Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra, in: J. Borchhardt — A. Pekridou-Gorecki ed., Limyra, Studien zu Kunst und Epigraphik in den Nekropolen der Antike, 2012

June 15, 2017 | Author: Michael Woerrle | Category: Greek Epigraphy, Ancient Greek History
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Description

LIMYRA Studien zu Kunst und Epigraphik in den Nekropolen der Antike Jürgen Borchhardt – Anastasia Pekridou-Gorecki

mit Beiträgen von Şehrazat Karagöz, Günter Neumann †, Ronald Schwienbacher, Martin Seyer, Viktoria Stuppner, Viktoria Üblagger, Michael Wörrle Aufnahmen von Ludwig Fliesser, Nicolas Gail, Dieter Johannes, Regina Hügli, Clemens Kneringer, Gordian Landskron, Wolfgang Reiter, Nicola Sautner, Renate Schiele, Wolf Schiele

Wien 2012

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra* Michael Wörrle Jürgen Borchhardts Wunsch nach Einbeziehung aller ganz oder teilweise erhaltenen griechischen Grabinschriften Limyras in dieses Sammelwerk führt dazu, daß dieser nach Grabmaltypen geordnete Beitrag aus zwei ungleichen Kapiteln besteht. Die Inschriften aus den Felsnekropolen P II, P III und CH V habe ich bereits 1995 vorgelegt1. Sie werden hier nur in einer mit wenigen Ausnahmen auf die Texte und Übersetzungen reduzierten Form aufgenommen. Die Gräber sind nach dem auf Klaus J. Schulz zurückgehenden Inventar nummeriert, Angaben über die Anbringung der Inschriften am jeweiligen Grab, Maße und andere technische Einzelheiten finden sich in Zeynep Kubans Nekropolenkatalog2, zur Lokalisierung können ferner die Beilagen zum vorliegenden Buch herangezogen werden. Die epigraphischen Lemmata, kritischen Apparate und Kommentare sind nicht wiederholt; hierfür wird der Leser auf die Publikation von 1995 verwiesen. Mit allen diesen Elementen nachgeholt wird hier im Kapitel A die Vorlage der Inschriften aus den Nekropolen CH I und II (Nr. 18–20) sowie eines Felsgrabes (Nr. 34) in Kaklık auf dem Bonda Tepesi, der bergigen Halbinsel zwischen den Tiefebenen von Myra und Limyra, deren Dörfer und Siedlungen mit Ausnahme ihres Westhanges der Chora von Limyra zugehört haben dürften3. Neu hinzugekommen ist das Kapitel B mit allen übrigen Grabinschriften Limyras, die in vollständiger Form dokumentiert und kommentiert werden (zu den Fundortangaben vgl. den Stadtplan, o. S. 29, Abb. 3). Eingeschlossen sind auch die weiteren Inschriftenfunde vom Bonda Tepesi, die Stelen Nr. 39 und 40 und die Sarkophage Nr. 63–82. Den, inzwischen überholten, Versuch einer zusammenfassenden Übersicht und Auswertung habe ich in dem Vortrag „Die Toten von Limyra. Eine traurige epigraphische Bilanz“ beim Kolloquium „Grabtypen und Totenkult im südwestlichen Kleinasien“ (Antalya, Oktober 1999) unternommen4.

* Christof Schuler und Jean-Sebastien Balzat danke ich sehr für eine kritische Durchsicht des Beitrags – natürlich ohne sie an der Haftung für die, bei den Schwierigkeiten der vorgelegten Inschriften aber vielleicht unvermeidlichen, Restfehler zu beteiligen. Abgekürzt werden zitiert: Maresch + Nummer = unveröffentlichte Zusammenstellung der in den Scheden der ehemaligen Kleinasiatischen Kommission der Wiener Akademie dokumentierten Inschriften Zentrallykiens durch G. Maresch Reisen II = E. Petersen – F. v. Luschan, Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratis (1889) Wörrle 1995 = M. Wörrle, Epigraphische Forschungen zur Geschichte Lykiens V: Die griechischen Inschriften der Nekropolen von Limyra, Chiron 25, 1995, 387–417 1 Wörrle 1995. Bei der Kennzeichnung der Nekro- läufigen Ergebnisse informiert zusammenfassend Marksteipolen folge ich dem o. S. 27–36 mit der Karte Abb. 2 ner in: F. Kolb (Hrsg.), Chora und Polis (2004) 271–290. vorgestellten System. Zur Lage der einzelnen Siedlungen vgl. die dortige Karte, 2 Die Nekropolen von Limyra. Bauhistorische Stu- Abb. 1, sowie Abb. 2 dieses Buches. dien zur klassischen Epoche, Forschungen in Limyra 4 4 H. İşkan – F. Işık (Hrsg.), Grabtypen und Toten(2012). kult im südwestlichen Kleinasien, Lykia 6, 2001/2002 3 Über die Forschungen auf dem Bonda Tepesi, die (2005), 291–300, s. jetzt Kolb, Burg – Polis – Bischofssitz A. Konecny und Th. Marksteiner im Rahmen mehrerer (2008), 367–373 mit neuen Informationen aus weitgehend Surveys von Limyra aus unternommen haben, und die vor- noch unveröffentlichtem Inschriftenmaterial von Kyaneai.

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

A: Inschriften von Fassadengräbern und aus dem Felsen gearbeiteten Sarkophagen H II 1 Grabinschrift auf Sarkophag 11 von Nekropole P II Etwa 4. Jh. v. Chr. Wörrle 1995, 389 f. (SEG 45, 1785).

4

[Τὴν] σ̣ο̣ρ̣ὸ̣ν̣ τα[ύ]την εἰργάσατο Μιστριας̣ Γ̣---ν̣ος αὑτῶι καὶ τῶι υἱῶι Αρπιγραμωι καὶ τῆι [γυν]αικὶ τῆι Αρπιγραμωι. Ἄλλωι δὲ μὴ ἐξέ[σ][τω μη]θενὶ εἰσελθεῖν μηδὲ ἀνῦξαι, εἰ δὲ μή, [ἁμαρ]τωλὸς ἔστω τῆι Λητῶι.

1 auch Μιστριας̣ γ´ denkbar.

„Diesen Sarkophag hat machen lassen Mistrias, Sohn des --on, für sich und seinen Sohn Arpigramos und für die Frau des Arpigramos. Jemand anderem soll es nicht erlaubt sein, hineinzugehen oder zu öffnen, andernfalls soll er sündig sein vor Leto“.

Zu den epichorischen Namen mit Αρπι- / Ερπι-5 gesellt sich aus Limyra neuerdings noch Αρπιδαση6. H II 2 Grabinschrift an Grab 24 von Nekropole P II Etwa 4. Jh. v. Chr. Wörrle 1995, 390 f. (SEG 45, 1786).

Ἐκ̣τ̣ή̣σ̣ατο τὸ μνῆμα τοῦτο Πασιτεν̣ενις γυνὴ αὑτε̃ι καὶ τοῖς τέκνοις. „Es hat erworben dieses Grabmal Pasitenenis, die Frau, für sich und ihre Kinder“.

H II 3 Grabinschrift auf Sarkophag 48 von Nekropole P II 3. Jh. v. Chr. (?). Wörrle 1995, 391 (SEG 45, 1787).

Τρουσαδας καὶ Χαρμίδης κατεσκευάσαντο τῆι μητρὶ καὶ ἑαυτοῖς. „Trusadas und Charmides haben ihn erbauen lassen für die Mutter und sich selbst“.

5 Nachweise in S. Colvins „Index of Names“, in: ders. (Hrsg.), The Greco-Roman East, YaleClSt 31, 2004, 70–84 s. vv.).

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6 Ch. Bleier – U. Schuh, ÖJh 78, 2009, 36, Kat. 69 mit Taf. 4.

Michael Wörrle

H II 4 Grabinschrift an Grab 49 von Nekropole P II Etwa 4. Jh. v. Chr. CIG 4315 b + Add. S. 1146; Reisen II, 66 Nr. 126 (vgl. TAM I S. 89); Wörrle 1995, 391 f. (SEG 45, 1788).

Αρμαπιας ἠργάσατο ἑαυτῶι καὶ τῆι γυναικὶ καὶ τοῖς υἱοῖς καὶ τοῖς οἰκέοις Ἑλμιδαυαι καὶ Μλααυσει καὶ Μορναι. „Armapias hat es machen lassen für sich und die Frau und die Söhne und seine Hausleute (folgen 3 Namen)“.

Zu Wörrle 1995 ist berichtigend nachzutragen, daß die lykische Inschrift TL 139, auf der die ˜ idewe, mlejeusi und murña in epichorischer Schrift wiederkehren, auf dem weit drei Namen hlm entfernten Grab 162 der Nekropole P II steht. H II 5 Grabinschrift an Grab 50 von Nekropole P II Etwa 4. Jh. v. Chr. CIG 4314; Reisen II, 67 Nr. 132; Wörrle 1995, 392–395 (SEG 45, 1789).

Ποριματις Αρμαδαπιμιος καὶ Σεμριδαρμα τῆι ἀδελφῆι αὐτῆς Ξενοκρίτου. Εἶναι δὲ κύριον Ποριματιν καὶ τοὺς ἔγγιστα γένους. 1 Πορματὶς Ἁρμαλαπίμιος καὶ ΣΕΜΟΙΔΑΕΜΛΤΗΡΑ (--- ἑ[αυ]τῇ [κ]α[ὶ]): CIG; Ἀρμαδαπίμιος καὶ Σεμριδαρμάτρια: Reisen II. 2–3 εἶναι δὲ Κ.ΡΙΟΝΙΟΡΜΜΑΤΙΝ|ΕΓΕΙΣΤΘΓΕΝΟΥΣ (κ[αὶ τῶ]ν [θ]ρ[ε]μμάτ[ω]ν καὶ τοῦ σ[ύνπαντος] γένους [αὐτῶν]): CIG; richtig Reisen II.

„Porimatis, Sohn des Armadapimis, und Semridarma für deren Schwester, Tochter des Xenokritos. Verfügungsberechtigt sollen Porimatis und die Nächstverwandten sein“.

H II 6 Grabinschrift an Grab 85 von Nekropole P II Etwa 4. Jh. v. Chr. CIG 4313 + Add. (vgl. Reisen II, 72 Anm. 1); Wörrle 1995, 395 (SEG 45, 1790).

Τοῦτον τὸν τάφον κατεσκευά[σα]το Ερ̣ιυασας ἑαυτῶι καὶ τῆι γυναικὶ αὐτοῦ Σι-----ι̣ καὶ τῶι γένει (Steinschaden) αὐτοῦ. 1–2 Das Unterstrichene heute verwittert.

„Dieses Grab ließ Eriwasas erbauen für sich und seine Frau Si... und seine Nachkommenschaft“.

H II 7 Grabinschrift an Grab 102 von Nekropole P II Etwa 4. Jh. v. Chr. Wörrle 1995, 395 f. (SEG 45, 1791).

Ἔστι τόδε μνῆ̣μα Ελιδενιος. Ἐπ̣ίκειται δι̣᾿ αὐτὴ[ν] Ε̣δα. Ἐπανύει̣ν̣ μ̣η̣δ̣ έ̣ν̣α̣ ἢ̣ ἁμαρταλὸς εἴη. „Dies ist das Grab der Elidenis. Nachbestattet ist mit ihrer Genehmigung Eda. Niemand darf es nochmals öffnen, oder er soll sündig sein“.

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

H II 8 Grabinschrift an Grab 110 von Nekropole P II Hellenistisch. CIG 4315 c + Add. S. 1146; Wörrle 1995, 397 f. (SEG 45, 1792).

Τοῦτον τὸ[ν τάφον κατεσκ]έακε Αννα Σοσσίου αὑτῆι καὶ τοῖ[ς ---------] vac. „Dieses Grab hat errichtet Anna, Tochter des Sossios, für sich und die …“.

H II 9 Grabinschrift an Grab 120 von Nekropole P II 4. Jh. v. Chr. TAM I 134 ; Wörrle 1995, 397 (SEG 45, 1793).

Μασα Κοατα. Die griechische Inschrift ist ein auf die bloßen Namen des Graberbauers und seiner hier zu bestattenden Frau beschränktes Resümee des lykischen Textes, vgl. Wörrle, a.O.; Neumann, in diesem Band, S. 395 f. Nr. 17. H II 10 Grabinschrift an Grab 151 von Nekropole P II Hellenistisch. TAM I 121; Wörrle 1995, 397 (SEG 45, 1794).

Ἄτταλος Νικάρχου. ˜ ene˜Die griechische Inschrift nimmt keinerlei Bezug auf die ursprüngliche Grabinschrift des Erm ni (Neumann, in diesem Band, S. 397 Nr. 21) und gehört zu einer späteren Zweitbestattung. Zur „Macedonian influence“ in der lykischen Onomastik hellenistischer Zeit vgl. Colvin, a. O. (Anm. 5) 64 f. H II 11 Grabinschrift am Sarkophag 187 von Nekropole P II 4. Jh. v. Chr. TAM I 117; Wörrle 1995, 397 f. (SEG 45, 1795).

8

Τὸ μνῆμα τόδε ἐ̣π̣οιήσατο Σιδάριος Παρμένοντος υἱὸς ἑαυτῶι καὶ τῆι γυν̣[α]ικὶ καὶ υἱῶι Πυβ̣ιαλῃ.

1 τόδ᾿ ἐπ- : TAM

„Dieses Grabmal hat machen lassen Sidarios, Sohn des Parmenon, für sich und die Frau und den Sohn Pybiale“.

Der griechische Text schließt nach freiem Raum von einer Buchstabenbreite an den lykischen (Neumann, in diesem Band, S. 399 Nr. 26) an und ist dessen ganz wörtliche Übersetzung.

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Michael Wörrle

H II 12 Grabinschrift an Grab 12 von Nekropole P III 4. Jh. v. Chr. (?). Wörrle 1995, 398 (SEG 45, 1796).

Νενιτος. H II 13 Grabinschrift an Grab 20 von Nekropole P III 4. Jh. v. Chr. (?) CIG 4315 d; Wörrle 1995, 399 f. (SEG 45, 1798).

Βισιναρις Αρβασιος Τυμνισία κατεσκεύα̣σ̣ε τὸ μνῆμ̣α ἑαυτῆι καὶ τῶι ἀνδρὶ Μένωνι. 1–2 ΒΙΣΙΝΑΡΙΣΑΒΑΣΟΣΙΥΜΝΙΣΚΑΤΕΣΚΕΥ|.ΖΕΤΟΜΝΗΜΑΕΑΥΤΗΠΥΑΝ..ΜΕΝΟΝΙ (Βισιναρὶς Ἀβα[έω]ς [Λι]μ[υρ]ὶς κατεσκεύ|[ασ]ε τὸ μνῆμα ἑαυτῇ [καὶ] ἀν[δρὶ] Μέν[ω]νι): CIG. 2 statt μνῆμα war anscheinend zuerst μνῆνα geschrieben.

„Bisinaris, Tochter des Arbasis, aus Tuminehi (?) hat das Grabmal erbaut für sich und ihren Mann Menon“.

Zur Interpretation von Τυμνισία als Ethnikon oder Demotikon und der Problematik möglichen Zusammenhanges mit Tuminehi, Tymnessos, Tymnos oder Tymena vgl. jetzt die sorgfältig abwägende Diskussion der gesamten Literatur von Ch. Schuler, ZPE 173, 2010, 81–85. H II 14 Grabinschrift an Grab 30 von Nekropole P III Hellenistisch oder kaiserzeitlich. Reisen II, 66 Nr. 129 (Frey, CIJ II Nr. 758); Wörrle 1995, 400 f. (SEG 45, 1799; W. Ameling, Inscriptiones Judaicae Orientis II, Kleinasien [2004] 221).

Εἰούδα εἰρόν. εἱρόν: Reisen II.

„Grab des Iudas“.

H II 15 Grabinschrift an Grab 38 von Nekropole P III Etwa 3./2. Jh. v. Chr. Wörrle 1995, 401 f. (SEG 45, 1800).

4

Τὸν τά[φ]ον [τ]ο[ῦ]τον κατεσκευάσατο Σώπατρος Πυρρίου Λιμυρεὺς ἑαυτῶι καὶ Ἀρτεμιδώρωι κα̣ὶ τ̣ῆ̣ι̣ γυ̣ναικὶ αὐτοῦ Αρ̣ιννασηι καὶ τοῖς υ̣[ἱ]οῖς αὐτῆς. Ἄλλον δὲ μηθένα [ἐξέσ]τω θεῖναι, εἰ δὲ μή, ἁμαρτωλὸς ε̣[ἴη] εἰς τοὺς [θεο]ὺς τοὺς χ̣θ̣ονίους. vac. „Dieses Grab ließ erbauen Sopatros, Sohn des Pyrrias, Bürger von Limyra, für sich und Artemidoros und seine Frau, Arinnase, und deren Söhne. Keinen anderen zu bestatten soll erlaubt sein, andernfalls soll er sündig sein vor den Göttern in der Erde“.

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

H II 16 Grabinschrift an Grab 48 von Nekropole P III Etwa 2./3. Jh. n. Chr. Wörrle 1995, 402 f. (SEG 45, 1801).

