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Gerald Unterberger
Der passende Ausstellungstext
Der Zweck definiert die Textart Eigentlich ist es keine große Weisheit: Es gibt die unterschiedlichsten Textarten, die Menschen zu bestimmten Sachverhalten schreiben oder in speziellen Situationen benötigen. Ein Werbetexter muß seinen Claim mit Blickrichtung auf das zu bewerbende Produkt möglichst kurz, prägnant und vielleicht mit Wortwitz bauen. Wenn Sie eine Bedienungsanleitung für Ihren Rasenmäher brauchen, werden Sie froh sein, wenn der Text dazu in möglichst einfachen, klaren und gut verständlichen Worten verfaßt ist (die Sprachwissenschaftler würden so einen Texttyp .explikativ" nennen). Wenn ich Ihnen einen sog. SEO- Text für Ihre Homepage schreibe, so werde ich darauf achten, Keywords zu finden und diese in einer bestimmten Dichte möglichst organisch in den laufenden Text einzubauen, damit Suchmaschinen Ihre Homepage finden und sie unter die ersten Ergebnisse einreihen). Wenn Sie ausgefeilte Krimi-Romaneschätzen, werden Sie an einem verregneten SonntagNachmittag keine griechischen Tragödien im gelben Reclam lesen, sondern eher den schon lange vernachlässigten Häkan Nesser aus Ihrem Bücherregal ziehen.
Einfache Texte im schwierigen
Leseumfeld
Ein Text ist für den Leser immer nur so gut, wie er der jeweiligen Situation am besten entspricht. Dies gilt für alle Texte, und ganz besonders für solche, die man in einem "schwierigen Umfeld" konsumiert - also nicht jene, die Sie in Form einer Zeitschrift oder eines Buches bequem an Ihrem Schreibtisch oder auf Ihrem Sofa sitzend lesen.
modernen Anforderungen einer Ausstellungsbetextung nicht entsprechen. Dabei übergehe ich hier Fehler, die ebenso oft begangen werden, wie etwa zu kleine, schwer lesbare Schrift, schlechte Anbringung der Texte (zu hoch oder zu niedrig postiert, nicht direkt beim Ausstellungsobjekt usw.). Häufig sehen wir uns gerade bei den übergeordneten Texttypen im Museum (Saal- und Bereichstexte) unüberschaubar großen Textmengen ausgesetzt und kompliziert geschrieben oder allzu facettenreich ausgeführt sind.
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Originelle Kombination von Text und Objekt. Die erste Zeile des Textes erfüllt das Kriterium "eine Sinneinheit pro Zeile"; die Zahl der Anschläge ist aber zu hoch. Der Rest des Textes ist entsprechend den nachgenannten Kriterien falsch geschrieben und formatiert.
Ein besonders schwieriges Umfeld ist der öffentliche Raum. Beobachten Sie es einmal selbst: Egal, wo Sie sich befinden, auf der Straße, im Laden, am Bahnhof oder in der UniversitätSie sind umgeben von einer unglaublichen Fülle an Texten, die zum größten Teil eines gemein haben: Sie sind auf das gerade nötigste Textvolumen reduziert, damit sie im Trubel, in der Hektik und im Lärm von möglichst vielen Menschen möglichst gut und vor allem schnell aufzunehmen sind. Wenn also etwa eine allgemeine Behörde in Form einer Tafel an ihrem Eingang darauf hinweisen möchte, welche Leistungen sie erbringt, so wird der Text dazu nicht in lyrischer Versform verfaßt oder auch nicht vollgespickt mit komplizierten Fachwörtern sein; die Behörde ist nämlich keine Innungsgemeinschaft von Dichtern und Wissenschaftlern. Und von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, gilt das gleiche für ein Museum oder eine Ausstellung.
