Sonderdruck aus Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 60
Der Wandel um 1000
Beiträge der Sektion zur slawischen Frühgeschichte der 18. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Greifswald, 23. bis 27. März 2009
Herausgegeben von Felix Biermann, Thomas Kersting und Anne Klammt
BEIER & BERAN. ARCHÄOLOGISCHE FACHLITERATUR LANGENWEISSBACH 2011
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Beier & Beran. Archäologische Fachliteratur Thomas-Müntzer-Str. 103, Weißbach, D-08134 Langenweißbach Tel. 037603 / 3688. Fax 3690 Internet: www.beier-beran.de, Email
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C: Copyright und V. i. S. d. P. für den Inhalt liegen bei den jeweiligen Autoren ISBN 978-3-941171-45-9 hergestellt in der Bundesrepublik Deutschland / printed in Germany Vorsatz:
Luftbild der Burg Raabs (Niederösterreich) in einer Schlinge der Thaya. Vgl. Beitrag Felgenhauer-Schmiedt, S. 215 ff.
Inhalt Vorwort ……………………………………………………………………………………………………
1
Beiträge zum Schwerpunktthema Felix Biermann ………………………………………………………………………………………….. Der Wandel um 1000 – Einführung
3 – 14
Christian Zschieschang ............................................................................................................. Wolauki, Nizici und MGH DO I 446 – zum Wandel der Siedlungslandschaften im späten 10. Jahrhundert an der mittleren Elbe
15 – 22
Fred Ruchhöft …………………………………………………………………………………………... Der Wandel der Burgenlandschaft im 10. Jahrhundert bei den Obodriten und Wilzen
23 – 33
Uwe Michas ……………………………………………………………………………………………… Burg und Burgstadt Spandau um das Jahr 1000 – Neue Ausgrabungsergebnisse
35 – 43
Kerstin Kirsch …………………………………………………………………………………………... Die „Brandenburg“ um 1000: Wandel in Ökonomie und Politik
45 – 51
Donat Wehner …………………………………………………………………………………………… Zwischen Brennaburg und Poztupimi – der Wandel der Burgenlandschaft um 1000
53 – 62
Ralf Bleile ………………………………………………………………………………………………... Zur Funktion slawischer Inselsiedlungen im 10. Jahrhundert
63 – 83
Ulrich Müller …………………………………………………………………………………………….. Olsborg – eine Inselsiedlung um das Jahr 1000
85 – 96
Anna B. Kowalska ……………………………………………………………………………………… Scandinavian Elements in the Culture of the Early Medieval Szczecin (8th-12th Century)
97 – 110
Felix Biermann, Ottilie Blum, Solveig Semjank, Andreas Stenzel und Heidrun Voigt ......... Ein slawischer Teerschwelplatz bei Dallgow im Havelland
111 – 121
Anne Klammt ……………………………………………………………………………………………. Methodische Überlegungen zur Quantifizierung des vermuteten Landesausbaus um 1000 auf Grundlage des Quellenbestands des westlichen Mecklenburgs und östlichen Holsteins
123 – 133
Alexander Pust …………………………………………………………………………………………. Das slawische Siedlungsbild der Lebuser Platte vor und nach der Jahrtausendwende
135 – 146
Norbert Goßler, Thomas Kinkeldey …………………………………………………………………. Der slawische Fundplatz Wustrow 10, Kr. Prignitz (Land Brandenburg) vom 9. bis zum 11. Jahrhundert – Bemerkungen zur Siedlungsdynamik und zum Bearbeitungsstand der Keramik
147 – 162
Felix Biermann, Ottilie Blum, Cecilia Hergheligiu, Solveig Semjank, Andreas Stenzel, Heidrun Voigt …………………………………………………………………………………………… Nutzungsareale in einer spätslawischen Siedlung – das Beispiel Ziethen in Vorpommern Stefan Pratsch ………………………………………………………………………………………….. Slawische Kellergruben von Groß Kienitz und Klein Kienitz, Lkr. Teltow-Fläming
163 – 167 169 – 176
Stefan Albrecht …………………………………………………………………………………………. „Von der Anarchie zum Staat“ – einige Überlegungen zu Cosmas von Prag
177 – 189
Jan Mařík ………………………………………………………………………………………………… The Slavniks and Saxony
191 – 197
Kateřina Tomková ……………………………………………………………………………………… Der Kulturwandel des 10. Jahrhunderts in Böhmen aus archäologischer Sicht
199 – 208
Drahomíra Frolíková-Kaliszová ……………………………………………………………………… Nachgroßmährische Entwicklung der Agglomeration Uherské Hradiště – Staré Město
209 – 214
Sabine Felgenhauer-Schmiedt ………………………………………………………………………. Herrschaftsbildung im Nordwald – die Burganlage auf der Flur „Sand“ bei Raabs an der Thaya und die Burg Raabs (Niederösterreich)
215 – 231
Przemysław Sikora, Marcin Wołoszyn ……………………………………………………………… 981 – Volodímer zog zu den Ljachen und nahm ihre Städte: Peremyšl’, Červen und die anderen Städte. Forschungsgeschichte und neuere Untersuchungen zu den Červenischen Burgen
233 – 248
