Die Straubinger Gruppe der donauländischen Frühbronzezeit. Frühbronzezeitliche Keramik aus Südostbayern und ihre Bedeutung für die chronologische und regionale Gliederung der frühen Bronzezeit in Südbayern. S. 37-106.

May 23, 2017 | Author: Stephan Möslein | Category: Early Bronze Age (Archaeology)
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BAYERISC HES LANDESAMT F Ü R DENKMALPFLEGE

SONDERDRUCK AUS

BERICHT DER BAYERISCHEN BODENDENKMALPFLEGE 38

.

1997

München 1998

Selbstverlag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Kommission bei Rudolf Habelt Verlag GmbH, Bonn

DIE STRAUBINGER GRUP P E DER DONAULÄNDISCHEN FRÜHBRONZEZEIT - FRÜHBRONZEZEITLICHE KERAMIK AUS SÜDOSTBAYERN UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DIE CHRONOLOGISCHE UND REGIONALE GLIEDERUNG DER FRÜHEN BRONZEZEIT IN SÜDBAYERN* Von Stephan Möslein

FORSCHUNGS GESCHICHTE

Nach kleineren Vorarbeiten von G. Behrens1 und P. Reinecke2 ging erstmals F. Holste3 näher auf die frühbronzezeitliche Siedlungskeramik Südbayerns ein. Als Leitformen der "Straubinger" Siedlungsware benannte er Henkelgefäße mit einfachem Rillenbündel sowie Krempenrandschalen, die sich jedoch nicht in allen der von ihm der Straubinger Kultur zu­ geordneten Siedlungen finden. Aus der Feststellung, daß einige Fundkomplexe, so beispiels­ weise diejenigen aus dem Schulerloch im Altmühltal und von der Roseninsel im Starnberger See, bereits im (vermeintlichen) Hügelgräberstil verzierte Keramik aufweisen, schloß Holste auf eine etwas jüngere Zeitstellung entsprechender Funde. Zum Vergleich verwies er auf westliche Entsprechungen, verfolgte den Aspekt regionaler Unterschiede jedoch nicht wei­ ter. Eine eingehende Behandlung der Siedlungskeramik Südbayerns sowie vergleichbarer Funde benachbarter Gebiete erfolgte erstmals durch W. Dehn4• Schon aus dem Untertitel sei­ nes Aufsatzes geht hervor, daß er die Siedlungsfunde aus Gaimersheim bei Ingolstadt, die den Ausgangspunkt seiner Untersuchungen bildeten, der frühbronzezeitlichen Straubinger Kultur zuordnete, die er regional primär durch das Verbreitungsgebiet bestimmter Bronze­ typen wie Spiraltutuli, Barrenringe und Schleifennadeln mit Scheibenkopf bestimmt sahs. Als Leitformen der zugehörigen Keramik stellte er wie Holste die Henkelgefäße mit Rillen­ bündel und zusätzlich das Doppelhalbkreisstempelmuster heraus6, deren Hauptverbreitung im östlichen Süddeutschland seiner Ansicht nach ergänzend zu den Bronzen den Straubinger Kreis umschreibe. Auf dessen Ausstrahlung führte er weitere Fundpunkte außerhalb dieses Kerngebietes zurück7. Obwohl Dehn seine chronologische Konzeption der Frühbronzezeit nicht ausdrücklich er­ läuterte, ist aufgrund der Einordnung von Funden wie Safferstetten und Uttenhofen (trotz ausdrücklicher Zuweisung zur Glockenbecherkultur) in die Stufe Al einerseits und der Straubinger Kultur in die Stufe A2 andererseits8 der Bezug auf das Chronologieschema Hol-

'

) Der vorliegende Aufsatz ist ein überarbeiteter Auszug aus meiner Dissertation "Bronze- und Urnenfelderzeit

im südöstlichen Oberbayern", die von Herrn Prof. Dr. V. Bierbrauer betreut und im Sommersemester 1996 von der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München angenommen wurde.

1) Behrens 1916, 9l. 2) P. Reinecke, Zur Geschichte des

prähistorischen Kupferbergbaues um Bischofshofen. Mit!. Anthr. Ges. Wien

63, 1933, 223-228 bes. 225.

3) F. Halste, Die Bronzezeit in Süd-

und Westdeutschland. Handb. Urgesch. 1 (Berlin 1953) 16 f.

4) Dehn 1951/52.

) Ebd. 6) Ebd. 7) Ebd. 8) Ebd.

5

2; 18 f. 24 Karte Abb. 3. 13. 20. 23.

37

stes9 erkennbar. Die Belegungsdauer der Straubinger Gräberfelder erstreckt sich nach die­

ist. 1957 sprach er von einem "keramischen Horizont" aus der Zeit des Übergangs von der

sem Schema über die gesamte Stufe A2, innerhalb derer Dehn allerdings zwischen Älterem

frühen zur mittleren Bronzezeit, dem er die "eigentliche Straubinger Kultur" vorausgehen

seiner Ansicht nach früher ein als die Siedlungen, ihre zeitliche Berührung sah er auf die

Kultur" meinte er dabei die Grab- und Siedlungsfunde in der Ziegelei Jungmeier (Landshu­

und Ösenkopfnadeln. Als Belege nannte er eine Hülsenkopfnadel aus einer Siedlungsgrube

die betreffende "keramische Gruppe A2IBI" über Arbon "Bleiche" und Hochdorf-Baldegg

und Jüngerem unterscheiden zu können glaubte. Die Straubinger Grabfunde setzten dabei

Endphase der Frühbronzezeit beschränkt, repräsentiert durch die späten Gräber mit Hülsen­

und die ältere Hügelgräberbronzezeit (Bz BI) folgen ließ. Mit der "eigentlichen Straubinger

ter Straße), die er der Stufe Al und dem älteren, größeren Teil von A2 zuwies, während er

in der Ziegelei DendllO, ein Ringbarrendepot im Bereich der Siedlung in der Lehmgrube der

mit dem Hor��ont Trassem-Langquaid am Ende der Stufe A2 parallelisierte, den er auch als

gensburg, Hochwegll.

zeit (Reinecke A2IBI)" und "Geburtsstunde" der Hügelgräberkultur bezeichnete, die zur

