Der Fragebogen zur Erfassung des motorischen Funktionsstatus (FFB-Mot)

June 30, 2017 | Author: Alexander Woll | Category: Psychology
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Der Fragebogen Diagnostica, zum motorischen Funktionsstatus 48, Heft 2, 101–111, © Hogrefe-Verlag Göttingen 2002 101

Sonderdruck aus:

Der Fragebogen zur Erfassung des motorischen Funktionsstatus (FFB-Mot) Klaus Bös, Thomas Abel, Alexander Woll, Steffen Niemann, Susanne Tittlbach und Nadja Schott

Zusammenfassung. Die körperliche Fitness steht in vielfältigem Zusammenhang mit spezifischen Erkrankungsrisiken und unterschiedlichen Aspekten der physischen und psychischen Gesundheit. Der Erfassung der körperlichen Fitness kommt daher in der Gesundheitsforschung, insbesondere in Gesundheitssurveys eine bedeutsame Rolle zu. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung des motorischen Funktionsstatus (FFB-Mot). Der FFB-Mot umfasst insgesamt 28 Selbsteinschätzungsfragen zu den motorischen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination. Den Kern der Skala für Normalpopulationen bilden 20 Items (Standardskala). Weiterhin steht eine 12 Items umfassende Kurzform auch für telefonische Befragungen zur Verfügung. Jeweils vier weitere Items messen die minimale körperliche Leistungsfähigkeit (ADL-Skala) und die sportliche Leistungsfähigkeit (Sport-Skala). Die Skalen wurden mit den Daten zweier unterschiedlicher Validierungsstudien auf ihre psychometrischen Eigenschaften überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass der FFB-Mot in Fragebogenuntersuchungen und Interviews als aussagekräftige Methode zur Selbsteinschätzung der körperlichen Fitness eingesetzt werden kann und dass der FFB-Mot hoch mit Leistungsmessungen zur Fitness korreliert. Schlüsselwörter: Körperliche Fitness, Gesundheit, motorischer Funktionsstatus, Gesundheitsbefragung, Fitnessdiagnose The Physical Fitness Questionnaire (FFB-Mot) Abstract. Physical or motor fitness is known to be a significant factor in physical and mental health. The measurement of physical fitness is an important task in health research and particularly in health survey studies. This paper reports on the development of a questionnaire that measures motor fitness status in normal populations. The FFB Mot questionnaire comprises overall 28 self-report items assessing four basic motor abilities, namely cardiorespiratory fitness, strength, flexibility, and coordination. The standard scale is composed of 20 items. A 12-item short form is available for telephone interviewing. Low physical fitness and high/sportive fitness are measured by two additional scales comprising 4 items each (ADL and Sport scales). Data from two different validation studies were employed to analyze psychometric properties of the scales. The results show high correlations between the scores measured by physical fitness tests and those obtained from the questionnaire. The findings indicate that the FFB-Mot provides an economical screening method for the assessment of physical fitness in normal populations. Key words: physical fitness, health, exercise, motor function

Dem motorischen Funktionsstatus wird heute in der Gesundheitsforschung wachsende Aufmerksamkeit gewidmet. Dies gilt sowohl für die Arbeiten im Rahmen der traditionellen Risikofaktorenmodelle, u. a. Ausdauerleistungsfähigkeit und ihre Relevanz für koronare Herzerkrankungen (Bouchard, Shepard, Stephans, Sutton & McPherson, 1990; Bouchard, Shepard & Stephans, 1994), als auch für die neueren lebensweiseorientierten Modelle der Salutogenese (u.a. motorische Fitness als Ressource für adäquate Lebensbewältigung; vgl. Woll, 1996; Knoll, 1997). In einer eigenen Untersuchung (Woll, 1996) zum Zusammenhang von Aktivität, Fitness und

Gesundheit (N = 484; Männer und Frauen; Alter 35 bis 55 Jahre) korrelierte die körperliche Fitness mit der Arzteinschätzung der Gesundheit (r = .48), mit körperlichen Beschwerden im Herz-Kreislauf-Bereich (r = .45), mit Rückenbeschwerden (r = .30) und mit der selbsteingeschätzten Gesundheit (r = .27).

Prof. Dr. Klaus Bös, Universität Karlsruhe; Prof. Dr. Dr. Thomas Abel, Universität Bern, Dr. Alexander Woll, Universität Karlsruhe; Steffen Niemann, M.A., Universität Bern; Dr. Susanne Tittlbach, Universität Karlsruhe; Dr. Nadja Schott, Universität Gießen.

Entsprechend seiner vielfältigen Gesundheitsrelevanz kommt der Messung der Fitness heute eine wichtige Bedeutung zu. Dazu anerkannte Methoden sind sportmotori-

DOI: 10.1026//0012-1924.48.2.101

Zur wissenschaftlichen Beschreibung der körperlichen Fitness wird üblicherweise auf Systematisierungen motorischer Fähigkeiten zurückgegriffen. Motorische Fähigkeiten lassen sich differenzieren in konditionelle und koordinative Fähigkeiten und weiter in die Dimensionen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit (vgl. Bös, 1987).

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Klaus Bös et al.

sche Tests und apparative Messverfahren, die in den zunehmend durchgeführten Gesundheitssurveys aus ökonomischen Gründen allerdings zumeist ausscheiden. Die Erfassung der motorischen Fähigkeiten kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen (vgl. Maud & Foster, 1995; Woll, Bös, Gerhardt & Schulze, 1998). Man unterscheidet physiologische und psycho-physische (z. B. Messung der maximalen Sauerstoffaufnahme oder von Reiz-Leitungsgeschwindigkeiten), biomechanische (z. B. dynamometrische oder kinematische Messungen) und motorische Messverfahren (z. B. Konditions- und Koordinationstests). Bei Felduntersuchungen, insbesondere mit größeren Stichproben, sind sportmotorische Tests aus Gründen der Durchführbarkeit und Ökonomie zumeist die Methode der Wahl (vgl. Bös, 1996). Jedoch stellt die Durchführung von motorischen Tests immer noch erhebliche Anforderungen an personelle und finanzielle Ressourcen. In der Regel werden pro Testperson ein Zeitaufwand von einer Stunde und mehr, geschultes Testpersonal sowie spezielle Testgeräte und -räume benötigt.

alters- und geschlechtsspezifischen Vergleichswerten. Bei Testwiederholung misst der Fragebogen die Veränderungen des selbsteingeschätzten motorischen Funktionsstatus über die Zeit.

