mir nach!«.mit der auf Russisch gesprochenen Erklärung: »Wir haben kapituliert«. Sie wollten die völlige Abschaffung der Einkommenssteuer und die Streichung aller »un- nötigen Staatsausgaben«. das im Ernstfall. Das dänische Steuersystem sei.gleich nach den regierenden Sozialdemokraten. so Glistrup. bei der Einkommenssteuererklärung werde nur »die Unfähigkeit zu betrügen besteuert«. Glistrup verglich die Steuerhinterzieher mit den dänischen Widerstandskämpfern während der NS-Besatzung.bei einem Jahreseinkommen von rund 9. und er präsentierte vor laufender Kamera seine eigene Steuererklärung . so Glistrup. ein Instrument der staatlichen Willkür. Dozent für Steuerrecht an der Universität Kopenhagen und Politiker. sowieso nichts aus- richten könnte. wie man es anstellen muss. um viel Geld zu verdienen und trotzdem keine Steuern zu zahlen. mit dem die »Fortschrittlichen« angetreten waren. sind sie inzwischen einen großen Schritt vorangekommen . Bei den Parlamentswahlen vom Dezember 1973 bekam Glistrups »Fortschrittspartei« 15. Man sollte es durch einen Anrufbeantworter er- setzen .1 Millionen Kronen bezahlte er keine Krone Ein- kommenssteuer. forderte er die Zuschauer auf und erklärte. 1926 in Rönne auf Bomholm geboren. so zum Beispiel für die Kunstförderung und das Militär. 1972 gründete er in einem Restaurant im Vergnügungspark Tivoli die »Fortschrittspartei« und schaffte mit einem einzigen Interview von knapp zwei Minuten Dauer im dänischen Fernsehen den Sprung in die Schlagzeilen. »Wir haben kapituliert!« Mogens Glistrup. aber was die Kapitulation angeht. war sehr einfach und überschaubar. war ge- lernter Rechtsanwalt.behaupten Lars Hedegaard und Helle Merete Brix in einem langen Artikel über die Folgen der .9 Prozent der Stimmen beziehungsweise 28 Mandate und wurde damit zur zweitstärksten Fraktion . die Eisenbahnen sabotiert hatten. So eine Maßnahme würde Geld und Menschenleben sparen. Das Programm. Über 30 Jahre später klagen die Dänen noch immer über hohe Steuern. ich hätte Dänemark in eine Hölle verwandeln können. sondern im Gegenteil alles unter- nommen. die sich untereinander im Wesentlichen darauf verständigt hat. keine Terrorversteher. anzunehmen. »weil sie Ruhe und Ordnung gepredigt« haben.aus Angst um ihr Leben in den Untergrund gehen mussten. Außer von den zwölf Cartoonisten. der frühere Außenminister und frühere Vorsitzende der Liberalen Partei des jetzigen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen. von Beruf Historiker. Im selben Sinne äußerte sich auch der führende dänische Imam. die dänischen Imame. bereits im Gange. ich hätte die Moslems auf die Straße schicken können. der es darauf abgesehen hatte. könnte das kleine Dänemark das erste europäische Land sein. erklärte in einem Interview mit der Zeitung »Jyllands-Posten«. und ergänzte: »Ich hätte einen Aufruhr in Dänemark auslösen können. um die Moslems zu beruhigen. Ahmed Abu Laban. Sie beschreiben die Reaktionen der »dänischen Elite«. Uffe Ellemann-Jensen. Was nach einem Horror- szenario klingt. Einer von ihnen. und bewerten es. die . Und wenn die Analyse stimmt. und bedauerte zugleich. eine Journalistin. Sie beschreiben das. die Angehörigen der christ- lichen Religion zu beleidigen«.« Dass er es nicht tat. dass es in der dänischen Gesellschaft »eine Tendenz zur Dämonisierung« gebe. hätten die Unruhen nicht angefacht. was um sie herum passiert. ist. sagen Hedegaard und Brix. die Gesetze. Der Chief Criminal Inspector des dänischen Geheim- dienstes lobte die Imame. der islamischen Nation. Und belegen es mit vielen Beispielen. Hedegaard. Moslems zu kränken und zu beleidigen . die mit den Mohammed-Karikaturen in moslemische Länder gereist sind.»nachdem sie Jahrzehnte damit beschäftigt waren. wurde ihm von den Dänen hoch an- gerechnet. jeden zu loben und zu preisen. Regeln und Doktrinen der Umma. sind keine linken Gutmenschen. das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht dazu zu missbrauchen.als erste Dänen seit 1945 . aber auch keine Wegbereiter der Apokalypse. Ahmed Akkari. Die tiefe Verbeugung des Geheimdienstinspektors vor den Imamen kam zu einem etwas un- glücklichen Zeitpunkt. wurde von 107 .»Mohammed-Affäre«. und Brix. das dazu genötigt wird. viele werden sich für solche Aufgaben melden. der führende Imam. »in weniger als hundert Jahren. Salman Rushdie und Ibn Warraq halten den Islamismus für den Totalitarismus des 21.