4

8

[Τὸν τάφον κ]ατε[σκευά]σατο̣ ----------ον ἑαυτῇ καὶ τέκνο[ις καὶ] τῷ προκεκηδευμέ[νῳ ἀ]νδρί μου Κα{ι}λλικράτῃ̣. [Συνχω]ρῶ δὲ καὶ τῇ φίλῃ μου [----. Ἄ]λλǫ δὲ μηδα[ι][νὶ ἐξ]ῆν κηδευ θῆναι, εἰ] δὲ, ὠφίλει Δὶ Ὠλυμπ[ί]ῳ δη. Χ σ‘ ἐφ‘ οἷς λήψετε̣ ὡ μηνύ σας τὰ τρίτα.

7, 10 Lücken wegen Steinschaden.

„Das Grab ließ errichten ...on für sich und die Kinder und meinen vorverstorbenen Mann Kallikrates. Ich gebe auch meiner lieben ... Genehmigung, aber es soll keinem anderen erlaubt sein, bestattet zu werden, andernfalls schuldet er dem Zeus Olympios 200 Denare, wobei der Anzeigende den dritten Teil erhalten wird“.

Die Inschrift dokumentiert eine Neubelegung des Grabes in der Kaiserzeit. H II 17 Grabinschrift auf Tabula ansata an der Rückwand einer Felsnische zwischen den Gräbern 13 und 17 von Nekropole P III Etwa 2. Jh. n. Chr. K. Keil, Philologus 5, 1850, 659 f.; CIG 4315 i; LBW 1321 (alle nach T. A. B. Spratt – E. Forbes, Travels in Lycia, Milyas, and the Cibyratis [1847] II 275); A. S. Diamantaras, BCH 18, 1894, 328 Nr. 15; Wörrle 1995, 398 f. (SEG 45, 1797).

4

8

12

Τὴν σορὸν κατεσσκεύασεν Ζωίλος Αἴχμωνος Λιμυρεὺς ἑαυτῷ καὶ τῇ γυναικὶ αὐ τοῦ Μονίμῃ τῇ καὶ Σπορο ῦ τι καὶ τῷ πενθερῷ αὐτοῦ Αρτειμᾳ δὶς καὶ τέκνοις τοῖς γεγεννημέ ν οις ἀτῷ ἐκ τῆς προδηλουμένης γυναικός μου Μονίμης. Ἄλλῳ μηδενὶ ἐξέστω θάψ αι ἢ ἀνοῖξαι τήνδε τὴν σορόν, εἰ δὲ μή, ὀφειλήσει τῇ Λιμυρέων γ ερουσίᾳ ,βφ‘ ἐπὶ τῷ τὸν ἐλέξαντ α λαβεῖν τὸ τρίτον.

Die zahlreichen ‚Löcher‘ sind durch Unregelmäßigkeiten im Stein verursacht. 1 κατεσκ.: alle; Σο[φ|ί]λος: Keil, CIG, LBW; berichtigt (Ζίλος) Reisen II, 72 Anm. 1; ΖΟΥ|ΔΟΣ: D(iamantaras); auf dem Stein ist Ο zu Ω korrigiert. 4 ΣΠΟΡΟΥΤΗ: D. 5 ΑΡΤΕΜΙΑ: D. 6 ατ Keil u. a.; ΑΥΤΩ: D. 8 Ἄλλῳ …: Keil u. a.; berichtigt Reisen II. 11 φ‘: Keil u. a.; Χ ,βφ‘ Reisen II. 11–12 τὸν (fehlt bei Keil) [ἐ]|λέξαντα: Keil u. a. 12 ΤΟΠΡΩΤΟΝ: D.

„Den Sarkophag hat errichtet Zoilos, Sohn des Aichmon, Bürger von Limyra, für sich und seine Frau Monime, alias Sporus, und seinen Schwiegervater Artimas II. und für die ihm von meiner vorgenannten Frau Monime geborenen Kinder. Niemand anderem soll es erlaubt sein,

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Michael Wörrle zu bestatten oder diesen Sarkophag zu öffnen, andernfalls wird er der Gerusie von Limyra 2.500 schulden mit der Maßgabe, daß der Anzeigende ein Drittel bekommt“.

Die Inschrift bezieht sich auf einen hier aufgestellten, verlorenen Sarkophag. H II 18 Inschrift am linken Türgewände von Grab 7 der Nekropole CH I

Taf. 81,1

Kaiserzeitlich. CIG 4317 nach Fellows (TAM II 816; I. Arykanda 30)

4

ΠΟ ΜΑ ἐμβαινέτω.

2 fehlt in CIG und Nachfolgern 3/4 in einer Z. bei CIG und Nachfolgern.

„... soll hineingehen“.

Die beiden Monogramme könnten Namen meinen, das erste vielleicht Πόπλιος. Ob dem so Bezeichneten jemand mit dem wohl kaiserzeitlichen, auf keinen Fall zum ursprünglichen Bestand des Felsgrabes und nicht eigentlich zur Kategorie der Sepulkralinschriften gehörigen Graffito den baldigen Tod wünscht7 ? Die Interpretationsvorschläge in TAM und I. Arykanda sind mit der durch seine Wiederauffindung erwiesenen Zugehörigkeit des Grabes zu Limyra jedenfalls hinfällig geworden. H II 19 Grabinschrift in Grab 2 der Nekropole CH I Taf. 81, 2 Die dreizeilige Inschrift ist im Inneren des Grabes im oberen Drittel der nördlichen (linken) Seitenwand etwa in deren Mitte eingemeißelt. Maße: L ca. 125; Bh. ca. 8; Za. 2–3. Späthellenistisch. Reisen II, 74 Nr. 157 mit Zeichnung; Kuban in: M. Seyer (Hrsg.), Studien in Lykien, ÖJh Ergh. 8 (2007) 93–100. Vgl. L. Robert in: J. des Gagniers u. a., Laodicée du Lycos. Le nymphée (1969) 358; Wörrle 1995, 388.

Φιλήμω Ἡλιόδωρο Λαυδικεῦ ἀπὸ Λύκου καὶ Λιμυρεῦ λατύπο. „Philemon Heliodoros, Bürger von Laodikeia am Lykos und von Limyra, Steinmetz, “.

Die Zerstörung des Grabes, die ich 1995 mitgeteilt habe, hat sich bei einer Nachbegehung der Nekropole durch Kuban glücklicherweise als Fehlinformation erwiesen. Die Buchstabenformen der Inschrift sind leicht unregelmäßig, aber die Schrift ist bemerkenswert monumental und dürfte mit ihren großen Apices der späteren hellenistischen Zeit angehören, also in keinem Zusammenhang mit der Errichtung des Grabes stehen. Ihre Interpretation ist ein Problem. Petersen hat es kurzerhand durch Herstellung korrekter Nominative (Φιλήμω Λαυδικεὺ Λιμυρεὺ λατύπο) gelöst, während Robert Λαυδικεῦ (versehentlich zu Λαοδικεῦ standardisiert)8 und 7 Zu ἔμβασις / ἐμβατή = „Sarkophag“ vgl. L. Robert, RevPhil 48, 1974, 239 f.; C. Brixhe – R. Hodot, L’Asie Mineure du Nord au Sud (1988) 106 f. 8 Vgl. nur die Λαυδικεῖς einer hellenistischen Altar-

weihung aus Pisye (L. u. J. Robert, La Carie II [1953] 378 Anm. 4, jetzt wieder in P. Debord – E. Varinlioğlu, Les hautes terres de Carie [2001] 114 f. Nr. 9).

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

Λιμυρεῦ als Vokative zu halten vorschlug und in Z. 1, einen Abschreibefehler Petersens vermutend, Φιλήμων Δ̣ιοδώρου konjizierte. Letzteres ist zweifellos ausgeschlossen9, und die Vokativhypothese muß mit den eigenwilligen Bildungen λατύπο und Ἡλιόδωρο10 ebenso leben wie mit dem unleugbaren Fehlen des zum Formular gehörigen χαῖρε11. Dennoch bleibt sie wohl der ökonomischste Lösungsvorschlag; danach wäre der Leichnam des Philemon aus Laodikeia 12 im Zug einer Zweitbestattung in das Grab gelangt, deren religiöse und rechtliche Problematik sich vielleicht in der ganz ungewöhnlichen Anbringung der Inschrift im Innenraum spiegelt. H II 20 Inschrift auf monumentalem lykischem Sarkophag mit Spitzbogendeckel Sarkophag auf Hyposorion und vierstufigem Unterbau am Südfuß des Keşlik Dağı (Nekropole CH II Grab 5), die vier Hebebossen des Deckels als Pferdeprotomen ausgearbeitet. Das Monument ist heute durch Sprengung bis auf Reste des Unterbaus zerstört. Maße: Bh. ca. 5 (griechische Inschrift). Um 400 v. Chr. oder etwas später. R. Heberdey – E. Kalinka, DAWW 45, 1897, 14 Nr. 45; TAM I 143. Vgl. J. Borchhardt – G. Neumann, ÖJh 66, 1997, 63–74.

Κοδαρας Οσαιμιος. Die griechische Inschrift stand im oberen Feld der durch einen Horinzontalbalken geteilten südlichen Breitseite des Sarkophages. Im unteren Feld berichtete eine lykische Inschrift13 von der Er˜ mi und seine Kinder durch χudara, dessen Name in richtung des Grabmals für seine Frau m Κοδαρας griechisch transkribiert ist. Sein Vater scheint in der lykischen Inschrift nicht erwähnt worden zu sein, griechisch hieß er Οσαιμις14, ebenfalls Transkription eines epichorischen Namens, wie sowohl der Ausgang -ιμις15 als auch zahlreiche weitere Οσ(σ)α–Namen zeigen, die mit dem Stamm parallelisiert werden können16, darunter besonders im nordlykischen Choma beleg9 Das Fehlen des Schluß-Ν bei Φιλήμων kann als einfaches Versehen oder als Aussprachesymptom (F. T. Gignac, A Grammar of the Greek Papyri of the Roman and Byzantine Periods I [1976] 113) verstanden werden. 10 Vokativbildungen auf -o scheinen erst für das Neugriechische gesichert zu sein: E. Schwyzer, Griechische Grammatik I (1939) 555; 585 f. Dennoch ist bei λατύπο keine andere Deutung möglich, und wenn man hier der Inschrift folgt, sollte man besser auch in Z. 1 nicht durch Korrektur zu Ἡλιοδώρο ein Patronymikon zu gewinnen versuchen: Der Tote muß dann einen Doppelnamen gehabt haben. 1 1 Vgl. M. Guarducci, Epigrafia greca III (1974) 148; 150 mit Literaturhinweisen. Auf χαῖρε ist allerdings auch in einer im Vokativ stilisierten kaiserzeitlichen Grabinschrift aus der Aizanitis verzichtet: C. Lehmler – M. Wörrle, Chiron 32, 2002, 588 Nr. 24. 12 Zeugnisse für weitere Landsleute in Lykien hat Robert, a. O. zusammengestellt. Zu Hermaiskos Ἀπολλωνίου (TAM II 283 b) und Anthusa Ἀπολλωνίου (TAM II 389) in Xanthos kommt nun noch Apollonios Ἡρακλείδου in Patara (S. Şahin, EpigrAnat 31, 1999, 49 Nr. 15. Apollonios errichtet danach ein Grab Ἀσκληπιάδι Ἀλεξάνδρου Κιτίᾳ τῆι ἑαυτοῦ γυναικί, verkannt von Şahin ebenso wie von Brixhe, BE 2000, 628, in: REG 113, 561, richtiggestellt von H. Blum, ZPE 140, 2002, 93–96. Die Heimat der Dame ist mit Blum Kition [Belege auswärts: J. Pouilloux, RDAC 1988, 95–99; I.Milet 414]). Die drei westlykischen Inschriften sind sämtlich späthellenistisch,

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und wahrscheinlich waren die darin genannten Personen eng miteinander verwandt. Daß das Laodikeia, aus dem sie stammen, die Stadt am Lykos war, wie bei ihrem ungefähren Zeitgenossen Philemon feststeht, ist für sie nicht ausdrücklich angegeben, aber doch das Wahrscheinlichste. Das damals von Şahin ins Auge gefaßte ostlykische Laodikeia ist jedenfalls ein Phantom, da das Miliarium von Patara an der von Şahin herangezogenen Stelle ausdrücklich (καὶ ἐν τῆι Ἀσίαι) von Laodikeia am Lykos handelt (S. Şahin – M. Adak, Stadiasmus Patarensis [2007] 41, C 28 f. mit dem richtigstellenden Kommentar 290–294). Blum denkt für den Apollonios von Patara an das nordsyrische Laodikeia, doch bleibt dies ganz unverbindlich. 13 Vgl. nach der Übersetzung von T. R. Bryce, The Lycians in Literary and Epigraphic Sources (1986) 85 f. jetzt vor allem die kommentierte Neuübersetzung von Neumann, a. O. 68–70 und im vorliegenden Band S. 402 f. Nr. 35. 14 Meine Überlegung, ob hier nicht der Name der Frau wiedergefunden werden könne (Chiron 21, 1991, 221), war abwegig. E. Laroche in: H. Metzger u. a., Fouilles de Xanthos VI, La stèle trilingue du Létôon (1979) 70, ˜ mi = Αμμια. bietet die attraktive Gleichsetzung m 1 5 Vgl. etwa A. S. Hall – J. J. Coulton, Chiron 20, 1990, 132 f. 16 Außer dem von L. Zgusta, Kleinasiatische Personennamen (1964) 383 f. gesammelten Material vgl. G. H. R. Horsleys Hinweise zu Οσαεις (AnatSt 42, 1992, 125).

Michael Wörrle

tes Οσαβιμις17. Das lykische Original zu Οσαιμις hat Neumann im Huzeimi der Grabinschrift N 308 aus Myra wiedergefunden18. H II 21 Grabinschrift an Grab 7 von Nekropole CH V Etwa 3. Jh. v. Chr. Wörrle 1995, 403 f. (SEG 45, 1802).

[Τὸν τάφον κατεσκευάσα]τ̣ο̣ Σ̣Τ̣Η̣Ρ̣ΑΣ̣Α̣ ἑαυτῆ̣ι καὶ τῆι θυγατρὶ Λ̣α[λ]λ̣αι. Ἐὰν δέ τις ἕτερος ἐπανο̣ίξη̣ι ᾿πὶ τάδ', ἁ{ρ}̣̣μα[τω]λὸς εἴη θεοῖς πᾶσι Λυκίοις. 2 Am Ende: ΑΡΜΑΙ.

„Das Grab ließ errichten ... für sich und die Tochter Lalla. Wenn jemand anderer hier wieder öffnet, soll er sündig sein vor allen lykischen Göttern“.

H II 22 Grabinschrift an Grab 17 von Nekropole CH V 4./3. Jh. v. Chr. (?). Wörrle 1995, 404 f. (SEG 45, 1803); (A.–V. Schweyer, Les Lyciens et la mort [2002] 251, nach den Wiener Scheden, vgl. Maresch 1845).

Τ̣ο̣ῦ̣τ̣ο̣ τὸ μνῆμα κατεσκευάσατο Ἀρισ-Ἀ̣ρ̣τ̣α̣πάτου ἑαυτῶι καὶ τῆι μητρὶ Ερ̣ι̣--. 1 Ἀρισ[τέας] Schweyer nach Maresch. 2 Θο . αεου Schweyer nach Maresch (Θ̣ο̣ . α̣ε̣ου). 2 ist gegenüber 1 etwas ausgerückt, die Lesung Ἀ̣ρ̣τ̣α̣πάτου nach erneuter Prüfung noch sicherer als 1995 angegeben.

„Dieses Grab ließ errichten Aris..., Sohn des Artapates, für sich und die Mutter Eri...“.

H II 23 Grabinschrift an Grab 21 von Nekropole CH V Etwa 4. Jh. v. Chr. CIG 4315 p; LBW 1319 (Spratt – Forbes, a. O. [Nr. 17] I 161; II 256–259 Nr. 24); TAM I 115; Wörrle 1995, 405 (SEG 45, 1804).

Φοίνικος Τυριω. Das Verhältnis der griechischen Inschrift zu der darüber stehenden lykischen (vgl. Neumann, in diesem Band, S. 404 Nr. 41) ist unklar, möglicherweise gehört sie zu einer wenig späteren Nachbestattung. H II 24 Grabinschrift an Grab 23 von Nekropole CH V Etwa 4. Jh. v. Chr. Wörrle 1995, 405 (SEG 45, 1805).

Παρμενί̣σ̣κ̣ου [τ]οῦ [Π]α̣ναγάθου.

17 Eine von G. E. Bean – R. M. Harrison, JRS 57, 1967, 43 Nr. 8 veröffentlichte Inschrift bietet in direkter Generationenfolge Μανοσσας — Οσσης — Οσαβιμις —

Οσσης. 18 DenkschrWien 135 (1979) 22.

419

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

H II 25 Grabinschrift an Grab 43 von Nekropole CH V 3. Jh. v. Chr. (?). CIG 4315 f; LBW 1282 (beide nach D. Sharpe, Inschriftenbeilage bei Spratt – Forbes, a. O. II 209 Nr. 16); Wörrle 1995, 406 (SEG 45, 1806).

