Hacke, Axel - Der Kleine Erziehungsberater

June 11, 2018 | Author: PeterHorsten | Category: Hansel And Gretel, Dinosaurs, Science, Sleep, Nature
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Description

Axel Hacke Der kleine Erziehungsberater Mit Zeichnungen von Patsy Backx Dieses ebook ist Freeware und nicht für den Verkauf bestimmt! Chicken and Cow Piper München Zürich Erste Vorbemerkung Sicher wollen Sie wissen, wie ich Erziehungsberater wurde. Passen Sie auf, das kam so: Eines Morgens wachte ich auf, betrachtete müde meine rot-weiß karierte Bettdecke und dachte: »... und wenn ich Dichter wäre?« Ich könnte einen Roman schreiben, dachte ic h, 536 Seiten zu neununddreißigachtzig, zehn Prozent für mich, das wären dreiachtundneunzig abzüglich Mehrwertsteuer, und für zweineunzig bekommt man in mancher Kantine eine warme Mahlzeit. Ich könnte, wenn ich tausend Exemplare verkaufen würde, tausendmal warm essen und hätte noch Geld übrig. Ich klappte die Augen zu, drehte mich auf die andere Seite und wartete auf Gedanken. Nach kurzer Zeit hörte ich eine feine Stimme. »Hallo«, flüsterte ich, »bist du die Inspiration?« »Ich bin Max!« sagte die Stimme laut, mit einem Anflug von Empörung. »Ach so«, sagte ich, »komm rein.« Die Stimme krabbelte in mein Bett. Ein wenig später streifte ein Finger meinen linken Arm, der unter der Decke hervorguckte. »Ooooh«, seufzte ich, »du bist sicher eine gute Idee.« »Ich bin Anne!« sagte der Finger und kroch unter die Decke. Ich hörte leises Fußgetrappel auf dem Fußboden. »Guten Morgen, Marie«, sagte ich. Gleich darauf war das Getrappel auf meinem Bauch, und ich machte: »Mmmmpfff.« So lagen wir da zu viert, drei kleine Kinder und ich, als ein schöner Gedanke daherflog, sich auf die Bettkante setzte und sagte: »Darf ich rein?« Ich sagte: »Sie sehen, was hier los ist, wo wollen Sie hin?« »Aber ich bin ein schöner Gedanke«, sagte der schöne Gedanke, 3 antwortete ich leise. damit ich mir eine warme Mahlzeit erlauben kann. »Auf mich warten viele. Also kaufen Sie zwei. Ich habe Kinder zu versorgen. und wir können deshalb nicht 39. So wurde ich Erziehungsberater.80 Mark dafür nehmen. das wissen Sie ja nun! 4 . und ich schrieb eine Geschichte. und wir gingen Semmelnholen. und dann räumten wir die Kinderzimmer auf. und ich schrieb eine Geschichte.« »So schön sind Sie auch nicht«. und dann standen wir auf und gingen Zähne putzen. »kommen Sie morgen!« »Püh!« machte der schöne Gedanke. »das hab' ich nicht nötig. An der Tür drehte er sich um und rief. sagte ich. Das Buch ist nicht 536 Seiten dick geworden. und ich schrieb darüber eine Geschichte. besser noch drei oder vier.« »Auf mich auch«. sagt die Verlegerin.»und Sie brauchen mich für den Roman. Warum haben Sie so viele Kinder! Schreiben Sie über die!« Er lachte höhnisch und stand wieder auf. die ich bei der Erziehung unserer Kinder berate. Anne. lebten wir zusammen in einem Reihenhaus am Münchner Stadtrand: Antje. zuerst übrigens für das Magazin der Süddeutschen Zeitung. bevor Sie anfangen zu lesen. 5 . Marie und ich.Zweite Vorbemerkung Als ich dies alles schrieb. Das müssen Sie auch wissen. Anne war sechs. Max. Max fünf und Marie zwei. Schriftsteller. »Nervenkrank. zahnlosen Mund hineingelöffelt hat. 24 Stunden lang nichts hören und durchholmsen. nicht aufwachen. nicht aufwachen. »holmsen. »Du bist ekelhaft und bösartig«. gestorben 1941.Holmsen Seit einigen Monaten sitzt morgens ein kleines Kind am Frühstückstisch. Aber ich liebe auch meinen Schlaf. War nervenkrank. geboren in Querfurt. lese ich. während die anderen Marmeladentoast essen. mit rudernden Armbewegungen Kaffeetassen vom Tisch fegt und karmesinroten Kopfes Windeln füllt. sagt Antje leise. wiederholt Antje. 1882. auch in Querfurt. Holz unter dem gemeinsamen Pseudonym Bjarne Peter Holmsen den konsequenten Naturalismus begründet. Aufenthalt in verschiedenen Heilanstalten.« »Warumschläftdaskindnichtschläftnichtschläftnicht?« Schnuller aus dem Mund gefallen? Gier nach Fencheltee? Oder ist es 6 . insbesondere wenn man drei oder vier Gläschen Erdbeer in Apfelmus in seinen breiten. einen schwernassen Rülpser über den Tisch schickt. »Wie kannst du so widerwärtig über ein kleines Kind schreiben! ?« »Ich liebe alle Kinder. welches noch nicht allein essen kann.« »Schlaf?« fragt Antje und wendet den Blick ihrer rotgeränderten Augen nach innen. Johannes«. »dt. eine ganze Nacht lang holmsen. »Schlaf.« Mit letzter Kraft versuche ich. das Lexikon ins Regal zurückzustellen. gelegentlich. »Was ist Schlaf?« Ich gehe zum Regal und entnehme ihm ein Lexikon. Hat mit A. Heilanstalt«. hochintelligent? Hochintelligente Kinder schlafen besonders wenig. sie brauchen einfach nicht mehr. ich hätte überhaupt nicht geschlafen. Ich: Bin um elf und um Mitternacht und um zwei und um drei aufgestanden. falls man schläft. Ich: Selbstverwirklichen macht auch sehr müde. stand mal in der Zeitung. halb vier war. muß auch viel schlafen. schrecklich. was um halb elf. höhnisch lächelnd: Wollen wir tauschen? So beginnt der Tag. Sie. Irgendwann wird man nie mehr schlafen können. Ich bin blöd. bloß um nicht so schlecht dazustehen): Aber ich hatte gestern so viel zu arbeiten und war deshalb schon vorher müde. aber gehört hast du nicht. das unterschätzt du. Morgens beim Frühstück Streit mit Antje. halb zwei. es einfach verlernt haben. wer noch müder ist. das macht noch viel müder. bloß zweidreiviertel Stunden pro Nacht. sobald sie gerade in Tiefschlaf gefallen sind und den ersten Traum träumen. und quält sie nun in seiner Wut: Menschen immer wieder aufwecken. daß es entsetzlich dumme Eltern hat. Wahrscheinlich weiß das Kind längst. Oder. Mein Schlafdefizit liegt derzeit bei 421 Stunden. Plus drei Prozent Zinsen macht das ein Guthaben von 7 . Noch viel schrecklicher! Ich (manchmal lüge ich und sage. Sie: Ja. ich muß viel schlafen: Antje ist auch blöd. Sie: Du verwirklichst dich den ganzen Tag selbst. Alpträume haben von ewiger Schlaflosigkeit. während ich mich um Kinder kümmern muß. halb zwölf. So machen sie ihre Eltern fertig. obwohl ich doch geschlafen habe. 8 . denn ich will alles wiederhaben.433. wenn der kleine süße Fratz im Kinderstühlchen groß ist. Das schreibe ich mir auf.63 Stunden. seinen Kindern. Vor einigen Tagen haben deshalb die Kinder begonnen. Etwa: »Happy birthday to you.« Drittens: »O Tannenbaum.Gute Nacht Natürlich ist jeder gute Vater aufgerufen. die Oma sitzt am Fenster. Marmelade im Schuh. die Oma hängt am Gartenzaun. Die allerschönsten Gutenachtgeschichten verschwimmen vor meinen Augen. bin ich erheblich müder als alle Kinder der Familie zusammen. daß er gewissenhaft seine auf dem Spielplatz gesammelten Sprüche aufzählte. der Opa sieht Gespenster. während ich mich in die Kissen kuschelte und dem 9 . und ich könnte herrlich einschlafen. abends eine Gutenachtgeschichte vorzulesen.« Nach jedem die ser Beiträge ließ der Junge rasselndes Gelächter hören. Oder: »Kling Glöckchen. vor denen er tagsüber in die Stille seines Büros geflüchtet ist. Happy birthday to you«. klingelingeling. was bei Max darauf hinauslief. Dracula und Frankenstein hauen ihm die Fresse ein. Aprikose in der Hose. umgekehrt mir etwas zu erzählen. o Tannenbaum. Es ist nur so: Sobald ich das Kinderzimmer betrete und mich bequem auf das Bett meiner Tochter lege. er möge eine schlüssige Geschichte vortragen. (Mit Rücksicht auf ältere Leser verzichte ich auf Beispiele. Räuber und Prinzessinnen vorkamen. so daß sie sich befreit und ruhig in ihre kleinen Betten legen können. hin zu einer alltäglichen Phantasie. die Martha hieß und über die Anne den schönen Satz sagte: »Eine Martha sollte es in jedem Haus geben. erschlaffte wieder und sagte: »Du weißt doch eh schon alles. hob kurz an.) Meine Bitte. daß ich wenigstens nicht jene obszönen Sprüche zu hören bekam. daß Anne leise sagte.« Es war dann aber so.« Wunderbar. Ich schlief selig ein. und es folgte eine lange.Himmel dankte. er könne ja vom Skikurs im letzten Urlaub erzählen. beantwortete der Junge mit den Worten. sie wolle jetzt was erzählen. während sich die Kinder noch ein wenig mit den Bestandteilen der Puppenstube die Schädel einschlugen. zum Verarbeiten von Kummer und Freude durch Erzählen. 10 . hochinteressante Geschichte. die in Südtirol und Schottland spielte und in der allerhand Löwen. So sollten alle Eltern ihre Kleinen fördern. Es trat auch eine Hausangestellte auf. dachte ich. wie ich hier die Kinder zu einer selbstverständlichen Kreativität erziehe. die jedem Hamburger Zuhälter Schamröte ins Gesicht treiben würden. indes heute in jedem katholischen Kindergarten kursieren. das hab' ich gebaut. sich psychisch zu härten. wird Ihnen das Leben schwer werden.) Kleinigkeiten.und S-Bahn! Stellen Sie sich in den Fanblock des FC Bayern. das Sie zeigen müssen. Besuchen Sie Dia -Abende. wenn ein Kind Ihnen im Sandkasten einen braunen Matschkloß unter die Nase hält und sagt: »Guck mal. und üben Sie. unartikulierten Schrei. und schwenken Sie die schwarz-gelbe Fahne der Dortmunder Borussen! Wenn Sie schlechte Nerven haben. kehligen. gute Nerven zu benötigen. was weiß man denn um diese Tageszeit?! Wir rissen die Tür auf und sahen den Kleinen fassungslos im Zimmer sitzen und brüllen: »Wo ist mein geiler Flieger!?« (Den hatte die Putzfrau am Tag zuvor in eine rote Plastikkiste geräumt und dieselbe auf den Schrank gestellt. ganz Schönes für dich im Garten gemacht. Wir stürzten die Treppe hinauf.« 11 . jenes intensive Interesse zu heucheln. Aber einmal hat Anne beim Frühstück gesagt: »Wir haben gestern etwas ganz. aus Max' Zimmer einen grauenhaften. mit gebrochenen Gliedmaßen.Nervensache Kinder haben heißt. Versuchen Sie. Einmal hörten wir frühmorgens. erwarteten den Jungen in seinem Blute zu finden. noch dahindämmernd.« Fahren Sie in Stoßzeiten mit U. das sieht ja wunderbar aus. das schaue ich mir jetzt an.Ich: »Ja.« 12 . Ich: »Das ist aber schön. Davor waren sorgsam weitere Zweige drapiert. was habt ihr denn da. liebe Kinder. das ist ja lieb.« Im Garten war auf dem Rasen ein Rechteck mit Zweigen abgesteckt. In der Mitte des Rechtecks lag eine rosa Puppenbadewanne mit alten Blumen darin. Was ist es denn?« Anne. stolz: »Das ist ein Grab für dich. Die Eltern: »Du. wenn du rülpst. Er kann es noch nicht richtig. Die Eltern (Versuch einer paradoxen Intervention des dreifachen Axels der Kindererziehung): »Max. Die Eltern: »Max. bitte rülpse noch mehr.« Max rülpst. Max rülpst. verdammt!« Max rülpst. 13 . gern auch.Am Familientisch Max rülpst. vergessen wir es nicht. Die Eltern fragen sich: Ist Rülpsen schlimm? Sind wir nicht Spießer. verdammt noch mal. es langt jetzt endlich.« Sie ignorieren das Rülpsen. wir hören es gerne. Max rülpst. denn du störst alle anderen am Tisch. das Kind einem Arzt vorzustellen. Läßt du das mal bitte ?« Max rülpst. auf sich aufmerksam zu machen.« Kurzes Nachdenken. Max. Die Eltern laut: »Max. kannst du das mal bitte lassen. das finden wir jetzt echt nicht so gut. ob es sinnvoll wäre. Die Eltern denken darüber nach.« Max rülpst. Die Eltern unter sich: »Wir müssen das Rülpsen ignorieren. Er ist der Zweitgeborene. Es könnte einfach Verdauungsprobleme haben. bei den Großeltern. Es geht ihm nur darum. Aber er übt ständig – bei Tisch. das Geräusch hat keine Tiefe und ist ein wenig blaß. Max rülpst. Man rülpst nicht. das liegt wohl am fehlenden Resonanzboden bei Fünfjährigen. es stört sie. wenn andere Leute da sind. der Stuhlgang des Knaben ist ganz normal. Fünf Jahre alt und rülpst ständig. müssen wir dich ins Zimmer schicken. das Geräusch gefällt uns so. Sie verwerfen den Gedanken. wenn du nicht aufhörst. daß wir uns am Rülpsen eines Fünfjährigen stören? Der Vater ruft: »Es stört mich aber doch. wenn Besuch kommt. schreit seine Wut hinaus und bricht heulend auf dem Ziegenhaarteppichboden seiner Behausung zusammen. aber nun haben wir es geschafft. Man hängt seinen Gedanken nach. gehen nach oben: »Du darfst jetzt wieder herunterkommen. Das Kind schreit. 