Ein modell zur ermittlung der kosten der bargeldtransaktion auf der handelsstufe

June 20, 2017 | Author: Peter Schnedlitz | Category: Marketing
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Description

KostenderBargeldtransaktion Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher

Ein Modell zur Ermittlung der Kosten d e r Bargeldtransaktion auf der H a n d e l s s t u f e Abstract Die Bargeldmanipulatlon ist vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung von bargeldlosen Zahlungsvarianten- wie Kreditkarten und Bankomatkarten - in einem neuen Kontext zu diskutieren. Die vorllegende Untersuchung stellt einen Versuch dar, die Kosten der Bargeldtransaktion aus der Perspektive etnes Handelsbetriebes realit~tsnah abzubilden. Damit kSnnen MeBlatten gefunden werden, die einen Vergleich der Vorteile und Nachteile von bargeldlosen Zahlu ngsvarianten in Relation zur Bargeldtransaktion erm0glichen. Eine besondere Aktualit&t erh< die Thematik im Zusarnmenhang mit der Umstellung auf die neue W~hrung EURO. Insgesamt ergibt die Modellrechnung, dab die Bargeldtransaktion die Handelsuntemehmungen im Regelfall mit weniger als ein Prozent vom Umsatz belastet.

Keywords: Bargeldtransaktion im Handel, Kreditkarten, Modellierung der Kosten der Barge/dabwicklung 1.

Problemstellung

Im Mittelpunkt des vorliegenden Projektes steht somit die Kernfrage nach Kosten und Nutzen des Bargeldes als Zahlungsmittel aus der Sicht eines Handelsunternehmens. Allen Zahlungsvarlanten kommt dabei stets eine defensive Perspektive (Vermeidung von Kosten) und eine offensive Perspektive (Erwirtschaften zus~tzlicher Ums&tze und Ertr~ige) zu. Die Kosten der Bargeldtransaktion sollen in der Folge mitjenen Kosten verglichen werden, die durch die Zahlungsabwicklung mittels Kreditkarte (OnlineVariante) verursacht werden. Damit I&Bt sich ermitteln, welche der Zahlungsvarlanten for den Handel kosteng0nstiger ist, bzw. ob es sich fOr den Einzelhandel rentiert, auch die Bezahlung mittels Kreditkarte anzubieten.

2. M e t h o d i s c h e

Das vorliegende Projekt versteht sich als Pilotprojekt. Es verfolgt die pdm~re Zlelsetzung, objektive Daten zu allen Stufen der Abwicklung von Bargeld in einem Handelsbetrieb zu ermitteln. Erstmals erfolgt in diesem Zusammenhang eine diffenzierte und vollst~ndige Bestandsaufnahme aller Kosten, die mit der Abwicklung von Bargeld verkn0pft sind. Im Rahmen der Realisierung dieser ersten empidschen Studie zu den Kosten der Bargeldtransaktion aus der Sicht des Handels in Osterreich (vgl. Schnedlitz/ Waidacher 1996), erfolgt die Analyse und Sichtung vergleichbarer empidscher Untersuchungen und theoretischer Ausgang0bedegungen. Dabei wird evident, dab for diese Forschungszlelsetzung nur eine LJteraturquelle, eine Dokumentation des Euroo.Unw, Prof. Dr. Peter SchnedlJtz, Irlstitut h3r AbsatzwJrtschaft/ Warenhandel, Wirtschaftsunivers=t~tWien, Augasse2-6,A-1OgD Wlen. Mag. Dr. Ernst-MichaelWaidache~.Instltut for AbsatzwlrtschaW Warenhandel,Wirtschaffsunivemit~t Wien, At~jasse2-6. A-1090 WJen. dec' TnmrYJ, 1997/3+4

Handelsinstitutes (EHI) aus dem Jahr 1996 (Zellekens/ R0ter 1996), wichtige Ankn0pfungsm0glichkeiten bletet. Offenslchtllch ist dieses f0r die Handelspraxis besonders relevante Forschungsfeld bis dato nicht in den Fokus der Forschung gelangt.

Vorgangsweise

Nach explorativen Interviews mit Handelsunternehmern wurde ein einem zweiten Schdtt ein standardisierter Fragebogen entwickeit. Dieser Fragebogen diente als Leiffaden for die m0ndlichen Interviews. Ziel dieses Erhebungsinstruments war es, allgemeine Informationen (Umsatzanteile, Entwikklungseinsch~tzung usw.) 0ber die einzelnen Zahlungsm0glichkeiten zu erhalten, aber auch den Zeitaufwand der sogenannten .Hintergrundaktivit~ten" (= alle T~tigkeiten, die nicht unmittelbar mit dem Zahlungsvorgang zusammenfallen) fOr diese Zahlungsvarianten zu ermitteln. Dan3ber hinaus wurde die Methode der biotischen Videoanalyse eingesetzt (vgl. Schnedlitz/ Waidacher 1996)o Die Abwicklung der Bargeldtransaktionen wird im realen Umfeld am P.O.S. aufgezeichnet und danach reanalysiert. Diese Form der Beobachtung wird deshalb gew&hlt, da die Aufzeichnung auf Video eine zeitlich verz6gerte Analyse

36. Jahrgang.Nr. 142+143.Seile 175-184

175

Peter Schnedlit7JErnst-MichaelWaidacher und vor allem eine beliebig oft reproduzierbare Beobachtung ermOglicht. Diese Vorgangsweise ist bei den sehr kurzen und schnell aufeinanderfolgenden Arbeitssch dtten des Zahlungsvorganges unumg~nglich. Eine parallele Beobachtung und Untersuchung der Arbeitsschdtte wLkde zu ungenauen Ergebnissen fehren. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung werden tnsgesamt 478 Zahlungsvorg~mge mittels Videobeobachtung analysiert. FOr die Auswertung werden die Beobachtungen von vier Standoften herangezogen (Lebensmittelhandel, Elektrohandel, Sportartikelhandel und Duty-Free-Shop am Flughafen Wien-Schwechat). Aufgrund der geringen Fallzahlen im Sportartikelhandel, werden diese Untersuchungergebnisse in der Folge nicht getrennt ausgewiesen. Von den beobachteten Zahlungsvorg~ingen entfallen 410 auf Bezahlung mit Bargeld, 64 mal wurde eine Kreditkarte eingesetzt und nur 4 real wurde die Einkaufssumme mittels Scheck beglichen. Eine differenzierte Auswertung der Bezahlungen mittels Scheck ist aufgrund der geringen Fallzahl methodisch nicht sinnvoll. Anhand dieser Verteilung lassen sich allerdings ReckschlLisse auf die Bedeutung der einzelnen Zahlungsvarianten ablesen.