Τοῦτο τὸ μνῆμα κατεσκευάσατο Ερμενδαδις Τεδικτα ἑαυτῶι καὶ τῆι γυναικὶ αὐτοῦ καὶ τοῖς τέκνοις. 2 Ἑρμένδα δὶς: LBW.

„Dieses Grab ließ errichten Ermendadis, Sohn des Tediktas, für sich und seine Frau und die Kinder“.

H II 26 Grabinschrift an Grab 46 von Nekropole CH V Etwa 4./3. Jh. v. Chr. TAM I 152 (H. Donner – W. Röllig, Kanaanäische und aramäische Inschriften³ [1971/1973] 262); E. Lipiński, Studies in Aramaic Inscriptions and Onomastics [1975] 162–171; Wörrle 1995, 406 f. (SEG 45, 1807).

Αρτιμ̣[ας Αρσαπι--- ca 23. --- Κορ]υδα̣λλέως πρόπαππος – 4–5 – π̣[ρ]οκατεσ[κ]ευάσατο τὸν τάφον̣ [τοῦτο]ν̣ ἑ̣αυτῶι καὶ τοῖς ἐγγόνοις.

vac.

vac.

Die Abstände zwischen den Buchstaben schwanken stark, so daß die Berechnung der Lücken nur ungefähr ist. TAM gibt (nach Reisen II, 69 f.) folgenden Text (wiederholt von Donner – Röllig): Ἀρτί[μας Ἀρσάπιος Λιμυρεὺς Ἀρτίμου δ´ Κορ]υδ[α]λλέως πρόπαππος [… πρ]οκατεσ[κ]ευάσατο τὸν τάφον [τοῦτον ἑ]αυτῶι καὶ τοῖς ἐγγόνοις. Lipiński schlägt für den Anfang vor: Ἀρτί[μης Ἀρσαπιᾶ ὁ – about 17 letters – Κορ] usw., und setzt [ἅγιον („as a sacred place“) in die Lücke vor πρ]οκατεσ[κ]ευάσατο.

„Artimas, Sohn des Arsapi– … des Korydalleers Urgroßvater … hat dieses Grab ursprünglich errichten lassen für sich und seine Nachkommen“.

Die einzeilige aramäische Inschrift auf der obersten Faszie des linken Grabtürgewändes lautet in der Transkription Lipińskis: ᾿stwdnh znh ᾿rtym br ᾿rzpy ῾bd ᾿ḥr mn zy m [῾̣̣rt᾿ z᾿ –

ca. 35

– zy] lh.

„Artima, Sohn des Arzapiya, hat dieses Grab gemacht. Wenn jemand dieses Grab, so …“.

Beide Inschriften beziehen sich auf dieselbe Besitzerfamilie. Der ältere aramäische Text dokumentiert die Errichtung des Grabes19, der griechische die Besitzansprüche der inzwischen nach Korydalla umgesiedelten wohl vierten Generation danach. Vgl. im einzelnen Wörrle, a. O.

19 Zur Frage, ob es sich um ein Monument zoroastrischer Religiosität handelt, zuletzt mit Hinweisen auf früh-

420

ere Literatur Kuban in: F. Blakolmer u. a. (Hrsg.), Fremde Zeiten, Festschrift J. Borchhardt (1996) I 133–143.

Michael Wörrle

H II 27 Grabinschrift an Grab 51 von Nekropole CH V Etwa 4. Jh. v. Chr. Reisen II, 71 Nr. 148; Wörrle 1995, 407 f. (SEG 45, 1808).

Μορασακης [κατ]εσκεύα[σεν τ]ὸν τάφον ἑαυτῶι καὶ τῆι γυναικ[ὶ κ]αὶ τοῖς τέκνο̣[ις, ἔ]δωκεν δὲ Ερμαδαπιεμι τῶι πενθε[ρ]ῶ̣ι̣ κ̣α̣ὶ̣ Π̣Υ̣Α̣Λ̣ . . . . [κ]αὶ Μ̣α̣σ̣α̣ι̣ υ̣ἱ̣ο̣ῖ̣ς̣. Der Text in Reisen II ist unvollständig, die Lesung der besonders schlecht erhaltenen letzten Zeile kann nur mit Vorbehalt geboten werden.

„Morasakes hat das Grab errichtet für sich und seine Frau und seine Kinder, er hat es ferner zur Verfügung gestellt Ermadapiemis, dem Schwiegervater, und ... und Masas, Söhnen“.

H II 28 Grabinschrift auf Sarkophag 52 von Nekropole CH V Datierung ungewiß. Wörrle 1995, 408 (SEG 45, 1809).

Ταύτην τὴν σορὸ̣ν ἐ̣π̣ο̣ι̣ή̣σ̣α̣[το - 2 -] ἐ̣γ̣κ̣[η]δ̣εῦσαι Ε[ρμ]απ̣ια θυγάτηρ αὐ̣τ̣ὴ̣ α̣ὑτῆι [κ]αὶ τῷ ἀνδρὶ αὐτῆς – 3 –μ̣ι. Ἄλλος δὲ μηθεὶς ἐντεθά[φθ]ω, εἰ δὲ μή, ἁμαρτωλὸς ἔστω θεοῖς τοῖς χθονίοις. vac. Der Text ist stark verwittert und nur äußerst schwer zu lesen.

„Diesen Sarkophag hat sich machen lassen zum Bestatten die Tochter des Ermapias, für sich selbst und für ihren Mann … Jemand anderer darf darin nicht begraben sein, andernfalls soll er sündig sein vor den Göttern in der Erde“.

H II 29 Grabinschrift an Grab 57 von Nekropole CH V 3. Jh. v. Chr. (?). CIG 4315 h; Reisen II, 68 Nr. 137; Wörrle 1995, 408 f. (SEG 45, 1810).

Τευινασου τοῦ Κινδανυβου. Πευινάσου: CIG.

„ des Tewinaza, Sohnes des Kindanube“.

Vgl. den Frauennamen Τευιδαρμα auf dem Grabaltar SEG 53, 2086, für den deswegen Herkunft aus Lykien anzunehmen ist. H II 30 Grabinschrift an Grab 60.2 von Nekropole CH V 3. Jh. v. Chr. (?). Wörrle 1995, 409 f. (SEG 45, 1811).

4

[Τοῦτο] τ̣ὸ̣ μνῆμα κατεσκευάσατο θάψαι γυνὴ ἑαυτ̣ῆ̣[ι] καὶ το̣ῖ̣ς̣ υ̣ἱ̣[οῖς κ]αὶ ταῖς θυγατράσι καὶ τοῖς τέκνοις [αὐ]τῶ̣ν. Μὴ ἐξέστ[ω] δὲ μηθενὶ ἄλλωι ἐπεισενένκαι, ε[ἰ δὲ] μ̣ή̣, ἁμαρτωλὸς ἔστω εἰς τοὺς θ̣ε̣ο̣ὺ̣ς̣ π̣ά̣ντας. 421

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra „Dieses Grab hat errichten lassen zum Bestatten eine Frau für sich und die Söhne und die Töchter und deren Kinder. Niemand anderem aber soll erlaubt sein, hinzuzubestatten. Andernfalls soll er sündig sein vor allen Göttern“.

In dem klar lesbaren, aber ungewöhnlichen und überflüssigen θάψαι könnte sich auf Grund eines Mißverständnisses der fehlende Eigenname der Graberbauerin, etwa Waua, verbergen. H II 31 Grabinschrift an Grab 64 von Nekropole CH V Etwa 4. Jh. v. Chr. CIG 4315 g; Wörrle 1995, 410 (SEG 45, 1812).

Καὶ τοῦτο ἐποιήσ̣α̣το Ασ̣ε̣δ̣επλεμ̣ι̣ς̣ τ̣ῆ̣ι̣ γυνῆι. „Auch dieses ließ machen Asedeplemis für seine Frau“.

Der Graberbauer dürfte mit dem Esedeple˜mi der Gräber 21 und 35 identisch sein. Das einleitende καί ist vielleicht der Versuch, das lykische me (dazu Neumann, in diesem Band, S. 389) wiederzugeben. H II 32 Grabinschrift an Grab 121 von Nekropole CH V 4. Jh. v. Chr. (?). Wörrle 1995, 410 f. (SEG 45, 1813).

4

Το̣ῦ̣τον τ[ὸ]ν τάφον κατασκεύασεν Ριμαρας Οασυμμου ἑαυτῷ καὶ τῆι γυναικὶ Α̣ρινδαματ̣ι̣ καὶ τοῖς υἱοῖς τοῖς ἑαυτῶν. Ἄλλον δὲ μηθένα ἐ̣π̣ι̣θεῖ̣ναι̣ μηδεμιᾶι παρευρέσει, εἰ δὲ μ̣ή̣, ἁμαρταλὸς ηι εἴς τε τὸν Δία καὶ εἰς τοὺς θεοὺς πάντας.

4 ηι: Vor ΗΙ ein unklares Zeichen

„Dieses Grab hat errichtet Rimaras, Sohn des Wasymmas (-os), für sich und seine Frau Arindamatis und ihre gemeinsamen Söhne. Niemand anderen aber darf man hinzubestatten unter keinem Vorwand, andernfalls soll er sündig sein vor Zeus und vor allen Göttern“.

H II 33 Grabinschrift von Grab 2 in Nekropole CH VII am Fuß des Keşlik Dağı gegenüber von Asarönü Die heute weitgehend zerstörte Inschrift steht, mit Resten roter Ausmalung, auf dem Tragebalken der Rundholzdecke. 4. Jh. v. Chr. (?). E. A. Gardner, JHS 6, 1885, 360 Nr. 133 (nach Cockerell); Reisen II, 73 Nr. 156; B. Pace, ASAtene 6–7, 1923/1924, 432 Nr. 127 mit Abb. 62; Schweyer, a. O. (zu Nr. 22) 243; Kuban, a. O. (Anm. 2), 379 (Grab IX/2).

Σελλιος τοῦ Ποναμοα. Text nach Pace. Γοναμοα: Cockerell. Ποιαμοα: Reisen II.

Die allenfalls frühhellenistische Inschrift (vgl. nur Cockerells Verwechslung von Π und Γ) gehört zum ursprünglichen Bestand des Grabes. Σελλιος dürfte als Genitiv zu Σελλις zu verstehen sein.

422

Michael Wörrle

Die von Zgusta empfohlene Verbindung mit lat. Sellius 20 ist formal schwierig und historisch eher unwahrscheinlich21, für einen epichorischen Hintergrund im Gegensatz zu Ποναμοας22 aber kein Anhalt sichtbar. H II 34 Grabinschrift an Felsgrab auf dem Bonda Tepesi Taf. 81, 3 Kleines hellenistisches Felsgrab mit dreifach fasziertem Türgewände in Balkenrahmen, darüber sind noch Reste der im Relief angegebenen Vierkantbalken der Decke erhalten, der übrige Dachauf bau befand sich wohl auf einem eigenen, darübergelegten Block und ist mit diesem verloren. Die Inschrift steht oben auf dem Balkenrahmen. Kurz vor 2010 wurde das Monument durch Sprengung weiter beschädigt. Fundort: Bonda Tepesi, Kaklık23, am Ostfuß des Siedlungshügels nach Süden schauend. Maße: Bh. ca. 2,2. Frühhellenistisch, 4./3. Jh. v. Chr.

Τοῦτο τὸ μνῆμα κατεσκευάσατο Κενδας Ασσ̣α̣ υἱ[ὸς] ἑα υτῷ ε καὶ τῆι γυναικὶ αὐτοῦ καὶ το̣ῖ̣[ς] τέκνοις. 1 Vorletzter Buchstabe auf dem Stein Σ.

„Dieses Grabmal hat errichten lassen Kendas, Sohn des Assas, für sich sowie seine Frau und die Kinder“.

Sehr sorgfältige, typisch hellenistische Schrift mit Rundbuchstaben an der Zeilenoberkante. Κενδας gehört zu einer karisch-lykisch-kilikischen Namengruppe, die zuletzt G. Neumann und D. Schürr besprochen haben24. Ασσα dürfte Genitiv zu, maskulinem, Ασσας sein und Kendas' Vater nennen. Υἱός ist in den Vaterschaftsangaben der griechischen Inschriften (nicht nur) Lykiens ebenso ungewöhnlich wie tideimi in denen der epichorischen obligatorisch. Hier könnte, wie in der direkten Übersetzung o. Nr. 11, ein Reflex der einheimischen Tradition vorliegen. H II 35 Grabinschrift an einem verschollenen Felsgrab Die Inschrift wurde von Loewy „in sepulcro rupi inciso“ gesehen, das Grab konnte aber nicht wiedergefunden werden. CIG III 4315 g.

[Τὸ μνῆμα] τοῦτο ἐποιήσατο Παμ--Πάμ[φιλος: CIG

20 A. O. (Anm. 16) 460. Zu Σέλ(λ)ιος in griechischen Inschriften Kleinasiens vgl. die Hinweise von P. Herrmann, EpigrAnat 19, 1992, 116. 2 1 Vgl. aber oben Nr. 8 Αννα Σοσσίου. 22 Zgusta, a. O. 436. 23 Wenige hundert Meter südlich der Siedlung liegt

am westlichen Berghang der Altar, den die Lykier 45 n. Chr. zu Ehren von Kaiser Claudius errichteten: Marksteiner – Wörrle, Chiron 32, 2002, 545–569 (SEG 52, 1438). 24 Neumann, Kadmos 33, 1994, 166 f.; Glossar des Lykischen (2007) 127 f.; Schürr, Klio 92, 2010, 9.

423

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

B: Inschriften auf anderen Grabmonumenten 1. Stelen H II 36 Giebelstele Taf. 82, 1–2 Rechts oben (links ist teilweise ein Eckakroter erhalten) mit einem Teil des Textes und unten gebrochen, das anpassende Unterteil mit dem Einlaßzapfen aber mitgefunden. Die Stele wurde zusammen mit einer gleichartigen ohne Inschrift (Taf. 82, 3) 1974 am Berghang wenig unterhalb des Heroons entdeckt und wird im Inschriftendepot der Grabung auf bewahrt. Maße: H (beide Frgte. ohne Zapfen) 102; B 40; T 8; Bh. ca. 0,8; Za. 1,1–1,4. Etwa 2. Jh. v. Chr.

4

Τούσδε τάφος κεύθει τοὺς τρεῖς [¨¨ -¨¨ -·] τηλόθι τῆς αὐτ̣ῶν πατρίδος ἑ̣[ζομένους (?)] Μάγνητας γενεὰν Κράτεος παῖ̣[δας ¨¨ -·]. Σὺγ καμάτ̣[ω]ι δ' ἦλθον δώματ' ἀφέ[ντες αὐτῶν] Πραϋλὶς ἡ π̣[ά]ν̣των ὀλιγω̣τάτη, αὐτὰρ [μετ' αὐτὴν (?)] Δημογένης, εἶτεν Δημοκράτης [¨¨ ·].

5 Für reguläres ὀλιγ[ι]σ̣τάτη reicht der Platz kaum aus, und man glaubt, die rechte waagrechte Haste eines Ω zu sehen (die untere Haste von Σ steht fast immer – anders Z. 6 Ende – schräg und unterschreitet die Grundlinie).

„Diese hier birgt das Grab, die drei …, die sich fern ihrer Heimat niedergelassen haben, Magneten von Herkunft, Kinder des Krates … Mit Plage kamen sie her, ihr Haus verlassend, Praylis, die kleinste von allen, gleich darauf nach ihr Demogenes, schließlich Demokrates …“.

Die drei Distichen des Epigramms stehen ganz oben auf dem Stelenschaft, der mit dem Zahneisen geglättet ist und unter der Inschrift noch viel Platz für eine mögliche Bemalung bot. Die drei Kinder des Krates scheint Krankheit in rascher Folge dahingerafft zu haben, zuerst Praylis, bei deren Charakterisierung man sich an den ὀλίγος κῶρος erinnert, der in Theokrits erstem Gedicht, von Füchsen bedrängt, den Weinberg bewacht (I 45 ff.). Die Superlativform ὀλιγώτατος ist nicht belegt und müßte wohl als Entwicklung aus dem Komparativ ὀλιγώτερος erklärt werden. Αὐτάρ bezeichnet rasche Folge etwa auch noch in einem kaiserzeitlichen Grabgedicht, auch dieses für drei gemeinsam begrabene Geschwister25. Die Familie des Krates stammte aus Magnesia am Mäander, sah dort noch immer ihre Heimat und hatte deshalb in Limyra wohl kein Bürgerrecht, sondern Met- / Paroikenstatus (dazu noch u. zu Nr. 66). In Magnesia ist der auch sonst nicht seltene Name Demokrates mehrfach belegt26, in Lykien ist er dagegen mit Ausnahme von Hippukome27 so wenig wie die Namen der anderen Geschwister bisher aufgetaucht28. Diese fehlen allerdings auch im Onomastikon von Magnesia, was wohl auf eine gewisse, bei den Söhnen politisch motivierte Originalität des Krates bei der Benennung seiner Kinder schließen läßt29. H II 37 Giebelstele Taf. 83, 1–2 Heller Kalkstein, bis auf die Beschädigungen am Giebel (rechte Schräge, Verlust der Seitenakrotere) vollständig erhalten, leichte Verjüngung nach oben, Rückseite nur grob zugearbeitet (dort 25 W. Peeek, GVI 1997 (St. Mitchell, The Inscriptions of North Galatia [1982] 392; R. Merkelbach – J. Stauber, Steinepigramme aus dem griech. Osten III [2001] 15/01/ 01). 26 I.Magnesia, Index I, s. v.; LGPN V A (2010) s. v.

