EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN EVANGELISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT Prof. em. Dr. Hermann Lichtenberger Hauptseminar: Qumran und Neues Testament Wintersemester 2012/13
Hauptseminararbeit:
Dämonen und böse Engel in vier Texten aus Qumran und Lukas 4,11-20
Stud. Theol. Simon Kremp
Inhaltsverzeichnis I. Einleitung..........................................................................................................................................2 1. Liste der bearbeiteten Qumran-Handschriften................................................................................2 II. 11Q11 (Apokryphe Psalmen) - Kolumne IV, Z.1-14.......................................................................3 III. 1QS (Gemeinderegel) - Kolumne III, Z.17-26a.............................................................................7 IV. 1Q20 (Genesis Apokryphon) - Kolumne XX, Z.1-32..................................................................10 V. 11Q05 (Psalmen) - Kolumne XIX, V 1-18 - Plea for deliverance.................................................16 VI. Lk 11,14-20 - Jesus und die bösen Geister...................................................................................19 VII. Vergleich.....................................................................................................................................25 VIII. Literaturverzeichnis...................................................................................................................29 1. Quellen..........................................................................................................................................29 2. Sekundärliteratur..........................................................................................................................29 3. Hilfsmittel.....................................................................................................................................30 4. Bildquellenverzeichnis.................................................................................................................31 IX. Anhang.........................................................................................................................................32
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I. Einleitung Im Zuge des Seminars “Qumran und Neues Testament“ wurde sich eingängig mit Qumran und dessen Schriftrollenfunde beschäftigt. Ein im Seminar behandelter Text war die sog. “Gemeinde-“ oder “Sektenregel“. In ihr wird ein vielschichtiges Dualismus-Konzept entworfen, mit einer ausgeprägten Hell-Dunkel-Thematik. In dieser Hausarbeit soll nun das Verhältnis zwischen der qumranischen Vorstellung von Dämonen (bzw. bösen Engeln) und der des Neuen Testaments anhand ausgewählter Textstellen bestimmt werden. Hierzu wird auf die Gemeinschaftsregel 1QS, einer Kolumne aus den apokryphen Psalmen 11Q11, dem Genesis Apokryphon 11QApGen und der „Plea for deliverance“ in 11Q5 eingegangen und in Beziehung zur Beelzebub-Kontroverse in Lk 11, 14f mit Fokus auf den „Finger Gottes“ und deren Parallelstellen gesetzt werden. Die verwendeten Textstellen – mit Ausnahme von 1QS 1 – sind Johann Maiers „Die Qumran Essener: Die Texte vom Toten Meer“2 entnommen. Es wurde darauf geachtet die dort gedruckte Formatierung der transkribierten Texte weitestgehend beizubehalten. Da diese nicht in Versen, sondern Zeilen gegliedert sind, wurden die Texte 1Q05 und 1QS mit einer zusätzlichen Gliederung in Versen versehen. Dies soll eine bessere Bezugnahme auf die Texte ermöglichen. Angeführte Bibelstellen beziehen sich auf die Luther-Bibel von 1984.
1. Liste der bearbeiteten Qumran-Handschriften Systematische Bezeichnung Alternative Bezeichnung
Name bzw. Inhalt
1Q20
1QS
Gemeinderegel
11Q11
11QApPsa
Apokryphe Psalmena, Beschwörungspsalmen
1Q20
1QApGen
Genesis-Apokryphon
11Q05
Psalmen, biblische und nichtkanonische
1 Lohse, E.: Die Texte aus Qumran. Hebräisch und Deutsch. München 41986. 2 Maier, I.: Die Qumran-Essener: Die Texte vom Toten Meer, Bd. 1, München 1995.
(4) Dem David (zugeschrieben), n[ach/über ........ ]. im Namen des JHW[H ......zu je]der Zeit (5) der Gott des Him[mels . . .]kommt zu dir, Bel[ial(?/nachts?) . .so sa]ge zu ihm: (6) Wer bist du, [.... ]von Menschen und vom Samen der Hei[lige]n? Dein Antlitz ist ein Antlitz von (7) [..].. und [deine] Hörner sind Hörner von ..[.. ]Finsternis [bi]st du und nicht Licht, (8) [Unr]echt und nicht Gerechtigkeit [......]der Befehlshaber des H[ee]res des JHWH[ - ] (9) [in der] untersten [Totenwe]lt[ .......To]re von Kupfer [ -- ] (10) [.....]Licht und nicht[......... ]Sonne, d[ie -- ] (11) [....G]erecht(en) um zu[........s]agst: .[ -- ] (12) [....g(/G)]erecht(er),um einzutre[ten .........]ihm Böses [zu]fügt der Sa[tan?) -- ] (13) [.........].. ..[...........
Abbildung 1: Kol. IV, PAM 43 985 (Quelle:Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library)
Ger]echtigkeit für/um zu -- ] (14) [ -- ].[ -- ]
Dieser Text von ist leider nur sehr fragmentarisch erhalten. Er stammt aus Höhle 11, welche 1956 von Beduinen entdeckt wurde. Bisher sind aus dieser 23 Schriftrollen bzw. Schriftrollenfragmente bekannt. Da die meisten Schriftrollen in dieser Höhle nicht in Tonkrügen lagerten, sind viele von ihnen stark beschädigt4. Zu diesen zählt auch der hier vorliegende Text. Die Zeilen 1 bis 3 stammen wahrscheinlich von der vorangegangenen Kolumne. Zu erkennen ist dies am den Worten „Amen, Amen, Selah“ welche normalerweise das Ende einer Perikope markieren. Z. 4: Dem David (zugeschrieben)… : Zu Anfang des Textes wird David als Autor dieses Textes genannt. Kolumne 27, der Schriftrolle 11Q05 enthält eine Auflistung der von David verfassten Psalmen. Dementsprechend trägt sie den Titel „Davids Psalmen“. Laut dieser habe David 3600 Psalmen geschrieben, dazu 364 für die täglichen Opferriten am Altar, 52 für den Sabbat und vier Lieder für die ''Heimgesuchten'', engl. „songs for the stricken“ 5. Daraus lassen sich verschiedene Anwendungszeiten für der Psalmen ableiten: täglich, wöchentlich und zu bestimmten Anlässen. Mit den bestimmten Anlässen könnten die beiden Sonnenwenden und die beiden Tagundnachtgleichen
3 Maier: Qumran-Essener, 358f. 4 Stegemann, H.: Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus. Ein Sachbuch, Freiburg im Breisgau 31993, 113f. 5 Fröhlich, I: Magical Healing at Qumran (11Q11) and the Question of the Calendar, in: Jacobus, H. R., de Hemmer Gudmer, A.K., Guillaume, P. (Hgs.): Studies on Magic and Divination in the Biblical World, in: Biblical Intersections 11, 40.
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gemeint sein.6 Die Tatsache, dass der hier vorliegende Text einer der „Songs for the stricken“ 7 ist und von dem Besuch eines Dämons in der Nacht handelt, gibt Grund zur Vermutung, die Anwendungszeit könnte jener Tag sein, an dem die Nacht am längsten und der Tag am kürzesten ist, also die Wintersonnenwende. Die Erwähnung des Namens Rafael in Z. 3 gibt ebenfalls einen Hinweis auf die Zuordnung des Textes zu den „songs for the stricken“. 8 Rafael („Gott heilt“) ist einer der Erzengel und unter anderem zuständig für Exorzismus 9 und Heilung10 (ein Beispiel ist die Bindung des Dämons Ashmodai von Raphael im Buch Tobit 8,311). Es könnte sich also bei den vier ersten Zeilen um den Rest des Endes eines weiteren Liedes für Besessene handeln. Z. 4: …im Namen des JHWH… : Der Autor schreibt im Namen Gottes und beruft sich auf dessen Autorität. Damit soll zum einen der Wahrheitsgehalt des Textes bezeugt und zum anderen Macht über den Dämon erlangt werden. Der Namen Gottes ist, genau wie in Zeile 8, als Tetragramm verfasst. Zu lesen sind die hebräischen Buchstaben Jod - י, He - ה, Waw - וund He - ה. Anders als beispielsweise in 11Q05 sind sie nicht in paläo-hebräisch geschrieben. In den nachfolgenden zwei Abbildungen ist das Tetragramm jeweils hervorgehoben um den Unterschied zwischen hebräischer und paläo-hebräischer Schreibweise zu verdeutlichen.
Abbildung 2: Ausschnitt aus 11Q11, Kolumne IV.
Abbildung 3: Ausschnitt aus 11Q05.
In anderen Texten wird das Tetragramm als Tetrapuncta •••• oder durch eine andere Gottesbezeichnung ersetzt. Damit sollte die Aussprache des Gottesnamens vermieden und die Wertschätzung der Tora ausgedrückt werden12. Die meisten Texte des Pentateuch, die in PaläoHebräisch verfasst worden sind, stammen aus dem 2. Jh. v. Chr. Da viele Texte aus Qumran das 6 Fröhlich: Healing, 48: „Based on calendar motifs, it has been assumed that the four songs 'for the stricken' were recited on the turning points of the year“. 7 s. auch: Lichtenberger, H.: Engel in den Schriften von Qumran. „Heilige Engel sind in der Gemeinde“, in: Katholisches Bibelwerk (Hg.): Welt und Umwelt der Bibel, Bd. 4, Stuttgart 2008, 30. 8 Fröhlich: Healing, 40. 9 Stegemann: Essener, 282. 10 Fröhlich: Healing, 42. 11 Fröhlich, I.: Theology and Demonology in Qumran Texts, in Martone, C. (Hg.): Henoch. Studies in Judaism and Christianity from Second Temple to Late Antiquity, Brescia 2010, 123f. 12 Lichtenberger, H.: Art. JHWH, in: Fabry, H.-J., Dahmen, U.: Theologisches Handwörterbuch zu den Qumrantexten. Bd. 2, Stuttgart 2013, 102.
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Tetragramm in Quadratschrift vermeiden, und die Mehrheit der in Quadratschrift verfassten biblischen und nicht biblischen Texte das Tetragramm nicht durch eine paläo-hebräische Schreibweise oder durch vier Punkte ersetzen, liegt der Schluss nahe, dass jene Texte, die zwar bei Qumran gefunden wurden, das Tetragramm jedoch nicht vermeiden, nicht qumranischen bzw. essenischen Ursprungs sind. So auch dieser Text. Ein weiteres – jedoch schwächeres Argument – wäre, dass die Hauptschriften essenischen Ursprungs in Höhle 4 gefunden wurden, weshalb diese auch „sectarian library cave“ 13 genannt wird. Ob das Verbot den Gottesnamen auszusprechen in Qumran zur Anwendung kam, lässt sich jedoch nicht feststellen. Z. 5: …kommt zu dir Bel(ial?)… : Angesprochen wird hier der Adressat an den der Text gerichtet ist. Dadurch erhält er der Charakter einer Anleitung (vgl. Z.4: so sa]ge zu ihm – eine klare Anweisung). Im Falle eines Besuches von Belial bzw. einem Dämon soll man sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Auf der Schriftrolle finden sich lediglich die Buchstaben Bet – ב, und Lamed – ל. Von daher liegt eine Rekonstruktion der fehlenden Zeichen zu “Belial“ nahe, wobei die Alternative “bei Nacht“ nicht auszuschließen ist. Z. 6: …Wer bist du?… : Mit der Frage nach der Identität des Besuchers soll Macht über ihn erlangt werden. Kennt man seinen Namen bzw. seine Identität kann man ihn z.Bsp. durch die Berufung auf einen der Erzengel (Z. 3.8) bannen und handlungsunfähig machen.14 Z. 6: …von Menschen und vom Samen der Hei[lige]n?… : Mit den “Heiligen“ sind Engel gemeint. Diese Formulierung hat Genesis 6,1-4 und das 1. Buch Henoch, Kapitel 6-11 15 als mythologischen Hintergrund. Nach Gen 6 zeugten Engel mit menschlichen Frauen Kinder woraus das Geschlecht der Riesen entstand. In 1. Hen, 6-11 wird erzählt, wie aus Riesen die Dämonen entstanden16. Z. 6: …[deine] Hörner sind Hörner von… : Der Dämon wird als mit Hörnern beschrieben. Diese sind ein Symbol göttlicher bzw. dämonischer Macht. Zur Frage um welchen Dämon es sich hier handelt, verweist Ida Fröhlich auf eine Statue, welche in Horvar Qitmit gefunden wurde und welche mit einer „three-horned conical mitre“17 dargestellt ist. Die Dämonisierung der Götter anderer religiöser Gruppen war im alten Orient ein weit verbreitetes Phänomen18.
