F. Biermann, Wehrelemente slawischer Burgen im frühen und hohen Mittelalter. In: J. Zeune (Hrsg.), „Dem Feind zum Trutz“. Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen. Kolloquium Goslar 2013. Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung, R. B: Schriften, 14 (Braubach 2015) 51-68.

May 26, 2017 | Author: Felix Biermann | Category: Medieval Archaeology, Slavic Archaeology, Medieval castles
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Felix Biermann

Wehrelemente slawischer Burgen im frühen und hohen Mittelalter Einleitung Im westslawischen Siedlungsgebiet zwischen Mähren und der Ostsee entstanden vom 7./8. bis 12. Jahrhundert Tausende von Befestigungen, die in der Form mehr oder weniger gut erhaltener Burgwälle bis heute die Kulturlandschaft des östlichen Mitteleuropa prägen. Bei einigen Unterschieden nach Region und Epoche ist allen Burgen gemein, dass sie über Wälle im Wesentlichen aus Holz und Erde verfügten, frei stehende Mauern hingegen keine Rolle spielten, und dass es sich zwar um aufwendig erbaute, aber unter fortifikatorischen Aspekten nicht allzu komplex konzipierte Anlagen handelte. In vieler Hinsicht ähneln sie darin den zeitgleichen Wehrbauten im fränkischen und sächsischen Siedlungsgebiet, die bis in das 11. Jahrhundert ebenfalls überwiegend Wallburgen darstellten1. Daher wurden auch wiederholt Beziehungen etwa zwischen den karolingischen und den nordwestslawischen Großburgen des 8./9. Jahrhunderts oder zwischen den sächsischen Ringwällen und den kleinen slawischen Niederungsburgen des 9./10. Jahrhunderts vermutet2. Solche Verbindungen haben angesichts zahlreicher friedlicher und kriegerischer Kontakte seit dem späten 8. Jahrhundert sicher bestanden. Die slawischen Burgen können aber nicht nur deshalb als eine eigene Gruppe aufgefasst werden, weil sie im slawischen Siedlungsgebiet liegen. Sie zeigen vielmehr auch einige charakteristische architektonisch-fortifikatorische Merkmale und hatten Funktionen in der herrschaftlich-politischen Organisation, die von denen der westlichen Befestigungen abwichen. Die Wehrelemente dieser Burgen sollen hier unter Fokussierung auf den nördlichen westslawischen Raum – zwischen Ostholstein und Hinterpommern, Brandenburg,

Nordschlesien und Großpolen – vorgestellt werden. Da sich lediglich die zerfallenen Relikte der einstmals mächtigen Burgen erhalten haben, müssen ihre Wehrelemente stets archäologisch erschlossen werden, also durch Ausgrabung, geophysikalische Prospektion und Beurteilung des Oberflächenbefundes. Unserem Streben nach Detailkenntnissen sind daher Grenzen gesetzt. Die Datierung der Wehrbauten gelingt hingegen recht gut, und zwar aufgrund der Holzbauweise der slawischen Burgen sowie wegen ihrer häufigen Positionierung in Sümpfen oder Seen. So ist oft für Jahrringdatierungen geeignetes Holz erhalten3. Daher ist es in den letzten beiden Jahrzehnten gelungen, ein recht zuverlässiges Schema der slawischen Burgenentwicklung zu entwerfen. Die Entwicklung des Burgenbaues im nördlichen westslawischen Gebiet Im nördlichen westslawischen Raum handelte es sich in der Regel um Burgen mit herrschaftlichem Hintergrund, die also von Machtträgern – Häuptlingen, Fürsten und Kleinkönigen – als Residenzen, Symbole und Instrumente ihrer Macht, mitunter auch im Auftrag von Priestern heidnischer Stammeskulte als Tempelburgen errichtet wurden4. Hinzu traten seit dem 10. Jahrhundert befestigte Marktorte und frühstädtische Zentren, die als „Burgstädte“ bezeichnet werden können und deren Wehranlagen teils auf fürstliche Initiative, teils auf die politisch bestimmenden Gruppen unter den Einwohnern – reiche Kaufleute, Grundbesitzer,

Abb. 1. Der im 8./9. Jahrhundert errichtete Feldberger Burgwall von Drense in der Uckermark mit 240 m maximalem Durchmesser (Foto: Katrin Frey).

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Abb. 2. Die Burg von Wollschow im Randowbruch, Ldkr. Uckermark: ein typischer kleiner mittelslawischer Ringwall von etwa 70 m Durchmesser (Foto: Verf.). Priester – zurückgingen5. Die Auffassung, die slawischen Burgwälle hätten teilweise Refugien6 oder „Volks“- bzw. „Stammesburgen“ im Sinne von genossenschaftlich erbauten und genutzten Anlagen7 dargestellt, findet weder in schriftlichen Quellen noch in archäologischen Befunden ausreichende Unterstützung; erstere belegen herrschaftliche oder religiöse Funktionen8, letztere mit großen Fundmassen, Militaria und elitärem Sachgut eine stete Besiedlung, die Präsenz von Kriegern und Eliten sowie – seltener – auch religiöse Handlungen in den Wehranlagen9. Die Burgengeschichte kann im oben umrissenen Raum, unter Hintanstellung kleinerer regionaler Spezifika, grob in drei Phasen aufgeteilt werden: Sie begann etwa in der Mitte des 8. Jahrhunderts in den küstennahen Gebieten, die sich durch den skandinavisch-slawischen Handel – insbesondere auch mit Sklaven10 – frühzeitig wirtschaftlich-politisch entfaltet hatten. Im breiten Hinterland der Ostseeküste (mit Ausläufern bis etwa an Warthe und Havel) wurden im Zeitraum zwischen ca. 750 und 900 zahlreiche Burgen beachtlicher Größe errichtet, die den mächtigen Stammesherrschaften der Wilzen, Abodriten und anderer Stämme als Sitze dienten und im Gefahrenfall den Bewohnern der Umgebung Schutz boten; sie benötigten diese auch zu einer erfolgversprechenden Verteidigung. Diese Befestigungen werden nach einem Fundplatz in Ostmecklenburg als „Feldberger Burgen“ bezeichnet. Sie hatten oft Durchmesser von mehreren hundert Metern, waren manchmal in Vor- und Hauptburgen gegliedert und verfügten generell über sehr ansehnliche Wälle. In ihrer Anlageform waren sie geschickt an den natürlichen Untergrund angepasst, wofür sie oft die mäßigen Anhöhen des eiszeitlich geprägten Hinterlandes der Ostsee ausnutzten (Abb. 1)11. Als sie in den Gebieten zwischen Ostholstein und Hinterpommern, dem nördlichen Brandenburg und nördlichen Großpolen errichtet wurden, herrschten im ökonomisch rückständigen nordwestslawischen Binnenland noch die einfachen Sozialund Herrschaftsverhältnisse der frühslawischen Epoche; Burgen wurden dort noch nicht gebaut. „Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

Die zweite Phase des slawischen Befestigungswesens wurde im mittleren 9. Jahrhundert eingeleitet: Die Feldberger Großherrschaften verloren an Kraft oder brachen zusammen; an ihrer Stelle kam es zu einer herrschaftlichen Zersplitterung in viele kleine Häuptlingstümer, die miteinander konkurrierten und nun Hunderte von erheblich kleineren, in der Regel runden Niederungsringwällen von 50 bis 80 m Durchmesser errichteten (Abb. 2, 3)12. Diese Burgen wurden im gesamten hier betrachteten Territorium erbaut, also auch fernab der Küsten, wobei sie in jenen Räumen dann oft die ersten Befestigungen des Mittelalters überhaupt waren. In den nördlichen Regionen hingegen ersetzten sie die Feldberger Burgen, die zum größten Teil aufgelassen wurden. In manchen Gebieten sind die kleinen Ringwälle überaus häufig: In der Niederlausitz beispielsweise – dem Siedlungsgebiet der im 9. Jahrhundert erstmals erwähnten Lusizi – kennen wir etwa 40 derartige Burgen, die zuweiAbb. 3. Rekonstruktion des etwa zwischen 870 und 930 genutzten Ringwalls „Pennigsberg“ bei Mittenwalde (Teltow) im Nottetal, Ldkr. Dahme-Spreewald (Zeichnung: Bernd Fischer, aus: Biermann, Pennigsberg [wie Anm. 26], S. 341, Abb. 137).