« Die Haltung des dänischen Geheimdienstes. dass die Geheimdienstler entweder sehr naiv sind oder genau wissen. die außerhalb der moslemischen Jurisdiktion leben. Irschad Manji. Ich bin sicher. Dafür gebe es nur eine Erklärung: »Sie betrachten Europa inzwischen als Teil des islamischen Reiches. statt sie zu verfolgen. erklären sie damit. einen der Imame wegen seiner offenen oder verhüllten Drohungen zu belästigen. Moslems zu finden. wagt die These. Es dürfte nicht schwierig sein. als er eine Drohung gegen einen liberalen Moslem und Abgeordneten aussprach.« Das klingt wie an allen Barthaaren des Propheten herbeigezogen. dass er ankündigte. die Europa auf dem Weg nach Eurabia sehen. die sich dem islamischen Recht beugen müssen. und die Situation nicht eskalieren lassen wollen. sie haben es bereits zweimal versucht. der mit den Imamen kooperiert.« Ein anderer Imam. dass zum ersten Mal in der Geschichte Moslems die Bestrafung von Nicht-Moslems verlangten. Nach den Niederlagen von Poitiers (732) und 108 . dass Europa bald islamisch sein werde.« Ahmed Abu Ladan. jetzt kommt der dritte Versuch«.Nicht-Muslime. mit militärischen Methoden. Säkulare Moslems wie Ayaan Hirsi Ali. was passiert. nach Gaza aus- wandern zu wollen. Ein paar Tage später überlegte er es sich anders und blieb.einem TV-Team dabei erwischt. Käsern Ahmad. bestätigte die friedlichen Absichten: »Die Atmosphäre gegenüber Moslems in Dänemark ist vergiftet. Neu an der Situation sei. »dass keine dänische Behörde es gewagt hat. der Doyen der Islamwissenschaftler. der Dar al-Islam. fand die Atmosphäre in Dänemark so unerträglich. Bernard Lewis. »Es versteht sich von allein«. schreiben Hedegaard und Brix. aber Hedegaard und Brix sind nicht die einzigen. falls dieser das Amt des Integrationsministers bekommen sollte: »Zwei Männer werden kommen und ihn und sein Ministerium in die Luft jagen. vergleichbar dem Stalinismus und Nationalsozialismus. Jahrhunderts. die sich freiwillig bei Terrorakten opfern werden. Und die Dänen haben sich in Dhimmis verwandelt . rücksichtslose Diktatoren« wie Saddam Hussein »keine Wurzeln in der islamischen oder arabischen Vergangenheit haben«. wirtschaftlich. Der Wahabaismus. Lassalle und Marx gemeint. Stalin. wenn sich einer für die islamische Sache in den sicheren Tod begibt und eine signifikante Anzahl Feinde mit sich reißt«. Heute sind die Koreaner vorne. das vor 50 Jahren weit hinter der islamischen Welt lag. Die Moslems sind »nicht nur hinter Europa beziehungsweise die USA zurückgefallen. kulturell«. Einerseits. und der Selbstmörder kommt in die Hölle. einem Land. der heute den Ton angibt. hat »der Islam eine sehr klare Meinung zum Selbstmord: Er gilt als Todsünde«. nun kommen die Experten aus Korea.Wien (1683) sollen die Europäer nun mit den Waffen der Demografie besiegt werden. sagt Lewis. Es kommt nicht darauf an. So gilt für den Islam das Gleiche wie für den Kommunismus. sondern hinter fast den ganzen Rest der Welt«. Enver Hodscha und Walter 109 . dass kein Suizid besteht. »andere um Rat zu fragen«. das sind Zehntausende jedes Jahr. Andererseits sei inzwischen die Mehrheit der islamischen Rechtsgelehrten »zu der Einsicht gelangt.»und fast jede bildet Ingenieure aus. was Bebel. sehr intolerant und sehr untypisch für den Islam«. dass »der vormoderne Islam keine Diktatur« war und dass der Koran die Verantwortung des Herrschers betont. sondern was Lenin. Dieser Rückstand zum Rest der Welt ist der Grund für die permanente Neigung zum Beleidigtsein und zu gewaltsamen Aus- brüchen und er erklärt einige Widersprüche. Aber immer wenn