Version Februar 2016: leicht redigiert; bibliographisch und orthographisch nicht aktualisiert. Vortrag auf dem Kolloquium im Ibero-Amerikanischen Institut (IAI), Berlin 1997. Veröffentlichung in: Moderne Mythen in den Literaturen Portugals, Brasiliens und des portugiesischsprachigen Afrikas, (orgs.) Dietrich Briesemeister & Axel Schönberger, Frankfurt am Main: TFM (Biblioteca Luso-Brasileira 5), 1998, S. 15-40. Seiten im Text angezeigt {0}, red. = redigiert.
Der Mythos der spanischen Invasion O RLANDO GROSSEGESSE
{15} Die spanischen Invasion ist ein Mythos, der für das aktuelle Portugal relevant ist. Dies ist eine kühne Behauptung, denn heute steht die Angst, vom Nachbarland annektiert zu werden, in dem Ruf, antiquiert und irrational zu sein. Der Mythos der spanischen Invasion ist noch oder leider noch für Portugal relevant – so würden es Skeptiker ausdrücken, die die Portugiesen gerne näher am ersehnten Zielpunkt postnationaler globalisierter Gesellschaft sehen würden. Im öffentlichen Leben erscheint alles Vergangene, was sich nicht zu grandiosen Gedenkfeiern der Gegenwart ummünzen läßt (siehe Comemorações dos Descobrimentos, EXPO 1998), als Ballast eines angeblich überkommenen Nationalismus. Den häßlichen Negativ-Mythos der spanischen Invasion sollte man auf dem Dachboden verstecken oder unter den Teppich kehren – in der Hoffnung, daß er einmal vollkommen vergessen sein möge. Aber dann lugt er doch hervor, denn es läßt sich eben nicht alles in modernen Aufklärungs- und Fortschrittsmythos 1 auflösen, assistiert durch die in die Zukunft projezierten alten Vorzeige-Mythen eines glorreichen Seefahrervolkes. So gehen wir von folgender These aus: Es gibt Erfahrungen in den verschiedenen Bereichen aktueller portugiesischer Lebenswelt, die den Mythos von der spanischen Invasion wachrufen. Gemeinplätze, die vor allem in den Medien zitiert werden, geben diesem Mythos zwar Stimme, entziehen ihm aber zugleich auch Relevanz für zukunftsorientiertes Handeln in der Gegenwart. {16} Dies geschieht nicht nur im Rahmen gegenwärtiger Realpolitik nach dem EG-Beitritt Portugals und Spaniens 1986 und im Einigungsprozeß eines Europas ohne Grenzen, sondern auch im Hinblick auf ein angeblich modernisiertes selbstreflexives Kollektivbewußtsein. Tatsächlich werden allenthalben die alten Vorurteile überlegen als 1
Dabei sind wir offensichtlich von Niet zsche wie auch von Adorno und Horkheimer in ihrer Dialektik der Aufklärung (1947) vert retenen Position inspiriert: Sie geht davon aus, daß Aufklärung, wie auch Vernunft und Fortschritt, selber Mythen sind.
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Zitate des Überlebten präsentiert, etwa die allbekannte Redensart “De Espanha nem bom vento nem bom casamento”, die die Medien fast in jeder Berichterstattung über Spanien in Anspielungen und Wortspielen zitieren, ebenso wie die topische Benennung des Nachbarvolkes als “nuestros hermanos”, was je nach Zusammenhang gönnerhaft bis sarkastisch ausfallen kann. Doch ist zu bezweifeln, ob diese oft witzelnde Haltung den so banalisierten Mythos der spanischen Invasion wirklich bewältigen kann oder will, wird er doch gleichwohl zur Schau gestellt, wohl wissend dass er tieferliegende Schichten des Unterbewußten anspricht. Ein aktuelles Beispiel ist die Zeitschrift Visão (Nr. 216) vom Mai 1997: Dort wird auf der Landkarte, in der Portugal und Spanien mit den jeweiligen Nationalfarben bemalt sind, das portugiesische Territorium gerade mit den spanischen Farben übertüncht. Der reißerische Titel “Portugal, capital Madrid” wird zu Beginn der Reportage in einem manipulierten Lexikoneintrag als bereits vollzogen Historie suggeriert. Im Text selbst hingegen richten sich alle Bemühungen darauf, den so plakativ abgerufenen Mythos durch Rationales, nämlich durch Daten und Statistiken der wirtschaftlichen Verflechtung und Entwicklung zwischen beiden Ländern, zu entschärfen (Ribeiro, 1997). Diese Strategie wird gekrönt durch einen Text “Portugal visto de lá”, der darstellt, wie sehr sich in Spanien während der letzten zehn Jahre das Portugal-Image - vor allem dank des rapide angestiegenen Tourismus - zum Positiven gewandelt habe: “Com a mudança de mentalidades, Portugal deixou de ser visto como um país muito pobre onde se vai comprar toalhas e visitar Fátima” (Frisuelos, 1997: 52). Hier wird beispielhaft deutlich, wie von Fortschritt und wachsendem Wohlstand automatisch auf Mentalitätswandel {17} geschlossen wird, der – so die Projektion – wechselseitig zur Überwindung alter Vorurteile führe. Daß die tatsächlichen ‚Invasionsbewegungen‘ touristischer und ökonomischer Art quantitativ gesehen extrem ungleichgewichtig sind, läßt trotz aller gutgewillter politischer Harmoniebeteuerungen im Zeichen des geeinten Europas den Mythos der spanischen Invasion dann doch untergründig weitergrummeln. 2 Am meisten tritt er im Rahmen erlebter sprachlicher Überfremdung an die Oberfläche: Spanische Aufschriften an öffentlichen Plätzen lösen
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Siehe die portugiesische Sensibilität insbesondere auf dem Immobilien markt, wenn es um ‘spanische Landnahmen’ im Stadtzentru m Lissabons geht (cf. Grossegesse, 1990 a). Bereits Claudia Feischen zieht das kritische Fazit, daß „überko mmene Vorurteile erhalten bleiben, daß das gegenseitige Verhältnis nicht durch die endlich erkannten gemeinsamen Interessen der südeuropäischen Länder in der EG verbessert wird, sondern daß unter dem neuen Kleid die alten Stereotypen hervorscheinen” (Feischen, 1990:11).
