Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zu räumlichen Strategien

June 12, 2017 | Author: Tilo Hartmann | Category: Psychology
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Diagnostica, 59 (1), 17 – 32  Hogrefe Verlag, Go¨ttingen 2013

Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zur emotionsspezifischen Selbsteinscha ¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES) David Daniel Ebert, Oliver Christ und Matthias Berking

Zusammenfassung. Zahlreiche Studien belegen die Relevanz von Emotionsregulationskompetenzen fu¨r die psychische Gesundheit. Problematisch ist jedoch, dass viele dieser Studien Selbsteinscha¨tzungsmaße verwenden, die Kompetenzen im Umgang mit Emotionen oder Stimmungen im Allgemeinen zu erfassen suchen. Dadurch bleibt unklar, auf welche Emotionen sich die Probanden beim Ausfu¨llen beziehen und inwieweit Bewa¨ltigungskompetenzen u¨ber verschiedene Emotionen hinweg differieren. Ziel der Studie ist daher die Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zur o¨konomischen Selbsteinscha¨tzung von sowohl emotionsu¨bergreifenden als auch emotionsspezifischen Bewa¨ltigungskompetenzen. Auf Basis des emotionsunspezifischen SEK-27 (Berking & Znoj, 2008) wurde ein ¨ rger, Traurigkeit und deFragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung des konstruktiven Umgangs mit Stress, Angst, A pressiver Stimmung entwickelt (SEK-ES). Mit Hilfe einer nicht-klinischen (N = 358) und einer klinischen Stichprobe (N = 579) wurden Itemkennwerte, Reliabilita¨t, Validita¨t sowie Vera¨nderungssensitivita¨t des SEK-ES bestimmt. Die Befunde sprechen fu¨r gute bis sehr gute psychometrische Eigenschaften des Instrumentes und fu¨r die Notwendigkeit, emotionale Kompetenzen emotionsspezifisch zu erfassen. Schlu¨sselwo¨rter: Emotionsregulation, emotionale Kompetenz, Psychotherapie, Emotionen, Diagnostik

Development and validation of a self-report instrument for the assessment of emotion-specific regulation skills (ERSQ-ES) Abstract. Numerous studies demonstrate the importance of emotion regulation skills for mental health. Unfortunately, many of these studies rely on self-report measures assessing ways of coping with emotions or mood states in general. Thus, it remains unclear which emotions participants refer to when completing these measures and whether skill level varies across specific emotional states. The aim of the present study is the development and validation of a questionnaire that allows an economic assessment of both emotion-specific and general emotion regulation skills. Based on the general emotion regulation skills questionnaire (ERSQ-27; Berking & Znoj, 2008) we developed an emotion-specific instrument (ERSQ-ES) to assess adaptive ways of coping with general distress, anxiety, anger, sadness, and depressed mood. Item characteristics, reliability, validity, and sensitivity to change of the ERSQ-ES were investigated in a nonclinical (N = 358) and a clinical sample (N = 579). Findings suggest good-to-very-good psychometric properties of the ERSQ-ES and demonstrate the need to systematically assess emotion regulation skills for specific emotions. Key words: Emotion regulation, emotion regulation skills, psychotherapy, emotions, assessment

Defizite in der Emotionsregulation1 gelten als bedeutender Faktor fu¨r die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Sto¨rungen (Aldao, Nolen-Hoeksema & Schweizer, 2010; Berking, 2010; Werner & Gross, 2009). Es wird angenommen, dass nicht ausreichend regulierte affektive Reaktionen a) definierende MerkWir danken Chefa¨rztin Frau Dippel (Dr. Ebel Fachkliniken – Vogelsbergklinik) fu¨r die Hilfe bei der Erhebung der klinischen Daten und Leif Boss, Iris Burri, Claudia Portmann, Prof. Dr. Bernhard Sieland und Torsten Tarnowski fu¨r die Unterstu¨tzung bei der Rekrutierung der Normalpersonenstichprobe. Weiterer Dank geht an den Schweizerischen Nationalfonds, der die Studie im Rahmen der Fo¨rderungen PA001 – 113040 und PZ00P1 – 121576 unterstu¨tzte. 1 Der Begriff Emotion wird in diesem Artikel in Anlehnung an den Sprachgebrach von z. B. Linehan (1993) oder Greenberg (2002) in dem relativ weit gefassten Sinne von affektiver Reaktion gebraucht. DOI: 10.1026/0012-1924/a000079

male psychischer Sto¨rungen sein ko¨nnen (z. B. Angst bei Angststo¨rungen) und/oder b) dysfunktionale Regulations- bzw. Vermeidungsreaktionen auslo¨sen, die als kognitive oder behaviorale Symptome psychischer Sto¨rungen gelten (z. B. Vermeidungsverhalten bei Angststo¨rung). Gestu¨tzt werden diese Annahmen durch eine Vielzahl von Querschnittsstudien, die das gemeinsame Auftreten von selbstwahrgenommenen Emotionsregulationsdefiziten und psychopathologischer Symptomatik wie z. B. Depression (Garnefski & Kraaij, 2006), Angststo¨rung (Amstadter, 2008), Esssto¨rung (Bydlowski et al., 2005), Schizophrenie (Badcock, Paulik & Maybery, 2011) und Borderlineperso¨nlichkeitssto¨rung (Gratz, Rosenthal, Tull, Lejuez & Gunderson, 2006) belegen. La¨ngsschnittliche und experimentelle Studien werden dabei als Beleg herangezogen, dass diese Defi-

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David Daniel Ebert, Oliver Christ und Matthias Berking

zite nicht lediglich ein Symptom der jeweiligen psychopathologischen Symptomatik sind, sondern auch als ursa¨chliche Faktoren gesehen werden ko¨nnen (Berking et al., 2011; Berking, Orth, Wupperman, Meier & Caspar, 2008; Svaldi, Caffier & Tuschen-Caffier, 2010; Westermann, Kesting & Lincoln, in press). In den letzten Jahren sind daher eine Reihe von Fragebo¨gen entwickelt worden, die verschiedene als relevant angesehene Dimensionen des Umgangs mit affektiven Reaktionen erfassen sollen und beispielsweise erfragen, inwieweit Patienten ihre emotionalen Reaktionen benennen, akzeptieren und/oder vera¨ndern ko¨nnen (z. B. die Difficulties in Emotion Regulation Scale, DERS, deutsche Version: Ehring, Tuschen-Caffier, Griepenstroh & Berking, 2010; der Fragebogen zur Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen, SEK-27, Berking & Znoj, 2008; die Negative Mood Regulation Scale, NMR, deutsche Version: Backenstrass, Pfeiffer, Schwarz, Catanzaro & Mearns, 2008; die Trait-Meta-Mood Scale, TMMS, deutsche Version: Otto, Do¨ring-Seipel, Grebe & Lantermann, 2001; der Emotionale-Kompetenz-Fragebogen, EKT, Rindermann, 2009). Problematisch ist allerdings, dass die zurzeit verfu¨gbaren Fragebo¨gen nach dem Umgang mit Emotionen oder Stimmungen im Allgemeinen fragen. Dies birgt die Gefahr, dass die Befragten unter Begriffen wie „Emotion“, „Stimmung“ oder Formulierungen wie „Wenn es dir schlecht geht“ jeweils etwas Unterschiedliches verstehen. So erscheint es zum Beispiel nicht unwahrscheinlich, dass ein depressiver Patient die Frage danach, ob er seine „Emotionen“ akzeptieren kann, auf Gefu¨hle von Traurigkeit und Verzweiflung bezieht, wohingegen ein Patient, der unter Angststo¨¨ ngste bezieht. rungen leidet, die Frage eher auf seine A Damit werden jedoch mit demselben Item jeweils unterschiedliche Kompetenzen erfasst, und es bleibt unklar, mit welchen Emotionen welche Patienten welche Regulationsschwierigkeiten haben. Speziell aus Forschungsperspektive ist daru¨ber hinaus zu kritisieren, dass es diese Instrumente nicht erlauben, zu kla¨ren, inwieweit emotionsspezifische Regulationskompetenzen miteinander assoziiert sind und eine emotionsunspezifische Erfassung emotionaler Kompetenzen u¨berhaupt gerechtfertigt ist. In Anbetracht dieser Kritik ist es bedauerlich, dass fu¨r Erwachsene aktuell weder im deutschen noch im angloamerikanischen Sprachraum Instrumente existieren, die es erlauben, relevante emotionsspezifische Bewa¨ltigungskompetenzen o¨konomisch zu erfassen. Vor diesem Hintergrund ist es Ziel dieser Studie, einen hinreichend o¨konomischen Fragebogen zur Erfassung emotionsspezifischer Regulationskompetenzen zu entwickeln und zu validieren, welche im Kontext von Pra¨vention und Therapie psychischer und psychosomatischer Sto¨rungen als besonders relevant angesehen werden.

