Die Elementenlehre im Lucidarius und in der Mainauer Naturlehre Von Dorothée Leidig
Inhalt 1. Zu diesem Aufsatz ...........................................................................................................2 2. Die Ursprünge der Lehre von den vier Elementen in der antiken griechischen Philosophie ......................................................................................................................2 3. Die Elementenlehre in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters ........................5 4. Der deutsche Lucidarius ..................................................................................................8 4.1 Kurzvorstellung des Werkes ...........................................................................................8 4.2 Die Quellen des Lucidarius.............................................................................................9 4.3 Die Elementenlehre im Lucidarius ...............................................................................11 5. Die Mainauer Naturlehre ..............................................................................................17 5.1 Kurzvorstellung des Werkes .........................................................................................17 5.2 Die Quellen der Mainauer Naturlehre...........................................................................18 5.3 Die Elementenlehre in der Mainauer Naturlehre .........................................................19 6. Zusammenfassung.........................................................................................................22 Abkürzungen und Literaturverzeichnis.........................................................................23
1. Zu diesem Aufsatz Als ich mich 2003 anschickte, an der Universität Würzburg zu promovieren, stellte sich heraus, dass ich für die Zulassung dort eine qualifizierte Arbeit aus dem Hauptstudium mehr brauchte als an der Universität Köln, wo ich den Magisterabschluss gemacht hatte. Frau Prof. Trude Ehlert ermöglichte es mir freundlicherweise, diesen zusätzlichen Schein im Rahmen ihres Hauptseminars 'Welt und Kosmos im Mittelalter' an der Universität Würzburg zu erwerben. Bei dem hier vorliegenden Aufsatz über die Elementenlehre im Lucidarius und in der Mainauer Naturlehre handelt es sich um eine überarbeitete Fassung meiner Arbeit, die in diesem Zusammenhang entstanden ist. Am Anfang steht dabei ein kurzer Abriss über die Ursprünge der Elementenlehre in der Antike. Es folgt dann ein großer zeitlicher Sprung zum nächsten Kapitel über die Elementenlehre in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters. Dieses Kapitel geht vor allem auf die medizinische Literatur ein, die die Elementenlehre besonders häufig aufgreift und im Zusammenhang mit dem Lucidarius und der Mainauer Naturlehre auch deshalb interessant ist, weil die Autoren beider Werke deutliche Bezüge zur Medizin herstellen. Die aufgeführten Beispiele aus der medizinischen Literatur des Mittelalters weisen auf den medizinischtheoretischen Hintergrund dieser Bezüge hin. Daran schließt sich zuerst die Auseinandersetzung mit dem Lucidarius und dann mit der Mainauer Naturlehre an. Sie beginnt jeweils mit einer kurzen Vorstellung des Werkes und einem Kapitel über seine Quellen. Schließlich werden die Textstellen, die die Elementenlehre anklingen lassen, einzeln besprochen. Da der Lucidarius das entschieden umfangreichere und gehaltvollere Werk ist, das von der Forschung bislang erheblich mehr Aufmerksamkeit erfahren hat als die Mainauer Naturlehre, fällt die Darstellung des Lucidarius in dieser Arbeit auch entsprechend ausführlicher aus.
2. Die Ursprünge der Lehre von den vier Elementen in der antiken griechischen Philosophie Der früheste Beleg für die Mikrokosmos-Idee findet sich in einer Schrift des griechischen Naturphilosophen Anaximenes (um 585 - 525 v. Chr.): "Wie unsere Seele, die Luft ist, uns beherrschend zusammenhält, so umfassen auch die ganze Weltordnung Hauch und Luft." 1 Mit dieser Textstelle liegt zugleich das erste Zeugnis für den Begriff Kosmos (κοσμοσ) in
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Zitiert nach Ruth Finckh: Minor Mundus Homo. Studien zur Mikrokosmos-Idee in der mittelalterlichen Literatur. Göttingen 1999, S. 25.
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der Bedeutung von 'Weltganzes' vor 2 . In dieser Schrift des Anaximenes wird der Anfang einer speziellen Linie innerhalb der Mikrokosmos-Tradition greifbar, die besagt, dass aufgrund der Verwandtschaft ihrer Elemente bzw. durch die Anordnung und Verteilung der vier Elemente eine Verbindung zwischen Mensch und Weltganzem besteht. Unter den griechischen Philosophen des 6. vorchristlichen Jahrhunderts herrschten über die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft noch widersprüchliche Auffassungen. Von der milesischen Naturphilosophie war zunächst Wasser zum Grundstoff erklärt worden, später kam die Luft als zweiter Grundstoff dazu 3 . Heraklit sah das Feuer als Urstoff an, die Eleaten dagegen (Xenophanes, Parmenides und Zenon) maßen vor allem der Erde als Urstoff Bedeutung bei 4 . Der Ekklektizist Empedokles (ca. 483- 423 v. Chr.) stellt erstmals die vier Grundelemente Erde, Wasser, Feuer, Luft gleichberechtigt nebeneinander. Für ihn besteht das Universum, genau wie die Einzelwesen, aus diesen vier Elementen 5 . Empedokles nennt die vier Elemente 'Wurzeln'. Diesen vier Wurzeln "entsprangen alle Dinge, die da waren und sind und sein werden, Bäume und Männer und Frauen, Tiere und Vögel und Fische im Wasser, und auch die langlebigen Götter, welche in ihren Vorrechten am mächtigsten sind. Denn es gibt nur diese Dinge, und wenn sie sich gegenseitig durchdringen, nehmen sie eine Vielfalt von Formen an." 6 Die immateriellen Prinzipien Liebe und Hass (Anziehung und Abstoßung) sind für ihn die Antriebskräfte, die die Elemente dazu veranlassen, sich zu vermischen oder sich zu trennen. Ein Grundsatz des Empedokles lautet: jedes Element der Außenwelt wird durch ein gleichartiges Element in uns erkannt. Umgekehrt bedeutet dies, dass wir nichts erkennen können, von dem wir nicht auch etwas in uns tragen 7 . Empedokles beschäftigte sich, wie viele seiner gelehrten Vorgänger und Zeitgenossen stellvertretend seien hier Anaxagoras und Pythagoras genannt - auch mit der Medizin; dabei entdeckte er u.a. das Labyrinth im Ohr 8 . Er verknüpft außerdem die naturphiloso2
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Einige späte Pythagoreer des ausgehenden 6. Jahrhunderts v. Chr. vertraten die Auffassung, der Mensch sei dem Kosmos nachgebildet. Vgl Finckh, Minor Mundus Homo, S. 26. Vgl. David C. Lindberg: Von Babylon bis Bestiarium. Die Anfänge abendländischen Wissens. Stuttgart 1994, S. 29f. Vgl. Hans Joachim Störig: Kleine Weltgeschichte der Philosophie. 16., verbesserte Aufl. Stuttgart 1993. S. 138f. Vgl. Finckh, Minor Mundus Homo, S. 27. Platon greift für sein philosophisches System auf diese Mikrokosmos-Makrokosmos-Beziehung zurück: Im 'Timaeus Platonis' legt er dar, dass der Kosmos aus Weltkörper und Weltseele besteht und dass der Weltkörper aus den vier Elementen besteht, aus denen auch der Mensch zusammengesetzt ist; im Kosmos liegen die Elemente allerdings in reinerer und stärkerer Form vor. Zitiert nach Lindberg, Bestiarium, S. 32. Vgl. Störig, Weltgeschichte der Philosophie, S. 139. Vgl. Karl Sudhoff: Geschichte der Medizin. Reprint der Originalausg. von 1922, S. 56.