.

Untersuchungsergebnisse zur Dauer der Bargeldtransaktion

3.1. Die Dauer ganges

des

Zahlungsvor-

Die Gesamtdauer der Abwicklung an der Kassa bei einer Bezahlung mit Bargeld dauert im Durchschnitt 32,6 Sekunden. Dabei enffallen durchschnittlich 16,0 Sekunden auf die Registrierung der Waren mittels Scanner oder durch Preiseingabe (= Griff zum ersten Produkt his Bekanntgabe der Einkaufssumme), weitere 8 Sekunden auf die GeldObergabe (= Bekanntgabe der Einkaufssumme bis Erhalt des Geldbetrages) und rund 8,6 Sekunden auf die Wechsetgeldn3ckgabe (= Erhalt des Geldbetrages bis Ubergabe des Wechselgeldes und Belegaush&ndlgung). Somit ergibt sich fi3r die reine Zahlungsabwicklung (ohne Registrierung) ein Mittelwert yon 16,6 Sekunden. Die Branchenunterschiede sind - erwartungsgem~8 - sehr groB. FDr den Lebensmittelhandel wird beispielsweise eine relativ hohe Gesamtdauer des Zahlungsvorganges von 20,3 Sekunden festgestellt. Diese kann auf die.unrunden" Einkaufsbetr&ge

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und die damit ebenfalts verbundenen .unrunden" Wechselgeldbetr~ge zun3ckgefOhrt werden. Dadurch ergibt sich elne Dauer der GeldQbergabe yon durchschnittlich 10,6 Sekunden und eine Dauer der WechselgeldrOckgabe von 9,7 Sekunden. Generell I&Bt sich dazu auch festhalten, dab die beobachteten Transaktionszeiten vonder HShe des Einkaufs- bzw. Wechselgeldbetrages abh~ngig sind. Je hSher diese sind, desto I~mgerwircl auch fOr diese Arbeitsschritte benStigL Dabei kSnnte auch das bereits angefi3hrte Argument der erhOhten Vorsicht aller Beteiligten, die bei hohen Einkaufsbetr~gen wirksarn wird, eine Rolle spielen. Vergleicht man diese Ergebnisse mit der vom EuroHandelsinstitut (Zellekens/R~er 1996) durchgef~hrten Studie, so wird ersichtlich, dab sich die Ergebnisse yon Osterreich zumindest in den kleineren Umsatzgr(38enklassen mit jenen for Deutschland ann~hemd decken. Ein besonders kontr~es Bild ergibt die Analyse des Elektroeinzelhandels. FOr diese Branche zeigt sich eine Gesamtdauer der Zahlungsabwicklung von 13,8 Sekunden. Auff~illig ist hier die geringe Zeitdauer der Geld0bergabe (4,3 Sekunden). Dies kann dadurch erkl&rt werden, daB die Konsumenten im Elektrohandel durchschnittlich nut ein bis zwei Artikel kaufen und somit den Gesamtbetrag ihres Einkaufes vor dem Kassiervorgang bereits wissen und diese Summe vorbereiten. Weiters d0rften die Kunden in dieser Branche auch eher dazu neigen, mit .groSen" Banknoten zu bezahlen. Diese Faktoren erkl~ren den deutlichen Unterschied bei der Geldebergabe im Vergleich zum Lebensmtttelhandel, w~hrend die Zeiten fOr die Wechselgeldn3ckgabe ann~hemd ident sind. Im Duty-Free-Handel werden haupts~chlich Waren mit ,,runden" Preisen angeboten. Dadurch verkQr-zt sich die ben0tigte Zeit der Wechselgeldr0ckgabe (4,4 Sekunden), w&hrend die Dauer der Geld~bergabe - bier kaufen vor allem Touristen ein, die noch ihr .Kleingeld" ausgeben wollen - in etwa dem Wert des Lebensmittelhandels entspdcht. Insgesamt werden in diesem Handelsbereich durchschnittlich 15,1 Sekunden for den Zahlungsvorgang mit Bargeld ben6tigt. Die Dauer der Bezahlung mtttels Kreditkarte wurde im Duty-Free-Handel ermittelt. Grunds~tzlich waren zwei Gn3nde for die Wahl dieses Erhebungsortes ausschlaggebend: Einerseits wird die Kreditkarte in

tier mArkt, 1997/3+4

Kosten der Bargeldtransaktion abgesehen vom reinen Zahlungsvorgang - anfallen. Diese beinhalten also all jane T&tigkeiten, die die Zahlungsabwicklung vorbereiten bzw. die bei einer notwendigen Nachbearbeitung anfallen k6nnen. Der Zeitaufwand fOr diese Arbeiten wurde mittels Fragebogen erhoben, wobei den Untersuchungspersonen die einzelnen Arbeitsschritte, welche im Rahmen einer Voruntersuchung ermittelt wurdan, genau vorgegeben wurden. Grunds~tzlich ist festzuhalten, da~ die ben6tigte Zeit nat0dich vonder Umsatzbedeutung der elnzelnen Zahlungsvadante abh&ngig ist. Die erhobenen Mittelwerte ergeben jedoch einen guten Einblick, wie lange durchschnittlich fur diese Arbeitsschritte ben6tigt wird. Abbildung 1: Dauer des Zahlungsvorganges mit

