Gründe für wechselndes Wahlverhalten: Helfen neue Instrumente Licht in das Dunkel zu bringen?

June 7, 2017 | Author: Harald Schoen | Category: Political Science
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Gründe für wechselndes Wahlverhalten: Helfen neue Instrumente Licht in das Dunkel zu bringen? Harald Schoen

Versuche, die Gründe für wechselndes Wahlverhalten bei zwei aufeinanderfolgenden Urnengängen zu erhellen, sind bisher zu weithin unbefriedigenden Ergebnissen gelangt. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwieweit theoretisch angemessenere Analyseinstrumente einen Beitrag leisten könnten, die Motive für die Wechselwahl besser zu verstehen. Dazu schlagen wir erstens vor, nicht pauschal die Wechselwähler zu untersuchen, sondern nach deren politischer Bedeutung verschiedene Typen von Wechselwählern zu unterscheiden. Zweitens diskutieren wir, welche Fortschritte sich die Forschung von Paneldaten gegenüber Querschnittserhebungen, die zwingend auf die problematische Rückerinnerungsmethode angewiesen sind, versprechen kann. Die in der theoretischen Diskussion entwickelten Hypothesen finden in der empirischen Analyse der Bundestagswahl 1998 Unterstützung: sowohl die differenzierte Erfassung der Wechselwahl als auch die Verwendung von Paneldaten erweisen sich als fruchtbar und verbessern die Analyse der Wechselwahl aus der Sicht des Cleavage-Ansatzes und des Michigan-Modells.

1. Einleitung1 Konstituierend für die demokratische Herrschaftsform ist die Möglichkeit des Regierungswechsels. In der Bundesrepublik können Koalitionswechsel im Parlament oder gewandelte Mehrheitsverhältnisse in der Bevölkerung bei Wahlen einen Regierungswechsel herbeiführen. Sieht man von Änderungen in der Zusammensetzung des Elektorats ab, so kommen Verschiebungen der parteipolitischen Kräfteverhältnisse dadurch zu Stande, dass zahlreiche Stimmbürger zwischen zwei Urnengängen ihre Wahlentscheidung revidieren. Die Wechselwähler2 sind es also, die ganz wesentlich über das Schicksal der Parteien in der Wählergunst und über den Fortbestand von Regierungen entscheiden. Vor dem Hintergrund der „strategischen Position“ (Faul 1960: 225) der Wechselwähler im Parteienwettbewerb (vgl. Hermens 1968: 14), erscheint es nur folgerichtig, dass diese Stimmbürger in der Politik wie 1 Für wertvolle Hinweise danke ich zwei anonymen Gutachtern der PVS. 2 Im Einklang mit der vorliegenden Literatur betrachten wir hier ausschließlich Parteiwechsler und lassen Bürger, die zwischen Nichtwahl und Wahl einer Partei wechseln, außer Betracht (siehe für eine Typologie Stöss 1997: 34–40). Diese Eingrenzung nehmen wir vor, obgleich – rein quantitativ betrachtet – Verschiebungen zwischen Wählern und Nichtwählern den Ausgang eines Urnengangs nachhaltig beeinflussen können. Für die hier gewählte Abgrenzung haben wir uns vor allem deshalb entschieden, weil a priori nicht davon ausgegangen werden kann, dass dem Parteiwechsel und der einmaligen Nichtwahl die gleichen Motive zu Grunde liegen. Diese Konstellation unterstellt, eine Analyse, die beide Formen des Wahlverhaltens zusammenfasst, liefe Gefahr, zu falschen Schlussfolgerungen zu gelangen. Politische Vierteljahresschrift, 41. Jg. (2000), Heft 4, S. 677–706

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in der Politikwissenschaft erhebliche Aufmerksamkeit genießen. Dabei stehen neben dem Ausmaß an Wählerbewegungen die Gründe für wechselndes Wahlverhalten im Zentrum des Interesses (siehe etwa Converse 1962; Dreyer 1972; Dobson/St. Angelo 1975: 487–489; Himmelweit/Humphreys/Jaeger 1985: 39–47; Pedersen 1978). Auch in der Bundesrepublik liegen mittlerweile eine ganze Reihe von Arbeiten vor, die sich dieser wichtigen Wählergruppe annehmen (siehe Kaase 1965, 1967; Klingemann/Pappi 1970; Klingemann 1985; Kort-Krieger 1994; Zelle 1994, 1995a, 1995b, 1998). Was die Gründe für wechselndes Wahlverhalten angeht, gelangen sie allerdings zu wenig befriedigenden Resultaten. Treffend resümiert Zelle (1998: 253), sämtliche Befunde, die auf Spezifika von Wechselwählern hindeuteten, seien äußerst schwachen Ausmaßes. Ein solches Ergebnis wirft die Frage nach den zugrunde liegenden Ursachen auf: Sind die Gründe für wechselndes Wahlverhalten derart diffus, dass ihnen die empirische Wahlforschung kaum auf die Spur kommen kann? Oder sind die Motive der Wechselwähler durchaus nachvollziehbar, bisher aber unentdeckt geblieben, da die Forschung mit ungeeigneten Instrumenten operiert hat? Dieser Kernfrage gehen wir im vorliegenden Aufsatz anhand zweier theoretisch plausibler Modifikationen des Analysedesigns nach. Erstens greifen wir den Hinweis von KortKrieger (1994: 92) auf, dass es den Wechselwähler nicht gebe, vielmehr seien verschiedene Gruppen separat zu untersuchen (vgl. auch Kaase 1967: 112; Zelle 1995: 130), weshalb wir mehrere Formen der Wechselwahl unterscheiden. Zweitens könnte das bisher verwendete Datenmaterial befriedigendere Resultate verhindert haben. Da sich Vermutungen (vgl. Baur 1976; DIVO 1958: 139–143; Juhasz 1993; Jung 1991: 213–214; Klingemann 1985: 240; Stöss 1997; Zelle 1995: 100), Paneldaten seien weit besser als Querschnittsdaten geeignet, Wechselwähler zu identifizieren, als begründet erwiesen haben (vgl. für die Bundesrepublik Schoen 2000), kann nicht ausgeschlossen werden, dass die aus Wiederholungsbefragungen gewonnenen Daten auch die Analyse der Wechselgründe voranbrächten (siehe Hanefeld 1987: 22). Die Frage, wie sich diese beiden Variationen auf die Untersuchung der Gründe für wechselndes Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 1998 in West- und Ostdeutschland auswirken, steht im Zentrum der folgenden Ausführungen, die in fünf Teile gegliedert sind. Zunächst werden wir in der empirischen Wahlforschung etablierte Erklärungsmuster für Wahlverhalten auf die Wechselwahl anwenden, an deren Beispiel wir den Wert der beiden vorgeschlagenen Modifikationen untersuchen wollen. Darauf folgen theoretische Überlegungen zum möglichen Nutzen von Paneldaten und einer differenzierten Betrachtung der Wechselwähler für die Analyse der Wechselgründe. Nach einer kurzen Deskription der zu Grunde gelegten Daten und der verwendeten Operationalisierungen werden wir empirisch überprüfen, wie sich die vorgeschlagenen Neuerungen auf die Analyse für die Gründe wechselnden Wahlverhaltens auswirken. Der Beitrag schließt mit einer Zusammenfassung der zentralen Befunde, aus denen Schlussfolgerungen und Anregungen für die weitere Forschung abgeleitet werden.

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2. Erklärungen für wechselndes Wahlverhalten Die vorliegende Literatur offeriert eine breite Palette teils konkurrierender, teils komplementärer Argumentationsmuster, um wechselndes Wahlverhalten zu erklären. Wegen des methodischen Schwerpunkts dieser Arbeit verzichten wir jedoch darauf, sämtliche Argumente zu referieren und zu diskutieren. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, zwei in der empirischen Wahlforschung etablierte Erklärungsmodelle, das Cleavage- und das Michigan-Modell, auf die Wechselwahl anzuwenden. 2.1 Wechselwähler in der Cleavage-Theorie Die makrosoziologisch argumentierende Cleavage-Theorie aus der Feder von Lipset/Rokkan (1967) beschäftigt sich mit den Wechselwählern nur indirekt. Im Zentrum der Überlegungen stehen die Stammwähler, die die Autoren in den Angehörigen jener gesellschaftlichen Großgruppen erkennen, denen es gelungen ist, mit einer politischen Partei ein Bündnis zu schließen, das dem Bevölkerungssegment eine Interessenvertretung in der politischen Arena und der Partei ein Reservoir treuer Wähler verschafft (vgl. Stinchcombe 1975: 574–584). Komplementär dazu können jene Bürger als potenzielle Wechselwähler gelten, die nicht einer solchen Großgruppe angehören. Von den vier großen gesellschaftlichen Konfliktlinien, an denen sich nach Lipset/Rokkan (1967: 47) Bündnisse zwischen gesellschaftlichen Gruppen und politischen Parteien herausbilden konnten, haben in Deutschland zwei nachhaltige politische Wirkung entfaltet (vgl. etwa Pappi 1977; Pappi/Mnich 1992; Klingemann/Steinwede 1993; Gabriel/Brettschneider 1994; Gluchowski/von Wilamowitz-Moellendorff 1997). Zum einen prägte das konfessionelle Cleavage, das sich mittlerweile zu einer religiösen Spannungslinie gewandelt hat, die politische Auseinandersetzung. Dabei finden sich auf der einen Seite den christlichen Kirchen nahe Stehende vereint mit den Unionsparteien. Im Gegensatz dazu können all jene Bürger, die keiner christlichen Kirche angehören oder deren Mitgliedschaft sich auf ein Taufschein-Christentum beschränkt, als ungebunden und deshalb der Wechselwahl zuneigend angesehen werden. Die zweite wichtige Spannungslinie definiert sich über den sozio-ökonomischen Konflikt zwischen Kapitaleignern und abhängig Beschäftigten. Letzteren dient die Sozialdemokratie als politische Vertretung, während die Selbständigen als Inkarnation des alten Mittelstandes auf die Unionsparteien und die Liberalen als Verfechter ihrer Interessen setzen. Damit können beide gesellschaftlichen Gruppen als Stammwähler gelten. Ohne eindeutige Zuordnung in diesem Schema bleiben hingegen die Angehörigen der so genannten neuen Mittelschicht (Dahrendorf 1957; siehe auch Geiger 1932: 97–105), also die Angestellten und Beamten; diese Personen stehen gewissermaßen zwischen den Selbständigen, von denen sie ihre materielle Abhängigkeit trennt, und den Arbeitern, deren von manuellen Aufgaben geprägtes Tätigkeitsprofil sich von jenem der Angestellten und Beamten abhebt. Damit sind – Kombinationen beider Teilargumente und die damit verbundenen sozialen cross-pressures (siehe neben dem klassischen Text von Lazarsfeld/Berelson/Gaudet 1944 etwa Zuckerman/Valentino/Zuckerman 1994) bleiben weiteren Analysen vorbehalten – zwei Bevölkerungssegmente als potenzielle Wechselwähler identifiziert.