14 . Es kehrt Ruhe ein im Haus. bejammert sein Schicksal. Stille senkt sich über den Tisch. Frie den in die Herzen der Erziehenden. öffnet die Zimmertüre und schlägt sie wieder zu. klagt. « Die Familie ißt schweigend. Die Eltern (denkend): »Es war hart.Die Eltern bringen Max in sein Zimmer. setzt sich mit versteinertem Gesicht auf seinen Platz. Da rülpst Max. weint. wenn du nicht mehr rülpst. Die Eltern werden mitleidig.« Max kommt wieder an den Eßtisch. daß der Stuhl neben mir leer ist. Vielleicht kann ich in zwanzig Jahren mit 15 . Aber die beiden haben einfach getauscht und so den allerersten Erziehungsversuch mitleidslos unterlaufen. zum erheblichen Teil etwas älteren Gästen. Er gab einer wildfremden Mutter. was man will. ist mir neulich aufgefallen. woher er das Wort hat!) Und woher kommt diese Geschäftstüchtigkeit? Einmal hat er. zu dem ich ihn gern erzogen hätte. Daß mein Sohn möglicherweise nicht der bescheidene. wie er von einem zum anderen geht. die gelegentlich durchs Haus streunt. Was soll ich sagen. der Knabe saß am Nachmittag auf dem Schrank und löffelte Kakaopulver in seinen Mund. Als ich wieder auftauchte. besonders wenn es süß ist? Die Kakaodose hatten wir auf dem Küchenschrank versteckt. knapp unter der Decke. als ich ihn in den Kindergarten brachte. hat Antje dem Max Puppen und der Anne Autos zum Spielen gegeben. mit einer Plastiktüte in der Hand und der immer wiederholten Frage auf den Lippen: »Gibst du mir ein Geld?« Ich versank im Erdboden. die für uns selbst kaum erreichbar war. einen kräftigen Klaps auf den Hintern und sagte: »Hallo Arschgeige!« (Ich weiß ja nicht mal. Als unsere Kinder ganz klein waren. zurückhaltende Mensch ist. an einer Stelle. Da sehe ich. nicht einmal für die Katze der Nachbarn.« Woher der unfehlbare Sinn fürs Materielle. waren in der Plastiktüte schon acht Mark dreißig. bekommst du das hier wieder. zwei Achter-Dübel aus dem Werkzeugkasten geklaut und sie zwei Stunden später auf der flachen Hand mit den Worten angeboten: »Wenn ich zu Philipp darf. als ich eine Lampe im Wohnzimmer montierte. Sie führt zu nichts oder allenfalls zum Gegenteil dessen. die gerade ihr Töchterlein aus dem Anorak schälte. und ich merke plötzlich. damit sich die üblichen Rollenklischees bei ihnen gar nicht erst verfestigen. Gegen solchen Erwerbstrieb kann man nicht anerziehen. Dann kam die ses Familienfest mit siebzig würdigen. und denke. wo der Knabe nun schon wieder ist.Alles vergeblich Wahrscheinlich ist Erziehung Quatsch. (Aber bedenken Sie bitte. wenn er zu Ihnen kommt: Ich hab' ihn nicht geschickt. wenn der Junge genug gesammelt hat.) 16 .dem Schreiben aufhören. Dann mußte er aber doch abends den kleinen Max ins Bett bringen. Aaaaah.« Max: »Du kennst mich nicht!!« Ich: »Doch. o warte. den schlichten Satz: »Max. ganz überdreht und übermüdet. ganz lange schon.« Ich: »Wer bist du denn?« 17 . voller Wut): »Nein!!! Du kennst mich nicht. Ich bin nämlich gar nicht der Max. und durch die Kneipen ziehen nachts. seine Kinder wären groß und sie wären alle – wie sagt man? – »aus dem Haus«.« Max: »Ich bin nicht müde!« Ich: »Doch.« Max (schreiend. der einen schlechten Tag gehabt hatte und durch die Gegend brüllte wie blöd. bis der Kindergarten schon lange aus ist. und sinnlos heulend im Bett saß. wann er wollte. Max. du bist müde. das weiß ich.»Du kennst mich nicht!« Einmal träumte der Erziehungsberater. nach Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten des Zuredens. du bist so furchtbar müde. und er müßte sich nicht mehr um sie kümmern. und spät im »Ruffini« frühstücken und Bücher lesen. ich kenne dich.« Max: »Woher weißt du das ?!« Ich: »Weil ich dich kenne. er wäre aller Sorgen ledig und könnte morgens schlafen. Ich sprach. nun leg dich einfach hin und schlaf. Max (schreiend. Man wird sie nicht mehr kennen. so wird es eines Tages sein: Die eigenen Kinder werden nichts mehr von einem wissen wollen. trotzig): »Das sag' ich dir nicht!!« Ja. und man wird allein sein. 18 . Scheißtraurig das. welche Kinderzimmerböden bedeckt. Nur sie wissen um die Abgründe der Resignation. Nur sie kennen den grellen Schmerz. entsteht ohne das Zutun von Menschen. intensiven Gespräch bitten. (Dann nagt der Zweifel: Sind wir so grausam zu einem kleinen Menschen? Ist Aufräumen nicht spießig und reaktionär? Welchen Schaden richten wir hier an. Puppenarmen. die kleine Kinder haben. Nur sie kennen den gigantischen Aufwand an Debattierkunst. die Augen zu verdrehen und laut die Worte »immer!« und »muß!« und »ich!« und »aufräumen!!!« hinauszuweinen.Ursuppe aus Legosteinen Es gibt Dinge. das ist: Es ist alles vollkommen sinnlos. pflegt er wie ein vom Blitz gefälltes Bäumchen umzufallen. wenn man mit bloßem Fuß auf eine herumliegende Glasmurmel tritt. vielleicht gar nicht erforschbaren Fortpflanzungsvorgang unbelebter Materie: Siku19 . Es handelt sich vielmehr um einen kaum erforschten. die nur Menschen wissen. um ein kleines Kind zu bewegen. ein wenig Ordnung in seinem Zimmer zu schaffen. nie wieder gutzumachenden Schaden?) Was die meisten Leute mit kleinen Kindern nicht wissen. Bonbontüten. der den Körper durchzuckt. Bekleidungsfetzen. der die unaufgeräumten Zimmer seiner Kinder betritt. Wenn zum Beispiel Antje und ich den Max in einem rücksichtsvollen. wenigstens einigermaßen begehbare Schneisen in seine Welt zu schlagen. welche den befällt. der betrieben werden muß. Lassen Sie ab vom Aufräumen! Geben Sie auf! Verzagen Sie! Jene Ursuppe aus Legosteinen. durch die Zimmertür auf den Flur schwappen. Kaugummipapier kopuliert mit Nimm-zwei-Bonbons. All das zerfällt bei einer Halbwertzeit von einer Stunde pro Teil in immer kleinere Plastikteilchen. die von alledem nichts ahnten. aus dem Schoß einer Schildkrötpuppe kriechen Buntstifte. unser aller Körper. die schließlich knöchelhoch im Raum lie gen. Ventile von Kinderfahrrädern vereinigen sich mit Schwimmflügeln. die keine Kinder haben und aus unverständlichen Gründen auch keine haben wollen. sich über die Treppe ins Wohnzimmer ergießen und eines Tages die ganze Welt bedecken werden. 20 . auch die schreckensstarren Leiber je ner. uralte. zerbissene Schnuller paaren sich mit den Resten geplatzter Luftballons.Autos treiben es mit Überraschungs-Eiern. Batmanfiguren gebären Kinderpoststempel. (So weit ist es zwischen Uta und mir überhaupt nie gekommen. Neulich hat Antje die beiden nackt in Annes Bett erwischt. Gott. wie reagiert man?! Man sagt: »Möchtet ihr noch etwas Kakao?« Oder: »Vergeßt nachher nicht. malt die Lippen grellrot an und die Augenlider hellblau und erzählt beim Frühstück von ihrer Beziehung zu Felix. ein Mädchen namens Uta. daß er mit acht Jahren zum erstenmal heiraten wollte. so daß man nur noch gedämpftes Kichern hörte.) »Wir spielen verliebt!« haben sie gebrüllt und sich die Decke über die Ohren gezogen. Heute haben die Kinder solche Vorstellungen und noch ganz andere bereits mit sechs. und wie reagiert man da in so einer Situation?« fragte besorgt eine kinderlose Kollegin. die Bauklötze aufzuräumen. dem Nachbarjungen. 21 .« Und dann geht man eben wieder. aber davon später).Liebesspiele Ja. Der Erzie hungsberater erinnert sich. ich denke schon. Anne jedenfalls steht morgens eine Viertelstunde lang vor dem Spiegel. sechs Jahre alt auch er. »Ja. daß die Kinder heute immer früher reif werden. sexuell meine ich (politisch wahrscheinlich auch. kommt er sofort und entschuldigt sich. 22 . daß der Felix lieb ist. weil jemand auszieht. und es hat gar nicht wehgetan – sooo lieb ist er!« Der Felix. Ich nehme an. er würde dich gar nicht hauen?« Jaja.Soweit ist ja gegen diese Beziehung nichts einzuwenden. nächstes Jahr ist es soweit. sie habe das auch nur zum Spaß gesagt. Wenn er mich haut. gleich im Reihenhaus nebenan wohnt. Der Felix ist ein netter Kerl. Anne hat gesagt: »Ich finde. Also. und er hat mich gegen die Haustür geschubst. voller Rücksichtnahme und Zärtlichkeit und außerdem sehr praktisch. wäre es dir nicht noch lieber. weil Felix. hat Anne geantwortet. »Neulich habe ich zum Beispiel die Augen zugemacht. Sollte übrigens eines von den anderen Reihenhäusern frei werden. solange man ihm vom Obstsalat nicht die Maraschino-Kirsche wegißt – dann bekommt er ganz rote Haare und schmeißt mit Glas.« »Sag' mal. wie gesagt. Anne. es ist eine überaus harmonische Beziehung. »dann ziehe ich mit dem Felix da ein«. hat Anne gesagt. Er zeigte das sozialpädagogische Diplom der Fachhochschule Backnang vor. und sein Kopf guckt aus einem Fenster im Dach. die doppelte Hundesteuer für ihn zu bezahlen. »Aber die Fleischfresser können ja auch sich selber auffressen«. »Klar. und wir durften den Saurier nur behalten.Babysitter Vor einigen Wochen stand ein Dinosaurier vor der Tür und fragte. Eines Tages kam Max aus dem Kindergarten und hat gefragt: »Weißt du. ob er bei der Kindererziehung behilflich sein könne. Als wir kürzlich abends im Theater waren und ein Kind aus dem Bett gefallen war. Das ist immer noch billiger als ein guter Babysitter in München. Allerdings kam auch die Polizei. auf einmal zerschmettert habe. Bei unserem handelt es sich um einen Mamenchisaurus. und fast jeden Tag geht er auf den Dachboden und erörtert mit dem Mamenchisaurus alle einschlägigen Fragen. und ich sagte: »Prima. und überhaupt die Art. es gibt auch fleischfressende Saurier«. brüllte er so laut. hat der Mamenchisaurus erzählt und damit geprahlt.« Seitdem wohnt er bei uns. der 150 Millionen Jahre alt ist. weil wir bereit waren. »weil sie sind ja auch aus Fleisch. daß wir ihn noch in den Kammerspielen hörten und nach Hause eilten. Ich kann Dinosaurier als Kindergärtner nur empfehlen. eine ungewöhnlich erfahrene Kraft also. sonst würde sein Schädel wohl nicht durch diese Dachluke passen.« Das hat der Mamenchisaurus eine interessante neue Theorie über das Aussterben der Saurier genannt. Noch abends blättert Max in einem Bilderbuch über die Dinos. wie er einmal mit einem einzigen Hieb seines riesigen Schwanzes drei solcher Allosaurier. mit der er den Kindern alle Fragen beantwortet. hat Max gesagt. etwas Hilfe können wir immer brauchen. zum Beispiel ob Saurier schwimmen können und ob sie auch Fleisch fressen. mit der er insbesondere bei Max größtes Interesse für das Saurierwesen geweckt hat. Übermäßig intelligent ist er nicht. Er steht mit den Füßen im Wohnzimmer. die es auf ihn abgesehen hatten. aber treu und zuverlässig. Das Beste an ihm ist die ungeheure Geduld. wer Scharfzahn ist?« 23 . und die Kinder durften auf seinem langen Hals Rutschbahn spielen. sollte er wirklich einmal sterben.« »Kanonen?« hat der Mamenchisaurus gefragt.« Der Saurier wurde sehr traurig. daß sein Skelett. Da war der Saurus glücklich. das hat der Markus gesagt. weil er doch Pazifist ist und Vegetarier und weil er Kanonen nicht mag.Das wußte der Mamenchisaurus nicht. 24 . Er weinte und redete immerzu vom Aussterben. hat Max gesagt. »Scharfzahn«. als Klettergerüst auf den Spielplatz gestellt würde. » der Stärkste der Dinos. »Ja. Der ist hat sogar Kanonen. Max mußte ihn trösten und ihm sagen. und ganz dringend aufs Klo müssen. warum es in diesem Land nur so wenig Kindergärten gibt. ganz doll niesen mußte. daß die Kinder sich mit Pommes frites bewerfen. das ganze Lokal mit der Frage beschäftigen. Was wirklich schlimm ist. und du weißt. über Brillen hinweg. Es war auch nicht so schlimm. daß Max.Limonade literweise Es war nicht so schlimm.) Es ist auch nicht schlimm. Wer mit drei Kindern in einem deutschen Lokal ißt. die Gespräche verstummen. diese auf sein weißes Hemd warf. daß Anne einmal einem Tischnachbarn. hat sich vor einer Frau aufgebaut. Limonade literweise verschütten. Die Kiefer mahlen. und hat gerufen: »Man ißt nicht mit vollem Mund!