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27 TAM II 168, b 24 f. 28 Den Πραΰλος von Tyriaion hat Ch. Naour durch Τρώϊλος ersetzt: Tyriaion en Cabalide (1980) 71 f. Nr. 29. 29 H. Solin, Namenpaare (1990) hat ähnliche Phänomene späterer Zeit zusammengetragen.

Michael Wörrle

auch keine Profile), unten Einlaßzapfen noch teilweise vorhanden. Im Inschriftendepot der Limyra-Grabung. Maße: H 105 (Schaft 71); B 39,5 (unten) – 35,5 (oben); T 15,5 (unteres Profil) / 12 (Schaft unten) – 10,5 (Schaft oben); Bh. 1,5; Za. 0,5. Hellenistisch, wohl 2./1. Jh. v. Chr.

Ἀρίσταρχος Τριενδασει τῶι ἀδελφῶι. „Aristarchos für Triendasis, seinen Bruder“.

Der zweizeilige Text steht ganz unten auf dem Schaft, wahrscheinlich gab es einst darüber einen aufgemalten Kranz. Τριενδασις, griechische Transkription von Trije˜tezi 30, begegnet hier erstmals in Limyra und ergänzt die von Zgusta31 gesammelten Belege aus Xanthos, Pinara und Antiphellos. H II 38 Giebelstele vom Bonda Tepesi Taf. 83, 3 Unterer Teil einer sich nach oben verjüngenden Stele mit kräftigem, zum Schaft mit einer Doppelwelle überleitendem Fußprofil und Einlaßzapfen, heller Kalkstein. Rechts oben Rest des Bildfeldes mit unterem Saum eines Frauengewandes erhalten. Der untere Teil des Schaftes links bis Z. 6 der sehr stark verwitterten, mit feinen Buchstaben sorgfältig und regelmäßig geschriebenen Inschrift ausgebrochen, 8 Textzeilen auf dem Schaft, 2 auf der breiten Basisleiste des Unterprofils. Fundort: Bonda Tepesi, Dinek. Beim Anstieg zu dem von Kiefernwald bestandenen und einer dicken Nadelschicht bedeckten Ruinengebiet kommt man von dem Sattel, den die Forststraße bei einer großen Zisterne überquert, zuerst in eine von Ruinen bestandene halbkreisförmige Mulde, vielleicht das einstige Ortszentrum. Das Stelenfragment liegt am Südostrand auf einem kleinen Plateau über dieser Mulde. An das Plateau schließt sich südlich ein größeres Gebäude an. Maße: H 60 (Zapfen 13, Fußprofil 15, Schriftfeld 25); B 63 (Fußprofil), 53 (Stelenschaft unten); T 20 (Fußprofil), 14 (Schaft); Bh ca. 1,5; Za ca. 0,8. Späthellenistisch / frühkaiserzeitlich.

4

8

[- ca. 7/8 - καὶ Ἀ]ν̣τίφιλος οἱ Ἀντ[ι][φίλου κατεσκευά]σαντο τὸ ἐ[ξ]έ[δριον καὶ τὴν ἐπ' α]ὐ̣τῷ στήλην̣ τ̣ῷ [ἀδελφῷ αὐτῶ]ν̣ Ἑρμαγόρᾳ Ἀντιφί[λου καὶ τῷ] πατρὶ αὐτῶν Ἀντιφίλῳ [καὶ] τῇ μητρὶ αὐτῶν Ερπιδασῃ Δημητρίου εὐνοίας̣ καὶ φ̣ιλ̣οστοργίας ἕνεκεν τῆς εἰς αὐτού[ς. vac.] Ἐ̣ὰ̣ν̣ δ̣έ̣ τ̣ι̣ς̣ ἄ̣λ̣λ̣[ον ἐνθάψῃ τι]νά, ἁμα[ρ]τ[ωλ]ὸς̣ ἔ̣σ̣τω θεο̣[ῖ]ς̣ ἐ̣ν̣ ca. 3 - Ṇ . Δ̣Ι̣ π̣ᾶ̣[σιν].

„ --- und Antiphilos, Söhne des Antiphilos, haben das Exedrion und die Stele darauf errichten lassen für ihren Bruder, Hermagoras, Sohn des Antiphilos, ihren Vater, Antiphilos, und ihre Mutter, Erpidase, Tochter des Demetrios, zum Dank für die ihnen erwiesene Zuneigung und Hingabe. Wenn aber jemand einen anderen begraben sollte, soll er sündig sein vor allen Göttern in …“. 30 Ph. H. J. Houwink ten Cate, The Luwian Population Groups of Lycia … (1961) 104; 183 f.

3 1 A.O. (Anm. 16) 525.

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

Die Bildfeldstele gehört zu einem in Lykien seltenen, jedenfalls selten beobachteten Grabmonumenttyp, den H. İşkan und T. Korkut kürzlich bei der Publikation einer der unseren in den Grundelementen ganz entsprechenden Stele aus Patara eingehend besprochen haben32. Ob deren üppige und ausgefallene Dekoration sich auf dem Bonda Tepesi wiederholte, kann man dem Fragment nicht ablesen, aber im Bildfeld war wohl auch hier eine Gruppe von drei Personen en face, Vater und Mutter den Sohn umgebend, dargestellt. Die Stele muß nach der Aussage ihrer Inschrift auf einer Exedra gestanden sein 33, für die das synonyme, im funerären Kontext bisher nur aus Idebessos, der östlichen Nachbarstadt Arykandas, bekannte Diminutiv ἐξέδριον verwendet ist34. Gemeint ist ein Ensemble von kleiner Terrasse mit Sitzbank und darauf oder dahinter gestelltem Sarkophag oder gestellten Sarkophagen35. Wie aufwendig die beiden hinterbliebenen Söhne des Antiphilos ihr Grabareal ausgestattet hatten, ließ sich unter den Bedingungen des Surveys nicht erkunden36. Wenn die Stele nicht verschleppt ist, lag es, sich als Hügel unter dem Waldboden noch abzeichnend, an prominentem Platz nächst dem Ortskern der Kome von Dinek. Mit εὔνοια und φιλοστοργία attestieren die Grabstifter den verstorbenen Familienmitgliedern konventionelle Tugenden, auf die der dankbare Rückblick in solchen Gedächtnisinschriften üblich war: dazu unten im Komm. zu Nr. 82. Eine Übersicht über die Götter, deren Rache man in Lykien möglichen Grabfrevlern androhte, verdanken wir Schweyer 37. Bei allen Schwierigkeiten, mit denen sich die letzte Zeile unseres Textes ihrer Lesung widersetzt, muß dort doch sicher von einer Mehrzahl von Göttern die Rede gewesen sein. Es waren aber nicht die üblichen θεοὶ (κατα)χθόνιοι, auch nicht pauschal die weniger häufig bemühten θεοὶ πάντες (καὶ πᾶσαι), sondern ein anscheinend lokal determiniertes Pantheon. Dafür kann man in Lykien, soweit ich sehe, nur auf die Μυρέων θεοὶ πάντες verweisen, die zusammen mit Eleuthera ein Grab in Myra schützen sollten38. Auf unserer Stele könnte im Kontext der antike Name von Dinek genannt gewesen sein. H II 39 Grabstele vom Bonda Tepesi Taf. 83, 4 Fragment einer dünnen Platte, wahrscheinlich einer kleinen und schlichten Stele, links ist vielleicht der grob zubehauene Rand erhalten, sonst ist die Platte ringsum gebrochen. Fundort: Bonda Tepesi, Tespili Yaylası39. Maße: H 26,5; B 22; T 4; Bh. 2,5–3. Hellenistisch.

---------------------ἀδελφ[ῶι -----?----] 32 In: E. Winter (Hrsg.), Vom Euphrat bis zum Bosporus, Festschrift E. Schwertheim (2008) I, 335–343. 33 Literatur zu solchen Monumenten im öffentlichen Bereich hat N. Jefremow, Gnomon 73, 2001, 53–55 zusammengestellt. Zu möglichen Aufstellungsspuren von Grabschmuck an Unterbauten von Sarkophagen in und um Kyaneai Kolb, a. O. (Anm. 4) 179 f. 34 TAM II 838; 840; 846; 862. 35 Es ist ein verbreitetes Phänomen und findet sich mehrfach auch in lykischen Nekropolen. Hinweise zu entsprechenden Beobachtungen hat J. Kubińska, Les monuments funéraires dans les inscriptions grecques de l’Asie Mineure (1968) 116–119 zusammengestellt, das Foto eines solchen ἐξέδριον von Idebessos ist dem einschlägigen Kapitel in TAM II S. 301 vorangestellt, bei der Behandlung der Sarkophage von Dinek (u. Nr. 80–82) werden auch hier ganz entsprechende Befunde vorzustellen sein. 36 Der Grabstifter von TAM II 838 (wegen εἰκοσα-

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πρωτεύσας ἀπὸ νέας ἡλικίας wird man D. Reitzensteins trajanischer [Die lykischen Bundespriester (2011) 175] eine nachhadrianische Datierung vorziehen) hat an seiner Exedra nicht nur ein ihm gewidmetes Ehrendekret veröffentlicht, sondern auch Statuen von sich selbst und seiner Frau aufgestellt; von ἀνδριάντες der beiden Grabstifter, außerdem einer τράπεζα, spricht TAM II 846. 37 A. O. (zu Nr. 22) 69–74, vgl. Ch. Schuler – A. V. Walser in: Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 7 (2006) 172. 38 Schweyer, a. O. 256, Nr. 66, vgl. allenfalls die θεοὶ πάντες Λύκιοι o. Nr. 21. Auch sonst ist die Verwünschung an ein lokales Pantheon selten, wie ein Blick in den Index 3, Religion, von J. Strubbes Arai epitymbioi (1997) 339–342, besonders 341 s. v. Θεοί with geographical specification zeigt. 39 Zum Fundort an der Südostflanke der kleinen hellenistischen Festung von Tespili Yaylası vgl. Marksteiner, a. O. (Anm. 3) 281 f.

Michael Wörrle

2. Grabaltäre H II 40 Fragmente eines Grabaltars Rundaltar, an Ober- und Unterseite abgeschlagen, doch sind anpassende Stücke des Unterprofils mitgefunden worden. Kleine Reste einer im übrigen ganz zerstörten Girlande mit Schleifen sind im oberen Bruchbereich noch erkennbar. Der Altar wurde auf dem Burgberg im Nordteil der Heroonterrasse gefunden (Heroon, Inv. Nr. Y 18) und ist im Inschriftendepot der Grabung verwahrt. Maße: H ca. 75; Dm. ca. 55; Bh. ca. 2; Za. ca. 1,5. Hellenistisch. Borchhardt, AW 23, 1992, 99 f. mit Abb. 2.

4

[Κ]υ̣νν̣ά̣νη Γλ̣α̣ύκου vac. vac. ἀστική vac. Π̣ρωτολέοντ[ι -- ca. 5 --]τ̣ους vac. vac. Ἀπόλλων[ιάδηι vac. ] τῶ̣ι ̣ ἑ̣αυτῆς Γ̣-----------ἥρω[ι]. „Kynnane, Tocher des Glaukos, Astike, für Protoleon, Sohn von …, Apolloniades, ihren …, Heros“.

Die Stifterin des Rundaltars40 scheint einen makedonisch–illyrischen Namen getragen zu haben, dessen Auftauchen außerhalb Makedoniens bemerkenswert ist41. Die mitunter unsicheren Buchstabenspuren lassen im ganzen wohl keine andere Rekonstruktion zu42. Mit ἀστική gibt Kynnane ihre Zugehörigkeit zu einer Untergliederung der limyräischen Bürgerschaft an. Während die ihre, ἀστικοί, für mehrere lykische Städte bezeugt ist43 und deshalb in Limyra nicht überrascht, war die des verstorbenen Protoleon, der zu den Ἀπολλωνιάδαι gehörte, bislang nur für Kadyanda im äußersten Nordwesten Lykiens bekannt44. Der erste erhaltene Buchstabe vom Namen des Vaters oder der Mutter des Protoleon kann ebenso gut Ε oder Γ wie Τ gewesen sein, was u. a. auch Περικλ]έους möglich, aber eigentlich alles Raten vergeblich macht, und auch die Verwandtschaftsbezeichnung in Z. 5, vielleicht πάτρως, läßt sich nicht klären. Mit einem von Borchhardt a. O. erwogenen Heroenkult für Perikles von Limyra kann der Altar des Protoleon nicht in Zusammenhang stehen, und schon daß er überhaupt ursprünglich auf der Heroonterrasse aufgestellt war und nicht eher irgendwann von weiter oben am Berghang dort hineingerollt ist, wird man wohl nicht mit Sicherheit sagen können45. 40 Vergleichsmaterial aus Kos und Rhodos hat D. Berges, Rundaltäre aus Kos und Rhodos (1996) zusammengestellt, aus Pamphylien und Lykien T. Korkut in: G. Koch (Hrsg.), Akten des Symposiums des SarkophagCorpus 2001 (2007) 327–333; vgl. noch den von S. Şahin vorgestellten Altar aus Gagai (EpigrAnat 31, 1999, 46) sowie T. Korkut – R. Tekoğlu, ZPE 143, 2003, 105– 116 mit einigen neuen Rundaltären. 4 1 Vgl. I. I. Russu, Ephemeris Dacoromana 8, 1938, 196 f.; O. Masson, ZPE 55, 1984, 133; M. Hatzopoulos, AJA 113, 2009, 425. Zu weiteren Personen Lykiens mit makedonischem Namenhintergrund Colvin, a. O. (Anm. 5) 64 f. 42 Erwägen ließe sich allenfalls noch Κο]ννάνη, anscheinend nicht belegt, aber immerhin einer bekannten und verbreiteten Namengruppe (vgl. L. Robert in: N. Fıratlı, Les stèles funéraires de Byzance gréco-romaine

[1964] 168) zuzuordnen. 43 Vgl. die Hinweise bei Wörrle in: Blakolmer u. a. (Hrsg.), a. O. (Anm. 19) 158, dazu noch P. Baker – G. Thériault, REG 118, 2005, 352 f.; R. Parker, Chiron 40, 2010, 103–112. Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand scheint das Problem der Definition der Bürgerschaftsgliederungen in den lykischen Städten komplexer zu sein, als es in SEG 55, 1502 (zu Z. 1) erscheint: von „Phyle“ zu sprechen wäre also nur ein Provisorium, das ich gemieden habe. 44 TAM II 661; 663 f.; 666; SEG 39, 1397. Von analoger Form sind die u. Nr. 72 für Myra zum Vorschein gekommenen Μυρεῖδαι. 45 Berechtigte Skepsis äußert H. İşkan in: T. Korkut (Hrsg.), Anadolu’da doğdu, Festschrift F. Işık (2004) 385 f., vgl. O. Hülden, Gräber und Grabtypen im Bergland von Yavu I (2006) 316 f.

427

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

H II 41 Fragment eines Rundaltars Taf. 84, 1 Unten im Schaft gebrochen und später als Mörser ausgehöhlt, die Oberseite mit quadratischem Einlaßloch erhalten, das Oberprofil jedoch abgeschlagen, die Reste der Inschriftzeilen in etwas eingetieftem Feld. Im Inschriftendepot der Grabung. Maße: H 30; Dm. ca. 40; Bh. 2. Hellenistisch (?).

Ἑρμαῖος Τρ--------------[Ἰά]σ̣ο̣νι ἀπ[ελευθέρῳ ?]. „Hermaios … für Iason, seinen Freigelassenen (?)“.

3. Sepulkrale Kleinarchitektur H II 42 Architrav Taf. 84, 3 Fragment eines Architravs mit zerstörtem Fries über drei Faszien, die Unterseite erhalten, sonst überall abgearbeitet. Maße: H 14 (die beiden oberen Faszien je 3, die untere 2); B 24; T ca. 17; Bh. ca. 2. Frühkaiserzeitlich.

---ειος Ζωίλον̣ ----?------ν φιλοστοργίας [---- ἕνεκεν]. Zu φιλοστοργία in Gedenkinschriften, meist auf postumen Statuenbasen, für Verstorbene s. u. den Kommentar zu Nr. 83.

4. Verschlußstein eines Hyposorions H II 43 Profilierter Kalksteinblock Taf. 84, 2 Vorderseitig mit Ober- und Unterprofil versehener, oben und seitlich, aber nicht unten, nach 8,5 cm Tiefe schräg nach hinten gekürzter Stein, die Ansichtseite mit der Inschrift in der unteren Hälfte stark verwetzt. Aus Finike (1984), auf bewahrt im Inschriftendepot der Grabung. Maße: H 49; B 48 (jeweils Vorderseite); T insgesamt 26, bis Einzug 8,5 (am Oberprofil 10,5); Bh. 2; Za. 1. Kaiserzeitlich (wohl späteres 2. Jh. n. Chr.).