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phische Elementenlehre mit der Medizin und stellt die These auf, dass das Fleisch aus der Mischung der Elemente entsteht und eine Störung im Gleichgewicht der Elemente zu Krankheit führt. So soll beispielsweise zuviel Hitze - als Ausdruck des Elements Feuer bewirken, dass das Blut zerfällt und sein Wasseranteil in Form von Schweiß austritt. Im Schlaf, so Empedokles, verringere sich die Hitze; wenn der Feueranteil völlig verschwindet, sterbe der Mensch 9 . (Tatsächlich senkt sich beim gesunden Menschen die Körpertemperatur im Schlaf aufgrund der verringerten Stoffwechselvorgänge etwas ab.) Dieter Jetter zufolge findet sich bei Empedokles bereits die Behauptung, der Mann sei von seiner Natur her wärmer als die Frau 10 - eine Behauptung, die etwa ein Jahrtausend lang eine bedeutende Rolle in der Medizin spielen sollte: im Corpus Hippocraticum wird sie ebenso vertreten wie in den Schriften Galens von Pergamon und anderer berühmter Mediziner der Antike, für die auf der antiken Tradition beruhenden mittelalterlichen Medizin schließlich wird sie als eine der physiologischen Grundwahrheiten angesehen. Die Hippokratischen Schriften (oder das Corpus Hippocraticum) gehören zu den ältesten überlieferten medizinischen Textzeugnissen des Abendlandes. Es handelt sich dabei um eine Sammlung medizinischer Schriften, die im 4. und 5. vorchristlichen Jahrhundert von verschiedenen Autoren verfasst wurden; der berühmte Arzt Hippokrates von Kos (um 460 v. Chr. - 375/370 v. Chr.) ist nur einer der Verfasser 11 . Ein anderer Autor ist Polybos, ein Schüler und möglicherweise auch Schwiegersohn des Hippokrates 12 . Polybos gilt als Urheber der im letzten Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts v. Chr. oder etwas später entstandenen Schrift Über die Natur des Menschen 13 . Die Einleitung dieser Schrift zeigt, dass dem Autor die vier Elemente bekannt sind, er teilt jedoch nicht die Meinung derjenigen, die auf einem Stoff als dem alleinigen Urelement bestehen: "Denn ich stelle nicht die These auf, dass der Mensch im ganzen Luft oder Feuer oder Wasser oder Erde oder etwas anderes sei, was nicht offensichtlich im Menschen vorhanden ist" 14 . Stattdessen, so stellt Polybos fest, bestehe der Mensch aus den vier Säften Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle 15 . Diesen vier Kardinalsäften weist Polybos die Eigen9
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Vgl. Antje Krug: Heilkunst und Heilkult. Medizin in der Antike. 2., durchges. u. erw. Aufl. München 1993. S. 25. Vgl. Dieter Jetter: Geschichte der Medizin. Einführung in die Entwicklung der Heilkunde aller Länder und Zeiten. Stuttgart 1992, S. 73. Vgl. Sudhoff, Geschichte der Medizin, S. 61f. Vgl. Sudhoff, Geschichte der Medizin, S. 62. Vgl. Klaus-Dietrich Fischer: Vom Säfteschema der hippokratischen Medizin. In: Die Geheimnisse der Gesundheit. Medizin zwischen Heilkunde und Heiltechnik. Hg. von Peter Kemper. Frankfurt/M. 1994. S. 82. Hippokrates: Ausgewählte Schriften. Stuttgart 1994. S. 200f.
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schaften warm, kalt, feucht und trocken zu und setzt sie mit den Jahreszeiten in Beziehung, die ebenfalls mit den Elementarqualitäten in Verbindung gebracht werden: Blut: feucht und warm - Frühling gelbe Galle: warm und trocken - Sommer schwarze Galle: trocken und kalt - Herbst Schleim: kalt und feucht - Winter 16 Auf der Basis dieser Parallelisierung wurde das Schema in der 2. Hälfte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts mit den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft verknüpft. Der erste Beleg für dieses erweiterte Schema findet sich bei Aristoteles 17 . Eine endgültige Einbeziehung der Elementenlehre in die Medizin - d.h. in die Humoralpathologie - ist in dem umfangreichen Lehrwerk Galens von Pergamon (129 - 199 n. Chr.) nachweisbar. Ausgehend von dem hippokratischen Säfteschema und der aristotelischen Theorie entwickelte Galen die Temperamentenlehre, auch Komplexionenlehre genannt, die eine Verbindung zwischen dem Säfteverhältnis im Körper und einem bestimmten körperlich-seelischen Konstitutionstypus herstellt und in der Mikrokosmos-Makrokosmos-Analogien stark betont werden. Diese Komplexionenlehre übte einen prägenden Einfluss auf die mittelalterliche Medizin aus 18 . Im Laufe der Zeit führten "symmetrische Analogieerwartungen und eine ausgeprägte Entsprechungslehre zwischen 'Mensch und Welt', zwischen dem Makrokosmos und dem Mikrokosmos […] schließlich zu einer bedenklichen Medizin der Entsprechungen." 19
3. Die Elementenlehre in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters Im Mittelalter erfuhr das oben dargestellte ausgeklügelte Schema, das mit Hilfe von Elementarqualitäten den Mikrokosmos Mensch mit dem Makrokosmos Weltganzes verknüpft, seine Blütezeit. Die Elemente bilden die Basis der Temperamenten- oder Komplexionenlehre, die nicht nur die lateinische Schulmedizin des Mittelalters entscheidend prägte, sondern auch ihren Niederschlag in der volkssprachigen medizinischen Literatur fand. Ich werde später darauf zurückkommen. Bestimmend für die Elementenlehre des Mittelalters ist die aristotelische Interpretation von der 'Beweglichkeit' der Elemente und damit ihr 'Prinzipiencharakter'. Gelegentlich kommt 15 16 17 18 19
Vgl. Hippokrates, Ausgewählte Schriften, S. 204. Vgl. Hippokrates, Ausgewählte Schriften, S. 207f. - Vgl. auch Fischer, Säfteschema, S. 86 - 88. Vgl. Fischer, Säfteschema, S. 88. Vgl. Finckh, Minor Mundus Homo, S. 46. Jetter, Geschichte der Medizin, S. 74.
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ein fünftes Element hinzu: der Äther als himmlisches Feuer und Lichtstoff; der Äther spielt v.a. in der Alchemie eine bedeutende Rolle 20 . Seit dem 14. Jahrhundert begegnet neben dem Viererschema auch eine auf die arabische Tradition zurückgehende Dualität: Schwefel (Sulphur) steht dabei für das Feurige, Brennende und Quecksilber (Mercurius) für das Flüchtige 21 . Im Spätmittelalter werden schließlich vermehrt Bezüge zur damals noch als seriös geltenden Wissenschaft Astrologie hergestellt, indem jeweils drei Tierkreiszeichen einem Element zugeordnet werden 22 . Entsprechend zahlreich sind neben den lateinischen auch die deutschsprachigen Textzeugnisse für die Mikrokosmos-Idee. Am häufigsten wird die Mikrokosmos-Idee in der Bibeldichtung, der Chronistik, naturkundlichen und medizinischen Schriften sowie Predigten aufgegriffen 23 . Zu den frühesten Zeugnissen gehören das Annolied (um 1080), die hochdeutsche Summa theologiae (um 1100) und das Ezzolied (frühes 12. Jh.) 24 . Auch der Welsche Gast (1215/16) des Thomasin von Zerclaere lässt die Elementenlehre anklingen: Viure, luft, wazzer, erde die vier natûr sint wider werte. […] nu merke swer niht sî ein gouch, sît sich vereinent diese vier an unserm lîp, daz danne wier an unserm willn vereinen niht, von grôzem nîde daz geschiht. 25 Im Hinblick auf den Lucidarius und die Mainauer Naturlehre sind vor allem die Aussagen der medizinischen Schriften zu den vier Elementen interessant, für die hier einige Beispiele angeführt werden sollen. Die ausgewählten Arzneibücher belegen sowohl die weite Verbreitung der Elementenlehre als auch eine große zeitliche Kontinuität in ihrer Rezeption. Der Ältere deutsche Macer (um 1200), eines der dominierenden medizinischen Werke des Mittelalters, das „wohl jeder Arzt des späteren Mittelalters [...] gekannt und gebraucht hat“ 26 und das darüber hinaus über vier Jahrhunderte den Literaturunterricht prägte 27 , ver-
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Das Element Äther taucht erstmals bei Aristoteles auf, der annahm, dass der Himmel aus einem unzerstörbaren fünften Element bestehen müsse, das er Quintessenz oder Äther nannte. Vgl. dazu Lindberg, Bestiarium, S. 58 und S. 261. Vgl. G. Jüttner: Art. 'Elemente [1] Antike und gelehrte Tradition'. LexMa Bd. 3. (1986), Sp. 1802. Diese Zuordnungen werden auch in der Astrologie unserer Tage noch ganz selbstverständlich verwendet; man kann wohl sagen, dass sie ins Allgemeinwissen eingegangen sind. Vgl. Finckh, Minor Mundes Homo, S. 251. Vgl. Finckh, Minor Mundus Homo, S. 252f. Zitiert nach Finckh, Minor Mundus Homo, S. 265. Willem Frans Daems: Die mittelniederländischen Macerglossen. Janus 53 (1966), S. 17. Vgl. Bernhard Schnell: Von den wurzen. Text- und überlieferungsgeschichtliche Studien zur pharmakographischen deutschen Literatur des Mittelalters. Habil. Schrift. Würzburg 1989. S. 97.
