Die Awaren. In: Anke Bodo /László Révész / Tivadar Vida: Reitervölker im Frühmittelalter. Hunnen – Awaren –Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008, 47-74.Vida_Awaren_2008.pdf

May 25, 2017 | Author: Tivadar Vida | Category: Archaeology of the Avars, Archaeology of the Eurasian steppe belt, Archaeology Of The Migration Period And The Early Middle Ages
Report this link


Description

47

Die Awaren Das Erbe der eurasischen Steppe Als die Gesandten der Awaren im Winter 558/559 unter Fi.ihrung von Kandich in Konstantinopel eintrafen, erregten sie aufgrund ihres Aussehens einige Aufmerksamkeit. >>Sie trugen die Haare hinten ganz lang, gebunden mit Bandern und geflochten, wah rend die i.ibrige Tracht den anderen Hunnen ahnlich war.« (Theophanes). Damals konnte das welterfahrene Vol,k der byzantinischen Hauptstadt noch nicht ahnen, dass die Awaren bald eine wichtige Rolle im Mitteldonaubecken spielen wurden. Ihr Reich sollte zweieinhalb Jahrhunderte lang bestehen und wie zuvor die Hunnen wi.irden sie die Geschichte Europas entscheidend gestalten (Abb. 1). Landnahme im Karpatenbecken Obwohl sich die Awaren gerade auf der Flucht vor den Ti.irken befanden, prahlten ihre Gesandten gegeni.iber dem byzantinischen Kaiser mit ihrer Unbesiegbar-

0

200 400 600 km

keit. Sie boten ihm ein Watfenbi.indnis an und verlangten dafi.ir die fUr Nomadenvolker i.ibliche Gegenleistung: Im Tausch fur den Frieden forderten sie ein regelmaBiges Jahresgeld sowie ein geeignetes Gebiet innerhalb der Reichsgrenzen, wo sie sich niederlassen konnten. Kaiser Justinian erkannte sogleich, dass er in der jahrhundertealten Tradition der geschickten byzantinischen Diplomatie seine neuen Bundesgenossen gegen alte Feinde einsetzen konnte. Auf seinen AnstoB hin unterwarfen die Awaren die Nomaden- und Halbnomadenstamme im Schwarzmeergebiet (Anten, Sabiren, Kutriguren, Utriguren) (Abb. 2). Trotz seiner Zusage trauten die Awaren dem Kaiser nicht und unternahmen 562 auf der Suche nach einem geeigneten Siedlungsgebiet einen Feldzug i.iber die Karpaten in Richtung Norden. Die Heere des Khagan Bajan wurden aber vom Frankenkonig Sigebert I. in Thi.iringen an der Elbe zum Halten gebracht. Fi.inf Jahre spater zogen die Awaren noch einmal gegen die Franken zu Felde. Nach einem siegreichen Gefecht nahmen

48

I

Die Awaren

sie Sigebert I. gefangen, der nur freikam, indem er den Frieden und ein Bundnis mit den Awaren durch eine Lebensmittellieferung erkaufte. Sehr bald sa hen sich die Awaren zwei Bedrohungen gegeni.iber. Der neue byzantinische Kaiser Justin II. verweigerte die Vertragsverlangerung und verhinderte durch Befestigung der Grenzsperre an der unteren Donau das Eindringen der Awaren ins Reichsgebiet. Und Anfang 567 uberschritten die Turken die Wolga und drohten dam it, ihre einstigen >>SklavenPseudoawaren


Comments

Copyright © 2024 UPDOCS Inc.