Ziegelei Jungmeier sowie das Fragment eines Vorratsgefäßes aus dem Depotfund von Re­

"kurzlebige Ubergangskultur", "Ausgang der Frühbronzezeit" , "Ende der frühen Bronze­

Zwar stellte Dehn zwischen einzelnen der von ihm behandelten Fundkomplexe Unter­

"eigentlichen Hügelgräberkultur" überleite. Die bewußte Wahl des Terminus A2IBI beruht

ten seien, verfolgte diesen Aspekt jedoch nicht weiter und beließ es bei dem Hinweis, daß

neu auftreten, bis in die Stufe BI geläufig bleiben16. Diese klare Konzeption mit der Stufen­

schiede fest, die seiner Ansicht nach nicht nur regional, sondern auch chronologisch zu deu­

randständige Henkel, reichere Strichmuster (gegenständige Dreiecke mit Winkelband u. a.)

und Kornstich, die sich außer in Bad Reichenhall (Karlstein) vor allem im westlichen Ver­ breitungsgebiet der erwähnten Keramik finden, bereits "in die Hügelgräberbronzezeit hin­

überweisen". Allerdings nahm er für die spärlicher verzierte Keramik aus dem Straubinger

Kerngebiet ebenfalls eine Dauer bis an das Ende der Frühbronzezeit oder sogar noch darüber hinaus an12.

Den Ansatz Dehns verfolgte wenig später H.-J. Hundt13 weiter, indem er dessen Zusam­

menstellung von Keramikkomplexen mit übereinstimmenden Merkmalskombinationen er­

dabei auf Hundts Ansicht, daß eine Reihe von Formen und Zierweisen, die in der Stufe A2

folge

Al bis A2 älter ("eigentliche Straubinger Kultur"17),

A2 jünger ("Horizont Trassem-Langquaid"),

BI

(im Sinne von Holstes "Lochham-Echinger Horizont")

zeigt eindeutig, daß Hundt ursprünglich die betreffenden Siedlungsfundkomplexe ergänzend

und relativierend neben die Grab- und Hortfunde als die tragenden Säulen der Bronzezeit­

chronologie stellen, keineswegs jedoch eine chronologisch eigenständige Übergangsstufe

gänzte und unter der Bezeichnung "Übergangskeramik A2IBI" zusammenfaßte. Die heute

zwischen A2 und BI schaffen wollte18. Dies geht auch aus seiner Umschreibung der "Kultur

gleichzeitiger unkritischer Projektion seiner chronologischen Aussage auf den aktuellen, er­

A2IB 1- Keramik herausgestellten Keramikelemente hervor 19. Der Terminus A2/B 120 sollte

zwar noch mit denselben Begriffen arbeitende, aber inhaltlich veränderte Stufengliederung

schen Fundgutes ausdrücken und im Gegensatz zu den Katastrophenszenarien Reineckes

meist unreflektierte Verwendung des Terminus "A2IBI-Keramik" als reines Schlagwort bei

heblich verbesserten Kenntnisstand zur relativen Chronologie und die daraus resultierende,

der Frühbronzezeit machen eine Auseinandersetzung mit der Konzeption Hundts erforder­

unseres Langquaid-Horizontes" (A2 jünger) durch die von ihm als kennzeichnend für die

dabei lediglich das Stufenübergreifen zumindest einiger Formen und Merkmale des kerami­

und Holstes den fließenden und bruchlosen Übergang von der frühen zur mittleren Bronze­

lich14.

zeit verdeutlichen21.

ihn zur wiederholten Behandlung der Keramik am Übergang von der frühen zur mittleren

lenbündel (hier im folgenden als Typen Poing und Landsberg bezeichnet) hielt Hundt trotz

lein auf der Analyse der Bronzen beruhende Annahme eines Untergangs der Frühbronzezeit

knick, Abschluß der Ornamentzone durch Vertikalstriche, Kornstichsäumung) für jünger als

war die Ausgliederung von "Formen und Zierweisen in Fundgemeinschaft" und deren Ver­

schulterständigem Henkel und einfachem Rillenbündel sah (hier im folgenden als Typ Seng­

Es ist in diesem Zusammenhang nicht unwesentlich, auf die Intention hinzuweisen, die

Bronzezeit bewog: Anhand der Keramik wollte er die von Reinecke und Holste geprägte, al­

in kriegerischen Unruhen einer kritischen Überprüfung unterziehen15. Voraussetzung dafür

Tassen und Krüge mit randständigem Henkel und kornstich- oder dreiecksgesäumtem Ril­

genereller Verwandtschaft aufgrund einiger Merkmale (randständiger Henkel, Schulter­

die entsprechende Form der Straubinger Kultur, die er in den rundbauehigen Tassen mit

bindung mit den Metalltypen der Stufe Bz A2.

kofen bezeichnet)22. Die Ansicht Dehns, daß "die meisten Siedlungsfunde ganz an das Ende

chronologische Konzeption, die jedoch aus seinen Ausführungen eindeutig zu erschließen

mangelhafte Korrelation zwischen Keramik und Bronzeformen zurück25. Er kam vielmehr

9) F.

Holste, Frühbronzezeitliche Scheibenkopfnadeln aus Bayern. Bayer. Vorgeschbl. 16, 1942, 1-10. - Dazu

16) Hundt 1957,44; ders. 1961,161 f. 1 7) Innerhalb der Straubinger Kultur erkannte H.-J. Hundt eine Entwicklung,da er zwischen Erscheinungen "von

auch W. Torbrügge, Terminologische Mißverständnisse als Fehlerquellen der Bronzezeit-Chronologie im süd­

deutlich altertümlichem Charakter" und solchen unterschied,die "innerhalb der Straubinger Kultur jung zu datie­

Auch Hundt erläuterte nicht ausdrücklich die seinen Untersuchungen zugrundeliegende

lichen Mitteleuropa. In: Ber. V. Internat. Kongr. Vor- u. Frühgesch. Hamburg 1958 (Berlin 1961) 818-823 bes. 818 f. Abb. l.