4

8

[Τ]ὸν τύβ̣ον κατεσκεύασεν Ἀρούντιο[ς] Εὔκαρπος ἑαυτῷ γυναικὶ τέκνοις ἐγγόνοις καὶ τοῖς ἐκ τούτων καὶ μητρὶ καὶ ἄν τινι ἐνγράφως Εὔκαρπος συνχωρήσῃ. Ἐὰν δέ τις ἐνκηδεύσῃ παρὰ τού[το]υ̣ς̣, [ὀ]φει̣[λ]έ̣σ̣ε̣ι̣ [τῇ ἱε]ρᾷ̣ (?) [Λιμυρ]έων γερο[υσίᾳ -] ------------ ? ------------

2 Am Anfang wohl Tilgung eines Fehlers durch Rasur.

428

Michael Wörrle „Das Grab hat errichtet Aruntius Eukarpos für sich, Frau, Kinder, Enkel und deren Nachkommen und für die Mutter und wenn jemandem Eukarpos schriftliche Erlaubnis gibt. Wenn jemand bestattet über diese hinaus, wird er schulden der kaiserfrommen Gerusie von Limyra …“.

Die Funktion gleichgestaltiger Steine als Verschlüsse von Hyposorien wurde beim Kyaneai-Survey erkannt. Die Steine haben teilweise die Form regelrechter Altäre mit rückseitig angesetztem Verschlußzapfen, können, wie das limyräische Exemplar, aber auch mit geringerer Tiefe des sichtbaren Teils zum Dekor reduziert sein46. Da wir das Grabmal nicht kennen, läßt sich über möglicherweise diversifizierte Eigentumsverhältnisse an Sarkophag und Hyposorion nichts sagen. Außerhalb der xanthischen Arruntii-Familie, die mit M. Arruntius Claudianus unter Domitian den ersten Senator Lykiens hervorgebracht hat47, scheint Eukarpos der einzige Ar(r)untius in einer anderen lykischen Stadt zu sein48. Die Frage nach einem eventuellen Familienzusammenhang läßt sich nicht beantworten, Schrift und Verzicht auf Angabe des Praenomens49 weisen in das spätere 2. Jahrhundert n. Chr. Für das – unsicher gelesene – Epitheton50 der Gerusie gibt es in Lykien keine Parallele, vgl. aber etwa I.Side 26; 153; 158 mit J. Nollés Kommentar.

5. Sarkophage H II 44 Sarkophag (?) Ohne Angaben über das Monument und den Fundort mitgeteilte Abschrift Loewys. CIG 4315 e (Maresch 1840).

4

[Τοῦτον τὸν τ]άφον [κ]ατεσκευάσατο Δημήτριος [-----------Ῥοδ]ι̣α̣πολίτης αὑτῷ καὶ τῆι γυναικὶ [----------καὶ τ]οῖς τέκνοις. Ἄλλῳ δὲ μηδενὶ ἐξέστω [ἐνταφῆναι εἰ]ς̣ τὸν τάφον τοῦτον, [εἰ] δὲ̣ μή, ἁμαρτωλ̣ὸ[ς] θεοῖς [------------ ἔσται --------------------------------------------] „Dieses Grab hat errichten lassen Demetrios, Sohn des …, Bürger von Rhodiapolis, für sich und seine Frau … und seine Kinder. Niemand anderem soll erlaubt sein, in dieses Grab bestattet zu werden, andernfalls wird er sündig sein vor den … Göttern“.

Ob das Monument aus Rhodiapolis stammt ?

46 K. Gay in: İşkan – Işık, a. O. (Anm. 4) 66–70; Hülden, a. O. 66 f.; 317 f. mit Überlegungen über eine mögliche, bei Exemplaren wie dem vorliegenden aber allenfalls noch im dekorativen Symbol angedeutete Grabkultfunktion. Zu einem weiteren Exemplar in der Chora von Limyra, Dinek auf dem Bonda Tepesi, s. u. Nr. 80. 47 Grundlegend A. Balland, Fouilles de Xanthos VII, Inscriptions d’époque impériale du Létôon (1981) 143– 165, vgl. Reitzenstein, a. O. (Anm. 36) 167 f. Zur Karriere und Chronologie des Claudianus K. Strobel, ZPE 71, 1988, 271 f.; A. Suceveanu, AncSoc 22, 1991, 255–276. 48 Die Arruntii des römischen Kleinasien hat Balland,

a. O. 165–171 zusammengestellt, vgl. die Korrekturen und Ergänzungen von M. Christol – Th. Drew-Bear, Tyche 1, 1986, 57–60 und Brixhe – Drew-Bear in: R. Gusmani – M. Salvini – P. Vannicelli (Hrsg.), Frigi e Frigio (1997) 98–100. 49 Vgl. O. Salomies, Die römischen Vornamen (1987) 390 ff., besonders 401–406. 50 Zum Bedeutungskontext, der auf den kultisch verehrten Kaiser verweist, vgl. die Hinweise von J. H. Oliver, Hesperia 36, 1967, 329 f.; X. Dupuis, MEFRA 105, 1993, 67 f.

429

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

H II 45 Fragment eines Sarkophages Taf. 84, 4 Links und unten gebrochenes, rechts im Boden steckendes Fragment einer Sarkophagwand auf dem modernen Friedhof an der Straße von Turunçova nach Kumluca östlich von Nekropole CH V, ca. 80 m nordwestlich vom Trafohaus. Maße: H 39; B >42; T 10; Bh. 2,5; Za. 0,5. Kaiserzeitlich (späteres 2. Jh. n. Chr.).

4

8

[Τὸν τάφον κατεσκε]ύασεν Ἑρμᾶς Καλλικρά[του] [Λιμυρεὺς ἑαυτ]ῷ καὶ γυναικὶ αὐτοῦ Ἀπφί[--- ca. 12 ---]ι̣ος Λιμυρίδι καὶ τέκνοις αὐ[τῶν] [καὶ --- ca. 10 ---] Ἀρτεμίῳ καὶ τῷ προκηδευ[μένῳ υἱῷ αὐτῶ]ν Δημητρίῳ, ἄλλῳ δὲ οὐδε[νὶ] [ἐξέστω κηδεῦ]σαι ἐν αὐτῷ τινα ἢ ἐκτ[είσει τῷ] [ἱερωτάτῳ φίσκ]ῳ Χ ,ς καὶ ἁματ ωλὸς ἔ[σται] [θεοῖς καταχθ]ονίοις. „Das Grab hat errichtet Hermas, Sohn des Kallikrates, Bürger von Limyra, für sich und seine Frau Apfia/–on, Tochter des …, Bürgerin von Limyra, und ihre Kinder, sowie für … Artemion und ihren vorverstorbenen Sohn Demetrios, niemand anderem aber soll erlaubt sein, darin zu bestatten, oder er wird dem kaiserlichen Fiskus 6.000 Denare bezahlen und sündig sein vor den unterirdischen Göttern“.

H II 46 Fragment eines Sarkophages Taf. 84 Fragment einer Sarkophagwand mit Tabula ansata (etwa in deren Mitte gebrochen) auf dem modernen Friedhof an der Straße nach Kumluca östlich von Nekropole CH V, wenig nördlich von Nr. 45. Maße: H 41; B 94; T 7; Tabula 20655; Bh. 2,5. 3. Jh. n. Chr. (nach CA). Reisen II, 71 Nr. 149 (Maresch 1856).

4

8

Τὸ ἀνγεῖον κατεσκεύασεν Αὐρήλιος Ἀγόραστος Γλαυκωνίδος Λιμυρεὺς ἑαυτῷ καὶ γυναικὶ καὶ τέκνοις γυναικὶ Ἐπαφροδείτᾳ. Συνχωρῶ δὲ καὶ Εὐτύχῳ Πολεμάρχου καὶ οἷς ἂν ζῶν ἐπιτρέ[ψω ------------------------------] „Den Sarkophag hat errichtet Aurelius Agorastos, Sohn der Glaukonis, Bürger von Limyra, für sich und seine Frau und die Kinder der Frau Epaphrodita. Ich erteile Erlaubnis auch Eutychos, Sohn des Polemarchos, und wem sonst ich zu meinen Lebzeiten genehmigen werde …“.

Der Graberbauer51 bezeichnet sich mit Metronymikon, vgl. u. Nr. 48; 51. Petersen interpretiert γυναικὶ Ἐπαφροδείτᾳ durch vorangehende Interpunktion als Nachtrag des zunächst vergessenen Namens, doch könnte der Dativ auch der Herkunftsangabe der Kinder dienen52. 5 1 Auf die Beliebtheit von Ἀγόραστος in Lykien macht Th. Corsten aufmerksam: I.Kibyra 291, Kommentar.

430

52 Vgl. K. Hauser, Grammatik der griechischen Inschriften Lykiens (1916) 139 f.; W. Dressler, WSt 78, 1965, 93 f.; 102.

Michael Wörrle

H II 47 Fragment einer Sarkophagwand Anscheinend ringsum gebrochen, von Loewy „in coemeterio Turcico“ (dem von Nr. 45 und 46?) gesehen, verloren. CIG III 4315 m (Maresch 1871).

4

------τοῖς ἐξ α[ὐτῶν τέκνοις --------] ------ῳ. Ἄλλῳ [δὲ μηδενὶ ἐξέσται ---] ------Ο------------------------------------------ΟΟ̣----------------------------------[-----γ]ε̣ρο[υσίᾳ Χ (?) ----------------]

H II 48 Fragment eines Sarkophages Taf. 84, 5 Ringsum gebrochenes Fragment einer Kalksteinplatte, vermutlich der Vorderwand eines Sarkophages, gefunden bei der Tekke53, jetzt im Inschriftendepot der Grabung. Maße: H 24,5; B 18; T 12; Bh. 2,5; Za. 1. Frühkaiserzeitlich, spätestens wohl etwa hadrianisch.

4

------------------- . Ο̣---------------------------------ου ἀδελ[φ--------------] -------------- ἑαυτῆ[ς ----------------] ------------- ἢ{ι} ὀφει̣[λήσει ------] [τῆς πράξ]εως οὔ[σης παντὶ τῷ] [βουλομένῳ ἐπ]ὶ τῶι ἡμ̣[ίσει vac.].

Die Qualität der Schrift und die Verwendung des ι–adscriptum (parasitisch in Z. 4) sind bemerkenswert. H II 49 Fragment eines Sarkophages Taf. 85, 1 Ringsum gebrochenes Fragment einer Kalksteinplatte, wohl der Vorderwand eines Sarkophages, mit grob geglätteter Rückseite, 1973 in moderner Aufschüttung nordwestlich des Kenotaphs gefunden, jetzt im Inschriftendepot der Grabung. Maße: H 10,5; B 22,5; T 7; Bh. ca. 2,5–2,8; Za. ca. 0,7. Kaiserzeitlich (2. Jh. n. Chr. ?).

[ἄλλῳ δὲ οὐδενὶ] ἐ̣ξ̣έσται θ[άψαι τινά, ---] [-----------------ἁ]μαρτωλὸς [ἔσται ----------] [----------καὶ ὀφ]ειλήσει τῇ πό[λει ------- --] -------------------- . . . --------------------------H II 50 Fragment eines Sarkophages Taf. 85, 2 Fragment eines gerahmten Inschriftfeldes, wohl der Tabula eines Sarkophages, 1982 im Sockel der byzantinischen Nordmauer der Weststadt auf deren Südseite, 3 m östlich der damaligen Sondage am „lykischen Tor“ verbaut gefunden. Maße: Bh. ca. 2. Za. ca. 1. Kaiserzeitlich.

53 Das kleine islamische Heiligtum unweit östlich vom Osttor der byzantinischen Oststadt Limyras hat W. Bauer,

IstMitt 38, 1988, 343–362 vorgestellt.

431

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

4

[------------------------------οὐδενὶ ἄλλ]ῳ ἢ ἐ[κτείσει προστείμου τῷ ἱερωτά]τῳ φίσ[κῳ Χ -----------------------------] ἀφ' ὧν [ὁ ἐλένξας λήψεται τὸ τρίτον (e. g.)], ἐκτὸς ἐὰν̣ ---------------------------------

Auf dem unteren Rahmen war der als Nachtrag formulierte Vorbehalt einer späteren persönlichen Ausnahmegenehmigung des Graberbauers (etwa: ἐκτὸς ἐὰν μὴ αὐτὸς συνχωρήσω oder ähnlich) zugefügt. H II 51 Fragment eines Sarkophages Taf. 85, 3 Rundum gebrochenes Fragment einer Kalksteinplatte, wohl der Vorderwand eines Sarkophages. 1984 beim Ptolemaion gefunden, jetzt im Inschriftendepot der Grabung. Maße: H 20,5; B 18,5; T 12; Bh. 2,5; Za. 0,5. Kaiserzeitlich.

4

---------------ΔΕΜ̣Ε---------------------------[------------κ]αὶ τῷ ΤΕ[-----------------------] ---------------μ̣άχῳ· Ε-------------------------[------------γ]υναικὶ Κ---------------------------------------ου τέκν̣[οις ---------------------] [---------αὐτ]ὸς ἐνγ[ράφως συνχωρήσω (?) ---]

H II 52 Fragment eines Sarkophages (?) Taf. 85, 4 Allseits gebrochenes Fragment einer Kalksteinplatte mit erhabener Randzone oben und Resten von zwei Inschriftzeilen, jetzt im Inschriftendepot der Grabung. Maße: H 22; B 17; T 7,8; Bh. ca. 2; Za. ca. 1. Kaiserzeitlich.

[--- κατεσκευάσα]τ̣ο Ἡ̣ρ̣ακ-------------------------------------Ν̣Α-------------------------------------------------------------H II 53 Fragment eines Sarkophages Taf. 85, 5 Ringsum gebrochenes Fragment einer Kalksteinplatte, wohl von der Vorderseite eines Sarkophages, auf bewahrt im Inschriftendepot der Grabung. Maße: H 8,5; B 18; T 13; Bh. ca. 2. Spätere Kaiserzeit.

--------------ῃ̣ μητ̣ρ̣ὶ̣ (?) ---------[------συν]χωρήσω -------------H II 54 Sarkophagfragment Taf. 85, 6 Fragment einer gerahmten Kalksteinplatte, wohl Rest eines Sarkophages, gefunden 1990 von R. Jacobek als Spolie in der Ostmauer des Kastells Gülmez Asar südlich oberhalb von Asarönü, jetzt im Inschriftendepot der Grabung. Der Rahmen wurde für die Wiederverwendung abgeschlagen, rechts und unten in der Tabula gebrochen. Maße: H 26; B 29; T 11; Bh. ca. 2; Za. ca. 1,5. Kaiserzeitlich.

432

Michael Wörrle

4

Τὸ μνημ[εῖον κατεσκευάσα]το Δαιδ[αλ--------------------] ναμιος ------------------------ἑαυτ[ῷ καὶ -------------------] ---------------------------------

H II 55 Sarkophag Taf. 86, 1 Schmuckloser Sarkophag auf zweistufigem Unterbau mit Hyposorion am Westhang des Hügels südlich oberhalb von Finike (Nekropole CH III), die Inschrift ungerahmt auf der östlichen Längsseite am oberen Kastenrand. Maße: H 135 (Sarkophag); 70 (Hyposorion); B 218; T 112; Inschrift: L 172; Bh. 3; Za. ca. 1,5. Späthellenistisch/frühkaiserzeitlich. Schweyer, a. O. (zu Nr. 22) 244 Nr. 45 nach Maresch 1858.

4

Κατεσκευάσατο τὴ⌈ν⌉ σορ[ὸ]ν̣ Ἑρμαῖος Ἑρμαίου τοῦ Σελεύκ̣ου ἑατῷ καὶ τῇ γυναικὶ αὐτοῦ Αμειτι Ἡγησίου καὶ τοῖς ἐξ ἑατῶν τέκνοις. Ἄλλῳ δὲ μηδενὶ ἐξέστω θάψαι, ἐὰν μὴ Ἑρμαῖος θελήσῃ τινὶ θάψαι. Ἐὰν δέ τις παρὰ ταῦτα θάψῃ τινά, ὀφειλήσει ἱερὰς Διὸς Ὀλυμπίου [L .] καὶ ἡ πρᾶξ̣ις ἔ[σ]τω παντὶ τῷ βουλομένῳ ἐπὶ τῷ ἡμίσει καὶ ἁμαρτωλὸς ἔστω θεοῖς χθονίοις.

1 Ἑρμαίου τοῦ Στ[α]φίλου Schweyer nach Kalinka (Στ[α]φύλου)

„Es hat errichten lassen den Sarkophag Hermaios, Sohn des Hermaios, Sohnes des Seleukos, für sich und seine Frau Ameis, Tochter des Hegesias, und die Kinder von ihnen. Keinem anderen soll es erlaubt sein, zu begraben, wenn nicht Hermaios jemandem bewilligt zu begraben. Wenn aber jemand im Widerspruch dazu jemanden begräbt, wird er dem Zeus Olympios heilige Drachmen .. schulden und die Vollstreckung soll jedem, der will, zustehen für die Hälfte und er soll sündig sein vor den Göttern in der Erde“.

