Der ZuschauerInnenaufstand in Pompeji 59 n. Chr. Perspektiven zu Tacitus\' Annalen 14, 17

May 24, 2017 | Author: MaJo Berg | Category: Ancient History, Tacitus, Pompeii, Mobs, Riots, and Revolutionary Crowds, Gladiators and the Arena Games, Sport Spectatorship
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Description

Der ZuschauerInnenaufstand in Pompeji 59. n. Chr. Perspektiven zu Tacitus' Annalen 14, 17 Eine Hausarbeit im Masterstudium der Alten Geschichte von Marie Joselin Düsenberg

Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften Freidrich-Meinecke-Institut Koserstr. 20 14195 Berlin

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung_________________________________________________________________S. 3

2. Tacitus___________________________________________________________________ S. 4

3. Annalen allgemein__________________________________________________________S. 8

4. Annalen 14, 17_____________________________________________________________S. 9

5. Konsequenzen des Aufstandes_________________________________________________S. 10

6. Soziale Dynamiken_________________________________________________________ S. 15

7. Kontext von Ann. 14, 17 in den Büchern über Nero________________________________S. 21

8. Fazit_____________________________________________________________________S. 24

Quellen- und Literaturverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

1. Einleitung Die römischen Spiele, vor allem zur Kaiserzeit, sind in der Forschung der vergangenen Jahre zahlreich diskutiert worden. Überwiegend gerieten die historische Entwicklung der Spiele mit ihren religiösen Wurzeln, die politischen Dimensionen im Hinblick auf Mittel zur Machtausübung der Kaiser bzw. Spielgeber, soziale Aspekte der SpielteilnehmerInnen 1 wie auch der Ablauf der Spiele selber in den Fokus der Wissenschaft. Weniger Aufmerksamkeit bekamen Phänomene, die soziale Dynamiken unter den Zuschauenden fokussierten. Wissenschaftliche Ausführungen zu sozialen Phänomenen bei Aufständen oder Überblicksliteratur zu Aufständen allgemein, vor allem im Kontext von Gladiatorenspielen, fehlen nahezu vollständig. Lediglich einzelne Ereignisse wie z.B. der NikaAufstand 2 wurden punktuell thematisiert. Vor allem im Vergleich zu den ausgiebigen Berichten über Rom (aufgrund der Nähe zum Kaiserhof) fanden Ereignisse im Rahmen der Spiele außerhalb der Hauptstadt nur bei Katastrophen oder anderen Ausnahmen Erwähnung. 3 Somit fehlt in der Forschung bislang eine Makroperspektive auf Aufstände im Kontext von öffentlichen Spielen einerseits, andererseits aber auch die Mikroperspektive im Hinblick auf die römischen Provinzen. Die vorliegende Arbeit legt das Augenmerk auf ein weiteres Ereignis, welches in der modernen Forschung häufig erwähnt, aber selten ausgiebig besprochen wurde. 4 Das Ziel besteht darin, die mikroperspektivische Betrachtung des Aufstandes zwischen pompejianischen und nucerinischen ZuschauerInnen anlässlich eines Gladiatorenspiels in Pompeji im Jahre 59 n. Chr. zu stärken. Die Quelle in Tacitus' Annalen 14, 17 ist der einzige textuelle Beleg 5 für die blutige Auseinandersetzung im Amphitheater von Pompeji, was einerseits fundierte Aussagen zum Ereignis selbst erschwert, auf der anderen Seite aber die Chancen und Möglichkeiten eröffnet, die taciteische Narration nach Motiven und Leitgedanken des Autors zu untersuchen. Im Zuge dieser Arbeit sollen Interpretationen der modernen Forschung vorgestellt werden, jedoch mit einer genaueren Betrachtung der

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Um Frauen und Männer gleichermaßen sichtbar zu machen, wird in dieser Hausarbeit bewusst auf die ausschließliche Verwendung des generischen Maskulinums verzichtet. In den Fällen, wo weibliche Akteurinnen ausgeschlossen werden können, wird das Maskulinum verwendet (z.B. Mitglieder des römischen Beamtenapparats), in den Fällen bei den die historische Begebenheiten unklar sind, wird gegendert, um auch Frauen in Prozessen sichtbar zu machen. Es besteht jedoch kein Anspruch auf historische Richtigkeit. Siehe dazu u.a.: Meier, Mischa: Die Inszenierung einer Katastrophe : Justinian und der Nika-Aufstand. Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 142, 2003, S. 273-300. Vgl. Benefiel, Rebecca R. J.: Litora mundi hospita: Mobility and Social Interaction in Roman Campania. Harvard University : ProQuest Dissertations Publishing, 2005, S. 46. So sind die Abhandlungen von Moeller, Walter O.: „The Riot of A. D. 59 at Pompeii“. Historia: Zeitschrift für Alte Geschichte, 19. 1 (1970), S. 84-95 und Galsterer, Hartmut: Politik in römischen Städten: Die „seditio“ des Jahres 59 n. Chr. in Pompeii. In: Eck, Werner (Hrsg.) Studien zur antiken Sozialgeschichte : Festschrift Friedrich Vittinghoff. Köln [u.a.] : Böhlau, 1980, S. 323338 nahezu die einzigen Artikel, die diesem Thema eine prominente Rolle verleihen. Ein Fresco, was in einem Haus von Actius Anicetus nahe des pompejiansichen Amphitheaters (Archäologische Adresse:1.3.23) gefunden wurde (heute zu sehen im Antionalmuseum für Archäologie in Neapel), stellt höchstwahrscheinlich den Aufstand von 59 n. Chr. in bildlicher Form dar. Der wissenschaftliche Mehrwert, der sich aus der Analyse der Kombination von textueller und bildlicher Quelle ergeben würde soll nicht unterschlagen werden, jedoch würde es den Rahmen und das Ziel dieser Hausarbeit überschreiten und bleibt hier daher unbeachtet.

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„notwendigerweise subjektive[n] Wiedergabe der Geschichte“ 6 Tacitus' im Kontext seiner Herkunft und politischen Stellung kontrastiert werden, um so den Bericht über den Aufstand im pompejianischen Amphitheater differenzierter zu betrachten. Dabei ist es im ersten Schritt dieser Ausarbeitung notwendig, Tacitus als Autor vorzustellen und zu fragen, wie er dieses spezielle Ereignis wahrnimmt und somit Geschichte konstruiert. Welche Fragen bzw. Deutungsversuche der modernen Wissenschaft lassen sich bestätigen und welche in die Sphäre der Vermutung zurückweisen? Diese Problematik führt unweigerlich zu der Frage: Was schreibt Tacitus eigentlich nicht? Nachdem Tacitus und die Annalen vorgestellt wurden, orientieren sich die darauf folgenden Ausführungen an den in den Annalen 14, 17 präsentierten offiziellen Konsequenzen des Aufstands: Die Exilierung der InitiatorInnen des Aufstandes, die Untersagung von gewissen collegia und das Verbot von Gladiatorenspielen in Pompeji auf zehn Jahre. Ebenfalls sollen sozialpsychologische Prozesse beleuchtet werden, die im Zusammenhang mit öffentlichen Spielen stehen und in Pompeji 59 n. Chr. gewirkt haben könnten, um die Multiperspektivität auf dieses Ereignis zu gewährleisten. Bevor im Fazit die Ergebnisse präsentiert und Konklusionen geschlossen werden, wird die Episode über den Aufstand in Pompeji in den Kontext der taciteischen Abhandlung über Nero in den Annalen gestellt. Es ist essenziell wichtig, sich der dünnen Quellenlage und der fehlenden emischen Perspektive bewusst zu sein. Bedingt durch die quantitativ überwiegende etische Perspektive 7, können die unterschiedlichen Interpretationsansätze als subjektiv und dehnbar entlarvt werden. Gegenstand dieser Ausarbeitung ist somit neben dem historischen Ereignis des Aufstandes an sich (primäre Ebene) vor allem die Intention Tacitus', welcher als „Zeuge zweiten Grades“ 8 (sekundäre Ebene) fungiert, sowie die Interpretation moderner HistorikerInnen (tertiäre Ebene) darzulegen.

2. Tacitus Publius Cornelius Tacitus wurde vermutlich am Beginn von Neros Regierungszeit als Sohn eines aristokratischen Vaters geboren, die Angaben schwanken von 54-58 vor Christus. 9 77 heiratete er die Tochter des gallo-römischen Senators Gnaius Julius Agricola, dem er nicht nur sein erstes Werk

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Groot, Heleen: Zur Bedeutung der öffentlichen Spiele bei Tacitus, Sueton und Cassius Dio : Überlegungen zur Selbstbeschreibung der römischen Gesellschaft. Berlin [u.a.] : Lit, 2008, S. 9. „The emic standpoint refers to the meaning ascribed to an action or behaviour by the cultural participants, while the etic standpoint refers to the meaning ascribed by the cultural observers.“ Hubbard, Moyer V.: „Urban Uprising in the Roman World: The Social Setting of the Mobbing of Sosthenes.“ New Testament Studies, 51. 3 (2005), S. 425f.. Allgemein zu den sozialwissenschaftlichen Begriffen emisch und etisch siehe u.a.: Gerhard Kubik: Emics and Etics Re-Examined, Part 1: Emics and Etics: Theoretical Considerations. In: African Music, Vol. 7, No. 3, 1996, S. 3–10. Groot, Bedeutung, S. 11. Vgl. u.a. Woodcock, E. D.: Tacitus. Annals, Book XIV. London: Bristol Classical Press, 1992, S. 1; Groot, Bedeutung, S. 25; Birley, Anthony R.: „The Life and Death of Cornelius Tacitus.“ Historia: Zeitschrift für Alte Geschichte, 49. 2 (2000), S. 236.

