Der Name des Petrus und die konstantinische Bauhütte am Vatikan

July 24, 2017 | Author: Caterina Papi | Category: Ancient History, Archaeology, Early Christianity, Latin Epigraphy, Archeologia, Roman Archaeology
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Der Name des Petrus und die konstantinische Bauhütte am Vatikan Von CATERINA PAPI

Die Inschrift, die hier vorgestellt werden soll 1, kam während der bekannten Grabungen unter der Confessio von St. Peter im Vatikan zutage, die 1939–1949 im Pontifikat Pius’ XII. durchgeführt wurden. Damals wollte man auf dem Niveau der vatikanischen Grotten einen Durchgangsbogen in einer Mauer 2 der sogenannten „Süd-Memoria“ der Grabungen schaffen, um einen Zugang zur zentralen Zone des antiken Presbyteriums zu erhalten (Abb. 1). Die Öffnung dieser Mauer muss zumindest teilweise zur Freilegung der Inschrift auf dem Marmorfußboden des konstantinischen Presbyteriums geführt haben 3. Nach Durchsicht der Veröffentlichungen während der Grabungen 4 und der einschlägigen Studien, die danach über die Basilika erschienen sind 5, gehe ich jedoch Die hier von Stefan Heid übersetzte italienische Fassung entspricht im Wesentlichen C. Papi, Il nome di Pietro nel presbiterio costantiniano della basilica Vaticana. Un’iscrizione inedita, in: Epigrafia 2006. Atti della XIVe Rencontre sur l’Épigraphie in onore di Silvio Panciera con altri contributi di colleghi, allievi e collaboratori, Roma 2008, 423–436. Vgl. C. Papi, AT PETRU. Una ricerca di archivio su un’iscrizione rimasta a lungo inedita, in: Actas de XV Congreso Internacional de Arqueología Cristiana. Episcopus, Civitas, Territorium (Toledo, 8–12 settembre 2008) (in Vorbereitung). Abkürzungen: CIL = Corpus Inscriptionum Latinarum; ICUR = Inscriptiones Christianae Urbis Romae; ILCV = Inscriptiones Latinae Christianae Veteres. 2 Dott. Pietro Zander, Direktor der Bauhütte St. Peter für die Arbeiten in der vatikanischen Nekropole, sagte, dass die Mauer ins Pontifikat Pauls V. zurückgehe: die Innenseite weist in Kohleschrift das Datum 1615 auf. 3 Esplorazioni sotto la Confessione di San Pietro in Vaticano eseguite negli anni 1940–1949, 1–2 (Città del Vaticano 1951) tav. LXX b: Dieses Foto belegt, dass damals zumindest das Ende der Inschrift sichtbar gewesen war. Heute bietet sich diese Zone anders als auf dem Foto dar: Die Öffnung des Bogens wurde leicht erweitert u. bearbeitet und die ins 5. Jh. zu datierende Erneuerung des Fußbodens des antiken Presbyteriums wurde vollständig entfernt (Esplorazioni 172). 4 A. Ferrua, Nelle grotte di S. Pietro, in: La Civiltà Cattolica 92,3 (1941) 358–365, 457–466; A. Ferrua, Nuove scoperte sotto S. Pietro, in: La Civiltà Cattolica 93,4 (1942) 73–86. 228– 241; A. Ferrua, Lavori e scoperte nelle Grotte di San Pietro, in: Bullettino della Commissione Archeologica Comunale di Roma 70 (1942) 95–106; E. Josi, Gli Scavi nelle Sacre Grotte Vaticane, in: Il Vaticano nel 1944 (Città del Vaticano 1944) 1–23; A. Ferrua, Un mausoleo della necropoli scoperta sotto S. Pietro, in: Rendiconti della Pontificia Accademia Romana di Archeologia 23–24 (1947–1949) 217–229. Siehe bes. Esplorazioni 161–172 über das konstantinische Presbyterium. S. 163 fig. 116 findet sich eine detallierte „pianta del monumento costantiniano e delle sue adiacenze“ ohne Hinweis auf die Inschrift. 5 In der folgenden Literatur finden sich weitere Literaturhinweise; die Seiten beziehen sich auf Hinweise zum Presbyterium: J. Toynbee / J. Ward Perkins, The Shrine of St. Peter and 1

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Abb. 1: „Süd-Memoria“: Öffnung des Mauerwerks aus dem Anfang des 17. Jh. und Marmorblock des Fußbodens des Presbyteriums der konstantinischen Basilika St. Peter (der Kreis signalisiert die Inschrift); man sieht die leichte Erhebung, anhand derer man das Quadrat bestimmen kann, auf dem die Basis einer Weinrankensäule stand; die kleine Säule aus weißem Marmor im Hintergrund war Bestandteil des sog. „Trópaion des Gaius“, einer Monumentalisierung des Petrusgrabes um 150.

