Die Zürcher Bibel von 1531

August 31, 2017 | Author: Hans Rudolf Lavater | Category: Zwingli, Bible Translation, Reformed theology, Bible, Early Bible Translations, Hans Holbein the Younger, Bible Illustration, Hans Holbein the Younger, Bible Illustration
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Die Zürcher Bibel von 1531 Entstehung, Verbreitung und Wirkung Herausgegeben von Christoph Sigrist

Theologischer Verlag Zürich



Hans Rudolf Lavater–Briner

Die Froschauer-Bibel 1531 Entstehung – Sprachliche Eigenart – Ausstattung Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlaggestaltung Simone Ackermann, Zürich Satz und Layout Mario Moths, Marl Druck ROSCH-BUCH GmbH, Scheßlitz ISBN 978-3-290-17579-5 © 2011 Theologischer Verlag Zürich www.tvz-verlag.ch Alle Rechte vorbehalten.

[Separatum]

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Vorwort Der Kirchenschatz des Grossmünsters Jeden Tag besuchen Hunderte von Menschen das Grossmünster, um Gottesdienste zu feiern, zur Ruhe zu kommen, in der Stille und im Gebet Kraft zu tanken. Sie kommen in die Kirche, um die einzigartigen Fenster von Augusto Giacometti und Sigmar Polke zu bestaunen. Sie geniessen Konzerte und Führungen, empfangen ihr Diplom, feiern den Schulanfang und lassen sich von Kunstinstallationen in eine andere Welt entführen. Viele der Besucherinnen und Besucher verweilen auf ihrer Entdeckungsreise im Kirchenraum beim Taufstein und lesen in der aufgeschlagenen Bibel. Das Grossmünster war die Grabstätte für die Stadtheiligen Felix und Regula und ist die Mutterkirche der Reformation in der Schweiz. Die Übersetzung der biblischen Texte in die Sprache des Volkes und die Verbreitung der Bibel im Volk gehörten zum Zentrum des Wirkens unseres Reformators Huldrych Zwingli und prägen das kirchliche Leben nicht nur unserer Kirchgemeinde bis heute. Seit Ostern 1943 hütet die Kirchgemeinde Grossmünster einen besonderen Schatz in der Sakristei: Eine ihr geschenkte Bibelsammlung mit einzigartigen Exemplaren aus der Entstehungszeit der Übersetzung der Zürcher Bibel. Zu diesen Kostbarkeiten gehört auch die deutsche Bibel in Folio aus dem Jahr 1531, in Zürich von Christoph

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Froschauer gedruckt, mit Holzschnitten von Hans Holbein dem Jüngeren, die handkoloriert besonders wertvoll sind. Wir haben diesen Schatz ausgegraben und in einer aufwendigen Restauration wieder zum Strahlen gebracht. Die hier vorliegende Broschüre eröffnet vier verschiedene Zugänge zur Zürcher Bibel-Ausgabe von 1531, der Froschauer-Bibel. Christoph Sigrist entfaltet die Bedeutung der Bibel als eines der reformatorischen Grundprinzipien, indem er die Übersetzungsarbeit des Reformators Huldrych Zwingli und seiner Kollegen im Chor des Grossmünsters nachzeichnet und die Wirkkraft der Bibel in deutscher Sprache bis heute aufzeigt. Urs Leu zeigt die grosse Bedeutung und Verbreitung der Zürcher Ausgabe bis nach Amerika auf. Hans Rudolf Lavater erschliesst detailliert die Entstehung sowie die inhaltlichen und sprachlichen Eigenheiten der Zürcher Bibel von 1531. Die Publikation schliesst mit einer Darstellung von Markus Keller, dem Restaurator dieses einzigartigen Kirchenschatzes, die überraschende Einblicke in seine Arbeit gibt, im Besonderen hinsichtlich der Geschichte und des Gebrauchs des Buchs. Die Kirchgemeinde Grossmünster freut sich sehr, dass sie dieses einzigartige Werk der Buchdruckerkunst und einmalige Zeugnis unserer Geistesgeschichte der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen kann. Möge die Entdeckung der Schönheit der grossartigen Zürcher Bibel von 1531 viele ermutigen, auch ausserhalb des Kirchenraums in den Schriften der Bibel zu lesen. Die Kirchgemeinde Grossmünster Claude Lambert Präsident

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Hans Rudolf Lavater-Briner

Die Froschauer-Bibel 1531* 1 Das «Newe Testament Deuotsch Vuittemberg» 1522

«O daß doch jede einzelne Stadt ihren eigenen Dolmetscher hätte und dieses Buch allein in aller Sprachen, Händen, Augen, Ohren und Herzen wäre!» Martin Luther1

1.1 Das «Septembertestament» 1522 Sola scriptura – die Schrift allein als Norm und Instanz in Glaubensdingen! Mit diesem Prinzip hatten sich die Reformatoren von den missliebigen Traditionen und Ansprüchen der Papstkirche abgesetzt. Nicht dass diese etwa ohne Bibel gewesen wäre, wie ein weit verbreiteter «protestantischer» Aberglaube vorgibt. Im Gegenteil hütete sie die Vulgata, die lateinische Bibel des Kirchenvaters Hieronymus (347–420) als ihren kostbarsten Kirchenschatz und hielt ihn noch in kanonischen Ehren, als das Latein schon aufgehört hatte, Volkssprache zu sein. Der Kirche des Abendlandes blieb die Heilige Schrift so zwar erhalten, doch den Laien und der breiten Masse des Klerus geriet sie zunehmend zum Buch mit sieben Siegeln: Die Vulgata hat-

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te aufgehört, die «allgemein Verbreitete» zu sein. Umso mehr war der einzelne Gläubige des Mittelalters zunehmend auf die Weisungen von Kirche und Klerus angewiesen, die den allmählich entstehenden volkssprachlichen Übersetzungen insbesondere von Teilen der Bibel mit zunehmender Skepsis und Ablehnung begegneten.2 Erst die Erfindung der Buchdruckerkunst mit beweglichen Lettern um 1445 sowie die zunehmende Alphabetisierung breiterer Volksschichten lösten den Einzelnen aus der geistlichen Bevormundung und weltanschaulichen Isolierung. Das erste moderne Buch war eine lateinische Bibel, ihr folgten ab 1466 sofort auch deutsche.3 Sie alle fussten auf der Vulgata, durch deren lateinisches Gewand die Gestalt der römischen Kirche stets schimmerte. In dem Masse wie die römische Kultur und Denkungsart im späten Mittelalter bestritten wurde, legte sich der Gedanke an eine neue Bibelübersetzung auf der Grundlage des hebräischen und griechischen Urtextes nahe. Für das Alte Testament wurde dieser in italienischen Drucken (Bologna, Brescia, Venedig) und für das Neue Testament im Novum Instrumentum Omne des Erasmus von Rotterdam (Basel, Froben, 1516ff.) nunmehr greifbar. Eben rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse (29. September bis 6. Oktober 1522) erschien anonym D. Martin Luthers Das Newe Testament Deuotzsch Vuittemberg. Trotz des stolzen Preises von 0,5 Gulden4 waren die ersten 3000 oder 5000 Exemplare5 innerhalb von zwei Monaten restlos verkauft. «Deutschland stürzt sich jetzt wie rasend auf das, was Lutherisch schmeckt»,6 spottete Erasmus. Es war aber mehr als nur der Zauberklang des Namens Luther, der seiner Bibelverdeutschung jenen beispiellosen Erfolg beschied, der alle früheren und gleichzeitigen7 Übertragungen zu Makulatur werden liess. Ihre Strahlkraft verdankte die Lutherbibel in erster Linie der Volkstümlichkeit und der Schönheit ihrer Sprache. Man vergegenwärtige sich etwa die exegetische und sprachliche Leistung des Wittenberger «Tolmetschen» anhand des folgenden kleinen Textvergleichs:8

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Nachdrucke von Luthers Neuem Testament 1522–153112

1. Korinther 1,26–27 Mentelin-Bibel, Strassburg 1466

67 Die Froschauer-Bibel 1531

Luthers Septembertestament, Basel

Jahr

Wittenberg Nachdrucke davon in Basel davon in Zürich

1522

1522

2

1

1

1523

2

14

8

Wann brueder secht euwer rueffunge:

Sehent an / lieben bruoder / eweren

1524

2

19

6

3

wann nit manig weyse nach dem

ruoff / Nicht vil weysen nach dem

1525

1

10

3

1

fleisch nit manig gewaltig nit manig

fleysch / nicht vil geweltige / nicht vil

1526

2

5

1

edel: wann der herre gott erwerlt die

edle sind beruoffen / sonder was to-

1527

2

4

1

tummen ding der werlt das er schem-

recht ist vor der welt / das hat gott

1528

6

lich die weisen: vnd gott erwerlt die

erwelet / das er die weysen zuo schan-

1529

3

krancken ding der werlt dz er schem-

den machet / vnnd was schwach ist

1530

3

1

vor der welt / das hat gott erwelet /

1531

3

das er was starck ist zuo schanden

Total

66

machet […].

Tab. 2

lich die starcken […]. Tab. 1

Noch bevor der Wittenberger Drucker Melchior Lotter im Dezember 1522 die von Luther an 574 Textstellen9 revidierte Zweitauflage herausbringen konnte, hatte schon ein erster Raubdruck die Basler Offizin Adam Petris verlassen: Das new Testament yetzund recht grüntlich teutscht. Da dem Nachdruck im 16. Jahrhundert zumindest diesseits der Alpen noch nicht grundsätzlich das Odium des Unrechts anhaftete,10 war ihm Tür und Tor geöffnet. So machten im Jahrzehnt 1522 bis 1531 insgesamt 31 Drucker an 13 Druckorten11 glänzende Geschäfte mit Luthers Septembertestament und dessen Derivaten. Adam Petris Basler Nachdrucke der Lutherübersetzung sollten dieser auf Schweizer Boden die Bahn brechen.

15

20

1

5

1.2 Die Aufnahme in Zürich Wie aufmerksam man auch in Zürich den epochalen Vorgang beobachtet und dankbar begrüsst hatte, beweist das folgende Votum Zwinglis an der 1. Zürcher Disputation vom 29. Januar 1523: «Yetzund ist durch die gnaden Gottes das heilig euangelium und göttlich geschrifft durch den druck, bsunder zuo Basel, in die welt unnd an das liecht kummen, das man das in latin und tütsch findt; daruß sich ein yetlicher frummer Christenmensch [...] lichtlich berichten mag und den willen Gottes erlernen. [...] Kouff ein yeder ein nüw testament in latin oder in tütsch.»13

Drei Jahre später, als schon der unschöne Schatten des Abendmahlsstreits sich über die junge Reformation gelegt hatte, würdigte Zwingli noch einmal Luthers Translation, erinnerte jedoch gleichzeitig an die nicht unbedeutende Leistung der vorreformatorischen deutschen Bibeln, die einen Teil des religiösen Sprachbesitzes vorbereitet hatten, der tatsächlich in das frühe Wittenberger Übersetzungswerk geflossen

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war. Eine kleine Spitze enthält Zwinglis Hinweis auf einige unklare Textstellen bei Luther, die auf den Gebrauch der Vulgata anstelle des griechischen Urtextes zurückzuführen seien: «Besehe einer die vordrigen vertütschungen (dero man etlich; dann man vil biblinen hin und wider hatt, die vor vil jaren vertütscht sind), so wirt er durch uß einen sinn finden, aber in der nüwen vertütschung klaærer, ußgenommen gar wenige ort, die aber vormal imm alten latin ouch übel uß griechisch vertolmetschet warend.»14

Eindringlich hatte Zwingli allen Disputationsteilnehmern das Studium der alttestamentlichen Bücher empfohlen, «welche, als ich vernimm, bald durch den truck latin und tütsch ußgon» sollen.15 J. J. Mezgers Darstellung, wonach «bereits im Anfang des Jahres 1523 in Zürich eine lateinische und deutsche Ausgabe vorbereitet wurde»,16 greift zu hoch. In Zürich erschienen seit Frühjahr 1524 zunächst einmal nur drei Nachdrucke des Wittenberger Neuen Testaments Deutsch auf der Grundlage der Basler Oktavausgabe Adam Petris von Dezember 1523.17 Damit begann für die Stadt an der Limmat eine neue Periode, die sie in die Reihe der den Bibeldruck besonders pflegenden Druckorte stellte. Zwischen 1524 und 1564, dem Todesjahr des in der ersten Phase dominierenden Druckers Christoph Froschauer, erschienen hier mindestens 95 Bibelausgaben und Bibelteile (68 deutsch, 21 lateinisch, 2 griechisch, 2 englisch, 2 polyglott) sowie 20 kommentierte Bibelausgaben bzw. Bibelkommentare.18 Wir verschaffen uns einen Überblick über die Entwicklung von 1524 bis zu ihrem ersten Höhepunkt in der Foliobibel 1531:

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Zürcher Bibeldrucke 1524–153119 Höhe

2° (Folio)

4° (Quart) 8° (Oktav)

16° (Sedez)

Buchrücken 40–45 cm

30–35 cm 18.5–22.5 cm

10–15 cm

1524

3 NT

2 NT

1525

4 AT I

7 NT



5 AT II

Täufertestament



6 AT III

(A. Fluri)

1 NT

1526 1527

8 NT [o.J.]



9 AT I



10 AT II [o.J.]



11 AT III [o.J.]



12 AT III [o.J.]

1528

14 NT [o.J.]

13 NT



15 NT [o.J.]



16 NT [o.J.]



17 NT [o.J.]

1529

18 AT IV

20 AT IV

22 AT IV



19 AT V

21 AT V

23 AT V



Bibel 1524/29

Bibel 1527/29

1530

24 Bibel

26 AT I



25 Bibel

27 AT I



28 NT

Bibel 1527/30

1531

29 NT latein.

30 Bibel

AT I (5 Bücher Mose), AT II (Josua-Esther), AT III (Hiob-Hohelied), AT IV (Propheten), AT V (Apokryphen) Tab. 3

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«Ich habe keine gewisse, sonderliche, eigene Sprache im Deutschen,

2 Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände20

sondern brauche der gemeinen [gemeinsamen] deutschen Sprache, daß mich beide, Ober- und Niederländer verstehen mögen. Ich rede nach

«Die oberlendische Sprache ist nicht die rechte Teutzsche Sprache; sie hat nämlich eine Menge von Doppellauten und Krachlauten.» Martin Luther21

71 Die Froschauer-Bibel 1531

«Ein Schweizer bin ich, und den Schweizern bezeuge ich Christum.» Huldrych Zwingli 22

2.1 Sprachgrenzen In der Verbreitung des Wortes Gottes sahen die Reformatoren das wirksamste Mittel christlicher Volkserziehung und in der texttreuen Übersetzung in eine gemeinverständliche Sprache die Aufgabe, der sie die meisten Jahre ihrer Schaffenskraft widmeten. Luthers Glosse zu 1. Korinther 14,11 im Septembertestament von 1522 spricht aus, was ihnen allen am Herzen lag, nämlich: «den synn von Gott nehmen / vnd andern geben».23 Dabei spiegelt sich das Selbstverständnis des Dolmetschers in der Übersetzung der genannten Schriftstelle: «So ich nun nicht weiß der stymmen [Sprachen] deuttung / werde ich vndeutsch sein dem / der da redet / vnd der do redet wirt myr undeutsch

der sächsischen Canzley.»25

Im oberdeutschen Raum stiess diese anerkennenswerte Absicht des Reformators indessen sogleich auf regionale und kulturelle Sprachschranken. Bot der Basler Drucker Adam Petri in seinem ersten oberdeutschen Nachdruck des Wittenberger Neuen Testaments (Basel, Dezember 1522) noch eine weitgehend wörtliche, wenn auch schon nicht mehr buchstäbliche Textwiedergabe – die Orthographie war weit über das 16. Jahrhundert hinaus noch keineswegs normiert26 –, so musste er drei Monate später konstatieren, «das nitt yederman verston mag [kann] etliche wœrter im yetz gründtlichen verteütschten neuwen testament.»27

Diesem Missstand sollte fortan ein «gnuogsam Register» von unverständlichen Luther-Wörtern in alphabetischer Reihenfolge mit ihrer oberdeutschen Erklärung abhelfen.28 Dieses Glossar wurde in Augsburg, Bamberg, Colmar, Hagenau, Nürnberg, Strassburg und Worms fleissig nachgedruckt,29 was darauf hinweist, dass auch dort Luthers Ausgleichssprache nicht durchweg verstanden wurde. Es mag uns erstaunen, dass etwa die folgenden, heute zum deutschen Gemeingut gehörenden Ausdrücke damals einer Übersetzung (hier in Klammern) bedurften:

seyn / Also auch ir sintemal ir eyfferet nach den geistlichen haben / tracht

anstoß (ergernuß/strauchelung) – erdtbeben (erdtbydem) – ersauffen

danach das ir volle gnuoge habt zur besserung der gemeine.»

(ertrincken) – flicken (Wetzen) – fülen (empfinden) – gefeß (geschir) –

24

Somit bedeutet ihm «Deutsch sein» so viel wie verstanden haben und von allen Deutschen verstanden werden. Von daher Luthers stetes Bemühen um den überregionalen Ausgleich seiner obersächsisch-ostmitteldeutschen Sprache in Richtung Nieder-, Mittel- und Südost-Oberdeutschland:

hauchen (blosen/wehen) – hügel (gipffel/bühel) – narben (wunden / malzeychen) – pryß (lob/rhum) – rawm (weite/platz) – schwelgerey (überfluß im essen und trincken) – töpfferen (erden geschirr) – vfer (gestad).

Luthers Feststellung: «Es sind aber in der deutschen Sprache viel Dialecti, unterschiedne Art zu reden, daß oft einer den Andern nicht

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wol versteht»30 traf nicht nur die Oberdeutschen. Auch umgekehrt konnte es mitunter vorkommen, dass der Sachse den Alemannen «nicht wol» verstand. Der bekannte empfindliche Wortwechsel zwischen Luther und Zwingli zu Marburg 1529 kann dies exemplarisch zeigen: «Zwingli sprach, Nein, Nein, das ort [die Stelle Joh 6,63] bricht vuch, H. Doctor, den halß ab. Luther sagt: Ruempt vuch nitt zuo seer, ir sind in Hessen, nit in der Schweytz, die hæls bræchend nitt also. Und

73 Die Froschauer-Bibel 1531

Schwabenkrieg (1499) allmählich erstarkende Selbstbewusstsein der Schweizer34 erneut an empfindlicher Stelle zu verletzen, hatte doch der Schweizer Humanismus35 gerade in der Hochschätzung der «landtlichen» Sprache einen genuinen Ausdruck nationaler Eigenständigkeit gefunden.36 Diese Tugend hatten sich gerade auch die Hauptverantwortlichen für die Zürcher Bibel der ersten Zeit zu eigen gemacht. So bekennt Leo Jud im Vorwort zum Sammelband von 1523 seiner Übersetzung der Paraphrases des Erasmus, er habe sich

huob an sich ouch hæfftig der worten Zwinglij zuo becklagen. Zwinglj

«meer des gemeinen [alltäglichen] lantlichen, dann des hohen hoefi-

antwortet, Jmm Schwytzerland hallt man ouch guot gricht und ræcht,

schen tuetsches in miner tranßlation geflissen […], das mins beduncks

vnd bricht man nieman die hælß wider ræcht. Es ist aber ein Landts-

wæger [förderlicher] ist dem einfaltigen leyen (dem diese min arbeit

art, by uns also zuo reden, wenn wir verstand, einer habe ein verlorne

fuernæmlich geschehen ist)». 37

sach, und werde nuet schaffen [ausrichten können], sunder vnden ligen.»31

In des Zürchers Redeweise, die er nicht zu deuten vermochte, konnte der Wittenberger offensichtlich nur bäurischen Grobianismus sehen. Schon bei früherer Gelegenheit hatte er kein Hehl daraus gemacht, wie gering er das verschriftete Alemannisch Zwinglis einstufte, wenn er 1528 bemerkte: «Verstehe ich sein [Zwinglis] filtzicht zotticht deüdsch recht (welchs mir warlich schweer ist), so macht er unterschied zwischen Gottes geist und unserm geist.»32

Umso überzeugter war Luther, durch seine «Biblia Deutsch» als Erster eine allgemein verpflichtende Sprachform und Sprachnorm geschaffen zu haben: «Das merckt man wol, das sie aus meinem dolmetschen und teutsch lernen teutsch reden und schreiben und stelen mir also meine sprache, davon sie zuvor wenig gewist.»33

So berechtigt diese anspruchsvolle Selbsteinschätzung auch sein mochte – solch schulmeisternde Töne waren dazu angetan, das seit dem

Mit dem gleichen Stift wird Heinrich Bullinger die Vorzüge der Sprache Huldrych Zwinglis, seines Vorgängers, zeichnen: «Er redt gar Landtlich, vnd was vnguenstig dem froembden angenomnen klæpper [Geschwätz], der cantzlyischen verwirrung vnd pracht der unnuetzen worten.»38

Und in seinem Chronikon 1543/44 propagiert Konrad Pellikan die deutsche Sprache als «Sprache unserer Kirche». Dabei rühmt er Heinrich Bullingers Vorliebe für die Volkssprache: «Er, der alle heiligen Sprachen ganz und gar beherrscht, bedient sich doch immer nur der gewöhnlichen Volkssprache, ja der Mundart (materna lingua).»39

Sehr zu Recht sah der Schaffhauser Antistes und Verfasser der ersten Monographie über die deutschen Bibelübersetzungen in der Schweiz, Johann Jakob Mezger (1817–1893) namentlich in der «sprachlichen Zusammengehörigkeit» der evangelischen Schweizer den Anlass für eine eigene deutsche Bibelübersetzung.40 Die Vorrede der Zürcher Bibel von 1531 fragt:

Hans Rudolf Lavater-Briner 74

«Was sols dann schaden das die diener der Wittenbergeschen kirchen das Alt vnnd Nüw Testament auß Hebreischem vnnd Griechischem neüwlich vertolmætschet habend [...] – Dargegen das die diener der kirchen zuo Zürich [...] ein besundere vnnd eigne vertolmætschung (die man hierinn findt) habend?»41

Hinter der rhetorischen Frage steckt ebenso viel nationale wie theologische Identität. Die Rücksicht auf die Landschaftssprache sowie das Ringen um eine theologisch, sprich: reformiert-zwinglisch verantwortete deutsche Textgestalt der Heiligen Schrift waren denn auch die Kriterien, anhand welcher man in Zürich die Wittenberger Übersetzung aufnahm oder veränderte. 2.2 Sprachzüge der Zürcher Bibel 1524–1531

«Wir hœrend sy mit vnsern zungen die grossen thaaten Gottes reden.» Apostelgeschichte 2,11b

Die Frage, wie die Zürcher mit der Wittenberger Textvorlage des Neuen und, soweit dieses erschienen war, des Alten Testaments verfuhren, hat zwei methodische Aspekte: einen theologischen und einen sprachlichen. Beide lassen sich nicht isolieren, da jede Veränderung der Sprachform auch den Inhalt verändert. Die abschliessende theologische Würdigung dieser Zusammenhänge ist trotz der anregenden und immer mehr in die Tiefe dringenden Vorarbeiten von Johann Jakob Mezger (1856), Adolf Fluri (1922), Traudel Himmighöfer (1995) und Wilfried Kettler (2001) noch nicht geleistet.42 Ewas besser steht es um den philologischen Bereich. Für das Neue Testament ist die Abhandlung von Walter Schenker (1977) zu nennen.43 Aufgrund ihrer Beschränkung auf das Matthäusevangelium und methodologischer Mängel vermochte sie jedoch den von T. Himmighöfer behaupteten und über weite Strecken überzeugend erwiesenen direkten Einfluss Zwinglis auf das Zürcher Bibelwerk seit seinen Anfängen