Daher finden in größeren Reihenuntersuchungen und Surveys in Normalpopulationen motorische Tests eher selten Berücksichtigung. Zur Selbsteinschätzung der körperlichen Fitness werden meist nur einzelne konkrete Fragen zum motorischen Funktionsstatus gestellt (vgl. u. a. Jackson, Blair, Mahar, Wier, Ross & Stuteville, 1990). Lediglich für spezifische Zielgruppen liegen heute bewährte Skalen vor, so z.B. für ältere, motorisch leistungsschwächere und gesundheitlich eingeschränkte Personen Skalen für die „Activities of Daily Living (ADL-Skalen)“ (vgl. z. B. Dencker & Gottfries, 1995) oder der „Funktionsfragebogen Hannover“ (vgl. z. B. Kohlmann & Raspe, 1994).

Der FFB-Mot besteht aus vier Dimensionen mit jeweils sieben Items (Tabelle 2). Die Standardfassung (SF) des FFB-Mot besteht aus 20 Items (jeweils die Items 2–6 jeder Dimension). Zusätzlich bilden vier Items zu Bewegungsaufgaben mit niedrigem Schwierigkeitsgrad eine ADL-Skala und vier mit hohem Schwierigkeitsgrad eine Sport-Skala.

Zur aussagekräftigen Erfassung des motorischen Funktionsstatus in Normalpopulationen im Erwachsenenalter stehen dagegen bis heute keine validierten Skalen zur Verfügung. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, eine Selbsteinschätzungsskala zu entwickeln, die eine empirisch valide und für die Praxis der Gesundheitsförderung taugliche, umfassende Erfassung der motorischen Leistungsfähigkeit von Normalpopulationen ermöglicht. Mit dem Fragebogen zur Erfassung des motorischen Funktionsstatus (FFB-Mot) wird ein Instrumentarium vorgestellt, das eine Lücke in der fragebogenorientierten Gesundheitsdiagnostik schließen soll.

Konzeption Der Fragebogen zur Erfassung des motorischen Funktionsstatus erfasst in vier Subskalen die motorischen Dimensionen Kraft (K), Ausdauer (A), Beweglichkeit (B) und Koordination (Ko) mittels Selbsteinschätzung. Die ebenfalls den motorischen Dimensionen zuzurechnende Schnelligkeit wird wegen ihrer fehlenden Relevanz für gesundheitsorientierte Fragestellungen nicht berücksichtigt. Zur Erfassung der vier verbleibenden motorischen Dimensionen im Fragebogen wurden schwierigkeitsabgestufte Items entwickelt, die eine große Bandbreite der körperlichen Leistungsfähigkeit in erwachsenen Normalpopulationen abdecken.

Die Standardfassung eignet sich für die Anwendung in Normalpopulationen. Die Ergänzungsskalen (ADL und Sport) ermöglichen eine Beurteilung für besonders leistungsschwache bzw. leistungsstarke Personen, deren Funktionszustand mit der Standardskala alleine nicht differenziert werden kann. Zusätzlich steht eine Kurzfassung (KF) mit zwölf der 20 Standarditems zur Verfügung. Der Summenwert über alle Items der Standardform liefert sowohl in der Lang- als auch in der Kurzform eine Einschätzung der körperlichen Fitness. Die Betrachtung der Subskalen liefert zusätzlich eine differenzierende Bewertung des motorischen Funktionsstatus in den Dimensionen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination. Die Aussagekraft dieser Profilauswertung ist wegen der Kürze der Subskalen (je fünf Items) eingeschränkt. Die Auswertung der Einzelitems kann zusätzliche Informationen über individuelle Defizite im motorischen Funktionsstatus bieten.

Zielsetzung, Konzeption und Einsatzbereiche des FFB-Mot

Entwicklung des FFB-Mot

Zielsetzung

Itemauswahl

Ziel der Anwendung des FFB-Mot ist die Erfassung des motorischen Funktionsstatus in Normalpopulationen von erwachsenen Männern und Frauen mittels Selbsteinschätzung. Bei einmaligem Einsatz liefert der FFB-Mot eine Selbsteinschätzung des motorischen Funktionsstatus. Die Beurteilung der Ergebnisse erfolgt auf der Basis von

Die Erfassung motorischer Fähigkeiten und Funktionen erfolgt auf der Verhaltensebene üblicherweise über konkrete Verhaltensbeobachtungen. Bei der Messung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch motorische Tests lassen sich rund 700 verschiedene Testaufgaben unterscheiden. Die Sichtung dieser Testaufgaben führte zu

Der Fragebogen zum motorischen Funktionsstatus

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Tabelle 1. Studien zur Test- und Itemanalyse des FFB-Mot Studie Ziel/Zweck der Studie

N

Alter

Stichprobe

Bemerkung/ Studiendesign

1

Voruntersuchung zur Itemselektion

34

30–60

Alltagspersonen, TN an Gesundheitskursen

Test-Retest innerhalb von 2 Wochen

2

Akzeptanz und Aussagekraft der Fragen des FFB-Mot

33

Experten (Sportwissenschaftler)

Expertenbefragung im Rahmen eines Workshops

3

Bad Schönborner Gesundheitsstudie (Hauptuntersuchung)

458

33–60

Normalbevölkerung

Schriftliche Befragung und motorische Testverfahren; Validitätsanalyse

4

Reliabilitätsstudie

149

35–70

Normalbevölkerung

Test-Retest innerhalb von 2 Wochen

5

Berner Lebensstil-Panel, gesundheitsrelevante Lebensstile und Gesundheit im Zeitverlauf

787

57–67

Berner Stadtbevölkerung (Schweiz)

Computergestützte telefonische Befragung, drei Erhebungen im Abstand von jeweils einem Jahr

Aufgabengrundtypen, die sich typischen Bewegungsfertigkeiten (z. B. laufen, springen, werfen, beugen, heben, tragen) zuordnen lassen (vgl. Bös, 1987). Für die Entwicklung der Funktionsfragen des FFB-Mot wurden diese Bewegungsfertigkeiten in möglichst alltagsnahe Bewegungsaufgaben eingebettet (z. B. Können Sie einen schweren Einkaufskorb (8 kg) über mehrere Etagen tragen?). In einem ersten Schritt wurden 44 solcher Bewegungsaufgaben formuliert. Dabei wurde auf Alltagsrelevanz1, Verständlichkeit und Angemessenheit der Aufgabenschwierigkeit für die Zielgruppe sowie auf die Ähnlichkeit dieser Bewegungsaufgaben mit bekannten motorischen Tests geachtet. Ebenfalls wurde nach den vier Inhaltsbereichen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination differenziert. Wichtig für die Aufgabenauswahl unter dem Kriterium der „face validity“ war ferner, dass eine Differenzierung über eine möglichst große Bandbreite körperlicher Leistungsfähigkeit möglich sein sollte.

eine summarische Übersicht und Beurteilung der Analyseschritte sind diese Untersuchungen in Tabelle 1 aufgelistet.