arabische Regierungen etwas technisch besonders Kompliziertes planen. Mao. sei »sehr extrem. Allerdings: Seit 1683 »geht es nur noch bergab: politisch. militärisch. dass »brutale. sehr gewalttätig. dass sie Spezialisten aus Europa oder den USA holen mussten. Es gebe in der arabischen Welt mehr als 250 Universitäten . dass sie »ein Import aus Europa« sind. müssen sie jemand aus dem Ausland einfliegen … Es war schlimm genug. er schätzt den Islam und weist immer wieder daraufhin. Lewis ist kein Panikmacher. und das alles ist für die Muslime sehr schmerzhaft und sehr beunruhigend«. wissen es nicht. aber die wissen wenigstens. und welchen Sinn es hat. die sich auf 72 Jungfrauen im Jenseits freuen. Das ist kein Witz und kein Relikt aus der moralischen Asservatenkammer von Königin Viktoria. Unbildung und Unter- drückung in ihren Ländern. schon weil es keine Erbsünde und keinen Erlöser gibt. Pamela Anderson auch nur mit der Spitze des kleinen Fingers zu berühren. Das trifft zwar auch auf die meisten europäischen Männer zu. die davon überzeugt sind. 110 . wörtlich. dass sie nie die Gelegenheit haben werden. eine Art von pornografischer Ersatzhandlung. ob völlige Nacktheit beim ehelichen Verkehr die Ehe un- gültig macht. was das Hauptproblem der islamischen Männer ist: Es ist nicht die Unmoral der Europäer oder die Besetzung Palästinas. sich einem pikanten Gegenstand unter einem sauberen Vorwand zu nähern. sondern ein Problem. was Wissenschaftler wie Lewis und säkulare Moslems wie Rushdie sagen. Man kann eine solche Diskussion auch als einen Versuch verstehen. einen Dialog mit Menschen zu suchen. der im Westen immerzu vernachlässigt wird. sagt Salman Rushdie. die allen Ernstes die Frage dis- kutieren. dass sie im Paradies von 72 (oder sind es 77?) Jungfrauen erwartet werden. dass Pamela Anderson ein Fantasie- produkt ist. wie vielen Islamisten es bewusst oder unbewusst darum geht. es sind nicht die Mohammed-Karikaturen in »Jyllands-Posten« oder die Nackten in den Uffizien. Dafür gibt es das große Gewicht der ›Ehre‹ … Sicher aber wird unterschätzt. weil sie nie gelernt haben. dass der islamische Terror viel mit ver- letzter Männerehre zu tun hat. muss man sich fragen. Die moslemischen Männer. das an der renommierten islamischen Al-Azhar-Universität in Kairo ausgiebig diskutiert wird. sei der. das im Orient völlig unwichtig ist. ob man sich wirklich mit den Motiven von Menschen befassen muss.« Nimmt man das.Ulbricht daraus gemacht haben. es sind nicht Unwissen. verletzte Ehre wiederherzu- stellen. die »Baywatch« schauen. es ist die »Verbitterung« darüber. Ein Punkt. »Das abendländisch-christliche Welt- bild bewegt sich zwischen den Begriffen Schuld und Erlösung. Was nichts an der Erkenntnis ändert. ein Konzept. er würde den Zusammenhang zwischen sexueller Repression und Politik in islamischen Gesellschaften untersuchen. Wenn sich ein Moslem dennoch mit Fragen der Sexualkultur und Sexualpolitik beschäftigt. Überraschend sind solche Statistiken nur für jemand. die Türkei auf Platz acht und Saudi-Arabien auf Platz neun. Unter den Top-Ten- Nationen waren gleich sieben moslemische Staaten: Pakistan auf Platz eins. hält die Google-Auswertung nur in einem Punkt für fragwürdig: was die Rangfolge der Staaten angeht. hätte er Engel zur Erde geschickt und die Menschen im Paradies behalten. Hätte Gott gewollt. wären wir in der Lage. die be- sonders gefördert wird. ver- schwindet Sex nicht aus ihrem Leben. züchten wir Frustrationen. Ishtiaq Ahmed. Indem wir es nicht tun.zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden. dass unter dem Schleier die Tugend wohnt und nicht die Verzweiflung. Vietnam belegte den dritten Rang. Sowohl in Pakistan wie in Ägypten sei der Zugang zum Internet relativ leicht. die den Blick zwar schärft. der daran glaubt. Nach einer Google-Trend-Auswertung frequentieren Moslems besonders häufig Sexsites im Internet. dass sexlose Wesen die Welt bevölkern. die sich in 111 . Würde Wilhelm Reich heute »Die Massenpsychologie des Faschismus« schreiben. wo die Sexualwissenschaft keine Disziplin ist. Indonesien auf Platz sieben. dann kann man davon ausgehen. sondern steigt ihnen zum Kopf und bleibt dort. Wäre dies auch in Saudi-Arabien und im Iran der Fall. »Wenn wir unsere Auffassung von Sexualität modernisieren und humanisieren würden. Marokko auf Platz sechs. Iran auf Platz vier. die mit der herrschenden Moral zu tun haben. unsere Energien produktiv und kreativ einzusetzen.