Z.8: …Unrecht und nicht Gerechtigkeit… : Der Dämon steht auf der Seite des Unrechts bzw. der Sünde und Unreinheit. Er ist ein Feind der Gerechten und Diener des Frevels. Die begriffliche Nähe zur Gemeinderegel ist deutlich. Der dort beschriebene Dualismus von Licht und Dunkelheit bzw. Wahrheit und Frevel ist auch in diesem Textfragment erkennbar. Die Charakterisierung des nächtlichen Besuchers als mit Hörnern und auf Seiten des Unrechts, sowie als Produkt der frevelhaften Paarung von Engeln und Menschen macht deutlich, dass es sich hierbei um einen bösen Geist oder Dämon handelt. Nach 1 Hen15, 8f sind Dämonen die Geister der Riesen, welche aus der Verbindung von Engeln mit Menschenfrauen hervorgingen 19. Sie befallen, unterdrücken, zerstören, greifen an und vieles mehr. Dieser Dämon sorgt jedoch weder für Krankheit noch für eine sonstige Plage; jedenfalls berichtet der Text dies nicht. Das Problem scheint sein Erscheinen als solches zu sein 20. Dieses rückt das Opfer in den Bereich der Sünde und Unreinheit (auch durch eine direkte Handlung am Besessenen, wie am Beispiel des Dämons Lilû, welcher nächtliche Samenergüsse verursacht21, zu sehen ist). Als Folge wird das Opfer vom Gottesdienst ausgeschlossen. Z.8: …der Befehlshaber des H[ee]res des JHWH… : Hiermit kann eigentlich nur eine Art Gegenspieler des Dämons gemeint sein. Er scheint der Helfer zu sein, welcher hilft den Dämon zurück in die Totenwelt (Z.9) zu befördern. Er ist auch die höhere Macht mithilfe derer man dem Dämon Einhalt gebieten kann. Z.9.: …To]re von Kupfer… : Die Totenwelt wird als mit Toren gedacht (vgl. Ps 9,14 und Jes 38,10). Dorthin wird der Dämon nach erfolgreicher Bindung vertrieben22. Da in der vorangegangenen Perikope Raphael erwähnt wird, könnte hier nun Uriel, welcher auch Sariel genannt wird, erwähnt sein. Der Name Sariel bedeutet „Oberbefehlshaber Gottes“ 23. Er ist unter anderem dafür zuständig, dass Sonne, Mond, und Sterne regelmäßig ihre Bahnen ziehen. Somit wäre die thematische Nähe zu den beiden Sonnenwenden und den beiden Tagundnachtgleichen gegeben, welche laut Fröhlich theoretische Anwendungszeiten des Textes sind. Es gibt vier wichtige Erzengel: Michael, Gabriel, Uriel und Raphael 24. Es könnte also sein, dass jeder der vier apotropäischen Psalmen („songs for the stricken“) einem Erzengel gewidmet ist. Insgesamt ist der Text somit als apotropäisch einzustufen25. 19 20 21 22 23 24 25
Uhlig: Henoch, 543. Fröhlich: Healing, 43. Fröhlich: Theology, 106. Fröhlich: Healing, 43f. Vgl Stegemann: Essener, 282 Ebd. Fröhlich: Theology, 126: „11Q11 is a Qumran example for the apotropaic use of the Psalms“.
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III. 1QS (Gemeinderegel) - Kolumne III, Z.17-26a26 In seiner Hand
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[17] liegen die Satzungen für alles, und er sorgt für sie in all ihren Geschäften. 2Und er schuf den Menschen zur Herrschaft [18] über den Erdkreis und bestimmte ihm zwei Geister, darin zu wandeln bis zur vorbestimmten Zeit seiner Heimsuchung. 3Das sind die Geister [19] der Wahrheit und des Frevels. 4An der Quelle des Lichtes ist der Ursprung der Wahrheit, aber aus der Quelle der Finsternis kommt der Ursprung des Frevels. [20] 5In der Hand des Fürsten des Lichtes liegt die Herrschaft über alle Söhne der Gerechtigkeit, auf den Wegen des Lichtes wandeln sie. 6Aber in der Hand des Engels
[22] aller Söhne der Gerechtigkeit, und alle ihre Sünde, Missetaten und Schuld und die Verstöße ihrer Taten kommen durch seine Herrschaft [23] entsprechend den Geheimnissen Gottes bis zu seiner Zeit. 8Und alle ihre Plagen und die festgesetzten Zeiten ihrer Drangsal kommen durch die Herrschaft seiner Anfeindung. [24] 9Und alle Geister seines Loses suchen die Söhne des Lichtes zu Fall zu bringen. 10Aber der Gott Israels und der Engel seiner Wahrheit helfen allen [25] Söhnen des Lichtes. 11Und er hat die Geister des Lichtes und der Finsternis geschaffen, und auf sie hat er jedes Werk gegründet [26] [und auf] ihre [Wege] jeden Dienst.
[21] der Finsternis liegt alle Herrschaft über die Söhne des Frevels, und auf den Wegen der Finsternis wandeln sie. 7Und durch den Engel der Finsternis geschieht Verirrung
Abbildung 4: Ausschnitt aus 1QS. Kol.III ist markiert
Die Gemeinschaftsregel besteht aus fünf aneinander genähten Lederstücken. Sie enthält insgesamt elf Kolumnen und hat eine Länge von etwa 187 cm.27 Sie ist relativ gut erhalten. Lediglich am oberen und unteren Rand sind Schäden zu erkennen. Die Regelmäßigkeit und Stelle dieser Schäden kommt daher, dass sie zusammengerollt und über eine sehr lange Zeit der Witterung ausgesetzt war. V.2: …er schuf den Menschen zur Herrschaft über den Erdkreis… : Genesis 2,15 steht hier im Hintergrund. V.2: …bestimmte ihm zwei Geister, darin zu wandeln… : Mit „Geister“ sind äußere Einflussmächte gemeint. Dieser Gedanke ist insofern deterministisch zu verstehen, als dass man von Geburt an entweder im Geist der Wahrheit oder des Frevels wandelt. Jedoch besteht die Möglichkeit zur Umkehr (vgl. 1QS V, Z.1f) und des Abfalls vom rechten Weg (1QS III, V.7).
26 Lohse, E.: Texte, 11.13. 27 Metso, S.: The Textual Development of the Qumran Community Rule, Leiden 1997, 13.
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Im weiteren Verlauf des Textes wird ein Dualismuskonzept entworfen, in welchem der Dualismus in Form verschiedener Gegensatzpaare zu Tage tritt: Geister der Wahrheit
↔
Geister des Frevels
Quelle des Lichts
↔
Quelle des Finsternis
Ursprung der Wahrheit
↔
Ursprung des Frevels
Fürst des Lichts
↔
Engel der Finsternis
Söhne der Gerechtigkeit
↔
Söhne des Frevels
Wege des Lichts
↔
Wege der Finsternis
Der Dualismus wird durch eine klare Hell/Dunkel- bzw. Wahrheit/Frevel-Thematik veranschaulicht. Die Benennung der sich gegenüberstehenden Seiten ist jeweils gleich (mit Ausnahme des “Fürstes des Lichts“, welchem nicht der “Fürst der Finsternis“ gegenüber steht, sondern der „Engel der Finsternis“). Es lassen sich verschiedene Dualismus-Varianten herauslesen 28: Einerseits einen psychologischen Dualismus. Die von Gott geschaffene menschliche Natur wird zwischen zwei sich bekämpfenden Tendenzen verortet. Dies sind die „Geister der Wahrheit und des Frevels“ (V.3). Diese zwei Geister oder Kräfte kämpfen im Menschen um die Vorherrschaft. Das Phänomen der Möglichkeit, dass ein Mensch entweder zum einen oder zum anderen Geist gehört und somit auf den „Wegen des Lichts“ (Z.20) oder den „Wegen der Finsternis“ (Z.21) wandelt und dementsprechend handelt, lässt sich als ethischen Dualismus bezeichnen. Des Weiteren ist ein begrenzter kosmischer Dualismus vorzufinden. Dieser wird durch den „Fürsten des Lichts“ (Z.20) und den „Engel der Finsternis“ (Z.20b.21) repräsentiert. Gott hat den Zeitpunkt der Zerstörung des Engels der Finsternis und den Sieg des Fürsten des Lichts vorherbestimmt (1QS IV, Z.18.19). Durch die eschatologische Ausrichtung diese Konflikts zwischen Gut und Böse könnte man hier auch von einem “eschatologischen Dualismus“ sprechen. Dieser spiegelt in gewisser Weise die irdischen Verhältnisse wieder: Gott hat die Menschen von vornherein so geschaffen, dass in ihm zwei Geister um die Vorherrschaft kämpfen. Der Mensch befindet sich also nicht im Kampf mit dem Bösen, sondern er selbst ist der Ort des Kampfes zwischen dem Geist des Frevels und dem Geist der Wahrheit29. Sie spiegeln die „Grundmöglichkeiten menschlicher Existenz und des Verhaltens“ 30 wieder. Durch die Integration des Bösen in die conditio humana und die Postulation als von Gott geschaffen, wird die Annahme, es gäbe ein Gott gleichgestelltes, böses Prinzip zurückgewiesen. Gut und Böse, Licht und Dunkel sind von Gott geschaffen 31. Heutiger Forschungsstand ist, dass dieser 28 Wahlen, C.: Jesus and the Impurity of Spirits in the Synoptic Gospels (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 2), Tüningen 2004, 45. 29 Lichtenberger, H.: Art.: Der „gespaltene Mensch“ in: Janowski, B. (Hg.): Der ganze Mensch. Zur Anthropologie der Antike und ihrer europäischen Nachgeschichte. Berlin 2012, 228.230ff. 30 Vgl. Ebd. 228. 31 Ebd.