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widmete, sondern vermutlich auch die verbesserten Karrierechancen verdankte. So begann er mit seiner politischen Karriere als homo novus unter Vespasian und durchlief den cursus honorum. 10 Laut Ann. 11, 11 bekleidete er 88 das Amt des Praetors, jedoch weisen vereinzelte Quellen darauf hin, dass er schon vorher die Positionen eines Militär- und Volkstribuns, sowie Quaestors innehielt. 11 Nachdem 96 Domitian ermordet wurde, erhielt Tacitus unter Kaiser Nerva 97 n. Chr. das Amt des consul suffectus. Seine Laufbahn ist mit mehreren Episoden der Abwesenheit aus Rom durchzogen. Ab 112/113, vermutlich zeitgleich mit dem Beginn der Arbeit an den Historien, fungierte Tacitus bis 116 als Prokonsul der Provinz Asien. Sein genaues Todesjahr ist nicht bekannt, es wird aber vermutet, dass er Kaiser Trajan noch überlebte. 12 Tacitus verfasste neben dem Geschichtswerk der Annalen (bzw. ab excessu divi Augusti), welches in einem späteren Kapitel noch thematisiert wird, die Historien, in denen er vom römischen Reich unter Galba bis Domitian berichtet. Zuvor schrieb er in De vita et moribus Iulii Agricolae, wie der Titel schon verät, die Biographie seines Schwiegervaters, beschrieb in De origine et situ Germanorum liber (kurz „Germania“) in idealisierter Form die gesellschaftlichen und geographischen Strukturen der Germanen und klagte in Dialogibus de oratoribus im ciceronischen Argumentationsstil über die Entwicklung der Kunst der Rhetorik zur Kaiserzeit. Tacitus' Anspruch, objektiv und ohne Parteinahme (also sine ira et studio 13) zu schreiben, konterkariert der Autor selbst im 65. Absatz des dritten Buches. 14 Hier offenbart er, wenn auch geschickt artikuliert als sei es eine allgemeine Ansicht, dass sein Werk sehr wohl durch seine subjektive Wahrnehmung der Geschehnisse beeinflusst ist. Infolgedessen formuliere Tacitus seine Urteile taktisch zwischen den Zeilen, wenn es die historischen Umstände bzw. Verhaltensweisen der AkteurInnen von ihm verlangten, und hinterließe die Lesenden mit einem Meinungsbild, welches die Wahrnehmung der geschilderten Ereignisse geschickt formen würde. 15 So kann nach Groot durchaus festgestellt werden, dass die politische Belehrung sowie die moralische Bekehrung der Rezepierenden die Schreibweise bestimmt bzw. die Intention Tacitus' darstellt. 16 Woodcock schlussfolgert: „He [Tacitus] believed that by branding bad characters with infamy he might bring about a general improvement in morals and bring back a sense of responsibility to the autocratic rulers whom Rome

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Vgl. Woodcock, Tacitus, S. 2 Vgl. Birley, Life and Death, S. 237f. Vgl. Groot, Bedeutung, S. 25f. Tac. Ann. 1, 1. (…) quod praecipuum munus annalium reor ne virtutes sileantur utque pravis dictis factisque ex posteritate et infamia metus sit. Siehe dazu genauer: Hausmann, Michael: Die Leserlenkung durch Tacitus in den Tiberius- und Claudiusbüchern der "Annalen". Berlin, New York : Walter de Gruyter, 2009, S. 1-12. 16 Vgl. Groot, Bedeutung, S. 26.

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had now to accept.“ 17 Diese Auffassung der Geschichtsschreibung hänge mit dem nahezu pessimistischen Weltbild zusammen, das von dem Verdruss über die Staatsordnung des Prinzipats und die damit einhergehende Entmachtung des Senats, dessen Mitglied er zeit seines Lebens war, zusammenhinge. Als Vertreter der Republikanischen Ordnung und der altrömischen Sitten kritisiert er in seinen Werken den Verlust der Wertvorstellung, jedoch plädiert er nicht für eine Restaurationspolitik und erkennt die Autokratie als kleineres Übel der Regierungsformen an. 18 Aufgrund seiner Herkunft und seines stets mit der Nähe zum kaiserlichen Hof verbundenen Lebensweges, kann die Konzentration seiner historischen Arbeiten auf die Geschehnisse in Rom erklärt werden, welches das Interesse an Themen für seine Werke formte. 19 Nur die Geschehnisse, die Einfluss auf Rom oder den kaiserlichen Hof hatten, erlangten Einzug in seine Geschichtswerke, welche infolgedessen den senatorischen Diskurs über die Kaiserzeit wiederspiegeln. 20 Neben den oben genannten Faktoren gibt uns Tacitus in Ann. 13, 31 weiteren Einblick in seine Filtermechanismen. Wenn er schreibt pauca memoria digna evenere und wenig später cum ex dignitate populi Romani repertum sit res illustres annalibus macht er deutlich, dass ein Ereignis von besonderer Wichtigkeit und Größe sein muss, um dem römischen Volk berichtet zu werden. Ein Ereignis, welches nicht auf AkteurInnen oder das Geschehen der Führungsschicht in Rom irgendeine Wirkung hatte, war nicht erwähnenswert. Auch wenn Tacitus versucht, objektive Berichte vorzulegen, lässt sich in seinen wenigen Berichten über die Spektakel seine Verachtung für öffentliche Spiele entdecken. Helen Groot behauptet, dass die öffentlichen Spiele für Tacitus verachtenswert seien und nur dann dargestellt würden, wenn sie einem übergeordneten Ziel dienten. Seine Absicht sei es, anhand der Spiele das Bild des moralischen Verfalls der Gesellschaft zu zeichnen. Tacitus benütze die Erzählungen über destruktive Randerscheinungen der Spektakel – wie u.a. die sich unangemessen verhaltenden ZuschauerInnen, deren Blutlust wie auch die entstehenden Krawalle – um das Fehlen von Moral und Tugend herauszukehren. 21 Gladiatoren würden nach Tacitus innerhalb und außerhalb der Arenen die Zuschauer beeinflussen und ihr unsittliches Verhalten begünstigen, was unmittelbar die Gefährdung der Werte des Römischen Reiches zur Folge hätte. 22 Somit ist die negative Meinung über die Kämpfenden untrennbar mit Ausartungen bei den Spielen verbunden 23 Im Gegensatz zu Wistrand und anderen AutorInnen statuiert Groot jedoch Tacitus eine gewisse Akzeptanz gegenüber dem 17 18 19 20

Woodcock, Tacitus, S. 10. Vgl. ebd., S. 6-8. Vgl. Groot, Bedeutung, S. 27. Vgl. Wistrand, Magnus: Entertainment and Violence in Ancient Rome : the Attitudes of Roman Writers of the First Century A. D.. Göteborg : Acta Universitatis Gothoburgensis, 1992, S. 11 und 13. 21 Vgl. Groot, Bedeutung, 52f. 22 Vgl. ebd., S. 72. 23 Vgl. ebd., S. 59f.

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Spielwesen im Ganzen. Er betone die ursprüngliche Herkunft und Funktion der Spiele als Teil des religiösen Lebens und erkenne die Rolle des Staates und der Repräsentanten, zu denen er ja selbst auch zählt, bei Spielen an. Somit beziehe sich seine Ablehnung vor allem auf Einzelpersonen und auf das Publikumsverhalten, die entgegen der altrömischen Tugend handeln. 24 Eine besondere Rolle in dem Ereignis der Spiele, wie schon oben angedeutet, schreibt Tacitus dem Volk bzw. den ZuschauerInnen der Spektakel zu. 25 „Das Volk, zumindest der plebs urbana, hat in ihren [die aristokratischen Zeitgenossen bzw. Tacitus] Augen keinen eigenen Willen, und wenn es ein eigenes Denkvermögen hat, wird dieses sehr leicht von unwürdigen Elementen, wie dem Spielwesen, beeinflusst.“ 26 Da das Volk für Tacitus keine eigenständig denkende, aber manipulierbare Masse sei, sähe er die Aufgabe der führenden Oberschicht, der Elite bzw. des Kaisers darin, das Volk zu maßregeln und es vor dem Einfluss der Spiele zu schützen. 27 Diese paternalistische Auffassung sei auch in Bezug auf die Jugend zu sehen, welche nach Tacitus von der Gefahr der Verdorbenheit durch die Spiele besonders gefährdet seien. 28 Insgesamt sei hier Tacitus' starkes Bewusstsein für Klassenunterschiede und der Wunsch nach der „Bestätigung der hierarchischen Gliederung der Gesellschaft“ 29 herauszulesen, wobei er nicht ausschließe, dass auch Mitglieder der elitären Führungsschicht InitiatorInnen von Unruhen sein könnten. 30 Es wird also deutlich, dass die moralische Gesinnung und seine Standeszugehörigkeit Tacitus' Perspektive auf die Spiele färben. Anhand dieser Filtermechanismen konstruiert Tacitus das wiedergegebene Geschichtsbild, in dem Provinzialangelegenheiten nur in dem Fall einen Platz erhalten, wenn sie die Elite tangierten, im Reich besonderes bekannt oder vermutlich ganz einfach katastrophal genug waren. 31

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Vgl. Groot, Bedeutung, S. 54. Vgl. Wistrand, Entertainment, S. 13. Groot, Bedeutung, S. 57. Dazu siehe auch S. 28 ebd. Vgl. Wistrand, Entertainment, S. 26f. Groot schätzt die hohe Anzahl von Spielen unter Nero, die zur frequentierten Beschäftigung mit ihnen verleiten, als einen Faktor für diese Annahme Tacitus' ein. Groot, Bedeutung, S. 68f. 29 Vgl. ebd., S. 243. 30 Vgl. ebd., S. 348. 31 Kelly deutet drei grundsätzliche Probleme im Umgang mit Darstellungen von Aufständen an, die, wie im vorigen Kapitel aufgezeigt, auf Tacitus' Berichterstattung zutreffen (Kelly, Benjamin: „Riot Control and Imperial Ideology in the Roman Empire.“ Phoenix, 61. 1 (2007), S. 152-154). Zum einen würde die Perspektive, aus denen die Unruhen beschrieben werden, überwiegend aus der Sicht von Nicht-Teilnehmern enstehen und, wie im Falle Tacitus', sogar elitäre Wahrnehmungsmuster wiederspiegeln. Des Weiteren entstehen Schwierigkeiten durch den meist großen zeitlichen Abstand des Textes zum eigentlichen Ereignis. Tacitus schreibt vermutlich etwas mehr als 50 Jahre nach dem Vorfall im pompejianischen Amphitheater, was die Frage über die Verfügbarkeit von Augenzeugenberichten bzw. überhaupt über die Verfügbarkeit von Quellen aufkommen lässt. Es ist anzunehmen, dass Tacitus sich nicht auf Primärquellen stützte, sondern seine Episode zu 59 in Pompeji mit Hilfe schon vorhandener Quellen aus elitärer Feder verfasste (Vgl. Groot, Bedeutung, S. 11). Zuletzt geht Kelly auf die Motive ein, Schilderungen von Aufständen als Mittel zur Darstellung gewisser Sachverhalte im römischen Reich, wie der Diskussion über Rechtsverfahren, politische Geschichte oder Bestrafungsmechanismen, zu nutzen. So wurden selten die Ereignisse um ihres eigenen Willens beschrieben, sondern die Auswirkungen der Begebenheiten auf die Reichsadministration standen dabei im Vordergrund (Vgl. Groot, S. 12f., 51.) Es können also, nach Kelly, generelle Erwartungen, Vorstellungen und Ideale Tacitus' bzw. der Führungsschicht Roms, herausgelesen werden (Kelly, Riot Control, S. 156), die vermutlich gar als literarische Topoi verpackt werden (Kelly, Riot Control, 172).