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heftige Gegenreaktionen aus. Medien wittern frohlockend Hochverrat. Doch das sind nicht mehr als anekdotische Nebenschauplätze. Das zentrale Faktum ist: Statt die spanische Invasion als Mythos ernstzunehmen, macht man ihn sich als pittoresken Überrest angeblich antiquierten Nationalismus für Tagespolitik oder Marketing dienstbar. 3 Die skizzierten {18} Verhältnisse lassen sich natürlich nicht wie in der Spätantike als einfache Kollision von mythologischer und geschichtlicher, zyklisch-geschlossener und linear-offener Grundfigur begreifen. Mit dem impliziten Hinweis auf die ‘Dialektik der Aufklärung’ sprachen wir bereits von Aufklärung und Fortschritt als Mythos, womit sich die lineare Grundfigur ebenfalls als zyklisch erweist: Ständig ist von einem Mentalitätswandel die Rede, der sich gerade vollziehe oder gleich vollziehen werde, von einem Überwinden alter Vorurteile jetzt – doch diese Rede ist Schnee von gestern: Man findet dieselben Sätze der Modernisierung des Bewußtseins, als Portugal und Spanien vor zehn Jahren gemeinsam der EG beitraten. Ein Blick weiter zurück in die offiziellen Medien des Estado Novo, etwa während des und nach dem Spanischen Bürgerkrieg, entlarvt noch deutlicher die Vorstellung vom Mentalitätswandel durch Fortschritt als Mythos: So plädierte beispielsweise Tomé Vieira, der als Kriegsberichterstatter für O Século fünf Monate in Spanien verbrachte, Ende 1936 dafür, das über Jahrhunderte hinweg anerzogene Mißtrauen gegenüber Spanien zu überwinden im brüderlichen Kampf für die Zivilisation und gegen den Marxismus (Vieira, 1936: 11; 52). Der Kontext hat sich seit damals stark entideologisiert, doch wird damals wie heute unter dem Postulat der Modernisierung keineswegs rationalisiert sondern manipuliert. Eine derart geschichts- und diskurskritische Sicht kennzeichnet Saramagos Roman O ano da morte de Ricardo Reis. Gerade auf der Grundlage der Berichterstattung des Século von 1936 reflektiert dieser Roman von 1984, der la ut Autor den Untertitel “Contribuição para um diagnóstico da doença portuguesa” tragen könnte (Saramago in Vale 1984: 3) die portugiesische Identität, vor allem im Verhältnis 3
Diese Diagnose gilt auch grosso modo für die Außenperspektive deutschsprachiger Presse und Reiseliteratur, d ie auf den Mediendiskurs in Portugal und Spanien bezugnimmt. Zwei Beispiele: Als ich in einem Leserbrief an Die Zeit an einem Artikel von Volker Mauersberger (1990) unter anderem die Betrachtung portugiesischer Verhältnisse aus spanischer Unternehmerperspektive monierte, wies er diese Kritik aus seinem Madrider Büro als gegenstandslos zurück: “Es ist gerade das Ergebnis der europäischen Zusammenarbeit, daß Spanien und Portugal diese historischen Rivalitäten we itgehend vergessen haben (...).” (Brief an den Verf., 15.3.90). Als ich Werner Herzog auf der Grundlage seines Artikels “Erb feinde” in GEO (Herzog, 1990) daru m bat, einen tiefergehenden Artikel über das Thema zu verfassen, lehnte er ab: Der Artikel in GEO sei nur aufgebauscht, um den impact zu sichern, doch eigentlich gäbe es keine Pressepolemik mehr zwischen den beiden Ländern (Brief an den Verf., 27.3.90).
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zu Deutschland und zu Spanien, d.h. historisch korrekt zu NS-Deutschland und zu den zwei Spanien, die sich spätestens ab Juni 1936 im Bürgerkrieg zerfleischten. Der Roman entlarvt, wie über alle geschichtliche Entwicklung hinweg Portugals Eigenbild konstant geblieben ist. Ebenso gleich geblieben, über {19} jeden geschichtlichen Fortschritt hinweg, sind die Projektionen auf das angeblich immer invasionsbereite Spanien, dem man trotz aller Freundlichkeit nicht trauen könne 4 , sowie auf jenes moderne, rational organisierte und disziplinierte Europa, für das seit dem späten 19. Jahrhundert Deutschland (konkret: das imperialistische Preußen) einsteht – damals wie heute als das ‚Neue Deutschland‘ tituliert. 5 Erzählerisch meisterhaft umgesetzt wird dieses doppelte Verhältnis im tableau eines fingierten Luftangriffs auf die Lissabonner Innenstadt. Dieses Manöver fand tatsächlich propagandistisch kalkuliert am Vorabend des 10. Jahrestages der sogenannten Nationalen Revolution (Militärputsch von Braga) am 27. Mai 1936 ab 17.30 Uhr statt. Als erste Simulation modernen Krieges auf portugiesischem Boden, wie damals O Século stolz tönte, sollte es die militärische Modernität Portugals im europäischen Vergleich beweisen, die Stärke des jungen Salazar-Staates gegen das Schreckgespenst einer spanischen Invasion und der Transformation de r Iberischen Halbinsel in eine “marxistische Republik” (Vieira, 1936: 11). 6 Doch im Roman gerät diese Demonstration zum komischen Kriegsspektakel, bei dem so einiges schiefläuft. Unwillkürlich zeigt sich, daß Portugal eigentlich unfähig ist, einer spanischen Invasion standzuhalten. Bezeichnenderweise fallen die Rauchbomben auf die Praça dos Restauradores, die mit ihrem Obelisken die militärische Befreiung Portugals von spanischer Fremdherrschaft {20}verewigt: Die Simulation der Invasion verlacht den Mythos des heroisch unabhängigen Portugals, der gerade unter Sala zar als Basis erneuter Blüte gefeiert wurde. 7 Schließlich gibt es in all diesem Spektakel noch die “Helden der Indifferenz” : ein Briefträger, der ungerührt seine Post austrägt; ein Straßenkehrer, der den Schmutz aufkehrt (Saramago, 1984: 336-342). Selbst diese Elemente konnte Saramago aus der entsprechenden Reportage des Século vom 28. Mai 4
Siehe ein aktuelles Sachbuch über die Situation des portugiesischen Heeres (Martelo, 1997): Trotz rat ionalistischer Relativ ierung der geschichtlich bedingten Sensibilitäten bleibt es bei der ebenso rational begründeten Bedrohung durch den Feind Nummer eins: Spanien, da befähigt, Portugal mit terrestrischer Übermacht ein zunehmen (vgl. An m. 8). 5 Zum Deutschland-Bild in Saramagos Romanen siehe Grossegesse (1995). 6 Tatsächlich gab es zwei Jahre später Pläne einer Invasion Portugals durch das republikanische Spanien unter der Ägide portugiesischer Exilrepublikaner (Jaime de Morais war 1938 Urheber des Plano L bzw. der Operação Lusitana, unter Mitwirkung von Oliveira Pinto, Jaime Co rtesão, u.a.). 7 Der 1. Dezember wu rde zugleich zu m Tag der Mocidade Portuguesa erklärt.