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mittelt in seinem Einleitungskapitel eine Komplexionenlehre und charakterisiert in diesem Kontext die vier Elemente: das vivr das erste elementum. das ist trocken vnd heiser nature. di luft das ander elementum ist heiser vnd vivchhter nature. Das wasser das dritte elementum. ist vivchterr vnde kalder nature. Die erde das vierde elementum. ist kelder vnd trokener nature. Alsus habent sich diese vier elementa. mit ir nature mit ein ander geslosen. […] Von den vieren habent ir nature alle gotes creature. Von der menscheit der vier elementi aller ir ikliches ein teil an im. Sumeliches me. sumeliches miner. Wande si alle viere an im hat. so heiset her in chrieschem microcosmon. 28 . Der geistliche Gelehrte Konrad von Megenberg (um 1309 - 1374) ordnet in seinem Buch der Natur (1348 - 1350) unter der Überschrift Von dem menschen in seiner gemainen natur den Menschen in die Welt ein. Der Mensch, so Konrad, ist auf vielerlei Weise mit anderen Teilen der Welt wesensverwandt: mit den Engeln teilt er die Vernunft, seine Seele verhält sich zum Körper wie der Himmel zur Erde, gleich Pflanzen und Tieren ernährt sich der Mensch durch Essen und Trinken und auch ist der mensch gemischet auz den vier elementen, die dâ haizent feur, luft, wazzer und erd. mit dem geleicht er stainen und gesmeid und allem dem, daz auz den elementen wirt. […] Nû han ich kurz begriffen, wie der mensch der ganzen werlt sei geleich. dar umb haizt er in kriechischer sprâch microcosmus, daz ist als vil gesprochen als die clain werlt. dar um sprechent hübsch leut: ich sach alle werlt in einem rock 29 . Wie der Ältere deutsche Macer erfuhr auch Konrads Buch der Natur eine außerordentlich weite Verbreitung: für kaum einen anderen Text des deutschen Sprachraums sind so viele Textzeugen bekannt 30 . Das vor 1348 entstandene Arzneibuch Ortolfs von Baierland zeichnet sich durch eine so hohe Fachkompetenz aus, dass noch im 15. und 16. Jahrhundert Texte mit seinem Namen versehen wurden, um ihnen „einen gewissen gelehrten Glanz zu verleihen“ 31 . Seine Überlieferungsgeschichte erstreckt sich vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, neben zahlreichen Handschriften erschienen acht Druckausgaben mit mehr als 200 Auflagen 32 . Auch Ortolf setzt eine Komplexionenlehre an den Anfang seines Arzneibuches: Darvmme wyl ich meyster ortholf […] eyn dFdysch bFch machen vz allen arcz buchen […]vnde to ersten scriben van den vyr elementen; darna wo man dy natFre eynes iclichen menschen sal erkennen […] Hyr vmme hat got der vyr elementen gescapen, eyn heyz alz daz fFr, daz ander fGcht alze de lucht, daz drytte kalt alz daz waszer, daz fyrde trocken alz dy erden, vnde dusze hat he alzo gemachet, daz sych dy hycze dez fFrez myt 28 29
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Schnell, Von den wurzen, S. 115. Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Hg. von Franz Pfeiffer. Hildesheim 1971 (= 2. reprograf. Nachdruck d. Ausg. Stuttgart 1861). S. 3f. Vgl. Schnell, Von den wurzen, S. 186 - 191. Crossgrove, Deutsche Sachliteratur des Mittelalters, S. 61. - Vgl. auch Keil, Art. ‚Ortolf von Baierland‘, VL 7, Sp. 80f. Vgl. Keil, Art. ‚Ortolf von Baierland‘, VL 7, Sp. 75f.
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der keldene dez wazzerez, vnde dy dorde dez hertrykez myt der fGchtnysse der lucht glych getemeperyrt vnde gemenget, daz van der temperunge alle fruch geboren vnde gemacht werden 33 . Als letztes Beispiel sollen schließlich die Schriften der wirkmächtigen BartholomäusTradition genannt werden, in denen sich ein Bezug zur Elementenlehre über vier Jahrhunderte nachweisen lässt. Im ältesten erhaltenen Bartholomäus-Fragment aus dem 12. Jahrhundert heißt es: Ein ieslich mennisch der ist geschaffen zu vier elementis von der erde. uon dem lúfte. von dem wazzer. von dem viwer 34 . Noch drei Jahrhunderte später findet sich diese Aussage in einer anderen BartholomäusHandschrift nahezu unverändert wieder: Ein iclich mensch ist geschaffen von den wier elementen, von der erden, von dem wasser, von dem fewer, von der luft […] 35 .
4. Der deutsche Lucidarius 4.1 Kurzvorstellung des Werkes Der Lucidarius entstand im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts im alemannischen Sprachraum 36 , wahrscheinlich in einem Kloster oder Stift 37 . Sein anonymer Verfasser verfügte über eine umfassende literarische Bildung und war außerordentlich belesen, wie die zur Verdeutlichung eingefügten Fabeln und ausschmückenden Einschübe zeigen 38 . Das Werk, dessen Absicht es ist, das Wissen seiner Zeit umfassend zu vermitteln, steht in mehrfacher Hinsicht am Beginn der deutschsprachigen Fachliteratur: es ist die erste systematische Lehre von der Welt und von geistlichen Dingen in deutscher Sprache 39 , zusammen mit dem Bartholomäus gilt es als frühester Zeuge deutscher compilatio-Literatur 40 und es ist das erste deutschsprachige Beispiel für ein Lehrgespräch zwischen Meister und Schüler 41 . 33
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James Follan: Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland nach der ältesten Handschrift (14. Jhdt.) (Stadtarchiv Köln W 4° 24*). Stuttgart 1963. S. 80f. R. Priebsch: Deutsche Prosafragmente des 12. Jahrhunderts II. Modern Language Review 11 (1916), S. 329, Z. 19 - 21. Walter L. Wardale: Der Hochdeutsche Bartholomäus. Kritisch-kommentierter Text eines mittelalterlichen Arzneibuches auf Grund der Londoner Handschriften Brit. Mus. Add. 16,892; Brit. Mus. Arundel 164; Brit. Mus. Add. 17,527; Brit. Mus. Add. 34,304. Hg. Von James Follan. o.O. 1993. Text III, S. 63, Rezept 268. - Es lässt sich wohl nicht mehr klären, ob die ursprüngliche Anordnung nach den Zenonischen Gegensatzpaare bewusst oder unbemerkt verändert wurde. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 1*. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 3*. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 30*f. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 1*. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 5*. - Vgl. auch Georg Steer: Art. 'Lucidarius'. VL, Bd. 5, Sp. 941. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 3*.
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Der Lucidarius erfuhr eine große Verbreitung bis weit in die Neuzeit hinein: inzwischen sind über 70 Handschriften und 108 Drucke vom Ende des 12. Jahrhunderts bis 1892 bekannt 42 , das Verfasserlexikon verzeichnet zudem sechs Bearbeitungen bis in 17. Jahrhundert sowie Übersetzungen ins Dänische, Mittelniederländische, Tschechische und Russische 43 . Auszüge des Lucidarius finden sich in den bedeutendsten Sammelhandschriften des 14. und 15. Jahrhunderts wie z.B. im Iathromathematischen Hausbuch (um 1400) 44 . Der Verfasser der Enzyklopädie verfolgt keine moralisch belehrende Absicht, für ihn stehen Sachbeschreibungen im Vordergrund. Marlies Hamm charakterisiert den Lucidarius daher als "eine bemerkenswerte moderne Naturwissenschaft ohne allegorische Auslegung" 45 , sie bescheinigt dem Werk darüber hinaus auch konzeptionelle Eigenständigkeit 46 . Auch Loris Sturlese hebt die "sehr moderne Denkweise" des Autors hervor 47 , der einerseits noch in der alten benediktinischen Tradition steht, andererseits aber auch die praktisch orientierten medizinischen Schriften seiner Zeit mit verarbeitet 48 . Das erste der drei Bücher des Lucidarius ist naturwissenschaftlich ausgelegt und zeigt, wie die Welt beschaffen ist, die Bücher II und III dagegen widmen sich geistlichen Inhalten.
