Engelhartstetten/Survey – Obol, in: S. Groh - H. Sedlmayer, Expeditiones Barbaricae, Forschungen zu den römischen Feldlagern von Engelhartstetten, Kollnbrunn und Ruhhof, Niederösterreich. Archäologische Forschungen in Niederösterreich N.F. 2 (Krems 2015), 53-54
ARCHÄOLOGISCHE FORSCHUNGEN IN NIEDERÖSTERREICH HERAUSGEGEBEN VON ERNST LAUERMANN UND ARMIN LAUSSEGGER
STEFAN GROH – HELGA SEDLMAYER
EXPEDITIONES BARBARICAE FORSCHUNGEN ZU DEN RÖMISCHEN FELDLAGERN VON ENGELHARTSTETTEN, KOLLNBRUNN UND RUHHOF, NIEDERÖSTERREICH MIT EINEM BEITRAG VON URSULA SCHACHINGER
NEUE FOLGE BAND 2 Erscheint in Zusammenarbeit mit den Landessammlungen Niederösterreich und der Donau-Universität Krems Krems 2015
2. Engelhartstetten – Die Feldforschungen und ihre Interpretation (Stefan Groh) 2.1 Engelhartstetten – Forschungsgeschichte 2.2 Engelhartstetten – Topografie 2.3 Engelhartstetten – Forschungen 2010–2013 2.4 Engelhartstetten – Interpretation der Feldforschungen: Die Struktur des römischen Feldlagers
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3. Engelhartstetten – Archäologische Funde aus dem römischen Feldlager (Helga Sedlmayer) 3.1 Engelhartstetten – Archäologische Funde aus den Sondagen 2010 und 2011 3.1.1 Engelhartstetten/Sondage 2010 – Katalog der Funde 3.1.2 Engelhartstetten/Sondage 2011 – Katalog der Funde 3.1.3 Engelhartstetten/Sondagen – Funde der Mittel-La-Tène-Zeit 3.1.4 Engelhartstetten/Sondagen – Funde der Spät-La-Tène-Zeit 3.1.5 Engelhartstetten/Sondagen – Dakische Funde 3.1.6 Engelhartstetten/Sondagen – Römische Funde 3.2 Engelhartstetten – Archäologische Funde aus den Surveys 2010 und 2013 3.2.1 Engelhartstetten/Survey – Fibeln 3.2.2 Engelhartstetten/Survey – Angriffswaffen 3.2.3 Engelhartstetten/Survey – Schutzwaffen 3.2.4 Engelhartstetten/Survey – Schuhwerk 3.2.5 Engelhartstetten/Survey – Reitersporn und Pferdetrensen 3.2.6 Engelhartstetten/Survey – Beschläge 3.2.7 Engelhartstetten/Survey – Geräte und Gefäße 3.2.8 Engelhartstetten/Survey – Werkabfälle 3.2.9 Engelhartstetten/Survey – Obol (Ursula Schachinger)
4. Kollnbrunn – Die Feldforschungen und ihre Interpretation (Stefan Groh) 4.1 Kollnbrunn – Forschungsgeschichte 4.2 Kollnbrunn – Topografie 4.3 Kollnbrunn – Forschungen 2012–2014 4.4 Kollnbrunn – Interpretation der Feldforschungen: Die Struktur des römischen Feldlagers
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5. Kollnbrunn – Archäologische Funde aus dem römischen Feldlager (Helga Sedlmayer) 5.1 Kollnbrunn/Survey – Münze 5.2 Kollnbrunn/Survey – Fibel 5.3 Kollnbrunn/Survey – Pferdegeschirrbeschläge 5.4 Kollnbrunn/Survey – Beschläge 5.5 Kollnbrunn/Survey – Gefäße und Gefäßteile aus Bronze 5.6 Kollnbrunn/Survey – Werkabfälle
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Inhalt
6. Ruhhof – Die Feldforschungen und ihre Interpretation (Stefan Groh) 6.1 Ruhhof – Forschungsgeschichte 6.2 Ruhhof – Topografie 6.3 Ruhhof – Forschungen 2013–2014 6.4 Ruhhof – Interpretation der Feldforschungen: Die Struktur des römischen Feldlagers
8. Römische Feldlager in der March-Thaya-Region (Stefan Groh) 8.1 Topografische Einbindung der römischen Feldlager in Niederösterreich und der March-Thaya-Region 8.2 Struktur und Datierung der römischen Feldlager 8.2.1 Befestigung und Toranlagen im Überblick 8.2.2 Toranlagen mit Clavicula 8.2.3 Die Toranlagen von Mušov/Flur Neurissen und im Feldlager von Ivaň I 8.2.4 Überlegungen zur Chronologie der Bauten von Mušov 8.3 Die March-Thaya-Region: Vormarschrouten zur Zeit der Expeditio II Germanica (178–180 n. Chr.) 8.3.1 Modell dreier Vormarschrouten 8.3.2 Truppenverbände und Strategie 8.4 Radiokarbondatierungen aus den römischen Feldlagern in der March-Thaya-Region – Ein Vergleich mit münzdatierten Befunden aus der Zeit der Markomannenkriege in den Provinzen Pannonia Superior und Noricum