Den Versuchspersonen wurden die Items mit der Bitte um Einschätzung der individuellen Schwierigkeiten bei der Aufgabenlösung auf einer fünfstufigen Antwortskala von „Kann ich ohne Probleme“ bis „Ich kann diese Tätigkeit nicht“ vorgegeben.

In der Hauptuntersuchung (Studie 3) wurden die Items weiter hinsichtlich ihrer Testgütekriterien überprüft. Im daraus resultierenden Reduktionsschritt wurde die Testversion auf 28 Items verkürzt. Für diese 28 Testitems (20 Items der Standardform, 4 ADL-Items, 4 Sport-Items) wurden in einer nachfolgenden Studie (Studie 4) TestRetest-Reliabilitäten bestimmt. Zusätzlich wurden in weiteren Anwendungsstudien in der Schweiz (Studie 5) Validitätskoeffizienten berechnet.

Studien zur Test- und Itemanalyse Zur Item- und Skalenanalyse des FFB-Mot wurde eine Reihe von empirischen Untersuchungen durchgeführt. Für

1 Alltagsrelevanz, Verständlichkeit und Angemessenheit der einzelnen Items wurde mit Hilfe von Expertenratings festgestellt.

Itemselektion In einer ersten Voruntersuchung (Studie 1) wurde die Testvorform von 44 auf 40 Items verkürzt. Der Ausschluss von Fragen erfolgte bei unzureichender Verständlichkeit der Aufgabenformulierung sowie nach den folgenden Kriterien: zu geringe oder zu hohe Schwierigkeit der motorischen Tätigkeit, zu geringe Trennschärfe oder mangelnde Test-Retest-Reliabilität. Die verbleibende 40-Item-Version wurde in einem Expertenrating (Studie 2) mit Sportwissenschaftlern, Sportlehrern und Sportstudenten nochmals auf Praktikabilität und Aussagekraft überprüft.

Zur Entwicklung einer Kurzform des FFB-Mot wurde die Liste der 20 Items der Standardfassung soweit verkürzt, dass eine aussagekräftige Bestimmung des motorischen Fitnesstatus im Sinne eines generellen Summenwertes ohne Differenzierung nach einzelnen motorischen Dimensionen gewährleistet bleibt. Als Kriterien für eine entsprechende Itemauswahl kamen zur Anwendung: Iden-

Klaus Bös et al.

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Tabelle 2. Testitems des Funktionsfragebogens und Zuordnung zu den Skalen „Wie gut können Sie folgende Tätigkeiten bewältigen? Bitte geben Sie zu den nächsten 28 Fragen eine spontane Einschätzung ab. Neben jeder Frage finden Sie fünf Kästchen von „Ich habe keine Probleme“ bis „Ich kann diese Tätigkeit nicht“. Kreuzen Sie bitte das Kästchen an, das Ihrer Einschätzung am besten entspricht. Es kommt nicht darauf an, die Tätigkeit oft durchgeführt zu haben. Entscheidend ist, was Sie sich wirklich zutrauen. Können Sie ...“ Kürzel

Itemformulierung

M

r it(**)

K-ADL

1. auf einem Stuhl sitzend ohne Hilfe der Arme aufstehen

4.89

.521

K1

2. einen schweren Einkaufskorb (8 kg) über mehrere Etagen tragen (*)

4.44

.654

K2 K3

3. eine volle Bierkiste in den Keller tragen 4. aus der Rückenlage ohne Hilfe der Arme den Oberkörper aufrichten (Situp) (*)

4.38

.588

4.17

.648

K4

5. einen schweren Koffer über Kopfhöhe heben (z. B. im Zug auf die Gepäckablage)

3.97

.680

K5

6. 2 schwere Koffer über mehrere Etagen tragen (*)

3.46

.677

K-Sport

7. eine Hantel mit mehr als Ihrem Körpergewicht hochstemmen

2.06

.344

A-ADL

8. um mehrere Blocks flott gehen

4.61

.564

A1

9. mehrere Treppen hochgehen ohne auszuruhen

4.58

.649

A2

10. zwei Kilometer schnell gehen („walken“) ohne auszuruhen (*)

4.36

.543

A3

11. Einen Kilometer ohne Pause joggen (*)

3.78

.675

A4

12. 30 min ohne Pause joggen (ca. 5 km) (*)

2.86

.616

A5

13. Eine Stunde ohne Pause joggen (ca. 10 km)

2.06

.524

A-Sport

14. einen Marathonlauf (42 km) laufen

1.21

.295

B-ADL

15. einen engen Pulli und Socken alleine aus- und anziehen

4.85

.638

B1

16. auf einem Stuhl sitzend mit den Händen den Boden erreichen (*)

4.50

.554

B2

17. im Stehen Schuhe binden

4.42

.599

B3

18. mit der Hand von unten auf dem Rücken ein Schulterblatt berühren

4.23

.505

B4

19. aus dem Stand (Knie gestr.) mit den Händen den Boden erreichen (*)

3.86

.415

B5

20. im Stehen mit dem Kopf die gestreckten Knie berühren (*)

2.77

.285

B-Sport

21. rückwärts bis in die Brücke abbeugen

1.99

.365

Ko-ADL

22. eine Treppe hinab gehen, ohne sich festzuhalten

4.78

.561

Ko1

23. auf einem Bein stehen, ohne sich festzuhalten (mind. 15 sec.) (*)

4.50

.638

Ko2

24. einen Purzelbaum (*)

4.26

.621

Ko3

25. im schnellen Gehen einen Ball prellen

4.35

.624

Ko4

26. mit Abstützen über einen 1m hohen Zaun springen (*)

3.48

.647

Ko5

27. freihändig mit dem Fahrrad um eine Kurve fahren

2.89

.448

Ko-Sport

28. ein Rad schlagen

2.24

.380

Anmerkungen: K1-K5 Kraftitems, A1-A5 Ausdaueritems, B1-B5 Beweglichkeitsitems, Ko1-Ko5 Koordinationsitems, ADL (Activities of Daily Living) = Items der ADL-Skala, Sport = Items der Sportskala; (*) = Items der Kurzform, (**) = korrigierte Trennschärfe der Items mit den zugehörigen Skalen (Standardform, ADL oder Sport).

