Martin Gruneweg (15 6L-after 1615) A European Way of Life
2009
Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
Deutsches Historisches Institut'lfarschau Quellen und Studien Herausgegeben von Eduard Miihle
Band21.
Ż009
Harrassowitz Verlag ' Wiesbaden
CONTENTS Preface
Aruur Burs Introduction
I. DAS
LEBEN IN DER NAHE - LIFE CLOSE UP
Dłvro GłuNr Grunewegt Multicultural World
11
JÓnc RIrcxr
Grunewegs Deutsch und das Deutsch seiner Zeit
23
Arłrur Buns ,,Fugit tempus." Weltliches und geistliches Zeitempfinden zu Ende des 16.Jahrhunderts
37
EołruNo KIzIr Kindheit und Jugend in Danzig von der Ż.Hdlke des 16. bis zur Mitte des lS.Jahrhunderts
59
MynoN Kłpnłr' Lviv and its Ethnic Groups in rhe Second Half of the
79
II. DAS
16th
Century
LEBEN IN DER FERNE - LIFE FAR A$TAY
KNur ScHurz Wanderungen von Handwerkern, Ki.instlern und Spezialisten
im spdtmittelalterlichen Europa
(74.-T6.Jahrhundert)
Knzyszror Sropxł Armenier im Kónigreich Polen zur Zeit von Martin
Gruneweg
11L
1'37
VI
Contents
Dłnrusz Koroozrn1czvx
Polish-Ottoman Trade Routes in the Times of Martin
Gruneweg
ArnnrcHr BBncBn
Das Osmanische Reich in der Sicht westeuropaischer Reisender . . . . .
III.
KONFESSION UND RELIGIOSITAT CONFESSION AND RELIGIOSITY
1,67
.
175
-
InBNr DrNcBr
Zwischen rómischem Katholizismus, Luthertum und Calvinismus: Aspekte und Strukturen von Konfessionsbildung im spżten 16. Jahrhundert
1,93
MrcrłłrrDłrrrnrnv
What was Not Understood by Martin Gruneweg in the Orthodox Culture of Eastern Europe?
MłnIłCnńcIulc Conversion in the Confessional
Age
CnrusropH Buncnn Die Berufung auf Kirchenvźter in der Literatur des 16.
273
241.
Jahrhunderts
Ż63
DOMINIKANER UND KRAKAU THE DOMINICAN FRIARS AND CRACOIr
IV. DIE
Arłrur Burs Ein Bruderzwist im Hause des
Dominikus
Ż81
Bocus rew KocrłłNIBwIcz oP La devozione mariana dopo il concilio di Trento secondo
Martin
Gruneweg
Młnnx MIzavIcru oP
The Cult of Saints in Polish Religiosity in the Times of Martin
301
Gruneweg
321
Knzyszror CzyżBwsxI Der Krakauer Dom um 1600 im Lichte zeitgenóssischer
Contributors . . Streszczenie
Index
.
.
Quellen
361 373
379 383
Knzysztor J. CzvżrwsxI
DER KRAKAUER DOM UM 1600 IM LICHTE ZEITGENÓssISCHER QUELLEN Die Domkirche auf dem'Wawel stand um 1600 am Vorabend bedeutender baulicher Verdnderungen, die eine Folge der tridentinischen Reformen waren.l Obwohl im Laufe des 16. Jahrhunderts einige neue Kapellen angebaut und die Innenausstattung der Kirche um viele Renaissanceelemente (Hochaltar und die seitenaltdre der heiligen Dorothea, Ladislaus und Antonius des Gro8en sowie eine Reihe von Grabmilern) bereichert wurden, behielt der Dom nach wie vor seinen mittelalteilichen Charakter, und zwar nicht nur im dsthetischen, sondern auch im funktionellen sinn. Die vor allem in denJahren 1320 bis 1364 errichtete gotische Architektur bildete immer noch den imposanten Rahmen fiir die wahrscheinlich unter Bischof Nanker (1320-1326) erarbeitete und lokalen Traditionen und Brduchen angepa8te Liturgie.2 Erst auf Anregung des Krakauer Bischofs Kardinal Jerzy Radziwilł (1591-1600), einem der bedeutendsten Verfechter der Umsetzung der Beschliisse des Tridentinums, nahm das Krakauer Kapitel am 8. Februar 1'594 den sogenannten rómischen Ritus als fiir den Dom verbindlich an.3 Das gab den IJ(eg zu Modernisierungen frei, um die Kirche den Bedi.irfnissen der neuen Liturgie anzupassen. Diesen Bauzustand der Kirche vor den ersten, im Jahre 1601 von Bischof Bernard Maciejowski (1600-1608)4 begonnenen, Renovierungsarbeiten zu rekonstruieren, bleibt weiterhin ein wichti-
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2
3 4
Eine polnische Fassung des Artikels K.J. Czyżewski, Martin Gruneweg o krakowskiej katedrze, in: .Żeby wiedzieć". Fs. Helena Małkiewiczówna, hg. M. 'Walanus, M. '!7alczak und
J.'Wolańska, Kraków 2008, s. Ż43 -255. Den Modernisierungsproze8 der Kathedrale nach 1600 besprichtK'!' Czyżewski, Barokizac;'a czy modernrzacja? Przemiany katedry kra_ kowskiej po Soborze Trydenckim, in: Barok ibarokizacia. Materiały Sesji oddziału Krakowskiego Stowarzyszenia Historyków Sztuki, Kraków 3-4 XII 2004,hg. K' Btzezina, l0folańska, Kraków 2007, s' 39 -7 4, Abb. 6-16. J. Zur Domliturgie vor dem Trienter Konzil J. Kubieniec, Uniwersalizm i swoistość w średniowiecznych antyfonarzach krakowskich, Kraków 2006; Kolektarz wawelski sprzed, 1'526 roku świadekliturgii Kościołakrakowskiego w XV, xVI i XMI wieku, hg. Sz. Fedorowicz, Kraków 2007. Czyżewski (wie Anm. 1), s.45. Czyżewski (wie Anm. 1), s.46-47.