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Abb. 4. Rekonstruktionsansicht der spätslawischen Inselburg von Behren-Lübchin, Ldkr. Rostock, im älteren Bauzustand (aus: Schuldt, Behren-Lübchin [wie Anm. 26], S. 72, Abb. 47).

len nur wenige Kilometer Abstand voneinander wahrten13. Die kleinen Ringwälle sind im ganzen nördlichen westslawischen Gebiet überraschend einheitlich, was für eine gegenseitige Orientierung der Bauherren und eine Verbreitung des Burgentyps im „Staffellaufprinzip“ spricht – die neue Sitte des Burgenbaues vermittelte sich von einem Siedlungs- und Herrschaftskleinraum zu den benachbarten Siedlungskammern, von diesen wieder in derselben Weise und so fort. Die Anfänge des Burgentyps liegen vielleicht im südlichen Großpolen und dem nördlichen Niederschlesien; von dort kennen wir derzeit die frühesten dendrodatierten Bauhölzer aus solchen Rundwällen, die in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts zurückweisen14. Die von einander bekriegenden Kleinherrschaften geprägte sogenannte „Stammeszeit“ währte bis in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts, als es erneut zu Machtkonzentrationen unter eigenen oder fremden Herrschern kam: Im Südwesten des elbslawischen Gebietes blieb die vom ottonischen König Heinrich I. († 936) und seinem Sohn, Kaiser Otto dem Großen (912 bis 973), seit dem Feldzug gegen die Heveller 928/29 aufgerichtete ostfränkische Herrschaft nicht nur stabil, sondern intensivierte sich weiter15; die bis dahin in den elbslawischen Gebieten noch existierenden Kleinherrschaften mit ihren Ringwällen gingen zwischen etwa 950 und 990 unter. Östlich der Oder hatte in den Jahrzehnten bald nach 900 die Piastenfamilie die Vorherrschaft unter den

großpolnischen Häuptlingen gewonnen. Sie dehnte ihre Macht im Laufe des 10. Jahrhunderts weiter aus und brachte ein erstaunlich großes Herrschaftsgebiet zusammen. Zur Zeit ihres ersten historischen Vertreters, des polnischen Herzogs Mieszko I. († 992), entsprach es bereits etwa den Grenzen des heutigen Polens16. Der Norden des elbslawischen Gebietes war beim großen Lutizenaufstand von 983 gegen die ostfränkische Vorherrschaft jedoch wieder unabhängig geworden und zum alten gentilreligiösheidnischen Glauben zurückgekehrt; dieser Raum bildete bis ins 12. Jahrhundert eine Art „tribal area“ zwischen bereits christlichen Herrschaftsgebieten17. Diese Entwicklungen führten zur dritten, der spätslawischen Etappe des slawischen Burgenbaues. Die ostfränkischen und polnischen Großherrschaften stützten ihre Macht vom späten 10. bis in das 12. Jahrhundert nicht mehr auf kleine Ringwälle, sondern auf wenige, aber größere Burgen. Einige davon werden in schriftlichen Quellen im Westen als Burgwarde18, im Osten als Kastellaneien19 bezeichnet. Im polnischen Kerngebiet entstanden seit etwa 940 bis 960 ausgedehnte Befestigungen mit mächtigen Wällen, die den Piasten als pfalzartige Residenzen dienten und in denen seit der Zeit um 1000 steinerne Paläste und Kirchen errichtet wurden20. Bei den Lutizen, in den letzten heidnischen Stammesgebieten im Süden der Ostsee, entstand, entsprechend der uneinheitlichen Herrschaftssituation, ein buntscheckiges Burgenbild mit kleineren und größeren Häuptlingssitzen, Burgstädten, Tempelburgen, befestigten Marktorten u. Ä. (Abb. 4). Im Laufe des 12. Jahrhunderts geriet dieses Territorium ebenfalls unter die Herrschaft christlicher Mächte: Deutsche Magnaten, die dänischen Könige sowie polnische Herzöge dehnten ihre Macht in diese Regionen aus, und aus den lokalen Gewalten gin-

Abb. 5. Der bald nach 1200 im slawischen Burgwall von Stolpe an der Oder, Ldkr. Uckermark, errichtete und eingemottete Backsteinturm „Grützpott“. Die bereits im 8. Jahrhundert befestigte Anhöhe wurde nach ihrer Umgestaltung im 13. Jahrhundert noch das ganze späte Mittelalter hindurch als Burg genutzt (Foto: Verf.). 40

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Abb. 6. Die Niederlegung des Schädels einer Frau unter dem Wall der Burg von Kleinitz/Klenica in Niederschlesien (Polen) kann als Zeuge eines mit Gewalt verbundenen Kults des 9. Jahrhunderts interpretiert werden (Foto: Verf.). Abb. 7. Mit Lehm gefüllte Kastenkonstruktionen, Wallfrontund Böschungssicherungen des Burgwalls von Spandau, Stadt Berlin, 11. Jahrhundert (Ausgrabungen 2005–2009, Foto: H. P. Vietze; aus: Michas, Spandau [wie Anm. 26], S. 41, Abb. 8).

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Abb. 8. Substruktionen und Plankenwände der spätslawischen Befestigung von Behren-Lübchin, Ldkr. Rostock (aus: Schuldt, Behren-Lübchin [wie Anm. 26], Taf. 60 b). Abb. 9. Wall- und Bermenkonstruktion mit Ösenbalken und Riegeln der Burg von Spandau, Stadt Berlin, 11. Jahrhundert (aus: von Müller/von Müller-Muči, Ausgrabungen [wie Anm. 31], Taf. 22.2). 9

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gen die Rügenfürsten, die pommerschen Greifen und die mecklenburgischen Niklotiden als Herrscher hervor21. Daraufhin entstanden auch hier Verwaltungsburgen22. Wenig später kam es im Zusammenhang mit den Transformationen der Ostsiedlungszeit aber im gesamten Gebiet zu einem Wandel im Befestigungswesen; anstelle der traditionellen Burgwälle wurden seit den letzten Jahrzehnten des 12., teils erst in den ersten Dekaden des 13. Jahrhunderts zunehmend Burgen neuen Typs erbaut, die oftmals westlichen Vorbildern folgten: Wehrbauten mit steinernen Hauptgebäuden und Türmen, freistehenden Mauern, erste Burg- und Turmhügel u. Ä. (Abb. 5)23. Die Burgwälle sind Zeugen sehr gewalttätiger Zeiten, wie die bei Ausgrabungen regelhaft angetroffenen zahlreichen Brandschichten, durchglühten Wallkonstruktionen, häufige Pfeilspitzenfunde und immer wieder menschliche Todesopfer belegen (Abb. 6)24; dieses Bild bestätigen die Schriftquellen, die von brutalen Kämpfen um slawische Burgen berichten. Wer in diesen Auseinandersetzungen unterlag, wurde erschlagen, versklavt oder den harten Bedingungen des Siegers unterworfen25. In jener Zeit und in jenem Raum wurden Herrschaftsinteressen in der Regel mit Härte durchgesetzt; Beute und Plünderung waren das Recht des „Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

Siegers, und der lukrative, durch konkurrierende einheimische Gruppen, Waräger und Reiternomaden getragene Sklavenhandel heizte die Atmosphäre der Gewalt noch zusätzlich an. Die Burgwälle boten Schutz, standen aber auch buchstäblich im Brennpunkt jeglicher kriegerischer Aktionen. Dies ist der Hintergrund der Burgen und ihrer Wehrelemente, die nun im Einzelnen betrachtet werden sollen. Wehrelemente Wall Wesentliches Element der im Allgemeinen in natürlicher Schutzlage gelegenen Burgen war der Wall in Holz-ErdeKonstruktion, wobei man meist an den Ecken verblockte oder anderweitig zusammengefügte Bohlenkästen aufführte, die durch innen eingezogene, die Außen- und Innenfronten der Konstruktionen miteinander verspannende Balken stabilisiert und mit Erdreich aufgefüllt wurden. Die 41

Abb. 10. Der rekonstruierte Ringwall des Tornower Typs aus dem späten 9. und 10. Jahrhundert von Raddusch, Ldkr. Oberspreewald-Lausitz, mit Wall in Kasten-RostMischbauweise und Asthaken, Wehrgang aus Flechtwerk und vor dem Wall gelegenem flachen Sohlgraben (Foto: Achim Leube). Abb. 11. Rekonstruktion des älteren (1) und des jüngeren (2) Walls des Ringwalls „Pennigsberg“ von Mittenwalde, Ldkr. Dahme-Spreewald, ca. 870–930. Bei der Erneuerung wurde die ältere Befestigung auf beiden Seiten mit neuen Wallreihen verstärkt, überdies eine Bermensektion vorgesetzt (Zeichnung: Bernd Fischer, aus: Biermann, Pennigsberg [wie Anm. 26], S. 79, Abb. 52).