4.2 Die Quellen des Lucidarius Für den Lucidarius sind unter den lateinischen Schriften vor allem die Werke des Isidor von Sevilla, des Honorius Augustodunensis und des Wilhelm von Conches von Bedeutung. Isidor von Sevilla (um 560 - 636), der bereits dem Frühmittelalter zugerechnet wird, stellt in seiner Enzyklopädie Etymologia die Beziehungen zwischen den Elementen und der menschlichen Physiologie folgendermaßen dar: So wie es aber vier Elemente gibt, so gibt es vier Körperflüssigkeiten, und jede Körperflüssigkeit ahmt ihr Element nach: das Blut die Luft, die gelbe Galle das Feuer, die schwarze Galle die Erde, der Schleim das Wasser. Und es sind die vier Körpersäfte, wie die vier Elemente, die unsere Körper erhalten 49 .
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Vgl. Steer, Art. Lucidarius, Sp. 940. Vgl. Steer, Art. Lucidarius, Sp. 943 - 946. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 34*f. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 6*. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 23*. Loris Sturlese: Philosophie im deutschen 'Lucidarius'? Zur Vermittlung philosophischer und naturwissenschaftlicher Lehre im deutschen Hochmittelalter. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 114 (1992), S. 276. Vgl. Sturlese, Philosophie im deutschen 'Lucidarius', S. 277. Zitiert nach Finckh, Minor Mundus Homo, S. 62.
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Das zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstandene Elucidarium des Honorius Augustodunensis - ein einflussreiches theologisches Lehrbuch und Hauptquelle des LucidariusVerfassers - überliefert etwas andere Vorstellungen über die Beziehung von Makrokosmos und Mikrokosmos: die körperliche Substanz des Menschen, so heißt es dort, bestehe aus […] den vier Elementen; daher wird er auch Mikrokosmos, also kleine Welt, genannt. Er hat nämlich von der Erde das Fleisch, vom Wasser das Blut, von der Luft den Atem, vom Feuer die Wärme 50 . Das Elucidarium ist jedoch vor allem für das im zweiten und dritten Buch des Lucidarius vermittelte heilsgeschichtliche Wissen von Bedeutung, weniger für die naturwissenschaftlichen Betrachtungen des ersten Buches. Dieses erste Buch charakterisiert Marlies Hamm als einen "Rekurs der geistigen Auseinandersetzung mit den neuen rationalistischen und naturphilosophischen Ideen der Schule von Chartres." 51 . Dabei folgt der anonyme Autor dem modernsten Zweig der Schule von Chartres, insbesondere dem Werk Wilhelms von Conches (um 1080 - um 1154). Wilhelm von Conches gilt als ausgezeichneter Kenner des antiken Bildungsgutes, er beschäftigte sich mit Naturwissenschaften bzw. Naturphilosophie. Als Physicus besaß er außerdem gute Kenntnisse in Anatomie und Physiologie, wobei er sich vor allem auf arabische Quellen stützte, die durch die Übersetzungen des Constantinus Africanus bekannt geworden waren 52 . Der Lucidarius-Autor schöpft aus Wilhelms um 1125 entstandenen Philosophia, einem der wichtigsten philosophischen Werke des 12. Jahrhunderts, in dem Wilhelm seine Lehre von der Erschaffung und Beschaffenheit der Welt darlegt. Das Werk Gottes beschränkt sich für Wilhelm auf den ursprünglichen Schöpfungsakt. Gott hat die Elemente gesetzt und damit eine Art geordneten Kosmos geschaffen, der sich nun im Sinne der ihm innewohnenden Evolution entfaltet. Diese dem Urzustand inhärente, von Gott begründete, evolutionäre Kraft nennt Wilhelm natura operans. Da die Entwicklung nach immanenten Kausalitätsgesetzen abläuft, kann sie durch Vernunft erforscht werden53 . Wilhelm von Conches begreift die Elemente als die einfachsten und einheitlichen Bestandteile aller Dinge. Alle Dinge bilden sich aus den Elementen und den Kräften Verdichtung und Erwärmung heraus; es kann immer nur Gleiches durch Gleiches hervorgebracht werden. Die Seele kann jedoch nicht aus Materie entstehen, denn sie ist von Gott eingegeben. Als Ursache für die Zweigeschlechtlichkeit der ersten Menschen sieht er die
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Zitiert nach Finckh, Minor Mundus Homo, S. 76. Marlies Hamm: Der deutsche 'Lucidarius'. Bd. 3: Kommentar. Tübingen 2002. S. 29*. Vgl. St. Ernst: Art. 'W. v. Conches'. LexMa, Bd. 9 (1989), Sp. 168-170. Vgl. dazu Ernst, W. v. Conches, Sp. 168-170.
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unterschiedliche Zusammensetzung der Stoffe bei Mann und Frau; die in der Genesis dargestellte Entstehung der Frau aus einer Rippe des Mannes interpretiert er daher als Allegorie. Mit dieser Lehre war er seiner Zeit allerdings so weit voraus, dass er sie widerrufen musste 54 . Loris Sturlese hat die zentrale Bedeutung der Philosophia mundi vor allem für das erste Buch des Lucidarius herausgestellt. Anfänglich hält sich der Lucidarius-Autor an die Struktur der Imago mundi des Honorius, im Verlauf des ersten Buches gibt er diese Struktur jedoch auf, um der Systematik von Wilhelms Werk zu folgen: "Die Rolle, die Wilhelm von Conches in der Kosmologie des 'Lucidarius' spielt, ist also zentral." 55
4.3 Die Elementenlehre im Lucidarius Die Lehre von den vier Elementen wird nur im ersten, naturwissenschaftlich orientierten Buch des Lucidarius und im dritten, heilsgeschichtlich orientierten Buch angesprochen, und zwar an insgesamt acht Textstellen. Das erste Mal erwähnt der Autor die vier Elemente im Zusammenhang mit der Erschaffung der Welt. I,8 Der iunger sprach: Wie stGnt ez, e die welt wurde? Do sprach der meister: Do waz núwen ein visterin, die hiez kaos. Wan do waren die uier elemente sament 56 . Auch Wilhelm von Conches stellt den Beginn der Welt als Chaos dar, in dem die vier Elemente bereits enthalten sind, wobei er eine chaotische Vermengung der Elemente ablehnt, für ihn hat Gott mit der Setzung der Elemente zugleich auch eine Ordnung geschaffen 57 . Die Aussage des Lucidarius, die vier Elemente seien im Chaos sament gewesen, interpretiert Marlies Hamm dahingehend, dass die Elemente "beisammen, zusammen, auch in der Bedeutung vermischt, untrennbar" gewesen seien58 . Für die Bedeutung 'vermischt, untrennbar' führt M. Hamm mehrere eindeutige Beispiele an. Dies schließt aber m.E. nicht mit letzter Sicherheit aus, dass der Lucidarius-Autor sament hier im Sinne von 'beisammen, zusammen' verwendet, ohne eine Vermischung zu implizieren, d.h. es ist auch denk54
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Vgl. Ernst, W. v. Conches, Sp. 169. - Vgl. auch Hamm, Lucidarius, S. 108. - Der Lucidarius-Autor folgt Wilhelm in dieser Ansicht nicht. Auf die Frage, wie Eva geschaffen wurde, lautet hier die Antwort: Jn dem paradyso uzer adames rippe. Siehe Dagmar Gottschall und Georg Steer (Hg.): Der deutsche 'Lucidarius'. Bd. 1: Kritischer Text nach den Handschriften. Tübingen 1994. S. 13, I.31. Sturlese: Philosophie im deutschen 'Lucidarius', S. 259. Dagmar Gottschall und Georg Steer (Hg.): Der deutsche 'Lucidarius'. Bd. 1: Kritischer Text nach den Handschriften. Tübingen 1994. S. 5. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 71. Hamm, Lucidarius, S. 72. - Vgl. auch Beate Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Tübingen 2001. S. 276.