362
Krzysztof J. Czyżewski
ges Forschungspostulat. Das stellt im
Hinblick auf die Eigenart der iiberliefer-
ten, bisher wenig ausgewerteten schriftlichen Quellen, sie beschreiben nur selten systematisch den Kirchenbau und dessen Ausstattung, eine schwierige Aufgabe dar. Dariiber hinaus fehlen bis heute verldl3liche ikonographische Uberlieferungen, die uns eine Vorstellung von dem Innenaussehen der Kirche in diesem Zeitraum geben kónnten - die dltesten erhaltenen Mel3zeichnungen wurden 1648 von Giovanni Battista Gisleni gefertigt.s Daher eróffnet die Beschreibung des Domes, die Martin Gruneweg wohl im Oktober 1583 konzipiert und spdter ergdnzt und redigiert hat, neue Forschungsperspektiven;6 denn Gruneweg liefert viele bisher unbekannte Angaben, dariiber hinaus werden Nachrichten anderer Quellen, vor allem des bi-
schóflichen Visitationsberichts von 1602, bestdtigt. Dies erleichtert, wie es scheint, eine Rekonstruktion der rdumlichen Anlage des Domes mit so bedeutenden Elementen wie Lettner, Triumphkreuz und dem Altar des heiligen Stanislaus, die im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts abgerissen oder griindlich umgestaltet wurden. Ich werde mich im Folgenden nur auf die wichtigsten damit zusammenhingenden Fragen konzentrieren.
Ein węsentlicher Punkt aller nachtridentischen Kirchenreformprogranrme
war die Beseitigung der Lettner. In den meisten Lindern entfernte man diesę Trennwand, die den Gldubigen denZugang zum Chor und den Blick auf den Hochaltar verwehrte; auf diese Weise vereinheitlichte man den Innenraum von Kirchen verschiedenen Ranges, d. h. von Dom-, Kollegiats-, Kloster- und Pfarrkirchen. Auf dem Wawel wurde diese Trennung wahrscheinlich im lahre 1,61,9 aufgehoben.T Die beilaufigen und eher zufdlligen Erwdhnungen zum Domlettner lassen keine vollstdndige Rekonstruktion seines Aussehens zu. In den Kapitelakten wurde er ,,Chor" (chorusl genannt, was nahelegt, da13 er eine Art Empore bildete, die einem liturgiebegleitenden Sdngerensemble diente.s Gruneweg
5 6
7 8
S. Mossakowski, Uroczystości wawelskie w styczniu roku !649 a pro|ekty Giovanniego Battisty Gisleniego, in: Studia waweliana 9-L0 (Ż000-2001'\,s.43-46, Abb. 1'4. Die Aufzeichnungen des Dominikaners Martin Gruneweg (1'56Ż-ca.1618) iiber seine Familie in Danzig, seine Handelsreisen in Osteuropa und sein Klosterleben in Polen, hg. A. Bues, Deutsches Historisches Institut Warschau. Quellen und Studien 19,1-4, Wiesbaden 2008;
siehe auch Martin Gruneweg. Życie Europejczyka. Ausstellungskatalog Klasztorz oo. Dominikanów w Krakowie 24 IV-24Y 2008,hg. A. Bues, Z' Krysiewicz, Kraków 2008. An einigen Stellen am Manuskriptrand befinden sich Glossen mit der Datierung 7583. October. Martin Gruneweg hielt sich erneut von April 1603 bis April 1605 in Krakau auf. Czyżewski (wie Anm. 1'\,s.67-62f. Archiwum Kapituły Metropolitalnei w Krakowie [= AKK]' Acta Actorum' XI, k. 445v (13 |X 7619|; Czyżewski (wie Anm' 1), s.6|-62.