« 25 . blickt. den Mund voller Nudeln. nimm dir einen Kerl wie den kleinen Max mit. weil sie sich schwer die Finger verbrannt hatte und heulte wie eine Feuerwehrsirene. sind die Blicke der anderen Gäste. ohne Brillen. wird ununterbrochen gemustert. Geh mit drei Kindern in ein deutsches Lokal. Der ist mal zum Nebentisch gegangen. Geschenkt. durch Brillen hindurch. blickt: Was haben denn diese Leute für Kinder? Schmieren alles voll. Man sieht das in den Blicken. Spielen mit dem Besteck. der ihr freundlicherweise eine Portion Spaghetti mit Tomatensauce auf den Teller tun wollte. die immerzu zu uns herübergeguckt hatte. Sitzen nicht still. als wir neulich einmal alle zusammen ins Wirtshaus gingen. die Gesichter werden starr. (Wir mußten dann das Lokal hastig verlassen. wenn gerade die Eltern etwas zu essen bekommen haben. alles blickt. wer von ihnen die größere Portion bekommen hat. Oder wenn du schon gehen mußt. .. hundert. fragt er mitten im Satz: »Wieviel ist neun plus vier?« Lese ich die Geschichte von Seite 83. Durch einen Türspalt späht er abends ins Kinderzimmer und sieht den Max.« Was bedeutet das? Morgens sitzt er auf der Bettkante seiner Mutter und begehrt. die er dann flugs errät. »Elf. stellt er Fragen. doch er schlummert nicht. die etwa lauten: »Wieviel ist eins und null und fünf und tausend und null und neunundneunzig?« Abends.. zwölf. wenn ich das Märchen von Seite 94 vorlese. doch auch rätselhaftes Spiel.Das UFO-Kid Manchmal ist die Welt dem Erziehungsberater so fremd. von deren 26 . dreiunddreißig. noch nicht: Das Kind murmelt im Halbschlaf Zahlen... ein schönes. und er versteht seine Kinder nicht. nicht nur bei irgendeinem Frühstück. neunundneunzig. Beim Frühstück später. einen Stoffhund im Arm . daß sie auf seinen Rücken mit dem Finger Zahlen male. sondern bei jedem Frühstück. die ihm lauschen? Hat man uns den Abgesandten eines anderen Sterns ins Nest geschoben? Wahrscheinlich ist er einfach fasziniert von Zahlen. fragt er: »Wieviel ist acht plus drei?« Was ist das? Wer ist die ser Junge? Eine Wiedergeburt von Adam Riese? Von Carl Friedrich Gauß? War in meiner Familie in früheren Generationen je ein Zahlen-Mystiker. tausend . jedenfalls um sechs Uhr in der Früh. ein Rechen-Schamane? Oder murmelt er Zauberformeln? Verkehrt er so mit außerirdischen Wesen. Gottesdienst ist doch keine Zahl. Er weiß mehr als ich.« Weiß er halt so. Sie wissen dort alles über uns. Max. Unselig viel mehr. wir nichts über sie. aber die gibt es nicht mehr.« Was soll ich ihm sagen? Auf Ganymed lebt man in einer anderen Bewußtseinsstufe als hier.Magie. Am nächsten Tag sagt er: »Aber unselig ist noch größer als Gottesdienst. den ich gern in Stein hauen würde: »Gottesdienst ist die höchste Zahl. Neulich hat er einen Satz gesagt. Pippi Langstrumpf sei neun Jahre alt.« »Doch. Also doch: Er ist uns vom Jupitermond Ganymed geschickt worden. Ein UFO-Kid. Auf Ganymed weiß man so was halt so.« »Wer hat denn das erzählt? War es Mike? Josef? Philipp? Petra?« »Das weiß ich halt so. Max.« Gottesdienst.« »Nein! Unselig.« »Das heißt >unzählig<. Er hat gehört. Die höchste Zahl. und als wir mit d Auto em hinter der Buslinie neun herfahren. Viel mehr. schreit er plötzlich: »So alt ist Pippi!« Kein Ende des Rätsels. ihrer Aura. Gottesdienst viel mehr. Gibt es nicht mehr. Buchstaben interessieren ihn nicht. 27 . »Aber. Für diese drei mußten sie jeden Tag Essen kochen. Der dicke Papa Nudel. dieselbe Frage stellte. denn sie wollten. immer seinen Teller leerzuessen. zum Beispiel Kartoffelklöße mit Sonnenblumenkernen oder Gemüseplatte mit Kürbiskernsauce oder Risotto mit Haselnüssen oder Hirse-MöhrenPfanne mit Petersiliensauce. das essen wir nicht!« Dann saßen die Signora Schpaghetti und der dicke Papa Nudel traurig und einsam vor riesigen dampfenden Schüsseln.« »Iiiiih! Und was ist das Grüne?« »Bääääh! Immer gibt es Paprika! Schon wieder Paprika! Das mögen wir nicht. die hießen Anne. Sie machten eine besonders gute Sauce dazu. die anders erzogen war. Am nächsten Tag kochten sie Nudeln und Schpaghetti. was sie essen wollten. Der dicke Papa Nudel wurde davon noch dicker. der viel seltener kochte. so dick wie ein Germknödel. und wenn sie das Essen auf den Tisch stellten. riefen die drei: »Schpaghetti!« Und wenn der dicke Papa Nudel. rief Anne: »Ich mag nur Nudeln!« Und Max rief: »Ja.Kostverächter Habe ich schon die Geschichte von der Signora Schpaghetti und dem dicken Papa Nudel erzählt? Nicht? Dann wird es aber Zeit! Die Signora Schpaghetti und der dicke Papa Nudel hatten drei Kinder. Max und Marie. aß gar nichts mehr. und die Signora Schpaghetti magerte ab und wurde so dünn wie Schpaghettini. 28 . Sie kochten und backten und schnitten und hackten und ächzten daher mit den Töpfen schwer. und die Signora Schpaghetti. der so erzogen war. Kinder. aß alles alleine auf. antworteten sie: »Nudeln!« Die Signora jammerte: »Nicht schon wiiieder!« Der Papa schrie : »Nein! Neihein! Neiheihein!« Dann liefen sie zum Herd und kochten die oberleckersten Sachen aus dem Großen Buch der Vollwertküche. riefen die Kinder: »Was ist denn das Rote?« »Das sind Mohrrüben. daß ihre Kinder gesund und stark würden. Wenn die Signora Schpaghetti in die Küche kam und die Kinder fragte. und als sie die auf den Tisch stellten. pompompom. Dann aßen die Kinder nackte Nudeln ohne Sauce. weil sie so dünn war. um ihn in die Tiefkühltruhe zu tun. Die Signora Schpaghetti riß er mit sich. Als er den Rest der guten Sauce in den Keller bringen wollte. die noch nicht sprechen konnte. 29 . versuchte. und der dicke Papa Nudel weinte in den großen Nudelhaufen auf seinem Teller und aß so viel. wenn sie nicht an Skorbut gestorben wären. und sie zerbrach. die Saucenschüssel umzuschmeißen.« Marie.nur Nudeln. nackte Nudeln. da stolperte er und fiel. daß er rund wurde wie ein Gummiball. in sieben Teile. und sie kochten sich jeden Tag nackte Nudeln und hätten herrlich und in Freuden leben können. und die Signora Schpaghetti aß vor Kummer wieder nichts. Da waren die Kinder ganz allein. die Treppe herunter. Er zerplatzte auf der untersten Stufe wie eine volle Tüte Reis und verteilte sich im ganzen Keller. ) Dann sausten wir wieder los. Wer weiß. habe ich geseufzt. Ungefähr beim dritten Versuch hat er das Freihändigfahren üben wollen. der Andreas stand. Dann habe ich eines Sonntags mit Anne eine Fahrradtour zum Aumeister gemacht. und man müsse allein fahren. 30 . an dem wir vorbeikamen. üben. Dazu war der Max zu faul. Dann sind wir abwechselnd um den Block mit dem Max und seinem Fahrrad. weil auf dem Fußballplatz. Das strengt an. Der Max hat still zugehört. So stand das Fahrrad herum. gefälligst! Das Dreirad heißt Dreirad. Aber ein biß chen faul. immer in tiefgebückter Haltung und die rechte Hand am Sattel. aber immer. Vielleicht morgen. und am nächsten Tag hat er gefragt. »Jetzt sofort!« hat der Max gerufen.Loslassen. üben. und abends haben wir dem Max die ganze Zeit vom Biergarten vorgeschwärmt und wie herrlich es am Aumeister ist. Er solle üben. hat Anne gesagt. weil der Erziehungsberater die Stützräder abgeschraubt hatte. Talentierter Junge in allem. ob jemand mit ihm Radfahren üben könne. wenn man drei Jahre alt ist. Daß man da viel Eis geschenkt bekommt! Auf einem wunderschönen Spielplatz spielen darf! Unterwegs Schafe sieht! Aber man könne le ider praktisch nur mit dem Radi hinfahren. der Max. So sei es nun mal: Eines Tages fielen die Stützen weg. Wenn's unbedingt sein muß. hat der Erziehungsberater gesagt. schwitzend ich und er in bester Laune. wenn wir eine Pause machen wollten. das sei ein Funkgerät (»Hier komme ich!« hat er hineingebrüllt). und er hat seit einem Jahr ein richtiges Fahrrad. hat Antje sehr gedehnt gesagt. beim vierten den Plastikgriff vom Lenker gedreht und behauptet. beim fünften das Lenken vergessen. Und der Erziehungsberater? Hatte keine Lust. hat er gebrüllt: »Halt mich fest!« (Ist halt ein autoritäres Kind. das sei das Leben. damit er nicht umkippt. üben. weil man eines geschenkt bekommt. und ohne Stützräder wollte Max nicht radfahren. Bloß richtig benutzt hatte er es bis vor kurzem noch nie. die Stützräder wieder dranzuschrauben. Aber Max ist ja nun schon fünf. woher er das hat. hey. hat er gerufen: »Loslassen.« Und jedesmal hat er auf der Nase gelegen.»weißt du noch. und beim sechsten hat er geschrien: »Jetzt rase ich in den Zaun da. gefälligst!« Schon war er verschwunden. aber voll. nimmt er mich ja vielleicht mit und kauft mir eine Maß. hey. 31 . Nächstes Wochenende will der Max mit der Anne zum Aumeister fahren. aber voll. Als ich ihn aus Gewohnheit immer noch am Sattel festhalten wollte. So ist das Leben. Papa. und man fährt allein. so toll hat er das Radlfahren plötzlich gefunden. Wenn ich schön artig bin. der neulich mein Piratenschiff geschenkt haben wollte«. um die Ecke beim Mülltonnenhäuschen. und abends. und sie bleiben nutzlos zurück. die Stützen. Weh getan hat ihm das nicht. da hat er es wirklich gekonnt. Wie gesagt: Eines Tages falle n die Stützen weg. die das probieren. dem rettenden Schnuller. Es soll Leute geben. dem letzten. Ich habe noch nie mit ihnen gesprochen. nie mehr unter Tischen und Bänken herumkriechen mit lockendem »nuuuucknucknuck-koooommkommkomm«.Schnullereien Neulich träumte ich. vom Atlantik zöge ein Tief daher mit dicken grauen Wolken. Ich gestehe. Gestreifte Schnuller. rotgeweinten Augen durchs Kinderzimmer krauchen. schaufelten sie ins Haus. wie waren wir glücklich! Wir liefen in den Garten und wateten in Schnullern. Steckten sie in den Mund. Ließen uns Schnuller aufs Haupt prasseln. ob man Kinder auch ohne Schnuller aufziehen kann. Endlich genug Schnuller! Nie mehr Schnuller suchen müssen. halbblind vor Schlaflosigkeit. Ach. Hellblaue Schnuller. nie mehr nachts mit entzündeten. Dann erwachte ich. Rosa Schnuller. denn man sieht sie selten auf der Straße. Vermutlich beruhigen sie zu Hause ihre Kinder. die sich über unserer Stadt öffneten – und siehe: Es regnete Schnuller. dass ich 32 . Geschnullerte Schnuller. Ich weiß nicht. auf der Suche nach dem einen. halbtaub vor Kindergebrüll. weil ein Kind schrie. wälzten uns darin. Bewarfen uns damit. So müde. Er verschwindet dematerialisiert im Nichts. Gerade das Gesicht guckt noch heraus. einen solchen Stöpsel zur Hand zu haben. ist er nach anderthalb Stunden weg. die Zeituhr im Ring des Schnullers. Nur müde. beim zweiten Mal nirgends mehr. das zehn Zentimeter hoch mit Schnullern gefüllt ist. Morgens ist das Bett leer. um wenigstens für einen Tag genug zu haben. daß man eben einen Schnuller selten zur Hand hat. Ich habe das entdeckt. Als wir das begriffen hatten. Das Problem besteht nur darin. Man findet ihn vielleicht noch einmal unter dem Kinderstühlchen. in alle Schnuller einen winzigen Mechanismus eingebaut. Gibt man Marie einen neuen Schnuller. kauften wir nie weniger als drei Schnuller auf einmal. gewissenlose Schnullerindustrie hat. Wenn man ihn ans Ohr hält. Die heimtückische. um ihren Umsatz zu steigern. Nachts it legen wir das Kind in ein Bettchen. das heißt: Marie ist natürlich noch da. hört man es ganz leise ticken. Aber die Schnuller nicht. 33 . Der Mechanismus befindet sich innen im Sauger.es vorziehe. Mit einer Zeituhr verbunden. Schnuller verschwinden ständig. Heute fegen wir den Inhalt des Schnullerregals im Supermarkt m dem Ellenbogen in den Einkaufswagen. löst er den Schnuller nach kurzer Gebrauchszeit spurlos auf. um sie für ihre eigenen Kinder aufzubewahren? Es ist anders. Glauben Sie mir! Ich bin nicht verrückt. Ißt sie Schnuller? Vergräbt sie sie heimlich. als ich einmal einen Schnuller gründlich untersuchte und auseinanderbaute. stürzte wutschnaubend auf sie zu und verprügelte sie.Hexenkummer Es waren einmal ein Mann und eine Frau. Außerdem wußten die Eltern sowieso längst von diesem Plan. Hänsel heulte entsetzlich und sagte beim Mittagessen: »Meine Nudeln sind aber weicher als deine. Die Kinder bekamen Wind von dem Plan und sammelten Kieselsteine. Die Eltern waren so verzweifelt. weil sie sich lauthals stritten. Schon morgens beim Anziehen brüllte Gretel: »Mein Kleid ist geblümter als deine Hose!