75 Die Froschauer-Bibel 1531

im Jahr 1524 noch nicht darzustellen.44 Von Hans Byland (1903) wurde das Alte Testament lexikalisch zwar weitgehend erfasst,45 jedoch vermisst man eben hier, wo anerkanntermassen die eigenständige Leistung und die Identität der Zürcher Prädikanten lagen, den theologischen Aspekt besonders stark. Im Folgenden beschränken wir uns auf die auffälligsten formalen Sprachzüge der Zürcher Bibeln Neuen Testaments bis 1531.46 Man unterschätze sie nicht, verleihen sie doch dem Schriftwort jenen heimatlich selbstbewussten Klang, der dem Volk zu Herzen ging, so sehr, dass Pellikan begeistert ausrufen konnte: «Mose redet jetzt vernehmlich mit unserm Volk. [...] Und ebenso reden auch die Propheten und Christus und die Evangelisten und Apostel.»47

Jakob Zollinger (1920) unterschied für den Raum Zürich drei Sprachformen: die Mundart, die mit ihr eng verwandte Schriftsprache sowie die von dieser zu Beginn des 16. Jahrhunderts nur wenig unterschiedene Drucksprache.48 Dementsprechend lässt sich die Sprache der Zürcher Bibeln bis 1531 und weit darüber hinaus als verschriftete Mundart49 bezeichnen. Sprachliche Fortschritte in Richtung des Neuhochdeutschen machen erst die Zürcher Foliobibeln von 1560 und 1589,50 allerdings fielen die Editionen zwischen 1597 und 1638 wieder hinter die angebahnte Entwicklung zurück.51 An sprachlichen Merkmalen des Zürcher Bibelwerks bis zum Tode Zwinglis treten hervor: 2.2.1 Lautsystem – «Die Schweizer haben fast keine Diphthonge [Doppellaute].»52 Damit charakterisierte Luther treffend den (phonologischen) Hauptunterschied zwischen dem Altschweizerisch-mittelhochdeutschen und dem Neuhochdeutschen, wie er auch im Vergleich der ersten Zürcher Testamente mit den entsprechenden Wittenberger Editionen augenfällig wird:

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77 Die Froschauer-Bibel 1531

Zürich 1531

Römer 12,20 Luther 1522

feurige kolen auff seyn hewbt samlen

Basel 1522

feürige kolen auff sein haupt samlen

Zürich 1524/25 fhürige kolen vf sin houpt samlen Zürich 1527

fheurig kolen auff sein haupt samlen

Zürich 1530

fheürige kolen auff seyn haupt samlen

Zürich 1531

fheürige kolen auff sein haupt samlen

Das beliebig vermehrbare Beispiel zeigt, wie die ersten Zürcher Testamente zunächst den typisch schweizerischen Vokalismus bringen, dann aber ab 1527 (wohl auch um des besseren Absatzes in Mitteldeutschland willen)53 auf Luthers neuhochdeutsche Diphthongierung einschwenkten. Dabei werden die alten Langvokale i /y-, u-, ü- zu ei/ey, au, äu/eu: Epheser 6,16 Zürich 1524/25 vßlœschenn alle fürige pfyl Luther 1522

außleschen alle fewrige pfeyle

Zürich 1527ff.

außlœschenn alle fheurige pfeyl

Eine Sonderstellung in dieser Entwicklung nimmt das Zürcher Neue Testament 1527 ein. Der neuhochdeutsche Vokalismus erfährt hier eine eigenartige Erweiterung, indem ei zu ai/ay wird: Lukas 24,39 Luther 1522

eyn geyst hat nit fleysch unnd beyne

Zürich 1527?

ain gaist hat nit flaisch und bayn

Zürich 1530ff. ein geyst hat nit fleisch und beyn.

Zudem suchte man im Wortschatz an einigen Stellen eine Wiederannäherung an den Luthertext:

huetend euch vor dem hebel der Phariseern.

Da weit über das 16. Jahrhundert hinaus der Drucker/Setzer54, oft auch der Korrektor55 mehr noch als der eigentliche Autor für die sprachliche Form eines Druckwerks die Verantwortung trug, kann das möglicherweise auf 1527 zu datierende Neue Testament in Sedez als Spekulationsobjekt des Verlegers Christoph Froschauers betrachtet werden, dem die Eroberung des (süd-)deutschen Bibelmarktes vorschwebte:56 «Zwinglis und der Zürcher alemannische Sprache war landschaftlich wie nach ihrem Lautsystem zu sehr abseits, um sich einer übergreifenden Wirkung über ganz Deutschland versichern zu können.»57 – Ein weiterer unverwechselbarer Sprachzug der Zürcher Bibel gegenüber der Lutherbibel liegt in der (graphematischen) Unterscheio e dung von u für uo gegenüber u und von u für üe gegenüber ü, wie sie noch die heutige schweizerdeutsche Lautung bestimmt: Hebräer 9,13 Zürich 1524

die æschen von der kuo gesprengt

Zürich 1531

die aschen von der ku gesprengt.

Die neuhochdeutsche Monophthongierung von ie, uo, üe zu i , u-, ü/u ist noch nicht durchgeführt. Daraus ergibt sich «unzweifelhaft, dass die Luthersprache [...] keineswegs durchgedrungen ist».58 Dazu zwei Beispiele: Apostelgeschichte 2,37 Zürich 1525/31 jr menner, lieben brueder Luther 1522

yhr menner, liben bruder

Lukas 10,25 o

o

Zürich 1524/31 wz muß ich thun?

Matthäus 16,6 Zürich 1524

huetend üch vor dem hebel der Phariseer

Zürich 1527

huetet euch vor dem saurtaig der Phariseer

Luther 1522

huttet euch für dem sawr teyg der phariseer

Luther 1522

o

was mus ich thun?

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2.2.2 Formensystem Die alte schweizerdeutsche Konjugation hat zwei Hauptmerkmale: – die Endung -end in sämtlichen Zeitformen der Mehrzahl, wie sie heute noch in nordostschweizerischen Mundarten geläufig ist:

79 Die Froschauer-Bibel 1531

– Verschiedenheit des Geschlechts einzelner Wörter gegenüber heute: Zürich 1524/31 der fuoßbanck (Jak 2,3), die gehorsame (Phlm 21), der gwalt (Röm 13,4), der lufft (Eph 2,2; Offb 9,2), der lust (2Petr 2,10; Jak 1,15), das ort (Lk 10,33), das sand (Mt 7,26), der touff (Mt 20,22), das tranck

Lukas 5,7 Zürich 1524/31 Sy kamend vnnd fulltend beyde schiff voll also das sy sunckend Luther 1522 sie kamen vnd fulleten beyde schiff voll also daß sie suncken

– den i-haltigen Konjunktiv:

(Mt 20,22), die zügnuß (Offb 19,10).

2.2.4 Satzgefüge Luthers Satzbau wird von den Zürchern ziemlich weitgehend übernommen. Ausnahmen wie die folgende bestätigen die Regel: Luther 1522 Durch den glawben hat Noe Gott geehret / un die arche zu bereytet

Markus 15,32 Luther 1522: er steyge nu von dem creutze das wyr sehen vnd glewben Zürich 1524: er styge nun von dem crütz das wir sehind vnd gloubind Zürich 1531: er steyge nun von dem creütz das wir sehind vnd glaubind.

2.2.3 Wortbildung – Die Zürcher Bibel bevorzugt die Endsilbe -nuß anstelle von -nis:

zum heyl seynes hauses / da er eyn gottlich befelh empfieng von den dingen / die noch nicht gesehen wurden / durch wilche Gott verdampt die wellt / und ist eyn erbe worden der gerechtickeyt / die durch den glawben kompt Zürich 1524 (und 1531 im Wortlaut) Als Noe durch den gœtlichen bericht von denen dingen die er noch nit sach gewarnet ward / ist er durch den glouben vnd styff vertruwen vff dz wort gottes / gewitzget vnd ve n sin hußgsind bereytet: durch welche Arch er die welt verdampt hat / vnnd ist der frommkeyt (die

Lukas 8,10 Zürich 1531 Euch ist’s geben zewüssen die geheimnuß des reich Gottes /den andren aber in gleychnußen Luther 1522 Euch ists geben zu wyßen das geheimnis des reich Gottes /den andern aber ynn gleychnissen

– Stoffadjektive auf -in: Offenbarung 9,20 Zürich 1525.(31) daß sy nit anbættetind die t(e)üfel vnd guldine silbere eer(h)ine steynene vnd hœltzine gœtzen

auß dem glauben kumpt) erb worden.

2.2.5 Wortschatz Laut Vorrede 1531 mussten «etliche wœrtly (sovil di spraach betrifft) nach vnserem oberlendischen teütsch / auff bitt etlicher / geenderet»

werden.59 In den meisten Fällen handelt es sich um die blosse Veränderung lexikalischer Ausdrücke:

Hans Rudolf Lavater-Briner 80

81 Die Froschauer-Bibel 1531

Zürich 1534 aus dem glauben in die trüw

Matthäus 9,16 Luther 1522 niemant flickt ein allt kleyd mit einem lappen von newem tuoch Zürich 1524 niemant buetzt ein alt kleyd mit einem bletz von rouwem tuoch Zürich 1527 niemants flickt ain alt klayd mit ainem flæck von rouwem tuoch Zürich 1531 niemant buetzet ein alt kleyd mit einem blæatz von rouwem tuoch

Namentlich in den lehrhaften Teilen der Zürcher Testamente fällt die für Zwinglis Übersetzungsweise typische, den Textsinn oft ertastende Häufung von sinnverwandten Wörtern und erklärenden Umschreibungen auf: 1. Timotheus 6,3 Luther 1522

die da meynen Gottselickeyt sey vmb genieß willen

Zürich 1524/31 die da meynend ware Gotts eer und gottes huld sey

Römer 9,21

ein alefantz / ein gwerb vnd genieß

Luther 1522 Hat nicht eyn topffer macht / auß eynem klumpen zumachen eyn faß? Zürich 1524 Hat nicht ein haffner macht / uß einem leimklotz zemachen ein gschirr? Zürich 1531 Hat nicht ein hafner macht / auß einem leimklotzen zemachen ein geschirr?

An einigen Stellen schwingt mit der anderen Wortwahl indessen bereits eine theologische Umwertung mit. So ersetzt und verschärft man Luthers «geprechen» (gr. paráptôma) in Zürich mit gepræsten, womit Zwingli stets die mit der Menschennatur gegebene Sündenkrankheit intendierte, die über das leibliche Sterben hinaus zum geistlichen Tod führt.60 Im Interesse exegetischer Prägnanz bekunden die Zürcher auch wenig Mühe, sich Luthers Sprachzauber zu entziehen, etwa wenn sie, wie im folgenden Beispiel, dessen schöne und textnahe Übertragung des ek písteôs eis pístin in eine möglicherweise korrektere Schimäre verwandeln: Römer 1,17 Luther 1522 die gerechtickeyt die fur Got giltt /wilche kompt auß glawben ynn glawben Zürich 1524

uß glouben in glouben

Zürich 1525ff.

uß vertruwen in die trüw

Quantitativ fallen diese Worthäufungen mitunter stark ins Gewicht: Markus 6,39f. Luther 1522

29 Wörter

Zürich 1524/31 50 Wörter Titus 1,6–9 Luther 1522

75 Wörter

Zürich 1525.31 118 Wörter

Schon diese wenigen Angaben setzen hinter die verbreitete Auffassung, bei der Zürcher Bibel handle es sich mit Ausnahme einiger Abschnitte im Alten Testament bloss um einen Nachdruck des Luthertextes, mindestens ein grosses Fragezeichen. 2.3 Abhängigkeit und Selbständigkeit 2.3.1 Das Neue Testament – Die Analyse der Sprachgestalt der Zürcher Foliobibel 1531 Neuen Testaments ergibt, dass die seit der Sedezausgabe 1527 auftretende neuhochdeutsche Lautung in alle folgenden Zürcher Bibeln eingegangen ist. Und trotzdem treffen wir auf jeder Seite, besonders gehäuft in der Vorrede, auf Überreste altschweizerisch-alemannischer Vokalisation. Diese scheint gegenüber der Oktavausgabe 1530 stellenweise noch verstärkt worden zu sein:

Hans Rudolf Lavater-Briner 82

Matthäus 5,16 Zürich 1531

Also lassend ewer liecht lüchten von den lüten

Zürich 1530 leüchten / leüten Matthäus 6,11 Zürich 1531

Vnser tæglich brot gib uns hütt

Zürich 1530

heütt

Johannes 8,50 Zürich 1531

Ich suoch nit minen pryß

Zürich 1530

meinen preyß.

Die weitere Entwicklung der Zürcher Bibel machte diese zum sprachlich «fortschrittlichsten» Buch im Bereich der alten deutschen Eidgenossenschaft. Sie hat wesentlich zur Aufnahme der neuhochdeutschen Schriftsprache in Zürich und andernorts beigetragen.61 – In Wortschatz und Formensystem bewahrte die Zürcher Bibel die alemannische Selbständigkeit. Die von der Sedezausgabe 1527 gesuchte Annäherung an Luther wurde von der Foliobibel 1531 wieder rückgängig gemacht und im Sinne der Ausgaben 1524 und 1525 revidiert:

83 Die Froschauer-Bibel 1531

Von Subordination gegenüber dem Luthertext oder von seiner übermässigen Schonung kann somit kaum die Rede sein. Umso sonderbarer mutet es an, dass nicht wenige Druck- und Übersetzungsfehler, wenn nicht gar Auslassungen62 der Wittenberger Vorlage, durch einige Zürcher Ausgaben hindurch bis in die Foliobibel 1531 hinein und über diese hinaus unkorrigiert blieben. Christoph Froschauer entschuldigte sich dafür in der Bibel 1530 mit der «menschlichen geprechlicheit / wie in allen dingen dieser welt unvermeidlich». Deshalb habe man nun den Text «lassen wider belæsen und castigieren [bessern]».63 Auch die Foliobibel 1531 führt «sœliche præsten» zurück auf die «eyl / vnachtsame / oder unflyß der Truckeren oder Setzeren / dann niemants ist der nit zuo zeyten etwas übersæhe.»64

Durchaus «übersæhen» hatte man 1531 in der Tat etwa folgende Versehen, zu denen Luther schon 1526 die Korrektur geliefert hatte: Matthäus 6,28 Luther 1522 = Zürich 1524.30.31.34.38 Schowend die Gilgen auff dem væld wie sy wachsind / sy arbeitend nit / auch næyend [statt: spinnen] sie nit Offenbarung 8,1

Matthäus 19,13 Zürich 1524.25.31 die jünger aber schnaltend sy an

Luther 1522 = Zürich 1524.31.33.34.38

Zürich 1527

schnauweten

Vnd do er das dritt [statt: siebend] sigel aufthett

Luther 1522

schnaubten

Lukas 15,16 Zürich 1524.25.31 Vnd er begært seinen bauch zefüllen mit krüsch Zürich 1527

kleyen

Luther 1522

triestern [!]

Johannes 9,7

Da die Bibel 1531 letzteren Fehler wiederholt, obwohl dieser 1530 bereits korrigiert worden war, ist anzunehmen, dass die Oktavbibel 1530 nicht die Vorlage der Foliobibel 1531 gewesen ist (vgl. Tab. 5, S. 88f.). Diesen «præsten» stehen nun allerdings mindestens ebenso viele Verbesserungen etwa der folgenden Art gegenüber:

Zürich 1524.25.31 Gang hin zuo der wetty Siloha

Galater 3,6

Zürich 1527

taych

Luther 1522 = Zürich 1524/30

Luther 1522

teych.



die liebe / die durch den glaubenn thætig ist

Zürich 1531

der glaub / so durch die liebe thætig ist.

Hans Rudolf Lavater-Briner 84

– Gänzlich unerforscht ist der praktische Gebrauch, den die Zürcher Prädikanten von dem seitens ihres Antistes wärmstens empfohlenen Wittenberger Neuen Testament machten. Für die Person Zwinglis selbst lässt sich sagen, dass der altsprachlich versierte Leutpriester am Grossmünster anlässlich der Ersten Zürcher Disputation Ende Januar 1523 bereitwillig bekannte, «zuo zyten das tütsch ‹nüw testament› ze lesen von wegen lichtlicher dargebung [Erleichterung beim öffentlichen Vortrag]».65

In der Tauffrage ließ er sich vom Luthertext ein wichtiges exegetisches Argument gegen die Täufer schenken, welche im Januar 1525 glaubten, in Apostelgeschichte 19,3ff. das Vorbild ihrer neuerlichen Erwachsenentaufe gefunden zu haben.66 Im polemischen Traktat Von dem Touff, vom widertouff vnnd vom kindertouff (Mai 1525) wiederholt Zwingli sein nur mühsam konstruiertes Gegenargument, wonach diese Stelle nicht von einer neuen Taufe handle, sondern nur davon, dass Johannes die zwölf Epheser unterrichtet habe: «Das hat ouch angesehen [beachtet], der das nüw testament vertütschet hatt, und spricht nit ‹Worinn sind ir getoufft?› sunder: ‹Woruff sind ir getoufft› [Apg 19:3]. Ich hat’s vor [zuvor] nit besehen [bemerkt]; jetz bin ich drüber ggangen.»67

Neidlos, wenn auch nicht kritiklos, anerkennt Zwingli noch 1526 Luthers Leistung, ist ihm doch das Wittenberger Neue Testament «klærer und narhaffter denn die alt latinisch verdolmetschung, darus vormal des nüwen testaments tütschung gemacht ist. Wiewol ich daby nit wil abgeschlagen haben [bestreiten], das der dolmetsch etwa einn ding unklarer weder not ist, habe vertütschet, oder daß man etwa einen sinn möge eigenlicher [genauer] harfürbringen.»68

Ein vergleichbares Verhältnis zur Luthervorlage kommt ein letztes Mal in der Vorrede zur Foliobibel 1531 zum Ausdruck. Der spärliche Hinweis, man habe in Zürich lediglich einige lexikalischen Anpas-

85 Die Froschauer-Bibel 1531

sungen vorgenommen, «auch an etlichen orten den sinn [...] klærer und verstæntlicher gemachet»69 sollte indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Korrekturen sowohl quantitativ als auch qualitativ erheblich waren. So zählt H. Byland immerhin «durchschnittlich auf zwei Kapitel eine Änderung, die den Sinn des Textes berührt, bei 16 Abweichungen im Vokabular».70 Ähnlich verhält es sich mit der Sedezausgabe 1527(?) gegenüber der Folioausgabe 1524, bei der er auf zwei Kapitel durchschnittlich 1 Sinnänderung und 8 lexikalische Abweichungen zählte.71 Der kritische Umgang mit dem Luthertext ist somit bereits bei den ersten Zürcher Bibelausgaben festzustellen. Er bahnte eine Tendenz an, die sich in unablässigen Textrevisionen äusserte – ein Grundzug, der das Zürcher Bibelwerk stets auszeichnete und dieses zu einem bald 500 Jahre umfassenden und einzigartig lückenlosen Quellenwerk bibelwissenschaftlichen Fortschritts, reformierter Theologiegeschichte und schweizerdeutscher Sprachentwicklung werden liess.72 2.3.2 Das Alte Testament In weit höherem Umfang als für das Neue gelten die bisherigen Feststellungen für das Alte Testament. Zunächst waren die Vorgänge dieselben: Luthers 1523/24 bei Melchior Lotter zu Wittenberg publizierte Teile AT I–III fanden unverzüglichen und reissenden Absatz in allen grossen Buchdruckzentren, so auch in Basel: seit Dezember 1523 bei Adam Petri und parallel zu diesem bei Thomas Wolff.73 Diese Basler Editionen bilden sodann die primäre Textgrundlage für die 1525 einsetzenden Zürcher Editionen des Alten Testaments.