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1936 beziehen. So gewinnt dieses tableau als Reflexion und Erzählung Bedeutung in einem komplexen Zusammenhang, der in eine gesellschaftspolitische und in eine diskursive Dimension aufgespalten werden soll: 1) Der Mythos der spanischen Invasion wird von herrschenden Diskursen so dienstbar gemacht, daß er das (utopische) Nachdenken über eine alternative Organisation der Iberischen Halbinsel jenseits der Zweiteilung Portugal-Spanien verhindert. Dies sichert den Status-quo gegenüber heterodoxen Vorstellungen eines föderativen iberischen Staatswesens verschiedenster Couleur von parlamentarischer Monarchie bis sozialistischer Republik, die insbesondere seit Mitte des 19. Jahrhunderts formuliert und in Vereinen diskutiert wurden (siehe Molina, 1990). Spanische Invasion und Iberismus sind sich so diametral entgegengesetzt wie Mythos und Utopie. Dazwischen liegt die Geschichte mit Alleinanspruch auf Realität, gegen beide Seiten – verstanden als dystopische Schreckbilder – abgesichert. 8 Auf einen konzentrierten Nenner gebracht: Die mythisierte Identität von Portugal als Nicht-Spanien 9 wurde im Laufe der europä{21}ischen Geschichte dazu ausgenutzt, beide Staaten machtpolitisch gegeneinander auszuspielen und jeglichen Ansatz einer Solidarität auf der Iberischen Halbinsel gegenüber einem dominanten Mittel- und Nordeuropa zu untergraben. Genau diese angedachte Solidarität, die dank des Mythos der spanischen Invasion nie realitätsrelevant wurde, wird angesichts des Beitritts von Portugal und Spanien zur EG 1986 in dem bewußt anachronistischen Science-Fiction A Jangada de Pedra als versäumte mögliche Geschichte rückgefordert. 2) Mit diesem Verweis auf einen weiteren Roman Saramagos läßt sich der diskursive Zusammenhang fassen: Er gilt gleichermaßen für den Estado Novo wie für den zitierten aktuellen Artikel aus der Zeitschrift Visão. Saramago reflektiert transhistorisch den Identitätsdiskurs kritisch, setzt ihn aber zugleich fort. Ausgehend von Eduardo Lourenços Überlegungen in “Repensar Portugal” (1978) sind zwei Komponenten von zentraler Bedeutung: a) Der Identitätsdiskurs ist bedingt durch die Gespaltenheit zwischen einerseits einem “imagem euforizante” des eigenen Landes als sanftem Imperium und 8
Genau dies verdeutlichen beispielsweise die (militär-)po lit ischen Überlegungen von Moreira Campos (1963: 200-205), wenn die Bedeutung von Salazars Pacto Peninsular mit dem Franco-Regime entschieden relativiert wird gegenüber der ewigen Kons tante begründeten Mißtrauens. 9 In der Historiographie mythisiert man traditionell das Bewußtsein der Differen z, das die Portugiesen dazu gebracht hatte, 1143 eine Grenze zur kastilischen Vorherrschaft zu ziehen (überhöht als älteste noch gültige Staatsgrenze in Europa); vgl. hierzu aus anthropologischer Sicht Ribeiro (1987); aus historischer Perspektive Mattoso (1985).
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komfortabler Idylle am Rande der europäischen Katastrophen und andererseits einem selbsterniedrigendem “contra- imagem”, das bis zur Selbstnegierung reichen kann. Diese wird entweder in pathetischem Gestus oder aber scheinüberle gen in Anekdoten und Witzen präsentiert (wodurch zuweilen das Mißverständnis entsteht, es handle sich um Selbstironie). Tatsächlich manifestiert sich in dieser Gespaltenheit die Hypertrophie des nationalen Selbsbewußtseins (“a hipertrofia da nossa autoconsciência”; Lourenço, 1978: 75), die einer reflektierten Auseinandersetzung mit kollektiver Identität aus dem Weg geht: Portugals Identitätsproblem besteht genau im Exzess der Hyperidentität, dem Oszillieren zwischen Superlativen von Affirmation und {22}Negation. 10 Jede sachliche Diskussion, jede konkrete Kritik wird durch die typische Mischung aus euphorischem Eigenlob
und
larmoyantem
Selbstmitleid
bzw.
witzelnder Selbstbeschimpfung
aufgehoben. Dies sei durch eine zweite, temporale Komponente weiter präzisiert: b) “é menos um presente concreto que é objectivo de referência do que um passado ou um futuro mistificado para justificar a esperança desmedida ou a descrença brutal nos destinos pátrios” (Lourenço, 1978: 73). Übersetzt man Lourenços Analyse diskurskritisch, könnte man von einer Mischung aus agonischem und messianischem Diskurs sprechen. Wenn Saramago im denkbaren Untertitel zu O Ano da morte de Ricardo Reis von einem Beitrag zur Diagnose der portugiesischen Krankheit spricht, bewegt er sich genau in der reichen Texttradition seit Mitte des 19. Jahrhunderts, die das gegenwärtige Portugal antropomorphisch und innerhalb einer säkularisierten Heilsgeschichte zwischen Agonie und Auferstehung, zwischen Apokalypse und erneuter Genesis begreift. 11 Der häßliche Mythos der spanischen Invasion ist dabei nützlich als Projektionsfläche der Selbstnegierung, als Kehrseite des stolz hergezeigten Gründungsund Wiedergründungsmythos. Dieser begleitet bereits seit Fernão Lopes auf der Basis der eschatologischen Drei-Reichslehre des Joaquim de Fiore (Joachim von Floris) die Konstitution Portugals und festigt seine Verankerung in einem göttlichen Heilsplan als unvernichtbares Nicht-Spanien. Nun’Álvares ist heroischer Garant der Unabhängigkeit gegenüber Kastilien. D. Sebastião ist der tragische Held, der die {23}spanische Invasion 10
Mit dieser Definition tragen wir der Kritik von Sérgio Campos Matos (1990: 188) an Lourenços These, Portugal habe keine Identitätsprobleme, Rech nung. Andererseits erscheint Lourenços Unterscheidung in Identität und Hyperidentität überaus wichtig, da dadurch die d iskursive Ebene faßbar wird. Im Gegensatz dazu laufen Defin itionen wie d iejenige eines “complexo de Hamlet” (Medina, 1982) die Gefahr einer weiteren Überhöhung des angeblich “ontischen Dramas”, eine Gefahr, von der sich selbst Lourenços Ansatz nicht befreien kann. 11 Siehe hierzu Isabel Pires de Lima (1991); Teresa Pinto Coelho (1996).