10) Die Nadel stammt aus der Ziegelei Jungmeier, vgl. Hundt 1958, Taf. 18,5. 11) Dehn 1951/52,9. 12) Ebd. 22. 13) Hundt 1957; ders. 1962. 14) Zur terminologischen und inhaltlichen Verwirrung Torbrügge 1979; ders., La

culture des tumulus en Baviere.

In: Dynamique du Bronze moyen en Europe occidentale. Actes 113e Congres Nat. Soc. Savantes Strasbourg 1988

(Paris 1989) 47--49 bes. 49 Abb. l.

15) V gl. dazu Kubach 1977,120 f. 38

der Frühbronzezeit" zu datieren seien23, bezweifelte Hundt24 und führte sie auf die noch

ren" sind,aber der Stufe Trassem-Langquaid noch vorausgehen, vgl. Hundt 1957,42.

18) Dazu bereits Koschik 1981,113; vgl. auch Torbrügge 1990,498 Abb. 1; Wullinger 1996,90. 19) Hundt 1957,43. 20) Ders. 1962,42. 21) Ders. 1964, 12; ders.,Bronzezeitliche Siedlungsfunde von Nonn,Gde. Karlstein,Ldkr. Berchtesgaden. Bayer. Vorgeschbl. 31,1966,34--48 bes. 46 f. 22) Ders. 1957,30 f. 32 f. 23) Dehn 1951152, 9. 24) Hundt 1957, 4l. 25) Ebd. 28.

39

I

-

zu dem Schluß, daß die Siedlungsfunde von Straubing der späten Straubinger Kultur an­ gehören, d. h. zeitlich den Grabfunden aus dem frühen Abschnitt der Stufe A2 entsprechen und der Übergangsphase zur Hügelbronzezeit - dem Horizont Trassem-Langquaid - voraus­ gehen26, mit dem er wiederum die um die Funde von Heubach und Ehrenstein gruppierten Komplexe parallelisierte. In der reicher verzierten Keramik in der Art von Heubach, Ehrenstein und Arbon "Bleiche" sah Hundt die Wurzeln zahlreicher Elemente der Keramik der nachfolgenden reinen Hügelgräberkultur (B1)27. Die chronologische Verbindung der Straubinger Siedlungskeramik mit dem frühen Abschnitt der Stufe A2 schien ihm selbstver­ ständlich, weil er die Straubinger Gräberfelder als kleine Sippenfriedhöfe erachtete, die in unmittelbarer Nähe der jeweils zugehörigen Siedlungen lagen28• In Hundts jüngeren Arbeiten zu diesem Problemkreis ist ein Abweichen von dieser bis da­ hin so klaren Konzeption zu bemerken. Seine Apostrophierung des Terminus A2/B1 als "Zeitstufe" und "Übergangsphase" sowie terminologische Inkonsequenz29 trugen dazu bei, daß ihm bisweilen die Schaffung einer chronologischen Stufe zwischen den Horizonten, die sich um den Depotfund von Langquaid einerseits und die Lochhamer Grabfunde anderer­ seits gruppieren, unterstellt wird30. In diesem Sinne wich Hundt von seinem ursprünglichen Konzept jedoch erst in seiner letzten Stellungnahme zu diesem Problemkreis ab. Im Zusam­ menhang mit der zeitlichen Einordnung einer Variante der..Nadel mit durchlochtem Kugel­ kopf, die er chronologisch mit der besagten "Keramik der Ubergangszeit von der frühen zur mittleren Bronzezeit" verbunden sah, deutete er die Möglichkeit der Existenz einer eigen­ ständigen Stufe Bz A3 an31. W. Kimmig schlug bei der Bearbeitung der Siedlungsfunde vom Kirchberg bei Reusten für die von Dehn und Hundt behandelten Siedlungsfunde aufgrund ihres Verbreitungsbildes die Bezeichnung "nordalpine Frühbronzezeitkeramik" vor. Eine regionale Gliederung inner­ halb des "frühbronzezeitlichen Großkreises Straubing-Singen" schien ihm lediglich anhand von Metallgegenständen, nicht jedoch von Keramik möglich32. Die zeitliche Erstreckung dieser Keramikfunde reicht seiner Ansicht nach gemäß dem Wortsinn der Hundtschen Be­ zeichnung A21B1 von der ausgehenden frühen bis in die mittlere Bronzezeit, ohne daß die einzelnen Elemente jeweils auf eine Stufe festzulegen seien. Wie R. A. Maier33 schloß er nicht aus, daß gewisse Merkmale der sog. A21B1-Keramik sogar bis in die Spätbronzezeit geläufig blieben34 und betonte damit die stufenübergreifende Kontinuität in der Keramikent-

di "keramisch� Phase �IBI" ins­ 29) Aus der Formulierung bei Hundt 1964, 9 geht nicht eindeutig hervor,ob �r � Jedoch klar dIe FormulIerung be­ gesamt oder nur deren Beginn in die Frühbronzezeit datiert. Für ersteres spncht die in der frühen Hügelwäber­ und überdauert A2IBI hase Übergangsp die "die Rain, züglich der Siedlung von Befestigung des Bogenberges "In der bronzezeit BI noch lebt" (ebd. 10). Dagegen geht es auf Seite 13 um die Worten "in einer frühen Phase Zeit der keramischen Übergangsphase A2IBI", die eine Seite vorher mit anderen der Hügelgräberbronzezeit" erfolgte. ont A2B kova,Der donauländische Vorhügelgräberho � 30 Beispielsweise Neugebauer 1977,38; E. Cujanova-Jil 381; vgl. dazu BenkovskY-PIvovarova und neue Funde aus Westböhmen. Pam. Arch. 58,1967,381-410 bes.



1981,18.

)

Hundt 1983,174; 178. tlicher Zeit. Urk. Vor- u. Früh­ 32) W. Kimmig,Der Kirchberg bei Reusten. Eine Höhensiedlung aus vorgeschich 30. 1966) gesch. Südwürttemberg-Hohenzollern 2 (Stuttgart zeitlichen Brandgrabs aus Südbayern. Germania 54,1976, 33 R. A. Maier, Altartige Keramik eines jüngerbronze

31

)

202-207.

) W. Kimmig,Der Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit in der Zone nordwärts der Alpen. Ein For­

34

schungsbericht. Arch. Korrbl. 9,1979,15-22 bes. 20.