Methode Fragebogenentwicklung Grundlage fu¨r die Entwicklung des Instrumentes ist das kompetenzorientierte Model adaptiver Emotionsregulation von Berking (2010) und der zur Erfassung der in diesem Modell explizierten Kompetenzen konzipierte Fragebogen zur Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-27; Berking & Znoj, 2008). Der SEK-27 erfasst mit jeweils drei Items, inwieweit sich die Befragten in der letzten Woche in der Lage sahen belastende affektive Reaktionen (1) bewusst wahrzunehmen, (2) zu benennen, (3) mit Hilfe von Ko¨rperempfindungen zu identifizieren, (4) in Bezug auf auslo¨sende Faktoren zu verstehen, (5) zu akzeptieren, (6) zu tolerieren, (7) aktiv zu vera¨ndern, inwieweit sie sich (8) emotional belastenden Situationen aussetzen konnten, wenn dies fu¨r das Erreichen wichtiger Ziele notwendig war, und sich (9) im Umgang mit belastenden Gefu¨hlen innerlich mitfu¨hlend unterstu¨tzen konnten. In einer Reihe von Studien wurden die insgesamt zufriedenstellenden bis sehr guten psychometrischen Eigenschaften des Fragebogens belegt (Berking et al., 2011; Berking, Ebert, Filipek, Cal & Dippel, 2010; Berking, Meier & Wupperman, 2010; Berking, Orth et al., 2008; Berking, Wuppermann et al., 2008; Cal, Ebert, Dippel & Berking, 2010). Zur Entwicklung einer emotionsspezifischen Version des SEK-27 (SEK-ES) wurden ausgewa¨hlte Items des SEK-ES jeweils so umformuliert, dass sie gezielt den erfolgreichen Einsatz der jeweiligen Kompetenz im Umgang mit den affektiven Reaktionen: (1) Stress und ¨ rger, (4) Traurigkeit, (5) Anspannung, (2) Angst, (3) A depressive Stimmung erfassen. Die Auswahl dieser affektiven Reaktionen erfolgte in drei Schritten: Zuna¨chst wurden die Ha¨ufigkeiten der Nennungen affektiver Reaktionen in den Kriterien und Beschreibungen psychischer Sto¨rungen in den aktuellen Klassifikationssystemen (DSM-IV und ICD-10) sowie in den Manualen von empirisch validierten Behandlungen psychischer Sto¨rungen (Schulte, Grawe, Hahlweg & Vaitl, 2010) ermittelt. Anschließend wurden die 15 ha¨ufigsten affektiven Reaktionen von fu¨nf klinisch-psychologisch ta¨tigen WissenschaftlerInnen in eine Rangreihe bzgl. der Relevanz fu¨r psychotherapeutische Behandlungen gebracht. Auf der Basis dieser Einscha¨tzungen nahmen abschließend zwei Experten im Bereich Emotionsregulation und psychische Sto¨rungen die finale Auswahl der abzudeckenden affektiven Bereiche vor. Fu¨r jeden dieser Bereiche wird im SEK-ES zuna¨chst das jeweils sta¨rkste Ausmaß dieser affektiven Reaktion in der letzten Woche mit der Formulierung „Wie stark war das sta¨rkste Ausmaß an …, das bei Ihnen in der letzten Woche aufgetreten ist?“ auf einer 10-stufigen Ratingskala (0 = gar nicht bis 10 = sehr stark) erfasst. Bei Angabe eines Wertes gro¨ßer Null, folgen jeweils zehn

Fragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES)

weitere Items, die die beschriebenen Kompetenzbereiche in Bezug auf den Umgang mit dieser affektiven Reaktion auf einer fu¨nfstufigen Likert-Skala mit „u¨berhaupt nicht/selten/manchmal/oft/immer“ erfragen. In Bezug auf den Umgang mit diesen Emotionen werden die Kompetenzen: Wahrnehmen, Benennen, Verstehen, Akzeptieren, Tolerieren, emotionale Selbstunterstu¨tzung, zielbezogene Konfrontationsbereitschaft und Modifikationskompetenz erfasst. Im Vergleich mit dem SEK-27 entfa¨llt der Bereich Ko¨rperwahrnehmung, da sich dieser in der Forschung zum SEK-27 als vergleichsweise wenig bedeutsam erwiesen hat (z. B. Berking, Wuppermann et al., 2008). Sa¨mtliche dieser Kompetenzen werden emotionsspezifisch mit jeweils einem Item erfasst, mit der Ausnahme der Skalen Akzeptanz und Modifikation. Diese Skalen haben sich in der Forschung zum SEK-27 als besonders relevant herausgestellt und werden im SEK-ES pro affektive Reaktion mit jeweils zwei Items erfasst. Grundlage der Auswahl der Items waren zum einen ¨ berlegungen, zum anderen empirische theoretische U Befunde zu Trennscha¨rfe und Konstruktvalidita¨t des SEK-27. Die Erfassung des Umgangs mit den standardma¨ßig vorgegebenen emotionalen Reaktionen stellt den Kern des SEK-ES dar. Dieser wird um zwei weitere Aspekte erga¨nzt: (1) Um der Vielfalt ideosynkratisch-relevanter affektiver Reaktionen Rechnung zu tragen, wird den Befragten zusa¨tzlich die Gelegenheit gegeben, maximal zwei u¨ber die standardma¨ßig vorgegebenen Bereiche hinausgehende Emotionen zu benennen und in Bezug auf den erfolgreichen Einsatz relevanter Emotionsregulationskompetenzen einzuscha¨tzen. (2) Da auch positive Emotionen als wichtiger Faktor fu¨r die psychische Gesundheit gelten (z. B. Richman et al., 2005), bislang aber noch unklar ist, was einen gesundheitsfo¨rderlichen Umgang mit positiven Emotionen auszeichnet, wurden zusa¨tzlich Items generiert, die den konstruktiven Umgang mit positiven Emotionen erfassen sollen (bspw. „…war ich u¨berzeugt davon, dass ich bei Bedarf jederzeit ein positives Gefu¨hl ha¨tte herbeifu¨hren ko¨nnen.“ ; „…genoss ich meine positiven Gefu¨hle ganz bewusst.“). Kriterium bei der Item-Entwicklung war die Zusammenstellung verschiedener Strategien des Umgangs mit positiven Emotionen, die sich potenziell auf die Sta¨rkung positiver Emotionen oder auf die Reduktion psychopathologischer Symptomatik auswirken ko¨nnen. Der Aufbau des SEK-ES erlaubt die Bildung von Subskalen auf unterschiedlichen Aggregationsebenen. Auf unterster Ebene erfassen die Items die Selbsteinscha¨tzung einer spezifischen Kompetenz in Bezug auf eine spezifische affektive Reaktion. Aufgrund der eingeschra¨nkten Aussagekraft der auf dieser Ebene mehrheitlich eingesetzten 1-Item-Messung werden diese allerdings nicht als eigensta¨ndige Skalen behandelt. Auf

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der mittleren Aggregationsebene la¨sst sich zum einen die Selbstwahrnehmung spezifischer emotionaler Kompetenzen erfassen, indem u¨ber die verschiedenen affektiven Reaktionen (inkl. den idiosynkratrisch erfassten affektiven Bereichen) hinweg gemittelt wird (Kompetenzfokus). Zum anderen la¨sst sich auf dieser Ebene die Selbstwahrnehmung der Bewa¨ltigungskompetenz fu¨r eine spezifische affektive Reaktion erfassen, indem fu¨r diese Reaktion u¨ber die verschiedenen Kompetenzen gemittelt wird (Emotionsfokus). Daru¨ber hinaus lassen sich die Werte u¨ber alle Kompetenzen und alle affektiven Reaktionen (inkl. den idiosynkratrisch erfassten affektiven Bereichen) hinweg mitteln und damit ein Indikator fu¨r die allgemeine Emotionsregulationskompetenz bilden.

Stichprobenbeschreibung Zur Validierung wurden eine nicht-klinische (N = 358) sowie eine klinische Stichprobe (N = 579) herangezogen. In beiden Stichproben wurden alle eingesetzten Verfahren u¨ber ein online-basiertes Erhebungsverfahren erhoben, bei dem die adaptiven Sprungregeln im Fragebogen automatisch umgesetzt werden. Fu¨r die nichtklinische Stichprobe wurden Daten von 150 Studierenden und 208 Berufsta¨tigen erfasst. Fu¨r die Rekrutierung der Studierenden wurde auf zentralen Informationsseiten der Universita¨t per E-Mail-Verteiler sowie innerhalb von Vorlesungen geworben. Zur Rekrutierung der Berufsta¨tigen wurden per Zufallsverfahren verschiedene Firmen, Bildungseinrichtungen und Schulen bundesweit sowie in der deutschsprachigen Schweiz angeschrieben. In der nicht-klinischen Stichprobe waren 60.3 % der Teilnehmer weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 35.91 Jahre (SD = 12.73; 16 – 65), als ho¨chsten Bildungsabschluss gaben 69.8 % die allgemeine Hochschulreife, 10.1 % die fachgebunde Hochschulreife, 9.5 % Realschule, 10.1 % Hauptschule und jeweils 0.3 % Sonderschule bzw. keinen Abschluss an. Alle Probanden der klinischen Stichprobe befanden sich zum Erhebungszeitpunkt in stationa¨rer psychotherapeutischer Behandlung (mittlere Aufenthaltsdauer 43 Tage; SD = 8.67; 17 – 70). Die Daten wurden im Rahmen der standardisierten Routinediagnostik in den ersten bzw. letzten drei Tagen des stationa¨ren Aufenthaltes erfasst. In der klinischen Stichprobe waren 82.7 % der Probanden weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 47.47 Jahre (SD = 8.88; 20 – 79). 30.9 % gaben als ho¨chsten Bildungsabschluss die allgemeine Hochschulreife, 47.8 % Realschule, 19.9 % Hauptschule, 0.3 % keinen Abschluss und 1.1 % einen anderen Abschluss an. Als Prima¨rdiagnose waren am ha¨ufigsten unipolare Depressionen (58.6 %), Anpassungssto¨rungen (21.8 %), Angststo¨rungen (6 %) und Somatoforme Sto¨rungen (5.3 %) vertreten.