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3. Die Annalen allgemein Neben den Historien stellen die Annalen Tacitus' zweites großes Geschichtswerk dar. Es ist überliefert, dass beide Werke gemeinsam 30 Bücher ergeben. Die Annalen sollen somit 18 Bücher umfassen, wobei aufgrund der fragmentarischen Überlieferung die Lücken im Werk die Jahre 29–31, 37–47 sowie 66–68 n. Chr. beinhalten und nur 16 Bücher überliefert sind. 32 Das zum Genre der senatorischen Geschichtsschreibung zählende Werk verfasste Tacitus vermutlich nach seiner Prokonsulschaft in der Provinz Asien (112/113). Man weiß, dass das zweite Buch zwischen 115 und 117 geschrieben wurde, wann aber das Gesamtwerk genau publiziert wurde, ist nicht ganz klar 33 – 120 n. Chr. wird oft als spätestes Herausgeberdatum angenommen. Tacitus beginnt mit Augustus' Tod (deswegen lautet der ursprüngliche handschriftlich überlieferte Titel auch Ab excessu divi Augusti) und behandelt die Regierungszeit der Caesaren von Tiberius bis Nero. Inhaltlich können drei Sektionen ausgemacht werden, die jeweils sechs Bücher aufweisen. 34 Die erste Gruppe beschäftigt sich mit Tiberius, die zweite Gruppe umfasst die Regierungszeit von Caligula und Claudius und die dritte behandelt Nero. 35 Die Annalen sind nach Jahren geordnet aufgebaut, jedoch legt der Autor viel Wert auf Spannung und Dramatik. So beginnt er z.B. nicht immer mit einem neuen Jahr sondern setzt mancherorts einschneidende Ereignisse wie den Tod einer Person als Anfangs- oder Schlusserzählung ein. 36 Auch wenn mehrere Autoren bzw. Quellen im Werk namentlich genannt werden, ist es schwer, über die von Tacitus' genutzten Quellen klare Aussagen zu treffen, da die Verwendung von Quellen selten eindeutig gekennzeichnet ist. Die heutige Forschung ist sich größtenteils aber einig, dass ihm die Memoiren Agrippinas (Ann. 4, 53), und Gnaius Domitius Corbulus (Ann. 15, 16) sowie die Historien und die Bücher über die Germanenkriege (Bella Germaniae) von Plinius des Älteren zur Verfügung gestanden haben müssen. Des Weiteren zitiert Tacitus aus den Werken der Historiker Cluvius Rufus und Fabius Rusticus (Ann. 14). 37

32 Vgl. Symne, Ronald: Tacitus. Band 1. Oxford : Clarendon Press, 1958. S. 263 mit Verweis auf cf. App. 35. 33 Vgl. Woodcock, Tactitus, S. 4. 34 Martin erwähnt, dass die hexadische Struktur für Neros Zeit nicht so einfach auszumachen sei, da nach hexadischer Struktur noch 2,5 Bücher für zwei Jahre der Regierungszeit übrig wären, was unüblich lange für so wenige Jahre wäre. Martin, Ronald H.: Tacitus. Berkeley, Los Angeles: University of California Press, 1981, S. 262f. 35 Vgl. Symne, Tacitus, S. 253.h 36 Vgl. Groot, Bedeutung, S. 26 und Symne, Tacitus, S. 266. 37 Vgl. Woodcock, Tacitus, S. 9f. Zu Tacitus' Quellenverwendung siehe auch Syme, Tacitus, S 271-303.

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4. Annalen 14, 17 Tacitus berichtet von einem Vorfall während eines Gladiatorenspektakels (gladiatorio spectaculo) in Pompeji, welches 59 n. Chr. vom ehemaligen Senator Livineius Regulus ausgerichtet wurde. Nach anfänglichem Wortgefecht zwischen den BesucherInnen aus dem heimischen Pompeji und den gastierenden ZuschauerInnen aus der Nachbarstadt Nuceria kam es laut Tacitus zu Steinwürfen und einem anschließenden Schwertgefecht. Die höhere Anzahl von Opfern verzeichnete Nuceria, dessen Verletzte in die Stadt zur Versorgung gebracht wurden. Der Kaiser übertrug das Verfahren über Maßnahmen und Konsequenzen dem Senat, welcher die Konsuln damit beauftragte. Nachdem die Entscheidung wieder in senatorische Hände gegeben wurde, setzten diese ein zehnjähriges Verbot fest, Spiele solcher Art (eius modi coetu) in Pompeji auszurichten. Des Weiteren veranlassten sie die Auflösung von Vereinigungen und Gesellschaften, die sich nicht an erlassene Gesetzte hielten (collegiaque, quae contra leges instituerant) und exilierten den Spielgeber Livineius Regulus samt anderer Beteiligter (Livineius et qui alii seditionem conciverant). Die Episode beginnt also mit einer zeitlichen Einordnung (Sub idem tempus) und einer Vorstellung der äußeren Umstände (Spielsponsor, Zusammensetzung der ZuschauerInnen), um danach den Verlauf des Geschehnisses zu präsentieren und als Abschluss die öffentlichen Folgen darzulegen. Auf den ersten Blick scheint die Darstellung recht eindeutig zu sein. Beschäftigt man sich aber ausgiebiger mit der taciteischen Schilderung, ergeben sich Unklarheiten und offene Fragen, die im Folgenden kurz präsentiert werden sollen. Auffällig ist zunächst, dass keine Angaben über die in der Arena Kämpfenden gemacht werden. Außerdem bleibt unklar, zu welchem Zeitpunkt des Gladiatorenspektakels der Krawall ausbrach. Geschah es während eines Kampfes, davor bzw. danach oder in den Pausen, in denen die Gladiatorenkonstellationen wechselten? Auch wird der Kampf zwischen den BewohnerInnen der beiden Städte stets im Amphitheater verortet, was lediglich eine Interpretation des Textes darstellt. Waren es gar Gladiatoren aus pompejianischen und nucerinischen ludi, deren Kampf auf die Konkurrenz der Zuschauenden einwirkte? Wer fing den Streit weswegen an bzw. was waren die eigentlichen Motive der Auseinandersetzung? Wer waren die HauptakteurInnen in den Streitigkeiten? Offen bleibt auch die größe des Publikums sowie die Menge der Opfer. Waren die Sitzreihen komplett gefüllt und wie sah die Sitzordnung aus? Unklarheit besteht zusätzlich darüber, wie die Informationen über den blutigen Aufstand an die Führungsschicht gelangten. 38 Am deutlichsten werden die

38 Bomgardner und Castrén erkennen in dem Fakt, dass zwei Jahre zuvor durch Nero Veteranen in Nuceria angesiedelt wurden, eine direkte Verbindung zu und Vormundschaft durch Rom. Vgl. Castren, Ordo, S. 111. Bomgardner schlussfolgert dementsprechend, dass Nuceria sich direkt an den Kaiser gewendet hätte, um Beschwerde über besagten Vorfall abzulegen. Vgl. Bomgardner, Story, S. 50.

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Lesenden im Zweifel über den Grad der Anteilnahme Livineius Regulus' gelassen. Inwiefern veranlasste er den Aufruhr, war er direkt beteiligt oder beauftragte er eine externe Partei? Wer genau sind qui alii? Anhänger von Livineius Regulus oder evtl. Schlüsselpersonen aus den konkurrierenden Zuschauerlagern? Falls der Ex-Senator wirklich Anteil am Ausbruch des Krawalls hatte, was waren seine Motive dafür? In dem Zusammenhang bleibt auch die Rolle der collegia im Dunkeln ob diese direkt in den Kampf involviert waren oder nur im Zuge der Untersuchungen des Vorfalls entdeckt und infolgedessen verboten wurden. Weitere Fragen nach Sicherheitsbestimmungen im Amphitheater und Reaktionen der lokalen pompejianischen Elite müssen auch unbeantwortet bleiben. Günther Wille weist in Bezug auf Morris auf den „Kontrast zwischen Andeutung und Erzählung, zwischen Auslassung und Ausarbeitung, zwischen Beschneidung und Dramatisierung manipulierter Strukturen und Abläufe (…).“ 39 in Tacitus' Werken hin. Dahingehend kann vermutet werden, dass manche Unklarheiten und offenen Fragen nicht unabsichtlich von Tacitus platziert wurden. Das episodische Aufbauprinzip seines Werkes, in denen Persönlichkeiten, Schauplätze und Ereignisse vorgestellt und variiert werden, wird von Exkursen wie der Episode des Aufstandes in Pompeji unterbrochen. Zu welchem Zweck Tacitus dies so komponierte, kann nur ansatzweise in den folgenden Kapiteln vermutet werden.

5. Konsequenzen Tacitus präsentiert seiner Leserschaft am Ende der Episode über den blutigen Aufstand im pompejianischen Amphitheater drei Konsequenzen, die der Senat als Reaktion auf das Geschehen beschloss. Hierbei handelt es sich um eine verzögerte bzw. zeitversetzte Reaktion der Autoritäten, welche wahrscheinlich erst nach Untersuchung des Sachverhaltes beschlossen wurde. Zusätzlich zu den von Tacitus dargelegten Folgen verbinden moderne HistorikerInnen die Absetzung der duoviri von 59 mit dem Eklat. 40 Diese soll hier aber aufgrund der Unsicherheit bzgl. des direkten Zusammenhangs sowie den begrenzten Möglichkeiten dieser Arbeit außen vor gelassen werden. Die Folgen, die in Ann. 14, 17 genannt werden, lassen sich auf drei unterschiedliche Ebenen aufteilen.

39 Wille, Günther, Der Aufbau der Werke des Tacitus. Amsterdam : B.R. Grüner BV, 1983, S. 350. 40 Castrén ist nicht der einzige der den Zusammenhang zwischen dem Krawall und der Absetzung der duoviri sehen will. Die beiden Amtsinhaber stammten interessanterweise aus derselben Familie, vermutlich waren es Vater und (Adoptiv-?)Sohn sizilianischer Herkunft aus dem Ritterstand: Gaius und Gnaeius Popmeius Grosphus. Da es eher selten ist, das zwei Mitglieder derselben Familie gleichzeitig duoviri sind, wird ihnen großer Einfluss aus der Foschung zugeschrieben. N. Sandelius Balbus und P. Vedius Siricus, zuvor nicht in der pompejianischen Politik auftauchende Personen, übernehmen das Amt. Zusätzlich wird ein ehemaliger duovir von 57/58, Sex. Pompeius Proculus, als praefectus iure dicundo zur temporären Kontrolle der Stadt eingesetzt. Siehe dazu u.a.: Castrén, Paavo: Ordo populusque Pompeianus : Polity and Society in Roman Pompeii. Rom : Bardi, 1975. S. 110, S. 183; Franklin, James L.: Pompeis Difficile Est : Studies in the Political Life of Imperial Pompeii. Michigan : The University of Michigan Press, 2001, S. 75.