40

Demgegenüber vertrat F. Fischer, ausgehend von den Funden von Arbon "Bleiche", eine Datierung der A2/BI-Keramik in die Stufe Bz A2, wobei er einen Beginn noch während Christleins Stufe 3 für möglich hielt, das Ende jedoch vor dem Lochham-Horizont an­ setzte35. E. Gersbach36 versuchte unter dem Eindruck der seiner Meinung nach chronologisch nicht einheitlichen Bronzen vor allem aus den Siedlungsfundkomplexen von Arbon "Bleiche" und Hochdorf-Baldegg eine Gliederung der Keramik in einen älteren und einen jüngeren Hori­ zont, doch überzeugten seine Ausführungen nicht37. W. Kubach schloß aus dem Fehlen älterfrühbronzezeitlicher Siedlungsfunde auf eine "am Beginn oder während der Langquaid-Stufe veränderte Siedlungsweise". Erst ab diesem Zeit­ punkt seien in großer Zahl Siedlungsfunde mit A21B1-Keramik faßbar, deren Laufzeit teil­ weise bis in die Stufe Lochharn er als Hinweis auf eine Kontinuität von der ausgehenden Früh- zur Mittelbronzezeit deutete38. Nachdem W. Torbrügge die Annahme einer eigenständigen chronologischen Stufe zwi­ schen dem Depotfund von Langquaid und dem Lochham-Gräberhorizont ohne weitere Argumentation als "weitverbreiteten Aberglauben" abgetan hatte39, bot die betreffende Sied­ lungsware auch nach Ansicht einiger seiner Schüler keine Anhaltspunkte für die Ausgliede­ rung einer eigenständigen Zeitstufe4o. W. Ruckdeschel äußerte sich im Rahmen seiner Bearbeitung der frühbronzezeitlichen Grabfunde Südbayerns nur beiläufig zur Siedlungskeramik, wollte jedoch zumindest einen größeren Teil der "typischen Straubinger Siedlungsware" ohne weitere Differenzierung aufgrund des bereits genannten Straubinger Siedlungsfundes einer Hülsenkopfnadel in die Phase A2a datieren, weil sich dadurch auch ein Widerspruch zu dem von ihm festgestellten Belegungsende der Gräberfelder nach dieser Phase vermeiden ließ, das demnach eine tatsächliche Besiedlungsunterbrechung widerspiegeln könnte41. Wie bereits Hundt machte auch J. P. Zeitler wegen der räumlichen Nähe der Straubinger

qrab- und Siedlungsfunde ihre Gleichzeitigkeit zur unbewiesenen Voraussetzung seiner Uberlegungen42, obwohl bereits R. Christlein diese Möglichkeit ausgeschlossen hatte43. Auf­ grund der angeblichen formalen Einheitlichkeit der Siedlungskeramik zog Zeitler konse­ quenterweise in Betracht, "daß die bisher als ,A2IB' eingestufte Keramik bereits zu Beginn der Frühbronzezeit, d. h. in Al entwickelt und dann erst nach dem Einsetzen der Phase B

26) Ebd. 30 f. 27) Ebd. 40. 28) Ebd. 42.

)

wicklung, die bereits Dehn und Hundt den älteren "Katastrophentheorien" Reineckes und Holstes zum Ende der Frühbronzezeit gegenübergestellt hatten.

35

) F. Fischer,Die frühbronzezeitliche Ansiedlung in der Bleiche bei Arbon TG. Sehr. Ur- u. Frühgesch. Schweiz

17 (Basel 1971) 18 ff.

) Gersbach 1974. ) V gl. die ausführliche Kritik bei Torbrügge 1979,23 ff. sowie bei Wullinger 1988,33 ff. ) Kubach 1977,146 ff.

36 37 38

39) Torbrügge 1990,498.

)

�ach Schopper 1992,51 ff. ist die Tatsache,daß die sog. f.; Wullinge � 1988, 49 f. Koschik 19�1,103 f. 1 A2IBI-Keramik sowohl früh- als auch mittelbronzezeIthche Elemente aufweist (ohne diese jeweils näher zu er­

40

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läutern), darauf urückzu e n,daß sich die Keramik im Verlauf der unmittelbar aufeinanderfolgenden, mittels � Bronzen aus Grabern defInIerten Stufen A2 und B allmählich wandelt. Die einzelnen Fundkomplexe seien "je

nach Formenbestand an Hand der überwiegenden Elemente mit Bz A2 oder Bz B zu verbinden'" ' so kürzlich auch

Wullinger 1996, 90. 41

) Ruckdeschel 1978 I, 216; 285; ders. 1985,181.

+2) Zeitler 1982, 102.

) Christlein 1964,54 f.

+3

41

vollständig von neuen Typen abgelöst wurde"44, offenbar aber nicht di� Mögli�hkeit von Quellenlücken45. Die spätestens seit Dehns Aufsatz bekannten Unterschlede z�lschen �en . Keramikformen aus Gräbern und Siedlungen stellte zwar auch er fest, wollte SIe Jedoch mcht auf chronologische Ursachen, sondern auf die rituelle Auswahl der Grabgefäße zurückführen. O. Reichold vermutete aufgrund endneolithischer Belege für einzelne Zierelemente der sog. A2IBI-Keramik46 (pla�tische L�isten u�d Doppelhalbkreisste�pe!�, da� diese Ker�­ . mikgattung entgegen blshengen AnsIchten dIe gesamte Stufe A a�sfü1lt.. W ahrend plasti­ schen Leisten als zeitlosem Zierelement diesbezüglich jedoch kemerlel Aussagekraft zu­ kommt fordert die Verwandtschaft zwischen den Doppelhalbkreisstempeln der Chamer Grupp; und der ausgehenden Frühbronzezeit in der Tat eine Erklärung, di� bisher nicht ge­ boten werden kann. An eine ununterbrochene Tradition des Doppelhalbkrelsstempelmusters ist aber offenbar nicht zu denken, da es weder auf endneolithischen (Schnurkeramik, Glockenbecherkultur) noch auf älterfrühbronzezeitlichen (Grabkeramik der P�ase Bz AIa, Siedlungskeramik der Keramikgruppe BurgweintinglViecht, S. 44 ff.) Keramikfunden be��

.