« Hänsel. das tut hier nichts zur Sache. Die beiden älteren Kinder hießen zufällig Hänsel und Gretel. 34 .« Dann stürzten sie beide wutschnaubend um den Tisch herum. daß sie beschlossen. trafen sich auf halber Strecke und verprügelten sich gegenseitig. nachdem sie die Kinder ausgesetzt hatten. wer die größeren Steine hätte. die wohnten mit ihren drei Kindern in einem wunderschönen Reihenhaus irgendwo in den alten Bundesländern. Also sammelten sie die Kiesel wieder ein. Sie hatten sich immer ein harmonisches Familienleben gewünscht und hielten den Streit nicht mehr aus. Hänsel und Gretel stritten sich unentwegt. ist man selber. blöde Kuh!« Gretel erwiderte: »Was man sagt. die beiden Kinder in einem Wald auszusetzen. Aber sie verrieten sich schon auf dem Weg in den Wald. Auf dem Weg zum Frühstück rief er: »Ich geh' aber schneller die Treppe runter als du!« Da stürzte Gretel wutschnaubend hinter ihm her und verprügelte ihn. schließlich hatten sie den beiden selbst das Märchen von Hänsel und Gretel schätzungsweise fünftausendmal vorgelesen. um den Rückweg zu markieren. der kleinere. Das dritte Kind lassen wir mal beiseite. und Gretel sagte: »Mein Fenster ist süßer als deiheins!« Hansel antwortete: »Neihein!« Das irritierte die Hexe. ohnehin chole risch veranlagt. 35 . »Und du räum endlich den Käfig auf!« schrie die Hexe. zu braten und zu fressen. Hänsel zu mästen. daß Geschwister sich immer streiten?« »Nein. aber sie beschloß trotzdem. und die antwortete: »Wußten Sie denn nicht. seiner Schwester durch die Gitterstäbe eine Ohrfeige zu geben. Da brachen sich die Kinder sofort zwei Fenster heraus.So liefen Hänsel und Gretel zunächst orientie rungslos durch den Wald. zerrte sie durch den ganzen Wald. denn sie waren mittlerweile in eine schwere Krise gekommen und hatten erkennen müssen. das hält ja keine Sau aus mit denen. murmelte die Hexe verlegen. bis sie zum Haus der alten Hexe kamen. das aus Brot gebaut war und ein Dach aus Kuchen sowie Fenster aus Zucker hatte. Gretel rief dann jedesmal: »Mein Finger ist aber dünner als seiner!« Die Hexe. brüllte: »Dann iß den Teller leer und quatsch nicht dauernd beim Essen!« Hänsel versuchte. »Vertragt ihr euch denn nie?« fragte sie Gretel. Sie sperrte ihn in einen Käfig und lie ß ihn jeden Tag den Finger rausstrecken. klingelte an dem wunderschönen Reihenhaus und sagte: »Nehmen Sie bloß Ihre Blagen zurück. daß das Leben erst ab drei Kindern wirklich einen Sinn hat. ich war ein Einzelkind«. um zu prüfen. Sie war nach kurzer Zeit völlig entnervt. ob er schon fett genug war. Hänsel rief »Ätsch. ich wohne in einem Käfig und du nihicht!« Da nahm die Hexe die beiden an den Händen.« Die Eltern aber schlossen Hänsel und Gretel überglücklich in die Arme. Kreischen. angeödete.« »Bin schon unterwegs. Sag mal Banane/Hinter dir steht 'ne nackte Dame. sag mal Schwein/Du hast nur ein Bein. Wälzen. Die da träumen fort und fort. Und die Welt hebt an zu singen. die da träumen fort und fort. fröhliche Wesen verwandeln.« Die Magie des Wortes – finden wir sie nicht auch in der täglichen Erziehungsarbeit? Ich erinnere mich an eine Autofahrt ins Grüne. 36 . sag mal Klettergerüst/Du hast 'ne nackte Frau geküßt. und die Welt hebt an zu singen. wieherndes. gereizte. Mal noch in derselben Intensität wie beim ersten. bei der es kurz hinter München von der Rückbank plötzlich tönte: »Papa. 150mal Keks sagen. Ja. Der Reim ist seither aus dem Familienleben nicht mehr wegzudenken. sag mal >Wolle<!« »Wolle..« Brüllende. Wir fuhren eine gute halbe Stunde. beim 150. müde... Auf der Rückfahrt hieß es dann: »Papa. jubelnde Heiterkeit. Jederzeit kann man so gelangweilte. quengelige Kinder in lachende.« Quietschendes. fast Ersticken vor Vergnügen.Die Kunst der Lyrik Joseph von Eichendorff dichtete den wunderschönen Vierzeiler: »Schläft ein Lied in allen Dingen. triffst du nur das Zauberwort . sag mal >Keks<!« »Keks.. blökendes Gelächter. Triffst Du nur das Zauberwort. Ich habe in dieser Zeit ungefähr 150mal »Wolle« sagen müssen.« »Deine Eltern sind 'ne Arschkontrolle. jedesmal mit demselben Ergebnis. Peter Rühmkorf schreibt freilich in seinem famosen Buch »agar agar zaurzaurim. Zur Naturgeschichte des Reims und der menschlichen Anklangsnerven« dem Reim nicht nur Unterhaltungswert zu. Er nennt ihn auch »ein sinnenfälliges Schiedsinstrument, mit dem sich Händel schlichten, Konkurrenzen austragen und individuelle Rechtsansprüche gegen die Forderungen des Gemeinsinns durchsetzen lassen beziehungsweise kollektive Verhaltensnormen gegen den subjektiven Störversuch verteidigen«. Der kindliche Wille reagiere »auf Endreimglocken wie auf Donnerworte und Gesetzestexte«. Mal abgesehen davon, daß meine Kinder weder auf Donnerworte noch auf Gesetzestexte sonderlich intensiv reagieren: Wie wahr! Dem Kind ist recht, was sich reimt. Man lausche nur ein wenig an der Kinderzimmertüre. Anne wird irgendwann Max' Protzen mit seinen Lego-Autos mit einem »Angeber, Tütenkle ber« beantworten. Danach das dumpfe Trommeln von Max' Fäusten auf Annes Brustkorb. Danach Annes gräßliches Heulen. Danach ihre Worte: »Hat ja gar nicht weh getan, bist ja nur aus Marzipan.« Danach Ruhe. Weiterspielen. Zum Schluß aus Max' Schatzkästlein der zur Zeit aktuelle Hit unter den Abzählversen: »Meister Eder geht aufs Klo, steckt den Finger in den Po, kriegt ihn nicht mehr raus, und du bist raus.« Ja, schläft ein Lied in allen Dingen ... 37 Heißer Draht Wir stellen uns einen Familienvater vor, der in einem Reihenhaus am Stadtrand seine Kinder Anne, Max und Marie hütet. Das Telephon klingelt. »Guten Tag, Herr Hacke, hier ist Stielike, Firma Stielike und Stielike, Anlageberatung. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie mehr aus Ihrem Geld machen können?« Vater: »Schon einmal? Ich kenne keinen anderen Gedanken. Anne, spielst du ein biß chen mit Marie im Kinderzimmer? Der Papa muß mal eben telephonieren.« Stielike: »Herr Hacke, wir könnten im persönlichen Gespräch eine in die Zukunft gerichtete Anlagestrategie ...« Vater: »Max, ich telephoniere mit einem fremden Herrn. Da ist nicht die Oma. Du kannst jetzt nicht den Hörer haben.« Stielike: »... unter Berücksichtigung Ihrer Wünsche nach Rendite und Sicherheit entwickeln ...« Vater: »Max, es geht jetzt nicht...« Stielike: »... übrigens ohne Kursrisiko. Was halten Sie davon, Herr Hacke ...? Herr Hacke? Sind Sie noch da ...? Wer ist denn da?« 38 Max: »Der Max.« Stielike: »Ah ja.« Vater: »Max, gib den Hörer ...« (Versucht, dem Kind den Hörer zu entwinden.) Max: »Wieviel ist acht und acht und acht?« Stielike: »Äh, 24, wieso? Herr Hacke?« Vater (entreißt Max brutal den Hörer). »Ja, das klingt sehr interessant, Herr Stielike.« Stielike: »Also, um Ihr Beispiel aufzugreifen: Wir können innerhalb unseres Rentoquick-Fonds aus 24 000 Mark in zwei Jahren ...« Vater: »Anne, könnt ihr nicht endlich ins Kinderzimmer ... ?« Stielike: »... also, ich rechne mal, das werden mindestens ...« Vater: »Marie, jetzt halt doch mal die Klappe!« Stielike: »... äh, die Klappe halten?« Vater: »Entschuldigung, nicht Sie, die Marie.« Stielike (lacht): »Also die Marie wird stimmen, wie schon Max Merkel immer sagte. Ich merke, wir können offen reden: Bei uns können Sie einen Haufen Kohle machen, Bimbes – Mann, Geld wie Würfelzucker. Wir machen Sie reich!« Vater: »Oh Gott, nehmt der Marie das Obstmesser weg!« Stielike: »Wenn Sie einen etwas risikoreicheren Aktienfonds wählen, da machen wir aus 24000 in fünf Jahren locker ...« Vater: »Das Obstmesser! Leg es hin!« (Der Hörer poltert zu Boden, der Vater entwindet dem Kleinkind das Messer und nimmt den Hörer wieder auf. Marie schreit entsetzlich, Max poltert mit dem Skateboard die Treppe hinunter, Anne will Memory spielen.) Stielike: »Störe ich eigentlich?« Vater: »Nein, wieso? Ruhiger ist es hier nie. Anne, nachher spielen wir Memory, ganz ganz lange, im Moment ist es schlecht.« Stielike: »Ja, aber ich fragte doch gerade, ob ich störe.« Vater: »Ich sagte, es ist jetzt ganz schlecht, Putzilein, laß doch den Papa mal eben ...« Stielike: »Ihr Ton ist ja ganz erfrischend, aber >Putzilein<, ich meine, wir sind eine ganz seriöse Company.« Vater: »Ja, nachher spielen wir doch, Putzilein, später. Beruhige doch mal die Marie, verdammt, ich muß hier telephonieren.« Stielike: »Soll ich also später ...?« 39 « Stielike: »Oh.. Ja. Wir haben einen Moment Ruhe. Nennen Sie mir die Durchschnittsrendite.« Seine Stimme verhallt. ? Max. Sagen Sie. obwohl er das Geld dringend gebraucht hätte. Mann. Kann man die Zinsen thesaurieren?« Stielike: »Sie sind ja wirklich wahnsinnig!« Vater: »Warum bin ich wahnsinnig? Weil ich drei Kinder habe?« Stielike legt verzweifelt auf. nennen Sie mir die Rendite.. wie hoch wäre die Rendite in folgendem Fall . Vater: »Stielike! Stielike!!! Die Rendite.« Vater: »Mein Sohn hat auf dem Küchentisch Feuer gemacht. Marie. So kam es. Du kannst doch in der Küche kein Feuer machen! Was plätschert da oben eigentlich die ganze Zeit ? Habt Ihr das Badewasser angestellt. oder was ?! Herr Stielike?« Stielike: »Ja?« Vater: »Hier läuft Wasser die Treppe herunter. Die Renditike.Vater: »Herr Stielike.« Stielike: »Kann ich etwas für Sie tun?« Vater (kichert nervös): »Meiner kleinsten Tochter steht das Wasser bis zum Hals. Aber wenn das Wasser höher steigt. ich will sie wissen. wie hoch ist denn die Durchschnittsrendite Ihrer Papiere ?« Stielike: »Wie können Sie von Geld reden in Ihrer Lage?« Vater (lacht irre): »Die beiden Großen sind jetzt rausgelaufen. 40 . wird es das Feuer löschen. Die Kleine zieh' ich gleich aus dem Wasser. ich komme gleich. Hier ist es gerade ganz ruhig. Und in der Küche brennt es. daß ein Vater von drei Kindern nicht reich wurde. den Finger immer noch am Ohr: »Die ter. ja? Das Kind wird bald zwei Jahre alt.« Das Kind zeigt auf seine Nase. ajjo und Dieter.« »Nase.« »Ja. das hier. ein schönes Alter eigentlich). schau mal hier. super. auch das Wort »Nein« ist ihm noch fremd (ach. das da.« 41 .« »Ajjo!« »Marie. Dieter. Du kannst es ja sagen. es ist die Nase.« »Ajjo!« ».« »Oa. ajjo heißt hallo. Das ist ein Ohr.« »Ja. Oa. ein Ohr.« »Ja. Das Kind betritt den Raum. »Hallo.« »Oa.« »Oh. dein viertes Wort. Es ist ein Ohr. möchtest du sprechen lernen . ein Ohr. und Dieter heißt »Dies da« und wird von dem kleinen Kind immer gesagt.« »Oa.« »Oa. Wahnsinn! Du verstehst mich ja schon. Sag: Ohr. Das hier vorne. Nun paß auf.. nicht Ohr. das ist deine Nase.« »Nase.« Das Kind zeigt mit dem Finger auf sein Ohr: »Dieter!« »Ja.?« »Ja.Sprachgewalt Heute wollen wir zuhören. das da. Ja heißt ja. Marie.« Das Kind. Paß auf... Es heißt Marie und beherrscht erst drei Worte: Ja. es ist die Nase. sag doch mal: Ohr!« »Ajjo!« »Marie.« »Nein.« »Oa. wenn es auf einen bestimmten Gegenstand zeigt. Marie. »Dieter.. wie ein Vater seinem Kind das Sprechen beibringt. Mehr Worte kennt das Kind nicht. Anne und Max. Papa. Den Vater ergreift eine tiefe Melancholie. Max (grinsend): »Marie. trinkst du aus der Kloschüssel?« »Ja. frißt du Klopapier?« »Ja. so vergeblich. Papa: »Marie. was man sagt?« sagt Anne. ist dein Papa ein Idiot?« »Ja. Wenn man wenigstens »Dieter« hieße. strahlt und sagt: »Ajjo!« Greift sich ans Ohr und sagt: »Dieter.« Anne wälzt sich lachend unter dem Tisch.« Da wälzt sich der Vater lachend unter dem Tisch. Der Vater schaut auf und schickt einen traurigen Blick in den Raum. Unter der Tischkante guckt ein kleines Kind hervor.Zwei etwas größere Kinder. Nie wird sein Kind sprechen lernen. daß Marie alles versteht. »Ajjo!