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2.2 Wechselwähler im Michigan-Modell Im Zentrum des sozialpsychologisch argumentierenden Michigan-Modells, das in der bundesdeutschen Wechselwahlforschung bisher ein Mauerblümchendasein gefristet hat (vgl. symptomatisch Zelle 1998: 222), steht die Parteiidentifikation (konzeptuell bereits angelegt bei Belknap/Campbell 1952, ausgearbeitet bei Campbell/Gurin/Miller 1954: 88–111; Campbell/Converse/Miller/Stokes 1960: 120–167). Diese Einstellung wird in der frühen politischen Sozialisation erworben, verfestigt sich im Laufe des Lebenszyklus, präformiert das Wahlverhalten und sorgt, im Zeitverlauf betrachtet, für dessen Stabilisierung. Darüber hinaus färbt sie eine Reihe anderer, weniger zentraler und tief verankerter Einstellungen, wodurch sie das Stimmverhalten zusätzlich indirekt beeinflusst; zu diesen kurzfristig variablen Attitüden gehören auch die beiden anderen Komponenten der Michigan-Trias: Einstellungen zu politischen Sachfragen sowie zu den Kandidaten, die zu von der langfristigen Parteineigung abweichendem Stimmverhalten führen können. Diese Skizze legt nahe, wo im Michigan-Modell die Wechselwähler zu suchen sind. Während die Parteiidentifizierer als in ihrem Wahlverhalten gefestigt gelten können, sind die Bürger ohne affektive Bindung an eine politische Partei als potenzielle Wechselwähler anzusehen. Bei genauerer Betrachtung spielt jedoch nicht nur die Existenz einer Parteiidentifikation eine Rolle für die Erklärung der Wechselwahl, vielmehr kommt dem Verhältnis zwischen den drei Komponenten des Michigan-Modells eine wichtige Bedeutung zu (vgl. Campbell/Gurin/Miller 1954: 17–27, 166–174; Campbell/Converse/Miller/Stokes 1960: 77–86). Denn empirisch hat sich wiederholt gezeigt, dass die Wechselwähler ihr Votum mit weit weniger Enthusiasmus abgeben und ihre Einstellungen deutlich häufiger miteinander in Konflikt stehen als jene parteitreuer Wähler (vgl. etwa Himmelweit/Humphreys/Jaeger 1985: 41); allerdings ist bisher nicht geklärt, ob diese bivariaten Befunde zu attitudinalen cross-pressures in multivariaten Analysen erhalten bleiben. Während die der Wechselwahl zuträgliche Wirkung von Einstellungskonflikten zu einem Zeitpunkt zwar psychologisch begreiflich, aber nicht logisch zwingend erscheint, drängt es sich aus theoretischer Sicht geradezu auf, Veränderungen von Einstellungen über die Zeit als Ursachen für Verschiebungen im Wahlverhalten zu betrachten. Da Parteineigungen annahmegemäß stabil sein sollten,3 kommen in dem vorliegenden Modell Änderungen in den Attitüden zu den Kanzlerkandidaten und der Sachkompetenz der Parteien als erklärende Größen in Frage. Die Einstellungen gegenüber beiden Arten von Objekten sind zwar gleichermaßen kurzfristig variabel, doch unterscheiden sie sich in der Bundesrepublik im Hinblick auf die Zahl der Optionen, zwischen denen ein Bürger wechseln kann: Was die Kompetenz, wichtige politische Probleme zu lösen, angeht, können sämtliche Parteien auf dem ersten Platz rangieren, während nur CDU/CSU und SPD einen Kanzlerkandidaten aufstellen. Folglich sollten Änderungen in den Attitüden zum Personalangebot vor allem Bewegungen zwischen diesen beiden Formationen erklären, wohingegen Verschiebungen in der Kompetenzzuweisung für sämtliche Wechsel, etwa auch solche zwischen zwei Regierungsparteien, verantwortlich sein können. Eine funktionale Interpretation der Parteiidentifikation (vgl. Shively 1979: 1040–1042) erlaubt, die Wechselwähler zusätzlich in der Sozialstruktur zu lokalisieren. Demnach dient 3 Diese Annahme lässt sich in einer Verfeinerung des Modells variieren.

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eine Parteiidentifikation als Instrument zur Reduktion politischer Komplexität, das es dem Bürger erleichtert, sich in der von seinem Alltagsleben entfernten Sphäre der Politik zurechtzufinden. Da diese Orientierungsprobleme bei Menschen mit geringen kognitiven Fähigkeiten stärker ausgeprägt sein dürften als bei intellektuell gut ausgestatteten Bürgern, sollte mit steigender formaler Bildung – die als Näherungsgröße für die kognitive Kompetenz dient – die Verbreitung von Parteineigungen abnehmen; in der Folge kann von höher Gebildeten eine größere Wechselfreudigkeit an der Wahlurne erwartet werden. Und selbst unter Kontrolle von Parteibindungen sollte ein positiver Bildungseffekt auf die Wechselwahl verbleiben, solange nicht auch die Intensität der Parteineigungen kontrolliert wird, die einen unabhängigen wechselhemmenden Effekt zeitigen sollte. Nimmt man die These von der kognitiven Mobilisierung in westlichen Industriegesellschaften seit den sechziger Jahren ernst, lässt sich mit dieser funktionalen Argumentation auch eine Beziehung zwischen dem Lebensalter und der Wechselbereitschaft herstellen. Denn die kognitive Expansion (vgl. Dalton 1984; Dalton/Beck/Flanagan 1984; SchmittBeck/Schrott 1994: 543–545; Zelle 1995: 166–179) wurde vor allem von den nachwachsenden Generationen getragen; folglich sollte im Querschnitt das Lebensalter negativ mit der formalen Bildung verknüpft sein. Und sofern eine hohe formale Bildung tatsächlich hilft, sich ohne langfristige Bindungen in der Politik zu orientieren, ist zu erwarten, dass jüngere Befragte wechselfreudiger sind als ältere. Zur genau gleichen Vermutung gelangt Converse’ OTPS-Modell (1969, 1976): Da Parteibindungen in der frühen politischen Sozialisation erworben werden und sich im Laufe des Lebenszyklus zusehends verfestigen, sollten in der Querschnittsbetrachtung unter älteren Bürgern häufiger und intensivere Parteineigungen vorzufinden sein als unter jüngeren Respondenten. Übt eine Parteibindung tatsächlich einen stabilisierenden Effekt auf das Wahlverhalten aus, so sollten in bivariater Betrachtung ältere Wähler seltener zum Parteiwechsel bereit sein als jüngere. Wegen der wechselhemmenden Wirkung einer größeren Intensität einer Parteineigung sollte dieser Alterseffekt selbst unter Kontrolle der Existenz von Parteibindungen erhalten bleiben. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Argumentationslinien besteht darin, dass das OTPS-Modell einen Lebenszykluseffekt postuliert, während die auf die funktionale Interpretation gestützte Erklärung von einem Generationenphänomen ausgeht. Damit stehen die Argumente bereit, mit deren Hilfe wir das Wechselwahlverhalten bei der Bundestagswahl 1998 zu erhellen versuchen. Dabei werden wir West- und Ostdeutschland separat analysieren, da sich in einer Reihe von Untersuchungen teilweise markante innerdeutsche Differenzen in den Mustern des Wahlverhaltens herauskristallisiert haben (vgl. etwa Rattinger 1994: 301; von Winter 1996; Gabriel 1997: 248–249; Arzheimer/Falter 1998; Falter/Schoen 1999). Diese Befunde geben zudem Anlass, den vorgestellten, in Westdeutschland etablierten Ansätzen in den östlichen Ländern eine geringere Erklärungskraft zuzutrauen. Ehe wir jedoch diese Frage empirisch klären, gilt es, die vorgeschlagenen Variationen im Analysedesign zu diskutieren.

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3. Theoretische Überlegungen zu Variationen im Analysedesign 3.1 Zur differenzierten Erfassung von Wechselwählern Als erste Modifikation in der Analyse der Gründe für wechselndes Wahlverhalten bietet sich eine inhaltliche Differenzierung der Wechselwahlmessung an. Die vorliegende Literatur, die den Motiven für die Wechselwahl in der Bundesrepublik nachspürt, fasst alle Wechselwähler zusammen (siehe etwa Zelle 1995: 163–220; siehe aber auch die feine Aufgliederung bei Kaase 1967) und versucht festzustellen, inwieweit sie sich von den parteitreuen Wählern unterschieden. Die Übernahme dieser in der US-amerikanischen Literatur gängigen Abgrenzung übersieht jedoch einen fundamentalen Unterschied zwischen den politischen Kontexten. Denn in den USA finden wir ein Zweiparteiensystem vor, in dem ein Parteiwechsel an der Wahlurne immer identisch ist mit einem Überschreiten der Grenze zwischen Regierung und Opposition. Im bundesdeutschen Mehrparteiensystem mit regelmäßigen Koalitionsregierungen lässt sich diese Gleichung nicht aufmachen. Hier ist es möglich, zwischen Regierung und Opposition zu wechseln, ebenso gut kann ein Wähler aber beispielsweise von einer zur anderen Regierungspartei übergehen (vgl. etwa Norpoth 1999: 96). Aus diesem Grund erscheint eine differenzierte Erfassung der Wechselwähler angebracht, wofür wir folgende Kategorisierung vorschlagen: Erstens gibt es Wechsel, die innerhalb eines über den parlamentarischen Status definierten politischen Lagers, also Regierung oder Opposition, verbleiben; zweitens finden sich Wählerbewegungen zwischen diesen beiden Lagern; und drittens können schließlich Wählerströme zwischen einem dieser beiden Lager und anderen, nicht in dieses Muster eingebundenen Parteien sowie unter den letzteren Gruppierungen auftreten (vgl. auch Finkel/Schrott 1994: 12–13; Stöss 1997: 86–88; Zelle 1994: 57–58, 130). Diese theoretisch sinnvolle Differenzierung hat Konsequenzen für die Erklärung der Wechselwahl. Denn die in Abschnitt 2 vorgestellten Argumente sind, man denke etwa an das Michigan-Modell, mit Blick auf ein Zweiparteiensystem entwickelt worden, weshalb sie für die dort möglichen Parteiwechsel angemessen sein mögen, jedoch nicht notwendigerweise gleichermaßen für alle in der Bundesrepublik denkbaren Formen der Wechselwahl. Daher dürfen wir zwischen den drei Varianten Unterschiede in der Erklärungskraft vermuten. Insbesondere ist zu erwarten, dass der dem angelsächsischen Muster ähnliche Wechsel zwischen dem Regierungs- und dem Oppositionslager besser erklärt wird als Wählerbewegungen innerhalb eines politischen Lagers. Für die in der Residualkategorie zusammengefassten Wechsel lässt sich keine exakte Prognose stellen; jedoch ist, soweit Bewegungen weg von oder hin zu einem der parlamentarischen Lager enthalten sind, eine größere Erklärungsleistung als im Falle des lagerinternen Wechsels zu erwarten. Sprechen Unterschiede in der Erklärungsleistung bereits für die Nützlichkeit der differenzierten Wechselwahlerfassung, so muss sich diese nicht darin erschöpfen; vielmehr könnte sie so weit gehen, dass die Versuche mit der globalen Wechselvariable schlechter abschnitten als jede einzelne Analyse, die den Parteiwechsel differenzierter fasst. Dies erscheint nicht ausgeschlossen, da die Zusammenfassung aller Wechselformen zu einer wechselseitigen Neutralisierung der für die einzelnen Ausprägungen des Wechsels relevanten Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge führen könnte.