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Die erste Ebene betrifft die Bestrafung des Spielgebers Livineius Regulus et qui alii, die hier als Individualstrafe einer Einzelperson (und der anderen unbekannten Individuen) aufgefasst werden kann. 41 In Rom war es üblich, dass die Beamten als Teil ihrer politischen Karriere offizielle Spiele ausrichteten und der Kaiser zusätzlich Spiele ansetzten konnte. In den anderen Städten des Reiches konnten von lokalen Magistraten oder wohlhabenden Individuen Spiele gesponsert werden, 42 in der Hoffnung, davon politisch und gesellschaftlich zu profitieren (Euergetismus 43). Ob sich Livineius Regulus durch die Veranstaltung eines Gladiatorenspektakels evtl. mehr politischen Einfluss versprach, ist nicht sicher zu beweisen. Sicherlich wäre es aufschlussreich zu erfahren, aus welchen Gründen sich Livineius Regulus, wie von Tacitus in Ann. 14, 17 berichtet, vom Senat abgewendet hat (Livineius Regulus, quem motum senatu rettuli). Leider ist uns die Stelle, an dem Tacitus dies erläuterte nicht mehr überliefert. So muss Livineius Regulus Entfernung in der Zeit zwischen 37-47 n. Chr. passiert sein. Oftmals wird in der Forschungsliteratur die Bemerkung Tacitus' über die Anzettelung des Kampfes durch Livineius Regulus gänzlich ignoriert und die Exilierung als natürliche Konsequenz des Krawalls beschrieben. Demgegenüber entwickelten sich starke Deutungen hinsichtlich der in einem Wort präsentierten Schuldfrage. Tacitus lässt durch die Verwendung des Wortes conciverant (3. P. Pl. Indikativ, aktiv) von concire (anstacheln, provozieren, antreiben, hervorrufen, erregen) wenig Zweifel daran aufkommen, dass der Spielgeber zumindest eine Mitschuld an dem Ausbruch des Krawalls trägt. 44 Kelly verwendet die Bezeichnung „Ringleader“ 45 für Livineius Regulus, was ihn deutlich als Anführer eines geplanten Aufstandes bestimmt. Wenn dem so wäre, warum deutet Tacitus nicht expliziter auf die (vermeintliche) Schuld des ehemaligen Senators hin? Ist diese Deutung nur eine Überinterpretation oder steckt mehr dahinter? Nach der Theorie des linguistic turn 46, hat jedes verwendete Wort eine Bedeutung und spiegelt den in der Gesellschaft vorhandenen Diskurs wieder. Dementsprechend müsste man die Andeutung Tacitus' ernst nehmen. Gleichzeitig, wie in den vorhergehenden Kapiteln dargelegt wurde, müssen Tacitus' Intentionen und Motive 41 Galsterer will in dem Fakt, dass individuelle Schuldige bestraft werden, den Beweis für einen geplanten Aufstand erkennen. Vgl. Galsterer, seditio, S. 325. 42 Richard Gamauf erwähnt zudem, dass Individuen aus den Provinzen nur mit Kaiserlicher Genehmigung ausricten durften. Vgl. Gamauf, Richard: Pro virtute certamen. Zur Bedeutung des Sports und von Wettkämpfen im klassischen römischen Recht. In: Harter-Uibopuu, Kaja und Kruse, Thomas (Hrsgg.): Sport und Recht in der Antike . Beiträge zum 2. Wiener Kolloquium zur Antiken Rechtsgeschichte 27.-28.10.2011. Wien : Holzhausen, 2014, S. 292 mit Fußnote 75. 43 Siehe zum Thema Euergetismus u.a. Zuiderhoek, Arjan: „The Ambiguity of Munificence Artikel.“ Historia: Zeitschrift für Alte Geschichte, 56. 2 (2007), S. 199f.; Arjan Zuiderhoek: The Politics of Munificence in the Roman Empire. Citizens, Elites, and Benefactors in Asia Minor. Cambridge University Press, Cambridge 2009; Paul Veyne: Brot und Spiele. Gesellschaftliche Macht und politische Herrschaft in der Antike. Frankfurt am Main : Camous Verlag, 1992. 44 Bomgardner wirft hingegen Tacitus eine, durch persönliche Abneigung dem ehemaligen Senator gegenüber, gefärbte Sicht vor: „Tacitus obviously had a personal dislike of Livineius Regulus (…).“ Bomgardner, David L.: The Story of the Roman Amphitheatre. London [u.a.] : Routledge, 2000, S. 51. 45 Kelly, Riot Control, S. 157. Auch Nijf verwendet diese Bezeichnung: Nijf, Civic World, 237. 46 Vgl. Groot, Bedeutung, S. 12. Näheres u.a. in Toews, John E. (1987), "Intellectual History after the Linguistic Turn: The Autonomy of Meaning and the Irreducibility of Experience", The American Historical Review 92/4, 879–907.

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mitgedacht werden, welche auf die Darstellung und subtile Bewertung von Handlungen und Personen zu einem höheren Zweck abzielen. Die Politisierung der Arena durch Drahtzieher ist kein unbekanntes Phänomen. 47 Beauftragte Livineius andere Leute, wie z. B. Repräsentanten von collegia, Führungspersonen der pompejianischen Fans oder gar externe Claqueuere 48, 49 eine Auseinandersetzung zu provozieren oder war der Spielsponsor sogar persönlich bei dem Gladiatorenspiel zugegen? Da uns aber keine weiteren Quellen dazu zur Verfügung stehen, müssen der Grad der Involvierung des ehemaligen Senators und seine Motive dafür im Dunkeln bleiben.

Auf der zweiten Ebene liegt der Beschluss zur Auflösung der collegia, quae contra leges instituerant als Semi-Individualstrafe bzw. eher als Semi-Kollektivstrafe, da diese Resolution nur gewisse Teile der pompejianischen Gesellschaft betraf. Collegia waren nichtstaatliche Vereinigungen (auch Gesellschaften oder Gilden genannt), die sich auf Basis von z. B. Beruf, Religion, Stadtviertel oder Interesse zusammenschlossen. Laut MacMullen waren sie „obviously a prominent and respected element in the urban scene“. 50 Zunächst muss klargestellt werden, dass nach der nicht vollständig überlieferten Lex iulia de collegiis 51 nach Vorgaben des römischen Rechts gegründeten und entgegen das Recht handelnden collegia (collegia illicita) unterschieden werden muss. 52 In den Annalen 14, 17 ist somit die Rede von der letzteren Gruppierung. Collegia, die im Einklang mit dem römischen Recht standen, hatten, jedenfalls in Rom, sogar eigene ausgeschriebene Sitzplätze in den Arenen, was auf deren Anerkennung innerhalb der römischen Gesellschaft hinweist. 53 Das Auftauchen von collegia in der taciteischen Quelle animiert zu unterschiedlichsten Annahmen darüber, welche Art diese Vereinigungen genau waren und welche Rolle sie in dem Aufruhr spielten. 54 Ob Mitglieder einer collegia überhaupt Anteil am Ausbruch des 47 Vgl. Browning, Robert: „The Riot of A.D. 387 in Antioch. The Role of the Theatrical Claques in the later Empire.“ Journal of Roman Studies, 42 (1952), S.16; Moeller, Riot, S. 95. 48 MacMullen über Claqueure, S. 173: „(…) that their catch phrases, rhythm, and unison were applied to politcal cheers.(…).“ Auch Fagan schreibt Claqueuren instruierenden und organisierenden Charakter gegenüber der Masse zu. Siehe Fagan, Garret G.: The Lure of the Arena : Social Psychology and the Crowd at the Roman Games. Cambridge [u.a.] : Cambridge University Press, 2011, S. 139 und Fußnote 44 für Quellen zu Claqueuren. 49 Die aufgezählten Personen könnten dementsprechend dann qui alii sein. Galsterer will zwischen Livineius Regulus und dem Emporkömmling Cn. Alleius Nigidus Maius eine enge Beziehung sehen und verdächtigt Letzteren somit einer derjenigen zu sein, die exiliert wurden. Galsterer, seditio, S. 332f. 50 MacMullen, Ramsay: Enemies of the Roman Order : Treason, Unrest, and Alienation in the Empire. Cambridge : Harvard University Press, 1966, S. 175. 51 Siehe zur Lex Iulia de Collegiis näher: Groten, Andreas: Corpus und universitas : römisches Körperschafts- und Gesellschaftsrecht: zwischen griechischer Philosophie und römischer Politik. Tübingen : Mohr Siebeck, 2015, S. 247-314; Cotter, Wendy: The Collegia and Roman Law. State Restrictions on Voluntary Associations, 64 BCE – 200 CE. In: Kloppenborg, John S. (Hrsg.): Voluntary Associations in the Graeco-Roman World. London [u. a.] : Routledge, 1996, S. 74–89. 52 Schon in der frühesten Erwähnungen von collegia, auf der achten Tafel des Zwölf Tafel Gesetztes, wird ihnen nicht nur das Recht zugesprochen, ihre interne Verfassung zu statuieren, sondern auch untersagt, die öffentliche Gesetzte zu verletzen ( (...) dum ne quid ex publica lege corrumpant.). Nähere Informationen zum römischen Recht bzgl. collegia siehe: Cotter, Collegia, S. 74-89. 53 Vgl. Nijf, Civic World, S. 234-236. 54 Zusammenfassung der Literatur über Theorien zu collegia siehe auch: Franklin, Pompeis, S. 13, Fußnote 24.

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Krawalls hatten, bleibt aufgrund der geringen Beweislage unklar, für zahlreiche Autoren jedoch ist das in Ann. 14, 17 erwähnte Verbot dieser Gruppierungen Grund genug, um verschiedenste Theorien aufzustellen. Moeller argumentiert in seinem Aufsatz, dass die unrechtmäßige Vereinigung der Campani 55 bei einem Gladiatorenkampf von nucerinischen und pompejianischen collegia iuvenum56 in Konflikt gerieten. Somit seien nicht collegia iuvenum, wie Richardson annimmt 57, Initiatoren des Aufruhrs, sondern die zugehörige (und wohl illegale) Fangemeinschaft der legalen iuvenes Auslöser des Krawalls und gleichzeitig diejenigen, die von dem Auflösungsgebot des Senats betroffen waren. 58 Galsterer unterstützt Moellers Theorie, dass collegia iuvenum bei dem spectaculum gladiatorum wetteiferten und will in den collegia, quae contra leges instituerant, ähnlich den Augustiani, eine „auf einen Führer eingeschworene(n) iuventus-Gruppe“ sehen, die von der pompejianischen Oberschicht zu politischen Zwecken missbraucht wurde. 59 Welcher Art diese collegia tatsächlich waren, muss der Spekulation überlassen werden. Ebenso bleibt unklar, ob sie nur zufällig bei den Untersuchungen der römischen Beamten entdeckt wurden und somit die Untersagung als 'Kollateralschaden' zu verstehen ist 60 oder „they [die Autoritäten] were aware of their [collegia] existence, but had chosen to turn a blind eye, perhaps because of some benefit derived from their presence in the city.“ 61 Nippel statuiert jedenfalls: „The collegia and their leaders continued to play a role in mobilizing people and organizing protest“ und vermutet hohe Gefahr, dass collegia 'von oben' manipuliert werden konnten. 62 So kann auch unabhängig von dem tatsächlichen Ablauf der blutigen Unruhe 59 in Pompeji stark vermutet werden, dass gegenüber Zusammenschlüssen von Teilen der Bevölkerung wie den collegia von Seiten der römischen Elite Vorurteile existierten. Diese nährten sich aus der Annahme, collegia hätten einen Hang zu Gewalt und unmoralischem Verhalten. Vielleicht spielte sogar die Befürchtung eine Rolle, die Vereinigungen könnten politisch relevante Kräfte werden. So ist dem Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan zu entnehmen: Quodcumque nomen ex quacumque causa dederimus iis, qui in idem contracti fuerint, hetaeriae eaeque brevi fient. 63 Es ist schwierig zu sagen, ob diese Vorurteile Gehalt haben, jedoch kann angenommen werden, dass Gewalt und Krawalle eine von wenigen Möglichkeiten für collegia waren, Handlungsmacht zu zeigen

55 Diese Hypothese stützt er mit dem Graffito CIL, IV, 1293 aus Pompeji: CAMPANI VICTORIA UNA CUM NUCERINIS PERISTIS. Moeller, Riot, S. 88. 56 Galsterer beschreibt diese als „städtische Jugendorganisation Pompeiis“. Galsterer, seditio, S. 325. Allgemein zu collegia iuvenum siehe Kleijwegt, Marc: "Iuvenes and Roman Imperial Soceity“. Acta Classica, 37, 1994, S. 79-102. 57 Richardson Jr., L.: The Casa dei Dioscuri and Its Painters. Memoirs of the American Academy in Rome 23. Rome, 1955. 58 Vgl. Moeller, Riot, S. 94. 59 Galsterer, seditio, S. 327. 60 Vgl. Castrén, Ordo, S. 112. 61 Cotter, Collegia, S. 81. 62 Vgl. Nippel, Wilfried: Public Order in Ancient Rome. Cambridge : Cambridge University Press, 1995, S. 89. 63 Plinius Ep. 10, 34.