« Ishtiaq Ahmed nennt eine Reihe von Gründen für die Rück- ständigkeit der moslemischen Gesellschaften. würden diese beiden die Liste anführen. aber den Zugang zu empirischen Daten erschwert. Allen moslemischen Ländern gemeinsam sei dagegen die »Segregation« der Gesellschaft. Professor für Politische Wissenschaft an der Uni- versität von Stockholm. Ägypten auf Platz zwei. dass er es aus sicherer Distanz tut. Indien den fünften und Polen den zehnten. »Wo Männer und Frauen voneinander ferngehalten werden. Extremismus und Terrorismus entladen. »dass diese Ideo- logie sich auf eine Religion beruft. als er vor laufenden Kameras von den Siegen der irakischen Armee gegen die amerikanischen Aggressoren be- richtete. da ist auch der Unterschied zwischen Lüge. weil die Hamas noch nie im Zustand der Realität war.in einer Gesellschaft. Und weil vielen die präventive Kapitulation vor dem Terror als die richtige Antwort auf den »totalitären Utopismus« erscheint. »Die Europäer zögern . die man Nazi-Islamismus nennen könnte«. die Nazis dagegen waren mythisch. ja eigentlich schon da ist.die Wahrnehmung hinaus. Notlüge und Wahrheit aufgehoben. sagt der rumänisch-amerikanische Schriftsteller Norman Manea. dass es eine sozio-sexuelle Grundlage gibt für den gegenwärtigen Aufschwung von Extremismus und Terrorismus in der moslemischen Welt. Was haben wir über den irakischen Propagandaminister Mohammed Said al-Sahaf gelacht. Nicht minder komisch agiert heute die Hamas. ohne religiös zu sein«. da wird nicht zwischen Fakten und Fiktionen unterschieden. die von ihrer moralischen Überlegenheit überzeugt ist und voller Verachtung auf den dekadenten Westen schaut. »Der Terror wird heute ja nicht um seiner selbst willen ausgeübt. den Amis und dem Rest der Welt die Bedingungen diktieren will. der bereits begonnen habe. sondern im Namen einer Ideologie. Die Pose funktioniert nur deswegen. Ja.wie schon in den dreißiger Jahren . allein in die Disco und nicht unberührt in die Ehe gehen. Von einem »Realitätsverlust« zu sprechen. wo die Frauen unverschleiert herumlaufen. unter den sie eventuell zu einem befristeten Waffenstillstand mit Israel bereit wäre. Wo der Wunsch der Vater des Gedankens ist. der einzige Unterschied sei der. weil ihr mit der Drohung von Terror Nachdruck verliehen wird.« Die Bereitschaft zur Selbsttäuschung und zum Selbstbetrug ist 112 . während hinter ihm schon die amerikanischen Panzer vorbeirollten. ich glaube. die zwar ihre Angestellten und ihre Stromrechnung nicht bezahlen kann. wäre schon deswegen unangebracht. dennoch der EU. Manea spricht von einem »Dritten Weltkrieg«. den die Terroristen predigen.« Mit dieser Überzeugung steht Ahmed ziemlich allein da . den UN. welch ungeheure Tragödie sie erwartet. Grundlage der Meldung war nicht etwa eine verbind- liche Erklärung des regierenden Hamas-Ministerpräsidenten oder ein Beschluss des palästinensischen Parlaments. die Jerusalemer Korrespondentin des Blattes sprach von einem »Manifest für einen Staat in den Grenzen von 1967. Das Wunschdenken der Europäer entspringt ihrem Selbsterhal- tungstrieb. sondern ein »Dokument«. im dazugehörigen Kommentar war von einer »Einsicht in die Notwendigkeit« die Rede und davon. Noch weiter ging die »Berliner Zeitung«.schier grenzenlos.die Hamas sei zu einer Anerkennung Israels bereit. Ende Juni 2006 meldeten alle deutschen Zeitungen eine Sensation . das in israelischer Haft einsitzende Palästinenser er- arbeitet hatten. »Anerkennung Israels mitten in der Krise«. weder direkt noch indirekt. titelte