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Dualismus nicht in der Gemeinschaft von Qumran entwickelt, sondern von ihr übernommen und präzisiert wurde.32 V.4: …Quelle der Finsternis… : Damit könnte der Ort gemeint sein an dem der Geist des Frevels und seine Helfer weilen bzw. woher sie kommen (im lokalen, nicht mythologischen Sinn). Das sich die Essener mit den Priestern im Jerusalemer Tempelkult übergeworfen hat 33, könnte mit Quelle der Finsternis Jerusalem gemeint sein. Z.20: …Söhne der Gerechtigkeit… : Die Bezeichnung „Söhne der Gerechtigkeit“ ist ein Name für die Gemeinschaft in Qumran34. Weitere Bezeichnungen sind: „Söhne des Lichts“ (Z. 22),sowie „the Poor Ones“ und „members of 'the Way'“ 35. Die ihnen entgegen stehende Gruppierung (gemeint sind unter anderem die führenden Priester im Jerusalemer Tempelkult 36) werden „Söhne der Finsternis“ oder „Söhne des Frevels“ (Z. 21) genannt. Z.21: …auf den Wegen der Finsternis wandeln… : Was es bedeutet auf den Wegen der Finsternis zu wandeln wird in Kolumne vier derselben Schriftrolle ausführlich dargestellt: „Habgier und Trägheit, Bosheit und Lüge, Stolz und Hochmut, Betrug und Täuschung, Grausamkeit und Gottlosigkeit, Jähzorn und Übermaß, Torheit und Eifersucht, Gräueltat im Geist der Hurerei und Wege des Schmutzes im Dienst der Unreinheit und eine Lästerzunge, Blindheit der Augen und Taubheit der Ohren, Halsstarrigkeit und Hartherzigkeit“37. Was fast schon wie ein antikes Sündenregister anmutet ist die Aufzählung der Verfehlungen die sein Mensch begeht wenn er auf dem Weg der Finsternis wandelt bzw. was zum „Geist des Frevels“ (1QS IV, Z.9) und zu der, vom Engel der Finsternis gestifteten, „Verwirrung“ (V.7) gehört. Auffällig ist die Anordnung der Vergehen in thematisch passenden Zweierpaaren (mit Ausnahme des Vorletzten), womit das Motiv der Zahl zwei aufgegriffen wird. V.7: …durch den Engel der Finsternis… : Er wird als Auslöser der „Verwirrung“ (V.7) gekennzeichnet. Er sorgt dafür, dass Menschen auf den Weg der Finsternis und somit im Geist des Frevels wandeln und oben genannte Dinge tun. Dafür werden sie durch Gottes „Plageengel“ (1QS IV, Z.12) mit bestraft.
32 Lichtenberger: Art. Mensch, 228. 33 Stegemann: Essener, 198ff. 34 Charlesworth, J.H.: Rule of the Community and Related Documents in ders.: The Dead Sea Scrolls. Hebrew, Aramaic, and Greek Texts with English Translations. Bd. 1, Tübingen 1994, 22. 35 Charlesworth: Community, 22. 36 Stegemann: Essener, 243. 37 Vgl. Lohse: Texte, 13ff.
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IV. 1Q20 (Genesis Apokryphon) - Kolumne XX, Z.1-3238 (1) [ -- ]. [ -- ] (2) [.] .[ ..... ] wie glä[nz]end und schön ihres Antlitzes Aussehen und wie (3) [.......und] w[ie] fein das Haar ihres Hauptes, wie lieb ihre Augen und wie ansprechend ihre Nase und die ganze Ausstrahlung (4) ihres Angesichts [.und] wie lieblich ihre Brüste und wie schön all ihre weiße (Haut). Ihre Arme, wie schön, und ihre Hände, wie (5) vollendet! Und (wie) [reizend (?)] das ganze Aussehen ihrer Hände! Wie lieblich ihre Handflächen und wie lang und fein alle Finger ihrer Hände. Ihre Beine - (6) wie schön! Und wie vollkommen ihre Schenkel! Keine der Jungfrauen oder Bräute, die ins
In jener Nacht schickte der Höchste Gott einen Plagegeist, um ihn zu schwächen, und zu jeden (anderen) Mann seines Hauses, einen bösen (17) Geist, und der schwächte ihn und alle Männer seines Hauses und er konnte sich ihr nicht nähern und "erkannte" sie nicht, obschon sie bei ihm blieb (18) zwei Jahre lang. Gegen Ende der zwei Jahre verstärkten und häuften sich die Beschwerden und Plagen an ihm und an jedem Mann seines Hauses, daher schickte er hin, (19) rief alle [Weisen] Ägyptens und alle Beschwörer mit allen Medizinmännern Ägyptens, ob sie imstande wären, ihn von dieser Plage zu heilen, und (auch) die Männer (20) seines Hauses. Aber alle die Medizinmänner und alle die Hochzeitsgemach eintreten, sind schöner als sie. Über aller (7) Frauen Weisen waren nicht imstande, ihn zu heilen, denn derselbe Geist schlug Schönheit steht ihre Schönheit, ihre Schönheit übertrifft sie alle. Und mit auch sie alle (21) und sie flohen. [(leer)] all dieser Schönheit ist viel Weisheit (verbunden) und alles, was sie hat, (8) ist liebreizend." Danach kam zu mir ChRQNWSh und bat mich, daß ich komme und daß ich bete für (22) den König und meine Hände auf ihn lege, damit er am Nachdem der König vernommen die Worte des ChRQNWSh 1 und die Leben bleibe, dann in einem Traum habe er [....]. Da sagte zu ihm Lot: Worte seiner beiden Genossen, die alle drei (wie) aus einem Munde "Mein Onkel Abram kann nicht beten für (23) den König, während Saraj, sprachen, gewann er sie sehr lieb und schickte hin (9) in Eile, um sie seine Frau, bei ihm ist. Nun geh hin und sage (es) dem König, daß er herzubringen. Und er sah sie an und erstaunte über all ihre Schönheit und dessen Frau von sich zu ihrem Ehemann schicken soll, dann wird er für er nahm sie sich zur Frau. Und da er mich töten wollte, da sagte Saraj ihn beten, damit er am Leben bleibe." (10) zum König: «Er ist mein Bruder», damit ich ihretwillen einen Vorteil hätte, und so wurde ich, Abram, ihretwillen (am Leben) gelassen (24) [(Leer)] Nachdem ChRQNWSh die Worte des Lot gehört hatte, ging und nicht getötet. Da weinte ich, (11) Abram, mit heftigem Weinen, ich er hin und sagte zum König: Alle die Plagen und Beschwerden, (25) mit und Lot, mein Brudersohn mit mir in der Nacht weil Saraj unter Zwang denen mein Herr der König geplagt und heimgesucht wird kommen von min genommen worden war. [(leer)] wegen Saraj, der Frau Abrams. Man soll die Saraj zurückgeben an Abram, ihren Ehemann, (26) und es wird diese Plage und (auch) der (12) In jener Nacht betete, bat und flehte ich und sprach in Betrübnis und Geist des Erschlaffens von dir weichen" Da rief er mich zu sich und 2 meine Tränen flossen (dabei) herab: sagte zu mir: "Was hast du mir angetan wegen [Sarjaj, als du sagtest (27) zu mir: meine Schwester ist sie, da sie doch deine Frau war, und ich sie mir zur Frau nahm! Da, nimm deine Frau, bring sie weg und geh und Gepriesen bist Du, Höchster Gott, entferne dich aus dem (28) '597' ganzen Reich Ägyptens! Und jetzt bete Herr für alle (13) Zeiten/Welten! für mich und für mein Haus, daß von mir dieser böse Geist vertrieben werde!" Und ich betete für diesen [..]... (29) und ich legte meine Hände Denn Du bist Herr und Herrscher über alles auf seinen [Ko]pf. Da wurde von ihm die Plage entfernt und [von ihm und über alle Könige der Erde bist Du Herrscher, der] böse [Geist] vertrieben und er lebte auf und erhob sich. Und [es um an ihnen allen Gericht zu üben! teilte] (30) mit der König mit ..[.......]...[....] und es schwor mir der König einen Eid, daß er, nicht [....]...[.....] und dann [....].[zu mir] (31) die Hier (14) führe ich Klage vor, Dir, Mein Herr, Sa[ra]j, und der König gab ihr [Silber und G]old, [v]iel, und viele über den Pharao Zoans, den König von Ägypten, Kleider von Byssus und Purpur[ ...... ] (32) vor sie hin, und auch der weil er mir meine Frau mit Gewalt weggenommen. Hagar. Er übergab sie mir und benannte für mich zur Begleitung. Schaffe mir Recht ihm gegenüber, Männer, die [mich] hinausführen sollten aus Ägypten.] daß ich sehe Deine große Hand (15) gegen ihn und gegen sein ganzes Haus, und damit er in dieser Nacht nicht die Kraft habe, meine Frau für mich3 zu verunreinigen, denn Du bist Herr für alle Könige (16) der Erde!"
_________ 1
Nicht unbedingt als Hyilcanos' oder dergleichen zu vokalisieren.
2
Das kontextgebundene Gebet weist poetische Struktur auf.
3
Und ich weinte und verstummte.4
Wörtlich: 'von mir (weg'), weil sie danach wegen der Verunreinigung für ihn verboten wäre. 4
Zum Folgenden vgl. außer Gen 12 auch Gen 20.
Aufgrund der der Länge dieses Textes wurde auf eine zusätzliche Unterteilung in Verse verzichtet.
38 Maier, I.: Qumran Essener, 219ff.
10
Die Schriftrolle, aus der dieser Text entnommen ist, trägt den Namen „Genesis Apokryphon“. Ein Apokryphon ist ein Text der nicht in einen der Kanone der verschiedenen Bibelüberleiferungen aufgenommen wurde39. Das literarische Genre der Schriftrolle ist schwer zu fassen 40. Sie ist in Aramäisch verfasst und und bezieht sich auf das Buch Genesis. Der aramäische Text folgt der Versund
Kapitel-Reihenfolge
der
Genesis-Vorlage
mit
Paraphrasierungen
und
wörtlichen
Übersetzungen. Jedoch werden die zugrunde liegenden Schriftstellen teilweise auch ausgelegt. Weder die Bezeichnungen Midrash noch Targum sind wirklich zutreffend41, da der Text die Techniken beider Genres nutzt42, aber keinem von Beidem voll entspricht. Am ehesten lässt sich seine Gattung als „ausschmückende Paraphrase“43 mit midrash- und targum-artigen Abschnitten bezeichnen. Das Genesis-Apokryphon ist wohl nicht qumran-essenischen Ursprungs44. Diese Problematik trifft auch auf den vorliegenden Text der Kolumne XX zu. Im Grunde ist sie eine interpretierende Nacherzählung von Genesis 12, 10-20. Man könnte hier von einer eigenen literarischen Gattung sprechen: der interpretierenden und auslegenden Nach- bzw. Neu-Erzählung von Traditionsmaterial - ähnlich wie im im Buch der Jubiläen oder Henoch. Oftmals wird die Schriftrolle 1Q20 – ähnlich wie die Pirqe de Rabbi Eliezer 45 – als Midrash46 oder zumindest als eine Art von Midrash verstanden47. Aus praktischen Gründen wurde jedoch der Name „GenesisApokryphon“ beibehalten. Der oben angedruckte Text ist einer der wenigen schriftlichen Belege für Exorzismen in jüdischer Literatur.48
39 RGG4: Apokryphen/Pseudepigraphen, 600f. 40 Fitzmyer, J.A.: The Genesis Apocryphon of Qumran Cave I. A Commentary, in: Pontifical Biblical Institute (Hg.): Biblica et Orientalia Bd. 18A, Rom 21971, 6ff. 41 Fitzmyer: GenAp, 9: „It is not simply a midrash, just as it is not simply a targum.“ . 42 Ebd., 10.: „…techniques of both genres being used in this composition.“ . 43 RGG4: Art. Genesis-Apokryphon, 667. 44 Ebd. 45 Art. Midrash, in: RGG4, 1214. 46 Fröhlich, I: Medicine and Healing in Genesis Apocryphon. Ideas on human conception and its hindrances,in: Editions Gabalda: Revue de Qumran. Numéro 98. Tome 25, Pendé 2011, 178. 47 Fitzmyer: GenAp, 9.: „…midrashic writing.“ . 48 Wolter, M.: Das Lukasevangelium, in: Handbuch zum Neuen Testament, Bd. 5, Tübingen 2008, 418.
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Die Bibelstelle auf die sich Kolumne XX, des Genesis Apokryphons bezieht soll hier zum besseren Verständnis des Sachverhaltes wiedergegeben werden: 16
Gen 12, 10-20:
Und er tat Abram Gutes um ihretwillen; und er bekam Schafe, Rinder, Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele.
10
Es kam aber eine Hungersnot in das Land. Da zog Abram hinab nach Ägypten, dass er sich dort als ein Fremdling aufhielte; denn der Hunger war groß im Lande.