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oder Bedürfnisse auszudrücken. 64 Jedenfalls könnte die Verurteilung der collegia 59 n. Chr. auch das Resultat der elitären Weltsicht auf untere Gesellschaftsschichten darstellen, die solche Gruppen gerne als Anstifter sehen wollten, 65 was nach Hubbard in zahlreichen Restriktionen für collegia mündete. 66

Auf der dritten Ebene, der Kollektivstrafe, liegt das auf zehn Jahre festgesetzte Verbot für Gladiatorenspiele in Pompeji. Nippel vermutet hinter der Kollektivstrafe die Auffassung, dass Aufständische oftmals von den Autoritäten als RepräsentantInnen der gesamten Bevölkerung gesehen wurden. 67 Wie bereits oben erwähnt sind Galsterer 68 und Fagan in Verbindung mit Moellers Überlegungen 69 der Annahme, dass die taciteische Formulierung gladiatorio spectaculo auf die Andersartigkeit dieser Veranstaltung im Gegensatz zu einem herkömmlichen Gladiatorenspiel hinweist. Die Theorie, dass sich nuceriansiche und pompejianische iuvenus-Gruppen bekämpften und somit nur ein „gladiator-like spectacle“ (z.B. ein Trainingskampf zwischen diesen Gruppen, aber kein offizielles Gladiatorenspiel) stattfand, versucht Fagan mit der Zählung der verwendeten taciteischen Formulierungen zu unterstützen. In Historien und Annalen seien insgesamt neunmal die Varianten von gladiatorum spectaculum zu zählen, sie stehen im Gegensatz zu drei Beispielen, in denen gladiatorium auftaucht. Somit würde sich das Verbot nur auf bestimmte Formen der Gladiatorenspiele beziehen. 70 Diese These ist fraglich, da ab 59 (bis zumindest 62) keine werbenden Inschriften in und um Pompeji gefunden wurden, die auf die Veranstaltung von 'normalen' Gladiatorenspielen hinweisen. 71 Des Weiteren ist die Prohibition der eius modi coetu auf zehn Jahre an sich ein umstrittener Sachbestand. Es wird vermutet, dass das erwähnte Verbot schon vor 69 n. Chr. wieder aufgehoben wurde, woran Poppaea, die zweite Frau Neros, aufgrund ihrer wahrscheinlich pompejianischen Herkunft ihren Anteil gehabt haben soll. 72 64 Vgl. Njif, Civic World, S. 238. 65 „With respect to disturbances in cities outside the capital, at any rate, the authorities were inclined to see these groups as instigators of riots.“ Nippel, Public Order, S. 81. 66 „Another important preventative measure was symply to prohibit groups of people from conregating. (…) Voluntary associations were under constant suspicion of political subversion and faced numerous restrictions during the early principate. Augustus, Claudius, Nero, and Trajan attemptedto curtail the activities of collegia, believing that sedition was the inevitable result of such gatherings.“ Hubbard, Urban Uprising, S. 424. 67 Vgl. Nippel, Public Order, S. 90. 68 Vgl. Galsterer, seditio, S. 327. 69 Vgl. Moeller, Riot, S. 90. 70 Vgl. Fagan, Lure, S. 95f., inklusive Fußnote 38. Gladiatorium stelle also durch die adjektivische Form eine schwächere Konstruktion dar als mit gladiatorum, in dem der Genitiv Plural des Nomens verwendet wurde. 71 Franklin führt hierzu eine Inschrift an, die Spiele zu Ehren von Nero für 62 n. Chr. in Pompeji verlautet, in denen Tierhetzen, Athleten und Beregnung des Publikums, jedoch keine Gladiatorenspiele angekündigt sind. Franklin, Pompeis, S. 137: Pro Salute Neronis Claudi Caesaris Aug(usti) Germanici, Pompeis Ti(beri) Claudi Veri venatio athletae et sparsiones erint V, IIII k(alendas mar(tias). CCCLXXIII. (CIL IV 7989a, c). Auch Bomgardner argumentiert in die Richtung mit Hilfe der Forschungsergebnisse von Tumolesi, P. Sabbatini: Gladiatorium paria. Annunci di specttacoli gladiatorii a Pompei, Rom : Edidzioni di Storia e Letteratura, 1980. Bomgardner, Story, S. 52. 72 So u.a. Cooley, Alison E. und Cooley, Mevin G. (Hrsgg.): Pompeii and Herculaneum : A Sourcebook. 2. Aufl.. Abingdon [u.a.] : Routledge, 2014, S. 84; Galsterer, seditio, S. 330; Bomgardner, Story, S. 52.

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6. Soziale Dynamiken Natürlich findet man nie ein perfektes und logisches Set von Ideen und Motiven über derartige Unruhen, was vor allem damit zusammenhängt, dass die Berichte darüber stark vom bias der Quellen abhängen. Gleichwohl lassen sich neben den Intentionen Tacitus' auch nachvollziehbare Handlungsmuster des Publikums erkennen, auch wenn sie vielleicht nicht der historischen Realität entsprechen. Öffentliche Spiele im Römischen Reich waren nach Hubbard berüchtigt dafür, Unruhen oder wildes Verhalten auszulösen, da die Rufe beim Anfeuern, lautes Gejohle und generelle Regellosigkeit während der Spektakel zu solchem Verhalten anstacheln würden. 73 Schon Seneca beschreibt das Massenverhalten zu seiner Zeit. So heißt es: „(1) Was du besonders meiden mußt, fragst du: die Masse. Noch kannst du dich mit ihr nicht ohne Gefahr einlassen. Ich jedenfalls will dir eingestehen meine Schwäche: niemals bringe ich von einem Ausgang den Charakter zurück, mit dem ich das Haus verlassen habe. [...] (2) Feindlich ist der Umgang mit der Menge: keiner, der uns nicht eine Fehlhaltung empfiehlt oder aufdrängt oder uns nichtsahnend anhängt. Jedenfalls, je größer die Volksmenge ist, unter die wir uns mischen, desto mehr Gefahr besteht. Nichts aber ist so schädlich für einen guten Charakter, wie sich bei irgendeiner Schaustellung niederzulassen: dann nämlich schleichen sich durch Vermittlung des Vergnügens Fehlhaltungen besonders leicht ein.“ 74

Im Gegensatz zu den Geschehnissen im Circus oder im Theater sind Krawalle oder Aufstände unter Fans bei Gladiatorenspielen eine Seltenheit, da diese weniger zu Unruhen unterhalb der ZuschauerInnen verleiten würden. 75 Es scheint so, als ob der Aufruhr im pompejianischen Amphitheater 59 n. Chr. ein Einzelfall war, 76 jedoch sind Aufstände im Kontext von öffentlichen Spielen keineswegs selten gewesen. Im Folgenden sollen ausgewählte Überlegungen zu sozialen Prozessen und Dynamiken von Menschenmengen bei öffentlichen Spielen allgemein und konkret im 73 Vgl. Hubbard, Urban Uprising, S. 422. 74 Sen.min.epist. 7,1-2: (1) Quid tibi vitandum praecipue existimem, quaeris: turbam. Nondum illi tuto committeris. Ego certe confitebor inbecillitatem meam: numquam mores, quos extuli, refero. [...] (2) Inimica est multorum conversatio: nemo non aliquod nobis vitium aut commendat aut inprimit aut nescientibus adlinit. Utique quo maior est populus, cui miscemur, hoc periculi plus est. Nihil vero tam damnosum bonis moribus quam in aliquo spectaculo desidere: tunc enim per voluptatem facilius vitia subrepunt. Übersetzung nach: Rosenbach, Manfred: L. Annaeus Seneca. Band 3: Ad Lucilium epistulae morales I–

LXIX / An Lucilius Briefe über Ethik. 1–69. Lateinischer Text von François Préchac. Übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Manfred Rosenbach. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1995. 75 Fagan bezieht diese Theorie auf die im Vergleich friedlichere Zuschauerschaft bei Gladiatorenkämpfen. Er erklärt dieses Phänomen mit der fehlenden Möglichkeit zur Interaktion zwischen den Darstellern und dem Publikum bei Gladiatorenspielen, wohingegen bei Theater- und Pantomimeaufführungen ein hoher Grad an Involviertheit, wenn auch nur verbal, des Publikums zum Bühnengeschehen (adclamationes) und andersherum, existiere, welches aufrührerisches Verhalten begünstige. Auch würden Fans bzw. Circus- und Theaterparteien (factiones und fautores) zu stärkerem Konkurrenzverhalten führen, das bei Gladiatorenkämpfen, aufgrund der ständig wechselnden Kampfkonstellationen, nicht so sehr ausgeprägt sei. Vgl. Fagan, Lure, S. 148f. 76 Vgl. Fagan, Lure, S. 93 plus Fußnote 34; Guttmann, Allen: Sports Spectators. New York : Columbia University Press, 1986, S. 23 mit Verweis auf Balswin, Barry: The Sport Fans of Rome and Byzatium, Liverpool Classical Monthly 1984, Vol. 2, S. 29. Für Krawalle bei Wagenrennen siehe u.a.: Cameron, Alan (1976). Circus Factions: Blues and Greens at Rome and Byzantium. Oxford: Clarendon Press; John H. Humphrey, Roman Circuses: Arenas for Chariot Racing. Für Theateraufführungen: W. J. Slater, Pantomime Riots, Classical Antiquity, Vol. 13, No. 1 (Apr., 1994), pp. 120-144; Jory, E. J., The early pantomime riots, in: A. Moffat (ed.), Maistor. Classical, Byzantine and Renaissance Studies for Robert Browning, Canberra 1984, 57–66.

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Bezug auf den Krawall in Pompeji dargestellt werden. Garret G. Fagan präsentiert in seiner Monografie sozialpsychologische Ansätze zur Analyse von Massenverhalten in Arenen des Römischen Reiches. Seine für die vorliegende Arbeit wichtigsten Aspekte umfassen zum einen die Theorie über Individual- und Gruppenidentitäten und zum anderen die damit verbundene Vorstellung von Gruppenbildung. Fagan argumentiert, dass ZuschauerInnen bei öffentlichen Spielen dem Phänomen der variierenden sozialen Identitäten unterliegen, die am Selbstverständnis des Individuums, aber auch an dessen Zugehörigkeit zu einer Gruppe orientiert sind. Gruppennormen, die auf einem still geteilten Verständnis von kategorischen Bedeutungen basieren, würden präsentiert, von den einzelnen Individuen im jeweiligen Kontext erwartet und dann gegebenenfalls reproduziert. 77 So entscheiden AkteurInnen (bewusst oder unbewusst) nach Kontext variierend zwischen sozialen Identitäten, welche von äußeren Impulsen abhängig sind. Fagan statuiert: „In certain circumstances, social categorization can lead people to adopt discriminatory and derogatory attitudes (…).“ 78 Deindividualisation

in

der

Menge,

Macht,

Solidarität

in

der

Gruppe

und

Zusammengehörigkeitsgefühle seien einige der zentralen Motive, welche die Emotionen bei Massendynamiken dominieren. Dass die Orte der Spiele einen speziellen Raum darstellen, die vor allem durch die Masse und ihr Verhalten geprägt seien, bemerkt auch Tacitus in den Historien 1, 72: (…) concurrere ex tota urbe in Palatium ac fora et, ubi plurima vulgi licentia, in circum ac theatra effusi seditiosis vocibus strepere (…). In Verbindung mit dem Aufruhr im pompejianischen Amphitheater sei es also nicht schwer, sich vorzustellen, dass in Anbetracht der geschilderten sozialen Dynamiken spontan Unruhe ausbrechen konnte. 79 Die Beschreibung also, welche uns Tacitus über den Ablauf der Aufruhr liefert – von Beschimpfungen über Steinwürfe hin zum Zücken der Schwerter (quippe oppidans lascivia in vicem incessentes probra, dein saxa, postremo ferrum sumpsere, validiore Pompeianorum plebe, apud quos spectaculum edebatur) – erscheint absolut nachvollziehbar. Nicht zu vergessen sei bei diesem Gesichtspunkt aber, dass der taciteische Bericht von seinem subjektiven Bild über die 'Masse' geprägt ist. So könnte der Teil quippe oppidans lascivia in vicem incessentes probra zwar einerseits als reine Beobachtung aufgefasst, andererseits aber in Anbetracht seines elitären bias und dem nahezu ironischen Anschein dieser Formulierung als (Ab-)Wertung verstanden werden. Erich Heller übersetzt diesen Teil als „mit kleinstädtischem Mutwillen sich gegenseitig neckend“ 80. Ob nun

77 78 79 80

Vgl. Fagan, Lure, S. 81. Ebd. Vgl. ebd., S. 94. Tacitus, Cornelius: Annalen : lateinisch-deutsch. Verwendet in der Ausgabe und Übersetzung von: Erich Heller. Mannheim : Artemis & Winkler, 2010 (6. Auflage), S. 651.