Der Krakauer Dom um 1600 im Lichte zeitgenóssischer
Quellen
363
bestatigt diese Vermutung, indem er einen sich hinter dem Stanislausaltar befindenden ,,Gang der Sdnger" erwźhnt, zu dessen beiden Seiten Ti.iren zum Kano_ nikerchor fi.ihrten;e er schreibt allerdings nichts Niheres iiber das Aussehen jenes Gangs. So bleibt nach wie vor unklar, ob sich dieser Gang auf l7andarkaden oder nur auf ęine entsprechend breite Mauer stiitzte. Sucht man nach Analogien zum Krakauer Lettner, kónnte man, ohne auf Details einzugehen, auf die aus ikonographischen Uberlieferungen bekannte Schranke im Westchor des Augsburger Doms hinweisen.1o Man kónnte auch den nicht erhaltenen, aber aus der Uberlieferung bekannten Lettner imZagreber Dom heranziehen, der den ganzen dreigliedrigen Chor vom Kirchenschiff trennte,ll weswegen auch bei der Kathedrale auf dem'Wawel Einiges ftir eine Trennwand tiber die ganze Breite der Kirche (Chor mit beiden seitlichen Umgżngen) sprdche.l2 Grunewegs umfangreiche und detaillierte Beschreibung des Stanislausaltars (mit einem schematischen Seitenaufri8) besitzt einen unschitzbaren Wert. Kunsthistoriker hatten bisher nur eine sehr vage Vorstellung von diesem Obiekt, denn sie verfiigten lediglich i.iber wenige fragmentarische Angaben. In seinem Bericht schreibt der Dominikaner iiber eine vor dem Choreingang (das heiBt im Querschiff) aufgestellte frei stehende Kapelle aus Eisengitrern;l3 sie hatte einen rechteckigen Grundri8 mit einer Ldngsachse in Ost-West_ ałl, Richtung. Auf der textbegleitenden Zeichnung (fo1.1081) ist der
Nordeingang in der Nźhe der Nordwestecke abgebildet. Als Stifter dieser Kapelle nennt Gruneweg Kónig Sigismund I., den auch ein Fi.ih-
rer durch die Krakauer Kirchen aus dem Jahre 1603 erwdhnt - in den Domakten findet sich keine Angabe dazu.l4 Mit ihren fein geschmiedeten Gitterwdnden źhnelte die wawel-Kapelle wohl der mittelalterlichen Kapelle der Drei Kónige im Kólner Dom, die uns von einer
9 Alle Folioangaben
beziehen sich auf das Exemplar der Aufzeichnungen Grunewegs in der Biblioteka Gdańska der PAN, Ms. 1300. Gruneweg, fo1.7092: Hinder diezer Heiligen Kapelle ist das Kuer boch mitt eiser uergittert bis unttu den gank der senger, zu uelcbem uon beiden seitten der kapelle thueren sein. 10 M. Schmelzer,Der mittelalterliche Letner im deutschsprachigen Raum. Typologie und Funktion, Petersberg 2004, S. 1.67, Abb.I1.. 11 A. Deanović,Ż.Ćoruk,Zagrebaćkakatedra|a,Zagreb 1988, Abb. auf S. 13, 83,220,2Ż1. 1'2 K' Czyżewski, M. walczak,Zbadafinad gorycką katedrą w Krakowie, in: Studia'!7aweliana 8 (1999), S. 27 -28. 13 Gruneweg, fol. 1081. 14 Przewodnik abo kościołów krakowskich krótkie opisanie wydany 1603, hg. J. KiliańczykZięba, Kraków 2002' s.80.
364
Krzysztof J. Czyżewski
Zeichnungaus demJahre1,633 bekannt ist.1s Sicherlich nahm sich die Krakauer Kapelle viel bescheidener aus: Sie besa8 keine Kerzenleuchter, war nicht mit Figuren gekrónt und wahrscheinlich iberhaupt nach oben offen. DaB das Grab des Heiligen in eine Art Krifig eingeschlossen war, ergab sich aus der Notwendigkeit, die wertvolle Ausstattung und Votive zu sichern. Gruneweg bestdtigt den auch andernorts belegten Brauch, hier die in den Kriegen eroberten Standarten und Fahnen als Votivgaben fiir die besondere obhut Gottes iiber das Kónigreich Polen auszuhdngen. Sie waren laut Gruneweg im oberen Teil der Kapelle und an den.\0finden daneben befestigt.l6 Grunewegs Beschreibung des roten Marmoraltars, der die Reliquien der heiligen Stanislaus und Florian enthielt, stimmen vollkommen mit den Angaben aus den Visitationsakten des Kardinals Bernard Maciejowski iiberein. Der Altar ftillte den engen Kapellenraum fast vóllig aus' So dal3 ihn nur eine Person auf einmal umgehen konnte. Silberne Engel stiitzten mit ihren Armen den mit Szenen aus dem Leben des Krakauer Mdrtyrers geschmiickten silbernen Sarg, der auf einem marmornen Sockel ruhte. Aus Grunewegs Zeichnung ist zu schliel3en, da13 der Sarg in der Lźngsachse der Kapelle aufgestellt war, doch ist diese Lesart unsicher. Was die Anzahl der Engel betrifft - angeblich gab es deren sechs - so irrte Gruneweg, wie iibrigens auch der oben erwdhnte Ftihrer aus dem Jahre 1603.17 Visitationsakten und Inventare erwdhnen nŻimlich nur vier Figuren. Grunewegs Aufzeichnungen erweitern leider nicht unser'Wissen iiber den Reliquiensarkophag, der von Elisabeth, der Tochter Ladislaus Ellenlangs, nach 1370 gestiftet wurde und dessen Aussehen sich nur auf Grund der Visitationsakten aus dem Jahre'1,670 rekonstruieren lefit.18
Vor dem Sarg befand sich am gekennzeichneten Ort ein silbernes Retabel, welches, laut schriftlicher Quellen 1'51'2 im Auftrag Kónig Sigismunds I. von dem Niirnberger Goldschmied Albrecht Glim ausgefi.ihrt wurde.le Obwohl das 15 A. Legner, Kólner Heilige und Heiligtiimer. Ein Jahrtausend europdischer Reliquienkultur' Kóln 2003, s. 11Ż-'13, Abb.58. 16 Gruneweg, fol. 1081 f .z Sonst ist dieze kapele obene mitt fielen banern und kriegsfenlein bestocben, auch sonst kriegs geschier umbhengt, deBgleichen der kirchen uende urnb das grab uon beiden seitten uon denen, die sieg uieder den feyend erbieltten, durch uelcbes aufstecken sie demutiglichen belueyzen, das sie ibre rnanliche thaetten nicht sicb, sonderen Gotte und diezen Heiligen Patronen tzurechenen. 17 Przewodnik 1603 (wie Anm. 14), S.80. 18 K. J' Czyżewski' Srebrne wyposażenie średniowiecznego ołtarua św.Stanisława w katedrze krakowskiei, in: Folia Historica Cracoviensia 9 (Ż003),s.12-29. 19 A. Bochnak ,MecenatZygmunta Starego w zakresie rzemiosła arrysrycznego, in: Studia do Dziejów Wawelu 2 (1960)' S. 135.