« »Weißt du eigentlich schon. aber dieses nicht. 42 .« Marie wälzt sich lachend unter dem Tisch. könnte das Kind einen schon mit Namen rufen. So viele Kinder können mit zwei schon ganze Sätze sagen. »Sie kann Fragen beantworten.« Anne (kichernd): »Marie. Es ist alles so mühsam. betreten den Raum.« Papa: »Nee. wußte ich nicht. Oa.« Max wälzt sich lachend unter dem Tisch. « »Nein.« »Nein.« »Ach so.« »Doch! Es gab gute und böse Ritters. das stimmt. und das ist gut so.« »Ja.« »Nein. die wohnten in Amerika.« »Ja. Max.« 43 .« »Und Papa. weißt schon. Max. ich will dir das erklären. Die sind so arm. Max. Und dann gibt er denen was ab. Max. und deswegen wollen wir auch nicht dauernd Süßigkeiten kaufen. der Bruder von der Anna. dachte ich und hätte beinahe gelacht.. aber der Willi. »Papa. paß auf. was heißt auf englisch: Skateboard?« »Skateboard ist Englisch. und die guten wohnten in Amerika. dabei wollte ich doch ernst sein und sagen: »Ja. Max. Das eine ist »Amerika«. er hat viele Fragen. das andere sind die »Ritters«.. es war anders .« »Doch. die haben fei gar nichts zu essen. paß mal auf. die Ritters waren die ersten Menschen auf der Welt. »Papa. Da weiß er schon alles. und in Amerika gibt es auch ganz arme Menschen.« »Arme Ritters«.« »Und die bösen?« »Die wohnten auch in Amerika.« Aber zu zwei Themen hat Max keine Fragen mehr. Aber in Südamerika. der verreist da mal hin. die Ritters wohnten in Amerika.« »Achso.Entwicklungshilfe Max ist ein kleiner Junge. warum ist heute Sonntag?« »Papa. können Neger auch 'ne rote Nase bekommen?« »Papa. er stößt eben etwas mit der Zunge an. Wenn er sagt: »Papa. »Papa. Die Süßwarenmanager nennen das Zeug. ich hab' nichts Süßes. als Kinder von Bonbons abhängig zu machen. Eltern sagen »nein«. jaaaa.. bekomm' ich wath Thütheth?« »Max. das ist schlecht für ihre Z ähne. ich werde ihn Überraschungseier fressen lassen und ihn in Honig wälzen und in einer heißen Pfanne langsam karamelisieren lassen. ach. Kinder quengeln. ich weiß es. das werde ich.. Es wird eine süße. bekomm' ich was Süßes?«.« »Manno! Nie bekomm' ich wath Thütheth. Eltern warten aufs Bezahlen. »Das mag sein.« Aaaargh! Eines Tages werde ich einen dieser Drogendealer erwischen. also »wath Thütheth«. die sich Süßwarenfabrikanten nennen und nichts anderes tun. »Quengelware«. das wird sich legen. als ob er es mit englischem ti-ejtsch aussprechen würde.« »Doch.Allerhand Gewürm Max lispelt ein bißchen . süße Rache. Ich werde ihm einen Schokoriegel quer in den Mund schieben. resignieren. dann klingt »was Süßes« etwa so. das ist nicht schlimm.« Weith eth. das sie vor den Kassen der Supermärkte auftürmen. Eltern schwitzen. Quatsch. aber Kinder dürfen nicht so viel Süßigkeiten essen. da oben im Schrank ist etwas. und deshalb geb' ich dir nichts. bekommen 44 . Kinder quengeln weiter (schönes passendes Wort übrigens: quengeln). . Dies war der »urtümliche Gliederfüßer Canadaspis«. betrachteten dort Sielmann-Filme über das Geschlechtsleben der Stichlinge. glotzten Affenskelette an und standen am Schluß vor einem Diorama mit merkwürdigen Urtierchen und Urpflanzen. werden von ihren Kindern gehaßt. und plötzlich schreit Max.Schuldgefühle. da ist wath Thütheth!« Ich denke: Halluziniert der Knabe schon? Ist er im Unterzucker? Soll ich ihm schnell ein Stückchen Milchschokolade . entfremden sich ihnen – es wird also ein Geschäft gemacht auf Kosten unserer Nerven. ich gebe es zu. zappelnd und außer sich vor Aufregung: »Guck mal. wirklich aus wie ein Stückchen Weingummi. Und dafür hassen wir die Süßwarenmanager! Ich kann es nicht mehr hören. schabenartigen Krabbelwesen und allerhand Gewürm wie dem »vielborstigen Ringelwurm Burgessochacta« und dem »Priapswurm Louisella«.. immer und überall: »Bekomm' ich wath Thütheth?« Neulich waren wir im »Museum für Mensch und Natur«. Und er sah. daumennagelgroßen. 45 . Papa. fast transparenten Käferleins.? Ach was! Da lag vor uns unter all dem Getier auch die Nachbildung eines braungelben. Wir hören die Kassette mit dem Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein.« Bei Holzkirchen möchte Anne wissen: »Wann sind wir endlich da?« »Ehrlich gesagt. Es dauert ganz lange. Was sie wohl sagen würde? Am Gardasee die zweite Schlägerei auf der Rückbank. »Wann sind wir endlich da ?« denke ich. Kurz vor der Autobahn. man braucht ungefähr 24 Stunden. Die Kleinen würden dann.Urlaubsreisen Es gibt ja Familien mit drei Kindern. Warum können wir nicht am Gardasee Urlaub machen? Ein Stau bei Modena. die ganze Nacht schlafen. Antje sagt das Märchen von der Geiß und den sieben Wölfchen rückwärts auf. die Straßen seien frei. Max fragt: »Wann sind wir endlich da?« Anne fragt: »Wann sind wir endlich da?« Marie kann noch nicht sprechen. Antje ist immer ruhig. Alle Spiele sind gespielt. Mit dem Schiff müssen wir auch noch fahren. Überhaupt: morgens ankommen! Todmüde! Vollkommen fertig! Wie gerädert! Das geht doch nicht. ein bißchen dauert es noch. fragt Max zum erstenmal: »Wann sind wir endlich da?« Meistens fahren wir nach Sardinien. eine herrlich ruhige Autofahrt. Am Brenner kenne ich dieses Märchen auswendig. Max. Sie hat eine Tüte mit Spie len und Überraschungen. Max öffnet das Seitenfenster und versucht hinauszuklettern. Kinder: Wir kommen erst morgen früh an. noch in München also. »Wann sind wir endlich da?« fragt Anne bei Innsbruck. auch Süßigkeiten für den Katastrophenfall. die zu ihren Urlaubsreisen abends aufbrechen. Sie singt Lieder mit den Kindern. Ich kann das nicht. Also stehen wir morgens auf und frühstücken und fahren los. Ankunft bei Sonnenaufgang im Ferienort. Anne gießt gelbe Limonade über meinen Kopf. höre ich. Ich muß nachts nämlich selbst schlafen und kann dabei nicht Auto fahren.« »Wann sind wir endlich da?« fragt Max bei Kufstein. »Wann sind wir endlich da?« fragt eine gequälte Stimme aus einem VW-Bus 46 . »Ach. daß Sie da sind? Springen Sie über der kleinen Bucht unten links ab!« Es ist morgens. und der Tower Cagliari sagt: »Merken Sie denn nicht. Es ist schön hier. Todmüde. Vor uns fährt ein Reisebus. aber das Innere des Wagens ist inzwischen mit Bonbonmasse ausgegossen wie mit Acryl. Wir sind endlich da. wir heben ab und fliegen über das Mittelmeer. Und Antje hat so gute Nerven. Und ich bin ein Versager. Die Kinder auf der letzten Bank halten ein Transparent. Aber wir haben Angst vor der langen Fahrt. Wir leben von Pecorino und entführen ab und zu einen Millionär. um etwas dazuzuverdienen. Wie gerädert. und wir kommen an. Wir kämen auch gern wieder zurück. Ich bin ein Schafhirte mit drei Kindern und einer geduldigen Frau. Vollkommen fertig.neben uns. und wir kommen nicht heraus. und das Auto wird so leicht. »Quando arriviamo finalmente?« singt Adriano Celentano. Um ehrlich zu sein: Ich schicke diesen Text aus Sardinien. auf dem steht: » Wann sind wir endlich da?« Ich schalte das Radio ein. 47 . »Wahnsinnwirendlichda?« fragt der Chor der Gummibärchen im Handschuhfach. Man müßte aussteigen und Pause machen. ich schreie und brülle. dann erkläre ich dir. aber die 48 . Die muß er rot anmalen. blöd und unfähig. denke ich. daß sie ein paar Fragen stellt. zum Beispiel: »Papa. der liebe Gott.« Und Anne sagt: »Gut. Dann werden die Zähne reingesteckt und weiß angestrichen. weil ich sie nicht einmal verstehe. weiß ich nicht. wie ein Mensch gemacht wird. weil ich keine einzige Frage beantworten kann. Die Haare und die Knochen werden da hineingetan. Meistens fängt das so an. Dann wird die Haut darüber gemacht. ja. warum ist heute Sonntag?« Oder: »Warum gibt es Leute mit spitzen Nasen?« Oder: »Wenn ein Riese auf einem Planeten steht. ist der Planet dann immer noch höher?« Dann sitze ich da und bin klein. Wie man die Augen macht.das sind dann die Lippen. aus Ton.« »Hoppla«.Genesis Am liebsten sitze ich mit Anne auf dem Sofa und lasse mir von ihr die Welt erklären. damit die Haare hinauswachsen können. Dann werden Knochen genommen und mit Haut bespannt . Ich sage dann: »Ach. erklär' du mir lieber was. und oben macht man Löcher hinein. »woher weiß sie das denn mit ihren sechs Jahren?« Anne sagt: »Zuerst wird der Kopf gemacht. Anne. vorkommt. in welchem Pippis Vater.müssen ganz vorsichtig angemalt werden. Dann wird der ganze Rest gemacht. in den Augen spiegelt sich ja alles. 49 . wieder aus Ton und wieder Haut drüber. Später hat Anne dann wieder Fragen gestellt.. auch sich selber. weil ich davon keine Ahnung gehabt hatte. hat Anne wissen wollen: »Papa. weil der liebe Gott macht ja alles.« Ich war erstaunt. Und ganz am Anfang muß ja erst noch der liebe Gott vom lieben Gott gemacht werden. damit der Spiegel nicht kaputtgeht. der Negerkönig Efraim I. Als ich ihr aus Pippi Langstrumpf im Taka-Tuka-Land das Kapitel vorlas. verdammt. warum bist du kein Negerkönig?« Und ich wußte wieder keine Antwort. »Okay.Ekelschleim Ich weiß jetzt. Unmöglich. Das Stück. die die Schüchternheit ihres Vaters geerbt hat. um glücklich zu sein. Nach fünf Minuten kam sie heulend wieder. auch nie alleine zum Schreibix gehen. Erst nachmittags würde es sie wieder geben. was Kinder brauchen. am Ende. (Oh. durchwühlten Schubladen. und beim Schreibix gibt es Cola-Schlangen und eßbare weiße Wabbelmäuse und Gummibärchen. Rotz und Wasser. an der Wand haftend aber Kuhfladenform annimmt. um sich was zu kaufen. die sich so etwas ausdenken. Das Stück. hier h du zwei Mark. weil sie an der Wand klebenbleiben. roten. Gibt es ein Leben ohne Schleimball? Kann man glücklich sein ohne roten Klebedreck? Kann man nicht. Und das kam so: Bei uns gibt es einen Schreibwarenladen. Anne stand heulend zwischen uns. Für zwei Mark. wenn man sie dagegen wirft. Ein Notfall. Für zwei Mark. Das hier war eine Ausnahme. Normalerweise würde Anne. Die zwei Mark in der Hand eilte sie glückstrahlend sofort los. hat Anne geschrien: »Achtung. Verschollen! Unauffindbar! Antje und ich.« Normalerweise würde ich ihr nie zwei Mark für solchen Quatsch geben. lüpften Teppiche. Papa!« Und flatsch! haftete an meiner Jacke roter Glibber. Anne. die ballrund ist. in den Kindergarten zu gehen! Was soll 50 . das ist der Schreibix. Irgend jemand hat Anne so einen Ball gekauft. aufgelöst. die Eltern. hätte ich einmal eine solche Idee und würde sie vermarkten und wäre reich! Außerdem möchte ich einmal Menschen kennenlernen. Ob sie selber Kinder haben? Oder Menschen mit Kindern hassen und sie deshalb ärgern wollen?) Als ich abends nach Hause gekommen bin. schwabbeligen Ekelschleim. Sie könne überhaupt gar nichts tun. Schluchzend: Sie könne heute nicht in den Kindergarten gehen. Eine existentielle Grenzsituation. Sie brauchen einen widerlich roten geleeartigen Schleimball. Die Schleimbälle waren ausverkauft. einem zähen. Aber sie sind aus Schleim. die Kinder nennen sie »Klebebälle«. War das ein Jubel! War das eine Freude! Am nächsten Morgen war der Schleimball weg. glotzten ins Klo – weg. krochen unter Betten. Und eines Tages gab es auch Schleimbälle. Lauf zum Schreibix und ast kauf dir einen neuen. Sie heißen nicht Schleimbälle. einer grauenhaften gallertartigen Masse. Ich mußte dann ins Büro. Als ich abends zur Tür hereinkam. Ist doch eigentlich ein schönes Gefühl – wenn einem das Glück an den Fingern klebt. 