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unverschuldet verschuldet. Beide Gestalten, die gerade im Dienst des Estado Novo remythisiert wurden (siehe Matos, 1990: 137-157), garantieren für den portugiesischen Identitätsdiskurs die ewige Wiederkehr von Auferstehung und Untergang, begründen letztendlich, daß die Indifferenz des Briefträgers und des Straßenkehrers beim – freilich simulierten – spanischen Luftangriff auf Lissabon berechtigt ist, denn Portugals untote Existenz ist eigentlich für immer garantiert. Genau diese Überlegungen,
in
Diskurskritik
übersetzt,
relativieren de n
aufklärerischen Ansatz einer heilsamen spanischen Invasion, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem von Eça de Queirós formuliert wurde (siehe Grossegesse, 1990; Matos, 1993):
Der Romancier vermeinte durch eine Art
Schocktherapie Selbstbesinnung auszulösen, indem er dem irrationalen Vertrauen auf die historische Verankerung der im Heilsplan vorgesehenen Nation das realistisch ausgemalte Faktum einer spanischen Invasion entgegen stellte. Den Plan seines Romans A Batalha do Caia erläuterte er dem Freund Ramalho Ortigão folgendermaßen: “simplesmente o que eu quero fazer, é dar um grande choque eléctrico ao enorme porco adormecido (refiro- me à Pátria)” (Brief vom 10. November 1878). Sicherlich gaben Eças Karriere-Überlegungen im diplomatischen Dienst den Ausschlag, um das Romanprojekt auf Anraten des Freundes in der Schublade verschwinden zu lassen. Posthum wurde nur noch die Schwundstufe der Erzählung A Catástrofe publiziert. Andererseits läßt sich innerhalb der Evolution von Eças Romanwerk ablesen, daß der Autor auch diskurskritisch das Dilemma einer derartigen Schrift erkannte. Sie würde nämlich das selbsterniedrigende Reden, das Schwelgen in larmoyantem Selbstmitleid oder witzelnder Beschimpfung der sterbenden Nation nur noch weiter kultivieren (wie dies in gewisser Weise auch der zitierte Satz aus dem Brief an Ramalho Ortigão tut), {24}und nicht – wie beabsichtigt – zu einem rationaleren Bezug von Rede und Tat führen. Dieses selbstreflexive Wahrnehmen einer nicht nur ideologischen sondern auch diskursiven Dekadenz wird in Os Maias (1888) am deutlichsten spürbar, da hier die heilsame spanische Invasion lediglich als provokanter Konversationsbeitrag des Dandys Ega präsentiert wird. Weit davon entfernt, als Schock-Therapie moralisierend wirken zu wollen, verkommt die heilsame spanische Invasion zum unterhaltsamen Spiel: So parodiert Ega zwischen Seezunge und Champagner gerade die patriotische Beschwörung des Wunders von Ourique, das Portugal im göttlichen Heilsplan als
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Nicht-Spanien verankert. 12 Mit Eduardo Lourenço zu sprechen, wird hier die Hyperidentität witzelnd selbst erniedrigt, aber man gelangt dadurch nicht zu einer sachoder handlungsbezogenen Auseinandersetzung mit der nationalen Identität, sondern bestätigt selbstbezogen im herbeigeredeten Untergang ebendiese Hyperidentität. Eça de Queirós begreift so die beklagte und verspottete nationale Dekadenz nicht mehr – wie etwa Antero de Quental und andere – primär als moralisches Problem, sondern als diskursives, wie dies bereits die karnevalisierten Gegen-Erzählung einer portugiesischen Invasion Spaniens in dem nur posthum veröffentlichten Roman A Capital! (1877-84) andeutet: Der Hauptheld Artur träumt von Rosenmontag auf Faschingsdienstag davon, als Feldherr so triumphal in Madrid einzuziehen wie Achilles in Troja und als neuer Cid (nicht als Nun’Álvares...) nach Lissabon heimzukehren, um D. Luís de Bragança zum Kaiser der Iberischen Halbinsel zu krönen. 13 {25 red.}Doch dieser operettenhafte Traum der Macht, der Eças Affinität zur Satire in Offenbachs La Grande-Duchesse de Gérolstein unter Beweis stellt, kontrastiert schroff mit Arturs tatsächlichem Mangel an Tatkraft gegenüber der von ihm ausgehaltenen spanischen Kokotte Concha. Sie betrügt ihn mit einem aufschneiderischen Andalusier, der gerade als Verfechter der brüderlichföderativen União Ibérica Arturs Vertrauenseligkeit ergaunert hatte – und damit das Vorurteil über die perfiden Spaniern bestätigt. Statt in dieser Situation zu handeln, beschränkt sich Artur auf starke Worte und Selbstmitleid sowie schlicht auf das Träumen. In Wirklichkeit läßt er Concha mit all der von ihm gekauften Garderobe und Schmuck von dannen ziehen. In unmittelbarer zeitlicher Nähe zu diesen Gedankenspielen übernimmt Englands Ultimatum von 1890 die mehr oder weniger ‘heilsame’ Rolle imaginierter spanischer Invasion, verstanden als Postfiguration von Alcácer-Quibir. Allenthalben ist entweder vom letzten Aufbäumen des verendenden Portugals oder von nahender Auferstehung (republikanische Propaganda) die Rede. 14 Die diskurskritische Komponente weicht 12
“Oh! Deus de Ourique, manda-nos o castelhano! E você, Cohen, passe-me o St.Emilion!” (Os Maias, 1888: 168; ko mmentiert in Grossegesse, 1991: 184-185). 13 “via-se à frente de Portugal armado em massa, passando o Caia, invadindo a Espanha, à Atila, e com a fúria irreprimível de elemento, vindo abater-se sobre Madrid aterrada: aí sentia-se semi-deus, era Aquiles; estava nu, tinha um elmo pelágio – e arrastava três vezes em torno das muralhas, que lhe pareciam as de Tróia, entre u m pranto de viúvas subindo para a mudez do céu, – o corpo branco e exangue do Manolo. Depois era em Lisboa, nas celebrações da Vitória: e aí era o Cide, t inha uma armadura refulgente de emblemas, (...) – ao lado do Rei, de D. Luiz de Bragança, que tinha sobre a cabeça, enterrada até aos olhos, uma enorme coroa de Imperador da Pen ínsula: (...) e defronte , a perder de vista, viam-se uma negrura de formas humanas; e eram as raças de Espanha cativas, (...).” (zitiert nach Eça de Queirós, 1992: 359). 14 Siehe hierzu mit reichem Quellen material Teresa Pinto Coelho (1996: 88-99). Coelho (1996: 268) spricht vom Ult imatu m als “polit ischem Mythos”, doch eigentlich geht es um die Aktualis ierung
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einem naiven ideologiegeladenen Pamphletismus. Obgleich die Bedrohung von England ausgeht, wird beständig die spanische Invasion evoziert. 15 {26 red.} Eças Brief an den Conde de Arnoso (10. 8. 1891), ein halbes Jahr nach der Revolte von Porto vom 31. Januar 1891, drückt klar die Besorgnis aus, daß der Triumph des Republikanismus in Portugal die spanische Intervention und somit den Verlust der Unabhängigkeit mit sich bringen könnte: Com o triunfo da revolução – eu creio que Portugal acabou. Só o escrever isto faz vir as lágrimas aos olhos – mas para mim é quase certo que a desaparição do Reino de Portugal há-de ser a grande tragédia do fim do século. A Espanha não pode deixar de intervir. (...) Recebendo cada um o seu bocado da velha Lusitânia – cada Potência se cala e vai digerir para o seu canto (...). Nós vamos repetir a história lamentável da Polónia.