Hans Rudolf Lavater-Briner 86

Nachdrucke von Luthers Altem Testament 1523–152774 Jahr

AT-Teile

Wittenberg

Nachdrucke



davon in

davon in

Basel

Zürich

1523

AT I

3

8

4

1524

AT I

1

5

1



AT II

2

6

2



AT III

1

4

1

1525

AT I

1



AT II

2

1



AT III

1

7

2

1

1526

AT I

1

2

1

1



AT II

1

3

1



AT III

1

1527

AT I

3

1

2



AT II

2

2



AT III

1

3

2

Total

AT I

6

18

7

4



AT II

4

13

3

3



AT III

3

14

1

3

Tab. 4

1

87 Die Froschauer-Bibel 1531

Hatte sich Basel bis zum Tode Petris (1527), zu einem der wichtigsten europäischen Publikationszentren von frühen Lutherschriften und Editionen entwickelt, so brach die Lutherbegeisterung 1529, nach Einführung der zwinglisch-oberdeutsch eingefärbten Reformation, ebenso ein wie die hiesige Buchproduktion überhaupt.75 Antizyklisch dazu führte Christoph Froschauer in Zürich nicht zuletzt dank des Bibeldrucks seine Offizin von Erfolg zu Erfolg. Seit 1527 verfolgte der Druckerherr konsequent ein dreireihiges Konzept in den Formaten Folio, Oktav und Sedez (vgl. Tab. 3, S. 69). Die Beziehung der Zürcher Alten Testamente (AT I–III) von 1525 zum Basler Luthertext von 1523/24 kann hier nicht ausgebreitet werden. Es genüge der Hinweis auf zahlreiche, jedoch von AT I zu AT III zahlenmässig abnehmende sprachlich-dialektale Anpassungen im Sinne des oberländischen Deutschs und auf inhaltlich-philologische Varianten, die aufgrund ihrer hohen Übereinstimmung mit Zwinglis zeitgleichen Exegetica (vgl. Tab. 8, S. 108f.) auf die Hand Zwinglis76 oder eines ihm nahestehenden Theologen (Leo Jud?) bzw. Theologenkreises schliessen lassen.77 – Am 26. März 1524 schreibt Zwingli im Vorwort zu seiner gedruckten Predigt Der Hirt, er habe sich vorgenommen, «einer wyl nütz [nichts] ze schriben sonder dises halb jar gantz inn gegeneinandersehen [vergleichen] des hebräischen griechischen und latinischen alten Testaments zu verzeren [verbringen]».78

Wir verstehen die Stelle nicht anders, als dass der Zürcher Reformator die Zürcher Bibel Alten Testaments in Angriff nahm oder zumindest die exegetischen Methoden zu diesem Unterfangen bereitstellte, wie sie in der geplanten Zürcher Theologenschule (Prophezei) zur Anwendung kommen sollten.79 Jedenfalls, als Das Allte Testament Deutsch Martin Luthers nach verheissungsvollem Anfang infolge Arbeitsüberlastung und Krankheit und wegen zunehmender politischer (Bauernkrieg) und theologischer (Abend-

Hans Rudolf Lavater-Briner 88

89 Die Froschauer-Bibel 1531

Stemma der Zürcher Bibelausgaben 1524-1531

AT I

AT II

AT III

AT IV

AT V

NT



5 Bücher Mose

Josua– Esther

Hiob – Hohelied

Propheten

Apokryphen

Wittenberg

1523 2°

1524 2°

1524 2°

1522 2°

Basel

1523 2°

1524 2°

1524 2°

1523 8°

Zürich

1524 8°



1524 2°



1525 2°

1525 2°

1525 2°

1525 8°



1527 16°

1527? 16°

1527? 16°

1528 8°

1527? 16°



1528? 16°



1530 Bibel 8°

1530 Bibel 8°

1530 Bibel 8°



1530 Bibel 8°

1529 2°

1529 2°

1530 8°

1531 Bibel 2°

Tab. 5

mahlsstreit) Umtriebe trotz mancher Anläufe seit 1525 ins Stocken geriet, sprangen die Zürcher beherzt in die entstandene Lücke. Vor allem: Ab September 1527 wurden in der Prophezei jene Propheten bearbeitet, von denen Luther selber später gesteht, sie seien den Wittenbergern «werlich sawr worden; kommen wir einst davon, wollens wol bleiben lassen»80. Dabei mögen die Zürcher nicht nur durch den theologischen Wettstreit mit Wittenberg angestachelt worden sein, sondern mindestens ebenso sehr durch die allgemeine freundliche Klage, wie sie Christoph Froschauer auf der Frankfurter Buchmesse 1526 zu Ohren gekommen war, und die er geschäftstüchtig an Zwingli weiterleitete:

«Allein darab klagt man ser vast über üch, das ir nit über die evangelium schriben und die propheten nit verrutschen ec. [...] Verkouffens halb hab ich nit ein bösse mess gehept, aber böse bezalung.»81

Aber auch andernorts blieb man nicht untätig, was an der Limmat spürbaren Zeitdruck produzierte: Am 13. April 1527 verliess ein gewichtiger Folioband die Druckerei des Peter Schöffer in Worms: Alle Propheten nach Hebraischer sprach verteutscht. O Gott erlœß die gfangenen.82 Als Übersetzer zeichneten die Freunde Ludwig Hätzer und Hans Denck.83 Mit dieser Prophetenübersetzung, die bis 1532 in elf Folgeausgaben zu Worms, Augsburg und Hagenau herauskam, waren die dem mystisch-spiritualisierenden Täufertum nahestehenden Gelehrten den Zürchern zwar um ganze zwei Jahre zuvorgekom-

Hans Rudolf Lavater-Briner 90

men, doch gelang es diesen ihrerseits, fünf Jahre vor Luther mit einer modernen volkssprachlichen Vollbibel aufzuwarten: Als Abschluss der seit 1524/27 in Folgen publizierten Bibelteile erschienen am 1. März 1529 bei Froschauer DAs Vierde teyl des alten Testaments. ALle Propheten, vß Ebraischer spraach mitt guotenn trüwenn vnnd hohem flyß durch die Predicanten zuo Zürich in Tütsch vertolmætschet (AT IV)84 und nur fünf Tage später – ein eindrücklicher Ausweis für die Leistungsfähigkeit der Offizin am Wyngarten im Niederdorf – die Apokryphen: Diss sind die buecher, die by den alten vnder Biblische gschrifft nit gezelt sind, ouch by den Ebreern nit gefunden. Nüwlich widerumb durch Leo Jud Vertütschet (AT V).85 «Somit sind diese Ausgaben von 1529 die erste Zürcherbibel, zugleich die erste deutsche Bibel in der Schweiz, und überhaupt die erste protestantische Bibel als Vollbibel.»86 Die Frage, wie weit die Wormser Propheten der Zürcher Prophetenbibel Pate gestanden seien, ist noch nicht restlos geklärt. Dass man sie mindestens konsultiert hat, belegt Zwinglis Vorrede 1529 in der Rückschau: «Dann obglych vormaals ein vertolmetschung der propheten vßgangen, ward doch dieselbe von vilen einveltigen vnnd guotherzigen (als von den widertœufferen vßgangen) nit wenig geschücht, wiewol dieselbe so vil wir darinn gelæsen, an vil orten flyßig unnd getrüwlich naach dem ebreeischen buochstaben vertütscht ist.»87

Der theologische Widerhaken sitzt im Wort «buochstab»: Auch der philologisch noch so korrekt übersetzte Buchstaben tötet letztlich, wenn der rechte Geist fehlt, der lebendig macht (2Kor 3,6), und an eben diesem Geist lassen es, so Zwinglis Darlegung, die Täufer fehlen. Ihre Gesetzlichkeit und die entsprechend schiefe Lehre von Christus machen es ihm höchst fraglich, ob sie «die ort [Schriftstellen] in den propheten, die von Christo [...] lutend und gewyssaget sind, getrüwlich handletend.» Die täufermennonitische Haustradition ist stets davon ausgegangen, dass sowohl Luther als auch die Zürcher

91 Die Froschauer-Bibel 1531

«die Arbeit reichlich bei ihrer Bibelübersetzung benutzt» hätten.88 Dass man bei der anspruchsvollen Aufgabe der philologischen Erfassung des Urtextes in steter Auseinandersetzung mit den Wormser Propheten blieb, wird kaum zu bestreiten sein. Für quantifizierende Aussagen fehlen indessen bisher die Belege. Wir bringen im Folgenden ein Beispiel, das wir für repräsentativ halten auch für das Verhältnis der übrigen Prophetentexte der Zürcher Bibel zu Luthers Übersetzung: Habakuk 3,4-6 Denck/Hätzer 1527 4 Sein scheyn was wie das liecht / vnd glæntze giengen von seinem ort / daselbst war seine krafft verborgen. 5 Pestilentz gieng vor jm her / vnnd eyn stral gieng aus bei seynen fuessen. Er stuond und maß dz 6 erdtrich / er sahe zuo vnd zertrennet die vœlcker / das die ewigen berg zuorschmettert wurden / vnd sich die bühel inn der welt bucken muoßten / damit zeygt er an /

Zürich 1531

Luther 1526

Sein glantz ist wie die Sonnen / vnd liechtstromen gond allenthalb von jm / da ist sein krafft verborgen. Vor jm hær gadt verderbung / brennende facklen gond von seinen fuessen. So er kumpt / mißt er die erden: so ers nun ansicht / so zerschmeltzend die vœlcker. Die starcken vnnd ewigen berg werdend zermürset / vnnd die yemerwærenden bühel m ssend sich bucken:

Seyn glantz war wie ein liecht glentzen giengen von seynen henden. Daselbst war heymlich seyne macht. Fur yhm her gieng pestilentz und plage gieng auß zu seynen fussen. Er stund und maß das land er schawet und zutrennetdie heyden das der Welt berge zuschmettert worden und sich bucken mußten die hügel yn der welt

dz die genge in der welt sein dann seyne geng sind sind. ewig vnd steyff.

da er gieng ynn der welt

Tab. 6

Die von T. Himmighöfer (1995) auf breiterer Textbasis durchgeführten Stichproben verbieten jedenfalls künftige pauschale Plagiatvorwürfe:89

Hans Rudolf Lavater-Briner 92

«Differenziert nach den einzelnen Propheten, ergibt sich nun für das Verhältnis der Zürcher Prophetenübersetzung zu den ‹Wormser Propheten› ein Spektrum, das von (1) der totalen Abhängigkeit im Buch Daniel über (2) gelegentliche Übernahme in den Kleinen Propheten bis hin zum (3) weitgehend selbständigen Umgang in den ersten drei grossen Prophetenbüchern [Jesaja, Jeremia, Ezechiel] reicht.»90

Als erste in einem Zuge gedruckte Zürcher Bibel, die damit das Epitheton «erste in der Schweiz gedruckte Vollbibel der Reformationszeit» zu Recht verdient, verliess die Zürcher Oktavbibel 1530 Froschauers Druckpressen in zwei Ausgaben, die sich nur im Titelblatt unterschieden: Die gantze Bibel der (vrsprünglichen) Ebraischen(n) v(n)nd Griechischen w(a)arheyt nach auffs (auf das) aller tre(ü)wlichest verteütschet.91 Erstmals wendet sich der Druckerherr selbst in einem Vorwort an den «Christenlichen Læser», dem er «Gnad vnnd frid vonn Gott dem Allmæchtigen durch Christum Jesum» entbietet. Das bequeme Oktavformat habe er deswegen gewählt, damit diese Bibel «als ein tæglichs handbuechlin zur Predig oder auch über væld kommlich [bequem] und leichtlich getragen mœge werden». Ein Jahr später, genau in dem Zeitraum, da Luther im Sommer 1531 weitere Editionen von Bibelteilen aus AT IV und V vorlegte, und eben rechtzeitig zu den Herbstbuchmessen – in Frankfurt unterhielt Froschauer regelmässig ein Bücherlager92 – lag die Zürcher Foliobibel vor als «Frucht gemeinsamer, ernster Zusammenarbeit der Zürcher Theologen und Sprachforscher, unterstützt durch den Eifer des kunstsinnigen Druckerherrn, der keine Mühe und Kosten scheute, ein vorbildliches Werk zu schaffen».93

Bibliographie der Zürcher Foliobibel 1531 Die ganntze Bibel  der vrsprünglichen Ebraischen  vnd Griechischen waahrheyt  nach/ auffs aller treüwli=  chest verteütschet.  [Druckermarke]  Getruckt zuo Zürich bey Christoffel  Froschouer/ im Jar als man zalt  M. D. XXXI. 

93 Die Froschauer-Bibel 1531

([Kolophon am Ende der Apokryphen:] Getruckt  vnd vollendet zuo Zürich bey Christoffel Froschouer /  am xij. Tag Meyens / in dem Jar do man zelt  M. D. XXXI. ) ([Zwischentitel vor Hiob:] Das ander teyl  des Alten vnnd  Neuwen Te= staments. ) [14], CCCXLII, CCCXXII Bl. Vorhanden:94 Appenzell-Ausserrhoden, KB (Sammlung C. Meyer) CM 16.10: 2 (nur Teil II) – Basel UB FG IV 16; BibG A 159 – Berlin SB 2’’ Bv 1055 – Berlin Lipperheidesche Kostümbibliothek R-Lipp Cg 19 mtl-1; R-Lipp Cg 19 mtl-1 (2 Teilbände) – Bern SNB (Sammlung K. J. Lüthi) SL Dq 5 – Bern UB ZB AD fol 52; Gross E 29 (fehlt Schluss ab Offb 21) – Cambridge UB BSS.228.B31; BSS.228.B31.2 – Göttingen SUB 2 BIBL II, 543 – Hamburg SUB Scrin C/175 nur Teil II) – Jena ThULB 2 G.B.83 – Lausanne KUB AB 2021 – London BL C.110.i.9 – Luzern ZHB G1.46.fol; 405.fol – Manchester UL (John Ryland‘s Library, Deansgate) /R28668 – Münster ULB 2’ B 2017 – Schweinfurt Museum Otto Schäfer OS 1407 – St. Louis Eden Theological Seminary Library BS 239 1531 – Strassburg BNU (Sammlung E. Cunitz) R 227 – Stuttgart WLB Bb deutsch 1531 01 – Trier Priesterseminar MF 13:4,10  – Tübingen UB Ga LIII 2.2 – Wien ÖNB 2.B.11. Alt Prunk (2 Teilbände) – Wolfenbüttel HAB H: A 102.2° Helmst. – Zürich ZB VIII bis 35 (defekt); III ZZ 47; Zwingli 304 – Zürich Grossmünster 5 (Holzschnitte koloriert). Nicht mehr nachweisbar:95 Augsburg SStB 2° Th B VII 39(nur Teil I) – Bamberg SB J. H. Bibl. F. 7 (nur Teil I) – München SB 2° B.g. Prot. 4 – Thurgau KB CB 906 – Wolfenbüttel HAB Bibel-S. 2° 23. Faksimile: Theologischer Verlag Zürich 1983, mit einem Nachwort von Hans Rudolf Lavater (S. 1360–1422). Zitiert: Rudolphi, Froschauer 193. – Leemann, Bibelsammlung 5. – VD 16 B 2690 – Vischer C 192 – IDC No. HB-225.

Hans Rudolf Lavater-Briner 94

Zu Recht bezeichnet der ältere Johann Jakob Hottinger in seinem Bibliothecarius Quadripartitus 1664 eben diese Ausgabe96 als «perfectissima & absolutissima»,97 war sie doch nicht einfach ein Abklatsch der jüngst erschienenen Zürcher Vollbibeln von 1530 in Oktav, sondern eine Kombination der verschiedenen Zürcher Bibelteileditionen (vgl. Tab. 5, S. 88f.), die mit Blick auf den Neudruck in unterschiedlichem Ausmass bearbeitet worden waren: am sparsamsten im Bereich des Neuen Testaments, am meisten in den poetischen Büchern des Alten Testaments (AT III), die auf der Grundlage von Zwinglis vorausgegangenen Übertragungen (Hiob und Psalmen) eine Textrevision bieten, die an eine Neuübersetzung grenzt.98 Zudem vermehrten die Zürcher die Beigaben ihrer neuesten Foliobibel in einem bei reformatorischen Bibeleditionen ungewohnten Umfang.

95 Die Froschauer-Bibel 1531

3 Ihr habt einen andern Geist als wir

«Wir haben das gleiche äußere Wort: wenn wir trotzdem einen andern Sinn daraus ziehen, so folgt, daß wir nicht das gleiche innere haben. [...] Diejenigen, die wegen des

gleichen Worts derart zanken, sind nicht vom gleichen Geist geleitet.» Huldrych Zwingli99

3.1 Die Trennung von Luther «Die grossartige Einheit unter den evangelischen Schweizern einerseits, die immer weitergehende Trennung von Luther andrerseits, mussten das Bedürfnis nach einer eigenen deutschen Bibelübersetzung nicht wenig rege machen.»100

Neben den bereits genannten sprachlichen Gründen war für J. J. Mezger die denominationelle Identität des schweizerischen Zwinglianismus – mit Sicherheit müsste der zwinglisch-strassburgisch gestimmte oberdeutsche Raum101 in diese Erwägungen einbezogen werden – der zweite gewichtige Anlass für das Zürcher Bibelwerk. Dass die Kirchen der Reformation das Bibelwort als «Wehr und Waffen» nicht nur gegen Rom und gegen die frommen Dissidenten in den eigenen Reihen,102 sondern seit der 1524 anhebenden Abendmahlsdebatte auch noch gegeneinander einsetzten,103 mag im historischen Rückblick bedauert werden, bezeugt jedoch andererseits das allseits übergeordnete Interesse an «evangelischer» Wahrheit. Wie weit trägt nun aber die Zürcher Bibelübersetzung und innerhalb dieser die Foliobibel 1531 Spuren der Kontroverse? 3.1.1 Spuren in der «Vorrede» Auffällig ist zunächst das gesunde zürcherisch-reformierte Selbstbe-

Hans Rudolf Lavater-Briner 96

wusstsein im Gegenüber zu Wittenberg. Luthers Bibelübersetzung (soweit diese überhaupt erschienen war) dankbar, wenn auch nicht unkritisch, benutzt zu haben, gibt man gern zu. «Dargegen» wird Wert auf die Feststellung gelegt, dass es sich bei den Propheten und bei den poetischen Büchern um «ein bsundere und eigne vertolmætschung» handle.104 Die Zürcher Bibel erscheint hier als das redaktionelle und übersetzerische Werk der Zürcher Prädikanten. Es steht im Dienste der Zürcher Kirche in dem Sinne, «damit sy die kirchen / denen sy vorstuendend / dester bass [umso besser] mœchtend [könnten] berichten vnnd leeren».105 «Auß disen gründen vnnd vrsachen habend auch wir dises werck vnseren kilchen

97 Die Froschauer-Bibel 1531

acht hat / der falt gar vil schwaarlicher [schwerer] dann der / ders nie gelæsen hat.»109

Als Illustration des exegetischen Grundsatzes, wonach das einzelne Schriftwort, die einzelne Schriftstelle, stets durch das Prisma des gesamten Schriftzeugnisses («sinn und geist») betrachtet werden müsse, folgt das Beispiel einer «figürlichen reden» (bildliche Rede, Tropos), «als so Christus spricht: Das ist mein lychnam. [...] Joannis 6. do Christus redt: Es seye dann das jr mein fleisch essind / und mein bluot drinckend / werdend jr kein læben in euch haben.»

Der Nachsatz zielt direkt auf Luthers Auslegung der Einsetzungsworte:

zuo guot angehebt [angefangen] vnnd fürgenommen».106 «Darumb wir

«Woltest du in disen (vnd dærglychen) reden / auff den blossen buoch-

auch dises buoch beyder Testamenten mit grosser arbeyt / fleyß / vnnd

staben / wie der lutet / tringen / so wurdest du den verfælen.»110

kosten erstlich unseren kirchen / naachmals [sodann] yederman zuo guotem getruckt habend.»107

Der zürcherischen Abgrenzung gegenüber Wittenberg stehen indessen nicht Lokalborniertheit oder konfessioneller Chauvinismus zu Pate – die Foliobibel 1531 will sich von der Lutherbibel vor allem dadurch unterscheiden, dass man

Dass tatsächlich Luther gemeint war, belegt folgender Passus aus Zwinglis vierter Abendmahlsschrift von 1527: «Als du nun, lieber Luther, also darthuost, du wellest allein die thüren wort: ‹Das ist min lychnam› nemen und uns überwinden, bruchstu under der gstalt [Schein] der redliche [Redlichkeit] und sicherheyt einen bœsen vorteil [Trick]. Dann du soltest durchs ganz buoch hinuß

«eins teyls etliche wœrtly (so vil die spraach betrifft) nach vnserem

[hindurch] dise wort nimmer allein handlen, sunder all weg ouch die

oberlendischen teütsch auff bitt etlicher geenderet / des andern teyls

wort hinzuothuon: ‹der für üch dahinggeben wirt›, als Lucas und

auch an etlichen orten den sinn (als wir vermeynend das vrteyl stande

Paulus habend.»111

beim læser) klærer vnnd verstæntlicher gemachet habend».

108

Es sind philologische und wohl auch theologische Kriterien, die hier zur Anwendung kommen. An einigen Stellen fallen denn auch Argumente aus der Abendmahlskontroverse. Luther wird nie namentlich genannt, aber zweifellos ist er gemeint. Etwa, wenn dem Leser gleich zu Anfang der Vorrede die Warnung zuteil wird: «Der die wort allein der gschrifft lißt / vnd auf den sinn und geist nit

War so einmal auf einzelne Stellen der Schein fragwürdiger Auslegung gefallen, so musste sich allmählich der Verdacht auf unrichtige Übersetzung in der ganzen Lutherbibel legen. Eine «klærere unnd verstentlichere» Bibelausgabe schien in der Tat unumgänglich. 3.1.2 Spuren in der Übersetzung Wie weit spiegeln sich nun die denominationellen Differenzen im deutschen Bibeltext selbst? Eine erste Überprüfung ergibt den nur

Hans Rudolf Lavater-Briner 98

auf den ersten Blick überraschenden Befund, dass abgrenzende und polemische Absichten im gelehrten Rahmenwerk (Kapitelsummarien und theologisierende Randglossen) zwar durchaus festzustellen sind, im Text aber sehr viel seltener und in der Form feiner Nuancierungen und leiser Akzentverschiebungen. Eine umfassende vergleichende Darstellung steht leider noch immer aus:112 Sie müsste sich durch Bienenfleiss und sublime dogmatische Kenntnisse auszeichnen. Drei kleine Beispiele mögen den hohen Anspruch veranschaulichen: a) 1. Korinther 10,16 Luther 1522 Der kilch [kelch] der benedeyung / wilchen wyr benedeyen / ist der nicht die gemeynschafft des bluts Christi? Zürich 1531 Der kelch der dancksagung / mitt welchem wir dancksagend / ist der nit die gemeinsame des bluots Christi?

In Luthers katholisierender «benedeyung» witterten die Zürcher Theologen Reminiszenzen oder Zugeständnisse an den römischen Messritus. Die exegetische Begründung für eine «klærere» Übersetzung hatte Zwingli 1526 in der gegen Erasmianer, Lutheraner (ohne Namensnennung) und Papisten gerichteten Klaren Unterrichtung vom Nachtmahl Christi geliefert, nachdem bereits seine Frühschriften eine deutliche Tendenz zur Säkularisierung des «benedeyen» hatten erkennen lassen:113 «Für’s erst, so sollten sy nit tütschen: ‹benedyung› und ‹benedyen› (dann man diß wort für ‹segnen› verstat), sunder für: ‹dancksagung› und: ‹dancksagen› oder ‹loben›; dann also vermag’s [bedeutet es] die hebraisch und griechisch spraach [barach bzw. eulogein].»114

Zwinglis mit Schärfe und Sarkasmus gewürzte Schrift Über Luthers Bekenntnis vom Sommer 1528 führt jetzt auch in dieser Sache den expliziten Angriff:

99 Die Froschauer-Bibel 1531

«‹segnen› redend die bäpstler, von denen entlehnet’s Luther, so doch Mattheus, Lucas, unnd Paulus eucharistêsas haben, das ist ‹danckgseyt› oder ‹gott gelobet›. […] Aber es dient wol zur sach, segnen; es sol vermögen [in den Stand versetzen], das man mit den worten einer materi krafft geb, und dem Luter vermögen, den lychnam Christi ins brot bringen.»115 b) 1. Johannes 5,21 Luther 1522

Kinder huttet euch für den abgotten

Zwingli 1522

kinder, huetend üch vor den bilden

Zürich 1524.31 Kinder huetend euch vor eer der bilderen

Anders als Luther, der «als Nominalist die Frage der Bilder, Zeremonien und der äusseren Gestalt nicht wichtig» nahm und sie zu den Adiaphora zählte,116 kannten die Zürcher in der Bilderfrage keine Lässigkeit.117 Griechisch eidôlon hatte Zwingli wiederum sehr früh und in deutlicher Opposition zur Wittenberger Übertragung als (Götter-)«Bild» gefasst.118 c) Matthäus 3,2 Luther 1522

Bessert euch

Zwingli 1523

Besserend üch

Luther 1545

Thut busse

Zürich 1531ff.

Besserend euch

In seinem übrigen Werk bevorzugte Luther die Form, wie sie in seine Bibel von 1545 Eingang fand. Wenn die Zürcher an seiner ursprünglicheren Fassung festhielten, so folgten sie hierin konsequent dem Vorschlag des Erasmus, der sich in seinem Novum Instrumentum Omne 1516 gegen das mit dem Buss-Sakrament korrespondierende poenitentiam agere (Busse tun) der Vulgata entschieden hatte, indem er gr. metanoein (umkehren, anders denken bzw. handeln) mit resipiscere (seine falsche Gesinnung ändern) übersetzte.119 Zwingli erkannte in dieser Lesart den Anschluss an entsprechende prophetische Texte des Alten Testaments. Die gegenüber Luther vorgenommene

Hans Rudolf Lavater-Briner 100

101 Die Froschauer-Bibel 1531

Akzentverschiebung war charakteristisch: Luther legte das Gewicht auf den religiösen, Zwingli auf den ethischen Aspekt der Reue. Dass die Zürcher Bibel 1531 und zu Teilen ihre Vorgängerinnen ab 1524 an ausgewählten Stellen die typischen Charakterzüge zwinglisch-zürcherischer Theologie und Stilistik aufweisen würden, war anzunehmen. Fraglich bleibt indessen, in welchem Umfange Zwingli für die insgesamt 30 Zürcher Bibel(teil)editionen zwischen 1524 und 1531 verantwortlich war.