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bar, dass er Wilhelms Auffassung folgt. Ein Indiz dafür ist auch die letzte Textstelle des Lucidarius, die die vier Elemente anspricht: in Kap. III.48 wird das Jüngste Gericht, mithin das Ende der bisherigen Welt, davon begleitet, dass die vier Elemente sich trüben, d.h. miteinander vermischen 59 . Für die Verwendung der eingedeutschten Begriffe kaos und element ist die vorliegende Textstelle im übrigen der früheste Beleg60 . Der Lucidarius-Text fährt mit der Aufzählung der vier Elemente, wie sie seit Empedokles bekannt sind, fort: I.9 Der iunger sprach: Wele warent die uier elementa? Do sprach der meister: Daz waz daz fúr vnde daz wazzer vnde der lufth vnde die erde 61 . Die Elemente sind hier nach den Zenonischen Gegensatzpaaren Feuer und Wasser sowie Erde und Luft geordnet 62 - einer Anordnung, die seit Notkers De consultatione philosophiae häufiger in der mittelalterlichen Literatur begegnet, ein frühes Beispiel dafür ist das oben zitierte Bartholomäus-Fragment aus dem 12. Jahrhundert 63 . Nach einer längeren Passage über das Wesen der Engel, Teufel und der Hölle erscheint die Frage nach der Beschaffenheit des Himmels, die der meister in Kap. I.25 mit folgender Erklärung beantwortet: Der himel ist gescaffen vser den vier elementen, den wir da heizzen firmamentum, vnde ist gelich dem gefrorn wassere 64 . Wenn die ganze Welt aus den vier Elementen besteht, erscheint es logisch, dass auch der Himmel daraus zusammengesetzt ist. Im Mittelalter war diese Schlussfolgerung aber offenbar nicht selbstverständlich, denn weder die Philosophia Wilhelms von Conches, noch die Imago mundi des Honorius zeigen einen solchen Zusammenhang auf. Als mögliche Quelle für die konsequente Erklärung der Welt auf der Basis der Elementenlehre zieht M. Hamm ein anderes Werk des Honorius, die Clavis physicae, in Betracht 65 . Ebenso wie die Elementenlehre lässt sich auch die Idee eines die Welt als feste Hülle umgebenden coelum cristallinum bis in die Antike Naturphilosophie zurückverfolgen 66 . Die Beschaffenheit des Himmels war insgesamt ein schwieriges Thema im Mittelalter. So herrschten beispielsweise sehr verschiedene Meinungen darüber, aus wievielen Sphären 59 60 61 62 63
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Vgl. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 138. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 71f. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 6. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 73. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 73. Hamm verweist in diesem Zusammenhang auf weitere Belege wie z.B. den Willehalm Wolframs von Eschenbach oder die Meisterlieder. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 11. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 99. Vgl. Lindberg, Bestiarium, S. 260. Die Theorie des coelum cristallinum geht auf Aristoteles zurück und ist damit jünger als die Elementenlehre.
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der Himmel besteht, woraus die einzelnen Sphären wiederum zusammengesetzt sind und ob der Raum jenseits der äußersten Sphäre völlig leer sei67 . Theologie und Astronomie beeinflussten sich in dieser Diskussion gegenseitig 68 . Auch der Autor des Lucidarius wirkt nicht sicher in seiner Darstellung, denn in der oben zitierten Antwort des Meisters scheint er himel und firmamentum als Synonyme zu benutzen: den himel […], den wir da heizzen firmamentum. Liest man den Satz in diesem Sinne weiter, entsteht der Eindruck, der gesamte Himmel bestünde aus gefrorn wassere. In der nächsten Antwort des Meisters zeigt sich jedoch, dass der Autor drei Himmelsregionen unterscheidet: einen Bereich von der Erde bis zum Mond, einen vom Mond bis zu den Sternen und einen von den Sternen bis zum Firmament, in dem got selbe inne ist vnde sine lieben 69 . Himmel und Firmament erscheinen hier also als zwei verschiedene Dinge, wobei das Firmament die äußerste Hülle des Himmels bildet. Möglicherweise hat der Verfasser des Lucidarius die von ihm benutzten naturwissenschaftlichen und theologischen Quellen so stark verkürzt, dass ein widersprüchliches Bild entsteht 70 . Es folgen nun über 50 Fragen und Antworten zu Personen und Ereignissen, von denen in der Bibel berichtet wird, über die Meere und die drei Kontinente Asien, Afrika und Europa, zu Naturphänomenen wie Winde und Erdbeben, bis mit Kap. I.78 eine längere Frage-Antwort-Sequenz zu astronomischen Erscheinungen einsetzt. Zunächst werden der Lauf der Sonne und der Planeten sowie die Natur der Sterne behandelt. In dem Kapitel über die Natur der Sterne (I.88) werden zwar die vier Elemente nicht explizit angesprochen, wohl aber die aus der Elementenlehre entwickelte Komplexionenlehre, die ihren eigentlichen Platz in der mittelalterlichen Medizin hat. Der Lucidarius-Autor überträgt - in Anlehnung an Wilhelm von Conches - die Zuweisungen der Komplexionenlehre auf die Sterne und stellt Parallelen zu den verschiedenen menschlichen Typen her 71 . Von den Planeten ist es nicht weit zum Mond, der im nächsten Kapitel als kleinster der Planeten angesprochen wird, nach dem sich die ganze Welt richtet. Wie aber kommt es, dass sich die ganze Welt nach dem Mond richtet, wird der Meister anschließend gefragt
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Vgl. Rudolf Simek: Erde und Kosmos im Mittelalter. Das Weltbild vor Kolumbus. München 1992. S. 16 - 23. Vgl. Lindberg, Bestiarium, S. 260f. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 11. Den mittelalterlichen Rezipienten mag dieser Widerspruch allerdings nicht besonders schwerwiegend erschienen sein, da für sie die Unterscheidung von Himmel und Firmament vollkommen klar war und niemand auf die Idee gekommen wäre, die logische Gleichung aufzustellen: wenn Himmel = Firmament und Firmament = gefrorenes Wasser, dann lebt Gott mit seinen Lieben in gefrorenem Wasser. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 194 - 198.
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(I.90). Dieser führt mehrere Gründe an: erstens ist die himmlische Natur stärker als die irdische, zweitens ist der Mond ebenso breit wie die Erde und kann deshalb Kraft von der Sonne beziehen und drittens ist der mane […] zu den vier elementis geschafen 72 . Hier setzt der Lucidarius-Autor ganz deutlich naturphilosophische Akzente, indem er dem Wunderglauben eine rationale Erklärung für den Einfluss des Mondes auf das Meer und die Menschen entgegensetzt 73 . In den folgenden Absätzen werden die verschiedenen Erscheinungsformen des Mondes, der Mondenschein und verschiedene Naturphänomene thematisiert. In diesem Zusammenhang fragt der Schüler in Absatz I.105 nach der Beschaffenheit des Regenbogens: Do sprac der iunger: Weler hande ist der regenbogen? Der meister sprach: So der hizege t?m uon der erde sich in den luft gewillet vnze daz er zG dem gewolkene wirdet, so ergat ez uil dicke, daz die sunne twerhez daran schinet. So uerwet sich der wolken alse balde nach den vier elementen. Die grFne varwe het er uon dem wassere, die blawe uon dem lufte, die rote uon dem fúre, die purperine von der erde 74 . In dieser Antwort scheinen Marlies Hamm zufolge eindeutig zwei Quellen durch: die Zuordnung der Farben zu den vier Elementen ist der Imago mundi des Honorius entnommen, die wiederum auf die Etymologiae Isidors von Sevilla zurückgeht. Die physikalische Erklärung für die Entstehung der Farben stammt dagegen von Seneca, Wilhelm von Conches hat sie in seine Philosophia übernommen, die schließlich dem Lucidarius-Autor als Quelle diente 75 . In Kap. I.111 folgt auf die Frage, wie es kommt, dass alle Tiere zwar aus einer Materie geschaffen, aber dennoch so verschieden sind, die ausführlichste Auseinandersetzung mit den vier Elementen: Du hast war, die tier werdent alle geschafen von den vier elementen. Si enpfahent aber die materie vngelich. Die vogele enpfiengent des luftel ze vil. Da von swebent si lihte in dem lufte. Etiche viengent des wassers ze vil. Die sint gerne im wasser alse enten vnte gense. Etliche viengent des luftes ze vil. Die sint forhtsam vnde snel als der has. Etlich viengent des fúres vnde der erde ze vil. Die werdent starc von der erde vnde zornic von dem fúre alse der lowe vnde der ber. Doch gefieng der ber mer der erden denne der lowe. Da von ist er drege. Etlich viengent der luft ze vil vnde des fúres. Die wurden zornic vnde snel als der lebarte. Etlich viengent des wassers vnde der erde ze vil. Die wurdent drege von dem wasser vnde lidic von der erde als die erde esel vnde die ochsen. 72 73 74 75
Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 51. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 198f. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 58. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 210f.