Marek Dulinicz (†) …………………………………………………………………………………….. Pagane und christliche Körpergräber – ein Vergleich in ausgewählten westslawischen Siedlungsgebieten
249 – 255
Andrzej Janowski ………………………………………………………………………………………. Early medieval chamber graves on the south coast of the Baltic Sea
257 – 267
Bettina Jungklaus und Heike Kennecke …………………………………………………………… Die slawischen Körpergräberfelder von Bredow und Hohennauen, Lkr. Havelland – archäologische und anthropologische Aspekte
269 – 294
Elke Schanz ……………………………………………………………………………………………... Ungewöhnliches am Gürtel – Das Grab 21 von Basedow, Landkreis Demmin
295 – 304
Allgemeine Beiträge Sébastien Rossignol …………………………………………………………………………………... Überlegungen zur Datierung des Traktates des sog. Bayerischen Geographen anhand paläographischer und kodikologischer Beobachtungen
305 – 316
Norbert Goßler, Thomas Kinkeldey …………………………………………………………………. Eine frühslawische Siedlung am Rudower See bei Lenzen (Lkr. Prignitz, Brandenburg)
317 – 328
René Bräunig ……………………………………………………………………………………………. Der frühslawische Fundplatz Groß Machnow 4, Lkr. Teltow-Fläming, und die Probleme seiner Radiokarbondaten
329 – 346
Sebastian Messal ………………………………………………………………………………………. Zur slawischen Keramik des Typs „Glienke“
347 – 359
Harriett Bönisch ………………………………………………………………………………………… „`Ne Menge Holz“ – Überlegungen zum Holzbedarf in altslawischer Zeit am Beispiel der Errichtung des Museums „Slawenburg Raddusch“ im Spreewald
361 – 370
Jens Schneeweiß ………………………………………………………………………………………. Die Datierung des Höhbeck-Kastells an der Elbe
371 – 377
Thomas Weber ………………………………………………………………………………………….. Magdeburgs Befestigungen im frühen Mittelalter
379 – 387
Sunhild Kleingärtner …………………………………………………………………………………... Zur see- und binnenwärtigen Infrastruktur des Seehandelsplatzes von Menzlin
389 – 396
Dominik Nowakowski ………………………………………………………………………………….. Der mittelalterliche Siedlungskomplex von Sława (Schlawa, Niederschlesien) im Lichte archäologischer Untersuchungen
397 – 410
Andreas Kieseler ……………………………………………………………………………………….. Die Wallkonstruktion des Burgwalls von Kleinitz (Klenica)
411 – 422
Ingo Petri ………………………………………………………………………………………………… Eine Schmiede aus dem Burgwall Grzybowo-Rabieżyce in Großpolen
423 – 432
Stefan Eichert …………………………………………………………………………………………… Karantanische Slawen – slawische Karantanen. Überlegungen zu ethnischen und sozialen Strukturen im Ostalpenraum des frühen Mittelalters
433 – 440
Wolfgang Breibert ……………………………………………………………………………………… Grabfunde aus Krungl in der Steiermark (Österreich) – Überlegungen zu Chronologie und Wirtschaft des Frühmittelalters im Ostalpenraum
441 – 452
Thomas Kersting ……………………………………………………………………………………….. Ein „interkulturelles“ Medaillon mit Einflüssen unterschiedlicher Zeiten und Regionen von Plänitz in Brandenburg
453 – 461
Przemyslaw Sikora …………………………………………………………………………………….. Holzkonstruktionen in frühmittelalterlichen Hügelgräbern der Ostslawen
463 – 470
Katrin Frey ………………………………………………………………………………………………. Slawisch-deutscher Landesausbau in Vorpommern am Beispiel der Wüstung Zwinrowe bei Gützkow
471 – 481
Peter Lutz ………………………………………………………………………………………………... Luckenwalde – Ausgrabungen einer hochmittelalterlichen Burganlage an der Nuthe
483 – 496
Vorwort In diesem Band sind die Beiträge der Sektion zum slawischen Mittelalter der 18. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung versammelt, die vom 23. bis 27. März 2009 in Greifswald stattfand. Der Arbeitskreis zum slawischen Mittelalter kam dort bereits zum dritten Mal zusammen, nach den Treffen in Frankfurt/Oder (2005) und Halle an der Saale (2007). In Greifswald standen die Vorträge unter dem Oberthema „Der Wandel um 1000“ – sie untersuchten also die tiefgreifenden Veränderungen der wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Verhältnisse, die der westslawische Raum in den Jahrzehnten um die Wende vom ersten zum zweiten Jahrtausend erlebte. Die Beiträge zeichneten ein facettenreiches Bild dieser Umbruchperiode, indem sie unterschiedliche geographische, methodische und inhaltliche Schwerpunkte setzten: Sie spürten den Veränderungen anhand der Auswertung einzelner Fundplätze oder Sachgruppen über den Vergleich von Befundgattungen – wie den Burgen, wirtschaftlichen Zentralorten oder Bestattungsplätzen – bis hin zur landschaftsarchäologischen Betrachtung von Siedlungsräumen nach. Da die Vorträge verschiedene Regionen des ostdeutschen, polnischen, tschechischen und österreichischen Gebietes betrafen, wurden die