Die erhaltung von kunstwerken aus organischen werkstoffen

June 12, 2017 | Author: Josef Riederer | Category: Multidisciplinary, Naturwissenschaften
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Die Naturwissenschaften

65.Jahrgang

Heft 5

Mai 1978

Die Erhaltung von Kunstwerken aus organischen Werkstoffen Josef Riederer Rathgen-Forschungslabor, D-1000 Berlin

The preservation of historical works of artistic and cultural significance that are made of paper, wood, textiles, ivory, amber, and similar organic materials is difficult because of their rapid deterioration due to the action of light, humidity, temperature variation, or attack by fungi and insects. Based on the application of synthetic products, new techniques for the preservation of these materials have been developed in the last few years, which contribute to permanent protection.

Durch eine Serie yon S/iureanschlfigen auf GemNde in deutschen Museen wurde 1977 unsere Aufmerksamkeit auf die Wiederherstellung und Erhaltung yon Kunstwerken gelenkt. Mit dem umfangreichen Komplex der Restaurierung und Konservierung yon Kulturgut befaBte sich eine Sonderausstellung, die 1977 zuerst bei den Staatlichen Museen PreuBischer Kulturbesitz in Berlin,gezeigt wurde [1]. Dabei wurde deutlich, dab neben der Gemfilderestaurierung, der Baudenkmalpflege und der Konservierung von Bodenfunden aus Stein, Keramik, Glas und Metall auch die Erhaltung von Objekten aus organischen Werkstoffen besondere Probleme aufwirft, da diese yon den verschiedenartigsten zerst6renden Kr~iften rasch geschfidigt werden. Wesentlich stfirker als anorganische Materialien reagieren organische Werkstoffe auf Einwirkungen von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung. Durch tierische und pflanzliche Sch/idlinge sind Papier, Holz, Textilien und Leder stark geffihrdet. Mechanische Besch/idigungen und Verschmutzungen wirken sich bei dieser Materialgruppe deutlicher aus. Auch im Falle von Katastrophen erleiden organische Werkstoffe am ehesten Schaden. Naturwissenschaften 65, 217-222 (1978) 9 by Springer-Verlag 1978

Papier Diese Probleme werden bei der Restaurierung von Papier sehr deutlich, das selbst in gut geffihrten Sammlungen, Archiven und Bibliotheken nachteilige Ver/inderungen erfahren kann und laufend fiberwacht werden mug. Zu den hfiufigsten Schfiden, die der Restaurator zu beheben hat, geh6ren Gebrauchsschfiden und mechanische Besch~idigungen, wobei man heute mit Hilfe moderner Klebstoffe auch in der Lage ist, klaffende Risse zu schlieBen, indem man dem Klebstoff Papierfasern beimischt. Auch kleinere L6cher schlieBt man mit Faserbrei, der durch Einf~rben dem Farbton des Papiers angepal3t werden kann. Die wichtigste Entwicklung auf dem Gebiet der Papierrestaurierung sind Anfaserger/ite, mit deren Hilfe grol3e Fehlstellen, vor allem abgerissene Blattr~nder, durch Angiegen eines Papierbreies so geschlossen werden k6nnen, dab das originale Papier nahtlos in die Ergfinzung fibergeht. Ist das Papier sehr br/ichig oder stark zerrissen, so ist es zweckmfiBig, die Blfitter zu laminieren, d.h. Vorder- und Rfickseite mit einer Poly/ithylen- oder Polyamidfolie entweder durch Aufbfigeln oder durch Anl6sen der Kunststoff-Folie dauerhaft zu verbinden. Diese Technik ist in Bibliotheken zum Schutz yon h~ufig benfitzten Btichern aus schlechten Papiersorten fiblich. Zu den GebrauchsschS.den zS.hlen auch die verschiedenartigsten Verschmutzungen, ffir die es spezifische Reinigungsverfahren gibt. Organische Verschmutzungen, wie Wachse, Ole, Fette, versucht man mit Hilfe yon L6sungsmitteln und Saugstoffen herauszuziehen, stark f/irbende Verschmutzungen durch Bleichmittel aufzuhellen. Auch Stockflecken lassen sich mit B~idern weitgehend entfernen. Probleme bringen auch ungeeignete Werkstoffe mit sich. So mug versucht werden, einen hohen S/iuregehalt von Papieren zu neutralisieren, mtirb gewordene 217