Der Krakauer Dom um 1600 im Lichte zeitgenóssischer Quellen
365
Retabel immer wieder erwahnt wurde, so fehlte bisher eine detaillierte Beschreibung. Auch seine Konstruktion (Diptychon oder Triptychon) blieb lange Zeit Gegenstand von Mutmal3ungen. Grunewegs Bericht entscheidet auch diese offene Frage. Der Altaraufs atz, als eine tafel mit tuerlein - also in Form eines Triptychons - bezeichnet, mal3 drei Ellen in die Hóhe, das hei8t etw a 174 crn.wir erfahren dari.iber hinaus, dal3 die silbergiisse stellenweise vergoldet waren.zo Uber diese neu gewonnenen Angaben kónnen wir nun wieder auf die Frage dieser so prachtvollen kóniglichen Stiftung zu sprechen kommen, die bisher noch nicht ausfiihrlich besprochen und interpretiert worden ist.21 Ich erlaube mir, hier eine ziemlich weitgehende These aufzustellen. Es wdre zu erwżgen, ob das den Kunsthistorikern gut bekannte Triptychon von Pławno (zur Zeit im Nationalmuseum in Warschau, Inv.-Nr. Śr. 18)22 nicht in Zusammenhang mit dem Wawel-Altar stehen kónnte. Jedenfalls sollte dieses hervorragende Kunstwerk auf alle Fólle im Kontext mit dem Sigismund-Retabel unter_ sucht werden. Vielleicht wurde es dem Wawel-Altar nachgebildet? Oder war es gar selbst das Vorbild fiir jenen? Die MaBe des Altars von Pławno _ im heutigen Sekundórrahmen sind es 144,5x9Ż cm (Mittelteil) und 144,5x46 cm (Fliigel) - geben zu denken, denn Gruneweg zufolge ma13 der Altar in der Kathedrale auf dem Wawel etwa 174 cm in die Hóhe. Der Unterschied ergibt sich móglicherweise aus der Ungenauigkeit der Angaben, tiber die der Dominikaner verfi.igte, einem Me8fehler oder aus der
Unvollstóndigkeit des Triptychons von Pławno. Zweifellos besa8 es urspri.inglich eine Predella, vielleicht auch ein Gesprenge. Zu Recht bemerkte man, da8
der qualitative Altaraufsatz
in
der Rorancka-Kapelle, ein im Auftrag Sigis-
munds I. in Niirnberg ausgefiihrtes'werk, eine deutliche Ahnlichkeit mit dem 20 Gruneweg,
2I
fol. 1081.
Letztens beildufig erwdhnt durch M. Morka, Sztuka dworu Zygmunta I Starego. Treści polityczne i propagandowe,Ylarszawa 2006,S. 366-367. 22 \I. Łuszczkiewicz, Ze studiów nad tryptykiem w Pławnie, in: Sprawozdania Komisii do Badania Historii Sztuki w Polsce 7 (1'902\, Sp. XXV-XXX; M. Sokołowski, Studia do historii rzeźby w Polsce w XV i XVI wieku, in: ebd., Sp. 195-198; J. Muczkowski, J. Zdanowski, Hans Suess z Kulmbachu, in: Rocznik Krakowski 21 (19Ż7\, S.50, Abb.30; T. Dobrzeniecki, Tryptyk zPławna, 'Warszawa 1954; Muzeum Narodowe w Varszawie. Przewodnik po galeriach stałych i zblorach studyinych, hg. K. Murawska-Muthesius, D. Folga-Januszewska, Warszawa 1998, S. tI4-1,1,5, Nr. III.36 (T. Dobrzeniecki); S. Jeruzal, Tryptyk zPławna, Ms. Kraków 1999,Magisterarbeit am Instytut Historii Sztuki UJ [. Gadomski); M. Kochanowska-Reiche, Misryczne Średniowiecze. The Mystic Middle Ages, [Warszawa 2003], S. 12, Abb. II9-I20; Muzeum Narodowe w Warszawie. Arcydzieła malarstwa, hg. D. Folga-Januszewska,'Warszawa 2OO5,s.273,Abb. auf S.279; W. 'Walanus, Późnogotycka rzeźba drewniana w Małopolsce 1490_1540, Ars Vetus et Nova 2 1' Kraków 200 6, s. 28-29, 7 6, 27 8 -284, 301-302'
366
Krzysztof J. Czyżewski
hier besprochenen Triptychon aufwęist. Hótte sich schon ein solches Retabel im Dom befunden, wire es doch durchaus begrtindet gewesen' in der nóchsten kóniglichen Stiftung daran anzukniipfen. Vojciech \il(alanus hob in seinem Kommentar zum Triptychon von Pławno dessen besondere Stellung in der Kunstgeschichte der Krakauer Region hervor: ,,Die Struktur des Altaraufsatzes sowie die Verteilung der Figuren im Schrein und auf den Fliigeln lassen eine durchaus innovative Konzeption erkennen. Entscheidend ist dabei nicht so sehr der halbkreisfórmige Schreinabschlu8, sondern vielmehr die Art und Weise, in der der letztere mit einer horizontalen Leiste geteilt ist, welche der Gliederung der Fliigelfelder entspricht, sowie die Vereinheitlichung deren Relieftiefe. Damit ist man von dem charakteristischen Grundsatz abgegangen, der den Aufbau spżtgotischer Schreinretabel bestimmte, nźmlich deren Mittelteil durch Figuren von gróBerem Volumen zu akzentuieren".23 Im Zusammenhang damit ist anzumerken, da8 jene Vereinheitlichung der Relieftiefe bei Silbergiissen gewissermaBen selbstverstdndlich wird. 