Wandlungen in unterschiedlichen Teilregionen Ostmitteleuropas beleuchtet und miteinander in Beziehung gesetzt. So ließen sich Gemeinsamkeiten, Unterschiede und strukturelle Zusammenhänge erkennen. Neben archäologischen Forschungen bereicherten historische, onomastische und anthropologische Studien die Tagung. Sehr erfreulich ist, dass erneut zahlreiche junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gelegenheit zur Vorstellung ihrer Forschungen wahrnahmen. Umfangreich war auch der allgemeine Teil der Sektion, in dem aktuelle Untersuchungen präsentiert werden konnten. Die Bandbreite reichte von frühslawischen Siedlungsbefunden über Forschungen zu Befestigungen und Siedlungslandschaften bis hin zu Untersuchungen zur nicht-agrarischen Produktion, zur Keramik und zur der dem „Wandel um 1000“ nachfolgenden großen Transformationszeit des 12./13. Jhs. Räumlich wurde wiederum ein weites Gebiet von Ostholstein bis nach Kärnten, in die Ukraine und nach Weißrussland umrissen. Die Mehrheit der Vorträge wird in diesem Band in Schriftform vorgelegt. Die große Zahl von über 40 Beiträgen verdeutlicht die Attraktivität des Forschungsfeldes, das vielfältige Anknüpfungspunkte für kulturhistorische Forschungen bietet, und zwar weit über den Zeitraum des 7. bis 12. Jhs. und das östliche Mitteleuropa hinaus. Die Herausgabe dieses Buches gelang nur dank des Engagements aller Autorinnen und Autoren. Redaktionelle Hilfen leisteten Dr. K. Frey (Greifswald), O. Blum, C. Hergheligiu und U. Stief (Berlin). PD Dr. H.-J. Beier (Langenweißbach) übernahm die Bearbeitung und Gestaltung dieses Bandes und die Publikation in den „Beiträgen zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas“. Die Durchführung der Sektion zum slawischen Mittelalter wurde durch die Organisatoren der Greifswalder Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung, Dr. S. Eickhoff (Wünsdorf), Dr. G. Wetzel (Cottbus) und Prof. Dr. Th. Terberger (Greifswald), ermöglicht. Allen genannten Personen gilt unser herzlicher Dank.
Berlin, Wünsdorf und Göttingen, im Februar 2010 Felix Biermann, Thomas Kersting und Anne Klammt
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Ingo Petri
Eine Schmiede aus dem Burgwall Grzybowo-Rabieżyce in Großpolen
Einleitung Die frühmittelalterliche Burganlage GrzybowoRabieżyce liegt im Landkreis Wreschen (powiat wrzesiński) in der Woiwodschaft Großpolen (województwo Wielkopolskie) in Polen, ca. 50 km östlich von Posen (Poznań). Sie beindet sich auf dem Ostufer des Baches Struga (auch Rudak genannt, Abb. 1). Auf dem Westufer der Struga wie auch im Norden und Süden der Burg war das Gelände einst sumpig, im Osten ist es höher gelegen und damit trocken (Schwartz 1878, 315). Seit 1988 werden in Grzybowo-Rabieżyce planmäßige archäologische Untersuchungen durch die Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie unter der Leitung von M. Tuszyński durchgeführt (Brzeski u. a. 2000, 59). Die Anlage hat eine Gesamtläche von ca. 4,4 ha und eine Innenläche von ca. 2,3 ha. Damit gehört sie zu den größten frühmittelalterlichen Burganlagen in Großpolen (Abb. 2). Sie wurde in den 30 er Jahre des 10. Jhs. errichtet und ist eine der ältesten frühpiastischen Zentralburgen, die durch die ersten Piasten zur Festigung des Kerns ihres Staates errichtet wurden (vgl. Kurnatowska 2002, 60 ff.; 2000, 99 ff.; 1997, 28 ff.). Bei den Ausgrabungen kamen zahlreiche Überreste metallurgischer Aktivitäten zu Tage. Im Folgenden werden diese Funde und Befunde vorgestellt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Befund einer Schmiede in den Schnitten 15, 16 und 21. Etwa zwei Drittel der Schnitte enthielten Schlacken. In den Schnitten 2 und 14 wurden zwei Fragmente verglaster Gusstiegel gefunden, in Schnitt 7 ein vollständiges Miniaturgefäß, bei dem es sich um einen unbenutzten Gusstiegel handeln könnte (Abb. 3). In der Verlängerung der Schnittreihe in der nördlichen Hälfte des Burginnenraumes nach Westen kam im Innenraum der Hauptburg eine Schicht mit zahlreichen Gusstropfen sowie Draht- und Blechfrag-
menten aus Buntmetall, bisher ohne Hinweise auf Baubefunde, zu Tage. Diese Funde weisen auf eine zum jetzigen Zeitpunkt nicht näher lokalisierbare, Buntmetall verarbeitende Werkstatt hin. Im geomagnetischen Bild (Abb. 2) ist in der Umgebung der genannten Schnittreihe keine Anomalie zu erkennen, so dass über Lage und Ausdehnung dieser Werkstatt nichts gesagt werden kann.