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9. Engelhartstetten – Interaktionen des 1. Jahrhunderts v. und n. Chr. zwischen Donau, March und Thaya (Helga Sedlmayer)
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10. Kollnbrunn und Ruhhof – Zur Präsenz von Detachements der Legio X Gemina im Barbaricum (Helga Sedlmayer)
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11. Ruhhof – Das römische Feldlager in einer traditionsreichen germanischen Mikroregion an der mittleren Thaya (Helga Sedlmayer)
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12. Ruhhof – Abbruch der Expeditio II Germanica um 180 n. Chr. und Deponierungen at helga land (Helga Sedlmayer)
14. Anhang 14.1 Abkürzungen 14.2 Abgekürzte Typenansprachen und Zitierwerke 14.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 14.4 Abbildungsnachweis
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Anschrift der Autorinnen und des Autors
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Engelhartstetten – Funde
n. Chr. in Caerleon. Die Nietplatte ist durch randliche Scheiben und mittige Pelten gegliedert, das konvexe Zentrum des Beschlags in Opus Interrasile gearbeitet.130 Bei einem stark fragmentierten Objekt (Abb. 31/40) könnte es sich um einen Pferdegeschirranhänger mit dekorativen Durchbrechungen im obersten Abschnitt handeln, der mit einer nachträglich angenieteten Öse versehen wurde. Darauf lässt der Vergleich mit einem blattförmigen Anhänger aus Burghöfe schließen.131
3.2.7 Engelhartstetten/Survey – Geräte und Gefäße Griffzungenmesser mit geschweifter Klinge; Fe; Klinge, Griffzunge, frgt.; max. L 6,5; B 0,4; H 1,6; G 11; FJ 2010; Inv. 3/1/98 (Abb. 31/43). Eimerbeschlag; Fe; Attasche, blattförmig erweiterte Enden; max. L 2,6; H 2,6; G 3; FJ 2010; Inv. 1/1/6 (Abb. 31/42). Balsamar; Glas, weiß; Mdm 1,8; R100; FJ 2013; Inv. 3446 (Abb. 31/41).
Typisch für den frührömischen Horizont der Ostalpen sind Griffzungenmesser mit geschweifter Klinge (Abb. 31/43). Vergleichsfunde wurden am Magdalensberg in tiberischen und claudischen Kontexten angetroffen.132 Sehr charakteristisch für die augusteische und tiberische Zeit ist auch die geschweifte Attasche eines Eimers (Abb. 31/42), deren Parallelen häufig auch in militärischen Fundbeständen angetroffen werden.133 Für das Glasbalsamar mit dreieckig verdicktem Rand (Abb. 31/41) ist eine antike Zeitstellung wahrscheinlich.134
Die Werkabfälle aus der Metallverarbeitung sind im Gesamtspektrum des Surveymaterials nur in sehr geringer Menge vorhanden. Konkret zu datieren sind in dieser Fundgruppe nur sechs, in der östlichen Surveyfläche festgestellte schwammförmige Metallschlacken, die typisch für ein neuzeitliches Schmiedehandwerk sind.135 Ob ähnlich wie im Falle des Feldlagers von Ruhhof (Kap. 7.15) eine Nachnutzung römischer Relikte erfolgte, bleibt in Anbetracht fehlender signifikanter Halbfertigprodukte fraglich. Da Befunde von Feuerstellen im Zuge der Prospektionen nicht dokumentiert werden konnten (Kap. 2.3), lassen sich innerhalb des Feldlagers eventuell vorgenommene Warmschmiedearbeiten im Sinne von Reparaturmaßnahmen nicht argumentieren. Zum Vergleich sei auf die zahlreichen, gleichfalls anhand von Detektorprospektionen erfassten Reste der Buntmetall-, insbesondere Bleiverarbeitung aus Hedemünden hingewiesen.136
3.2.9 Engelhartstetten/Survey – Obol Ursula Schachinger Obol (Kleinsilber)/AR; Boii; Typ Karlstein/Roseldorf III (nach Günther Dembski), Typ Staré-Hradisko/Stradonice/Karlstein (nach Eva Kolníková); Avers: Kopf n. l.; Revers: stilisiertes Pferd n. l.; Dembski (1998) Nr. 771– 778; Kolníková (2009) 19 Typ 5a; Paulsen (1933) Nr. 565–574; Prokisch (2010) Nr. A372–374 und Nr. B 51; Dat. 130–50/40 v. Chr.; G 0,7; Dm 8,8; St. 12; Erh. 1–2; FJ 2010; Inv. 3/1/73 (Abb. 30/6).