Die nun exzessiv kultivierte Kombination von Agonischem und Messianischem – etwa die Wiedererweckung des toten Vaterlandes durch das Schwert eines neuen Nun’Álvares in Guerra Junqueiros epischem Gedicht Pátria 16 – ist jeglicher aufklärerischer Funktionalisierung des Dekadenzkonzepts fern, die Antero de Quental in seinem Vortrag „Causas da decadência dos povos peninsulares“ 1871 noch für Portugiesen und Spanier angedacht hatte, um zu einer gemeinsamen gesellschaftlichen Regeneration gegenüber dem fortschrittlichen Europa zu finden. 17 Es spricht für unsere, an der Dialektik der Aufklärung orientierte Ausgangsthese, daß die damaligen Visionen des verendenden Portugals als leichte Beute Spaniens in den gegenwärtigen Euro- Zeiten wiederkehren, und literarische Texte die spanische Invasion wieder aufsuchen. Die These ließe sich demnach folgendermaßen ergänzen: Die Tatsache, daß es im gegenwärtigen Portugal literarische Texte gibt, die sich mit der
von Alcacer Quibir und der daran geknüpften Vision von Untergang (= spanische Invasion) und neuer Genesis (= Sebastianismo). 15 Etwa in Eça de Queirós’ Text “Novos factores da política portuguesa” (Revista de Portugal, II, 4; April 1890): “Um mov imento insurreccional em Lisboa, triunfante ou semi -triunfante, seria no dia seguinte um exército de intervenção marchando sobre nós da fronteira monárq uica da Espanha. E se a Espanha, (...), se convertesse numa república conservadora - um movimento paralelo em Portugal, apoiado por ela e coroado de êxito, seria o fim da nossa autonomia, da nossa civilização própria, da nossa nacionalidade, da nossa história, da nossa língua, de tudo aquilo que nos é tão caro como a p rópria v ida, e por que temos, durante séculos, derramado sangue e tesouros.” (Eça de Queirós, 1995: 93-94). 16 Siehe ausführlich Isabel Pires de Lima (1991) und Teresa Pinto Coelho (1996). 17 “Portugueses e Espanhóis, vamos de século para século minguando em extensão e importância, até não sermos mais que duas sombras, duas nações espectros, no meio dos povos que nos rodeiam!...” (Quental, 1987: 23).
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{27} spanischen Invasion beschäftigen, zeigt die Relevanz dieses Mythos für die aktuelle Kollektividentität. Wohlgemerkt verzichtet unsere These auf jegliche Fortschrittsindikatoren eines immer noch oder leider noch, die ein Modernisierungsdenken eingeschmuggelt hätten. Sowohl die marxistische wie die liberale Gesellschaftstheorie hatte die Realität von Nationalismus unterschätzt bzw. ihn als philosophisch defizitär und inkohärent mißachtet. Spätestens seit Benedict Andersons Imagined Communities (1991) und Homi K.Bhabhas Nation as Narration (1990) gibt es eine Gegenrichtung, die Onésimo T.Almeida (1994) auf die portugiesische Problematik übertragen hat. 18 Man muß – gerade nach der Moderne – davon ausgehen, daß es in der globaliserten Gesellschaft den Trieb gibt, nationale Identität zu erzählen und sich ihrer darin zu vergewissern. Auch Mário de Carvalho betont die beharrende “historicidade do homem português” als Basis seines Schreibens: A ideia que tenho é que nós somos mais do que nós. Somos também toda a espessura histórica que está atrás de nós. É como se disséssemos que a batalha de Alcácer-Quibir está dentro de cada um de nós, portugueses, que todas as vitórias e todas as derrotas estão cá dentro. (Carvalho in Porto, 1997: 30)
Wie dies den Mythos der spanischen Invasion betrifft, zeigt sein Roman A Paixão do Conde de Fróis, der wie A Jangada de Pedra 1986 im Jahre des EG-Beitritts veröffentlicht wurde. Der Roman erzählt scheinbar ganz im Sinne eines traditionellen Geschichtsromans vom heroischen Verhalten einer Führungspersönlichkeit in einem Abschnitt der Nationalhistorie: {28 red.} Der junge heißblütige Conde de Fróis wird wegen einer Affäre in Lissabon von Sebastião José de Melo, dem späteren Marquês de Pombal, in eine ferne kleine Garnisonsstadt namens São Gens verbannt. Wider Erwarten nimmt er seine neue Aufgabe als Kommandant der unbedeutenden Festung leidenschaftlich ernst. Im Kriegsfall übergibt er sich nicht der anrückenden Übermacht, sondern verwickelt den Feind unter Vortäuschung größerer Resourcen in eine Belagerung. Als die Lage tatsächlich aussichtslos geworden ist, verweigert er gege n alle Vernunft die Übergabe, kämpft weiter – auch gegen den Widerstand in den eigenen
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Allerd ings verändert er Andersons Begriff der imagined communities zu mental communities, da sie im Kopf als wirkliche und nicht nur imagin ierte Realitäten existieren, ergänzt durch den Begriff communities of the heart, da diese Beziehungen auch gefühlt werden. Die Verstandesarbeit besteht genau
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Reihen – und stirbt bei einer selbstmörderischen Nacht- und-Nebel-Aktion den Heldentod. Soweit die biographische Komponente, nun die historische: Es handelt sich um eine Episode der sogenannten “Guerra Fantástica”, dem Ableger eines europäischen und nordamerikanischen Krieges, der uns als Siebenjähriger Krieg ein Begriff ist. 19 Als sich König D. José weigert, dem Familienpakt der Borbonen Frankreichs und Spaniens gegen England beizutreten, beginnt im Mai 1762 die spanisch- französische Invasion, die – nach der Historiographie – ohne Widerstand in Trás-os-Montes vorrückt, die aber dann nach dem Engagement von Friedrich Wilhelm Ernst, Graf von Schaumburg-Lippe und seiner Umstrukturierung des portugiesischen Heeres zum Erliegen kommt. Der vom Roman gewählte Zeitausschnitt betrifft aber nur die ersten für Portugal mißlichen Kriegstage, als sogleich Bragança und Miranda in Feindeshand fallen. Der Roman scheint im traditionellen Sinne eine kohärent realistische Fiktion aufzubauen, die die Fakten der Geschichte getreu erzählerisch füllt. Doch diese verlebendigende Kohärenz ist nur listig vorgetäuscht. Dahinter erweist sich der Roman als Ort des Reflektierens und {29} Erzählens von Mythen im Dialog mit der Historie: Die Festung von São Gens hat nie existiert, nie gab es einen Conde de Fróis, der sich den spanischen Truppen eines ebenso fiktiven spanischen Generals Alagón widersetzte (cf. Porto, 1997: 66-69). Allerdings wurde dieser Krieg tatsächlich als “phantastischer” bezeichnet. Das Hypothetische des Erzählten ist nur an wenigen Textstellen beiläufig markiert im vorgetäuschten kohärenten Entfalten eines historischen Bilderbogens, der nicht zuletzt durch den Gebrauch der militärisc hen Fachsprache des 18. Jahrhunderts Authentizität ausstrahlt. Ebenso spärlich sind Hinweise auf die Funktionalisierung einer solchen Fiktion. Doch gerade bei der Schilderung der Nacht-und-Nebel-Aktion, bei der der Conde de Fróis den Heldentod stirbt, tritt der Erzähler auktorial kommentierend auf: Seria talvez a altura de o autor, que nunca no decorrer da narração deixou de mostrar alguma admiração pelo conde e governador de S. Gens, lhe pôr na boca e no pensamento uma tirada dramática, de burilado recorte, (...). Mas a história tem os seus pruridos de verdade que se sobrepõem às parcialidades do autor e este vê-se
in der Verknüpfung von Kopf und Herz, d ie in Erzählungen geleistet wird. Dieses Konzept knüpft an Ho mi K.Bhabhas Nation as Narration (1990) an. 19 Frankreich gegen England um Kolonialbesitz in Nordamerika; Preu ßen und Österreich kämpfen um den Besitz Schlesiens.