'Wenn auch detaillierte Argumente fi.ir meine These an anderer Stelle vorzubringen sein werden, so ist doch auch auf Grund dessen, was hier bereits angedeutet wurde, die Mutma8ung erlaubt, da8 das Retabel von Pławno ein Modell des Stanislaus-Altars im Dom war, das dem Stifter zur Bewilligung vorgefiihrt und dann als vollwertiger Altaraufsatz in einer der Krakauer Kirchen benutzt wurde - móglicherweise in der Klosterkirche der Pauliner auf dem Felsen (na Skałce), wie neulich Sylwia Jeruzal vermutete.24 Die Hofrechnungen Kónig Sigismunds I. belegen die Praxis der Herstellung von Probestiicken vor der endgiiltigen Auftragserteilung. Dies war etwa bei sechs Marmormedaillen (1,526)2soder beim goldenen Reliquiar des heiligen Sigismunds ftir die Kónigskapelle (1533)26 der Fall. Doch der wichtigste Beleg bezieht sich auf den Altar, der 1535 von dem Goldschmied Melchior Baier in Niirnberg und dem Maler Georg Pencz ausgefiihrt wurde. Bereits 1531 fertigte der Maler Hans Di.irer im Rahmen der Vorarbeiten fńr diesen Auftrag einen
Entwurf auf Leinen im Ma8stab 1:1. Kurz darauf schickte man aus Ni.irnberg probae cupreae inargentatae et inauratae pro imaginibus argenteis super altare in capella Regiae fabricandis. Gleichzeitig zahlte man dem Schnitzer lan pro 23 lifalanus (wie Anm.22), S.280-281. 24 Jeruzal (wie Anm.22), 5.77-79. 25 S. Mossakowski, Kaplica Zygmuntowska (1515-1533). Problematyka artystyczna
i
ideowa mauzoleum krllaZygmunta I, warszawa 2007,s.3Ż0, Nr. 165: ,,pro fiendis deliniamentis atque pro bis [Hervorhebung KJC] pro figuris sex rotundis ad capellam Regiae Maiestatis sculpendis 2I fl. 18 gr." 26 Ebd.,S.329,Nr.Ż72: ,,Et pro deliniamento prius facto de ligno vel modello''.
Der Krakauer Dom um 1600 im Lichte zeitgenóssischer Quellen
367
exemplari sculpendo de ligno eius crassitudinis uel releuationis esse debent imagines argenteae 1...]Nurembergae fabricandae.zT Ein anderes Beispiel bestitigt
den Gebrauch von Holzmodellen beim Verfertigen von Bronzegiissen: Es hat sich eine bunt bemalte Figur eines liegenden Ritters erhalten (Germanisches Nationalmuseum,Inv.-Nr. PL.O.3196), die man neulich als Vorbild fiir das 1551 in Niirnberg gegossene Grabmal von Mikołaj Herburt Odnowski im Dom zu Lemberg identifiziert hat.28 Kehren wir zu Grunewegs Text zuri.ick. Eine gewisse Aufmerksamkeit verdient ebenfalls eine in anderen bekannten Quellen nicht genannte Kleinigkeit. Im westlichen Teil der Kapelle befand sich ndmlich im Gitterwerk, welches das Grabmal des Schutzpatrons von Polen umgab, ein Fensterchen, das man an Feiertagen zu óffnen pflegte' um das Volk die Kopfreliquie des Mżrtyrers sehen zu lassen. Der Dominikaner fiigte wahrheitsgemżl3 hinzu, da8 diese im Domschatz in zwei eigens zu diesem Zweck bestimmten Reliquiaren - einem silbernen und einem goldenen - (die Partikel selbst waren stźndig in einer kugeligen Silberdose verschlossen) aufbewahrt wurden.29 An dieser Stelle gibt Gruneweg wieder eine vóllig neue Angabe; [Jber diezem fenster ist ein gescbnitten krucifix nacb griechiscber weize mitt fier negeln angeschlagenn, welch man sonst ander[śwoe selden ersiett.3o Der Verfasser leitete dabei irrttimlich die Darstellung des mit vier Ndgeln angeschlagenen christus
von der ostchristlichen (griecbischen) Tradition ab. s7ahrscheinlicher isr
es
aber, daB sich iiber dem Stanislausaltar ein aus der friiheren Kirche stammendes
romanisches Kruzifix erhob. Eine Assoziation mit dem berńhmten sich einst in medio ecclesiae3| befindlichen Gero-Kreuz im Kólner Dom (vor 970) liegt hier nahe. Die Christusfigur der Kathedrale auf dem.Wawel mu8 aber etwas spdter ausgefi.ihrt worden sein und ist daher eher mit den so zahlreich in westfalen und
27 Ebd.' S. 327, Nr' Ż39 -Ż42. 28 .PrzeraŹliwe echo trąby żałosnej do wieczności wzywaiącei''
' Śmierć w kulturze dawnei Polski od średniowiecza do końca XVIII wieku [AusstellungskatalogZamekKrólewski w Warszawie, 15 XII 2000-15 II 20011, hg. P. Mrozowski, Warszawa 2000, Kat. Nr. IV 9, S. 181 (P. Mrozowski). Uber die Herstellung derModelle zum BronzeguB zuletzt S. Hauschke, Die Grabdenkmiiler der Niirnberger Vischer-Werkstatt (1453-1544), Berlin 2006,
mis est caput integrum gloriosi Martyris S. Stanislai patroni Poloniae pro quo babentur tria tabernacula primus ar7enteum album, cułn quo imponitur in tabernacula alia duo quorum primum est ex auro purissimo. Diese wie auch andere Reliquien schaute sich Gruneweg im Domschatz an. 30 Gruneweg, fol. 1081. 31 Legner (wie Anm. 15), S. 103-104, Abb.52.