quer zur Wallrichtung eingebauten Spannbalken griffen mit natürlichen Asthaken, ausgearbeiteten Ösen in ZapfenGegenstücken oder Kehlungen über die Frontbalken hinweg und hielten diese in ihrer Lage. Diese Bauweise wird als Kasten-Rost-Mischbauweise oder, da die Spannbalken quer zur Wallrichtung jene längs derselben deutlich über42

wogen, als „asymmetrischer Rost“ bezeichnet. Mehrere solcher Kastensektionen konnten hintereinander gestaffelt werden, um die Wallmasse zu verstärken; in der Regel gab es eine Haupt- und eine davor errichtete, in der Basis etwas tiefer gegründete Bermensektion, die die Hauptreihe stützte und vor dem Absacken in den Graben bewahrte. Pfosten-, Planken- und Flechtwerkkonstruktionen bildeten bei manchen Wällen zusätzliche Sicherungen. Die Wälle erreichten so Höhen von etwa 5–10 m und Breiten von 5–15 m. Durch die feste Verbindung der einzelnen Holzelemente und die Aufteilung der Befestigung in voneinander unabhängige Kastensegmente war ein solcher Wall durch stumpfe Gewalteinwirkung, Untergrabung oder Beschuss kaum zu zerstören (Abb. 7–11)26. Die Größe und Dicke der Wälle zeigt, dass man mit Belagerungsgeräten rechnen musste, denn sonst hätten einfache Palisaden ausgereicht, die nur als Fortifikationen minderen Rangs Anwendung fanden – etwa bei Vorburgeinhegungen in Groß Raden, Ldkr. Ludwigslust-Parchim, und Tornow, Ldkr. Oberspreewald-Lausitz, oder in rückwärtigen Burgbereichen in der Sternberger Burg, Ldkr. LudwigslustParchim, oder Köben/Chobienia (Niederschlesien, Polen; Abb. 12)27. Darauf weisen auch historische Mitteilungen hin: So berichtet Thietmar von Merseburg, dass Kaiser Heinrich II. bei seiner Belagerung der Burg Nimptsch/ Niemcza in Niederschlesien (Polen) im Jahre 1017 „alle Arten von Maschinen“ bauen ließ, die von den polnischen Verteidigern jedoch mit derselben Art von Kampfmitteln beantwortet wurden und von denen dann noch Feuer in Heinrichs Belagerungsgerät geworfen wurde28. Zugleich wird in der Höhe und dem Bauaufwand der Burgen – die ganze Wälder bzw. vor allem deren Eichenbestände fraßen – deutlich, dass diese Anlagen einen hohen repräsentativen Wert hatten; auch Wallburgen, deren verschliffene Reste heute vergleichsweise bescheiden erscheinen, waren neben ihrer militärischen Funktion mithin „Symbole der Macht“29. Auf den Angriffsseiten waren die Wälle häufig besonders hoch ausgeführt; dort konnten auch mehrere parallele Wallzüge verlaufen. Ferner gab es Burgen, die nur an diesen Positionen Abschnittswälle aufwiesen. Die Fronten waren oft mit trocken oder in Lehm versetzten Feldsteinen verblendet, was gegen Steinschleuderbeschuss und Rammwerkzeuge sinnreich war und die Wälle auch martialisch aussehen ließ; vielleicht sollte mit diesen Steinfronten oder „Steinbermen“, die in der Regel an die leicht schräge Wallfront geschichtet waren (Abb. 13), auch der Eindruck von Mauern nachgeahmt werden, die man aus dem fränkischen und südlichen westslawischen (böhmischmährischen) Milieu kannte. In den Mittelgebirgsgegenden des südlichen elbslawischen Raums, wo Bruchstein abbaubar war, wurden tatsächlich auch Trockenmauern als Fronten der Wälle erbaut30. Neben Steinen und großen Eisenschlacken gibt es zudem Hinweise auf die Verwendung von schwach gebrannten Lehmziegeln und Rasenplaggen bzw. Torfsoden31. Obenauf befand sich wohl stets eine durch eine Brüstung geschützte Wehrplattform. Dazu sind wir jedoch selten genauer informiert, denn gerade die oberen Bereiche der Befestigungen sind aufgrund von Abtragungen und Erosion stets schlecht erhalten; am außergewöhnlich gut konservierten Wall von Behren-Lübchin in Mecklenburg meinte der Ausgräber, einige geöste Hölzer einer überdachten Wehrplattform zuweisen zu können; ähnliche Funde gibt es aus dem mittel- bis spätslawischen Burgwall von Berlin-Spandau32. Vom Wehrgang aus schossen die Vertei„Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

Abb. 12. Rekonstruktion des kleinen Burgwalls von Köben/ Chobienia an der Oder in Niederschlesien (Polen), spätes 9. Jahrhundert, mit höhenseitiger Wall- und hangseitiger Palisadenbefestigung (Zeichnung: Ottilie Blum; aus: Biermann/Kieseler/Nowakowski, Köben [wie Anm. 14], S. 122, Abb. 25). diger mit Pfeil und Bogen, warfen Speere und Steine auf die weit unterhalb agierenden Angreifer, wie es Thietmar von Merseburg für die Belagerung der von Polen besetzten Burg Bautzen durch König Heinrich II. überliefert: Als der Edle Hemuza die Belagerten zu wiederholtem Kampfe herausgefordert hatte und ihnen dann bis fast an die Mauern der Stadt nachsetzte, traf ein halber Mühlstein sein mit dem Helme bedecktes Haupt, so dass er tot niederstürzte, worauf die Feinde frohlockend seinen Leichnam in die Burg schleppten. Bei der Belagerung Meißens durch die Polen im Jahre 1015 kamen die Frauen an die Brustwehren und trugen den Männern Steine zu33. Vorspringende Bastionen oder anderweitige, mit Bedacht geführte Wallzüge, die einen seitlichen Beschuss des Gegners ermöglicht hätten, sind praktisch unbekannt bzw. – wenn so etwas einmal erkennbar ist34 – eher dem Baugrund als taktischen Überlegungen geschuldet. Allein bei den Inselburgen von Groß Raden und Behren-Lübchin (Abb. 14) sowie in BerlinSpandau wurden vor oder bei den Toren halbrunde oder rechteckige, bastionsartige Plattformen geschaffen, die als Brückenköpfe für die Zuwegung dienten, als allgemein nutzbare Torplätze sowie wohl auch zur Sicherung der Eingänge35. Die Wallbauten mussten wegen Alterung oder Zerstörung oft erneuert werden – manchmal bereits nach wenigen Jahren, manchmal erst nach einem Vierteljahrhundert oder nach noch längerer Zeit. Dabei trug man die vorhandenen Wälle üblicherwei-

Abb. 13. Feldsteinfront am Vorburgwall der mittel- bis spätslawischen Inselburg von Teterow, Ldkr. Rostock (aus: Unverzagt/Schuldt, Teterow [wie Anm. 57], Taf. 94b). se nicht ab, sondern fügte ihnen neue Reihen von Wallsektionen an; in der Regel geschah das an der Außenseite, um den ohnehin beschränkten Platz im Burghof nicht weiter zu reduzieren. Zudem benötigte man den funktionsfähigen Neubau auf der Angriffsseite. Ein eventuell vorhandener Graben wurde dann überbaut, davor eine neue Senke ausgeschachtet. So wuchsen die Wälle teilweise zu beachtlicher Breite an, oft 20 bis 30 m; der dickste bislang bekannte Wall wird aus der frühen Piastenresidenz von Gnesen/Gniezno in Großpolen mitgeteilt und soll nicht weniger als 75 m Breite aufgewiesen haben36.

Abb. 14. Rekonstruktion der bastionsartig verbreiterten Berme im Bereich des Tors der spätslawischen Inselburg von Behren-Lübchin in Mecklenburg (aus: Schuldt, BehrenLübchin [wie Anm. 26], S. 69, Abb. 45). „Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