Der als »Karlstein/Roseldorf III« bezeichnete Typ ist etwas später als die Typen Roseldorf I und II anzusetzen. Seine Bezeichnung ist etwas verwirrend, da er typologisch wenig mit den Roseldorfer Typen I und II zu tun hat und in der Gestaltung des Reverses Ähnlichkeiten mit den etwas jüngeren Karlsteinern zeigt. Der Avers aller drei Typen (Roseldorf I und II, Karlstein) weist einen Buckel auf, unser Stück zeigt einen Kopf nach links mit strähnig abstehendem Haar. Der boische Typ »Stradonice« steht mit unserem sog. Karlstein/Roseldorf III135 136
FJ 2013: Inv. 2336; 2499; 2626; 2779; 3233; 4774. Grote (2012) 390 f. (Hedemünden); vgl. auch den ebenda publizierten Werkabfall aus dem Lager von Oberode-Kring: Grote (2012) 400 Nr. 782 Taf. 79/782.
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Helga Sedlmayer / Ursula Schachinger
Typ in engem Zusammenhang. So weist das Tier auf dem Revers bei beiden Typen die charakteristischen Punktgelenke auf und der Kopf auf der Vorderseite strähnig-struppiges Haar, das bei dem Stradonice-Typ im Scheitelpunkt geteilt ist. Beide Typen – sofern man überhaupt von Typen sprechen kann und sie nicht eher Varianten nennen sollte – sind zeitgleich geprägt worden. Nach der communis opinio datieren die Roseldorfer I und II-Typen zwischen circa 220 bis 150 v. Chr. Der Karlstein/Roseldorf III-Typ ist in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. einzuordnen.137 Nach Günther Dembski sind die Hauptfundorte Roseldorf, Stradonice und Karlstein. Nachdem seit 1998 jedoch viel neues Material bekannt geworden ist, kann man neuesten Untersuchungen zufolge von einer überregionalen Währung sprechen, deren westlichste Ausläufer bis Linz, die östlichsten bis zum Braunsberg reichen.138 Eva Kolníková differenziert einerseits den Typ »Roseldorf/Němčice«, wobei sie die Roseldorf I und II-Ty-
pen subsumiert, und andererseits den Typ »Staré Hradisko/Stradonice/Karlstein«; beide sind nach ihren Hauptfundorten benannt.139 Die erste Typengruppe umfasst Münzen mit Gewichten von 0,5 bis 1 Gramm, Prägungen der zweiten Gruppe sind unter 0,5 Gramm schwer. Eva Kolníková konnte schließlich – basierend auf der reichen Materialevidenz in Böhmen und Mähren – eine stringente Chronologie erstellen und somit die Ergebnisse von Rudolf Paulsen und Karel Castelin grundlegend revidieren. »Roseldorf/Němčice«-Prägungen beginnen in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr., »Staré Hradisko/Stradonice/Karlstein«-Typen datieren in die Oppidum-Phase der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. 140 Die Silbermünze von Engelhartstetten (Abb. 30/6) ist demnach mit dem Typ 5a der »Staré Hradisko/Stradonice/Karlstein«-Gruppe zu identifizieren; der Typ ist relativchronologisch der älteste in dieser Gruppe, welche in die jüngere Prägephase von 130–50/40 v. Chr. einzuordnen ist.
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Jandrasits (2009) 10. Jandrasits (2009) 7.
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Kolníková (2006) 30–33. Eva Kolníková erstellt erstmals eine Typologie der »Roseldorf/Němčice«-Prägungen und gliedert sie in 15 Typengruppen. Kolníková (2009) 18–20; 25 f.
Engelhartstetten – Funde
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Abb. 30. Engelhartstetten. Surveyfunde: La-Tène-zeitliche Artefakte und Werkabfälle. M 1:2. Nr. 6 M 2:1.
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