368
KrzysztofJ. Czyżewski
Sachsen erhaltenen Kruzifixen verwandt.32 Bisher war nicht eindeutig festzustellen, ob diese Heilandsfigur nur einen Teil des Stanislausaltars ausmachte oder ob sie eher die Funktion des Triumphkreuzes i.ibernahm, das in keiner mittelalterlichen Kirche fehlen durfte. In den Rechnungen der ,,Domfabrik" aus dem Jahre 1593 finden sich Eintragungen (19. Februar) i.iber zwei Stangen mit Knżufen fiir die Vorhinge zur Passionszeit, die iiber dem Hochaltar und ,,an der Passion inmitten der Kirche" angebracht wurden. Am 7. Marzdesselben Jahres zahlte man fiir 6 Ellen schwarzes Leinen, aus dem ,,dasVellum fi.ir das Kruzifix am Grab des heiligen Stanislaus" hergestellt werden sollte.33 Diese Eintragungen kónnen helfen, die GróBe der Figur des Gekreuzigten zu bestimmen. Bestand das Velum aus zwei zusammengendhten Leinenstreifen (je etwa 50-60 cm breit), so betrug die Ldnge des Vorhangs etwa 3 Ellen (174 cm), was der Hóhe des Kruzifixes entspriche. Gruneweg schenkte dem Altar des heiligen Stanislaus, dem Schutzpatron des Kónigreichs Polen, grol3e Aufmerksamkeit. Er erwżhnte in seinem Bericht auch eine davor hingende silberne Lampe, eine Schen_ kung des Kastellans von Płock' Stanisław Garwaski, die, wie aus anderen Quellen erschliel3bar, aus Italien gebracht worden war.34 Unschdtzbar ist auch eine weitere Bemerkung Grunewegs, die seit langem schon bekannte, aber wenig prózise Uberlieferungen ergdnztz Vor S. Stentzels graebe an beiden pbeilern bastu da kniende grosse bischopffe Aus wtxe, als weren sie aus boltze gescbnittenn.3s Um das Rżitsel dieser Gestalten zu lósen, mu13 man auf einen Beitrag zuriickgreifen, den Jerzy Kieszkowski vor etwa hundert Jahren veróffentlicht hat.36 Eine schwere Krankheit habe Bischof Piotr Tomicki
32 M. Anczykowski,
'Westfdlische
Kreuze des 13. Jahrhunderts, Mi.inster 1'99Ż; G. Lutz, Das
Bild des Gekreuzigten im'lfandel. Die sdchsischen und westfdlischen Kruzifixe der ersren Hżlfte des 13. Jahrhunderts, Petersberg 2004, s.23-28; zum Triumphkreuz in der Kathe_ drale K.J. Czyżewski, M. Valczak (wie Anm. 1'Ż),s.28. 33 AKK, Lib. fabr. 2,k. t3. 34 AKK, Inwentarz15S6(I-77),5.20:Itemunalampamaiorquaeltalicofacta,argentea,appensa est ante sepulchrum, siue tumba(m) Sti. Stanislai. Donata p(er\ Mag.""(m\ Dnum
Garuaski, Castellanu(m) Plocen(sem);Przewodnik 1603 (wie Anm. 14), S. 80: Tam też jest Iampa śrebrna,aby uliecznie przed temi pamiątkami świętychmęczennikóu', Bożych gorzala, od Stanisława Ganuaskiego kasztelana płockiego, starosty gostyńskiego zawieszona;K'J' Czyżewski, Kult św.Stanisława w katedrze krakowskiej - świadectwaartystyczne (zarys problematyki), in: B. Przybyszewski u. a., Święty Stanisław Biskup Męczennik, hg. I. Platowska-Sapetowa' Rzesz6w,Łańcut2005, s.419' Zum Stifter der Lampen K. Lepszn Garwaski Stanisław, PsB VII, 1948,s.29I-Ż92.
35 Gruneweg, fo1.1087.
36 J. Kieszkowski, Przyczynek do kulturalnei działalnościPiotra Tomickiego, in: Sprawozdania Komisji do Badania Historii Sztuki w Polsce 7 (1.906), Sp. CCLXXN-CCLXXXIX; Portrety biskupów krakowskich w okresie nowożytnym. Zagadnienie funkcii, in: Studia
Der Krakauer Dom um 1600 im Lichte zeitgenóssischer Quellen
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im Jahre 1534 dazu bewogen, ein Geliibde abzulegen, so er genesen sollte, wollte er dem Kloster in Tschenstochau (Jasna Góra), der Abtei des Heiligen Kreuzes auf dem Kahlenberg (Łysa Góra), dem Krakauer Dom und der Kirche zu Szczepan1w Votivgaben stiften. Ein Jahr spdter erfiillte der Bischof das Geliibde, indem er der Klosterkirche in Tschenstochau ein imaginem 1...f sui caeream schenkte' um welches sich der Kanoniker Stanisław Borek kiimmerte. Unbekannt bleibt, von wem und wo dieser Auftrag ausgefiihrt wurde, fest steht dagegen, da8 die Polychromie ein'Werk von Stanisław Samostrzelnik war. Aus dem gleichen Material entstand die fiir das Grab des heiligen Stanislaus auf dem 'Wawel bestimmte Figur des Bischofs (corporis hoc sui cereum simulachruml, die zusótzlich mit einer Inskription von Stanislaus Hosius versehen war. Zwei weitere lfachsfiguren kamen auf den Łysa Góra und nach Szczepanów.37 so ist also eine der beiden von Gruneweg erwżhnten knienden Figuren Bischof Piotr Tomicki, die Identitdt der anderen bleibt weiterhin offen. Nach Marian Sokołowski kam die Idee zu dieser Votivgabe des Krakauer Bischofs aus ltalien, wo dieser Brauch vor allem in Florenz verbreitet war (in der Kirche SS. Annunziata befand sich einst eine grol3e Anzahl solcher Votivga.l0fachsfiguren ben).38 in der Pose der ,,ewigen Anbetung" waren jedoch im Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit auch nórdlich der Alpen bekannt. Davon zeugt die bis hęute im Ferdinandeum in Innsbruck erhaltene Figur des Leonhard von Górz aus der Zeitum 1470 (Inv.Nr. P 46). Die 137 cmhohe Wachsfigur des knienden Grafen hat einen hólzernen Kern, aus Holz sind ebenfalls Gesicht und Hdnde geschnitzt. Die mit dem'!(appen versehene Figur hing urspriinglich an einer Konsole befestigt links vom Hauptaltar der Sigismundkirche im Pustertal (den damaligen Zustand dokumentiert eine Zeichnung von 1747).3e nad sztuką fenesansu i baroku, Bd.VI: Fundator i dzieło w sztuce nowożytnej, Teil 1' hg.