44 Zeitler 1982, 104; dazu auch ders.,Eine bronzezeitliche Siedlung bei Waizenhofen,Gde. Thalmässing,Lkr. Roth. Natur u. Mensch 1986,37-51 bes. 40 . lI. 45 V gl. beispielweise das Mißverhältnis zwischen rab- und Siedl�n�sfunden be praktisch allen vorangehenden Kulturen seit der Linearbandkeramik,besonders seIt dem Jungneohthlkum; Althelmer Kultur und C�amer Kultur sind ausschließlich durch Siedlungsfunde, Schnurkeramik und Glockenbecherkultur ganz überwIegend durch Grabfunde repräsentiert. 46) Reichold 1992,76 ff. 47 Ebd. 285 f. Abb. 63. . . 48 R. Krause, Frühbronzezeitliche Funde als Zeugnisse früher metallze thcher Besled ung �es Rottenburger � . Raumes. Sülchgau 29/30,1985/86 (1987) Beiträge zur Forschungsgeschichte und Archaologle von Rottenburg und Umgebung. F. P aradeis zum Gedächtnis 71-85 bes. 84 f. .. 49 A. Berger,Der Hesselberg. Funde und Ausgrabu gen bis 19� 5. aterial�. Baye�. Vorgesch. A 66 Kallmunz � 1994) 43 mit Verweis auf M. Nadler,Ausgrabungen m der Galenehohle II bel Kelhelffi 1983-1985. In. B. Engel­ hardt/K. Schmotz (Hrsg.), Vorträge des 4. Niederbayerischen Archäol?gentages (�u�h a. Erlba:h 1986 65-:72 . . bes. 71 wo aber anscheinend - freilich in etwas unglücklicher Formuherung - ledlghch dIe Schlchtverhalt.�llsse beschr eben werden. Zudem ist nicht definiert, worum es sich bei der von beiden Autoren genannten "Uber­ gangskeramik" handelt,die mit dem Kürzel A2IBI verbunden wird. 50 R. A. Maier,Die jüngere Steinzeit in Bayern. Jahresber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 5, 1964, 9-197 bes. 1 �3 . . Anm. 184. Auch der Glockenbecher von Hochdorf-Baldegg kann bereits vor den bronzezelthchen Funden m den Boden gelangt sein, vgl. J. Bill,Der Glockenbecher aus Hochdorf-Baldegg. Helvetia Arch. 14,H. 55/56, 1983,167-172.

Anm

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42

CHRONOLOGISCHE UND REGIONALE GLIEDERUNG DER SÜDBAYERISCHEN SIEDLUNGSFUNDE

-

R. Krause hielt an der Datierung der sog. A2lBI-Keramlk an den Ubergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit fest und führte das Fehlen älterfrühbronzezeitlicher Sied­ lungsfunde auf die noch mangelhafte Kenntnis der vermutlich weniger auffälligen Keramik dieser Zeit zurück48. Die von A. Berger im Zusammenhang mit Problemen der Einbeziehung von Siedlungsfunden in das in erster Linie auf Metalltypen basierende Chronologiesche�. Ansicht daß die bisher auf den Horizont Bronzezeit A2IBI beschränkte ,Ubergangskera­ mik' be;�its im Jungneolithikum einsetzt", beruht offenbar auf einem Mißverständnis49. .. Maier schloß anscheinend eine Gleichzeitigkeit der Glockenbecherkultur und der Fruh­ bronzezeit nicht aus und führte dafür neben dem zweifelhaften Befund von Hochdorf-Bald­ egg auch ein Glockenbecherfragment von Karlstein an50, das er in Zusamme�h�ng mit den . . Siedlungsfunden mit A2lBI-Keramik brachte. Die Scherbe kam Jedoch bel emer kIemen

) )

Sondagegrabung beim Alten Forsthaus, also zwar in der Nähe, aber nicht im unmittelbaren Bereich der bronzezeitlichen "Wohnstätten", in unklaren Fundzusammenhängen zutage51. J. Krumland versuchte bei der Bearbeitung bronzezeitlicher Siedlungskeramik aus Nord­ und Südwürttemberg, einzelne Formen und Zierweisen der A2IBI-Keramik auf die Stufen A2 bzw. B zu verteilen52. Sollen die �ier in Auswahl vorgestellten Beiträge zu dem Problemkreis um die sog. A2IBI-K�ramlk be�ertet w�rden, so sind s�e als teilweise kritisch, aber durchweg wenig . konstruktiv zu bezeIchnen. Uber dIe Ergebmsse Dehns und Hundts kommen sie nicht hin­ aus. Selbst bei der Bearbeitung so wichtiger Fundkomplexe wie vom Schloßberg in Lands­ berg a. Lech, Sengk?fen, Jellenkofen oder vom Frauenberg bei Weltenburg wird die Klärung der offenen Fragen m der Hoffnung auf aussagefähigere Funde vertagt53.

�n Südwestdeut��h�and, in der Schwei� und in Ostfrankreich zeichnen sich in jüngster Zelt aufgrund stratifIZIerter und dendrodatIerter Fundkomplexe neue Erkenntnisse zur regio­ nalen und chronologischen Gliederung der frühbronzezeitlichen Siedlungsfunde ab54, die auch für den südbayerischen Raum relevant sind, wenngleich eine entsprechende qualitative Verbesserung der Quellenlage hier nicht zu verzeichnen ist. Großflächige Siedlungsgrabun­ gen oder zumindest deren Publikation fehlen. Hinzu kommt, daß die Gräber nur in der älte­ sten Pha�� �in und wieder Keramikgefäße enthalten, während Siedlungen in der Regel keine aussagefahlgen Metallgegenstände ergeben. Das ist sicher auch der Grund dafür daß die relative Chronologie der Frühbronzezeit in erster Linie auf Metallformen und damit vor al­ lem auf Grab- und Depot�und�n beruht. Die immer wieder versuchte Einordnung einzelner . SIedlungsfundkomplexe m dIe Stufengliederung der Grabfunde55 ist daher zwangsläufig problematisch. I� Gegensatz zu dieser bisherigen Vorgehensweise soll hier zunächst überprüft werden, ob dIe unter dem Schlagwort ,,A2IBI-Keramik" versammelten Fundkomplexe wirklich ein­ heitlich sind. Erst auf der Basis regionaler und chronologischer Fundgruppen kann an­ schließend eine Synchronisierung mit der Grabfund-Chronologie erfolgen. Die beste Ausgangsbasis für eine Bearbeitung der frühbronzezeitlichen Keramik bieten nach wie vor die Siedlungsfunde aus den Straubinger Ziegeleilehmgruben. Daß diese bisher als weitgehend einheitlich angesehen und pauschal der sog. A2/BI-Keramik zugerechnet