Der Fragebogen zum motorischen Funktionsstatus

tische Anzahl von Items für jede der vier Dimensionen, eine für Normalbevölkerungen realistische Spannbreite der Schwierigkeitsstufen sowie möglichst weitgehende Unabhängigkeit der Itemformulierung vom Datenerhebungsmodus. Letzteres Kriterium wurde unter der Überlegung eingeführt, dass gerade in großen, breit angelegten Gesundheitssurveys häufig verschiedene Datenerhebungstechniken eingesetzt werden. Die hier entwickelte Kurzform (KF) wurde in der Schweiz in einer Telefoninterview-Studie (Abel, Walter, Niemann & Weitkunat, 1999) auf ihre Validität und Praktikabilität hin überprüft und kam dann in einer schriftlichen (Abel & Egger, 1999) und einer persönlichen Befragung (Niemann & Abel, 1999) zur Anwendung.

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chend zwischen 12 und 60 Punkten. Die zwei Ergänzungsskalen ADL und Sport haben jeweils vier Items und damit einen Messwertbereich von 4 bis 20 Punkten. Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte der 28 Items und die korrigierten Trennschärfen zu den jeweils zugehörigen Skalen. Die innerhalb der vier motorischen Dimensionen sinkenden Mittelwerte bestätigen mit einer Ausnahme (Items Ko2 und Ko3) die Auswahl der Items im Hinblick auf einen steigenden Schwierigkeitsgrad. Die Trennschärfen liegen allgemein im mittleren bis hohen Bereich. Niedrige Trennschärfen weisen die Items A-Sport und B5 auf. Aufgrund der Ergebnisse des Expertenratings und der zufriedenstellenden Faktorzuordnung des Items B5 (Tabelle 5) werden beide Items im Fragebogen beibehalten.

Testitems und Skalen des FFB-Mot In Tabelle 2 sind die 28 Items des Fragebogens sowie ihre Zugehörigkeit zu den unterschiedlichen Subskalen aufgelistet. Bei der Vorgabe des FFB-Mot wird jedes Item mittels einer 5-stufigen Ratingskala beurteilt. Bei der Beantwortung differenziert die Versuchsperson die Antwortkategorien Ich kann diese Tätigkeit nicht (1 Punkt), Ich habe große Probleme (2 Punkte), Ich habe mäßige Probleme (3 Punkte), Ich habe leichte Probleme (4 Punkte) oder Ich habe keine Probleme (5 Punkte). Die vier Subskalen Kraft (K), Ausdauer (A), Beweglichkeit (B) und Koordination (Ko) haben mit jeweils fünf Items einen Messwertbereich von 5–25 Punkten, die Gesamtskala der Standardform (SF) reicht von 20–100 Punkten. Bei der Kurzform (KF) wird nur der Summenwert betrachtet. Dessen Punktewert liegt dementspre-

Deskriptive Kenngrößen zu den Skalen des FFB-Mot Die deskriptiven Kennwerte in Tabelle 3 entstammen der Bad Schönborner Gesundheitsstudie (Studie 3). Dabei wurden insgesamt 228 Männer und 228 Frauen im Altersbereich 33–60 Jahren befragt. Die Verteilungen sind erwartungsgemäß linksschief, da die Befragten ihren Funktionsstatus eher positiv beurteilen. Die motorische Leistungsfähigkeit nimmt im Laufe des menschlichen Alterungsprozesses ab. Durchschnittlich liegt die motorische Leistungsfähigkeit bei Frauen niedriger als bei Männern. Die berechneten Mittelwerte nach drei Altersgruppen und Geschlecht bestätigen diese Unterschiede: Die selbsteingeschätzte Leistungsfähigkeit nimmt mit zunehmenden Alter ab, und es zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Tabelle 3. Mittelwerte und Standardabweichungen des FFB-Mot (Lang- und Kurzform, ADL-Skala, Sportskala) in der Bad Schönborner Gesundheitsstudie Standardform M

SD

Kurzform N

M

SD

ADL N

M

SD

Sport N

M

SD

N

Männer Alter 33–40 Alter 41–50 Alter 51–60 Insgesamt Range Frauen Alter 33–40 Alter 41–50 Alter 51–60 Insgesamt Range

88.5 82.2 74.0 81.9

8.1 12.6 15.6 13.7 22–100

82 66 70 218

52.9 49.2 43.7 48.8

5.2 8.0 9.6 8.6 13–60

82 66 70 218

19.6 19.6 18.9 19.4

1.0 1.2 2.3 1.6 9–20

82 66 70 218

9.2 8.0 6.7 8.0

3.5 82 3.5 66 2.7 70 3.4 218 4–20

79.9 75.0 61.1 72.7

8.3 12.7 15.2 14.4 23–95

87 63 68 218

48.8 45.5 36.6 44.1

5.6 8.1 9.5 9.3 13–59

87 63 68 218

19.6 19.1 17.8 18.9

0.9 1.7 3.2 2.2 4–20

87 63 68 218

8.2 7.1 5.4 7.0

2.5 87 2.3 63 1.9 68 2.6 218 4–16

Anmerkungen: Standardform = 20-Item FFB-Mot, Kurzform = 12-Item FFB-Mot, ADL (Activities of Daily Living) = ADL-Skala (4 Items), Sport = Sportskala (4 Items).

Klaus Bös et al.

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Für die einzelnen Dimensionen, durch jeweils fünf Testitems repräsentiert, sind die Reliabilitäten der fähigkeitsbezogenen Subskalen sowie für die ADL- und die Sport-Skala ebenfalls gut (Männer .73–.90; Frauen .74–.93)

Testgütekriterien Objektivität und Reliabilität Die Objektivität der Durchführung, Auswertung und Interpretation ist beim FFB-Mot durch die standardisierten Aufgabenformulierungen sowie die präzise festgelegten Auswertungsvorschriften gewährleistet. Die Reliabilität des FFB-Mot wurde mittels Test-Retest-Analysen und Betrachtungen zur inneren Konsistenz überprüft.