Abb. 1. Lage der Burganlage Grzybowo-Rabieżyce und der geomagnetisch prospektierten Fläche außerhalb der Burganlage (nach Kowalenko 1938, Taf. 1 Abb. 1, verändert).
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Abb. 2. Höhenschichtenplan der Burg mit der Lage der Grabungsschnitte und der geomagnetisch prospektierten Fläche im Burginnenraum (Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie, verändert). Außerhalb der Burg, auf ihrer Südwestseite, erbrachten Oberlächenbegehungen Schlacken und Keramikscherben, auf dem Grund von Pfützen setzen sich hier Eisenoxide ab. Der Zweitnamen des Baches Struga – Rudak (poln. Ruda,
Erz) – weist auf eine Raseneisenerzlagerstätte an dieser Stelle hin. Deshalb wurde hier ein Platz zur Eisengewinnung vermutet (Tuszyński 2004, 59 f.). Im geomagnetischen Bild (Abb. 1) ist in der Südostecke und auf der Westseite der Flä-
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che eine Konzentration kleinerer Anomalien zu sehen. Hierbei handelt es sich möglicherweise um Schlackenhalden. In der Mitte der Westseite sind außerdem drei größere, mehr oder weniger runde Anomalien zu erkennen. Es kann angenommen werden, dass es sich hierbei um die zerstörten Überreste von Eisenverhüttungsöfen handelt. Hier müssen jedoch noch archäologische Ausgrabungen durchgeführt werden, um auszuschließen, dass die Anomalien von neuzeitlichem Schrott verursacht werden.
Schmiede
Abb. 3. 1: Gusstiegel aus Schnitt 14. 2: Gusstiegel aus Schnitt 2. 3: möglicher Gusstiegel aus Schnitt 7 (Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie).
In der Nordwestecke des Burginnenraumes, in den Schnitten 15, 16 und 21 (Abb. 2), wurden in den Jahren 1993 bis 1995 die Überreste einer Schmiede teilweise ausgegraben. Da das Ziel dieser Schnitte ein Proil durch die äußere Befestigungsanlage war, wurde die Schmiede nicht komplett untersucht. Auch eine spezialisierte Grabungsmethode wurde nicht angewendet, wodurch einige Informationen verloren gingen. So wurden zum Beispiel bei der frühmittelalterlichen Schmiede aus Viborg Søndersø in einem 1 m-Raster Schlacke und Eisen sowie in einem 25 cm-Raster Holzkohle und Hammerschlag (Oxidkruste, die sich auf dem glühenden Werkstück bildet und beim Schmieden abplatzt) ausgeschlämmt und ihre Menge und der Fragmentierungsgrad bestimmt. Über eine Kartierung dieser beiden Parameter wurden der Standort des Ambosses und des Blasebalgs sowie der Arbeitsbereich des Schmiedes und das Materiallager nachgewiesen (Iversen u. a. 2005). Da bei der Ausgrabung der Schmiede in Grzybowo
Abb. 4. Nordnordostproile (oben) und Südsüdwestproile (unten) der Schnitte 15, 16 und 21. Das Südsüdwestproil wurde gespiegelt (Montage Verfasser).
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Abb. 5. Plana der Schnitte 15, 16 und 21 mit Steinfundamenten und Esse der älteren Nutzungsphase (Montage Verfasser). nicht in einem engen Raster geschlämmt wurde, sind diese Aussagen hier nicht mehr möglich.
Schichtaufbau Der Gesamtbefund wird von Schichtkomplex 1 bedeckt, dem humosen Oberboden (Abb. 4). Er besteht in Schnitt 15 und 16 aus den Schichten 1 und 2 und in Schnitt 21 aus Schicht 1. Unter dem humosen Oberboden folgt Schichtkomplex 2, der in Schnitt 15 aus den Schichten 3 bis 6 und 8, in Schnitt 16 aus den Schichten 3 und 4 und dem Befund 50 und in Schnitt 21 aus den Schichten 2 bis 10 und Befund 60 besteht. Er beindet sich auch in den westnordwestlich und ostsüdöstlich angrenzenden Schnitten. Bei ihm scheint es sich um Nutzungs- und Verfüllungs/Versturzschichten verschiedener Befunde, wie der Schmiede, zu handeln. Die verschiedenen Schichten und Befunde dieses Schichtkomplexes können nicht klar voneinander getrennt werden. Die Schichten 3, 4, 5 und 8 in Schnitt 15 und die Schichten 3 bis 10 und Befund 60 in Schnitt 21 gehören zu Schichtkomplex 2. Sie werden jedoch nicht der Schmiede zugerechnet, da sie keine Schlacken enthalten. Alle anderen Schichten dieses Schichtkomplexes enthalten Schlacken und werden der Schmiede zugerechnet. Schichtkomplex 3 liegt unter Schichtkomplex 2. Er besteht in Schnitt 15 aus den Schichten 7 und 9 bis 18, in Schnitt 16 aus den Schichten 5 bis 10 und in Schnitt 21 aus den Schichten 11 bis 18. Hierbei handelt es sich um übrig gebliebene Schichten des an dieser Stelle abgetragenen Burgwalles (Petri 2009, 84) sowie den darunter liegenden fossilen humosen Oberboden. Lediglich einige Schichten aus Schnitt 21 stellen Brand- und Versturzschichten des Walles sowie Verfüllungssowie Nutzungsstraten des Burginnenraumes dar. Schichtkomplex 2 ist in Schichtkomplex 3 eingetieft.