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3.2 Zum Vergleich von Daten aus Querschnitts- und Wiederholungsbefragungen In der bundesdeutschen Forschung zur Wechselwahl dominieren Untersuchungen, die sich auf Querschnittserhebungen stützen, dagegen spielen Wiederholungsbefragungen bisher keine Rolle. Der Hauptgrund dafür ist in den unterschiedlichen Erhebungsmodalitäten zu suchen, die eine Querschnittsbefragung finanziell weit weniger aufwendig erscheinen lassen: Im Panel werden ein und dieselben Personen zum Zeitpunkt der ersten wie der zweiten interessierenden Wahl befragt, während sich Querschnittsuntersuchungen mit einer Erhebung zum zweiten Urnengang begnügen. Wichtiger als die finanzielle Seite ist für die Untersuchung der Gründe für die Wechselwahl die Frage nach der Eignung der beiden Datentypen für derartige Analysen. Um dies zu diskutieren, sollte man sich vergegenwärtigen, dass Befragte in einem Interview in der Regel danach streben, einen möglichst vorteilhaften Eindruck zu hinterlassen, um soziale Anerkennung zu erlangen (vgl. Esser 1986: 319–321; Phillips 1973). Als ein geeigneter Weg zu diesem Ziel gilt neben anderen Strategien der Versuch, alle in einem Interview gestellten Fragen möglichst vollständig zu beantworten und Angaben zu machen, die miteinander in Einklang stehen. Die erste Verhaltenstendenz führt dazu, dass Respondenten Fragen beantworten, zu denen sie keine Meinung haben (siehe etwa Converse 1970; Bishop/Tuchfarber/Oldendick 1986), oder über Verhalten Auskunft geben, dessen sie sich nicht mehr erinnern können. Die Konsistenzneigung, als zweites Element, lässt Interviewte ihre Antworten so aneinander anpassen, dass der Eindruck eines in sich stimmigen Einstellungs- und Verhaltensgefüges entsteht. Dazu laden Fragen ähnlichen Inhalts ein, ebenso unterliegen Angaben zu Attitüden eher als solche zu objektiven Merkmalen wie dem sozialen Status diesem Druck, wie auch Fragen, zu denen der Respondent keine festgefügte Meinung hat oder sich nicht des erfragten Verhaltens erinnern kann, dafür besonders geeignet sind (vgl. Schuman/Presser 1981: 23–77). Letzteres lässt eine Verknüpfung zwischen beiden Strategien erkennen und das Konsistenzstreben unter anderem als ein Instrument, Erinnerungslücken zu schließen, erscheinen. Welche Folgerungen sind daraus für einen Vergleich von Querschnitts- und Paneldaten zu ziehen? Dank ihrer zeitlichen Nähe zum Wahltag dürften die Angaben in den beiden Panelwellen kaum unter Erinnerungslücken zu leiden haben. Falls Befragten dennoch das Gedächtnis einen Streich spielen sollte oder sie sich nicht zu einer Handlung oder Einstellung bekennen wollen, können sie ihre übrigen Angaben im jeweiligen Interview als Referenzgröße verwenden. Dagegen ist es angesichts eines Vierjahres-Intervalls zwischen beiden Erhebungswellen höchst unwahrscheinlich, dass sich Panelteilnehmer in der zweiten Welle ihrer Antworten aus der ersten erinnern und ihre Auskünfte daran orientieren (vgl. Hanefeld 1987: 140; Powers/Goudy/Keith 1978: 381). Während die Querschnittsuntersuchung im Hinblick auf die zweite relevante Wahl mit der Wiederholungsbefragung identisch ist, unterscheidet sie sich von dieser dadurch, dass die Auskünfte zum ersten Urnengang mit vierjähriger Verzögerung und simultan zu den Angaben zur zweiten Wahl erhoben werden. Die Distanz von vier Jahren lässt das Auftreten von Erinnerungslücken wahrscheinlicher werden als bei einer ereignisnahen Erhebung. Die Gleichzeitigkeit der Erfassung bietet eine attraktive Möglichkeit, die Gedächtnislücken zu schließen, nämlich die Auskünfte über vier Jahre zurück liegende Sachverhalte an den aktuellen Attitüden und Verhaltensweisen auszurich-

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ten. Deshalb sehen sich derartige retrospektive Angaben beträchtlichen Validitätszweifeln ausgesetzt (vgl. etwa Cahalan 1968: 609–610). Für die Analyse der Wechselwahlgründe ergeben sich daraus mehrere Konsequenzen. Erstens sprechen die vorstehenden Überlegungen dafür, dass das Panel die Wählerbewegungen korrekt abbildet4, während die reine Querschnittsbefragung diese deutlich unterschätzen sollte, da Befragte sich nicht mehr ihres vier Jahre zurück liegenden Stimmverhaltens erinnern können und deshalb ihre Antwort auf die Recall-Frage aus ihrem aktuellen Wahlverhalten ableiten (vgl. Benewick/Birch/Blumler/Ewbank 1969: 186; Cahalan 1968: 609– 611; Converse 1962: 580; Himmelweit/Jaeger/Stockdale 1978: 369; Reiter 1980: 388; siehe für empirische Befunde etwa van der Eijk/Niemöller 1979: 291–301; Weir 1975: 57; Schoen 2000). Neben einer exakteren Messung der abhängigen Variable bietet das Panel, zweitens, ein größeres Reservoir an theoretisch sinnvollen Prädiktoren, nämlich Veränderungen von Merkmalen (siehe Kaase 1967: 14). Denn eine Wiederholungsbefragung gestattet es, zu beiden Urnengängen zahlreiche Merkmale, sozialstrukturelle wie auch attitudinale, nahe am Wahltag zu erfassen, sodass sich deren Veränderung binnen einer Legislaturperiode mit Hilfe einer Gegenüberstellung der Angaben aus beiden Wellen ermitteln lässt. Anders in der Querschnittsuntersuchung: Da sich Attitüden nicht über einen Vierjahreszeitraum retrospektiv messen lassen (vgl. Hanefeld 1987: 26; Hansen 1982: 160; siehe auch Schreiber 1975: 493), bleiben nur noch Veränderungen von soziodemographischen Größen, die jedoch weitgehend stabil sind und deshalb kaum etwas zur Erhellung der Wechselwahl beitragen können. Aus dieser Skizze der beiden Hauptunterschiede zwischen Querschnitts- und Paneldaten geht, drittens, hervor, dass sich die Frage nach der Vorteilhaftigkeit von Daten aus Wiederholungsbefragungen zur Analyse der Wechselgründe daran entscheidet, ob die exaktere Erfassung der abhängigen Variable und die Erweiterung des Kreises der Prädiktoren um dynamische Variablen die Erklärungsleistung, gemessen anhand der aufgeklärten Varianz, gegenüber einem reinen Recallmodell zu steigern vermögen. Die Wirkungen der beiden Unterschiede einer Wiederholungsbefragung zu einer Querschnittsuntersuchung auf die Erklärung der Wechselwahl lassen sich abschätzen, wenn man diese im Lichte der angeführten Konsistenzneigung der Befragten innerhalb eines Interviews betrachtet. In einem ersten Schritt beschränken wir uns auf statische Erklärgrößen, also etwa den sozialen Status oder die Parteiidentifikation zum Zeitpunkt der betrachteten zweiten Wahl. Verwendet man die Recallvariante der Wechselwahl, so werden die abhängige und die unabhängigen Variablen in derselben Erhebung gemessen; dagegen werden in der Panelvariante zwar die Prädiktoren und die zweite Wahlentscheidung zu einem Zeitpunkt gemessen, nicht jedoch das erste Votum. Folglich kann ein Respondent, eine Konsistenzneigung unterstellt, in der Recallvariante seine Angaben zur Wechselwahl und zu anderen Fragen (siehe rt in Abbildung 1), insbesondere jedoch zu politischen Einstellungen, miteinander in Einklang bringen; beispielsweise könnte er sich als stabiler Wähler ausgeben und 4 Diese Aussage bedarf einiger Einschränkungen, da Fälle auftreten können, in denen die Recallmethode die Stabilität des Wahlverhaltens besser abbildet als das Panel. Beispielsweise könnte jemand zwei Mal für eine extremistische Partei stimmen, sich in der ersten Panelwelle aus Furcht vor sozialer Isolation nicht zu dieser bekennen, aber in der zweiten Welle, wo er auch im Recall diese Partei nennt, weil dies mittlerweile nicht mehr zu sozialer Ächtung führt; allerdings gibt es keine Möglichkeit, diese Fälle empirisch zu ermitteln (vgl. van der Eijk/Niemöller 1979: 299–301), sodass die Panelvariante als wirklichkeitsgetreues Spiegelbild der Wechselaktivität gelten muss.

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bewusst ein damit übereinstimmendes Einstellungsbild hinterlassen. In der Panelvariante ist die Synchronisationsmöglichkeit – wie pt in Abbildung 1 veranschaulicht – auf die zweite Wahlentscheidung und die unabhängigen Variablen beschränkt, gilt jedoch nicht für die Wechselwahl. In der Konsequenz sollte sich mit rein statischen Variablen die Recallvariante der Wechselwahl besser erklären lassen als die Panelvariante. Abbildung 1: Variablenkonstellation und mögliche Harmonisierungstendenzen im Panel- und im Recalldesign Recallvariante

xt-1

xt es

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yt rt

Panelvariante

xt-1 ed

pt-1

yt-1 Legende: xt–1: xt: yt–1: yt: es: ed: pt–1: pt: rt:

xt pt

es

yt

Angabe zur unabhängigen Variable zum Zeitpunkt t–1 Angabe zur unabhängigen Variable zum Zeitpunkt t Angabe zum Wahlverhalten zum Zeitpunkt t–1 Angabe zum Wahlverhalten zum Zeitpunkt t Einfluß statischer Erklärgrößen auf die Wechselwahl Einfluß dynamischer Erklärgrößen auf die Wechselwahl Harmonisierungsmöglichkeiten bei der Panelmessung zum Zeitpunkt t–1 Harmonisierungsmöglichkeiten bei der Panelmessung zum Zeitpunkt t Harmonisierungsmöglichkeiten bei der Recallmessung