Bemühen teilzunehmen, den «sinn» «klærer vnd verstæntlicher» zu machen.124 Demzufolge bezweifelte er die Berechtigung des landläufigen Begriffes «Zwingli-Bibel» für die Zürcher Bibel insgesamt:

3.2 Der Anteil Zwinglis an der Zürcher Bibel Ihrem Inhalt und Zweck entsprechend sind Zwinglis Schriften reich an Bibelbelegen. Allerdings reicht deren Menge nicht aus, um daraus eine «Zwinglibibel» zusammen zu stellen,120 zudem pflegte der Reformator seine Zitate aus dem Urtext, bzw. aus dem Gedächtnis paraphrasierend zu übersetzen:

In ihrer Untersuchung Die Zürcher Bibel bis zum Tode Zwinglis (1531) nahm Traudel Himmighöfer 1995 oben genanntes Desiderat auf und gelangte dabei zu einer Repristinierung der «Zwingli-Bibel»:

«Der Einfluss Zwinglis auf die Zürcher Bibelübersetzung wird auf breiterer Textbasis studiert werden müssen, um vielleicht zum Ergebnis zu gelangen, dass die Zürcher Bibel eine ‹Prophezei-Bibel› sei, die Frucht jener Exegetengemeinschaft, die Zwingli selber ins Leben gerufen hatte und in die er sich kollegial einfügte.»125

«Der Vergleich von Neuübersetzungen und Beigaben der einzelnen Zürcher Bibel(teil)editionen mit Zwinglis deutschen und lateinischen Schriften, Übersetzungen, Kommentaren, Exegetica und Randglossen hat gewichtige Übereinstimmungen erbracht.»126

Matthäus 5,15 Luther 1522

das licht vnter eynen scheffel setzen

Zwingli 1523

das liecht vnder ein mess [Mass] verbergen

Zwingli 1524

das liecht vnder die mess verstellen

Zwingli 1528

das liecht vnder das mess stellen

Zürich 1528.31 das liecht vnder ein vierteyl setzen

Anhand der 625 Matthäuszitate Zwinglis stellte Walter Schenker (1977) nicht nur erhebliche lexikalische und syntaktische Abweichungen zu Luthers Septembertestament 1522 fest.121 Auch die Zürcher Bibel 1531 erschien ihm gegenüber Zwinglis «beiläufigen» Zitaten auffallend selbständig,122 so dass er eine «direkte redaktionelle Mitarbeit Zwinglis an der Zürcher Bibel» geradezu ausschloss.122 Auf Schenker und der älteren Literatur ebenso wie auf eigenen Stichproben fussend, stellte Hans Rudolf Lavater (1983) bezüglich des fraglichen Rezeptionsprozesses fest, dass die Zürcher Bibelausgaben es offensichtlich vorzögen, unverständliche «wœrtly» Luthers «nach vnserem oberlendischen teütsch» zu verändern, statt an Zwinglis exegetischem

Allerdings musste Himmighöfer auch gelegentliche Ausnahmen von der Regel feststellen, wie etwa im Falle des Psalters des Zürcher AT III von 1525. Ein Beispiel: Psalm 39,10127 Vulgata obmutui et non aperui os meum, quoniam tu fecisti Zwingli 1525 tacebo et non adperiam os meum, si tu istud feceris Ich bin verstummet und tuo minen mund nit uf! dann du hast’s gemacht Zürich 1531 Wo du dz thuost wil ich schweygen vnd meynen mund nit auftuon. Luther 1545

Ich wil schweigen und meinen mund nicht auffthun / Du wirsts wol machen

Zürich 1931 Ich bin verstummt, will meinen Mund nicht auftun; denn du hast es gefügt.

Hans Rudolf Lavater-Briner 102

Zürich 1996 Ich bin verstummt, will meinen Mund nicht auftun; denn du hast es getan.

Himmighöfer schliesst zwar nicht aus, dass Zwingli in schwierigen Fällen «vermutlich» daran lag, «das von ihm Erarbeitete zunächst einmal einem engeren Kreis vorzustellen und, angesichts der philologischen Schwierigkeiten, den Rat anderer Kollegen einzuholen».128

Doch übers Ganze gesehen kommt sie zum Schluss, dass alle übrigen beobachteten Übereinstimmungen eben doch «keinen Zweifel daran [lassen], dass Zwingli selbst der Übersetzer und Glossator schon der ersten Zürcher Teileditionen [NT 1524 8°] ist und dass seine Übertragungen und philologisch-theologischen Interpretationen bis zur letzten zu seinen Lebzeiten erarbeiteten Bibelausgabe im Jahre 1531 massgeblich geblieben ist».129

Als Fazit formuliert der lebhaft zustimmende Rezensent Stefan Sonderegger: «Dementsprechend steht offenbar das Kollektiv in der Prophezei mehr im Hintergrund und bleibt als Diskussionsbasis der Übersetzung und Auslegung wirksam, wobei die daraus hervorgegangene Bibeltextgestalt zwischen nicht von Zwingli zu lösender Zürcher Bibel und überlieferten Zwinglizitaten doch die Sprache des Reformators in ihrer theologischen wie philologisch-stilistischen Entwicklung zeigte.»130

Ohne den reichen Ertrag der wegweisenden Studie von Himmighöfer mindern zu wollen, scheint uns indessen die Frage nach wie vor angebracht, ob die für die ‹prophezeilose› Frühphase des Zürcher Bibelwerkes 1524/25 unstreitig belegbaren direkten Eingriffe Zwinglis tatsächlich bis ins Jahr 1531 extrapoliert werden dürfen, ohne die fachliche Kompetenz und Autorität des seit Mitte 1525 fast täglich in zwei Prophezeien, versammelten Übersetzerkollegiums möglicherweise zu unterschätzen und die Rolle des primus inter pares Zwingli über

103 Die Froschauer-Bibel 1531

Gebühr hervorzuheben. Demgegenüber streichen die Berichte der Zeitgenossen gerade den partizipativen und kommunikativ-prozesshaften Charakter des Prophezeibetriebes besonders hervor.131 Wir vergegenwärtigen uns den dynamischen Vorgang der gegenseitigen Rezeption und Abgrenzung anhand der verschiedenen Editionen von Psalm 23 (Übersetzungsvarianten in eckigen Klammern): Psalm 23 bei Luther 1524 (L), Zwingli 1525 (Zw) und in der Zürcher Bibel 1531 (ZB)132 Titel L

Eyn psalm Dauids.

ZB Ein gsang Dauids Summar Zw Er lobt die grossen guottaten gottes under der glychnus eins hirten, der sine schaff trülich weidet. ZB Er lobt die grossen guotthaten Gottes / vnder der gleychnuß eines hirten der seine schaaff trüwlich weydet.

1 L Der HERR ist meyn hirtte, myr wird nichts mangeln

Zw Der herr ist min hirt; ich wird nit manglen. A ZB Der HERR hirtet mich / darumb manglet mir nichts

2 L Er lesst mich weyden da vil gras steht, vnd furet mich zum wasser das mich erkulet.

Zw In schöner weyd ernert [alpet] er mich; zuo ruewigen wasseren trybt er mich. ZB Er macht mich in schœner weyd lueyen / vnd fuert mich zuo stillen wassern.

3 L Er erquickt meyne seele, er furet mich auff rechter strasse vmb seynes namens willen.

Zw Er bringt min seel wider; er trybt mich uf dem pfad der grechtigheit um sines namens willen.

Hans Rudolf Lavater-Briner 104

ZB Mit denen erfristet er mein seel / treybt mich auff den pfad der gerechtigkeyt vmb seynes nammens willen

4 L

Vnd ob ich schon wandert ym finstern tal,

Zw Und ob ich schon vergienge [wandlete] in dem tal [göw,

105 Die Froschauer-Bibel 1531

4 Prophezei und Druckerherr «Jferend nach den geystlichen gaben / am meysten aber / dz ir a propheten mœgend. a[propheten] ist hie nit

heid] des schattens des tods,

wyssagen als so man künfftige ding

ZB Vnd ob ich mich schon vergienge in das gœw des

vorseyt / sunder eroffnen [mitteilen]

tœdtlichen schattens / L furcht ich keyn vngluck. Denn du bist bey mir. Deyn stecken vnd stab trœsten mich. Zw so wird ich übels nit fürchten; dann du bist by mir; din ruot und din stab tröstend mich. ZB so wurde ich doch nichts übels fœrchten dann du bist bey mir / zuodem trœstend mich deyn stæcken vnd stab.

5 L Du bereyttest myr einen tisch gegen meyne feynde.

Zw Du bereitest in minem angsicht den tisch vor minen fygenden; B ZB Du richtest mir ein tisch zuo vor meynen feynden / L Du machst meyn haubt fett mit œle und schenckst myr voll eyn.

Zw du machst min houbt feisst mit öl; min trinckgschirr ist vol.

ZB du begeüssest meyn haupt mit gesælb / vnd füllest mir meinen bæcher L Gutts vnd barmhertzickeyt werden mir nach lauffen meyn leben lang, Zw Darzuo werdend guots und gnad mir nachylen alle tag myns läbens ZB So wœlle deyn guete vnnd gnad ob mir halten meyn læben lang / L vnd werde bleyben im hause des HERRN ymerdar. Zw und wird wonen in dem hus des herren den langen tag [ewigklich]. ZB das ich in deynem hauß wonen mœge ewigklich. Tab. 7

vnd ußlegen den verstand der gœtlichen gschrifft.» 1. Korinther 14,1133

4.1 Die Prophezei 4.1.1 Lehrbetrieb und Lehrplan Der von Wittenberg in zunehmendem Masse unabhängige Abschluss der Zürcher Bibelübersetzung fünf Jahre vor Luther und derer unablässige Textrevision auf dem jeweils neuesten Stand von Philologie und Exegese, wie sie dem Zürcher Bibelwerk von allem Anfang eigen war, ist die Frucht der Prophezei, die man sich recht eigentlich als «matrix» des Zürcher Bibelwerks zu denken hat. Im Geiste seines (?) einstigen Wiener Lehrers Conrad Celtes hatte der Leutpriester Huldrych Zwingli im Frühsommer 1520 eine wissenschaftliche Lerngemeinschaft (sodalitium literarium Tigurinense) ins Leben gerufen, die sich mehr und mehr zum gelehrten Bibellesekreis entwickelte, dem als besonders gelehrige und ungeduldige Schüler in der Frühphase auch die nachmaligen Begründer der Täufergemeinde (Konrad Grebel, Felix Manz, Simon Stumpf) angehörten. 1522/23 begründete der zugewanderte Täufer Andreas Castelberger unter grossem Zulauf des gemeinen Mannes seinen eigenen, zunehmend obstruktiven Lesekreis. Beiden Kreisen blieb indessen gemeinsam, dass ein Lehrer/Leser das jeweilige Thema einführte, woran sich ein freundschaftliches, zuweilen auch disputatives Gespräch über das Gehörte und eine gemeinsame Mahlzeit anschloss.134 Mit der am 29. September 1523 beschlossenen Säkularisation des Grossmünsterstiftes konnte Zwingli, der sich hingebend um alle Belange kümmerte, seine eigenen Bildungsziele – die Heranbildung eines theologisch geschulten und der alten Sprachen kundigen Pfarrernach-

Hans Rudolf Lavater-Briner 106

wuchses, aber ebenso sehr einer bibelfesten, geistlich mündigen Gemeinde – zur Institution ausbauen. Er gab ihr in Anlehnung an 1. Korinther 14 den originellen Namen «Prophezey».135 Da ihm die Form des exegetischen Lehrbetriebs mit dem Nebenziel einer eigenen Bibeledition vorgeschwebt haben mochte, war ein theologisch ausgewiesener und im Buchwesen gleichermassen erfahrener Lehrkörper zusammenzustellen. Wie es scheint, optierten Felix Manz und Konrad Grebel auf die vorgesehenen Lekturen für Hebräisch und Griechisch.136 Doch die Wahl fiel auf den erst 25-jährigen Hebraisten Jakob Ceporin (Wiesendanger),137 nach dessen frühem Tod auf den Basler Professor für Altes Testament Konrad Pellikan (Kürsner).138 Am 19. Juni 1525 nahm die Prophezei ihre Tätigkeit auf, und zwar nach dem folgenden, eingespielten Schema, wie der Augen- und Ohrenzeuge Johannes Kessler zu berichten weiss:

107 Die Froschauer-Bibel 1531

des texts oder capitels manung [Meinung] sije. Disem allem nach endet die lection Leo Jud.141 Was vor [zuvor] von den drijen gelesen, anzeigt und erclert in latin, offenbart er in guo tütsch, anhenkend die erclerung des capitels, wie es durch Zwinglium in latin geredt ist.»142

Letzteres geschieht «mit der zyt»143 in Form einer Predigt oder Bibelstunde für die Laiengemeinde, die sich inzwischen eingefunden hat. Kessler hebt den speziell an das sodalitium gemahnenden partizipativen Charakter der Lehrveranstaltung besonders hervor: «In dem allem wirt nit underlassen das, so Paulus in bemeltem capitel [1Kor 14] anzeigt und wil: das, so dem zuohörenden etwas bessers geoffenbaret, der redend schwig und sich berichten lass. Also da, so einer redt, der ander verstat es besser, zeigt er es früntlich an, der redend nimpt es früntlich uf, damit der war und clar verstand uf die ban gefuort werde.

«Alle morgen [ohne Freitag (Markttag) und Sonntag] umb die VIII.



stund versamlet sich mengklich, besunder die, so sich studierns und

also wirt die demuottig und ganz flißig beschrieben. Gott welle uns

der gschrift beflissend, in der kirchen [Chor des Großmünsters]. Alda

rechtschaffner, gelerten männer nimer beroben [berauben], sunder mit

ist ain gestuol [Rednerpodium] verordnet, darinn die sprachengnoßen

sprachenseligen diener alle gemainden richlich versechen!»144

stuond, sampt iren biblien vor inen. Und angends nach gemainem gebett umb luteren und warhafften verstand sines worts zuo Gott139 hept an zuo der zit verordnet Caspar Megander140, an [ein] ganz oder halb capitel ze lesen nach der ordnung (wie sy dann die bibel zuo vorderst angefangen haben) von wort zuo wort in latin uß der alten, bißher gebruchten dolmetschung [Vulgata]. Demnach hept an Pellicanus, die vorgelesnen wort [...] uß dem hebraischen text zuo lesen, verdolmetschend in latin, sampt ainer kurzen anzeigung der Wörter kraft und vermügen und wo die nit mit der alten dolmetschung glich-

Zum letsten, wie die lection mit gemainem bett [Gebet] angefangen,

J. J. Hottinger zufolge hatte Leo Jud das «Präsidium unter den Dolmetschen» inne.145 Die geistige Autorität wird indessen stets bei Zwingli gelegen haben, wurde doch der ordentliche Lehrbetrieb der Prophezei während seiner Abwesenheit am Marburger Gespräch (September/Oktober 1529) unterbrochen bzw. umgestellt.146 Was den Lehrplan betrifft, so legt Heinrich Bullinger Wert auf die Feststellung, dass man die Form der ununterbrochenen lectio continua pflegte:

lutend funden werden.

«Wenn man mit allen buechern des allten testaments græch [fertig]



ist, so hept man die Biblj wider vm vomm anfang an.»147

Uf Pellicanum stat an Huldrych Zwingli, den vorgelesnen text [...]

uß dem griegschen der Septuaginta [griechisches AT] in latin zuo bringen, darby glicher maßen anzeigend der griegschen worten aigenschafft, zuo dem etlicher schwerer örter [Stellen] erclerung und was

Neben den lectiones publicae Alten Testaments im Grossmünster gab es in Zürich seit Herbst 1524 (?)148 auch einen «neutestamentlichen Zweig der Prophezei»149: die täglichen Nachmittagskurse von Oswald Myco-

Hans Rudolf Lavater-Briner 108

nius150 am Fraumünster, die Zwingli oftmals selbst leitete. Die nachfolgende Rekonstruktion des Vorlesungsplanes lässt vermuten, dass die Foliobibel 1531 nicht nur im Alten Testament in ihren von der Wittenberger Vorlage abweichenden Anteilen oder Luthers Lücken ausfül-

109 Die Froschauer-Bibel 1531

lenden Partien das Resultat der unter Zwinglis (An-)Leitung kooperierenden und kommunizierenden «sprachengnoßen» (Kessler) ist. Auch für das Neue Testament ist somit mit einem nicht geringen Einfluss des Zürcher Übersetzer- und Auslegerkollegiums zu rechnen.

Zürcher Vorlesungsplan der Prophezei151 AT-Lektionen am Großmünster

Zwingli P Predigten / U Übersetzungen / E Exegetica

NT-Lektionen / Predigten am Fraumünster

1 Mose 1525 VI– XI P 1526 VII–1527 III 1526 Sommer E 1527 III (ed. Jud / Megander) 1526 Sommer / Herbst 2 Mose 1–15 1525 XI–1526 III P 1527 ? E 1527 IX (ed. Jud / Megander) 1526 Spätherbst 2 Mose 15–3 Mose 1526 III–XII 1526 XII–1527 III 1526 2. Drittel Jos–4 Kge 1527 I–IX Jes 1527 IX–1528 II 1527 VI–VII Berner Disputation P 1528 III–XII U+E 1529 VII Jer / Kl 1528 II–VI P 1529 Anfang U+E 1531 III Ez 1528 VI–IX P 1528? 1528 VII–Jahresende E 1533 (ed. Megander) Hos / Kl. Propheten 1528 IX–XII P 1529? E 1533 (Reinschrift Bibliander) Dan 1528 XII–1529 I P 1529? E 1533 (Reinschrift Bibliander) Ps 1529 II–VI P 1525 IV–Jahresende 1529/30 U+E 1525 deutsch (Manus Zwingli u.a.) 1532 lat. (ed. Jud) Spr 1529 VII–IX Pred A 1529 IX (1 Mose 1–16) Marburg Pred B 1529 XI HL 1529 XI–XII Hiob 1529 XII–1530 II P 1530? U 1530 lat. (Manus Pellikan) Esr / Neh / Esth 1530 E 1530 Brevis Commemoratio 1530 2. Hälfte 1531 1.2 Chr 1-20 Kappel, Tod Zwinglis Foliobibel 2 Chr 21–36 1531 XI–XII Tab. 8

1 Joh 1.2 Thess Kol / Phil Hbr / 1.2 Kor Rm Mk

Joh

Mt

«Passion»

Hans Rudolf Lavater-Briner 110

4.1.2 Der Einfluss der Prophezei auf die Zürcher Bibel «Ich weiß [...], das der gemeinn lieplich Christ der warheit vil frölicher loset [zuhört], wo sy in irer eignen kleidung kumpt, weder [als] mit ze vil zier oder mit ze hochmuetigem gböch [Prahlen].»152

Unsere Beobachtung, wonach die Zürcher Übersetzung gegenüber der Lutherischen häufig sehr viel wortreicher ist, scheint zu Zwinglis eigenem Postulat der evangelischen «simplicitas» in Spannung zu stehen:

111 Die Froschauer-Bibel 1531

nen.»154 – «Deßhalb dem tolmetschen mee uff den sinn dann uff die wort ze tringen ist.»155

So stossen wir gerade auch bei Zwingli gehäuft auf Abschnitte wie den folgenden, in denen das Ringen des Exegeten um den Textsinn greifbar wird (zu Römer 7,8–10): «Die sünd was on das gsatzt tod, das ist: man weißt nüt von der sünd, wo ghein gsatzt ist. Ich hab ouch etwan gelebt on das gesatzt, das ist: die wyl wir noch nit mit dem wort gottes bericht sind, als die kinder sind, so lebend wir on das gsatzt. Als aber das gebott kummen ist, das ist: nachdem aber uns das gebott geoffnet [geoffenbart] wirt, do

Matthäus 9,31 Luther 1522 aber sie giengen auß vnd machten yhn ruchtbar [bekannt] Zürich 1531 aber sie giengend auß vnd haben sœlichen seinen lümmden vnd guot geschrey außgeruefft Hebräer 11,1 Luther 1522 Es ist aber der glawbe eyn gewisse zuovorsicht des das zu hoffen ist vnd richtet sich nach dem / das nicht scheynet Zürich 1531 Es ist aber der glaub ein gewüße zuoversicht deß das ze hoffen ist: ein klaare offenbarung / ja ein gewüße ergreyffung deren dingen die man nit sicht.