51 . schwupp!. wo sie dieses Ding dann gefunden haben. Ich weiß nicht. Das Glück ist eine rote Gallertkugel. wie Antje und Anne und die anderen den Vormittag überlebt haben. nur Anne nicht. kam sie mir wieder entgegengeflogen. Ich weiß auch nicht.man im Kindergarten ohne Schleimball? Lächerlich! Absurde Vorstellung! Alle haben Schleimbälle. Sie haben es jedenfalls gefunden. und ich konnte sie gerade noch auffangen. Frau K. ins Schwimmbad und zu den Freunden. und seitdem ist irgendwo ein kleines Loch. und vor mir die Leserpost. daß Kinder nicht fernsehen sollten.Affe tot Ach. der Erziehungsberater sei ja offenbar einer jener toleranten Väter. einen schwarz-schwarzschwarzen aufblasbaren Gummi-Gorilla. aber ziemlich bald ist Marie mit diesem King-Kong in den Armen am Rosenstrauch vorbeigegangen. und langsam entweicht die Luft. in der es keine Grenzen gibt. kleine Menschen sehen fern bis in die Puppen und werden von den Werbefilmern dazu abgerichtet. Nun liegt er da unten. Liebe Frau K.! Wir halten die Kleinen vom Fernseher fern. aus M. weil wir sie 52 . in unserem Garten liegt ein tot-tot-toter Gorilla! Schrecklich und dunkel. Große Menschen fahren Fahrrad in lächerlichen. Hören Sie. schreibt. ich sehe ihn aus dem Fenster. über ihre fetten Körper gespannten kanarigelben Klamotten. ja?! Gorilla-Leichen im Garten – das hat auch nicht jeder. besonders wenn er vom Fußballplatz kommt. was er will. Wir geben ihnen kaum Süßigkeiten. Die Erwachsenen sind kindisch und die Kinder erwachsen. haben es überallhin mitgeschleppt. weil wir glauben. Ich hab' ihn selbst mitgebracht. und die ist schon sechs Jahre alt. die ihren Kindern gute Kameraden sein wollten. Aber ich soll Grenzen setzen. und der ist manchmal sehr schwarz. größer als Anne. wir leben in einer Gesellschaft. Frau K. Kinder aber wollten Grenzen! Als der Gorilla kam.. und schwärzer als Max. war er groß und schwarz. Die Kinder haben wunderbar mit dem Rie sentier gespielt. in der jeder tut. ihren Eltern das Geld aus der Tasche zu ziehen. die Leiche unterm Fliederbusch. aus M. Der schwarze Bauch ist ganz runzelig und lasch. die immerzu fernsehen dürfen. die beide behaupten. Ich sage nur: Es ist nicht so einfach. Ich beklage mich nicht. mein Sohn hält mich für einen autoritären Knochen. »Hilflose Väter. aber ich weiß nicht genau. Aber die Kinder haben Freunde. Dabei war er den Kindern ein guter Kamerad. Müßte ein guter Vater das Loch aber nicht doch zukleben? Frau K. in meinem Garten liegt ein tot-tot-toter Gorilla! Vielleicht sollte ich dieses Loch reparieren. Eigentlich prima. während ihm leise die Luft entweicht. Die Stirn wird immer flacher. Ich ziehe eine Grenze nach der anderen. nun liegen sie platt auf der Seite. Ach. Es gibt nichts Lächerlicheres als einen aufgeblasenen Gorilla. Ein letztes Wort noch. sondern über ihre jeweilige Familie berichtet. aber die Kinder akzeptieren sie einfach nicht. Kinder nehmen ja ohne Debatte nichts mehr hin. Sie scheinen mich für einen Waschlappen zu halten. verdächtigt mich sogar des Besitzes einer Tarnkappe. Herr M. aus S. die Kinder sich wünschen?« haben Sie geschrieben. Hier sind zum Beispiel die Zuschriften von Herrn K. sich nicht zum Affen machen zu lassen. wo es ist. Sie bekommen möglichst wenig Spielzeug. denn wir möchten sie nicht verwöhnen. der auf dem Rücken liegt. Es ist gerade so schön ruhig. und in deren Zimmern sich die Spielzeugberge türmen.gesund ernähren wollen. Vor zwei Tagen noch ragten Arme und Beine in den Himmel. fern jeder Autorität – sind das die Väter. Ich fürchte. wie sie wollen. Herr F. weil ich ihn heute wieder unter groben Drohungen zum Zähneputzen gezwungen habe. Sie sind nur etwas anstrengend. ich hätte in den bisherigen Kapiteln nicht über meine eigene. die soviel Süßigkeiten bekommen. 53 . aus P. Frau K.! Ihr Brief liegt in einem Stapel von anderen Briefen.? Frau Kahaa! Mir läßt Ihr Brief keine Ruhe. und Herrn M. Außerdem bin ich zu faul. solche Kinder.. und kleine Kinder lieben wir auch..teilt mit. Die hatten Konzepte – ich weiß bloß nicht. weil wir tagsüber ins Büro gehen und uns vor anderen dicketun als sorgende Väter mit reizenden Kindern. die uns verfluchen. daß es mit den eigenen Kindern wohl doch nicht so schlimm ist. Sie sehen. wenn es den anderen – fast wortgleich – ebenso geht«. Wir sind viele. die wußten genau. und dehen-nohoch sank unsere Fahahahne nicht!) Frau K. die Lektüre des Erziehungsberaters verschaffe ihm »die fast therapeutische Erleichterung. Wir lieben die Stürme. Wir hingegen sind nicht autoritär. wir machen alles falsch. Und jetzt muß ich Schluß machen. Frau K. 54 .! Wir grüßen Sie mit bekleckerten Hosen und blanken Nerven. Wir wurschteln uns so durch. (Und jetzt alle: . Wir sind auch nicht anti-autoritär. ich bin nicht allein. mit kurzen Unterbrechungen jedenfalls. Aber hilflos sind wir nicht. Aber wir wollen nicht larmoyant sein. Ich will nämlich doch noch diesen Scheiß -Gorilla reparieren. die brausenden Wogen.. ob es die richtigen waren. mit dem Brief.. Frau K.. Wir grüßen im Namen einer ganzen überforderten Elterngeneration. Manchmal denken wir. Wer hat das schon in diesen Zeiten? Es gab Elterngenerationen. während sie die Arbeit machen. meine ich. Wir stehen bis zum Hals in Verwirrung. Wir grüßen auch im Namen aller Erziehungsberaterinnen. Wir haben kein richtiges pädagogisches Rezept. worin Erziehung zu bestehen habe. « Am Montag bin ich dann wieder Zeitungen falten gegangen. Ich bin auch am Tor vorbeigekommen. hatte zwei dicke Chancen auf dem Schläger. das sei eine »Sporthose«.« Max hat einen Mann am Schreibtisch gemalt. oder gern wär' ich auch Wimbledonsieger oder wenigstens Kranführer – irgendwas jedenfalls. hast du auch ein Tor geschossen?« »Nein. wir haben auch so einen Punkt gewonnen.. Ein rabenschwarzer Tag. Unser Kapitän hat zu mir gesagt: »Und was willst du jetzt deinem Sohn erzählen? Uns kannst du's ja schon lang nicht mehr erklären. ich . ich wär' so gern ein Vorbildvater. versprichst du mir. Darf ich den jetzt im Fernsehen sehen?« Ich selbst spiele ja bloß Hockey. Nicht Eishockey: Feld. Max. wenn man ihm hundertprozentig versichert. »Max.« Ach.« (Bißchen mehr als die Kleinen weiß unsereiner ja schon noch. und im Fernsehen will er immer »Doris Becker« sehen. Wenn man ihm Tennis beibringen würde. nehme ich ihn manchmal zu Punktspielen mit. Ich weiß nicht. Max. was für ein toller Kerl ich bin. wenn du am Tor vorbeikommst?« »Klar.« »Papa. und die Frage der Kindergärtnerin nach dem Titel des Bildes hat er so beantwortet: »Mein Vater sitzt auf einem Drehstuhl und faltet Zeitungen. Eine brotlose Sportart. 2:2.) »Ach so.und Hallenhockey. Letzten Sonntag hat er auf dem Weg zum Sportplatz gesagt: »Papa. um ganz ehrlich zu sein: Ich. müßte ich vielleicht nicht mein ganzes Leben arbeiten. Journalist! Neulich mußten sie im Kindergarten ein Bild malen: »Mein Vater bei der Arbeit.. Ich hab' sie vertan. Weißt du – ich mußte einfach keins schießen. also. unter dem ein kleiner Junge sich was vorstellen kann. mach' ich.Tödliche Doris Manchmal wär' ich am liebsten Mittelfeldmotor von Beruf und hieße vielleicht Lothar Matthäus. Komm! Ich kauf dir ein Eis.« Wir haben dann Unentschieden gespielt. der heißt Boris Becker. Aber Fernsehen gibt's bei uns nicht für Kinder. der Mittelstürmer. ob der Junge das lernen soll. Einmal stand ich sogar allein vor dem Tor – vorbeigehauen. daß du ein Tor schießt. Um ihm zu zeigen. 55 . Sportsvater! Der Junge zieht ja eine neue Hose nur noch an. morgens um sieben und abends um sie ben: »Was ist da drin?« Was soll ich jetzt machen? Soll ich ihnen erklä ren.« Irgendwie scheinen die Kinder zu glauben. Max hat ins Erdgeschoß runtergebrüllt: »Was ist da drin?« Und ich habe in den zweiten Stock hinaufgeschrien: »Die Hälfte. Schön weiterputzen!« Es kam der Tag. »du zähneputzt. Von einem Jungen namens Jens war da die Rede. aus dem Bett: »Die Hälfte!« Lassen wir die Dinge. »ich zähneputze«.« Oder: »Die Hälfte. aus dem Garten. Es geht seit Jahren so. Auch ich habe die Kassette seither wohl tausendmal hören dürfen. Wir brauchen sie eigentlich gar nicht mehr. Elternschaft ist eine Form milden Irreseins. aus der Küche. bis Jens entsetzliche Zahnschmerzen bekam. da ist der Baktus drin.. Die Sache ist zur Routine geworden. haben kurz geschaut und haben mürrisch gesagt: »Der Karius.« Oder: »Dreiviertel. Jedenfalls fragen sie immer wieder. Also brülle ich weiter. der sich nie die Zähne putzte und in dessen Gebiß deshalb zwei winzige Widerlinge namens Karius und Baktus große Löcher hackten. dann kommt der Karius auch noch. an dem ich gar nicht mehr hingegangen bin. Noch ein biß chen weiterputzen. Die Kinder haben das interessant gefunden. da kommt es auf ein Zähneputzritual 56 . daß es Karius und Baktus nicht gibt? Daß ich in diesem weißen Zahncremeschaum genausowenig erkenne wie sie? Das geht nicht. wir hätten seherische Fähigkeiten. Pädagogisch haben wir dieses liebe Geschenk folgendermaßen eingesetzt: Die Kinder mußten fortan unter unserer Aufsicht zähneputzen.Kanus & Baktus Vor einigen Jahren haben wir eine Tonbandkassette mit einem kleinen Hörspiel geschenkt bekommen.« Oder so ähnlich halt. ich sagte es schon. wie sie sind. Dann glauben sie mir am Ende nichts mehr.«) Jedesmal. haben Antje oder ich gerufen: »Schau. bis Max und Anne gerufen haben: »Was ist da drin?« Dann sind wir gekommen. Oder sie brauchen dieses Ritual. wenn sie Zahncreme ins Waschbecken spuckten. (»Zähneputzen« ist übrigens ein zusammenhängendes Verb. sagt Max. er zähneputzt. Irgendwann sind wir beim Zähneputzen mal rausgegangen..« Oder: »Alles. Wir können sie nämlich auswendig. der dann als Cola -Manager in Atlanta/Georgia leben wird. Ich werde eines Tages im Schaukelstuhl eines Seniorenheims sitzen. und ich werde ein wenig schwerhörig sein. und mein Sohn.auch nicht mehr an. und das Telephon wird zweimal am Tag klingeln. wird in mein Ohr schreien: »Was ist da drin?« Und ich werde zurückbrüllen über den Atlantik und halb Nordamerika: »Die Hälfte! Weiterputzen!« 57 . So wird es gehen bis in alle Ewigkeit. ich wolle ohne sie frische Semmeln holen gehen. sagte ich und setzte mich auf die Treppe. Sie begann zu weinen. Sie gehen kaputt im Regen. Anne. »Darf ich meine Lackschuhe anziehen?« »Nein. Es hat die ganze Nacht geregnet. »Ach. Oben waren die Gummistiefel auch nicht. ich werde mal in deinem Zimmer nachschauen«. aber mit Lackschuhen geht das nicht. willst du nicht mit?« fragte ich. Aus dem Keller rief Max: »Hier sind meine Gummistiefel nicht!« »Moment.« Sie heulte laut und zornig.Bittere Semmeln Soll ich erzählen. aber wo sind die?« Ich rief durchs Haus: »Wo sind denn Max' Gummistiefel?« Antje antwortete: »Im Keller. bleibste eben so lange hier. ich geh' mit. rief ich und stellte Marie für einen Augenblick wieder ab. und ich freute mich auf ein paar ruhige Minuten in der Morgenluft. Max schrie: » Gebt mir jetzt endlich meine Gummistiefel!« 58 . als ich schon fast draußen war. weil sie dachte. Papa. aber er lehnte ab. warum ich nie wieder frische Semmeln zum Frühstück hole? Eines Tages wollte ich morgens frische Semmeln holen und rief fröhlich durchs Haus: »Ich geh' jetzt Semmeln holen! Wer kommt mihit?« Stille. kann Max nicht schnell deine Gummistiefel anziehen ? Du willst sie ja eh nicht.« »Max. öffnete die Tür und ging raus.« »Ja.« »Dann mußt du eben hierbleiben. ist gut. sagte Anne. das geht nicht. und ein bißchen regnet es immer noch. »Anne. Max stand in der Tür: »Ich geh' doch mit. Anne heulte immer noch. Anne. Zieh bitte Gummistiefel an. »Max.« »Ich will aber mit. Papa«. Antje sagte: »Kannst du nicht Marie auch mitnehmen ?« Klar könne ich das. um ihr Gummistiefel anzuziehen.« »Ja. dann zieh du auch Gummistie fel an.« »Ich mag aber keine Gummistiefel. gehst du bitte runter und holst sie?« Max ging in den Keller. Max.« Hastig zog sich Anne ihre Gummistiefel an.« »Ja. « Er machte weiter. »dann bleib eben hier. Sein rechter Strumpf war bereits klatschnaß. »Dieser Semmelstiefelwahnsinn!« Schrilles Gebrüll. wir sind ja gleich wieder da. Marie brüllte. So würde es nicht gehen. Anne fragte: »Wann gehen wir endlich los?« Ich zog Marie ihren zweiten Stiefel an.Ich beruhigte Marie und zog ihr einen Stiefel an. Ich sagte: »Max.« Ich sagte: »Mensch. Und hol dir trockene 59 . du sollst die Stiefel nicht draußen stehenlassen. weil sie schon wieder dachte. Jetzt sind sie innen naß. Max schrie. sich die Stiefel anzuziehen. »Dann zieh in drei Teufels Namen deine Turnschuhe an. dreistimmig. ich wolle ohne sie aufbrechen. bleibt alle hier!