die »Welt«. wurde in dem »Dokument der Gefangenen« nicht einmal an- gedeutet. Zumindest die letzte Unterstellung war nicht ganz aus der Luft gegriffen.Indirekte Anerkennung Israels«. las man in der »Süddeutschen«. den bewaffneten Kampf für die Befreiung Palästinas fortzusetzen. wie »indirekt« sie auch erfolgen sollte. freute sich die »Frankfurter Rundschau«. sinnierte die »taz«. Sie existierte nur in der Fantasie der Kommentatoren. Hamas zeigte sich bereit. dass die Hamas sich »mit Israels Existenz« abfindet und eine »Zwei-Staaten- Lösung« akzeptiert. Sie nehmen die Wirklichkeit wahr. »Hamas er- kennt Israel an«. um die »nationale Einheit« zwischen den sich be- kämpfenden Gruppen von Hamas und Fatah wieder herzustellen. einen in den seit 1967 besetzten Gebieten und einen auf dem Gebiet Israels in den Grenzen von 1967. die bald darauf Klarheit herstellten: Die Hamas denke nicht daran. schrieb die »Frankfurter Allgemeine«. »Hamas erkennt Israel indirekt an«. einen Weichzeichner. sie sei zudem entschlossen. was sich als indirekte Anerkennung Israels ver- stehen lässt«. »Hamas: Israel existiert … irgendwie«. Israel anzu- erkennen. Zum Glück waren es verschiedene Sprecher der Hamas. schalten aber einen Filter dazwischen. Eine »Anerkennung« des zionistischen Gebildes. zwei palästinensische Staaten zu akzeptieren. was kurzfristig durchaus 113 . »Hamas will Israel offenbar anerkennen«. »Die Hamas lenkt ein . Gegenüber demokratischen Regierungen hat man immer eine Chance. man werde ihn »ernsthaft in Be- tracht ziehen«. Darin wird gleich zu An- fang die Frage gestellt: »Was hat der drohende Irakkrieg mit dem Karikaturenstreit zu tun?«. im Gegenteil. Das Berliner Büro der »Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges« hat ein Papier veröffent- licht. während im Falle der amerikanischen Regierung eine sehr kleine. wie man einen iranischen Atomschlag verhindern. um nicht gleich von der Klippe springen zu müssen. gegenüber Diktaturen hat man keine. in der man nichts machen kann. die aussichtslos ist. als der Iran einen der vielen Kompromissvorschläge der EU nicht gleich ab- gewiesen. Sie sind nicht auf einem Auge blind. wie man überhaupt auf die Politik der Iraner Einfluss nehmen könnte.vernünftig ist. jubelte die »Berliner Zeitung« Anfang Juni. Das wissen auch die Friedensfreunde. eine Million würde schwere Verletzungen erleiden. aber doch reale Möglichkeit besteht. sie durch öffentlichen Druck in die eine oder andere Richtung bewegen zu können. und das hat einen guten Grund: Weil niemand weiß. wie ihnen oft vor- geworfen wird. Die deutsche Sektion der weltweiten Friedensbewegung pax christi hat im Februar 2006 ein Positionspapier »zum Streit um die Mohammed-Karikaturen. »Friedenssignal aus Teheran«. Zehn Millionen würden verstrahlt. zu dem drohenden Irankrieg und den Aufgaben von pax christi« veröffentlicht. den Iran anzugreifen. sondern erklärt hatte. sich wenigstens etwas vorzumachen. deren Demonstrationen sich gegen Amerikas Pläne. In einer Situation. und so beantwortet: »Wer eine De- 114 . sie haben einen klaren Blick auf das ganze Geschehen. Und sie freuen sich wie Kinder. in dem die Folgen eines amerikanischen Atomschlags gegen den Iran beschrieben werden: Mehr als zwei Millionen Menschen würden in den ersten 48 Stunden sterben. bringt es Erleichterung. richten und nicht gegen die Politik der Mullahs. die in einem Schokoladen-Ei eine Überraschung finden. Nur eine Frage wurde in dem Papier weder gestellt noch be- antwortet: Was wären die Folgeschäden eines iranischen Atom- schlages? Diese Frage will man sich nicht stellen. wenn man davon absieht. der an seiner Fangleine hin und her schwingt. die nach einem Ausweg aus der No-win-Lage sucht. in denen dänische Fahnen nur zu dem Zweck hergestellt werden.