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Methodisches Vorgehen und Messinstrumente Itemkennwerte, Retest-Reliabilita¨t, faktorielle und konvergente Validita¨t wurden in der nicht-klinischen Stichprobe evaluiert. Zur Erfassung der internen Konsistenz wurde Cronbachs Alpha berechnet. Um die Korrelationsanalysen mit anna¨hernd normalverteilten Variablen durchfu¨hren zu ko¨nnen, wurde die GSI-Werte einer c2und die ADS-Gesamtwerte einer LNX-Transformation unterzogen. Um die Retest-Reliabilita¨t zu bestimmen, wurde der Fragebogen zweimal in einem Abstand von vier Wochen ausgefu¨llt und die Werte mittels Pearson-Korrelationen zueinander in Beziehung gesetzt. Um eine empirische Grundlage fu¨r die Bewertung der Retest-Reliabilita¨ten des (emotionsspezifischen) SEK-ES zu schaffen, wurden zusa¨tzlich die in dieser Studie erfassten RetestReliabilita¨ten der a¨quivalenten (emotionsu¨bergreifenden) Sub-Skalen des SEK-27 berechnet und nach einer Fisher Z-Transformation der Werte anhand des Gauß-Einstichprobentests (vgl. Eid, Gollwitzer & Schmitt, 2010) auf Unterschiede gepru¨ft. Zur Evaluation der faktoriellen Validita¨t wurden zuna¨chst exploratorische Faktorenanalysen (EFA; Hauptachsenanalyse) mit schiefwinkliger Rotation unter Verwendung des Kaiser-Guttman-Kriteriums eingesetzt. Die Items etwaiger unstandardisierter Zusatzemotionen wurden nicht in die Faktoren- und Emotionsskalenanalysen mit aufgenommen, da bei ihnen unklar ist, um welche Emotionen es sich im Einzelfall jeweils handelt. Im Anschluss an die EFA wurden zusa¨tzlich theoriegeleitet konfirmatorische Faktorenanalysen (KFA) durchgefu¨hrt, um die Hypothese zu testen, dass die simultane Beru¨cksichtigung von Kompetenz- und Emotionsfokus (Modell C in Abb. 1) zu einem besseren Fit fu¨hrt als die ausschließliche Beru¨cksichtigung einer dieser Fokusse (Mo¨ berlegenheit des Simuldelle A und B in Abb. 1). Eine U tanmodells wa¨re dabei als wichtiger Nachweis fu¨r die Unzula¨nglichkeit der bisherigen Verallgemeinerungsansa¨tze und fu¨r die Validita¨t des dem SEK-ES zugrunde liegenden Rationals zu sehen. Die Beurteilung der Modellgu¨te erfolgte anhand der in der Literatur vorgeschlagenen Cut-Offs (vgl. Hu & Bentler, 1999; Marsh, Hau & Wen, 2004): Root-MeanSquare-Error-of-Approximation (RMSEA)-Werte kleiner als .06 und Comparative-Fit-Index (CFI)-Werte oberhalb von .95 deuten auf einen (sehr) guten Fit, RMSEA-Werte bis .08 und CFI-Werte ab .90 auf einen befriedigenden und RMSEA-Werte bis .10 und CFI-Werte ab .85 auf einen (noch) akzeptablen Fit hin. Fit-Unterschiede zwischen verschiedenen Modellen wurden mit c2-Differenztests auf Signifikanz getestet. Zusa¨tzlich wurde noch das Bayesian Informationskriterium (BIC) fu¨r den Modellvergleich herangezogen, kleinere Werte zeigen einen besseren Fit an. Zur Abscha¨tzung der konvergenten Validita¨t wurde die

Annahme getestet, dass der SEK-ES signifikant mit etablierten Fragebo¨gen zur Erfassung von Emotionsregulation, psychopathologischer Belastung, Stimmung und allgemeiner Lebenszufriedenheit korreliert. Insgesamt wurden neben dem SEK-ES und dem SEK-27 die folgenden weiteren Instrumente eingesetzt: DERS: Die Difficulties in Emotion Regulation-Scale (Ehring et al., 2010) besteht aus 36 Items, die die Bereiche bewusste Wahrnehmung von Emotionen, emotionale Klarheit, Akzeptanz, Schwierigkeiten beim zielgerichteten Handeln, Schwierigkeiten mit der Impuls-Kontrolle sowie den eingeschra¨nkten Zugang zu emotionalen Regulationsstrategien erfassen und sich zu einem Gesamtwert integrieren lassen (Ehring et al., 2010; aktuelle Studie: a = .95, rtt = .81). NMR: Mit der Negative-Mood-Regulation-Scale (dt. Version von Backenstrass et al., 2008) werden generalisierte Erwartungen u¨ber die Regulation negativer Stimmungen erfasst (aktuelle Studie: a = .90, rtt = .75). PANAS: Die Positive and Negative Affect Schedule (Krohne, Egloff, Kohlmann & Tausch, 1996) ist ein weit verbreitetes Instrument zur Erfassung positiver und negativer Befindlichkeit. Mit 20 Items wird bei der in dieser Studie eingesetzten nicht-habituellen Version die Ha¨ufigkeit von Stimmungen innerhalb der letzten Woche erfragt (aktuelle Studie: PA a = .90, rtt = .61; NA a = .86, rtt = .72). BSI: Als Indikator der psychopathologischen Gesamtbelastung in den letzten sieben Tagen wurde in dieser Studie der Global Severity Index (GSI) des Brief Symptom Inventory (BSI; dt. Version von Franke, 2000) herangezogen (aktuelle Studie: a = .95, rtt = .75). ADS-K: Die Kurzform der Allgemeinen Depressionsskala (Hautzinger & Bailer, 1993) erfasst die Ha¨ufigkeit depressiver Symptome anhand von 15 Items (aktuelle Studie: a = .89, rtt = .66). SWLS: Die Satisfaction with Life Scale (Diener, Emmons, Larsen & Griffin, 1985) ist ein international weit verbreitetes Selbsterhebungsinstrument zur Erfassung der globalen Lebenszufriedenheit (aktuelle Studie a = .87, rtt = .87). Zur weiteren Abscha¨tzung der differenziellen Validita¨t wurde mit Hilfe von T-Tests fu¨r unabha¨ngige Stichproben gepru¨ft, ob die Teilnehmer der nicht-klinischen Stichprobe signifikant sta¨rker ausgepra¨gte emotionale Kompetenzen berichten als die Teilnehmer der klinischen Stichprobe. Auf eine multivariate Testung auf Unterschiede wurde verzichtet, da aufgrund der adaptiven Vorgehensweise des SEK-ES eine multivariate Testung in diesem Fall (durch „listenweises Lo¨schen“) zu einer erheblichen Reduktion der Stichprobe und damit zu einer mo¨glichen Fehleinscha¨tzung der Ergebnisse fu¨hren wu¨rde.

Fragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES)

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Abbildung 1. Modelle der konfirmatorischen Faktorenanalysen.

Ferner wurde zur Abscha¨tzung des zusa¨tzlichen Gewinns der emotionsspezifischen Kompetenzerfassung mit Hilfe von logistischen Regressionsverfahren untersucht, inwieweit emotionsspezifische Regulationsskalen u¨ber den SEK-27 hinaus einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage der Diagnose einer Angststo¨rung bzw. einer unipolaren Depression leisten. Zur Beurteilung der Vera¨nderungssensitivita¨t des SEK-ES wurde innerhalb der klinischen Stichprobe mithilfe von abha¨ngigen T-Tests getestet, ob sich die emotionalen Kompetenzen im Laufe einer stationa¨ren psychotherapeutischen Behandlung signifikant verbessern. Zur Abscha¨tzung der Gro¨ße der Effekte wurde bei diesen Analysen jeweils Cohens d als Effektsta¨rke (Cohen, 1988) MW  MW2 berechnet. Das anhand der Formel d ¼ pffiffiffiffiffiffiffi ðs1 þ s2Þ=2

Signifikanzniveau wurde bei allen Berechnungen auf p < 0.05 gesetzt. Fu¨r die KFAs wurde Mplus (Muthe´n & Muthe´n, 2007) und fu¨r alle anderen Analysen SPSS 18.0 verwandt.

Ergebnisse Screening Items In Tabelle 1 sind Ha¨ufigkeiten und deskriptive Statistiken der Intensita¨tsratings der Affektbereiche wiedergegeben. Insgesamt zeigt sich, dass in der nicht-klinischen Stichprobe (N = 358) die Screeningfrage im Mittel u¨ber alle Affektbereiche hinweg in 81.4 % der Fa¨lle mit einem Wert gro¨ßer Null beantwortet wurde. Daru¨ber hinaus gaben 30.5 % der Teilnehmer eine und 7.5 % zwei weitere re-

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Tabelle 1. Deskriptive Statistiken der Screening Items („Wie groß war das sta¨rkste Ausmaß an… in der letzten Woche?“) und Vergleich zwischen nicht-klinischer und klinischer Stichprobe

Affektbereich Stress/Anspannung Angst ¨ rger A Traurigkeit Depressive Stimmung Weitere relevante Emotion 1 Weitere relevante Emotion 2 Positive Emotionen

nicht-klinische Stichprobe (N = 358) M SD n x>0 % x>0 354 265 334 255 183 109 27 357

98.88 74.02 93.30 71.23 51.12 30.45 7.54 99.72

6.15 2.46 4.80 2.86 1.87 2.57 0.59 7.89

2.44 2.45 2.76 2.82 2.54 3.60 1.96 1.73

klinische Stichprobe (N = 579) n x>0 % x>0 M SD 574 528 541 540 514 329 153 553

99.14 91.19 93.44 93.26 88.77 57.17 26.42 95.51

7.68 5.38 5.17 6.22 5.22 4.17 1.96 5.10

2.12 3.10 2.85 3.01 3.09 3.95 3.46 2.60

Differenzen t d –9.91*** –15.90*** –1.92* –16.78*** –17.88***

0.67 1.05 0.13 1.15 1.18

a) a)

19.58***

–1.26

Anmerkungen: Nur wenn Antwortwert > 0 folgen Items zum Umgang mit dieser Emotion/Stimmung; n x>0 = Anzahl von Items mit einem Antwortwert von mindestens 1; % x>0 = Prozentualer Anteil von Items mit einem Antwortwert von mindestens 1; Range bei allen Items: 0 – 10; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; a) Differenz nicht getestet wegen Heterogenita¨t der Emotionen; *** p < 0.001 * p < 0.05.

levante belastende Emotionen an. Hierbei waren Unsicherheit (6.4 %) und Einsamkeit (4.3 %) die am ha¨ufigsten genannten Gefu¨hle. In der klinischen Vergleichsgruppe (N = 579) wurde im Mittel das Screening-Item in 93.6 % der Fa¨lle mit Werten gro¨ßer Null beantwortet (range: 99.1 % fu¨r Stress/Anspannung bis 88.8 % fu¨r depressive Stimmung). 57.2 % der Teilnehmer gaben eine und 26.4 % zwei weitere belastende Emotionen an. Hier dominieren die Emotionen Schuld (25.4 %), Scham (14.4 %), Wut (6.8 %) und Wertlosigkeit (4.2 %).