Heberdey hatte als Namen der Frau zunächst Ταμειτι gelesen (danach Zgusta, a.O. [Anm. 16] s. v.). Er muß nicht „nuovo“ sein54, sondern könnte als orthographische Variante zu Αμμις (SEG 17, 680 aus Kaş) gestellt werden. H II 56 Sarkophag Am Hügel oberhalb von Finike wie Nr. 55, verloren. Kaiserzeitlich, vielleicht noch hellenistisch. CIG III 4308 + Suppl. S. 1145 (Maresch 1867). Vgl. Meier, Intelligenzblatt Allg. Litt. Zeitung Halle 1845, 40 S. 323 f. (non vidi).

4

-----------------------------------------------------------------καὶ τοῖ̣ς -------------------------------------------------------------------------------σιν, ἄλλῳ δὲ οὐδενὶ ἐξέσται τ̣[αφῆ]ναι ἐν αὐτῷ ἐκ̣τ̣ὸς εἰ μή τινι ἐ̣γὼ ἐνγρ̣άφως συνχ[ωρή]σω. Ἐὰν δέ τις παρὰ ταῦτα θάψῃ ἢ̣ ἀν̣οίξῃ, ὀφειλήσ̣[ει] λὸς ἔστω ὁ θάψας κ̣αὶ τ̣έκ̣να αὐτοῦ εἰς τοὺς κα[τα]χθονίους θεοὺς τῆς πράξεος οὔσ̣ης κ̣ατὰ [τοῦ] 54 N. Cau in: B. Virgilio (Hrsg.), Studi ellenistici 16 (2005) 366.

433

H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

8

θάψαντος παντὶ τῷ βουλομένῳ ἐπὶ τοῖς αὐτ̣[οῖς μέ]ρεσι τῶν ἄλ̣[λων].

1–2 [τέκνοις αὐτῶν καὶ τοῖς ἐκ τούτων γενη|σομένοις παι]σίν: Kalinka. 2 [καὶ τοῖς θρέμμα]σιν: CIG. [τεθῆ]-: CIG. 5 fehlt in CIG, καὶ …: Kalinka. 6 [κ]αὶ γε[νε]ὰ αὐτοῦ: CIG. 8–9 ἐπὶ τοῖς [ἡμίσ]εσι τῶν [χρημάτων: CIG. τοῖς [ἴσοις μέ]|ρεσι τῶν [χρημάτων: CIG Suppl.; μέ]|ρεσι τῶν ἀ[ποτινομένων: Kalinka.

„…, jemand anderem aber wird es nicht erlaubt sein, in ihm bestattet zu werden, außer wenn ich es jemandem schriftlich erlauben werde. Wenn aber jemand im Widerspruch hierzu bestattet oder öffnet, wird er schulden … und es soll sündig sein, wer bestattet, und seine Kinder vor den unterirdischen Göttern, wobei die Pfändung gegen den, der bestattet, zusteht jedem, der will, für die gleichen Anteile wie die der anderen“.

Die Erstreckung des Fluches auf die Kinder des Grabschänders ist ebenso ungewöhnlich wie die Formulierung, die den Anteil des Delatoren an der Grabbuße festlegt (ein Drittel des Gesamtbetrages, wenn in der verlorenen Z. 5 zwei Begünstigte genannt waren, vielleicht auch „der übliche Anteil“). H II 57 Sarkophag Taf. 86, 2 Kasten mit Spitzbogendeckel und Tabula ansata (die Inschrift reicht über das Schriftfeld der Tabula auf deren Rahmen und die Ansae hinaus), einst am Hügel oberhalb von Finike wie Nr. 55, verloren. Maße (nach Kalinka): Sarkophag: H 105; B 245; Tabula: 34650; Bh. 2,5. Kaiserzeitlich (2. Jh. n. Chr.). CIG III 4307 + Suppl. S. 1145; LBW 1320 (Maresch 1857).

4

8

Ἀππωνία Χρήστη Ῥω̣μα̣ία τὸ μνημεῖον κατεσκεύασε ἑαυτῇ καὶ τῷ προκεκηδευμένῳ ἀνδρὶ αὐτ[ῆ]ς Ἑρμολύκῳ μητρὸς Φοίβης, ἑτέρῳ δὲ μηδενὶ ἐξέστω ἐνθάψαι τινὰ ἢ ἁμαρτωλὸς ἔστω θεοῖς καταχθονίοις καὶ ὀφειλήσει Διὶ Ὀλυμπίῳ Χ ,αφ‘, ὧν λήνψεται ὁ ἐλένξας τὸ τρίτον. Ἐν δὲ τῷ ὑποσορίῳ ταφήσονται οἱ θρεπτοὶ ἡμῶν οἷς ἂν ζῶσα αὐτὴ ἐπιτρέψω.

1 ΑΝΙΙΟΝΙΑΧΡΥΣΙΗΤΟΜΑΙΑ = Ἀν[τω]νία Χρύσ[η Ῥω]μαία ?: CIG, LBW; ΑΝΤ.ΝΙΑΧΡΗΣΤΗΜΑΙΑ = Ἀντ[ω]νία Χρήστη Μαῖα: CIG Suppl. nach Bailie; [Ῥ ?]ομα̣ῖα: Kalinka. 4 Ἑρμολύκῳ [καὶ ἐκγ]ό[νο]ις: CIG; μητρὸς Θήβης: CIG Suppl. nach Bailie.

„Apponia Chreste, Bürgerin von Rom, hat das Grabmal errichtet für sich und ihren vorweg bestatteten Mann, Hermolykos, dessen Mutter Phoibe ist, niemand anderem aber soll es erlaubt sein, jemand hineinzubestatten, oder er soll sündig sein vor den unterirdischen Göttern und wird dem Zeus Olympios schulden 1.500 Denare, von denen der Anzeigende ein Drittel bekommen wird. Im Untergrab werden unsere Ziehkinder begraben werden, welchen ich es zu meinen Lebzeiten persönlich genehmigen werde“.

434

Michael Wörrle

Die Graberbauerin hatte als Angehörige der gens Ap(p)onia römisches Bürgerrecht. Sie hat das wohl mit Ῥωμαία stolz hervorgehoben55, wenngleich Kalinkas Zeichnung statt Ω eher Ο zeigt. Ihr Mann war dagegen nur peregrinen Rechtes und möglicherweise, was die Angabe der Mutter (vgl. o. Nr. 46, u. Nr. 60) statt des Vaters begründen könnte56, ein freigelassener Sklave. Das kann recht gut auch bei seiner Frau mit dem für Sklaven beliebten Namen Chreste der Fall gewesen sein57, nur daß ihre Freilassung nach römischem Recht erfolgt war58. H II 58 Sarkophag Einst am Hügel oberhalb von Finike wie Nr. 55, verloren. CIG III 4309 (Maresch 1866).

Τὸ μνη̣μεῖο̣ν̣ κατεσκεύασεν ΕΙ̣-------------------------------------------H II 59 Sarkophag Einst wohl ebenfalls am Hügel oberhalb Finikes, verloren. Späthellenistisch / frühkaiserzeitlich. Spratt – Forbes, a. O. (zu Nr. 17) 276 (CIG III 4315 k; Maresch 1865).

---------------------- Ἰάσον[ος] Λιμυρεὺς -----mehrere unlesbare Zeilen

-------τῇ Λιμυρέων γερουσίᾳ δραχμὰς χειλίας Die nicht sehr klare Fundortangabe von Spratt – Forbes59 ist im CIG zu „in portu Limyrensi“ vereinfacht. Aus dem Gelesenen erschlossen Spratt – Forbes die politische Zugehörigkeit Finikes zu Limyra als dessen Hafen. Es ist seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. unter dem Namen Φοῖνιξ bezeugt,60 vielleicht von Thukydides (2, 69, 1) schon für 430/29 v. Chr. im Zusammenhang der Lykienexpedition des Melesander als Φοινίκη erwähnt. 61 H II 60 Fragment eines Sarkophages Taf. 86, 3 Kalksteinplatte mit flach gerahmtem Inschriftfeld, das, von Beschädigungen und dem Verlust der rechten oberen Ecke abgesehen, wohl ganz erhalten ist, obwohl der Stein mit Ausnahme eines kleinen Stückes der Unterkante ringsum gebrochen zu sein scheint. Vermutlich handelt es sich um den Rest eines Sarkophages. Das Fragment wurde 1984 in Finike gefunden und ins Inschriftendepot der Limyragrabung gebracht.

55 Die lykische Prominenz liebte es damals, ihr auf dem römischen Bürgerrecht beruhendes Prestige durch die Kombination von Ῥωμαῖος καὶ Heimatethnikon herauszustellen (Wörrle, Stadt und Fest im kaiserzeitlichen Kleinasien [1988] 52). 56 Kolb, a. O. (Anm. 4) 372 f. 57 Vgl. nur H. Solin, Die stadtrömischen Sklavennamen (1996) II, 470 f. 58 Daß Chrestes Bürgerrecht auf Verleihung zurückging und mit M. Aponius Saturninus, procos. Asiae unter Nero oder Vespasian (W. Eck, Chiron 13, 1983, 189), zu verbinden ist, dürfte die viel weniger wahrscheinliche Alternative sein. 59 A.O. I, 156: „… the face of the hill above the modern fortress, where we found close adjoining it the

prostrate walls of a Hellenic tower, and five or six fallen or broken sarkophagi. Three were inscribed, one of them was the tomb of a native of Limyra“. 60 Vgl. die Hinweise bei K. Buschmann, EpigrAnat 12, 1988, 3 f. und H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8, Lykien und Pamphylien (2004) 806–809. 61 … Ἀθηναῖοι ναῦς ἔστειλαν … ἑτέρας δὲ ἓξ ἐπὶ Καρίας καὶ Λυκίας … ὅπως … καὶ τὸ λῃστικὸν τῶν Πελοποννησίων μὴ ἐῶσιν αὐτόθεν ὁρμώμενον βλάπτειν τὸν πλοῦν τῶν ὁλκάδων τῶν ἀπὸ Φασήλιδος καὶ Φοινίκης καὶ τῆς ἐκεῖθεν ἠπείρου. Die von A. W. Dickinson, CQ 73, 1979, 213 f. vorgeschlagene Identifikation von Φοινίκη mit Finike hat M. Zimmermann abgelehnt (Hermes 121, 1993, 266–275), A. G. Keen dagegen angenommen (JHS 113, 1993, 152 f.).

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra Maße: H 79 (Inschriftfeld: 46,5); B 68,5; T 15; Bh. ca. 2,5; Za. 0,5 und weniger. Kaiserzeitlich, 2. / 3. Jh. n. Chr.

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[Τὴν σωματ]οθήκ[ην κατ]ε̣σ̣κ̣ε̣υά̣σα̣[το] Ζ̣ώσιμο[ς - ca. 3 -] - 2/3 -δου τ̣οῦ Κλαυδία̣[ς- ca. 3 -] - 2/3 -ανης Πλατωνίδος ἑ̣α̣[υ][τῷ κ]αὶ θρεπτῷ [αὐτ]οῦ Ἀγο[ρ][ά]στῳ κ̣α[ὶ] γ̣υ̣ν[αι]κὶ τοῦ Ἀγο[ρ]ά̣στου Ἐλπίδι καὶ τέκνοις αὐτῶν, ἑτέρῳ δὲ οὐδενί. Ἐὰν δέ τις παρὰ ταῦτα θάψῃ τινά, ἔσται ἁμαρτωλὸς καταχθονίοις θεοῖς καὶ ἐκτείσει προστείμου ἱερὰ Διὶ Ὀλυμπίῳ Χ ,α. Blatt

3–4 [Τ]α̣|τ̣ι̣α νῆς ?

„Den Sarkophag hat errichten lassen Zosimos, Sohn des …, Sohnes der Claudia … Platonis, für sich und sein Ziehkind Agorastos und die Frau des Agorastos, Elpis, und deren Kinder, sonst aber niemand. Wenn jemand unter Verstoß dagegen jemand bestattet, wird er sündig sein vor den unterirdischen Göttern und dem Oympischen Zeus als Buße 1.000 heilige Denare bezahlen“.

Herkunftsangabe nach der Mutter statt nach dem Vater ist auch in Lykien mitunter zu beobachten62, in Limyra selbst noch in Nr. 46; 57. Hier beruht sie vielleicht auf dem sozialen Vorrang, den die Großmutter63 des Graberbauers innerhalb der Familie aufgrund römischen Bürgerrechts genossen haben dürfte64. Ein notorisches Problem ist die personenrechtliche Stellung der θρεπτοί, hausgeborene Sklaven, Findelkinder, aufgenommene Kinder 65, für die in den lykischen Grabinschriften häufig mitgesorgt wird66. H II 61 vacat

62 Die Zusammenstellung von Bryce, a. O. (Anm. 13) 146, auf die Şahin im Kommentar zu I. Arykanda 123 verweist, gibt einen ersten Überblick, vgl. jetzt aber besonders Kolb, a. O. (Anm. 4) 372 f. 63 Ob sie mehr als zufällige Namensgleichheit mit der in Pinara begüterten Claudia Platonis (TAM II 518; 522) verbindet, muß dahingestellt bleiben. 64 Die Form ihres Namens folgt dem von G. LamingerPascher (Index grammaticus zu den griechischen Inschriften Kilikiens und Isauriens I [1973] 48–51, vgl. Nollé in: Asia Minor Studien 6. Forschungen in Pisidien [1992] 111 f.; Brixhe, Gnomon 68, 1996, 700) in Pampyhlien und Isaurien beobachteten Modell, wonach zwischen Gentile und Cognomen die Angabe des Vaters mit dem patronymischen Suffix -anus eingeschoben wird. 65 Auf den letzteren Fall wirft eine Inschrift aus dem

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Gebiet von Nikaia (Merkelbach – Şahin, EpigrAnat 1, 1983, 57 f.) Licht: Von den sieben Söhnen einer Familie behielt diese vier, drei wurden an φίλοι aus dem Haus gegeben. 66 Grundlegend A. Cameron in: Anatolian Studies W. H. Buckler (1939) 27–62. Eine praktische Übersicht über den Stand der Diskussion geben die Herausgeber von MAMA IX (1988) LXIV – LXVI, sowie P. Guinea, DialHistAnc 24, 1998, 41–51, vgl. ferner T. Ritti – C. Şimşek – H. Yıldız, EpigrAnat 32, 2000, 59; Ph. M. Petsas – M. B. Hatzopoulos – L. Gounaropoulou – L. Paschidis, Inscriptions de la Mère des dieux autochthone de Leukopétra (2000) 37 f.; 47 f. Zur Kindesaussetzung neuerdings W. V. Harris, JRS 84, 1994, 1–22, doch hält Kolb, a. O. (Anm. 4) 371 f. mit guten Gründen die θρεπτοί in Lykien in der Regel für hausgeborene Sklaven.

Michael Wörrle

H II 62 Sarkophag Taf. 87, 2 Sarkophag mit Spitzbogendeckel auf dreistufigem Sockel aus einer Nekropole an der Küstenstraße von Finike nach Demre, von G. E. Bean 1960 noch gesehen („at the highest point of the road, about 4 hours from Finike, with a superb view westwards to Myra and the coast beyond“). Die Inschrift in gerahmtem Feld. Maße: H 42; B 102 (Schriftfeld); Bh. 4 (nach Kalinka). Kaiserzeitlich. Maresch 1860.

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Τὸν τάφον κατεσκευάσ[ατο] Κοδισοβας Ι̣----ΛΛ----------Γενναίου ἑαυτῷ [---------, ἄλλῳ] δὲ μηδενὶ ἐξεῖνα[ι---------. Ἐὰν] δέ τις παρὰ ταῦτα θάψῃ, [ὀφ]ε[ι]λ[ήσει] τῇ Λιμυρέων γερουσίᾳ [Χ -- τῆς πρά][ξ]ε[ω]ς κατ[ὰ τοῦ θάψαντος οὔσης παντὶ] τ[ῷ β]ου[λομέμῳ ἐπὶ τῷ ---------].

Text nach der Abschrift von Kalinka.

„Das Grab hat errichten lassen Kodisobas, Sohn des …, Sohnes des Gennaios, für sich …, jemand anderem aber nicht zu erlauben … Wenn aber jemand im Widerspruch hierzu bestattet, wird er der Gerusie von Limyra .. Denare schulden, wobei die Vollstreckung gegen den Bestattenden jedem, der will, zusteht für …“

Der bisher nicht, jetzt aber u. Nr. 81 noch ein zweites Mal belegten Name des Graberbauers gehört in die lykische Namenfamilie, die Schuler zu einem in Istlada belegten Ζβηνοβας zusammengestellt hat67. H II 63 Sarkophag Taf. 87, 3–4 Sarkophag mit wuchtigem Runddeckel mit Firstbalken und noch einer erhaltenen Stierkopf bosse auf der Schauseite. Zum zertrümmerten Kasten gehören die rechten zwei Drittel einer gerahmten Tabula mit üppigen Ansae, darin die Inschrift. Fundort: Bonda Tepesi, Siedlung auf der Höhe des Yalak Başı. Am steilen Westhang wenig südlich des Gipfels finden sich Reste einer klassischen Befestigungsmauer aus riesigen Kissenquadern. An der Außenseite nördlich unterhalb der Mauer steht der Sarkophag am südlichen Ende eines Felsversturzes mit Grotten. Maße: H ca. 100; B 230; T 117 (Kasten); Tabula: 496>55; Bh 3–3,5; Za 0,5. Etwa mittlere Kaiserzeit.