)

51 Bereits P. Schröter wies auf die geringe chronologische Beweiskraft dieses Fundes hin: P. Schröter, Ein Glockenbecherfund von Neuburg an der Donau . Neuburger Kollektaneenbl. 122, 1969 47-54 bes. 52' ders. Neue frühbronzezeitliche Flachgräberfelder bei Regensburg (Mangolding und Mintrachi g,Ldkr. Regen burg) Bayer. Vorgeschbl. 38,1973,14--51 bes. 40 mit Anm. 153. 52 J. Krumland, Die bronze zeitliche Siedlungskeramik zwischen Elsaß und Böhmen. Studien zur Formenkunde und Rekonstruktion der Besiedlungsgeschichte in Nord- und Südwürttemberg. Internat. Arch. 49 (Rahden/Westf.

)





:

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) Koschik 1975,67; ders. 1981,100 f. 110 ff.; Wullinger 1988,5I. ) Köninger/Schlichtherle 1990; J. Köninger,La stratigraphie dc Bodman-Schachen I dans

53

54

le contexte Bronze ancien du sud de I'Allemagne. In: Cultures et societe s du Bronze ancien en Europe. Actes 117e Congre s Nat. Soc. Savante� Clermont-Ferr nd 1992 (Paris 1996) 239-250; St. Hochuli, Le site du Bronze ancien � et moyen d'Ar­ bon-�lelche 2 et sa datatlo . Ebd. 211-222; ders. 1994; HochulilKöningerlRuoff 1994; U. Ruoff, � . Die frühbron­ zezelthchen Funde. In: Zünch "Mozartstraße" 1, 144--149; ders. 1987; ders. 1996. 55 V gl. Wullinger 1996, 90.

)

43

wurden, mag nicht zuletzt an der unübersichtlichen Materialvorlage H.-J. Hundts liegen, die einen Vergleich einzelner Grubeninhalte auf den ersten Blick nicht ermöglicht56. Die im folgenden vorgeschlagene Gliederung der Siedlungskeramik beruht auf der Ein­ stufung von Grubeninventaren als geschlossene Funde57• Das Ergebnis (Beil. 1, Kombina­ tionstab. 1; Typen siehe Anhang S. 104) zeigt, daß die Straubinger Siedlungsfunde, denen gleichartige Komplexe von anderen Fundstellen angeschlossen werden können, keineswegs homogen sind. Vielmehr setzen sich zwei Keramikgruppen mit jeweils eigenen Typenge­ meinschaften deutlich voneinander ab. Ältere Frühbronzezeit Keramikgruppe Burgweinting/Viecht Die erste Gruppe wird nach zwei charakteristischen Siedlungsfundstellen als Keramik­ gruppe Burgweinting/Viecht benannt58. Leittyp dieser Gruppe sind meist kleine, feintonige und sorgfältig gearbeitete Gefäße mit ausladender Mündung, S-förmigem Profilschwung

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3

und kleinem Standboden. Auf der Schulterwölbung, seltener im Halsbereich, sitzt ein klei­ ner Henkel. Aufgrund ihres Leitfundcharakters werden diese Gefäße als Typ Burgwein­ tingNiecht bezeichnet (Abb. 1,1.2.4-6.8-13; Beil. 1, Kombinationstab. 1 Typ 1). Ob die Ausgliederung einer eigenen Variante für entsprechende Gefäße mit leichtem Schulterabsatz (Typ 2; z. B. Abb. 1,3.7.14; 14,9) gerechtfertigt ist, werden zukünftige Funde erweisen. Weitere Typen sind S-förmig profilierte bzw. doppelkonische Henkelgefäße mit teilweise leicht kantigem Bauchumbruch, die auch aus Grabfunden vorliegen59 (Typen 7; 15). Schalen sind in allen Inventaren der Keramikgruppe Burgweinting/Viecht verhältnis­ mäßig schwach vertreten. Außer einfachen kalottenförmigen Exemplaren (Typ 13) gibt es solche mit ausladendem, schwach S-förmig profiliertem (Typ 11)60, bisweilen dünn auslau­ fendem Rand (Typ 12)61. Auch Schalen mit scharfem Umbruch sowie stark gekehlter und

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ausbiegender Randpartie (Typ 10)62 sind auf diese Gruppe beschränkt.

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5

Graphische Keramikzier findet sich vor allem auf den feintonigen Henkelgefäßen des Typs BurgweintinglViecht und ist trotz relativer Seltenheit sehr variabel (Abb. 2). Sie be­ schränkt sich in der Regel auf eine horizontale Zone in Höhe des unteren Henkelansatzes und besteht meist aus einer oder mehreren, vereinzelt bis zu zwölf horizontalen Linien (Abb.

56) Vorbildlich ist zwar allein schon H.-J. Hundts vollständige Vorlage der bronzezeitlichen Siedlungskeramik aus den Beständen des Straubinger Museums (Hundt

1958; ders. 1964), doch wäre bei einer sauber nach Gruben ge­

trennten und wenigstens grob nach Geflißgattungen sortierten Darstellung wohl von Anfang an offensichtlich ge­

10

wesen, daß von Einheitlichkeit nicht die Rede sein kann.

)

57 Zur Definition des geschlossenen Fundes nach wie vor O. Montelius, Die älteren Kulturperioden im Orient und in Europa. I. Die Methode (Stockholm

1903) 3. Da die Art und Weise der Verfüllung von "Siedlungsgruben"

im Einzelfall jedoch nicht bekannt ist, sind die entsprechenden Funde auch nicht im sei ben Maße als geschlossen zu werten wie etwa im Falle einer Deponierung oder einer Bestattung. Mangels anderer Möglichkeiten ist dieses Vorgehen jedoch gerechtfertigt, zumal die dadurch mögliche Unschärfe über den Rahmen einer Siedlungsphase nicht hinausgehen dürfte.