Papiere werden durch Polyvinylacetat-Dispersionen gefestigt, gebr~unte Holzschliffpapiere werden delignifiziert. Sch/iden entstehen auch an und durch ungeeignete Farb- und Beschreibstoffe. Bleiweil3 wird durch Schwefelwasserstoff-Einwirkung schwarz, kann aber mit Wasserstoffperoxid wieder zu weil3em Bleisulfat oxydiert werden. Ausgebleichte Tinten k6nnen wieder lesbar gemacht werden, etwa durch eine Gerbs/iurebehandlung von Eisengallustinten. Andererseits kann durch Tinten oder Pigmente wie Grtinspan auch das Papier zersetzt werden, das dann neutralisiert und gefestigt werden mul3. Bei der Papierrestaurierung hat sich ein besonderes Fachgebiet entwickelt, das sich mit der ,,Massrestoration" befagt, nfimlich den Mal3nahmen, die bei Katastrophen ergriffen werden mfissen. Bei der Flutkatastrophe in Florenz wurden ganze Bibliotheken und graphische Sammlungen fiberschwemmt, in Australien zerst6rte ein Hurrikan Museen und Archive und in den U.S.A. wurden wichtige Archive bei Brfinden durch Feuer und L6schwasser in Mitleidenschaft gezogen. Hier geht es um die rasche Erste Hilfe, um Zerst6rungen an den durchnN3ten Bfichern und Zeichnungen, etwa durch Schimmelbildung, zu vermeiden. Als zweckm/il3ig hat sich das sofortige Einfrieren in Kfihlkammern erwiesen, aus denen die Objekte dann zur Trocknung und Restaurierung entnommen werden k6nnen. Zur Trocknung eignen sich Gefriertrocknung, Mikrowellen oder der Austausch des Wassers gegen organische L6sungsmittel. Die Arbeit des Papierrestaurators beschrfinkt sich aber nicht allein auf die Erhaltung von bedrucktem, bemaltem und beschriebenem Papier, sondern auch auf die Restaurierung yon Photographien, vor allem der nach frfihen photographischen Techniken hergestellten Aufnahmen. Dabei bereitet vor allem die Behebung yon Sch/iden an der eigentlichen Filmschicht noch besondere Schwierigkeiten, wenn es um die Regenerierung verblal3ter oder fleckig gewordener Aufnahmen geht, da die Ursache der Sch/iden und die chemischen Reaktionen, die zu Ver/inderungen ftihrten, nicht immer erkennbar sind. Die Bedeutung der Photographie als historisches Dokument erfordert jedoch einen verst~irkten wissenschaftlichen Einsatz auf diesem Gebiet. Kulturgeschichtliche Informationen von besonderem Wert liefern auch Papyri, die sich zwar im trockenen Boden Nordafrikas und des Vorderen Orients gehalten haben, bei der Bergung aber nicht immer mit der n6tigen Sorgfalt behandelt wurden. Zahlreiche Papyri stammen nicht aus antiken Archiven, sondern wurden zu Mumienhiillen verklebt. Aufgabe des Restaurators ist es, solche Hfillen Schicht ffir Schicht zu 16sen, wobei mit der Einwirkung von Feuchtigkeit und D a m p f und auch mit Enzymen gearbeitet wird. 218

Fig. 1. Zusammensetzen von Papyrustexten am )~gyptischen Museum in Berlin Die v611ig zermfirbten Papyri werden mit Methacrylaten, Methylcellulose oder Polyvinylacetat gefestigt. Dann k6nnen sie zu lesbaren Texten zusammengesetzt werden, die fiber das Rechts- und Wirtschaftsleben der Antike umfassend informieren (Fig. 1). Pergament, Palmblattmanuskripte, beschriebene Birkenrinde und Tapeten geh6ren ebenfalls zum Bereich der vom Papierrestaurator zu behandelnden Objekte. Holz