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davon aus, dass die Inschrift bis jetzt unveröffentlicht blieb. Es bleibt unklar, weshalb die Inschrift weder publiziert noch überhaupt erwähnt wurde. Sie geriet dann in Vergessenheit, weil sie an einer wenig beleuchteten Stelle, noch dazu hinter einer Absperrung lag und weil eine allmählich angelagerte Staubschicht sie schwer lesbar gemacht hatte. Erst die von der Bauhütte anlässlich des Großen Jubiläums 2000 gemachten Restaurierungsarbeiten gaben der Inschrift ihre volle Lesbarkeit zurück 6. Damals wurde der Eckziegel der Mauer Pauls V. entfernt, der teilweise den Buchstaben A verdeckt hatte. Vor diesem A sind jetzt 4,5 cm des Marmors des konstantinischen Fußbodens sichtbar. Da sich keine Spuren eines weiteren Buchstabens oder Trennungszeichens fanden, muss die insgesamt gut lesbare Inschrift vollständig sein (Abb. 2) 7: AT (!) PETRV(M). Der Text ist einzeilig und 27,3 cm lang, zwischen den beiden Worten steht ein Trennungszeichen. Die Buchstaben sind zwischen 6 cm (R) und 4,6 cm (E) hoch 8. Es gibt keine Spur einer vorgezeichneten Linie. Bemerkenswert ist die geringe Größe des offenen oberen Bogens des R. Der Ausfall des nasalen Abschlusses beim Akkusativ des Namens PETRV(M) ist eine in der Spätantike verbreitete Erscheinung bei einem schwachen End-M 9. the Vatican Excavations (London 1956) 195–239; E. Kirschbaum, Die Gräber der Apostolfürsten (Frankfurt am Main 1957) 143–165; A. Prandi, La tomba di S. Pietro nei pellegrinaggi dell’età medievale (Todi 1963) 402–411; R. Krautheimer / A. Frazer, San Pietro, in Corpus Basilicarum Cristianarum Romae 5 (Città del Vaticano 1980) 171–285; A. Arbeiter, Alt-St. Peter in Geschichte und Wissenschaft (Berlin 1988) 166–181; R. Krautheimer, The Building Inscriptions and the Dates of Construction of Old St. Peter’s, in: Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana 25 (1989) 1–23; A. C. Carpiceci / R. Krautheimer, Nuovi dati sull’antica basilica di San Pietro in Vaticano (Parte I), in: Bollettino d’Arte 93–94 (1995) 10–12 (Bauhütte), 17–25 (Planung und Realisierung); V. Lanzani, Gloriosa Confessio. Lo splendore del sepolcro di Pietro da Costantino al Rinascimento, in: A. M. Pergolizzi (Hg.), La confessione della basilica di San Pietro in Vaticano (Cinisiello Balsamo 1999) 12–18; P. Liverani, La topografia antica del Vaticano (Città del Vaticano 1999) 144–147; S. De Blaauw, Cultus et decor 2 (Città del Vaticano 2004) 451–463. 530–539; H. Brandenburg, Le prime chiese di Roma. IV-VII secolo (Milano 2004) 92–103; P. Liverani, Basilica costantiniana di S. Pietro e Vecchia basilica di S. Pietro, in: M. A. Tomei / P. Liverani (Hg.), Carta archeologica di Roma. Primo quadrante (Lexicon Topographicum Urbis Romae, Supplementum 1,1) (Roma 2005) 187 Nr. 254 und 241–245 Nr. 315. 6 Als ich in dieser Zeit das epigraphische Material der vatikanischen Nekropole sichtete, wies mich Dott. Zander auf die Inschrift AT PETRV hin. Ich danke auch Kardinal Angelo Comastri und Bischof Vittorio Lanzani, dem Präsidenten bzw. Delegaten der Bauhütte von St. Peter, die diese Studie autorisiert haben, und Herrn Paolo Parrotta, dem Verantwortlichen des Grabungsbüros der vatikanischen Nekropole, der mich bei den Ortsbegehungen begleitet hat. 7 Mit Erlaubnis der Fabbrica di San Pietro in Vaticano können hier Fotos der Inschrift gezeigt werden (von Marco Andreozzi, 2007) u. des Plans der Apostelmemorie (von Giuseppe Tilia, Rilievo TreErre S. a. s., 1998–1999). 8 Die Höhe der einzelnen Buchstaben: A (5,64 cm), T (4,97 cm), P (5,69 cm), E (4,62 cm), T (5,09 cm), R (6,00 cm), U (5,10 cm). 9 Dessau (ILS III, 824–825, M finalis omissa, bes. Nr. 2: in titulis recentioribus, plerumque incuria, unde pauca adscripsi).

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Abb. 2: Inschrift auf dem Marmorblock des Fußboldens des konstantinischen Presbyteriums. Erst nach dieser Aufnahme wurde vor dem Buchstaben A ein 4,5 cm großer Abschnitt freigelegt.

