Heinz Winter, Awarische Grab- und Streufunde aus Ostösterreich (Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, hrsg. von F. Daim, 4, Innsbruck 1997). 293 S.
MONOGRAPHIEN ZUR FRÜHGESCHICHTE UND MITTELALTERARCHÄOLOGIE Herausgegeben von Falko Dairn 4
HEINZ WINTER
Awarische Grab- und Streufunde aus Ostösterreich Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte
UNIVEKSI1‘Äi‘SVERLAC WAGNER
INNSI3RUCK 1997
14
44\
Gedruckt mit Unterstützung durch den Fonds
zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich
Vorwort des Herausgebers
Die Deutsche Bibliothek
—
C.IP-Einheitsaufnahme
Winter, Heinz: Awariselie Grab— und Streufuiidc aus Ostösterreieh / Heinz Winter. Innsbruck Wagner, 1997 (M onogra In cii zu r rrül gescl ‚kitte ii‘ i Mittel altern rel iäol ng ic 4) -
ISBN :l—7030—0:ltL9—7
NE: GT
Die Frage, inwieweit archäologische Funde aus Privatsammlungen bei Forschungsarbeiten berücksichtigt werden sollen, führt nach wie vor zu heftigen Diskussionen. Einerseits kann die Ur und Frühgeschichte auf die Mithilfe von interessierten Laien nicht verzichten, andererseits hat die nicht unbeträchtliche Anzahl von üblen Gescliäftemaehern die Sammler insgesamt in Mißkredit gebracht. Durch bewußte Falsehangabe von Fundorten wird der Wissenschaft ein enormer Schaden zugefügt, historische Interpretationen von Verbreitungskarte-n werden ad absurdunt gellihrt. Sicher ist es in manchen Bereichen der Ur- und Frühgeschichte ohne substanziellen Verlust mög lich, auf die Einbeziehung von Objekten in Privatbesitz zu verzichten. Für die Awarenforseliung gilt das nicht, besonders wenn es um Siedlungsf‘ragen geht. Die Entdeckung zahlreicher awarischer Sied luiigsstellen im heute österreichischen Raum wird praktisch ausschließlich C) Laien verdankt. Daß sich die Awaren im späten 6. und 7. Jahrhundert im Bereich früherer römischer Villen niedergelas sen haben, konnte nur durch oftmalige Begehung der Areale nachgewiesen werden. Mit einem einoder zweimaligen Abschreiten ist es nicht getan, da die awarischen Funde nur einen verschwindend kleinen Anteil des aufgelesenen Gesarntmaterials bilden eine Arbeit, die von den verhältnismäßig wenigen professionellen Archäologen nicht geleistet werden kann. Beim Umgang nut Privatsamni lungen besteht die Kunst des Wissenseliafters darin, die Spreu vorn Weizen zu trennen und Funde nut unverläßliehen Angaben auszuseheideir. Dabei ist ein gewisses Maß an Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl erfbrderlich, vor allem aber ein Vergleich mit anderen, gesicherten Funden und topographischen Daten. Die vorliegende Monographie versucht eine siedlungshistorische Bewertung der bislang bekaiiii ten Grab- und Siedlungsfunde aus dem heutigen Ostösterreich, wobei eine beachtliche Anzahl von Gegenständen aus Privatsammlungen erstmals vorgelegt wird. Diesen Sammler! anden begegnet der Autor sehr kritisch und hat nur diejenigen in eine engere Auswahl genommen, bei denen er mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen kann, daß keine Ihlschen oder verfälsehten Provenienzbezeieh nungen vorliegen. Ein besonderes Augenmerk wird den teclinologischeii Details geschenkt, die Schlüsse auf das Handwerk und den Binnenhandel bei den Awaren zulassen. Ich danke allen, die sieh bei der Vorbereitung dieses Buches kooperativ gezeigt haben, Wenn sich zeigt, welche historische Bedeutung Samnilerfunde haben können, dann resultiert daraus eine besondere moralische Verantwortung der Sammler und ich würde nur wünschen, daß sich auch die jenigen dessen bewußt werden, die bisher andere Interessen in den Vordergrund gestellt haben. —
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes. der Entnahme von Abbildungen, der Fnriksendung, der Wiedergabe auf pliotoniedhanisehem oder äliiilicheiu Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch hei nur auszligsweiser Verwertung, vorbehalten. Gesarritlierstelluiig: Druckliatis Grasl, A—2540 Bad Vöslau
Awarenzeitliches Siedlungs- und Bestattungswesen in Österreich
71
1. Frühawarenzeit
71 71
1.1 Grabfunde 1.2 Strcufundc 1.3 Münzfunde
.
.
.
2.3 Münzfunde
79
‚
.
.
3.2 Sireufunde
1
3.3 Münzfunde
80 80
3. Spätawarenzeit 3.1 Grabfunde
77 78
2.1 Grabfunde 2.2 Streufunde
73 76
.
2. Mittelavarenzeit
Oi
66
80
‘
.