17
Aber der HERR plagte den Pharao und sein Haus mit großen Plagen um Sarais, Abrams Frau, willen.
11
Und als er nahe an Ägypten war, sprach er zu Sarai, seiner Frau: „Siehe, ich weiß, dass du eine schöne Frau bist.
18
12
19
Da rief der Pharao Abram zu sich und sprach zu ihm: Warum hast du mir das angetan? Warum sagtest du mir nicht, dass sie deine Frau ist?
Wenn dich nun die Ägypter sehen, so werden sie sagen: Das ist seine Frau, und werden mich umbringen und dich leben lassen.
Warum sprachst du denn: Sie ist meine Schwester –, sodass ich sie mir zur Frau nahm? Und nun siehe, da hast du deine Frau; nimm sie und zieh hin.
13
So sage doch, du seist meine Schwester, auf dass mir's wohlgehe um deinetwillen und ich am Leben bleibe um deinetwillen.“ 14
20
Als nun Abram nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, dass seine Frau sehr schön war.
Und der Pharao bestellte Leute um seinetwillen, dass sie ihn geleiteten und seine Frau und alles, was er hatte.
15
Und die Großen des Pharao sahen sie und priesen sie vor ihm. Da wurde sie in das Haus des Pharao gebracht.
Es fällt sofort auf, dass der Text aus Genesis 12 im Vergleich zu Kol. XX des Genesis-Apokryphons ungleich kürzer und weniger detailreich ist. Bei genauerem Betrachten des Textes fällt auf, dass der Autor nicht einfach den Genesis Text literarisch ausschmückt, sondern dass er Lücken, die die Vorlage offen lässt, füllt, und Erklärungen für offene Fragestellungen anbietet. Fitzmyer bezeichnet das Genesis-Apokryphon daher als „the written product of exegetical and dogmatic meditations on Scripture and its inner meaning“49. Die folgende Tabelle soll veranschaulichen welche Inhalte die Genesis Perikope offen lässt und wie der Qumran Text diese Lücken füllt. Genesis 12
Wer sind die „Großen des Pharao“, die Saraj preisen?
Z 18: ChRQNWSh und zwei Genossen
Wie reagiert Abraham?
Z. 10-16: Trauer und Gebet
Wer ist der König von Ägypten?
Z. 14: Pharao Zoans
Welche Plage befällt den Pharao und seinen Hofstaat?
Z. 16-28: Plagegeist, einen bösen Geist, Geist, Plage, Geist des Erschlaffens, dieser böse Geist, die Plage, der böse Geist
Wie erfährt der Pharao, dass Saraj Abrahams Frau ist?
Z. 23.24: Lot erzählt es ChRQNWSh und dieser dem Pharao
Was geschieht mit dem Pharao?
Z. 28.29: Abraham betet für ihn und heilt ihn durch Handauflegen
49 Vgl. Fitzmyer: GenAp, 11
12
Wichtig im Zusammenhang des Themas dieser Arbeit ist die Ausdifferenzierung, welche Plage den Pharao befällt. Dabei sind die Begriffe „Plagegeist“ (Z.16) und „Geist des Erschlaffens“ (Z.26) – bei Fitzmyer: „spirit of purulence“50 – besonders zu beleuchten. Z.16: …Plagegeist… : Dieser Begriff lässt sich als rwḥ mkdš transkribieren51. Fitzmyer übersetzt diesen Begriff rwḥ mit „Geist“ und begründet dies damit, dass zur Zeit der Abfassung dieses Textes die Vorstellung, dass Geister Krankheiten verursachen können, allgemeiner Auffassung entsprach52. Dementsprechend setzt er den Ausdruck rwḥ mkdš in Beziehung zu πνεῦμα ἔχουσα ἀσθενείας (Lk 13,11), „a spirit of sickness“. Fitzmyer übersetzt dementsprechend rwḥ mkdš mit „pestilential spirit“53, was der Bedeutung “Krankheitsgeist“ nahe kommt. rwḥ kann jedoch auch „Wind, Atem, Odem“ bedeuten54, und “pestilential“ lässt sich auch als “übelriechend“ übersetzten. Dies lässt rwḥ mkdš zu “übelriechender Krankheitsatem“ werden. Doch dass der Pharao an einem schweren Fall von Mundgeruch erkrankt ist und deshalb den Beischlaf mit Saraj nicht vollziehen konnte ist mehr als unwahrscheinlich und wird der Art, Intention, und Kontext des Textes nicht gerecht. Fröhlich gibt rwḥ mit, „chastising spirit“55 wieder und legt so den Bedeutungsschwerpunkt weg von der Krankheit hin zur Bestrafung (chastising, dt.: strafend). Z.16: …Geist des Erschlaffens… : Dieser Begriff kann als rwḥ šḥlny' transkribiert werden56. rwḥ bedeutet hier wieder „Geist“57. Das Wort šḥlny' könnte mit šiḥlā verwandt sein, was eine Krankheit bezeichnet, jedoch auch mit šāḥlānāyā, was soviel wie „faulig, fließend, eitrig“ bedeutet58. Fitzmyer übersetzt dementsprechend rwḥ šḥlny' mit „spirit of purulence“59 - „Geist der Eitrigkeit“. Bei der Abwägung der Übersetzungsmöglichkeiten von rwḥ mkdš und rwḥ šḥlny darf die Tatsache nicht außer Acht gelassen werden, dass der Plagegeist nicht nur den Pharao allein befällt, sondern seinen ganzen Hofstaat gleich mit (Z.16.17). Jedoch erwähnt der Text nur, dass die Männer des Pharaos und nicht die Frauen erkranken. Da Impotenz zum Glück keine übertragbare Krankheit ist, und Infektionen, die Impotenz zur Folge haben (wie etwa Genitalwarzen), nur sexuell übertragen werden, ist es unwahrscheinlich, dass daran der ganze Hofstaat erkrankt ist. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Art von Beulenpest oder Pockeninfektion wahrscheinlicher. “Geist des Erschlaffens“ wäre dann als “Krankheitsgeist der Niedergeschlagenheit“ treffender wiedergegeben. 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59
Vgl. a.a.O., 136. a.a.O., 131. Ebd. Vgl. Ebd. Gesenius, W./Meyer, D.R./Rüterswörden, U., u.a.: Art. RWH in: Ders.: Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, Berlin/Heidelberg 182013, 1225. Vgl. Fröhlich: Theology, 125. Fitzmyer: GenAp, 136. Ebd. Ebd. Ebd.
13
Oftmals haben Dämonen (v.a. in Mesopotamien) keine Eigennamen, sondern tragen die Bezeichnungen der Leiden, die sie verursachen60, was auch auch für diesen Text gilt. Obwohl kein expliziter Begriff für Dämon (šd) genannt wird, muss man doch annehmen, dass der Pharao wirklich besessen war und nicht einfach nur krank61. Z.28.29: …Und ich betete für diesen [..]... und ich legte meine Hände auf seinen [Ko]pf... : Heilige Männer wie Abraham (aber auch Noah) hatten Macht über Dämonen. Grund dafür war ihre Rechtschaffenheit.62 Sie konnten durch Handauflegen von Besessenheit und Krankheit heilen (vgl. 4Q242, the Prayer of Nabonid63). Das zusätzliche (wahrscheinlich magische) Gebet gehört zum Repertoire eines jüdischen Exorzisten64. Nach C. Wahlen ist dieser Text der einzige wirklich jüdische Nachweis für das Handauflegen65. Es stellt sich die Frage nach der Motivation des Autors, die Erzählung von Genesis 12 neu zu formulieren. Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich auch einen Blick auf die zusätzlich vorgenommen Änderungen des Textes im Vergleich zur Vorlage zu werfen. Zum einen wird im Text aus Qumran die Erzählperspektive von der dritten Person in die erste Person geändert. Nun erzählt Abraham selbst wie es ihm und Saraj in Ägypten ergangen ist. Dies ermöglicht es dem Leser, sich besser mit Abraham und seinem Schicksal zu identifizieren und besser in die Geschichte einzutauchen. Außerdem wird die Übergabe der Geschenke des Pharaos an das Ende der Erzählung verlagert. Nun ist nicht Abraham der Empfänger der Geschenke sondern Saraj (Z.31). Unter Umständen wollte der Autor den Eindruck vermeiden, Abraham ließe sich vom Pharao in gewisser Weise bestechen bzw. sich Saraj einfach abkaufen. Dieser Eindruck kann beim Lesen von Genesis 12 durchaus entstehen, da weder eine Reaktion Abrahams geschildert wird, noch die Rückgabe Sarajs auf eine Handlung Abraham zurückzuführen ist; der Pharao gibt Abraham Geld und nimmt Saraj mit. Ida Fröhlich sieht die Motivation im Genesis-Apokryphon darin zu zeigen, dass die Stammmutter Saraj rein geblieben ist. Sie wurde nicht vom Pharao entehrt, da dieser aufgrund des „Geistes des Erschlaffens“ den Beischlaf mit ihr nicht vollziehen konnte.66 Dass dies ein Vergehen gegen Gott wäre, belegen unter anderem Gen 39,7f., Dt 24,4 und Lev 21,7. Somit soll mit der Unbeflecktheit der Erzmutter Saraj die Reinheit des Volkes Israel bezeugt werden. Eine ähnliche Motivik kann in 60 Fröhlich: Theology, 106. 61 Lichtenberger, H.: Demonology in the Dead Sea Scrolls and the New Testament, in: Clements, R.A., Schwartz, D.R.: Text, Thought, and Practice in Qumran and Early Christianity, in: Martinez, F.G.: Studies on the Texts of the Desert of Judah, Bd. 84, Leiden Boston 2004, 275. 62 Fröhlich: Theology, 128. 63 a.a..O, 126 64 Stegemann: Essener, 326 und Fröhlich: Theology, 124. 65 Wahlen: Impurity, 40: „This passage ist notable as the only Jewish attestation of the 'laying in of hands'.“ . 66 Fröhlich: Medicine, 177.
14
Kolumne 2 der gleichen Schriftrolle gesehen werden67. Sie bezieht sich auf Gen 5, 28-31 und beschreibt ein Gespräch zwischen Lamech und seiner Frau Batenosh (den zukünftigen Eltern Noahs). Thema dieses Gespräches ist die Empfängnis Noahs und die dabei empfundene Lust Batenoshs als Beweis der rechtmäßigen Empfängnis. Es ist also durchaus denkbar, dass der Autor des Genesis-Apokryphons einerseits offene Fragestellungen schließen und andererseits etwaige Missverständnisse, die der ursprüngliche Genesis-Text aufwerfen kann, korrigieren wollte. Krankheit und Besessenheit sind im Alten Testament eine Strafe Gottes für begangene Sünden68. Diese Vorstellung liegt auch hier zugrunde. Jedoch kommt ein entscheidendes Moment neu hinzu: Abraham bittet Gott darum. Er betet zu Gott und bittet ihn um Gerechtigkeit (Z.14). Doch er bittet Gott auch explizit darum, seine Hand gegen den Pharao und gegen sein Haus zu erheben (Z.14.15). Obwohl das Bringen von “Bösem“ über Menschen und Nationen von Gott ein häufiges Motiv des Alten Testaments ist69, ist die Erzählung dieser Perikope einzigartig, So explizit wie hier geschildert gibt es sowohl im Alten als auch im Neuen Testament keine vergleichbare Stelle. Lediglich 2. Kön 2,24 kann als thematisch verwandt angesehen werden. Die „Hand des Herrn“ bzw. „Hand Gottes“ ist ein Motiv göttlicher Macht (so z.Bsp. in Ex 3,20, Jos 4,24 und 1. Sam 5,6). Des weiteren wird Besessenheit mit Krankheit verbunden. Der Besessene ist nicht nur kultisch unrein, sondern leidet auch an einem körperlichen Gebrechen. Die Erklärung von Krankheit und Plage, als eine von Dämonen verursachte, ist in der Kultur des Antiken Nahen Ostens weit verbreitet70.