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Abb. 15. Profil durch die Wall-Grabenbefestigung des Burgwalls von Leuthen-Wintdorf in der Niederlausitz, Ldkr. Spree-Neiße, 9./10. Jahrhundert. Links der Sohlgraben, am inneren Grabenrand Pfostenverfärbung einer Böschungssicherung, darüber und rechts Relikte der abgetragenen mehrphasigen Wall- bzw. Bermensektionen und ihres Versturzes (Ausgrabung 1994; Foto: Verf.). Gräben Vor den Wällen lagen bei den Niederungsburgen meist nur flache, wasserführende Sohlgräben von 0,5–1,5 m Tiefe (Abb. 15), die ausreichten, um Reiter und das Heranführen von Geräten zu stoppen sowie Fußkrieger zumindest zu behindern. Man wird sie sich als sumpfige Senken vorstellen können, wie sie bis heute bei manchen Burgen noch erhalten sind. Diese Gräben dienten auch der Entnahme von Füllmaterial für den Wall und konnten durch weitere Grabenzüge ohne Verteidigungswert im Burghof, sogenannte Innengräben (Abb. 16), ergänzt werden. Auf der Angriffsseite waren die Gräben oft – entsprechend den Wällen – besser ausgebaut, d. h. tiefer und breiter37. Das Problem der Niederungsburgen war, dass ihr Schutz durch die feuchte Umgebung im Winter praktisch wegfiel. Tatsächlich fanden viele Angriffe im Slawenland in der kalten Jahreszeit statt, z. B. die Attacke auf die hevellische Brandenburg durch Heinrich I. 928/29: Der ostfränkische König, so erzählt Widukind von Corvey, fiel plötzlich über die Slawen, die Heveller genannt werden, her, zermürbte

sie in vielen Schlachten und nahm schließlich in einem sehr harten Winter, in dem er sein Lager auf dem Eis aufschlug, die Brennaburg mit Hunger, Schwert und Kälte38. Die flachen Wassergräben hatten insofern auch den Sinn, im Winter zumindest diesen Bereich eisfrei halten zu können. Die Findlinge, die man oft in Burggräben hebt, mögen teilweise auf Steinwürfe entsprechenden Zwecks zurückgehen. Bei Höhenburgen treten auch sehr gut ausgebaute Gräben auf, die 20 m Breite und 2–6 m Tiefe erreichen konnten. Diese Ausmaße waren vor allem dort notwendig, wo die Gräben ihre Funktion ohne Wasser erfüllen sollten39. Stets handelte es sich um Sohlgräben; Spitzgräben waren im slawischen Befestigungsbau nicht üblich. Die wenigen Burgen im Slawenland, wo – meist nicht ganz eindeutig – Spitzgräben beobachtet worden sind, können bezeichnenderweise mit fränkischen, ostfränkischen oder deutschen Bauherren in Verbindung gebracht werden40. Sonstige Annäherungshindernisse An verschiedenen Burgen werden vor den Wällen – in oder an den Gräben – aufgerichtete Annäherungshindernisse oder vorgelagerte Brustwehren rekonstruiert, etwa Palisadenreihen, Flechtwerkzäune, gespitzte Pfähle in der Art „spanischer Reiter“ u. Ä.41. Da man bei der Ausgrabung stets nur Pfostenstümpfe oder -gruben als Grundlage entsprechender Vorrichtungen antrifft, sind diese Interpretationen in der Regel unsicher: Die Pfostenstellungen sind nur schwer von Böschungssicherungen in der Art von Pfostenreihen oder Faschinen zu unterscheiden, die die Wallfüße gegen ein Abrutschen in die Gräben schützen sollten. Solche der Statik dienenden Befestigungen treten an jedem Burgwall, oft mit mehreren Erneuerungen, in Erscheinung42. Böschungs- und Wallfußsicherungen werden innerhalb komplizierter Wallbefunde manchmal sogar als eigenständige Befestigungsphasen (im Sinne von frühen „Palisadenburgen“) aufgefasst, was in den meisten Fällen Resultat einer Fehldeutung sein dürfte43. Sicher belegt sind derartige Vorrichtungen nur bei Inselburgen. Als gegen Boote gerichtete Installationen lassen sich hier Felder und Reihen angespitzter Pfähle beobachten, die vor den Burgfronten in den Seegrund gerammt waren44. Dem archäologischen Nachweis gänzlich entzogen sind tote Hecken und Gebücke, die man sich gleichwohl gut vor den Burgen vorstellen kann.

Abb. 16. Profil durch einen Innengraben mit Siedlungs- und Schwemmschichten auf der Innenseite des Walls des Feldberger Burgwalls von Potzlow, Ldkr. Uckermark, 8.–10. Jahrhundert (nach: Biermann/Henning, Orientalisches Silber [wie Anm. 24], S. 34, Abb. 3). 44

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Abb. 19. Freigelegtes Teilstück des zur Burgwallinsel von Teterow, Ldkr. Rostock, führenden Bohlenwegs (aus: Unverzagt/Schuldt, Teterow [wie Anm. 57], Taf. 78). Abb. 17. Rekonstruktion des Osttors der Burg von Spandau, Berlin, im 11. Jahrhundert (aus: von Müller/von MüllerMuči, Ausgrabungen [wie Anm. 31], S. 83, Abb. 44). Dass wir trotz zahlreicher Ausgrabungen in Nordostdeutschland und Polen noch nicht alle Aspekte des slawischen Befestigungswesens kennen, zeigt die erst jüngst gelungene erstmalige Feststellung von sogenannten „Reitergassen“, also senkrecht oder konzentrisch zum Wall gerichteter Annäherungshindernisse gegen (ungarische) Reiterkrieger45, an einer slawischen Burg, jener von Meetschow, Ldkr. Lüchow-Dannenberg, im Hannoverschen Wendland. Der Befund wurde in einem Luftbild erhoben46. Tore Ausgeprägte Zangentore, wie sie den frühmittelalterlichen fränkischen Burgenbau auszeichnen, sind bei slawischen Befestigungen im hier betrachteten Raum nicht bekannt. Bei den großen Burgen des Feldberger Typs herrschten, dem Oberflächenbefund nach zu urteilen, einfache, vermutlich mit Holz ausgebaute Durchlässe als Aussparungen in den Wällen vor47. Eine Art Kammertor mit eingezogenen Palisadenzügen und Pfostenstellungen, die einen turmartigen Hochbau andeuten mögen, wurde am Eingang der Vorburg von Groß Raden beobachtet; vergleichsweise deutliche Indizien für einen rechteckigen, aus

Pfostenbündeln aufgerichteten Turm von wenigstens 4,5 m Höhe und 4 x 6 m Fläche gibt es aus Behren-Lübchin48. Der in etwas suggestiver Weise mit stattlichem Turm rekonstruierte Befund von Berlin-Spandau (Abb. 17), ein etwa 2 m breiter Durchlass mit Bohlenauskleidung, könnte eine Art Kammertor, aber auch ein einfach konstruierter Eingang gewesen sein49. Ähnlich stellen sich die Tore der spätslawischen Marktsiedlung von Parchim-Löddigsee, Ldkr. Ludwigslust-Parchim, dar; auch hier werden Türme nur vermutet50. Bei den meisten Burgen, namentlich bei den kleinen Ringwällen, gewährten röhrenartig durch den Wall geführte Tore von 2 bis 3 m Breite und 2 bis 2,50 m Höhe den Zugang; diese „Tunneltore“ können als Charakteristikum des slawischen Burgenbaues bezeichnet werden. Sie waren entweder durch eine Wallkonstruktion aus Holz und Erde überdeckt und dann tatsächlich tunnelartig, oder über ihnen führte zumindest der Wehr-

Abb. 18. Die Burg auf den Kreidefelsen von Kap Arkona, Insel Rügen, mit mächtigem Abschnittswall, Ansichtskarte von 1933 (Sammlung: Verf.). „Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

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„Wolfsgruben“) genutzt wurden bzw. den weiteren Angriff eines eingedrungenen Gegners behindern sollten. Dafür gibt es Beispiele aus Presenchen, Ldkr. Dahme-Spreewald, und Tornow in der Niederlausitz sowie aus Groß Raden53. Vermutlich waren die Tore im Frieden mit Torflügeln versehen; indirekt belegt das ein Zapfenloch bei einem Tor von Parchim-Löddigsee54. Im Angriffsfall wurden die Durchlässe mit Erdreich verstopft, wie wir von der Belagerung der Burg auf Kap Arkona 1168 durch die Dänen wissen (Abb. 18): Dort hatten die Verteidiger laut Saxo Grammaticus (um 1140, † um 1220) das Tor mit Erde und Rasenstücken aufgefüllt, doch gelang es einem dänischen Jungen, in den oben verbliebenen Hohlraum zu gelangen, wo ihn die Verteidiger nicht bekämpfen konnten, und dort Feuer zu legen. Das führte zum Brand des Hauptwalls und zur Kapitulation der Tempelburg55. Abb. 20. Schnitt durch den Wall der Burg von Köben/Chobienia in Niederschlesien (Polen) mit starken Brandschichten in einer Grube hinter dem Wall (nach Biermann/Kieseler/ Nowakowski, Köben [wie Anm. 14], S. 114, Abb. 14). Abb. 21. Verkohlte Rückfront des Walls der Burg von Köben (nach Biermann/Kieseler/Nowakowski, Köben [wie Anm. 14], S. 115, Abb. 16).