J. Lileyko, I. Rolska-Boruch, Lublin 2005,s'Ż25.
37 Kieszkowski (wie Anm.36), Sp. CCLXXXN-CCLXXXV. 38 M. Sokołowski,'Wota woskowe florenckie iako obiaśnienie wotów Tomickiego, in: Sprawozdania Komisji do Badania Historii Sztuki w Polsce 7 (1906), Sp. CCLXXXIXCCXCII. 39 A. Roschmann, Statt Brauneggen vnd dero Gegenden Sambt Denen Gerichteren St. Mi-
chelsspurg' Schónegg, vnd Herrschafft Tauffers vntersucht (1747),Hs. im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, Bibliothek, Dip. 1089/II, 6; R. Stiassni, Ueber'!7achsfiguren mit Beziehung auf eine seltsame Votivstatue, in: Kunstfreund 1.6 (7900),5.73-86; J. von Schlosser, Geschichte der Portrótbildnerei in'lfachs, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhóchsten Kaiserhauses 29 (1,9L9l11),S.2I2;T. Miiller, Zur Erforschung der spitgotischen Plastik Tirols, in: Veróffentlichungen des Museum Ferdinandeum 20125 (L947), S.84; Sammellust. 175 Jahre Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum; hg. G. Ammann, E. Hastaba, Innsbruck, !7ien 1998, S. 167; Circa 1500. Leonhard und Paola - Ein ungleiches Paar. De ludo globi - Vom Spiel der'Welt. An der Grenze des
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Mit dem Kult
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Vertel des Nordschiff vorhandene Empore beziehungsweise Tribi.ine zusammen. Ein bisher unbekanntes, von Gruneweg aufgezeichnetes Detail ist die Gestalt des Altars, auf dem das Reliquiar mit dem Kopf des Mirtyrers ausgestellt wurde: Eine Mensa in Form einer auf vier Beine gestiitzten Tafel.ao Die des heiligen Stanislaus hing auch die bis zum dritten
18. Jahrhunderts im
Zeichnung zu dieser Textstelle ist wenig glaubwiirdig, wenn man sie mit Pldnen und Ansichten der Empore vergleicht, die vor deren Abbruch entstanden sind.al Zweifel erweckt auch die Abbildung des inmitten des Hauptschiffes aufgestellten Taufbeckens, von dem Gruneweg vermutete, es sei aus Zinn, wdhrend es wie dies Visitationsakten belegen - aus Bronze gegossen war.42 Dank Gruneweg lóBt sich ein im Fiihrer aus dem Jahre 1603 vorhandener, scheinbar unbedeutender Vermerk zur Kapelle des Bischofs Andrzej Zebrzydowski neu interpretieren. In der Kapelle stand ein silberner Altar, ,,durch den heutigen Herrn'Wojewoden von Krakau gestiftet";43 diese Angabe fand bisher keine Bestitigung in den Domakten. Gruneweg schreibt iiber die Zebrzydowskikapelle: In der ist ein groes sielbern Marien bild samtt andern figuern auf scbuartzem tzamet uor die altar taffel (fol.1083). Ist es denkbar, da8 ein so ansehnlicher und kostbarer Gegenstand in den Msitationsakten und Dominvenraren unberticksichtigt blieb? Mit Sicherheit nicht! !7ie wóre also der obige Vermerk zu verstehen? Die einzige plausible Erklirung scheint die Annahme, da8 die silberne Muttergottesfigur nur zeitweise in der Domkapelle ausgestellt war ohne in den Dombesitz iibergegangen zu sein. Einen unerwarteten Einblick in das Schicksal dieser Statue gewóhrt eine handschriftliche Geschichte der Stadt Kalwaria Zebrzydowska aus dem Jahre 1613, in der zu lesen ist, da8 der Bischof von Łuck, Bernard Maciejowski, 1590 in Loreto eine silberne Marienfigur mit Reiches. Landesausstellung 2000, hg. M. Abate, Mailand 2000, S. 196, Abb. S.94; J. Fel mayer, Hubert Gerhard in Innsbruck und das Grabmal Maximilians des Deutschmeisters.
Hintergriinde, Zusammenhdnge, Perspektiven, hg. G. Werner-Felmayer, S. Holzer, W. Klier, Innsbruck, Wien, Bozen 2005, S.24.
40 Gruneweg, fol. 1083. 47 M. Vlalczak, Przemiany architektoniczne katedry krakowskiej w pierwszej połowie XV wieku i ich związek z działalnościąfundacyiną kardynała Zbigniewa oleśnickiego, in: Studia \U(aweliana 1 (1992\,5.21.,24-27, Abb.3; J. Kalinowska, Kaplica Jana Hinczy w katedrze na lfawelu i |ej malowidła ścienne, in: Studia do Dziejów'Wawelu 5 (L99I|, s.146-749, Abb.2-3; J. Szablowski, Nieznane i mało znane plany katedry wawelskiei z w.