Auch die vorausgehende Präposition ad in der Form at ist in und außerhalb Roms breit bezeugt 10. Die Datierung der Inschrift kann gut eingegrenzt werden, wenn man die Anbringung bedenkt. Sie findet sich eingeritzt in einen Block weißen Marmors, der heute 180  145 cm mit einer Tiefe zwischen 22 und 20 cm misst. Der Block ist integraler Teil des erhöhten Marmorfußbodens des Presbyteriums der konstantinischen Basilika (Abb. 3) und trägt Spuren der Installation für die Weinrankensäulen 11 und die dazwischen aufgestellten Platten der Absperrung 12; beide waren Dessau (ILS III, 833–834, T pro D in fine vocabulorum) sammelt über 50 Inschriften mit der Präposition at für ad, 8 davon aus Rom (ILS 1910 = CIL VI 1877; ILS 5989 = CIL VI 29782; ILS 8137 = CIL VI 13075; ILS 8273 = CIL VI 22083 [hier sowohl at als auch ad]; ILS 8333 = CIL VI 34780; ILS 8334 = CIL VI 23606; ILS 8337 = CIL VI 10412; ILS 9076). Dazu kommen 17 weitere Inschriften aus Rom: CIL VI: 142, 7763, 10062, 10297, 10412, 11131, 16746, 17072, 22083, 26153, 26942, 29770, 29958, 32379, 32388, 33234, 37965. 11 B. Nobiloni, Le colonne vitinee della basilica di San Pietro a Roma, in: Xenia Antiqua 6 (1997) 81–142. 12 Zu Abschrankungen des Presbyteriums siehe E. Russo, La recinzione del presbiterio di S. Pietro in Vaticano dal VI all’VIII secolo, in: Rendiconti della Pontificia Accademia Romana di Archeologia 55–56 (1982–1984) 9; A. Guiglia Guidobaldi, La scultura di arredo liturgico nelle chiese di Roma. Il momento bizantino, in Ecclesiae Urbis 3 (Città del Vaticano 2002) 1514–1524. 10

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Abb. 3: Karte der Apostelmemorie: grau unterlegt sind die beiden Marmorblöcke des Fußbodens des konstantinischen Presbyteriums. Die durch einen Pfeil angezeigte Inschrift wurde auf dem südlichen Quadrat gefunden, auf dem die Basis einer Weinrankensäule ruhte (auf beiden Blöcken sind die Spuren klar erkennbar, wo die Säulen und die Absperrungen des Presbyteriums aufsaßen).

aus Marmor und schmückten und begrenzten das Presbyterium 13. Der Block weist eine geglättete Oberfläche auf außer in dem leicht vertieften Viereck Esplorazioni (Anm. 2) 167: „una parte cospicua di questo ripiano e più precisamente i suoi margini a nord e a sud, è costituita da due lastroni di marmo inseriti nel pavimento lungo una medesima linea trasversale all’asse maggiore della basilica. […] Di questo ripiano, costituito

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Abb. 4: Vergrößerte Inschrift.

(85  85 cm), das dazu bestimmt war, die quadratische Basis der Weinrankensäule aufzunehmen. Hier ist die nicht allzu tiefe Abstufung deutlich herausgearbeitet 14, besser erkennbar im oberen Teil und auf der oberen linken Seite, weniger in der unteren Hälfte. Die Tatsache, dass eine Abstufung nur an der Stelle erfolgte, die als Standfläche für die Säule bestimmt, war, zeigt, dass diese Ausarbeitung funktional mit der Säule zusammenhing. Ferner weist die geringe Tiefe und unregelmäßige Ausführung darauf hin, dass hier eine Oberflächenbearbeitung nur soweit nötig erfolgte, dass die Oberfläche des Vierecks perfekt auf die Oberfläche der quadratischen Basis 15 passte, die wiederum die etwa 4,70 m hohe Marmorsäule tragen sollte. Die Inschrift befindet sich innerhalb des Quadrats der Auflagefläche für die Säulenbasis, und zwar genau da, wo die Abarbeitung der Stufung am stärksten ist. Bei genauerer Betrachtung legt sich der Schluss nahe, dass die Inschrift bereits vor der Abarbeitung bestand. Tatsächlich brechen die Bearbeitungsspuren teilweise ab, was sich durch die Furchen der Buchstaben erklärt. Deutlich erkennbar ist das vor allem an den Spuren rechts vom Häkchen des R und an den horizontalen Strichen des E (Abb. 4). Demnach ging nicht nur die Inschrift der Bearbeitung der Auflagenfläche für die Säulenbasis voraus, sondern sie war auch nicht mehr lesbar, sobald die Basis auf die betreffende Stelle des Marmorblocks