Der bei der Reliabilitätsanalyse berechnete Mittelwertsvergleich zwischen Vortest und Nachtest zeigt bei den Männern keine signifikanten Unterschiede (Tabelle 4). Bei den Frauen gibt es bei der Subskala Kraft eine statistisch signifikante Mittelwertsdifferenz zwischen Vortest und Nachtest. Dabei werden im Nachtest die Items als etwas schwieriger und möglicherweise realistischer eingeschätzt. Numerisch betrachtet ist der Unterschied allerdings sehr gering.

Test-Retest-Reliabilität Zur Bestimmung der Test-Retest-Reliabilität wurde der FFB-Mot derselben Stichprobe (Studie 4) zweimal vorgelegt. Das Zeitintervall zwischen den Messungen betrug zwei Wochen.

Insgesamt kann damit zur Test-Retest-Analyse festgestellt werden, dass die Skalen des FFB-Mot gute bis ausgezeichnete Reliabilitätskoeffizienten aufweisen.

Die Test-Retest Reliabilität (Produktmoment-Korrelation) für die Standardform (20 Items) kann mit r = .90 für die Männer und r = .89 für die Frauen als ausgezeichnet bezeichnet werden. Für die Kurzform (12 Items) liegen die Reliabilitätskoeffizienten in gleicher Höhe (Männer r = .89; Frauen r = .90) und indizieren damit ebenfalls eine hohe Messgenauigkeit (Tabelle 4).

Innere Konsistenz Für die Subskalen des FFB-Mot liegen die in Studie 3 ermittelten Werte für Cronbachs alpha zwischen .79 und .88 (Männer) bzw. .79 und .84 (Frauen). Für die Gesamt-

Tabelle 4. Kennwerte und Test-Retest-Reliabilitäten für die Skalen des FFB-Mot (N = 149; 78 Männer und 71 Frauen; Alter 30–70 Jahre) Bezeichnung Sex

Meßzeitpunkt 1

Meßzeitpunkt 2

Mittelwertsunterschiede

M

SD

M

SD

t

df

p

Rel.

Standardform

M W

84.63 72.57

14.1 15.6

84.77 70.22

12.20 15.50

–0.19 2.58

70 59

1.00 .16

.90 .89

Kurzform

M W

49.74 43.49

8.42 9.92

49.66 42.21

7.69 10.40

0.18 2.29

73 60

1.00 .32

.89 .90

Kraft

M W

23.19 17.59

3.56 5.24

23.05 16.87

3.09 5.26

0.82 2.97

76 62

1.00 .00

.90 .93

Ausdauer

M W

19.28 16.19

5.33 5.59

19.05 15.51

5.11 5.24

0.81 1.82

74 66

1.00 1.00

.89 .83

Beweglichkeit M W

19.69 21.08

4.21 3.01

19.92 20.86

4.14 3.11

–0.95 0.73

73 65

1.00 1.00

.87 .74

Koordination

M W

22.43 17.55

3.65 4.85

22.65 16.76

2.80 4.92

–0.75 2.21

73 65

1.00 .48

.73 .82

ADL

M W

19.53 19.04

1.35 2.13

19.53 19.07

1.02 2.07

0.00 –0.17

74 66

1.00 1.00

.82 .78

Sport

M W

7.22 6.03

3.36 2.84

7.53 5.86

3.68 2.49

–1.23 0.66

71 68

1.00 1.00

.82 .77

Anmerkungen: M = Männer, F = Frauen; p = Signifikanzniveau nach Bonferroni -Korrektur; Standardform = 20-Item FFB-Mot, Kurzform = 12-Item FFB-Mot, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination = Subskalen des FFB-Mot, jeweils 5 Items; ADL (Activities of Daily Living) = ADL-Skala (4 Items), Sport = Sportskala (4 Items).

Der Fragebogen zum motorischen Funktionsstatus

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skalen (Kurzform, Standardform) sind die alpha-Koeffizienten dementsprechend höher (.87–.92).

vier Dimensionen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination zuzuordnen.

Die innere Konsistenz für die ADL-Skala ist geringer, jedoch noch ausreichend, während die Sport-Skala mit alpha = .61 (Männer) bzw. .39 (Frauen) keine befriedigende innere Konsistenz aufweist.

Für die Items der Standardform gelang diese Zuordnung in ausgezeichneter Weise. Die Genauigkeit der Zuordnung beträgt bei den Kraftitems zwischen 79.3 % und 97 %, bei den Ausdaueritems zwischen 90.6 % und 100 % und bei den Koordinationsitems zwischen 62.1 % und 100 %.

Validität

Sehr gut gelang auch die Zuordnung bei den Items der Sport-Skala (93.5 %–100 %), während die Items der ADL-Skala etwas schlechter zugeordnet wurden (54.8 % –93.5 %).

Zur Bestimmung der Validität des FFB-Mot wurden Expertenratings und Analysen zur Konstruktvalidität mit den Daten der Bad Schönborner Gesundheitsstudie (Studie 3) durchgeführt. Die Kriteriumsvalidität wurde mit Hilfe von Außenkriterien ermittelt.

Konstruktbezogene Validität Hauptkomponentenanalyse. Mittels Hauptkomponentenanalysen wurde im Rahmen der Konstruktvalidierung die angenommene vierfaktorielle Struktur des FFB-Mot überprüft (Studie 3; N = 458).

Expertenrating (inhaltliche Validität) Der FFB-Mot wurde 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Studierenden einer sportwissenschaftlichen Einrichtung vorgelegt (Studie 1). Deren Aufgabe war es, die in zufälliger Reihenfolge aufgelisteten Einzelitems den

Die vierfaktorielle Struktur des Messinstrumentes wurde zunächst unter Anwendung des Eigenwertkrite-

Tabelle 5. Kommunalitäten und Faktorladungen der rotierten Hauptkomponenten Männer Eigenwert Varianzanteil Komponente

4.43 22.17 1 Kommunalität

K1 K2 K3 K4 K5 A1 A2 A3 A4 A5 B1 B2 B3 B4 B5 Ko1 Ko2 Ko3 Ko4 Ko5

.80 .77 .61 .69 .66 .74 .52 .69 .83 .79 .57 .68 .54 .74 .52 .53 .69 .69 .67 .41

2.68 13.38 3

2.58 12.90 4

Frauen 3.47 17.33 2

Faktorladungen .84 .85 .62 .72 .60 .78 .46 .46 .21 .07 .31 .40 .42 .20 –.02 .27 .16 .25 .17 .09