« schrie ich. aber patsch nicht in jede Pfütze damit. laß sie stehen. das geht nicht.« Max versuchte. »Max«.« »Ich will aber mit!« brüllte Max. wie oft hab' ich dir schon gesagt. Anne sagte: »Max' Stiefel stehen hier draußen vor der Tür. sagte ich. Junge. in denen vom Wolkenbruch in der Nacht fingerhoch das Wasser stand. weil er seine Stiefel wollte. Ich schwitzte und hatte Hunger. Max. »Ich laufe jetzt alleine schnell zum Bäcker. Ich stellte Marie kurz ab und nahm Max seine Stiefel weg. Marie war bereits in eine Riesenpfütze gefallen und hüftabwärts vollkommen durchnäßt.Strümpfe vorher. Wir holten frische Semmeln. Weil Anne die Haustür geöffnet hatte. 60 . Max wollte lieb sein und half ihr wieder auf die Beine. hungrig. So machten wir uns auf den Weg. Ich nahm Marie auf den Arm. bahnten uns eine Gasse durch die Menschenansammlung. verschwitzt. schmutzig. hatten die Nachbarn alles mitgehört und sich neugierig vor unserem Haus versammelt. wobei er bis zu den Knöcheln mit den Turnschuhen ins Wasser trat.« »Manno. dann muß ich ja schon wieder nach oben in mein Zimmer. Max kam mit Turnschuhen wieder und ging hinaus. entnervt. Auf meinem Mantel bildeten sich große Schlammflecken. »er darf seine Turnschuhe anziehen. »Aaaaaah!!!« brüllte Anne.« Marie war inzwischen auch hinausgegangen. Zum letztenmal für viele Jahre. aber ich nicht die Lackschuhe!« Die Nachbarn betrachteten mich erwartungsvoll. eine kleine Karawane. das sei mehr. du hast acht Geld. nicht den Wert. kam gerade sein Freund Willi zur Tür herein und wollte sich für den nächsten Tag mit ihm verabreden. hat der kleine. « »Papa. Sonntag ist sein wichtigster Tag. haben heute die Läden offen?« Wer genau hatte eigentlich damals die Idee. Ich werde mir in Zukunft mein Gehalt in sehr kleinen Scheinen auszahle n lassen. »Papa.Sieben Geld Jeden Sonntagmorgen um sechs betritt ein kleiner.« »Arrmmmpfff«. den Kindern ihr Taschengeld sonntags auszuzahlen. darf ich das Taschengeld für Anne auch gleich mitnehmen?« » Wasnlosmpffff.« Wer ist dieser merkwürdig ernste. ist acht Geld mehr als sieben Geld?« »Murrmpffff. das dort liegt. »Papa.) Er zählt mit flüsternder Stimme und sagt dann laut: »Papa. Als wir ihm eines Samstags erzählten. aber er kennt bloß ihre Zahl. ernster Mann mein Zimmer. sage ich und beiße in mein weiches Kissen. er bekomme jetzt jeden Sonntag eine Mark Taschengeld. was ist heute für ein Tag?« Oh.« 61 . wird er die sieben Pfennige nehmen. »Da bekomme ich Taschengeld. geht an den Nachtschrank und zählt das Geld. Kissen! Kissen! Niemand soll uns trennen! Acht Kissen sind mehr als sieben. »Papa. »Papa. sind neun Geld mehr als sechs Geld?« »Chrrrrnrnmmpfif. ist heute Sonntag?« »Ist heute Sonntag?« denke ich. (Ich trage die Münzen immer lose in der Hosentasche und lege sie abends dorthin. damit sie es nicht gleich ausgeben können? Wer war es? Wer?!! »Papa. ernste Mann da gesagt. warum hast du soviel Geld?« Es sind wirklich nur ein paar kleine Münzen.« Wenn man ihm sieben Pfennigstücke in der einen und ein Markstück in der anderen Hand hinhält. »Morgen habe ich keine Zeit«. »Papa. darf ich mir mein Taschengeld nehmen?« Sechs Uhr zehn. kleine Mann? »Papa. weil er denkt. Ruhe ist unbezahlbar. umdrehen und noch ein bißchen kissenkissenkissen. mit Geld beruhigen. ganz und gar verzweifelte Mädchen neben meinem Bett? Was sagt es ? Was will es? Sechs Uhr fünfzehn. manchmal muß man sich seine Sonntagsruhe eben einfach erkaufen. Das ist ungerecht!« Ungerecht.« (Ach. Ruhe ist – was ist Ruhe? Es ist Sonntag. Mist. ernste Mann. jetzt kennt er die Münzen auf einmal doch!) Weg ist der kleine. der Max hat zwei Geld. Sechs Uhr sechzehn. »Papa. Das ist ungerecht. heulende. und der kleine Mann ist wieder ernst und das kleine Mädchen wieder verzweifelt. und ich hab' bloß eines. Manchmal hilft alles nichts. Die eigenen Kinder bestechen. Oh. Und ich? Ach. Ruhe kann man nicht kaufen. Kissen. 62 .»Dann nehme ich zwei Fuchzgerl für mich und ein Markstück für Anne. Und wer ist jetzt dieses kleine. aber es ist so. und dann gingen alle zusammen in ihr Klassenzimmer. ihren eigenen. und mir zitterte die 63 . nie geht Anne allein an den ganzen Leuten vorbei. allein auf die Bühne. und wird es dunkel. Manchmal beneide ich diese Leute. gab der Lehrerin die Hand und bekam eine Sonnenblume. heller Stimme sagt: »Schmeckt gut. wie sie ihre Mountainbikes aufs Auto laden und zu einsamen Radtouren in die Berge aufbrechen. und sie wohnen in Altbauwohnungen mit ganz viel Ambiente. und allein gab sie der Lehrerin die Hand. Sie haben eine wunderschöne Feier gemacht mit Schülern. die sie beim Essen anschaut und den Kopf schieflegt und mit leiser. sie schlafen am Wochenende lieber lange.Schöne Tage Soweit ich weiß. aber dann auch wieder nicht. nie geht sie allein auf die Bühne. gibt es auch Menschen. auf der die Lehrerin stand und die neuen Schüler einzeln mit Namen rief. Und ich saß da. Never! (Sie ist so schüchtern wie ihr Vater. daß Anne in die Schule gekommen ist. denn sie haben keine Marie. aber ich werde den Tag nie vergessen. entschuldigen Sie. Jedes Kind mußte auf die Bühne kommen. Lehrern und Eltern als Publikum vor einer Bühne. als die Lehrerin »Anne Hacke« rief? Anne stand auf. was Antje und ich gedacht haben. für den sie im Schwimmbad das Seeungeheuer spielen. So stelle ich mir das eben vor. stellen sie die Musik ganz laut. die keine Kinder haben wollen. und später am Tage sieht man. weil sie eine Menge Geld haben. ging allein an den ganzen Leuten vorbei. tragen sie zwei Armani-Sakkos übereinander und essen pochierte Ameiseneier. ja?« Einen Max haben sie schon gar nicht. haben wir gedacht. denn von ihrem Gehalt müssen ja nur sie allein leben. und nie gibt sie der Lehrerin allein die Hand. und als alle da waren.) Und was geschah. Na ja. daß sie aufgerufen wurde ? Nie. Ich glaube. und so stur wie er ist sie sowieso. Das ist schon ein paar Wochen her. Einmal hat sie sich umgeschaut unterwegs. erzählte sie ihnen eine schöne Geschichte. um ihre eigenen Seufzer nicht zu hören. ich hab' das schon mal erzählt. und nur einmal im Leben haben sie einen ersten Schultag. Wissen Sie. und wenn sie Lust haben. als wir mit Anne im Auditorium saßen und warteten. und davon haben wir wieder ein Stück geschafft – Antje vor allem natürlich. als ich aufwachte und wieder daran denken mußte. Und morgen haben wir wieder so einen schönen. aber ich auch ein bißchen. dachte ich noch. Ich auch! 64 . Erziehen heißt. was hatten wir heute für einen schönen Tag. Steht das Kind auf und geht allein weg von uns. Kinder in Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu führen.Unterlippe. sie hätte nachmittags im Garten hinter der Hecke Anne und Felix belauscht.« Und ich auch. und Anne hätte gesagt: »Ach. dachte ich – das ist schön und schwer zugleich. aber geheult habe ich erst nachts. Felix. Leute. Antje hat übrigens gesagt. ihren Freund und Schulkameraden. wie schön das letzte Wochenende gewesen sei. weil Uwe sich morgens um die Kleinen gekümmert habe. Dann reden wir über Erziehen und Nichterziehen. als sie habe ausschlafen dürfen. rief Claudia dann. und ich habe Kaffee getrunken. wenn die Kinder schlafen und das Babyphon leise rauscht und knarzt. Neulich erzählte Luise. wenn die Kinder Mist machen oder etwas umschmeißen. und sie sprach den unsterblichen Satz: »Uwe hat die Kinder gemacht. und die Männer jedesmal sitzenbleiben? 65 . trostreiche Abendunterhaltungen.Autoritätsverluste Das Schönste im Elternleben sind die Gespräche mit anderen Eltern. warum normalerweise die Frauen immer sofort aufstehen. über Windeln und Wandeln und das Wunder des Erwachsenwerdens.« Aber wissen möchte sie schon. « Ich steuere an diesen Abenden gern die Geschichte von Max bei. und als ich fertig war. sagte Antje. und Luise-Uwes Töchterlein stand da und schrie: »Mama. »Männer sehen eben alles lockerer«. warf ich müde ein. der uns. die Kinder sind heute autoritärer als die Eltern.Das sei so eine Art Grundgesetz des Zusammenlebens. er solle endlich aufhören. und sie sind abgeklärt und überlegen. »Aber warum?« hat Claudia gerufen. sie wissen.« Diese Episode erzähle ich aber nur sehr guten Freunden. 66 . mit kleinen Steinchen bewarf. daß wir es hören konnten. »Nein. flüsterte Anne ihrem Bruder so laut. denn ich wußte. daß mich die Kleinen für eine Witzfigur halten. sagte Anne: »Komm Max. muß das denn alles sein?« Und Anne habe bloß gesagt: »Was willst du denn? Kinder sind nun mal so.« Ich bekam einen Schreianfall wie Herbert Wehner im Bundestag zu seinen besten Zeiten. ins Ohr: »Mach ruhig weiter. nach einer Auseinandersetzung mit der kleinen Anne sei sie ratlos und verzweifelt dagestanden und habe gesagt: »Anne. Als ich ihm zurief. daß ich nicht recht hatte. als wir auf der Terrasse saßen und Kaffee tranken. was hab' ich dir gesagt?! Hast du das nicht verstanden? Du sollst d och meine Lieblingsbluse neben mein Bett legen. Da ging die Tür noch einmal auf. damit ich sie morgen früh gleich habe!« Ja. daß die Frauen schon aufstehen werden«. wir gehen hinters Haus und lachen. hat Antje ihr erklärt. Antje hat erzählt. Die Leute sollen nicht denken. ich hatte ein Cowboygewehr und kleine Plastiksoldaten und Panzer dazu. »Ich bin aus Gummi wie der nachgemachte Genscherkopf auf Ihrem Nachtschrank.« »So ähnlich wie unsere neue Wasserpistole«. sagte ich. »Dann würde ich hier schon lange nicht mehr duschen. 67 . »Doch.« »Sie haben mich ja gefragt«. »ich bin aggressiv und gefährlich. sagte ich. ihn bei nächster Gelegenheit jemand anders zum Geburtstag zu schenken. Sie sind doch auch ein friedlicher Mensch geworden. »Ich finde sie eklig«. und ich quietsche. »Von Philipp oder von Felix oder sonstwem. sagte ich. Meine Kinder sollen friedliche Menschen sein. ha?« fragte der Frosch. deshalb bekommen sie auch keine Spielzeugwaffen. der bekommt sie auch. wenn ich gedrückt werde. sagte ich.« Der Frosch zog seine Mundwinkel nach unten und sagte: »Sehr freundlich. und ich beschloß. »Wasserpistolen töten nicht«. daß der Keks die Form einer Pistole hatte. »Das wäre ja noch schöner«. antwortete ich. »Glitschig und greulich.Kriegstreiber Heute morgen sagte der Frosch. Dann hat er auf mich gefeuert.« »Mal wieder Schuldgefühle. und er hat so davon abgebissen. der in meiner Dusche sitzt: »Wie stehen Sie eigentlich zur Bewaffnung von Kindern?« Ich hielt mich mit beiden Händen am oberen Rand der Duschkabine fest und ließ mir das heiße Wasser auf die Schulterblätter prasseln.« »Na also. Neulich habe ic h Max einen Leibnizkeks gegeben. »Vom freien Markt«.« »Und woher haben Max und Anne dann die Wasserpistole?« fragte der Duschfrosch. Neulich habe ich Max sogar eine Ohrfeige gegeben. »Aber ich bin gar kein echter Frosch«. antwortete ich. Wer Waffen will. »Und was halten Sie von Fröschen?« fragte der Frosch neugierig.« »Hatten Sie als Kind keine Spielzeugpistole?« fragte der Frosch.« »Leider nicht«. Ich beschloß. »Genauso wie zu Fröschen«. Er ging mir auf die Nerven. sagte der Frosch. sagte ich. sagte der Frosch. und als er nach Hause kam.« »Sie Jammerlappen«. Die eigneten sich prima als Schwerter. »Man ist so machtlos«. sagte der Frosch. hat er gesagt. das mir über das Gesicht rann. sagte ich leise. Ist das hier eine Erziehungsberatung oder was?« »In erster Linie ist es eine Dusche«. wenn sie danach verlangen«. schmeckte salzig.zukünftig morgens nicht mehr zu duschen. »Ich kenne einen Jungen. man müsse nur den Querbalken auf beiden Seiten etwas kürzen. also müssen sie auch die anderen haben. sagte ich. weil man ihnen das Notwendige zur Verteidigung gegen andere Kinder verweigere. Das Duschwasser. in dessen Kindergarten haben sie eine Friedenswerkstatt veranstaltet. Die einen haben Waffen. jammerte ich. quakte der Frosch. schrieb er. Ist das nicht schrecklich? Wie bei den Erwachsenen. Und wie friedlie bend man auch ist: Irgendwie bewaffnen sie sich immer. das beste daran seien diese Holzkreuze gewesen.