Itemschwierigkeiten und Trennschärfen Wie in den Tabellen 2 und 3 dargestellt, liegen die Schwierigkeiten der einzelnen Items des SEK-ES zwischen Pi = .24–.86, was auf eine optimale Streuung der Itemschwierigkeiten hindeutet (Bortz & Do¨ring, 1995). Die Trennscha¨rfekoeffizienten aller Items liegen fu¨r den Emotionsfokus zwischen rit-E = .32 – .74 und fu¨r den Kompetenzfokus zwischen rit-K = .40 – .74 und damit jeweils u¨ber dem Minimalwert von rit > .30 (vgl. Lienert & Raatz, 1998).

Faktorenstruktur des SEK-ES ¨ berpru¨fung der internen Struktur des SEK-ES wurde Zur U zuna¨chst eine Hauptachsenanalyse mit anschließender obliquer Rotation durchgefu¨hrt. Diese resultiert nach Eigenwertkriterium in einer 13-Faktoren Lo¨sung (Tabelle 4; Eigenwerteverlauf: 16.81; 4.82; 3.88; 2.84; 2.59; 2.47; 2.22; 1.86; 1.47; 1.42; 1.29; 1.19; 1.09; erkla¨rte Gesamtvarianz: 70.8 %). Die Analyse der Ladungsmuster legt ein Modell nahe, in dem sich zum einen sieben prima¨r emotionsbezogene Faktoren identifizieren lassen: Stress (F1, in Tab. 4), Angst

¨ rger wahrnehmen, erkennen und verstehen (F3), (F2), A ¨ Arger akzeptieren, aushalten und vera¨ndern (F4), Traurigkeit (F5), depressive Stimmung (F6), positive Emotionen wahrnehmen, erkennen und verstehen (F7) und positive Emotionen konstruktiv nutzen (F8). Daru¨ber hinaus lassen sich sechs emotionsu¨bergreifende Kompetenzfaktoren identifizieren: Aufmerksamkeit und Klarheit (F9), Akzeptanz und Toleranz (F10), zielbezogene Konfrontationsbereitschaft (F11), Selbstunterstu¨tzung (F12) und Modifikation (F13). Die theoretisch postulierten Dimensionen (a) Aufmerksamkeit und Klarheit, (b) Akzeptanz und Toleranz sowie (c) wahrgenommener Regulationserfolg und Regulationsu¨berzeugung laden jeweils auf einen gemeinsamen Faktor. Im Gegensatz zu den anderen affektiven Reaktionen ¨ rger und positive Gefu¨hle jeweils mit zwei Faktoren sind A abgebildet, von denen einer das Wahrnehmen, Erkennen und Verstehen und ein anderer eher den adaptiven Umgang mit dieser affektiven Reaktion repra¨sentiert. Insgesamt zeigt sich, dass die Mehrzahl der Items erwartungskonform sowohl auf dem entsprechenden kompetenzbezogenen Faktor als auch auf dem zugeho¨rigen emotionsbezogenen Faktor laden. Nur vier Items weisen substantielle, nicht theoriekonforme Nebenladungen auf einem weiteren Faktor auf. In einem zweiten Schritt wurde mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen (KFA) theoriegeleitet gepru¨ft, ob ein Modell, welches sowohl emotionsfokussierte Faktoren als auch kompetenzfokussierte Faktoren einschließt, Modellen, die lediglich eine dieser Dimensionen beru¨cksichtigen, u¨berlegen ist (vgl. Abb. 1). Um mo¨glichen Problemen bei der Scha¨tzung der Modelle vorzubeugen und die Komplexita¨t zu reduzieren, wurden in Anlehnung an die Ergebnisse der EFA die Skalen Aufmerksamkeit/ Klarheit, Akzeptanz/Toleranz, Modifikationserfolg/ ¨ berzeugung zusammengefasst. Außerdem wurde der U Umgang mit positiven Emotionen aus diesen Analysen ausgeschlossen, da die Kompetenzen sich mit denen fu¨r negative Emotionen nur teilweise u¨berschneiden.

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Anmerkungen: Stress = Stress/Anspannung; Depr Stimmung = Depressive Stimmung; Aufmerk = Aufmerksamkeit; Akzeptanz-k = Akzeptanz-kognitiv; Akzeptanz-b = Akzeptanz-behavioral; Konfront = ¨ = Modifikationsu¨berzeugung; Pi = Schwierigkeitsindex; rit-E = Item-Trennscha¨rfe Zielbezogene Konfrontationsbereitschaft; Selbstunter = Selbstunterstu¨tzung; Mod-E = Modifikationserfolg; Mod-U Emotionsfokus; rit-K = Item-Trennscha¨rfe Kompetenzfokus.

.52 .41 .46 .66 .63 .69 .63 .70 .64 .74 .39 .44 .57 .74 .67 .73 .56 .70 .70 .72 .36 .37 .32 .29 .31 .32 .31 .31 .28 .24 2.81 2.86 2.48 2.27 2.39 2.50 2.42 2.39 2.16 1.86 0.95 0.82 0.85 1.00 0.95 0.96 0.96 1.03 1.01 1.21 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Aufmerk Klarheit Verstehen Akzeptanz-k Akzeptanz-b Toleranz Konfront Selbstunter Mod-E ¨ Mod-U

2.52 3.15 3.20 2.56 2.76 2.86 2.91 2.70 2.40 2.01

.50 .60 .68 .73 .71 .69 .64 .80 .79 .63

.40 .47 .56 .62 .56 .65 .32 .66 .67 .58

.56 .51 .42 .52 .61 .65 .47 .64 .57 .51

2.98 3.29 3.29 2.77 2.82 3.05 2.99 2.97 2.67 2.16

1.04 0.87 0.93 1.12 1.08 1.01 1.03 1.03 1.02 1.20

.56 .62 .62 .52 .53 .57 .56 .56 .50 .40

.48 .52 .61 .72 .57 .65 .50 .72 .68 .60

.56 .44 .40 .56 .60 .70 .56 .68 .64 .65

3.11 3.41 3.45 2.66 2.67 2.81 2.86 2.74 2.41 2.06

.36 .44 .53 .64 .59 .71 .44 .71 .62 .48

.51 .47 .41 .49 .43 .53 .55 .62 .53 .56 .73 .81 .81 .63 .63 .66 .67 .65 .57 .49 0.83 0.68 0.72 1.09 1.03 1.05 1.07 1.06 1.04 1.07

3.02 3.16 3.05 2.86 2.83 2.86 2.76 2.80 2.36 1.98

0.91 0.86 0.98 1.03 1.01 1.03 1.09 1.07 0.97 1.11

.42 .50 .55 .69 .61 .70 .41 .67 .63 .60

.59 .50 .47 .51 .63 .65 .59 .71 .56 .67 .54 .57 .55 .51 .51 .51 .50 .50 .42 .36

0.94 0.94 1.09 1.23 1.09 1.20 1.18 1.13 1.08 1.19

Pi rit-E rit-K SD M Pi rit-E rit-K SD Pi rit-E rit-K SD Pi rit-E rit-K SD SD M

Pi rit-E rit-K

M

2. Angst (n = 265) 1. Stress (n = 354) Item Kompetenz

Tabelle 2. Itemkennwerte fu¨r „Umgang mit negativen Emotionen“

M

Affektbereich ¨ rger 3. A (n = 334)

M

4. Traurigkeit (n = 224)

5. Depr Stimmung (n = 183)

Fragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES)

Tabelle 3. Itemkennwerte fu¨r Umgang mit „positiven Emotionen“ Item Kompetenz 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9 10.

Aufmerksamkeit Klarheit Verstehen Sich Go¨nnen Genießen Mut machen Aufmuntern Kraft scho¨pfen Modifikationserfolg Modifikationsu¨berzeugung

M

SD

Pi

rit

2.63 3.07 3.20 3.46 3.01 2.71 2.79 3.03 2.44 2.10

1.00 0.81 0.79 0.80 0.95 1.06 1.03 0.97 1.00 1.03

.66 .77 .80 .86 .75 .68 .70 .76 .61 .53

.56 .63 .39 .50 .60 .70 .69 .67 .66 .69

Anmerkung: N = 358.