Bargeld (ohne Registrieren; n=468) diesem Bereich sehr h&uflg eingesetzt (bier wird ein Umsatzanteil yon bis zu 50 % erzieit), wodurch die notwendige Erhebungszelt verk0rzt werden konnte, andererseits stellt das dort verwendete System eine Simulation eines optimalen Online-Systems dar. Obwohl diese Kassenterminals nicht direkt mit der Kreditkartenfirma verbunden sind, mu8 fiJr die G01tigkeitsfJberprOfung der Karte und fur den automatischen Belegausdruck die Karte eingelesen werden. Somit entspricht dieses System der OnlineVarlante unter der Annahme, dab bei einer optimalen Daten 5bertragung zwischen Terminal und GroBrechher keinerlei Ver-zbgerungen auftreten. Die Gesamtdauer des Zahlungsvorganges mittels Kreditkarte dauert durchschnittlich 26 Sekunden. Dabei enffallen 13,6 Sekunden auf die Registrierung der Karte und auf den Ausdruck des Zahlungsbeleges. Weitere 12,4 Sekunden werden f(Jr die Unterschriftenleistung und dem Aush&ndigen des Beleges ben6tigt. Somit ist auch unter optimalan Bedingungen die Bezahlung mit Kreditkarte um fast 10 Sekunden langsamer als die Abwicklung mit Bargeld. Dieses Ergebnis wird auch durch die Umfrage best~tigt. Hier stimmen 78,4 % der Handelsuntemehmer der Aussage zu, dal] die Bezahlung mit Bargeld im Vergleich zu den anderen Zahlungsm6glichkeiten schneller abgewickelt werden kSnne (58,3 % ,,diese Aussage trifft vSIlig zu=, weitere 20,1 % ,,diese Aussage trifft zu"; siehe Schnedlitz/ Waidacher 1996). 3.2.

Die

Dauer

der

Zusatzarbeiten

Unter dem Begriff ,Zusatzarbeiten" bzw. ,,Hinterg rundaktivit&ten" werden hier jene Arbeiten verstanden, die bei den einzelnen Zahlungsmbglichkeiten tier ~la.z'kt, 1997/3+4

F~r die Bargeldabwicklung werden nach den vorliegenden Untersuchungsergebnissen - abgesehen vom Zahlungsvorgang - durchschnittlich 46 Minuten pro Tag aufgewendet. Dieser Zeitaufwand kann unterteilt werden in: - Wechselgeldabwicklung (Beschaffung von Wechselgeld in anderen Gesch~ften oder au! der Bank, Wechselgeld in Kassa einlegen). Dafor werden durchschnittlich 9,9 Minuten benStigt. - K a s s a a b s c h 6 p f u n g (Teilentleerung der Kassa

w~hrend des Tages, Geld z~hlen, Einlegen dieses Betrages in den Tresor). Der Zeitaufwand fOr diese T&tigkeiten liegt t&glich bei 4,6 Minuten. - K a s s a a u f n a h m e (,Kassa machen" am Abend,

Kassabericht schreiben, Umsatzrneldung an die Zentrale). Durchschnittlich dauert dies 18,8 Minuten. - Bankabwicklung (Bankbelegeschreiben, auf Bank

gehen, Tageslosung in Nachttresor einwerfen). F~r die Abwicklung mit der Bank werden t&glich 12,7 Minuten aufgewendet. Die ermittelten Zeitspannen unterscheiden sich nicht wesentlich zwischen den einzelnen Branchen. Ledtglich im Lebensmittelhandel dauem die Arbeitsschritte .KassaabschSpfung" (8,5 Minuten) und .Kassaaufnahme" (23 Mtnuten) aufgrund des hSheren Bargeldanteils etwas I&nger. Sehrwohl kbnnen jedoch Unterschiede bei einer Einteilung nach Umsatzklassen festgestellt werden. Tabelle 1 belegt, daP., abgesehen yon der unerkl&dich hohen Dauer der Bankabwicklung in der kleinsten Umsatzklasse, ein dlrekter Zusammenhang zwischen dem t~iglichen Umsatz und der ben6ttgten Zeit for diese Hintergrundaktivit~ten besteht.

177

Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher

~

~Tsd.) 0-20

~

ab-

auf-

lb-

aldwalld

S.3

3.0

12,7

18,3

39,3

wicldung sch6p~lng mdm~ wk;Idung irr,ggsaml

20-50

7.2

3.6

16,7

11,7

392

50-100

8.7

2.8

18.9

12,2

42,6

13bc,t 100

15,8

8,5

26,6

14,6

63,5

Ir~s~c=e,amt

9.9

4.6

18,8

12,7

46,0

Tabelle 1: Zusatzarbeiten bei Bargeldzahlung (Mittelwert der Angaben in Minuten, n=468) Bei den Zusatzarbeiten die bei einer Bezahlung mittels Kreditkarte anfallen, ist grunds~tzlich zu unterscheiden, ob der Zahlungsvorgang mit oder ohne einem Online-System durchgef0hrt wird. Aus diesere Grund m(]ssen diese beiden Systeme getrennt behandelt werden. Wegen der geringen Fallzahlen (insgesamt wird dieses System nur von jeweils ca. 45 untersuchten Untemehmen angeboten) wurden diese Zeiten nicht getrennt nach Branchen bzw. Umsatz- oder Verkaufsfl~ichengr6Ben ermittelt.

dafSr geeigneten Karte erfolgt, und der .Kontrolle der Gutschriften" (5,4 Minuten) zusammen. Bei diesem System f~ltt somit im Vergleich zur Bargeldvorund -nachbearbeitung ein um fast 40 Minuten kOrzerer Zeitbedarf an. FCJrdie Dauer dieser ,Htntergrundaktivit&ten ~ konnte festgestellt werden, dab sie weder yon den mittels Kreditkarte erzielten Ums~itzen, noch yon der Anzahl der Kunden, die dieses Zahlungsmittel einsetzen, abh~ngig sein d0rfte.