67 68 69 70
Ebd. Fröhlich: Theology, 104. Walden: Impurity, 40. Fröhlich: Theology, 40: „Ancient Near Eastern cultures attributed illness, anxiety, and psychic disorders, afflictions, epidemies, and all kinds of natural evil to the work of demons.“ .
15
V. 11Q05 (Psalmen) - Kolumne XIX, V 1-18 - Plea for deliverance 71 (Oberer Kolumnenrand) (1) denn nicht Gewürm bringt Dank Dir dar und nicht Maden erzählen Deine Gnade (2) ein Lebender, Lebendiger dankt Dir! 1
Und es danken Dir alle, deren Füße ausgleiten, tust Du ihnen kund (3) Deine Gnade und lehrst Du sie Deine Gerechtigkeit.
2
Denn in Deiner Hand liegt der Odem jedes (4) Lebendigen und die Seele allen Fleisches hast Du gegeben.
Auch ich habe liebgewonnen (12) Deinen Namen und berge mich in Deinem Schatten,
9
denke ich an Deine Stärke, erstarkt (auch) (13) mein Herz und ich werde durch Deine Gnadenerweise gestützt. Verzeih doch, JHWH, meine Sünde, (14) und reinige mich von meiner Verschuldung, Geist von Treue und Erkenntnis schenk mir!
10
3
Handle an uns, JHWH, (5) gemäß Deiner Güte, nach der Fülle Deines Erbarmens und nach der Fülle Deiner Gerechtigkeitserweise!
Nicht möge ich straucheln (15) über Ruinen, nicht laß über mich herrschen einen Satan oder unreinen Geist,
11
4
Gehört hat (6) JHWH auf die Stimme derer, die Seinen Namen lieben, und Seine Gnade ließ Er nicht von ihnen.
5
(7) 6Gepriesen JHWH, der Gerechtes wirkt, der Seine Frommen krönt (8) (mit) Gnade und Erbarmen!
damit Schmerz und schlechter (16) Charakter an mir selbst keinen Erbteil haben denn Du, JHWH bist mein Preis und auf Dich hoffte ich (17) den ganzen Tag!
12
Mögen mit mir meine Brüder sich freuen und mein Vaterhaus, die über Deine Huld staunen
13
Es schrie meine Seele danach, Dein{en}* Namen zu loben, zu bekennen mit Jubel (9) Deine Gnadenerweise, Deine Treue zu künden(doch) gibt es für Dein Lob keine Grenze.
(18)...[................... ...] .. will ich fröhlich sein in Dir
Dem Tod verfallen (10) war ich in meiner Sünde und meine Verschuldungen lieferten mich an die Totenwelt aus,
* {}Akkusativpartikel über der Zeile nachgetragen.
7
8
__________
da hast Du mich gerettet, (11) JHWH, nach der Fülle Deines Erbarmens und nach der Fülle Deiner Gerechtigkeitserweise.
Abbildung 5: 11Q05, Kol.14-19.
Dieser Text steht in der Schriftrolle 11Q05 (bzw. 11QPs a) und wurde in Höhle 11 gefunden. Die Schriftrolle ist an ihrer Unterseite beschädigt72. Sie enthält
40 biblische Psalmen (deren
Reihenfolge mit ein paar Ausnahmen gleich mit derer ist, die wir kennen) und elf weiteren Texten, von denen fünf bis dato unbekannt waren 73. Der oben abgedruckte Text ist einer dieser fünf 71 Maier: Qumran-Essener, 335-336. 72 Sanders, J. A. The Psalms Scroll of Qumran Cave 11 (11QPsa) in: Tov, E: (Hg.): Discoveries in the Judaean Desert, Bd. 4, Oxford 1965, 76. 73 Wahlen: Impurity, 41.
16
unbekannten Texte. Er trägt den Namen „Plea for deliverance“ was soviel bedeutet wie „Bitte um Erlösung“. Der Text der Schriftrolle ist in hebräisch verfasst und das Tetragramm ist – anders als in 11Q11 Kol. IV – in Paläohebräisch geschrieben. Dies lässt vermuten, der Text könnte essenischen Ursprungs sein74. Durch das Fehlen von typisch essenischen Motiven 75, seiner biblischen Form, Vokabular und Inhalt76 lässt sich lediglich der Vorgang der Niederschrift des Psalms in Qumran verorten, nicht jedoch seine Herkunft. Es ist möglich, dass die Schriftrolle essenischen Ursprungs ist, nicht jedoch ihr Inhalt. Der Text lässt sich wie folgt untergliedern: V.1-6: allgemeines Lob an JHWH V.7: persönliches Lob an JHWH V.8: Schilderung der Situation des Betenden V.9: persönliches Lob an JHWH V.10-13: Bitte an JHWH V.8a: …Dem Tod verfallen war ich in meiner Sünde… : Der Betende weiß wie es ist, auf dem “Weg der Finsternis“ zu wandeln (um mit 1QS zu sprechen). Er war im Bereich des Todes und wurde gerettet. Es ist gut möglich, dass hier von einer Krankheit ausgegangen werden kann, von der der Betende geheilt wurde. Kranke Menschen fühlten sich im Bereich des Todes und empfanden eine Heilung als Rettung vor dem Tod77. Dabei wurde sowohl Krankheit, als auch Heilung dem Handeln Gottes zugerechnet78. V.8a: …Totenwelt… : Durch die Sünde rückte der Betende aus dem Bereich des Lebens und des Heils in den Bereich des Todes. Die Totenwelt ist, wie wir in 11Q11 gesehen haben, u.a. der Bereich in den Dämonen verbannt werden. V.10: …Geist von Treue und Erkenntnis… : Dem Geist der Treue und der Erkenntnis steht der unreine Geist gegenüber. Sie bilden ein Gegensatzpaar79 und erinnern an die Terminologie der Gemeinderegel. V.11aα: …straucheln über Ruinen… : Ruinen sind Orte des Tode und der Zerstörung, an denen sich Dämonen aufhalten80 (vgl. Jes 13,21 und 34,14). Nach mesopotamischer Vorstellung waren Strauße, Eulen, und Schakale dämonenartige Wesen. Jesaja 34 erwähnt neben Schakalen und 74 75 76 77 78 79 80
Warum man so argumentieren kann s. Lichtenberger: Art: JHWH, Handwörterbuch, 103. Wahlen: Impurity, 41. Sanders: Psalms Scroll, 76. RGG4: Art. Krankheit, 1730. Ebd. Lichtenberger: Demonology, 274. Fröhlich: Theology, 102: „…evil spirits dweling at deserted ruins.“ .
17
Straußen noch „Feldgeister“ und ein „Nachtgespenst“ 81, womit Lilith gemeint sein könnte. Sie ist ein Kinder tötender Dämon der Nacht.82 Der Beter dieses Psalms bittet JHWH darum, nicht in die Nähe von Ruinen und somit zu dämonischen Wesen und in den Bereich des Todes zu kommen. V.11aβ: …nicht laß über mich herrschen einen Satan oder unreinen Geist… : Die Zeilen 14 bis 16 erinnern an das Dualismuskonzept der Gemeinschaftsrolle, weisen jedoch ein anderes Vokabular auf.83 Der Betende hofft nicht von einem Satan oder unreinen Geist beherrscht zu werden. Das hebräische Wort für “Satan“ ( )שׂטןbezeichnete ursprünglich einen menschlichen Ankläger oder Gegner, wurde jedoch in nachexilischer Zeit Begriff für einen göttlicher Widersacher, der im Auftrag Gottes handelt und die Menschen anklagt.84. Beispiele dafür sind: Hiob 1,6f, 1.Chr. 21,1f, und Sach. 3,2f. Den Aspekt des göttlichen Widersachers erfüllt auch der Engel in Num 22,22. Bedenkt man die Nähe der Qumranschriften zum Buch Henoch und den Jubiläen sowie deren Abfassungszeit, so liegt es nahe, dass mit „unreiner Geist“ (V.11) ein Dämon gemeint ist85. V.11bα: …einen schlechten Charakter… : Hier ist eine Art Dualismus zwischen inneren und äußeren Kräften, die auf den Betenden einwirken, erkennbar 86. Der Betende hat Angst, von außen durch einen bösen Geist bedrängt zu werden. Dies hätte zur Folge, dass er durch Schmerz und einen schlechten Charakter innerlich leidet. Eine Antwort darauf was mit einem schlechten Charakter gemeint ist, liefern die Ausführungen von 1QS IV,9f. Dies ist wohl auch der Anknüpfungspunkt zu den Essenern. Hätte sie in dem Psalm keine Übereinstimmungen mit ihrer Glaubenswelt gesehen, hätten sie ihn wohl nicht bei sich aufgenommen. Setzt man den Schwerpunkt des Textes auf V.10-13 so ließe er sich als apotropäischer Psalm identifizieren. Jedoch überwiegt der Teil des Lobes, was dafür spricht ihn als Danklied 87 zu bezeichnen. Da man einen apotropäischen Gebrauch jedoch nicht ausschließen kann 88 wäre ein guter Kompromiss, diesen Psalm als “apotropäisches Danklied“ zu klassifizieren.
81 82 83 84 85 86 87 88
So die Übersetzung von Luther (LB 84). Fröhlich: Theology, 102: „…Lilith is well known […] as a night demon killing babies.“ . Sanders: Psalms Scroll,76. RGG4: Art: Teufel, 180. Wahlen: Impurity, 43 Ebd. Sanders: Psalms Scroll, 76. Ebd.
18
VI. Lk 11,14-20 - Jesus und die bösen Geister 14]
18]
Καὶ ἦν ἐκβάλλων δαιμόνιον [καὶ αὐτὸ ἦν] κωφόν· Und er war ein Ausreibender eines Dämons [und dieser war] ein stummer.
εἰ δὲ καὶ ὁ σατανᾶς ἐφ’ ἑαυτὸν διεμερίσθη, Wenn aber auch der Satan mit sich selbst zerstritten ist, πῶς σταθήσεται (1)ἡ βασιλεία (2)αὐτοῦ; wie wird bestenen (2)sein (1)Reich?
ἐγένετο δὲ τοῦ δαιμονίου ἐξελθόντος Es geschah aber, als der Dämon ausfuhr, (da) ἐλάλησεν ὁ κωφὸς καὶ ἐθαύμασαν οἱ ὄχλοι. redete der Stumme, und es wunderte sich die Menge.
ὅτι λέγετε (1)ἐν Βεελζεβοὺλ (2)ἐκβάλλειν (3)με τὰ δαιμόνια. Denn ihr sagt, dass (3)ich (1)im (Namen des) Beelzebuhl (2)austreibe die Dämonen.
15]
19]
τινὲς δὲ ἐξ αὐτῶν εἶπον· einige aber unter ihnen sprachen:
εἰ δὲ ἐγὼ ἐν Βεελζεβοὺλ ἐκβάλλω τὰ δαιμόνια, Wenn aber ich im (Namen des) Beelzebuhl austreibe die Dämonen,
ἐν Βεελζεβοὺλ τῷ ἄρχοντι τῶν δαιμονίων ἐκβάλλει τὰ δαιμόνια· im (Namen des) Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er aus die Dämonen.
οἱ υἱοὶ ὑμῶν ἐν τίνι ἐκβάλλουσιν; die Söhne von euch in wessen Namen treiben sie aus?
16]
διὰ τοῦτο (1)αὐτοὶ (2)ὑμῶν κριταὶ (3)ἔσονται. Durch dieses (3)werden (1)sie (2)eure Richter (3)sein.