« »Ich mag keine Friedenswerkstätten«. man dürfe Kindern Waffen nicht verweigern. »Sie sind ja völlig ratlos. 68 . Was soll man tun? Was man auch macht: Es ist verkehrt. man liebe sie nicht. »Die Kinder dächten sonst. »Bruno Bettelheim hat geschrieben. der in Amerika steht und den ich mal bei uns in den Garten pflanzen will. so einsamen wie biodynamischen Bauernhof in der Nähe von Perugia. wächst ein Stier heran. der trägt den Namen Meakuhkuh. abends redeten wir über Meditation und Atemtechnik und am Tag über Pflanzen und Tiere. und eines Tages wird er . Ich habe gesagt. Freunde. daß 69 . oder?« wollte Max wissen. wo es viele Tiere gab und auch den Herrn Leberhart.. gell?« hat Max gesagt. und zwischendurch haben wir Marie angeschubst. aber Anne nannte ihn Leberhart. aber der Reihe nach. also: »Mehr schubsen!« »Brot wächst auf Bäumen. Wir waren kürzlich für zwei Wochen auf einem kleinen. »Und nach Amerika muß man schwimmen. der sich hinten auf dem Hof eine Ferienwohnung ausbaute und eigentlich Eberhard hieß. und ich habe vom großen Toastbrotbaum erzählt. die von sechs Uhr morgens bis acht Uhr abends auf einer Schaukel unter einem großen Ölbaum saß und »Meabupfü« brüllte. Auf diesem Hof krähte morgens um sechs ein Hahn.Meakuhkuh In den Wäldern Umbriens. hinter den großen Bergen.. ich schon ein paarmal rübergeschwommen sei.« »Meabupfü« hat Marie geschrien. und da hatte sie auch wieder recht. da lag neben einer Kuh ein Kälbchen. bei den Goldfischen unter dem Toastbrotbaum. und wir haben sie so kräftig geschubst. »Meakuhkuhü!« rief Marie. kuckmalan!.« »Macht nichts«. »die Killerwale sind auch lieb. und wenn es Nacht wird. und wenn die Marie groß ist und Meakuhkuh auch. wo die Milch herkommt für den Kakao. gell? Wir haben zu Hause Goldfische. dann fahren wir wieder nach Umbrien und reiten alle zusammen auf dem Stier über die Berge. hat Anne ihm erklärt. das gerade eben zur Welt gekommen war. »die hatte ich schon ganz vergessen. und der kleine Stier hatte einen wunderschönen Namen. weil er den kleinen Häwelmann erwartet hatte. und als ich nicht mehr weitergekonnt hätte. »Mei. da könne man nicht außen rum. um ihr zu zeigen. der sie sehr erstaunt anschaute. rief sie: »Meakao!« Wir gaben ihr noch eine Tasse Kakao und gingen zu den Kühen. und er kann bei uns im Garten wohnen. Als sie wieder herunterkam. daß sie bis zum guten Mond emporflog. und. dann meditieren wir gemeinsam und singen und tanzen. hat Anne gesagt. die Killerwale!« rief ich. und dann ist ihr eingefallen. »Muß man wirklich schwimmen? Kann man da nic ht außen rum?« fragte der wißbegierigste aller Söhne. Ja. hätten mich die Fliegenden Fische an Land getragen. daß im Meer ja die Killerwale sind. 70 . Nein. habe ich gesagt. weil sie erstens überall die reizende Karte mit Goldschrift rumzeigen mußte. obwohl sie das Kind wirklich persönlich gar nicht kennt. »Familie Stänner schreibt von der Ile d'Oleron in Frankreich. fand aber keines. In einer Stuttgarter Werbeagentur versammelt sich freitags immer die Belegschaft auf dem Hof. um jederzeit in ihr baden zu können. und ich ging in den ersten Stock. ob Frau Dausch Geld beigefügt hätte. »die Leute schreiben alle. während ein Mitarbeiter den Erziehungsberater von einem Podest herab verliest.« Ich sah im Umschlag nach.« Da hatte ich natürlich recht. und drittens redet sie mit mir nicht mehr. »put on your Lackschuhe and buy some Semmeln!« Aber Anne hatte gerade keine Zeit. damit ich vielleicht doch ein reicher Familienvater werde. sagt sie. aus dem wir das Wasser abgelassen und den wir statt dessen mit der Leserpost gefüllt haben. das ich eventuell investieren könnte. Frau Koch aus Bremen hat Fragen. do you remember? »Teil Anne«. schreibt Frau Evelyn aus dem bekannten britischen Ort Vaterstetten. »Ist es nicht herrlich!?« rief ich. ein Bein desselben? Wird darüber eine 71 . bei ihnen zu Hause sei es wie hier. und zwar nach dem Kapitel. in der es um das Semmelnholen ging.« »Anne!« hab ich durchs Haus gebrüllt. Wer bekommt beim Mittagessen. »Aaaaah!« rief ich. weil ihr der Erziehungsberater so fehlt. verwirrend und schön. die eine Broschüre über Investment-Fonds beilegt. um mit einem Hechtsprung aus dem Fenster in den Gartenteich zu hüpfen. die Frau Evelyn ihr auf deutsch zum Schulanfang geschrieben hat und das. aber Anne wollte sowieso Müsli und keine Semmeln zum Frühstück. und dann meldet sich hier Frau Dausch vom Finanz Service. »würdest du keine reizenden Karten mit Goldschrift bekommen. »to put on her Lackschuhe and buy the Semmeln herself every Saturday. und Cilly Kaletsch schickt mir Mundartgedichte über ihr Enkelkind. Ich würde immer alles gleich aufschreiben.Liebesbriefe Kürzlich habe ich meinen ersten Leserbrief auf englisch bekommen. chaotisch und anstrengend. wenn es ein Hähnchen gibt. Zweitens versteht Anne kein Englisch. »Wenn ich das nicht machen würde«. Herr Eder wollte wissen. wenn ich erwisch'! Du hast ja keine Ahnung. wenn ich mal in die Gegend komme! Ist das nichts?« Eder hörte mich nicht. welchen mir Herr Kreutzer geschenkt hat. Dann fiel mir die Zuschrift von Herrn Eder in die Finger. »Eeeeder!« brüllte ich.. wenn diese zu Besuch kommt? Ist der Platz neben ihr beim Mittagessen höher zu bewerten als der beim Frühstück.« Ich erhob mich aus der Leserpost.. reckte mich. ging mit langsamen Schritten ins Haus und dachte an das letzte Kapitel.Liste geführt oder wird jedes Mal ausgelost ? Wer darf neben der Großmutter sitzen.und Darstellungsbedürfnis des einzigen Vaters weit und breit. ist doch nichts weiter als übersteigertes Mitteilungs. nachdem ich beschrieben hatte. fragte E. Hier schreibt Familie Bernack aus Ebersberg: >Der kleine Erziehungsberater ist oft fast wörtlich zutreffend. wie sich bei uns im Haus immer alle Kindersauger in Luft auflösen. die mir die Bayerischen Zahnärzte verliehen hatten. wann endlich Schluß sei mit dem Erziehungsberater und insbesondere »diesem unsäglichen Semmel-GummistiefelGeseiere«. wurde zwei Meter fünfzig groß und ließ über meinem Kopf wütend den rosa Schnuller an einer Stahlkette kreisen. weil das Mittagessen länger dauert?« Ich kratzte mich nachdenklich mit der goldenen Zahnbürste am Kopf. Ich wurde sehr traurig. Wie solle man ohne Erziehungsberater seine Kinder groß kriegen. daß die Scheiben klirrten.< Und bei Biesterfeldts in Bochum darf ich sogar übernachten. »Eder. wo bist Du? Dich. und schrieb: »Was hier als Beratung verkauft wird. weil ich vollkommen hemmungslos gegen alle Süßigkeiten polemisiert hatte. streckte mich. 72 . Ich schüttelte mir eine Postkarte aus den Haaren. Rauh aus Eching. »Es kommt noch schlimmer«. seufzte er.. Zurückzaubern. »Eine T Popcorn für mich!« rief der üte Max. Wir haben ü berhaupt keine Frauen. »Zaub'rer haben keine Mütter«. Sie und Antje und die Kinder – alle weg. gute Frau! Außerdem bin ich ein Naturtalent und ein Zaub'rer sowieso wie mein Vater und mein Großvater und mein Urgroßvater . kommt der Zaub'rer Lilalü in seinem schwarzweiß-karierten Nachmittagsmercedes und erfüllt uns drei Wünsche. »Ich habe einen Auftrag«.« Er zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Ich soll Sie wegzaubern.« Der Zaub'rer wurde ganz japanisch um die Nase. Mir wurde unheimlich.« Seine Gesichtszüge wackelten.« »Und Ihre Mutter?« unterbrach sie ihn. nichts als Popcorn. wenn uns langweilig ist. wie jeder von uns weiß. wo niemand Sie sieht und keiner mehr von 73 . und beinahe hätte er zu weinen begonnen. auf das Dach des Autos und holte eine Wolke vom Himmel. Fürst Lilalü? Ich möchte das auch können. »vom Höchsten Rat der Zaub'rer und Magiere. »Das ist ja das Schlimme. zaubern wir es herbei. denn nun hatten wir ja keinen Wunsch mehr frei. es schwieg. denn die Wolken sind. »Das ist entsetzlich«. Und alle sind wir alleinerziehend. der ein ganz kleiner Mann ist. dahin. »Und was ist der dritte Wunsch?« fragte er sanft. aber sie biß mich in den Finger.Aufgelöst Sonntagnachmittags. flüsterte ich. als der Wagen am vergangenen Wochenende wieder vorfuhr. Wenn wir ein Kind haben wollen. »Für mich auch!« schrie Anne. sagte Lilalü. flüsterte »Shut up!« – und. Schnell hielt ic h der kleinen Marie den Mund zu. und schnell kletterte der Zaub'rer. aber dann fragte Antje: »Wie machen Sie das. kleiner als der kleinste Arbeitsminister. bekam einen selbstzufriedenen Blick und sagte: »Für sowas gibt's Bücher. und ich schrie: »Hör auf! Hör auf!« Der Zaub'rer Lilalü berührte rasch das Kind mit seinem Zauberstab an der Nase. wirklich!. Ich war sehr traurig.. sagte der Zaub'rer. und ohne eine Spur von Ärger oder Ungeduld stieg Lilalü noch einmal hinauf und holte mehr. »Ich habe nicht von den Omas und dem Opa und den Engelkindern geschrieben und daß Max wissen will. sagte ich. Der Höchste Rat kann in die Zukunft blicken – wir nicht. sagte Lilalü. flüsterte ich.« 74 . ich lasse mir das nicht gefallen. schob sie ins Auto. »ich mache weiter.« »Geben Sie wenigstens Marie noch etwas Popcorn«. flüsterte ich. Der Zaub'rer Lilalü nahm hinter dem Lenkrad Platz. »Warum machen Sie es mir so schwer? Ich bin nur ein kleiner trauriger Zaub'rer. »aber verratet mich nicht. »Hier«. Es ist Zensur!« »Sie können nichts dagegen tun«. er will Dir kein Popcorn geben«. sagte ich.« Er seufzte. »Es muß«.« »Marie.« »Dann schnell«. sagte Lilalü. lesen Sie das letzte Kapitel!« »Es war das vorletzte«. hob die Kinder neben sie auf die Rückbank und setzte mich selbst auf den Beifahrer sitz. sagte Lilalü. sagte der Zaub'rer. faßte es vorschriftsmäßig mit beiden Händen an und sagte fest: »Li La Lü und Hi und Ha und Hü. Ich m immer die Dreckarbeit machen. sagte er. nahm Antje an der Hand. sagte Lilalü. seufzte wieder und wie derholte: »Es muß. Hastig kletterte er wieder aufs Dach seines Wagens und holte weißes Cumulus-Popcorn.« »Also muß es jetzt sein?« fragte ich. Sie schrie laut. erst über seine rechte Schulter. das. »Also Schluß mit dem Erziehungsberater?« fragte ich. Rasch blickte der Zaub'rer Lilalü nach hinten. Sie nicht und ich nicht. mit wem Sie reden?!« rief ich. Dann fuhr ich mir mit der rechten Hand rasch durchs Gesicht. sagte der Zaub'rer.« »Sie haben schon zuviel erzählt«. »Nein!« brüllte ich. »Warum?« »Nie begründet der Rat seine Beschlüsse«. »Ich bin der Träger der Goldenen Zahnbürste.« Ich saß einen Augenblick starr da. ob sich Ritter am Strand eincremen müssen. »Nur drei Wünsche jeden Sonntag. »Es ist gegen die Vorschrift«. dann über die linke. »Aber ich wollte noch viel erzählen«. »Glauben Sie mir. das Buch ist noch nicht dick genug.« »Was denken Sie.Ihnen hört und liest. »das letzte ist dieses hier. uß Es wird schon seinen Grund haben. « Murmelnd drehten sich die Menschen um und gingen langsam weg. 75 . Es ist ein ganz und gar merkwürdiges. »Was ist dort?« fragte er. denn ihm war noch schwindlig von alledem. Sie schauten uns an. als küsse einem die Fee Zarabzadeh aufs Ohrläppchen.Langsam begannen wir. aber sehr schönes Gefühl. und einer rief. eine kleine Familie. ohne uns zu beachten. »gar nichts. aber da war nichts mehr. und man fühlt sich. aber da hatten die Leute auf einmal runde Münder. unsichtbar zu werden. wenn man unsichtbar wird: Zuerst kribbelt es ein bißchen auf der Haut. dann streicht ein leiser Wind über die Wangen. Draußen standen viele Leute. vorbei. Wir fanden uns plötzlich in der letzten Reihe hinter ihnen wieder und guckten nach vorne. »Nichts. Ich hatte Marie auf dem Arm und Anne an der Hand. aufgelöst in Luft. und Max klammerte sich an Antjes Hosenbein. Wir gingen mit. und ihre Augen waren weit. sagte ich. Max«. »Gibt es Sie wirklich ? Haben Sie wirklich drei kleine Kinder?« Ich wollte antworten.


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