4. Modellierung der Transaktionskosten fOr Bargeld und Kreditkarte Grunds&tzlich wird bei dieser Betrachtung yon den Kosten pro Tag ausgegangen, was bedingt, dab die Anschaffungskosten for Gerate (Kassenterminal, Leseger~t der Kreditkarte usw.) nicht ber~cksichUgt werden. Erfahrungsgem.~B stellen diese aus der Sicht des Handels eine Hemmschwelle bei der Entscheidung 0ber die Einf0hrung der Kreditkarte als Zahlungsmittel dar.

(A) Kreditkarte ohne Online: Der Zeitaufwand fLir die ,Hintergrundaktivit~iten" betr~gt bei diesem System t~glich durchschnittlich 16,8 Minuten und kann auf folgende Arbeitsschritte aufgeteilt werden: 9 Aufbereitung der Belege (Liste der Zahlungsbelege schreiben, Belege kopieren, Summenbildung der Belege) Der Einzelhandel ben6tigt hierfi]r durchschnittlich 7,7 Minuten.

Versenden der Belege Der Zeitaufwand fi3r diese T~itigkeiten liegt t~iglich bei 4,4 Minuten.

9

9

Kontrolle der Gutschriften Diese dauert durchschnittlich 4,7 Minuten.

4.1. Transaktionskosten-Modell fiir Bargeld Vom Tagesumsatr unabh-~ngige Kosten: (1) Die Nachttresorgeb0hr: In diesem Modell wird von einem Idealfall der Bargeldabwicklung ausgegangen. Daher wird unterstellt, daft jeder Einzelh&ndler seine Tageslosung nach DienstschluB im Nachttresor seiner Hausbank deponiert. Bei der Break-Even-Analyse wird von fixen t&glichen Einwurfkosten ausgegangen, obwohl teilwelse von Banken auch andere Spesenvarianten angeboten werden.

(2) Personalkosten des Zahlungsvorganges: (13) Kreditkarte mit Online: Wird bei der Bezahlung mittels Kreditkarte eln Online-System angeboten, so mSssen for die Zusatzarbeiten t&glich nur 7,7 Minuten aufgewendet werden. Dieser Zeitaufwand setzt sich aus den Arbeitsschritten ,,Tagesabrechnung ausdrucken" (2,3 Minuten), welcher durch das Einlesen einer spezietl

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Wle bereits festgestellt wurde, dauert die Zahlungsabwicklung rnittels Bargeld (ohne Registderung, da diese v o n d e r Art des Zahlungsmittels unabh~ngig ist) im Durchschnitt 16,6 Sekunden und verursacht dadurch auch Personalkosten. Dieser Kostenblock 1st nicht vonder H6he des t~,glichen Umsatzes, sondem vonder Anzahl der Kundenkontakte abh&ngig.

der m~.rkt, 1997/3+4

Kosten der Bargeldtransaktion Vom Tagesumsatz abh~ingige Kosten:

(6) Versicherung des Bargeldbestandes:

(3) Personalkosten der Nachbearbeitung:

Bargeld stellt ein gewisses Risiko dar. Urn dieses zu quantifizieren, wird in der Break-Even-Analyse davon ausgegangen, daB nur der durchschnittliche Bargeldbestand (= durchschnittlicher Bargeldurnsatz + durchschnittlicher Wechselgeldbestand) versichert werden kann. Dies wird aber in der Praxis nicht mOglich sein, da meist nicht der durchschnittliche Bargeldbestand sondern der maximal rnSgliche Bestand als Basis for die Berechnung der Versicherungspr~rnie dienen wlrd. Hier soil jedoch von einern vollkommen flexiblen System mit t~glicher Pr&rnienberechnung ausgegangen werden.

Unter diesen Kostenblock fallen die Personalkosten, die durch sogenannte Hintergrund-aktivit~ten verursacht werden. Dieser selzt sich, wie oben bereits behandelt, aus den folgenden Teilbereichen zusammen: 9 Wechselgeldabwicklung (Beschaffung von Wechselgeld in anderen Gesch~ften oder auf der Bank, Wechselgeld in Kassa einlegen) 9 KassaabschSpfung (-reilentleerung der Kassa w~hrend des Tages, Geld z~hlen, Einlegen dieses Betrages in den Tresor)

(7) Bargeldschwund:

HOhe der durchschnittlichen Tagesurnsatze nachgewiesen, d.h. je hOher die t~glichen Ums&tze rnit Bargeld sind, desto I&nger wird auch for die Surnnrne dieser Hintergrundaktivit&ten ben6tigt.

Bargeld stellt auch ein gewisses Manipulationsrisiko dar. MSgliche Ursachen far einen Bargeldschwund kSnnen das Ver-z~hlen beim ,Kassa rnachert", falsches Herausgeben, aber auch bewuBtes Enffemen durch Mitarbeiter sein. Das dieses Risiko nicht unbedeutend ist, wird auch durch die Ergebnlsse der Befragung best~tigt. Insgesarnt stirnmten 32,6 % der Handelsunternehrner der Aussage zu, dab dieses Manipulationsrisiko bei Bargeld sehr hoch sei. FiJr die Berechnungen geht diesbez0glich der Erfahrungswert yon Experten ein, da angenornmen werden muSte, dab eine Erhebung im Rahmen der durchgefL]hrten Interviews kein genaues Ergebnis wiedergegeben h&tte.

(4) Bedarf an Kleingeld:

(8) Verzbgerung der Gutschrift:

Bei diesem Kostenfaktor wurde yon der Annahme ausgegangen, dab alle Einzelh~indler ihr Kleingeld bei ihrer Bank in Rollen beziehen. FOr diese Rollen werden yon den Banken teilweise bereits Spesen eingehoben.

Auch wenn das Bargeld sofort auf die Bank gebracht wird, erfolgt die Gutschdft am Firrnenkonto durchschnittlich mit elner VerzSgerung yon einem Tag. Auch Bargeld stellt f(Jr diese Zeitdauer unverzinstes Kapital dar.

Auch hier konnte mittels Regressionsanalyse festgestellt werden, dab der Bedarf an Kleingeld vom durchschnittlichen Tagesumsatz mittels Bargeld abh~.ngig ist.