Dabei wurden zuna¨chst das kompetenzspezifische (Modell A in Abb. 1; Standardmodell bei Verallgemeinerungs-Ansa¨tzen) und das emotionsspezifische Modell (Model B) separat getestet. Die Ergebnisse weisen den Modell-Fit des Modells A als ungenu¨gend aus (c2 = 1 165.188, df = 390, p < .001, CFI = .779, RMSEA = .075, SRMR = .063, BIC = 19 889.522). Gleiches gilt auch fu¨r den Fit von Modell B (c2 = 1 398.788, df = 395, p < .001, CFI = .714, RMSEA = .084, SRMR = .081, BIC = 20 148.396). Im Gegensatz zu den ausschließlich emotions- und kompetenzspezifischen Modellen A und B weist das Modell C, welches von der Emotionsspezifita¨t emotionaler Kompetenzen ausgeht und sowohl den Kompetenzals auch den Emotionsfokus beru¨cksichtigt (Simultanmodell), einen zufriedenstellenden bis guten Modell-Fit auf (c2 = 494.475, df = 351, p < .001, CFI = .959, RMSEA = .034, SRMR = .048, BIC = 19 345.665). Daru¨ber hinaus ergeben die finalen paarweisen Vergleiche von Model C mit A und B, dass Model C jeweils einen signifikant besseren Fit aufweist (C vs. A: korrigierter Dc2 = 426.501, df = 39, p < .001; C vs. B: korrigierter Dc2 = 531.515, df = 44, p < .001; vgl. Satorra & Bentler, 2001). Des Weiteren weist Modell C den kleinsten BIC-Wert auf. Damit besta¨tigen die KFA-Analysen die Hypothese, dass die simultane Beru¨cksichtigung des Emotionsfokus und des Kompetenzfokus einer einseitigen Beru¨cksichtigung von entweder emotions- oder kompetenzfokussierten Faktoren u¨berlegen ist.

Normalverteilung, interne Konsistenz, Stabilität und Skaleninterkorrelationen Fu¨r keine der Skalen des SEK-ES ergaben sich im Kolmogorov-Smirnov-Test Hinweise auf signifikante Abweichungen von der Normalverteilung. Wie Tabelle 5 zu entnehmen ist, zeichnen sich sowohl die Skalen der emotionsspezifischen Auswertung (nicht-klinische

24

David Daniel Ebert, Oliver Christ und Matthias Berking

Tabelle 4. Exploratorische Faktorenanalyse (Hauptachsenanalyse mit obliquer Rotation) Faktor Ladungen Affektbereich & Kompetenz Stress 1.1 Aufmerksamkeit 1.2 Klarheit 1.3 Verstehen 1.4 Akzeptanz kognitiv 1.5 Akzeptanz behavioral 1.6 Toleranz 1.7 Konfrontationsbereitschaft 1.8 Selbstunterstu¨tzung 1.9 Modifikationserfolg 1.10 Modifikationsu¨berzeugung Angst 2.1 Aufmerksamkeit 2.2 Klarheit 2.3 Verstehen 2.4 Akzeptanz kognitiv 2.5 Akzeptanz behavioral 2.6 Toleranz 2.7 Konfrontationsbereitschaft 2.8 Selbstunterstu¨tzung 2.9 Modifikationserfolg 2.10 Modifikationsu¨berzeugung ¨ rger A 3.1 Aufmerksamkeit 3.2 Klarheit 3.3 Verstehen 3.4 Akzeptanz kognitiv 3.5 Akzeptanz behavioral 3.6 Toleranz 3.7 Konfrontationsbereitschaft 3.8 Selbstunterstu¨tzung 3.9 Modifikationserfolg 3.10 Modifikationsu¨berzeugung Traurigkeit 4.1 Aufmerksamkeit 4.2 Klarheit 4.3 Verstehen 4.4 Akzeptanz kognitiv 4.5 Akzeptanz behavioral 4.6 Toleranz 4.7 Konfrontationsbereitschaft 4.8 Selbstunterstu¨tzung 4.9 Modifikationserfolg 4.10 Modifikationsu¨berzeugung Depressive Stimmung 5.1 Aufmerksamkeit 5.2 Klarheit 5.3 Verstehen 5.4 Akzeptanz kognitiv 5.5 Akzeptanz behavioral 5.6 Toleranz 5.7 Konfrontationsbereitschaft

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

.58 .51

.43 .58 .64 .44 .55 .31 .32 .48 .41

.51 .68 .47 .43 .49 .47 .70 .78 .60 .33

.46 .34

.67 .59

.33 .35 .34

.60 .31 .43 .56 .67 .82 .71 .75 .80 .79 .40 .53 .59 .37

.35

.60 .46 .33 .48 .55 .30

.43 .67 .44

.34

.37

.41 .74 .74 .73 .53 .77 .79 .70 .70

.33

.42 .64 .49 .63

.51 .41 .66

25

Fragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES)

Tabelle 4. Exploratorische Faktorenanalyse (Hauptachsenanalyse mit obliquer Rotation) (Fortsetzung) Faktor Ladungen Affektbereich & Kompetenz

1

2

3

5.8 Selbstunterstu¨tzung 5.9 Modifikationserfolg 5.10 Modifikationsu¨berzeugung Positive Emotionen 8.1 Aufmerksamkeit 8.2 Klarheit 8.3 Verstehen 8.4 Sich Go¨nnen 8.5 Genießen 8.6 Mut machen 8.7 Aufmuntern 8.8 Kraft scho¨pfen 8.9 Modifikationserfolg 8.10 Modifikationsu¨berzeugung

4

5

6

7

8

.37 .45 .37

9

10

11

12

13

.49 .58 .67 .62 .74 .88 .45 .75 .91 .91 .85 .48 .54

Anmerkungen: N = 358; ausschließlich Faktorladungen >.30; erwartungskonforme Ladungen sind fett markiert.

Stichprobe: a = .85–.90; klinische Stichprobe: a = .80–.93) als auch die u¨berwiegende Mehrheit der Skalen der kompetenzspezifischen Auswertung (nicht-klinische Stichprobe: a = .77–.92; klinische Stichprobe: a = .70–.89) sowie der Gesamtwert (nicht-klinische Stichprobe: a = .96; klinische Stichprobe: a = .97) durch gute bis sehr gute interne Konsistenzen aus (Bland & Altman, 1997). Eine Ausnahme bildet lediglich die Skala Verstehen in der nicht-klinischen Stichprobe (a = .67). Bzgl. der Interkorrelationen wurde erwartet, dass die SEK-ES Subskalen signifikant und mindestens im Bereich niedriger bis mittlerer Ho¨he interkorrelieren, da sie unterschiedliche Dimensionen eines u¨bergeordneten Gesamtkonstrukts darstellen. Die in Tabelle 5 dargestellten Interkorrelationen besta¨tigen diese Annahme. Mit Blick auf die inha¨rent instabile Natur von Emotionen und die damit transaktional verbundenen Schwankungen in den Bewa¨ltigungserfolgen mu¨ssen die ebenfalls in Tabelle 5 wiedergegebenen Retest-Reliabilita¨ten insgesamt als dem Konstrukt angemessen beurteilt werden (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Die Skalen Konstruktiver Umgang mit Traurigkeit (rtt = .41), Konstruktiver Umgang mit Angst (rtt = .46) und Verstehen (rtt = .45) weisen dabei allerdings vergleichsweise geringe RetestReliabilita¨ten auf. Eine Bereinigung der Retest-Reliabilita¨ten um den Einfluss der Intensita¨t der erfragten affektiven Reaktionen (operationalisiert anhand des jeweiligen Screening Items „Wie stark war das sta¨rkste Ausmaß an …, das bei Ihnen in der letzten Woche aufgetreten ist?“) fu¨hrte zu keiner signifikanten Vera¨nderung der Stabilita¨tskennwerte (z = -1.42 – 1.25; p = 0.16 – 1.0). Der Vergleich der Retest-Reliabilita¨ten des SEK-ES mit den in dieser Studie erfassten a¨quivalenten Subskalen des SEK27 zeigt, dass die Retest-Reliabilita¨ten der Skalen Aufmerksamkeit, Verstehen und Regulation des SEK-ES si-

gnifikant niedriger ausfallen, als die der a¨quivalenten emotionsu¨bergreifenden Skalen des SEK-27 (AufmerksamkeitSEK-27: rtt = .72, z27-ES = 2.11, p =.03; KlarheitSEK27: rtt = .64, z27-ES = 1.33, p =.42; VerstehenSEK-27: rtt = .70, z27-ES = 2.65, p =.01; AkzeptanzSEK-27: rtt = .61, z27-ES = 0.49, p =.62; ToleranzSEK-27: rtt = .61, z27-ES < 0.001, p > .99; KonfrontationsbereitschaftSEK-27: rtt = .56, z27-ES = 0.6, p =.55; Selbstunterstu¨tzungSEK-27: rtt = .57, z27-ES < .001, p > .99; RegulationserfolgSEK-27: rtt = .72, z27-ES = 2.44, p = 0.01; GesamtwertSEK-27: rtt = .74, z27-ES = 0.88, p = 0.38).