XMII (ich znaczenie dla dzie|ów wawelu i topografii zabytku), in: Studia do Dzieiów Wawelu 5 (1991), S.393, Abb. 1,-2,1,2-1,3. fol. 1080. AKK, Wiz. nr 20 (Kard. Bernard Macieiowski 1602), S. '!.3: Baptisterium buius Ecclesiae in coęore eius prope portam occidentalem sittum est Cupreum totum repertum orna curn tegumento ad instar pyramidis de eodem materićt. 43 Przewodnik 1603 (wie Anm. 14), 5.77-78.
42 Gruneweg,
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dem Kinde fiir Mikołaj Zebrzydowski kaufte, die von Papst Sixtus V. geweiht wurde. Der Besitzer lie8 die Marienstatue zuerst in der Jesuitenkirche in Lublin aufstellen und, nachdem er 1601 rU7ojwode von Krakau geworden war, auf den Wawel holen. Spiter brachte er die Statue auf das Schlo8 Lanckorona, um sie schlie8lich den Bernhardinern von Kalwaria Zebrzydowska zu schenken, wo sich die Statue bis heute am Hochaltar der Klosterkirche befindet.aa Die ktinstlerisch sehr wertvolle Skulptur sowie die beiden Engel mit der Krone wurden spóter mit weiterem Schmuck verziert. Beim Verlassen des Domes wurde Gruneweg noch auf ein merkwiirdiges Detail aufmęrksam: Riesenknochen' die damals am ersten' vom Westeingang gezdhlt, linken Pfeiler des Hauptschiffs hingen.as Spater hat man diese Knochen drau8en am Portal angebracht, wo sie auch jetzt zu sęhen sind. An dieser Stelle sei auf eine Frage hingewiesen, die in Polen noch nie Gegenstand systematischer Forschungen gewesen ist, und zwar auf die jener prihistorischen Tierknochen, die in vielen Kirchen ausgestellt wurden. Die polnischen Beispiele (auBer dem
Krakauer Dom die Kollegiatskirche zu Neusandez, die Pfarrkirchen in GroB Hartmannsdorfa6 und Sambor,47 das Kloster in Kalwaria Zebrzydowska) sind in einem allgemeinen europżischen Kontext zu betrachten, denn derartigen mirabilia begegnet man beispielsweise auch in Kóln in der Kirche St. Maria im Kapitol und im Dom von Halberstadt. Der riesige Knochen, den man beim Bau des Stephansdoms in !7ien ausgegraben hat - heute nur noch aus ikonographischen
Uberlieferungen bekannt - wurde sogar mit dem Entdeckungsdatum (1443) und mit der Devise Kaiser Friedrichs III. (AEIOU) versehen.4s Zum Schlul3 gilt es, ein kurzes Fazitzuziehen. Die Aufzeichnungen des Martin Gruneweg tragen viel Neues zur Rekonstruktion des baulichen Zustandes um 1600 einer der bedeutendsten Kirchen Polens bei. Der kóniglichen Residenz auf dem W'awel schenkte der Dominikaner Gruneweg viel weniger Aufmerk-
44 Historia Calvariae [...] collecta anno 45
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1613. H.E. Wyczawski, Kalwaria Zebrzydowska. Historia klasztoru Bernardynów i kalwaryjskich dróżek, Kalwaria Zebrzydowska 1987, s.106. gigantten beine Gruneweg, fol. 1087. Einen Bericht iiber iene Knochen mit den Ma8angaben sandte der Professor der Krakauer Akademie Marcin Fox im Jahre 1583 an Ulisse Aldrovandi nach Bologna; H. Barycz, Szkice z dziejów Uniwersytetu Jagiellońskiego, Kraków 1938, S.52; K. Estreicher d.I., z powodu ikonografii smoka wawelskiego, in: Rocznik Krakowski XLII (19711,5.88-89, Abb.2; E. M. Firlet, Smocza Jama na tVawelu. Historia. Legenda. Smoki, Kraków 1996,s.I15. S. Tomkowicz, Raciborowice, Biblioteka Krakowska 33, Kraków ]'906, Abb.5. Gruneweg,fol.l,6l,9,sahimJahre1594inderPfarrkircheinSamborgroBeRiesengebein. Die Knochen befinden sich heutzutage in den Sammlungen des Instituts fiir Geowissenschaften der Universitit Wien.
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samkeit als dem Dom. Trotzdem finden sich auch fiir die wawel-Residenz in seinem Bericht Mitteilungen von gro8er Bedeutung, wie etwa Bemerkungen iiber ihre Dekoration sowie iber ein groes fierekicbt theatrum (fol. 1087), das auf dem Wawel anld8lich der Hochzeit von Gryzelda Batory undJan Zamoyski am 12.
Juni 1583 aufgebaut worden war.
e
Unschitzbar ist auch Grunewegs (mit
einer Zeichnung versehene) Beschreibung eines Lówenhauses, das man in den kóniglichen Górten errichtet hatte und das zu seiner Zeit von einem Lówen, einer Lówin und deren zweiJungen bewohnt war.so Móglicherweise sind die neulich auf dem Gelónde der ehemaligen Górten entdeckten Mauerreste eine Spur ienes Lówenhauses.sl
Ubersetzung Tadeusz Zatorcki
49 R.Skowron,'Wawel.Kronikadziejów,Bd.
1:odpradziejówdoroku1918,Kraków2001,
s.16I-16Ż. 50 Gruneweg, foI.1088. 51 M. Fabiański,'Wawelskie wirydarzeZygmunta Starego, in: Studia waweliana XIV (2008) [im Druck] schlie8t solche Zuordnung allerdings aus.
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