gang weiter; der Boden wurde in der Regel durch Bohlen, die Wangen wurden durch palisadenartig gesetzte Pfosten oder Blockbau-Konstruktionen hergestellt51. Jedenfalls handelte es sich um verteidigungstechnisch anspruchslose Durchgänge, die weder Fahrzeugen oder Reitern bequemen Zugang zur Burg ermöglichten, noch so aufwendig zur Verteidigung vorbereitet waren, wie man es aus anderen Befestigungsepochen für diese neuralgischen Punkte einer Fortifikation gewohnt ist. Auch repräsentative Funktionen sind diesen Toren schwerlich zuzuweisen. Bei den mittelslawischen Rundwällen scheint man sie möglichst klein bemessen, in der Anzahl begrenzt – in der Regel auf ein einziges – und in den Wall integriert zu haben, um sie leicht verteidigen zu können. Dazu passt, dass die Eingänge oft auf der von der Höhe abgewandten Seite angelegt wurden, man also ein Stück weit am Burgwall vorbei bis zum Tor laufen musste; eine bewusste Planung der Zuwegung unter dem Aspekt, ob der Angreifer dem Verteidiger die Schwertoder Schildseite darbot, ist jedoch nicht zu erweisen52. Manchmal liegen Brunnen direkt hinter den Toren oder sogar in den Tordurchgängen, sodass sie vielleicht außer für die Wasserversorgung auch als Fallgruben (als eine Art von 46

Türme Bei der Beschreibung der Eroberung von Kap Arkona durch Saxo Grammaticus erfahren wir auch, dass sich direkt über dem Tor ein Turm befand, der jedoch trotz der Belagerung nicht durch Krieger besetzt, sondern mit heidnischen Götterbildern und Feldzeichen – darunter das mächtige „Stanitia“-Symbol – geschmückt war; man versprach sich davon wohl göttlichen Beistand, doch die fehlende menschliche Besatzung des Turms erwies sich als schwerer Fehler56. Bei der Eroberung der Burg des Circipanenhäuptlings Otimar in Mecklenburg durch die Dänen unter König Waldemar im Jahre 1171 berichtet derselbe Chronist, dass die Verteidiger erst während des Angriffs einen provisorischen Turm errichteten, von dem aus sie mit an Lanzenschäften befestigten Sicheln den dänischen Kriegern die Schilddeckung zu entreißen suchten57. Aus beiden Nachrichten geht hervor, dass es Türme zwar im slawischen Befestigungsbau gab, man diese aber nicht recht zu nutzen wusste. Tatsächlich war ein Turm durch sein repräsentatives Aussehen und seine praktischen Verwendungsmöglichkeiten – Überhöhung gegenüber dem Gegner, Aussichts- und Beobachtungsposten – zwar sinnvoll, doch dürfte er im Krieg, als leicht entflammbare und nicht allzu stabile Holzkonstruktion, auch ein bevorzugter Angriffspunkt und gefahrvoller Aufenthaltsort für die Verteidiger gewesen sein. Archäologisch gibt es für Türme nur an Toren hier und da schwache Indizien, und zwar in der Form von Pfostenstellungen58. Im Wallverlauf sind sie ganz unbekannt. Erneut ergibt sich hier das Problem, dass solche Bauwerke mit dem Spaten kaum nachweisbar sind: Auch von gewaltigen Holztürmen würden bestenfalls einige Pfostenlöcher zeugen. Nimmt man die spärlichen Befunde aus archäologischen und historischen Quellen aber ernst, dann dürften Turmbauten tatsächlich nicht allzu verbreitet gewesen sein. Brücken Über die Burggräben kam man in der Regel mittels dammartig auf dem Ursprungsniveau des Geländes belassenen Aussparungen in den Grabenringen, sogenannter Erdbrücken. Diese dürften in der Regel mit Planken und Pfosten gegen Erosion befestigt gewesen sein. Auch im Angriffsfalle waren sie also stabil und unbeweglich; man konnte sie höchstens ganz abbauen, was möglich, aber nicht nachgewiesen ist. Daneben gab es auch aus Holz konstru„Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

ierte Brücken bzw. Bohlenwege, sowohl als Passage über Burggräben59 wie insbesondere auch an Inselburgen. Bei letzteren konnten die Brücken erstaunliche Ausmaße erreichen – beispielswiese war der Groß Radener Burgwall im 10. Jahrhundert über eine 80 bis 100 m lange Brücke mit seiner Vorburgsiedlung verbunden, der frühslawische Sukower Burgwall, Ldkr. Ludwigslust-Parchim, mit einer 1 200 m langen Bohlentrasse zum Niederungsufer, ein ausgedehntes Damm- und Brückensystem erschloss die Teterower Burgwallinsel (Abb. 19), und jene im Oberuckersee bei Fergitz, Ldkr. Uckermark, hatte sogar zwei Brücken: eine 400 m lange und bis zu 17 m Wassertiefe überwindende Anlage sowie eine weitere, 2,2 km lange Holzstraße mit -brücke, die über eine Untiefe bis zum Ufer verlief60. Der erhebliche Holzverbrauch und die aufwendige Konstruktion dieser Brücken beeindrucken bis heute. Sie wurden im Gefahrenfalle zumindest partiell abgebaut, sodass der Angreifer keinen festen Weg zur Burg fand. Das wird von Saxo Grammaticus für die bereits oben erwähnte Inselburg der Circipaner in Mecklenburg überliefert, die 1171 gestürmt wurde: Um den Angriff abzuhalten, ließ der Herr (princeps) der Burg (urbis), Otimar, bei dem Anrücken des Heeres die Brücke sofort bis auf den Spiegel des Sees abtragen (…), so dass nur die Stumpfe der Pfähle blieben. Darauf bauten die Dänen die Brücke aber wieder auf, indem sie sich Holz aus einer benachbarten Siedlung besorgten61. Dass um Brücken gekämpft wurde, legen Waffenfunde in ihrem Umfeld nahe, etwa von der piastischen Burg von Ostrów Lednicki in Großpolen oder aus Behren-Lübchin62. Brunnen Das größte Problem der Burgen bestand darin, dass sie durch Brandpfeile und andere Mittel vergleichsweise leicht in Brand gesetzt werden konnten. Das bezeugen Brandschichten an fast allen ausgegrabenen Burgen (Abb. 20, 21). Manche davon müssen wie Schlote gebrannt haben, wobei die gesamte Wallkonstruktion verkohlte; in der spätslawischen Inselburg von Fergitz ist bei der Feuerzerstörung ein regelrechter „Schlackewall“ entstanden, der sich aus stark gefritteten Lehmbrocken zusammensetzt; als „Schwimmsteine“ kann man sie auf der Oberfläche des Oberuckersees treiben lassen63. Der Verteidiger musste daher alles daran setzen, einen Brand der Burg zu verhindern, was bei einer hölzernen Befestigung keine leichte Aufgabe war. Mit dieser Feuergefahr hängt wohl zusammen, dass viele Burgen oft mehrere Brunnen enthielten (Abb. 22), die es im Angriffsfalle ermöglichten, die ganze Anlage feucht zu halten und sie zu löschen, sofern hölzerne Bauteile Feuer gefangen hatten64. Bemerkenswert ist z. B. der Niederlausitzer Burgwall von Raddusch, ein kleiner Ringwall mit lediglich etwa 30 m Innendurchmesser, in dem sich vier Brunnen des späten 9. und 10. Jahrhunderts befanden, darunter ein beeindruckendes, gut 12 m tiefes Kastenbauwerk65. Zuweilen befanden sich Brunnen sogar außerhalb des Walls auf der Niederungsseite im oder am Burggraben, offenbar, weil dort Wasser auch in Gefahren- und Trockenzeiten zu entnehmen war66. Bei Höhenburgen des Feldberger Typs, wo Wasser durch Brunnen nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand gewonnen werden konnte, führte man Wallzüge bis in die Niederung, um Gewässer oder grundwassernahes Gelände in die Burg einzubeziehen67. Natürlich dienten die Brunnen auch der Versorgung der „Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

Abb. 22. Freilegung eines Brunnens im Feldberger Burgwall von Lenzersilge, Ldkr. Prignitz, erbaut etwa 825 bis 830 (Foto: Verf.). Burginsassen sowie des Viehs, aber unter dem Aspekt des Brandschutzes können sie als eines der wichtigsten Wehrelemente einer slawischen Burg betrachtet werden. Fazit

Resümierend können wir die slawischen Burgen als mächtige, aufwendige und eindrucksvolle, jedoch insgesamt relativ einfache Anlagen betrachten, deren Wehrelemente effektiv, aber nicht allzu anspruchsvoll waren; Erker, Zugbrücken, Zinnen, Zwinger, Flankierungsmöglichkeiten durch vor- und zurücktretende Befestigungsbauten und ähnliche Errungenschaften des mittelalterlichen Fortifikationswesens gab es noch nicht, oder wir können sie zumindest bislang nicht nachweisen. Mit großen Überraschungen wird man allerdings nicht mehr zu rechnen haben: Das frühgeschichtliche slawische Befestigungswesen bewegte sich in den architektonisch-konstruktiven und fortifikatorischen Möglichkeiten seiner Zeit und seines Milieus, die insbesondere durch die Unkenntnis von Stein-Mörtelbauweisen begrenzt wurden. Gleichwohl überrascht zuweilen das geringe Bemühen um eine Erhöhung des Verteidigungswertes, die auch mit einfachen Mitteln hätte erzielt werden können. So nutzte man zwar stets geschickt den natürlichen Schutz von Anhöhen, Halbinseln, Inseln oder Horsten in Sümpfen und Seen. Zu deren Befestigung wurde jedoch nicht immer die verteidigungstechnisch günstigste 47