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Der große Irrtum in Sachen Ausstellungstext In nicht wenigen Museen und Ausstellungsräumen finden sich Saal-, Bereichs- oder Objektbeschriftungen, die den MUSEUM AKTUELL
Zu dichte Objekt- und Textaufstellung. Die Objekttexte sind zu klein und schwer leserlich.
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Wenn die Beschriftung auf Glas mit einer Sandstrahlfolie hinterlegt wird, vermindern sich die Spiegelungen deutlich.
Es sind zumeist die Kuratoren oder die wissenschaftlichen bzw. künstlerischen Ausstellungs-Beauftragten, die auch die Texte für ihre Ausstellung schreiben. Ein Grund für die oft ausschweifenden Texte mag darin begründet liegen, daß die Verfasser ihrem Geschriebenen besonders viel Eloquenz und Inhalt verleihen wollen, weil ihr Name sowohl hinter der Ausstellung als auch hinter dem Text steht und sie fürchten, bei einfacher gehaltenen Texten an Ansehen unter ihren Kollegen zu verlieren (dies ist zumindest meine Erfahrung aus über zehnjähriger, einschlägiger Museumsarbeit). Das ist aber eine grundsätzlich falsche, um nicht zu sagen: völlig verkehrte Haltung. Ausstellungsgestaltung ist eine Sache, eine andere sind die Saaltexte dazu. Sie sind keineswegs für eine dünne Oberschicht an Gelehrten oder Experten bestimmt, sondern für den "durchschnittlichen Museumsbesucher". Wissenschaftler werden zum Katalog greifen.
Schreibens mächtig sind - wir sind von Kindheit an auch alle fähig zu zeichnen - doch die wenigsten bringen es soweit, ihre Aquarelle in einer Kunstgalerie auszustellen. Die Arbeit zu fast jeder Ausstellung steht bis zum Eröffnungstag unter einem enormen zeitlichen Druck - die Kuratoren sind mit ihrem Team zumeist in Dauerstreß. Erst wenn alle Vitrinen am richtigen Platz stehen und alle Exponate perfekt positioniert sind, kommt die Arbeit an den Beschriftungen: Saal- und Bereichstexte, Objekttexte und einfache Kennungen. Meist bleibt im letzten Abschnitt nicht mehr viel Zeit zu dieser Arbeit· sie muß extrem schnell geschehen, oft zu schnell, um am Ende auch wirklich professionell zu sein. Viel besser ist es, wenn ein unabhängiger Schreiber parallel zur Arbeit an der Ausstellung zuvor die unterschiedlichen textlichen Hierarchien dafür entwirft und dann die Texte verfaßt - freilich, und das ist nie zu vergessen: immer mit jenem eingeplanten, inhaltlichen Korrekturprozeß, an dem der fachlich Verantwortliche der Ausstellung beteiligt ist. Formal schöne Textgestaltung. Der Text ist allerdings im Blocksatz und erfüllt nicht die nachgenannten Kriterien; die Beleuchtung erzeugt auf dem Glasträger ungünstige Spiegelungen.
Allgemein gesagt, ist der Kurator - auch dann, wenn er in seinem Fach als Gestalter der Ausstellung zu den Koryphäen zählt - nicht gleichzeitig auch der beste Schreiber. Das ist ein einfaches Gesetz der Logik: Zwei gänzlich voneinander verschiedene Fähigkeiten in einer Person vereint zu sehen, ist nicht an der Tagesordnung. Und: Schreiben zählt wie anderes auch zu einer besonderen Gabe. Lassen wir uns nicht davon beirren, daß wir alle seit der Grundschule des
Um es noch einmal zu sagen: Museums- oder Ausstellungstexte sind nicht nur für Experten oder Wissenschaftler gedacht (die wissen sich ihren vielleicht vermehrten Wissensdurst ohnehin gut aus anderen Quellen zu löschen), sondern grundsätzlich für alle, die eine Ausstellung besichtigen. Noch nie zuvor haben so viele Menschen quer durch alle Alters- und Sozialschichten so viele Museen und Ausstellungen besucht wie in unserer Zeit. Gut so und mit Recht - eine der wichtigen Funktionen eines jeden Museums ist sein Bildungsauftrag. Also, weg von versnobtem Gehabe und ran an die Menschen! Es ist ganz einfach: Je mehr Personen möglichst viel von einer Ausstellung aufnehmen, verstehen und rezipieren können, desto erfolgreicher ist sie - für alle Beteiligten. Ein integraler Bestandteil einer Ausstellung ist neben ihren Exponaten die textliche Gestaltung.