« Im Klartext: Wer einen Krieg gegen den Iran vermeiden will. aber auch ihre unterschiedlichen Hinter- gründe. Die Hand. dass alle Versuche.eskalation anstrebt. wo die Chancen zur Versachlichung. die pax christi zur Verständigung ausstreckt. immer in einer Selbstanklage enden: »Wie ›zivilisiert‹ sind die Macht- strategien der westlichen Wirtschaft und Politik? Wie menschen- würdig ist der Krieg gegen den Terror? Wie gewaltfrei der Export der westlichen (Kommerz-)Kultur und ihr Dominanzanspruch welt- weit? Wir haben keinen Grund zur Überheblichkeit. wie »menschenwürdig« der Terror ist. damit man sie gleich nach dem Kauf verbrennen kann. Das pax-christi-Papier ist ein sehr schönes Beispiel für die Rat- losigkeit. dass die Gegenseite keine Bereitschaft zur Selbstkritik zeigt und sich nicht einmal fragt. Politischer und interkultureller Dialog werden auch durch Glaubwürdigkeit und die Bereitschaft zur Selbstkritik gefördert. Wir wollen hier Ein- fluss nehmen und tun dies zunächst mit einer öffentlichen Positio- nierung« . dass er die Staaten und 115 . Man wolle den »Konflikt um die Mohammed-Karikaturen … versach- lichen und Wege der Verständigung zwischen den Kulturen … er- öffnen. einen »Dialog« zu inszenieren. So er über- haupt wahrgenommen wird. der darf die Moham- med-Karikaturen nicht hinnehmen. ohne den Boden zu be- rühren.was insofern sinnvoll aus. sich in einem der Länder öffentlich zu positionieren. als pax christi keine Gelegen- heit hat. »Der Westen muss erkennen. wird er kleingeredet und als atypisch für den Islam abgehakt. muss ebenfalls die Wechselwirkung der Konflikte betrachten. bleibt in der Luft hängen . den sie praktiziert. Vorrangig wenden wir uns dabei an die Menschen und Institutionen unserer deutschen Gesellschaft.« Ein wenig frustrierend dabei ist nur. zum Brückenbau und zu friedlichen Lösungen liegen. … das Regime im Iran nutzt die Konfron- tation derzeit für seine Zwecke im Atomstreit …«).wie ein Trapezartist. um zu erkennen. Es steht nichts grundsätzlich Falsches in dem Papier (»Karika- turen sind mehrdeutig. Eine andere Möglichkeit. um die Deeskalation voranzutreiben. Einführung demokratischer Spielregeln und so weiter . Eine internationale Schwulen.Nationen der Welt nicht nach seinen Vorstellungen dominieren kann. ist die. eine »Aufarbeitung der Skandale im Anti-Terror-Kampf einfordern« und die »Idee einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten vorantreiben«. wenn diese nur ein wenig Entgegenkommen zeigen und darauf verzichten würde. die man alternativ oder additiv zur ersten praktizieren kann. Also bleibt es dabei: Was müssen wir tun.ist keine Rede. ist die. die »christlich-islamische Friedens- arbeit stärken und ausbauen«. bevor die Mullahs ihrerseits für eine Verschlechterung desselben sorgen. weil Israel die Stadt 1948 und 1967 116 . Lösegeld zu zahlen. Uran anreichern zu dürfen. denn erstens wären solche Forderungen nur Ausdruck westlicher Arroganz und zweitens würden sie die Moslems unweigerlich zu weiteren Gewaltakten provozieren.Abschaffung der Scharia.« Als Erstes sollte der Westen »Verhandlungsangebote zur ato- maren Abrüstung und zum Abbau umweltschädlicher Emissionen« machen. Unterhalb dieser globalen Ebene müsste natürlich auch einiges unternommen werden. zumindest offiziell. damit sie uns in Ruhe lassen? Eine Möglichkeit. Sie haben die PLO und die korrupte PA finanziert. ein »größeres Verständnis für religiöse Gefühle in unserer säkula- risierten Gesellschaft wecken«. demonstriert in- zwischen für das Grundrecht des Iran. Israel aus Palästina verjagen zu wollen. Die Friedensbewegung. also dafür sorgen. danke!