ἕτεροι δὲ πειράζοντες σημεῖον ἐξ οὐρανοῦ ἐζήτουν παρ’ αὐτοῦ. Andere aber ,(ihn) versuchend, ein Zeichen vom Himmel forderten sie von Ihm.
20]
17] αὐτὸς δὲ εἰδὼς αὐτῶν τὰ διανοήματα εἶπεν αὐτοῖς· er aber wissend von ihren Gedanken sprach zu ihnen:
εἰ δὲ ἐν δακτύλῳ θεοῦ [ἐγὼ] ἐκβάλλω τὰ δαιμόνια, Wenn aber mit dem Finger Gottes [Ich] austreibe die Dämonen, ἄρα ἔφθασεν ἐφ’ ὑμᾶς ἡ βασιλεία τοῦ θεοῦ. So ist gekommen zu euch das Reich Gottes.
πᾶσα βασιλεία ἐφ’ ἑαυτὴν διαμερισθεῖσα ἐρημοῦται Jedes Reich, wenn es mit sich selbst zerstritten ist, wird wüst gemacht καὶ (1)οἶκος ἐπὶ οἶκον (2)πίπτει. und (2)es fällt (1)Haus über Haus
Bei dieser Perikope handelt es sich formgeschichtlich um eine Chrie 89. Ursprung dürfte einerseits eine Exorzismuserzählung (von welcher nur die exorzistische Handlung und die Demonstration des Erfolges in die Perikope eingegangen sind), sowie die Überlieferung des Logions vom Finger Gottes sein. Dieses ist so einzigartig, dass es entweder von Lukas selbst oder aus Q stammen könnte. V.14: …κωφόν… : dieses Adjektiv kann als Subjekt übersetzt werden, wenn man den folgenden Zusatz mit übersetzt. V.14: [καὶ αὐτὸ ἦν]: Der Zusatz καὶ αὐτὸ ἦν wird unter anderem von folgenden Handschriften bezeugt90: Ac (Codex Alexandrinus, c...Korrektur, 5.Jh., Kat. III), C (Codex Ephraemi Rescriptus, 5. Jh., Kat. II), W (Codex Washingtonianus, 4./5. Jh., Kat. III), Θ (Codex Koridethi, 9. Jh., Kat. II), Ψ (Codex Athous Laurae, 8./9. Jh., Kat. II/III).
89 Wolter: Lukasevangelium, 415. 90 Die Angaben sind entnommen aus: Aland, K. und B.: Der Text des neuen Testaments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben sowie in Theorie und Praxis der modernen Textkritik, Stuttgart ²1981, 117ff.
19
Wohingegen die Variante ohne den Einschub καὶ αὐτὸ ἦν unter anderem von folgenden Handschriften bezeugt wird: P45 (Papyrus Chester Beatty I, 3.Jh. Kat. I), P75 (Papyrus Bodmer XIVXV, 3.Jh., Kat.I), ( אCodex Sinaiticus, 4.Jh., Kat. I), A* (Codex Alexandrinus *...?, 5.Jh., Kat. III), B (Codex Vaticanus, 4.Jh., Kat. I). Nach Auffassung mancher Exegeten ist diese Lesart damit zu schlecht bezeugt um ursprünglich zu sein91. In der Tat haben diejenigen Handschriften, die keinen Einschub aufweisen (bis auf A*), die Kategorie I und sind älteren Datums. Der Akkusativpartikel αὐτὸ des Einschubs bezieht sich auf δαιμόνιον, könnte sich jedoch rein grammatikalisch auch auf den besessenen Menschen oder sogar auf Jesus beziehen. Dadurch wäre der Vers missverständlich. Genau so, wie der Akkusativpartikel αὐτὸ bezieht sich auch das Adjektiv κωφόν auf δαιμόνιον. Dies macht es zu einer Eigenschaft des Dämons: Er ist stumm. Deshalb wurde hier von der gängigen Übersetzung „dieser war stumm“ (vgl. LB) abgewichen und das Adjektiv substantivisch übersetzt, womit die Eigenschaft des Dämons besser zum Ausdruck gebracht werden soll. Folgt man jedoch der Faustegel, dass ältere Lesarten im Vergleich zu jüngeren Lesarten tendenziell “richtiger“ (bzw. näher am Urtext) sind, müsste man den Einschub weglassen und statt „…einen Dämon, und der war stumm/ein Stummer.“ den Versabschnitt mit „…einen stummen Dämon“ übersetzten. Der Vers ist ohne Einschub also eindeutiger zu Lesen. V.14: …ἐλάλησεν ὁ κωφὸς… : Mit ὁ κωφὸς kann nur das Opfer des Dämons gemeint sein und nicht der Dämon selbst. Wäre damit der Dämon gemeint, würde dies aussagen der Exorzismus sei nicht erfolgreich gewesen. Aus der Tatsache, dass der Mann, nachdem der Dämon verschwunden ist, redet, verdeutlicht, dass die Eigenheit des Dämons auf den Menschen den er besitzt übergegangen ist92. Analog dazu würde ein unreiner Geist einen Menschen unrein machen, genau so wie ein stummer Geist sein Opfer verstummen lässt. V.15: …τινὲς... : Was bei Matthäus die Pharisäer (οἱ ... Φαρισαῖοι) sind, sind bei Lukas lediglich „einige“ (der Zuhörer). Durch die Äußerung, Jesus treibe die Dämonen mit dem Beelzebub aus, entsteht eine Situation der Anfeindung. Dieser Vorwurf bezieht sich nicht nur auf die konkrete Situation sonder auf das gesamte exorzistische Wirken Jesu.93 V.15: …Βεελζεβοὺλ… : “Baal“ bezeichnete in nordwestsemitischer Sprache ursprünglich einen Mann mit Macht über Personen, Tieren und Dingen und ist deshalb kein Gottesname sondern ein Gottesprädikat oder -titel94. So kennen die Phöniker beispielsweise eine Vielzahl von regionalen 91 a.a.O., 416. 92 Grundmann, W.: Das Evangelium nach Lukas, in: Faschert, E., Rohde, J.,Wolff, C.: Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament, Bd.3, Berlin 91981, 237. 93 Wolter: Lukasevangelium, 416. 94 RGG4 Art: Baal/Baalat, 1037.
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Gottheiten mit dem Titel „Baal“. Im 1. Jt. v. Chr. entstand u.a. im aramäischen Sprachraum ein Baal des Himmels, welcher der Oberste Gott war. In vorexilischer Zeit gab es immer wieder Konflikte zwischen JHWH und Baal-Glaube (so z.bsp in der Eliaherzählung oder Hosea). Während der Exilszeit wird dann ein nicht näher bestimmter „Baal“ zum Gegengott JHWHs erklärt. 95 Die Bezeichnung „Beelzebub“ stammt aus der Vulgata und geht vermutlich auf eine Verballhornung des Namens „Baal-Sebul“ in 2. Könige 1,3 zurück. Dort wird die Gottheit der Stadt Ekron als „BaalSebub“ („Herr der Fliegen“) bezeichnet.96 Die LXX trägt dem Rechnung, indem sie in der entsprechenden Stelle den Namen mit „Βααλ μυῖαν“ (μυῖα … Fliege) übersetzt. Die Synoptiker des Neuen Testaments übernahmen diese Bezeichnung für den Namen Satans bzw. des Teufels. V.15: …τῷ ἄρχοντι τῶν δαιμονίων… : Durch diesen Zusatz wird ausgesagt, dass Beelzebub in der Hierarchie der Dämonen an oberster Stelle steht. Es ist also Satan bzw. der Teufel gemeint. Das hier ausgerechnet die Schmähbezeichnung für eine Gottheit des religiösen Umfeldes für die Bezeichnung des Bösen schlechthin verwendet wurde „lässt erkennen, dass er wie die anderen heidnischen Götter zu einem Dämon depotenziert wurde“ 97 Ps 96,5 (LB 84) bzw. Ps 95,5 (LXX) bringen dies gekonnt zum Ausdruck. V.16: …σημεῖον … : Die Zuschauer fordern ein Zeichen von Jesus, weil ihnen der Exorzismus und die Heilung als Autoritätserweis Jesu nicht genügt98. Lukas hat diese Zeichenforderung eventuell aus Mk 8,11 übernommen, unter Umständen entstammt sie der Logienquelle Q 99. In der jüdischen Vorstellung waren solch Zeichen (Sonnenfinsternis, Stillstand der Gestirne) legitime Zeichen göttlicher Autorität.100 V.18: …ὁ σατανᾶς… : Mit „Satan“ ist hier Beelzebub gemeint. Die beiden Begriffe werden bedeutungsäquvalent benutzt. Wäre mit Satan eine andere Person gemeint, würde die Kernaussage dieses Satzes den Vorwurf gegen Jesus nicht entkräften. Die Frage ist, warum Lukas nicht eine der beiden Lesarten zu Gunsten einer einheitlichen Benennung änderte. Lukas bezieht sich dabei wohl auf Markus 3,26, welcher eine grammatikalisch ähnliche Konstruktion verwendet. Außerdem wird der Name Beelzebub von Jesu Gegnern gebraucht, der Name Satan kommt von ihm selbst. Offensichtlich wurde die Aussage trotz der verschiedenen Begriffe verstanden, was zur Vermutung führt, dass Beelzebub ein Eigenname ist und Satan eine Art Titel oder Bezeichnung.
V. 20: …εἰ … ἄρα… : Die Konjunktion εἰ leitet immer einen Konditionalsatz ein. Das Verb der Protasis steht im Indikativ (ἐκβάλλω) und das der Apodosis im Aorist (ἔφθασεν). Folglich handelt es sich hier um einen Realis. Das Logion, welches durch das εἰ eingeleitet wird, fehlt bei Markus. Dies ist ein Hinweis darauf ist, dass Matthäus und Lukas das Logion von der heranbrechenden Gottesherrschaft in Verbindung mit den Exorzismen Jesu aus der Logienquelle Q bezogen haben. V.20: …ἐν δακτύλῳ θεοῦ… : Diese Formulierung ist wahrscheinlich eine Anspielung auf Ex 8,15. Dort sagen die Magier des Pharao ob ihrer Machtlosigkeit die durch Aarons Stab vollbrachten Wunder seien durch den Finger Gottes verursacht. Außerdem könnte Psalm 8,4 im Hintergrund stehen; dort ist von Gottes Finger Werk die Rede101. Im Alten Testament wird der Begriff “Finger“ am häufigsten in Verbindung mit Blut bzw. Öl beim Tempelritus genannt.102 Als “Finger Gottes“ kommt er drei mal vor; davon zwei mal den Dekalog schreibend (Ex 31,18 und Dt 9,10). Dies verleiht den zehn Geboten göttliche Autorität; sie sind mit dem Finger Gottes geschrieben. Genau so ist Jesu Austreibung des Dämons durch den “Finger Gottes“ ein Erweis der göttlichen Autorität Jesu. Des weiteren lässt sich aus Ex 31,18 und Dt 9,10 ein Eingriff Gottes in die Welt herauslesen. Dies kann als weitere Verbindung zur BeelzebubPerikope angesehen werden: Durch Jesu Eingreifen kommt das Reich Gottes in die Welt. Die Formulierung “Finger Gottes“ zielt also auf den Machterweis und die Begründung der Autorität Jesu sowie auf das kommende Reich Gottes ab. Jesus vermittelt in seinen Exorzismen – anders als jüdische Heiler – die heilende Kraft Gottes. Er benötigt zum Austreiben von Dämonen kein Repertoire an Gebeten, Beschwörungsformeln oder Wundermedizin. Seine Exorzismen sind die „erfahrbare Realität des Heils der Gottesherrschaft“103. Durch die Formulierung “mit dem Finger Gottes“ wird somit auch dieser Aspekt der Erfahrbarkeit ausgedrückt, denn hier ist – anders als bei der matthäischen Formulierung “mit dem Geist Gottes“ – ein direkter, quasi haptischer Kontakt zwischen Gott und der Welt gemeint. Matthäus verwendet an dieser Stelle nicht den Ausdruck “Finger Gottes“, sondern “Geist Gottes“. Da die Vermutung nahe liegt, beide haben dieses Logion aus Q, stellt sich die Frage, welche Formulierung die ursprüngliche ist. Ein Argument für “Finger“ wäre seine Einzigartigkeit. Ein Argumemt für “Geist“ wäre die typisch matthäische Formulierung “Königreich der Himmel“ (βασιλείας τῶν οὐρανῶν) anstelle von “Königreich Gottes“ (βασιλεία τοῦ θεοῦ),welche Markus und Lukas benutzen. Sollte Matthäus das Logion also zu Gunsten von “Geist Gottes“ abgeändert haben, so stellt sich die Frage, warum er dann nicht auch den für ihm untypischen Ausdruck βασιλεία τοῦ θεοῦ in βασιλεία τῶν οὐρανῶν änderte. 104 Unter diesen 101Wolter: Lukasevangelium, 418. 102s. Anhang Seite 34 (man beachte die Häufung des Begriffes δάκτυλος im Buch Levitikus). 103Vgl. Wolter: Lukasevangelium, 419. 104Wahlen: Impurity, 157, Fußnote 76.