Aus diesen Elementen 1~St sich somit folgende Funktion for die t~glichen Kosten der Bargeldabwicklung ermitteln:

9 Kassaaufnahme (,,Kassa rnachen" am Abend, Kassabedcht schreiben, Urnsatzmeldung an die Zentrale) 9 Bankabwicklung (Bankbelege schreiben, auf Bank gehen, Tageslosung in Nachttresor einwerfen) FOr diesen Kostenblock wurde mittels Regressionsanalyse eine lineare Abh~ngigkeit von der

(5) Wechselgeldbestand: Der notwendige Wechselgeldbestand stellt grunds&tzlich unverzinstes Kapital dar und ist ebenfalls vonder HShe der Bargeldurns~tze abh~ngig (Regressionsanalyse).

Ci~ z~J~t, 1997/34-4

KOSTEN DES BARGELDES (variable Personalkosten): Kb(var) = NT + L" ZDb(x~) ~KUbE~ + L" H(xb) + p~ MCi(xb) + z " WG(xb) + v" (Xb + WG(xb)) + s * XbE~ + t * z ~ XbE~

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Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher Vom Einzelhandel wird jedoch oft argumentiert, dab die Personalkosten Fixkostencharakter aufweisen, da das Personal ohnehin im Gesch&ft anwesend sein muB. Unter dieser Annahme ergibt sich folgende Funktion" KOSTEN DES BARGELDES (fixe Personalkosten): Kb(fix) = NT + p" MO(xb) + z" WG(xb) + v" (Xb +

Vom Tagesumsatz unabh~ngige Kosten: (1) Personalkosten des Zahlungsvorganges: Grunds&tzlich unterscheidet sich dieser Kostenanteil nicht von jenem bei Bargeld. Auch hier gilt, dab die Kosten nicht vom t~glichen Umsatz, sondem von der Anzahl der Kundenkontakte abh~ngig sind. Die durchschnittliche Zahlungsabwicklung mittels Kreditkarte dauert 26 Sekunden.

WG(xb)) + s "XbE~ + t " z " XbE~ (2) Personalkosten der Nachbearbeitung: ABKORZUNGEN: Kosten der Bargeldabwicklung pro Tag (bei variablen Personalkosten) Kosten der Bargeldabwicklung pro Tag Kb(fix) (bei fixen Personalkosten) durchschnittlicher t&gllcher BargeldumXbd) satz NT t&gliche NachttresorgebiJhren L Personalkosten je Minute durchschnittliche Zeitdauerdes ZahlungsZDb(xE)) vorganges mit Bargeld KUbE) t&gliche durchschnitUiche Kundenanzahl mit Bargeld vom ~gl. Bargeldumsatzabh~ingigerZeitH(xb) aufwand d. Hintergrundarbeiten Preis je Rolle Kleingeld P vom t~igl. Bargeldumsatz abh&ngiger MLi(xb) M~inzbedarf in Rollen Tageszinssatz (auf Girokonto) z WG(xb) vom ttigl. Bargeldumsatz abh~ngiger Wechselgeldbedarf V Versicherungspr~nie pro Tag Bargeldschwund S Zeitverz6gerung his zur Gutschrift (in Tage) t Kb(var)

4.2. Transaktionskosten-Modell Kreditkarten

f0r

Bei der Betrachtung der Kosten, die durch die Bezahlung mlttels Kreditkarte verursacht werden, wird von einem Online-System ausgegangen, d.h., dab die Karte durch ein Leseger~t gezogen wird, um die GiJltigkeit der Karte zu 8berpr~fen. AnschlieBend wird automatisch ein Belegexemplar ausgedruckt, welches dem Konsumenten zur Unterschriftenleistung vorgelegt werden muB. Bei diesem System fallen folgende Kosten an:

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Bei der Bezahlung mittels Kreditkarte fallen, wie ebenfalls schon behandelt, grunds~tzlich folgende Hintergrundaktivit&ten an: Tagesabrechnungausdrucken (nach Ladenschlu8 wird eine spezielle Karte durch das Leseger~t gezogen, wodurch automatisch eine Auflistung der Tagesums~tze mit Kreditkarte ausgedruckt wircl) Kontrolle der Gutschriften (nach Eingang der Ums&tze auf dem Firmenkonto mu8 deren Vollst~ndigkeit und Richtigkeit 0berprtift werden) Bei dieser Untersuchung konnte festgestellt werden, dab der Zeitaufwand for diese Arbeiten wecJer vonder H6he der t~glichen Ums~tze mit Kreditkarte noch von der Anzahl der Konsumenten, die dieses Zahlungsmittel einsetzen, abh~ngig ist. Daher wird fOr diese Dauer bei der Break-Even-Analyse der Durchschnittswert der Stichprobe (7,73 Minuten) herangezogen.

Vom Tagesumsatz abh~ngige Kosten: (3) Disagio: Den bedeutendsten Kostenblock stellt das von der Kreditkartenfirma for die Abwicklung verlangte Disagio dar. (4) Verz6gerung der Gutschrifh Auch bei der Kreditkartenabwicklung mittels Online-System werden die um das Disagio verminderten Zahlungsbetr~ge nicht sofort dem Bankkonto des Handelsuntemehmens gutgeschrieben. W~ihrend dieser Ver-z6gerungstellen die Zahlungsbetr~ge mit Kreditkarte unverzinstes Kapttal dar.

dec mA~kT. 1997/3+4

Kosten der Bargeldtransaktion Aus diesen Kostenelementen 1~13tsich folgende Funktion der Bezahlung mittels Kreditkarte ableiten:

KOSTEN DER KREDITKARTE (variable Personalkosten): Kk(var) = L" ZDk(xo ) ~ KUkE~+ L" Hk(x{a) + d" Xk~ + t " z ' ( X k ~ - d" X k ~

Geht man auch hier von der Annahme aus, dab die Personalkosten Fixkostencharakter haben, ergibt sich folgende Funktion:

KOSTEN DER KREDITKARTE (fixe Personalkosten): Kk(flx ) = d ~ Xk~ + t * z" ( Xko- d " XkE~)

(2) Nachttresor: Den Berechnungen liegen Kosten for den Nachttresor von 70- OS je Einwurf zugrunde. Dieser Betrag entspricht den Geb0hren, die fur diese Dienstleistung yon zwei 5sterreichischen GroBbanken in Rechhung gestellt werden.