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constrangido a relatar o que ao conde calhou dizer, e não o que ele gostaria que o conde dissesse: Ora o fidalgo limitou-se a exclamar, alto e bom som: “Merda!” Se estes eventos não tivessem sido tão obscuros e mal conhecidos e se esta guerra tivesse levado os seus comparsas à notoriedade universal, talvez a exclamação houvesse imortalizado o conde, tirando a primazia ao desforço de Cambronne, ocorrido mais de cinquenta anos depois. Dir-se-ia então, numa perífrase elegante, ‘a célebre palavra do conde de Fróis’, aparecendo Cambronne como um plagiador depreciado. Para mal das glórias nacionais não foi assim que aconteceu, porque da inprecação do conde dou eu notícia, já a quase duzentos anos de distância de Waterloo, razão porque, bem o receio, Cambronne reterá a glória e a propriedade do palavrão. (Carvalho, 1986: 183-184).
Das offensichtliche fiktionsironische Spiel mit dem bekannten jedoch apokryphen “mot de Cambronne”, das im französichen Kollektivgedächtnis untrennbar mit der letzten Schlacht Napoleons bei Waterloo (18. Juni 1815) verbunden ist, parodiert nicht nur historische Wahrheit sondern auch nationalen Identitätsdiskurs, der an der Peripherie Europas
mit großer Geschichte kaum in Wettstreit treten kann.
Bezeichnenderweise ist die Sprache, eben der von Victor Hugo als Sieg in der Niederlage verklärte vulgäre Ausruf20 , Anlaß für die Intervention des ‘Autors’, um den historischen Rang des Erzählten zu thematisieren. Richtung und Reichweite {30} der Parodie bleiben fraglich: Wird der unnütze, exzessive Heroismus des Conde de Fróis verlacht oder nicht eben in “Merda!” leidenschaftliche Maßlosigkeit bestätigt? Es steht zu vermuten, daß das zwiespältige Eigenlob dieser Episode möglicher Geschichte gerade durch den vermessenen Vergleich zwischen São Gens und Waterloo und gerade durch den vulgären Ausruf angesichts der unausweichlichen Niederlage, der laut ‘Autor’
selbst
Unsterblichkeit
verdiene,
die
Hypertrophie
portugiesischen
Selbstbewußtseins bestätigt. 21 Der Conde de Fróis erscheint nicht nur als hypothetische Präfiguration Pierre Cambronnes sondern auch als Postfiguration des D.Sebastião (“morrer sim, mas devagar...”) und steht zudem im ironischen ‘Dialog’ mit Gonçalo aus A ilustre Casa de Ramires, der durch eine ausländische Agression von feiger Passivität 20
“Dire ce mot, et mourir ensuite. Quoi de p lus grand ! car c’est mourir que de le vouloir, et ce n’est pas la faute de cet homme, si, mitraillé, il a survécu. (…) L’homme qui a gagné la bataille de Waterloo, c’est Cambronne. Foudroyer d’un tel mot le tonnerre qui vous tue, c’est vaincre.” (Hugo, Les Misérables, 1862). 21 Dabei ist sicherlich die Erinnerung an das Ultimatum von 1890 und die damals kursierenden Karikaturen über England / Portugal mitgedacht.
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zur militärischen Tat erwacht, die trotz ihrer pragmatischen Lächerlichkeit heroische Regeneration ausstrahlt. Demnach künden die Agonie der Festung São Gens und des Conde de Fróis gerade wegen ihres hypothetischen und parodistischen Charakters von der untoten Existenz Portugals. In der parodierenden Miniaturisierung des Mythos rettet sich – im romantischen Sinne der Polymythie – dessen Wirkungspotential: das Erzählte läßt sich mühelos auf den damals aktuellen EG-Beitritt Portugals und Spaniens beziehen. Der unnütze Heroismus imaginierter Widerstandsgeschichte angesichts unausweichlicher Invasion bestätigt im deftigen Ausruf den nationalen Diskurs der Hypertrophie. 22 São Gens besitzt eine {31 red.} heroisch- lächerliche Größe gegenüber Waterloo, ebenso wie das ‘moderne Portugal’ einen heroischen Widerstand gegen die von Spanien anrollende Konsum-Invasion imaginiert und gleichzeitig dies als sinnlos belacht. 23 Somit erscheint aus der Außenperspektive Unamunos Satz von Portugal als “un pueblo de suicidas, talvez un pueblo suicida” (Unamuno, 1908: 88) weiterhin gültig. Es geht um die Inszenierung von Geschichte als Schiffbrüche im Sinne tragikomischen Bewußtseins, daß alles Handeln sinnlos sei. In diesem Sinne bezog João Medina (1997) Unamunos Befund kürzlich auf As Naus von Lobo Antunes und sprach davon, daß der Portugiese alles melancholisiere. Nimmt man dem Befund die maritime Bildlichkeit, bleibt der perpetuierte Zustand der Niederlage als Garantie für Portugals Existenz, wie dies auch Manoel de Oliveiras Film NON ou a vã glória de mandar (1990) thematisiert. 24 Hier behält die spanische Invasion auch Ende des 20. Jahrhunderts ihren festen Platz im Repertoire ambivalenten Parodierens und Re-Mythisierens nationaler Heilsgeschichte.