Nicht minder vielffiltig ist das Arbeitsgebiet der Holzrestaurierung, das v o n d e r Konservierung prfihistorischer Funde fiber die Konservierung ganzer Schiffe, das groBe Gebiet der Pflege von Holzskulpturen (Fig. 2) bis zu den Spezialgebieten der M6bel- und Musikinstrumentenrestaurierung reicht. Das aufsehenerregenste Kapitel der Holzrestaurierung ist wohl die Schiffskonservierung, wobei die in den Stockholmer Schfiren gehobene Wasa und die in Bremen gefundene Kogge nur zwei yon vielen Beispielen aus den vergangenen Jahren sind. In grol3er Zahl werden Schiffe auch bei der Trockenlegung des Ysselmeeres in den Niederlanden und entlang der dfinischen Kfiste gefunden. Das Koriservierungsproblem besteht in der Gefahr des v611igen Auseinanderfallens des durch und durch zermfirbten Holzes beim Trocknen, so dab versucht werden muB, die beim Trocknen entzogene Feuchtigkeit durch Festigungsmittel zu ersetzen. Die fiblichen Verfahren bedienen sich des Austausches von Wasser gegen organische L6sungsmittel, die allmfihlich mit Wachsen, Naturoder Kunstharzen angereichert werden. Neuere Verfahren ersetzen das Wasser durch Methanol, das Methanol durch ein monomeres Acrylharz, das dann durch Gammastrahlen polymerisiert wird. Am weitesten verbreitet ist die Polyfithylenglykol-Methode, bei der das Nal3holz in ein Bad eingelegt oder, wie bei der Wasa, st/indig mit diesem Material besprfiht wird. Dabei verdr/ingt das Poly/ithylenglykol allmfihlich das Naturwissenschaften 65, 217-222 (1978) 9 by Springer-Verlag 1978

Fig. 2. Zerbrochene Gagatfigur a) vor, b) nach der Restaurierung an der Skulpturengalerie, Berlin

Wasser und stabilisiert das Holz. Ahnliche Konservierungen gelangen an kleinen Objekten mit MelaminFormaldehyd-Harzen. Schwieriger ist es, das Holz vor der Stabilisierung zu trfinken, wobei man sich verschiedener Mittel bedienen kann, um den Zusammenbruch des Holzes zu verhindern. Neben der Gefriertrockhung wurde auch versucht, das Holz mit heigen Alaunl6sungen zu trfinken, die bei der Kristallisation die Feuchtigkeit als Kristallwasser binden. Solche Konservierungen sind nicht nur fiir die Konservierung yon Schiffen von Bedeutung, sondern auch ffir die Erhaltung von Funden aus Ausgrabungen im Grundwasserbereich. In Berlin ist die Ausgrabung der slawischen Burg mit einer befestigten Siedlung aus dem 8 . - 12. Jh. n. Chr. erst durch eine Senkung des Grundwasserspiegels m6glich. Die Holzfunde, die dort geborgen werden, kommen im nassen Zustand zum Restaurator und werden dort gefestigt, gereinigt und wieder zusammengesetzt. Aufgruud der reichen Funde wurden unsere Kenntnisse fiber die mittelalterliche Holzverarbeitung entscheidend erweitert. Naturwissenschaften 65, 217-222 (1978) 9 by Springer-Verlag 1978

Die Restaurierung yon Holzgegenst/inden, die nicht durch eine Lagerung im Wasser in ihrem Geffige zermfirbt wurden, ist weniger problematisch. Die Schfidlingsbekfimpfung ist dabei vorrangig, da in den Museumsdepots unermel31iche Mengen an Holzobjekten aufbewahrt werden - allein im Berliner Museum ffir V61kerkunde sind es einige Hunderttausend inventarisierte Objekte - und es katastrophal wfire, wenn sich in diesem Bestand Holzschfidlinge ausbreiten wfirden. So wirdjedes Objekt, das neu in das Museum kommt, konsequent in einem separaten Gebfiudeteil in einer Begasungsanlage behandelt (Fig. 3). Durch Insekteubefall stark zermfirbte Holzobjekte werden mit Polyesterharzen, Epoxidharzen oder Polymethacrylaten getrfinkt, wobei auch yon der Aushfirtung monomerer Harze durch Gammastrahlen immer h/iufiger Gebrauch gemacht wird. AbblS, tternde farbige Fassungen werden dutch Auftragen yon Wachs-Harz-Mischungen oder durch Acrylharzl6sungen wieder mit dem Holzk6rper verbunden. 219

Fig. 3, Bek/impfung von Sch/idlingen in bemalten Holzobjekten aus der Sfidsee am Berliner Museum ffir V61kerkunde

Fiir die Denkmalpflege ist das AngieBen yon Epoxidharz-Sand-Mischung an das Ende morscher Balken interessant, die dadurch wieder f/Jr tragende Konstruktionen Verwendet werden k6nnen.