prevalentemente dai due spessi lastroni di cui abbiamo detto, abbiamo dunque gli angoli nord-ovest e sud-ovest. […] Questi blocchi hanno entrambi sulla faccia superiore una zona quadrangolare sulla quale è ancora visibile la lavorazione della gradinata. A sud l’impronta misura cm 85  85, a nord cm 85  75 […]. In queste impronte riconoscemmo, fin dal primo momento, l’originario luogo di posa delle colonne vitinee […]. Queste stesse colonne furono poi spostate di fronte al nuovo presbiterio dove noi trovammo ancora in situ i dadi di base“. Rekonstruktionszeichnungen und Pläne des konstantinischen Presbyteriums siehe Esplorazioni 170 fig. 121 und tav. H; Toynbee / Ward Perkins (Anm. 4) 202 fig. 20. 14 Entsprechende Bearbeitungsspuren zeigt auch das Quadrat, auf dem der nördliche Block saß. 15 Ich danke Prof. Cairoli Fulvio Giuliani, der mir anhand der diesem Beitrag beigefügten Fotos die Technik erklärt hat, wie man die Säulen an Ort und Stelle errichtete. Er bat mich, das Fehlen von Vorsprüngen nachzuweisen, indem ich ein Zimmermannlineal über die Oberfläche des zur Auflage der quadratischen Basis der Säule bestimmten Quadrats ziehen solle. Tatsächlich gibt es keine Vorsprünge. Eine dünne Mörtelschicht wurde möglicherweise auf den Marmor aufgetragen, um den Stand der quadratischen Basis zu erleichtern; so könnten sich die Mörtelreste im unteren Teil des Quadrats erklären.

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aufgesetzt war 16. Angesichts des Namenszugs des Petrus und seiner Anbringung auf einem Marmorblock von erheblicher Größe im Presbyterium muss die Inschrift zwar in Bezug auf die konstantinische Petersbasilika ausgeführt worden sein, sie war aber bei der Fertigstellung des Presbyteriums nicht mehr sichtbar, da vollständig von der Basis der Weinrankensäule überdeckt. Nach Margherita Guarducci 17 und Kurt Krautheimer 18 begannen die Bauarbeiten zwischen 319 und 322 zufolge der Kultunterbrechung im benachbarten Phrygianum. Die Basilika war nach Cecchelli 19 beim Tod Konstantins 337 zumindest in den wichtigsten Teilen errichtet und wurde im Pontifikat des Liberius (352–366) abgeschlossen. Paolo Liverani 20 plädiert allerdings aus epigraphischen Gründen 21 für eine Verkürzung der Bautzeit der wichtigsten Abschnitte auf eine Zeit noch vor dem Tod der Kaiserin Helena 329. Denn der wahrscheinlichste Zeitpunkt für die Weihe des Goldkreuzes 22 über dem Apostelgrab durch Konstantins und Helenas sei das Jahr 326, als sich beide zur 20-Jahrfeier des Kaisers in Rom aufhielten. Da sich die Inschrift AT PETRV auf einem Marmorblock des Presbyteriums befindet, das gewiss zu den früh fertiggestellten Teilen der Basilika zählte, datiert sie um 319–339; folgt man Liverani, kommt man auf eine Zeit um 319–326. Eine Datierung der Inschrift in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts kollidiert nicht mit den paläographischen Eigentümlichkeiten des P und R: der offene Bogen eingeschrieben in einen Raum leicht kleiner als die halbe Höhe der vertikalen Haste erscheint in Inschriften vom letzten Viertel des 3. Jahrhunderts an das ganze 4. Jahrhundert hindurch 23. Die quadratische Basis und Säule wurden bei der Umgestaltung des Presbyteriums unter Pelagius II. oder Gregor dem Großen entfernt, also zwischen dem Ende des 6. und Anfang des 7. Jh. Es ist schwer zu sagen, wie und inwieweit die Bereiche unterhalb des erhöhten Presbyteriums zugänglich waren; in den zuverlässigsten Rekonstruktionen (Esplorazioni [Anm. 2] 182–186 tav. I und fig. 141; Toynbee / Ward Perkins [Anm. 4] 213–219 fig. 22; Prandi [Anm. 4] fig. 121) scheint es, dass die Zone des konstantinischen Presbyteriums mit der Inschrift nicht mehr zugänglich war. Esplorazioni 173: „Il presbiterio della basilica costantiniana fu sconvolto e abbandonato in seguito alla costruzione della confessione semianulare e alla sistemazione del presbiterio rialzato“. 17 M. Guarducci, L’interruzione dei culti nel Phrygianum del Vaticano durante il IV secolo d. C., in: Atti del Colloquio Internazionale su la soteriologia dei culti orientali nell’Impero Romano, Roma 24–28 settembre 1979 (Leiden 1982) 116–118. 18 Krautheimer, The Building Inscriptions (Anm. 4) 16. 19 M. Cecchelli, Il complesso cultuale vaticano dalla fondazione costantiniana ai lavori eseguiti fino al pontificato di Gregorio Magno (anno 604), in: C. Pietrangeli (Hg.), La basilica di San Pietro (Firenze 1989) 39. 20 P. Liverani, La basilica di S. Pietro in Vaticano, in: A. Donati (Hg.), Pietro e Paolo. La storia, il culto, la memoria nei primi secoli (Milano 2000) 56 f.; P. Liverani, L’architettura costantiniana, tra committenza imperiale e contributo delle élites locali, in: A. Demandt / J. Engemann (Hg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption (Trier 2007) 238–242. 21 ICUR II 4092, 4093, 4095. 22 ICUR II 4092. 23 A. E. Gordon, J. S. Gordon, Album of dated latin inscriptions. Rome and the neighborhood a. D. 200–525, 3 (London 1965) Nrr. 304 (CIL VI 1117: 287 n. Chr.), 323 (ILCV 3252: 352 n. Chr.), 333 (CIL VI 1751: 378 n. Chr.) und E. Grassi, in I. Di Stefano Manzella / 16