)

1993. Viecht, Gde. Eching, Lkr. Landshut (Niederbay­ 8 (München 1995) 82; die Möglichkeit, die bisher unveröffentlich­

58 Burgweinting, Stadt Regensburg (Oberpfalz): Hoppe ern): Zur Fundstelle Bayer. Vorgeschbl. Beih.

-

ten Funde hier zu berücksichtigen und abzubilden, verdanke ich Dr. B. Engelhardt (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Landshut).

) Hundt 1958, Taf. 18,11; Geck 1995, Taf. 51,1; 53,1.2. ) Hundt 1958, Taf. 19,14; 23,23; Geck 1995, Taf. 50,33.37.38. ) Geck 1995, Taf. 50,11.12.14. ) Hundt 1958, Taf. 20,9.10; Geck 1995, Taf. 53,8; Schopper 1992, Taf. 1,1; 14,6.

59 60 61

62

44



1. Äl�ere rühbronze� eit, Keramikgr�ppe Burg�einting!Viecht. Beispiele von Henkelgefäßen des Typs . . B �rgwellltlllg!Vl�cht a�s Sudbayern und Tuol 1.9 Itthng, Stadt Straubing (Niederbayern); 2.4.7.8 Straubing, : . Ziegelei Jungmeier (Nlederbayer�); 3 Wallerfl?g, Lkr. Deggendorf (Niederbayern); 5.11 Burgweinting, Stadt Regensburg (Obe� pfalz); 6 Oberdlllg, kr. Erdillg (Oberbayern); 10 W iesing, Buchberg (Tirol); 12.13 V iecht, . Gde. Echlllg, Lkr. Landshut (NIederbayern); 14 Blburg, Lkr. Kelheim (Niederbayern). M. 1 : 3. Abb.



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von Ziermustern der Keramik­ Abb. 2. Ältere Frühbronzezeit, Keramikgruppe Burgweinting/Viecht. Beispiele Ohne Maßstab. g/Viecht. Burgweintin Typs des en Henkelgefäß auf gruppe zumeist

(Abb. 1,8; 1,4; 2,1-3)63, an die bisweilen oben, unten oder beidseitig Punktstichmuster e Fransen anmutend rtig 2,13-15)64, einfache Dreiecksmuster (Abb. 2,4)65 oder kornsticha ­ Strichgrup en anschließen (Abb. 1,5.9; 2,6-8.12)66, die teilweise zu metopenartig wechselnd n68. vorkomme linien pen angeordnet (Abb. 2,9-10)67 und auch ohne begleitende Horizontal

) Hundt 1958, Taf.

18,8; 20,11.12; 22,9.12.15.20; 23,10; Geck 1995, Taf. 51,40.42.52. 18,3; Geck 1995, Taf. 56,2.3. Taf. 1958, 64) Hundt 65 ) Hundt 1958, Taf. 41,21. 41,11; lahresber. Hist. Ver. Straubing 66) Behrens 1916, Taf. 6,1; Hundt 1958, Taf. 18,9; 22,18; 24,10-12; 40,16; Kornstichmustern handelt es sich jüngeren zu Vergleich Im 21,2. Abb. 93, 1991, 12 Abb. 1,1.2; Hoppe 1993, oder eingeritzte Striche. bei den Mustern dieser Gruppe eher um kurze, schmale und weniger tief eingedrückte

63

) Hundt 1958, Taf. 20,28; 40,3; Geck 1995, Taf. 56,2. ) Hundt 1958, Taf. 20,7.30; 21,8.

67

68

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47

Die Grobkeramik kennt plastische Leisten, die nicht selten glatt und unverziert sind, meist aber unterschiedliche Kerben oder Fingertupfen aufweisen. In die Leisten sind vielfach lang ausgezogene und markant ausgeprägte Grifflappen eingeschaltet, von denen eine zweigipfe­ lige Form mit geteiltem oder schwalbenschwanzförmigem Abschluß als Typ 4 bezeichnet wird. Weitere Formen und Merkmale können der Kombinationstabelle 1 entnommen wer­ den. Die Verbreitung des Leittyps der Keramikgruppe BurgweintinglViecht, der Henkelgefäße gleichnamigen Typs, konzentriert sich auch bei Berücksichtigung der nicht aus geschlosse­ nen Funden stammenden und daher in Kombinationstabelle 1 nicht erfaßten Exemplare im bayerischen Donaugebiet östlich der Altmühlmündung, an der mittleren Isar, im südöstli­ chen Oberbayern sowie in Nordtirol. Nur vereinzelte Funde sind bisher aus dem Bodensee­

2

raum bzw. von der oberen Donau sowie aus dem Linzer Raum bekannt (Abb. 3). Eine entsprechende Verbreitung weisen auch die weniger häufigen Henkelgefäße mit niedrigem Bauchumbruch auf (Typ 3; z. B. Abb. 14,7).

rn----

Jüngere Frühbronzezeit

D

Keramikgruppe Sengkofen/lellenkofen Von der Keramikgruppe BurgweintinglViecht setzen sich in Kombinationstabelle 1 (Beil. 1) Fundkomplexe mit weitgehend anderem Formen- und Zierspektrum ab, die ebenfalls nach zwei charakteristischen Siedlungsfundorten unter der Bezeichnung Keramikgruppe

Abb.

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�. Jüngere Frühbronzezeit, Keramikgruppe Sengkofen/Jellenkofen. Henkelgefäße des Typs Sengkofen von

Aich, Gde. Altdorf, Lkr. Landshut (Niederbayern). 1.3 Obi. 7; 2 Obi. 56; 4 Obi. 1; 5.6 Obj. 19. M. 1 : 4.