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Warum das Lesen schwierig ist
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eines Ausstellungstextes
. Bevor wir uns mit dem Text selbst beschäftigen, kommen wir auf einige der Faktoren zu sprechen, die den öffentlichen Raum, in dem sich der Ausstellungsbzw. Museumstext befindet, zu einem schwierigen Leseumfeld machen: Lesen im Stehen ist grundsätzlich anstrenqend, umso mehr für ältere oder behinderte Menschen. Aber selbst für körperlich Rüstige wird es nach relativ kurzer Zeit mühsam, Texte, die hinsichtlich Anbringung und Schriftgröße zudem nicht immer optimal gestaltet sind, zu lesen. Denken wir nur noch an ein paar weitere Begleitumstände, die die Aufnahme erschweren: Überfüllte Ausstellungsräume, starke Nebengeräusche durch die anderen Besucher, ungünstige klimatische Bedingungen in den Ausstellungsräumen usw.
Besucher je nach Größe der Ausstellung nur etwa 15-30 % der begleitenden Texte Ue umfangreicher die Ausstellung, desto weniger wird gelesen). Angesichts der Tatsache, daß die Texte als integraler Bestandteil der Ausstellung ihre Thematik sowie die exponierten Stücke erklären sollen, ein schlechter Befund.
Erhöhung der Lesequote! Moderne Kuratoren gehen bei der Realisierung ihrer verantworteten Ausstellung oft nach dem einfachen Prinzip "Weniger ist mehr" vor: Ausstellungsräume werden also nicht mehr vollgepackt mit Objekten, sondern man reduziert und zeigt vorzüglich - je nach Thema der Ausstellung - das besonders Exquisite oder Interessante und gibt dabei dem einzelnen Exponat mehr Platz zur Entfaltung. Der Besucher wird dabei weniger überfordert und hat mehr Zeit, sich den speziellen Ausstellungsstücken intensiver zu widmen. Das gleiche gilt für den Text: "Weniger ist mehr" bezieht sich hier auf zweierlei: Zum einen wird der Texter keinen Schilderwald in der Ausstellung konzipieren, sondern nach genauem Plan und exakter Systematik ein hierarchisches System im schlanken Format entwerfen, das für den Besucher nachvollziehbar ist und ihn durch die Ausstellung führt. Zum anderen müssen die einzelnen Texte nach klaren Richtlinien verfaßt sein; mit dem Ziel, daß sie vom Besucher so schnell und so leicht wie nur möglich aufzunehmen sind. Keine Sorge, das bedeutet keine Inflation der textlichen Information, es bedeutet vielmehr, daß der Text so geschrieben sein muß, daß möglichst viele Menschen möglichst viele Texte der Ausstellung lesen und auch gut und schnell verstehen können. Für das Schreiben solcher Museums- und Ausstellungstexte gibt es hinsichtlich ihres Formates, ihrer Syntax, Stilistik und Wortwahl einige Grundregeln und Kriterien, die beachtet werden müssen:
Durch die große Fülle der zu verarbeitenden Eindrücke - Exponate und Texte - reduziert der durchschnittliche Besucher einer Ausstellung automatisch die Aufnahme. Er verschließt dabei aber nicht die Augen, um die Exponate visuell nicht mehr verarbeiten zu müssen, sondern macht das Näherliegende und übergeht die Texte, die somit ungelesen bleiben. Nach Befragungen liest der durchschnittliche
1.