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Nach den selben vier elementen wandelt sich ein iegelich mensche. Al dar nach so er der elementen gevahet, als hat er die site, als verwet sich ouch der lip. An der varwe sulent die arzat kiesen, wie si den menschen helfen suln 76 . Die Tiere verfügen über unterschiedliche Anteile an den vier Elemente, ein Element haben sie immer ze vil, und dieses Element bestimmt letztendlich die Natur bzw. den Charakter des Tieres. Der Mensch besteht aus den gleichen vier Elementen wie die Tiere, und auch sein Erscheinungsbild wird von der Mischung der Elemente beeinflusst, allerdings wird bei ihm das Übergewicht eines Elements nicht so groß, dass er zu einem Luft- oder Wasserwesen würde 77 . Ein Ungleichgewicht der Elemente drückt sich beim Menschen vielmehr in Krankheit aus. Die weitverbreitete Temperamenten- oder Komplexionenlehre entwickelt auf der Basis der Elementenlehre ein dichtes Geflecht von Entsprechungen, in dem Temperamente, Temperaturen, Himmelsrichtungen, Trockenheit, Feuchtigkeit und Farben miteinander in Beziehung gesetzt werden. Aus heutiger Sicht muten die Konstruktionen zum Teil abenteuerlich an, aber für die mittelalterliche Medizin war diese Lehre ein wichtiges Hilfsmittel bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten. Auch der Hinweis, die Ärzte sollten an der Farbe des Menschen erkennen, wie sie ihn heilen können, begegnet häufig in der medizinischen Literatur des Mittelalters. So weist z.B. Ortolf von Baierland in den einführenden Erläuterungen zu seinem Arzneibuch zunächst auf den Zusammenhang von der Mischung der Elemente und der Gesundheit hin und erklärt dann, dass man den gesunden Menschen an seiner guten Farbe erkennen kann 78 : Alzo sege ich dy von deme menschen. Wanne et der elementen glich na synen werken vnde na syner nature macht, so yst dy menschen gering, gesFnt vnd wol geuar 79 . Man sollte jedoch nicht zu schnell den Schluss ziehen, die angesprochene Farbe bezöge sich auf die den vier Elementen zugeordneten Farben, wie sie im oben zitierten Abschnitt I.105 über den Regenbogen zum Tragen kommen. Das Erfahrungswissen, dass Blässe, gerötete, gelbliche oder gräuliche Haut Krankheitsindikatoren sein können, dürfte für den Arzt oder die Ärztin in der Praxis weit wichtiger gewesen sein als die Farbtheorie der Elementenlehre. In medizinisch-diagnostischen Texten werden daher fast ausschließlich die verschiedenen Intensitäten der Farben rot und weiß betrachtet 80 . 76 77
78 79 80
Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 61. Vgl. Hamm, Lucidarius, S. 216.Wilhelm von Conches vertritt die Auffassung, der Mensch bestehe ursprünglich aus einer perfekten Mischung der Elemente, sei aber durch die Erbsünde aus der Harmonie geraten. Vgl. Keil, Art. ‚Ortolf von Baierland‘, VL 7, Sp. 73. Follan, Arzneibuch Ortolfs von Baierland, S. 81. Vgl. z.B. das Kap. 6 De homine sano in Ortolfs Arzneibuch, Follan, S. 83f. - Vorsicht scheint mir auch bei der Verbindung von Harnschau und Farbenqualitäten auf der Basis der Elementenlehre geboten zu sein, wie Marlies Hamm, Lucidarius, S. 218, sie herstellt. Ein Einfluss ist sicher nicht
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Nach diesem Absatz dauert es lange, bis die vier Elemente wieder direkt angesprochen werden. Dies geschieht erst im siebten Absatz des dritten Buches, in dem es um die besondere Bedeutung des siebten und dreißigsten Tages eines Monats sowie um die Jahreszeiten geht. In seiner Erklärung der Sieben schlägt der Meister in vier Sätzen einen Bogen von der Naturphilosophie zur christlichen Heilslehre: Die Seele des Menschen, so hebt er an, besteht aus drei Dingen: Vernunft, Verstand und Verlangen; der Körper besteht aus den vier Elementen. Damit Gott vergebe, was der Mensch in Gestalt dieser sieben Dinge in den sieben Tagen der Woche wider die sieben Gaben des Heiligen Geistes getan habe, begeht man den siebenten Tag feierlich. Oder anders gesagt: der Sonntag dient der Vergebung der Sünden 81 . Diese Verknüpfung von Naturphilosophie und christlicher Lehre gelingt dem LucidariusAutor noch ein weiteres Mal in Kap. 48 des dritten Buches, in dem es um das Jüngste Gericht geht. Hier beginnt der Lucidarius mit der christlichen Lehre, indem er beschreibt, wie Gott mit seinen Engeln aus dem Himmel herabsteigt. Und dann werden [d]ie uier elementa […] getrGbet mit vngewittere grozes fúres vnde frostes, die beide wider enander dobint 82 . Es bleibt kein Zweifel, dass Gott die stärkste und höchste Macht verkörpert. Sein Kommen löst Gewalten aus, die die Grundordnung der Welt aus den Angeln heben, indem sie die vier Elemente trüben, d.h. miteinander vermischen. Damit knüpft der Autor an den Beginn seines Werkes an, wo er die Entstehung der Welt beschreibt. Am Beginn steht das Chaos, das mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft freilich schon die Basis der späteren Ordnung enthält. Im Verlauf des Werkes erscheinen die vier Elemente als Grundbausteine des Makro- wie des Mikrokosmos: des Himmels, des Mondes, des Regenbogens, der Tiere und des Menschen. Die engen Beziehungen zwischen Makro- und Mikrokosmos greift der Lucidarius-Autor darüber hinaus auch in Kapiteln auf, in denen nicht explizit von den vier Elementen die Rede ist, wie z.B. in Kapitel I.70, wo der Autor - in Umkehrung der üblichen Analogie -, erläutert, wie die Erde nach dem Vorbild des Menschen gestaltet ist 83 . Mit der letzten Erwähnung
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auszuschließen, aber er liegt auch nicht so klar auf der Hand, wie Hamms Kommentar dies nahelegt. Ortrun Riha, die sich in ihrer Habilitationsschrift ausführlich mit der Uroskopie auseinandersetzt, leitet die Ursprünge des Harnfarbenkatalogs in erster Linie aus der medizinischen Tradition her. Vgl. dazu: Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhandschriften. Klassifikationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter. Wiesbaden 1992. S. 26 40. Vgl. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 125. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 138. Vgl. Gottschall / Steer, Lucidarius, S. 43. - Vgl. dazu auch Finckh, Minor Mundus Homo, S. 261f.
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der vier Elemente schließt sich der Kreis: am Tag des Jüngsten Gerichts bricht die Ordnung der Welt zusammen, ihre Grundbausteine verlieren ihren Charakter und damit ihre Bedeutung. Das Reich Gottes, das auf den Jüngsten Tag folgt, bedarf der vier Elemente nicht, zu sehr gehören sie in die diesseitige, rationale Welt.
5. Die Mainauer Naturlehre 5.1 Kurzvorstellung des Werkes Die in nur einer einzigen Handschrift überlieferte Mainauer Naturlehre entstand um 1300 im Großraum Basel oder eventuell auch im Bodenseeraum84 . Der Autor der kleinen, elf Blatt umfassenden Schrift ist nur werkimmanent zu deuten: wahrscheinlich hat er ein Universitätsstudium absolviert, er besitzt sowohl Kenntnisse in den Fächern der artes liberales als auch theologische Spezialkenntnisse, darüber hinaus zeigt er sich an medizinischen Fragen interessiert 85 . Die gattungsgeschichtliche Einordnung des Werkes, das exemplarisch alles zusammenfasst, was ein gelehrter Mann am Anfang des 14. Jahrhunderts "von einigen der mathematischen Fächer des Quadriviums wusste, bzw. was er aus den ihm zur Verfügung stehenden Quellen für vermittelnswert hielt", erweist sich als schwierig 86 . Die häufig verwendete Klassifikation als Enzyklopädie steckt das Werk in ein zu großes Kleid87 und auch die Bezeichnung 'Naturlehre' ist irreführend, da das bestimmende Thema die Komputistik ist und die Lehre von der Natur eher am Rande behandelt wird 88 . Gundolf Keil schlägt deshalb als passenderen Titel Buoch von der zît vor, wogegen Martin Mosimann im Resumée seiner Dissertation dafür plädiert, den bisherigen Namen beizubehalten, da es sich bei der Mainauer Naturlehre um "eines jener namenlosen, sich der Einordnung entziehenden Produkte" handelt, "welches die Wissenschaftsgeschichte […] neben den sogenannten großen Werken […] auch noch hervorbringt." 89
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Vgl. Sabine Kleine: Die 'Mainauer Naturlehre'. Sudhoffs Archiv 79 (1995), S. 101. Es handelt sich um die Pergamenthandschrift B VIII 27 der Basler Öffentlichen Universitätsbibliothek, Bl. 293r 304r. Vgl. Kleine, Mainauer Naturlehre, S. 111. Francis B. Brévart: Die 'Mainauer Naturlehre'. Ein astronomisch-komputistisches Lehrbuch aus dem 14. Jahrhundert. Mit einer Quellenuntersuchung. Sudhoffs Archiv 71 (1987), S. 177. - Vgl. auch Martin Mosimann: Die 'Mainauer Naturlehre' im Kontext der Wissenschaftsgeschichte. Tübingen 1994. S. 26 und S. 392. Vgl. Gundolf Keil: Art. 'Mainauer Naturlehre'. VL, Bd. 5 (1985), Sp. 1176. Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 178: Brévart nennt das Werk "ein irgendwie mißratenes Zwischending". Mosimann, Mainauer Naturlehre, S. 392. Kursivdruck wie im Original.