Textilien

Als dritte Gruppe von h/iufig zu kulturgeschichtlichen Objekten verarbeiteten Materialien sind die textilen Werkstoffe zu nennen. Die Reinigung verschmutzter und die Sicherung mfirb und brfichig gewordener Gewebe nehmen dabei den breitesten Raum in der Arbeit des Textilrestaurators ein. Textile Objekte aus dem Bereich des nachmittelalterlichen Kunsthandwerks, wie Teppiche, Gobelins, M6belbezfige, Kostfime oder Fahnen, sind vor allem durch den Gebrauch verschmutzt. Zur Reinigung wird nach Priifung des Materials und der Besdindigkeit der Ffirbung entweder in w/iBrigen Waschmittel16sungen oder nach Art des ,,dry cleaning" mit organischen L6sungsmitteln gewaschen. In den vergangenen Jahren hat man sich besonders intensiv mit den Waschmethoden auseinandergesetzt, da kommerzielle Waschmittel WeiBmacher, Bleichmittel und Alkaliverbindungen in so hohen Anteilen enthalten, dab ihre Anwendung f/Jr historische Textilien zu riskant erscheint. So verwendet man auf die Art des Gewebes abgestimmte Waschmittel, die Polyphosphate, Carboxymethylcellulose,Netzmittel und Enzyme enthalten, mit denen der Schmutz entfernt werden kann, wfihrend Flecken vieler organischer und metallischer Ver220

bindungen dieser Behandlung widerstehen. Zur Flekkenentfernung werden Sfiuren, alkalische L6sungen, Enzyme, Bleich- und Oxydationsmittel, Reduktionsmittel, Chelatoren, Emulgatoren und organische L6sungsmittel benutzt, deren Verwendung aber oft durch die Art und den schlechten Zustand der textilen Faser eingeschr/inkt ist. Schwieriger ist die Reinigung von Bodenfunden, die in der Regel sehr briichig sind. Durch Einlegen zwischen por6se Gewebe k6nnen sie im Ultraschallbad gereinigt werden. Bodenfunde, aus dem Meer geborgene textile Gewebe, aber auch v61kerkundliche und neuere kunsthandwerkliche Objekte sind meist so stark zermtirbt, dab sie durch Impr~ignierung gefestigt werden m/issen. Acrylharzl6sungen, denen UV-Absorber und Mattierungsmittel zugegeben werden, Polyvinylbutyral-L6sungen und NylonlSsungen haben sich hierftir besonders bewfihrt. Mit Acrylaten konnten die Segel aus der Segelkammer der 1628 gesunkenen und 1961 gehobenen Wasa gefestigt und auf einem Glasfasergewebe, das durch die Harzbehandlung transparent erscheint, fixiert werden. W/ihrend die Notwendigkeit der Imprfignierung mtirber Textilien mit Kunstharzl6sungen zu ihrer Erhaltung allgemein anerkannt ist un d praktiziert wird, ist die Verwendung von Kunstharzen zur Verbindung des mtirben Trfigergewebes stark umstritten. Die herk6mmliche Methode ist das Aufn/ihen des schadhaften Gewebes auf ein textiles Tr/igermaterial, wobei jedes losgelSste Teilsttick entlang des Randes angenfiht wird. Diese Technik bringt zwei Nachteile mit sich: Erstens ist sie ungemein langwierig, da bei grS13eren Objekten oft mehrere Jahre Arbeit notwendig sind, die in den meisten Sammlungen mit empfindlichen Textilien, etwa Fahnen in heeresgeschichtlichen Museen, nicht investiert werden kann, und zweitens verbindet die N~ihtechnik nut die Rfinder des originalen Gewebes mit dem Tr/igergewebe, so dab bei empfindlichen Materialien wie Seiden die Gefahr des Rei13ens der unbefestigten Teile besteht. Weitere Einw~nde gegen die N/ihtehnik sind die Gefahr der Sch~digung des Gewebes durch Nadel und Faden sowie der nicht immer befriedigende optische Eindruck. Zur Bew/iltigung gr6Berer geffihrdeter Textilmengen und zur Erhaltung empfindlicher Stoffe wird der originale Stoff mit einem Sttitzgewebe verklebt. Nach umfangreichen Versuchen mit Polyvinylacetat und Copolymeren des Vinylacetats mit Vinylcaprat gilt heute ein Copolymer des Vinylacetats mit Dibutylmafeat als geeignetster Klebstoff. Das Material ist thermoplastisch und wird durch Aufbfigeln oder auf dem in der Gemfilderestaurierung tiblichen Vakuumheiztisch verarbeitet, wobei als Tr~igerwebe Netze aus Nylon, Polyester und Crepeline verwendet werden. Naturwissenschaften 65, 217-222 (1978)