Sengkofen/Jellenkofen zusammengefaßt werden69. Sie ist gekennzeichnet durch das Auftreten neuer Formen und Zierweisen, die mit den bis­ her als A2IB1-Keramik bezeichneten Siedlungsfunden in Verbindung zu bringen sind. Dazu gehören Henkelgefäße mit kugeligem Körper, Schulterabsatz und ausbiegendem Rand, die nach einem Fund im oberbayerischen Alpenvorland als Typ Margarethenberg (Typ 21; z. B. Abb. 6,1-4; 16 unten)70 bezeichnet werden. Der häufigste Typ fein toniger Henkelgefäße ist der Typ Sengkofen (Typ 37; Abb. 24,5)71. Als charakteristische Beispiele seien entsprechende Gefäße aus einer Siedlung von Aich, Gde. Altdorf, Lkr. Landshut (Niederbayern), abgebildet, die das Variationsspektrum des Typs in Größe und Proportionen verdeutlichen (Abb. 4)72. Kennzeichnende Merkmale sind ein S-förmig geschwungenes Profil sowie ein horizontal umlaufendes, kräftig eingeschnittenes Rillenbündel, das durch den auf der Schulter sitzen­ den Henkel unterbrochen ist. Die einzelnen Rillen laufen entweder frei aus oder enden in tie­ fen Einstichen, die nicht selten sogar die Gefäßwandung durchstoßen. Es dürfte sich dabei um Löcher für kleine Pflöcke handeln, mit denen die Enden schnur- oder bandartiger Einla­ gen aus organischem Material in den Rillen befestigt wurden73. Im Vergleich zum Typ Burg-

)

69

Sengkofen, Gde. Mintraching, LkI. Regensburg (Oberpfalz): Koschik 1975. - Jellenkofen, Gde. Ergoldsbach,

Lkr. Landshut (Niederbayern): Wullinger 1988.

) Margarethenberg, Gde. Burgkirchen a. d. Alz, Lkr. Altötting (Oberbayern): Abb. 16 unten. ) Sengkofen: Koschik 1975, Abb. 11,1.4-6. 72) Zur FundsteIle R. Christlein/B. Engelhardt, Keramik vom Ende der frühen Bronzezeit aus Siedlungen bei Alt­

weintingNiecht wirken die Henkelgefäße des Typs Margare thenberg und meist auch des Typs Sengkofen gedrungener, ihr Höhen-Breiten-Index ist in der Regel ausgeglichener und die Mündung weiter (vgl. Abb. 1 mit Abb. 4).

Mehrfach treten bauchige T öpfe mit S-förmig geschwungenem Profil und schulterständi­ gem Henkel auf (Abb. 24,6). Im Gegensatz zur Keramikgruppe BurgweintinglViecht finden sich Schalen in den Inven­ taren der Keramikgruppe Sengkofen/Jellenkofen regelmä ßig und in größerer Zahl. Charak­ teri�tisch sind solche vom Typ Sengkofen74 (Typ 23; z. B. Abb. 7,1; 9,8; 17,25; 24,7) mit . breItem, ausschwmgendem Krempenrand, der meist innen und außen durch einen leichten Absatz oder kantig von der Wandung abgesetzt ist. Die eng damit verwandten Krempenrand­ schalen vom Typ Unterföhring (Typ 25; Abb. 24,8)75 weisen einen vergleichbar ausgebilde­ ten Rand �uf, der außen eb�nfalls kantig, innen jedoch durch einen Falz von der Wandung abgesetzt I�t. s Typ Gernhnden (Typ 36)76 werden Schalen mit steilem Oberteil und gerun­ . det rechtwmkhg ausbIegendem Rand bezeichnet. In fragmen tiertem Zustand wohl nicht im­ mer eindeutig vom Typ Gernlinden zu trennen sind entsprec hende Schalen oder Schüsseln mit senkrechtem Oberteil und rechtwinklig ausbiegendem Rand, unter dem zwei gegenstän­ dige Querhenkel sitzen (Typ 24).



70

71

dorf, Landkreis Landshut, Niederbayern. Arch. Jahr Bayern 1980, 70-71.

)

73

Entsprechende spätbronzezeitliche Befunde mit erhaltenen Stroheinlagen aus Schweizer Seeufersiedlungen

bei A. Mäder, Pflanzliche Applikationen an spätbronzezeitlicher Keramik. Arch. Schweiz 19, 1996, 9-17.­ Möglicher Vorläufer aus der Wieselburger Gruppe (aufgrund einer Hülsenkopfnadel FB IIb bzw. Bz A2a): E. Be­ ninger, Prähistorische, germanische und mittelalterliche Funde von Carnuntum und Umgebung. Mat. Urgesch. Österreichs 4 (Wien 1930) 16 Taf. 4,1 (Hainburg-Teichtal, Grab 6) .

48

) Sengkofen: Koschik 1975, Abb. 9. ) Unterföhring, Lkr. München (Oberbayern): Koschik 1981, 180 NI. 102 Taf. 48,4. 76) Gernlinden, G�e. Maisach, Lkr. Fürstenfe ldbruck (Oberbayern): H. Koschik, 74

75

Ein Gräberfeld der frühen Bron­ . zezeit von Gernhnden, Gde. Maisach, Lkr. Fürstenfeldbruck/O bb. In: Festschr. 75 Jahre Anthropologische Staatssammlung München 1977 (München 1977) 67-74 bes. Abb. 4,3.

49

An Verzierungen treten in der Keramikgruppe Sengkofen/Jellenkofen erstmals Doppel­ halbkreisstempel und Doppelstichmuster auf plastischen Leisten oder der Randlippe (Typ

22), Ring- (Typ 28) und Zylinderstempel (Typ 31), flächige Fingertupfenmuster auf der Ge­ fäßwandung (Typ 27) und in größerer Zahl punktgefüllte Dreiecks- und Bogenmuster (Typ 29) auf. Für letztere sind Vorläufer vereinzelt bereits in der Keramikgruppe Burgweinting! Viecht auszumachen (vgl. Abb. 1,8). Hinzu kommen Schlitze unter dem Rand vor allem von Schalen (Typ 38). Darüber hinaus belegen die Funde das Auftreten von Korn- und Punkt­ stichreihen, hängenden Dreiecken aus Mehrfachlinien unter horizontalen Rillen oder Rillen­ bündeln77 und flächige Verzierung mit senkrechten Linien78• Noch nicht eindeutig zu beurteilen sind beim derzeitigen Forschungsstand die Möglich­

)

e.il



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