Grundsätzlich: Jeder Ausstellungstext soll nach einem genauen Format gebaut werden. Konkret heißt das, daß der Museumstext niemals ein durchgehender, quasi "monolithischer" Fließtext im Blocksatz sein darf, sondern daß pro Zeile nur eine bestimmte Zahl an maximalen Anschlägen vorhanden ist, was formal gesehen bedingt, daß der Text "flattert".
2.
Konkret zum Format: Pro Zeile befinden sich maximal 60 Anschläge (inklusive Leerzeichen), und kein Text sollte mehr als 30 Zeilen haben. Grundsätzlich gilt aber: je weniger Anschläge pro Zeile desto besser. Das klingt nach zu geringem Textausmaß - zumal für Saal- oder Bereichstexte - ist aber ausreichend. Und vor allem: Solche Texte werden gelesen!
3.
In jeder Zeile muß mindestens eine volle und abgeschlossene Sinneinheit stehen. Dann kommt - nach spätestens 60 Anschlägen - der Umbruch, und in der nächsten Zeile steht die nächste Sinneinheit (bzw. Sinneinheiten, denn es dürfen theoretisch auch zwei oder mehrere sein - sie müssen pro Zeile bloß abgeschlossen sein). Nach wissenschaftlichen Untersuchungen ist klar erwiesen, daß dies das Lesen enorm erleichtert, dazu wird schneller gelesen und besser aufgenommen.
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Ä
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4.
Grundsätzlich zum Stil: Keine allzu blumigen oder barocken Formulierungen, schon gar nicht kompliziert wissenschaftlich. Nicht gängige Fremdwörter sind ohne Erklärung im laufenden Text verboten. Wenn Sie einmal versuchen, einen bestehenden Museumstext nach diesen, bisher genannten Kriterien neu zu formulieren, werden Sie bald merken, daß gar kein Platz mehr ist für allzu Kompliziertes. Beinahe von selbst ergibt sich ein sehr einfacher, ja fast nüchterner Stil. Und das ist gut so, denn damit ist der Text für die meisten Menschen schnell und einfach aufzunehmen. Noch einmal möchte ich eventuell erwachende Sorgen vertreiben, daß damit vielleicht zu wenig Information für den Museumsgast geboten wäre. Denken Sie für's Erste einmal nur an Ihre Ausstellung. Innerhalb dieses kleinen Universums sollen die Besucher so viel wie möglich von allem aufnehmen können. Und wer über ein spezielles Objekt noch mehr wissen möchte, wird leicht Mittel und Wege finden, sein vermehrtes Interesse zu befriedigen - vielleicht im Ausstellungskatalog, durch digitale Führungssysteme oder Touchscreens. Aber das ist eine andere Geschichte...
Geistreiche Fülle in kostbarer Hülle Der Buchbestand der Admonter Stiftsbibliothek Mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln, das sind bis zum Jahr 1500 gedruckte Bücher, stellen den kostbarsten Bestand der Sammlung dar. Das Stift Admont besitzt etwa 1.400 Handschriften und etwas mehr als 930 Inkunabeln und Frühdrucke. Viele dieser Stücke sind Unikate von enormem Wert, die sich heute in eigens errichteten Depots befinden. Schon im Jahr 1776, als der Saal fertig gestellt war, lagerten 40.000 Bücher in den weißen Schränken, die ein Platzangebot für etwa 70.000 Bände bieten. Heute sind die Bücherschränke mit Werken gefüllt, die vom frühen 16. bis zum 19. Jahrhundert reichen. Die Bibliothek weist eine räumliche Gliederung auf: zwei Seitenflügel umgeben den zentralen Raumtell. Entsprechend dieser Dreiergliederung des Saales ist auch der darin enthaltene Buchbestand organisiert: Die Profanliteratur ist im südlichen Flügel aufgestellt, den der Besucher als erstes betritt. Der nördliche Saalteil beherbergt theologische Literatur, und der Mittelraum als Herzstück des Bibliothessaales birgt den "zentralen Bestand" einer Klosterbibliothek: verschiedene Bibel-Ausgaben mit Kommentarwerken sowie Schriften der Kirchenväter.