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Wenn nun der Zeitrahmen der Inschrift feststeht, ferner in Rechnung gestellt wird, dass sie mit der Installation der Weinrankensäule nicht mehr sichtbar war, kann man ihre Bedeutung erschließen. Prinzipiell kann eine vollständige Inschrift bestehend aus der Präposition ad mit Akkusativ dreifach verstanden werden 24: als Richtungsanzeige, zuweilen als Ortsangabe oder als Bestimmungsort. Für ad Petrum entfällt die erste Variante. Denn wenn die Inschrift nämlich „zu Petrus“ bedeuten und somit den Weg zum Petrusgrab anzeigen sollte, hätte sie sichtbar bleiben und sich an einer Stelle befinden müssen, die zugänglich und Teil des Weges gewesen wäre. Beides trifft nicht zu: Die Inschrift befand sich hinter der Abschrankung des antiken Presbyteriums, wo die Wenigsten Zugang hatten, und war verdeckt durch die quadratische Basis der Weinrankensäule. Ad Petrum als Ortsangabe könnte hingegen möglich sein. So handelt es sich bei dem Syntagma ad catacumbas 25 um ein echtes Toponym, das ursprünglich die Talsenke des römischen Suburbium zwischen dem zweiten und dritten Meilenstein der via Appia gegenüber dem Zirkus des Maxentius, dann im engeren Sinne den frühchristlichen Kult- und Grabkomplex auf dem Gebiet der jetzigen Kirche San Sebastiano anzeigte. In diesem Sinne sind auch die Ausdrücke ad pinum 26 und ad (agrum / praedium) Gaiorum 27 zu verstehen, die sich auf Grabinschriften abgesetzt vom übrigen Text fanden: Sie gaben den Ort an, wo das Grab lag. Auch die Inschrift ad sorores IIII 28 unterhalb des Bildes der drei Grazien, das ein Ladenschild bildete, dürfte als Ortsangabe aufzufassen sein 29. Demnach zeigte die Inschrift ad Petrum den Ort an, wo der betreffende Marmorblock gelegen war: „bei Petrus“. Selbst wenn aber die Inschrift nur wenige G. L. Gregori (Hg.), Roma (CIL, VI) 2. Musei Vaticani. Antiquarium Comunale del Celio (Supplementa Italica – Imagines. Supplementi fotografici ai volumi italiani del CIL) (Roma 2003) 360 f. Nr. 2915 (CIL VI 31975: 391 n. Chr.). 24 V. Väänänen, Ab epistulis … ad sanctum Petrum. Formules prépositionnelles latines étudiées dans leur contexte social, in: Annales Academiae Scientiarum Fennicae B 197 (1979) 35– 47: Ad sanctum Petrum: la préposition ad exprimant des notions spatiales avec cohérence. 25 A. M. Nieddu, Ad catacumbas, in: Lexicon Topographicum Urbis Romae. Suburbium 2 (Roma 2004) 79–82. 26 CIL VI 10035 (derzeit in den Vatikanmuseen, Cortile ottagono; Inv. Nr. 1142; Negativ Mus. Vat. Nr. XX.26.52, XXXV.7.87): D. Boschung, Antike Grabaltäre aus den Nekropolen Roms (Bern 1987) 115 Nr. 975; D. E. E. Kleiner, Roman Imperial Funerary Altars with Portraits (Roma 1987) 97–98 Nr. 1, tav. I, 1–4; P. Castrén, Pinus, in Lexicon Topographicum Urbis Romae 6 (Roma 2000) 8. 27 F. Mariani, in: L. Avetta (Hg.), Roma – Via Imperiale. Scavi e scoperte (1937–1950) nella costruzione di via delle Terme di Caracalla e di via Cristoforo Colombo (Roma 1985) 160 f. Nr. 150 (derzeit im Museo Nazionale Romano alle Terme im Garten Richtung piazza dei Cinquecento; Inv. Nr. 121648; Negativ Sopr. nr. 35375). 28 CIL VI 10036 (derzeit in Staatliche Museen Berlin; Inv. Nr. SK 890; Negativ Staatl. Mus. Nr. SK 2763): W. Trillmich, Die Charitengruppe als Grebrelief und Kneipenschild, in: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 98 (1983) 342 f. 29 Die topographische Lesart dieser Ausdrücke wird durch ähnliche literarische Texte bezeugt bei Martial (Epigrammata 1,117,6: si velit ad Pirum venire) und Sueton (De vitae Caesarum, Domitianus 1,1: regione urbis sexta ad Malum Punicum). Siehe auch eine Inschrift, in welcher das Grab lokalisiert wird: qui postus es (!) ad nuce(m) (CIL VI 28644).