Ein Interesse an möglichst geschraubten Formulierungen ist in Zürich allerdings kaum je auszumachen, sondern vielmehr das Bemühen, die «Kluft der Sprachen» (Gadamer) zu überwinden, was immer heisst, «das Fremde, ja selbst Gegnerische des Textes und seiner Ausdrucksgebung bei sich gelten zu lassen». Der Übersetzer muss hierfür eine Sprache finden, «die nicht nur die seine, sondern auch die dem Original angemessene Sprache ist».153 In Zwinglis eigenen Worten:

ist die sünd lebendig worden, das ist: do hab ich gsehen, was sünd ist. Und bin aber ich gstorben, das ist: do ich das gsatz erkent, hab ich wol gesehen, das ich des todes gesin [gewesen] bin. Also ist das gebot, das mir zuo guotem gegeben ist, mir zum, tod geworden, das ist: das ich daran gesehen hab, wie ich des tods wirdig bin, so ich es nit erfüllen mag [kann] etc.»156

Wie Zwingli, so neigt auch die Zürcher Übersetzung mitunter zum Kommentar, zur erklärenden Umschreibung – zum «ProphezeiStil». Gewiss bewahren gerade diese «wortreichen» Passagen ein Stück jener Diskussion, wie sie die um Zwingli gruppierten Exegeten im Grossmünster und im Fraumünster täglich geführt haben. Auch hierin ist Adolf Fluri (1922) völlig Recht zu geben: «Luther übertrug die Bibel ins Deutsch als sprachgewaltiger Dichter. Zwingli und die Zürcher übersetzten sie als sprachenkundige Philologen.»157

Als solche scheuten sie sich denn auch nicht, die Ergebnisse ihrer historisch-kritischen Erwägungen gelegentlich im Kleindruck dem Normaltext beizugeben.158 Zwingli in der Vorrede zur Prophetenbibel 1529:

«Denn es hat jede Sprache dergestalt ihre Eigentümlichkeiten (sic suos

«Etwan [zuweilen] habend wir ein wörtlein, das im ebraeischen text

idiotismos, sic sua schemata), daß sie kaum übersetz werden kön-

nit stadt, hinzuogethon, doch ein söliches, one wölches zuosatz das

Hans Rudolf Lavater-Briner 112

Tütsch nitt mocht verstanden werden. Dasselb zuogesetzt habend wir [...] mit kleyneren buochstaben, dann sunst der text ist, trucken lassen, das man sähe, was vnser zuosatz sye.»159

Die hyperphilologische Ausrichtung der Prophezei gefiel freilich nicht allen. So notiert der gewiss unverdächtige Konrad Pellikan, dem die Anliegen der systematischen und der praktischen Theologie und wohl auch der Spiritualität zu kurz kamen: «Auch sah ich mehr und mehr ein, daß unsere bisherige Behandlungsweise vorwiegend die grammatikalische Seite berücksichtigte und nur den Hauptinhalt vermittelte, der den Theologiestudenten nicht genügen konnte. Ich meinte daher, man müßte fast aus jedem Kapitel und Vers etwas für die christliche Glaubens- und Sittenlehre entnehmen,

113 Die Froschauer-Bibel 1531

Abb. 1 Buchdruckerei Froschauer298 Vorne links der Künstler Heinrich Vogtherr der Ältere (1490–1556), etwas oberhalb der Mitte des Holzschnitts möglicherweise Christoph Froschauer der Ältere. Vogtherr hat verschiedene Illustrationen zur Stumpfschen Chronik beigesteuert und diese Vignette an der Stelle eingefügt, wo Stumpf über die Erfindung des Buchdrucks durch Johann Fust schreibt. Johannes Gutenberg wird eigenartigerweise nicht erwähnt. Fust unterhielt zusammen mit Peter Schöffer eine Druckerei in Mainz (Johannes Stumpf, Chronik, Bd. 1, Zürich, 1548, f. 23r).

damit die Zuhörer lernten, wie die Heilige Schrift nützlich und lehrreich zur Erbauung der Gemeinde zu gebrauchen sei.»160

«Wo vor zeyten ein Bibly was / da sind yetzt tausent / das sœllend wir für ein guot glückhafft ding haben / vnd das vns Gott wœlle begnaden /

4.2 Der Drucker: Christoph Froschauer d. Ä. «Der tüfel nem die trucker gesellen Die alle ding in tütsch stellen Das alt vnd nüw testament Ach, werend sie halb verbrent Eyn ieder pur der leßen kan Der gewüntß eim schlechten pfaffen an […] Die trucker hand sie all vergifft. Sie hand das euangelium gfressen Und sind ietz mit dem Paulo besessen.» Niklaus Manuel Deutsch 161

An der Wiege der modernen Druckkunst steht die Bibel. In der «Schwarzen Kunst» sahen die Reformatoren das Geschenk Gottes zur Verbreitung seines Wortes. Die Vorrede der Zürcher Bibel 1531 gibt diesem Bewusstsein begeisterten Ausdruck:

so er vns sein wort so gmein macht [verbreitet]. Jetz ist die zeyt von deren die propheten vor gesagt habend / dz yederman von Gott geleert vnd bericht so werden».162

Der Hochschätzung des Wortes entsprach der sorgliche Umgang mit ihm. Die Pietät, mit der die römische Kirche das Heilige umgeben hatte, wendet die Reformation fortan an die Bibel. In Zürich traf sich der biblische Impetus der Theologen mit dem eifrigen Ernst des Druckerherrn und seiner leistungsfähigen Offizin.163 Christoph (Christoffel) Froschauer d. Ä. 1490–1564165 Unehelicher Herkunft, um 1490 wohl im oberbayerischen Kastl b. Altötting geboren, Lehrjahre vielleicht bei dem verwandten Drucker Johann Froschauer in Augsburg. Um 1515 als Geselle bei Hans Rüegger in Zürich tätig, führte Froschauer nach dessen Tod 1517 für die Witwe Elsa, die er später heiratete, die Offizin «im Wyngarten am Niederdorf» (heute Zähringerstrasse 32/Gräbligasse 7) weiter. 1519 wurde er «von syner kunst wegen» Bürger der Stadt. Im gleichen

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Jahr wird ihm mit Diß ist der Psalter oder Rosen krantz von unser lyeben frowen von Sixt Buchsbaum der erste Druck zugewiesen. Seit spätestens 1522 (Wurstessen am Abend des 9. März) ein unerschrockener Parteigänger Zwinglis und seiner Lehre, trug er zu deren Verbreitung mit feinem Kunst- und ebenso wachem Geschäftssinn wesentlich bei. Neun Lutherschriften hatten seine Druckerei verlassen, als er ab 1524, gleich zu Beginn des Abendmahlsstreits, dieses gutgehende Geschäft unverzüglich einstellte und sich umso mehr auf die Herausgabe von Zwinglis Schriften und anderer Reformatorica verlegte. 1528 gelang ihm nach zähen Verhandlungen mit dem Rat der Ausbau seiner Offizin (4 Pressen, Schriftgiesserei, Buchbinderei, seit 1544 eigene Zeichen- und Formwerkstatt), indem ihm ein Teil des säkularisierten Barfüsserklosters (Hirschengraben/Untere Zäune) überlassen wurde. Der Vertrag wurde 1546 «in ansehen sin gwerb, der gemeiner stadt vil lob vnd rum gebracht», um drei Jahre verlängert. Im Herbst 1535 übernahm er die überteuerte Pacht der städtischen Papiermühle. Leiter wurde sein Stiefbruder Eustachius Froschauer d. Ä., dem er auch den lukrativen Kalenderdruck überliess. 1551 erwarb Froschauer Teile des ehemaligen Dominikanerklosters zu St. Verena (Brunngasse 14 und 18/ Froschaugasse 18). Hier konnte er seine definitive Druckerei einrichten. Zudem besass er noch zwei Häuser an der Stüssihofstatt. 1543 erschien ein Verlagskatalog mit 216 Titeln. Das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) kennt über 770 Drucke, darunter 67 deutsche Bibel(teil)ausgaben, altsprachliche Bibel(teil)ausgaben, Bibelkommentare, Einblattdrucke und -kalender, Gesangbücher (seit 1559 mit Notentypen), theologische und sonstige gelehrte Werke (Bibliander, Bullinger, Fries, Geßner, Gwalter, Jud, Lavater, Mahler, Oekolampad, Pellikan, Stumpf [Schweizer Chronik 1547/48 mit fast 4000 Abbildungen], Vadian, Vermigli, Zwingli), römische und griechische Klassiker, Akzidenzdrucke für Kirche und Staat (bis 1537 auch fast alle Berner Reformatorica), etc. Am 1. April 1564 starb Christoph Froschauer kinderlos nach kurzer epidemischer Krankheit. Sein Testament begünstigte vor allem dem

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Neffen Christoph Froschauer d. J. (1532–1585), der auch die Offizin übernahm. Konrad Pellikan nennt Froschauer «einen grundehrlichen und zuverlässigen Mann [honestissmus et fidelissimus]».166 Alle Aufgaben, mit denen er zu tun hatte, waren bei ihm in den besten Händen, ebenso die Briefe und Nachrichten, die man ihm, der geschäftehalber viel auf Reisen war, anvertraute. Gelegentlich griff er selbst zur Feder. Wie gewandt er sie führte, zeigt seine geschickte Rechtfertigung des in seinem Hause geschehenen Fastenbruchs 1522 und stellen auch die Bibelvorreden von 1527,1530, 1534ff. sowie die umfangreiche Korrespondenz unter Beweis. In der gehaltvollen Vorrede zum Lateinisch-Deutschen Neuen Testament Zürich 1535 schrieb Johannes Zwick: «Es ist ouch den truckeren nit ze verbonnen [übelzunehmen] / ob sy glych etwas gewins auß disen buecheren habend: mer soll man lugen auff den nutz der dænen entstaat die dise buecher kouffend vnd mit was ernst und flyß dise buecher koufft waerdend. Dann ist das nid ein wunderbarlich ding / das so vyl Testamenten im tütschen landt truckt sind / vnd dennocht alle præssen noch gnuog ze trucken habend?»167

Dass die Reformation Christoph Froschauer weit mehr bedeutete als nur gerade eine Zeit besonders günstigen Geschäftsganges, drückt ein ergreifender Passus aus seinem Testament (März 1564) aus. Sein letzter Wille ist es, «das durch den truck die eer gottes und syn eewige warheit / ouch guote künst und sitten der welt sampt allem guoten gepflantzet werde. Darzu unser statt Zürich glück / lob und eer sich mere / ouch menger frommer burger sich erneren mœge. Das ouch vor allen dingen syn vetter Ghristoffel nützit überal trucke, das wider unsere waare christenliche religion und evangelische warheit stryte oder secktisch ufrürisch / unzüchtig / ergerlich oder schändlich sige / sonder / das er alwegen allein / was nütz / eerlich und christenlich ist / fürdere.»168

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5 Die theologische Ausstattung der Zürcher Bibel 1531 5.1 Die Vorrede 5.1.1 Vorbemerkung Die Tradition, Bibelausgaben mit gelehrten Vorbemerkungen zu versehen, geht auf Hieronymus zurück. Sie fand ihren einstweiligen literarischen Höhepunkt bei Erasmus von Rotterdam. Auch die Reformatoren pflegten diese literarische Gattung, jedoch mit anderer Zielsetzung: An die Stelle der kaum verhüllten Zurschaustellung der Gelehrsamkeit des Autors trat nun das pastorale Anliegen, die Leser ins Herz der Schrift zu führen und sie zu eigenständigem Umgang mit dem Wort Gottes anzuleiten. Ein Meister dieses Faches war Martin Luther, dessen neutestamentliche Vorreden noch in die entsprechenden Zürcher Ausgaben bis 1525 aufgenommen worden waren. Seit 1527 haben wir es jedoch, wenn überhaupt, mit Vorreden aus der Feder von Zürcher Prädikanten zu tun. Zu den Propheten 1529 (AT IV) schrieb Zwingli am 1. März 1529 das Vorwort.169 In diesem legte er seine philologischen und exegetischen Leitgedanken dar und stellte theologische Erwägungen zum Amt des Propheten an. Knapper fasste sich Leo Jud zu den populären Apokryphen 1529 (AT V), deren Wert er jedoch vor dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift deutlich relativierte. Erschien die erste in einem Zuge und in grosser Auflage gedruckte Zürcher Vollbibel 1530 in Oktav und Sedez mit Ausnahme der drucktechnisch ausgerichteten Vorrede Froschauers ohne Beigaben («Volks»ausgabe), so schien ein Vorwort in der Foliobibel 1531, die offensichtlich für einen anspruchsvolleren, auch wesentlich kaufkräftigeren Adressatenkreis gedacht war, unumgänglich. Wir skizzieren die Hauptgedanken dieser reich befrachteten Abhandlung. 5.1.2 Zusammenfassung a) D  ie Heilige Schrift, Gottes Offenbarung, liegt im Argen. Von den meisten ignoriert oder verachtet, wird sie von denen, die sie

117 Die Froschauer-Bibel 1531

noch lesen, ihres Sinnes und Geistes entkleidet, indem sie sie für ihre Zwecke missbrauchen. Diese Vorrede dient dazu, alle gutwilligen («christenlichen») Leser zu rechtem Umgang mit der Schrift zu ermahnen und anzuleiten. b) Weil die Schrift «geistlich» ist («von dem geist yngekucht [eingehaucht]»,170 braucht es zu ihrer rechten Auslegung («ræchter verstand») den erleuchtenden Geist.171 Um diesen soll und darf man Gott bitten.172 Der demütigen Haltung entspricht, dass unverständliche und widersprüchliche Schriftstellen bis zu künftiger besserer Belehrung173 in Glauben und Liebe ausgehalten werden. Zwei exegetische Einsichten mögen dabei hilfreich sein. Zum einen: Gesetzliche Buchstabenklauberei verfehlt den Schriftsinn.174 Die Bibel gefällt sich oft in «figurlich reden», etwa wenn Christus spricht: «daß ihr mein Fleisch eßt» (Joh 6,53). Ferner sind der Textzusammenhang und die Abfassungsverhältnisse zu beachten.175 c) Ihre Bibelverbote und -verbrennungen176 begründen die Gegner der Reformation im Hinweis auf den Schaden, den die neuerlichen Bibelübersetzungen beim gemeinen Mann angerichtet hätten177 – dabei bestünde doch eher Grund, Gott zu danken für die «gaab der interpretation [Auslegung/Übersetzung] vnnd auch des trucks», geschieht beides doch zum Besten der Menschen. Gegen den Vorwurf, unterschiedliche Übersetzungen erzeugten Glaubensspaltungen, kann daran erinnert werden, dass in den ersten christlichen Jahrhunderten fast jede Kirche «eine besundere translation» hatte. Was der Alten Kirche recht war, wie sollte es den Kirchen zu Wittenberg und Zürich nicht billig sein?  Im Übrigen schöpft die Zürcher Übersetzung der alttestamentlichen Geschichtsbücher aus der Wittenberger Vorarbeit (die des Neuen Testaments wird vorausgesetzt), nur, dass man «etliche wœrtly» dem heimischen Idiom anpasste und an einigen Stellen den Sinn «klærer unnd verstæntlicher» herausstellte, wofür der «tolmætsch» (Luther178) eigentlich danken sollte. Die Propheten und die poetischen Bücher sind jedoch selbständige Leistung der

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Zürcher und stehen jeder sachlichen und brüderlichen Kritik und Belehrung offen. Solange man sich im Geist und in der Liebe Gottes findet, kann daraus kein Streit entstehen. d) Zur vorliegenden Ausgabe. Philologische Leitgedanken: Textgrundlage für das Alte Testament war der hebräische Urtext. Die Punktation/Vokalisation179 und die Kommentare der Rabbinen wurden nicht berücksichtigt, da diese blind sind für das Licht Christi, das in ihrer eigenen Bibel aufscheint. Hilfreich war die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testaments.180 Mehr als dem einzelnen Buchstaben schenkte man dem Sinn und der ursprünglichen Bedeutung des Wortes Beachtung, wie es überhaupt schwierig ist, eine Sprache unversehrt in eine andere umzugiessen. Ausstattung: Gegenüber anderen Bibeldrucken weist der vorliegende zahlreiche Vorzüge auf: eine gut lesbare hübsche Schrift, Illustrationen als Leseanreiz und zur besseren Vergegenwärtigung des Textes, ferner kurze Zusammenfassungen zu jedem Kapitel und biblische Parallelstellen. e) In zwei Durchgängen werden die Bücher des Alten Testaments und die Apokryphen behandelt. Letztere sind nur um der Vollständigkeit willen abgedruckt und vielleicht nicht nutzlos zu lesen.181 Obgleich erst das Neue Testament die Botschaft des Alten ins rechte Licht rückt, stehen doch beide in der Einheit der göttlichen Offenbarung: hier die Verheissung, dort die Erfüllung. Im Bibelwort ist Christus über alle Zeiten hinweg gegenwärtig. f) Die Zürcher haben weder Mühe noch Kosten gescheut, zum Besten ihrer Kirche und eines jeden Hauswesens diese Bibel herauszubringen. Entgegen dem Verbot der römischen Kirche182 wird jeder Hausvater aufgefordert, sich ein Testament zu besorgen, nicht zuletzt deswegen, damit er die Lehre der Prädikanten überprüfen könne.183 Eine besondere Gnadenzeit ist angebrochen:184 was die Propheten (Jeremia 31,34)185 verheissen haben, erfüllt sich heute (d. h. in der Reformationszeit). Gottes Wort breitet sich allenthalben aus,186 in seinem Masse auch Christi Reich.

119 Die Froschauer-Bibel 1531

5.1.3 Der Verfasser Die zehn eng bedruckten Seiten nennen keinen Verfasser. Der «wir»Stil wechselt an einer einzigen Stelle zum «ich» hinüber.187 Die ältere Literatur hat die «trefflich geschriebene, oft bis zu poetischem Schwunge sich erhebende» (von Wiederholungen nicht freie) Abhandlung ohne nähere Begründung stets Zwingli zugeschrieben.188 H. R. Lavater (1983) lieferte für diese Annahme zahlreiche Belege, wollte jedoch den mit Zwinglis Denken bestens vertrauten Mitarbeiter und Intimus Leo Jud («Leunculus doctissimus»189) nicht ausgeschlossen haben.190 Für T. Himmighöfer 1995 und ihren Rezensenten kann jedoch «so gut wie endgültig Leo Jud als Verfasser der meist Zwingli zugewiesenen […] Vorrede bestimmt werden, was u. a. aus inhaltlichen Übereinstimmungen mit früheren Beiträgen Leo Juds sowie textlichen Parallelen aus Erasmus, den ja Leo Jud maßgeblich übersetzt hatte, hervorgeht».191

Dass an dieser Stelle mit Gottfried W. Locher (1979)192 Zwinglis Autorschaft weiterhin der Vorzug gegeben wird, mag aus folgenden, von Himmighöfer leider nicht gewürdigten Gründen hervorgehen: a) Theologie: Wir nennen die für Zwingli charakteristische Weise, im Zusammenhang mit dem Schriftwort vom Heiligen Geist zu reden (Pneumatologie). Damit verbunden ist die Offenheit für künftige bessere Belehrung sowie das Geschichtsbild (die Reformationszeit als eschatologisch besonders qualifizierte Gnadenzeit). b) Auffallend viele Parallelen lassen sich zum Werk des Reformators ziehen.193 Zwei Stellen der Vorrede stimmen fast wörtlich überein mit Passagen aus der Jakobusbrief-Vorlesung,194 die Zwingli im Januar 1531, also in grosser zeitlicher Nähe zu der Foliobibel 1531, gehalten hatte. c) Mindestens 15 Gedankengänge der Vorrede 1531 finden sich bereits in Zwinglis Einleitung zur Prophetenbibel 1529.195

Hans Rudolf Lavater-Briner 120

5.2 Hilfsmittel für den Bibelleser 5.2.1 Der «Kurze Zeiger» Auf die Vorrede Zwinglis folgt «ein kurtzer zeiger der fürnemsten (= wichtigsten) hystorien vnnd gemeinsten [= häufigsten] articklen», ein biblisch-dogmatisches Schlagwortregister von 8½ Seiten Umfang, das dem Leser beim Auffinden bestimmter Bibelstellen oder Begriffe «vast [sehr] nütz unnd dienstlich» sein soll. Der «Zeiger» erweist sich als eine erweiternde Bearbeitung des schon 1525 von Froschauer gedruckten Zeyger büechlin der heiligen geschrifft des Ulmer Laien Jörg Berckenmeyer, das den neutestamentlichen Zürcher Oktavausgaben von 1525, 1528 und 1530 beigebunden war.196 Die rund 250 dogmatischen «artickel» sind durch grösseren Schriftgrad, Zeileneinzug oder Alineazeichen ¶ gekennzeichnet. Sie stellen recht eigentlich eine Miniaturdogmatik für Laien dar – ein erneuter Beweis für das lehrhafte Anliegen der Foliobibel 1531. 5.2.2 Das Register der biblischen Bücher und ihre Einteilung Dem Bibelunkundigen dient die alphabetische «anzeygung aller buecher des alten und nüwen Testaments» mit Hinweis auf den betreffenden Band und die Blattzahl. Die Einteilung, bzw. die Bezeichnung der biblischen Schriften folgt im Wesentlichen der Vulgata, doch steht die Ordnung nach dem hebräischen Urtext jeweils in den Kolumnentiteln auf der linken Seite daneben: hebräisch

lateinisch (und griechisch)

1. und 2. Samuel

1. und 2. Könige

1. und 2. Könige

3. und 4. Könige

Nehemia

2. Esra

1. und 2. Chronik

Paralipomenon

Die früheren Zürcher Ausgaben hatten bei den Psalmen die hebräische Zählung eingeführt. Die Foliobibel 1531 zählt sie wieder nach der Vulgata, verweist aber an entsprechender Stelle auf die andere Möglichkeit:

121 Die Froschauer-Bibel 1531

hebräisch (und Luther)

lateinisch (und griechisch)

Ps 1,1–9,21

Ps 1,1–9,21

10,1–114,8

9,22–113,8

115,1–116,9

113,9–114,9

116,10–147,11

115,10–146,11

147,12–150,6

147,12–150,6

Auf die Geschichtsbücher (1. Mose – Ester) folgen die Apokryphen. Mit Ersteren stehen diese gemäss Vorrede «nit in gleycher acht, [...] sind doch nit alle ding so außgestochen vnnd lauter / als in den vorgemælten».197

Ihre Popularität – übrigens auch in gewissen Täuferkreisen198 – wird sie gerettet haben. Geschichtsbücher und Apokryphen zusammen bilden den 1. Teil der Zürcher Bibel 1531. Diese Einteilung bleibt bis Ende des 16. Jahrhunderts bestehen. Später stehen die Apokryphen wie bei Luther am Schluss des Alten Testaments.199 Luther hatte bekanntlich die überkommene Reihenfolge (Paulusbriefe, Hebräer, Jakobus, 1. und 2. Petrus, 1.–3. Johannes, Judas, Offenbarung) souverän umgestellt. Statt der 27 neutestamentlichen Schriften anerkannte er nur deren 23 als kanonisch und verbannte Hebräer, Jakobus, Judas und Offenbarung, in die sein Geist sich nicht schicken konnte, an den Schluss. Die Zürcher Foliobibel 1531 übernimmt Luthers Einteilung, jedoch ohne dessen Argumentation. An geeigneter Stelle setzt sie sich teilweise sogar deutlich von ihm ab: a) Der Hebräerbrief wird für paulinisch erklärt: «Deß heyligen Apostels Pauli Epistel an die Ebreer»200 – die Foliobibel 1536 wird ihn wieder zu den Paulinen stellen. b) Jakobus- und Judasbrief erhalten das Prädikat «apostolisch»: «Die Epistel deß heilygen Apostels Jacobs/ Jude».201 c) Die Offenbarung des Johannes (wie übrigens auch den 2. und 3. Johannesbrief) weisen die Zürcher Johannes Theologus zu.202

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5.2.3 Kapitelsummarien «Einem yetlichen capitel habend wir die summ [Hauptinhalt, Zusammenfassung] / so darinn begriffen / in kurtzen Worten argumenta weiß [dem Stoff nach] fürgestelt.»203

Die mit wenigen Ausnahmen nun jedem Kapitel in kleinerem Schriftgrad vorausgeschickten prägnanten Inhaltsangaben stellen innerhalb des deutschsprachigen Bibeldrucks der Reformationszeit recht eigentlich ein Novum dar. Theologisch reich befrachtet, enthalten sie in den Psalmen, und häufiger noch bei den Propheten, messianische Deutungen: Psalm 48(49) Es ist ein gebætt in großer und langwiriger not / darinn ein hælle figur deß leydens Christi vnnd seiner glideren außtruckt wirt. Jesaja 53 Der Prophet vermanet das volck / das es den künfftigen Heyland annemme.