5.
Wenn möglich, sollen die bei Behörden so beliebten passivischen Wendungen im Museumstext vermieden werden - nur aktive Formulierungen. Also nicht: "Der Globus wurde im 16. Jahrhundert von Mercator hergestellt", sondern: .Mercator stellte den Globus im 16. Jahrhundert her".
6.
Grundsälzlich sollen alle Wörter ausgeschrieben werden; gängige Abkürzungen darf man aber verwenden: Das "Jahrhundert" kann man also ins .Jh." schmälern.
Das Stift Admont besitzt heute etwa 200.000 Bände, verteilt im Bibliothekssaal und in Magazinräumen.
7.
Arabische Zahlen sind immer erlaubt, aber bitte Vorsicht bei römischen Zahlzeichen, die in höheren Wertangaben zu kompliziert werden und deshalb nicht verwendet werden sollten.
The Books of the Admont Monastery Library
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8.
Ein wichtiger T(p: Falls Sie die Texte Ihrer Ausstellung in eine fremde Sprache übersetzen lassen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Übersetzer über jene Systematik, nach welcher der Text verfaßt wurde. Er sollte nach den gleichen Kriterien den anderssprachigen Text gestalten und formatieren. Weil das für die meisten nicht selbstverständlich sein wird, ist eine Klärung im Vorfeld notwendig. Das gleiche gilt für den Grafiker bzw. den Hersteller Ihrer Texttafeln. Informieren Sie ihn unbedingt schon früh genug, daß die Zeilenumbrüche genau eingehalten werden müssen. Denn er wird nicht wissen, wie wichtig das ist. Und Sie würden vieler Mühe unbelohnt bleiben und ihr blaues Wunder erleben, wenn die Texttafeln mit falschen Umbrüchen oder gar im Einheitsblocksatz geliefert werden...
Zwei Übungs- bzw. Demonstrations-Beispiele Nach all der Theorie sehen wir uns nun die Praxis an. Im ersten Fall präsentiere ich einen Text mit seiner englischen Übersetzung, so wie er für eine Ausstellung richtig geschrieben ist. Sie werden das Format vielleicht unüblich finden. Im konkreten Fall befindet sich dieser Text auf einer langen, schmalen Glasstele, wodurch das extrem vertikale Format passend ist. Wäre der Text auf einer Wand positioniert, würde man der optischen Gefälligkeit halber wohl den englischen Text horizontal neben den deutschen stellen.
Intellectual Wealth in Fine Surroundings The most valuable part of the collection of books consists of medieval manuscripts and incunabulae, i.e. books that were printed before the year 1500. Admont Monastery owns about 1,400 manuscripts and more than 930 incunabulae and early printed books. Many of these are unique copies of enormous value, no longer kept in the Library itself but in special depots. At the time of completing the hall in the year 1776 40,000 books were placed in the white bookcases, which were made to contain of some 70,000 volumes. Nowadays the bookcases are filled with works from the early 16th to the end of the 19th centuries. Corresponding to the spatial three-division of the hall into two side rooms and a central portion, the contained books are arranged into three parts: the profane literature is stored in the south wing, entered first by the visitor. The north wing contains the theological literature, the central section, as the ostensible heart of the room, accommodates the "central holdings" of the collection: editions of the Holy Scriptures with their commentaries and the works of the Greek and Roman Church Fathers. Today Admont Monastery owns about 200,000 volumes housed in the Library and in a number of stacks.