Verlässt man die rein statische Perspektive und zieht zusätzlich theoretisch plausible dynamische Größen als Prädiktoren der Wechselwahl heran, also z.B. die Veränderung der Kandidatenpräferenz zwischen zwei Wahlen, resultiert das exakte Spiegelbild. Die dynamischen Erklärgrößen werden zum Teil in der ersten, zum Teil in der zweiten Befragungswelle erhoben, also simultan zur Panelversion der abhängigen Variable. Sollte tatsächlich zu beiden Erhebungszeitpunkten eine Konsistenzneigung – illustriert anhand von pt–1 und pt in Abbildung 1 – am Werk sein, so kann sie die dynamischen Prädiktoren mit der Paneloperationali-

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sierung in Einklang bringen. Diese Möglichkeit besteht hingegen nicht in Bezug auf die Rückerinnerungsvariante der abhängigen Variable, da nur ein Teil der dynamischen Prädiktoren im gleichen Interview wie die Wechselwahl erhoben wird. Folglich sollte eine Dynamisierung des Erklärungsmodells in den Modellen mit der Panelvariante einen weitaus 5 deutlicheren Zuwachs an erklärter Varianz bringen als in den Recallmodellen. Welche der beiden Operationalisierungen in den Modellen, die sowohl statische als auch dynamische Prädiktoren enthalten, die größere Gesamterklärungsleistung erbringen, hängt vom relativen Gewicht der statischen und dynamischen Einflussgrößen ab. Dazu lässt sich keine exakte Prognose abgeben, jedoch darf angesichts der vorliegenden eher dürftigen Ergebnisse zu statischen Erklärungen und der theoretischen Plausibilität dynamischer Argumente für die Wechselwahl vermutet werden, dass letztere Einflussgrößen erstere ausstechen. Und daher sollte die Panelvariante unter Einbeziehung dynamischer Prädiktoren eine größere Gesamterklärungskraft besitzen. Diese Überlegungen zur relativen Leistungsfähigkeit von Querschnitts- und Paneldaten sollten auch für die in Abschnitt 3.1 vorgestellten differenzierten Wechselvariablen gelten. Deshalb ist für alle drei Arten von Parteiwechseln zu erwarten, dass im reinen Querschnittsdesign die Recallmodelle überlegen sind, während eine Dynamisierung der Modelle für die Panelversion größere Zuwächse in der Erklärungsleistung und in der Folge eine größere Gesamterklärungskraft bringt. Zugleich sollte die Differenz in der Erklärungskraft zwischen beiden Arten von Modellen nicht für alle Typen des Wechsels identisch sein. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass sie umso größer ausfällt, je mehr Befragte in der Panel- und der Rückerinnerungsversion der abhängigen Variable unterschiedlich klassifiziert werden. Da bekannt ist, dass in der Bundesrepublik politisch brisante Wechsel, also etwa solche zwischen Regierung und Opposition, mit der Recallfrage besonders deutlich unterschätzt werden (vgl. Schoen 2000), dürfen wir davon ausgehen, dass für diese Wählerbewegungen auch die größten Differenzen in der Erklärungsleistung zwischen Querschnitts- und Paneldaten auftreten. Sind die Unterschiede in den Differenzen zwischen den Querschnitts- und Panelmodellen hinreichend groß, so resultiert dies schließlich in einer Umkehrung der in Abschnitt 3.1 skizzierten Rangfolge der Modelle in der Erklärungsleistung. Insbesondere sollte der la5 Potenzielle Paneleffekte haben wir von der Hypothesenbildung ausgenommen, da ein Zeitraum von vier Jahren zwischen beiden Erhebungswellen solche Effekte höchst unwahrscheinlich erscheinen lässt (siehe etwa Scherer 2000: 230–233). Theoretisch könnten Paneleffekte in mehreren Ausprägungen auftreten (vgl. etwa Cantor 1989: 30–31; Kalton/Kasprzyk/McMillen 1989: 254–256; O’Muircheartaigh 1989: 276–278; Waterton/Lievesley 1989; siehe auch Lazarsfeld/Fiske 1938: 599–600; Lazarsfeld 1940: 128). Erstens könnten Respondenten dank der Teilnahme an einer früheren Erhebungswelle lernen, welches Verhalten bei einem Interview von ihnen erwartet werde, was beispielsweise den Anteil der ,weiß nicht‘-Antworten reduzieren und damit gleichzeitig den Anteil der Zufallsantworten ansteigen lassen könnte; in der Folge sollten bei der Schätzung von Parametern die Fehler anwachsen (siehe auch Bartels 1999: 15). Zweitens könnte die Teilnahme an der ersten Erhebungswelle bei Respondenten eine Veränderung des politischen Verhaltens oder der politischen Einstellungen hervorrufen; dies erscheint beispielsweise bei der Wahlbeteiligung oder auch beim politischen Interesse plausibel, weniger jedoch bei der parteipolitischen Richtung der Wahlentscheidung. Sollten derartige Wirkungen bei einzelnen Variablen auftreten, so könnte dies zu einer Abschwächung der Zusammenhänge mit Größen führen, die nicht von solchen Einflüssen betroffen sind. Ähnliches gilt für eine dritte Variante von Paneleffekten: Respondenten könnten sich bei der zweiten Befragung an ihre Auskünfte bei der ersten Erhebung erinnern und bewusst versuchen, Antworten zu geben, die im Einklang oder im Kontrast zu den zurück liegenden Angaben stehen.

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gerübergreifende Wechsel von der Spitze verdrängt werden, wenn die abhängige Panelvariable mit den statischen Prädiktoren oder die Recallversion des Wechsels mit den dynamisierten Modellen kombiniert werden. 3.3 Zusammenfassung der Hypothesen Die theoretischen Überlegungen in beiden vorangegangenen Abschnitten sind in die Formulierung einer ganzen Reihe von Hypothesen gemündet. Diese stellen wir in diesem Abschnitt noch einmal in gebündelter Form vor, ehe wir sie empirisch überprüfen. Hypothese 1a: Die drei Formen der Wechselwahl lassen sich mit den vorgestellten Argumenten nicht gleichermaßen gut erklären. Hypothese 1b: Am besten lässt sich der lagerübergreifende Wechsel erklären, der lagerinterne Wechsel kann am wenigsten erhellt werden. Hypothese 2: Allein mit statischen Prädiktoren lässt sich der anhand der Recallmethode gemessene Wechsel besser erklären als die mit Hilfe der Panelmethode gemessene Wechselwahl. Hypothese 3: Die Einbeziehung dynamischer Prädiktoren steigert die Erklärungskraft stärker, falls der Wechsel mit der Panelmethode gemessen wird, als wenn die Recallmessung verwendet wird. Hypothese 4: Unter Einbeziehung statischer und dynamischer Prädiktoren besitzen die Modelle, in denen der Wechsel mit der Panelmethode gemessen wird, eine größere Erklärungskraft als die Modelle, die sich auf die Recallmessung stützen. Hypothese 5a: Die in den Hypothesen 3 und 4 formulierten Zusammenhänge gelten für alle Formen der Wechselwahl. Hypothese 5b: Die größten Unterschiede in der Erklärungskraft zwischen Panel- und Recallmethode treten bei den lagerübergreifenden Wechseln auf. Sofern die Hypothesen 2 bis 4 empirisch bestätigt werden sollten, ließe dies überdies den Schluss zu, dass bei den Befragten tatsächlich eine Konsistenzneigung am Werke ist. Dies implizierte, dass der zwischen der recallgestützten abhängigen Variable und den statischen Prädiktoren gemessene Zusammenhang, einerseits, sowie die zwischen der panelbasierten abhängigen und den dynamischen unabhängigen Variablen festgestellte Beziehung, andererseits, die tatsächlichen Zusammenhänge überzeichnen. Folglich markierte die in diesen Konstellationen erhellte Varianz jeweils die obere Grenze der tatsächlichen Erklärungskraft.6 4. Daten und Operationalisierung Ehe wir unsere Hypothesen testen und den Nutzen der beiden diskutierten Modifikationen des Analysedesigns bewerten können, wollen wir das empirische Material vorstellen, das unseren Auswertungen zu Grunde liegt. Es handelt sich dabei um die Daten aus der Wiederho6 Dieser Tendenz zur Überschätzung von Zusammenhängen steht die Beziehungen untertreibende Wirkung des in Umfragedaten enthaltenen Zufallsfehlers gegenüber (vgl. etwa Schreiber 1975: 505–506).

688

Harald Schoen

Tabelle 1a: Wählerströme zwischen 1994 und 1998 anhand der Recall- und der Paneloperationalisierung – Westdeutschland (in Prozent aller Stimmmuster; N = 386) Recall

Wahl 1998

Wahl 1994

CDU/CSU

FDP

SPD

CDU/CSU

B90/Grüne

PDS

Andere

34,2

2,6

3,6





1,0

FDP

1,3

1,8

1,0

0,5



0,3

SPD

0,5

0,5

36,5

3,6

0,3

0,8

B90/Grüne

0,3



0,8

7,5

0,3



PDS









0,3



Andere

0,5



0,8

0,3

0,3

0,5

Panel

Wahl 1998

Wahl 1994

CDU/CSU

FDP

SPD

B90/Grüne

PDS

Andere

CDU/CSU

29,5

2,1

7,3

0,5

0,3

1,3

FDP

1,3

1,0

2,1



0,3



SPD

4,1

1,0

30,8

3,9

0,3

0,8

B90/Grüne

1,0

0,8

2,1

7,3

0,3



PDS





0,3

0,3





Andere

0,8



0,3





0,5

lungsbefragung im Rahmen des DFG-Projekts „Politische Einstellungen, politische Partizipation und Wählerverhalten im vereinigten Deutschland“7, deren zwei Wellen zu den Bundestagswahlen 1994 und 1998 durchgeführt worden sind. Da 1994 nach dem aktuellen Wahlverhalten und 1998 sowohl nach dem Verhalten bei der Bundestagswahl 1998 als auch beim vier Jahre zurück liegenden Urnengang gefragt wurde, bietet dieser Datensatz die Gelegenheit, sowohl eine Recallvariante als auch eine Panelversion der Wechselwahl anhand desselben Personenkreises zu untersuchen. Ebenso leicht lässt sich die Differenzierung der abhängigen Variable operationalisieren, indem man sämtliche Wechselwähler in drei Gruppen unterteilt: Als lagerinterne Wanderungen gelten Bewegungen zwischen CDU/CSU und FDP sowie zwischen SPD und Bündnisgrünen. Als lagerübergreifend bezeichnen wir alle jene Parteiwechsel, die die Grenze zwischen dem christlich-liberalen und dem rot-grünen Block überqueren. Und alle übrigen Wechsel, also solche zwischen den vier genannten Parteien und anderen Gruppierungen sowie unter den letzteren, rechnen wir der Residualkategorie zu. Indem wir diese drei Arten von Parteiwechseln jeweils den stabilen Wählern gegenüberstellen, resultieren neben der globalen Wechselwahlvariable drei dichotome abhängige Variablen. Um die Vergleichbarkeit der Analysen für die Panel- und Recallvariante sicherzustellen, haben wir nicht alle Befragten in die Auswertung einbezogen, sondern nur diejenigen, die entweder 1994 und 1998 vor der Wahl oder in beiden Fällen nach dem Urnengang befragt 7 Projektnehmer sind Prof. Dr. Jürgen W. Falter, Prof. Dr. Oscar W. Gabriel, Prof. Dr. Hans Rattinger sowie – nur für 1994 – Prof. Dr. Karl Schmitt.