Führung der Wälle gewählt. Die im ganzen nördlichen Ostmitteleuropa ähnlichen mittelslawischen Niederungsringwälle beispielsweise wurden fast ohne Ansehen der natürlichen Voraussetzungen allerorten nach demselben fortifikatorisch eher bescheidenen Muster gebaut. Offensichtlich hatten die Bauherren das Idealbild einer Burg vor Augen, das wichtiger war als eine Bezugnahme auf die Gegebenheiten des Bauplatzes. Zugleich waren die Wehranlagen in der Regel nicht Werke von Architekten, sondern von Stammeshäuptlingen und deren Beauftragten. Ihre Befestigungstechnik schöpfte aus den individuellen Erfahrungen dieser Personen, nicht aus einer fortifikatorischen Ausbildung. Dies ist aber keine Eigenart lediglich des slawischen, sondern generell des frühmittelalterlichen Burgwallbaues in Mitteleuropa.

Anmerkungen

Vgl. Rafael von Uslar, Studien zu frühgeschichtlichen Befestigungen zwischen Nordsee und Alpen, Köln/Graz 1964; Hansjürgen Brachmann, Der frühmittelalterliche Befestigungsbau in Mitteleuropa (Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 45), Berlin 1993, insb. S. 60–164.  2 Joachim Henning, Germanen – Slawen – Deutsche. Neue Untersuchungen zum frühgeschichtlichen Siedlungswesen östlich der Elbe. In: Prähistorische Zeitschrift 66, 1991, S. 119–133, hier S. 131 f.; Sebastian Brather, Karolingerzeitlicher Befestigungsbau im wilzisch-abodritischen Raum. In: Joachim Henning/Alexander T. Ruttkay (Hrsg.), Frühmittelalterlicher Burgenbau in Mittel- und Osteuropa, Bonn 1998, S. 115–126, hier S. 122; ders., Archäologie der westlichen Slawen (Ergbd. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 30), Berlin/New York 2001, S. 124; Torsten Kempke, Slawische Burgen des 7.–10. Jahrhunderts. In: Horst Wolfgang Böhme u. a. (Hrsg.), Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch 1, Stuttgart 1999, S. 45–53, hier S. 46.  3 Z. B. Joachim Herrmann/Karl-Uwe Heußner, Dendrochronologie, Archäologie und Frühgeschichte vom 6. bis 12. Jahrhundert in den Gebieten zwischen Saale, Elbe und Oder. In: Ausgrabungen und Funde 36, 1991, S. 255–291; Karl-Uwe Heußner/ Thorsten Westphal, Dendrochronologische Untersuchungen an Holzfunden aus frühmittelalterlichen Burgwällen zwischen Elbe und Oder. In: Henning/Ruttkay, Burgenbau (wie Anm. 2), S. 223– 234; Michał Kara/Marek Krąpiec, Możliwości datowania metodą dendrochronologiczną oraz stan badań dendrochronologicznych wczesnośredniowiecznych grodzisk z terenu Wielkopolski, Dolnego Śląska i Małopolski (Die Möglichkeiten der Datierung mit der dendrochronologischen Methode und der Stand der dendrochronologischen Erforschung frühmittelalterlicher Burgwälle aus den Gebieten Großpolens, Niederschlesiens und Kleinpolens). In: Henryk Samsonowicz (Hrsg.), Ziemie Polskie w X wieku i ich znaczenie w kształtowaniu się Nowiej Mapy Europy (Die Gebiete Polens im 10. Jahrhundert und ihre Bedeutung bei der Gestaltung der neuen Karte Europas), Kraków 2000, S. 303–327.  4 Vgl. Felix Biermann, Burg und Herrschaft bei den nördlichen Westslawen. In: Hans Ottomeyer/G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Die Burg. Wissenschaftlicher Begleitband zu den Ausstellungen „Burg und Herrschaft“ und „Mythos Burg“, Dresden 2010, S. 26–33.  5 Vgl. Hansjürgen Brachmann (Hrsg.), Burg – Burgstadt – Stadt (Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, 1), Berlin 1995, S. 92–107; Felix Biermann, Burgstädtische Zentren der Slawenzeit in Brandenburg. In: Joachim Müller/Klaus Neitmann/Franz Schopper (Hrsg.), Wie die Mark entstand. 850 Jahre Mark Brandenburg (Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg 11), Wünsdorf 2009, S. 101–121.  1

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Trotz der eher bescheidenen Wehrelemente und der stets drohenden Feuerzerstörung waren die slawischen Burgen aber, das zeigen die archäologischen Befunde, militärisch bedeutende und oft umkämpfte Bauwerke, deren Kontrolle der Schlüssel zur Macht im nördlichen westslawischen Raum darstellte. Dabei ist in Rechnung zu stellen, dass die Burgen in ihrem beschränkten fortifikatorischen Wert den generell ebenso beschränkten Möglichkeiten der Angreifer entsprachen und dass die in der Anzahl dominierenden Burgen, die kleinen Ringwälle, nicht gegen schlagkräftige Heere ostfränkisch-deutscher, dänischer oder polnischer Herrscher, sondern gegen die geringe Gefolgschaft des Nachbarhäuptlings gerichtet waren. Gegen solche Truppen bot selbst ein sehr kleiner Ringwall Schutz und ermöglichte seinem Besitzer, seine Machtinteressen gegenüber dem Konkurrenten mit größerem Nachdruck durchzusetzen.

So z. B. Kempke, Slawische Burgen (wie Anm. 2), S. 51; ders., Mecklenburg-Vorpommern, Slawische Burgen. In: Böhme u. a., Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch 2, S. 118–120, hier S. 119.  7 Carl Schuchhardt, Die Burg im Wandel der Weltgeschichte, Potsdam 1931, S. 232. Zur Diskussion vgl. Sebastian Brather, Zwischen „Fluchtburg“ und „Herrensitz“. Sozialgeschichtliche Interpretationen früh- und hochmittelalterlicher Burgwälle in Ostmitteleuropa. In: Archaeologia Baltica 6, 2006, S. 40–57.  8 Einige unter zahlreichen Beispielen für Nennungen als Herrschaftssitze oder Tempelorte werden unten aufgeführt. Als seltener Beleg einer nur im Gefahrenfalle bewohnten Befestigung ist die bei der dänischen Eroberung Rügens 1168 von Saxo Grammaticus in diesem Sinne beschriebene Burg Karenz (Garz oder Venz) erwähnenswert. Doch auch hier stand die refugiale Funktion neben einer religiösen, denn in der Burg befanden sich mehrere Tempel mit Götterbildern; vgl. Fred Ruchhöft, Die Burg am Kap Arkona (Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern 7), Schwerin 2010, S. 71 ff., mit Quelle.  9 Vgl. Biermann, Burg (wie Anm. 4); ders., Functions of the large Feldberg type strongholds from the 8th/9th century in Mecklenburg and Pomerania. In: Sprawozdania archeologiczne (Archäologische Berichte) 63, 2011, S. 149–174, hier S. 161 ff., mit weiterer Literatur. 10 Zum Sklavenhandel: Joachim Henning, Gefangenenfesseln im slawischen Siedlungsraum und der europäische Sklavenhandel vom 6. bis 12. Jahrhundert. In: Germania 70, 1992, S. 403–426. 11 Vgl. zuletzt Brather, Fluchtburg (wie Anm. 7); Biermann, Functions (wie Anm. 9), S. 155–159, mit Literatur. Pläne finden sich bei Joachim Herrmann, Siedlung, Wirtschaft und gesellschaftliche Verhältnisse der slawischen Stämme zwischen Oder/Neiße und Elbe (Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte 23), Berlin 1968, S. 164 ff., Abb. 28, 29. 12 Felix Biermann, Frühstadt und Burg an der südlichen Ostseeküste vom 8. bis 12. Jh. In: ders./Christofer Herrmann/Matthias Müller (Hrsg.), Die Stadt als Burg (Castella Maris Baltici 7), Greifswald 2006, S. 15–24. 13 Joachim Henning, Archäologische Forschungen an Ringwällen in Niederungslage: die Niederlausitz als Burgenlandschaft des östlichen Mitteleuropas im frühen Mittelalter. In: ders./Ruttkay, Frühmittelalterlicher Burgenbau (wie Anm. 2), S. 9–30, hier S. 10, Abb. 1. 14 Vgl. Zofia Kurnatowska, Die Burgen und die Ausbildung der Stammesaristokratie bei den urpolnischen Slawen. In: Alfried Wieczorek/ Hans-Martin Hinz (Hrsg.), Europas Mitte um 1000, Bd. 1, Stuttgart 2000, S. 257–263, hier S. 259 f.; Kara/Krąpiec, Możliwości (wie Anm. 3); Michał Brzostowicz, Bruszczewski zespół osadniczy we  6

„Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

wczesnym średniowieczu (Der Siedlungskomplex von Bruszczewo im frühen Mittelalter), Poznań 2002, S. 93 ff.; Felix Biermann/ Andreas Kieseler/Dominik Nowakowski, Neue Forschungen am Burgwall Kleinitz (Klenica, pow. Zielonogórski) in Niederschlesien, Polen. In: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 49, 2008, S. 67–98; dies., Mittelalterliche Herrschafts- und Siedlungsstrukturen in Niederschlesien am Beispiel von Köben [Chobienia] an der Oder. In: Prähistorische Zeitschrift 86, 2011, S. 100–132, hier S. 121. 15 Vgl. zu den politischen Prozessen zuletzt Christian Hanewinkel, Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveränderungen im ostfränkischen Reich und in Sachsen von 887-936, Diss. Univ. Münster 2004 (Internetpublikation). 16 Zu diesen Prozessen aus archäologischer Sicht: Kurnatowska, Burgen (wie Anm. 14); dies., Herrschaftszentren und Herrschaftsorganisation. In: Wieczorek/Hinz, Europas Mitte (wie Anm. 14), S. 458–463; Marek Dulinicz, Forschungen zu den Herrschaftszentren des 10. bis 11. Jahrhunderts in Polen. In: Joachim Henning (Hrsg.), Europa im 10. Jahrhundert. Archäologie einer Aufbruchszeit, Mainz 2002, S. 147–160. 17 Wolfgang H. Fritze, Der slawische Aufstand von 983 – eine Schicksalswende in der Geschichte Mitteleuropas. In: Eckhart Henning/ Werner Vogel (Hrsg.), Festschrift der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg zu ihrem hundertjährigen Bestehen 1884–1984, Berlin 1984, S. 9–55. 18 Vgl. zuletzt Gerhard Billig, Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meißnischen Raum (Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden 20), Berlin 1989. 19 Karol Modzelewski, Organizacja gospodarcza państwa piastowskiego X–XIII wiek [Die Wirtschaftsorganisation in der Piastenherrschaft des 10.–13. Jahrhunderts], Wrocław 1975. 20 Kurnatowska, Burgen (wie Anm. 14); dies., Herrschaftszentren (wie Anm. 16); Dulinicz, Forschungen (wie Anm. 16); zu den Jahrringdaten: Kara/Krąpiec, Możliwości (wie Anm. 3). 21 Jürgen Petersohn, Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert (Osteuropa in Vergangenheit und Gegenwart 17), Köln/Wien 1979. 22 Zu diesen Prozessen zusammenfassend Biermann, Burg (wie Anm. 4), mit weiterer Literatur. 23 Joachim Herrmann, Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle Groß-Berlins und des Bezirkes Potsdam, Berlin 1960; Gunnar Möller, Die Anfänge „deutschen“ Burgenbaus in Vorpommern. In: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 39, 1998, S. 217–228; Ines Spazier, Mittelalterliche Burgen zwischen mittlerer Elbe und Bober (Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg 6), Wünsdorf 1999. 24 Besonders eindrucksvolle Beispiele für menschliche Knochenfunde gibt es aus Niederschlesien, so von Gustau (Gostyń; Karl Langenheim, Der frühslawische Burgwall von Gustau Kr. Glogau. In: Altschlesien 8, 1939, S. 104–127, hier S. 123), Kleinitz (Klenica; Biermann/Kieseler/Nowakowski, Kleinitz [wie Anm. 14], S. 79 f., 89, Abb. 11), Köben (Chobienia) und Poppschütz (Popeszyce; dies., Köben [wie Anm. 14], S. 121, Anm. 93); bemerkenswerte Belege für ein regelrechtes Massaker lieferte auch der Burgwall von Potzlow in der Uckermark: Felix Biermann/Joachim Henning, Orientalisches Silber in der Uckermark. In: Heimatkalender Prenzlau 2013, 2012, S. 32–41. 25 Vgl. z. B. Belege bei den zeitgenössischen Chronisten Widukind von Corvey (Res Gestae Saxonicae / Die Sachsengeschichte, übersetzt und hrsg. von Ekkehart Rotter/Bernd Schneidmüller, Stuttgart 1981, z. B. I.35, 36, II.4, III.52 u. a.) und Thietmar von Merseburg (Die Chronik des Thietmar von Merseburg, neu übertragen und bearb. von Robert Holtzmann [Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 39], Leipzig 1939, III.17, 18, IV.13, IV.52). 26 Joachim Herrmann, Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Burgenbau der slawischen Stämme westlich der Oder. In: Zeitschrift für Archäologie 1, 1967, S. 206–258; Felix Biermann, Slawische Besiedlung zwischen Elbe, Neiße und Lubsza (Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 65), Bonn 2000, S. 127–135; ders. (Hrsg.), Pennigsberg (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 26), S. 49–56, 74–81. Eine der am besten erhaltenen Wallkonstruktionen überhaupt kam im mecklenburgischen „Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen

Behren-Lübchin ans Tageslicht: Ewald Schuldt, Behren-Lübchin (Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte 19), Berlin 1965, S. 24–56, Beilagen. In jüngerer Zeit fanden sehr instruktive Ausgrabungen zum slawischen Wallbau in Berlin-Spandau statt (Uwe Michas, Burg und Burgstadt Spandau um das Jahr 1000. In: Felix Biermann/Thomas Kersting/Anne Klammt [Hrsg.], Der Wandel um 1000 [Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 60], Langenweißbach 2011, S. 35–43). 27 Ewald Schuldt, Groß Raden (Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 39), Berlin 1985, S. 14–21, Beil. 1; Joachim Herrmann, Die germanischen und slawischen Siedlungen und das mittelalterliche Dorf von Tornow, Kr. Calau (Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 26), Berlin 1973, S. 95 ff., Abb. 50, 51; Ewald Schuldt, Die frühslawische Befestigung von Sternberger Burg, Kreis Sternberg. In: Jahrbuch für Bodendenkmalpflege in Mecklenburg 1982, 1983, S. 97–145, hier S. 144; Biermann/Kieseler/Nowakowski, Köben (wie Anm. 14), S. 110, 122, Abb. 25. 28 Thietmar von Merseburg (wie Anm. 25), VII.63. 29 So ein Buchtitel von Joachim Zeune, Symbole der Macht. Ein neues Bild der mittelalterlichen Burg, Regensburg 1996. 30 Vgl. Hansjürgen Brachmann, Zur Herkunft und Verbreitung von Trocken- und Mörtelmauerwerk im frühmittelalterlichen Befestigungsbau Mitteleuropas. In: Gerard Labuda/Stanisław Tabaczyński (Hrsg.), Studia nad etnogenezą słowiań i kulturą Europy wczesnośredniowiecznej I [Studien zur slawischen Ethnogenese und zur Kultur des frühmittelalterlichen Europas], Wrocław u. a. 1987, S. 199–215; Biermann, Pennigsberg (wie Anm. 26), S. 74. 31 Zu Lehmziegeln: Brachmann, Herkunft (wie Anm. 30), S. 212; Günter Wetzel, Der erste slawische Burgwall des Kreises Bad Liebenwerda in Fichtenberg bei Mühlberg. In: Ausgrabungen und Funde 22, 1977, S. 76–86, hier S. 80; Biermann, Besiedlung (wie Anm. 26), S. 133; zu Torfsoden: z. B. Adriaan von Müller/Klara von Müller-Muči, Die Ausgrabungen auf dem Burgwall in BerlinSpandau, 1 (Berliner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, N. F., 3), Berlin 1983, S. 87, Anl. 15, 26; Peter Donat, Die Mecklenburg (Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 37), Berlin 1984, S. 19, Taf. 3b; Joachim Henning/Karl-Uwe Heußner, Zur Burgengeschichte im 10. Jahrhundert. In: Ausgrabungen und Funde 37, 1992, S. 314–324, hier S. 320 f. 32 Schuldt, Behren-Lübchin (wie Anm. 26), S. 37, 41 f., Taf. 55b; von Müller/von Müller-Muči (wie Anm. 31), u. a. S. 32 ff., Taf. 15. 33 Thietmar von Merseburg (wie Anm. 25), VI.15, VII.23. 34 Beispielsweise zeigt der insgesamt auffällig komplex gebaute Burgwall von Mellenthin auf Usedom (vgl. die Skizze bei Herrmann, Siedlung [Anm. 11], S. 166, Abb. 28h), eine Feldberger Anlage des 9./frühen 10. Jahrhunderts, auf seiner Angriffsseite einen Knick in der Wallfront, der eine seitliche Bestreichung des anschließenden Wall-Vorgeländes ermöglicht. 35 Schuldt, Groß Raden (wie Anm. 27), S. 67, 77, 80 f., Abb. 70, 84; ders., Behren-Lübchin (wie Anm. 26), S. 37, Taf. 58, Beil. 4; von Müller/von Müller-Muči, Ausgrabungen (wie Anm. 31), S. 34 ff., Abb. 10, 11 Plan 9. 36 Vielleicht handelt es sich eher um ein holzausgesteiftes Podest. Zofia Kurnatowska, The Stronghold in Gniezno in the light of older and more recent Studies. In: Przemysław Urbańczyk (Hrsg.), Polish Lands at the Turn of the First and the Second Millenia, Warsaw 2004, S. 185–206, hier S. 187. 37 Biermann, Besiedlung (wie Anm. 26), S. 135. 38 Widukind von Corvey (wie Anm. 25), I.36. 39 Vgl. z. B. Biermann/Henning, Orientalisches Silber (wie Anm. 24). 40 Das gilt für die von Spitzgräben geprägte Befestigung von Hohenwarthe, die mit dem fränkischen Kastell „contra Magadaburg“ von 806 verknüpft wird (Joachim Henning, Das Kastell contra Magadaburg von 806 AD und die karolingischen Kastelle an der Elbe-Saale-Grenze. In: Harald Meller [Hrsg.], Zusammengegraben – Kooperationsprojekte in Sachsen-Anhalt [Archäologie in Sachsen-Anhalt, Sonderbd. 16], Halle/Saale 2012, S. 133–143, hier S. 135, 138, Abb. 4), und für einen Spitzgraben am „Schlossberg“ von Cottbus, der mit der wettinischen Burggrafenburg verbunden wird (Günter Wetzel, Der Schloßberg in Cottbus [Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 23], Potsdam 1989, S. 181–207, hier S. 191, 199, Beil. 3, 4).