Konvergente Validität Tabelle 6 gibt die Zusammenha¨nge der SEK-ES Skalen mit anderen Fragebo¨gen zur Erfassung von Emotionsregulationskompetenzen, psychischer Gesundheit und Wohlbefinden wieder. Alle Zusammenha¨nge entsprechen den theoretischen Erwartungen und belegen die konvergente Validita¨t des Instrumentes. Diese zeigt sich u. a. durch signifikante Korrelationen von thematisch verwandten Subskalen von SEK-ES und SEK-27, aber auch durch die hohen Korrelationen der SEK-ES Skalen mit den Gesamtwerten des SEK-27, der DERS oder der NMR. Erwartungsgema¨ß korrelieren die Sub-Skalen des SEK-ES jeweils niedriger mit konstruktfernen als mit konstruktnahen Skalen von anderen Emotionsregulationsfragebo¨gen (Korrelationen SEKES mit SEK-27 siehe Tabelle 6; DERS: bspw. rSEK-ES-Akzeptanz mit DERS-nonacceptance = -.47, p < 0.001; rSEK-ES-Akzeptanz mit DERSawareness = -.26, p < 0.001; rSEK-ES-Aufmerksamkeit mit DERS-nonacceptance = -.10, p = 0.002; rSEK-ES-Aufmerksamkeit mit DERS-awareness = -.47, p < 0.001; NMR: bspw. rSEK-ES-Modifikationserfolg mit NMR-Allgemein = .58, p < 0.001; rSEK-ES-Aufmerksamkeit mit NMR-Allgemein = .17, p = 0.001). Daru¨ber hinaus ergeben sich erwartungskonform signifikante, negative Zusammenha¨nge zwischen sa¨mtli-

.85 .88 .85 .87 .90 .88 .77 .73 .67 .77 .80 .84 .78 .86 .83 .85 .85 .92 .91 .96 .96

KU Stress KU Angst ¨ rger KU A KU Traurig KU Depr Stimmung KU Pos Emotionen Aufmerksamkeit Klarheit Verstehen Akzeptanz-k Akzeptanz-b Toleranz Konfront Selbstunterstu¨tzung Mod-E ¨ Mod-U Aufmerk & Klarheit Akz & Tol Mod-K KU neg. Emotionen ERK Gesamt

.80 .89 .81 .85 .82 .93 .82 .75 .83 .70 .72 .81 .84 .87 .83 .84 .85 .89 .90 .97 .97

aKP .63 .46 .57 .41 .60 .62 .61 .56 .45 .55 .58 .61 .52 .57 .59 .56 .63 .62 .57 .67 .70

rtt .65 .62 .56 .60 .42 .52 .58 .66 .68 .65 .67 .53 .72 .68 .64 .60 .72 .71 .83 .82

1 .56 .63 .61 .39 .49 .54 .62 .67 .64 .67 .56 .71 .65 .63 .55 .72 .68 .82 .81

2

.55 .56 .43 .46 .52 .63 .68 .64 .69 .57 .72 .67 .60 .54 .72 .67 .82 .80

3

.65 .44 .45 .45 .63 .70 .63 .67 .57 .68 .69 .69 .49 .73 .73 .84 .81

4

.47 .46 .46 .62 .74 .64 .72 .55 .70 .66 .70 .49 .73 .71 .84 .84

5

.32 .37 .41 .37 .31 .30 .30 .42 .60 .42 .48 .34 .47 .49 .68

6

.65 .52 .36 .31 .31 .29 .47 .40 .39 .92 .36 .41 .55 .59

7

.71 .39 .36 .40 .37 .52 .42 .35 .90 .44 .41 .63 .66

8

.61 .46 .54 .50 .61 .53 .46 .67 .59 .53 .75 .77

9

.71 .76 .42 .63 .59 .55 .41 .88 .60 .78 .77

10

.81 .42 .58 .50 .49 .37 .90 .52 .73 .71

11

.49 .64 .58 .56 .39 .94 .61 .81 .77

12

.54 .48 .42 .36 .50 .48 .67 .64

13

.67 .60 .54 .68 .68 .84 .82

14

.78 .45 .61 .93 .84 .83

15

.41 .59 .95 .79 .74

16

.43 .45 .65 .69

17

.63 .85 .82

18

.87 .82

19

.96

20

-

21

Anmerkungen: N = 358; Nrtt = 121; NP = Nicht-klinische Stichprobe; KP = Klinische Stichprobe; KU = Konstruktiver Umgang mit; Stress = Stress/Anspannung; Depr Stimmung = Depressive Stimmung; Pos Emotionen = Positive Emotionen; Aufmerk = Aufmerksamkeit; Akzeptanz-k = Akzeptanz-kognitiv; Akzeptanz-b = Akzeptanz-behavioral; Konfront = Zielbezogene Konfrontationsbereitschaft; Mod-E = ¨ = Modifikationsu¨berzeugung; Akz & Tol = Akzeptanz & Toleranz; Mod-K = Gesamtwert Modifikationskompetenz; KU negativen Emotionen = Gesamtwert Konstruktiver Modifikationserfolg; Mod-U Umgang mit negativen Emotionen; ERK-Gesamt: Emotionsregulationskompetenz Gesamtwert; alle Korrelationen signifikant mit p < 0.001.

aNP

Skalen

Tabelle 5. Interne Konsistenz, Retest-Reliabilita¨t (nicht-klinische Stichprobe) und Interkorrelation der SEK- ES Skalen (Pearson, nicht-klinische Stichprobe)

26 David Daniel Ebert, Oliver Christ und Matthias Berking

354 265 334 255 183 357 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358

KU Stress KU Angst ¨ rger KU A KU Traurigkeit KU Depr Stimmung KU Pos Emotionen Aufmerksamkeit Klarheit Verstehen Akzeptanz-kognitiv Akzeptanz-behavioral Toleranz Konfront Selbstunterstu¨tzung Mod-E ¨ Mod-U Aufmerk & Klarheit Akz & Tol Mod-K KU Neg Emotionen ERK Gesamt

.34 .27 .30 .26 .35 .44 .47 .39 .32 .19 .06** .11* .22 .36 .32 .27 .47 .13 .30 .33 .42

AUF27 .54 .45 .49 .44 .49 .37 .49 .58 .60 .41 .31 .39 .34 .53 .45 .39 .58 .41 .44 .57 .60

KLA27 .57 .48 .49 .43 .56 .34 .46 .54 .62 .48 .32 .42 .34 .59 .46 .37 .55 .43 .44 .59 .60

VER27 .64 .57 .57 .59 .64 .38 .31 .42 .55 .66 .54 .63 .44 .66 .60 .52 .40 .66 .60 .71 .71

AKZ27 .67 .57 .58 .63 .60 .43 .28 .36 .53 .61 .57 .68 .49 .63 .65 .57 .35 .67 .64 .72 .72

RES27 .54 .51 .48 .51 .48 .29 .31 .35 .48 .45 .43 .49 .62 .53 .51 .39 .36 .50 .47 .62 .60

KFB27 .59 .58 .46 .52 .52 .50 .38 .38 .40 .45 .36 .42 .42 .64 .62 .51 .42 .44 .59 .62 .65

SU27 .60 .55 .48 .55 .54 .58 .34 .35 .44 .47 .38 .44 .43 .57 .73 .59 .38 .48 .68 .66 .69

REG27 .71 .63 .61 .63 .65 .53 .49 .54 .62 .59 .47 .55 .52 .71 .67 .57 .56 .58 .65 .75 .78

GES27 –.70 –.65 –.59 –.60 –.67 –.47 –.31 –.43 –.61 –.64 –.55 –.66 –.46 –.66 –.64 –.57 –.40 –.66 –.63 –.74 –.74

DERS .55 .51 .49 .51 .52 .45 .18 .35 .46 .45 .36 .47 .43 .54 .61 .53 .29 .46 .60 .62 .61

NMR –.58 –.52 –.46 –.52 –.49 –.32 –.16 –.24 –.45 –.50 –.47 –.52 –.39 –.47 –.57 –.55 –.21 –.53 –.59 –.60 –.55

BSI –.58 –.55 –.43 –.52 –.49 –.35 –.19 –.30 –.48 –.50 –.45 –.54 –.44 –.49 –.59 –.53 –.27 –.55 –.59 –.63 –.60

ADS

.46 .43 .38 .37 .39 .35 .19 .29 .37 .38 .37 .43 .40 .38 .50 .40 .26 .45 .46 .51 .52

PA

–.49 –.49 –.40 –.39 –.40 –.27 –.13* –.24 –.37 –.42 –.45 –.47 –.32 –.40 –.45 –.44 –.20 –.48 –.47 –.51 –.48

NA

.44 .46 .36 .38 .35 .36 .26 .31 .39 .36 .31 .39 .41 .43 .52 .42 .31 .40 .49 .53 .53

SWL

Anmerkungen: N = 358; 27 = Skalen der emotionsunspezifischen 27-Item Version des SEK; DERS = Difficulties in Emotion Regulation Scale (Gesamtwert); NMR = Negative Mood Regulation Scale (Gesamtwert); BSI = Brief Symptom Inventory (Gloval Severity Index; GSI) ; ADS = Allgemeine Depressionsskala; PA = PANAS – Positiver Affekt; NA = PANAS – Negativer Affekt; SWL= Satisfaction with Life Scale; KU = Konstruktiver Umgang mit; Stress = Stress/Anspannung; Depr Stimmung = Depressive Stimmung; Pos Emotionen = Positive Emotionen; Aufmerk = Aufmerksamkeit; Akzeptanz-k = ¨ = Modifikationsu¨berzeugung; Akz & Tol = Akzeptanz Akzeptanz-kognitiv; Akzeptanz-b = Akzeptanz-behavioral; Konfront = Zielbezogene Konfrontationsbereitschaft; Mod-E = Modifikationserfolg; Mod-U & Toleranz; Mod-K = Gesamtwert Modifikationskompetenz; KU negativen Emotionen = Gesamtwert Konstruktiver Umgang mit negativen Emotionen; ERK-Gesamt: Emotionsregulationskompetenz Gesamtwert; BSI: X2-transformiert; ADS: LN(X) transformiert. Alle Korrelationen signifikant mit p < .001 bis auf * p < .05; ** p > .05.

n

Skalen

Tabelle 6. Korrelationen mit anderen Maßen (Pearson)

Fragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES)

27

28

David Daniel Ebert, Oliver Christ und Matthias Berking

chen Skalen des SEK-ES und Maßen der psychopathologischen Belastung und negativen Stimmung sowie signifikante positive Zusammenha¨nge mit Maßen fu¨r positive Stimmung und Lebenszufriedenheit. Vergleiche der Ho¨he des Zusammenhangs mit psychopathologischer Symptomatik zwischen dem SEK-ES Gesamtwert und dem SEK-27 Gesamtwert zeigen dabei, dass der SEK-ES signifikant sta¨rker mit psychopathologischer Symptomatik (rSEK27-GES mit BSI-GSI = .47, z = -2.31, p = .03) und depressiven Symptomen (rSEK27-GES mit BSI-GSI = .53, z = -1.94, p = .05) assoziiert ist als der SEK-27.