(3) Bankzinsen (in %): F0r die Grundeinstellung wurde ein Zinssatz yon 0,5 % (= Habenbest~nde auf Girokonten) herangezogen. Dieser sehr ,vorsichtige" Zinssatz k~nnte auch durch einen intemen Kalkulationszinssatz bzw. einem Zinssatz einer altemativen Geldanlage ersetzt werden.

(4) Preis je Rolle: FOr die Kleingeldmllen wird hier ein Preis von 1,OS je Rolle angesetzt. Auch dieser Wert entspricht in etwa den bank0blichen Geb0hren dieser Dienstleistung.

(5) Versicherung (in %0): ABKURZUNGEN: Kk(var) Kk(fix) XkE~ L ZDk(x~)) KUkE~ Hk(x~) d Z

t

Kosten der Kreditkartenabwicklung pro Tag (bei variablen Personalkosten) Kosten der Kreditkartenabwicklung pro Tag (bei fixen Personalkosten) d urchschnittlicher t~iglicher Kreditkartenumsatz Personalkosten je Minute durchschnittliche Zeitdauer des Zahlungsvorganges mit Kreditkarte t~gliche durchschnittliche Kundenanzahl durchschnittticher Zeitaufwand der Hintergrundarbeiten Disagio Tageszinssatz (fOr Girokonto) Zeitverz~gerung bis zur Gutschrift (in Tage)

4.3. Weitere Annahmen dell-Simulation

f(lr d i e M o -

(1) Personalkosten je Stunde: FrJr die Break-Even-Analyse werden die Personalkosten mit 150,- OS je Stunde angesetzt. Dieser Wert kann, wie jede andere Rahmenbedingung auch, bei einer individuellen Berechnung jederzeit ge&ndert werden.

dec m~t~, 1997/3+4

W0rde man den d urchschnittlichen Bargeldbestand und die Boteng~inge von und zur Bank als erstes Risiko (= nur dieses Risiko) versichem wollen, so erscheint eine Versicherungspr~mie zwischen 5 und 10 %o der Versicherungssumme als markt0blich (= Auskunff mehrerer Versicherungsuntemehmen). FOr die Berechnungen in diesem Modell wurde ein Zinssatz von 8 %o angenommen.

(6) Kunden je Tag: Die durchschnittliche Anzahl der Kunden ist je nach Branche sehr unterschtedllch. FCir die Grundeinstellung der Break-Even-Analyse wurde hypothetisch angenommen, dab t~glich 100 Konsumenten in einem Gesch&ft einkaufen.

(7) Disagiosatz (in %): AIs Disagiosatz, der vonder Kreditkartenfirrna als Gegenleistung fOr die Dienstleistung verrechnet wird, wurde eine Provision von 4 % angenommen.

(8) Dauer der Gutschrift: Nach Auskunft der Einzelh~ndler werden die Ums&tze mit Kreditkarte bei elnem Online-System durchschnittlich mit einer Verz6gerung von 12 Tage gutgeschrieben.

(9) Bargeldschwund (in %): Nach Auskunft von Experten betr~lgt der Manipulationsschwund bei Bargeld rund 0,2 % vom

181

Peter Schnedlitz/Ernst-MichaelWaidacher Umsatz. Auch dieserWert k0nnte selbstverst~ndlich fOr eine individuelle Berechnung beliebig ge~indert werden.

(10) Deckungsbeitrag (in %): Bei der Break-Even-Analyse wird yon einem hypothetischen Deckungsbeitrag yon 20 % ausgegangen. Der hier einzugebende Wert stellt den durchschnittlichen Deckungsbeitrag for das gesamte angebotene Sortiment dar.

(11) Bargeldanteil (in %) und Kreditkartenanteil (in %): Zur Berechnung des notwendigen Zusatzumsatzes nach der Einf0hrung der Kreditkarte ist es notwendig abzusch&tzen, wie sich in Zukunft die bereits vorhandenen Urns~tze auf die beiden Zahlungsrnbglichkeiten .Bargeld" und .Kreditkarte" verteilen wetden. Hier wird grunds~ttzlich davon ausgegangen, dab rund 20 % der bestehenden Bargeldums~tze in Zukunft rnit Kreditkarte beglichen werden. Alle anderen Rahrnenbedingungen, wie z.B. die Dauer des Zahlungsvorganges bzw. die Dauer der Hintergrundaktivit~ten der einzeinen Zahiungsrn0glichkeiten stellen bei der Break-Even-Analyse Fixeinstellungen dar. Diese Gr0Ben, die sich ebenfalls aus der Untersuchung mittels m0ndlicher Befragung ergeben, k0nnen nicht ver~nden werden. Unter Annahrne dieser Bedingungen und der oben entwickelten Funktionen for die Kostenbelastung der einzelnen Zahlungsm0glichkeiten werden die Gesamtkosten der Bargeld- bzw. Kreditkartenabwicklung for den eingegebenen durchschnittlichen Tagesumsatz errnittelt. Bei der folgenden Berechnung wird yon einem durchschnittlichen Tagesumsatz yon 100.000,- 0S ausgegangen. Wenn diese Ums~tze ausschlieBlich mittels Bargeld erzielt werden, ergibt sich daraus for das Handelsuntemehmen eine Kostenbelastung yon 489,92 OS (= 0,49 % vom Umsatz) bei variablen Personalkosten bzw. 281,92 OS (= 0,28 % yore Umsatz) bei fixen Personalkosten. W0rden diese Ums~tze jedoch ausschlieBlich mittels Kreditkarte erzielt, so w0rde die Kostenbelastung 4.143,65 OS (= 4,14 % vom Umsatz) bei variablen Personalkosten bzw. 4.016,- OS (= 4,02 % vom Umsatz) bei fixen Personalkosten ausmachen. In diesem Fall w0rden also bei einer ausschliel311chen Bezahlung mit Bargeld um rund 3,7 % (vorn Umsatz) weniger Kosten anfallen.