.17 .03 .07 .18 .29 .32 .53 .60 .83 .84 –.04 .08 .13 .13 .30 .21 .05 .08 .35 .27

.24 .13 .24 .19 .18 .09 .11 .16 .19 .17 .51 .67 .53 .82 .66 .22 .27 .19 .13 –.05

2.88 14.38 2 Kommunalität

.10 .18 .42 .32 .43 .14 .09 .30 .24 .22 .47 .26 .25 .13 .05 .60 .77 .77 .71 .57

.59 .73 .50 .73 .65 .53 .48 .76 .85 .77 .69 .71 .55 .62 .30 .63 .62 .53 .62 .58

2.73 13.64 3

4.28 21.40 1

2.56 12.79 4

Faktorladungen .65 .81 .36 .78 .74 .21 .00 .07 .18 .20 .20 .27 .16 .10 .22 .13 .27 .14 .22 .18

.13 .10 .21 .13 .13 .27 .47 .78 .89 .85 .08 .09 –.03 .20 .07 .19 .11 .17 .23 –.02

.31 .17 .55 .23 .24 .55 .46 .31 .12 .00 .80 .78 .69 .75 .47 .51 .44 .37 .12 –.02

Anmerkungen: Daten der Studie 3; K1-K5 Kraftitems, A1-A5 Ausdaueritems, B1-B5 Beweglichkeitsitems, Ko1-Ko5 Koordinationsitems

.25 .18 .14 .22 .14 .33 .23 .23 .09 .05 .03 .15 .20 .05 .15 .56 .58 .59 .71 .74

Klaus Bös et al.

108

Multitrait-Multimethod-Methode (MTMM) zur Konstruktvalidierung

riums in der Hauptkomponentenanalyse überprüft. Der Eigenwertsverlauf bei den Männern (8.79, 1.61, 1.49, 1.27, 0.96, 0.72, 0.66 etc.) zeigt vier Faktoren mit Ladungen größer eins, bei den Frauen (7.84, 1.84, 1.53, 1.23, 1.04, 0.74, 0.70 etc.) ist der Eigenwert des fünften Faktors ebenfalls noch marginal größer eins. Die vier extrahierten Faktoren erklären bei den Männern 65.9 % der Varianz, bei den Frauen 62.1 %.

Die „Multitrait-Multimethod-Methode“ (MTMM) gilt als sorgfältige und umfassende Methode zur Konstruktvalidierung. Sie erfordert, dass mehrere Konstrukte (Multitrait) durch mehrere Erhebungsmethoden (Multimethod) erfasst werden. In der vorliegenden Untersuchung geschah dies durch Messung der Fitnessdimensionen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination mittels des FFB-Mot und mittels sportmotorischer Tests (z. B. Situps zur Messung der Kraft, Walking-Test zur Messung der Ausdauer). Insgesamt wurden 16 standardisierte sportmotorische Tests von 458 Männern und Frauen (Alter 33–60 Jahre, Studie 3) zusätzlich zum FFB-Mot absolviert. Die Untersuchungen zum FFB-Mot wurden im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprojektes (Bad SchönbornStudie) zu den Zusammenhängen von Fitness, Aktivität, Wohlbefinden und Gesundheit durchgeführt (Woll, 1996).

Bei der Gesamtbetrachtung der Ladungen der rotierten Faktorladungsmatrix (Tabelle 5) stellt sich die Abbildung der Items einer Dimension auf dem entsprechenden Faktor recht gut dar. Bei den Männern finden sich, abgesehen von dem leichtesten Ausdaueritem (A1), die Primärladungen aller Items auf den Faktoren ihrer entsprechenden Subskalen. Bis auf das leichteste Beweglichkeitsitem (B1; Ladung .51), das etwa gleich hoch auf dem Koordinationsfaktor lädt, sind die Primärladungen aller anderen Items bei den Männern als eindeutig und hoch zu bezeichnen. Bei den Frauen laden die ersten beiden Koordinationsitems (Ko1, Ko2) sowie das zweite Ausdaueritem (A2) nicht eindeutig auf den angenommenen Faktoren. Das dritte Kraftitem (K3) und das erste Ausdaueritem (A1) laden auf einem anderen Faktor.

In der vorliegenden Studie wurde die MTMM-Methodik eingesetzt, um die Konstruktvalidität über die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Konstrukten (K, A, B, Ko) und den Methoden (FFB-Mot, sportmotorische Tests) zu bestimmen (Tabelle 6). Die Güte der MTMMErgebnisse wird anhand von vier Kriterien beurteilt (vgl. Bortz & Döring, 1995).

Im Gesamtüberblick lassen sich die vier Faktoren jedoch recht gut ausdifferenzieren. Die Validität der Konstrukte stellt sich bei der Hauptkomponentenanalyse damit insgesamt als zufriedenstellend dar. Als kritisch sind lediglich die Ladungen einiger sehr leichter Items auf ihren Faktoren einzustufen. Dies bestätigt die Ergebnisse des Expertenratings und ist in Zusammenhang mit der theoriekonformen Annahme zu erklären, dass sehr leichte motorische Tätigkeiten nicht als eindeutig durch einzelne motorische Fähigkeiten determiniert angesehen werden können. In Folgestudien sind konfirmatorische Analysen zur weiteren Testung der vierfaktoriellen Struktur geplant.

Die Korrelationen der Subskalen des FFB-Mot mit den entsprechenden motorischen Testbatterien (Monotrait-Heteromethod-Correlations) der Studie 3 (Tabelle 6) variieren für die vier Dimensionen zwischen r = .31 und r = .59 (Männer) bzw. r = .21 und r = .62 (Frauen). Für den Gesamttest betragen die Zusammenhänge r = .58 (Männer) bzw. r = .56 (Frauen). Diese Korrelationen sind statistisch signifikant und insbesondere für die Gesamtkorrelation auch numerisch in bedeutsamer Höhe. Der Zu-

Tabelle 6. Multitrait-Multimethod (MTMM) – Matrix FFB-Mot

FIT-Test

K

A

B

Ko

Ge

K

A

B

Ko

Ge

FFB-Mot

K A B Ko Ge

– .63 .64 .65 .88

.50 – .53 .57 .82

.55 .43 – .56 .80

.53 .48 .53 – .84

.76 .79 .76 .80 –

.38 .29 .39 .49 .47

.03 .21 –.40 –.22 .01

.43 .33 .62 .44 .54

.38 .34 .31 .58 .44

.43 .46 .51 .42 .56

FIT-Test

K A B Ko Ge

.50 .18 .43 .40 .47

.42 .31 .38 .35 .44

.39 .19 .59 .33 .51

.59 .29 .41 .53 .51

.61 .27 .55 .49 .58

– .41 .50 .62 .82

.00 – .26 .32 .56

.56 .14 – .34 .84

.58 –.11 .45 – .70

.78 .22 .86 .68 –

Anmerkungen: Studie 3; Männer, N = 228, untere Diagonale; Frauen, N = 228, obere Diagonale; K = Subskala Kraft, A = Subskala Ausdauer, B = Subskala Beweglichkeit, Ko = Subskala Ko.