Differenzielle Validität Zur Bestimmung der differenziellen Validita¨t wurden Gruppenvergleiche zwischen Normalpersonen und Patienten stationa¨rer Psychotherapie durchgefu¨hrt. Wie in Tabelle 7 dargestellt, sind die Mittelwerte aller SEK-ES Skalen in der nicht-klinischen Stichprobe gro¨ßer als die entsprechenden Mittelwerte in der klinischen Vergleichsgruppe (alle p < .001, d = 0.78 – 1.19). Am sta¨rksten sind diese Unterschiede bei den Subskalen Konstruktiver Umgang mit Stress/Anspannung (d = 1.19), Konstruktiver Umgang mit negativen Emotionen (d = 1.18); Modifikationserfolg (d = 1.08) und Toleranz (d = 1.03). Daru¨ber hinaus zeigen logistische Regressionsanalysen in der klinischen Stichprobe, dass die Skala Konstruktiver Umgang mit Angst u¨ber den Gesamtwert des SEK-27 (sowie Alter und Geschlecht) hinaus einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des Vorliegens einer Angststo¨rung leistet (B = -0.33, SEB = 0.18, Wald = 3.2, df = 1, p < 0.05, eB = 0.72; c2= 11.5, df = 4, p < 0.05, R2 = 0.04). Ebenso leistet die Skala Konstruktiver Umgang mit depressiver Stimmung u¨ber den Gesamtwert des SEK27 (sowie Alter und Geschlecht) hinaus einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des Vorliegens einer unipolaren Depression (B = -0.42, SEB = 0.17, Wald = 6.09, df = 1, p < 0.05, eB = 0.66; c2= 34.61, df = 4, p < 0.01, R2 = 0.09).

Änderungssensitivität In Bezug auf die Vera¨nderungssensitivita¨t zeigt sich in der klinischen Stichprobe, dass die Mittelwerte aller Skalen im Lauf der stationa¨ren Therapie erwartungskonform signifikant ansteigen (Tabelle 7). Die Pra¨-Post-Effektsta¨rken liegen dabei im u¨berwiegend mittleren bis hohen Bereich (d = 0.28 – 0.78).

Diskussion Ziel der Studie war die Entwicklung eines Instrumentes zur validen Erfassung selbstwahrgenommener, emoti-

onsspezifischer Regulationskompetenzen. Zu diesem Zweck wurde der SEK-ES als emotionsspezifische Modifikation des SEK-27 entwickelt. Der SEK-ES erlaubt eine standardisierte Selbsteinscha¨tzung des erfolgreichen Einsatzes wichtiger Bewa¨ltigungskompetenzen bei den ¨ rger, affektiven Reaktionen Stress/Anspannung, Angst, A Traurigkeit und depressive Stimmung. Zusa¨tzlich werden adaptive Umgangsweisen mit maximal zwei frei wa¨hlbaren belastenden Gefu¨hlen sowie mit positiven Gefu¨hlen (unspezifiziert) erfasst. Damit erlaubt der SEK-ES Ru¨ckschlu¨sse auf (1) die emotionale Kompetenz insgesamt, (2) die generellen Kompetenzen im Umgang mit positiven und negativen Emotionen, (3) die Kompetenz im Umgang mit spezifischen affektiven Reaktionen (z. B. Stress, ¨ rger, etc.) und (4) die Kompetenz im Einsatz Angst, A verschiedener emotionaler Kompetenzen u¨ber verschiedene Emotionen hinweg. Daru¨ber hinaus liefert er erste Hinweise darauf, welche emotionalen Kompetenzen bei welchen affektiven Reaktionen besonders stark oder schwach ausgepra¨gt sein ko¨nnten. Dass die im SEK-ES vorgenommene emotionsspezifische Kompetenzerfassung von großer theoretischer und praktischer Bedeutung ist, ist eines der zentralen Ergebnisse der Studie. Die Resultate der faktorenanalytischen Auswertungen zeigen, dass sowohl der emotionsspezifische als auch der kompetenzspezifische Fokus einen signifikanten Beitrag zur Aufkla¨rung der Dimensionalita¨t der Daten leisten. Dieser Befund belegt, dass emotionale Kompetenzen u¨ber verschiedene affektive Reaktionen hinweg in einem bedeutsamen Ausmaß differieren und eine ausschließlich emotionsu¨bergreifende Analyse emotionaler Kompetenzen nicht gerechtfertigt ist. Auch die nur moderate Ho¨he der Korrelationen zwischen a¨quivalenten Subskalen des SEK-27 und des SEK-ES legen nahe, dass die aggregierte Erfassung des Umgangs mit verschiedenen Emotionen (SEK-ES) nicht dasselbe ist, wie die Frage nach dem Umgang mit Emotionen im Allgemeinen (SEK-27). Des Weiteren finden sich fu¨r die SEK-ES im Vergleich zum SEK-27 ho¨here Zusammenha¨nge mit Maßen zur Erfassung von Psychopathologie. Außerdem ließ sich zeigen, dass die emotionsspezifischen Skalen des SEK-ES, die den Umgang mit Angst und depressiver Stimmung erfassen, u¨ber den SEK-27 hinaus einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des Vorliegens von Angststo¨rungen und Depressionen leisten. Vor dem Hintergrund der zurzeit fast ausschließlichen Anwendung emotionsunspezifischer Fragebo¨gen in der einschla¨gigen Forschung besta¨tigen diese Befunde die in der Einleitung postulierte Notwendigkeit, emotionsspezifische Bewa¨ltigungsinventare zu entwickeln. Dass der SEK-ES in diesem Sinne ein nu¨tzliches In¨ berpru¨strument sein kann, wird durch die empirische U fung der psychometrischen Eigenschaften belegt. Die Items des Fragebogens zeichnen sich durch angemessene Schwierigkeiten und Trennscha¨rfen aus. Die in den Faktorenanalysen identifizierte Dimensionalita¨t des In-

2.71 2.90 2.82 2.47 2.41 2.88 2.89 3.25 3.21 2.71 2.79 2.91 2.89 2.81 2.45 2.06 3.07 2.80 2.26 2.72 2.81

KU Stress KU Angst ¨ rger KU A KU Traurigkeit KU Depr Stimmung KU Pos Emotionen Aufmerksamkeit Klarheit Verstehen Akzeptanz-k Akzeptanz-b Toleranz Konfront Selbstunterstu¨tzung Mod-E ¨ Mod-U Aufmerk & Klarheit Akz & Tol Mod-K KU Neg Emotionen ERK Gesamt

0.64 0.72 0.64 0.64 0.79 0.64 0.71 0.62 0.68 0.82 0.77 0.83 0.81 0.88 0.78 0.94 0.61 0.74 0.83 0.60 0.55

SD 354 265 334 255 183 357 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358 358

n 1.91 2.17 2.24 1.85 1.80 2.24 2.30 2.72 2.59 1.86 2.16 2.00 2.20 1.93 1.60 1.31 2.51 2.00 1.44 1.98 2.10

M 0.70 0.85 0.73 0.71 0.78 0.84 0.78 0.72 0.80 0.91 0.82 0.93 0.89 0.93 0.80 0.81 0.70 0.81 0.78 0.65 0.65

SD 574 530 541 540 514 553 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579

n

KS-Aufnahme (N = 579)

2.40 2.42 2.57 2.22 2.18 2.71 2.77 2.94 2.85 2.45 2.51 2.55 2.51 2.47 2.20 1.98 2.86 2.50 2.08 2.53 2.56

M 0.72 0.88 0.78 0.75 0.80 0.76 0.75 0.72 0.78 0.90 0.85 0.91 0.94 0.97 0.87 0.96 0.70 0.85 0.90 0.75 0.73

SD 555 456 491 514 416 568 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 578 579 579 579

n

KS-Entlassung (N = 579)

0.79 0.73 0.58 0.62 0.62 0.64 0.58 0.53 0.62 0.85 0.63 0.90 0.70 0.89 0.85 0.75 0.56 0.80 0.82 0.74 0.72

MDIFF 17.29 12.64 12.21 12.31 9.16 12.81 11.70 11.78 12.64 14.76 11.69 15.36 11.89 14.35 15.82 12.38 12.81 15.30 15.15 17.38 18.37

t 923.00 610.31 766.61 547.29 695.00 869.31 798.47 828.43 833.96 799.80 780.69 815.88 932.00 932.00 932.00 666.29 823.61 797.92 932.00 932.00 840.35

df 1.19 0.93 0.84 0.92 0.78 0.86 0.79 0.79 0.84 0.98 0.79 1.03 0.81 0.97 1.08 0.85 0.85 1.03 1.02 1.18 1.18

d

Vergleich nicht-klinische und klinische Stichprobe

0.49 0.25 0.33 0.37 0.38 0.48 0.47 0.22 0.26 0.59 0.35 0.54 0.31 0.55 0.60 0.67 0.35 0.50 0.64 0.55 0.46

Mt2-t1

–17.12 –7.47 –10.40 –12.74 –13.36 –15.44 –14.53 –7.76 –8.45 –16.36 –10.29 –15.85 –8.10 –14.79 –18.64 –18.42 –12.44 –15.90 –19.33 –21.24 –18.63

t

551 441 471 494 402 547 578 578 578 578 578 578 578 578 578 578 578 577 578 578 578

df

Vera¨nderungen wa¨hrend Therapie

0.69 0.28 0.43 0.51 0.48 0.61 0.62 0.31 0.33 0.65 0.42 0.59 0.34 0.58 0.72 0.75 0.50 0.60 0.76 0.78 0.67

d

Anmerkungen: KS = Klinische Stichprobe; KU = Konstruktiver Umgang mit; Stress = Stress/Anspannung; Depr Stimmung = Depressive Stimmung; Pos Emotionen = Positive Emotionen; Akzeptanz-k = ¨ = Modifikationsu¨berzeugung; Akz & Tol = Akzeptanz Akzeptanz-kognitiv; Akzeptanz-b = Akzeptanz-behavioral; Konfront = Zielbezogene Konfrontationsbereitschaft; Mod-E = Modifikationserfolg; Mod-U & Toleranz; Mod-K = Gesamtwert Modifikationskompetenz; KU negativen Emotionen = Gesamtwert Konstruktiver Umgang mit negativen Emotionen; ERK-Gesamt: Emotionsregulationskompetenz Gesamtwert; Vergleich nicht klinische und klinische Stichprobe: alle Vergleiche signifikant mit p < 0.001.