Gründe für wechselndes Wahlverhalten

689

Tabelle 1b: Wählerströme zwischen 1994 und 1998 anhand der Recall- und der Paneloperationalisierung – Ostdeutschland (in Prozent aller Stimmmuster; N = 559) Recall

Wahl 1998

Wahl 1994

CDU/CSU

FDP

SPD

B90/Grüne

PDS

CDU/CSU

23,3

1,3

11,4

0,9

1,4

1,4

0,2

1,6

0,2





0,4

FDP

Andere

SPD

0,5

0,2

25,0

1,8

3,0

1,1

B90/Grüne

0,2

0,2

0,7

2,0

0,4



PDS

0,2



2,0

0,2

18,4

0,7

Andere

0,4





0,2



0,9

Panel

Wahl 1998

Wahl 1994

CDU/CSU

FDP

SPD

B90/Grüne

PDS

Andere

CDU/CSU

19,1

1,3

7,9

1,4

1,6

1,3

FDP

0,2

0,5

0,7



0,4

0,4

SPD

2,7

0,9

24,9

2,0

4,8

1,1

B90/Grüne

1,3

0,4

1,4

1,4

0,2

0,2

PDS

1,3



4,1

0,2

16,1

1,1

Andere

0,2

0,2

0,4



0,2

0,5

Legende: Stabiles Wahlverhalten Wechsel innerhalb eines Lagers Residuale Wechsel Wechsel zwischen Lagern

worden sind8 und für sämtliche verwendeten Variablen, also abhängige und unabhängige, gültige Angaben gemacht haben.9 Diese Prozedur reduziert die Zahl der Respondenten in den alten Bundesländern auf 386 und in den neuen auf 559. Damit wird die natürliche Panelmortalität (vgl. etwa Kalton/Kasprzyk/McMillen 1989: 250–254; O’Muircheartaigh 1989: 275–276) künstlich gesteigert, was die Frage nach der Repräsentativität der Befragten und der darauf gestützten Ergebnisse aufwirft. Ohne die betreffenden Analysen an dieser Stelle im Detail wiederzugeben, kann festgehalten werden, dass – wie üblich bei Wiederholungsbefragungen – die Panelteilnehmer zumindest der Tendenz nach formal besser gebildet, politisch interessierter und informierter sind sowie sich häufiger einer politischen Partei verbunden fühlen als die zwischenzeitlich ausgeschiedenen Befragten. Diese Verzerrungen 8 Dies ergibt sich aus dem Design der Panelbefragung, in deren Rahmen zu jeder Wahl etwa die Hälfte der Respondenten vor und die Hälfte nach dem betreffenden Urnengang befragt worden ist. 9 Die letzte Bedingung wurde gestellt, damit die Einführung zusätzlicher Prädiktoren nicht zu einer Reduktion der Fallzahl führen kann, die – unabhängig vom tatsächlichen Effekt der neuen Größen – die Erklärungsleistung erhöhen könnte.

690

Harald Schoen

in der Komposition der Stichprobe berühren vor allem Aussagen zu Niveaugrößen, während sie Zusammenhänge zwischen Variablen im Vergleich dazu weitgehend intakt lassen (siehe auch Bartels 1999: 9–11). Da der anhand der Recallmethode im Panel gemessene Anteil der Wechselwähler beinahe perfekt mit dem in repräsentativen Querschnittsuntersuchungen10 ermittelten übereinstimmt, sollten die berechtigten Zweifel selbst in Bezug auf Niveaugrößen nicht übertrieben werden. Die Verteilung der abhängigen Variable in unserer Stichprobe, die sich den Tabellen 1a und 1b entnehmen lässt, enthält einige Auffälligkeiten.11 Erstens erweisen sich die Ostdeutschen als deutlich wechselfreudiger als die Westdeutschen. Zweitens, und dies ist aus methodischer Sicht von besonderem Belang, unterschätzt der Recall die Wechselwahl markant: In beiden Landesteilen liegen zwischen mit dem Panel und dem Recall gemessenen Werten rund zehn Prozentpunkte. Drittens erscheint die Unterscheidung verschiedener Formen der Wechselwahl fruchtbar, da die Tendenz des Recalls, die Wechselwahl zu unterschätzen, bei den einzelnen Versionen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Die Prozentsätze für den lagerinternen Wechsel stimmen in beiden Erhebungsmethoden weitgehend überein. Dagegen unterschätzt die Rückerinnerungsmethode in Westdeutschland jene Wählerbewegungen, die ein Überschreiten der parlamentarischen Lagergrenzen umfassen, massiv, und in den neuen Bundesländern gilt dies für die Residualkategorie. Letzteres ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass in dieser Gruppe die Parteiwechsel enthalten sind, die eine Bewegung hin zu oder weg von der PDS enthalten – was überdies erklärt, dass diese Kategorie in den neuen Ländern wesentlich stärker besetzt ist als in den alten. Folglich scheinen besonders die in einer Gesellschaft als brisant und damit tabuisiert geltenden Wählerbewegungen mit dem Recall unterschätzt zu werden, während sich die wenig dramatischen Wanderungen mit der Rückerinnerungsmethode gut abbilden lassen. Der Recall ist also mit einem doppelten Bias in Richtung Stabilität behaftet: Zum einen wird der Wechsel insgesamt unterschätzt, zum anderen innerhalb der ausgewiesenen Wanderungen jene, die den politischen status quo in Frage stellen.12 Um unsere Hypothesen überprüfen zu können, müssen wir die Prädiktoren der Wechselwahl operationalisieren. Die beiden für die Cleavage-Theorie relevanten Variablen haben wir folgendermaßen gebildet. Als den christlichen Kirchen verbunden gelten Christen, die mindestens einmal im Monat13 den Gottesdienst besuchen, während alle anderen als Kirchenferne rubriziert werden. Die sozioökonomische Konfliktlinie bilden wir mit einer Variable ab, die für Arbeiter und Selbständige, also die als ,stabil‘ geltenden Schichten, den Wert Null annimmt, hingegen 1 wird, wenn jemand der neuen Mittelschicht angehört. Das Lebensalter geht in metrischer Form in die Analyse ein, während wir für die formale Bildung drei Gruppen gebildet, die von Befragten, die höchstens einen Hauptschulabschluss vorweisen können, bis zu Respondenten reichen, die mindestens die (Fach-)Hochschulreife besitzen. Das Vorhandensein einer Parteineigung erfassen wir mit einer Dummy-Variable, die für Parteineiger den Wert 1 annimmt. Die letzte statische Variable bildet den Grad der Kon10 Als Referenzpunkte haben wir die Querschnittsuntersuchung im Rahmen des genannten DFG-Projekts sowie die Forsa-Wahltagsbefragung verwendet. 11 Es sei darauf hingewiesen, dass die Zusammenfassung verschiedener kleiner Parteien zu einer Kategorie ,Andere‘ zu einer marginalen Überschätzung der Stabilität des Wahlverhaltens führt. 12 Diese Ergebnisse stimmen mit den von Schoen (2000) berichteten überein, die auf dem gleichen Datensatz, aber einer weniger restriktiven Eingrenzung der analysierten Fälle beruhen. 13 Eine engere Abgrenzung der Kirchengebundenen verändert die empirischen Befunde nicht.

Gründe für wechselndes Wahlverhalten

691

sistenz der verschiedenen politischen Einstellungen ab: Hält ein Befragter 1998 dieselbe Partei für kompetent, sowohl das seines Erachtens wichtigste als auch zweitwichtigste Problem zu lösen, so nimmt diese Variable den Wert 1 an, während sie ansonsten Null ist. Die beiden dynamischen Elemente modellieren wir mit vier Variablen. Zum einen erfassen wir die Entwicklung der Kanzlerpräferenz: die erste Variable wird eins, wenn ein Respondent zu beiden Zeitpunkten eine eindeutige Kanzlerpräferenz hat und die parteipolitische Couleur des bevorzugten Kandidaten über vier Jahre nicht geändert hat; Null wird sie hingegen bei Änderung derselben oder für den Fall, dass ein Befragter zu mindestens einem Zeitpunkt keine eindeutige Präferenz angibt. Sucht diese Variable den Effekt einer stabilen Kanzlerpräferenz zu erfassen, zielt die zweite darauf ab, die Wirkung eines Wechsels in der Kanzlerpräferenz zu messen, weshalb sie, spiegelbildlich zu jener, 1 wird, falls eine Präferenzänderung eintritt, Null hingegen in den anderen beschriebenen Fällen.14 Analog zu diesem Variablenpaar haben wir eines gebildet, das Veränderungen in der Zuschreibung der Kompetenz, das wichtigste politische Problem zu lösen, messen soll; dabei zielt eine Dummyvariable wiederum darauf ab, den Effekt einer stabilen Kompetenzzuschreibung an ein und dieselbe Partei zu ermitteln, während ihr Pendant die Wirkung eines Wandels zu ergründen sucht.

5. Empirische Befunde Die empirische Analyse ist in zwei Teile gegliedert: Zunächst suchen wir die Wechselwahl in einer reinen Querschnittsperspektive zu erklären, ziehen also nur jene unabhängigen Variablen zur Erklärung heran, die den Befragten zum Zeitpunkt der Bundestagswahl 1998 charakterisieren. In einem zweiten Schritt ergänzen wir diese statische Perspektive um eine dynamische Komponente, indem wir jene Größen einbeziehen, die Einstellungsänderungen des Respondenten zwischen beiden Urnengängen abbilden. 5.1 Die Gründe der Wechselwahl in statischer Perspektive Betrachten wir in den rein statischen Modellen zunächst die Koeffizientenmuster insgesamt, so fällt auf, dass in den alten Ländern nur Einstellungsgrößen signifikante Effekte entfalten, während in den neuen daneben auch Sozialstrukturvariablen einen Einfluss ausüben (siehe Tabellen 2 und 3). Damit steht einer allein auf subjektive Faktoren gestützten Erklärung eine um objektive Größen erweiterte gegenüber. Während die Kirchenbindung in Ost und West keine Rolle spielt, hat das sozio-ökonomische Cleavage in den neuen Ländern einen Einfluss auf die generelle Neigung zur Wechselwahl: Angehörige der neuen Mittelschicht haben 1998 seltener als Arbeiter und Selbständige die Parteifarben gewechselt. Dieser den klassischen Erwartungen aus dem Cleavage-Modell widersprechende Befund lässt sich auf ostdeutsche Spezifika zurückführen. Denn in den neuen Ländern sind Arbeiter weniger parteigebunden als Angestellte, die sich vor allem durch überproportional häufige Bindungen an die PDS auszeichnen (vgl. Arzheimer/Falter 1998: 42). Bedenkt man die Bezie14 Beide Variablen sind nicht logische Komplemente, da den Befragten, die mindestens einmal keinem Kandidaten eindeutig den Vorzug gaben, für beide Prädiktoren der Wert Null zugeordnet wird.