Der Fragebogen zum motorischen Funktionsstatus

109

Tabelle 7. Korrelationen des FFB-Mot12 und des FFB-Mot20 sowie der Skalen ADL und Sport mit ausgewählten Kriteriumsmerkmalen in der Bad Schönborner Gesundheitsstudie und dem Berner Lebensstil Panel Subjektive Gesundheit

Rückenschmerzen

Intensität/ Sportaktivität

N

M

W

M

W

M

W

M

W

Standardform (Bad Schönborner Gesundheitsstudie)

.551**

.431**

–.475**

–.464**

.486**

.313**

226

226

Kurzform (Bad Schönborner Gesundheitsstudie)

.500**

.422**

–.349**

–.361**

.495**

.330**

226

226

Kurzform (Berner Lebensstil Panel)

.395**

.483**

–.212**

–.242**

.267**

.279**

344

434

FFB-ADL (Bad Schönborner Gesundheitsstudie)

.399**

.364**

–.363

–.334**

.292**

.124

226

226

FFB-Sport (Bad Schönborner Gesundheitsstudie)

.358**

.153*

–.222**

–.228**

.264**

.225**

226

226

Anmerkungen: ** p < .01, * p < .05; M = Männer, W = Frauen.

sammenhang zwischen selbsteingeschätzter und gemessener Fitness wird damit bestätigt und das erste Kriterium für konvergente Validität erfüllt. Das zweite Kriterium, die diskriminante Validität (geringe Korrelationen der Dimensionen untereinander, unabhängig von der Methode) lässt sich nur bedingt bestätigen: Die Heterotrait-Monomethod-Korrelationen sind nicht durchgängig kleiner als die zugehörigen Monotrait-Heteromethod-Korrelationen. Insbesondere die Korrelationen innerhalb der Subskalen des FFB-Mot verletzen dieses zweite Kriterium der MTMM-Methode. Für Kriterium drei wird gefordert, dass die Heterotrait-Heteromethod-Korrelationen niedriger sind als die Monotrait-Heteromethod-Korrelationen. Dies trifft ebenfalls nicht für alle Koeffizienten zu. Auch dieses Kriterium ist damit nur bedingt erfüllt. Kriterium vier ist dagegen weitgehend erfüllt: Es liegen vergleichsweise geringe Heterotrait-Heteromethod-Korrelationen vor. Die MTMM-Methode liefert insgesamt wichtige Hinweise für die Konstruktvalidität des FFB-Mot. Die zentralen Koeffizienten für die konvergente Validität streuen für den Gesamttest sowie für die Subskalen Beweglichkeit und Koordination für Männer und Frauen zwischen r = .53 und r = .62 (Tabelle 6). Dies bedeutet gemeinsame Varianzanteile in Größenordnungen von rund 30 % bei der Korrelation der Fähigkeitseinschätzung unabhängig von der Meßmethode. Für Korrelationen im Motorikbereich kann dieser Wert als gutes Ergebnis bezeichnet werden (vgl. Bös, 1987). Die Methoden zur Erfassung der

Kraft zeigen Korrelationen bei den Männern von r = .50, bei den Frauen etwas schwächer von r = .38. Bei der Ausdauer sind die Korrelationen mit r = .31 bei den Männern und mit r = .21 bei den Frauen am geringsten. Letzteres ist vor allem damit zu begründen, dass auf der Verhaltensebene mit dem 2-km-Walking-Test ein Verfahren im submaximalen Ausdauerbereich verwendet wurde, während bei der Selbsteinschätzung im FFB-Mot mit der Einschätzung zu Laufstrecken von 1 km – 10 km (Items A3–A5) wesentlich schwierigere Ausdauertests herangezogen wurden. Ausdauertests unterschiedlicher Schwierigkeit korrelieren jedoch auch bei Verhaltensmessungen nur in geringer bis mittlerer Höhe (vgl. Bös, 1987). Kriterienbezogene Validität Für die Standard- und die Kurzfassung sowie die Skalen ADL und Sport des FFB-Mot wurde überprüft, inwieweit der Summenwert zum motorischen Funktionsstatus mit den externen Kriterien „Intensität der sportlichen Aktivität“ sowie zwei Indikatoren des Gesundheitsstatus in erwarteter Richtung korreliert. Auf der Basis der Ergebnisse verschiedener sportwissenschaftlicher Studien (vgl. im Überblick Woll, 1996) ist davon auszugehen, dass der motorische Funktionsstatus positiv mit der Intensität der sportlichen Aktivität und der Einschätzung des Wohlbefindens sowie negativ mit krankheitsorientierten Indikatoren wie z.B. dem Vorhandensein von Rückenbeschwerden korreliert. Zur Überprüfung dieser Zusammenhänge wurden die Daten der Bad Schönborner Gesundheitsstu-

Klaus Bös et al.

110

die (Studie 3; Woll, Tittlbach und Schott, 2001) und die Daten des Berner Lebensstil-Panels (Studie 5; Abel et al., 1999) herangezogen. Tabelle 7 zeigt die Korrelationen der Summenwerte der Standard- und Kurzform sowie der Subskalen ADL und Sport des FFB-Mot mit den Kriteriumsvariablen Geschlecht, Sportaktivität sowie dem subjektiven Gesundheitsstatus und der Prävalenz von Rückenschmerzen. Die Korrelationen mit dem subjektiven Gesundheitsstatus2, dem Index Rückenschmerzen3 und der subjektiv eingeschätzten Intensität der eigenen Sportaktivität4 mit dem Summenwert der Standardform des FFB-Mot liegen für Männer und Frauen in etwa gleicher Größenordnung und zeigen auch für beide Geschlechtergruppen getrennt die erwarteten Zusammenhänge. Die Ergebnisse in Tabelle 7 verdeutlichen, dass auch der Summenwert der Kurzform des FFB-Mot die erwarteten Zusammenhänge mit den ausgewählten Kriteriumsvariablen bestätigt. Die Korrelationen mit dem subjektiven Gesundheitsstatus5, der 36-Monats-Prävalenz von Rückenschmerzen6 und der subjektiv eingeschätzten Intensität von eigener Sportaktivität7 mit dem Summenwert der Kurzform des FFB-Mot liegen für Männer und Frauen in etwa gleicher Größenordnung und zeigen sowohl in Studie 3 als auch in Studie 5 die erwarteten Zusammenhänge. Auch die Summenwerte der Subskalen ADL und Sport korrelieren mit den Indikatoren für Gesundheit und sportliche Aktivität in der erwarteten Richtung. Insgesamt zeigen die Standard- und die Kurzform sowie die Subskalen ADL und Sport des FFB-Mot in beiden Studienpopulationen und unter Verwendung verschiedener Kriteriumsvariablen die erwarteten Zusammenhänge.