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Meter vom Petrusgrab entfernt lag, unterschied sie sich doch in einem wichtigen Punkt von den genannten Vergleichsbeispielen. Denn dort standen die Ortsangaben zwar deutlich vom restlichen Text abgesetzt, sie blieben aber immer gut lesbar: Sie waren stets so ausgeführt, dass die topographischen Angaben sichtbar blieben. Das galt nicht für ad Petrum, das kurz nach seiner Ausführung verdeckt wurde durch die quadratische Basis einer Säule des Presbyteriums: Die Inschrift wurde also nicht in der Absicht ausgeführt, dass eine solche Ortsangabe immer sichtbar bliebe. Demnach ist die Deutung des Ausdrucks ad Petrum als Bestimmungsort als die wahrscheinlichste anzusehen: ad Petrum meint dann, dass der betreffende Marmorblock „für Petrus“ bestimmt war. Einziges Vergleichsbeispiel ist der singuläre Ausdruck ad arcum 30, der in unterschiedlicher Abkürzung auf allen Plinthen der Statuen der gefangenen Daker des Konstantinsbogens steht. P. Pensabene 31 meint, dass die Pavonazzetto-Plinthen und die betreffenden Statuen aus einem Depot stammten, wo als Bestimmungsort ad arcum eingeritzt wurde. Nach L. Ungaro 32 hingegegen wurden die Daker wiederverwendet; sie krönten ursprünglich die Attika der Portiken des Trajansforums. Aber in beiden Fällen deutet ad arcum auf die Versetzung der Plinten und Statuen von ihrem damaligen Standort zu ihrem neuen, endgültigen Aufstellungsort 33, dem 315 anlässlich der Einlösung der öffentlichen Gelübde zur Zehnjahresfeier Kaiser Konstantins eingeweihten Ehrenbogen 34. Ähnlich dürfte wenig später ad Petrum in en MarCIL VI 36617, mit der Beschreibung des Herausgebers: „In plintho statuae Daci captivi ex marmore phrygio (pavonazzetto), quae reperta est iuxta arcum Constantini c. a. 1720, nunc extat in museo Capitolino“; ferner wird C. Fea zitiert mit den Worten (Notizie degli scavi dell’anfiteatro Flavio, Roma 1813, 23): „Ho voluto assicurarmi se la stessa iscrizione si trovi negli altri sette prigionieri, che restano sull’arco; e vi è di fatto, quale in più, quale in meno buoni caratteri“. 31 P. Pensabene, Progetto unitario e reimpiego nell’arco di Costantino, in: P. Pensabene / C. Panella (Hg.), Arco di Costantino. Tra archeologia e archeometria (Roma 1999) 33. 35 fig. 25: „le statue dell’arco di Costantino recano sul plinto di base l’iscrizione ad arcum (CIL VI 36617), in quanto sarebbero state scelte in un deposito: avrebbe avuto meno senso se l’iscrizione fosse stata incisa su barbari collocati su qualche monumento prima del loro prelievo, perché sarebbe bastata un’indicazione più semplice per il prelievo, senza la necessità di apposite incisioni“. 32 L. Ungaro, I Daci dal Foro di Traiano, in: M. De Nuccio / L. Ungaro (Hg.), I marmi colorati della Roma imperiale (Venezia 2002) 131 f. 33 Andere Inschriften mit Angabe der Bestimmungsbaustelle des betreffenden Marmors, allerdings mit abweichendem Formular, zusammengetragen von P. Pensabene, Le vie del marmo. I blocchi di marmo di Roma e di Ostia: il fenomeno del marmo nella Roma antica (Roma 1994) 171–173, Nrr. 148, 149, 180, 181, 187, 192, 193; ebenso zeigt eine Inschrift vom Ende des 5. bis Anfang des 6. Jh. im Genetiv das Eigentum einer Säule vom Augustusforum an: R. Meneghini / R. Santangeli Valenzani, Episodio di trasformazione del paesaggio urbano nella Roma altomedievale attraverso l’analisi di due contesti: un isolato in piazza dei Cinquecento e l’area dei fori imperiali, in: Archeologia Medievale 23 (1996) 78–81; R. Meneghini, La trasformazione dello spazio pubblico a Roma tra tarda antichità e alto medioevo, in: Mélanges de l’École Française de Rome, Antiquité 115 (2003) 1056 f. 34 P. Liverani, L’arco di Costantino, in: A. Donati / G. Gentili (Hg.), Costantino il Grande. La civiltà antica al bivio tra Occidente e Oriente (Cinisello Balsamo 2005) 65. 30