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Hellers Übersetzung lascivia als „Mutwillen“ (was einen vorsätzlichen Charakter suggeriert) oder die alternative Deutung als 'Zügellosigkeit' (was sowohl positiv als auch negativ gewertet werden kann) Tacitus' Intention näher kommt, muss offen bleiben. Zudem scheint in vicem incessent proba durchaus mehr als nur ein Necken zu beschreiben – 'sich gegenseitig mit Beschimpfungen angreifen' wirkt treffender. 81 Ungeachtet der Übersetzungsproblematik kann aber konstatiert werden, dass der Geschichtsschreiber nicht nur mit Kritik über das Verhalten urteilt, sondern den BewohnerInnen sogar inhärente Eigenschaften zuschreibt, die hier scheinbar natürlicherweise ausbrechen. Tacitus untermalt hierbei deutlich die (vermeintlichen) moralischen und sittlichen Diskrepanzen im Habitus der plebs und der Gesellschaftsschicht, der er sich selbst zurechnet. Folgt man aber dem dargestellten Tathergang, könnte die Anwendung der zuvor präsentierten 'Identitäts-Theorie' auf die konkurrierenden Identitäten zwischen den ZuschauerInnen von Nuceria und Pompeji zu weiteren Erkenntnissen führen. Nach Fagan würden die Mechanismen der Massendynamik vor allem dann einsetzten, wenn die Sichtbarkeit von anderen Gruppen vorhanden sei. Die Sitzordnung in römischen Amphitheatern, worüber schon viele Abhandlungen existieren und die hier nicht genauer wiedergegeben werden soll, reflektiert die Hierarchie der römischen Gesellschaft, 82 in dem die AnhängerInnen der jeweiligen sozialen Kreise eigene Sitzplätze hatten und somit das 'einfache Volk' von den Eliten getrennt saß. 83 Hier werden somit innerhalb der Zuschauenden visuell Gruppen geformt, welche die Konstruktion des Eigenen und des Fremden unterstützen. Unglücklicherweise ist nicht ersichtlich, welche Sitzplatzverteilung bei dem Gladiatorenspiel in Pompeii im Jahre 59 herrschte. Es wäre interessant zu wissen, wie sich die Sitzordnung der BewohnerInnen von Pompeji zu jenen aus Nuceria verhielt. Waren sie nach gesellschaftlicher Funktion aufgeteilt (plebs zu plebs bzw. Eliten zu Eliten – unabhängig von der geografischen Herkunft) und somit die EinwohnerInnen beider Städte gemischt oder vollzog sich die Aufteilung jeweils separat nach Städten? 84 In Suetons Kaiserbiografie über Augustus wird die in der Lex Julia Theatralis angeordnete Sitzordnung in Rom beschrieben: 85 „Senators sat apart from the

81 Fuhrmann beschreibt es zum Beispiel als „characteristic of „small-town insolence““. Fuhrmann, Christopher J.: Policing the Roman Empire : Soldiers, Administration, and Public Order. New York ; Oxford : Oxford University Press, 2011, S. 83. 82 U.a. vgl. Nippel, Public Order, S. 87, Nijf, Civic World, S. 212, Fagan, Lure, S. 142. 83 Siehe hierzu z. B. Njif, Civic World, S. 209-240. 84 Zum Beispiel im römischen Kolosseum geben Inschriften auf den Sitzreihen teilweise Aufschluss über die Gruppierung der Zuschauer. Neben Sitzblöcken u.a. für römische Ritter, minderjährige Jungen oder dessen Tutoren gab es auch eine Inschrift, die öffentliche Gäste auf ihre Plätze hinwies ( [hos]pitib[us publicus] ). Fagan, Lure, S. 111f. 85 Sueton. Aug. 44: (…) Facto igitur decreto patrum ut, quotiens quid spectaculi usquam publice ederetur, primus subselliorum ordo vacaret senatoribus, Romae legatos liberarum sociarumque gentium vetuit in orchestra sedere, cum quosdam etiam libertini generis mitti deprendisset. Militem secrevit a populo. 2 Maritis e plebe proprios ordines assignavit, praetextatis cuneum suum, et proximum paedagogis, sanxitque ne quis pullatorum media cavea sederet. Feminis ne gladiatores quidem, quos promiscue spectari sollemne olim erat, nisi ex superiore loco spectare concessit. 3 Solis virginibus Vestalibus locum in theatro separatim et contra praetoris tribunal dedit. Athletarum vero spectaculo muliebre secus omne adeo summovit, ut pontificalibus ludis pugilum par postulatum distulerit in insequentis diei matutinum tempus edixeritque mulieres ante horam quintam venire in theatrum non placere.

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plebs, citizens from foreigners, the freeborn from freedmen, and civilians from the military.“ 86 Zwar variierte die Platzzuteilung von Stadt zu Stadt, wir können aber vermuten, dass grundsätzliche Züge in den Provinzen von Rom übernommen worden sind und dementsprechend PompejianerInnen von NucerinerInnen getrennt gesessen haben könnten. Für die psychologischen Dynamiken und die Sichtbarkeit von Gruppen wäre dieses Wissen sehr aufschlussreich. Auch wenn auf diese Fragen keine eindeutigen Antworten zu finden sind, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Zuschauenden der jeweiligen Städte nicht einzeln setzten, sondern eher zu Gemeinschaften zusammengefunden haben, die sich innerhalb des Amphitheaters vermutlich verdichteten. 87 Dieser Prozess

der

Gruppenfindung

kann

mit

den

zuvor

beschriebenen

Identitätsprozessen

zusammenhängen. Jedenfalls greife hier das Konzept der „ingroup“ und „outgroup“, nachdem sich die ZuschauerInnen nicht nur mit einer Gruppe identifizieren würden, sondern sich gleichzeitig ihr Selbstverständnis auch über die Abgrenzung zu dem anderen Personenkreis definiere und dadurch Zusammenhalt und Empowerment generiere. 88 Gewisse Kleiderordnungen, die in der Lex Julia Theatralis angedeutet sind, könnte die Sichtbarkeit der „in“- bzw. „outgroup“ verstärkt haben. Als besonders stark können die vorgestellten Othering-Prozesse 89 wohl vermutet werden, sobald die konkurrierenden sozialen Identitäten der pompejianischen und nucerinischen BesucherInnen aufeinander prallten. „Drama and triumph in the life of the masses reached them most directly in the theater. Here they experienced excitement, here they felt their power a little, and a kind of patriotism. A grand showplace made everyone bigger, more important, consequently boastful (...)“, stellt MacMullen in Bezug auf das Krawallpotential von Massen bei Spielen fest. Dieser aufflammende, womöglich wetteifernde Patriotismus führe zu einem Verhalten, welches „consequently offensive to his neighbors“ 90 sei. Vermutlich verstärkten also einerseits Formen von Lokalpatriotismus (welcher auch in der heutigen Zeit bei einem Lokal-Derby im Fußball beobachtet werden kann) und andererseits auch vorangehende

86 Nijf, Civic Word, S. 213. 87 Nijf bemerkt zudem, dass sich durch die unterirdischen Gänge und oberirdischen Treppen der römischen Amphitheater die Zuschauer innerhalb der Sitzblöcke selbst arrangieren konnten, sodass „internal stratification was also made visible.“ Civic World, S. 215. 88 Vgl. Fagan, Lure, S. 122. 89 Ein zentrales Element von‚Othering‘-Prozessen bildet die Dichotomisierung des ‚Selbst‘ und des ‚Anderen‘.Der Prozess des ‚Othering‘ bezeichnet die Konstruktion des Selbst, bzw. der ‚ingroup‘ und die Konstruktion des ‚Anderen‘, bzw. der ‚outgroup‘ (Die Begriffe ‚ingroup‘ und ‚outgroup‘ werden an dieser Stelle von Fagan für die Ausführungen übernommen, da sie das wesentliche Motiv des ‚Othering‘ hervorheben). Sie beschreiben nicht nur eine Missinterpretation des ‚Anderen‘ sondern vielmehr eine Stigmatisierung dieser zum eigenen Nutzen. Definiert wird diese sogenannte ‚outgroup‘ mittels der ihr durch die ‚ingroup‘ zugeordneten negativen Merkmale. Der Prozess des ‚Othering‘ schafft eine Grenze zwischen der ‚ingroup‘ und der ‚outgroup‘ und begünstigt Diskriminierung oder einen Ausschluss des ‚Anderen‘. Die Theorie des 'Othering' geht auf Edward Saids „Orientalismus-Debatte“ zurück (Said, Edward: Orientalismus, Frankfurt a. M. : Fischer, 2009 [1979]) und wurde vor allem von Spivak zur Grundlage des heutigen Begriffsverständnis weiterentwickelt (Spivak, Gayatari C.: Subaltern studies. Deconstructing historiography. In: Landry, Donna und MacLean, Gerald (Hrsgg.): The Spivak reader. London : Routledge, 1996 [1985], S. 203–236.). 90 MacMullen, Enemies, S. 168.

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regionale Konflikte zwischen den Nachbarstädten die Entstehung von Zusammenrottungs- und Abgrenzungsverhalten innerhalb der Zuschauermasse des Amphitheaters. 91 Nicht zu vergessen sei hier, dass Tacitus von der Überlegenheit der PompejianerInnen gegenüber den NucerinerInnen berichtet: (…) validiore Pompeianorum plebe, apud quos spectaculum edebatur. Dies ist womöglich mit dem simplen 'Heimvorteil' der pompejianischen ZuschauerInnen zu erklären – also ihrer vermutlich höheren Anzahl und ihrer besseren Kenntnis der gewohnten Umgebung.