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Francis Brévart, der 1987 die erste umfassendere stoffgeschichtliche Analyse der Mainauer Naturlehre vorgelegt hat, weist bereits auf den didaktischen Charakter des Werkes hin 90 . Sabine Kleine führt diesen Gedanken in ihrer Untersuchung von 1995 weiter aus und kommt zu dem Schluss, dass die Schrift möglicherweise von vornherein als Unterrichtstext für einen kleinen Kreis bestimmt gewesen ist, als "Gebrauchstext für einen genau umgrenzten, eingeweihten Rezipientenkreis" 91 . Von diesem Kreis werden keine Fremdsprachenkenntnisse erwartet, wohl aber die Beherrschung der vier Grundrechenarten – einschließlich der im Mittelalter als besonders schwierig geltenden Division − und des Alphabets 92 . Der Autor bemüht sich sehr um Verständlichkeit und Einprägsamkeit, was sich u.a. an den erläuternden Illustrationen zeigt. Der im Lucidarius konsequent durchgeführte Dialog zwischen Lehrer und Schüler bleibt in der Mainauer Naturlehre zwar auf die Ansprache des Lehrers an den Schüler beschränkt, nimmt aber gelegentlich auch dialogische Formen an 93 . Thematisch setzt sich die Mainauer Naturlehre aus drei ursprünglich voneinander unabhängigen Teilen zusammen: einem astronomisch-astrologischen, einem medizinischdiätetischen und einem komputistischen Teil 94 , wobei die Komputistik etwa 75 % des Gesamttextes ausmacht 95 .
5.2 Die Quellen der Mainauer Naturlehre Die Mainauer Naturlehre basiert vollständig auf lateinischen Quellen 96 , als deren wichtigste die Schrift Computus ecclesiasticus des Johannes de Sacrobosco anzusehen ist 97 . Die ebenfalls von Johannes de Sacrobosco verfasste Sphaera mundi, die Schrift De caelo des Aristoteles, die Imago mundi des Honorius Augustodunensis 98 sowie die Massa Computi des Alexander de Villa 99 dienten dem Autor der Mainauer Naturlehre als weitere Quellen für seine astronomisch-astrologischen und komputistischen Erläuterungen. Die medizinischdiätetischen Ausführungen gehen auf das Secretum secretorum - insbesondere auf den
90 91 92 93 94 95 96 97 98 99
Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 177. Kleine, Mainauer Naturlehre, S. 112. Vgl. Kleine, Mainauer Naturlehre, S. 110f. Vgl. Kleine, Mainauer Naturlehre, S. 107. Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 176. Vgl. Kleine, Mainauer Naturlehre, S. 102. Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 176. Vgl. Kleine, Mainauer Naturlehre, S. 103 - 106. Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 158 - 160. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, S. 391.
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Brief des Aristoteles an Alexander - und das Salernitanische Gesundheitsgedicht zurück 100 , wobei der Autor bevorzugt "jene Abschnitte berücksichtigte, die sich komputistisch nutzen ließen." 101
5.3 Die Elementenlehre in der Mainauer Naturlehre Die vier Elemente sind das Einleitungsthema der Mainauer Naturlehre, sie hebt an mit dem Satz: Dez menschin lip ist gemachet vz vier elemente da von so will ich dir sagen, welhes siv sint 102 . Das erste Element, das anschließend näher erläutert wird, ist die Erde. Sie wird zunächst in ihrer Makrostruktur beschrieben: in ihrer äußeren Form als Kugel und in Bezug auf den Kosmos, in dem sie nur ein punctel ausmacht 103 . An späterer Stelle hat der Autor eine Illustration eingefügt, die die Erde in der Mitte der Weltkugel zeigt104 . Diese Position entspricht nach mittelalterlicher Auffassung der geringen Bedeutung der Erde als winziger Punkt im Kosmos: die Mitte des Weltgefüges liegt in diesem weit verbreiteten, geozentrischen Modell am weitesten entfernt von den bedeutenderen oberen, d.h. äußeren Sphären 105 . In der Mitte und damit ganz unten ist die Erde aber auch plaziert, weil sie als schwerstes Element am weitesten absinkt, bis hinein ins Zentrum, wo sie unbeweglich liegt, während die anderen Planeten und Sterne sich bewegen; sie werden von einer außerhalb des Firmaments gelegenen Kraft angetrieben 106 . Der Verfasser der Mainauer Naturlehre ordnet die Erde aber nicht nur in den Makrokosmos ein, sondern er äußert sich auch zur mikrokosmischen Struktur der Erde, indem er ihr aufgrund ihrer trockenen und kalten Natur den Konstitutionstypus des Melancholikers zuweist. Diese Zuweisung stammt bereits aus der antiken Medizin 107 , in der deutschsprachigen Literatur ist sie seit dem Deutschen salernitanischen Arzneibuch (vor 1250) belegt 108 ,
100 101 102 103 104 105
106 107 108
Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 164f. Keil, Art. Mainauer Naturlehre, Sp. 1176. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 3, Z. 1-4. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 4. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 10. Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 159. Brévart weist darauf hin, dass die Mainauer Naturlehre in diesem Punkt der um 1230 entstandenen Sphaera mundi des Johannes de Sacrobosco sehr ähnlich ist, Vgl. Simek, Erde und Kosmos im Mittelalter, S. 18. Vgl. Jetter, Geschichte der Medizin, S. 75. Vgl. C. Külz und E. Külz-Trosse (Hg.): Das Breslauer Arzneibuch R. 291 der Stadtbibliothek. Dresden 1908. S. 2. - Vgl. auch R. Priebsch: Deutsche Prosafragmente des 12. Jahrhunderts II.
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und auch der Autor der Mainauer Naturlehre stellt ausdrücklich eine Verbindung zur Medizin und zur menschlichen Natur her: der naturen sint och ein teil liute den sprechint die azzate Melancolici die artent nach der erden vnde sint sorghaft. gerne truric. gitic vnde habende. vn getruwe. zahet. vnde swarzir varwe 109 . Die Charaktereigenschaften des Melancholikers klingen im Deutschen salernitanischen Arzneibuch recht ähnlich: Di melancolie machit den menschin unkustic, tzornic, gieric, uorchtic, truric, nidic 110 . Das zweite Element ist das Wasser, das sich wie eine Kugel um die feste Erde herumlegt. Zur Veranschaulichung zieht der Autor das Bild eines Eies heran: wie das Eiweiß das Dotter, so umgibt das Wasser die Erde. Diese Beschreibung des Erdeies ist auch in der Imago mundi des Honorius zu finden, der sich damit − so vermutet F. Brévart − auf die Schrift De caelo von Aristoteles oder einen davon abgeleiteten Traktat bezieht 111 . Die Natur des Wassers beschreibt der Autor zwar richtig als kalt und feucht, bei der Zuordnung des Temperamentes jedoch verwechselt er die Elemente Wasser und Luft 112 . Im allgemeinen wird dem Wasser eine phlegmatische und der Luft eine sanguinische Konstitution zugeschrieben 113 , in der Mainauer Naturlehre heißt es dagegen, das Wasser sei sanguinisch und die Luft phlegmatisch 114 . Da aber auch die Beschreibung des sanguinischen Temperaments gebinde minnende frohlich lachende. vnde rotenhafter varwen unde singent vnde feizet. […] geturstic. unde guotmuotic - nicht zum Element Wasser, sondern zum Element Luft passt, liegt keine bloße Verwechslung der Temperamentbezeichnungen vor 115 . Vielmehr ist davon auszugehen, dass entweder dem Autor seine Quellen bei der Kompilation durcheinandergeraten sind oder dass es sich um den Fehler eines (späteren?) Schreibers handelt. Diese Frage wird sich wohl nur klären lassen, wenn jemals weitere Textzeugen auftauchen sollten.