Unter Schichtkomplex 3 folgt der anstehende Boden (Schicht 19 in Schnitt 15, Schicht 11 in Schnitt 16 und Schicht 19 in Schnitt 21). Schicht 6 aus Schnitt 15, die Straten 3 und 4 sowie Befund 50 aus Schnitt 16 sowie Schicht 2 aus Schnitt 21 stellen die Überreste der Schmiede dar. Sie laufen in die Nordnordost- und Südsüdwestproile der Schnitte, Schicht 2 aus Schnitt 21 läuft auch in das Ostsüdostproil.
Baubefunde Bei zwei etwa in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Feldsteinansammlungen mit einem mittleren Abstand von ca. 3,5 m voneinander handelt es sich um die Fundamente der West- und Ostwand des Werkstattgebäudes (Abb. 5). Die im geomagnetischen Bild (Abb. 2) südsüdwestlich der Schnitte zu erkennende Anomalie beindet sich genau zwischen den Verlängerungen dieser beiden Fundamente. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um die Überreste der Schmiede. Die Steine der Fundamente weisen bis zu 40 cm Durchmesser auf, dazwischen beinden sich auch Schlacken mit bis zu 15 cm Durchmesser und ein Miniaturgefäß (Tuszyński 2004, Abb. 64). Das Fundament ist im südlichen Teil der Ostwand am besten erhalten, Richtung Norden werden die Steine kleiner, ihre Zahl geringer. Von der Westwand haben sich nur wenige Steine erhalten. Beide Fundamente laufen sowohl in das Nordnordost- als auch in das Südsüdwestproil. Die Steine des Fundamentes sind ohne Mörtel in Erde verlegt. Sie liegen in Fundamentgräben von 1–1,5 m Breite und ca. 50 cm Tiefe (Abb. 4). Das Aufgehende des Gebäudes ist nicht erhalten geblieben. Es war möglicherweise in Block- oder Ständerbauweise ausgeführt. Für eine solche Bauweise wären die Fundamente jedoch sehr breit. Eine andere Möglichkeit wäre, dass es sich um Reste eines Gebäudes mit Stamplehmwänden oder sogar eines Steinge-
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Abb. 6. Plana der Schnitte 16 und 21 mit Esse und Steinplasterung der mittleren Nutzungsphase (Montage Verfasser).
Abb. 7. Plana der Schnitte 16 und 21 mit Esse, Steinamboss und Plasterung der jüngeren Nutzungsphase (Montage Verfasser). bäudes handelt. Auf ein Steingebäude könnten zahlreiche kleine Kalkballungen in den Schichten des Befundes hinweisen, die eventuell die Überreste eines abgebrochenen Mauerwerkes darstellen. Auch der unterschiedliche Erhaltungszustand der Fundamente weist auf einen Abbruch des Gebäudes und einen Abtransport des Baumaterials hin. Für das Gebäude können mindestens drei Nutzungsphasen nachgewiesen werden. Der Boden der älteren Nutzungsphase war unbefestigt, in ihn war eine Esse eingetieft (Abb. 5). Auf einem ca. 20 cm höheren Niveau beindet sich im nordnordwestlichen Teil des Befundes eine Plasterung aus ca. 10–15 cm großen Feldsteinen (Abb. 6). Sie ist ca. 90 x 90 cm groß und war ursprünglich vermutlich oval. Bisher wurde sie als Plasterung einer Feuerstelle bezeichnet (Tuszyński 2004, 58 Abb. 54; Tuszyński 2003; Kurnatowska/Tuszyński 2003, Abb. 15). Wahrscheinlich handelt es sich jedoch um eine Fußbodenplasterung, die eventuell den Arbeitsbereich
des Schmiedes darstellt. Ostsüdöstlich davon ist eine Esse eingetieft. Zwischen Esse und Plasterung beindet sich ein großer Findling (Abb. 7), der als Steinamboss interpretiert werden kann. Ca. 15 cm über der Feldsteinplasterung der mittleren Nutzungsphase beindet sich eine weitere Plasterung aus größeren Feldsteinen mit meistens 10–25 cm Durchmesser (Abb. 7). Sie umgibt von Westnordwesten und Südsüdwesten halbkreisförmig den Amboss und die Esse der mittleren Nutzungsphase. Amboss und Esse wurden demnach wohl weiter genutzt. Diese Plasterung wurde bisher (Tuszyński 2004, 58; Brzeski u. a. 2000, 64; Kurnatowska/Tuszyński 1996, 83) als Rest eines Ofens angesprochen. Dies erscheint jedoch unwahrscheinlich, da Öfen zur Eisenbearbeitung im Mittelalter nicht bekannt sind und die Steine alle mehr oder weniger auf demselben Niveau liegen. Zahlreiche Steine sowohl der Fundamente wie auch der Fußbodenplasterung weisen Spuren von Brandeinwirkung auf.