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[Τὸ μ]νημεῖον κατεσκεύα[σε]ν Ζώσιμος ῾Ερμαφίλου [τοῦ] Ἀσκληπιάδου ἑαυτῷ κ̣[αὶ] [γυ]ναικὶ καὶ τέκνο⌈ι⌉ς καὶ μ̣η̣τ̣ρεὶ [νο]ις μόνοις καὶ πιάτραις̣. Ἐ[̣ξ][έστ]ω δὲ οὐδενὶ ἕτερόν [τι]ν̣α̣ [θάψ]αι ἢ ὀφιλέσει τῷ φίσκῳ Χ̣ [- ἐ]κτὸς ἐὰν ἐγὼ ἐπιτρέψω [vac. ζ]ῶν. Blatt.

67 Chiron 36, 2006, 399 f.

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra 4 Am Ende, weit in die Ansa hineingeschrieben, μητρεί vielleicht ein späterer, über ursprüngliches ἐνγό|νοις überschriebener Zusatz, wobei dann am Anfang von 5 ebenfalls in der Ansa καὶ ἐνγό nachgetragen worden sein könnte. 5 In πιάτραις scheint zwischen Ρ und Σ klein ΑΙ hineinkorrigiert zu sein. 8 Die Strafsumme stand wohl erst am Anfang dieser Z. 9 Möglich, aber statistisch weniger wahrscheinlich, auch ἑκ]ών.

„Das Grabmal hat errichtet Zosimos, Sohn des Hermaphilos und Enkel des Asklepiades, für sich, die Frau, die Kinder, die Mutter und die Enkel (?) exklusiv, dazu die Schwiegertöchter. Niemand soll es erlaubt sein, jemand anderen zu begraben, andernfalls wird er dem Fiscus Denare . schulden, außer wenn ich zu meinen Lebzeiten Genehmigung erteilen werde.“

Daß mit den πιάτραι auch hier die Schwiegertöchter gemeint sein müssen, legt die Ordnung der bestattungsberechtigten Nachkommenschaft nahe68. Sie sollte mit der Enkelgeneration schließen, wobei mit μόνοις eingeschärft war, daß tatsächlich nur noch die Enkel selbst, aber nicht mehr deren Familien, Frauen und Kinder, zugelassen waren 69. H II 64 Sarkophag Taf. 87, 1 Deckelloser Sarkophag mit Hebebossen und Tabula ansata mit Inschrift auf einstufigem Sockel, rechts bereits innerhalb der Tabula gebrochen. Fundort: Bonda Tepesi, Siedlung auf der Höhe des Yalak Başı im Westbereich des nördlichen Klippenrandes. Maße: H 135; B noch ca. 170; T 108; Tabula 566>95; Bh ca. 4; Za ca. 1. Etwa mittlere Kaiserzeit G. Davies, JHS 15, 1895, 113 Nr. 29; Maresch 1861; Th. Marksteiner – B. Stark – M. Wörrle – B. Yener-Marksteiner, Chiron 37, 2007, 246 f. mit Abb. 5 (Abklatsch).

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Λεω̣[σθέ]νης Διογένου κατέστησεν τὸ [μνη]μῖον [ἑα]υτῷ καὶ γυνεκ̣[ὶ α]ὐτοῦ κα[ὶ τέκνοις] κα[ὶ ἐ]νγ̣όνο̣ις α̣ὐτοῦ. Σ̣υ̣ν[χωρῶ δὲ] καὶ Ἑρμάφ̣ιλον Ἀσκληπιάδ[ου ἐν]θαφῆνε. Ἄ[λ]λῳ δὲ μηδενὶ̣ ἐξ̣[ῖνε] ταφήν. Ἐ̣ὰν δέ τις θάψῃ, ὀφιλέ̣[σι τῷ] Λειμυρέων δήμῳ Χ σν‘.

Text im wesentlichen nach der Abschrift von Kalinka in den Wiener Scheden. 1–3 Τ[ὸ]ν [τά]φ[ον κατεσκευάσατο -----------------] | το ----------oου Λε[ιμυρεὺ]ς [ἑαυτῷ καὶ τέκνοις] | κα̣[ὶ ἐ]νγόνοις [α]ὐτ[οῦ ------------------ ἐπὶ τῷ]: Wörrle 2007. 5–6 ἐ̣ξ[έστω] ταφῆνε· ὰν δέ … Davies; Kalinka.

„Leosthenes, Sohn des Diogenes, hat das Grabmal erstellt für sich, seine Frau, seine Kinder und seine Enkel. Ich gestatte aber auch, daß Hermaphilos, Sohn des Asklepiades, hier bestattet werden kann. Niemand anderem aber soll Bestattung gestattet sein. Wenn aber jemand bestattet, wird er dem Demos von Limyra 250 Denare schulden.“

Als ich den von Marksteiner auf dem Yalak Başı wiedergefundenen Sarkophag nach meinen Notizen und meinem Abklatsch von 1998 publizierte, habe ich Maresch 1861 nicht berücksichtigt, weil das dort vorgestellte Monument „summo loco viae litoralis a Finike ad vicum Dembre ducentis“ lokalisiert ist. Balzats Verdacht, es könnte sich beide Male um dasselbe Monument handeln, hat sich beim Vergleich des Abklatsches mit der im Fundus der Wiener Scheden vorgefundenen und hier abgebildeten Zeichnung bestätigt. 68 Ebenso Schuler, IstMitt 55, 2005, 268; in: Kolb (Hrsg.), a. O. (Anm. 37) 160 f. Bei einer neuen Grabinschrift aus Tlos (SEG 54, 1454) spricht der Kontext gegen die Herausgeber (M. Adak – S. Şahin, Gephyra 1, 2004, 98 f. Nr. 13, auch C. Brixhe in: A. Blanc – A. Christol [Hrsg.], Langues en contact dans l’antiquité [1999] 89–91

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plädiert noch für „soeur du père“) ebenfalls entschieden für diese Interpretation. 69 Eine späthellenistische Grabinschrift aus Istlada kommentiert die Zulassung für Μονινδενι μόνῃ selbst mit dem Zusatz Μονινδενι κεχαρίσμεθα ἐνταφῆναι ἐκτὸς τῶν τέκνων ἀτῆς: Schuler, a. O. (Anm. 67) 419 f.

Michael Wörrle

Der zur Mitbenützung des Grabes berechtigte Hermaphilos dürfte der Vater des Zosimos von Nr. 63 sein. Erst dieser hat seiner Familie für sich und die beiden folgenden Generationen eine eigene Grabstätte geschaffen. Die Grabbuße ist für die Zeit ungewöhnlich niedrig und möglicherweise verlesen: vielleicht sollte man ,ε .‘ (5.000) vorziehen.

H II 65 Sarkophagfragment Taf. 87, 5 Mit Ausnahme der Oberkante ringsum gebrochener Rest einer Sarkophagwand, die Inschrift in eingetiefter Tabula, die 31 cm unterhalb der Oberkante beginnt. Fundort: Bonda Tepesi, Karakuyu, etwa 50 m ostnordöstlich unterhalb des Zisternenplatzes am Fuß der Kirchenapsis im Geröll. Maße: H 82; B 75; Bh ca. 3; Za. ca. 0,7. Etwa 1. Hälfte des 2. Jh.s n. Chr.

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Τοῦ̣τον τὸν̣ τά̣φο̣ν κα̣τ̣εσ̣[κευάσαντο ----------] λ̣αος Ἀπολλοδ̣ώρ̣ου καὶ Ị-------------------------Λιμυρεῖς ἑ̣αυτοῖς κ̣α̣ὶ̣ τοῖς ἑα̣υ̣τ̣[ῶν γυναιξὶ καὶ υἱ][ο]ῖ̣ς καὶ ἐγγόνοις κ̣αὶ πι̣ά̣[τραις----------------------] - 2/3 -ς ἰδίας α̣ὐ̣τ̣ῶ̣ν̣ [Ἑρ]μ̣ᾶς (?) Αδιου κ̣α̣[ὶ ----------] ο̣ν̣ καὶ Αφια Ἑρμιὰς Αδιου καὶ Αφιᾳ̣ Α̣[διου καὶ] Δημητρίῳ Αδιου, ἄλλῳ δὲ μηδ̣ε̣ν̣[ὶ ἐξέστω] ἐπεισενεχθῆναι ἰς τόνδε τ̣[ὸν τάφον, ἐὰν δὲ] ἐπεισενένκῃ τις, ἁμαρτωλ[ὸς ἔσται τοῖς χθονί]ο̣ις θεοῖς καὶ ὀφειλέτ̣ω Λι[μυρέων τῷ δή]μῳ (δραχμὰς) ,α. „Dieses Grab haben errichten lassen ..laos, Sohn des Apollodoros, und …, Bürger von Limyra, für sich und ihre Frauen, Söhne, Enkel und Schwiegertöchter. Hermas (?), Sohn des Adios, .. on und Aphia Hermias, Tochter des Adios, besonderer … (?) auch der Aphia, Tochter des Adios, und dem Demetrios, Sohn des Adios, keinem anderen aber soll es erlaubt sein, hinzugelegt zu werden in dieses Grab. Wenn jemand hinzulegt, wird er sündig sein vor den Göttern in der Erde und soll er dem Demos von Limyra 1.000 Drachmen schulden.“

Ihre Buchstabenformen lassen bei der Datierung dieser Inschrift an die frühantoninische Zeit denken. Die Grabstrafe ist, wie die Verwendung des gängigen Kürzels < zeigt, in Drachmen angegeben. Sie finden sich, neben Denaren, auch sonst in Dokumenten dieser Zeit aus Lykien. Dahinter könnte die Austauschbarkeit der Termini im römischen Osten, vielleicht auch eine konkrete Bezugnahme auf die in der Forschung gern Denare genannten Silbermünzen stehen, die das lykische Koinon zuletzt 99 unter Trajan im reduzierten attischen Drachmenstandard prägte70. An der Grabstiftung waren in diesem Fall mehrere Personen beteiligt, die möglicherweise auch gar nicht verwandt waren 71. Das macht den nur fragmentarisch erhaltenen Text besonders interessant, sein Verständnis und seine Wiederherstellung aber auch besonders problematisch. 70 Vgl. meine Hinweise und Überlegungen, a.O (Anm. 55) 158 f., zur Flexibilität der Währungsterminologie etwa noch D. Knoepfler in: J. Tréheux (Hrsg.), Comptes et inventaires dans la cité grecque (1988) 285 f.; J.-L. Ferrary – D. Rousset, BCH 122, 1998, 335, zu den Gewichtsverhältnissen K. Butcher, NC 152, 1992, 41–48. 7 1 Schweyer hat das in Lykien nicht ganz seltene Phä-

nomen der „co-propriété“ an Gräbern, häufiger innerhalb als außerhalb der Verwandtschaft, a. O. (zu Nr. 22) 201 f. registriert, ihre Belege ergänzen etwa die o. zu Nr. 62 herangezogene Grabinschrift aus Istlada, u. Nr. 72 und die von Kolb, a. O. (Anm. 4) 368 resümierten Texte aus Kyaneai.

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

Daß der zweite Grabstifter, dessen Name verloren ist, vielleicht mit dem nur unsicher hergestellten Ἑρμᾶς von Z. 5 identisch, der Familie angehört, die in Z. 4–7 intern ein Sonderbegräbnisrecht72 für Aphia und Demetrios, wohl Geschwister, vereinbart, läßt sich erwägen, ist aber nicht mehr zu verifizieren73. Der Name Adios, der die Familienmitglieder vereinigt, scheint bisher nicht belegt und auch keiner Erklärung zugänglich zu sein. Er könnte auch das Patronymikon der zweitgenannten Aphia (Z. 6) gewesen sein. Hermas (?), Aphia Hermias, Aphia und Demetrios hätten dann einen gemeinsamen Vater. H II 66 Sarkophagfragment Taf. 88, 1 Rechte Ecke eines Sarkophagkastens, links im Bereich des Textanfangs gebrochen. Inschrift in eingetieftem, ab Z. 4 weit nach rechts verlängertem, danach auch nicht mehr klar begrenztem Feld. Ab Z. 9 ist die Oberfläche durch tiefe Querschürfungen zunehmend zerstört. Der aufrecht stehende Sarkophag ist tief verschüttet mit grobem Geröll und Felsbrocken, die unter den Bedingungen des Surveys nur teilweise ausgeräumt werden konnten. Fundort: Bonda Tepesi, Karakuyu, etwa 50 m südlich von Nr. 65 auf gleicher Hanghöhe. Maße: H > ca. 90; B 160; Bh. um 2,5. Vor 138/140 n. Chr. und später.

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[Τοῦτ]ον τὸν τάφον κατεσκευ̣άσατο Ἄνθ̣ις Δημητρίου [οἰκοῦσα] ἐν Λιμύροις ἑα̣υ̣τ̣ῇ κ̣αὶ Δημητρίῳ ὃν ἐθρέψατ̣[ο] [Δημήτ]ρ̣ι̣ος καὶ ῾Ε̣ρ̣[μ]α̣φίλῳ καὶ Ἰάσονι τοῖς ἐν παραμονῇ [καὶ τέκνοις] εἰ τέκ̣να̣ [ἔστ]α̣ι̣ Ἰάσονος, ε̣ἰ̣ ἀτέκνου̣ ἀπελλάξ̣ι κ αὶ Βοήθῳ -----------Ι̣ Ερμα---. vac. ----------------------μῳ Κοτασιο̣ς καὶ Τεδικομαδ̣ι̣ῳ τρίς. ---------------------ε̣ Πιγρης Τεδικομαδιος οἰκῶν [ἐν Περσ]ο̣υρίῳ 1–2 vac. κατὰ τὰ ὑπὸ τοῦ λαμπρ̣ο[τάτου ἡγεμόνος] Κ̣ο̣[ρνη]λ̣ί̣ου Πρόκλου συνχωρηθέντα ------------------------------------------------------ΝΔ------Ν -------------------------------------------------------Δ̣Α̣Τ̣Ε̣ΔΙ ------------------------------------------------------------------------------Ν̣ΥΠ-------------------------------------[-------- ἕ]τ̣ερον̣ Κ------------------------------ΔΙ--ΑΝ -------------ΩΝΚ--Κ----------------------------------[ἐξουσί]α̣ν̣ ἔχιν ἐπ̣[εν]θ̣[ά]ψ̣αι ἐκτὸς -----------Ι̣ ἐνγόνος του---------------------------„Dieses Grab hat sich errichten lassen Anthis, Tochter des Demetrios, wohnhaft in Limyra, für sich und Demetrios, den Demetrios aufgezogen hat, für Hermaphilos und Iason, die Bleibeverpflichtung haben, sowie die Kinder, wenn Iason Kinder haben wird, sowie, wenn er kinderlos stirbt, auch für Boethos … … für …, Sohn des Kotasis, und Tedikomadios III.

72 Die beiden Stifter eines Grabes in Hoiran haben dagegen vereinbart, zusätzliche Bestattungen nur gemeinsam zu erlauben: ἐξουσίαν ἐχόντων ἡμῶν ἐφ' ὅσον περίεσμεν ἀμφότεροι καὶ ἑτέρῳ συνχωρεῖν, ἑνὶ δὲ μονομερῶς μὴ ἐξέστω (Reisen II, 24 f. Nr. 29 in der von Kalinka und Bean verbesserten Version in den Wiener Scheden), drei andere Grabstifter haben sich in Tlos bei eigenmächtiger Erlaubnisgewährung sogar gegenseitig mit einer Kon-

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ventionalstrafe bedroht: ἑτέρῳ δὲ οὐδενὶ ἡμῶν ἐξέσται συνχωρῆσαι ἢ ὀφειλήσει ὁ συνχωρήσας τῷ Τλωέων δήμῳ Χ φ΄, dann allerdings doch die Sonderverfügung einer Partei zugelassen (TAM II 605). Ob der Vorgang in Karakuyu mit [διὰ συγχωρήσεω]ς ἰδίας formuliert war, kann man wieder nur fragen. 73 Mehr als einen Namen kann man sich nach καί in Z. 2 nur schwer vorstellen.