Signifikanzniveaus: a: p < 0,05; b: p < 0,01; c: p < 0,001.

386 6 357,9 33,2c 7,6 80,8

386 6 438,0 10,1 0,9 71,0

N df –2 Log Likelihood Modell–Chi2 Korrigiertes Pseudo-R2 Korrekte Prognosen (%) 332 6 319,8 5,3 –0,2 80,2

–,40 (,29)

–1,17c (,28)

–,55a (,24)

Konsistente Kompetenzzuweisung

Parteiidentifikation

–,01 (,01)

,00 (,46)

–,09 (,17)

Bildung

–,02 (,01)

–,20 (,31)

–,95a (,39)

–,01 (,01)

Alter

,16 (,33)

–,28 (,36)

–,09 (,37)

,01 (,27)

Neue Mittelschicht

–,05 (,37)

–,18 (,79)

337 6 148,2 31,0c 16,8 93,3

–1,03a (,51)

–2,30c (,59)

,55 (,39)

–,03 (,02)

1,50 (,81)

1,22 (,61)

–1,51 (1,49)

Recall

Interlagerwechsel Panel

–,25 (,21)

–,56 (,33)

Kirchenbindung

,17 (,76)

Recall

,27 (,20)

,17 (,66)

Konstante

Panel

Gesamtwechsel

303 6 192,1 16,1a 5,2 89,6

–,95a (,41)

,83 (,82)

,17 (,29)

–,02 (,02)

,91 (,55)

–,70 (,66)

–2,22 (1,28)

Panel

344 6 215,4 26,6c 9,5 89,8

–1,52c (,40)

1,42 (1,08)

,32 (,28)

–,02 (,02)

,42 (,47)

–,91 (,66)

–2,74 (1,42)

Recall

Lagerinterne Wechsel

285 6 98,2 11,2 5,2 95,6

–,40 (,61)

–1,34a (,68)

,03 (,45)

,00 (,02)

–,70 (,65)

–7,50 (20,81)

–1,28 (1,70)

Panel

329 6 133,6 15,7a 7,2 94,4

–,69 (,53)

–1,46a (,58)

–,05 (,41)

–,00 (,02)

–1,09 (,59)

–,03 (,64)

–,39 (1,32)

Recall

Restliche Wechsel

Tabelle 2: Logitanalyse verschiedener Formen der Wechselwahl 1998 mit Panel- und Recalloperationalisierung und mit statischen Prädiktoren (Westdeutschland; Logitkoeffizienten, in Klammern Standardfehler)

692 Harald Schoen

–,91c (,22) ,00 (,20)

–,36 (,21) –,41a (,18) 559 6 735,9 26,1c 2,7 64,1

Parteiidentifikation

Konsistente Kompetenzzuweisung

N df –2 Log Likelihood Modell–Chi2 Korrigiertes Pseudo-R2 Korrekte Prognosen (%)

Signifikanzniveaus: a: p < 0,05; b: p < 0,01; c: p < 0,001.

,00 (,31)

–,02 (,15)

–,35b (,14)

Bildung

559 6 676,0 35,2c 4,3 73,4

–,69b (,22)

–,02a (,01)

–,02b (,01)

Alter

433 6 394,0 13,3a 1,8 82,0

,11 (,26)

–,02a (,01)

,03 (,28)

–,44a (,21)

Neue Mittelschicht

–,04 (,20)

,10 (,43)

Kirchenbindung

,92 (,83) ,09 (,63)

1,01 (,55)

1,86c (,52)

Konstante

472 6 388,5 33,2c 7,0 84,9

,46 (,29)

–1,21c (,30)

–,17 (,22)

–,02 (,01)

–,37 (,30)

–6,66 (13,04)

,29 (,78)

Recall

Interlagerwechsel Panel

–,60 (,53)

Recall

Panel

Gesamtwechsel

375 6 203,8 6,8 0,4 92,2

–,34 (,40)

,08 (,50)

–,06 (,31)

–,03a (,02)

,25 (,45)

,72 (,76)

–,87 (1,21)

Panel

418 6 196,5 10,3 2,2 93,6

–,05 (,42)

–,20 (,50)

–,05 (,34)

–,03 (,02)

–,78 (,46)

,53 (,76)

–,52 (1,22)

Recall

Lagerinterne Wechsel

447 6 492,4 28,2c 4,5 77,1

–,58a (,23)

–,70b (,25)

–,26 (,18)

–,02b (,01)

–,10 (,25)

–,15 (,57)

1,43 (,66)

Panel

461 6 392,4 19,1b 3,3 84,7

–,38 (,27)

–,89b (,29)

,07 (,20)

–,02 (,01)

–,39 (,29)

–,49 (,69)

,06 (,78)

Recall

Restliche Wechsel

Tabelle 3: Logitanalyse verschiedener Formen der Wechselwahl 1998 mit Panel- und Recalloperationalisierung und mit statischen Prädiktoren (Ostdeutschland; Logitkoeffizienten, in Klammern Standardfehler)

Gründe für wechselndes Wahlverhalten 693

694

Harald Schoen

hung zwischen der formalen Bildung und dem beruflichen Status sowie den Umstand, dass unter den treuen PDS-Anhängern zahlreiche Mitglieder der DDR-Elite zu finden sind, so erscheint der zunächst kontraintuitiv anmutende negative Effekt der formalen Bildung auf die Wechselbereitschaft in den neuen Ländern folgerichtig. Ebenfalls durchgängig negativ ist der ostdeutsche Effekt des Lebensalters auf die Wechselneigung, was auf den ersten Blick die theoretischen Erwartungen bestätigt. Da diese Wirkung selbst unter Kontrolle der Parteibindungen und der formalen Bildung erhalten bleiben, deutet sie jedoch zugleich darauf hin, dass in den neuen Ländern – unabhängig von den theoretisch plausiblen Vermittlungsmechanismen – das wachsende Lebensalter die Wechselbereitschaft im Wahlverhalten abnehmen lässt. In beiden Landesteilen einflussreich sind die Einstellungsgrößen. Im Falle der Parteiidentifikation sind die Befunde sogar vollständig parallel: Sofern diese einen Effekt zeitigt, ist er erwartungsgemäß negativ; und anzutreffen ist er bei den Recallvarianten des Gesamtwechsels und der lagerübergreifenden Wählerbewegungen sowie in beiden Versionen der Residualkategorie. Dabei spricht diese Diskrepanz zwischen beiden Operationalisierungsvarianten für Harmonisierungstendenzen der Befragten bei ihren Angaben auf die Rückerinnerungsfrage. Zudem deutet das Ausbleiben jedes Parteineigungseffekts auf die lagerinternen Wechsel darauf hin, dass diese Form des Parteiwechsels nicht als derart gravierend empfunden wird, als dass ein Parteiidentifizierer sie nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könnte – im Gegensatz zu den anderen beiden, offenbar brisanteren Formen der Wechselwahl. An den Ergebnissen zur Konsistenz in der Kompetenzzuschreibung der Parteien ist erstens bemerkenswert, dass diese Größe neben der Parteibindung überhaupt noch eine Wirkung zeitigt. Daraus lässt sich schließen, dass das Fehlen einer Parteibindung nicht notwendig zu Einstellungskonflikten führen muss, wie auch eine Parteineigung die Wahrnehmung der Politik nicht perfekt koloriert, sondern durchaus die Möglichkeit kontroverser Attitüden besteht, die ihrerseits die Wechselbereitschaft fördern – in den alten Bundesländern weit deutlicher und häufiger als in den neuen. Auffälligerweise ist die konsistente Kompetenzzuweisung die einzige Größe, die in den alten Ländern den lagerinternen Wechsel beeinflusst, was andeutet, dass bei diesem Wechseltyp issue-Orientierungen eine Rolle spielen könnten. Die Gesamterklärungsleistung der Modelle bewegt sich auf einem eher bescheidenen Niveau. Denn anhand des von Andreß/Kühnel/Hagenaars (1997: 291) vorgeschlagenen korrigierten Pseudo-R2 15, das die Zahl der Regressoren berücksichtigt, erreicht die erklärte Varianz einen Spitzenwert von 17%. Damit reihen sich unsere Ergebnisse beinahe nahtlos in die Serie wenig befriedigender Resultate ein. Allerdings bestätigt ein Vergleich der verschiedenen Modelle die formulierten Hypothesen. Erstens übertreffen die Recallmodelle ihre Panelpendants an Erklärungskraft, was als erster Beleg für die Harmonisierungstendenz der Befragten gewertet werden kann. Zweitens haben im innerdeutschen Vergleich die westdeutschen Recallmodelle einen Vorsprung vor ihren ostdeutschen Gegenübern; das abweichende Panelbild hängt mit den diskutierten Diskrepanzen in der Klassifikation der Befragten zusammen. Drittens unterstreichen einige Indizien die Berechtigung der differenzierten Erfassung der Wechselwähler. Denn in beiden 15 Für einen anderen, weniger konservativen Vorschlag vgl. Christensen (1990: 317).