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Ostsüdöstlich der Ostwand des Gebäudes beinden sich zwei weitere, mit Asche gefüllte Feuerstellen (Abb. 5) sowie Bebauungsspuren in Form von kleinen Pfostenlöchern (Abb. 6). Dabei handelt es sich möglicherweise um die Überreste eines direkt anschließenden Gebäudes oder Gebäudeteiles.
Technische Anlagen Im zentralen Teil des Befundes liegt die Esse der älteren Nutzungsphase. Sie ist oval, ca. 1,20 m lang, 50 cm breit und ca. 15 cm tief (Abb. 5). Sie ist einfach in den Boden eingegraben. Auf der Südsüdostseite sind stärkere Spuren von Hitzeeinwirkung zu erkennen als auf der anderen. Ca. 30 cm höher und leicht nach Norden versetzt liegt die Esse der mittleren und jüngeren Nutzungsphase (Abb. 6, 7). Sie ist ungefähr oval, etwa 95 cm lang, 45 cm breit und ca. 20 cm tief. Auch sie ist einfach in den Boden eingegraben. Beide Essen sind mit Asche verfüllt. Die Art der Luftzuführung ist bei den Essen nicht mehr zu erkennen. Normalerweise wurden Essen von der Seite her belüftet. Dazu diente entweder eine Tondüse oder ein Essestein, der bei normal großen Essen an einer Schmalseite auf dem Boden stand und in der Mitte ein Loch für die Blasebalgdüse aufwies (vgl. Pleiner 2006, 132 f.). Bei größeren Essen sind auch mehrere Essesteine oder Düsen entlang der Längsseiten denkbar, so dass sie je nach Bedarf teilweise oder komplett belüftet werden können. Dafür spricht, dass bei der 1,10 m langen Esse der älteren Nutzungsphase auf einer Seite stärkere Spuren von Hitzeeinwirkung zu erkennen sind als auf der anderen. Im Vergleich zu heutigen Schmiedeessen, die ca. 35 x 30 cm groß und 10 cm tief sind, erscheinen die beiden Befunde aus Grzybowo recht groß. Es gibt jedoch durchaus Vergleichsbeispiele (z. B. Jöns 1997, 131 ff.; Pleiner 2006, 123 ff.), sie werden manchmal als Ausheizherde zum Ausschmieden der noch mit Schlacke verunreinigten Luppen interpretiert. Eine große Esse bedeutet mehr Arbeit beim Graben und einen hohen Holzkohleverbrauch. Sie wird für normal große Werkstücke nicht benötigt. Deswegen kann davon ausgegangen werden, dass in der Schmiede in Grzybowo ein spezialisierter Handwerker tätig war, der Essen dieser Dimensionen benötigte. Heute dienen breite Langessen mit einer Düse in der Regel für Werkstücke mit einem großen Querschnitt, schmalere Langessen mit einer Düse für längere Gegenstände und schmale Langessen mit mehreren Düsen als Härtefeuer für lange Werkstücke. M. Balbachs Esse zum Härten von Schwertklingen ist 114 x 35 cm groß und 12 cm tief, sie hat sechs Belüftungsöffnun-
gen.1 Mit diesen Dimensionen ist sie gut mit der Esse der älteren Nutzungsphase vergleichbar. Möglicherweise arbeitete der Schmied in Grzybowo mit sehr großen Werkstücken oder er nutzte die vorhandenen Essen als Ausheizherde zum Ausschmieden der Luppen aus den Eisengewinnungsöfen außerhalb der Burg. Weitere Möglichkeiten wären Anlassöfen (um nach dem Härten durch ein Wiedererwärmen Spannungen im Material abzubauen), Härteöfen für große Werkstücke oder eine Kombination aus mehreren der oben genannten Möglichkeiten. Klarheit könnte eine metallurgische Untersuchung der Schlacken bringen, da Ausheizschlacken und Schmiedeschlacken unterschieden werden können. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Schlacken mit einem Durchmesser von 10–15 cm normal groß sind und damit nicht zu den sehr großen Essen passen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich im nicht ausgegrabenen Teil der Schmiede noch weitere Essen beinden. Neben der Esse der mittleren und jüngeren Nutzungsphase befand sich ein großer, glatter Findling (ca. 35 x 30 cm), dessen Oberläche durchschnittlich ca. 25 cm höher als die Fußbodenplasterung der mittleren und durchschnittlich ca. 10 cm höher als die Plasterung des Bodens der jüngeren Nutzungsphase liegt (Abb. 7). Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen Steinamboss. Um diese Interpretation zu bestätigen, muss der Stein noch auf eingeschlagene Hammerschlagpartikel untersucht werden. Die Annahme, dass dieser Findling sich aufgrund seiner Spaltbarkeit nicht als Amboss eigne und darum als Schleifstein zu interpretieren sei (Kurnatowska/Tuszyński 1996, 83), ist kaum plausibel. Schmiedeversuche des Autors auf vergleichbaren Steinen ergaben, dass keine Einschränkungen in ihrer Nutzbarkeit bestehen. Wenn sie dann doch einmal beschädigt werden, können sie problemlos ersetzt werden. Steinambosse sind auch von anderen archäologischen Fundstellen bekannt (Pleiner 2006, 133; Jöns 1997, 137 ff.). Da es sich bei dem Stein um ein kristallines Felsgestein handelt, ist er nicht als Schleifstein nutzbar; darüber hinaus sind auch keine Spuren einer solchen Verwendung an ihm zu erkennen. In traditionellen außereuropäischen (z. B. japanischen, indonesischen und thailändischen) Schmieden ist der Amboss heute noch so angebracht, dass sich seine Bahn zwischen 10 und 30 cm hoch über dem Boden beindet, der Schmied arbeitet in einer sitzenden oder hockenden Position.2