Diskussion In den modernen Industrieländern steht eine Vielzahl der bedeutendsten chronischen Krankheiten und gesundheitlichen Probleme im nachweisbaren Zusammenhang mit spezifischen Lebensgewohnheiten (Lalonde, 1974; Wynder, 1991). Darunter fallen sowohl somatische als

2 In Studie 3 gemessen mit Hilfe eines selbstentwickelten Fragebogens in Anlehnung an das break-down profile von Antonovsky, 1987 (Woll, 1996). 3 in Studie 3 gemessen mit Hilfe eines selbstentwickelten Fragebogens in Kooperation mit dem UKK-Institut, Tampere, Finnland (Woll, 1996) (fünfstufig von 0 = keine Schmerzen bis 4 = sehr starke Schmerzen) . 4 in Studie 3 gemessen mit Hilfe eines selbstentwickelten Fragebogens in Kooperation mit dem UKK-Institute, Tampere, Finnland (Woll 1996) (vierstufig von 0 = kein Sport bis 3 = hart und angestrengt). 5 Selbstberichtete Gesundheit, fünfstufig von 1 = sehr schlecht bis 5 = sehr gut, Studie 5. 6

zweistufig; 0 = nein, 1 = ja, Studie 5.

7

fünfstufig von 0 = kein Sport bis = sehr intensiv, Studie 5.

auch psychische Erkrankungen, u. a. Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes Typ II, Osteoporose, Depression und anhaltend beeinträchtigtes psychisches Wohlbefinden. Unter den Verhaltenseinflüssen ist insbesondere ein zu niedriges Ausmaß an körperlicher Aktivität sowie eine geringe Ausprägung der körperlichen Fitness zu nennen (Bouchard et al., 1994; Marti & Hättich, 1999). In gesundheitsbezogenen Untersuchungen, insbesondere in Studien mit großen Stichprobenumfängen, erfolgte bislang jedoch überwiegend eine Analyse der körperlich-sportlichen Aktivität. Die Erfassung der körperlichen Fitness hingegen ist bisher selten zu finden, da der Einsatz motorischer Tests, selbst bei relativ einfachen Testverfahren insgesamt vergleichsweise aufwendig ist und damit häufig unter Gesichtspunkten der Zumutbarkeit für die zu untersuchende Population und der Finanzierbarkeit ausscheidet. Angesichts der wachsenden Bedeutung der Qualitätssicherung in der bevölkerungsbezogenen Prävention und Gesundheitsförderung werden heute aber effiziente Methoden zur Bestimmung des Fitnesstatus und zur Überprüfung der Wirksamkeit entsprechender Interventionen benötigt. Mit dem FFB-Mot wurde ein Instrument entwickelt, das die motorische Leistungsfähigkeit umfassender als bisher in den vier Dimensionen Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination per Selbsteinschätzung misst. Damit erfasst der FFB-Mot die gesamte Spannbreite körperlicher Fitness in Normalpopulationen des Erwachsenenalters und schließt damit eine Lücke in der fragebogenbasierten Gesundheitsdiagnostik. Trotz der geringen Trennschärfe von zwei Items und einigen problematischen Ladungen in der Faktorstruktur konnten den Skalen des FFB-Mot in verschiedenen Teilstudien gute bis hinreichende psychometrische Eigenschaften bestätigt werden. Die internen Konsistenzen für die Gesamt- und die Subskalen schwanken zwischen .79 und .88. Die Test-Retest-Reliabilitäten für zwei Wochen liegen zwischen .83 und .97. Die ermittelten Faktorenstrukturen des FFB-Mot für Frauen und Männer weisen auf eine unterschiedliche Bedeutung der Dimensionen der motorischen Fitness nach Geschlecht hin. Dies sollte durch eine konsequent nach Geschlecht getrennte Auswertung des FFB-Mot berücksichtigt werden. Die konvergente Validität des FFB-Mot wurde im Vergleich mit den Resultaten aus sportmotorischen Tests unter Anwendung der Multitrait-Multimethod-Methode weitgehend bestätigt. Eine gewisse Methodenabhängigkeit muss wegen der unterschiedlichen Testform, sportmotorische Tests und subjektive Einschätzung, akzeptiert werden. Darüber hinaus korreliert die unter Einsatz des FFB-Mot gemessene motorische Leistungsfähigkeit wie erwartet positiv mit den Merkmalen „subjektives Wohlbefinden“ und „sportliche Aktivität“, negativ mit „Rükkenbeschwerden“ und „Alter“. Im Rahmen von Fragebogenuntersuchungen und Interviews kann damit der FFB-Mot als effizientes Screen-

Der Fragebogen zum motorischen Funktionsstatus

ing-Verfahren zur Erfassung der körperlichen Fitness eingesetzt werden. Der FFB-Mot eignet sich für Erhebungen in Form von schriftlichen, persönlichen und telefonischen Befragungen. Die Auswertung des Fragebogens ist mit unterschiedlichem Differenzierungsgrad möglich. In zukünftigen Längsschnittsuntersuchungen gilt es, die prognostische Validität des Verfahrens zu bestimmen. Der Fragebogen bedarf außerdem weiterer Überprüfungen seiner Gütekriterien sowie einer Normierung an einer geeigneten Eichstichprobe, die die gesamte Spannbreite des Erwachsenenalters umfassen sollte.

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Prof. Dr. Klaus Bös Institut für Sport und Sportwissenschaft Universität Karlsruhe Kaiserstr. 12 D-76128 Karlsruhe E-Mail: [email protected]



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