Gründe für wechselndes Wahlverhalten

695

Landesteilen differieren die drei Teilmodelle deutlich hinsichtlich der erklärten Varianz. Ferner übertrifft mindestens ein Teilmodell das Gesamtmodell an Erklärungskraft, und in den alten Ländern fehlte nicht viel, und jedes Teilmodell stäche jenes mit der undifferenzierten abhängigen Variable aus. Schließlich fügt sich auch der Befund, dass die Recall- die Panelmodelle am deutlichsten beim Interlagerwechsel hinter sich lassen, in die theoretischen Erwartungen. Damit bleibt zur rein statischen Analyse festzuhalten, dass unsere Erwartungen empirische Unterstützung gefunden haben. Dieses Ergebnis impliziert zum einen, dass die vorgeschlagene Differenzierung Früchte trägt, aber zugleich, dass der Ersatz der recall- durch eine panelgestützte Operationalisierung des Wechsels für die Erklärung der Wechselwahl keinen Sprung nach vorn bringt, vielmehr resultiert – gemessen an der Erklärungsleistung – ein Rückschritt. Die entscheidende Prüfung steht der Wiederholungsbefragung jedoch erst noch bevor: Sie sollte die Recalloperationalisierung hinter sich lassen, sobald dynamische Variablen zur Erklärung der Wechselwahl einbezogen werden. 5.2 Gründe für die Wechselwahl: Statische und dynamische Einflussgrößen Auch nach der dynamischen Erweiterung der Erklärungsmodelle um Veränderungsvariablen, inspizieren wir zunächst die einzelnen Einflussgrößen. Dabei fällt die weitgehende Stabilität der Effekte der statischen Größen ins Auge; die Ausnahmen dazu lassen sich zwei Fallgruppen zuordnen: Zum einen verschwinden in den Panelmodellen einige Effekte, was sich darauf zurückführen lässt, dass die Kontrolle der dynamischen Einflussgrößen Drittvariableneffekte aufdeckt. Zum anderen treten in den Recallmodellen neue Wirkungen hinzu, die vorher verdeckt waren; dabei handelt es sich teilweise um sehr bemerkenswerte Zusammenhänge: Beispielsweise fördert in den neuen Ländern eine parteipolitisch konsistente Wahrnehmung der Problemlösungskompetenz die Wechselneigung, was sich damit erklären lässt, dass augenscheinlich ostdeutsche Wähler, die zwischen den Blöcken wechselten, der 1998 gewählten Partei auf vielen Feldern eine hohe Kompetenz zuschrieben, was jedoch mehr über die Fluidität der Einstellungen als über die Überzeugungskraft der präferierten Partei sagen dürfte. Zugleich nährt dieser kontraintuitive Befund die theoretischen Bedenken gegen die Einstellungskonsistenz als Prädiktor der Wechselwahl, da unter Kontrolle der Attitüdenänderungen die Richtung des Effekts theoretisch unbestimmt ist. Die dynamischen Variablen können die in sie gesetzten Erwartungen weitgehend erfüllen. Betrachten wir zunächst das Modell, das sämtliche Wechselarten simultan erfasst, so gehen alle vier Variablen mit einem eindeutig von Null verschiedenen Koeffizienten in die Gleichung ein: Eine Änderung in der Kandidatenpräferenz oder der Kompetenzzuweisung fördert die Wechselwahl, während – unabhängig davon – eine gleichbleibende Einstellung zum Personalangebot und zur Problemlösungsfähigkeit der Parteien die Wechselneigung schwächt. Dieser Befund gilt jedoch nicht für alle Formen der Wechselwahl gleichermaßen, vielmehr treten die vermuteten Differenzen auf. In den alten Bundesländern entfalten alle vier dynamischen Größen eine nachhaltige Wirkung auf den lagerübergreifenden Wechsel, die beiden anderen Wechselarten werden hingegen nur vom Vergleich der Kompetenzzuschreibungen an die Parteien berührt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Da nur die beiden großen Volksparteien Kanzlerkandidaten nominieren, kann eine Änderung der Personalpräfe-

–,71 (,39) ,44 (,44) –,28 (,35)

–1,18b (,39) 1,85c (,47) –,95b (,34)

Stabile Kompetenzzuweisung

Wechselnde Kanzlerpräferenz

Stabile Kanzlerpräferenz

–1,22a (,53)

2,40c (,57)

–2,52c (,70)

1,29a (,50)

,06 (,39)

1,08b (,39)

Wechselnde Kompetenzzuweisung

,45 (,47)

Konsistente Kompetenzzuweisung

–,89b (,32)

–,31 (,44)

Parteiidentifikation

–,00 (,02)

–,10 (,33)

–,06 (,22)

Bildung

–,02 (,01)

,14 (,48)

–,57 (,61)

–,01 (,01)

Alter

,26 (,34)

–,24 (,54)

–,96a (,40)

,44 (,35)

Neue Mittelschicht

–,05 (,38)

–,37 (1,22)

1,07 (,60)

1,98a (,91)

–,85 (,62)

1,27 (,80)

–,33 (,70)

–,56 (,71)

–,81 (,60)

–2,45c (,64)

,76 (,43)

–,77 (,45)

,73 (,82)

,03 (,56)

1,27a (,58)

–,75 (,47)

,92 (,85)

–,00 (,31)

–,02 (,02)

–,92 (,69)

1,25a (,63)

–,03 (,02)

–2,36 (1,44)

Panel

,21 (,50)

,60 (,65)

–,19 (,53)

,63 (,51)

–1,50c (,44)

1,45 (1,09)

,34 (,29)

–,02 (,02)

,47 (,49)

–,92 (,67)

–1,18 (,74)

,99 (1,07)

–2,10a (,88)

–,29 (,93)

,77 (,74)

–1,21 (,77)

–,05 (,49)

,00 (,03)

–,63 (,71)

–8,81 (31,83)

–,46 (2,00)

–3,23a (1,51)

–,75 (,64)

–,52 (,78)

–2,42b (,93)

–,41 (,71)

,21 (,61)

–1,36a (,63)

–,20 (,43)

–,01 (,02)

–,91 (,60)

–,10 (,69)

,54 (1,44)

Recall

Restliche Wechsel Panel

Recall

Lagerinterne Wechsel

–2,16 (1,73)

Recall

Interlagerwechsel Panel

–,31 (,32)

–,74 (,41)

Kirchenbindung

,23 (,83)

Recall

,29 (,21)

–,01 (,87)

Konstante

Panel

Gesamtwechsel

Tabelle 4: Logitanalyse verschiedener Formen der Wechselwahl 1998 mit Panel- und Recalloperationalisierung und mit statischen und dynamischen Prädiktoren (Westdeutschland; Logitkoeffizienten, in Klammern Standardfehler)

696 Harald Schoen

386 10 438,0 140,3c 130,2c 29,7 28,7 81,9

Panel

Signifikanzniveaus: a: p < 0,05; b: p < 0,01; c: p < 0,001.

N df –2 Log Likelihood Modell-Chi2 ∆ (Modell-Chi2) Korrigiertes Pseudo-R2 ∆ (korrigiertes Pseudo-R2) Korrekte Prognosen (%) 386 10 357,9 44,9c 11,7a 9,7 2,1 80,0

Recall

Gesamtwechsel 332 10 319,8 165,9c 160,6c 48,6 48,8 92,2

Panel 337 10 148,2 40,3c 9,3 20,3 3,6 93,6

Recall

Interlagerwechsel 303 10 192,1 27,0b 10,9a 8,8 3,6 89,2

Panel

344 10 215,4 31,7c 5,1 10,0 0,5 90,0

Recall

Lagerinterne Wechsel

285 10 98,2 24,2a 13,0a 14,3 9,1 95,8

Panel

329 10 133,6 27,4b 11,7a 12,9 5,7 95,4

Recall

Restliche Wechsel

Gründe für wechselndes Wahlverhalten 697

–,63a (,25) ,55 (,42)

–,02a (,01) ,02 (,15) –,76b (,23) ,32 (,22) –,08 (,27) –1,00c (,26) ,52 (,31) –,34 (,22)

–,03c (,01) –,33a (,15) –,22 (,24) –,30 (,22) 1,10c (,27) –,74b (,25) 1,37c (,34) –,50a (,22)

Alter

Bildung

Parteiidentifikation

Konsistente Kompetenzzuweisung

Wechselnde Kompetenzzuweisung

Stabile Kompetenzzuweisung

Wechselnde Kanzlerpräferenz

Stabile Kanzlerpräferenz

–,39 (,37)

2,52c (,43)

–,93a (,40)

,63 (,41)

,06 (,34)

–,02 (,01)

–,18 (,35)

–,51a (,22)

Neue Mittelschicht

–,19 (,22)

–,29 (,47)

Kirchenbindung

,37 (1,00) –,43 (,76)

1,15 (,58)

2,00c (,58)

Konstante

,01 (,34)

1,53c (,41)

–,82a (,36)

,24 (,46)

,99 (,74)

–,20 (,49)

,57 (,59)

–,34 (,45)

,77a (,32) –,23 (,40)

–,04 (,52)

–,02 (,32)

–,03 (,02)

,16 (,46)

,58 (,78)

–1,07 (1,28)

Panel

,27 (,49)

1,01 (,67)

–,66 (,53)

–,37 (,63)

,18 (,48)

–,09 (,52)

,04 (,33)

–,03 (,02)

–,83 (,47)

,36 (,77)

–,88 (1,27)

Recall

Lagerinterne Wechsel

–1,06b (,32)

–,07 (,23)

–,02 (,01)

–,56 (,32)

–7,21 (12,57)

,02 (,83)

Recall

Interlagerwechsel Panel

–,75 (,54)

Recall

Panel

Gesamtwechsel

–,88c (,27)

,13 (,48)

–,94b (,35)

1,46c (,33)

–,32 (,28)

–,70a (,29)

–,25 (,19)

–,02b (,01)

–,38 (,28)

–,60 (,62)

1,84b (,71)

Panel

–,93b (,30)

–,98 (,53)

–1,69c (,42)

,11 (,35)

,24 (,32)

–,79a (,31)

,04 (,21)

–,02 (,01)

–,61a (,30)

–,49 (,70)

,91 (,84)

Recall

Restliche Wechsel

Tabelle 5: Logitanalyse verschiedener Formen der Wechselwahl 1998 mit Panel- und Recalloperationalisierung und mit statischen und dynamischen Prädiktoren (Ostdeutschland; Logitkoeffizienten, in Klammern Standardfehler)

698 Harald Schoen

559 10 735,9 129,4c 103,3c 16,2 13,5 73,8

Panel

Signifikanzniveaus: a: p < 0,05; b: p < 0,01; c: p < 0,001.

N df –2 Log Likelihood Modell-Chi2 ∆ (Modell-Chi2) Korrigiertes Pseudo-R2 ∆ (korrigiertes Pseudo-R2) Korrekte Prognosen (%) 559 10 676,0 68,6c 33,4c 8,7 4,3 74,9