«-Sticker auf ihre Fahrräder klebten.von der Möglichkeit. Man wolle »den interkulturellen und interreligiösen Dialog verstärken«. dass das Klima besser wird. und sie würden es gerne weiter mit der Hamas tun.und Lesbengruppe namens QUIT! (Queers Undermining Israeli Terrorism) ruft zu einem Boykott der Pride Parade in Jerusalem auf. deren Wortführer ihr Birchermüsli gerne in atomwaffenfreien Wohnküchen zu sich nahmen und »Atomkraft - nein. Der Westen ist gefordert . von der die Europäer gerne und ausgiebig Ge- brauch gemacht haben. dass auch die Moslems etwas zur Klimaverbesserung beigetragen könnten . sich als Bündnispartner anzubieten. wie eine Pride Parade in Jerusalem aussehen würde. So sieht es auch die Antiimperialistische Koordination (AIK) in Wien. Afghanistan und Palästina« sowie die »vollständige atomare Abrüstung Israels«. ist längst in der Mitte an- gekommen. wenn die Araber die Stadt erobert hätten. Der Antiamerikanismus war vor 20 Jahren eine marginale Erscheinung im »Anti-Impi«-Milieu. Bush in Mecklenburg-Vor- pommern auf. »Nach der antirussischen und antiserbischen Hetze steht jetzt die antiarabische und antimuslimische Hetze auf dem Pro- gramm. Auch die Vorstellung. dass auf einer »Konferenz gegen Globalisierung. damit steht er im Widerspruch zum 117 . eine eher betuliche Organi- sation in den Kulissen der Zivilgesellschaft. Imperialismus und Zionismus« in Kairo das Recht das palästinensischen Volkes auf »Widerstand gegen die Korruption und den Ausverkauf der unver- äußerlichen nationalen Rechte der Palästinenser« bekräftigt wurde. dazu »Freiheit für alle politischen Gefangenen weltweit«.Kriege beenden! Kriegs- planungen stoppen!« Die Bevölkerung soll auf »weitere blutige Kreuzzüge« im Interesse der imperialistischen Mächte vorbereitet werden. »Er ist nicht unser Gast! . ruft zu einer Demo gegen den Besuch von George W. sind die Terroranschläge im Irak und in Israel Widerstand gegen die Besatzung. die Geld für den »irakischen Widerstand« sammelt und sich darüber freut.« Aber das wird der Deutsche Freidenker-Verband nicht zulassen und fordert den »sofortigen Abzug der Besatzungstruppen aus Irak. so rücken pathologische Ideen von den Rändern der Gesellschaft in ihr Zentrum vor. Der Deutsche Freidenker-Verband. In einem Interview mit dem »Neuen Deutschland« sagte er: »Der Islam setzt auf die Gemeinschaft. »Schnittmengen zwischen linker Politik und islamischer Religion« ausgemacht. denn: »Widerstand ist kein Terrorismus!« Von Offenbach aus betrachtet. dass man sich bei- zeiten mit dem Islam arrangieren sollte. So wie jeder Dammbruch mit winzigen Haarrissen anfängt. immerhin einmal Vorsitzender und Kanzlerkandidat der SPD. Zuletzt hat Oskar Lafontaine. wo der Vorstand des Deutschen Freidenker-Verbandes seinen Sitz hat.widerrechtlich annektiert hat . Heute gehört er zum politischen Mainstream.ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Es geht um den Rohstoff-Imperialismus. Der Dialog. Die Hymnen. Zum Dritten: Im Islam spielt das Zinsverbot noch eine Rolle.« Lafontaine forderte den Westen zur Selbstkritik auf (»Wir müssen uns immer fragen. dass der gläubige Moslem verpflichtet ist zu teilen. den er mit der islamisch geprägten Welt führen wollte. in der ganze Volkswirtschaften in die Krise stürzen. Denn es geht nicht um Inhalte - Sozialismus und Islam sind so kompatibel wie freie Liebe und Katholizismus . sie sind allerbeste Propaganda.eine der letzten ist der Irakkrieg. Die Linke will ebenso. Dass ein überzeugter Sozialist mit dem Islam liebäugelt. Man könnte Bücherschränke füllen mit den Berichten deutscher Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger und Egon Erwin Kisch. Erich Weinert und Johannes R. Weltver- änderer und Utopisten waren immer für autoritäre und totalitäre Versuchungen anfällig. In einer Zeit.übersteigerten Individualismus. dessen Konzeption im Westen zu scheitern droht. die in den zwanziger und dreißiger Jahren durch die Sowjetunion gereist sind und nur Gutes gesehen haben. Anna Seghers.