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Vorraussetzungen scheint es wahrscheinlicher, dass Lukas das Logion zugunsten des “Fingers Gottes“ abänderte um einen Bezug zum Alten Testament herzustellen. V.20: …ἔφθασεν… : Das Verb φθάνω steht im Indikativ Aorist und drückt so ein einmaliges, punktuelles Geschehen in der Vergangenheit aus. Es bezeichnet eine Bewegung die zu einem konkreten Ziel führt105. Betont und konkretisiert wird dies durch die Konjunktion ἐπί, welche eine räumliche Bewegung anzeigt. Das Ziel (ὑμᾶς, euch) können – rein grammatikalisch – die Gegner Jesu sein. Jedoch macht eine Einschränkung auf eine bestimmte Gruppe (seien es die Jünger, die Gegner, die Zuhörer aus der Menge oder die Leser) wenig Sinn; ist doch das Reich Gottes allen Menschen verheißen. V.20: …[ἐγὼ]… : Dieser Zusatz wird nicht von allen Handschriften bezeugt. Unter anderem in folgenden Handschriften fehlt er: P45 (Papyrus Chester Beatty I, 3.Jh., Kat. I), ( *ﬡCodex Sinaiticus an Stellen mit Korrekturen, 3.Jh., Kat.I), A (Codex Alexandrinus, 5.Jh., Kat.III), W (Codex Washingtonianus, 5.Jh., Kat. II), Θ (Codex Koridethi, 9.Jh., Kat. II), Ψ (Codex Athous Laurensis, 9.Jh., Kat. III). Die Lesart mit ἐγὼ wird von folgenden Handschriften bezeugt: P75 (Codex Bodmer XIV-XV, Jh. Kat.), ﬡ1 (Codex Sinaiticus, erste Korrektur, 3.Jh., Kat.I), B (Codex Vaticanus, 4.Jh., Kat. I), C (Codex Ephraemi Rescriptus, 5. Jh., Kat. II). Unabhängig von der Frage, ob das ἐγὼ ursprünglich Teil des Logions war oder erst später redaktionell hinzugefügt wurde, ist die Tatsache, dass Jesus damit die Verkündigung des Reich Gottes auf seine Person bezieht. Er verkündigt das Reich Gottes und vermittelt es zugleich 106. Dass er Dämonen mit dem Finger Gottes austreibt, ist Zeichen für die sich bereits im Kommen befindende βασιλεία τοῦ θεοῦ. V. 20: … βασιλεία τοῦ θεοῦ… : die ursprünglich wohl aramäische Formulierung kann prinzipiell drei Bedeutungen haben: Herrschaft, im Sinne von Amt, Herrschaftsbereich im Sinne von Ort, und Herrschaftsreich, im Sinne von Staat.107 Die deutsche Formulierung „Reich Gottes“ gibt diese drei Aspekte gleichwertig wieder. Vor dem Hintergrund, dass alle im Neuen Testament beschrieben Exorzismen Jesu, welche mit Ortsangaben versehen sind, innerhalb der im Alten Testament geschilderten Grenzen des Heiligen Landes statt finden, liegt die Vermutung nahe, dass in diesem Vers der Schwerpunkt eher auf der Örtlichkeit der βασιλεία τοῦ θεοῦ liegt. In der Qumran-Literatur kommt die βασιλεία τοῦ θεοῦ nicht all zu häufig vor. Und wenn, dann ist damit die
105Söding: Finger, 532. 106 a .a.O., 531. 107 Stegemann: Essener,323
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„immerwährende himmlische Herrschaft Gottes über die Welt“ 108 gemeint, ohne zukünftigen Aspekt und ohne die Einbeziehung aktueller Ereignisse. Wenn der Fokus auf der Zukünftigkeit liegt (so z.Bsp. im Buch Daniel) dann als politische Größe. Für Jesus hatte die βασιλεία τοῦ θεοῦ zwei Aspekte: Sie löst die Satansherrschaft über die Welt ab (vgl Lk 10,18) und sie ist bereits gegenwärtig wirksam und erfahrbar. Nach Ansicht des damaligen Judentums (also wohl auch der Essener in Qumran) griff JHWH nur in der Vergangenheit aktiv in das Weltgeschehen ein (z.Bsp. im Auszug aus Ägypten) und wird es erst in der Zukunft wieder tun. Bis dahin wirkt er lediglich indirekt durch Engel auf das Geschehen und die Menschen in der Welt ein109. Die folgende Tabelle ist ein Vergleich der Perikope mit ihren Parallelstellen: Markus 3,22ff “Patient“ “Problem“
Matthäus 12,22ff
Lukas 11,14ff
-
Ein blinder und stummer Besessener: [δαιμονιζόμενος τυφλὸς καὶ κωφός V.22]
- Jesus hat den Beelzebul: [Βεελζεβοὺλ ἔχει V.22] - treibt Dämonen durch ihren Obersten aus: [ἐν τῷ ἄρχοντι τῶν δαιμονίων… V.22]
Pharisäer: [οἱ ... Φαρισαῖοι V.24]
Einige (der Zuhörer): [τινὲς ...ἐξ αὐτῶν V.15]
Exorzismen im Namen des Beelzebul aus: [ἐν τῷ Βεελζεβοὺλ V.24]
Exorzismen im Names des Beelzebul aus: [ἐν Βεελζεβοὺλ V.15]
Antwort Jesu - Bild vom zertrittenen Reich [V.24] - Bild vom zertrittenen Reich [V.25] - Exorzismen mit dem Geist Gottes: [ἐν πνεύματι θεοῦ… V.28]
- Bild vom zertrittenen Reich [V.17] - Exorzismen mit dem Finger Gottes: [ἐν δακτύλῳ θεοῦ… V.20]
An der Gegenüberstellung sieht man deutlich, welche Änderungen Matthäus und Lukas im Vergleich zu Markus vorgenommen haben. Sie fügten der eigentlichen Perikope noch eine verkürzte Exorzismus Erzählung hinzu. Jedoch ist sie so knapp und unspektakulär erzählt, dass die kaum einzeln tradiert worden sein kann.110 Unter Umständen wurde sich extra für die Einleitung der Perikope verfasst. Nach der zwei-Quellen-Theorie sind die beiden Hauptquellen von Matthäus und Lukas das Markus-Evangelium und die (hypothetische) Logienquelle Q. Im Evangelium nach Matthäus begegnet man dem Vorwurf, Jesus treibe die Dämonen durch ihren Anführer aus, bereits in Kapitel 9,34. Es handelt sich hierbei aber um keine wirkliche Parallelstelle, obwohl ein thematischer Zusammenhang nicht von der Hand zu weisen ist. 108 Vgl. Stegemann: Essener, 320. 109 a.a.O., 281. 110Wahlen: Impurity, 155: „…it is unlikely that this brief episode […] was transmitted independently…“ .
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VII. Vergleich Das Lukas Evangelium liefert uns mehrere Begriffe für bösartige, widernatürliche Wesen: δαιμόνιον, πνεῦμα, Βεελζεβοὺλ, σατανᾶς, διάβολος. Letztere drei stehen für die Personifizierung des Bösen schlechthin: den Teufel. Der Begriff σατανᾶς kommt aus dem Hebräischen und bezeichnet im ursprünglichen Sinn einen irdischen Ankläger. Erst im Laufe der Zeit wurde er zum Begriff für einen göttlichen Widersacher. 111 διάβολος kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich “Ausdemgleichgewichtbringer“ oder “Durcheinanderwerfer“. Die beiden Begriffe werden bedeutungsgleich verwendet 112. Markus kennt diesen Begriff nicht113; er könnt folglich aus Q stammen. Βεελζεβοὺλ steht in begrifflicher Nähe zu “Baal“, was während des Exils zum Namen für den Gegner JHWHS schlechthin wurde114. Diese drei Begriffe werden verwendet, wenn vom Teufel die Rede ist, wobei Βεελζεβοὺλ eher den Aspekt eines Eigennamens trägt und σατανᾶς bzw. διάβολος eher eine Funktionsbeschreibung oder Titel darstellen: Die des Anklägers, Auseinanderbringers und Verführers zum Bösen. In der Gemeinderegel 1QS aus Qumran sorgt dafür der „Engel der Finsternis“ (1QS III, V6). Er verleitet die „Söhne der Gerechtigkeit“ (1QS III, ), damit diese auf den „Wegen der Finsternis“ (1QS III ) wandeln. Ihm gegenüber steht der „Fürst der Lichter“ (1QS III). Die Gemeinderegel entfaltet ein stark deterministisches Dualismus Konzept. Die zwei Mächte, die um den Menschen ringen, finden ihre Entsprechung im Lukas Evangelium in Form des Heiligen Geistes (πνεῦμα) und böser, unreiner, usw. Geister (πνεῦμα ἀκάθαρτος, πονηρ, ...). Beelzebub als Engel der Finsternis115 steht Jesus als Fürst der Lichter gegenüber; er ist es, der den Dämonen und bösen Geistern Einhalt gebietet. Dabei reicht ein Ausfahrbefehl (manchmal sogar nur der bloße Gedanke, wie z.Bsp in Lk 7) und Kranke werden geheilt und Dämonen verlassen die Körper ihrer Opfer. Anders als Exorzisten vor und nach ihm benötigt Jesus weder Beschwörungstexte (wie 11Q11 IV und 11Q05), noch Gerätschaften oder Medizin und schon gar nicht musste er sich auf eine höhere Macht wie z.Bsp. auf einen Erzengel berufen. Er treibt die Dämonen mit dem “Finger Gottes“ aus. Seine Exorzismen sind „echte Gottes-Wunder“ 116 und Ausdruck der „aktiven(n) Macht Gottes“117. 111 Quelle 112 RGG4: Art. Teufel, 180. 113 s. Anhang Seite 33. 114 RGG4: Art. Baal/Baalat, 1039. 115 Grundmann: Evangelium nach Lukas, 237-8. 116 Vgl. Stegemann: Essener, 327. 117 Ebd.