182

Abbildung 2: Transaktionskostenvergleichzwischen Bargeld und Kreditkarte (n=468) Die Abbildung 2 zetgt den prozentuellen Anteil der Zahlungskosten vorn t~glichen Umsatz. Bei diesen Berechnungen wird von einer durchschnittlichen Einkaufssumme yon 1.000,- 0S ausgegangen (die Ergebnisse bei einer durchschnittlichen Einkaufssummer von 200,- OS zeigen ein nur unwesentlich vePandertes Bild). W~hrend bei vadablen Personalkosten die durch die Bezahlung mittels Bargeld entstandene Kostenbelastung bei einern Tagesurnsatz yon 5.000,- noch 3,42 % betr~gt, sinkt dieser Anteil bereits bei einem Umsatz von 10.000,- auf 1,88 %. Die 0,6-%-Marke wird hier bereits bel einem t,~glichen Umsatz von 60.000,- unterschritten. In der Folge soil auch untersucht werden, warm es sich for den Elnzelh~ndler Sinn macht, dab er auch eine Bezahlung mittels Kreditkarte ermSglicht. Dabei wlrd grunds~tzlich davon ausgegangen, da8 sich durch das Anbieten dieser Zahlungsm0glichkett zus~tzliche Ums~tze erwirtschaffen lassen. Diese Ums&tze wirken sich beim Unternnehrnerdurch einen zus&tzltchen Deckungsbeitrag positiv auf das Betriebsergebnis aus, was wiederurn indirekt die Kosten des Kreditkarteneinsatzes reduziert. Aus dieser 0berlegung ergibt slch folgende Gleichung: Die Kostenbelastung for beide Zahlungsvarianten ist gleich, wenn die Kosten der Bargeldabwicklung (bei einem gegebenen durchschnittlichen Tagesumsatz) den Kosten der Kreditkartenabwicklung (bei demselben durchschnittlichen Tagesurnsatz) reduziert um die positiven Auswirkungen durch den zus&tzlichen Kreditkartenurnsatz entspdcht. Diese Auswirkungen ergeben sich aus dem zus~tzlich erzielten Deckungsbeitrag minus dem Disagio und der Kostenbelastung durch die ZeitverzOgerung his zur Gutschdft des um das Disagio reduzierten UrnsatzerlSses.

tier EJ.a~kl; 1997/3,4

Kosten der Bargeldtransaktion Kb(x) = Kk(x) - (DB O * Xz - d "X z - t "z "(X z - d

Xz)) ABKURZUNGEN: Kb(x) Kk(x) DB| d t z

Kosten der Bargeldabwicklung bei gegebenem Tagesumsatz Kosten der Kreditkartenabwicklung bei gegebenem Tagesumsatz durchschnittlich erzielter Deckungsbeitrag Disagio zus~itzlich erzielter Tagesumsatz Zeitverz6gerung bis zur Gutschrift (in Tage) Tageszinssatz

Mit dieser Formel 1~Stsich einerseits der notwendige Zusatzumsatz for eine .Entweder-Oder-Entscheidung" (alle Ums~itze mit Bargeld oder alle Ums&tze mit Kreditkarte) berechnen. Dieser betr~gt fiJr einen durchschnittlichen Tagesumsatz von 100.000,- OS unter den angegebenen Rahmenbedingungen 23.361,34 OS, was einer Umsatzsteigerung von 23,4 % entspricht. Andererseits besteht die MSglichkeit, diese Berechnungen auch fOr einen kombinierten Einsatz der beiden Zahlungsm6glichkeiten aufzustellen. Dieser 0bedegung liegt das bei den Rahmenbedingungen eingegebene zuki~nftig zu erwartende Verh<nis zwischen Bargeld- und Kreditkartenbezahlung zugrunde. Im vorliegenden Fall (80 % Bargeld, 20 % Kreditkarte) mOBte ein Handelsuntemehmen seinen t&glichen Umsatz nur mehr um mindestens 4,764,93 OS steigern. K6nnen also durch den Einsatz der Kreditkarte die durchschnittlichen Tagesums&tze um 4,76 % erhSht werden, wird sich diese Entscheidung positiv auf das Betriebsergebnis auswirken, Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dab der notwendige prozentuelle Zusatzumsatz nicht von der H6he des Tagesumsatzes abh~ingig ist, sondern dab dieser Break-Even-Punkt des Kreditkarteneinsatzes vor allem von den Faktoren .durchschnittlicher Deckungsbeitrag", .Disagio" und .erwartetes Einsatzverh~iltnis von Bargeld und Kreditkarte" bestimmt wird. Die Auswirkungen einer Ver&nderung dieser einzelnen Faktoren soUen in der Folge unter einer .Ceteris-Paribus-Annahme = (= alle anderen Rahmenbedingungen werden konstant gehalten) untersucht werden.

c].eI' maz,l~ 1997/3,4

Dabei zeigt sich, dab vor allem fOr Untemehmen mit sehr geringen Spannen bzw. Deckungsbeitr~gen (z.B. im Lebensmittelhandel) die finanztelle Mehrbelastung durch das Anbieten einer Bezahlung mittets Kreditkarte nur sehr schwierig durch zus~tzliche Ums&tze auszugleichen ist. W~ihrand bei einem durchschnittlichen Deckungsbeitrag yon 10 % noch eine Umsatzsteigerung yon 12,73 % erzielt werden miJ6te, betragen die Vergleichswerte f0r einen 30%igen Deckungsbeitrag 2,93 % und f0r einen 50%igen Deckungsbeitrag nur mehr 1,66 %. Geht man davon aus, dab die Bezahlung mittels Kreditkarte auch Impulsk~ufe und versttirkte Einkaufe von Toudsten, die nicht geniJgend Landesw~hrung bei sich f0hren, bewirkt, so mEJBten sich diese UmsatzerhOhungen zumlndest in einigen Branchen realisieren lassen. Andererseits wiJrde alleine eine 25%ige K~rzung des Disagiosatzes yon 4 auf 3 % den erforderlichen Mehrumsatz um mehr als 30 % (yon 4,76 auf 3,31%) reduzieren. Dlese MaBnahme kSnnte die Entscheidung for den Einzelh~mdler zugunsten der Kreditkarte wesentlich beeinflussen (siehe Abbildung 3). Wie bereits erw&hnt, h&ngt die HOhe des notwendlgen Zusatzumsatzes auch yon dem zu erwartenden Verh~iltnis des Einsatzes der Kreditkarte durch den Konsumenten ab. Je 6fter dabei die Kreditkarte angewendet wird, desto gr68er wird die Notwendigkeit, Umsatzsteigerungen zu erzielen. So ergibt sich bei einem gesch~tzten Umsatzanteil der Kreditkarte von 30 %, ein notwendiges Umsatzplus von 7,15 %. Diese Steigerung reduziert slch bereits auf 3,57 % bei einer erwarteten Einsatzh~ufigkeit von 15 %.