109
110 111 112 113 114 115
Modern Language Review 11 (1916), S. 332, Z. 24. Schon das von Priebsch veröffentlichte Bartholomäus-Fragment des 12. Jahrhunderts verknüpft das Element Erde mit Trockenheit. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 4, Z.8-15. - Zur Entsprechung Melancholiker - schwarz vgl. Jetter, Geschichte der Medizin, S. 74: In der antiken Medizin wurde die Milz dem melancholischen Temperament zugeordnet. In der Milz wurde nach der humoralpathologischen Lehre die schwarze Galle produziert. Man konnte noch nicht wissen, dass es sich bei der schwarzbraunen Flüssigkeit, die man in der Milz fand, nicht um eine weitere Flüssigkeit handelte, sondern um die nach dem Tode rasch zerfallenden roten Blutkörperchen. Das Breslauer Arzneibuch, S. 5. Vgl. Brévart, Mainauer Naturlehre, S. 160f. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, S.32. Vgl. Jetter, Geschichte der Medizin, S. 75. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 4, Z. 28 und S. 5, Z. 12. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 5, Z. 2-5.
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Die Luft als drittes Element umgibt die beiden ersten Elemente Erde und Wasser. Sie wird entsprechend der antiken Theorie als feucht und warm beschrieben116 . Das ihr zugeschriebene phlegmatische Temperament gehört jedoch, wie gesagt, zum zweiten Element Wasser. Ähnlich wie im Deutschen salernitanischen Arzneibuch werden die Phlegmatiker als träge Menschen beschrieben, die gerne schlafen, einen starken Speichelfluss haben, zu Übergewicht neigen und früh ergrauen 117 . Als viertes und letztes Element wird schließlich das Feuer genannt, das alle drei zuvor beschriebenen Elemente umgibt. Dem warmen und trockenen Element Feuer wird das cholerische Temperament zugeordnet, das als betrügerisch, zornig, draufgängerisch und rauh beschrieben wird; Choleriker seien schlank und von bleicher Farbe 118 . Wie zu Beginn der Elementenlehre zählt der Autor auch an ihrem Abschluss die vier Elemente noch einmal einzeln auf. Indem er am Anfang erklärt, dass der Körper des Menschen aus den vier Elementen besteht und am Ende der Lehre darauf hinweist, dass der Körper von den vier Elementen gespeist wird, vermittelt er die zentrale Bedeutung von Erde, Wasser, Feuer und Luft für den Menschen. An späterer Stelle erwähnt der Autor im Rahmen der Gesundheitslehre noch ein weiteres Mal, dass der Mensch aus den vier Elementen besteht 119 . Ansonsten werden die vier Elemente in der Mainauer Naturlehre nur noch im Zusammenhang mit der Kosmologie dreimal kurz angesprochen. Dabei werden sie einmal im Begleittext zur Illustration des Weltgebäudes erwähnt (s.o.) und zweimal in den Erklärungen zum Lauf der Planeten. Mit diesem Thema tut sich der Autor erheblich schwerer als mit der einführenden Elementenlehre, seine Ausführungen sind teilweise nur sehr schwer verständlich 120 . Auch die Rolle der vier Elemente in den beiden Textstellen bleibt unklar: vnde alle sternen an dise siben heizent die steten sternen oder die gesteten. wonde si gestetent sint in die witen die da heizit daz firmentum. daz siv gelich balde gant mit dem firmamentum allumbe die elementa 121 . Martin Mosimann übersetzt in diesem Fall elementa mit Fixsterne, was weder eine zutreffende Übersetzung ist, noch zum eindeutigen Verständnis beiträgt 122 . Wenig später heißt es: 116 117
118 119 120 121 122
Vgl. Jetter, Geschichte der Medizin, S. 75. Vgl. Breslauer Arzneibuch, S. 5: Daz fleuma machet den menschin tzuchtic vnde gedechtic, lutzel kune, grozis libes vnde scire gra. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 5, Z. 23 - 26. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 21, Z. 23 - 25. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, S. 102; siehe auch ebd. S. 102, Fußnote 10. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 6, Z. 13 - 21. Vgl. Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 6, Fußnote 3.
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nvwan daz dise sternen vnde ir firmamentum also balde vmbe gant daz siv soltent mit im vmbe ciehin die vier elementen also gehes daz nihtes niht en sollte noch en mohte begruonen oder bekvmen 123 . Auch diese Textstelle ist schwer verständlich, klar scheint aber zu sein, dass die vier Elemente auch beim Himmelsgeschehen eine unverzichtbare Rolle spielen. Festzuhalten bleibt, dass die wesentlichen Aspekte der vier Elemente in der einleitenden Elementenlehre abgehandelt werden. Hier werden Erde, Wasser, Luft und Feuer unter makrokosmischen und mikrokosmischen Gesichtspunkten dargestellt, wobei immer zuerst der Makrokosmos und anschließend der Mikrokosmos behandelt wird. Auffallend ist die unterschiedliche Tiefe der makrokosmischen Darstellung: das erste Element Erde wird in 29 Zeilen recht ausführlich abgehandelt, das folgende Element Wasser wird in neun Zeilen schon wesentlich kürzer dargestellt und den Elementen Luft und Feuer widmet der Autor unter makrokosmischen Aspekten nur noch je zwei Zeilen. Die Tatsache, dass die vier Elemente jenseits der einführenden Elementenlehre nur noch am Rande erwähnt werden, verstärkt den Eindruck eines in sich geschlossenen Kapitels am Beginn der Mainauer Naturlehre.
6. Zusammenfassung Die Lehre von den vier Elementen lässt sich seit den Schriften des Empedokles im fünften vorchristlichen Jahrhundert in einer ungebrochenen Tradition bis ins Mittelalter belegen. In der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters ist sie seit dem 11. Jahrhundert bezeugt, vor allem in der Bibeldichtung, der Chronistik, in Predigten sowie in naturkundlichen und medizinischen Schriften. Sowohl der Lucidarius als auch die Mainauer Naturlehre beschäftigen sich explizit mit der Elementenlehre, die in beiden Fällen auf lateinische Quellen zurückzuführen sind. Neben theologischen und philosophischen Schriften benutzten beide Autoren auch medizinische Literatur für ihre Kompilationen. Die schmale Mainauer Naturlehre beschäftigt sich im wesentlichen nur im einleitenden Sinnabschnitt mit der Elementenlehre. Jedes Element wird unter makrokosmischen und mikrokosmischen Gesichtspunkten angesprochen, dabei nimmt das erste Element Erde den breitesten Raum ein und die mikrokosmischen Darstellungen weisen unübersehbare Bezüge zur Komplexionen- oder Temperamentenlehre der Medizin auf. Bei den Elementen Wasser und Luft vertauscht der Autor oder Schreiber die dazugehörigen Temperamente.
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Mosimann, Mainauer Naturlehre, Beiheft, S. 6, Z. 27 - S. 7, Z. 5.
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Der ältere und viel umfangreichere Lucidarius liefert eine ungleich tiefgründigere Darstellung der Elementenlehre, die sich als Gliederungselement durch das erste, naturwissenschaftlich orientierte Buch der Enzyklopädie zieht. Die vier Elemente erscheinen im Lucidarius als Grundbausteine des Makro- wie des Mikrokosmos: des Himmels, des Mondes, des Regenbogens, der Tiere und des Menschen. Die engen Beziehungen zwischen Makround Mikrokosmos spricht der Lucidarius-Autor darüber hinaus auch in Kapiteln an, in denen nicht explizit von den vier Elementen die Rede ist, und selbst im dritten, heilsgeschichtlich orientierten Buch greift der Autor das Thema noch einmal auf, und es gelingt ihm, eine Verbindung zwischen der naturphilosophischen Elementenlehre und der christlichen Heilslehre zu schaffen.
Abkürzungen und Literaturverzeichnis Abkürzungen LexMa - Lexikon des Mittelalters. Hg. von Norbert Angermann, Robert Auty, RobertHenri Bautier u.a. Bd. 1 -: München 1980 -. VL - Verfasserlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Hg. von Kurt Ruh, Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock.: 2. Aufl. Berlin 1978ff.
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