In Passagen der taciteischen Annalen sowie in der Fachliteratur lassen sich Motive ausmachen, die eine traditionelle Feindschaft der BewohnerInnen von Pompeji und Nuceria und somit deren aufrührerisches Verhalten erklären könnten. Festzustellen ist aber, dass diese Konflikte in Ann. 14, 17 keine Rolle spielen, sondern der Spielgeber Livineius Regulus inklusive qui alii und gewissen collegia contra leges damit in Verbindung gebracht werden. Trotz dessen sollen im Folgenden kurz die grundlegenden Leitgedanken dazu präsentiert werden, die in der modernen Forschungsliteratur als Motiv für den Ausbruch des Krawalls anführen: Nicht nur in den Samnitenkriegen (343-290 v. Chr) sondern auch im Bundesgenossenkrieg im ersten Jahrhundert v. Chr. (91/90-88) bezogen Pompeji und die direkte Nachbarstadt Nuceria entgegengesetzte politische Lager. Während Nuceria auf der Seite Roms verweilte, kämpfte Pompeji im Bundesgenossenkrieg mit den übrigen kampanischen Städten bei den aufständischen Italikern. Als Folge des Sieges über die aufständischen Gebiete und der Unterwerfung mit nachfolgender Romanisierung der römischen Opportunisten, erhielt Nuceria als Entschädigung für die Solidarität zu Rom die Hafenstadt Stabiae, welche durch ihre vorteilhafte Lage und geographische Nähe zu Pompeji für die pompejianische Wirtschaft nicht unbedeutend sein musste. Zudem schildert Tatictus in den Annalen 13, 31, 2 die gezielte Ansiedlung von VeteranInnen in Nuceria durch Nero 57 n. Chr, 92 was für die meisten AutorInnen als der berühmte 'letzte Tropfen' im überlaufenden Fass der nachbarstädtischen Spannung gilt. Die Territorialpolitik der letzten beiden Ereignisse verlief also auf Kosten des pompejianischen Gebietes. 93

„(…) Denn es sind vor allem drei Gelegenheiten, bei denen das römische Volk seine politische Meinung und Auffassung zu erkennen geben kann: Die formlosen Versammlungen, die Komitien, die Zusammenkünfte bei Spielen und Gladiatorenkämpfen(…)“ 94, schreibt Cicero. Die Arenen waren 91 92 93 94

Vgl. Fagan, Lure, S. 154. Motive und mögliche Ziele zur Kolonialpolitik Neros siehe auch: Galsterer, seditio, S. 328-330. Vgl. u.a. Galsterer, seditio, S. 324-329; Bomgardner, Story, S. 50f., Castrén, Ordo, S. 111f. Cic. Sest. 50 (106): Etenim tribus locis significari maxime de re publica populi Romani iudicium ac voluntas potest, contione, comitiis, ludorum gladiatorumque consessu. Übersetzung nach: Fuhrmann, M. (Hrsg.): M. Tullius Cicero. Sämtliche

Reden. Band 5. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Manfred Fuhrmann. München : Artemis, 1978.

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nicht nur ein gesellschaftlicher und somit politisch nutzbarer Treffpunkt des Großteils der Bevölkerung, sondern auch ein Raum, in dem sich (zumindest in Rom) Volk und Herrscher begegneten. Ein weiterer Interpretationsansatz behandelt daher die Funktion der Spiele bzw. der Orte an dem sie stattfanden (Amphitheater, Circus oder Theater) als Kanalisationselement gesellschaftlicher Bedürfnisse und allgemeinen Missmuts. 95 Es gab mehrere Formen bzw. Anlässe diese Gefühle nach außen zu tragen, aber „it was only very exeptionally that the people's complaints directly addressed fundamental elements of the social order.“ 96 Die gewaltsame Unruhe in Pompeji richtete sich laut Tacitus – unserer einzigen Quelle dazu – nicht gegen die Obrigkeit, sondern war schlicht und einfach oppidans lascivia. Andere AkteurInnen wie etwa Mitglieder von collegia oder Lokalpolitiker seien die einzigen Auslöser gewesen. Weitere Motive werden überhaupt nicht genannt. Beachtet man allerdings die zuvor dargestellte traditionelle Feindschaft zwischen den beiden Städten, könnte der Krawall auf die Frustration gegenüber der jüngsten Territorialpolitik Neros zurückgeführt werden, welcher auf die nucerischen BesucherInnen projiziert und an diesen ausgelassen wurde. So könnte demzufolge der Aufstand als (bewusster oder unbewusster) Versuch interpretiert werden, sich Gehör beim Kaiser zu verschaffen, was für die BewohnerInnen von Provinzialstädten vergleichsweise schwieriger war als für ZuschauerInnen in Rom. 97

Die Diskussionen um die Wahrscheinlichkeit eines geplanten Krawalls, welche an das Vorhandensein von Schwertern entgegen des vermuteten Waffenverbots in der Arena knüpfen, 98 können nicht eindeutig aufgelöst werden. Vorangegangene Erfahrungen von früheren Spielen, in denen NucerinerInnen im pompejianischen Theater gastierten oder andersherum 99 und das Wissen um die gemeinsamen Normen und Werte der jeweiligen „ingroup“ zur gastierenden „outgroup“ können angenommen werden. MacMullen ist der Auffassung, dass die Atmosphäre in einer Stadt gegenüber

95 Dazu u.a. Zuiderhoek, Ambiguity, S. 207, 213; Nippel, Public Order, S. 87f. In Tac. Ann. 6.13 wird zudem beschrieben, wie sich 33 n. Chr. in Rom Unruhen aufgrund des dramatisch gestiegenen Kornpreises ausbreiteten und sich der Ärger für mehrere Tage in Form von Rufen und Forderungen an den Kaiser im Theater formierte. 96 Nippel, Public Order, S. 88. 97 „(…), the spectators present at the public games were undouptedly regarded as expressing the will of the Roman People.“ Nippel, Public Order, S. 90. 98 u.a. Castrén, Ordo, S. 111; Moeller, Riot, S. 94f. Petermandl hingegen argumentiert mit Hilfe eingefügter Quellen, dass nur wegen Steinen oder Schwertern keinesfalls von einem geplantem Hinterhalt zu sprechen ist: Petermandl, Werner: Noch einmal zum ' Zuschauerkrawall' von Pompeji. In: Mauritsch, Peter (Hrgs.): Antike Lebenswelten : Konstanz - Wandel – Wirkungsmacht. Wiesbaden : Harrassowitz, 2008, S. 182. 99 Benefiel zeigt anhand von der Auswertung von Inschriften auf Gräbern, Fresken, Graffiti u.a. in und um Pompeji, dass wohl ein großes Netzwerk an Interaktionen zwischen den kampanischen Städten existierte, welches sich vor allem auch in den gegenseitigen Besuchen der Spiele zeigte. Auch das Fassungsvermögen des pompejianischen Amphitheaters von bis zu 20.000 Zuschauern im Vergleich zu der Bevölkerungshöhe von vermutlich 8000 bis 12.000 Leuten verweist auf die Möglichkeit, Zuschauern der kampanischen Umgebung Platz zu bieten. Nuceria ist als dichteste Nachbarstadt 14,5 km von Pompeji entfernt. Zahlreiche edicta munerum, um genau zu sein sechs Inschriften in Pompeji, welches die höchste Anzahl von bekannten Inschriften im Vergleich zu anderen Städten darstellt, werben für Spiele in Nuceria. Benefiel, Litora, S. 43f., 49f., 57, 82.

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außenstehenden 'Anderen' bzw. Feinden von Gerüchten, die von der Straße über die Marktplätze zu den Arenen potenziert wurden, beeinflusst wird. 100 Dies bezieht er unkommentiert auf die Ereignisse von 59 in Pompeji, jedoch lässt sich dies ohne jegliche Nachvollziehbarkeit durch Quellen nicht nachweisen. Folgt man also den vorgestellten Argumentationen, lässt sich ein rein spontaner, gar überraschender Ausbruch des Kampfes nahezu ausschließen - ein sorgfältig geplanter Hinterhalt aber nicht lückenlos bestätigen.

7. Der Kontext von Ann. 14.17 in den Büchern über Nero Wie schon oben angemerkt, komponiert Tacitus seine Werke wohl durchdacht. Retardierende Momente oder der Einbau von Episoden um eine gewisse Abwechslung in der Berichterstattung zu erzielen, sind von Tacitus vornehmlich verwendete kompositorische Elemente. 101 Der Krawall in Pompeji in Ann. 14.17 scheint auf den ersten Blick als eine solche, gar autonom wirkende Episode in der taciteischen Narration. Im Folgenden werden Gedankenansätze präsentiert, welche aufzeigen sollen, dass, abseits des dramaturgischen Aufbaus, andere Intentionen Tacitus geleitet haben könnten, diesen Exkurs dort zu setzten. Das Buch 13 der Annalen, welches zeitlich gesehen mitten im Jahr 54 anfängt, beginnt mit Neros Regierungszeit. Classen bemerkt, dass sich der Fokus von Tacitus Berichterstattung verändert und nun auf Nero selbst liegt, Außen- und Innenpolitik behandelt sowie auf Beziehungen von Kaiser und seinem Hof eingeht. 102 Der Bericht über die ersten Jahre der Regierungszeit Neros wird von seiner Beziehung zu und den politischen Ambitionen von seiner Mutter Agrippina bestimmt. 103 Insgesamt wird ein Bild einer milden, senatorenfreundlichen Regierung und eines 'guten' Herrschers gezeichnet. So ist die Zeit von Neros Regierungsantritt 54 bis zum Jahr 59 bei HistorikerInnen gemeinhin als 'quinquennium neronis' bekannt. 104 Nicht nur für Groot stellt das Jahr 59 n. Chr. aber einen Wendepunkt in der taciteischen Erzählung über Nero dar. 105 Zunehmende Exklusion des Senates aus Entscheidungsprozessen sowie die Hinwendung zum Volk und dem Spielwesen durch öffentliche Auftritte sind entscheidende Merkmale des zweiten Regierungszeitraumes. 106 Auch auf der

100 Vgl. MacMullen, Enemies, S. 185: „Our survey of disorders within the city, having begun with street-crossing gossip and tavern brawls, passing to the theaters, and then to artisan sections, squares, and market places where the societies had their origin, has now reached the forum. Here not only internal dissension showed themselfes, but anger of the whole city against outer enemies, such as erupted on Pompeii 59.“ 101 Vgl. Hausmann, Leserlenkung, S. 6f.; Symne, Tacitus, S. 309f. mit Fußnote 6. 102 Vgl. Classen, C. J.: „Tacitus-Historian Between Republic and Principate.“ Mnemosyne, 41( 1988), S. 106. 103 Vgl. Martin, Tacitus, 165f. 104 Diese Bezeichnung wird Trajan zugeschrieben. Es existieren aber unterschiedliche Meinungen in der heutigen Forschung darüber, ob wirklich die ersten oder eher die letzten Jahre der neronischen Regierungszeit gemeint waren. Dazu u.a. Wistrand, Tacitus, S. 35 inkusive Fußnote 1. 105 Vgl. Groot, Bedeutung, S. 130; Syme, Tacitus, S. 263; Wistrand, Tacitus, 35f. 106 Vgl. Groot, Bedeutung, S. 130 und 133.