Im zweiten Fall präsentiere ich einen Text, so wie er in einer Ausstellung über die Habsburger zu lesen war. Im Grunde
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Viel zu tief angebrachte Beschriftungen, die überdies den Kriterien der Ausstellungstexte nicht entsprechen. Wenn die darunter aufgestellten Radiatoren heizen, wird das Lesen in gebückter Haltung zu einem "heißen Unterfangen".
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handelt es sich aber nur um einen Rohtext, wie er sich eben nicht in der Ausstellung befinden, sondern lediglich als Vorlage zum richtigen Museumstext dienen sollte. Lassen Sie sich bitte nicht beirren. Sie mögen den ersten Text durchaus in Ordnung finden, aber bedenken Sie dabei, daß Sie ihn in keinem "schwierigen Umfeld" lesen und sich hier und jetzt auch nicht weiteren, etwa 50 ähnlich gearteten Texten ausgesetzt sehen, die es im Museum auch noch zu lesen gälte! Rohtext: "Die anderen mögen Kriege führen: Du glückliches Österreich heirate". Mit diesem Motto beschreiben zahlreiche Geschichtsbücher den Aufstieg des Hauses Habsburg zu einer europäischen Großmacht. Friedfertiger als andere waren die Habsburger nicht. Aber ihre Heiratspolitik gestaltete sich recht erfolgreich. Maximilian I. hatte dabei eine besonders glückliche Hand. "Der letzte Ritter", wie er später oft genannt wurde, heiratete 1477 Maria von Burgund. Das Haus Habsburg gewann so zu den österreichischen Erblanden die überaus reichen burgundischen Gebiete sowie die Niederlande hinzu. 1496 vermählte Maximilian seinen Sohn Philipp mit Johanna, der Erbin der spanischen Königreiche Kastilien und Aragon. In der Folge fielen Spanien, die Königreiche Neapel und Sizilien, die Balearen, Sardinien sowie die spanischen Eroberungen in der neuen Welt unter habsburgische Herrschaft. Die Habsburger stellten von 1438 bis 1806 fast ununterbrochen die römisch-deutschen Könige und Kaiser. Dadurch war ihr politisches Wirken stets von dem schwierigen Beziehungsgeflecht zwischen ihren Interessen als Territorialfürsten und den Reichsinteressen geprägt.
Die politischen Beziehungen wurden so gefestigt, und Philipp erhielt einen Königsthron in Spanien. In der Folge einverleibte sich das Haus Habsburg auch die Königreiche Neapel und Sizilien, Sardinien sowie die spanisch eroberten Gebiete in Amerika. Die Habsburger waren zwischen 1438 und 1806 auch Herrscher des römisch-deutschen Reiches. Abgesehen davon, daß Sie bemerken werden, daß der Ausstellungstext wesentlich einfacher aufzunehmen ist als der Rohtext, werden Sie erkennen, daß der "passende Text" wesentlich schneller zu lesen ist als seine rohe Vorlage: um rund 30 Sekunden. Bei einer Anzahl von 50 ähnlichen Texten ist das eine gesamte Zeitersparnis von etwa 25 Minuten. Mit dem Wissen, daß der durchschnittliche Museumsbesucher be-
Daraus wird z.B. folgender Saaltext: "Du glückliches Österreich heirate!" ~ein habsburgisches Erfolgsrezept für Macht: Maximilian 1., später "der letzte Ritter" genannt, vermählte sich im Jahr 1477 mit Maria von Burgund. Durch diese Heiratspolitik gewannen die Habsburger die burgundischen Länder und die Niederlande. Nicht anders tat sein Sohn Philipp der Schöne, der sich mit Johanna von Kastilien vermählte. MUSEUM AKTUELL April 2011
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reits nach ein- bis eineinhalb Stunden Besuch in der Ausstellung ermüdet und nicht mehr gut aufnahmefähig ist, kommen 25 gewonnenen Minuten eine besondere Bedeutung
zu! Fotos: Verfasser des Artikels und mit freundlicher Firma Bergmann Beschriftungstechnik, Graz.
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