1 Frdl. Mitt. M. Balbach; vgl. http://www.schmiedebalbach.com/seiten/esseisen.html. 2 Frdl. Mitt. M. Balbach.
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Abb. 8. Funde aus der Schmiede. 1–9: Spinnwirtel (Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie).
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Abb. 9. Funde aus der Schmiede. 1–6: Spinnwirtel, 7–10: Eisenobjekte, 11: Metalldraht (Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie).
Funde Die Schmiede lieferte ein reiches Fundmaterial. Die meisten Funde lagen im Bereich der Fundamente oder der Fußbodenplasterungen der Werkstatt. Sie werden an dieser Stelle in drei Kategorien eingeteilt. Die erste Kategorie stellen die gewöhnlichen Funde dar, die im gesamten Fundmaterial der Burg gleichermaßen vertreten sind. In den Schichten der Schmiede fanden sich Keramik und Knochen, darunter auch zahlreiche Fischknochen und -schuppen, Spinnwirtel (Abb. 8, 9), zahlreiche Eisen- und Metallobjekte (Abb. 9, 10) wie Messer, Nägel, Haken und Blechoder Drahtfragmente, Wetzsteine (Abb. 10), Knochen- und Geweihobjekte (Abb. 10) wie Pfrieme, Nadeln, ein Ring aus Bein und das Fragment eines Beinbeschlages. In die zweite Kategorie fallen Funde, die im Zusammenhang mit der Metallverarbeitung stehen. Hier sind zahlreiche Eisenschlacken, davon einige plankonvexe Schmiedeschlacken mit einer lachen Oberseite und einer gewölbten UnterAbb. 10. Funde aus der Schmiede. 1, 2: eiserne Haken. 3: Wetzstein. 4: Knochenpfriem. 5, 6: Knochen-/Geweihnadeln. 7: Beinbeschlag. 8, 9: Fragmente von Bleibarren (Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie)
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Abb. 12. Funde aus der Schmiede. 1: Bleiwägstück. 2: Bleispinnwirtel. 3: Kiewer Tonei (Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie). Abb. 11. Funde aus der Schmiede. 1–6: Perlen. 1: Karneol. 2, 5: Glas. 3: Bergkristall. 4: Stein. 6: Silberiligran. 7: silberner Schläfenring. 8: Riemenbeschlag des östlichen Typs aus Buntmetall (Ekspedycja Wykopaliskowa w Grzybowie). seite mit 10–15 cm Durchmesser, einige glasige Schlacken, Fragmente eines Keramikgefäßes mit Schlackeanhaftungen, zwei Teile von Bleibarren (Abb. 10) und ein Geweihmeißel zu nennen. Die Annahme in der Literatur, dass Keramikfragmente mit Schlackeanhaftungen von einer Verwendung von Keramikgefäßen im Eisenbearbeitungsprozess zeugen, ist nicht zwingend, da es sich im Gegensatz zu den an diesen Stellen gemachten Angaben (Kurnatowska/Tuszyński 1996, 83; Brzeski u. a. 2000, 64; Tuszyński 2004, 58) nur um Fragmente eines einzigen Gefäßes handelt. Dieses kann auch zufällig verschlackt oder mit Schlacke in Berührung gekommen sein. Das Verfüllungsmaterial der Schmiede enthält große Mengen Asche und zahlreiche kleine Holzkohlefragmente sowie gebrannten Lehm, was einen weiteren Hinweis auf die Nutzung des Befundes als Schmiede darstellt. Zusätzlich zu dem gewöhnlichen Siedlungsmaterial und den bei eisenverarbeitenden Werkstätten zu erwartenden Funden kamen auch einige äußerst qualitätvolle Objekte zu Tage, die die dritte Kategorie bilden. Dazu werden Perlen (Abb. 11), darunter eine Silberiligranperle, ein Riemenbeschlag des östlichen Typs aus Buntmetall (Abb. 11), ein Bleiwägestück (Abb. 12), ein Bleispinnwirtel (Abb. 12) und ein Kiewer Ei (Abb. 12) gezählt. Ein silberner Schläfenring (Abb. 11) kam in der Wallschicht direkt unter der Schmiede zu Tage, in einer Tiefe, in der die Schmiede an anderen Stellen noch nachweisbar ist. Er steht möglicherweise ebenfalls mit der
Schmiede in Zusammenhang, er könnte in den Werkstattboden eingetreten sein. Für den Bleispinnwirtel aus Grzybowo lässt sich ein Gewicht von ca. 25 g errechnen. Damit ordnet er sich gut in die Gruppe von Wirteln aus Blei ein (z. B. Bergen 2005, 79 ff.; Biermann/Seiler 2004, 51 ff.), die mit ihren Gewichten zwischen 17 g und 35 g die gleiche Gewichtsverteilung wie Spinnwirtel aus anderen Materialien aufweisen (vgl. Anderson 2003, Abb. 29, 54). Eine Interpretation als Schwunggewicht einer Bohrmaschine (Kurnatowska/Tuszyński 1996, 83) erscheint eher unwahrscheinlich, da die so interpretierten Objekte ein höheres Gewicht aufweisen (vgl. Resi 1979, 81 f.).