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kompositorischen Ebene kann ein Unterschied zu den vorangehenden Abschnitten ausgemacht werden; Tacitus beginnt das 14. Buch der Annalen mit einem neuen Jahr. In diesem beschreibt er hauptsächlich in 14, 1-13 die Umstände, die Tat und die Konsequenzen des Mordes an Neros Mutter Agrippina, bevor er in 14, 14-19 die Darstellung anderer Handlungen Neros und Aktivitäten in Rom anschließt. 107 Im Abschnitt ab 14,14 beschreibt Tacitus also die Einführung der neuen Spiele durch Nero, dessen Zuneigung zu Pferden und dem Hang zum Wagenlenken. In 14,15 zeigt er die durch Nero korrumpierte Moral auf, verhöhnt in 14, 16 seine poetischen und literarischen Ambitionen. Der Beginn des 14. Buches mit dem Verbrechen an Agrippina wird durch die Tötung Octavias, Neros erster Frau, am Ende des Buches ergänzt. Das Ereignisgefüge des 14. Buches kann also als zyklische Rahmenerzählung beschrieben werden – beide Ereignisse dienen als Verbindungselement des 14. Buches und klammern somit den Abschnitt Neros Herrschaft ein, der mit dem Wandel des imperialen Machtgefüges und der Beziehung des Kaisers zum Senat einhergehen. 108 Manche Autoren wollen den Mord Agrippinas und den Tod Senecas als Neros Lehrmeister als Initialmoment sehen, der es Nero erlaubte, endlich selbstständig und gleichzeitig auf seine grausame Art zu herrschen, aber auch seine Passion für Musik, Wagenlenken und Spiele allgemein aktiv auszuleben. 109 Genau innerhalb dieses Arrangements platziert Tacitus die Ausschreitungen in und um das pompejianische Amphitheater. So ist nach Classen das Ereignis um 59, wie auch die Darbietung anderer Zwischenfälle außerhalb Roms, „not primarily to record at least some events for this year, but to illustrate once more by means of contrast Nero's inactivity and lack of concern for the empire and the common welfare.“ 110 Wie bereits dargelegt, funktionalisiert Tacitus also die Berichte über Personen und Ereignisse um seinen Missmut und Abscheu gegenüber den korrumpierten Wertevorstellungen im Prinzipat kundzutun. Dies könnte demzufolge auf mehreren Ebenen erkannt werden: Zum einen präsentiert er „The idea of Entertainment as a destructive force“ 111, die Verkommenheit der ZuschauerInnen, die von dieser Kraft leicht beeinflussbar sind und zum anderen, durch den subtilen Hinweis auf die Mitschuld Livineius Regulus' am Krawall, den fehlenden Ethos aristokratischer bzw. herrschender Mitglieder des Römischen Reiches. Die Funktionalisierung von Personen durch Tacitus könnte soweit gedeutet werden, als dass das negative Verhalten von Livineius Regulus als Symptom für die im Rom des Prinzipats herrschende Amoralität gedeutet werden kann. Unter Umständen ist sogar intendiert, dass der Ex-Senator stellvertretend für Nero wahrgenommen

107 108 109 110 111

Vgl. Classen, Tacitus, S. 107, Martin, Tacitus, 165f. Vgl. Martin, Tacitus, S. 163 Vgl. Symne, Tacitus, S. 263 und 309. Classen, Tacitus, S. 108. Wistrand, Entertainment, S. 13.

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werden soll. Ob nun die Abgabe der Entscheidung über Bestrafung der Aufrührer an Senat und Konsulat als passives Verhalten und somit als Gleichgültigkeit und Unverantwortlichkeit Neros seinem Reich gegenüber gedeutet werden kann, sei dahingestellt. Hausmann beschreibt in Bezug auf Morris suggestive Techniken Tacitus', welche die Wahrnehmung der RezepientInnen auf die präsentierten Personen lenken und somit den Lesenden ein gewisses Bild dieser Protagonisten vermitteln soll. 112 Durch die Formulirungen quem motum senatu rettuli sowie conciverant in Bezug auf Livineius Regulus, vermittelt Tacitus einen Eindruck des Ex-Senators ohne ihn direkt charakterisieren zu müssen. Hinzu kommt, dass Livineius Regulus in 14,17 als Spielgeber präsentiert wird. So schließt sich die Assoziationskette; Ein katastrophales Ereignis findet während eines Gladiatorenspiels statt, welches von einem Menschen ausgerichtet wird, der einerseits nicht mehr dem Senat angehört, da er sich entfernt hat (aktivische Konstruktion), und andererseits vermutlich den Aufstand selber provoziert hat. Auch hier manifestiert sich womöglich der destruktive, amoralische und nicht-republikanische Charakter der Spiele, die durch einen antisenatsaritokratischen Spielgeber gesponsert werden, annehmen können. Die Assoziationen und Gefühle, die bei den Lesenden während solcher Episoden aufkommen, dürfen nicht unterschätzt werden und prägen die Wahrnehmung der darauf folgenden Abschnitte. So scheint es, als ob Tacitus auch Geschehnisse, die nicht direkt mit Nero oder Rom in Verbindung stehen, mit der negativen Regierungsperiode des römischen Kaisers assoziiert wissen möchte.113 Classen schlussfolgert: „The reader cannot help feeling, that if anything is said about the effects of Nero's reign or the Romans in general, it is the moral decline, if not collapse for which the emperor himself is made responsible.“ 114 Interessant ist zudem, dass die folgende Passage, Ann. 14.18 von weiteren Akteuren berichtet, die vom Senat ausgestoßen oder aufgrund von Verstößen gegen Gesetzte angeklagt werden: „Motus senatu et Pedius Blaesus,(...). Idem Cyrenenses reum agebant Acilium Strabonem (…).“ Mit der Konjunktion et, welche nicht nur und sondern ebenso auch bedeuten kann, wird linguistisch auf die Exilierung des Ex-Sentors Livineius Regulus in 14, 17 zurückgewiesen, welche dadurch auch inhaltlich eine Verbindung herstellt und wiederholt auf die amoralische Handlungsweisen (elitärer) Akteure hinweist.

112 Vgl. Hausmann, Leserlenkung, S. 12 und Fußnote 113 Vgl. Classen, Tacitus, S. 109. 114 Ebd., S. 108.

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8. Fazit Selbstzeugnisse bzw. Literatur über Selbstbilder über AkteurInnen unterhalb der Führungschicht könnten sehr aufschlussreich sein, um besseren Einblick in Handlungsmuster und Motive von ZuschauerInnen bei öffentlichen Spielen zu erlangen. Die Elitenperspektive auf das Ereignis 59 n. Chr. im pompejianischen Amphitheater lässt sich jedoch kaum vermeiden, entspringt doch die einzige textuelle Quelle aus der Feder des Senators und Geschichtsschreibers Tacitus. Aus diesem Grund hat sich die vorliegende Arbeit zur Aufgabe gemacht, verschiedene Perspektiven aus moderner Forschung auf den Aufstand widerzuspiegeln. Parallel dazu sollten auch die Absichten Tacitus', die er mit der Pompeji-Episode verfolgt haben könnte, beleuchtet werden, um diese besser zu verstehen. Die in der Arbeit vorgestellten sozialen und psychologischen Prozesse, welche Tacitus in den Annalen 14, 17 andeutet, scheinen unter Einbezug der Deutungen aus Fachliteratur als nachvollziehbar, auch wenn die Darstellung der 'Masse' dem subjektiven Empfinden des Autors unterliegt. So kann geschlossen werden, dass in dem Moment, als PomejianierInnen und NucerinerInnen im komprimierten Raum des Amphitheaters aufeinander trafen, bestimmte Erwartungen oder Befürchtungen in den AkteurInnen vorab existiert haben mussten, die das Verhalten beim Gladiatorenspektakel modellierten. Durch die Annahme eines Zusammenspiels von konkurrierenden Identitäten der nachbarstädtischen ZuschauerInnen, Zuordnungsprozessen zu einer „ingroup“ die zu Exklusionsprozessen führten sowie traditioneller Feindschaft aufgrund kaiserlicher Territorialpolitik lässt sich ein rein spontaner, gar überraschender Ausbruch des Kampfes nahezu ausschließen - ein sorgfältig geplanter Hinterhalt aber auch nicht lückenlos bestätigen. Livineius Regulus scheint eine Schlüsselrolle in der taciteischen Berichterstattung zu spielen. Durch nebensächlich erscheinende Anschuldigung des ehemaligen Senators durch den Begriff conciverant pflanzt Tacitus in den Lesenden Annahmen, welche den Leseeindruck der Annalen beeinflusst und somit Tacitus' Intention unterstützt. Gleichzeitig stehen die Machenschaften von Livineius Regulus in Ambivalenz zu der Spontaneität des Aufstandes durch oppida lascivia am Anfang der Textpassage. Es wurde betont, dass der Autor, wohl nicht unabsichtlich, die Leserschaft im Unklaren über genaue Abläufe lässt. Das aus Tacitus' Weltsicht entspringende Erklärungsmuster aus kleinstädtischem Hang zur Gewalt, leichte Beeinflussbarkeit der Masse, starkes Bewusstsein für Hierarchien und gleichzeitige Verlust der Sittlichkeit der (ehem.) römischen Führungsschicht wurde in der Arbeit dargelegt. Zudem konnte in dieser Arbeit die in den neronischen Büchern wiedergespiegelte taciteische Überzeugung aufgedeckt und somit das Fremdbild auf das Ereignis aus Elitensicht nachvollzogen werden. Demzufolge wurde herausgefunden, dass kein Ereignis, was nicht auf irgendeiner Weise entweder einen übergeordneten Nutzen für Tacitus und seine Grundaussage bereit hielt oder keine 24

Interaktion mit der Politik des Römischen Reiches auslöste, den Weg zur Niederschrift gefunden hätte. Die Möglichkeit, dass Tacitus Informationen ummodelliert oder modifiziert wiedergibt sowie die Gefahr, dass sich dem Leser stereotypische Motive und Akteure, die angesichts seinem senatorisch-elitären bias bestehen, präsentiert, wurde offen gelegt. Gleichwohl ist deutlich geworden, dass die Pompeji-Episode als dramaturgisches Element zur Untermalung der Klimax bzw. des Wendepunktes der taciteischen Narration von Neros Regierungsperiode gelesen werden kann. Nicht als singuläres oder unabhängiges Moment in den Annalen sondern eingerahmt in die Morde an Agrippina und Octavia, in den Kontext von Neros musisch-künstlerischen Ausschweifungen auf öffentlichen Bühnen Roms eingebettet und Bezug nehmend zu weiteren Prozessen gegen Senatoren bekommt der Exkurs nach Pompeii einen ganz eigenen Charakter, der womöglich Tacitus dazu diente, den Verfall der Moral allgemein und Neros Anteil daran multiperspektivisch zu zeichnen. Tacitus selbst schreibt: „Trotzdem wird es wohl nicht ohne Nutzen sein, jene auf den ersten Blick belanglosen Ereignisse genauer zu betrachten, weil es sich aus ihnen oft Anstöße zu bedeutenden Vorgängen entwikkeln [sic]“. 115Es kann also angenommen werden, dass individuelle Abschnitte in der taciteischen Narration in ständiger Interaktion miteinander bzw. mit dem Gesamtwerk stehen.

115 Tac. Ann. 4, 32. non tamen sine usu fuerit introspicere illa primo aspectu levia, ex quis magnarum saepe rerum motus oriuntur. Tacitus, Cornelius: Annalen : lateinisch-deutsch. Verwendet in der Ausgabe und Übersetzung von: Erich Heller. Mannheim : Artemis & Winkler, 2010 (6. Auflage), S. 325.

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Eidesstattliche Erklärung Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.

Marie Joselin Düsenberg Berlin, den 13.10.2016

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