22
Der unnütze, unbelohnte Heroismus der Portugiesen wird – freilich naiv affirmierend – gerade in der Historiographie des Estado Novo gefeiert. Auch im Rückverweis auf Arturs heroischem Trau m in A Capital erscheint interessant, daß João Ameal (1958: 449) von einer tatsächlichen portugiesischen Invasion Spaniens erzählt, die in den aktuellen Geschichtskompendien fehlt: “E a 2 de Julho de 1706, senhor de Madrid, o Marquês das Minas faz aclamar Rei o filho do Imperador Leopoldo”. Doch die Krönung des Habsburgers Leopold I. wird im Verlau f des Spanischen Erbfolgekrieges zu einer unbedeutenden Episode, was wiederu m der Perfidie Spaniens angelastet wird. Die portugiesische Invasion (in Wirklich keit nur Beteiligung Portugals am Exped itionsheer) ist also unnütz, “embora se tenham coberto de glória as nossas armas” (Ameal, 1958: 449). 23 Ein aktuelles Beispiel aus der Presse ist die Glosse von Pedro Bragança (1997) anläß lich des Beginns der Spanien-Rundfahrt (Vuelta de España) vor dem Mosteiro de Belém: In einem “imag inären Interview” wird der Expresso-Reporter von zwei spanischen Soldaten als verdächtiges Subjekt festgehalten und verhört (der situative Kontext evoziert Eças Erzäh lung A Catástrofe). Dabei erscheint er als Angehöriger einer sprachlichen Minderheit, d ie im Aussterben begriffen ist und entgegen dem herrschenden Status Quo nur noch über Doku mentation, die niemand kennt, nationale Identität beansprucht. 24 “Oliveira não celebra as derrotas, desloca a questão para outros termos – como é que, apesar de tanta vã glória de mandar, de tanta ambição e tanta derrota, o país continua a existir?” (Seabra, 1990: 6).
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Auch Mário Cláudios Roman As Batalhas do Caia (1995) beweist dies. Er zitiert bereits im Titel das erwähnte abgebrochene Romanprojekt A Batalha do Caia von Eça de {32} Queirós, von dem posthum publiziert nur noch die kurze Erzählung A Catástrofe kündet. Unübersehbar wird das damalige Gedankenspiel einer heilsamen spanischen Invasion auf die Gegenwart bezogen. Nach Aussage Mário Cláudios ist der Roman ein Projekt, daß ihn schon vor langer Zeit beschäftige und auf eine Lektüre von A Catástrofe im englischen Exil zurückgehe, als er sich – 1970 von einem Kriegseinsatz in Guinea-Bissau zurückgekehrt – physisch und psychisch erschöpft entschließt, Portugal als „país inabitável, em verdadeira autofagia“ zu verlassen (Venâncio, 1996: 15). Er formuliert Jahre später nach dieser Lektüre ein erstes Romanprojekt, das er aber verwirft, um schließlich 1995 As Batalhas do Caia zu schreiben. In Eças Text A Catástrofe wird aus dem Jetzt- Zustand des von Spanien okkupierten Portugals die nationale Dekadenz, die zur Besatzung führte, rückblickend reflektiert und zugleich eine zukünftige Regeneration aus Handlungskraft, Freiheit, Wissenschaft und Gemütsstärke gefordert. Mário Cláudios Roman scheibt den Text als gleichsam hypothetisch exhumierten Roman weiter, der dabei die fiktive Textebene bildet (Markierung durch Kursivschreibung), eingebettet in einen traditionell auktorialen Roman über Eça de Queirós, “o nosso homem”. Nach Mário Cláudios biographischer Fiktion begleitet das Schreiben an A Batalha do Caia das Leben des Schriftstellers von 1878 bis zu seinem Tod 1900. Auf der fiktiven Textebene des Binnenromans (Kursivtext) wird als zentraler Zeugenerzähler die Figur Policarpo eingesetzt. 25 Er erlebt die spanische Invasion und die Besatzungszeit mit. Im Unterschied zu Eças überliefertem Text A Catástrofe betont der fiktive Romantext Eças bei Mário Cláudio die Kollaboration der Portugiesen mit dem eingesetzten Vizekönig in Lissabon und die Folgenlosigkeit der wiederholten Restauration nationaler Souveränität für den gesellschaftlichen Zustand Portugals: Die geforderte zukünftige Regeneration mag sich nicht einstellen. Stattdessen werden schließlich nur monumentale Zeic hen der Restauration gesetzt: {33} So verkündet die Regierung unter dem Monarchen der Dynastie Bragança, der nur widerwillig aus dem komfortablen Exil ins unbequeme Reich heimkehrt 26 , die Vollendung der capelas imperfeitas als erhebendes nationales Programm (Cláudio, 1995: 200-201). Es geht also um die Bestätigung von Aljubarrota
25
In A Catástrofe noch anonym. Cláudio (1995: 196): Dies imp liziert eine scharfe Kritik an der Dynastie Bragança, die Mário Cláudio direkt des “assassínio do imaginário português” beschuldigt ( Cláudio in Queirós, 1995: 30). 26
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im Mosteiro da Batalha, um die Erfüllung von Nationalgeschichte im symbolischen Akt statt Geschichte als Fortschritt im sachbezogenen Handeln. Dieser Akt erscheint vorab entwertet durch die Tatsache, daß bereits der spanische Vizekönig dasselbe Bauvorhaben aus ästhetischen Motiven formulierte (Cláudio, 1995: 161). Der Binnenroman übt so auch gegenwartsbezogene Kritik am fehlenden nationalen Gewissen der politischen Verantwortlichen, denen das patriotischen Verhalten von Figuren aus dem Volk, die naiv für die Rettung Portugals kämpfen, gegenübergestellt ist. Hierin klingt zweifellos Guerra Junqueiros Pátria an, wobei parodierende Bezüge unübersehbar sind: So
überbietet der Märtyrertod der
Prostituierten Mariquinhas Vaidosa, die vor dem spanischen Erschießungskommando herausfordernd ein letztes Mal ihre Reize enthüllt, sowohl den opferbereiten Edelmut von Königinnen als auch die reine Erneuerungskraft ländlicher und kindlicher Unschuld (Cláudio, 1995: 159-160). Doch trotz Kritik und Parodie bestätigt der Roman die Existenz Portugals, gesichert in Vergangenheit und Zukunft, resistent gegenüber gegenwärtigen Invasionen oder Restaurationen, die in Wiederholungen leerlaufen, ausbrennen, ohne ihre apokalyptisch projezierte Wirkungskraft auf ein zukünftiges Neues Portugal real einzulösen. Die vernichtende Erlösungskraft der spanischen Invasion wird keineswegs entmythisiert, sondern ganz im Sinne der für immer untoten Nation sublimiert. So definiert der Autor seinen Roman als “proclamação dum desastre, mas assistido pela {34} esperança. Só que a esperança apenas se atinge pelos caminhos do outro mundo” (Venâncio, 1996: 15). In dieser Selbstinterpretation vollzieht sich eine zerebrale Mystifizierung der spanischen Invasion, gleichsam nach dem Muster von Pessoas Mensagem in Bezug auf den Sebastianismo als “poema de esperança visionária” (Macedo, 1988: 37): So wie Pessoa die im Realen unerfüllbare Wiedergeburt von Portugals Reich ins Jenseits verlegt, so tut dies Mário Cláudio mit der ewigen Drohung der Besetzung als heilsame Bedingung einer spirituellen Wiedergeburt. In Fortsetzung der seit der Romantik gepflegten Ikone von Camões’ Tod, der als verkannter Dichter im Angesicht der drohenden spanischen Invasion zusammen mit der Heimat stirbt 27 , läuft Eças Sterben, das deshalb im Roman gestreckt wird (Cláudio in Queirós, 1995: 31), mit dem Schreiben an A Batalha do Caia zusammen. Nach Mário Cláudios Roman beendet Eça den Text tatsächlich im Übergang zum Tod: 27
Siehe die Schlußverse in Almeida Garretts Versepos Camões: “(...) - ‘Pátria, ao menos / juntos morremos...’ - E exp irou coa Pátria.”