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Leder

Auch bei Lederobjekten hat sich der Restaurator mit einer Vielfalt von Erhaltungszustfinden auseinanderzusetzen, die vom schwammig weichen Leder aus durchfeuchteten B6den fiber die starr und brfichig gewordenen v61kerkundlichen Objekte bis zu den durch die Benutzung schadhaft gewordenen Bucheinb/inden reichen. Die Konservierung von NaBleder nimmt bei der Lederkonservierung eine wichtige Stelle ein, da Ausgrabungsfunde aus Leder selten sind und uns wichtige Informationen fiber frfihe Bekleidungsgewohnheiten liefern. So konnten in der Grabung am Spandauer Burgwall in Berlin viele Lederfunde geborgen werden, aus denen in mfihevoller Kleinarbeit ein Uberblick fiber die im 8./12. Jahrhundert iiblichen Schuhformen gewonnen werden konnte. Das Konservierungsprinzip ist bei Naglederfunden das gleiche wie beim NaBholz: Das Wasser muB gegen stabilisierende Verbindungen ausgetauscht werden. Dabei wird meist entw/issert mit Aceton und anschlieBend imprS_gniert mit Wachsen, Olen, Fetten wie Lanolin, Bienenwachs, Paraffin, mikrokristallinen Wachsen, Glycerin, Zedernholz61, Tfirkischrot61 und Pineoil, wobei yon den Werkstfitten groger Ledersammlungen spezielle Rezepturen entwickelt wurden. Ebenso wurden an den spezialisierten Sammlungen Impr/igniermittel entwickelt, durch die verh/irtetes Le-

der aus trockener Umgebung wieder geschmeidig wird oder die zur Reinigung verschmutzten Leders verwendet werden. Basis dieser Produkte sind Emulsionen von Fetten und ()len mit Wasser. Sonderf~lle der Lederkonservierung sind die MaBnahmen zur Erhaltung von Mumien, Moorleichen und v61kerkundlichen Schrumpfk6pfen, die fiir Anthropologie und Kulturgeschichte yon besonderer Bedeutung sind. So wurden bisher ca. 700 meist vollstfindig erhaltene Moorleichen in Mitteleuropa gefunden, die durch einen natfirlichen Gerbvorgang konserviert sind. Hier gelingt wieder durch Austausch des Wasser gegen Ole und Fette eine dauerhafte Erhaltung.

Knochen und Elfenbein

Auch bei Knochenfunden steht die Erhaltung des wissenschaftlichen Befundes an erster Stelle der Konservierungsarbeit, die meist schon wfihrend der Ausgrabung mit der Sicherung des Fundmaterials beginnt (Fig. 4). Durch Bodenfeuchtigkeit und Bodensfiuren sind sowohl die organischen als auch die anorganischen Knochenbestandteile so stark angegriffen, dab eine Vorbehandlung mit 16slichem Nylon in der Grabung notwendig ist. Dann k6nnen die Salze ausgelaugt, der Knochen mittels Alkohol getrocknet und mit Polyvinylacetat oder Polymethacrylaten gefestigt

Fig. 4. Freilegeneines Skelettsin einer Ausgrabung des Museumsfiir IndischeKunst, Berlin, in Sonkh/Nordindien Naturwissenschaften65, 217-222 (1978) 9 by Springer-Verlag 1978