M

Skala

Nicht klinische Stichprobe (N = 358)

Tabelle 7. Deskriptive Statistiken der Skalen, Vergleich der nicht-klinischen mit der klinischen Stichprobe und Vera¨nderungen wa¨hrend der Therapie

Fragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES)

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David Daniel Ebert, Oliver Christ und Matthias Berking

strumentes deckt sich im Wesentlichen mit den theoretischen Erwartungen bzw. dem Modell adaptiver Emotionsregulation, welches den Ausgangspunkt fu¨r die Fragebogenentwicklung darstellte (vgl. Berking, 2010). Allerdings wird Verstehen erwartungskontra¨r nicht als eigensta¨ndiger Faktor identifiziert. Diesbezu¨gliche Items laden ausschließlich auf den jeweiligen Emotionsfaktor. Außerdem werden die Skalen Bewusstheit/Klarheit, Akzeptanz/Toleranz und Modifikationserfolg/Modifikationserwartung jeweils zu einem Faktor zusammengefasst. Vor dem Hintergrund, dass es hinreichend Argumente und empirische Belege dafu¨r gibt, dass die in den Faktorenanalysen zusammengefassten Skalen (1) unterschiedliche Konstrukte repra¨sentieren (dass ich eine bestimmte Emotion spu¨re, heißt nicht automatisch, dass ich auch weiß, warum ich mich so fu¨hle etc.), von denen (2) angenommen werden kann, dass sie stark miteinander assoziiert sein sollten (wenn ich weiß, wie ich mich fu¨hle, fa¨llt es leichter zu ergru¨nden, warum ich mich so fu¨hle), halten wir es fu¨r verfru¨ht, die Binnendifferenzierung bei den drei erwartungskontra¨r aggregierenden Faktoren zu ignorieren. Fu¨r eine Reihe von relevanten Fragestellungen ist es wesentlich, die Subfacetten dieser Faktoren getrennt erfassen zu ko¨nnen. In diesem Sinne ist es beispielsweise von großer theoretischer und anwendungsbezogener Bedeutung zu kla¨ren, inwieweit z. B. das Verstehen der Ursachen einer Emotion einen u¨ber die Wahrnehmung und Identifikation von Emotionen hinausgehenden Gewinn fu¨r eine erfolgreiche Bewa¨ltigung dieser Emotion darstellt. Die Aggregation der Subfacetten dieses Faktors in einer Wahrnehmens- und Verstehensskala wu¨rde die Untersuchung dieser wichtigen Fragestellungen deutlich erschweren. Deswegen schlagen wir vor, die rational konstruierten Skalen weiter beizubehalten bis (in La¨ngsschnittstudien) zweifelsfrei gekla¨rt ist, ob querschnittliche interkorrelierte Subskalen sich auch durch a¨hnliche Antezedenzien und/oder Konsequenzen auszeichnen. Weitere Belege fu¨r die psychometrische Qualita¨t des SEK-ES stellen die insgesamt befriedigenden Befunde zur Reliabilita¨t der Subskalen und des Gesamtwertes dar. Die Werte fu¨r Cronbachs Alpha liegen fu¨r den Gesamtwert im sehr guten und fu¨r die Einzelskalen fast ausschließlich zumindest im befriedigenden Bereich. Die Retest-Reliabilita¨ten der Skalen Konstruktiver Umgang mit Traurigkeit, Konstruktiver Umgang mit Angst sowie die RetestReliabilita¨t der Skalen Aufmerksamkeit, Verstehen und Regulation sind allerdings relativ gering. Ein Vergleich der Retest-Reliabilita¨ten des SEK-ES mit den in dieser Studie erfassten a¨quivalenten Subskalen des SEK-27 zeigt, dass die Retest-Reliabilita¨ten der Skalen Aufmerksamkeit, Verstehen und Regulation des SEK-ES signifikant niedriger ausfallen, als die der a¨quivalenten emotionsu¨bergreifenden Skalen des SEK-27. Ein etwaiger Einfluss der Intensita¨t der erfragten affektiven Reaktionen und eine dadurch bedingte Verringerung der Retest-Re-

liabilita¨t konnte ausgeschlossen werden. Eine mo¨gliche Erkla¨rung fu¨r diese Befunde wa¨re, dass spezifische Kompetenzen (z. B. „konnte ich es akzeptieren, wenn ich Angst hatte“) eher mit Blick auf spezifische Erfahrungen eingescha¨tzt werden, wa¨hrend in die Erfassung genereller Kompetenzen („konnte ich meine Emotionen akzeptieren“) sta¨rker zeitlich stabile Elemente des Selbstbildes mit einfließen. In der Folge schla¨gt sich die Situationsvarianz bei der Erfassung emotionsspezifischer Kompetenzen („in der einen Situation kann ich Angst akzeptieren, in der anderen nicht“) sta¨rker nieder als bei der Erfassung emotionsu¨bergreifender Kompetenzen („meine Gefu¨hle kann ich im Allgemeinen gut akzeptieren“). Zuku¨nftige Forschung muss kla¨ren, inwieweit diese Vermutung zutrifft bzw. welche anderen Faktoren fu¨r die Differenzen in den Retest-Reliabilita¨ten verantwortlich sind. Als deutliche Hinweise fu¨r die gute Validita¨t des Fragebogens ko¨nnen (a) hypothesenkonforme Korrelationen mit anderen Emotionsregulationsmaßen, mit Maßen psychopathologischer Belastung und Maßen zur Lebenszufriedenheit, (b) hypothesenkonforme Unterschiede zwischen Patienten und Normalpersonen und (c) hypothesenkonforme Zunahmen der Kompetenzen im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung gesehen werden. Als Kritikpunkt ist allerdings zu erwa¨hnen, dass der SEK-ES spezifische Kombinationen von spezifischen emotionalen Kompetenzen und spezifischen affektiven Reaktionen mehrheitlich mit 1-Item-Messungen erfasst. Dieses Vorgehen wurde trotz der damit verbundenen psychometrischen Nachteile gewa¨hlt, um die Itemanzahl in einem Bereich zu halten, der einen Einsatz in Verlaufsstudien erlaubt. Zudem gibt es empirische Hinweise darauf, dass 1-Item-Messungen bei eng umgrenzten Konstrukten nicht zwingend weniger reliabel oder valide sein mu¨ssen als Mehr-Item-Messungen (z. B. Robins, Hendin, Trzesniewski, 2001). Nichtsdestotrotz sollten zuku¨nftige Studien (mit Hilfe des SEK-ES) kla¨ren, welche spezifischen Affekt-Kompetenz-Kombinationen fu¨r die psychische Gesundheit besonders relevant sind. Aufbauend auf diesen Ergebnissen sollten Instrumente entwickelt werden, die besonders relevante Kombinationen mit Mehrfachmessungen emotionsspezifisch erfassen, um so in Abha¨ngigkeit von der jeweiligen Fragestellung eine ¨ konomie und psychometrischer optimale Balance von O Wu¨nschbarkeit zu ermo¨glichen. Ein weiterer Kritikpunkt ergibt sich aus der Frage, inwieweit Kompetenzen wie v. a. die bewusste Wahrnehmung von Emotionen und die korrekte Identifikation von affektiven Reaktionen u¨berhaupt mit Selbstauskunftsinventaren erfassbar sind. Erwartungskonforme Mittelwertunterschiede zwischen den Intensita¨ten bzw. wahrgenommenen Bewa¨ltigungskompetenzen bei verschiedenen Emotionen weisen darauf hin, dass Versuchspersonen auch inhaltlich verwandte Emotionen voneinander unterscheiden ko¨nnen. Nichtsdestotrotz gilt es, durch den

Fragebogen zur emotionsspezifischen Selbsteinscha¨tzung emotionaler Kompetenzen (SEK-ES)

Einbezug weiterer experimenteller und biologischer Methoden systematisch zu kla¨ren, durch welche Prozesse die Selbsteinscha¨tzungen von (mehr oder weniger implizit ablaufenden) Emotionsregulationsstrategien vermittelt werden und bei welchen Emotionen/Kompetenzen/Personen sie als valide angesehen werden ko¨nnen. In dem Maße, in dem diese Studien die bisherigen Befunde zur Validita¨t von Selbstausku¨nften zur Emotionsregulation im Allgemeinen und des SEK-ES im Speziellen stu¨tzen, la¨sst sich der SEK-ES zur Untersuchung verschiedenster hochrelevanter Fragestellungen nutzen. Dazu za¨hlt zum Beispiel die Frage, welche emotionalen Kompetenzen fu¨r welche affektiven Reaktionen bei welchen psychischen Sto¨rungen gesta¨rkt werden mu¨ssen, um die Effektivita¨t psychotherapeutischer Behandlungen weiter zu steigern. Mit dem SEK-ES steht fu¨r diese Forschung ein reliables und valides Selbstauskunftsinventar zur Verfu¨gung.

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David Daniel Ebert* Dr. Oliver Christ Prof. Dr. Matthias Berking* Philipps-Universita¨t Marburg Fachbereich Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie Gutenbergstraße 18 35032 Marburg E-Mail: [email protected] * Leuphana Universita¨t Lu¨neburg Innovationsinkubator KT Gesundheitstraining online



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