Recall

Gesamtwechsel 433 10 394,0 113,0c 99,7c 26,1 24,2 87,9

Panel 472 10 388,5 61,5c 28,3c 13,2 6,2 85,7

Recall

Interlagerwechsel 375 10 203,8 10,8b 4,0 0,4 0,0 92,2

Panel

418 10 196,5 14,0c 3,7 2,0 –0,2 93,6

Recall

Lagerinterne Wechsel

447 10 492,4 95,5c 67,3c 17,3 12,8 81,6

Panel

461 10 392,4 56,7c 37,6c 11,9 8,5 85,9

Recall

Restliche Wechsel

Gründe für wechselndes Wahlverhalten 699

700

Harald Schoen

renz Wählerbewegungen zwischen dem Regierungs- und dem Oppositionslager, die sich um CDU/CSU und SPD scharen, gut erklären, ist aber schwerlich in der Lage, Verschiebungen innerhalb eines politischen Lagers plausibel zu machen. Der ostdeutsche Befund entspricht diesem Muster, weist mit dem signifikanten Einfluss der stabilen Kandidatenpräferenz jedoch zugleich auf die residualen Wechsel auf die zwischen beiden Landesteilen divergierende Komposition dieser Wechselkategorie hin: In Ostdeutschland sind Voten für eine elektoral erfolgreiche Oppositionspartei, die PDS, enthalten, während in den alten Ländern nur Wähler anzutreffen sind, die mindestens einmal für eine Splittergruppe gestimmt haben. Stellen wir paarweise Vergleiche der Erklärungskraft zwischen den rein statischen und den dynamisierten Modellen an, so zeigen sich deutliche Zuwächse in der Erklärungskraft der Modelle – allerdings nicht für alle Modelltypen. Erstens übertrifft der Zugewinn der Panelmodelle stets den des jeweils korrespondierenden Recallmodells, was im Einklang mit unserer Harmonisierungsthese steht. Und die Panelzugewinne fallen so groß aus, dass sie – mit einer einzigen kleinen Ausnahme – mindestens die Hälfte der letztlich reduzierten Devianz ausmachen und die in der Querschnittsperspektive festgestellte Überlegenheit der Recalloperationalisierung in ihr Gegenteil verkehren. Dies ist, bedenkt man die konservative Messung des Effekts der dynamischen Prädiktoren, zum einen ein Beleg für deren Wert; da es sich um Einstellungsvariablen handelt, zeigt es zum anderen die Überlegenheit attitudinaler Größen gegenüber sozialstrukturellen auf. Zweitens fallen eklatante Schwankungen im Zuwachs an erklärter Varianz und – wegen deren Größe nahe liegend – in der Gesamterklärungskraft zwischen den drei Typen von Wählerwanderungen ins Auge: Unter den Panelmodellen variiert der Zuwachs in den neuen Ländern zwischen null und 24 Prozentpunkten, in den alten gar zwischen knapp vier und beinahe 49 Prozentpunkten. Dies unterstreicht eindrucksvoll die Fruchtbarkeit der vorgeschlagenen Differenzierung. Für diese lässt sich zudem die Tatsache ins Feld führen, dass in beiden Landesteilen die erklärte Varianz im Falle des Interlagerwechsel den Wert des Gesamtmodells übertrifft. Damit ist zugleich gesagt, dass die vorgestellten Erklärungsversuche vor allem für diese Art der Wechselwahl geeignet sind, aber beinahe überhaupt nichts dazu beitragen können, das Wechseln zwischen zwei Parteien eines politischen Lagers zu erhellen. Eine Ursache ist in der Art der hinzugefügten Variablen zu suchen: Eine Änderung der Kanzlerpräferenz ist aus theoretischen Gründen wenig geeignet, Parteiwechsel, die innerhalb des Regierungs- oder Oppositionslagers verbleiben, zu erklären, kann aber Wanderungen zwischen den Blöcken sehr gut plausibel machen. Im innerdeutschen Vergleich fällt auf, dass den westdeutschen Modellen im Allgemeinen eine bessere Anpassung an die Daten gelingt als den ostdeutschen. Dies spricht für die Vermutung, dass in den neuen Ländern die in der ursprünglichen Bundesrepublik etablierten Konzepte zur Erklärung von Wahlverhalten weniger geeignet sind. Die Ausnahme zu dieser Regel bildet die Residualkategorie, wo die neuen Länder zumindest im Panel besser abschneiden; der Grund dafür ist wohl in der zwischen beiden Landesteilen differierenden Komposition dieser Wechselkategorie zu suchen: die einmaligen PDS-Wähler in den neuen Ländern scheinen sich in ihrer Motivation erheblich von den Wählern von Splittergruppen in den alten Ländern zu unterscheiden. Abschließend können wir uns der Frage nach dem Wert des Panels für die Wechselwahlanalyse zuwenden. Zu diesem Zweck stellen wir die Erklärungspotenziale der Recallmodelle

Gründe für wechselndes Wahlverhalten

701

mit ausschließlich statischen Variablen und der Panelmodelle mit statischen und dynamischen Einflussgrößen einander gegenüber. Dabei zeigt sich, dass im Falle der globalen Wechselmodelle die Devianzreduktion deutlich zunimmt, wenn man das gesamte Potenzial des Panels, also sowohl die entsprechende Formulierung der abhängigen Variablen als auch die dynamischen Einflussgrößen, nutzt: In Ostdeutschland liegt der Zuwachs bei etwa zwölf Prozentpunkten, in den alten Ländern sogar bei gut 20 (vgl. Tabelle 6). Eine noch deutlichere Sprache sprechen die Befunde zu den Teilmodellen, wo – mit den bekannten Unterschieden – ein Zugewinn von bis 19 Prozentpunkten im Osten und beinahe 32 Prozentpunkten im Westen zu verbuchen ist. Folglich erscheint der Einsatz von Paneldaten sehr lohnenswert, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie es erlauben, insgesamt beinahe die Hälfte der Devianz zu reduzieren – ein Wert, der die pessimistischen Resümees im Schrifttum in neuem Licht erscheinen lässt. Tabelle 6: Pseudo-R2-Zuwachs in der Paneloperationalisierung mit statischen und dynamischen Variablen gegenüber der Recalloperationalisierung mit statischen Einflussgrößen (in Prozentpunkten) Wechselwahl West Ost

insgesamt

interlager

intralager

Rest

22,1 11,9

31,8 19,1

– 0,7 – 1,8

7,1 14,0

Die Antwort, die dieser Analyseschritt auf unsere Frage nach der Angemessenheit der beiden vorgeschlagenen Modifikationen gibt, ist eindeutig: Beide Veränderungen sind sinnvoll. Denn erstens erlauben Daten aus Wiederholungsbefragungen, theoretisch plausible und empirisch erklärungskräftige Prädiktoren einzubeziehen. Und zweitens fördert die differenzierte Erfassung der Wechselwahl erhebliche Unterschiede in den Motiven, die den verschiedenen Typen des Parteiwechsels an der Wahlurne, zu Tage.

6. Schlussbemerkungen Die vorliegende Analyse verfolgte das Ziel zu prüfen, ob neue Instrumente die Analyse der Gründe für wechselndes Wahlverhalten voranbringen könnten. Dabei haben wir zum einen gesehen, dass die Untersuchungsergebnisse von einer differenzierten Erfassung der Wechselwähler profitieren können. Denn die Analysen für die einzelnen Typen der Wechselwahl haben zum Teil stark divergierende Ergebnisse erbracht. Als theoretische Vorzüge der zweiten Modifikation, des Einsatzes von Paneldaten, haben wir die angemessenere Erfassung von Wechselwählern sowie die Möglichkeit, dynamische Prädiktoren einzubeziehen, herausgearbeitet. Die empirische Analyse zeigte, dass der bloße Übergang von der Recall- zur Paneloperationalisierung keinen Fortschritt, sondern eher einen Rückschritt bringt. Schöpft man jedoch das gesamte Potenzial der Wiederholungsbefragung aus und verwendet zusätzlich dynamische Prädiktoren, so erweist sich die Paneloperationalisierung der Rückerinnerungsvariante als deutlich überlegen und erreicht – absolut betrachtet – erfreuliche Erklärungsleistungen. Allerdings, und hier scheint eine Verknüpfung zwischen beiden diskutierten Modifikationen auf, gilt dieser Befund nicht für alle Wechseltypen gleicherma-

702

Harald Schoen

ßen: Der lagerübergreifende Wechsel zieht einen großen Gewinn aus den Paneldaten, während die lagerinternen Wanderungen kaum davon profitieren können. Zusammengenommen ist es mit geeignetem Instrumentarium durchaus möglich, den Motiven für die Wechselwahl auf die Spur zu kommen. Deshalb können unsere Auswertungen als Plädoyer für eine differenzierte Betrachtung der Wechselwahl und für die Nutzung von Paneldaten für die Wechselwahlanalyse gelesen werden; im Umkehrschluss kann daraus auch ein Appell zur Durchführung von Legislaturperioden umspannenden Wiederholungsbefragungen abgeleitet werden. Ferner lässt sich aus der Bestätigung unserer Hypothesen zur relativen Erklärungsleistung mit Recall- und Panelmodellen darauf schließen, dass die Befragten in ihrem Antwortverhalten tatsächlich von einem Harmoniestreben beeinflusst werden. Folglich dürften beispielsweise die Zusammenhänge, die in der Konstellation aus statischen Erklärgrößen und der recallgestützten Wechselvariable ermittelt werden, die tatsächliche Erklärungsleistung überschätzen. Dies bedeutet, dass die in der Literatur als unbefriedigend bezeichneten Befunde die anhand von Umfragedaten erreichbare Erklärungsleistung sogar noch überzeichnet haben. Da dieser Befund nicht nur für Wechselwahlanalysen gilt, lässt sich allgemein schließen, dass Querschnittsuntersuchungen Beziehungen zwischen statischen Größen und Panelanalysen die Zusammenhänge zwischen dynamisch gemessenen Variablen überschätzen dürften. Zudem haben wir gesehen, dass die Wechselwahl in Ostdeutschland mit den hier präsentierten vollständigen Modellen tendenziell schlechter erklärt werden können als jene in Westdeutschland; überdies unterscheiden sich die Koeffizientenmuster zwischen beiden Landesteilen recht deutlich, wie auch die Effekte einzelner Größen differieren. Dies rechtfertigt grundsätzlich eine nach Regionen getrennte Analyse der Wechselwahl. Zugleich sprechen die Ergebnisse dafür, dass in beiden Landesteilen unterschiedliche Mechanismen wechselndes Wahlverhalten verursachen. Deshalb erscheint es sinnvoll, nach einer theoretisch angemesseneren Formulierung der Wechselgründe in Ostdeutschland zu suchen. Eine letzte Anregung für die weitere Forschung lässt sich der augenfälligen Diskrepanz zwischen den verschiedenen Formen der Wechselwahl entnehmen. Da die hier verwendeten theoretischen Überlegungen mit Blick auf Zweiparteiensysteme entstanden sind, kann es zwar wenig überraschen, dass die in diesem Beitrag ausgewählten dynamischen Variablen den Intralagerwechsel schlechter zu erklären vermögen als jenen zwischen den parlamentarischen Lagern. Aber zugleich stellt sich angesichts der sehr geringen Erklärungsleistung im Falle des lagerinternen Wechsels die Frage nach den Motiven, die hinter diesen Wählerwanderungen stehen. Wechseln diese Wähler zufällig die Parteifarben? Oder spielen hier taktische Erwägungen, etwa in Gestalt des Versuchs, einem Koalitionspartner die parlamentarische Existenz zu sichern, eine herausragende Rolle?16 Ganz gleich, ob es sich um kalkulierte Parteiwechsel oder zufällige Schwankungen handelt, sollte die Frage nach den Motiven für 16 Nicht zuletzt an dieser Stelle bietet es sich an, die Wechselwahl mit dem Stimmensplitting in Verbindung zu bringen. Denn diese häufig als ,Koalitionswahl‘ oder ,taktische Wahl‘ bezeichnete Form des Stimmverhaltens (siehe etwa Harscheidt 1973; Kaltefleiter 1983: 10; Schultze 1983: 69; Roberts 1988: 329; Nohlen 1990: 89, 204) könnte Aufschluss darüber geben, weshalb Bürger innerhalb eines politischen Lagers die Parteifarben wechseln. Scheint der Zusammenhang hier besonders nahe liegend, so könnte sich eine Analyse der Verknüpfung des Stimmensplittings mit der Wechselwahl ganz generell als lohnenswert erweisen.

Gründe für wechselndes Wahlverhalten

703

diese Art der Wechselwahl künftig auf der Forschungsagenda einen vorderen Platz einnehmen.

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Harald Schoen

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