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morblock eingeritzt worden sein, um den Abtransport und neuen Bestimmungsort anzuzeigen, nämlich die Basilika zu Ehren des Apostels Petrus, die noch im Bau befindlich war, als der Block in den Fußboden des Presbyteriums eingefügt wurde. Dieser Hergang erklärt, weshalb sich die Inschrift an einer Stelle befand, wo sie nicht lesbar war: Sie hatte ihre Bedeutung lediglich für den Transport des Marmorblocks; danach war es nicht einmal mehr nötig, sie zu entfernen, da sie sowieso nicht sichtbar blieb: Sie wurde verdeckt durch die quadratische Basis der Weinrankensäule. Die einzige Bearbeitung, die die Inschrift betraf, war die Abstufung, die nun aber gerade der Auflage der quadratischen Säulenbasis diente. Das erklärt auch die nicht allzu sorgfältige Ausführung der Inschrift: die gewisse Steifheit der Rundungen des P und R und die unterschiedliche Höhe aller Buchstaben, da auf Schreiblinien verzichtet wurde. Die Inschrift zeigte nur die Baustelle an und sollte anschließend gelöscht oder überdeckt werden, daher bedurfte es keiner besonderen Sorgfalt; sie musste nur gut leserlich sein. Schwer zu entscheiden ist die Frage, ob der Marmorblock von einem anderen Gebäude herstammte, in irgendeinem Depot gestaptelt war oder direkt aus einem Steinbruch stammte. Viele Marmorstücke der alten vatikanischen Basilika kamen ursprünglich aus anderen Gebäuden 35, aber genausogut ist es angesichts der beachtlichen Dimensionen des Blocks und Qualität des Marmors denkbar, dass er als besonders wertvolles Exemplar aus einem Steinbruch in Depot gelangte, möglicherweise als Restposten einer anderen Baustelle. Dafür könnte auch sprechen, dass sich die Inschrift ad Petrum offenbar nur im südlichen Marmorblock des Fußbodens des Presbyteriums findet, nicht im nördlichen. Gezeichnete große Marmorblöcke wurden gewöhnlich als Ganze zu den Baustellen geliefert, wo sie je nach Bedarf mit Hydrauliksägen geteilt wurden, und so blieb in diesem Fall die Inschrift mit der Baustellenangabe auf einem einzigen Teil erhalten. Aber beide Möglichkeiten bleiben nach jetzigem archäologischen Kenntnisstand bestehen. Weitere hilfreiche Erkenntnisse könnten sich aus der Untersuchung der gesamten Oberfläche der beiden Blöcke des Presbyteriums ergeben. Auf den jetzt nicht sichtbaren Oberflächen könnten Spuren der Säge oder früherer Bearbeitungen sein 36. Wenn also ad Petrum den Bestimmungsort des Marmorblocks markiert, bleibt noch zu klären, ob ad Petrum lediglich die Baustelle der Basilika meint oder näherhin den Platz beim Apostelgrab, also das Presbyterium, wo der Block schließlich Verwendung fand. Auch hier fehlen direkte Vergleichsbeispiele, um Klarheit zu verschaffen. Unter allen Inschriften der vatikanischen Basilika aus konstantinischer Zeit, also aus der Bauphase, findet sich nie die Erwähnung des Namens des Apostels 37. Auch wenig später datierte Inschriften lösen das ProP. Pensabene, Criteri di reimpiego e nuove mode architettoniche nella basilica paleocristiana di Roma, in: M. Cecchelli (Hg.), Materiali e tecniche dell’edilizia paleocristiana a Roma (Roma 2001) 114–116. 122 f. 36 An dieser Stelle danke ich Prof. Patrizio Pensabene, mit dem ich über die Bedeutung der Inschrift und die mögliche Herkunft des Marmorblocks gesprochen habe. 37 Die Basilika scheint mit aula gemeint zu sein in ICUR II 4092, 4093, 4094 (vgl. De Blaauw, Cultus 2, 453–455. 474–475 und Anm. 137; Liverani, Architettura [Anm. 19] 239–242). 35