Abbildung 3: Erforderlicher Zusatzumsatz bei gegebenem Dtsagiosatz

5. SchluBfolgerungen und Ausblick Den Autoren ist bewuBt, dab das diskutierte Modell nur eine erste Ann&herung zur Problematik darstellt. Die groBe Liste an Annahmen und die Verwen-

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,Peter Schnedlitz/Ernst-Michael Waidacher dung der empidsch erhobenen Mittelwerte, ohne BerOcksichtigung von Versteilungsstrukturen, stellt aus statistischer Sicht keine OptimallOsung dar. Zusammenfassend I~:Jtsich auf der Grundlage der vodiegenden Untersuchungsergebnisseanmerken, dab die Bezahlung mittels Bargeld nachwlevor die for den Einzelhandel im Regelfall die g0nstigere Variante darstellt. Des Angebot einer Bezahlung mittels Kreditkarte zeigt jedoch relativ rasch positive Auswirkungen auf den Untemehmenserfolg, wenn von einem zus~itzlichen akquisitodschen Impuls ausgegangen werden kann. Ein Beispiel for ein Textilgesch~ft: Ein zus~tzlich verkaufter Anzug pro Tag, der auf diesen Impuls zun3ckgeffJhrt werden kann, I~il]t die Break-Even-Schwelle (Jberspdngen. Bedingung daffJr ist allerdings, dab die 0brigen Verk~iufe weiterhin mit Bargeld abgewickelt werden. Weiters tst aber auch festzuhalten, dab bis dato keine eindeutigen empirischen Befunde vorliegen, die eine generelle akquisitorische Kaufimpulswirkung von Kreditkarten best~itigen. Eine derartige Wirkung ist nur unter bestimmten Rahmenbedingungen (Toudsmusgebiete, Flugh~fen etc.) oder in Richtung Finanzierungsfunktion (verst~rkte Verwendung der Kreditkarte gegen Monatsende) eindeutig belegt. FOr die Zukunft wird jedoch, unabh~ngig yon diesen Berechnungen, das Anbieten von .Vielfalt" und ,Convenience" einen wesentlichen Erfolgsfaktor for den Einzelhandel darstellen. Faktum ist, dab die Gesamtkosten der Bargeldabwicklung for den Handel im Regelfall weniger als 0,6 % vom Umsatz betragen. Bei einer isolierten Kostenbetrachtung schneiden deshalb alle bargeldlosen Zahlungsvarianten schlechter ab. Jeder Kaufakt, der for die Bargeldvadante verloren geht - etwa durch die Verwendung einer Kreditkarte - schm~llert somit die Ertr~ge des Handels. Alle bargeldlosen Varianten verursachen hOhere Kosten. Nicht zuletzt sollte dazu festgehalten werden, dab auch in der Abwicklung des Bargeldhandlings weiteres Rationalisierungspotential steckt. Ein konkretes

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Beispiel: Die Coop Schweiz verzichtet seit einiger Zeit auf Tagesabschl0sse. Eine Kassenabrechnung erfolgt nur ein- bis zweimal monatlich. Bis zur Abrechnung werden in der Regel ein- bis zweimal am Tag die Geldbest~inde aus der Kassa abgeschSpft und mit dem Kassen-Sollbestand saldiert. Jede Kassafrau verf0gt L~ber eine eigene Geldkassette und ein Tresorfach. Coop Schweiz spart mit dieser Variante etwa dreieinhalb Arbeitsstunden je Kassamitarbeiterin und Monat und insgesamt mehr als eine Million Franken im Jahr (vgl. Schnedlitz] Waidacher 1996). Den H~ndlem ist aber klar, dab das ConvenienceArgument der Konsumenten zum Durchbruch der modernen Zahlungsoptionen fOhren wird. 61,7 % der befragten H~indler gehen trotz der damit assoziierten erh6hten Kostenbelastung davon aus, dab die Bedeutung der Bargeldk&ufe abnehmen werde. ,,Einfach-bequem-sicher-schnell", nur wenn diese vier Bedingungen erf011tsind, substituieren die Konsumenten die Bargeldzahlung durch die Zahlungsvarianten der ,Multioptionsgesellschaft". Vieles spricht dafi3r, dab die Entscheidung nicht nur for oder gegen eine Zahlungsvariante ausf&llt. Sowohl Bargeldzahlung als auch alle Varianten der bargeldIosen Zahlungsabwicklung werden ihren Marktanteil finden. NatiJrlich k@nnten auch gesellschaftliche Ver~inderungen, wie eine erhShte Kriminalit~lt oder konkret die Zunahme des Falschgeldumlaufes das Szenario in der Zukunft ver~indem. Besondere Impulse lassen sich auch yon der Umstellung auf den EURO erwarten.

Literatur Schnedlitz, P, Waidacher E.-M (1996), Kosten der Bargeldtransaktion for den Handel, in: Schdftenreihe Handel und Marketing, hrsgg, von P. Schnedlitz, Band 6, Wien 1996. Zellekens, H.-J., R~er, H. (1996), KartengestOtzte Zahlungssysteme, in: EnzyldopQdie des Handels, hrsgg, vom EuroHandelsinstitut, K~ln 1996

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