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A redenção a que o Eça aspira, a redenção da Pátria, encontra-a ele, nos termos deste livro, no fim da agonia. A redenção do indivíduo é afinal a redenção da Pátria. O País invadido acaba por ser a Cidade de Deus. (Venâncio, 1996: 15)
Die Konklusion innerhalb dieser nationalen Mystik wäre: Das reale Portugal bleibt im ewigen Zustand der drohenden aber unvollzogenen Okkupation unerlöst. Und doch läßt Mário Cláudio in seiner Selbstinterpretation – ähnlich wie Pessoa in Mensagem – ein Hintertürchen offen, daß sich die agonisch- messianische Hoffnung (basierend auf einem für die Nationalidentität eingeforderten etwas abenteuerlichen jüdisch-keltischen Synkretismus) vielleicht doch im Realen erfüllen könnte: {35} Portugal está em estado de permanente agonia, ao contrário do que acontece com outros povos, os que gozam de boa saúde. Portugal tem estado, pelo menos desde a Restauração, numa agonia que já se desenhava em Alcácer-Quibir. Mas exactamente por haver uma agonia é que há uma esperança. Para os países ricos, essa esperança nem sequer existe. (Venâncio, 1996: 15)
Mário Cláudio verfällt auf das Panorama nationaler Machtpolitik des 19. Jahrhundert, das – aus seiner Sicht – immer noch das kollektive Unbewußte bestimme, inklusive sein eigenes, nach dem sich die Position der Unterwürfigkeit nicht mehr auf einzelne Nationen wie Frankreich und England richte, sondern auf die Europäische Union als Machtkomplex, der von den großen Staaten dominiert wird (Cláudio in Queirós, 1995: 30). So adoptiert sein Roman, auch wenn A Batalha do Caia innerhalb der Romanfiktion geschrieben wird, doch Eças ursprüngliche Illusion einer Schocktherapie. Allerdings ist sein Heilverfahren inhaltlich demjenigen des jungen Eça diametral entgegengesetzt und folgt eher dem Tenor der Texte im Umkreis des Ultimatums von 1890: Statt Hoffnung auf eine rationalere Gesellschaftspolitik zu setzen, um die Rückständigkeit gegenüber dem modernen Europa aufzuholen, fordert Mário Cláudio im Sinne eines Teixeira de Pascoaes den Rückzug ins Innere, die Bereic herung auf der Ebene des Imaginären gegenüber der wirtschaftlichen und kulturellen Überfremdung, die Besinnung auf den lusitanischen Kern der Mystik, da – so Mário Cláudio – dem Portugiesen nun einmal die rational reflektierende Philosophie abgehe (Venâncio, 1996:
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16). Die aktuelle Dekadenz Portugals bestehe daher nicht in mangelnder Rationalität sondern, interessanter- oder paradoxerweise zurückprojeziert bis zur Restauração, im [...] assassínio sistemático do imaginário colectivo português, perpetrado justamente pelo poder político. Portugal tem sido o exemplo europeu mais acabado do desprezo pela história, pela tradição, pelo registo do passado, pela mística de um país” (Cláudio in Queirós, 1995: 30).
{36}Mário Cláudios Roman stellt unter Beweis, daß sich postmoderne Unübersichtlichkeit als faszinierendes Terrain für mystische Abenteuer erweist. Die Gläubigkeit an den neoliberalen Wirtschafts- und Technologie-Koloß Europa, die das ‚modernisierte Portugal‘ stolz zur Schau stellt, kann nur vordergründig das tiefe Zufluchtsbedürfnis zu Mythen,
zu erzählter Kollektividentität verdecken. Ihr
steingewordenes Erbe wird indes unter dem Postulat unbedingter Modernisierung mit fröhlicher Miene zertrümmert oder touristisch vermarktet. Die besprochenen Romane zeigen demgegenüber beispielhaft, daß man Geschichte und Nationalmythen nicht einfach loswerden kann. Beides sind uchronische Fiktionen 28 , bei Mário Cláudio sogar auf zweifacher Ebene (Geschichtsfiktion des Binnenromans), in der alternative Geschichten ohne Realanspruch zwischen Mythos und Utopie entworfen werden. Trotz aller Miniaturisierung und Infragestellung des Mythos der spanischen Invasion wird an der Basis, nämlich an der heilsgeschichtlichen Funktionalisierung festgehalten: Tendenzen der Parodie und der Re-Mythisierung verbinden sich ähnlich widersprüchlich und verwirrend wie im lateinamerikanischen Roman (cf. Roloff, 1986: 84). Statt Regreß auf vorneuzeitliche Positionen, der sich besonders in As Batalhas do Caia andeutet, müßte man zu einer ideologie- und diskurskritischeren Position gegenüber den Mythen des Identitätsdiskurses kommen, um die irrationale Zuflucht in offene ‚Trauerarbeit‘ (vor alle das Trauma der sogenannten Kolonialkriege) aber auch ‚Stolzarbeit‘ und letztlich in ein vorausschauendes Bedenken der Zukunft zu verwandeln (Glaser, 1994: 251). Von einem solchen Postulat, das abschließend wiederum die ‘Dialektik der Aufklärung’ invoziert, sind allerdings Entwürfe wie A paixão do Conde de Fróis und As Batalhas do Caia noch weit entfernt.
28
Zur Definition von “uchronian fiction” siehe Wesseling (1991: 100-102); Mário de Carvalho selbst bezieht sich auf Jorge Lu is Borges und Umberto Eco (Porto, 1997: 62).
18
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