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Caterina Papi

blem nicht. So wird zwar in einer Inschrift aus dem Pontifikat des Damasus (366–384) die vatikanische Basilika als basilica apostoli Petri bezeichnet 38, aber eine Grabinschrift aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts lokalisiert das innerhalb der Basilika weit vom Presbyterium entfernt gelegene Grab ad sanctum Petrum apostolum 39. Mit diesen beiden Inschriften lässt sich also nicht sicher entscheiden, ob ad Petrum die Verwendung des Blocks allein im Presbyterium der Basilika meint. Denn der Ausdruck ad sanctum Petrum apostolum kann zwar das Innere der Basilika meinen, aber darin auch einen Ort weit entfernt vom Apostelgrab. Man kann nicht einmal sicher behaupten, ad Petrum bezeichne allgemein die Baustelle der Basilika, weil hierfür der Ausdruck basilica apostoli Petri zu erwarten gewesen wäre. An dieser Stelle sei nochmals an die Besonderheit der Ausführung der Inschrift ad Petrum im Vergleich zu den beiden anderen erwähnten Inschriften erinnert: ad Petrum wurde nicht korrekt ausgeführt im Wissen um den provisorischen Charakter, da es bald nicht mehr sichtbar sein würde. Ad Petrum ist ein reiner Baustellenhinweis, der keiner sorgfältigen Ausführung bedarf, nicht einmal in der Formulierung. Man kann also keineswegs ausschließen, dass ad Petrum die Baustelle der vatikanischen Basilika als Bestimmungsort anzeigt, nur weil diese auf anderen Inschriften als basilica apostoli Petri bezeichnet wird. Für eine bloße Baustellenangabe ist eine Verkürzung der vollen Formulierung auf den Namen des Apostels gut denkbar. Auch wenn die beiden letzten Fragen hinsichtlich der Herkunft des Marmorblocks und der genauen Deutung des Ausdrucks ad Petrum auf die Basilika oder das Presbyterium offen bleiben müssen, besteht kein Zweifel über die Wichtigkeit der Inschrift: Es ist die älteste Inschrift mit dem Namen des Apostels Petrus, deutlich lesbar und vollständig erhalten, in der ihm zu Ehren errichteten Basilika 40. Noch dazu befindet sich diese Inschrift der vatikanischen Bauhütte des Ich danke Prof. Paolo Liverani, mit dem ich über den Baubeginn der vatikanischen Basilika, ihre Benennung u. den topographischen Ausdruck in ICUR II 4213 sprechen konnte. 38 CIL VI 41331a = ICUR II 4097: [—] et Anastasia c(larissima) f(emina) eius, / [ad augendum splendorem] basilicae apostoli Petri / [pavimentum parietes] item coelum / [sacri fontis quem dudum Da]masus vir sanctus in / [ea - - - exstruxit sumpt]u proprio marmoru[m] / [cultu et musivo opere] decorarunt. 39 ICUR II 4213: Ad sanctum Petrum apostolum ante regia / in porticu columna secunda quomodo intramus / sinistra parte virorum / Lucillus et Ianuaria honesta femina. / ((avis)) ((chrismon et AW in corona lemniscata)) ((avis)). Der Kommentar in ICUR: „Iam saec. IV ex. portam maiorem basilicae vel aedificii cuiusvis regiam appellari solitam esse conicitur e Paulini Nolani […]“. Der ursprüngliche Ort der Inschrift war also im Innern der Basilika vor dem Haupteingang auf der Höhe der zweiten Säule des Hauptschiffs (K. Plepelits, Porticus, in: Thesaurus Linguae Latinae X,2,1 [Leipzig 1980] 27) auf der linken Seite, liturgisch gesehen der Männerseite (De Blaauw, Cultus 2, 504 und Anm. 71). Zwischen Haupteingang der konstantinischen Basilika und Presbyterium lagen vier Reihen von je 22 Säulen. Also lag die Inschrift ziemlich weit vom Presbyterium entfernt (vgl. Pläne und Aufrisse bei Arbeiter, Alt-St. Peter [Anm. 4] 76–79. 85). 40 Bislang wurden in der vatikanischen Basilika nur Graffiti mit dem Namen des Apostels Petrus gefunden. Eine Petrusanrufung zwischen 270–280 und 320 findet sich in Grab H

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Der Name des Petrus und die konstantinische Bauhütte am Vatikan

4. Jahrhunderts in situ im Herzen der antiken Basilika, nämlich auf dem Fußboden des Presbyteriums und damit unmittelbar beim Grab des Apostels (Abb. 1) 41.

(Valeriergrab) der Vatikannekropole (M. Guarducci, Cristo e San Pietro in un documento precostantiniano della Necropoli Vaticana (Roma 1953) 14–18. 70). Zwischen 290 und etwa 315 datieren die Ritzungen auf der Nordseite der Graffitiwand, die dann in das konstantinische Marmormonument in der Mitte des Presbyteriums eingeschlossen wurde: „il nome (di Pietro) compare più volte ed è scritto non per intero […], bensì in forma abbreviata“ mit den Kürzeln AP, APE oder APET für ad Petrum. In dieser Formulierung erkennt Guarducci einen Glückwunsch an den Verstorbenen, „di vivere presso Pietro, cioè di vivere nel regno celeste, abitato e custodito da Pietro“ (M. Guarducci, I graffiti sotto la confessione di San Pietro in Vaticano 1 [Città del Vaticano 1958] 23–25. 385. 465 f.). Schließlich fand sich in der Graffitiwand ein Fragment der roten Mauer mit dem unvollständigen Namen Petrus (M. Guarducci, Pietro in Vaticano [Roma 1983] 74–77. 109–116; A. Ferrua, Rez. zu „Pietro in Vaticano“, in: La Civiltà Cattolica 135 [1984] 578 f.). 41 Etwa 2 ½ m. trennen die Inschrift von der Marmorsäule des sog. „Tropaion des Gaius“, Teil der Monumentalisierung des Petrusgrabes aus der Mitte des 2. Jh. (Esplorazioni [Anm. 2] 136–140; M. Guarducci, La tomba di Pietro in Vaticano. Notizie antiche e nuove scoperte [Roma 1959] 28 f. 72–74. 77–82).

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