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werden, vorausgesetzt, dab es sich nicht um ein Material handelt, das ffir die analytische Bearbeitung durch den Anthropologen oder Palfiozoologen gebraucht wird. Zur Festigung von MammutstoBzfihnen wurde kfirzlich ein spezielles Verfahren entwickelt, durch das verhindert wird, dal3 der Stol3zahn der Lfinge nach und quer zur Lfingsachse anfspaltet und in Bruchstficke zerffillt. Der Stol3zahn wird mit monomeren Acrylharzen getr/inkt und anschliel3end ausgehfirtet, wodurch eine besonders tiefe Imprfignierung erreicht wird. Weiter wurde versucht, Epoxidharzl6sungen durch den mit Kautschuk abgedichteten Zahn zu saugen, wodurch ebenfalls eine Verfestigung erreicht wurde. Elfenbein spielt aber auch als Material ffir kunsthandwerkliche Objekte eine besondere Rolle. Auch sie sind durch das Aufbrechen nach konzentrischen Ringen und Querrissen geffihrdet. Im Berliner Musikinstrumentenmuseum zeichnete sich ein solcher Schaden an einer Elfenbeinfl6te Friedrichs des Grol3en ab. Durch eine Acrylharzimpr/ignierung konnte das E1fenbein gefestigt und die F16te dadurch wieder bespielbar gemacht werden.

Bernstein

)khnlich starke Brfichigkeit, die mit einem Verlust an Transparenz verbunden ist, gibt es bei Bernstein und bernsteinartigen Naturprodukten. Zur Festigung wurden vor allem Ole und Naturharzl6sungen vorgeschlagen, wie Kanadabalsam, Mastix- und Dammarl6sungen, Bernsteinlack und Bernstein61, wodurch Festigkeit und Glanz wiedergewonnen werden k6nnen.

Ostasiatischer Lack

Von den ausgefalleneren organischen Materialien ist noch der ostasiatische Lack zu erwfihnen. Dabei handelt es sich um den Saft einer bestimmten Baumart, der nach verschiedenen Verfahren zubereitet und mit Pigmenten versetzt werden kann. Damit werden vor allem Holz, Leder, Textilien, seltener anorganische Materialien beschichtet und nach verschiedenen Tech-

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niken verziert. Solche Lackarbeiten sind durch Klimaeinwirkungen, vor allem Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen, sehr gef/ihrdet, da durch das Dehnen und Schwinden des Trfigermaterials die Lackschicht abplatzt, so dab die Verbindung der Lackschicht mit dem Tr/igermaterial das Hauptproblem der Lackrestaurierung ist. In Japan werden dazu Acrylate und der Lackrohstoff selbst verwendet, wfihrend in den Niederlanden mit Epoxidharzen, Polyesterharzen, Acrylharzen und Harz-Wachs-Mischungen gearbeitet wurde. Am Museum ffir Ostasiatische Kunst in Berlin wird mit Bienenwachs-Dammar-Mischungen restauriert. Auch daraus wird wieder deutlich, dab ffir den selben Zweck unterschiedliche Produkte verwendet werden, da auf fast allen Gebieten der Konservierung organischer Materialien kaum vergleichende Untersuchungen fiber die Konservierungsmaterialien existieren. Daraus erklS.rt sich auch die erbitterte Diskussion, ob zur Stabilisierung mfirber Geftige Kunstharze oder Naturprodukte zweckm/iBiger sind oder ob bei der Textilkonservierung das Impr/ignieren und Doublieren mit Kunstharzen ungeeignet oder gar schfidigend ist. Naturwissenschaftliche Kenntnisse und Erfahrungen aus der Technik haben bisher noch kaum Eingang in die Museumswerkst/itten gefunden, nicht zuletzt, weft die Museen ftir die Industrie als Absatzmarkt kaum von Interesse sind. Diese mangelnde Kooperation zwischen Naturwissenschaften, Chemischer Industrie und den Museen war ffir die Staatlichen Museen PreuBischer Kulturbesitz einer der Anl/isse, die zur Ausstellung ,,Kunst und Chemie - das Unersetzliche bewahren" ffihrten, um durch die Ausstellung, vor allem aber durch den Katalog, auf den gegenw/irtigen Stand der restauratorischen M6glichkeiten, aber auch auf die Schwierigkeiten und die teilweise noch v611ig ungel6sten, von den Museen allein nicht zu bewS.ltigenden Probleme hinzuweisen. 1. Katalog zur Ausstellung ,,Kunst und Chemie - das Unersetzliche bewahren", Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen PreuBischer Kulturbesitz, Potsdamer Str. 58/YI, 1000 Berlin 30, 144 S., 105 Al~b., DM 8 , - . Eingegangen am7. Februar 1978

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