5.3 Das gelehrte Rahmenwerk 5.3.1 Parallelstellen Fast beiläufig erwähnt die Vorrede 1531, es seien «næbend dem text concordantzen angehefftet».204 Heute zählen die biblischen Parallelstellen zur Normalausstattung einer Bibeledition. Darüber vergisst man nur allzu leicht, dass diese meist in demütig kleinen Schriftgraden daherkommenden Angaben das Ergebnis mühevoller bibelkundiger Kleinarbeit und ernster theologischer Erwägung sind. Mit berechtigtem Stolz weisen darum die Zürcher darauf hin, dass man die Parallelstellen «in anderen / die vormals getruckt sind / Biblien / nit so eigentlich observiert (nicht so genau genommen habe)». Zwar hatte Luther diese Nebenprodukte seiner Schriftauslegung nach dem Vorbild der Vulgata schon 1522 an den Textrand seines Septembertestaments von 1522 setzen lassen, und die Zürcher Nachdrucke

123 Die Froschauer-Bibel 1531

1524–1530 übernahmen diese fast vollständig. Doch die Foliobibel 1531 schuf diesen gelehrten Apparat von Grund auf neu und vermehrte ihn auch in den unabhängig von Luther übertragenen Partien (AT IV und AT V), wie die folgende Stichprobe zeigt: Matthäus Jesaja NT Luther Basel 1522 250 NT 2° Zürich 1524 255 NT 16° Zürich 1527 254 AT 2° Zürich 1529 3 Bibel 8° Zürich 1530 253 Bibel 2° Zürich 1531 975 703

1Makk

14 13 46

Tab. 9

Aufs Ganze der 1531er Edition gesehen, zählen wir insgesamt 14 775 Parallelstellen (AT I–IV: 8400, NT: 6124, AT V: 251), im Durchschnitt deren 11 pro Seite. (AT I–IV: 9, NT: 24, AT V: 2).205 Auffällig ist dabei der für die Zürcher Bundestheologie206 typische häufige Rückbezug des Neuen Testaments auf das Alte – und umgekehrt. 5.3.2 Hinweise auf ausserbiblische Autoren Die in AT V 1529 anhebende Konfrontation des Bibeltextes mit ausserbiblischen Aussagen findet in der Foliobibel 1531 ihre Fortsetzung. Nicht als Selbstzweck, sondern im Interesse des vertieften Schriftverständnisses, finden sich (in AT V, dann in AT III) um die 70 Hinweise auf Werke des klassischen Altertums. Im Vordergrund stehen historische und realienkundliche Informationen sowie der Erweis des Wortes Gottes als eine zeitlose Wahrheit, deren Geist dort weht, wo er will – auch bei Griechen und Römern!207 Wir stellen die zitierten Autoren und Werke nach abnehmender Häufigkeit zusammen (Tab. 10, S. 124).208 Neben Vergil galt Cicero als der zweite «Vater des Vaterlandes», dementsprechend häufig wird auf ihn Bezug genommen. In De officiis sah die Renaissance die Bibel der Humanität, und Zwingli bezog im Wesentlichen aus dieser Schrift seine (begrenzten) Kenntnisse der griechischen Philosophie.

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Hinweise auf ausserbiblische Autoren Autor Cicero (v. a. De officiis) Josephus (Antiquitates Iudaicae, v. a. in 1Makk) C. Plinius Secundus (Historia naturalis) Theophrast von Eresos (Historia / De causis plantarum) M. Fabius Quintilianus (Institutiones oratoriae) Vergil (Aeneis) M. Terentius Varro (Rerum rusticarum) Valerius Maximus (De amicitia) P. Flavius Vegetius (Epitoma rei militaris) Xenophon (Paideia) Marcantonio Coccio/Sabellicus (Enneades)

Verweise 23 17 9 8 4 2 2 1 1 1 2

Tab. 10

5.3.3 Glossen Mit den biblischen Parallelstellen zusammen bilden die rund 1800 von Luther weitestgehend unabhängigen Randglossen (AT I–IV: 1030, NT: 485, AT V: 291) einen nicht unwesentlichen Bestandteil der Zürcher Übersetzerleistung. Umso verwunderlicher ist es, dass diese Quellen von hohem theologischem und philologischem Wert bisher noch kaum ausgeschöpft worden sind.209 Im disparaten Material zeichnen sich vier Hauptgruppen ab: – Stichwörter (1122-mal) und Erläuterungen (369-mal): Die Stichwörter, zumeist dem Text entnommen, heben seine Struktur hervor und erleichtern das Auffinden einer Bibelstelle. Oftmals werden aber auch systematisch-theologische Begriffe verwendet (etwa: «Gegenwürtigkeit Gottes», «Sünd», «Vrsach der geschrifft», «Waal Gottes»), an die sich konkordante Parallelstellen anschliessen. Bei den Erläuterungen handelt es sich um kurze Hinweise auf die sprachliche Form («Figur», «Sprüchwort», «Allegoria», «Antinomia»), nicht selten mit wertendem Kommentar («hüpscher sermon Stephani», «huepsch Schema», «schœne glichnus»). Ebenso häufig werden exegetische Grundsätze mitgeteilt («Merck daß ein gschrifft zuo anderen gefuegt

125 Die Froschauer-Bibel 1531

und verstanden wirt») und fremdsprachige Wörter übersetzt («Kislef / Dezember», «Glef / Spießeisen»); gelegentlich sind auch Helvetismen, auf deren Fortbestand man offenbar Wert legte, mit dem gemeindeutschen Äquivalent versehen (Jer 13: «Fœn und Sudwind sind eins». Jes 3: «Baaben sind weibische / nærrische jüngling». Jes 7: «Stalden / ist ein steyg oder stutz an eim reyn oder bühel»). – Erbauliche Nutzanwendungen (113-mal) und Sentenzen (86-mal): Die moralisierenden Glossen haben zumeist Aufforderungscharakter («Da lern», «Da luog», «Bedenck», «Merck»). Die in der Vorrede angekündigte Didaktik kommt hier zum Zuge,210 indem dem Leser auch Glaubensmaximen vermittelt werden, die, zusammengenommen, einen kleinen Katechismus ergäben. Hier nur wenige Beispiele: Gott ist vns guo umb seinentwillen (Ez 36) Buoß vnd glaub habend jre frücht (Lk 3) Der glaub bringts læben (Joh 11) Gottes wal [Erwählung] ist vor unser erkantnuß (Jes 45) Gott wil zuozyten nit hœren / auff daß die bstendigkeit [perseverantia] außbreche (Hiob 30) Der gerecht ist nit gerecht / so er mit Gott rechtet (Hiob 9) Guoter will ist Gottes (3Esra 8) Ein wolff treybt den andern vß (2Makk 4) Gott gibt willen vnd werck (Sir 15) Gott wirt erkent entweders auß guete oder uß rühe (Ez 15) Katzenbætt gat nit gen himmel (Spr 26)

– Polemisches (53-mal): Jedes Bekenntnis enthält im Kern eine Verurteilung. An drei Fronten wird die reformierte Lehre in der Zürcher Bibel 1531 verteidigt: a) Gegen die Papstkirche (35-mal). Am häufigsten (18-mal) wird der römische Heiligenbilderkult ins Visier genommen (vor allem innerhalb der Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel sowie bei Baruch, im Neuen Testament bei Markus, Lukas und Apostelgeschichte):

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Jermia 10 Sy sind gœtt die wider himmel noch erden geschaffen habend: deßhalb werdend sy von der erd vnnd von allem dem das vnder dem himmel ist / zgrundgon.

Glosse: Also solt du die hœltzinen heyligen oder herrgotten eeren [!].

Jermia 44 Dozemal hatten wir narung gnuog / vnd warend glückhafftig / kein vnglück gieng vns an. So bald wir aber

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zu Mk 10 Hatt Christus die hend auff die kinder gelegt / so magst du sy touffen zu Kol 2 der touff volgt der beschneydung.

Weitere charakteristische Kontroverspunkte (5-mal) sind: zu Lk 23 die seelen wachend vnd wüßend (gegen die Vorstel-

aufgehœrt habend / der künigin des himmels opfferen [...] habend wir an allen dingen mangel gelitten. Glosse: Die goetzenknecht habend dise red vff disen

lung vom Seelenschlaf) zu Lk 6 und was jr lyhend Glosse: Der Herr verbüt nit dise stuck sonder leret

tag. Wz sagt aber der Herr?

das man nichts jm dafür im himmel empfahe / etc.

3. Makkabäer

Gœtzen sind der toren heiligen

(Berechtigung von Zinsen und Zehnten)

Ezechiel 16

Vældkirchen / teufels heüser.

Unter Verdikt gerät auch die Transsubstantiationslehre bzw. der Opfercharakter der römischen Messe (7-mal): Matthäus 8

Herr / ich bin nit wært das du vnder min tach gangest.

Glosse: Bin nit wært sagent sy / sy wellend aber doch den leyb in jrem huß / mund / vnd bauch haben. Daniel 9 so denn die woch grad halb hin ist / wirt er das

zu Röm 15 Den leerer sol man neeren (Berechtigung des Prädikantenlohns).

c) gegen Luther (5-mal). Die Abendmahlsdebatte spiegelt sich in vier Glossen. Durchweg wird hier gegen die leibliche Realpräsenz Stellung genommen: zu Lk 7 sprich ein wort / so wirdt mein knab gesund.

schlacht vnd speyßopffer abthuon. Glosse: Luog das alle opffer sœllend ufhœren.

Die übrigen polemischen Glossen richten sich gegen das römische Zeremonialwesen(8-mal) und gegen die Werkgerechtigkeit (2-mal). b) Gegen die Täufer (14-mal). Den frommen Dissidenten und ihren Sympathisanten gegenüber mässigt sich der Ton überraschenderweise. Sie sollen nicht verspottet, sondern belehrt werden. 7 Glossen betreffen den von den Täufern bestrittenen Eid: zu Jer 5

Eyd solt du Gott warhafftigklich schweeren

zu 1Kön 19 Eyd versichert.

Aus den gängigen Argumenten für die Kindertaufe kehren hier zwei wieder:

Glosse: Ein wort? Es hilft etlich nit dz Christus gestorben, wenn sy jn nit auch lyplich essend

zu Lk 20 Der steyn den die bawlüt verworffen habennd / ist worden ein eckstein.

Glosse: Ist der steyn Christus leyplich?

Bekanntlich wollte Luther mit dem Jakobusbrief seinen Ofen heizen: «Er zerreißt die Schrift und widerstehet dem Paulus».211 Die Zürcher Bibel glossiert: zu Lk 6

Lern das S. Jacobs Epistel christlich ist / vnd das leere / wz Christus Paulus vnd Johannes vnd Petrus.

– Umgekehrt können die Glossen auch der positiven Darlegung der eigenen Lehre dienen. Es fallen typische Elemente von Zwinglis Theologie auf:

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a) Die geistgewirkte Gotteserkenntnis bei Heiden:212 zu Sach 14

Juden vnd Heyden eerend Gott

zu Jona 1

Das ist inn [bei] Heyden glaub vnd liebe

zu Dan 3

Diser Heyd kennt Gott vnd seine engel.

b) Der «Hauptmann»:213 zu Zeph 3: Gott ist der hauptman (Weiterentwicklung von Zwinglis «houptman Christus»).

c) Gott als Brunnquell alles Guten:214 zu 1Chr 30 Alles gut ist Gottes.

d) Vorsehung215: zu 5Mose 11 Vß Gottes fürsehung kommend alle ding der erden (Vorsehung als «unmittelbares Wirken» des lebendigen, schöpferischen Gottes).

–Textkritische Glossen (41-mal): Eingeleitet mit «etlich læsend», «vel», «oder also:», zeugen diese Randvermerke von sorgfältigem Textyergleich, wie er in der Prophezei täglich geübt wurde. Gegenüber der Textkritik am Alten Testament (31-mal, davon 11-mal allein im Psalter) und an den Apokryphen (10-mal) steckte jene am Neuen Testament (1-mal) offenbar noch durchaus in den Anfängen: zu Lk 3 der wirt euch mit dem heyligen geist vnd mit fheür tauffen. Glosse: Fheür. Joan. 3 stat waßer.

Auf ein Kuriosum sei zum guten Schluss noch hingewiesen: zu Phil 4 Ja ich bitten auch dich mein eygentlicher und Eelicher gemahel [...]

Glosse: Sant-Pauls weyb. 216

129 Die Froschauer-Bibel 1531

6 Die künstlerische Ausstattung der Zürcher Bibel von 1531 6.1 Schrifttypen Christoph Froschauer d. Ä. pflegte seine Drucktypen in Basel, Strassburg und Frankfurt am Main einzukaufen.217 Der Bibelvorrede 1531 entnehmen wir, dass Froschauer im Hinblick auf die grosse Edition dazu übergegangen war, die benötigte Schriftmenge von vermutlich um 1530 angeschafften Matrizen218 in der eigenen Offizin zu giessen: «Zuo disem werck habend wir einen schœnen lieblichen buochstaben gegossen, der sich alten vnnd jungen wol fuegt.»219

Nach alter Bezeugung soll dies auf Veranlassung Leo Juds geschehen sein.220 Als Grundschrift wird die im 16. Jahrhundert in Deutschland verbreitete charaktervolle Schwabacher in zwei Schriftgraden verwendet.221 Daneben gelangen zur Auszeichnung zwei Frakturschriften und für die biblischen Parallelstellen eine kleine Kursive zur Anwendung. Gelegentlich tauchen hebräische222 und griechische Lettern223 auf, die Froschauer seit 1526 bzw. 1523 im Setzkasten hatte. Zusammen mit den oft kunstvoll gesetzten Kolophonen224 und den 1125 Deutschen Majuskeln mit Kanzleischnörkeln225 in bis zu achtfacher Variation226 ergibt sich im zweispaltigen, meist vorbildlichen Satz ein gut lesbares lebendiges und kraftvolles Schriftbild. 6.2 Illustrationen Mit zwei Titelholzschnitten, einem Kopfholzschnitt, 198 Textillustrationen und 216 Bildinitialen überbietet Froschauers Foliobibel 1531 alle bisher erschienenen Bibeleditionen. Sie ist zweifellos «eine der am reichsten und gediegensten illustrierten, die jemals erschienen sind».227 Damit fällt endgültig die Legende von der prinzipiellen Bilderfeindlichkeit insbesondere der Reformierten.228 Was wir hier antreffen, ist vielmehr die pädagogisch veranlasste Vergegenwärtigung des Bibeltextes im Medium des Bildes:

Hans Rudolf Lavater-Briner 130

«Damit wir der gedæchtnuß [Erinnerung] etwas hulffind, vnd den læser lustig [angeregt] machtind, haben wir die figuren nach einer yetlichen geschicht gelægenheyt hinzuogetruckt, verhoffend, es werde lustig vnd angenæm sein.»229

6.2.1 Titelblätter und Büchermarken Der Druck der Foliobibel 1531 erfolgte in zwei Teilen mit besonderen Titelblättern und eigener fortlaufender Blätterzählung. Meistens wurden sie zu einem einzigen Schweinslederband zusammengebunden.230 – Teil I (fol. i–cccxlii) umfasst die alttestamentlichen Geschichtsbücher (1. Mose bis Ester) sowie die Apokryphen. Laut Kolophon auf dem Schlussblatt (fol. cccxliiv) lag dieser am 12. Mai 1531 im Satz vor. Der Haupttitel in Rotdruck über Froschauers Büchermarke231 steht in einem von Frührenaissancearkaden gegliederten rot gehöhten Rahmen mit zwölf Szenen aus der Schöpfungsgeschichte, wie er bereits 1525, wenn auch nur einfarbig, für die Kleinfolioausgabe des Alten Testaments verwendet worden war und bis 1560 in allen Foliobibeln Froschauers eingesetzt wurde. Die noch stark der Gotik verpflichtete und sich an die Lyoner Vulgata 1520 anlehnende Zeichnung wird heute übereinstimmend als ein Werk des Zürcher Malers Hans Leu d. J. angesehen. – Teil II (fol. i–cccxxii) enthält die poetischen und prophetischen Bücher (Hiob bis Maleachi), dazu das Neue Testament, das sich nahtlos an das Alte anschliesst und so die gerade von den Zürcher Theologen betonte innere Einheit beider Testamente eindrücklich visualisiert. Der wirkungsvolle vierteilige schwarz-rote Rahmen mit Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus (Schiffbruch vor Malta, Bekehrung und Flucht bei Damaskus und Überführung nach Cäsarea – Letztere mit Schweizer Hellebardieren und Burgunder Feldschlange!) hatte Froschauer bereits zweimal gedient: einmal als Titelrahmen für die 1523 in zweiter Auflage erschienenen Paraphrases

131 Die Froschauer-Bibel 1531

zuo Teutsch des Erasmus in der Übertragung Leo Juds, sodann für das Neue Testament 1524 in Folio. Die etwas naive Zeichnung mag dem Zürcher Maler Hans Asper zugewiesen werden, der Formschnitt dem Strassburger Bibelmonogrammisten V[eit] S[pecklin]. Auf der Rückseite des Schlussblattes findet sich Froschauers von vier neutestamentlichen Sprüchen (Mt 7,16.19; 15,13 und Lk 13,18) gesäumte Büchermarke.232 Die Zeichnung stammt von Hans Holbein d. J., der Formschnitt von Hans Lützelburger in Basel. 6.2.2 Kopfholzschnitt «Erschaffung Evas» Mit den Abmessungen 175/177 x 134 mm nimmt dieser Holzschnitt vor 1. Mose 1 fast die ganze Breite der beiden Textspalten ein. Der Künstler (Hans Asper?) liess sich zweifellos vom Schöpfungsbild des Dürerschülers Hans Springinklee233 inspirieren. Er ging jedoch mit der Vorlage frei um und fügte insbesondere (nicht eben im Sinne der Reformation) das Abbild Gott Vaters hinzu, wie er mit segnender Gebärde Eva aus der Seite eines überdimensionierten Adam emporsteigen lässt. Die Szene spielt in einem von Tieren wimmelnden Wald unter gestirntem Himmel. Alles wirkt etwas steif und überzeugt bestenfalls durch die feinen Kreuzstrichlagen. 6.2.3 Initialen Der grosse xylographische und typographische Aufwand Froschauers äussert sich auch in den sieben verschiedenen Zieralphabeten, die in 218 Abdrucken vorkommen. – Alphabet mit Szenen aus der biblischen (und weltlichen) Geschichte 234 Format: 47/50 x 47/50 mm, 235 Einfassung: dreifach, Anzahl Abdrucke: 50. 236 Zeichnung: Niklaus Manuel Deutsch (?), 237 teilweise nach Motiven Hans Holbeins d. J., 238 Formschnitt: Monogrammist V[eit] S[pecklin]?

Hans Rudolf Lavater-Briner 132

Vokommen bei Froschauer: Erstmals 1525 im AT 2°, einzelne Buch-

133 Die Froschauer-Bibel 1531

– Alphabet mit Darstellungen aus der biblischen Geschichte247

staben früher. W mit Tellenschuss taucht schon im Druck des Berner

Format: 27/28 x 27/28 mm, Einfassung: doppelt, Anzahl Abdru-

Glaubensmandats Viti et Modesti von 1523 auf.

cke: 9. 248

239

Würdigung: Hübsche, flott gezeichnete und gut geschnittene Genre-

Zeichnung: an Hans Holbein d. J. erinnernd, Schnitt: Monogrammist

bildchen vornehmlich alttestamentlichen Inhalts. Die Versalien

V[eit] S[pecklin]?.

schmücken jeweils die Anfangskapitel vor allem der Geschichtsbücher

Vorkommen bei Froschauer: 1530/31 angeschafft.

und der Apokryphen, in deren Textzusammenhang sie sich meist gut

Würdigung: Die vorzüglich gezeichneten und geschnittenen Miniatu-

einfügen.

ren werden wirkungsvoll im neutestamentlichen Briefcorpus einge-

240

Dagegen besteht, ausser bei A, P und W, kaum eine Ver-

setzt.

bindung zwischen Szene und Initiale.

– Alphabet mit Putten und ornamentalem Blattwerk241

– Drei Serien Metallschnitt-Initialen (nur im Psalter)

Format: 35/38 x 33/37 mm, Einfassung: doppelt, Anzahl Abdru-

Vertreten durch den Buchstaben L finden sich die drei Typen vereinigt

cke: 9. 242

auf fol. liiir (2. Teil).

Zeichnung: Hans Franck von Bubenberg, Basel? in stilistischer Nähe

a) Initialen mit vegetabilen Ornamenten – Blumen, Früchte und

zu Urs Graf und Ambrosius Holbein.

Blattwerk 249

243

Formschnitt: Hans Hermann,

Basel?

Format: 13/14 x 13/14 mm, Einfassung: dreifach, Grund: schwarz,

Vorkommen bei Froschauer: erstmals 1520/21.

Anzahl Abdrucke: 107.

Würdigung: Die rassigen Versalien streute Froschauer ziemlich wahl-

Zeichnung: Hans Weiditz Strassburg (?), Formschnitt: Jakob Faber

los und nach dem Kriterium der Abwechslung über die Apokryphen

Basel (?).

und die Kleinen Propheten.

Vorkommen bei Froschauer: erstmals im AT 1525 2°. Würdigung: Darstellungen von grosser Naturtreue und höchster Fein-

– Totentanz-Alphabet244

heit. Buchstabe W in 2 Varianten. 250

Format: 26/27 x 26/27 mm, Einfassung: dreifach, Anzahl Abdru-

b) Stilisierte Rankenornamente und gefässartige Verzierungen251

cke: 10. 245

Format: 15/16 x 15/16 mm, Einfassung: doppelt und dreifach, Grund:

Zeichnung / Schnitt: leicht vergröberter Nachschnitt des Holbein-

waagrecht schraffiert.

Originals von unbekannter Hand 1523/24

Zeichnung: nach Hans Holbein d. J., Formschnitt: Basler Monogram-

Vorkommen bei Froschauer: Majuskeln D und P im NT 1525 8°.

mist CV (?)

Würdigung: In der Foliobibel 1535 achtmal im NT und je einmal bei

Vorkommen bei Froschauer: ab 1524.

Micha und Joel, wo sie sich besonders gut in den Duktus ihrer Bot-

c) Antiquabuchstaben ohne Ornamentik 252

schaft einfügen.

Format: 13/14 x 13/14 mm, Einfassung: doppelt, Grund: waagrecht

246

schraffiert. Bemerkung: Nur die Lettern L und O. 253

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Zürcher Foliobibel 1531 – Übersicht über die Textillustrationen Zürcher Foliobibel 1531 Abbildungen davon über- neu total nommen geschaffen A AT 1525 2° AT I 12 5 55 AT II 23 23 24 AT III 3 3 8 AT 1529 2° AT IV 3 25 AT V 28 28 AT total 38 31 140 NT 1524 8° 5 5 NT 1524 2° 1 1 B NT 1524 4° Off 21 21 Basel (Wolff) NT total 27 27 AT + NT total 58 140

Abbildungen total 60 47 11 25

– Die 37 Illustrationen aus früheren Froschauer-Bibeln a) Aus der Kleinfolioausgabe des Alten Testaments 1525 (AT I–III) übernahm Froschauer 31 Bilder. In der Foliobibel 1531 sind diese an den je ca. 5 mm breiten beidseitigen Ornamentleisten Hans Aspers (?) erkennbar, die die breiteren Spalten des Folioformats auszufüllen haben. aus AT I Abbildungen: 5, Format: 82 x 73 mm, Abdruck: fol. xlr–clir.

171 5 1 21

Vorlage: AT I 2° Wittenberg (Lotter) 1523, in den Nachschnitten des

27 198

aus AT II

aus früheren Ausgaben wiederverwendet 58 Abbildungen von 57 Holzstöcken

C neu geschaffen

135 Die Froschauer-Bibel 1531

140 Abbildungen von 118 Holzstöcken

Tab. 11

AT I 2° Augsburg (Otmar) 1524. Würdigung: Verkleinernde, reichlich ungelenke Nachschnitte von geringem künstlerischem Wert. Abbildungen: 23, Format: 72/74 x 72/74 mm, Abdruck: die komplette Serie. 254 Vorlage: AT II 2° Wittenberg (Lotter) 1524, in den Nachschnitten des Hans Weiditz im AT II 2° Strassburg (Knoblouch) 1524. Zeichnung: Hans Asper (?) Formschnitt: V(eit) S(pecklin) (?).

6.2.4 Textillustrationen 198 Textholzschnitte meistens von bester Qualität zieren die Foliobibel von 1531. Sie stammen aus drei Gruppen von Stöcken: A 37 Abbildungen aus früheren Froschauereditionen (1524/25) B 21 Illustrationen Hans Holbein d. J. zur Offenbarung (1523) C 140 eigens für die Neuausgabe angefertigte alttestamentliche Darstellungen. Die Übersicht (Tab. 11) zeigt, dass sich das Bildprogramm noch weitgehend an den spätmittelalterlichen ikonographischen Modellen orientiert, die unter anderem darin bestehen, lediglich die Historienbücher und die Offenbarung zu bebildern.