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Vgl. z. B. von Müller/von Müller-Muči, Ausgrabungen (wie Anm. 31), u. a. S. 46 ff., Abb. 19, 20; Wetzel, Cottbus (wie Anm. 40), S. 190 f., Abb. 5. 42 Biermann, Besiedlung (wie Anm. 26), S. 132. 43 Vgl. hierzu ausführlich und mit Literatur: Felix Biermann, Sypniewo. Ein frühmittelalterlicher Burg-Siedlungskomplex in Nordmasowien (Archeologia Mazowsza i Podlasia, Studia i Materiały IV [Archäologie Masowiens und Podlasiens, Studien und Materialien]), Warszawa 2006, S. 34 f. 44 Z. B. Schuldt, Behren-Lübchin (wie Anm. 26), S. 71 f., Abb. 47. 45 Die Wall-Grabenfelder wurden im Kontext der Ungarnkriege öfters angelegt, vgl. Mechthild Schulze-Dörrlamm, Die Ungarneinfälle des 10. Jahrhunderts im Spiegel archäologischer Funde. In: Henning, Europa (wie Anm. 16), S. 109–122, hier S. 113 f., Abb. 3. 46 Jens Schneeweiß, Sachsen, Franken, Slawen – zur Geschichte einer Grenzregion an der Elbe. In: Karl-Heinz Willroth/Jens Schneeweiß (Hrsg.), Slawen an der Elbe (Göttinger Forschungen zur Ur- und Frühgeschichte 1), Göttingen 2011, S. 57–102, hier S. 59. 47 Vgl. die Pläne bei Herrmann, Siedlung (wie Anm. 11), S. 164 ff., Abb. 28, 29. 48 Schuldt, Groß Raden (wie Anm. 27), S. 14 ff., Taf. 2, Beil. 1; ders., Behren-Lübchin (wie Anm. 26), S. 44, 47, Abb. 25, 29, Taf. 61. 49 Von Müller/von Müller-Muči, Ausgrabungen (wie Anm. 31), S. 77–86, Abb. 41–44, Anl. 38 Plan 32 u. a. 50 Horst Keiling, Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden (Archäologische Funde und Denkmale aus Mecklenburg-Vorpommern, Museumskat. 7), Schwerin 1990, S. 73 f., Abb. 70, 71. 51 Vgl. zu Toren z. B. Joachim Herrmann, Tornow und Vorberg (Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte 21), Berlin 1966, S. 19 ff., S. 34 ff., Abb. 6–8, Taf. 4, 5 u. a.; Günter Wetzel, Die archäologischen Untersuchungen in den Gemarkungen Schönfeld und Seese, Kr. Calau. In: Schönfeld und Seese (Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 19), Berlin 1985, S. 13–117, hier S. 36 ff., 47 ff., Beil. 5.3; Schuldt, Groß Raden (wie Anm. 27), S. 72, 74–78, Abb. 75, 78 u. a.; Michael Ullrich, Slawenburg Raddusch (Veröffentlichungen zur Brandenburgischen Landesarchäologie 34), 2000, S. 121–194; zusammenfassend Biermann, Besiedlung (wie Anm. 26), S. 134 f. 52 Vgl. Biermann, Besiedlung (wie Anm. 26), S. 134. 53 Joachim Herrmann (Hrsg.), Die Slawen in Deutschland (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie 14), Berlin 1985, S. 205, Abb. 98; Joachim Henning, Der Burg-Siedlungskomplex von Presenchen (Veröffentlichungen 41

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des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 25), 1991, S. 141–146, hier S. 142, Abb. 1; Schuldt, Groß Raden (wie Anm. 27), S. 74 f., Abb. 78; vgl. allgemein Felix Biermann, Der Brunnenbau des 7./8. bis 11./12. Jahrhunderts bei den nördlichen Westslawen (Polen und Ostdeutschland). In: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 42, 2001, S. 211–264, hier S. 241. 54 Keiling, Groß Raden (wie Anm. 50), S. 74, Abb. 71. 55 Ruchhöft, Kap Arkona (wie Anm. 8), S. 62 f., mit Quelle. 56 Ebd., S. 62, mit Quelle. 57 Wilhelm Unverzagt/Ewald Schuldt, Teterow (Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte 13), Berlin 1963, S. 10. 58 Neben den erwähnten Befunden z. B. auch in Schönfeld; Wetzel, Schönfeld (wie Anm. 51), S. 38, 42, Abb. 27. 59 Z. B. Ullrich, Raddusch (wie Anm. 51), S. 135, 137. 60 Zu Groß Raden: Schuldt, Groß Raden (wie Anm. 27), S. 63 ff.; zu Teterow: Unverzagt/Schuldt, Teterow (wie Anm. 57), S. 20–55; zu Fergitz: Joachim Herrmann, Die slawischen Brücken aus dem 12. Jahrhundert im Ober-Ückersee bei Prenzlau. In: Ausgrabungen und Funde 11, 1966, S. 215–230; Andreas Schablowsky, Die slawenzeitlichen Holzrudimente im Oberuckersee in Brandenburg. In: Archäologie der Brücken, Regensburg 2011, S. 161–166; zu Sukow und allgemein: Ralf Bleile, Der slawische Wege- und Brückenbau in Norddeutschland (8.–12. Jahrhundert). In: Walter Melzer (Hrsg.), Mittelalterarchäologie und Bauhandwerk (Soester Beiträge zur Archäologie 6), Soest 2005, S. 125–148. 61 Unverzagt/Schuldt, Teterow (wie Anm. 57), S. 9 f., mit Quelle. 62 Janusz Górecki, Waffen und Reiterausrüstungen von Ostrów Lednicki. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 29, 2001, 41–86; Schuldt, Behren-Lübchin (wie Anm. 26), S. 124 ff. 63 Joachim Otto von der Hagen, Der Fergitzer Burgwall (Mitteilungen des Uckermärkischen Museums- und Geschichts-Vereins IV), 1911, S. 195–213, hier S. 196, 212. 64 Biermann, Brunnen (wie Anm. 53), S. 240 f. 65 Ulrich, Raddusch (wie Anm. 51), S. 145–163. 66 Dafür gibt es Beispiele u. a. aus den Ringwällen von Schönfeld, Mittenwalde (Teltow), „Burgwallwiesen“ und Lenzersilge in der Prignitz, vgl. Felix Biermann/Norbert Goßler, Brunnen, Graben, Wasserstraße (Mitteilungen der Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 21), 2009, S. 31–38, hier S. 32, Anm. 10, mit weiterer Literatur. 67 Willy Bastian, Mittelslawische Höhenburgen mit Hang- und Böschungsanlagen in Mecklenburg. In: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg, Jb. 1955, 1957, S. 155–177; Biermann, Functions (wie Anm. 9), S. 156.

„Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen



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