Michael Wörrle …, Pigres, Sohn des Tedikomadis, wohnhaft in Persourion, gemäß Bewilligung des hoch angesehenen Statthalters Cornelius Proculus … “

Wechselnde Buchstabenformen, Schriftbreite und Sorgfalt der Ausführung lassen auf mehrere Phasen der Beschriftung schließen, von denen zur ersten und ursprünglichen nur die Z. 1–5 (Brezel–Ω, eckiges Ε und Σ) gehören. In dieser stellt sich die Grabstifterin Anthis 74 als Tochter des Demetrios vor. Ob er Bürger von Limyra war, läßt sich nicht erkennen, sie selbst war es jedenfalls nicht, wohnte nur dort (als πάροικος ?)75, und ob sie vor οἰκοῦσα an einem dann gegenüber Z. 1 wohl weit ausgerückten Anfang von Z. 2 ein anderes Ethnikon angab, ist wieder nicht zu entscheiden76. Es sieht so aus, als habe Anthis weder für Familie noch für Nachkommen zu sorgen gehabt, aufgewachsen scheint sie im Haus des Demetrios nicht mit Geschwistern zu sein, sondern mit einem Demetrios, den ihr Vater, am ehesten wohl als Findelkind oder mit einer Sklavin gezeugt, zu sich genommen und mit seinem Namen versehen hatte77. Ob erst Anthis oder schon ihr Vater die beiden Sklaven, Hermaphilos und Iason, freigelassen, aber zum Verbleib im Haushalt verpflichtet hatte78, bleibt unklar. Über dieses Trio hinaus gewährte Anthis auch den Kindern des Iason Bestattungsrecht, falls es solche Kinder einmal geben sollte79. Daß anschließend für den Fall seines kinderlosen Todes Vorsorge getroffen war, ist klar, die Formulierung aber merkwürdig: hinter ἀπελλάξι dürfte ἀπαλλάξει stehen. Die auf ATEKNO folgende Senkrechte führt oben in einen zerstörten Bereich. Ἀτέκνου̣ ist ein Interpretationsversuch, bei dem βίου hinzugedacht ist. Bei Kinderlosigkeit Iasons durfte ein Boëthos nachrücken, der Anthis irgendwie über Hermaphilos nahestand und mit dessen Namen der erste Text Z. 5 zunächst geendet haben dürfte. Wohl nur wenig später wurde ihm Z. 6 mit etwas größeren Buchstaben gleicher Form ein Nachtrag hinzugefügt, der zwei weiteren Personen ohne erkennbare Verbindung mit den vorgenannten Bestattungsrecht eröffnete. Der Vater der ersten hat einen schon aus Idebessos bekannten epichorischen Namen80, und epichorisch ist auch der anscheinend neue Name 81, den die zweite schon in der dritten Generation trug. Der früheste Text und sein Nachtrag müssen längere, wenngleich nicht genauer bestimmbare Zeit vor dem ab Z. 7 folgenden entstanden sein, der mit kursiven Buchstaben (Ω und Μ, lunares Ε und Σ), unruhiger Schrift und grober Ausführung ein deutlich anderes Bild zeigt. Im Bereich der Z. 10–15 ist die Steinoberfläche so beschädigt, daß sich nur noch vereinzelte und unsichere Buchstaben ausmachen lassen. Wo man, ab Z. 14, wieder etwas mehr lesen kann, nimmt die Verwilderung der Inschrift noch zu, vielleicht, aber nicht notwendig ein Indiz, daß man auch hier mit nicht nur einer Beschriftungsphase rechnen muß. 74 Der Name ist auch in Arykanda belegt: TAM II 812 (I. Arykanda 145). 75 Die Angabe ist ein besonderes eindeutiger Beweis dafür, daß das antike Karakuyu eine Kome von Limyra war. – Zu οἰκῶν ἐν als typische Bezeichnung nichtbürgerlicher, aber dauerhaft etablierter Polisbewohner vgl. etwa Ph. Gauthier, BCH 104, 1980, 205–220; RPh 74, 2000, 111–114, zu Bürgern und Nicht-Bürgern im städtischen Zentrum und im Landgebiet von Limyra Wörrle, Chiron 41, 2011, 398–406. 76 Ihr Fall könnte dem der Sympherousa entsprechen, die, wohl der Verbindung mit einer Sklavin entstammend, von ihrem Vater im claudischen Delphi nach Freilassung und Abbruch der παραμονή adoptiert wurde (εἶναι τὴν θυγατέρα μου): D. Mulliez, BCH 125, 2001, 289–294. 77 Zum vielgestaltigen Phänomen der θρεπτοί vgl. o. Anm. 66. 78 Zusammenfassungen der umfangreichen Forschung

zur παραμονή geben etwa L. Darmezin, Les affrachissements par consécration (1999) 213–128; D. Gofas – M. B. Hatzopoulos, AE 138, 1999, 7; Petsas u. a., a.O (Anm. 66). – Der Verzicht darauf ist in einer thessalischen Freilassung ausdrücklich zugestanden: ἀπηλευθερωμένος ... ἐπὶ τῷ οἰκεῖν οὗ ἂν βούληται (L. Collins Reilly, AJPh92, 1971, 667–673). 79 Daß sich die παραμονή-Verpflichtung auch auf die Kinder von mit dieser Bedingung Freigelassenen erstreckte, wird etwa SEG 27, 931 (Oinoanda) festgestellt. 80 TAM II 871 (Zgusta, a. O. 249). 8 1 Im Vorderglied der Komposition zeigt sich das im limyräischen Namengut mit Τεδικτας schon repräsentierte (o. Nr. 25) lykische tedi- (Vater: Cau in Virgilio (Hrsg.), Studi ellenistici 15 [2003] 337). Ob sich der zweite Teil vielleicht mit der Wortfamilie um kumaza / kumezi- (Priester, Opfer: Neumann, Glossar des Lykischen [2007] 175– 178) verbinden läßt ?

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H II. Die griechischen Sepulkralinschriften von Limyra

Von dem zum Eingang des zweiten Textes gehörenden Verbum ist, wenig hilfreich, vielleicht noch der letzte Buchstabe erhalten. Die Verbindung zum ersten stellt vermutlich der in Z. 7 als Vater eines Pigres wieder auftauchende Tedikomadi(o)s her. Auch Pigres gibt für sich weder limyräisches noch anscheinend sonstiges Bürgerrecht an, aber Wohnsitz in einem Ort, von dessen Namen mit -ουριῳ das Ende erhalten ist. Nr. 68 erlaubt, ihn ganz wiederherzustellen: der antike Name Karakuyus dürfte Περσούριον gewesen sein82. Formal entspricht Pigres’ Wohnsitzangabe der der Anthis, doch nennt diese die Polis, Pigres dagegen mit der Kome von Persurion eine ihrer administrativen Untergliederungen. Ob sich darin ein statusrechtlicher Unterschied oder nur ein persönliches Präzisionsbedürfnis spiegelt83, läßt sich wohl (noch) nicht entscheiden. Ähnlich wie Pigres sind zwei andere Grabstifter in Lykien verfahren, einer im äußersten Nordwesten, der sich als οἰκῶν ἐν] Λίσσαις τῆς Καυνίας präsentiert84, der andere in der Chora von Oinoanda, der seinem Freund ein Grab errichtet: Διογένει … ἀπὸ Ελβησσου οἰκοῦντι ἐν Ορπεηνοις85. Auch in diesen Fällen dürfte es sich um Personen ohne Bürgerrecht gehandelt haben86. Obwohl sich der zweite Text nicht kontinuierlich rekonstruieren läßt, darf man doch davon ausgehen, daß er die Begründung neuer Grabrechte zu neuen Bedingungen bezeugt. Darin lag aber ungeachtet der in Tedikomadi(o)s liegenden personalen Kontinuität das Problem, daß Anthis das Eindringen einer ganzen Gruppe neuer Nutzer in ihr Grab gar nicht vorgesehen hatte. Die Vermutung liegt nahe, daß die Inbesitznahme mit der Berufung auf den lykischen Statthalter ihre rechtliche Absicherung bekommen sollte. Cn. Arrius Cornelius Proculus hat die Provinz Lycia-Pamphylia von 138 bis 140 verwaltet87, und in diese Jahre gehört unser zweiter Text. Er schließt sich, als der früheste, einer Serie von fünf Grabinschriften aus Lykien und Termessos an, die in der Zusammenschau das von Tedikomadi(o)s und Genossen betriebene Verfahren halbwegs erkennen lassen88. Es bestand in einer schriftlichen (διὰ βιβλίου) Petition an den Statthalter, die dieser durch subscriptio beschied. Unserer Inschrift scheint die noch immer unveröffentlichte auf einem Sarkophag in Korba sachlich besonders nahezustehen89. Auch dort folgt auf die ursprüngliche Grabstiftung eine zweite mit der Begründung neuer Bestattungsrechte für neue Personen und erfolgte die Petition an den namentlich nicht genannten Statthalter im Kontext der letzteren: Αὐρ. Εὐτύχεις … οὗ ἀνέδοκα βυβλίου τῷ λαμπροτάτῳ ἀνθυπάτῳ μνημείου προγωνεικοῦ μου εἰς ὃ ἐνκηδευθῆναί με καὶ κτλ. Ebenfalls um Reaktivierung einer σωματοθήκη προγονική bemühten sich zwei Brüder in der telmessischen Chora: παρὰ ἀνθυπάτου --- ᾐτήσαντο διὰ βιβλίου καὶ συνεχώρησεν αὐτοῖς90. Noch einmal von Zweitbelegung eines Grabes, ermöglicht (συνεχωρήθη) durch κέλευ82 Die Schrift ist am Anfang von Z. 7 und 8 ganz besonders breit angelegt, in Z. 9 dagegen besonders eng. Die Ergänzungen dürften einander deshalb nicht ausschließen. 83 Daß man weder in Xanthos noch in Myra Bürger sein konnte, ohne in einen δῆμος eingeschrieben zu sein, ergibt sich aus dem hellenistischen Isopolitievertrag der beiden Städte: SEG 44, 1218 mit dem Kommentar von Gauthier, REG 107, 1994, 332–337. Daß die Demen auch ihre nichtbürgerlichen Einwohner registriert hatten, darf man vermuten. 84 W. Tietz, EpgirAnat 36, 2003, 121–125 (I.Kaunos 183). 85 Bean, Journeys in Northern Lycia 1965–1967, DenkschrWien 104 (1971) 27 f. Nr. 48 mit Wörrle, a. O. (Anm. 55) 47. 86 Vgl. auch den in der Chora von Hadrianoi ansässigen Αἰζανίτης οἰκῶν ἐν Ολγειζηῳ: I.Hadrianoi und Hadrianeia 4 mit Lehmler – Wörrle, Chiron 36, 2006, 81. 87 Zu seiner Statthalterschaft zuletzt B. E. Thomasson, Laterculi praesidum vol. I ex parte retractatum (2009)

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117 f. Nr. 30:028. Der Versuch, den verlorenen Anfang von Z. 9 wiederherzustellen, lehnt sich an die dort zitierten Passagen der Opramoas-Inschrift an, wo Proculus in zwei Koinon-Dekreten als σεμνότατος und κράτιστος ἡγεμών erscheint. – Den für die frühen 150 er Jahre als Statthalter Lykiens angenommenen [᾿Ιούλ]ιος Πρό[κλ]ος (B. Rémy, Les carrières sénatoriales dans les provinces romaines d’Anatolie au Haut-Empire [1989] 305) kann man mit den Buchstabenspuren weniger gut vereinbaren, aber auch nicht sicher ausschließen. 88 R. Haensch hat es im Kontext grundlegend analysiert: ZRG 109, 1992, 243 f.; ZPE 100, 1994, 506, doch dürfte es sich nicht bloß um „Erklärungen zu Protokoll“, sondern um Eingaben mit dem Ziel rechtsverbindlicher Entscheidungen handeln. 89 Maresch 1546 (die Syntax ist ebenso chaotisch wie die Orthographie), Resümee bei Kolb, a. O. (Anm. 4) 369 f. 90 TAM II 122 (zum Proconsul Rémy, a. O. 323 f.), wo wegen sehr starker Zerstörung manches unklar bleibt.

Michael Wörrle

σις τοῦ --- ἀνθυπάτου Σα---, scheint TAM II 620 (nur teilweise erhalten) aus Tlos zu handeln91, und eine ungewöhnliche Situation muß dazu geführt haben, daß in TAM II 856 aus Idebessos erst der Bruder die Inschrift auf das von seiner Schwester gestiftete Grab setzte: τὴν ἐπιγραφὴν ἐποιήσατο … κατὰ συνχώρημα Κασίου Ἀπρωνιανοῦ ἀνθυπάτου. Nur die Auf bewahrung im Statthalterarchiv erscheint in TAM III 657 (τὸ δὲ ἀντίγραφον ἀνατέτακτε ἐν τοῖς σκρινείοις ἀνθυπατικοῦ). Die dadurch bewirkte Sicherheit der Dokumentation dürfte auch bei den betrachteten Vorgängen in Lykien ein zusätzlicher Effekt gewesen sein, in der Hauptsache muß es aber um die inhaltliche Erledigung strittiger Problemfälle durch Statthalterentscheidung gegangen sein92. Vor ihr oder alternativ zu ihr konnte man sich in gleich oder ähnlich gelagerten Schwierigkeiten bei der (Neu-)Begründung von Grabrechten um eine verbindliche Stellungnahme der städtischen Boule bemühen93. Grabstifter in Aphrodisias haben gerade diese beiden Möglichkeiten, ihren Willen gestützt auf römische oder städtische Autorität im nachhinein zu korrigieren, eher gefürchtet und unvorhergesehene Nachbestattungen für μήτε διὰ ἄκτου βουλῆς μήτε διὰ ἡγεμονικῆς ἐντεύξεως legalisierbar erklärt94. H II 67 Fragment einer Sarkophagwand Taf. 88, 2 Stark verwittertes und ringsum gebrochenes Wandfragment. Zwischen der obersten noch erkennbaren und den folgenden drei Zeilen bemerkt man Spuren des unteren Rahmens einer Tabula und dessen linker unterer Ecke, doch spricht die einheitliche Schrift für einen kontinuierlichen Text. Fundort: Bonda Tepesi, Karakuyu. Im Geröll östlich unterhalb des Zisternenplatzes auf halbem Weg von diesem zu Nr. 66. Maße: H 40; B 48; T 20; Bh. 3–3,5; Za. ca. 1. Kaiserzeitlich.

ὧν ὁ̣ ἐλέν[ξ]ας [λήμψεται τὸ τρίτον]. Ἐν δὲ τῷ ὑπο[σορίῳ κηδευθήσονται --------------------- καὶ] [οἷ]ς ἂν συνχωρ[ήσω --------------------------- καὶ τῷ τῆς γυ][ναι]κ̣ός μου πατ[ρὶ ---------------------------------------------] H II 68 Sarkophag Taf. 89, 1 Sarkophag auf Sockel und von Norden her zugänglichem Hyposorion mit langer, rahmenloser, sehr sorgfältig ausgeführter Inschrift auf der Westseite. Fundort: Bonda Tepesi, Karakuyu, im Norden außerhalb der Siedlung über steilem Hangabsturz nach Osten. Maße: H 148; B 240; T 140; Bh. 2,5; Za. ca. 1. Hellenistisch, etwa 2. Jh. v. Chr.

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Ἐπὶ ἱερέω̣ς Ἀ̣ρί̣σ̣τω̣νος τοῦ Δια̣γόρ̣ο̣υ̣ μη̣νὸς Λώου. Τὸν τά̣φ̣ον τόν̣δ̣ε κ̣[ατ]ε̣σ̣κε̣ύ̣α̣σεν Θ̣ρ̣ο̣νικ̣ὸ̣ς̣ (?) Ἡ̣ρακλείδου Περσουρ̣ι̣ώ̣της ἑα̣υτῷ καὶ τῇ γ̣υ̣ν̣α̣ικὶ Μερινδ̣ασ̣ῃ̣ Σαρπηδόνος

9 1 Zum Proconsul Thomasson, a. O. 121 Nr. 30:067. 92 Auf die Analogie des statthalterlichen Rechtsschutzes für Stiftungen habe ich a. O. (Anm. 55) 164–169 hingewiesen. 93 Die Dokumentation für Lykien hat Schuler, a. O. (Anm. 65) 407–410 zusammengestellt und besprochen. – Daß die Entscheidungen der Statthalter solche städtischer Boulai revidierten, liest man, soweit ich sehe,

nirgends, aber das schließt nicht aus, daß es doch so war und die betroffenen Grabstifter nicht einfach nur „having more confidence in the effectiveness of the institutions and bodies of the empire“ (P. Nigdelis in: G. Thür [Hrsg.], Symposion 2009 [2010] 274 f.) sich zu Petitionen an die Statthalter entschlossen, sondern weil sie mit einem Bescheid ihrer Heimat-Boule nicht zufrieden waren. 94 A. Chaniotis, AJA 108, 2004, 400–403.

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καὶ τοῖς τέ̣κ̣νοις καὶ ἐγγόνοις καὶ ταῖς το̣ύ̣των γυ̣ναιξὶν̣ καὶ ἀνδράσιν, ἄλλῳ δ̣ὲ μηδενὶ ἐξέστω κηδευθῆνα̣ι̣ ἐ̣ν̣ αὐτῷ. Ἐὰν δέ τ̣ι̣ς̣ ἄλλον θ̣άψ̣ῃ̣ τ̣ινὰ̣ ἐν τ̣ῷδε τῷ τ̣ά̣φ̣ῳ, ἁμαρτωλὸς ἔ̣στω εἰς τοὺς καταχθονίους θ̣ε̣οὺ̣ς̣ καὶ ὀφειλέτω τῇ Λιμυρέων πόλει (δραχμὰς) ,γ τῆς πράξ̣εω̣ς οὔσης παντὶ τῷ βουλομέν̣ῳ̣ ἐπὶ τῷ ἡμίσει. Ἐν δὲ τῷ ὑποσορίῳ ἐ̣ν̣τ̣α̣φ̣ὴ̣ν̣ δ[ί]δ[ωμι τοῖς] ἐγγόνοις μ̣ου, θάπ[τειν δὲ] [ἄ]λ̣λ̣ο̣υς̣ . Π̣Ο̣ . ΛΩΣ̣ ---.

13 Das Kürzel für Drachme,


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