« Lafontaine ließ bei seinen Schnittmengen-Betrachtungen einen wichtigen Punkt unbeachtet: Wie lange er es ohne seinen geliebten Sancerre aushalten würde. Becher auf Stalin geschrieben haben. Der zweite Berührungspunkt ist. weil die Renditevorstellungen völlig absurd geworden sind. ist nur auf den ersten Blick inkohärent. mögen schlechte Lyrik sein. wie früher auch im Christentum. gibt es Grund für einen von der Linken zu führenden Dialog mit der islamisch geprägten Welt. Salonrevoluzzer.es geht um die Attitüde. mit welchen Augen die Muslime uns sehen«) und äußerte Verständnis für die »Empörung« der Muslime: »Die Menschen in den islamischen Ländern haben viele Demüti- gungen erfahren . dass der Stärkere dem Schwächeren hilft. hätte bei Fruchtsaft und Mineralwasser stattfinden müssen. »Es wird ganz Deutschland einstmals Stalin danken/ in jeder Stadt steht Stalins Monument/ dort wird er sein/ wo sich die Reben ranken/ und dort in Kiel erkennt ihn ein Student …« 118 . wenn es wirklich zu einer Vereinigung von linker Politik und islamischer Religion käme. Kurt Bartheis. die Stephan Hermlin. Da gibt es keine Debatten und keine Diskurse. Es gibt schon T-Shirts mit seinem Konterfei. wie er den Feinden des Islam mit Vernichtung droht und Anschläge ankündigt . Franz Xaver Kroetz schaute sich wohlwollend in Nicaragua um. Störtebeker und Che Guevara. anderen zu ver- bieten. Zinsverbot statt Zinsknecht- schaft. müsste Saudi-Arabien das soziale Paradies und nicht das reaktionärste System auf dem Globus sein. keinen Vermittlungsausschuss und kein Misstrauensvotum. schreibt der Islamologe Bassam Tibi. keine Mehrheiten und keine Minderheiten. wozu ein kritischer Geist im Stande ist. es 119 . muss man Luise Rinsers »Nordkoreanisches Reise- tagebuch« lesen. Westdeutsche Jungsozialisten und Friedensfreunde bekamen feuchte Augen vor Rührung. Natürlich geht es auch eine Nummer kleiner. Klar. Wie er da vor seiner Höhle sitzt und den USA mit sanfter Stimme den Krieg erklärt. Doch wenn man wissen will.irgendwie cool der Mann. Und nun taucht eine neue Verführung am Horizont der Utopien auf: der Islam. das dennoch die Lösung vieler Probleme anbietet. Und vor allem: Er ist der Gegenpol zu allem. Gemeinschaft statt Individualismus. und der hat Sex-Appeal. die seit dem Zusammenbruch der Sow- jetunion wie Ahasver durch die Geschichte irren. So würde Oskar Lafontaine auch gerne regieren. aber er hat auch Charisma. bald wird es auch Osama- Teetassen und Kühlschrank-Magneten geben. was sie sich selbst verboten haben. eine tiefe Verbeugung vor dem Diktator Kim Il Sung und seinem Regime. Aber das ist ja noch Osama Bin Laden. eine Gelegenheit. überschaubares System. Freilich: Wäre dem so. Für viele entortete Linke. nämlich das freie Denken«. Ein einfaches. Hans Magnus Enzensberger in Kuba. sind ihre »illiberalen Haltungen. Teilen statt Abkassieren. der Urschrei des Archaischen. wenn sie von ihren Begegnungen mit »Rais« Arafat in seinem urgemütlichen Führer-Hauptquartier erzählten. die darauf abzielen. ist der Islam der letzte Strohhalm. Sein Wort ist Gesetz. Das »zentrale Problem der heutigen deutschen Intellektuellen«. Simone de Beauvoir war von Maos China sehr angetan. eine Mischung aus Müntzer. was die westliche Zivilisation ausmacht. er ist ein Killer. an den sie sich klammern. es ist schwerfällig. finden eine soziale Nische. Es ist nicht elegant. Auf Arabisch. den Anrufbeantworter zu aktivieren und zu besprechen. Der Islam dagegen hat Tempo. Jetzt wäre die Zeit. hier der brave Soldat Schwejk auf dem Fahrrad. sich als Hobby-Köche und Schriftsteller zu resozialisieren. die Shakespeare für eine Biersorte halten. Ein ehemaliger Straßenkämpfer konnte Außen- minister werden und nach nur sieben Jahren Amtszeit ein Haus in Berlins bester Gegend beziehen. Sogar Angehörige der bildungs- fernen Schichten. nicht effektiv. 120 . es ist umständlich. Es fragt sich nur: wofür? Was ist so schlecht an dem System? Es hat sich als enorm flexibel und lern- fähig erwiesen. nicht sexy. Ein ehemaliger Terroristenanwalt wurde Innenminister und oberster Hüter der Verfassung. leitende Stasi-Mitarbeiter bekamen die Chance. Es ist langsam. Die Stärke des Systems ist auch seine Schwäche. Statt seine Feinde auszugrenzen. Mogens Glistrup hatte die richtige Idee. Dort Lawrence von Arabien hoch zu Ross. hat es sie integriert und korrumpiert. Stil und Autori- tät. in der sie mit ihrem Unwissen punkten können.»dem System« heimzuzahlen. nur dreißig Jahre zu früh.


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