Würdigung: Etwas steife Darstellungen mit Sinn für Landschaft und Vegetation. Gegenüber der Vorlage tritt das Monumentale zugunsten des Menschlichen zurück. aus AT III Abbildungen: 3, Format: 73/74 x 73/74 mm, Abdruck: fol. iir–xv (2. Teil). Vorlage: AT III f° Basel (Petri) 1524, nach der Bibel Augsburg (Schönsperger) 1490. Zeichnung: Hans Asper (?) Formschnitt: Monogrammist V[eit] S[pecklin] (?). Würdigung: Vorteilhafte Neukomposition der Vorlage.

b) Seinem NT 8° 1524 entnahm Froschauer die Autorenbildnisse der Evangelisten. Abbildungen: 5 (Lukas 2x), Format: 77 x 77 mm, Abdruck: fol. cxciir – cccxxiv (2. Teil). Würdigung: Lokale (?) Durchschnittsarbeiten, unter denen bestenfalls

Hans Rudolf Lavater-Briner 136

137 Die Froschauer-Bibel 1531

der Evangelist Lukas etwas hervorsticht. Sie wurden in der Bibel 2° 1536 durch andere ersetzt.

c) Aus dem NT f° 1524 wurde die Darstellung des Apostels Paulus wiederverwendet. Abbildungen: 1, Format: 86 x 66 mm, Abdruck: fol. cclxvir (2. Teil). Bemerkung: Der Holzschnitt findet sich erstmals 1523 in Froschauers Paraphrases zuo Teutsch des Erasmus in der Übertragung von Leo Jud.

– Die 21 Illustrationen zur Offenbarung Abbildungen: 21, Format: 125/126 x 76/77 mm, Abdruck: fol cccxiiv– cccxxiv (2. Teil). Vorlage: NT 2° Folio, Wittenberg (Lotter) 1522. Cranach-Werkstatt in Anlehnung an Dürer. Zeichnung: Hans Holbein d. J. Formschnitt: Hans Lützelburger (?) und Hans Hermann (?). 255 Würdigung: Der Basler Drucker Thomas Wolff hatte diesen Zyklus für sein NT 8° 1523 bei Hans Holbein d. J. bestellt. Dieser verkleinerte die Wittenberger Vorlage auf ein Oktavformat und bemühte sich um einen klareren Bildaufbau. Reizvoll ist die Vedute (fol. cccxxiv) auf das himmlische Jerusalem, das sich bei näherer Betrachtung als Luzern

Abb. 2 Zürcher Bibel 1531, Illustration zu 1. Samuel 1 (fol. cxxxr) «Im einfachen Gemach sitzt Elcana neben seinem Weibe Peninna; das Taubenpaar auf dem Tische vor ihnen deutet auf das Opfer hin, welches sie oft im Tempel darbrachten, wenn Peninna den Gatten mit Kindern erfreute. Hanna aber, seine zweite Gattin, deren Schoss nicht gesegnet ist, steht gebeugt und weinend vor ihnen. Kühl wird sie von Peninna, in ernster Theilnahme von ihrem Manne gefragt: ‹Hanna, warum weinest Du?› Wie innig und ergreifend ist dies in all’ seiner Einfachheit!»262

entpuppt. Vermutlich hatte Froschauer für seine Bibel f° 1531 einen neuen, grösserformatigen Apokalypse-Zyklus beim Basler Meister bestellt, sah sich jedoch wegen terminlicher Schwierigkeiten gezwungen, die Wolfschen Stöcke zu benutzen (wie vor ihm schon Knoblouch und Köpfel in Strassburg sowie Bebel in Basel). Der neue OffenbarungsZyklus kam erst in der Folioausgabe 1536 zum Druck.

– Die neu angefertigten Illustrationen Wohl um 1525/26 schuf Hans Holbein d. J. in enger ikonographischer Anlehnung an Venezianer, Lyoneser, Nürnberger und Augsburger Vulgaten eine Folge von 118 (?) Zeichnungen zum Alten Testament, von denen Christoph Froschauer mit Blick auf seine Foliobibel 1531 offenbar «auf Probedrucken beruhende Kopien»256 herstellen liess. Dabei erweisen sich 76 der insgesamt 118 eigens für die Zürcher Prachtsausgabe neu geschnittenen Stöcke als «Kopien nach den ‹Ico-

nes› von Holbein»,257 deren Erstverwendung (96 Holzschnitte, davon 88 von Holbein) in Biblia Utriusque Testamenti iuxta Vulgatam Translationem, Lyon (Gebrüder Trechsel), 1538 f° nachgewiesen ist.258 Wenn auch bezüglich der Datierung, des Auftraggebers, der beteiligten Formschneider und der Rezeption manches noch nicht geklärt ist, so bleibt doch unbestritten, dass mit Holbeins Holzschnittfolge zum Alten Testament für die neuzeitliche Bibelillustration ein neuer Massstab gesetzt war. Dementsprechend fanden die Holzstöcke bei allen weiteren illustrierten Zürcher Bibelausgaben zwischen 1531 und 1580 Verwendung. «Ja, wir finden einen Teil der Stöcke sogar noch beim Nachfolger, der Wolfschen Druckerei, 1597/96, 1618 und 1638 wieder, freilich in durch den Gebrauch stark abgenützen Abdrücken.»259

Hans Rudolf Lavater-Briner 128

a) Die geistgewirkte Gotteserkenntnis bei Heiden:212 zu Sach 14

Juden vnd Heyden eerend Gott

zu Jona 1

Das ist inn [bei] Heyden glaub vnd liebe

zu Dan 3

Diser Heyd kennt Gott vnd seine engel.

b) Der «Hauptmann»:213 zu Zeph 3: Gott ist der hauptman (Weiterentwicklung von Zwinglis «houptman Christus»).

c) Gott als Brunnquell alles Guten:214 zu 1Chr 30 Alles gut ist Gottes.

d) Vorsehung215: zu 5Mose 11 Vß Gottes fürsehung kommend alle ding der erden (Vorsehung als «unmittelbares Wirken» des lebendigen, schöpferischen Gottes).

–Textkritische Glossen (41-mal): Eingeleitet mit «etlich læsend», «vel», «oder also:», zeugen diese Randvermerke von sorgfältigem Textyergleich, wie er in der Prophezei täglich geübt wurde. Gegenüber der Textkritik am Alten Testament (31-mal, davon 11-mal allein im Psalter) und an den Apokryphen (10-mal) steckte jene am Neuen Testament (1-mal) offenbar noch durchaus in den Anfängen: zu Lk 3 der wirt euch mit dem heyligen geist vnd mit fheür tauffen. Glosse: Fheür. Joan. 3 stat waßer.

Auf ein Kuriosum sei zum guten Schluss noch hingewiesen: zu Phil 4 Ja ich bitten auch dich mein eygentlicher und Eelicher gemahel [...]

Glosse: Sant-Pauls weyb. 216

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6 Die künstlerische Ausstattung der Zürcher Bibel von 1531 6.1 Schrifttypen Christoph Froschauer d. Ä. pflegte seine Drucktypen in Basel, Strassburg und Frankfurt am Main einzukaufen.217 Der Bibelvorrede 1531 entnehmen wir, dass Froschauer im Hinblick auf die grosse Edition dazu übergegangen war, die benötigte Schriftmenge von vermutlich um 1530 angeschafften Matrizen218 in der eigenen Offizin zu giessen: «Zuo disem werck habend wir einen schœnen lieblichen buochstaben gegossen, der sich alten vnnd jungen wol fuegt.»219

Nach alter Bezeugung soll dies auf Veranlassung Leo Juds geschehen sein.220 Als Grundschrift wird die im 16. Jahrhundert in Deutschland verbreitete charaktervolle Schwabacher in zwei Schriftgraden verwendet.221 Daneben gelangen zur Auszeichnung zwei Frakturschriften und für die biblischen Parallelstellen eine kleine Kursive zur Anwendung. Gelegentlich tauchen hebräische222 und griechische Lettern223 auf, die Froschauer seit 1526 bzw. 1523 im Setzkasten hatte. Zusammen mit den oft kunstvoll gesetzten Kolophonen224 und den 1125 Deutschen Majuskeln mit Kanzleischnörkeln225 in bis zu achtfacher Variation226 ergibt sich im zweispaltigen, meist vorbildlichen Satz ein gut lesbares lebendiges und kraftvolles Schriftbild. 6.2 Illustrationen Mit zwei Titelholzschnitten, einem Kopfholzschnitt, 198 Textillustrationen und 216 Bildinitialen überbietet Froschauers Foliobibel 1531 alle bisher erschienenen Bibeleditionen. Sie ist zweifellos «eine der am reichsten und gediegensten illustrierten, die jemals erschienen sind».227 Damit fällt endgültig die Legende von der prinzipiellen Bilderfeindlichkeit insbesondere der Reformierten.228 Was wir hier antreffen, ist vielmehr die pädagogisch veranlasste Vergegenwärtigung des Bibeltextes im Medium des Bildes:

Hans Rudolf Lavater-Briner 140

Goeters, Ludwig Hätzer Johann Friedrich Gerhard Goeters, Ludwig Hätzer. Spiritualist und Antitrinitarier. Eine Randfigur der frühen Täuferbewegung, Gütersloh 1957. Leemann, Buchschmuck Paul Leemann-van Elck. Der Buchschmuck der Zürcher Bibeln bis 1800, Bern 1938. Leemann, Offizin Paul Leemann-van Elck, Die Offizin Froschauer, Zürichs berühmte Druckerei im 16. Jahrhundert, Zürich / Leipzig 1940. Lavater, Froschauer Bibel 1531 Hans Rudolf Lavater, Die Froschauer Bibel 1531 – Das Buch der Zürcher Kirche. Nachwort zur verkleinerten, faksimilierten Ausgabe der Zürcher Bibel von 1531, Zürich 1983, 1360–1422. Locher, Theologie Zwinglis Gottfried W. Locher, Die Theologie Huldrych Zwinglis im Lichte seiner Christologie, Zürich 1952. Locher, Zwinglische Reformation Gottfried W. Locher, Die Zwinglische Reformation im Rahmen der europäischen Kirchengeschichte, Göttingen / Zürich 1979. Mennonitisches Lexikon (4 Bde.) Mennonitisches Lexikon, hg. v. Christian Hege et al., Frank-furt/M. / Weierhof 1913-1967. Mezger, Bibelübersetzungen J[ohann] J[akob] Mezger, Geschichte der Deutschen Bibelübersetzungen in der schweizerisch=reformirten Kirche von der Reformation bis zur Gegenwart, Basel 1876 (Nachdruck Nieuwkoop 1967). Müller/Kemperdick, Holbein Christian Müller und Stephan Kemperdick (Hg.), Hans Holbein der Jüngere. Die Jahre in Basel 1515–1532, München u. a. 2006. Muther, Bücherillustration (2 Bde.) Richard Muther, Die deutsche Bücherillustration der Gothik und Frührenaissance (1460–1530), München / Leipzig 1884. Pietsch, Bibliographie Paul Pietsch, Bibliographie der deutschen Bibel Luthers, in: WA DB 2, Weimar 1909, 201–511.

141 Die Froschauer-Bibel 1531

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Anmerkungen 158

159 Anmerkungen

Gutenberg-Jahrbuch 1961, 166. Inwieweit die Froschauer-NT auch die holländischen Täufertestamente beeinflusst haben, muss noch untersucht werden.

 

99 



  Rudolf Lavater-Briner, Die Froschauer-Bibel 1531





* Überarbeitete Version des Nachworts von Hans Rudolf Lavater zu der anlässlich des 500. Geburtstag Huldrych Zwinglis vom Theologischen Verlag Zürich 1983 veranstalteten faksimilierten Ausgabe der Zürcher Bibel von 1531.



1



2 Klaus Schreiner, Laienbildung als Herausforderung für Kirche und Gesellschaft. Religiöse Vorbehalte und soziale Widerstände gegen die Verbreitung von Wissen im späten Mittelalter und in der Reformation, in: Zeitschrift für Historische Forschung 11 (1984), 287–304.

WA Br 2 413 (Luther an Joh. Lange in Erfurt, 18. Dezember 1521).



3 Walter Eichenberger und Henning Wendland, Deutsche Bibeln vor Luther. Die Buchkunst der achtzehn deutschen Bibeln zwischen 1466 und 1522, Leipzig 1980.

 

4 0,5 Gulden entsprachen dem Wochenlohn eines Zimmergesellen oder dem Preis für 160 Eier, vgl. Hans Volz, Martin Luthers Deutsche Bibel, Hamburg 1978, 18.



5 Walter Krieg, Materialien zu einer Entwicklungsgeschichte der Bücher-Preise und des Autoren-Honorars vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, Wien/Zürich 1953, 19. 6 Zitiert nach Paul Pietsch, Martin Luther und die hochdeutsche Schriftsprache, Breslau 1883, 54.



7 Wilhelm Walther, Luthers Deutsche Bibel, Berlin 21918, 86–134. 8 Biblia, Strassburg (J. Mentelin) 1466; [Martin Luther], Das new Testament yetzund recht grüntlich teutscht, Basel (A. Petri) 1522; vgl. auch Fritz Tschirch [Hg.], 1200 Jahre deutsche Sprache. Die Entfaltung der deutschen Sprachgestalt in ausgewählten Stücken der Bibelübersetzung vom Ausgang des 8. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Berlin 1955. 9

Fluri, Nachdrucke 274.

10 Horst Kunze, Über den Nachdruck im 15.und 16. Jahrhundert, in: GutenbergJahrbuch 13 (1938) 135–143; Ludwig Gieseke, Vom Privileg zum Urheberrecht. Die Entwicklung des Urheberrechts in Deutschland bis 1845, Göttingen 1995. Paul Heinz Vogel, Der Niederländische Bibeldruck in Emden 1556–1568, in:

11 So in Augsburg, Basel, Colmar, Erfurt, Grimma, Hagenau, Leipzig, Magdeburg, Marburg, Nürnberg, Strassburg, Worms, Zürich.

Anmerkungen 160

12 Zusammenstellung nach den für die oberdeutschen Nachdrucke nicht durchweg zuverlässigen Angaben bei Pietsch, Bibliographie. 13 Z I 562,5ff. 14 Z V 269,16ff. 15 Z I 563,8ff. 16 Mezger, Bibelübersetzungen 38. 17 Vgl. Himmighöfer, Zürcher Bibel 83–86 (Lit.). 18 Belege: Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16), Datenbank http://gateway-bayern.bib-bvb.de/alephcgi/bvb_suche?sid=VD16; Vischer, Bibliographie; Himmighofer, Zürcher Bibel 444–470. 19 Belege: wie Anm. 18. 20 Adolf Fluri, Bern und die Froschauerbibel. Mit besonderer Berücksichtigung der sog. Täufertestamente, in: Blätter für Bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 18 (1922), 218–266, 222. 21 WA TR 5, Nr. 6146. 22 Z I 270,25ff., vgl. Z IV 159,4ff. 23 Das new Testament / yetzund recht grüntlich teutscht. Welchs allein Christum vnser seligkeit / recht vnd klærlich leret. […] Zuo Basel / durch Adam Petri / im Christmond / deß Jars M.D.xxij (VD 16 B 4317). 24 Wie Anm. 23. 25 WA TR 2, 524. 26 Vgl. etwa Fluri, Nachdrucke 275, wonach allein das Wort‚ ‹Wittenberg› bis zum Jahr 1523 in den Wittenberger Drucken in nicht weniger als 14 Varianten vorkommt. 27 DAs neuw Testament recht grüntlich teutscht. [...] Die außlendigen wœrtter auff vnser teutsch angezeygt. Gedruckt z m anderen mal, durch Adam Petri zuo Basel, Anno M.D.xxiij (VD 16 B 4325), fol. Aiijv. 28 An dessen Herstellung war höchstwahrscheinlich Konrad Pellikan, der bedeutende Hebraist und nachmalige Mitarbeiter an der Zürcher Bibel direkt beteiligt, vgl. Fluri, Nachdrucke 283. Er war es auch, «der die Basler Lutherdrucke nicht nur forcierte und unterstützte, sondern auch wissenschaftlich betreute und kommentierte», Himmighöfer Zürcher Bibel 61 (Lit.). 29 Besch Sprachgeschichte 2/1 238f. (Lit.). 30 WA TR 4 79. 31 Bullinger, Reformationsgeschichte II 28. 32 WA 26 374,12f. (Vom Abendmahl Christi 1528). 33 WA 30/2 633,13ff. (Sendbrief vom Dolmetschen 1530). 34 Alois Niederstätter, Der «Schweizer-» oder «Schwabenkrieg» von 1499, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 99 (2000), 139–158 (Lit.).

161 Anmerkungen

35 Locher, Zwinglische Reformation 42–54; Thomas Maissen, Literaturbericht Schweizer Humanismus, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 50 (2000), 515–544. 36 «Ein Volk wird Nation, indem es zu seiner eigenen Geschichte ein formulierbares Verhältnis gewinnt.» Hans von Greyerz, Nation und Geschichte im bernischen Denken, Bern 1953, 9. 37 Erasmus von Rotterdam [Leo Jud, Übers.], Teutsche Paraphrases, Zürich (Froschauer) 1523 (VD E 3383), ijr. 38 Bullinger, Reformationsgeschichte I 306 (1567 abgeschlossen). 39 Pellikan, Chronikon 135f. 40 Mezger, Bibelübersetzungen 65. Trotz mancherlei Auslassungen und Mängel bildet diese Darstellung noch immer die unverzichtbare Ausgangsbasis bei der historischen Erforschung der Bibel in der Schweiz. 41 Foliobibel Zürich 1531, Vorrede 3v. 42 Mezger, Bibelübersetzungen; Fluri, Nachdrucke; Himmighöfer, Zürcher Bibel; Wilfried Kettler, Die Zürcher Bibel von 1531. Philologische Studien zu ihrer Übersetzungstechnik und den Beziehungen zu ihren Vorlagen, Bern 2001. 43 Schenker, Sprache Zwinglis. 44 Vgl. Himmighöfer, Zürcher Bibel 129–136. 45 Byland, Wortschatz. 46 Vgl. auch Nachlass Adolf Fluri (Burgerbibliothek Bern, Mss. hist. helv. XXX 66). 47 Pellikan, Chronikon 136. 48 Zollinger, Übergang 22f. 49 Werner Besch, Sprachlandschaft und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert. Studien zur Erforschung der spätmittelhochdeutschen Schreibdialekte und zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache, München1967; Stefan Sonderegger, Die schweizerdeutsche Mundartforschung 1800–1959, Bibliographisches Handbuch mit Inhaltsangaben, Frauenfeld 1962, insb. 258–283. 50 Mezger, Bibelübersetzungen 154, corr. Zollinger, Übergang 98. 51 Zollinger, Übergang 100. 52 WA TR 4 Nr. 4018. 53 Leemann, Offizin 60. 54 Byland, Wortschatz 11. 55 Pellikan, Chronikon 142 erwähnt rühmend einen Magister Peter Fabri. Dieser war «mehrere Jahre lang der einzige Korrektor in der Setzerei, ein Muster von Sorgfalt in allen Sprachen, wie die von ihm durchgesehenen Werke sattsam bezeugen». Vgl. Rainer Henrich, Neues über Froschauers Korrektor Peter Schmid von Bischofszell, in: Zwingliana 18 (1990/91), 390–392. 56 Der bei Himmighöfer, Zürcher Bibel 274 erwogene «missionarische Vorstoss» steht hierzu nicht im Widerspruch. Eine Verbreitung des zwinglisch-zürcheri-

Anmerkungen 162

schen Gedankengutes setzte ja voraus, dass die Adressaten die alternative Botschaft verstehen konnten. 57 Stefan Sonderegger, Die Reformatoren als Sprachgestalter, in: Reformatio 23 (1974), 94–108, hier 96. 58 Byland, Wortschatz 11. 59 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 3v. 60 Vgl. Locher, Theologie Zwinglis 137 Anm. 1. 61 Zollinger, Übergang 22f., 97. 62 Etwa Mk 11,26; Lk 17,36; Jak 4:6; Offb 21,26. Diese und andere Fehler gehen nicht selten auf Mängel des überhastet edierten Novum Instrumentum Omne des Erasmus (Basel 11515/16, 21519), das die Zürcher ebenso wie Luther benutzten. Vgl. William W. Combs, Erasmus and the Textus Receptus, in: Detroit Baptist Seminary Journal 1 (1996), 35–53 (Lit.). 63 Die gantze Bibel der vrsprünglichen Ebraischenn vnnd Griechischenn warheyt nach auffs aller treüwlichest verteütschet, Zürich (Froschauer) 1530 (Vischer, Bibliographie C 169), 689r. 64 Foliobibel Zürich 1531 3r. 65 Z I 562,18ff. 66 Vgl. Martin Haas [Hg.], Drei Täufergespräche (Quellen zur Geschichte der Täufer in der Schweiz, Bd. 4), Zürich 1974, xxiiif. 67 Z IV 271,18ff. In der Tat lautete Apg 9,13 in Luthers Septembertestament 1522: «Warauff seyt yhr denn taufft?»

163 Anmerkungen

78 Z III 5,14ff. 79 Vgl. auch Herbert Migsch, Huldreich Zwinglis hebräische Bibel, in: Zwingliana 32 (2005), 39–44. 80 WA TR 2 Nr. 2381. 81 Z VIII Nr. 528 (1526 IX 18). Vgl. Zwingli in seiner Vorrede zu der Zürcher Prophetenbibel 1529 Z VI/2 289ff.: «[…] sind wir von vilen frommen guotherzigen hoch angestrengt vnnd gebätten, das wir unsre tütsche vertolmetschung in die propheten (dann die allermeest begäret wurdend von menklichen) inn truck vßgon liessind.». 82 VD 16 B 3720. Folioausgaben in der Schweiz: Basel UB KiAr J I 9:2; Zürich ZB Alte Drucke 8.56 G. 83 Goeters, Ludwig Hätzer – Clarence Bauman, The Spiritual Legacy of Hans Denck: Interpretation and Translation of Key Texts, Leiden 1991 (Lit.). 84 Vischer, Bibliographie C 72/4. 85 Vischer, Bibliographie C 72/5. 86 Wilhelm Hadorn, Die deutsche Bibel in der Schweiz, Leipzig 1925,41. Unter den formalen Kriterien der Vollständigkeit und des vereinheitlichenden Titelblattes betrachtet, käme diese Ehre Peter Schöffers Bjblia beyder Allt vnd Newen Testaments Teutsch, Worms 1529 (VD 16 B 2681) zu, die einen reinen Nachdruck der Zürcher Bibel» darstellt, Himmighöfer, Zürcher Bibel 358. 87 Z VI/2 289,18ff.

69 Foliobibel Zürich 1531, Vorrede 3v.

88 Christian Neff, in: Mennonitisches Lexikon, Bd. 4, Frankfurt M. 1913, 408, vgl. 218. Dieselbe «naive Benützungstheorie» (Gerhard Krause, Studien zu Luthers Auslegung der Kleinen Propheten, Tübingen 1962, 48) noch bei Ulrich Bister [Hg.], Die Wormser Propheten, Hammerbrücke 2003, Einführung.