Datierung Die Schmiede liegt direkt über dem teilweise abgetragenen Wall. Dieser Wall wurde laut den dendrochronologischen Untersuchungen in den 930 er Jahren errichtet und vermutlich zwischen 940 und 985 nach einem Brand mit einer zweiten Bauphase überbaut (Petri 2009, 84). Das Abtragen des Walles lässt sich nicht direkt datieren, es gibt lediglich den terminus post quem 940/985. Er wurde jedoch sicherlich nicht direkt nach der Errichtung der zweiten Bauphase wieder abgetragen, sondern erst einige Jahrzehnte später. Die Schmiede selbst weist mindestens drei Nutzungsphasen auf. Unter dem Fundmaterial beinden sich keine Stücke, die eine genauere zeitliche Eingrenzung ermöglichen. Es lässt sich allgemein vom späten 10. Jh. bis in die erste Hälfte des 12. Jhs. datieren. Steinfundamente treten bei ländlichen Profanbauten in diesem Gebiet erst ab dem 12. Jh. auf (Donat 1980, 35 f.). Damit ist die Schmiede von Grzybowo eher an das Ende dieses Zeitraumes zu datieren, also gut ein Jahrhundert
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später, als bisher angenommen (Kurnatowska/ Tuszyński 2003, 181; Tuszyński 2004, 100).
Zusammenfassung Schmieden war im Mittelalter ein unverzichtbares Handwerk, das in der Regel spezialisiert betrieben wurde. Schmiedewerkstätten sind also überall zu erwarten. Leider sind solche Befunde jedoch selten gefunden und nicht immer gut publiziert worden. Schmieden zeichnen sich in erster Linie durch thermische Anlagen wie z. B. Essen aus. Schlacken, Hammerschlag, Holzkohle und zahlreiche kleine Eisenfragmente bilden das gängige Fundmaterial. Werkzeuge, Rohmaterial und bewegliche Einrichtungsgegenstände wie Hämmer, Zangen, Gesenke und Blasebälge wurden in dem meisten Fällen beim Verlassen der Werkstätten mitgenommen, da sie sowohl weiter verwendet werden konnten als auch einen gewissen Materialwert besaßen. Im Falle der Schmiede in Grzybowo wurde lediglich der Amboss zurückgelassen, da es sich nur um einen Feldstein handelte, der überall problemlos ersetzt werden konnte. Bei den aufgeführten qualitätvollen Funden aus Nichteisenmetallen könnte es sich natürlich um Produkte der Schmiede handeln, v. a., da Eisen- und Nichteisen-Metallverarbeitung oft in der gleichen Werkstatt stattfanden (z. B. Pleiner 2006, 161; Jouttijärvi 2005, 319 f.). Trotzdem erstaunt das zahlreiche Auftreten qualitätvollen Fundmaterials, das nicht nur aus Metall besteht – ein Beispiel ist das Kiewer Tonei. Zusammen mit der für diese Zeit und diesen Raum ungewöhnlichen Bauweise der Werkstatt mit einem Feldsteinfundament und möglicherweise sogar einem Aufgehenden aus Stein, kann dies als Hinweis auf einen wohlhabenden Handwerker gewertet werden. Zur Zeit der Schmiede war mindestens der äußere Wall der Burganlage GrzybowoRabieżyce bereits teilweise abgetragen, die Gesamtanlage wurde also wahrscheinlich nicht mehr als Burg genutzt. Über eine Besiedlung des Geländes nach Aufgabe der Burg ist bisher nichts bekannt, die Schmiede stellt den ersten Befund aus dieser Zeit dar. Sie gibt jedoch einen Hinweis darauf, dass auf dem Gelände der ehemaligen Burg oder in ihrer näheren Umgebung eine Besiedlung bestanden hat, da es eine Nachfrage nach Metallprodukten gegeben haben muss. Durch die Auswertung der Grabungsbefunde wurden weitere Fragen aufgeworfen. Klarheit über die in der Schmiede ausgeführten Arbeiten können metallurgische Untersuchungen der Schlacken und des Ambosses sowie des Fundmaterial und weitere ethnologische Vergleiche bringen. Eine genauere Datierung kann über eine Auswertung der Keramik aus der Schmiede
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gewonnen werden. Durch weitere Forschungen im Bereich der möglichen Eisengewinnungsanlagen außerhalb der Burg sind Erkenntnisse über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Schmiede und dieser Eisengewinnung zu erwarten.
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Dipl.-Prähist. Ingo Petri Institut für Ur- und Frühgeschichte Christian-Albrechts-Universität 24098 Kiel