81 84
Inhalt
12 Zusammenfassung
.
87 89
Katalog Einführung
89
Niederösterreich
92
Oberösterreich
126
Wien
127
Burgenland
129
Anhang: Verzeichnis der awarenzeitliehen Fundstellen in Niederösterreich. Oberösterreich, Wien und dem Burgenland
177
Abkürzungen und Kurztitelverzeiehnis
215 -
Faltkarten 1—4 Taf In
224/22n
Einleitung
In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, einen Einblick in den Verlauf der Besiedlung Ostösterrcichs zur Awarenzeit zu geben. Die Siedlungsgeschichte dieses Raumes wurde zwar wiederholt dargestellt‘, jedoch wurden in den letzten Jahren zahlreiche Streufunde aus dem Besitz privater Sammler bekannt, die ein im Detail verändertes Bild ergaben. Diese Funde standen F2uKo DMM fär das Kapitel Leobe rsdorf und das Awarenland Zur Siedlunys geschickte des österreichischen Donauraurns seiner Monographie des Gräberfcldcs von Leobersdorf zwar zur Verfügung, und wurden auch in die Auswertung einbezogen kartie&, jedoch kam es zu keiner Vorlage dieser Stücke. Die angesprochenen Funde können, ergänzt um Altfunde aus Museumsbcsitz und bislang unbe rücksichtigten Privatsammlungcn, nun vorgelegt werden. Ein Großteil dieser Objekte wurde bei der gezielten Suche nach römischem Material entdeckt. Es ist daher nicht möglich, das tatsächliche Verhältnis von Streufunden aus dem Bereich von römi schen Fundstellen zu Fundstellen, die keine römischen Funde ergaben, abzuschätzen. Aus diesem Grunde erschien es interessant, besonders auf die Lage der Fundstellen im Gelände, ihre Beziehung zu Gräbcrfeldern und auf naturräumliche Gegebenheiten zu achten, um vielleicht doch auf besondere Vorlieben bei der Wahl von Siedlungsplätzen durch die awarenzeitliche Bevölkerung schließen zu können. Da, abgesehen von der Siedlung Zillingtal Wicsenfbld, die seit Juli 1993 unter der Leitung von FALK0 DSUM archäologiseh untersucht wird:1, in unserem Raum keine weitere Siedlung bekannt wurde, scheint es zulässig, aus der Zusammenschau aLler bekannten Grab- und Streufunde, mit gleichzeitiger Bezugnahme auf publizierte Siedlungen aus angrenzenden Regionen, ein Modell zu entwickeln, wie die Besiedlung des österreichischen Donauraums vor sich gegangen sein könnte. Streufundc werden in der vorliegenden Arbeit zwar nicht automatisch als aus Siedlungen stam mend angesehen, die Beschäftigung mit den] Fundmaterial brachte mich jedoch zu der Ansicht, daß es sich bci einem großen Teil der Streufunde um Siedlungsmatcrial, und nicht um Stöcke aus ausge ackcrten Körpergräbcrn handelt, zumal in keinem Fall von beigefundenen Skelettrestcn berichtet wurde. Auch bei Grabungen konnten keine durch den Pflug angeschnittenen Grähcr beobachtet werden, Desgleichen deuten angesehmolzene Objekte und Stücke mit Brandpatina eher auf Sicd —
295
—
Flzanuit‘r Mn‘sci,a—MÄniiuu.i, Archiluloqisches und Historisches zur Slavensiedtunq in Osterreich. In: Des öst liche Mulde uropa in Geschichte und Geqen ‚part. Acta conqressns historie c Sie u‘icae Satishurgen sis in in cmuflam 55. C‘yritli cl Methndii anne 1963 ‚elebrati (Annales Instituti Slavici 1/2, 1966) 1ff.; LIPPERT, Westgrenze; FmzsINGEa, und 8. Jh. DAIM, Awaren in Niedcrösterreir:h; lizunvuo und INGEBORG FmESINGEII, Nie Studien bes. 11411.; DAIM. (h rostern:ich im 9. und 10. Jh. In: Katalog der Ausstellung Genua neu, A waren, Slawen in Niederösterreich. Das erste Jnhrta,,scnd nach christus (Katalog des Nicdcrüsterrcichiscluen Landesmuseums NF 75. 1977) 103ff.: FRm5INGER, Stauen in Nuederösterreich: DMM, A,,:usche Attfunde: JustovÄ, DolnorakousWPodunajf. Du,.i. Leobersdorf 173 ff. Siebe Fundstellcnve rzeiel,,iis im Anhang, Fundstelle 11 Ob. Im Gräberfeld von Zillingtal waren sogar nur 0.15 m unter der Hurnusoberkante liegende Gräher voni Pflug nicht gestört (freundliche Mitteilung FaKo DABI). .
Comments
Report "Heinz Winter, Awarische Grab- und Streufunde aus Ostösterreich (Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, hrsg. von F. Daim, 4, Innsbruck 1997). 293 S. "