70 Byland, Wortschatz 8, Anm. 2.

89 Ähnlich schon Goeters, Ludwig Hätzer 104.

71 Byland, Wortschatz 10, Anm. 10.

90 Z VI/2 289,18ff.

72 Vgl. Hans Rudolf Lavater, Die Zürcher Bibel von 1524 bis heute, in: Urs Joerg / David Marc Hoffmann [Red.], Die Bibel in der Schweiz. Ursprung und Geschichte, Basel 1997, 199–218 (Lit.).

91 Vischer, Bibliographie C 168 und C 169.

68 Z V 268,18ff. (Eine kurze Schrift an die Christen 1526).

73 Reske, Buchdrucker 65f. (Petri), 68f. (Wolff). 74 Zusammenstellung nach den Angaben von Pietsch, Bibliographie, AT I–III Zürich 1527 in Sedez 16° (Vischer, Bibliographie C 135/1-3), das dort fehlt, mitgezählt. 75 Beides, der Buchdruck wie die Hochschätzung Luthers, sollte sich erst in den späten 30er und in den 40er Jahren wieder erholen. Vgl. Hans Rudolf Guggisberg, Die kulturelle Bedeutung der Stadt Basel im 16. Jahrhundert, in: Helena Madurovic-Urbánska und Markus Mattmüller (Hg.), Basel 1989, 49–66 (Lit.), hier 56f. 76 Vgl. die Nachweise bei Himmighöfer, Zürcher Bibel 185–212. 77 Inhaltliche Übereinstimmungen bedeuten nicht notwendigerweise den direkten redaktionellen Eingriff Zwinglis. Man kannte sich, man sah sich täglich und hatte die Schriften Zwinglis selbstverständlich gelesen.

92 Vgl. Urs B. Leu, Die Zürcher Buch- und Lesekultur 1520 bis 1575, in: Zwingliana 31 (2004), 61–90, hier 80. 93 Leemann, Offizin 64. 94 Gegenüber Himmighöfer, Zürcher Bibel 450 (ZH 29) konnten 13 neue Standorte ausfindig gemacht werden. 95 Vier bei Himmighöfer, Zürcher Bibel 450 (ZH 29) erhobene Standorte sind heute nicht mehr nachweisbar. 96 Vgl Mezger, Bibelübersetzungen 89. 97 Johann Jakob Hottinger, Bibliothecarius Quadripartitus, Zürich 1664, 154. 98 Vgl. Himmighöfer, Zürcher Bibel 392–401. 99 Z VIII 317,23ff. – Luthers oft zitiertes Votum anlässlich der Marburger Disputation 1529 (s. Überschrift) ist wohl mit G. W. Locher des Sinnes zu verstehen: «Ihr redet viel vom ‹Geist›, aber Ihr habt vom Heiligen Geist eine andere Auffassung als wir», Locher, Zwinglische Reformation 325.

Anmerkungen 164

100 Mezger, Bibelübersetzungen 65. 101 Vgl. Locher, Zwinglische Reformation 452–501. – Zu den treuesten Abnehmern der Zürcher Bibeln gehörten die Stände Glarus, Thurgau und Graubünden, das Toggenburg und das St. Galler Rheintal, zeitweise auch Basel, Schaffhausen und Bern und Oberdeutschland.

165 Anmerkungen

122 Wo sie lexikalisch von Luther abweicht, übernimmt sie nur in 20% der Fälle Zwinglis Ausdruck. Schenker, Sprache Zwinglis 85–95. 123 Schenker, Sprache Zwinglis 95. 124 Lavater, Froschauer Bibel 1531, 1381. Zitate aus Foliobibel Zürich 1531, Vorrede 3v.

102 Vgl. etwa Hans Rudolf Lavater, Berner Täuferdisputation 1538. Funktion, Gesprächsführung, Argumentation, Schriftgebrauch, in: Hans Rudolf Lavater [Red.], «… Lebenn nach der ler Jhesu …». Berner Täufer und Prädikanten im Gespräch 1538–1988, Bern 1989, 83–124.

125 Lavater, Froschauer Bibel 1531, 1382.

103 Grundlegend: Gottfried W. Locher, Streit unter Gästen (Theologische Studien 110), Zürich 1972.

128 Himmighöfer, Zürcher Bibel 212.

104 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 3v, Z. 21f. 105 Vorrede 3v, Z. 7f.

130 Stefan Sonderegger, Rezension Himmighöfer, in: Zwingliana 25 (1998), 190– 198, hier 197f.

106 Vorrede 3v, Z. 42f.

131 Vgl. Text bei Anm. 144.

107 Vorrede 6r, Z. 27ff.

132 WA DB 10/1 170 (L); Z XIII 522,7–524,3 (Zw); Zürcher Bibel 1531, xxir (2. Teil).

108 Vorrede 3v, Z. 15ff. 109 Vorrede 2r, Z. 16f. 110 Vorrede 2v, Z. 16ff. 111 Z V 850,11ff. (Daß diese Worte ‹Das ist mein Leib› 1527) mit dem Nachweis der tropischen Redeweise der Bibel, vgl. Locher, Zwinglische Reformation 314f. 112 Für die Zürcher Foliobibel 1531 vgl. immerhin Himmighöfer, Zürcher Bibel 409–421. 113 Z I 356,11f. (Von Klarheit und Gewißheit des Wortes Gottes 1522) übersetzt eulógesen von Mt 14,14 mit «Er hat guotes über das brot und visch gesprochen». 114 Z IV 859, 25ff. 115 Z VI/268, 1ff. vgl. 229,21ff. 116 Erwin Iserloh, Bildfeindlichkeit des Nominalismus und Bildersturm im 16. Jahrhundert, in: Wilhelm Heinen [Hg.], Bild, Wort, Symbol in der Theologie, Würzburg 1969, 119–138, hier 134. 117 Vgl. Hans Rudolf Lavater, Regnum Christi etiam externum, in: Zwingliana 15 (1981), 338–381, hier 365f. sowie Anm. 155 (Lit. und Stellen). – Fritz Büsser, Bucer und Zwingli, in: Christian Krieger und Marc Lienhard [Hg.], Martin Bucer and Sixteenth Century Europe. Actes du colloque de Strasbourg (28–31 août 1991), 2 Bde., Leiden 1993, Bd. 2, 395–402. 118 Z II 657, 4 (Kurze christliche Einleitung). 119 Brendan Cook, The uses of ‚resipiscere’ in the Latin of Erasmus: In the Gospels and beyond, in: Canadian journal of history 42 (2007), 398–410.

126 Himmighöfer, Zürcher Bibel 426. 127 Vgl. Lavater, Froschauer Bibel 1531 1382. 129 Himmighöfer, Zürcher Bibel 427.

133 Neues Testament Zürich 1524 8° (Vischer, Bibliographie C 51). 134 Andrea Strübind, Eifriger als Zwingli. Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz, Berlin 2003, 129–146 (Lit.). 135 Locher, Zwinglische Reformation 161–163 (Lit.). 136 Vgl. Bullinger, Reformationsgeschichte I 237; Z IV 387, 15ff. 137 Bullinger, Briefwechsel IX 48; Christoph Riedweg, Ein Philologe an Zwinglis Seite. Zum 500. Geburtstag des Zürcher Humanisten Jacob Wiesendanger, gen. Ceporinus (1500–1525), in: Museum Helveticum 57 (2000), 201–219 (Lit.). 138 Bullinger, Briefwechsel I 201f.; Christoph Zürcher, Konrad Pellikans Wirken in Zürich. 1526–1556, Zürich 1975 (Lit.). 139 Vgl. Zürcher Bibel 1531, Vorrede 2r, Z. 34ff. Wortlaut von Zwinglis Prophezeigebet: Z IV 702. 140 Kaspar Megander (Grossmann), Spitalprediger am Grossmünster. Bullinger, Briefwechsel I 214f.; Hans Rudolf Lavater, Art. Kaspar Megander, in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), 610 (Lit.). 141 Leo Jud (Keller), Pfarrer zu St. Peter, «Zwinglis Melanchthon». Bullinger, Briefwechsel I 55; Karl-Heinz Wyss, Leo Jud. Seine Entwicklung zum Reformator 1519–1523, Bern 1976. 142 Kessler, Sabbata 203,32ff. 143 Bullinger, Reformationsgeschichte I 290. 144 Kessler, Sabbata 204,6ff.

120 Oskar Farner, Die Bergpredigt in der Sprache Zwinglis, in: Zwingli-Kalender 32 (1930), 20–22.

145 Johann Jakob Hottinger, Helvetische Kirchengeschichten, 4 Bde., Zürich 1698– 1729, III 224.

121 Schenker, Sprache Zwinglis 29 zählte deren 2000. Vergleichbar: Adolf Meier, Zwinglis Übersetzung des Römerbriefes, in: Evangelische Theologie 19 (NF 14) (1959), 40–52.

146 Pellikan, Chronikon 117. 147 Bullinger, Reformationsgeschichte I 290.

Anmerkungen 166

148 Emil Egli, Actensammlung zur Geschichte der Zürcher Reformation in den Jahren 1529–1533, Zürich 1879, Nr. 576b.

167 Anmerkungen

173 Vgl. Z I 458,8ff.; Z II 457,7ff. 629,18ff.; Z III 758,8ff. 790,1ff.; S IV 3.17.

149 Locher, Zwinglische Reformation 575 (Lit.).

174 Vgl. Z I 306,7f.: «Unter ‹Schrift› wollen wir nicht den ‹Buchstaben, der tötet› [2Kor 3,6)] verstanden wissen, sondern den ‹Geist, der lebendig macht›.»

150 Bullinger, Briefwechsel I 226.

175 Vgl. Z IV 899,22f.

151 Rekonstruktion nach Pellikan, Chronikon 110, 115–118; S VI/1.2; Z XIII und XIV; Walter E. Meyer, Die Entstehung von Zwinglis neutestamentlichen Kommentaren und Predigtnachschriften, in: Zwingliana 14 (1976), 285–331. Vgl. Himmighöfer, Zürcher Bibel 227, 234.

176 Vgl. Bullinger, Reformationsgeschichte I 220; II 2; III 261.

152 Z IV 792,11ff. (Eine klare Unterrichtung vom Nachtmahl Christi 1526).

177 Vgl. Hieronymus Emser im Nachwort seines Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen, Dresden 1527, CXCVIr: «Dann die schrifft eyn t mpfel vnd tewffe [Tiefe und Abgrund] ist / darinnen vil / auch aus den hochgelarten ersewffen.»

153 Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, Tübingen 1960, 363f.

178 Vgl. Luthers Sendbrief vom Dolmetschen 1530 WA 30/2 632–646.

154 Z XIII 102, 14f (Erläuterungen zur Genesis 1527).

179 Vgl. Z VI/2 305,1ff.; Z IX 132,29ff. 174,25; Z XIV 132,29 174,25. Zu Zwinglis Einschätzung des massoretischen Textes: R. Gerald Hobbs, Zwingli and the Study of the Old Testament, in: E[dward] J. Furcha [Hg.], Huldrych Zwingli (1484–1531), Montreal 1985, 144–179, hier 154–161.

155 Z VI/2 294, 32f. (Vorrede zur Prophetenbibel 1529), ebeno Z XIV 131,40. 156 Z II 635,32ff. (Eine kurze christliche Einleitung 1523). 157 Fluri, Nachdrucke 294. Vgl. Beate Stierle, Schriftauslegung der Reformationszeit, in: Verkündigung und Forschung 16 (1971), 55–88, hier 80. 158 Vgl. etwa Zürcher Bibel 1531 Psalm 105, xliiiir (2. Teil) oder Psalm 44, xxviir. 159 Z VI/2 294,14–19. 160 Pellikan, Chronikon 120.

180 Vgl. Z VI/2 305,1ff.; Z IX 132,29ff. 174,25; Z XIV 132,29 174,25. Zu Zwinglis Einschätzung des massoretischen Textes: R. Gerald Hobbs, Zwingli and the Study of the Old Testament, in: E[dward] J. Furcha [Hg.], Huldrych Zwingli (1484–1531), Montreal 1985, 144–179, hier 154–161. 181 Für Zwingli lagen sie ausserhalb des Kanons, vgl. Z II 203,3; Z XI 599,2ff.; S II/1 174.

161 Niklaus Manuel, Fastnachtsspiel (Vom papst vnd seiner priesterschafft 1523), in: Niklaus Manuel. Werke und Briefe, hg. v. Paul Zinsli und Thomas Hengartner, Bern 1999, 132, 189–192; 134, 267–272.

182 Vgl. Z I 321,25ff.

162 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 6v, Z. 25–28.

184 Gottfried W. Locher, Das Geschichtsbild Huldrych Zwinglis, in: Zwingli in neuer Sicht, Zürich/Stuttgart 1969, 75–103.

163 Innerhalb von nur drei Tagen war Zwinglis Göttliche Vermahnung 1522 (24 Seiten) verfasst, gedruckt und verschickt. – Zwischen AT III 1529 2° (Vischer, Bibliographie C 72/4) und dem 106 Blätter umfassenden AT IV 1529 2° (Vischer, Bibliographie C 72/5) lagen gemäss Kolophon 5 oder 6 Tage. 

164 Holzschnitt von Heinrich Vogtherr d. Ä., aus: Johannes Stumpf, Chronik, Bd. 1, Zürich (Froschauer) 1548, 23r. Vgl. Markus Jenny, Ein bisher unbekanntes Selbstporträt des Reformationsschriftstellers und Künstlers Heinrich Vogtherr d. Ä., in: Zwingliana 11 (1963) 617f. 165 Reske, Buchdrucker 1039f. (Lit.). 166 Pellikan, Chronikon 142. 167 Novum Testamentum Omne, Zürich (Froschauer) 1535, 8° (Vischer, Bibliographie C 235), vgl. Quack, Bibelvorreden 70–74. 168 Leemann, Offizin 200. 169 Z VI/2 Nr. 130. 170 Vgl. Z I 347,25–348,22. 171 Vgl. Z I 336,1ff., 559.569; Z II 22,36; Z IV 67,4ff.; S IV 121.773. Zu Zwinglis Pneumatologie vgl. Locher, Zwinglische Reformation, 208f. 172 Vgl. Z II 630,5ff.

183 Vgl. Z IV 74,21ff (zu 1Kor 14,29ff.): «dass die gmeind die lerenden urteilt, und ir recht oder unrecht leren beschetzt [beurteilt]».

185 «Es kommend die tag [...] sy werdend mich alle erkennen / vom nidersten bisß auff den höchsten.» 186 Vgl. Z II 474,2: «Zu unsern zyten öffnet sich die götlich grechtigkeit durch daß gotswort mee denn in vil hundert jaren je.» 187 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 6r, Z. 25. 188 Pars pro toto: Mezger, Bibelübersetzungen 90, vgl. aber auch Locher, Zwinglische Reformation 163, 574. 189 Z VII Nr. 51 (Zwingli an Leo Jud 17. Dezember 1518). 190 Lavater, Froschauer Bibel 1531 1393 und Fussnoten. 191 Stefan Sonderegger, Rezension Himmighöfer (wie Anm. 130) 197 mit Bezug auf Himmighöfer, Zürcher Bibel 381–386. 192 'Locher, Zwinglische Reformation 163 und 574, Anm. 51 (mündlich mehrfach bestätigt). 193 Vgl. die Fussnoten 170–186 in diesem Beitrag. 194 Vgl. Zürcher Bibel 1531, Vorrede 2r, Z. 22f. 25 sowie 3v, Z. 30ff. mit S VI/2 256.

Anmerkungen 168

195 Z VI/2 283–312. 196 Himmighöfer, Zürcher Bibel 253–260, 386–390. 197 Froschauer Bibel 1531, Vorrede 4v, Z. 54ff. Vgl. auch fol. ccxli (1. Teil).

169 Anmerkungen

lesen möchten.» Zitiert nach Salomon Heß, Ursprung, Gang und Folgen der durch Ulrich Zwingli in Zürich bewirkten Glaubens-Verbesserung und KirchenReform, Zürich 1819, 80.

202 Zürcher Bibel 1531, ccxir und ccciiir/v.

221 Die folgenden technischen Angaben übermittelte mir 1983 der Büchergestalter und Schriftkenner Max Caflisch. Grundschrift: Schwabacher M81 (Haebler), 5.7 mm Schriftkegel, 15 Punkt (Didot), kompress versetzt. Inhaltsangaben: Schwabacher 10 Punkt (Didot). Kapitelüberschriften: Fraktur 22 Punkt (Didot). Seitenüberschriften: Fraktur in Canon-Schriftgrösse mit leicht verzierten Versalien. Parallelstellen: Antiqua-Kursiv mit noch aufrechten Versalien. Die Ziffern einem kleineren Grad entnommen.

203 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 4v, Z. 17f.

222 Zürcher Bibel 1531, xxiiiv, xxiiiir (2. Teil) und clxxiir (2. Teil).

204 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 4v, Z. 19ff.

223 Zürcher Bibel 1531, ccxiiv (2. Teil).

205 Weiter gehende Beobachtungen bei Lavater, Zürcher Bibel 1531, 1417f., Anm. 37.

224 Schluss-Schriften, vgl. Zürcher Bibel 1531, xvv (2. Teil), ccir (2. Teil).

198 Vgl. Christian Neff, Art. Apokryphen, in: Mennonitisches Lexikon IV 77. 199 Der Zürcher Bibel 1530 8° waren die Apokryphen am Schluss beigefügt. 200 Zürcher Bibel 1531, ccciiiiv. 201 Zürcher Bibel 1531, cccixv/cccxiv.

206 Jack Warren Cottrell, Covenant and Baptism in the Theology of Huldreich Zwingli, Princeton 1971 (Lit.).

225 Schriftkegel 28.5 mm, in Froschauers Setzkästen seit 1530. 226 Korrektur an Leemann, Offizin 184: D kommt in sechsfacher, V in achtfacher Variation vor.

207 Rudolf Pfister, Die Seligkeit erwählter Heiden bei Zwingli, Zollikon/Zürich 1952.

227 Muther, Bücherillustration II 256.

208 Vgl. Lavater, Froschauer Bibel 1531 1396, teilweise korrigiert nach Himmighöfer, Zürcher Bibel 403.

229 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 4r.

228 Rümelin, Bildverwendung (Lit.).

211 WA DB 7 386,11.

230 Am 8. Januar 1532 erkundigte sich Froschauer bei Joachim Vadian in St. Gallen, «ob irs in 1 oder 2 teyl wellen haben», ohne Gegenbericht werde er es «in ein teyl lassen binden». Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen, hg. v. Emil Arbenz und Hermann Wartmann, 7 Bde., St. Gallen 190–1913, Bd. 4 Nr. 660.

212 Locher, Theologie Zwinglis 54–61.

231 Heitz, Zürcher Büchermarken Nr. 8.

213 Gottfried W. Locher, Christus unser Hauptmann, in: Huldrych Zwingli in neuer Sicht, Zürich 1969, 55–74.

232 Heitz, Zürcher Büchermarken Nr. 5.

209 Ansatzweise bei Himmighöfer, Zürcher Bibel 409–421. 

210 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 5 , Z. 20f.: «So nun Gott vns mit seiner warheit vnderweißt, leert vnnd berichtet». v

214 Locher, Zwinglische Reformation 205. 215 Ebd. 216 Luther 1522: meyn artiger geferte. – Mein Lehrer Gottfried W. Locher, Wabern, teilte mir 1982 dazu freundlich mit: «Die gelehrten Zürcher wussten, daß sýzygos bei Euripides Gattin bedeutet. (Übrigens hielt mein Lehrer im Neuen Testament, Gottlob Schrenk, diese Auslegung für richtig.) Paulus sei verheiratet gewesen: Pflicht eines Pharisäers. Im 1. Korintherbrief war er Witwer.» Vgl. Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933ff., Bd. VII 749f. 217 Leemann, Offizin 165. 218 Die Schrift taucht erstmals 1530 in kleineren Froschauerdrucken auf, Leemann, Buchschmuck 36. 219 Zürcher Bibel 1531, Vorrede 4 , Z. 13f. v

220 Der Sohn Johann Leu bemerkt in der Biographie seines Vaters: «Auch hat er Christoph Froschauern dazu vermögen, daß er einen großen Buchstab gießen lassen, damit alle alten Priester und Leyen leichtlich ohne Spiegel [Brille] darin

233 Leemann, Buchschmuck 36f. Erstmals abgedruckt in der Lyoner Vulgata 1520, wieder abgedruckt in Luthers AT I, Nürnberg (Peypus) 1524, vgl. Muther, Bücherillustration I 179 und II Tafel 209. 234 Leemann, Offizin Nr. 8. 235 Abhängig vom Wassergehalt des zu bedruckenden Papiers können die Abmessungen um Millimeter variieren. 236 Übersicht und Nachweise: Lavater, Froschauer Bibel 1531, 1402. 237 Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Statsmann. (Œuvrekatalog, Kunstmuseum Bern) Bern 1979, 418 Nr. 259. 238 Vgl. die N bei Schneeli/Heitz, Initialen Nr. xxxiv, Tafel lxvii. 239 Adolf Fluri, Die Beziehung Berns zu den Buchdruckern in Basel, Zürich und Genf 1476–1536, Bern 1913, 22. 240 Sogar der Tellenschuss passt bei 2Makk gut zum Motiv des Freiheitskampfes. 241 Leemann, Offizin Nr. 6. 242 Übersicht und Nachweise: Lavater, Froschauer Bibel 1531, 1402.

Anmerkungen 170

171 Autoren

243 Vgl. Schneeli/Heitz, Initialen Nrn. ii–v, Tafeln iii–xiii. 244 Leemann, Offizin Nr. 12. 245 Übersicht und Nachweise: Lavater, Froschauer Bibel 1531, 1403. 246 Vgl. Schneeli/Heitz, Initialen Nr. xx, Tafeln xxxviif. 247 Leemann, Offizin Nr. 13. 248 Übersicht und Nachweise: Lavater, Froschauer Bibel 1531, 1403. 249 Leemann, Offizin Nr. 10. 250 Zürcher Bibel 1531, lv (2. Teil). 251 Leemann, Offizin Nr. 7. 252 Bei Leemann, Offizin nicht verzeichnet. 253 Zürcher Bibel 1531, liiiir und xlr. 254 Übersicht und Nachweise: Lavater, Froschauer Bibel 1531, 1405. 255 Müller/Kemperdick, Holbein 463–465 (Christian Rümelin). 256 Müller/Kemperdick, Holbein 478 (Christian Rümelin). 257 Rümelin, Bildverwendung 209. Es wurden jedoch nicht «140», sondern nur 118 Stöcke neu angefertigt (vgl. Tab. 11 in diesem Beitrag). 258 Jean Vial, Destinée de quelque dessins d’Holbein, in: Gutenberg Jahrbuch 32 (1957), 238–246. 259 Leemann, Buchschmuck 56. 260 Corr. Leemann, Buchschmuck 49. 18 Stöcke wurden mehrmals gebraucht: 4 Stöcke dreimal (so der betende Salomo fol. ccviiv, cclxxv, xixr (2. Teil) und 14 Stöcke je zweimal. 261 Woltmann, Holbein I 228. 262 Woltmann, Holbein I 233.

Hans Rudolf Lavater–Briner, Erlach, Dr. theol. h.c., * 1946. Religions- und Ethiklehrer am Gymnasium Neue Mittelschule Bern. Verfasser und Herausgeber zahlreicher Beiträge zur Geschichte der Reformation und des Täufertums.



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