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Männer wie Noah und Abraham hatten Macht über Dämonen aufgrund ihrer Rechtgläubigkeit118. In Kolumne 20 des Genesis Apokryphons genügt es, dass Abraham seine Hände auf den besessenen Pharao legt und ein Gebet spricht. Dabei stellt sich die Besessenheit des Pharaos als eine Krankheit, die den gesamten Hofstaat befällt, heraus. Für die Menschen der Antike bestand stets ein Zusammenhang von Exorzismus und Heilung. Er war gängige Praxis zur Heilung von Krankheiten.119 Das Handauflegen ist im Neuen Testament bei reinen Exorzismen nicht belegt120. Bei Lukas begegnet uns das Händeauflegen an zwei Stellen: Lk 4,40 und 13,13. Bei ersterer Stelle werden die Menschen zwar von bösen Geistern befreit, jedoch gleichzeitig auch von ihren Krankheiten geheilt. Lukas beschreibt Exorzismen häufiger als eine Art von Heilung, als dass er Heilungen mit Exorzismus-Vokabular beschreibt.121 In den Texten aus Qumran – allen voran dem Genesis-Apokryphon – besteht ein enger Zusammenhang zwischen Heilung und Exorzismus. 11Q11 zeigt, dass die Zeit, in der Dämonen und böse Geister ihr Unwesen treiben, die Nacht ist. Konträr dazu werden die Dämonen bei Lukas stets als am Tage aktiv beschrieben. Dies betont ihre lebensbedrohende Unheilsmacht122; dennoch haben sie gegen Jesus nicht die geringste Chance. Wenn er mit dem Finger Gottes exorziert, muss selbst der stärkste Dämon weichen. Die Exorzismen Jesu stehen auch in Zusammenhang mit dem in Lk 10 berichteten Satanssturtz. Wie genau die Aussage zu verstehen ist, ob futuristisch oder als bereits geschehen, ist umstritten 123. „Der Satanssturtz ist nach aopkalyptischer Tradition das Fanal der Endzeit“124. Kolumne IV der Gemeinderegel sagt aus, dass dem Engel der Finsternis durch Gott zu einer bestimmten Zeit ein Ende gesetzt wird. Dies ist die „Zeit der Heimsuchung“ (1QS IV Z.18.19) und das Ende des Frevels. Jesu Macht über Dämonen rührt nicht zuletzt vom Satanssturz her, bedeutet er doch das Ende der Satansherrschaft und das Kommen des Reiches Gottes. Dies erklärt auch das eher untypische Wirken der Dämonen am Tage. Satan befindet sich nunmehr auf Erden; so wüten sie umso stärker, was einem letzten Aufbäumen vor der endgültigen Niederlage gleichkommt125. In Qumran hat die βασιλεία τοῦ θεοῦ keinen zukünftigen Aspekt und reflektiert keine aktuellen Geschehnisse. Sie bezeichnet die ewige Herrschaft Gottes über die Welt. Dabei herrschte die Vorstellung, Gott greife nicht aktiv in das Weltgeschehen ein, sondern tut dies über Mittlergestalten wie Engel oder Propheten. Er hat dies zwar in der Vergangenheit getan, wird es aber erst in der 118 Fröhlich: Theology, 128. 119 Stegemann: Essener, 326. 120 Wahlen: Impurity, 40. 121 a.a.O. 164. : „…Luke can represent exorcisms as kind of healing. The reverse notion however cannot be substantiated.“ . Verb therapeuein die bei Daim, nur bei Pneu 122 Vgl auch Anhang Seite 34: δ+π sind 20 mal aktiv 9 mal passiv und dennoch Machtlos gegenüber Jesus. 123 Söding: Finger, 538 und Fußnote98. 124 Vgl. a.a.O. 537. 125 a.a.O. 538: „Dass er im Himmel keinen Platz hat (…) lässt ihn desto wütender auf Erden toben.“ .
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Zukunft zur Zeit des Heils wieder tun. Wenn Jesus also mit den Finger Gottes die Dämonen austreibt, so ist dies – auch nach qumran-essenischer Vorstellung – als quasi direktes Eingreifen Gottes in die Welt zum Heil der Menschen anzusehen. Der Glaube an Dämonen ist in Qumran genau so präsent wie bei Lukas, jedoch stellt er seine Exorzismus Erzählungen in einen größeren Kontext. Exorzismen sind bei ihm Ausdruck des kommenden Heils in Form von Jesus, dem Messias, welcher das Reich Gottes und die Vergebung der Sünden predigt. Jesus selbst deutet seine Macht über die Dämonen als Beweis des sich bereits im Heranbrechen befindenden Reich Gottes. Zwar gab es in Qumran auch eine Messiaserwartung, nur bezog die sich auf zwei oder mehrere Personen (vgl. 1QS IX, Z.11). Sie erwarteten einen Nachfahren Davids als politischem Messias und einen priesterlichen Messias aus dem Stamm Aarons126. Aus dem Alten Testament, seinen Apokryphen und Qumran sind uns viele verschiedene Dämonen und böse Geister bekannt: Lilith, Schakale, Eulen und Schadensengel 127. Einen Unterschied zwischen Dämonen und bösen Engeln gibt es dabei nicht. Bei Lukas hingegen begegnen uns nur Dämonen (δαιμόνιον) und verschiedene bösartige Geister (π. ἀκάθαρτος, π. πονηρος, π. ἀσθενείας). Auch wenn diese Begriffe nahezu bedeutungsgleich verwendet werden, so lassen sich doch an ihrem Gebrauch einige interessante Sachverhalte herauslesen: Zum einen steht bei Lukas das Verb θεραπεύειν (heilen) nie in Verbindung mit Dämonen, sondern stets bei πνεῦμα128. Zum anderen wird Beelzebub explizit als Anführer der Dämonen bezeichnet. Von den Geistern wird dies nicht ausgesagt 129. Außerdem scheint es, als ob lediglich die Dämonen ihren Opfern gegenüber aktiv negativ handeln, wohingegen Geister eher passiv dargestellt werden130. Allen voran die bösen Geister, von welchen in zwei von drei Stellen ausgesagt wird, dass Jesus Menschen von ihnen heilt. Ein weiterer Punkt ist, dass bei Lukas im Vergleich zu Markus und Matthäus Dämonen ein breiteres Handlungsspektrum haben. Dies zeigt sich in der Spalte „Sonstiges“ der Zusammenstellung auf Seite 32. Bei Markus und Matthäus werden Dämonen entweder ausgetrieben, fahren aus, oder werden für den Ausdruck der Besessenheit (wörtl. „einen Dämon haben“) verwendet. Bei Lukas reißen sie zu Boden und zerren an ihren Opfern, treiben sie in die Wüste. Dies ist freilich keine ausdifferenzierte Dämonologie, jedoch lassen sich leichte Unterschiede erkennen. Ob diese nun von Lukas beabsichtigt waren oder nicht, lässt sich schwer beantworten. 126 Stegemann: Essener, 287. 127 Lichtenberger: Engel, 30. 128 Wahlen: Impurity, 161f. 129 a.a.O., 151. 130 s. Anhnag Seite 34
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Dämonen und bösartige Geister spielen im Neuen Testament genau so eine zentrale Rolle, wie in den hier untersuchten Textfunden aus Qumran. Herrschte im Alten Testament noch die Vorstellung, Krankheit sei von Gott verursacht, so entstand im Laufe der Zeit die Vorstellung, dass Krankheit von Dämonen verursacht wurden. Die untersuchten Texte aus Qumran bilden eine Art Bindeglied zwischen alttestamentlicher und neutestamentlicher Vorstellung. Im Genesis-Apokryphon wird Krankheit zwar als Strafe Gottes angesehen, doch wird sie von einem Dämon verursacht. In der Gemeinderegel rückt dann schließlich das Handeln des Menschen sowie das Handeln böser übernatürlicher Mächte am Menschen in den Fokus. Krankheit war stets mehr als körperliches Leid. Sie wurde als „akuter Mangel an Lebenskraft erfahren“ 131. Im Neuen Testament wird dann Krankheit mit Besessenheit assoziiert, wobei literarische Unterschiede bestehen bleiben (vgl. Anhang Seite 34 und weiter oben). Jesus verstand seine Heilungen als Dämonenaustreibungen 132 und diese als Zeichen der kommenden βασιλεία τοῦ θεοῦ. Die Autoren der behandelten Texte waren Kinder ihrer Zeit, so verwundern ihre Ansichten und Erklärungsmuster nicht. Die Menschen erfuhren sich als von Dämonen (und Krankheiten) bedroht und ihnen hilflos ausgeliefert. Diese Situation der Machtlosigkeit wird dann in Qumran und Neuem Testament als ein Aspekt einer dualistischen Weltanschauung und Anthropologie beschrieben133 und unterschiedlich entfaltet. Gute und böse Mächte bekämpfen sich, ob nun innerhalb des Menschen (wie 1QS beschreibt), oder am helllichten Tage (wie uns das Lukas-Evangelium berichtet). Der Schwerpunkt im Neuen Testament liegt auf Jesus, seiner Macht über Dämonen und dem von ihm verkündeten Reich Gottes, wobei die Qumran-Essener mehr Wert auf das richtige Handeln legen. Die daraus resultierende kultische Reinheit ist Voraussetzung für die Zulassung zum gemeinsamen Gottesdienst mit den heiligen Engeln. Abschließend lässt also resümieren, dass es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen Texten aus Qumran und dem Lukasevangelium gibt, wobei die Texte aus Qumran als Schnittstelle zwischen Altem und Neuem Testament verstanden werden können.
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4. Bildquellenverzeichnis Abbildung 1, S.3: Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library (Stand: 19.01.14): http://www.deadseascrolls.org.il/explore-the-archive/image/B-285325 Abbildung 2, S.4: Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library (Stand: 19.01.14): http://www.deadseascrolls.org.il/explore-the-archive/image/B-285325 Abbildung 3, S.4: Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library (Stand: 19.01.14): http://www.deadseascrolls.org.il/explore-the-archive/image/B-314641 Abbildung 4, S.7: The Digital Dead Sea Scrolls (Stand: 19.01.14): http://dss.collections.imj.org.il/community Abbildung 5, S. : The Public's Library and Digital Archive (Stand: 19.01.14): http://www.ibiblio.org/expo/deadsea.scrolls.exhibit/full-images/psalm-b.gif
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IX. Anhang Stichwort δαιμόνιον
Mk
Lk
Mt
Austreiben
1,34a.39 3,15.22b 6,13 7,26 9,38 16,9.17
8,35 9,49 11,14a.b.15a.b.18.19.20 13,32
7,22 9,33.34a.b. 10,8 12,24a.b.27.28
Ausfahren
7,29.30
4,41 8,2.33.38
17,18
-
4,33 7,33 8,27
11,18
Nicht reden lassen: 1,34b
Zu Boden reißen: 4,35 Mensch in d. Wüste treiben: 8,29 einfahren: 8,30 Macht über D.: 9,1 reißen u. zerren: 9,42 Untertan sein: 10,17
-
Haben (besessen sein) Sonstiges
den Obersten der D.: 3,22a.
δαιμονίζομαι
1,32 5,15.16.18
8,36
4,24 8,16.28.33 9,32 12,22 15,22
πνεῦμα (≠ heiliger Geist, neg. Sinn)
1,12 9,17.20.25
9,39 24,37.39
4,1 8,16
7,12 8,2 11,26
12,45
4,36 6,18 8,29 9,42 11,24
10,1 12,43
πνεῦμα + πονηρ (böser Geist)
πνεῦμα + ἀκάθαρτος (unreiner Geist)
1,26.27 3,11.30 5,2.8.13 6,7 7,25 9,25
πνεῦμα δαιμονίου ἀκαθάρτου
4,33
πνεῦμα + ἀσθενείας (Krankheitsgeist)
13,11
σατανᾶς (Satan)
1,13 3,23a.b.26 4,15 8,33
10,18 11,18 13,16 22,3.31
4,10 12,26a.b 16,23
διάβολος (Teufel)
-
4,2.3.6.13 8,12
4,1.5.8.11 13,39 25,41
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δάκτυλος (Finger)
Bibelstelle (LXX)
Finger in Verbindung Blut (Σ = 9)
Ex 29,12 Lev 4,6.17.26.30.34 Lev 8,15 Lev 9,9 Lev 16,14